Storchenkamera

Storchentagebuch 2002
...was bisher geschah

Teil 9 

4. Mai 02


Nutzen wir die Gelegenheit, so lange noch Zeit dafür ist!

Dauerregen und gerade einmal 10° Lufttemperatur: So gestalten sich die reinen Wetterdaten für den heutigen ersten Samstag im Wonnemonat Mai. Da möchte man keinen Hund vor die Tür jagen! Auffällig häufig vollführten heute wieder die Münsterdohlen Besuche am Storchennest. Und wie zu besten Zeiten konnte einmal gleichzeitig ein ganzes Dohlenquartett bei der Plünderung ertappt werden.

Doch es ereignete sich auch in Storchendingen Erfreuliches. Nach einem Tag ohne Storch konnte heute wieder ein Paar für kurze Zeit gesichtet und in wunderschönen Schnappschüssen von Helmut Wilfling dokumentiert werden. Es war genau um 15:37 Uhr, als die beiden Störche kurz nacheinander im Nest landeten und ihre Besitzansprüche durch lautes Klappern verdeutlichten.

Die Parallelität der Ereignisse zum 2. Mai (siehe Tagebucheintrag) lässt mich vermuten, dass es sich bei den heutigen Besuchern um das gleiche Paar wie am vergangenen Donnerstag gehandelt haben könnte. Dieser Eindruck verstärkt sich noch dadurch, dass ein Partner des Paares – wie am 2. Mai – einen Ring links über den Zehen trug, der von Art und Aussehen dem Vergleichsstorch gleich kommt. 

Der Ringträger war in beiden Fällen der männliche Partner und das dazu gehörende Weibchen war jeweils unberingt. Nachdem der beringte Storch schon nach wenigen Minuten das Weite suchte, flog sein Partner erst nach etwa 20 Minuten um 15:58 Uhr ab.

Na, immerhin! Hat doch heute Nacht wieder einer unserer gefiederten Freunde im Nest übernachtet. Ich kam erst gegen 22:10 Uhr an meinen PC und sah bei noch eingeschalteter Stadtbeleuchtung eindeutige Bewegungen und zwei Beine vor der hellen Silhouette der dem Nest gegenüber liegenden Paulskirche. Es wird doch nicht etwa doch...? Aber nicht schon wieder falsche Hoffnungen wecken!.

5. Mai 02

Unser Übernachtungsgast konnte bei einsetzender Morgendämmerung von der treuen Website-Seherin Nancy aus Philadelphia um 5:55 Uhr noch im Nest gesichtet werden. Irgendwann danach muss er abgeflogen sein, denn als Ihr Tagebuchschreiber gegen 7:30 Uhr seinen Sonntagmorgen begann, war das Nest leer, jedoch deuteten einige strahlend weiße Kotspritzer auf die Anwesenheit von Meister Adebar hin. Da nicht nur Störche, sondern auch Storchenexperten einer Morgentoilette bedürfen, blieb mein Platz am Schreibtisch für einige Minuten verwaist. Groß war die Freude, als beim nächsten Blick wieder ein leibhaftiger Storch vor mir stand (man wird ja schon bescheiden!). Gegen 7:44 Uhr war er gelandet. Dass er dabei auf einem Bein stand, ist nun wirklich nicht besonders schlimm und gibt zu keinerlei Sorge Anlass. Beim mehrmaligen Kratzen am Kopf konnte einwandfrei sichergestellt werden, dass Adebar über zwei rote Beine verfügte und das Verstecken dieses besagten Beines auch nicht im bewussten Verbergen eines dort angebrachten Ringes einer Vogelwarte begründet war. Der Besucher zeigte sich nämlich gänzlich ohne derartige Erkennungszeichen und dürfte mit dem gestrigen Partner des Ringstorches identisch sein.


Da hab ich doch was gehört? Läuten schon die Glocken?


Da nutze ich die Zeit, mich noch etwas zurecht zu machen!

Ungewöhnlich lange (für unsere Verhältnisse) hielt sich der Sonntagsstorch im Nest auf, ehe er kurz vor 9:00 Uhr zum Gottesdienstbesuch abflog. Vom Turm des nahen katholischen Münsters sowie von dem der evangelischen Paulskirche riefen in diesem Augenblick die Glocken die Gläubigen zum Gottesdienst und es ist nicht bekannt, in welche Richtung Meister Adebar sich wandte. Welche Gründe schließlich den Anlass gaben, so lange dem Nest fern zu bleiben, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall stellte sich gegen 13:30 Uhr der nächste Interessent ein. Obwohl ich zu dieser Zeit in Mosbach weilte (Bericht siehe unten), konnte ich bei meiner Rückkehr an einer neuen beschissenen (verzeihen Sie in diesem Fall meine Fäkalsprache, sie ist aus literarischen Gründen in diesem Falle nicht zu umgehen) Stelle, dass diese nur von einem weiteren Kurzbesucher stammen konnte. Der Gästebucheintrag von Sandra bestätigte dann auch schnell meine Einschätzung. Was will uns unser Freund sagen? Will er damit seine Meinung über den Zustand des Nestes ausdrücken? Um diesem Missstand zu begegnen, gäbe es meiner Meinung nach genug andere Möglichkeiten, z.B. kräftig bauen. So geht es mit uns aber nicht! Mit etwas mehr Nestpräsenz und weniger Schweinereien kämen wir uns schon wesentlich näher.


Beschiss...Lage mit Dohlen.
Der kleine, weiße Fleck neben dem gelben Plastikteil stammt vom Mittagsbesuch,
der große Rest entstand während der Nacht...  

Erwarten wir gespannt die Abenddämmerung und hoffen wir gemeinsam auf einen neuerlichen Übernachtungsgast. Viel Spaß!

Erinnern Sie sich noch an den 15./16. März. Damals gab es freudige Nachrichten, denn unser Frühheimkehrer hatte eine Partnerin gefunden und alles schien auf eine baldige Brut hinzudeuten. Doch wir hatten die Rechnung ohne die Storchendame gemacht. Sie entführte in zweiter Instanz das Dinkelsbühler Männchen zu ihrem Stammnest nach Mosbach bei Feuchtwangen (siehe Tagebucheinträge vom 15./16. März). Am 1. Mai schließlich (damals erwartete ich den Schlupf des 1. Kükens) entdeckte ich noch kein Lebenszeichen im Nest. Doch heute reckten bereits 3 Junge ihre Hälse hoch, als Papa Storch am Nest erschien, die Storchenmama sich erhob und unverzüglich ihrerseits zur Nahrungssuche abflog. Was sich dann ereignete, kann selbst von ungeübten Beobachtern auch aus einem ungünstigen Blickwinkel zum Nest beobachtet und richtig eingeschätzt werden. Sind keine Jungen geschlüpft, würde sich der ablösende Storch nach einigen stochernden Schnabelbewegungen behutsam im Nest niederlassen. In unserem Fall – es sind Junge geschlüpft – dauert es meist nicht lange, bis Futter ausgewürgt wird. Der Kopf ist tief gesenkt und nach wenigen Augenblicken setzen pumpende und wellenartige Bewegungen ein und das Nahrungsgut plumpst in das Innere des Nestes. Anschließend richtet sich der fütternde Altvogel auf und wiederholt gegebenenfalls das Ganze noch ein oder mehrere Male. Der beste Beweis für das Vorhandensein von Jungen ist die nach einigen Minuten einsetzende Wiederaufnahme des von den Jungen nicht gefressenen Futters. Dazu senkt der Altvogel seinen Schnabel ins Nest, nimmt beispielsweise einen nicht verzehrten Regenwurm wieder auf und schleudert diesen mit einer ruckartigen Bewegung des Kopfes in den Rachen. Da dies nach einer Fütterung – je nachdem wie viel übrig geblieben ist - in schneller Folge wiederholt wird, ist der Nachweis für junges Leben damit erbracht, auch wenn man keinen Einblick ins Nest nehmen kann.

Nachtrag zum 5.5.

Unser heutiger Storch scheint sich nun doch zu einer Art Dauerbrenner zu entwickeln. Er erschien gegen 19:00 Uhr an seinem „Abendeinstand“ und blieb. Er verbringt also die zweite Nacht im Nest. Ein weiterer Rekord seit Mitte März, als das Paar aus Dinkelsbühl verschwand.

Die leidige Diskussion um den Zustand des Nestes mag einfach nicht verstummen. In den vergangenen 10 Wochen konnten wir alle Zustandsformen eines Storchennestes bestaunen. Das perfekte Nest, das sich dem Beobachter von Mitte Februar bis Mitte April bot (siehe die entsprechenden  Tagebucheinträge), veranlasste ein Paar sogar zum Verlassen von Nest und möglichem Brutort wie alle späteren Besucher auch von einem – nach menschlichen Maßstäben – unordentlichen oder unvollständigen Nest mehr oder weniger nicht angezogen wurden. Immerhin verbringt der heutige Gast schon den zweiten Tag und die zweite Nacht in Dinkelsbühl, obwohl das Nest nicht den Vorstellungen aller Seher entspricht. Dies schaffte in den letzten fast acht Wochen kein anderer Besucher, obwohl damals das Nest durchaus höheren Ansprüchen genügte. Vielleicht liegt es nun doch nicht allein an der Ausstattung eines Nestes, ob dieses besetzt wird oder nicht. Ich kenne sehr viele Storchenbehausungen, die jedes Jahr in einen Top-Zustand gebracht werden und jedes Mal interessiert sich kein „Schwein“ darum. Wenn es so einfach wäre, genügte es ja, auf jedes zweite Haus eine Ideal-Storchenburg mit integriertem Internetanschluss und eingebauter Superkamera zu bauen und man könnte die Storchenpopulationen ins Unermessliche steigern. Nun entscheiden Gott sei Dank die Störche doch noch selbst darüber, wo sie brüten wollen oder nicht. Vielleicht liegen die Gründe ganz wo anders. Probieren wir es einmal mit dem Lebensraum.

Das Einfachste wäre sowieso, die Störche in Gehegen zu halten, sie am Wegfliegen zu hindern und rund um die Uhr zu füttern. Kaum ein Vogel ist so leicht zu züchten, zu füttern und zu manipulieren wie unser Storch. Wer diesen Storch bevorzugt, muss einen Weg bestreiten, der zu einer „Verhausschweinung“ einer Tierart führt. Dies garantiert guten Bruterfolg, einen engen Kontakt von Groß und Klein mit unserem Freund, jedoch bringt es uns in Sachen Naturschutz und Lebensraumsicherung keinen Schritt weiter. Im Gegenteil! Durch solche Maßnahmen wird der Naturschutzgedanke unterlaufen und zu einer reinen Tierschutzaktion degradiert. Dann lieber ein beschissenes Nest und keine Störche als Augenwischerei unter dem Mäntelchen einer heilen Welt. Wollen Sie diese Welt erleben, gehen Sie in den Zoo oder staunen Sie über mehr oder weniger abartige Einrichtungen, in denen Tiere unter dem Vorwand des Artenschutzes zum Affen gemacht oder in peinlicher Weise zur Vermarktung freigegeben werden.

Wenn Sie sich aber in der Lage sehen, den Storch als Indikator für einen noch relativ intakten Lebensraum zu betrachten, dann sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Wir werden unsere Intensionen zu gegebener Zeit weiter verdeutlichen. Die ersten Maßnahmen sind bereits auf den Weg gebracht.

6. Mai 02

Mit dem heutigen Tag sind wir erstmals seit dem 16. März in der glücklichen Lage, nicht mehr jede einzelne Sichtung eines Storchs im Nest gesondert bewerten und dokumentieren zu müssen. Der oder die Storch/Störchin gehört nun eindeutig zum Inventar des Nestes und wird wohl bis auf weiteres auch darin übernachten. Außerdem kann man – mit etwas Glück – fast zu allen Tages- und Nachtzeiten mit der Präsenz eines Adebars im Nest rechnen. Auf jeden Fall ist unserem Storch der Zustand des Nestes ziemlich egal. Und wenn er (noch) keine Bauabsichten hegt, dann liegt es einzig am Storch und seiner noch fehlenden Brutbereitschaft und Brutabsicht. So wie sich die Situation jetzt darstellt, würde sich unser Freund bzw. unsere Freundin auch in einem Musternest nicht anders verhalten. Dies würde sich möglicherweise mit dem Erscheinen eines Partners schnell ändern. Also bewahren wir Ruhe und freuen uns riesig, wenn uns das Glück noch ein wenig hold ist. Heute gegen 14:00 Uhr beschäftigte sich der noch Einzelgänger intensiv mit dem Unterbau des Nestes, er inspizierte die Seitenwände, stocherte mal hier, mal dort und stand für viele Minuten auf dem rechts vom Kern des Nestes befindlichen schmalen Brett.


So schlecht scheint die Bausubstanz doch nicht zu sein! 

Die schmale Stange ist ja super bequem. Da werde ich öfters ruhen!

Alle mal herhören! Da wohne jetzt ich!


Haut ab! Das ist mein Nest!

Um 15:02 Uhr eröffnete unser Hausherr eine unruhige Phase im Nest mit einer intensiven Klapperstrophe verbunden mit dem typischen Drohverhalten der Störche: Aufrichten der Schwanzfedern, Abspreizen der Flügel, pumpende Bewegungen mit den Trägflächen, Senken des Kopfes und ein scharfes, härter klingendes Klappern als bei der Begrüßungszeremonie.

Mit Sicherheit sah der Dinkelsbühler Storch zu dieser Zeit einen oder mehrere Fremdstörche in seinem Gesichtsfeld. Diese Behauptung gewinnt auch noch dadurch an Gewicht, dass er oder sie innerhalb von 8 Minuten vier Mal das Nest verließ, dabei zur Unterstreichung seiner Besitzansprüche einige Runden im näheren Horstumfeld drehte und anschließend sofort wieder landete, um sein Drohprogramm abermals ablaufen zu lassen. Erst um 15:10 Uhr flog er dann endgültig ab, um für eine längere Zeit dem Nest fern zu bleiben.

Just im gleichen Augenblick erreichte mich ein Anruf aus Mosbach (Sie wissen schon! Dort brütet das Ex-Dinkelsbühler Paar) . Ein besorgter Einwohner meldete einen schweren Angriff auf das dortige Storchennest und ich wurde über Handy Zeuge der Geschehnisse. Während des Telefonierens gab mir der Anrainer wie ein Reporter eine genaue Schilderung der Abläufe. Immer wieder versuchte der im Nest hudernde Storch die Angriffe abzuwehren, um sich schließlich mit weit gespreizten Beinen schützend über die wenige Tage alten Jungen zu stellen. Als nach einigen Minuten der Partner am Nest eintraf, wendete sich das Blatt und der Angreifer musste abziehen. Eine sofortige Nachkontrolle ergab folgendes Bild: Der Fremdstorch hatte glücklicherweise keinen Schaden angerichtet. Die drei bisher geschlüpften Jungen waren unverletzt. Ebenso wurde ein noch nicht ausgebrütetes Ei bei den Kampfhandlungen nicht aus dem Nest befördert. Das Rückengefieder des Männchens war mit Blut besudelt, an beiden Beinen waren in Höhe des Intertarsalgelenkes mehrere kreisrunde „Einstichlöcher“ zu erkennen, die der Angreifer dem tapferen Verteidiger beigebracht hatte. Aus diesen tropfte noch ein wenig Blut. Mit hängenden Flügeln und sicher einer gehörigen Portion an Prellungen, machte der Kämpfer einen ziemlich erschöpften Eindruck Seine dreijährige Partnerin widmetet sich jedoch schon wieder liebevoll dem Nachwuchs und gab ihm durch Bedecken mit ihrem Körper die nötige Wärme. Nur alle Paar Minuten erhob sie sich für kurze Zeit, um wieder eine neue Liegeposition einzunehmen Noch einmal Schwein gehabt!

Vor solchen Attacken, bei denen es um Leib und Leben des Nachwuchses geht, sind wir in Dinkelsbühl – in diesem besagten Fall zum Glück – im Augenblick noch weit entfernt. Unser Dauergast schickt sich ein weiteres Mal an, die Nacht im Nest zu verbringen und er wird sicher so verfahren. Im Augenblick – es ist genau 19:48 Uhr – steht er bereits wieder eine knappe Stunde in seinem „Hotel Storchennest“ und genießt die ersten Sonnenstrahlen seit vielen verregneten Tagen. Wird vielleicht die angesagte Wärme neue Nestbesucher heranspülen und doch noch ein Wunder geschehen lassen? Bleiben Sie auf alle Fälle am Ball! Die Spannung steigt!

7. Mai 02

Wow! Sage noch einmal einer, unser Nest sei uninteressant oder gänzlich unbeliebt. Im Grunde sprechen ja die bisherigen über 20 Gäste eine andere Sprache und die heutigen Ereignisse stellen selbst Vetschauer Verhältnisse in den Schatten. Nicht nur ein Fremdstorch zeigte um die Mittagszeit Interesse am hiesigen Nest, sondern nach Augenzeugenberichten sogar 4 Exemplare (mit unserem Dauergast!) der heiß ersehnten Vögel. Leider fehlen mir noch Schnappschüsse, die zumindest einige Details des Kampfes illustrieren und verdeutlichen können, z.B. kurzzeitige Nestpräsenz eines der Angreifer, Blick auf mögliche Ringe usw. Im Augenblick – es ist 14:00 Uhr - stellt sich die Situation so dar, dass unser Einzelstorch – und damit meine ich den, der uns die letzten Tage so viel Freude gemacht hat – momentan die Oberhand behalten und sich gegen die Angreifer durchgesetzt hat. Einige Schnappschüsse, die wieder einmal aus dem Hause Wilfling stammen und die mir im Augenblick allein zugänglich sind, geben zu Hoffnung Anlass. Man sieht die Situation kurz vor Mittag  Unser Storch steht im Nest, ein zweiter wird während dessen in nur vier Metern Abstand auf dem Dachfirst des alten Rathauses geduldet. Als der Neststorch klappert, erwidert der Fremde die Klapperstrophe und wird nicht aus der Nähe des Nestes verjagt. Kurze Zeit später verlässt der Dinkelsbühler seine „Burg“, der Storch auf dem Dachfirst bleibt. Vielleicht bahnt sich ja zwischen diesen beiden noch eine baldige Liaison an. Die nächsten Tage müssen eine Entscheidung bringen, wollen wir noch Nachwuchs erleben. Bleiben Sie jetzt dran am Storch und machen Sie viele Schnappschüsse, die Sie mir gerne zusenden dürfen. Ich werde sicher einige für das Tagebuch verwenden.   

Nach Sichtung weiterer Schnappschüsse ergibt sich mittlerweile ein etwas klareres Bild von den heutigen Vorgängen am Nest. Bereits um 11:18 Uhr stand ein rechts über den Zehen beringter Storch im Nest, vom Dinkelsbühler Hausstorch keine Spur. Dann die oben schon beschriebene Zuspitzung um die Mittagszeit. Um 11:52 Uhr konnte bereits ein Storch auf dem Dachfirst (der besagte Ringstorch) auf Bild gebannt werden, während der „Unsrige“ das Nest besetzt hielt. Für 11:56 Uhr existiert der einzige Schnappschuss, auf dem der Ringstorch und der „Unsrige“ gemeinsam im Nest stehen und klappern.


Wäre toll, wenn Du bei mir bliebest!

Danach wechselt der Beringte abermals auf den First, der Dinkelsbühler verlässt das Nest, der Ringstorch bleibt auf dem First zurück.

Die weiteren Nestbeobachtungen während des Nachmittages beziehen sich dann wieder ausnahmslos auf unseren mittlerweile „Viertagesgast“.Mehrere Male konnte dieser dabei beim Liegen im Nest ertappt werden.

So viel Platz benötige ich gar nicht zum Liegen!

Ein Bonmot am Ende des Tages: Um 19:58 Uhr stand Meister Adebar mit einem Schnabel voll frisch gemähten Grases im Nest. Er verteilte es gleichmäßig am Vorderrand seiner Behausung und markierte einen wunderschönen Farbtupfer, der das Grau der Paulskirche, das dunkle Rot der romantischen Dachsilhouette, das frische Grün sowie das Schwarz, Weiß, Rot des Storches zu einem beinahe impressionistisch angehauchten Gemälde verschmelzen ließ. Ich will nicht sonderlich angeben, aber diese Farbkomposition und diese besinnliche Ruhe ausstrahlende Geschlossenheit des Raumes kann keine Storchencam auf der Welt derzeit vorweisen.

Maler Storch setzt den lang ersehnten Farbtupfer!

Fehlt nur noch die Krönung! Ein Paar muss her! Und ich glaube nach dem heutigen weiteren Fortschritt, dass wir es noch schaffen. Verdient haben es alle, die so treu die storchenlose Zeit mit uns durchgehalten haben und auch dann, wenn nichts oder nicht viel zu sehen war, an uns und unserer Haltung zu Nest und Dohlenklau gestanden haben. Dafür sei allen herzlich gedankt. Hinterlassen Sie bitte vor allem in den nächsten Tagen Ihre Spuren im Gästebuch! Es ist für Ihren Tagebuchschreiber ein wichtiges Indiz über Geschehensabläufe, die er nicht mit bekommt. Weiter so!

8. Mai 02

 

Nach den aufregenden und schon beinahe dramatischen Ereignissen des gestrigen Tages, neigt sich ein „stinknormaler“ Tag dem Ende entgegen, der nicht ganz das gebracht hat, was ich mir in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Aber immerhin. Unser Storch ist noch da. Während des Tages hielt er sich mit weniger Beständigkeit im Nest auf als gestern. Das heißt, die Absenzzeiten gestalteten sich deutlich länger. Der Grund für dieses Verhalten liegt auch klar auf der Hand: Keine Fremden am Nest, keine Verteidigungsaufgaben, mehr Muße, die nähere und weitere Umgebung nach Nahrungsquellen und nach einem vermeintlichen Partner abzusuchen. Auch unterblieb der Eintrag und Einbau von weiterem Nistmaterial, so dass wir mit einer „Fuhre“ Gras bisher zufrieden sein müssen. Vielleicht bringt ja der morgige Feiertag, gemeinhin auch unter der Bezeichnung „Vatertag“ bekannt, einen leibhaftigen Storchenvater zu uns. Auch wenn ich mich ein weiteres Mal wiederhole: Bleiben Sie dran! Lassen Sie sich von einem Storch vor prächtiger Kulisse gefangen nehmen und träumen Sie von besseren Zeiten. Wer ein wenig in die Vergangenheit blicken will, dem sei das unter dem Link „Storchentagebuch“ das Storchentagebuch 2001 empfohlen. Blättern Sie einfach ein wenig darin und genießen Sie so lange die Bilder aus dem vergangenen Jahr!


Landung nach der ersten
morgendlichen Nahrungsaufnahme

Das Nest sollte ich
bald richten!

Liegepause

Letzter Anflug am Abend!

 

9. Mai 02

Begeisterung in der frühen Morgenstunde! Das Nest war kaum wieder zu erkennen. Es zeigte sich abermals reichlich begrünt. Unser Dauergast musste dafür einige Flüge zur nächsten Mähwiese unternommen haben, denn ab 9:10 Uhr verabschiedete er sich bereits aus Dinkelsbühl und ward bis 17:00 Uhr nicht mehr gesichtet.

Fleißig, fleißig, aber sehr vergänglich!

So zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr musste er wohl einem Anfall von Bauwut erlegen sein. Leider widmete er sich ausschließlich einem wenig dauerhaften Material. Denn mit jeder Minuten, die das Gras schutzlos der Sonne ausgeliefert war, schmolz es dahin wie Schnee. So darf man diesmal die Dohlen nicht verantwortlich machen, auch wenn sie zur fraglichen Zeit wieder am Nest gesichtet worden waren. Der warme Wind und die Sonne konnten diesmal als Nestplünderer ermittelt werden. Erst mit dem Eintrag von holzigem Nistmaterial wird sich der Zustand des Nestes in positiver Weise verändern. Das lange Fernbleiben, die gute Thermik – was bedeutet dies? Entfernt sich unser Storch am Vatertag so weit, dass er heute nicht mehr zurückkehrt? Trifft er bei seinem lange andauernden Erkundungsflug auf einen Partner? Geleitet er diesen zu uns? Oder geleitet ein anderer ihn an einen neuen Platz? Die nächsten Stunden werden uns die Antwort bringen.

Heute gegen 13:00 Uhr wurde ich durch einen Anruf aus Unterampfrach während des Mittagessens gestört. Dort seien zwei Störche aufgetaucht. Einer sitze auf einem Strommasten, der andere auf einer Scheune. Der fragliche Ort befindet sich 15 Kilometer nordwestlich von Dinkelsbühl und nur 5 Kilometer von Mosbach entfernt an einem kleinen Nebenfluss der Wörnitz. Beim Eintreffen vor Ort stellte sich die Situation so wie beschrieben dar. Einer der Störche stand auf einem Holzmast der innerörtlichen 360-Volt-Leitungstrasse, also keine Gefahr für Meister Adebar. Der zweite residierte immer noch auf einer benachbarten Scheune. Der Maststorch attackierte nach wenigen Minuten den zweiten, beide drehten schließlich einige Runden, landeten dazwischen auf anderen Gebäuden im Ort und schraubten sich bald darauf am Südhang der Frankenhöhe unweit des Autobahnkreuzes Feuchtwangen/Crailsheim bei bester Thermik in die Höhe. Mein erster Gedanke: Rein theoretisch könnte es sich bei einem der beiden – sie waren unberingt – um unseren Dinkelsbühler handeln, der bei seinem Ausflug in diese Gegend geflogen war, um einen Partner in sein Nest zu lotsen. Gedankenspinnerei?

Ich verband den ungewollten Ausflug zum Schluss noch mit einem Abstecher nach Mosbach. Aus diesem Ort kann ich wieder nur das Beste vermelden. Heute lagen 5 putzmuntere Storchenküken im Nest. Das fünfte Küken dürfte erst in der Nacht bzw. am heutigen Vormittag geschlüpft sein, denn eine leere Eischalenhälfte lag noch im Nest und war noch nicht gefressen, überbaut oder aus dem Nest befördert worden.

Nachtrag:

Manchmal helfen auch Zufälle, um Geheimnisse einer Klärung näher zu bringen. Heute Mittag wähnte ich den „Unsrigen“ schon im Gebiet um Unterampfrach auf der Suche nach einem/r Gefährt/en/in. Doch ein erneuter Anruf brachte eine nicht ganz unerwartete Wendung. Ich berichtete in einem früheren Tagebucheintrag von einem neuen Nest, das ihr Experte in Sachen Storch am 5. April für den Kirchturm in Wilburgstetten (8 Kilometer südöstlich von Dinkelsbühl, siehe Karte) baute. Eine Woche später wurde es dann auf dem Turm installiert, während die Bauarbeiten unvermindert fortgesetzt wurden. Nach einer weiteren Woche erfolgten bereits die ersten Kurzbesuche von Störchen und seit dem 25. April hielt ein Einzelstorch das Nest besetzt. In den letzten Tagen schloss sich diesem Storch ein weiterer in lockerer Verbindung an. Er tauchte auf, saß auf dem Baugerüst neben dem Nest, durfte das Nest aber nie betreten. Schon damals vermutete ich in dem Gast in Wilburgstetten den Dinkelsbühler Storch und heute – so glaube ich wenigstens – erhielt ich durch besagten Anruf sowie durch das Fernbleiben unseres Storches vom frühen Vormittag bis nach Einbruch der Nacht die Bestätigung. Pfarrer Sing, der „Hausherr“ der Kirche in Wilburgstetten, berichtete von einer Beobachtung am frühen Nachmittag, dass der Einzelstorch in Wilburgstetten einen Partner gefunden habe und bereits vier Kopulationen stattgefunden hätten. Die Beweiskette schließt sich. Unser Storch ist abgewandert ins benachbarte Wilburgstetten. Das Fernbleiben des Unsrigen in der anbrechenden Nacht und die gleichzeitige Paarfindung in der Nachbarschaft lässt eigentlich keine Zweifel an dieser Deutung aufkommen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist damit nach fünf Übernachtungen und etwas Bautätigkeit abgewandert und hat Dinkelbühl wegen eines Liebhabers an anderem Ort verlassen.

Nun stehen wir wieder einmal – aber wir sind es ja schon gewohnt – mit leeren Händen da und das Warten – und hierin sind wir ja Meister – beginnt aufs Neue.

10. Mai 02

Kein Tag ohne Storch, aber...! Nach dem Ausbleiben unseres Storches in der vergangenen Nacht stand kurz vor Mittag erneut ein Vertreter dieser Spezies für beinahe zwei Stunden im Nest. An Hand bestimmter Indizien vermute ich im heutigen Gast unseren mehrtägigen Besucher. Es ist durchaus denkbar, dass er bei einem Ausflug aus dem benachbarten Wilburgstetten noch einmal einen Kontrollgang in sein früheres Nest unternommen hatte. Auch der Zwei-Stunden-Besucher besaß – genauso wie sein Vorgänger – im Bereich des Intertarsalgelenkes (dieses sieht so aus wie das Knie, ist es aber nicht!) eine ins Hellbraune gehende Verfärbung. Achten Sie bei den Schnappschüssen des Storches einmal auf dieses Kennzeichen.

Als der Besuch um 13:45 Uhr seine Schwingen ausbreitete und vom Nest abflog, konnte noch niemand ahnen, dass es in der Folgezeit wieder gänzlich still um das Nest werden und auch die erhoffte abendliche Rückkehr ausbleiben würde.

So verstrich am heutigen Tag auch die letzte Möglichkeit, in diesem Jahr noch mit Nachwuchs rechnen zu dürfen

11. Mai 02

Doch eigentlich positiv, mit welcher Anteilnahme und wie kontrovers die heutigen Gästebuchschreiber zur augenblicklichen Situation um das Nest Stellung beziehen. Nur in der Diskussion lassen sich unterschiedliche Standpunkte und Storchen-Philosophien anschaulich machen und es bleibt jedem selbst überlassen, welcher Glaubensrichtung er eher zugeneigt ist und welcher weniger. Eines sollte man bei aller Polemik nicht vergessen: Sich vorher ein umfassendes Bild der Ereignisse speziell um das Dinkelsbühler Nest verschaffen und erst danach losschießen.

Natürlich gab das Nest zu Beginn des diesjährigen Storchenjahres – und es begann an unserem Nest so früh wie nie am 15. Februar – einen vorzüglichen Eindruck ab, der selbst dem größten Nestfetischisten zur Ehre gereicht hätte (bitte im 1. Teil sowie in den folgenden Teilen des Tagebuches blättern!). Trotzdem verabschiedete sich unser erstes Paar – leider wiederhole ich mich schon zum x-ten Male – wenig später. Auch die nächsten 10 bis 15 Kurzbesuche fanden in einem immer noch ansehnlichen Nest statt, aber kein Adebar blieb. Erst seit vielleicht 3 Wochen sehen Kritiker den Zustand des Nestes verstärkt unter menschlichen Gesichtspunkten. Es muss halt alles nach menschlichen Kriterien ordentlich sein! Ich erlebe alljährlich Aktionen, bei denen völlig unmotiviert und entgegen bestehender Rechtsprechung an Nestern von Störchen herumgefummelt wird. Überstehendes Astmaterial wird entfernt, damit dem menschlichen Betrachter nichts unangenehm aufstößt, Storchenbehausungen werden ständig abgetragen und das Innere „ausgeputzt“. „Wenn ich Storch wäre..“ , so beginnen die meisten mahnenden Beiträge meist, „würde ich mich in so ein Nest nicht setzen“ oder bei einer Regenperiode mit kleinen Jungen wird die Situation in folgender Weise interpretiert: „Würden Sie ihre Kinder bei so einem Wetter im Nest liegen lassen?“

Meine Bitte: Lösen Sie sich bei kritischer Naturbetrachtung von vermenschlichenden Ansätzen. In der Evolution gab und gibt es Weiterentwicklungen. Bewährtes und Erfolgreiches wird länger überleben als das, was sich nicht als geeignet erweisen sollte. So bauen und bauten Vögel und damit auch Störche ihre Nester  schon immer selbst und – glauben Sie mir – sie können es auf alle Fälle besser als alle echten oder selbst ernannten Storchenexperten. Und wenn einer kein Nest baut, dann will er vielleicht nicht, auch wenn einige es absolut von ihm verlangen. Es gäbe keine spontane Neuansiedlung und Tausende von Nestern in Spanien, Polen oder im Baltikum würden nicht existieren, wenn Adebar nicht in der Lage wäre, sein Nest selbst zu bauen. Ihr Tagebuchschreiber hat nie behauptet, dass das Nest im Leben eines Storches keine Rolle spiele. Nur in unserem speziellen Fall Dinkelsbühl liegt es – meiner Meinung nach – nicht am Nest, wenn bisher noch kein Storchenpaar erschienen ist. Die Beweise liefern die bisherigen neun Teile des Tagebuches. Auch ich habe in den letzten Jahrzehnten häufig Nester gebaut, Nisthilfen angebracht und bestehende Nester saniert. Doch alle Arbeiten erfolgten stets außerhalb der Brutzeit im Herbst oder im zeitigen Frühjahr. Sobald das Nest von Störchen besiedelt war (ob einzelne Besuche oder ein Paar mit oder ohne Brut), unterblieben aus Gründen geltenden Rechtes alle Eingriffe am Nest und ich denke, bei fast täglichen Storchenbesuchen kann man nicht von einem unbesetzten Nest  sprechen. Damit erübrigen sich alle Initiativen dieser Art, auch wenn sie sicher gut gemeint sind.

Aber bitte nicht vergessen: Nicht über das Ziel hinausschießen und den „Obermacker Mensch“ allzu sehr raushängen lassen. Etwa nach dem Motto: „Wenn der Storch nicht tut, was von ihm verlangt wird, werde ich mal eingreifen. Werden es zu viele Störche, werde ich mal ein wenig regulieren. Werden die Jungen bei Regen nass, kommen sie eben zu mir ins Badezimmer und werden gefönt. Bekommen sie zu wenig Futter, werden wir mal für gute Kost sorgen.

Deshalb immer schön auf dem Boden bleiben und auch mal mit dem zufrieden sein, was die Natur ohne Eingriffe fertig bringt und da ist das Rufen nach Aktionen wenig hilfreich, sondern eher hinderlich. Vielleicht ist unser Storch durch die vielen vorzüglichen Nisthilfen, die ihm ein treu sorgender Gästebuchschreiber gebaut hat, gar nicht mehr in der Lage, selbständig zu handeln geschweige denn ein eigenes Nest zu bauen. Es melden sich immer mehr Verhaltenskrüppel, die dem Menschen alles andere als dankbar sein werden.   

Zum Glück gab es aber heute auch noch „Storch pur“ bei uns. Die täglichen Besuche reißen also nicht ganz ab und wieder war unser Dauergast daran beteiligt, auch wenn er die beiden letzten Tage nicht mehr bei uns übernachtet. Er hinterließ einige weiße Kleckse im Nest, aber auch unter der Storchenbehausung zeigt das Dach vermehrt weiße Kalkspuren. Kurz nach Mittag reichte es einmal für einen gut 90-minütigen Aufenthalt und auch am Spätnachmittag brachte sich unser Pensionsgast für etwa 20 Minuten in Erinnerung.

Doch gar nicht so schlecht, dieser Samstag!

Wenn der wüsste, wie viele Menschen sich um das Nest sorgen machen!

Besonders wegen der Tagesaktualität von dieser Stelle ein besonderer Dank an alle fleißigen Gästebuchschreiber. Erlahmen Sie bitte nicht, sich weiter positiv wie negativ zu äußern. Natürlich macht die unterstützende Kritik mehr Mut als eine destruktive, doch versuche ich beide in den Dienst der Storchenarbeit zu stellen. Ihrem Tagebuchschreiber war es vor Beginn seiner Mitarbeit bei diesem Projekt klar, dass man sich dadurch in gewisser Weise prostituiert und Dinge vertreten muss, die nicht jedem passen. Ich werde meine Linie, die ich in einem Jahr der Mitarbeit eingeschlagen habe, auch weiter beibehalten. Und ich tue das in der festen Überzeugung, den Störchen dadurch nicht zu schaden. Auch wenn unser Nest vielleicht den Störchen nicht gefällt, so schadet es bestimmt auch keinen. Und in zwei Fällen trug unser Nest doch schon dazu bei, dass in benachbarten Orten sich ein Paar bildete und im Falle von Mosbach 5 Junge geschlüpft sind und im Falle von Wilburgstetten die Brut am Anfang steht. Dass mancher traurig ist, heuer auf die ganz spektakulären Bilder aus Dinkelsbühl mit 5 Jungen im Nest verzichten zu müssen, schmerzt mich persönlich vielleicht am meisten. Da ich im Hoffnung Machen inzwischen eine gewisse Meisterschaft erreicht habe, verspreche ich – auch ohne Brut – Sie weiter auf dem Laufenden zu halten und mit Ihnen noch viele Kurz- oder Lang-Besucher am Nest begrüßen zu dürfen.

Noch eine kurze Anmerkung zu den beanstandeten (lästigen) Werbeseiten beim Gästebuch:
Das Gästebuch in dieser Form ist werbefinanziert und daher kostenlos. Wenn wir einen Sponsor für die Kosten eines Gästebuchs bei unserem Anbieter finden, werden wir dieses gerne ohne Werbeeinblendung präsentieren. Versuchsweise könnten wir auch eine Werbebanner direkt in die Seite einblenden und dafür auf die Fenster verzichten. Was ist Ihre Meinung?

12. Mai 02

Was soll man dazu sagen? Da findet eine rege Diskussion im Gästebuch statt und als ob dem Server dabei die Sicherungen durchgebrannt wären (hat der überhaupt welche?), verweigert er bei www.1-2-3-gaestebuch.de den gesamten heutigen Tag jegliche Mitarbeit. Es soll niemand glauben, dies sei auf unsere Veranlassung geschehen, um damit eine Zensur einzuführen. Es lief einfach auf diesem Gebiet lange Zeit nichts. Vielleicht stieß ihm auch die Kritik von gestern sauer auf, als eine Änderung der lästigen Werbeeinblendungen gefordert wurde...

Immer wieder versuchte ich, den gesamten Tag über Nachrichten aus unserer Sehergemeinde abzurufen, jedoch bis jetzt vergeblich. Hoffentlich ändert sich dieser traurige Zustand so bald wie möglich. Deshalb muss ich für den Muttertag alleine auf meine eigenen Beobachtungen bauen und glaube dennoch, ein umfassendes Bild liefern zu können. Sie haben es sicherlich alle bemerkt: Der Tag war geprägt von starken Regengüssen, die bis in den Spätnachmittag hinein anhielten. Dabei fielen locker 20 bis 30 Millimeter Regen auf den Quadratmeter. Wahrlich kein Wetter, einen Gast im Nest zu erhoffen oder gar zu erwarten. Und dennoch, das Unerwartete stellte sich noch ein. So bleibt es bei unserem momentanen Wahlspruch: “Kein Tag ohne Storch!“. Genau um 20:17 Uhr – ich begann gerade die Vorbereitungen für meinen heutigen Tagebucheintrag – blitzte ein schwarz-weißes Leuchtfeuer im Nest auf und er/sie hielt Einzug. Sofort erkannte ich unseren „Alten“ wieder (hellbraune Verfärbung im Bereich des Intertarsalgelenks) und fast ebenso charakteristisch: Kaum gelandet, zog er sofort sein linkes Bein wieder an und schnell erinnerte ich mich an frühere Gästebucheintragungen, bei denen angesichts unseres Freundes sogar vom „Einbeinigen“ gesprochen wurde. Die Ausdauer, mit der unser „Alter“ diese Eigenart präsentiert und dazu immer das linke Bein anzieht, kann schon beinahe bombensicher als Bestimmungskriterium herangezogen werden. Eine neue Übernachtung unseres „Dauerbrenners“ steht bevor und abermals hoffen wir gemeinsam, es möge sich weiter etwas entwickeln, das in Richtung „Paar am Nest“ tendiert. Aber auch so genieße ich die verbleibenden Minuten im Abendlicht und anschließend den schwarzen Umriss vor der beleuchteten Silhouette der gegenüber liegenden Paulskirche. Gegen diese Komposition – man möge mir verzeihen – kommt selbst die Webcam in Vetschau nicht an.


Hurra! Der Einbeinige ist wieder da!

Gute Nacht, Einbeiniger!

PS! War um 19:00 Uhr noch schnell in Mosbach (hier sorgte das Ex-Dinkelsbühler-Paar bereits für Nachwuchs), um mich nach den heftigen Regenfällen über den Zustand der Jungen zu informieren. Und ich traute meinen Augen nicht: Seit meinem letzten Besuch am 9.Mai (damals lagen 5 Junge in der Nestmulde) musste gestern ein weiteres Junges geschlüpft sein, denn ich entdeckte heute sensationelle 6 Storchenküken im Nest!!! Da bleibt es spannend, wie viele die nächsten Tage überleben. Schon jetzt haben sich zwei Dreiergrüppchen herauskristallisiert. Das eine Grüppchen zeigt sich deutlich weiter entwickelt als die kleine Rasselbande und bei der Fütterung, die ich beobachten konnte, gingen einige Junge leer aus. Das lag aber nicht an der ausgewürgten Futtermenge, denn das Weibchen verschlang nach wenigen Augenblicken des Wartens den großen Rest wieder selber. Also herrschte kein besonderer Appetit unter den Jungen. Und beim Abstieg vom Turm nach knapp einer halben Stunde kam schon die nächste Futterration: Papa Storch landete im Nest, während die Partnerin sofort ihrerseits auf Nahrungssuche ging. Also hier funktioniert alles und das Paar ist bestens aufeinander abgestimmt. Die Beobachtung von sechs Jungen in einem Storchennest bedeutet für mich erst die zweite Feststellung dieser Art in meinem Leben. Sie ist in unseren Breiten noch nicht häufig nachgewiesen, auch wenn es sicher regelmäßiger passiert. Aber die schlechten Beobachtungsmöglichkeiten an den meisten Storchennestern, erlauben ein Zählen des Nachwuchses erst, wenn man die Jungen auch von unten über den Nestrand lugen sieht. Und in diesem Alter sind halt schon in vielen Fällen Junge gestorben und können dann nicht mehr in die Zählungen eingehen. Das Ausfliegen von sechs Jungen aus einem deutschen Storchennest gehört allerdings zu den ganz großen ornithologischen Raritäten und ist erst einige Male überhaupt nachgewiesen worden.

13. Mai 02

Traumhafte Bilder im Morgengrauen: Unser Übernachtungsgast hebt sich schemenhaft aus der Nebelsuppe in Dinkelsbühl ab. Da muss man als Betrachter einfach verliebt sein in das Nest. 

Natty und Burkhard konnten die ersten Schnappschüsse schießen und auf ihrer jeweiligen Homepage stehen diese - wie auch viele andere - zur Betrachtung frei. Vielen Dank den beiden für Ihre tatkräftige Unterstützung. Zwei der Bilder stammen von Gurdrun Joop, Wolfgang Horlacher.

Erst als sich der Nebel lichtete und die Sonne durchbrach – in Dinkelsbühl geschah dies etwa um 8:00 Uhr – verließ Adebar das Nest und brachte es damit einschließlich der Übernachtungszeit auf eine Rekordanwesenheit von fast 12 Stunden. Doch danach kehrte wieder eine trügerische Ruhe ein, die heute nur noch für wenige Minuten von unserem Freund kurz nach 13:00 Uhr  unterbrochen wurde. Zwei Schnappschüsse belegen diesen weiteren Kurzbesuch unseres Dauergastes.


Im Imponieren bin ich
schon mal ganz gut!

Ganz schön verdreckt! Das Weiß
an meiner Brust ist raus!

Das war es für den Rest des Tages und auch zur Übernachtung stellte sich kein neuer Storch ein. Da werde einer aus dem Verhalten unseres „Einbeinigen“ schlau. Mal legt er eine ganze Übernachtungsserie hin, dann bleibt er zwei Tage aus, dann findet er sich für eine weitere Nacht ein und kehrt in der folgenden Nacht seinem Nest schon wieder den Rücken. Bei einem derartigen Verhalten ist die Unregelmäßigkeit die Regel und Vorhersagen sind überhaupt nicht möglich. Bleibt letztlich die Spannung erhalten, wie es in den nächsten Tagen weiter geht. Bleiben Sie uns weiterhin gewogen und halten Sie uns die Treue, sie werden durch neue Tagebucheinträge und neue Storchenbeobachtungen belohnt.

14. Mai 02


Kennt ihr mich? Ich ziehe bevorzugt mein linkes Bein an und habe im Bereich des Intertarsalgelenkes eine helle Verfärbung!

Auch heute bleiben wir unserem Motto treu: „Kein Tag ohne Storch!“ Nur musste man diesmal bis etwa 15:30 Uhr warten, um Meister Adebar begrüßen zu dürfen. Dafür stand er dann bis sage und schreibe 18:07 Uhr ununterbrochen im Nest, um schließlich mit unbekanntem Ziel abzufliegen. Ob er wohl am Abend wieder aufkreuzt? Ob er irgendwann doch noch einen Partner findet?

Das Wetter zeigt sich – und dies gilt für die gesamte Woche – von seiner besten Seite. Das verspricht gute Thermik, kurz gutes Flugwetter...., na Sie wissen schon!

Die erste meiner gestellten Fragen konnte heute wieder mit „Ja“ beantwortet werden. Unser Schatz erschien vor 21:00 Uhr wie erwünscht zum Übernachten und bringt somit einen weiteren erfolgreichen Tag für unsere Sehergemeinde zum Abschluss.

15. Mai 02

Das gestrige Betthupferl unseres Pensionsgastes habe ich im Tagebucheintrag unterschlagen: Eine Portion frisch gemähten Grases! Wenn das so weiter geht, wird unser Dauergast noch ein Grüner! Auch dem schwarzen und roten Lager kann er einige Sympathien abgewinnen und selbst ein winziges gelbes Farbtupferl in Gestalt eines Plastikrestes im Nest lugt schon seit Wochen etwas verschämt hervor. Somit hätten wir fast das gesamte politische Spektrum auf einem Bild vereint.


Wilburgstetten: Neues Paar auf dem Kirchturm

Es gibt Neues über unseren Dauergast: In Wilburgstetten – seinem offensichtlichen Kurzquartier – hat sich ein neuer Storch eingestellt. Dieser trägt einen Ring und konnte sich gegen den Dinkelsbühler offensichtlich ohne Kampf auf „die schnelle Tour“ durchsetzen. So lässt sich auch die wieder längere Präsenz an unserem Nest erklären. Damit konnte der „Unsrige“ an seinem Ausweichquartier keinen Gefallen finden und wich an seinen Ausgangspunkt zurück, während auf dem Kirchturmnest ein Partnerwechsel stattgefunden hat. Für uns nicht schlecht!

Konnten ihn doch die Frühaufsteher unter uns in seinem begrünten Nest bereits im Morgengrauen begrüßen. Später sah ihn Ihr Tagebuchschreiber an seinem Arbeitsplatz in der Schule gegen 9:35 Uhr und auch über mehr als zwei Stunden in der Zeit von 14:30 Uhr bis zu seinem Abflug um 16:57 Uhr hielt sich Adebar in seinem kleinen Gärtchen auf. 


Heute schon mal frisch grün tapeziert

Erst mal die Federn sortieren

Das Nest blieb nämlich den ganzen Tag über grün, also brachte der Neststorch nach jedem Ausflug auch wieder Grünzeug mit nach Hause. Diese Beobachtung bedeutet abermals einen kleinen Schritt nach vorn, denn bisher geschah dies – wenn überhaupt – nur einmal am Tag.

Aus Mosbach gibt es ebenfalls Neuigkeiten, über die Sie aber bitte nicht traurig sein dürfen. Die unglaubliche Zahl von 6 geschlüpften Jungen im dortigen Storchennest hat sich seit gestern auf immer noch hervorragende fünf reduziert. Das sechste Küken konnte nirgends mehr ausgemacht werden, es hat also gerade mal einen Tag gelebt. Einem weiteren Jungen gebe ich ebenfalls nur noch geringe Überlebenschancen, so dass – wenn das eintritt, was ich erwarte – allenfalls vier Junge die nächsten Tage überstehen. Im langjährigen Durchschnitt aller „meiner“ Storchenpaare komme ich dagegen lediglich auf eine Zahl von knapp 2 ausfliegenden Jungen pro Paar.

Aus einem anderen Storchenort im Landkreis Ansbach erreichte mich gestern ein besorgter Anruf durch die Stadtverwaltung. In Herrieden – dort befindet sich das Storchennest malerisch auf einem Turm der ehemaligen Stadtbefestigung – brütet unmittelbar an der Altmühl gelegen ein Storchenpaar. Dies wäre an sich noch nichts Schlimmes. Doch einer der Störche scheint im wahrsten Sinne des Wortes durchgeknallt zu sein. Am Stadtrand, dort wo die fetten Altmühlwiesen direkt an die Bebauungsgrenze stoßen und wo auch der Reitverein sein Domizil unterhält, treibt ein Storch des Brutpaares seit geraumer Zeit sein Unwesen. Er landet auf den Terrassen der dort stehenden Einfamilienhäuser oder auf Autodächern (nur bei frisch gewaschenen) und attackiert mit Vehemenz sein an den jeweiligen Orten in Fensterscheiben oder poliertem Lack erscheinendes Spiegelbild. Da dieser vermeintliche Feind jedoch einfach nicht weichen will, gingen schon diverse Scheiben zu Bruch und mancher Autolack glänzte durch kleine Dellen. Auch auf dem Gelände des Reitvereins lässt Adebar Hitchcocks „Vögel“ auferstehen. Sehr zutraulich spaziert er zwischen den Reitern umher, bedroht kleine Kinder, die jedoch schnell in den Armen Ihrer Eltern Schutz finden. Wie ein Blick auf  die beiden Ringe des Übeltäters zeigte, hielt sich der Unhold bereits im letzten Sommer (das Nest war ähnlich dem Dinkelsbühler heuer nur hin und wieder von Störchen beflogen) einige Wochen im Altmühlstädtchen auf. Die Beringung gab und gibt bis heute jedoch Rätsel auf. Keine Vogelwarte hat den Ring verausgabt und kein Privatzoo oder ähnliche Einrichtung konnte bisher als „Besitzer“ des Storches identifiziert werden. Eines steht aber sicher fest. Der „Durchgeknallte“ wuchs sicher in menschlicher Obhut auf, seine Zutraulichkeit ist nur dadurch erklärbar. Ein Fall von Tollwut – und dies befürchtete die Anruferin der Stadt in ihrer ersten Besorgnis um die Kinder – konnte ausgeschlossen werden, da diese Krankheit nicht auf Vögel übertragbar ist.

Am Nachmittag nahm der Tagebuchschreiber an einem Pressegespräch auf Einladung unseres Sponsors N-ERGIE teil (siehe Stromtod). Vor örtlichen und überregionalen Pressevertretern, vor lokalen Radio- und Fernsehstationen stellte der Vogelschutz-Beauftragte des Konzerns, Ernst Silberhorn, das Konzept zur Absicherung gefährlicher Strommasten und die ersten durchgeführten Maßnahmen  des seit Jahresende laufenden, mit 5.000.000.- € ausgestatteten Programms dar. Die Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz – darunter auch Ihr Storchenexperte – nahmen die Ausführungen Silberhorns mit Freude entgegen und gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass das Pilotprojekt auch auf andere Energieversorger durchschlage und somit Modellcharakter für Bayern und darüber hinaus annehme.


Von links nach rechts: Thomas Ziegler, Storchenexperte, Ernst Silberhorn,
Vogelschutzbeauftragter der N-ERGIE, Günter Möbus, Vorsitzender der Kreisgruppe
Ansbach im Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. und Alf Pille, Projektleiter
Weißstorch beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.

PS! Morgen ist ein besonderer Tag. Bereitet sich „Rotfuß“, der „Einbeinige“, der „Unsrige“, der Dauergast, Adebar oder einfach unser Storch auf seine Art und Weise auf diesen Tag vor? Das Ausschmücken des Nestes ist für den 1.Geburtstag unserer Webcam-Übertragung aus dem Storchennest sicher eine gelungene Überraschung. Das zweite Schmankerl wäre die Feststellung, dass heute der 125.000. Besucher auf unserer Website erschienen ist. Damit konnten wir in diesem Jahr (die Übertragung eines Live-Bildes startete am 4.März) schon stolze 75.000 Zugriffe vermelden. Bei 73 Sendetagen ergibt dies eine durchschnittliche Zugriffszahl von knapp über 1000 pro Tag. Nicht schlecht, Herr Specht! Und wenn uns unser Dauergast bald noch einen Partner präsentiert, – möglicherweise zum 1. Geburtstagsfest – wird sich der tolle Zuspruch sicher noch weiter steigern lassen.

Plop! Da ist er/sie wieder! Pünktlich – diesmal um genau 20:56 Uhr – begibt sich Meister Adebar in seine Pension „Zum grünen Tale“ und verbringt einen weitere Nacht, beobachtet und freudig begrüßt von vielen Fans. Nicht vergessen! Morgen ist Geburtstag!


Hab ich mir den grünen Teppich selbst ausgerollt?

16. Mai 02

„Storchenfan-Herz“ was willst du mehr? Wie bestellt bahnt sich zum ersten Geburtstag unserer Webcam-Übertragung doch tatsächlich Entscheidendes um das Nest an. Noch im gestrigen Tagebucheintrag äußerte ich die von blindem Optimismus geprägte Feststellung, ob nicht unser Dauergast gerade zum Geburtstag einen Partner präsentieren solle oder könne. Und er tut uns zumindest im Augenblick den Gefallen und wird hoffentlich nicht den Kürzeren ziehen. Doch lassen Sie mich die Ereignisse der Reihe nach schildern.

Die Adebarin – nun steht es fest, dass es sich bei unserem Dauergast um eine Storchendame gehandelt hat – der letzten Tage schlummerte in den neuen Tag hinein und verließ wie immer gegen 6:00 Uhr ihre mittlerweile lieb gewonnene Behausung auf dem Dach des alten Rathauses zu Dinkelsbühl.

Um 9:30 Uhr beobachtete ich sie wieder über den PC an meiner Schule. Sie lag einmal im Nest und bewies damit, dass dieses immer noch nicht zu kurz geraten ist und für weniger anspruchsvolle Besucher noch attraktiv genug ist.

Nach dem Mittagessen erwartete ich abermals baldigen Storchenbesuch und ich sollte für mein Warten bald belohnt werden. Genau um 13:34 Uhr stand unsere Störchin wieder einmal im Nest und sogleich fiel mir auf, dass ihr Blick ständig nach oben gerichtet war und sie sich sichtlich unruhig verhielt.

Achtung! Gleich tut sich was!

Ab und zu ließ sie eine Klapperstrophe folgen und machte mit den Flügeln pumpende Bewegungen. Da gerät die Interpretation sehr einfach und klar. Es mussten sich im Blickfeld der Störchin ein oder mehrere andere Störche aufhalten. Fünf Minuten später erhielt ich die nachträgliche Bestätigung. Seit neun Tagen stand wieder ein Paar im Nest


Ist doch keine schlechte Geburtstagsüberraschung!

Der neue – ein unberingter, sehr großer Storch mit einem deutlich kräftigeren und längeren Schnabel als unser Dauergast – hatte im Nest Fuß gefasst. Für ein paar Minuten hielt die Bindung, doch dann hatte der Neue die alte Dame abgedrängt, so dass diese ihrerseits auf dem Dachfirst des Rathausdaches Platz nehmen musste.


Ich bin hier der
Herr des Hauses!

Und bist du nicht willig,
so brauch ich Gewalt!

Und dann ging es beinahe im Minutentakt hin und her. Abflug, Landung, Klappern, Imponieren! Alles, was so zum Repertoire bei der Balz gehört. Um 13:53 Uhr fand das Paar noch einmal kurz zusammen, bis dann das neue Männchen stets die Oberhand behielt und den starken Macker raushängen ließ.


Na es geht doch

Also keine Liebe auf den ersten Blick. Doch das gehört bei der Paarbildung zu den regelmäßigen Vorspielen. Man ziert sich gerne ein Weilchen, man neckt und bekämpft sich sogar ein wenig zum Schein und plötzlich duldet man den Partner auch in seiner unmittelbarsten Nähe. Bis 14:34 Uhr flog das neue Männchen noch mehrere Male vom Nest und der Grund dürfte in allen Fällen das alte Weibchen gewesen sein, das über der Stadt kreiste und das er für kurze Zeit durch den Luftraum über Dinkelsbühl begleitete. Ins Nest ließ er sie aber nicht mehr. 


Wie gefällst du mir! Mehr geht aber nicht!

Für die nächste halbe Stunde wurde ich telefonisch in einen Nachbarort gerufen. Seit gestern Abend hatten mich unabhängig voneinander sechs Anrufe erreicht, die alle einen Storch beschrieben, der sich sonderbar verhielte und scheinbar verletzt sei. Solche Anrufe kennt man meist schon und in der Regel steckt nichts dahinter. Aber wer weiß das schon im Voraus? Also widmete ich mich der beschriebenen Stelle und fand dort tatsächlich einen Storch mitten in einer abgemähten Wiese. Er saß auf dem Boden, stand bei meiner Annäherung vorsichtig auf und flog schließlich etwa 100 Meter weiter, um wieder zu landen. Bei meiner zweiten Annäherung flog er erneut ab, kreiste immer höher und konnte damit als geheilt entlassen werden.

Zu Hause angekommen, widmete ich mich sofort den Vorgängen im Dinkelsbühler Nest. Um 15:00 Uhr landete das Männchen erneut für kurze Zeit in seiner neuen Behausung, um erst gegen 15:42 Uhr mit dem weiblichen Dauergast zurückzukehren. Dieser wurde jedoch vom Nest gewiesen und nahm deshalb für einige Minuten auf dem Dachfirst zwischen der Kameraposition und dem Nest Platz. Einige Schnappschüsse zeigen den Kopf des weiblichen Storches am Unterrand des Bildes.


Wo hat sich die Dame
des Hauses versteckt? 


Da muss ich doch
alle Register ziehen!)

Danach blieb die Dame des Hauses (unser Dauergast) für Stunden aus. Man sah wieder nur das Männchen (deutlich größer, verließ mit dem Kopf des öfteren den oberen Bildrand, deutlich längerer und kräftigerer Schnabel etc.) das Nest anfliegen und wieder verlassen. Dazwischen blieb es immer mal für wenige Minuten bis maximal eine halbe Stunde aus. Um 19:06 Uhr verließ es erneut die neue Umgebung, doch als um 19:27 Uhr abermals ein Storch auftauchte war es das schon einige Stunden überfällige Weibchen (deutlich kleiner, Schnabel schwächer und kürzer, weniger intensiv rot gefärbt, deutliche Verfärbung im Bereich des Intertarsalgelenkes). 


Keiner zu Hause!
Da kann ich mal nach dem rechten sehen!

Um 20:23 Uhr erschien das Männchen und es herrschte für acht lange Minuten Zweisamkeit im Nest.


Wollen wir es doch zusammen probieren?

Danach begann das Wechselspiel von Neuem. Beide flogen ab, das Männchen kehrte zurück und drehte dazwischen kurze Runden um das Nest.


Jetzt hätte mich der Storchenexperte beinahe nicht mehr gekriegt!

Als um 21:00 Uhr das Paar noch einmal zusammen fand, hoffte ich schon auf ein glückliches Ende dieses Geburtstagsfestes.


Abermals ein Paar!

Doch ich wurde abermals arg enttäuscht. Um 21:04 Uhr verdünnisierte sich unser Dauergast in Gestalt des Storchenweibchens, um 21:08 Uhr folgte das Männchen mit unbekanntem Ziel. Beide bleiben also in der Nacht ihrem Domizil fern. Weit können sie in der beginnenden Dunkelheit nicht mehr geflogen sein. Ihr Übernachtungsplatz liegt sicher im Umkreis von wenigen Kilometern um das Dinkelsbühler Nest. So bleibt uns nur die Hoffnung, dass beide morgen erneut auftauchen und endlich Nägel mit Köpfen machen.

...

Während ich die letzten Zeilen beendete und traurig ans Übersenden des Textes und der Bilder an unseren Webmaster ging, regte sich etwas auf dem Monitor meines PC. Es landete doch tatsächlich um Punkt 22:02 noch ein Übernachtungsgast. Fast unglaublich, aber wahr!


So nimmt der tag noch ein glückliches Ende!

Ob es das Männchen oder das alte Weibchen war, konnte angesichts der Lichtverhältnisse nicht mehr ermittelt werden. Dies ist aber völlig egal. In der nächsten Zeit meldet sich Ihr Tagebuchschreiber über das Gästebuch. Also fleißig darin blättern, bis die unser Webmaster die Seiten aktualisieren kann.

Nun noch eine "gute" Nachricht für alle Storchenfreunde: In den nächsten zwei Wochen werden Sie viel Zeit haben, in alten Tagebucharchiven, alten Bildarchiven, historischen Anmerkungen, Informationen zum Lebensraum der Dinkelsbühler Störche, Informationen zum Schutz der Störche zu stöbern, oder auch im Chat oder unserem Gästebuch zu kommunizieren. Oder schauen Sie doch auch mal auf das weitere Angebot auf der Homepage des BN-Ansbach. Unser Webmaster muss nach einem anstrengenden Storchenfrühjahr ausspannen und kann die Tagebücher in dieser Zeit nicht aktualisieren.

Wichtige Informationen zum Storchenleben in und um Dinkelsbühl werden vom Storchenexperten im Gästebuch veröffentlicht. Aktuelle Bilder sind sicher auch auf den Storchenfan-Seiten von Natty und Burkhard zu bewundern. Auch Helmut Wilfling bietet mit der zweiten Cam aus der Fußgängerperspektive und einigen tollen Schnappschüssen eine interessante Ergänzung zu unseren Storchenseiten.

Nach einem aktuellen Update (15. Mai) finden Sie nun schon 200 Bilder vom Mai 2002 in unserer Galerie! Sie werden staunen über so viel Storch in einem eigentlich unbesetzten Nest. Und das erst in der ersten Hälfte des Monats!

Thomas Ziegler

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