17. Jun. 02
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Ist doch schön, wieder Störche
live zu sehen. Die leidigen Missstände mit der Übertragung sind
seit den frühen Vormittagsstunden vorbei. Alles läuft und
als ob sich unser Paar schon darauf gefreut hätte, präsentieren
sich beide Störche auch gleich in ihrer ganzen Schönheit und
bereiten dem einen oder anderen durch ihre permanente Anwesenheit
Glücksmomente.

Du Rudi, die Übertragung
funktioniert wieder!
Eine heiße Wetterphase
ist eingeläutet, die unserem Paar natürlich wenig ausmacht, müssen
sie ja nur für sich alleine Sorgen. Auf jeden Fall werden sie ab
und zu auch eine Wasserstelle anfliegen, um ihren erhöhten Flüssigkeitsbedarf
zu decken. Ansonsten sind Störche durchaus an hohe Temperaturen
angepasst, man denke nur an die Paare im Inneren Spaniens, in
Marokko, Algerien und Tunesien, die ungleich höhere Temperaturwerte
ertragen und wegstecken müssen. Eine wichtige Möglichkeit, überschüssige
Wärme dem Körper zu entziehen, besitzen Störche im thermoregulatorischen
Beinkoten bei großer Hitze. Vögel., also auch unsere Störche,
verfügen über keine Schweißdrüsen und müssen deshalb andere
Strategien verfolgen, überschüssige Wärme dem Körper zu
entziehen. Sie tun dies, indem sie einen besonderen Kot gezielt auf
ihre Beine absetzen. Dadurch wird im bekoteten Bereich der hinteren
Extremitäten durch Verdunstungskälte besagter Flüssigkeit eine
Temperaturabsenkung erzielt, die etwas – aber immerhin ausreichend
– Kühlung verschafft. Achten Sie also einmal bei der Betrachtung
von Resi und Rudi auf deren weiße „Strümpfe“. Sie werden diese
imaginäre Beinbekleidung so lange tragen, bis die Temperaturwerte
deutlich unter die 30 Grad-Marke sinken. An
Hand der „Bekotung“ lässt sich also auch in Unkenntnis
der tatsächlichen Temperaturwerte auf eine sehr hohe schließen.
„Je weißer desto heißer“ sollte hierbei das Motto sein.
Resi und Rudi hielten es bis
kurz nach 14 Uhr in ihrem schattenlosen Domizil aus. Erst danach
suchten sie in den Wörnitzwiesen Abkühlung bzw. Nahrung und
irgendwo werden sie an einem leicht „begehbaren“ Graben etwas
Wasser getrunken haben. Erwartungsgemäß spät erreichten sie kurz
vor 22 Uhr ihren jetzt kühleren, aber immer noch über 23 Grad
warmen Schlafplatz. Friedlich und ohne jegliche Hast legte sich
einer der beiden ins Nest, während der Partner neben ihm auf
„Wache“ stand.

Träumerei
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18. Jun. 02
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Die nächste Hitzeschlacht
steht für heute ins Haus. Da heißt es die kühleren Morgenstunden
mit Nestputz und eigener Körperpflege sinnvoll zu verbringen. Wie
Sie sicher ebenfalls längst bemerkt haben, hat sich in der letzten
Woche die Liebeslust unserer beiden Glücklichen auf Null minimiert.
Man hat eingesehen, dass es nichts mehr wird mit einer so oder so
gearteten Brut. Nun eingesehen hat man es natürlich nicht. Die Hormone..,
na Sie wissen schon! Nicht einmal der Storch, der ja bekanntlich die
Kinder bringt, betätigt sich aus freien Stücken sexuell. Alles
Handeln wird ihm quasi aus sich heraus vorgeschrieben (also „per
se“). Das habe ich doch schon einmal gehört. Waren es der Möllemann
oder der Westerwelle in der leidigen Antisemitismus-Diskussion? Resi
und Rudi wird’s ziemlich egal sein. Sie taten also das, was sie
tun mussten und das hieß wieder: Nestanwesenheit mit kleineren und
größeren Unterbrechungen bis gegen 14 Uhr.

Gebrütet wird aber nicht mehr! |

Rudi hat einen langen Hals! |
Das hatten wir gestern aber ähnlich.
Die letzte halbe Stunde vor dem endgültigen Abflug zur Siesta außer
Haus in einem kühleren Biergarten war geprägt von heftigen
Klapperattacken und ständigem „nach oben“ Sehen. Obwohl ich die
Situation nur von zu Hause beobachten konnte, sah ich einen oder
mehrere Fremde in diesem Augenblick virtuell über dem Nest
kreisen.
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An
alle potentiellen Feinde. Wir behaupten die Stellung! |
Auch im westlichen
Mittelfranken war man als Mensch bestrebt, Schutz im Schatten zu
suchen. Im Nest oder knapp über dem Nest war die Temperatur in der
Sonne auf deutlich
über 40 Grad gestiegen, im besagten Schatten waren es immerhin
ebenfalls schlappe 34 Grad. Wo mochten Resi und ihr Angetrauter
sein. Diese Frage beschäftigte mich, je später ich einen Blick ins
Nest warf. Auch nach 22 Uhr blieben Dach und Nest verwaist und als
gegen 22:25 Uhr das Licht erlosch, hatte sich die Situation nicht geändert.
Die zweite Storchencam bei Wilfling offenbarte eine halbe Stunde später
nichts anderes. Die beiden blieben also zumindest bis 23 Uhr
verschwunden.
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19. Jun. 02
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Mit einem etwas bangen Blick öffnete ich heute
morgen gegen 6:45 Uhr das Fenster zum Storchennest-Dinkelsbühl. Und
ich sah einen Storch. Also waren beide nicht weit weg, als ich sie
gestern vermisste. Blieben sie doch tatsächlich in einem Biergarten
oder auf einem Dach der näheren Umgebung hängen? Oder ließ die
laue (um 23 Uhr noch 24 Grad) und von einem zunehmenden Mond geprägte
Nacht sogar noch einen Anflug des Nestes nach 23 Uhr zu? Möglich
ist alles. Als dann um 7:20 Uhr das Paar im Nest aufleuchtete, waren
meine letzten Befürchtungen schon wieder zerstoben und einem
weiteren Tag mit Resi und Rudi stand nichts mehr im Wege.

Hier ist es doch am schönsten
Dann herrschte noch einmal um
die Mittagszeit etwas Betrieb im Nest, bis schließlich die seit
Tagen bekannte Ruhe einkehrte. Und wieder muss ich die Antwort nach
dem Verbleib von Resi und Rudi schuldig bleiben. Sie zogen es auch
heute vor, die Nacht wieder auswärts zu verbringen. Die unerträgliche
Schwüle des heutigen Tages zauberte zum Einbruch der Dunkelheit
malerische Blitze über die Dächer der Dinkelsbühler Altstadt,
doch unsere Störche wurden anderswo Zeugen des nächtlichen
Schauspiels. Außer einigen wenigen Regentropfen blieb die Stadt vor
Unbill verschont, Blitz und Donner blieben in einiger Entfernung hängen.
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20. Jun. 02
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Der zweite Tag in Folge ohne Übernachtungsgast bedeutete auch den
zweiten Tag in Folge ohne morgendliches Liebesgeflüster. Von der
Wetterfront sind keine Neuigkeiten zu vermelden, wenn auch die größte
Hitze gebrochen ist und trotzdem die Temperaturen bei fast 90%iger
Luftfeuchtigkeit unerträglich erscheinen. So blieb es wenigstens
spannend, wann sich Rudi und Resi wieder am Nest einfinden würden.
Ich sah sie erstmals um 13:45 Uhr gemeinsam im Nest.

Hier
ist noch alles in Ordnung!
Ziehen wir uns wieder
in unser Versteck zurück! |
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Als um 14:17 Uhr wieder einmal die
Aktualisierung der Bilder ausblieb, sah man nur noch einen der Störche
und mit dem Wiedereinsetzen der Live-Bilder gegen 14:45 Uhr blickte
man bereits auf ein leeres Nest. Und das blieb so den gesamten
weiteren Tag. Doch was lange währt, wird endlich gut! Heute um
21:14 Uhr erschienen Resi und Rudi innerhalb einer halben Minute –
also durchaus gemeinsam – am Nest.

Gelandet
Ein kurzes nachmittägliches Gewitter mit vereinzelten Hagelkörnern und
ganz wenig Regen hat die Außentemperatur zum Zeitpunkt des Anfluges
unserer beiden Glücksbringer auf 20 Grad gedrückt. Endlich wieder
Gelegenheit zum Durchatmen. Ähnlich wird es auch Resi und Rudi
ergehen und schon kurz nach ihrer heutigen Punktlandung bezieht Rudi
seine Liegestellung im Nest und lässt Resi stehend in die Nacht dösen.
Wechsel nicht ausgeschlossen und das auch bei völliger Dunkelheit
und ohne Zuschauer!

Rudi,
der Storchenexperte freut sich, wenn er uns wieder sieht!
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21. Jun. 02
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Eine leichte Abkühlung lässt Storch und Mensch
die Morgenstunden heute etwas unbeschwerter genießen. Lagen in den
vergangenen Tagen die Tiefsttemperaturen um die 20 Grad, so sind es
zum gegenwärtigen Zeitpunkt „nur“ 16 Grad. Resi und Rudi haben
nach einem Aktivitätsminimum in der Nacht und einem ersten
„Futterflug“ um 6:45 Uhr Gefiederpflege auf dem Tagesplan. Sehr
schön präsentieren sie ihre vom „Spezialkot“ weiß gefärbten
Beine und durchschnäbeln ausdauernd weite Teile ihres Gefieders.
Mit zunehmender Hitze verlassen unsere Nestbewohner am späten
Vormittag ihre Behausung und bleiben fortan verschwunden.

Resi, das neue „Weiß“ steht mir
besonders gut |

So lässt sich die Hitze
ganz gut ertragen |
Ein erneuter Kameraausfall – dies wurde
in dieser Woche eine regelmäßige Einrichtung – ließ uns später
nur noch ein Standbild, das ein leeres Nest zeigte, genießen.
Schade, dass die Übertragung eines Live-Bildes zum gegenwärtigen
Zeitpunkt so unzuverlässig erfolgen kann. Aus sicherer Quelle
verlautete jedoch, dass Resi und Rudi zum Einbruch der Nacht
abermals auf dem Rathausdach erschienen.
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22. Jun. 02
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Die ersten Kamerabilder nach dem
Wieder-Hochfahren des Computers zeigten Resi und Rudi gemeinsam
gegen 8:50 Uhr im Nest. Es folgte das Normalprogramm bis zum Abflug
gegen 10:30 Uhr: Stretching, Gefiederpflege, Liegen und Stehen im
Wechsel.

Resi beim morgendlichen Stretching... |

Kopflos! |

Gleich darfst Du Dich legen, Resi! |

Hoppla, beinahe wäre ich vom Dach gerutscht |
Was Resi und Rudi
wahrscheinlich nicht wussten: Es näherten sich oder hatten sich
bereits um die Mittagszeit einige ihrer hartgesottensten Fans Dinkelsbühl
gefährlich genähert. Frauenpower im Anmarsch! So ganz
stimmte dieser Wahlspruch nicht, denn im Gefolge Barbaras konnte man
auch einen männlichen Rudianer oder besser Resianer ausmachen. Dass
das Haus Wilfling wegen seiner zentralen Lage ein gut gewählter
Treffpunkt der auserlesenen Gruppe darstellte, blieb außer Frage.
So nahmen allmählich alle bisher nur virtuell existierenden
Personen Gestalt an und wurden zu ausnahmslos herzlichen,
fachkundigen und liebenswerten Personen. Da konnte man Natty
– auf Ihre Initiative ging letztlich das Spontantreffen zurück
– ebenso begrüßen wie Katharina, die nur mit Bus und Bahn
reist und den beschwerlichen Weg nach Dinkelsbühl – die Bahnlinie
dorthin ist seit Jahrzehnten eingestellt – schnell entschlossen
gefunden hatte. Roswitha durfte in der Runde ebenso wenig
fehlen wie Elke, die als einzige bereits im vergangenen Jahr
Dinkelsbühl und seine Störche persönlich in Augenschein genommen
hatte. Vom Überraschungsgast Barbara mit Begleitung habe ich
bereits gesprochen. Ihr Kommen entsprang einem sehr spontanen
Entschluss.
Nach einer kurzen technischen
Einführung in die Geheimnisse der Webcam wehselten alle Resianer
unter Führung eines überaus charmanten Fremdenführers – es darf
gerätselt werden – auf den benachbarten Weinmarkt, um dort vor
der „Sonne“ im Schatten Erfrischung und leibliches Wohl zu
finden. Man konnte sich diese Vorgehensweise leisten, zumal Resi und
Rudi schon seit über zwei Stunden durch Abwesenheit glänzten und
nicht zu befürchten war, dass sich an diesem Umstand irgend etwas
ändern sollte. In dieser Konstellation stieß Ihr Tagebuchschreiber
zu der illustren Gesellschaft und überreichte jeder Resianerin als
Erkennungszeichen eine Storchenfeder. Dass die Feder einem Dinkelsbühler
Brutstorch des Jahres 1996 entstammte, der in den Wörnitzauen das
Zeitliche gesegnet hatte und überdies aus Brandenburg stammte –
Nattys Heimat sehr nahe – gab der Geschichte eine besondere Würze.
Da die Damen und Jürgen in Barbaras Begleitung ja nicht nur zum
Vergnügen in die schöne Stadt an der Wörnitz geeilt waren, folgte
nun ein umfangreiches Storchenprogramm. Wenn schon Resi und Rudi
nirgends zu finden waren, nahm man sich wenigstens ihre Vorgänger
im Rathausnest zur Brust und reiste die 10 Kilometer flussaufwärts
gen Mosbach, jenen Ort, an dem die letztgenannten Ausreißer
erfolgreich gebrütete hatten. Man fuhr entlang der Wörnitz nach
Norden, sah die Froschmühle, in deren Umgebung Resi und Rudi des öfteren
schon bei der Nahrungssuche gesichtet wurden – nur heute eben
nicht – erreichte die Pulvermühle und einige Kilometer weiter südlich
von Larrieden entdeckte Natty – sie saß im Auto des
Storchenexperten, einer Großraumlimousine, auf dem Beifahrersitz
und hatte damit den besten Ausblick - den ersten Storch. Es handelte
sich dabei um das unberingte Männchen des Mosbacher Brutpaares, das
vom 15. Februar bis zum 16. März das Nest in Dinkelsbühl besetzt
hatte. Nachdem alle sieben Autoinsassen ausgiebig ihre Kameras in
Richtung Storch gehalten hatten, setzte die Gruppe ihre Expedition
fort und musste anschließend feststellen, dass die Innentemperatur
des Autos mittlerweile tropische Werte erreicht hatte. Doch aller
Schweiß war vergessen, als das Storchennest von Mosbach in Sicht
kam. Der Aufstieg auf den wuchtigen Turm der einstigen Wehrkirche
war Voraussetzung für einen eindrucksvollen Blick in das mit drei
Jungen besetzte Nest. Ein mitgebrachtes Spektiv erlaubte allen
Exkursionsteilnehmern einen eindrucksvollen Nahblick auf die sieben
bis knapp acht Wochen alten Jungen. Da die Mosbacher Jungstörche
auch Ringe tragen, konnten sich alle noch im Ablesen der
Ringinschriften üben. Überschattet war der Turmbesuch vom
mehrmaligen Schlagen der Turmuhr, das – trotz Vorwarnungen – bei
einigen Reiseteilnehmern Angst und Schrecken auslöste. Die Fütterung
der Jungen durch das Weibchens bildete abschließend den Höhepunkt
dieses Programmteiles und ließ die Rückfahrt nur schweren Herzens
ins Auge fassen. Für Katharina hieß es – wieder in Dinkelsbühl
zurück – Abschied zu nehmen und die Rückreise nach Frankfurt
anzutreten, während der Rest es sich nehmen ließ, die 220 Stufen
des Münsterturmes zu erklimmen, um aus 64 Metern Höhe einen
überwältigenden Überblick über Rudis und Resis Sommerheimat zu
gewinnen. Während die Nestbewohner weiter durch Abwesenheit glänzten,
entschädigten doch die Münsterdohlen ein wenig für entgangenes
Storchen-Feeling. Als die Reisegruppe am späten Nachmittag auch
Roswitha durch Abreise verlor, blieb nur noch der harte Kern zurück.
Natty, Barbara und Jürgen begaben sich wieder in den Schatten in
der „Sonne“, der Tagebuchschreiber machte einen Kurzbesuch zu
Hause und gesellte sich anschließend mit Gattin noch einmal zur
Mannschaft der Resianer. Sie sahen noch, wie der Nachtwächter seine
Runde zog, wie Barbara und Jürgen die Heimreise antraten und wie
Resi und Rudi – die gab es doch tatsächlich auch noch – gegen
22 Uhr Quartier bezogen. Als der Tagebuchschreiber und seine Frau
kurz vor Mitternacht das Bild der Webcam auf dem heimischen PC
betrachteten, mussten sie feststellen, dass seit Stunden die Übertragung
vom Storchennest wieder hing. Halb so schlimm für uns vor Ort,
jedoch schon schlimm für die, die nicht dabei sein konnten und nur
in dieser jetzt vorliegenden Form über einen wunderschönen Tag
Bericht erhalten.
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23. Jun. 02
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Während Resi und Rudi in die
Nacht dämmerten, sah man, wie Natty noch eine ganze Weile
durch die engen Gassen Dinkelsbühls schlenderte und einen schönen
Tag Revue passieren ließ. Dass die Live-Kamera auch am
Sonntagmorgen keine aktualisierten Bilder lieferte, konnte unserer
Besucherin nichts anhaben. Sie wartete ab 6 Uhr auf dem Steinbänkchen
vor der Adler-Apotheke und ihr Warten wurde auch kurz darauf
belohnt. Resi und Rudi kamen zur morgendlichen Begrüßung von ihrem
ersten Nahrungssuch-Ausflug zurück. Da wurde manches Bild
geschossen und manche Freudenträne zerdrückt.
Zum Glück funktionierte
wenigstens die „Ersatzlösung“ in puncto Übertragungstechnik an
diesem Tag und so blieb die lange Anwesenheit des Paares während
der Vormittagsstunden doch nicht ganz verborgen. Gegen 13 Uhr hieß
es wieder Abschied nehmen von unserem Paar, kein Wunder bei diesem
Prachtwetter mit eitel Sonnenschein und annährend 30 Grad im
Schatten. Bei der ausgiebigen Gefiederpflege verlor einer der Störche
eine weiße Feder des Großgefieders. Der Wind spielte gelegentlich
mit ihr, brachte es aber nicht fertig, sie vollends über „Bord“
zu blasen.

Hier hat Häuptling „Weiße
Feder“ etwas verloren
Resi kam zum Nachmittagskaffee
noch einmal schnell am Nest vorbei, um ihren Besuch nach einer
knappen Stunde zu beenden. Inzwischen konnte man sich auch an einem
wieder alle zehn Sekunden aktualisierten Bild erfreuen.

Rudi wird auch bald kommen
Gegen 20 Uhr zogen im
westlichen Mittelfranken die ersten Gewitter auf und auch ums
Dinkelsbühler Nest wurde es früher als sonst ungewöhnlich dunkel.
Unsere Störche erschienen deshalb früher als sonst am Nest. Storch
Nummer 1 stand um 20:47 Uhr, die Nummer 2 um 20:48 Uhr im Nest. Das
bedeutete, dass beide gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander im
Nahrungsgebiet abgeflogen waren, so wie es Paare, die keine Brut zu
versorgen haben, regelmäßig tun.

Ist die weiße Feder von dir, Resi?
Man begann sich bereits für
die Nacht einzurichten (Rudi legte sich, seine Partnerin stand
neben ihm), als aus unersichtlichen Gründen Resi gegen 21:20 Uhr
noch einmal abflog. Dies geschah in den vergangenen Wochen noch nie.
Entweder flogen beide zusammen ab und blieben dann gemeinsam dem
Nest fern. Aber dass einer allein in der Nacht zurückblieb, das war
neu. Ich kann mir dieses Verhalten eigentlich nur in Zusammenhang
mit den Witterungsverhältnissen erklären. Wurde Resi von einem
Donner oder Blitz so sehr erschreckt, dass sie das Weite suchte?
Erwischte sie ein großes Hagelkorn, so dass sie vor Schreck abflog?
Auf alle Fälle traf der Zeitpunkt des Abflugs mit dem Beginn des
Unwetters zusammen. Auch wenn ich einmal dachte, im Halbdunkel gegen
22 Uhr zwei Störche gesehen zu haben, ist dies nur eine höchst
zweifelhafte Beobachtung. Besonders Richtung Wilburgstetten
– in einem Gebiet, das ein bevorzugtes Nahrungsgebiet von Resi und
Rudi darstellt – tobte das Unwetter besonders heftig mit
großen Schäden an Gebäuden und auf den Feldern. Vom Mais blieben
nur zerfetzte und geknickte Halme übrig, als die Tischtennisball
großen Hagelkörner auf sie niederprasselten. Rudi legte sich bei
Beginn des Unwetters ins Nest und schien so die beste Technik
gefunden zu haben, ohne größere Blessuren davon zu kommen. Als das
Licht für eine Übertragung von Bildern nicht mehr ausreichte,
senkte sich die Nacht über eine ungewisse Zukunft und die Frage
tauchte immer bohrender auf: Wo ist Resi?
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24. Jun 02
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Der erste bange Blick galt am
Morgen unserem Nest. Ein Altstorch stand – kaum erkennbar – im
arg „betrübten“ Nest. Offensichtlich haben die
Witterungseinflüsse nicht nur Resi in Bedrängnis gebracht, sondern
auch der Kamera Schaden zugefügt. So wie es jetzt aussieht,
scheint Regenwasser irgendwo eingedrungen zu sein oder ein anderer
Defekt täuscht eine solche Wirkung vor Bei aller Tragik erinnert
diese Weichzeichnung der Bilder mit einem markanten Schleier doch
sehr an die Aufnahmetechnik der Erotikstreifen eines David Hamilton.
Nur in unserem Fall ist diese filmische Verfremdung unbeabsichtigt
und hoffentlich nur von kurzer Dauer. Rudi scheint auf alle Fälle
(wenigstens etwas!) das Unwetter äußerlich unversehrt überstanden
zu haben. Dass er allerdings so unendlich ratlos und einsam
stundenlang im Nest verbringt, verheißt nichts Gutes. Wenn Resi in
der Lage wäre zu Rudi zu gelangen, würde sie es zweifellos
versuchen. Also bleiben für weitere Spekulationen Tor und Tür geöffnet.
Im schlimmsten Fall ist Resi tot. Sie geriet in das gestrige
Unwetter, wurde von den Böen erfasst, gegen eine Leitung oder ein
anderes Hindernis geschleudert, vom Hagel erschlagen...(ich glaube,
ich kann hier abbrechen!). Eine andere Möglichkeit sieht so aus:
Resi lebt. Sie hat durch die Ereignisse des gestrigen Abends einen
Schock erlitten, der ihr zu schaffen macht. Verbunden mit diesem
traumatischen Erlebnis könnte es durch den Hagel zu Prellungen
gekommen sein, die ein Fliegen erschweren oder nur unter Schmerzen
ermöglichen. In einem solchen Fall würde Resi nur so viel fliegen
wie unbedingt nötig ist und das reicht halt momentan nicht mehr bis
zum Nest. Bei der nachsuche am Nachmittag konnte ich gleichzeitig
zwei Störche im Raum Dinkelsbühl sichten.

Sieht zwar aus wie zwei, aber Resi ist
immer noch nicht da...
Der eine – Rudi – stand im
Nest, ein zweiter (vielleicht Resi) befand sich gegen 19 Uhr etwa
2,5 Kilometer nördlich des Nestes in einer frisch gemähten Wiese.
Da ich nicht halten konnte, kam ich erst eine gute halbe Stunde später
an der Stelle wieder vorbei und konnte keinen Storch mehr entdecken.
Ob sich dieser trotzdem noch in der Nähe aufhielt, blieb mir
allerdings verborgen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit änderte sich
am Ermittlungsstand nichts mehr. Resi blieb verschwunden. Und auch
als Rudi um 20:57 Uhr im Nest landete, wartete er auf seine
Partnerin vergeblich. Erstmals seit dem Erscheinen des Paares
am 28. Mai musste Rudi eine Nacht auf Resi verzichten.
Das Bild der Kamera verbesserte
sich an diesem Tag leider auch nicht, so dass bald keine Hoffnung
mehr besteht, ohne einen Reparatureinsatz auszukommen. Drücken Sie
weiterhin die Daumen, dass (und das ist das Wichtigste!) Resi nur
eine vorübergehende Auszeit nimmt und bald wieder zu Gast im
Storchennest sein wird.
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25. Jun. 02
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Weiter Warten auf Resi. Statt „Pärchen
satt“ gibt es am frühen Morgen wieder nur Rudi allein! Soweit die
schlechte Bildqualität es zulässt, scheint Rudi nach wie vor auf
etwas zu warten. Er verhält sich anders, als wenn seine Partnerin
greifbar wäre oder er wüsste, dass sie nur kurz abgeflogen sei.
Aus einem weich gezeichneten Bild nach Art „David Hamilton“ ist
ein bereits fast blindes Etwas geworden, das mehr an die Struktur
eines Golfballs erinnert als an ein Storchennest. Jetzt sind die
Betreiber der Website ernsthaft gefordert, nach einer Lösung zu
suchen. Warum Teile des Bildes im rechten unteren Randbereich
gewohnte Qualität zeigen, der Rest dagegen Schweigen heißt, vermag
ich nicht ganz zu beurteilen. Heute Mittag erreichte uns alle eine
Eilmeldung, nach der ein Schnappschuss des Nestes vorliegt, auf dem
zwei Störche im Nest zu sehen seien.

Bei der Betrachtung des Bildes scheint dies tatsächlich
der Fall zu sein, doch habe ich da so meine Zweifel. Als ungläubiger
Thomas werde ich erst an diese Möglichkeit glauben, wenn ich mich
mit eigenen Augen davon überzeugt habe. Wenn es tatsächlich Resi
war, die da bei Rudi im Nest zu stehen scheint, warum war sie so
schnell wieder verschwunden? Warum konnte die Beobachtung niemand
sonst erbringen? Lauter Fragen, denen ich heute noch nachgehe. Erwarten
Sie also weitere Enthüllungen zum Fall „Resi“!
Am Spätnachmittag durchkämmte
ich die Umgebung von Dinkelsbühl, um einen Hinweis auf
den Aufenthaltsort von Resi zu erhalten. Während Rudi
zum fraglichen Zeitpunkt im Nest lag und weiter auf Resi zu warten
schien, entdeckte ich etwa 7 Kilometer nördlich von Dinkelsbühl im
Mündungsbereich der Zwergwörnitz in die Wörnitz zwei Störche,
die in einer frisch gemähten Wiese standen und Gefiederpflege
betrieben. Um sicher zu sein, in welcher Verfassung beide Störche
waren, näherte ich mich ihnen (der deutliche Größenunterschied
der beiden signalisierte sofort, dass es sich dabei um ein Paar
handeln musste) unter Fluchtdistanz. Die beiden flogen auf, um
wenige Hundert Meter weiter wieder zu landen. Dabei war unschwer zu
erkennen, dass bei keinem der Störche irgendeine Beeinträchtigung
des Flugvermögens feststellbar war und beide keinen Ring trugen. Könnte
der weibliche Storch vielleicht doch Resi gewesen sein, die sich
einem neuen Partner angeschlossen und Rudi den Laufpass gegeben
hatte? Ich halte diese Möglichkeit für sehr unwahrscheinlich und möchte
sie deshalb auch nicht als den letzten Strohhalm für die Existenz
Resis betrachten. Alles weitere Suchen blieb erfolglos. Resi bleibt
verschwunden und auch die Schnappschüsse mit zwei Störchen im Nest
von heute Mittag können mich nach wie vor nicht überzeugen. Ich
halte sie für optische Täuschungen hervorgerufen durch die
tropfenartigen Strukturen auf dem derzeitigen Kamerabild. Je nach
Lichteinfall – ich konnte dies selbst erleben – schien sich die
Silhouette des Storches durch die Tropfenstruktur zu spiegeln. Auch
erschien mir bei Anwesenheit nur eines Storches dieser durch
Verzerrungen und ähnliche Einflüsse des gestörten Kamerabildes
doppelt im Nest zu stehen. Bei der nächsten Einstellung hatte man
dann schon wieder einen gänzlich anderen Eindruck. Deshalb bitte
ich, bei der Bewertung der Schnappschüsse vorsichtig zu sein. Resi
war es auf keinen Fall, denn die wäre – einmal im Nest gelandet
– auch geblieben und wäre wieder regelmäßige Besucherin des
Nestes geworden. Dem ist aber leider nicht so und deshalb meine
Zweifel! Auch an Rudis Verhalten wird deutlich, dass seine
Partnerin noch nicht zurückgekehrt ist. Er verbringt jetzt wieder
viele Stunden – auch während der Nachmittage – im Nest. Dies
tat das Paar zuletzt nie mehr mit dieser Intensität und weiterhin
gibt es keinen neuen Beleg eines Paares im Nest. Erst um 21 Uhr
verließ Rudi heute Abend noch einmal das Nest und als er gegen
21:45 Uhr wieder erschien, kam er allein und so blieb es auch eine
weitere Nacht.
Die Kamera bereitet derweil
weiterhin große Sorgen und es steht fest, dass wir um eine
Reparatur nicht herumkommen werden. Wie umfangreich und wie
erfolgreich sie letztlich ausfallen wird, muss abgewartet werden.

"Nebelbild", digital
nachbearbeitet
Nach so viel Schmerz und
Herzeleid noch ein erfreulicher Blick in unser Partnernest nach Mosbach.
Die dortigen Drillinge haben das Hagelunwetter augenscheinlich unverletzt
überstanden, auch wenn um Mosbach viele Maispflanzungen ebenfalls
zerstört oder schwer geschädigt sind.
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26. Jun. 02
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Zu sehen gibt es heute ganz wenig. Die erhoffte Besserung der Bildqualität,
die sich gestern am Abend abzuzeichnen schien, ist ins Gegenteil
umgeschlagen. Man durfte froh sein, Rudi im „Nebel“ auszumachen
oder sich ärgern und weiterhin im Trüben fischen.

Ich möchte unsere Fangemeinde noch bis zum kommenden Samstag vertrösten.
Erst dann wird es uns möglich sein, einen Reparaturversuch an
der Kamera vorzunehmen. Die Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl
wird um 17:30 Uhr mit ihrer Drehleiter anrücken und die Arbeiten
unterstützen. Wir tun dies, da zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefährdung
für Leib und Leben der Störche besteht. Es werden weder Eier bebrütet
noch sind Junge zu versorgen. In einem solchen Falle stünde sicher
der Schutz der Störche über den Interessen der Webcam-Seher. Das
Schlimmste, was uns am Samstag passieren könnte, wäre der Abflug
von Rudi und/oder Resi während des Einsatzes der Drehleiter. Dieser
Abflug hätte dann zur Folge, dass die „Betroffenen“ bis zum
Ende der Arbeiten das Nest nicht mehr aufsuchen (lässt sich sicher
verschmerzen). Im besten Fall bemerkt Rudi (ich verwende lieber doch
nur seinen Namen) von dem ganzen Unternehmen gar nichts und
erscheint erst, nachdem die Helfer wieder abgezogen sind. Merken Sie
sich also den genannten Termin schon einmal vor und werden Sie Zeuge
einer hoffentlich erfolgreichen Unternehmung.! Auch heute gab es –
wenn es etwas zu sehen gab – nur Rudi. Unermüdlich hielt er
Stellung im Nest und wenn er einmal abflog, war er bald darauf
wieder zur Stelle. Zuletzt – es ist jetzt 17 Uhr – tat er dies
um 16:22 Uhr. Das Bild ist nicht berauschend, jedoch im Mittelteil
(dort, wo Rudi meistens steht), gibt es wieder einmal ein paar
Aufhellungen. Einzig in einer solchen tropfenfreien Zone lassen sich
Schnappschüsse erzielen, die das reale Geschehen festhalten.
Die Live-Beobachtung,
die heute Nachmittag Herrn Wilfling gelang, lässt so manches wieder
in einem neuen Licht erscheinen. Tatsache ist: Rudi wartet weiterhin
vergeblich auf die Rückkehr seiner Partnerin. Wenn diese sich nicht
mittlerweile mit einem neuen Partner vergnügt, was angesichts des
zeitlichen Aufeinandertreffens ihres Verschwindens mit dem schlimmen
Unwetter eher unwahrscheinlich ist, könnte ein neuer Storch
bzw. eine neue Störchin ins Spiel kommen. So sah Herr Wilfling, als
er gestern gegen 15:30 Uhr sein Geschäft unmittelbar gegenüber des
Storchennestes verließ – die Kamerabilder waren gerade zu diesem
Zeitpunkt mit katastrophal zu bezeichnen – auf dem Kamin des
Horstgebäudes einen zweiten Storch stehen, der von Rudi nach kurzer
Zeit attackiert und verjagt wurde. Danach landete Rudi wieder im
Nest und flog schließlich dem Eindringling in Richtung Süden nach.
Mit Resi wäre Rudi sicher nicht in dieser Weise verfahren. So muss
es eine neue Storchin / ein neuer Storch gewesen sein, der die
Stelle von Resi einzunehmen versuchte. Wir sollten also in den nächsten
Tagen eher mit einer solchen neuen Lösung liebäugeln als weiter
auf die Rückkehr der alten Partnerin zu hoffen. So erscheinen auch
die Schnappschüsse, auf denen so etwas wie zwei Störche gesichtet
und festgehalten wurde, in einem neuen Licht. Ein kurzzeitiges Fuß
Fassen im Nest wäre für einen neuen Partner/Partnerin denkbar. Es
müsste doch möglich sein, das Nest bei vielen Beobachtern rund um
die Uhr zu kontrollieren und solche kurzen Begegnungen im Nest
festzuhalten.
Nach seinem abendlichen Einflug
blieb Rudi auch in dieser Nacht allein. Er kam gegen 20:45 Uhr und
blieb, bis die Nacht sich über das Nest senkte.

Mit Resi war es in der Nacht schöner!
Von einem zweiten Storch keine
Spur. Das Kamerabild verlor zum Abend hin einen Teil seiner
Tropfenstruktur und konnte – im Vergleich zu den letzten beiden
Tagen sogar als ausgesprochen gut bezeichnet werden. Hoffentlich
bleibt dies so, bis die Reparatur wieder für gewohnte Bildqualität
sorgen wird.
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27. Jun. 02
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Rudi begrüßte in der Morgensonne die
Fangemeinde.

Mein Platz neben mir ist weiter
leer!
Für Elke musste es ja ein
einschneidendes Erlebnis gewesen sein, als sie kurz nach 6:00 Uhr
das Glück hatte, ein Storchen-Doppelpack im Nest
anzutreffen. Leider blieb dies wieder nur eine Eintagsfliege, nährt
aber immerhin die Hoffnung, dass sich demnächst Entscheidendes
ereignen könnte. Das Kamerabild – und leider kommt man in
diesen Tagen nicht ganz ohne diese Hinweise aus – macht heute
einen insgesamt besseren Eindruck. Man hat erheblich weniger Mühe,
Storch oder nicht Storch klar zu trennen. Rudi scheint mit dem weißen
Etwas, das den ganzen Tag durchs Nest flattert, wirklich andeuten zu
wollen, dass es an der Zeit ist, die Linse zu polieren. Wenn
das aber so einfach wäre! Ohne mich ganz festlegen zu wollen, muss
es sich bei dem „Ufo“ um ein Stück Plastikfolie oder einen ähnlich
gearteten Gegenstand handeln. Rudi oder der Wind legte bzw. blies
diesen mal in diese Ecke, mal in jene Ecke des Nestes.
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Ob
die Neue meine schmucke Nestausstattung gut findet? |
Ich konnte auch bei einem
erneuten Besuch in der Stadt an der Romantischen Straße am frühen
Nachmittag nichts feststellen, was die Existenz eines zweiten
Storches bestätigt hätte. Die lange Anwesenheit von Rudi (er lag
zum Zeitpunkt meines Besuches schon über eine halbe Stunde im
Nest), lässt allerdings vermuten, dass er mehr weiß als wir.
Von den Nachbarnestern gibt es weiterhin gute Kunde: In Weiltingen
(hier kam es nach einem Gelegeverlust durch Kämpfe zu einem
Nachgelege wie in Vetschau) sind zwei Junge inzwischen gut
drei Wochen alt. Das Unwetter streifte den Ort so gerade und
hinterließ nur geringe Schäden. Von einem Jäger erfuhr ich, dass
er ein vom Hagel getötetes Rehkitz in seinem Revier fand. In Wittelshofen
gibt es ebenso wie in Wassertrüdingen jeweils zwei Junge,
die etwa vier Wochen alt sind.
Rudi blieb auch für den Rest
des Tages seiner Linie treu. Er flog zum Übernachten in alt bewährter
Weise an und gab der Sehergemeinde wenigstens einen nur leicht getrübten
Einblick in sein Schlafquartier.

Wenn Rudi wüsste...!?
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28. Jun. 02
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Die Geschichte des heutigen
Tages kann schnell erzählt werden. Rudi blieb während der
gesamten „sichtbaren“ Zeit allein.

Lonely Boy!
Die Kamerabilder ließen
zwischendurch mal mehr mal weniger erahnen, nur gut, dass morgen die
Reparatur ansteht und wir dann wieder klare Verhältnisse vor uns
haben. Unter den augenblicklichen Gegebenheiten macht es bald keinen
Unterschied, ob die Bilder regelmäßig aktualisiert werden oder
doch nur die „Notcam“
funktioniert.
Rudi hielt über viele Stunden
Wache am Nest und verabschiedete sich bis in den Nachmittag hinein
immer nur kurz. Dass er auch die Nacht wieder im Nest verbrachte, überrascht
in keiner Weise mehr. Nur noch einen Tag Warten, dann ist Rudi
wieder voll „im Bilde“!?
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29. Jun. 02
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Rudi hält nach wie vor die
Stellung. Warum ausgerechnet heute die Übertragung der
Live-Bilder schon am Vormittag ausfällt, wird ein ungelöstes Rätsel
bleiben. Es werden immer vollmundige Versprechungen oder
Absichtserklärungen abgegeben, im Ernstfall entpuppt sich alles
dann ganz schnell als ein unlösbares Rätsel. Es kann doch nicht
angehen, dass – wie im heutigen Fall – keiner in der Lage ist
oder sein will, die Bilder wieder zum Laufen zu bringen. Wenn alles
dann – wie so häufig – an einem Wochenende stattfindet, ist
dies ganz besonders ärgerlich. In dieser Beziehung muss sich
dringendst etwas ändern, vielleicht in Form eines Notdienstes,
sonst laufen wir Gefahr in Kreisen der Seher, die uns nur
gelegentlich besuchen, als Dilettanten und Stümper angesehen zu
werden. Wer den Anspruch erhebt, qualitativ gute Arbeit zu leisten
und durch seine Arbeit auch eine gute Akzeptanz erzielt, läuft
Gefahr, durch diese Unzulänglichkeiten in seiner Arbeit behindert
zu werden. Es macht wahrlich keinen Spaß, täglich einige Stunden
an Zeit zu opfern, um sich dann ununterbrochen noch mit technischen
Schwierigkeiten auseinander setzen zu müssen.
Das musste ihr
Tagebuchschreiber einmal los werden, um nicht – wie in den letzten
Wochen so oft – frustriert und genervt vor einem blinden oder
ausgefallenen Bild zu stehen. Ein gutes Team ist nur so viel wert
wie sein schwächstes Mitglied!
So sah man heute eben entgegen
der Ankündigungen nichts – oder fast nichts (die Notcam
lief ja noch!) – von den Reparaturarbeiten
an unserer Kamera.
Die
ausführliche Darstellung der Aktion mit zahlreichen Bildern
aus der Vogel- und aus der Fußgängerperspektive würden den Rahmen
dieses Tagebuchs sprengen, deshalb haben wir dem Bericht eine eigene
Seite eingeräumt.
Rudi flog vor 21 Uhr noch
einmal auf Nahrungssuche und stellte sich anschließend ein weiteres
Mal zur Übernachtung ein.
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30. Jun. 02
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Schreck in der Morgenstunde!
Dass die Bilder auf unserer Hauptseite nach wie vor ausbleiben, ist
ja schon zur Gewohnheit geworden. Die Gründe sind Ihnen ja längst
bekannt. Herr Wilfling hat ein Geschäft in Dinkelsbühl, seine
Wohnung ist in Feuchtwangen, die Technik befindet sich in dieser
Zeit also 13 Kilometer entfernt. Das sind kaum zu überbrückende
Hemmnisse. Doch mit diesem Schreck haben wir ja gelernt umzugehen.
Etwas anderes verbreitete weit mehr Unbehagen. Was sah man auf der
so oft beschworenen Notcam? (Warum arbeitet eigentlich der Computer,
über den diese Bildsignale laufen, besser als der über den die
Signale der Bilder für die Hauptseite laufen. Eigenartig! Zufall?)
Man sah auf alle Fälle wenig.

Kurz nach der Aktion...
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... und am nächsten Morgen
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Die Scheibe im Gehäuse der
Übertragungskamera ist seit der gestrigen Reparatur wieder
beschlagen. Es befindet sich also immer noch Restwasser
im Kameragehäuse, das selbst nach der gestrigen Öffnung nicht
restlos verdunsten konnte. Nun haben wir ein gleichmäßig
vernebeltes Bild und die Gewissheit, dass der gestrige Einsatz wenig
gebracht hat. Also richten wir uns schon mal auf eine Wiederholung
der gesamten Aktion ein. Einen Vorteil haben wir ja. Wir wissen
schon mal, wie es geht und das ist doch auch schon etwas!
Rudi hält derweil seinen
Stundenplan eisern durch. Er kommt, liegt und steht, er fliegt
ab und wiederholt das Ganze in gleicher Weise.
Von Rudi war heute herzlich wenig zu sehen. Das
lag aber nicht so sehr an ihm, sondern viel mehr am Ausfall
unseres Servers, der den gesamten Tag über seine Bereitschaft
zur Mitarbeit aufkündigte. So blieben nur die Bilder unserer Notcam
mit der Tendenz zur „Weichzeichnung“. Rudis Anwesenheiten am
Nest verliefen wie in den vergangenen Tagen und wurden von einer
weiteren Übernachtung gekrönt.
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01. Jul. 02
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Leider liefen trotz großer Bemühungen
unserer Technik – und hier gebührt Andreas Kamm ein
besonderer Dank – bis in die späten Nachmittagstunden die Übertragungen
immer noch nicht wie gewohnt. Auch die Notcam
stellt vorübergehend ihren Dienst ein, so dass zeitweise über den
Verbleib Rudis nur gemutmaßt werden konnte.
Um unseren Fans jedoch so
schnell wie möglich Bilder von gewohnter Qualität liefern zu können,
startete die Freiwillige
Feuerwehr Dinkelsbühl um 18 Uhr einen erneuten Versuch, die
Kamera samt Gehäuse trocken zu legen. Kurz nach 17 Uhr war Rudi
wieder am Nest erschienen, das er heute bereits regelmäßig und über
viele Stunden zur Demonstration seiner Besitzansprüche okkupiert
hatte. Die große Drehleiter (siehe auch unseren Bericht
vom letzten "Rettungseinsatz" der Feuerwehr) –
und hier besitzt Günter Rödel nun schon traumwandlerische
Sicherheit – schlüpfte um Punkt 18 Uhr durch das „große
Mauseloch“ in den Innenhof des Alten Rathauses zu Dinkelsbühl. In
seiner Begleitung befand sich heute Friedrich „Fritz“ Hirsch von
der Feuerwehr sowie Thomas Ziegler, der Tagebuchschreiber von
„Storchennest- Dinkelsbühl“. Als die Drehleiter die ersten
Meter in Richtung Kamera zurückgelegt hatte, streckte Rudi kurz
seinen Kopf über den Nestrand, stieß sich unmittelbar darauf von
diesem ab, um niedrig über die Dächer der Altstadt in Richtung
Segringer Tor zu entschwinden. Die letzten Zentimeter bis zur Kamera
steuerte Fritz Hirsch gekonnt und mit ruhiger Hand vom Korb der
Drehleiter aus, während Günter Rödel über das Außenmikrofon
Kontakt zu seinem Kollegen sowie zum Storchenexperten hielt, der
ebenfalls im Korb der Drehleiter Platz gefunden hatte und als
Handlanger eingeplant war. Als erstes wurden mit einem Inbusschlüssel
die vier Befestigungsschrauben der vorderen Abdeckung des Kameragehäuses
gelöst und die letzten Kondenswasserreste vom Inneren der
Glasscheibe gewischt. Anschließend föhnte Fritz Hirsch mit einem
zweckentfremdeten Haartrockner das Gehäuseinnere trocken.
Zum Schluss wurde die Vorderfront des Gehäuses wieder befestigt und
ab ging es auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein letzter
Kontrollblick in das Schaufenster der Adler-Apotheke bestätigte die
einwandfreie Bildqualität und machte Hoffnung, dass es keines
weiteren Einsatzes der Feuerwehr mehr bedürfe. Danke Günter und
Fritz für eine optimal gelaufene Aktion.
Bevor Ihr Tagebuchschreiber
wieder Kurs auf die Heimat nahm, begab er sich noch auf die Suche
nach Rudi. Und er wurde auch sofort dort fündig, wohin er ihn
eine Stunde vorher hatte abstreichen sehen. An der Westumgehung
seiner Wahlheimat hatte Rudi unweit der Ellwanger Kreuzung eine
bombige Wiese entdeckt, deren reichhaltigem Insektenleben
unser Freund eifrig zusprach. Im Sekundentakt las Rudi kleinere
Heuschrecken im Vorbeigehen oder nach kurzen Sprints auf. So wie er
zu Werke ging, dürfte er diesen Platz in den letzten Tagen schon öfters
zur Nahrungssuche aufgesucht haben. Als ich zu Hause einen Blick auf
die Website warf - es war kurz nach 19:30 Uhr - begannen auch über
die Hauptseite die Bilder wieder im gewohnten 10-Sekunden-Takt zu
laufen. Bis der alte Server gänzlich repariert ist, laufen die
Bilder in den nächsten Tagen über den Hauptrechner von K
& K Computer Systeme und somit besteht keine Gefahr
mehr, dass das Bild wieder ausfällt.
Um 20:55 Uhr erschien Rudi von
seiner Super-Wiese und landete im Nest. Er weiß wohl noch nicht,
wie gut er sich wieder in Szene setzen kann.

Darauf mussten wir über eine Woche
warten!

Schlaf gut, Rudi!
Die Bilder werden wieder
gesendet und sind nicht mehr getrübt. Lediglich der Verbleib der
Partnerin bleibt weiterhin ein ungelöstes Rätsel.
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2. Jul. 02
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Nach all den technischen
Schwierigkeiten kommt heute neues Ungemach auf uns zu. In diesem
Fall liegt die Ursache allein bei der Telekom, die einen Totalausfall
ihres DSL-Systems zu beklagen hat. Erst gegen Mittag läuft alles wieder wie gewohnt.
Die „Reparatur“ von gestern scheint erfolgreicher verlaufen zu
sein als in der vergangenen Woche. Trotzdem gab es eine
Schrecksekunde zu überstehen. Bei einsetzendem Regen trübte sich
innerhalb kürzester Zeit das Glas des Kameragehäuses ein, so dass
ich mich schon ein drittes Mal im Einsatz sah. Doch so schnell wie
es sich eintrübte klarte es auch von selbst wieder auf und so blieb
es dann auch für den Rest des Tages.
Rudi hielt von alledem nicht
viel. Er war Dauergast im Nest und scherte sich – wie üblich
– nicht im Geringsten um unsere Sorgen. Dass sich seit einigen
Tagen ein paar „Motzer“ im Gästebuch auszutoben
versuchen, sollte uns nicht sehr bekümmern. Die Qualität ihrer
Beiträge weist sie als das aus, was sie sind. Gäste benehmen sich
auf alle Fälle besser oder sie müssen eben damit rechnen, nicht
mehr zu uns eingeladen zu werden.
Beiliegende Bilder
dokumentieren einen Fall, bei dem ein Brutstorch während der
Jungenaufzucht mit einer hässlichen Verletzung am Bein eingefangen
und später eingeschläfert werden musste. Der Schuss, der auf ihn
zweifelsfrei abgegeben worden war, hatte zu einem offenen Bruch
oberhalb des Intertarsalgelenkes geführt. Das Röntgenbild zeigt
die Schussverletzung genauer. Später infizierte sich die Verletzung
mit für den Storch tödlichem Ende.

Röntgenaufnahme
der Beinverletzung... |

Der tote Brutstorch mit offenem
Bruch oberhalb des Intertarsalgelenkes |
Rudi erschien bereits um 19:40
Uhr am Nest, verabschiedete sich aber um 21:27 Uhr noch einmal für
kurze Zeit, um noch einen kleinen Nachschlag zum Abendessen zu
holen. Kurz vor 22:00 Uhr stellte er sich dann endgültig zur Übernachtung
ein. Resi bleibt also nach wie vor wie vom Erdboden verschwunden.
Von Günter Rödel (unserem famosen Fahrer der Drehleiter) erfuhr
ich, dass er kürzlich zwei Störche auf dem Rothenburger Tor
in Dinkelsbühl beobachten konnte. Ob einer davon Rudi, der andere
ein weiterer Interessent um Resis Stelle war, kann nur vermutet
werden. Es zeigt aber deutlich, dass Rudi durchaus willens ist, für
Resi Ersatz zu finden. Wenn die Geeignete erscheint, wird er sie
auch ins Nest lassen. Störche, die in diesem Jahr nicht gebrütet
haben, ihre Brut verloren haben oder einfach zum Brüten noch zu
jung sind, treiben sich nach wie vor in der Gegend herum und es ist
nicht ausgeschlossen, dass eines Tages doch wieder zwei Störche
unserem Nest die Ehre geben. Alle, die etwas Trost brauchen, sollen
sich mit der erträglichsten Lösung zum Verschwinden Resis
abfinden: Sie ist mit einem anderen Liebhaber durchgebrannt!
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3. Jul. 02
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Erstmals nach längerer Zeit konnte man wieder neues
Nistmaterial im Nest entdecken. Wenig spektakulär stellte die
dezente Begrünung des Nestinneren einen willkommenen Farbtupfer
dar. Wer so lange liegt wie Rudi am heutigen Tag, muss sich ja eine
bequeme Unterlage schaffen.

Ab und zu muss man die
Wohnung restaurieren! |

Gemütlich mit der
neuen Unterlage! |

Dieser Zweig stört
mich schon lange! |
Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses lange
Liegen anderen Störchen signalisieren soll: Hier wartet einer und hätte
nichts dagegen, wenn sich in puncto Heirat noch etwas ergeben würde.
Also bleiben Sie geduldig und beobachten Sie weiter, bis zu dem Tag,
an dem es heißt: Ein Paar ist da! Rudi war ungewöhnlich
lange präsent. Man konnte ins Nest blicken, wann immer man wollte
und Rudi war da. Man sah ihn auch stets ungetrübt und in sehr guter
Schärfe, so dass jetzt wohl endgültig hinsichtlich einer erneuten
Trübung der Bilder Entwarnung gegeben werden kann. Ein weiteres
Highlight gab es für alle, die zwischen 17:00 Uhr und 17:30 Uhr das
zu diesem Zeitpunkt leere Nest betrachteten. Es fand eine noch nie
da gewesene Invasion von Dohlen aus dem benachbarten Münster
Sankt Georg statt. So schnell wie der Spuk anfing, war er auch
wieder vorbei. Waren zu Zeiten des intensivsten „Nestabbaus“
drei oder vier Dohlen gleichzeitig bei der Arbeit, konnten heute
unglaubliche sieben Exemplare gleichzeitig im und am Nest
festgestellt werden. Allem Anschein nach hatte eine Dohlenfamilie
ihren diesjährigen Jungen schon einmal eine kurze Anleitung
gegeben, wo in der nächsten Brutsaison am einfachsten und
schnellsten Nistmaterial zu bekommen sei. Eine Plünderung von
Nistmaterial fand dabei aber augenscheinlich nicht statt.

Hilfe! Die Dohlen kommen! Erst fünf...
dann sechs...
dann sieben! Weltrekord!
Wenn Rudi sich im Nest niederlässt, verharrt er
in letzter Zeit auch einmal für längere Zeit im sogenannten „Fersensitz“.
Diese Position ist eine Zwischenhaltung zwischen dem Stehen und dem
Liegen. Große Jungstörche, die noch nicht voll flugfähig sind,
verbringen viele Stunden in dieser Position auf den Fersen sitzend.
Wartet man ein Weilchen, so steht Rudi anschließend wieder ganz auf
oder er legt sich als nächsten Schritt ganz ins Nest.

Diese Position ist zwischendurch
auch ganz gemütlich! |

So werde ich die ersten
Nachtstunden verbringen! |
Rudi erschien am Abend kurz nach 21 Uhr am Nest,
um erneut zu übernachten.
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Ganz sicher werden Sie sich für den Fotoreport
über die Mosbacher Störche interessieren.
Ein
weiterer Ersatz für zeitweiligen Ausfall der Übertragung ist vielleicht der zweite
Teil der nun aktualisierten Bildergalerie Mai 02. Das neue
Design ist technisch bedingt. Durch die noch kleineren
Vorschaubilder verkürzen sich die Ladezeiten erheblich. Auch die Galerie
vom Juni ist inzwischen fast komplett.
Der Storch24-Chat
erfreut sich immer größerer Beliebtheit! Nach der
Meinungsäußerung einiger Benutzer kommen wir zu folgender Empfehlung,
die auf der Eingangsseite des Chats auch nochmal aufgelistet ist:
-
Kernzeit: Täglich von 21 bis
22 Uhr
-
Frühere Alternative: Täglich
von 19 bis 20 Uhr
-
Grundsätzlich kann man
natürlich immer versuchen, ob man andere Storchenfreunde im
Chat trifft.
Wenn Sie zunächst alleine
im Chat sind, haben Sie bitte etwas Geduld. Einer ist immer der Erste!
Es ist sinnvoll, Eintrittmeldung und Audiomeldung in den Optionen zu
aktivieren. Vor den ersten Chatversuchen empfehlen wir, die Hilfeseite
anzusehen.
Hier noch ein kleiner Tipp:
Nach der Zeitschrift "GEO" widmet nun auch "Spektrum der
Wissenschaft" in der Juniausgabe sein Titelthema dem Vogelzug. Der
Artikel "Prinzesschens Reisen nach Afrika" von Peter
Berthold und Ulrich Querner (Vogelwarte Radolfzell) befasst sich mit der Verfolgung
des Vogelzugs per Satelliten. Auf der Homepage
von Spektrum finden Sie eine Leseprobe
und eine Linkliste
zu diesem Artikel.
Thomas
Ziegler
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