30. Aug. 02
|
Nach gemeinsamer Nacht warten
Resi und Rudi heute morgen, bis sich der dichte Nebel etwas
zu lichten beginnt.
 |
 |
Resi,
mir fehlt im Augenblick der richtige Durchblick! |
Lange nicht mehr konnten wir
diese mystische Stimmung so eindrucksvoll erleben. Bei diesen
Bildern bin ich besonders verliebt in unsere Webcam, die in dieser
Beziehung so und so zu den schönsten in der immer größer
werdenden Familie ähnlicher Webcams gerechnet werden muss.
Nach wie vor erleben wir unser
Paar und wie es aussieht, kann es noch ein Weilchen so weiter gehen.
Resi und Rudi müssen auch nicht gemeinsam verschwinden, sondern es
wäre sogar normaler, wenn beide mit einigen Tagen Abstand aus dem
schönen Dinkelsbühl abreisten. Für Spannung ist also gesorgt.
Wann bleibt Resis oder/und Rudis Platz am Abend leer? Um 7:45 Uhr
sieht man beide im Nebel auftauchen. Einer hat im Nest Platz
gefunden, der Partner steht auf dem Dachfirst.

Wenn es besser wird mit dem Nebel,
starten wir aber!
Nach einer halben Stunde rücken
beide im Nest zusammen, ehe Resi sich fürs Erste verabschiedet.
Rudi hält eine weitere Stunde die Stellung und fliegt danach seiner
Resi nach. Zu meiner Freude entdecke ich die beiden entgegen ihrer
Gewohnheit zur frühen Nachmittagsstunde in ihrer „Wohnung“.
 |
 |
Zum
Nachmittagskaffee ein Besuch im Nest! |
Selbst als ich gegen 15 Uhr die
Beobachtung abbrechen muss, verharren sie immer noch in ihrer
Luxuswohnung. In der Nacht bei meinem letzten Blick ins Nest sehe
ich zu meiner Freude zwei schwarze Körper mit zwei ebensolchen
Beinen.

Scherenschnitte
Nun noch kurz zu Hugo aus
MosbachUm 9:30 Uhr mache ich ihn erneut an seinem Stammplatz
auf einem Acker in der Nähe der Spielbank aus. Ich erteile ihm eine
Flugstunde, zu der er wieder ein Stückchen früher startet als beim
letzten Mal. Das bedeutetHugo verliert mehr und mehr sein
„Gefangenschaftssyndrom“ und verhält sich schon eher wie ein
„richtiger“ Storch. Aber es bleibt dennoch festzuhalten, dass
seine Gefangenschaft Spuren hinterlassen hat, die ihn eben selbst für
seine Familie nicht so recht akzeptabel machen. Er wird nicht
angegiftet oder verfolgt, aber ein richtiges Miteinander kommt auch
nicht auf. Erst am morgigen Tag werde ich weiter auf Hugos Spuren
wandeln können.
|
31. Aug. 02
|
Gefahr in Hugos
Aufenthaltsgebiet. Eine ganze Armada geländegängiger Fahrzeuge,
sog. Offroader, ist vorgefahren. Obwohl weit und breit für solche
Fahrzeuge keinerlei Notwendigkeit besteht, denn selbst der kleinste
Flurbereinigungsweg ist geteert und alle nicht geteerten Weg sind
sogar mit einem tiefer gelegten Opel
Manta befahrbar, parkten diese Fahrzeuge auf dem Weg zwischen
Mosbach und Reichenbach. Sie karrten einige verwegene Herren in
Outdoor-Kleidung heran, Jägermeistern nicht ganz unähnlich und
jeder dieser Herren führte einen Jagdhund bzw. etwas, was einmal
ein solcher werden soll, an der Leine oder auch nicht. Während mein
Flugschüler nicht sichtbar war, durchkämmte die offensichtliche
Jagdhundeschulungsgruppe das Gelände. Dabei war nicht immer klar zu
unterscheiden, wer der zu schulende Teil eigentlich sein sollte.
Manch beleibtem Zeitgenossen, lief der Schweiß in Strömen herab, während
dem hoffnungsvollen Hundenachwuchs wenigstens nur die Zunge
heraushing. Hinter einem großen Maisfeld wurde ich schließlich
doch noch fündig. Hier fühlte sich Hugo vor der Hundemeute
ziemlich sicher und er tat das, was er tun musste. Er pflegte sich
und durchschnäbelte seine Federn. Als die Gruppe mit den Hunden
nach einer Weile immer näher kam, brachte ich Hugo doch zum
Auffliegen. Ich musste nur andeutungsweise in seine Richtung laufen
und schon war er in der Luft. Großartig, welche Fortschritte er in
den wenigen Tagen geleistet hatte. Er kreiste jetzt sogar ein
Weilchen über mir, hatte mehr als 20 Meter Höhe gewonnen und
segelte anschließend im Gleitflug etwa einen Kilometer zurück in
Richtung Mosbach. Am südlichen Ortsende entdeckte ich Hugos vierköpfige
Familie. Ein Bauer presste dort mit einer famosen Maschine Gras zu
mannshohen Ballen, die wie überdimensionale Spielzeugkugeln aus
einer „Heckklappe“ kullerten. Erst im letzten Moment wichen die
Störchen vor Traktor und Monstermaschine (Deutz-Fahr MP 130 Master
Press). Die Ausbeute an Nahrung fiel allerdings dabei eher
bescheiden aus, offensichtlich zeigten sich die Adebare nur
technikinteressiert.
Ein kurzer Stop führte mich
noch ins dem Storchennest benachbarte Haus. Frau Kern hatte beim
Schneiden ihrer Hecke vor dem Anwesen die Überreste des Mitte Juni
im Nest gestorbenen 4. Mosbacher Jungen entdeckt. Da ich auch dieses
Junge im Alter von vier Wochen beringt hatte, wollte sie mir den
Ring mit der Nummer DER A1933 heute aushändigen. Dabei erzählte
sie, dass sie schon seit Tagen etwas am Nestrand hängen sah, sie
sich aber keinen Reim darauf machen konnte. Diese Ungewissheit war
mit dem Fund in der Hecke nun beendet. Seit dem Ausfliegen herrschte
am Nest reger Flugverkehr. Dabei wurden Teile des Nistmaterials im
Randbereich des Nestes losgetreten und im Laufe der Wochen der schon
überbaute Kadaver des Jungen wieder freigelegt. Auch Gletscher
geben im Laufe der Zeit ihre Opfer wieder preis. Während der
Unterhaltung unter der Haustür rauschte es plötzlich über unseren
Köpfen und die beiden Altstörche landeten im Nest. Ein aufgeregtes
und heftiges Klappern schloss sich an. Als es gleich darauf erneut
rauschte und weitere vier Störche über dem Nest erschienen, war
mir der Grund der Aufregung klar. Nur zwei gehörten noch zur
eigentlichen Nestbesatzung, wie die schwarzen Kunststoffringe
auswiesen. Nach einigen vergeblichen Anläufen durften die beiden
Jungen mit ins Nest und in die Verteidigung mit eingreifen. Bei den
beiden Fremden handelte es sich um unberingte Altstörche,
die nach einigen Platzrunden auf dem Dach des wuchtigen Mosbacher
Kirchturms landeten und damit aus der Schusslinie waren. Die Phase
der größten Aggressionen war vorüber. Eine Ahnung ließ mir bei
der ganzen Aktion keine Ruhe. Waren die beiden Fremden nicht Resi
und Rudi, die auf ihrem Morgenausflug einmal kurz in Mosbach
vorbeigeschaut hatten? Ich halte dies für gut möglich.
Von all der Aufregung hatte
Hugo nichts mitbekommen. Er stand immer noch im gleichen Acker wie
vor einer halben Stunde. Doch die Hundemeute hatte einen
Stellungswechsel vollzogen und bewegte sich wieder langsam auf Hugo
zu. Ich sah meinen Schützling in Gefahr und brauchte dieses Mal nur
die Andeutung einer Annäherung zu machen und schon wechselte er das
Terrain und flog an den Ausgangspunkt seiner heutigen Expedition zurück.
Die rot schraffierte Fläche zeigt Hugos
Aktionsgebiet. Die größte Kantenlänge im Norden beträgt 1800
Meter, die größte Nord-Süd-Ausdehnung etwa 1500 Meter. Die
Spielbank finden Sie im Bereich der AS 111 Feuchtwangen als schwarz
karierte Fläche.
Auch am frühen Nachmittag war
Hugo seinem Lieblingsplatz treu. Ich begnügte mich mit einem kurzen
Blick durchs Fernglas und sah, dass er nach wie vor mit der
Nahrungsbeschaffung keine Probleme hatte. Auf eine weitere
Flugstunde verzichtete ich bewusst. Seine beiden Geschwister, die
heute gegen 11 Uhr noch in die Nestverteidigung mit einbezogen
waren, gingen mir allerdings ab. Hugos Eltern standen allein im
Nest, von den Jungen keine Spur. Bisher waren sie stets in
Gesellschaft ihrer Eltern. Sollten sie das prächtige Wetter heute
zur Abreise genutzt haben? Ich glaube es fast. Um 19:30 Uhr finde
ich Hugo erneut in seinem Lieblingsacker und es passiert abermals
etwas Neues. Ich befand mich etwa 500 Meter von Hugo entfernt, also
weit außerhalb jeglicher Fluchtdistanz aller Störche, da breitete
er von selbst die Schwingen aus, schwang sich in die Luft, erreichte
nie gekannte Höhen, drehte einige Runden und landete unweit der
Abflugstelle wieder in einer Ackerfläche. Wenn ich nicht gewusst hätte,
dass es sich um Hugo handelte, hätte es jeder andere Storch auch
sein können. Unser ehemaliger Bruchpilot entwickelt sich immer mehr
zu einem „richtigen“ Storch. Ein höchst erfreuliches Ergebnis.
Bei der Heimfahrt zeigte es sich, dass ich mit meiner Vermutung vom
Nachmittag wohl richtig lag. Die „Alten“ standen zur Übernachtung
im Nest, von den Jungen keine Spur mehr. Waren sie vielleicht mit
den beiden Fremden mitgeflogen? Hatten die Besucher einen
Abholdienst organisiert und die Jungen zur Abreise veranlasst? Auf
jeden Fall sind sie heute am Abend nicht mehr am Übernachtungsplatz
erschienen.
Am Morgen zeigte das Bild der
Kamera aus dem Dinkelsbühler Storchennest ein Standbild von
kurz vor 6 Uhr. Bei fast noch völliger Dunkelheit leuchteten zwei
weiße Blitze durch die Nacht. Resi und Rudi bereiteten sich auf ihr
erstes Frühstück vor. Als die Bilder kurz nach 9 Uhr wieder laufen
lernten, war das Nest leer. Um 12:39 Uhr fand sich ein einzelner
Storch – ich rechne,
es handelte sich um Rudi – ein und er blieb über mehrere Stunden
allein und auch zu seinem abendlichen Einflug gegen 19 Uhr fand er
lange keinen Mitschläfer.
 |
 |
Komisch!
Ob Resi mich schon verlassen hat? |

Rudi allein zu Haus! |
Während ich diese Zeilen
schrieb und mit einem Auge immer die Bilder der Webcam betrachtete,
kam Resi um 20:26 doch noch angeschwebt. Es heißt weiter Warten und
Hoffen, dass Resi und Rudi noch nicht abreisen.

Da bin ich Rudi! Ich lass dich nicht
allein!
|
1. Sep. 02
|
Der meteorologische Herbstbeginn hat sich
auch mit dem entsprechenden Wetter in Dinkelsbühl eingestellt.
Regen in der Nacht, tief hängende Wolken sowie eine Abkühlung auf
herbstliche 17 Grad lassen wenig Reiselust unter den Störchen
erwarten. Zum Glück blieb die Region von Unwettern verschont, so
dass Resi und Rudi wenigstens von dieser Seite kein Ungemach
befürchten mussten. Am Vormittag sichtete ich um 10:45 Uhr den
ersten Adebar - nach meiner Einschätzung handelte es sich abermals
um Rudi.

Reichlich ungemütlich heute! |

Da legst di niedä! |
So ohne Vergleich mit dem Partner ist es wirklich
rein spekulativ und nur vom Gefühl bestimmt, wer von beiden nun
tatsächlich als Solist im Nest agiert. Am sichersten erscheint mir,
die Schnabelproportion aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten
und danach seine Entscheidung zu treffen. Wenn ich allerdings einmal
"schief" liege, dürfen Sie mir nicht böse sein. Besagter
Rudi erhielt um 11:30 Uhr Gesellschaft durch Resi und wenn heute
nicht der 1. September wäre, könnte man glauben, das Paar stehe
kurz vor der Eiablage.

Gut Resi, dass wir noch nicht
abgeflogen sind! |

Ich möchte mich auch
hinlegen, Rudi! |

Bitte sehr! Wenn ich etwas rutsche, haben wir beide Platz |
Nach langer Zweisamkeit flog Resi wieder von
dannen und Rudi stand eine Weile wie ein begossener Pudel herum.
Danach besann er sich eines Besseren und schleppte zwischendurch
erneut Nistmaterial herbei. Dann hängte sich Helmuts Computer
wieder einmal auf und wir sahen nur ein Standbild des vereinsamten
Ehemannes von 15:50 Uhr. Da ich natürlich mit eigenen Augen erleben
wollte, ob unser Paar auch heute im Nest nächtigt, machte ich noch
einen abendlichen Abstecher ins benachbarte Dinkelsbühl. Hurra! Sie
waren da! Um 20:06 Uhr traf ich Resi und Rudi nebeneinander stehend
im Nest an. Einer weiteren Nacht und weiteren Sichtungen der beiden
steht nun - so hoffe ich - nichts mehr im Wege. Helmut muss nur
seinen müden Computer wieder einmal hochfahren. Mal sehen, wann er
sein Modegeschäft morgen betritt. Ich hoffe doch, dass er dies
etwas früher als gewohnt tun wird.
Noch ein kurzer Abstecher zu Hugo nach MosbachEntweder konnte er nicht oder er wollte nicht? Sein Aktionsradius
bei vier Besuchen vor Ort beschränkte sich nur auf wenige Hundert
Meter. Er startete jedes Mal, ohne dass ich ihn aufjagen musste.
Seine Flüge waren aber nur extrem kurz und führten beim zweiten
Versuch wieder an den Ausgangspunkt zurück. Die Nacht verbringt
Hugo erneut im Lichtschein der Spielbank, seine Eltern thronen hoch
im Nest auf der ehemaligen Molkerei. Seine Geschwister sind
definitiv am gestrigen Tag abgereist.
|
2. Sep. 02
|
Der gestrige Ausfall der Übertragung
wurde am Vormittag behoben und man sieht nach Stunden der Entbehrung
als erstes gleich ein Nest mit Inhalt. Resi – oder doch Rudi? –
liegt um 9:11 Uhr noch oder schon wieder im Nest und zupft trotz
Liegeposition fleißig Zweige zurecht.
 |
 |
 |
Gibt
nicht mehr viel zu tun. Da kann ich es mir doch so richtig gemütlich
machen! |
Um 9:46 Uhr erscheint Rudi für
eine einzige Minute am Nest, beide scheinen etwas zu besprechen und
unmittelbar darauf fliegt er auch schon wieder ab. Seine Gemahlin
fliegt kurz darauf hinterher. Ab die Post! Und das Warten auf die
abendliche Rückkehr beginnt ein weiteres Mal.
Es hat sich gelohnt! Resi und
Rudi sind wieder zur Übernachtung ins Nest gekommen. Vor einem Jahr
war es auch der 2. September, der die letzte Übernachtung des
damaligen Paares brachte. Aber für neue Rekorde sind wir immer
offen.

Weiter so
Bei Hugo in Mosbach tat
sich gar Aufregendes. Ich verließ ihn gestern bei Dunkelheit
im Dunstkreis der Spielbank und wurde dort heute Vormittag auch
schnell fündig. Er hatte sich rund 500 Meter nach Süden bewegt und
schien bereits auf mich zu warten. Da ein befahrbarer Weg an ihm
vorbeiführte, konnte ich im Auto sitzen bleiben und in seine Nähe
fahren. Doch kaum hatte er meinen fahrbaren Untersatz wahrgenommen,
erhob er sich in die Luft und entfernte sich aus der für ihn gefährlichen
Distanz. Der Landung im Acker folgte eine weitere Annäherung
meinerseits, diesmal zu Fuß, jedoch mit der gleichen Reaktion
Hugos. Der Weg führte ihn einfach zurück an den Ausgangspunkt
unserer Übungsstunde. Wer veräppelt hier wen?, dachte ich mir und
bestieg leicht angesäuert mein Auto. Einen knappen Kilometer
entfernt traf ich Hugos Eltern. An der Wörnitzbrücke am Ortsende
von Mosbach in Richtung Kühnhardt waren beide in einer frisch gemähten
Wiese auf Insektenjagd. Warum war Hugo nicht bereit, die kurze
Strecke zu seinen Eltern zu segeln? Rein flugtechnisch hielt ich ihn
dazu in der Lage. Oder warum gingen die „Alten“ nicht auf Hugo
zu? Storch müsste man sein, aber vielleicht bekäme man auf diese
Fragen dann dennoch keine Antwort. Um 15:15 Uhr begab ich mich
erneut auf die Suche nach Hugo. Zwischen Reichenbach und Mosbach
wurde ich zu meiner Verwunderung nicht fündig. Hier war Hugo in der
gesamten Woche seines Aufenthaltes anzutreffen. Routinemäßig
wechselte ich in die Talaue südlich von Mosbach. Auf einigen
Wiesenparzellen wurde gemäht und das Mähgut auf Ladewagen
abtransportiert. Und dort fand ich nicht nur Hugo mit seinen Eltern,
sondern auch die beiden Nestgeschwister waren nach 48 Stunden
Abstinenz „nach Hause“ zurückgekehrt. Diese waren am 31.
Aug. „definitiv“ abgereist, aber nun waren sie definitiv wieder
da. Eine Ablesung der Ringe A1931 und A1932 ließ keinen Zweifel zu,
ebenso die Nummer A1930 auf Hugos Ring. Man lernt nie aus, wenn man
sich mit Störchen beschäftigt. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
So in diesem Fall. Die beiden Jungen waren abgereist und kehrten
nach zwei Tagen zurück. Wo waren sie? Was brachte sie wieder zurück
an ihren Geburtsort? Auch Hugo zeigte sich durch die Rückkehr
seiner Geschwister wie aufgedreht. Er hatte gut zwei Kilometer seit
meiner letzten Sichtung am Vormittag zurückgelegt. Er stand nicht
mehr teilnahmslos in einem Acker und wartete, bis ich ihm eine
Flugstunde erteilte. Nein, er lief unentwegt durch das gemähte
Gras, die Wege der anderen Störche kreuzten sich immer wieder mit
dem Weg Hugos und alle Beteiligten bildeten eine regelrechte
Einheit. Von Andersartigkeit eines Mitgliedes der Familie war in
diesen Augenblicken nichts zu sehen. Hugo entdeckte immer wieder
kleinere Beutetiere, die er erfolgreich erjagte und fraß. In dieser
Situation verließ ich die Idylle, um erst am Abend gegen 19 Uhr zurückzukehren.
Nördlich der Wörnitzbrücke von Mosbach entdeckte ich die beiden
Mosbacher Altstörche mit ihren zwei Jungen. Hugo gehörte nicht
dazu. Er hatte sich noch weiter nach Süden abgesetzt als auf unten
stehender Karte verzeichnet. Nun galt es, wieder Flugunterricht zu
nehmen. Was folgte, gehört in die Kategorie „Meisterklasse“. Er
setzte über einen Kilometer nach Norden zurück und schien bei
seiner Landung nördlich der Straße Mosbach – Kühnhardt sogar
noch Reserven zu besitzen. Er landete dicht bei seiner Familie. Ich
gab ihm noch eine weitere Lektion und was ich gehofft hatte, trat
ein. Wie von Geisterhand zielte sein Flug in die Wiese, in der die
Familie seit längerer Zeit auf Mäusejagd war. Anfangs hielt sich
Hugo noch ein wenig abseits, doch mit welchem Tempo er die Fläche
durchschritt, war schon sehr beachtlich. In etwa 5 Minuten
verschwanden drei ausgewachsene Feldmäuse in seinem Magen und das
eine oder andere kleinere Beutetier ebenso. Als ein Landwirt mit
Traktor und Ladewagen erschien, um das Gras abzufahren, verstand es
Hugo geschickt, im letzten Moment zur Seite zu laufen. Nach 20
Minuten hatte die Familie ihren Aktivitätsgipfel überschritten und
das Storchenmännchen flog bereits ins Nest. Der Rest blieb noch in
der Wiese. Dabei beobachtete ich zwei Mal, wie das Weibchen Hugo zu
attackieren versuchte, als er ihr ganz nahe kam. Bei seinen
Geschwistern konnte ich diese Reaktion nicht beobachten. Welche
Bedeutung diese Aggression gegen ihr eigenes Kind zu bedeuten hatte,
kann ich mir nicht erklären. Es spricht jedoch einiges dafür, dass
sich Hugo für einen Storch nicht ganz so bewegt, wie es von einem
solchen eben erwartet wird. Gegen 20:10 Uhr flogen alle bis auf Hugo
zur Übernachtung ins Nest. Dieser blieb in der Wiese zurück und
wird eine weitere Nacht ebenerdig verbringen. Hoffentlich bleibt ihm
dabei auch weiterhin das Glück treu und er wird nicht doch noch das
Opfer eines Räubers.

Der rote Punkt markiert die Stelle,
an der Hugo und seine Familie heute das erste Mal zusammentrafen.
|
3. Sep. 02
|
Nachdem sich im Dinkelsbühler
Nest seit meinem Erwachen gegen 9 Uhr nichts getan hat, worüber
sich zu berichten lohnt, werde ich mein Augenmerk verstärkt auf die
Mosbacher Störche richten. Nach dem morgendlichen Abflug von Resi
und Rudi konnte ich sie bis zum Augenblick (17:45 Uhr) kein einziges
Mal am Nest beobachten. Doch übernachtet wird wieder und damit ein
– soweit bekannt – neuer Rekord aufgestellt (seit „Einführung“
der Webcam). Als ich aus Mosbach zurückkehre (es ist 20:40 Uhr),
finde ich Resi und Rudi erneut im Nest vor. Einer liegt und einer
steht!
Anders in MosbachWer süchtig
nach „Storch“ ist, kann dort seiner Sucht freien Lauf lassen und
fünf „auf einen Streich“ genießen. Heute am Vormittag
um 9:30 Uhr ergab sich folgendes Bild. Die beiden Eltern standen im
Nest. In Sichtweite schritten unweit der Wörnitzbrücke drei Junge
(also einschließlich Hugo) in der gleichen Wiese wie am Vortag
umher. Hugo wird also immer mehr Teil der Familie und wenn
alles gut geht, wird er den Absprung heuer schon noch irgendwie
schaffen. Nach etwa 20 Minuten verließen beide Eltern ihren
luftigen Ausguck im Nest. Mama Storch segelte auf die Wiese zu ihrem
Nachwuchs, während Papa Storch es vorzog, 500 Meter weiter nach Süden
zu fliegen und die nächste Zeit dort ungestört zu verbringen. Rund
sieben Stunden später ergab sich fast die identische Situation.
Diesmal waren gleich von Anfang an alle fünf Mosbacher in der Wiese
vom Vormittag auf der Jagd. Hugo wechselte einmal ganz an den Rand
der Wiese, die dort an einen Fahrweg grenzt. Als ich langsam mit dem
Auto heran fuhr, flog er auf und landete im Nachbargründstück.
Dort lief ich ihm ein Stück nach, er flog erneut auf und segelte
zurück zur Familie. Es klappt doch! Mal sehen, was der Abend noch
bringen wird. Um 19:30 Uhr finde ich die Gesamtfamilie rund 500
Meter südlich in einer großen Wiesenfläche, deren Kurzhaarschnitt
die zahlreich vorkommenden Mäuse leicht erjagen lässt. Auch Hugo
beteiligt sich mühelos am Geschehen. Er war den ganzen Tag im
Familienverband und musste kein einziges Mal abseits stehen. Als die
Dämmerung schon weit fortgeschritten war, lief ich der Familie ein
Stückchen entgegen und alle flogen gemeinsam auf. Vier landeten
eine Minute später im Nest, Hugo sonderte sich nach dem Auffliegen
sofort ab, hielt nicht Kurs auf das Nest, sondern landete in der
Wiese, an der er auch den Vormittag und den Nachmittag verbracht
hatte. Dort wird er auch die Nacht verbringen.
|
4. Sep. 02
|
Ein herrlicher Tag geht zu
Ende. Er brachte in Dinkelsbühl Temperaturen von über 20 Grad und
einen kräftigen Wind, also beste Flugvoraussetzungen. Seit
dem Start meines Computers am Morgen und der Einwahl ins Internet
konnte ich nie einen Besucher im Nest entdecken. Zugegeben, ich saß
nicht die ganze Zeit vor dem Bildschirm. Dennoch glaube ich, dass
auch bei einer Dauerbeobachtung kein Storch am Nest zu sehen gewesen
wäre. Als ich auch heute wieder spät aus Mosbach zurückkomme – mein
täglicher Stundenplan sieht diesen Abstecher seit 10 Tagen so vor –
entdeckte ich einen Gast im Storchennest. Da dieser Zustand auch um
21:30 Uhr unverändert anhielt, steht festResi oder
Rudi verbringt die Nacht heute erstmals an anderer Stelle. Ob er
oder sie schon abgereist ist, müssen die Beobachtungen der nächsten
Tage erbringen. Nach den Vorgängen um die Jungen in Mosbach (die
waren weg und kamen nach zwei Tagen wieder) bin ich mit vorschnellen
Prognosen etwas vorsichtiger. Der beiliegende Schnappschuss belegt
auf alle Fälle das Vorhandensein eines Storchs.

So wie es aussieht, hat man mich alleine
gelassen!
Anders in Mosbach! Die
gesamte Familie verbrachte einen weiteren Tag in dem Dorf am
Oberlauf der Wörnitz. Auch heute suchte ich die fünfköpfige
Storchenschar drei Mal auf und fand sie immer im Bereich um die Wörnitzbrücke.
Hugo konnte jedes Mal im Kreise seiner Lieben angetroffen werden,
Angriffe seitens seiner Mutter blieben gänzlich aus, auch wenn er
sich sehr nahe an ihr vorbei bewegte. Die abgeräumten Wiesen bieten
immer noch hervorragende Sicht auf alles, was sich auf ihnen bewegt.
Keine unvorsichtige Maus bleibt unentdeckt und dieses Angebot
machten sich alle Störche zu Nutze. Vielleicht haben die Langbeine
erkannt, dass eine so vorzügliche, leicht nutzbare Nahrungsquelle
so lange wie möglich beackert werden muss. Bei zwei von mir
initiierten Flugübungen beließ es Hugo bei kurzen Flügen an die
jeweils andere Seite der Wiese. Mehr war angesichts der Situation
auch gar nicht nötig. Seine Restfamilie unternahm überhaupt keine
Flüge, sondern legte die gesamte Strecke zu Fuß zurück. Als ich
Hugo und seine Freunde um 20:20 Uhr verließ, bewegten sich alle
immer noch auf „ihrer“ Wiese. Der Anflug zum Nest dürfte sich
jedoch genauso wie gestern abgespielt haben. Eltern + 2 Junge übernachten
dort, Hugo bleibt auf der Wiese und schläft teils stehend, teils
liegend. (Hätte
beinahe vergessen zu erwähnen, dass Hugo am Nachmittag über eine
halbe Stunde lang im Gras lag. Hat nichts Schlimmes zu bedeuten,
habe diese auch bei ganz normalen Störchen schon öfters
beobachtet.)
|
5. Sep. 02
|
Ein schöner Spätsommertag mit
Rudi?/Resi? Breits um 7:50 Uhr gelingt mir der erste Schnappschuss
von Rudi.

Rudi hält die Stellung
(Natty sei bitte nicht böse,
wenn ich Deine Resi Rudi nenne!) Sie sehen schon, wie schwer es
selbst für mich ist, eindeutige Beweise für die Identität zu
finden. Nach ausgiebigem Bildvergleich neige ich aber mehr zu Rudi
und belasse es damit für die weiteren Ausführungen dabei. Glück
gehabt!, denke ich mir. Denn Rudi verabschiedet sich drei Minuten
nach meiner ersten Sichtung bereits wieder. Anschließend proben
einige Dohlen bereits den neuen Aufstand im Nest, haben aber
(noch) kein Bedürfnis, schon jetzt Nistmaterial zu stehlen.

Dohlenaufstand
Im Frühjahr dürfte ja noch
genug vorhanden sein, krächzt die Anführerin und fliegt mit ihrem
Gefolge zum Münsterdach zurück. Etwas überraschend nach den
Erfahrungen der letzten Tage kehrt Rudi kurz nach Mittag zum Nest
zurück und legt für alle Storchenfans eine Sonderschicht ein.
 |
 |
Wie
lange können wir diesen Anblick noch erleben? |
Als Krönung folgt der Gang auf
den Dachfirst, von wo aus kurz nach 13 Uhr der Abflug ins
Nahrungsgebiet folgt.
 |
 |
Ab
auf den Dachfirst |
Aus
der Distanz betrachtet |
Wie wird sich der abendliche
Einflug gestalten? Erscheint Rudi mit Partnerin, alleine oder überhaupt
nicht mehr? Um 19:05 Uhr macht es plopp und Rudi steht im Nest,
bereit zur Übernachtung.
 |
 |
Er
ist wieder da! |
Rudi
in voller Größe und Schönheit |
So bleibt es dann bis die
Dunkelheit nur noch einen schemenhaften Abriss unseres Übernachtungsgastes
wiedergibt.

Ein Genuss!
Die Mosbacher Familie
bleibt und bleibt und ......... Am Vormittag treffe ich alle fünf
Störche erneut auf ihrer Lieblingswiese südlich der Wörnitzbrücke
in Richtung Tribur. Hugo ist ohne Fernglas und Fernrohr
(Ringnummer!!) nicht mehr von seinen Geschwistern zu unterscheiden.
Er bewegt sich ohne eine Spur von „Abneigung“ zu erfahren. Ich
verlasse meine Freunde nach rund 30 Minuten, ohne sie in irgendeiner
Weise gestört zu haben. Am Nachmittag halten sich alle nördlich
der Wörnitzbrücke in Richtung Reichenbach auf. Wieder die gleiche
SituationHugo mitten unter dem Volk. Der abendliche Gang erbringt
ein Thema mit Variationen. Alle sind nun wieder etwas weiter nach
Norden zwischen die Kläranlage und Reichenbach gerückt. Um 20:05
Uhr fliegen vier Störche zum Nest, Hugo bleibt abermals zurück.
Ich gebe ihm noch zwei Kurzlektionen in Sachen „Flug“. Beide führen
nur über sehr kurze Distanzen, ehe ich Hugo im letzten Abendlicht
bei der Kläranlage zurück lasse. Der elfte Tag in Hugos zweitem
Leben ist gut zu ende gegangen.
|
6. Sep. 02
|
Ein weiterer Tag im Leben
„unseres“ Rudi nimmt seinen Lauf. Sehe ihn nach durchschlafener
Nacht erst gegen 7:30 Uhr im Nest stehen.

Ich nehme noch Wetten entgegen!
Wie lange bleibe ich noch?
Um 8:50 Uhr wechselt Rudi –
wie in den letzten Tagen schon regelmäßig – auf den Dachfirst
des alten Rathauses, um in dieser Position eine weitere Stunde
zuzubringen. Mit seinem Abflug kurz vor 10 Uhr läutet er die nächste
mit Spannung erwartete Runde einKommt er heute Abend oder kommt er
nicht? Das Wetter bietet für die Abreise alles, was sich Störche
nur wünschen können. Thermik ohne Ende, wolkenloser
Himmel und eine leichte Brise aus Nordwest. Das Warten konnte
beginnen. Um 20:30 Uhr steht festHelga aus dem Gästebuch hatte
(leider) nicht recht. Rudi hat die Gunst der Stunde genutzt
und ist bereits heute am 6. September aus Dinkelsbühl abgezogen.
Sein Abflug vom Dachfirst des alten Rathauses um 9:51 Uhr dürfte
gleichzeitig auch der Start für seine weite (?) Reise gewesen sein.
Jetzt bin ich doch ein wenig traurig nach fast siebenmonatiger
Berichtszeit. Ich werde mich während der nächsten Tage noch ausführlicher
dazu äußern. Schalten Sie noch nicht ab, sondern bleiben Sie
„auf Sendung“, denn das Tagebuch wird – wenn auch nicht so
regelmäßig wie bisher – weiter geführt werden.
Komme heute gegen 7 Uhr das
erste Mal durch Mosbach. Über dem Wörnitztal liegen noch
dicke Nebelschwaden, während sich darüber bereits die Sonne durch
den Nebel Bahn bricht. Eine eigenartige Stimmung, die man hier
erleben kann. Während das Storchennest – es ist zu dieser Stunde
bereits verlassen – aus dem Nebel ragt, fällt es mir besonders
schwer, vom Boden bis in etwa 3 Meter Höhe überhaupt etwas zu
sehen. Hugos gestriger Übernachtungsplatz liegt in der dichtesten
Nebelsuppe, so dass ich darauf verzichte, ihn versehentlich
aufzuschrecken. Die Eltern Hugos samt seiner Geschwister tauchen am
südlichen Ortsrand von Mosbach plötzlich aus der Nebelsuppe auf.
Sie gehen auf der Wiese der Nahrungssuche nach, auf der ich sie
schon am 31. August beobachten konnte.
Um 9:30 Uhr war die
„Viererbande“ (ohne Hugo) auf die Lieblingswiese südlich der Wörnitzbrücke
Mosbach gewechselt. Dort erging man sich im Gefolge von acht
Graureihern auf der Mäusejagd. Hugo fand ich unweit der
Stelle, an der ich ihn am Abend vorher zurückgelassen hatte. Ich
versuchte, ihn zu seiner Familie zurückzutreiben. Zwei Anläufe
waren dazu nötig und schon hatte er die rund ein Kilometer lange
Flugstrecke bewältigt. Wie von selbst mischte er sich unter seine
Artgenossen und fühlte sich sichtlich wohl. Weitere Lektionen hatte
er darauf nicht mehr nötig.
Sie sehen, wie sehr mich diese
Storchenfamilie in Atem hält. Gut, dass noch Ferien sind und ich
keinen Urlaub geplant habe. So verbringe ich den Rest meiner freien
Tage eben auf diese Art und Weise. Ein Abenteuerurlaub fernab
jeglicher Zivilisation könnte nicht spannender und aufregender
sein. Um 14:15 Uhr fahre ich erneut nach Mosbach. Gut, dass alle
Einwohner mich schon lange kennen, sonst würde sich der eine oder
andere so seine Gedanken machen. Ich suchte meine Störche zunächst
an den bekannten Stellen, konnte aber nirgends eine diesbezügliche
Entdeckung machen. Dies änderte sich, als ich kaum 100 Meter
Luftlinie vom Nestgebäude entfernt, also praktisch am Ortrand, eine
Gruppe von Störchen erblickte. Einmal schnell durchgezählt, noch
einmal gezählt, kein Zweifel! Ich kam auf insgesamt sechs Störche.
Da zwei plus drei nach Adam Riese aber erst fünf ergeben, musste
sich unter die Mosbacher Störche ein „schwarzes Schaf“ gemischt
haben. In Windeseile kletterte ich vom Fahrersitz auf die hintere
Sitzreihe meiner Großraumlimousine, öffnete möglichst geräuschlos
die Schiebetür, stellte ebenso leise mein Stativ mit dem Fernrohr
auf und musterte die um ein Mitglied vergrößerte Storchenschar.
Ich sah die beiden Mosbacher Alten, die drei Mosbacher Jungen
(einschließlich Hugo) mit ihren ELSA-Ringen und einen vierten
Jungstorch mit einem großen Alu-Ring über dem Intertarsalgelenk.
Das war der Neue! Solche Ringe werden von französischen
Beringungszentralen ausgegeben. Obwohl er immer wieder bis auf 20
Meter an meinen Beobachtungsstand heranlief, dauerte es eine Stunde,
bis ich den Ring abgelesen hatte. Die Zahlen und die Inschriften glänzten
so stark in der Sonne und zeichneten sich so schwach, weil noch
nicht verdreckt, ab, dass ich ganz schön ins Schwitzen kam. Am Ende
stand die Nummer sowie als Beringungszentrale
C R B P O Paris fest. Der in diesem Jahr geborene Storch
wurde wahrscheinlich im Elsass beringt. Was ihn allerdings etwa 250
Kilometer nach Osten hat fliegen lassen, bleibt sein Geheimnis. Aber
Sie wissen ja bereitsBei Störchen gibt es nichts, was es nicht
gibt. In diese Kategorie gehört auch vorliegender Fall. Vielleicht
hat er ähnlich seinen Mosbacher Artgenossen für ein oder zwei Tage
einen Ausflug gemacht, der ihn wieder zurück nach Frankreich führen
wird. Vielleicht fliegt er aber auch auf der Ostroute ins
Winterquartier so wie es Oststörche gibt, die nach Spanien
abziehen. Keine Regel ohne Ausnahme gilt eben auch in der
Storchenforschung. Deshalb wird es auch nie langweilig. Ich bin
selber gespannt, was mich heute Abend noch erwartet. Um 19:50
erreichte ich den Ort des Geschehens, doch bevor ich Position bezog,
waren bereits Störche im Anflug auf das Nest. Als erstes landeten
die beiden Altstörche, ihnen folgten in kurzem Abstand Hugos
Geschwister, doch dann näherten sich zielgerichtet zwei weitere Störche
dem Nest. Beide hatten über Nesthöhe erreicht, wurden aber von der
Stammbesatzung im Nest mit heftigem Flügelpumpen und Klappern zum
Abdrehen veranlasst. Die beiden Nummer 5 und 6 konnten nur Hugo und
der Franzose von heute Nachmittag sein. Während Nummer 5 schnell
nach Norden abdrehte und über den Häusern Mosbachs verschwand,
landete Nummer 6 nach einigen weiteren Runden auf dem Dachfirst des
Nestgebäudes etwa 5 Meter vom Nest entfernt. Dieser Storch war der
französische Ringstorch, dessen Ablesung in dieser Position noch
einmal - diesmal in
wenigen Sekunden – gelang und somit erneut 100%ig bestätigt
werden konnte. Keine Überraschung war in diesem Zusammenhang, dass
Nummer 5 – Hugo also – keine Anstalten machte, auf einem Gebäude
zu landen. Diese Verhaltenseigenschaft ist ihm in Gefangenschaft
offensichtlich verloren gegangen. Nach kurzem Suchen entdeckte ich
Hugo vor der Ortschaft in einer Wiese bei der Kläranlage. Dort wird
er ein weiteres Mal übernachten.
|
7. Sep. 02
|
Wie schön, dass sich Experten
irren. In unserem Fall bedeutet es, weiter Störche am Nest
erleben zu können. Das war in Vetschau in diesem Jahr nicht anders.
Da tauchte nach dem Abzug der Störche auch noch ein paar Mal ein
Storch auf, dessen Identität im Dunkeln blieb. So wird es uns mit
unserer Resi oder unserem Rudi auch ergehen. Möglicherweise hat
einer der beiden die Nacht doch in Dinkelsbühl verbracht,
vielleicht auf dem Kamin, neben dem sich die Kamera befindet und
damit für die Internetgemeinde nicht sichtbar. Es lohnt sich also,
für alle Dinkelsbühler nach Einbruch der Nacht auch an diese Möglichkeit
der Übernachtung zu denken. Warum erzähle ich das alles so ausführlich?
Peter gelang um 9:15 Uhr
ein Schnappschuss eines Storches im Nest, der Resi, Rudi oder einen
anderen Storch zeigt.

Denkste! Von wegen Abreise!
Helmut Wilfling – von seinem
Geschäft besteht direkter Blickkontakt zum alten Rathaus – sah um
9:28 Uhr einen Storch auf dem Kamin des Rathauses direkt neben der
Kamera. Und damit noch nicht genug! Von 12:23 Uhr bis 12:26 Uhr
konnte ich Rudi – ich bleibe bei der von mir gewählten
Identifizierung, die aber auch falsch sein kann – erneut im Nest
beobachten.
 |
 |
Noch
bin ich hier der Herr! |
Bei seiner Landung führte er
sich im Nest ziemlich auf. Mit Sicherheit kreiste in diesem
Augenblick ein weiterer Storch (oder auch weitere Störche) über
Dinkelsbühl. Von wegen Ende der Beobachtungen! Es geht munter
weiter und warum sollte nicht heute Abend ein Übernachtungsgast im
Nest sein. Bleiben Sie aufmerksam! Es bleibt in der Tat spannend!
Die Situation in Mosbach
hat sich nicht verändert. Sechs Störche hielten um 11 Uhr
Siesta in einer Wiese zwischen der Kläranlage von Mosbach und
Reichenbach. Bemerkenswert, dass Hugo tagsüber immer bei seiner
Familie bleibt und voll Anschluss gefunden hat. Auch der französische
Jungstorch ist im Familienverband anerkannt.
Gegen 16 Uhr suche ich in
Mosbach und Umgebung nach der Storchenfamilie. Als erstes entdecke
ich Hugo in unmittelbarer Nähe der Wörnitzbrücke. Er ist
allein und weit und breit kein anderer Storch. Ich nähere mich ihm
und lange bevor ich ihn erreiche, fliegt er auf und landet für mich
nicht sichtbar auf der anderen Seite der Straße, die über besagte
Brücke führt. Als keine zwei Minuten später Reiter auftauchen,
wechselt Hugo, der sich durch diese riesigen Tiere bedroht fühlt,
wieder auf meine Seite. Nun fahre ich noch ein Stück Richtung
Reichenbach und stoße auf einen erwachsenen Storch ohne Ring, mit
Sicherheit das Mosbacher Männchen. Ein weitere Nachsuche bis nach Tribur
im Süden brachte keine weiteren Störche zum Vorschein. Dies muss
noch nichts besagen, lässt aber doch die Möglichkeit offen, dass
das Weibchen mit den Jungen heute um die Mittagszeit abgezogen ist.
Auch in Mosbach beginnt die Spannung zu steigen und jeder neue Tag
ist für Überraschungen gut. Wegen einer Einladung kommt Ihr
Berichterstatter heute nicht mehr dazu, nach Mosbach zu reisen. Die
Frage nach dem Verbleib eines Teils der Familie muss offen bleiben.
Von 12:26 Uhr ab blieb das Dinkelsbühler
Nest heute ohne weitere Storchensichtung. Auch als sich die
Nacht über die Stadt senkt, ist von Resi oder Rudi nichts mehr zu
sehen. Es scheint also doch mit Riesenschritten dem Saisonende
entgegen zu gehen.
|
8. Sep. 02
|
Am Sonntagmorgen zeigt sich das
gleiche Bild. Eine wunderschöne Sonne scheint auf ein verlassenes
Nest. Leider verabschiedet sich die Kamera um 9:34 Uhr, so dass
auf diesem Wege (Helmuts Geschäft ist ja geschlossen!) keine neuen
Erkenntnisse über den Verbleib unserer Störche mehr zu erwarten
sind. Ich werde Sie aber auf alle Fälle über die Situation bei
Einbruch der Nacht auf dem Laufenden halten und auch alle Kamine im
Umkreis des Nestes mustern.
Eine kleine Chance auf weitere
Nestbesuche besteht allerdings noch und dazu begleiten Sie mich
bitte nach Mosbach. Dort ließ ich gestern am Spätnachmittag
Hugo und seinen Vater zurück. Gerade komme ich von einem Besuch in
Mosbach zurück und machte folgende Beobachtungen. Hugo stand
unmittelbar nördlich der Wörnitzbrücke, der Storchenmann und
zugleich Hugos Vater 200 Meter westlich in einer Wiese. Ich ließ
Hugo zwei kleine Flüge vollführen, die ihn zum Abschluss direkt
neben seinem Vater zum Stehen brachten. Meine Einschätzung von
gestern hat sich zumindest vorläufig (man muss ja vorsichtig sein!)
bestätigtDas Weibchen und die verbliebenen Jungen haben gestern
Mosbach verlassen. Es kann gut sein, dass sie in dem Augenblick
Dinkelsbühl überflogen, als Rudi das letzte Mal im Nest gesichtet
wurde und dabei alle Abwehr- und Drohgebärden zeigte, die man sich
denken kann. Es war genau um 12:23 Uhr. Ebenso vorstellbar wäre es,
dass sich Rudi der vierköpfigen Schar angeschlossen hat und um
12:26 Uhr den Mosbacher Störchen gefolgt ist. Bleiben also noch
zwei Störche, denen ich mich im Augenblick widmen kann. Das Männchen,
das mit Hugo noch die Stellung hält, war ja in der Zeit vom 15.
Februar bis 16. März im Dinkelsbühler Nest. Der frühe
Ankunftstermin lässt vermuten, dass der Storchenmann den Winter
nicht sehr weit entfernt verbracht hat. Sein langes Ausharren jetzt
bestärkt mich in dieser Haltung.
Vielleicht hat er ja auch in Mitteleuropa überwintert.
Ebenso vorstellbar wäre es, wenn er sich in nächster Zeit an
seinen Aufenthaltsort vom Spätwinter erinnert und nach Dinkelsbühl
übersiedelt. Dann ginge es an unserem Nest sogar noch ein Weilchen
mit „Storch“ weiter. Es darf also nach wie vor gehofft werden.
Schalten Sie immer wieder ein und Sie brauchen es nicht zu bereuen!
Das Dinkelsbühler Nest blieb den Rest des Tages leer. Die
„Ersatzkamera“ lieferte - da sich der Storchencam-Rechner mal
wieder verabschiedet hatte - stündlich einen Blick zum Nest. In
dieser Zeit und vor allem nach Einbruch der Dunkelheit gab es keine
Sichtung von Rudi, Resi & Co. Die versprochene Fahrt nach Einbruch
der Dunkelheit nach Dinkelsbühl zur Musterung umliegender Kamine
(dort könnte es rein theoretische auch einen Rudi geben!) musste aus
terminlichen Gründen leider ausfallen. Ich darf Sie deshalb auf den
morgigen Tag vertrösten.
In Mosbach gibt es dagegen wieder
Neuigkeiten. Um 16 Uhr mache ich mich in den Wörnitzwiesen um die
kleine Ortschaft erneut auf die Suche. In der Nähe der Kläranlage
(zwischen dem Ort Mosbach und Reichenbach gelegen) stoße ich zuerst
auf das unberingte Männchen des Brutpaares und schließlich finde ich
auch Hugo unmittelbar an der Wörnitzbrücke in Mosbach. Ansonsten
sind keine weiteren Störche mehr im Gebiet. Der letzte Besuch
erfolgt kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Bei meinem Erscheinen in
Mosbach hat das Männchen bereits seinen Übernachtungsplatz im Nest
eingenommen. Doch Hugo konnte ich zu dieser späten Stunde erstmals
seit seiner Rückkehr nach Mosbach nirgends entdecken. Ich fuhr, so
lange es die Lichtverhältnisse irgendwie zuließen, kreuz und quer
zwischen Reichenbach und Tribur hin und her, doch vergeblich. Nach
menschlichem Ermessen konnte er dort auch kaum unentdeckt geblieben
sein. Zwischen 16:30 Uhr und 19:30 Uhr musste Hugo also
aus seinem bisherigen Aktionsgebiet geflogen sein. Wie weit? In
welche Richtung? Ihn jetzt noch einmal finden, dürfte enorm
schwierig werden. Aber nehmen wir einfach als optimistisch
eingestellte Zeitgenossen die für Hugo beste Lösungsvariante. Er
hat sich ganz einfach auch auf die Abreise gemacht. Da er
beringt ist und sein Ring sehr gut lesbar ist, besteht die große
Hoffnung, dass über sein weiteres Schicksal etwas zu erfahren ist.
Sollte er irgendwo tot liegen und er oder seine Überreste einst
gefunden werden, wird der Ring ihn als Hugo identifizieren.
|
9. Sep. 02 |
Helmut hat am Vormittag den
Übertragungscomputer wieder hoch gefahren, so dass die
Internetgemeinde einen ungetrübten 20-Sekunden-Bildertakt erleben
kann. Mal sehen, wer den nächsten Schnappschuss eines Nestbesuchers
tätigen kann? Es bleibt nach wie vor spannend. Von Abschalten kann
noch keine Rede sein.
In Mosbach entdecke ich gegen 11 Uhr
schnell und ohne langes Suchen den Storchenmann. Er hatte sich im
Bereich der Kläranlage zur Siesta niedergelassen und zeigte nur
wenig Aktivität. Hugo blieb auch bei diesem Besuch verschwunden.
Obwohl ich das Suchgebiet bis Kühnhardt und Seiderzell ausdehnte,
fand ich keine Spur unseres Hugo.
Die Sache mit Hugo ließ mich den ganzen
Nachmittag nicht los. Ich beschloss, bei meinem nächsten Besuch, das
Suchgebiet noch etwas weiter auszudehnen. Sie werden verstehen, dass
meine Bindung zu Hugo besonders eng und innig ist, war er doch der
erste Jungstorch, den ich nach 15 Jahren Pause im Auftrag der
Vogelwarte Radolfzell beringen durfte. Und ausgerechnet diese
„Premiere“ hält mich nun schon seit Wochen auf Trab. Seit seiner
Rückführung nach Mosbach am 26. August habe ich bereits 45 Mal nach
ihm gesucht, ihm mehr als 100 „Flugstunden“ gegeben und bei meinen
45 Fahrten allein nach Mosbach und Umgebung geschätzte 700 Kilometer
zurückgelegt.
Um 16:30 suchte ich zunächst an allen bekannten
Stellen nach Hugo und seinem Vater. Letzterer lief mir in der Nähe
der Kläranlage fast ins Auto. Ohne große Fluchtdistanz zog er
unmittelbar am Straßenrand seine Kreise, d.h. er schritt gemächlich
auf und ab, immer auf der Suche nach Beute. Von Hugo fand sich keine
Spur. Ich fuhr nun weiter nach Norden, musterte die Gegend zwischen
Unterampfrach, Haundorf und Hilpertsweiler, um enttäuscht den
Rückweg anzutreten. Ich konnte es nicht lassen, ein weiteres Mal
durch Mosbach zu kutschieren. Hugos Vater stand immer noch an der
gleichen Stelle wie vor einer halben Stunde. Mit dem Fernglas
musterte ich zur Beruhigung ein weiteres Mal den Wiesengrund vor
Mosbach und siehe da. Hugo!!! An der Stelle, an der ich ihn
gestern zum letzten Mal gesehen hatte und an der ich seitdem schon
mehrere Male entlang gefahren war, stand er so, als ob nichts
gewesen wäre. Wo war er? Hatte er sich bei meinem Erscheinen jedes
Mal geduckt? Egal! Die Freude war groß und ich nutzte die
Gelegenheit für einige Fluglektionen. Die erste fiel sehr kurz aus,
aber die zweite! Ein aufziehendes Gewitter mit starkem Wind ließ
Hugo in ungeahnte Höhen aufsteigen. Er flog wie berauscht.
Drehte eine Runde nach der anderen, flog ein Stück nach Tribur, ein
Stück nach Reichenbach und wieder zurück nach Mosbach. Nach etwa
drei Minuten landete er auf einer Wiese direkt hinter dem
Nestgebäude.
Aller guten Dinge waren bisher drei. Also stand
noch der abendliche Besuch bei Hugo bevor. Die Rundreise begann am
Nest. Papa Storch hatte kurz vor 20 Uhr darin bereits Stellung
bezogen. Der schwierigere Punkt stand allerdings noch bevorDie
Suche nach Hugo. Als ich ihn wieder nicht im Wiesengelände zwischen
Reichenbach und Tribur finden konnte, suchte ich intensiv die
Gebäude von Mosbach ab. Und hier wurde ich endlich fündig. Hugo
hatte sich einen Übernachtungsplatz fernab von Acker oder Wiese
gesucht und gefunden. Er stand auf dem Dachfirst eines schmucken
Einfamilienhauses mit Terrasse und Doppelgarage im Neubaugebiet von
Mosbach. Erstmals hatte er sich dieses Verhaltens bedient und damit
einen weiteren großen Schritt in seiner Storch-Werdung erzielt. Der
heutige Superflug am Nachmittag war eine gelungene Vorübung für die
abendliche Punktlandung auf dem schmalen Dachfirst. Wird er in den
nächsten Tagen auch noch den Flug ins Nest versuchen? Wie lange wird
der Vater die Stellung halten? Wartet er sogar auf seinen Nachwuchs,
bis dieser zum Abflug bereit ist? Viele Fragen, die in den nächsten
Tagen vielleicht einer Klärung näher gebracht werden können.
In Dinkelsbühl gehen derweil die Lichter
aus und von einem Nestbesucher war auch am heutigen Tag nichts zu
sehen. Die Saison geht zu Ende. |
10. Sep. 02 |
Auch am heutigen Tag kam es zu keiner
Storchensichtung. Im Umkreis des Nestes und damit für die Kamera
nicht einsehbar machte sich Adebar ebenfalls rar. So steht ziemlich
sicher fest (ausschließen darf man eine andere Möglichkeit jedoch
auch nicht), dass Resi und Rudi abgezogen sind. Wohin?
Darüber lässt sich natürlich nur spekulieren. Von den West- oder
Oststörchen haben Sie sicher schon eine Menge erfahren. Ein
prozentual höherer Anteil unserer westmittelfränkischen Störche
befliegt (und das haben die Ringfunde gezeigt) die Westroute,
also Richtung Spanien und gegebenenfalls weiter bis in die
westafrikanischen Savannengebiete.
In Mosbach halten nach wie vor zwei
Störche die Stellung! Ich traf am Vormittag Hugo und seinen Vater
vereint auf einer frisch gepflügten Ackerfläche in Richtung
Spielbank an. Sie standen zusammen und fraßen gemeinsam! Ein Mut
machendes Bild, zumal Hugos letzte Übernachtung auf dem Dachfirst
von Haus Nr. 87 in Mosbach ein voller Erfolg war. Vier Stunden
später war der Storchenmann einem Traktor auf einen in der Nähe
liegenden Acker gefolgt und profitierte von den durch die
Bodenbearbeitung frei gelegten Beutetieren. Hugo stand nach wie vor
auf dem Acker vom Vormittag und ärgerte sich über das Wetter. Die
warmen Tage mit Temperaturen über 25 Grad sind endgültig vorbei.
Heute hat es auf 16 Grad abgekühlt, es regnet immer wieder und ein
kräftiger Wind bläst. Kurz vor 20 Uhr führt mich mein Weg zum
letzten Mal für heute nach Mosbach. Hugos Vater steht nach wie vor
zur Übernachtung im Nest, Hugo – und das ist die beste Nachricht –
hat abermals auf einem Dachfirst im „Neubauviertel von Mosbach
Quartier bezogen. Diesmal hat er das Nachbardach für seine Belange
ausgesucht und nächtigt auf Haus Nr. 89. |
11. Sep. 02 |
Das Gedenken an den 11. September 2001
hat auch unsere Webcam erfasst. Ich denke, dass Sie mit dieser von K
& K Computersysteme initiierten Idee einverstanden waren und die
Form akzeptieren konnten. Vom Geschehen um das Nest haben Sie
dennoch nichts verpasst. Das Nest blieb auch am heutigen vierten Tag
in Folge ohne Besucher.
Dagegen kann ich aus Mosbach weiter mit
Störchen aufwarten. Am Vormittag traf ich Hugo zusammen mit seinem
Vater auf einem frisch gepflügten Feld an. Als ich mich beiden mit
dem Auto zu sehr näherte, flog zuerst Hugos Vater einige Hundert
Meter weiter. Unmittelbar nach dessen Aufflug folgte Hugo in die
gleiche Richtung und beide landeten nur wenige Meter von einander
getrennt. Der zweite Besuch des heutigen Tages gegen 14 Uhr
erbrachte eine nahezu identische Situation. Beide standen im
gleichen Acker, beide flogen kurz nacheinander auf und beide
landeten in unmittelbarer Nachbarschaft in einer Wiese zwischen
Mosbach und Reichenbach.
Zum Schluss folgte noch die inzwischen schon
obligatorische Abendfahrt zu Hugo. Papa hatte es sich im Nest bequem
gemacht, Hugo ruhte mit angezogenem linken Bein auf dem Dachfirst
von Haus Nr. 89 (dem selben wie gestern). |
12. Sep. 02 |
Auf dem Weg zur Autobahn A6
Richtung Paris sehe ich am Vormittag gegen 10 Uhr in Mosbach noch
einmal nach Hugo und seinem Vater. Wie nicht anders erwartet finde
ich beide in einer frisch gepflügten Ackerfläche nebeneinander bei
der Nahrungssuche. In den nächsten beiden Tagen vertreten mich bei
den Kontrollen meine beiden Kinder Felicitas und Lucas, während die
Eltern einen Kurzurlaub im Saarland verbringen. Felicitas und Bruder
Lucas sichten am Abend Hugo auf dem Giebel des Wohnhauses Nr. 89 und
Hugos Vater im Nest.
Die Dinkelsbühler Fangemeinde blickt derweil
auf ein weiterhin leeres Nest und es besteht nun nur noch eine sehr
begrenzte Hoffnung auf einen weiteren Kurzbesucher.
|
13. Sep. 02 |
Kontrolle in Mosbach Um 19 Uhr
45 hat der Storchenmann Position im Nest bezogen, Hugo nächtigt auf
dem Dachfirst des Wohnhauses Nr. 89 im Mosbacher Neubaugebiet. |
14. Sep. 02 |
Um 17 Uhr bin ich zurück aus
Völklingen und wende meine Schritte sogleich in Richtung Mosbach.
Hugo stolziert in Begleitung seines Vaters an einer Grenzfläche
Wiese/Acker zwischen Mosbach und Reichenbach entlang. Beide haben es
noch nicht eilig und harren nach wie vor an ihrem Brut- bzw.
Geburtsort aus. Um 19:45 steht Papa Storch erneut im Nest, Hugo hat
einen kleinen Ortswechsel vollzogen und schläft in dieser Nacht zur
Abwechslung wieder einmal auf Dachfirst von Haus Nr. 87. |
15. Sep. 02 |
Wenn es schon aus Dinkelsbühl
keine weiteren Nachrichten über Störche zu vermelden gibt, werde ich
weiterhin an dieser Stelle von den Ereignissen an anderen Orten
berichten und Mosbach ist nun einmal das Highlight in Sachen
Störche. Gestern wurde in die Auffang- und Pflegestation für
verletzte Vögel in Ansbach (hier verbrachte unser Hugo fünf Wochen)
ein weiterer Jungstorch ohne Ring eingeliefert. Er war in der Nähe
von Streudorf am Altmühlsee unter Beobachtung mehrerer Augenzeugen
gegen eine Stromleitung geflogen und abgestürzt. Ohne sichtbare
Verletzungen, jedoch mit einem schweren Schock wurde er nach Ansbach
gebracht. Zusammen mit Herrn Armin Braun – er betreut in Ansbach den
Vogel – kamen beschloss ich, den inzwischen unauffälligen Pflegling
(er verhält sich wieder völlig normal) morgen im Gebiet um Mosbach
zu beringen und anschließend bei Hugo und dessen Vater frei zu
lassen.
Es lohnt sich also weiter, im Tagebuch auch in
den nächsten Tagen fleißig zu blättern. Natürlich auch, weil
demnächst die Bildergalerie des Monats September zu bewundern
sein wird. Aus Mosbach grüßen weiter Hugo und
Vater! Ich war bei Einbruch der Dunkelheit zu einer weiteren
Stippvisite im kleinen Ort an der Wörnitz und fand folgende
Schlafposition vorHugo stand zur Abwechslung mal wieder auf
Dachfirst von Haus Nummer 89, sein Vater hatte Stellung im Nest
bezogen.
Die Kameraübertragung vom Storchennest war –
was überhaupt keinen Beinbruch bedeutete – während der vergangenen
Abendstunden ausgefallen und blieb dies auch für den gesamten
Sonntag. Ich denke, ohne es beweisen zu können, dass auch dieser Tag
keine Storchensichtung gebracht hat. |
16. Sep. 02 |
Die Bilder unserer Storchenkamera sind
seit heute ersetzt durch solche vom Altrathausplatz. Ich denke, es
ist ein akzeptables Angebot, das einen Zwischenzustand darstellt.
Die Alternative wäre – ähnlich wie im vergangenen Jahr - ein
Standbild vom Storchennest (kommt sicher auch bald!) zu übertragen,
das Resi zusammen mit Rudi im Nest zeigt. So wird zumindest
vorübergehend für manchen unter Ihnen doch ein kleiner Anreiz
geschaffen, einen Ausschnitt aus dem vielfältigen Angebot
historischer Blicke zu genießen, wie ihn in ähnlicher Form Rudi und
Resi vor Augen hatten, wenn sie ihre Blicke vom Nest in östliche
Richtung und nach unten wendeten.
In
Mosbach fand ich gegen 11 Uhr Hugo zusammen mit seinem Vater
einträchtig bei der Kläranlage stehen. Um
17 Uhr finde ich Hugo zusammen mit seinem Vater wieder an der
Kläranlage stehen. Ich erwarte zu dieser Stunde Armin Braun von der
Auffang- und Pflegestation für verletzte Vögel des Landesbundes für
Vogelschutz aus Ansbach mit einem weiteren auszuwildernden
diesjährigen Storch. Pünktlich erscheint er zusammen mit seiner
lieben Frau. Schnell ist der Jungstorch, über dessen
Geburtsort nichts bekannt ist, mit einem Ring der Vogelwarte
Radolfzell markiert. Dieser Storch hatte am vergangenen Freitag, dem
13. September, am Altmühlsee Kontakt mit den Leiterseilen einer
20 KV-Stromtrasse. Anschließend ging er geschockt zu Boden,
wurde geborgen und in die besagte Pflegeanstalt gebracht. Da eine
weiter gehende Verletzung nicht diagnostiziert werden konnte,
unternahmen wir nun heute diesen Wieder-Eingliederungs-Versuch.
Alles lief ganz ähnlich wie bei Hugo ab. Während des Freilassens
waren Hugo und sein Vater ganz in der Nähe und beäugten den Neuen.
Dieser machte keine Anstalten aufzufliegen. Nach den Erfahrungen mit
seinem Vorgänger beließ ich es bei einer vorsichtigen Begleitung in
Richtung seiner Artgenossen. Nach etwa fünf Minuten kam Hugo eine
kurze Strecke in Richtung des Neuen geflogen und begleitete ihn von
da an ununterbrochen zu Fuß. Der Altstorch hielt sich zum Schluss
nur wenige Meter von den beiden Jungen entfernt auf.
Um 19:40 Uhr komme ich noch einmal nach
Mosbach. Hugo steht auf dem Dachfirst von haus Nummer 89, der
Altstorch im Nest. Vom Neuen finde ich weder auf einem Dach noch in
der Wiese zwischen Reichenbach und Mosbach eine Spur.
So müssen wir uns eben bis Morgen gedulden. |
17. Sep. 02 |
Aus Dinkelsbühl gibt es keine Neuigkeiten zu
vermelden. Wir sehen statt des Nestes einen Blick auf den
Altrathausplatz mit dem Wörnitztor als einer der Eingangs- bzw.
Ausgangspforten der Altstadt.
Im benachbarten Mosbach besuche ich vor
dem Beginn des ersten Schultages – Schüler und Lehrer dürfen in
Bayern heute wieder ran – gegen 8 Uhr noch einmal Hugo und seinen
Vater. Ersterer steht in unmittelbarer Nähe der Wörnitzbrücke,
letzterer geht in Höhe von Tribur der Mäusejagd nach. Vom „Neuen“
weit und breit keine Spur. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass
der zweite Pflegling bereits am gestrigen Spätnachmittag Mosbach
verlassen und einen anderen Ort zum Übernachten aufgesucht hat.
Hoffen wir gemeinsam, dass dies tatsächlich so eingetreten ist. Um
14 Uhr gehe ich den Flusslauf von der Freilassungsstelle bei der
Kläranlage bis zur Wörnitzbrücke zu Fuß ab, da es ja theoretisch
möglich sein könnte, dass unsere Neuer in den Fluss gestürzt ist.
Aber auch diese Suche blieb zum Glück erfolglos. Hugo hielt immer
noch die Stellung in der Nähe der Brücke, Hugos Vater dagegen konnte
von mir nirgends mehr gefunden werden. Auf den abendlichen
Kontrollgang durfte man allerdings gespannt sein. Meine Vermutung
bestätigte sich dann gegen 19 Uhr 30 Uhr. Hugo stand erneut auf dem
Dachfirst von Haus Nr. 87, doch das Nest blieb am heutigen Abend
erstmals seit Monaten verwaist. Der „Alte“ musste sich also im Laufe
des Vormittages auf die Reise gemacht haben. Das Wetter war zu
diesem Zwecke auch bestens geeignet. |
18. Sep. 02 |
Heute gibt es von keiner Webcam mehr ein Bild.
Über die Hintergründe ist mir nichts bekannt. So mussten Sie sich
eben mit einem „leeren“ Bildfenster begnügen. Wenn unser Webmaster
Zeit hat, wird wieder wie in der letzten storchenlosen Zeit ein
Standbild zum Erkunden unserer Seiten einladen. Nutzen Sie schon
jetzt die Gelegenheit, sich über die anderen Aktivitäten des
BN Ansbach zu
informieren!
Hugo übernachtet auch in dieser Nacht auf dem Dachfirst von Haus
Nr. 87 in Mosbach. Er ist damit das letzte Mitglied der
Storchenfamilie, auf dessen Abreise wir noch warten müssen.
|
19.
Sep. 02 |
Er ist wieder da! Schon verrückt, für welche Überraschungen unsere
Störche heuer gut sind. Der Pflegling, den ich am 16. Sept.
beringte und bei Hugo und dessen Vater in der Nähe von
Mosbach frei ließ, ist heute überraschend aus der Versenkung
aufgetaucht! Bei meinem ersten Besuch am späten Nachmittag entdeckte
ich doch tatsächlich zwei Störche auf einem frisch gepflügten Acker
zwischen Mosbach und der Spielbank. Mit Hugo hatte ich ja gerechnet,
aber wer konnte der zweite Storch sein? Ein Blick durch mein Spektiv
brachte schnell Klarheit! Einer der beiden war Hugo. Auch der zweite
trug einen Ring von der gleichen Machart wie bei unserem Dauergast.
Die Ablesung des Ringes gelang mühelos und bestätigteEs handelte
sich um Pflegling Nr. 2! Eine kurze Flugstunde durch ihren
Tagebuchschreiber bestätigte allerdings die Fluguntauglichkeit
des zweiten Storchs. In diesem Zustand konnte er allerdings nicht
weggeflogen sein, wie kürzlich im Überschwang der Hoffnungen
berichtet. Eines machte mich dennoch stutzigEr hatte inzwischen
die an dieser Stelle etwa fünf Meter breite Wörnitz überquert. Wenn
er sie nicht überflogen hat, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit
hindurchgewatet. Hat sich also der Schlingel in den letzten Tagen
geschickt meiner Beobachtung entzogen. Mein Besuch bestätigte
allerdings auch, dass er zu Fuß Nahrung erbeuten kann und wenigstens
nicht Hunger leiden muss. Bessert sich sein Zustand in den nächsten
Tagen nicht deutlich, werde ich ihn wohl oder übel wieder in
Gewahrsam nehmen müssen. Nach Einbruch der Dunkelheit kam ich erst
um 20:30 Uhr wieder nach Mosbach. Den wie Phönix aus der Asche
entstiegenen Pflegling Nr. 2 konnte ich wegen der besagten
Lichtverhältnisse im Acker nicht entdecken, deshalb versuchte ich es
auch nicht lange. Dafür präsentierte sich Hugo erneut an
seinem favorisierten Übernachtungsplatz in voller Größe. Seine
Postanschrift lautete abermalsMosbach Nr. 87! |
20. Sep. 02 |
Gestern notierte ich, dass Pflegling Nr. 2 in
Mosbach eventuell wieder eingefangen und in Gewahrsam genommen
werden müsste. Ein solches „Wieder-Einfangen“ wäre bei
unserem Patienten kein Problem. Bei einer Körpergröße von etwa 80
Zentimetern und einer Schrittlänge von unter 50 Zentimetern wäre
Hugo 2 Ihrem Tagebuchschreiber bei knapp 2 Metern Körpergröße und
einer Schrittlänge von deutlich mehr als einem Meter hoffnungslos
unterlegen. Man bräuchte sich Hugo 2 nur vorsichtig nähern – das
gelingt locker bis auf 20 Meter – und dann in einem kurzen Sprint
die noch fehlende Distanz weiter verkürzen. Die Aussichtslosigkeit
seiner Lage erkennend ginge Hugo 2 dann zu einem Drohverhalten über
(Flügelpumpen, Fauchen, Klappern), das letztlich in einem
freiwilligen Niederlegen oder in einem Ergreifen mit der Hand enden
würde. So gestalteten sich bisher alle meine erfolgreichen
Fangversuche. Voraussetzung ist allerdings eine Flugunfähigkeit des
Vogels. Sobald er nur ein wenig flugfähig ist, würde sich die Dauer
des Fanges wesentlich verlängern und die Kondition des Fängers wäre
stärker gefordert. Dann entscheidet über den Erfolg letztlich die
Ausdauer der beiden „Kontrahenten“. Fangversuche mit einem
Betäubungsgewehr wurden meines Wissens bei Vögeln noch nicht
vorgenommen (wäre auch wenig sinnvoll). Effizienter und weniger
gefahrvoll für den Probanden sind mit Betäubungsmitteln präparierte
Beutetiere (z.B. Mäuse). Schwierig ist es da aber, die richtige
Dosierung zu finden. Nach Aufnahme des Köders gilt es, den Vogel
nicht aus dem Auge zu verlieren und ihm immer auf der Spur zu
bleiben. Am besten jedoch wäre der Fang in einer Reuse. An einem
beliebten Aufenthaltsort des Storches wäre eine solche Falle zu
platzieren, der Vogel mit Nahrung anzulocken, in die Falle zu
geleiten und schnapp!
In Mosbach traf ich heute gegen 14 Uhr
sowie um 18 Uhr beide Hugos gemeinsam immer auf der selben
Ackerfläche zwischen Mosbach und der Spielbank an. Vor alle Hugo 2
scheint die günstigen Nahrungssituation erkannt zu haben und sich
dort recht sicher zu fühlen.
|
21. Sep. 02 |
Hugo 1 und Hugo 2 sind unser
neues Traumpaar. Obwohl 10 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt,
liegen sie vielen von Ihnen mittlerweile genauso am Herzen wie das
Traumpaar Resi und Rudi. Jeden Morgen nimmt Hugo 1 Kontakt zu Hugo 2
auf und von diesem Moment an sind sie unzertrennlich. Da Hugo 2
nicht im Ort selbst schläft, sondern draußen „in der freien Natur“
wirkt es bei mir wie ein morgendliches Suchen von Hugo 1 nach Hugo
2. Ich treffe deshalb auch beide gemeinsam am frühen Nachmittag auf
einer gepflügten und frisch geeggten Ackerfläche bei der
erfolgreichen Nahrungssuche an. Ich beobachte beide Störche einige
Minuten und lasse sie dann wieder in Mosbach zurück. Gegen 19:30 Uhr
statte ich beiden den obligatorischen Abendbesuch ab. Hugo 1 steht
auf einem Dachfirst – diesmal ist es zur Abwechslung wieder einmal
Haus Nummer 89 – und Hugo 2 finde ich in Wurfweite zur Feuchtwanger
Spielbank, fast genau an der Stelle, an der Hugo 1 einige Nächte
zugebracht hat. Die Autobahn rauscht, so dass kein anderes Geräusch
daneben hörbar ist und die Lichter der Spielbank strahlen fast bis
in den Aufenthaltsbereich von Hugo 2. Was mag er an diesem Platz
wohl Schönes finden? |
22. Sep. 02 |
Wahltag in Deutschland! Meine Wahl ist schon längst auf beide
Hugos gefallen. Am Vormittag finde ich sie recht nahe bei Mosbach.
Hugo 2 hat von seinem Schlafplatz etwa einen Kilometer zu Fuß
zurückgelegt, Hugo 1 musste lediglich 500 Meter fliegen. Das
Ergebnis kann sich sehen lassen. Sie sind auf Tuchfühlung zusammen.
Hugo 1 erbeutete in meinem Beisein einige Mäuse, Hugo zwei sammelte
kleinere Beutetiere von den Grashalmen ab. Eine an Hugo 2 erbrachte
Flugstunde zeigte immer noch dessen fehlendes Flugvermögen. Einen
kleinen Lichtblick konnte man dabei jedoch schon erkennen; Hugo 2
hob bei seinem Fluchtversuch vor seinem Fluglehrer einige Male für
Sekundenbruchteile wenige Zentimeter vom Boden ab. Bessert sich sein
Zustand weiter mit ähnlicher Geschwindigkeit, könnten die
vorhandenen Koordinationsprobleme und Lähmungen in zwei bis drei
Wochen behoben sein. |
23. Sep. 02 |
Heute füge ich erstmals einen kleinen
Fotoreport über die erste Woche Hugos in seiner neu gewonnenen
Freiheit an. Da ich meine Fotos immer noch auf die herkömmliche
Weise mit Kleinbild-Negativfilm „schieße“, dauert es bei mir eine
ganze Weile, bis 36 Aufnahmen getätigt sind, der Film entwickelt und
schließlich für Sie im Tagebuch gezeigt werden kann. In der Hochzeit
des Storchenlebens während der Sommermonate wurde ein solcher Film
natürlich schneller gefüllt als in der storchenärmeren Zeit, die wir
jetzt vor uns haben. Also gedulden Sie sich einfach, es werden
weitere Fotos zu sehen sein, leider mit einer gewissen Verspätung.

Die ersten Schritte in der neu gewonnenen Freiheit

Nichts wie weg! Ich probiere es am besten zu Fuß!

Hugo inmitten seiner Familie und das wenige Stunden nach der
Freilassung!

Gleich naht eine weitere Flugstunde für Hugo!

Die drei Mosbacher Geschwister einträchtig beieinander!
Im
Hintergrund die Böschung der Autobahn A7 mit Lastwagen!

Ein selbstbewusster Hugo ohne Angst vor Papa Storch im
Hintergrund

Wenn sie mich schon nicht ins Nest lassen, ruhe ich mich
wenigstens auf der Wiese etwas aus!
Blicken wir auch heute wieder nach Mosbach!
Gegen 12 Uhr mittags treffe ich Hugo 1 und 2 erneut gemeinsam auf
einer frisch bearbeiteten Ackerfläche zwischen Mosbach und der
Spielbank an. Dort erfreuen sich beide an reichlich vorhandenen
Nahrungstieren. Zum ersten Mal seit vielen Tagen muss die Wetterlage
als bescheiden bezeichnet werden. Es hat merklich abgekühlt (nur
noch 10 Grad am frühen Nachmittag!), der Dauerregen des Morgens hat
sich in einzelne kräftige Regengüsse gewandelt und der Wind bläst
mit Macht aus nördlicher Richtung. Unser Zweiergespann muss das
Wetter nehmen wie es kommt, es ist für solche Fälle auch besser
ausgerüstet als Ihr Tagebuchschreiber ohne Regenschirm!
Bei Regen und einsetzender
Dunkelheit erreichte ich am Abend gegen 18:50 Uhr das meinem
Heimatorte benachbarte Mosbach (5 Kilometer Luftlinie). Hugo 1 hatte
bereits auf dem Dachfirst von Haus Nummer 89 Platz bezogen (varietas
delectat!). Hugo 2 zu finden, bereitet inzwischen keinerlei Probleme
mehr. Man braucht nur den zuletzt ausgemachten Beobachtungsort
anzusteuern und dann mit dem Fernglas einen Rundum - Schwenk
auszuführen. Zack! Da ist er schon! Etwa 500 Meter entfernt Richtung
Spielbank und ganz nahe an der Autobahn machte sich Hugo 2 in einer
Wiese breit. Eine weitere Flugstunde stand auf dem
Veranstaltungsprogramm. Was mein kleiner Freund seit gestern an
Fortschritten gewonnen hatte, verblüffte mich und brachte mich
ziemlich außer Atem. Trotz eines eingelegten Turbos meinerseits
konnte ich meinen Rückstand auf Hugo immer nur unwesentlich
verringern. Dies gelang ihm trotz seiner fehlenden Flugfähigkeit auf
Grund einer von kurzen, fast schwirrenden Flügelschlägen begleiteten
hohen Flügelschlagfrequenz. Als Hugo 2 schließlich in einen frisch
umgepflügten Acker wechselte, wollte ich ihm wegen der schlechten
Bodenverhältnisse nicht mehr folgen. Ich hatte reichlich Angst um
mein frisch geputztes Schuhwerk und zog mich deshalb freudig erregt
zurück. Hugo 2 blieb eine weitere Nacht draußen auf freiem Feld.
|
24. Sep. 02 |
Die kalte Luft hat sich heute vollends
durchgesetzt. Bei einem böigen Wind aus Nord bis Nordost erreicht
die Tageshöchsttemperatur im Gebiet um Mosbach knappe 9 Grad. Bei
450 Meter über dem Meeresspiegel sicher für die Jahreszeit wenig
angemessen. Dafür blieb der Dauerregen aus und wurde von einzelnen
kurzen Regenschauern abgelöst.
Trotz des nun überhaupt nicht einladenden Wetters
gingen beide Hugos unbeirrt gemeinsam der Nahrungssuche –
ihrer Hauptbeschäftigung – nach. Ich fand beide in engem Kontakt
zueinander auf einer Wiesenfläche zwischen Mosbach und der
Spielbank. Nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der ich Tags
zuvor Hugo 2 in die Nacht entlassen hatte. Gegen 14 Uhr ging ich
erneut auf Hugo 2 zu, um ihn zu Reaktionen zu veranlassen. Schon aus
größerer Distanz als je zuvor begann er seinen „Schwirrflug“
anzusetzen, der wieder begleitet wurde von einer sehr schnellen
Schrittfolge. Das Abheben vom Boden gelang immer noch nicht, die
Umstände geben jedoch zu der Hoffnung Anlass, dass dies sich
demnächst ereignen wird. Kaum hatte sich Hugo 2 in Marsch gesetzt,
flog Hugo 1 herbei, landete neben seinem Freund und schien diesen
regelrecht zu begleiten. Das gleiche Schauspiel wiederholte ich noch
einige Male, immer mit demselben Ergebnis. Eine mühelose Annäherung
bis auf Reichweite zu Hugo 2 gelang mir auch jetzt nicht mehr.
Schließlich flüchtete das Paar in ein abgeerntetes Maisfeld, worauf
ich die „Verfolgung“ abbrach. Sofort beruhigten sich Hugo 1 und Hugo
2 wieder und schritten gemächlich „Hand in Hand“ weiter.
Der Abend setzte sich mit starkem Wind, starkem
Regen und nur mehr 6 Grad fort. Hugo verbringt die Nacht abermals
auf dem Dachfirst von Haus Nummer 89 in Mosbach. Heftigste Windböen
drohten ihn bei meiner Anwesenheit vom Dach zu blasen, er hielt, wie
nicht anders zu erwarten jedoch stets Stand. Hugo 2 hatte seinen
letzten Aufenthaltsort in der Zwischenzeit um einige Hundert Meter
gewechselt. Er suchte offensichtlich Schutz an einer Gebüschreihe in
unmittelbarer Nähe der Autobahnunterführung zwischen Mosbach und
Seiderzell. Man hatte den Eindruck, als wollte sich Hugo 2 dort
Deckung vor Wind und Wetter verschaffen. Einige Male verschwand er
sogar für einige Zeit, indem er ein Stück die Böschung hinunter lief
und dadurch Windschutz genoss. Als ich ohne Motor und ohne
eingeschaltete Scheinwerfer in etwa 5 Meter Entfernung mehrmals an
ihm vorbeirollte (die Autobahn über ihm tobte mit Macht!), sicherte
er, machte einen langen Hals, erklomm die Straßenböschung und lief
auf einen angrenzenden Acker. Eine Minute später hatte er jedoch
schon wieder die vorher beschriebene Stellung unterhalb der
Böschungskante bezogen. Ein wirklich eigenartiges Schauspiel, das
ich in dieser Form bei einem Storch auch noch nicht beobachten
konnte. |
25. Sep. 02 |
Danke für die lieben und
anerkennenden Beiträge im Gästebuch. Das gibt mir weiterhin den
nötigen „Biss“, an Hugo & Co dranzubleiben, auch wenn Schule und
andere Verpflichtungen manchmal kaum noch einen Spielraum lassen.
Seit fast fünf Wochen besuche ich nun bis auf ganz wenige Ausnahmen
die beiden Hugos täglich zwei- oder dreimal und wie es aussieht,
darf ich dies wohl noch einige Zeit so tun. Dauerte früher die
Storchensaison normalerweise von Anfang April bis Ende August,
währt sie heuer schon von Mitte Februar an und der Oktober
ist nicht mehr fern. Heute hatte ich mir vorgenommen, fotografisch
einiges nachzuholen. Ein Bild von Hugo 1 und Hugo 2 mit der
Spielbank im Hintergrund sollte nach meinen Vorstellungen schon
dabei herauskommen. Das Licht war um die Mittagszeit wenig
einladend. Kaum sechs Grad zeigte das Thermometer, immer wieder ein
leichter Sprühregen und das alles bei einem strammen Wind. Hugo 1
und 2 standen fast wie bestellt auf der gleichen Ackerfläche wie am
Vortag. Doch vom Fahrweg aus gab es keine Möglichkeit, die beiden
zusammen mit der Spielbank auf ein Foto zu bannen. Also war erneut
ein Fußmarsch angesagt und diesmal quer über den gepflügten Acker.
Meine Schuhe glichen nach jedem Schritt immer mehr Schneeschuhen von
Bewohnern arktischer Gegenden. Der Einsatz dürfte sich aber gelohnt
haben. Am Schluss – beide Hugos hatten den Acker verlassen – hatte
ich einige Aufnahmen im Kasten, die das geplante Motiv beinhalten
könnten. Als Hugo 1 wegen meiner Hartnäckigkeit einmal eine weite
Runde über mich drehte und auch Hugo 2 zu seinem Schnelllauf
startete, fanden beide trotzdem kurze Zeit später wieder zusammen.
Hugo 1 landete nach dem Ausflug sofort wieder bei Hugo 2, so als ob
beide bereits aufeinander angewiesen wären. Am Abend klarte der
Himmel für kurze Zeit etwas auf, so dass bei meiner Visite in
Mosbach gegen 18:55 Uhr Hugo 1 noch nicht auf seinem
Übernachtungsplatz stand. Schon von Ferne sah ich beide wieder auf
„ihrem“ Acker stehen. Mit dem Auto und zu Fuß „kämpfte“ ich mich
erneut in die Nähe unserer Freunde. Hugo 1 sah die Zeit gekommen,
seinen Übernachtungsplatz anzufliegen. Er hob ab bei meinem
Erscheinen etwas unfreiwillig ab und strebte die 1,5 Kilometer in
Richtung Mosbach davon. Er landete diesmal wieder einmal auf Haus
Nummer 87. Und noch eine Neuerung hatte er sich für den heutigen Tag
ausgedacht. Statt auf der Westseite des Giebels fand er sich diesmal
auf der Ostseite ein. Vor dem Abflug versuchte ich noch weitere
Fotos der beiden zu machen, doch leider ging selbst bei geöffneter
Blende nur mehr eine Verschlusszeit von einer Zehntelsekunde. Ich
habe es trotzdem probiert und werde die Ergebnisse auf alle Fälle
demnächst im Tagebuch präsentieren. Hugo 2 wollte zwar mit seinem
Aufpasser mitfliegen, doch es gelang noch nicht. So verzog er sich
auf den Acker und ließ die Dunkelheit über sich hereinbrechen. |
26. Sep. 02 |
Heute ist es genau einen Monat
her, seit Hugo 1 in die Freiheit entlassen wurde. Die Ereignisse der
vergangenen 31 Tage füllen mittlerweile ein kleines Buch und
brachten zahlreiche überraschende Beobachtungen. Ich kenne kein
ähnliches Beispiel, bei dem es gelang, einen ehemaligen „Pflegling“
über einen solch langen Zeitraum zu verfolgen und die dabei
gemachten Entdeckungen aufzuschreiben.
Gegen 14 Uhr bewegte ich mich
auch heute wieder auf Hugos Spuren. Das Wetter kann kaum schlechter
werden. Der Regen machte den ganzen Tag über kaum eine Pause, nur
etwas wärmer ist es geworden und das Thermometer zeigte über 10 Grad
an. Beide Hugos hielten sich zur fraglichen Zeit auf einer
Ackerfläche unweit der Stelle des Vortages auf. Beide marschierten
erneut im Gleichschritt und ließen sich keinen Augenblick aus dem
Auge. In Anbetracht der Wetterlage verzichtete ich auf eine weitere
Flugstunde und zog zufrieden ab. Wegen eines Termins kam ich am
Abend erst um 20:30 Uhr nach Mosbach zurück. Nach Hugo 2 zu suchen
verbot sich von selbst. Die Nacht erlaubte außerhalb der von
Straßenlampen und dem Flutlicht der trainierenden Fußballer des SV
Mosbach erleuchteten Ortschaft keine Blicke auf einen irgendwo auf
dem Felde übernachtenden Storch. Im Neubaugebiet suchte ich aber
heute erstmals vergeblich nach Hugo 1. Seine traditionellen
Übernachtungsplätze auf den Häusern Nummer 87 und 89 fand ich
verwaist vor und auf den umliegenden Dächern war unser Freund
ebenfalls nicht auszumachen. Auch ein Blick zum Nest und auf die
Gebäude im alten Ortsbereich der kleinen Wörnitzgemeinde erbrachte
keine Sichtung. Nun besteht jedoch durchaus die Möglichkeit, dass
ich Hugo an anderer Stelle übersehen haben könnte. Dass Hugo heute
ebenfalls außerhalb des Ortes übernachtet, halte ich eher für
unwahrscheinlich. Und dass er abgezogen ist, kann ich bei der
momentanen Wetterlage überhaupt nicht glauben. So muss ich Sie
leider auf morgen vertrösten und hoffen, eine weitere Spur von Hugo
1 und – was ich leichter für möglich halte – von Hugo 2 zu finden.
So bleibt unser Tagebuch weiter spannend und unsere Hugos liefern
nach wie vor immer neue Highlights und überraschende Wendungen. |
27. Sep. 02 |
Wo ist Hugo 1? Diese
Frage beschäftigte uns gestern nach Einbruch der Dunkelheit. Als ich
heute bei strömendem Regen gegen 14 Uhr Mosbach erreiche, hatte ich
ein leicht mulmiges Gefühl. Ich suchte an den mir bestens bekannten
Stellen und konnte weder Hugo 1 noch Hugo 2 ausmachen. Erst als ich
eine kleine Anhöhe hinauffuhr, um einen letzten Rundblick zu
erhalten, sah ich zwei weiße Punkte aufleuchtenUnsere Hugos! Sie
standen – von keiner Straße oder Fahrweg sichtbar – in einer von
Hecken umgebenen Materialentnahmestelle direkt an der
Autobahnböschung zwischen Mosbach und der Spielbank Feuchtwangen. An
dieser Stelle hatte sich ein kleiner See gebildet, der die Störche
offenbar angelockt hatte. Da ich herausgefunden hatte, was ich
wissen wollte, trat ich zufrieden die Heimreise an. Hugo 1 war also
wieder da, doch wo hatte er die vergangene Nacht verbracht? Dieser
noch ungeklärten Frage ging ich am Abend ab 18:30 Uhr nach. Zu
dieser Zeit befanden sich beide Freunde abermals in engem Kontakt
unweit der Stelle des frühen Nachmittags. Ich näherte mich den
beiden und konnte erstmals erleben, dass Hugo 2 dabei kurz vom Boden
abhob und eine kleine Strecke flog, auch wenn dieser Begriff
etwas hoch gegriffen schien. Hugo 1 zögerte noch etwas länger mit
dem Abflug, verabschiedete sich aber dann doch in Richtung Mosbach.
Ich verfolgte ihn mit dem Fernglas. Er kreiste einige Male über dem
Neubaugebiet, drehte dann aber überraschend ab und landete statt auf
einem Hausdach in einem benachbarten Acker. Während ich Hugo 1
verfolgte, war Hugo 2 zu Fuß in die geschützt liegende
Materialentnahmestelle gewandert und hatte sich dort auf einer
kleinen Insel schon für die Nacht eingerichtet. Hugo 1 schien
unterdessen höchst beunruhigt. Er lief ununterbrochen mit langem
Hals und ständig um sich blickend umher. Immer noch blieb ich an
Hugo 1 dran, um ja nichts zu versäumen. Er flog noch dreimal vom
Acker auf, drehte immer neue Runden über dem Neubaugebiet, kehrte
aber stets zu seinem Ausgangspunkt zurück. Ich konnte mir den
Vorgang kaum erklären. Warum scheute sich Hugo 1 plötzlich, auf
einem seiner traditionellen Übernachtungsplätzen zu landen? War er
am Vortag vielleicht mit Gewalt von dort vertrieben worden? Hatte
sich Hugo 1 bei einem der Hausbesitzer unbeliebt gemacht und hatte
dieser ihm durch laute Geräusche oder gar durch Wurfgeschosse einen
Schock versetzt? Ich kann mir Hugos Verhalten nur so erklären! Kurz
nach 19:30 Uhr, quasi im letzten Licht, startete Hugo erneut, zog
niedrig über die Dächer des Neubaugebietes und entschwand hinter
einer Kuppe in Richtung Osten, in Richtung des Sportplatzes von
Mosbach. Dort brannte auch heute wieder die Beleuchtung der
Flutlichtanlage, so dass die Sicht im Umkreis der Sportanlage noch
besser war. Ich suchte alle Hausdächer ab, doch Hugo blieb
verschwunden. Hatte er einen Baum als Übernachtungsplatz ausgewählt?
Ich musste Hugo finden! Am Ortsende von Mosbach grenzt in östlicher
Richtung ein größerer Heckenkomplex mit einer Streuobstfläche an.
Dort leuchtete ein weißer Punkt auf. Hugo war zwischen den
Obstbäumen zu erkennen und es bestand kein Zweifel, dass er dort die
Nacht verbringen würde. Immer noch schien er höchst beunruhigt, sein
Kopf fuhr unablässig hin und her, er schien sich einfach nicht wohl
zu fühlen. Um Hugo durch mein Auftauchen nicht noch mehr zu
beunruhigen und auch um ein unnötiges Auffliegen bei Dunkelheit zu
vermeiden, ließ ich Hugo 1 an seinem Landeplatz zurück. Nun bleibt
mir die schwierige Aufgabe, die Hintergründe des merkwürdigen
Verhaltens zu klären. Werde ich die Mauer des Schweigens
durchbrechen können?

Werden diese Blicke nicht mehr möglich
sein?
Hugo 1 auf seinem beliebten Übernachtungsplatz in Mosbach
Hausnummer 89 vor einigen Tagen

Hugo 1 auf dem Dach von Haus Nr. 87
in der vergangenen Woche |
28. Sep. 02 |
Auch heute
veröffentliche ich weiteres Fotomaterial, das die Erlebnisse
mit unseren Hugos in den letzten Wochen anschaulicher machen soll.
Alle bisher erschienenen Bilddokumente zeigen Hugo 1, der seit dem
26. August unser ständiger Begleiter ist. Nun sehen Sie erstmals
auch Hugo 2, der am 16. September zu Hugo 1 gebracht wurde und sich
seitdem mit ihm zusammen vor Ort aufhält.

Armin Braun von der Auffang- und
Pflegestation für Vögel des Landesbundes
für Vogelschutz bringt Hugo 2 nach Mosbach.
Das Bild zeigt den ehrenamtlichen Pfleger kurz vor
der Freilassung von Hugo 2 am 16. September.

Hugo 2 flieht zu Fuß.
Er ist nach einer Berührung mit einer 20 KV-Leitungstrasse nicht
flugfähig.
Er findet schnell Anschluss an Hugo 1 und dessen Vater,
der zu diesem Zeitpunkt noch in Mosbach ausharrte.

Trotz einiger technischer Unzulänglichkeiten verdeutlich das Bild
die Präferenz von Hugo 1 und Hugo 2 zur Spielbank Feuchtwangen
direkt an der Autobahnausfahrt Feuchtwangen West der A7.
Auf dem gepflügten Acker im Mittelgrund sind beide Hugos zu
erkennen.
Genau in der Bildmitte befindet sich das große beleuchtete Fenster
hinter dem sich die Räumlichkeiten des großen Spiels befinden,
z.B. die Roulettetische usw.

Während Hugo 1 zur Übernachtung nach Mosbach geflogen ist,
wartet Hugo 2 (auf dem Foto im Acker erkennbar) vor der Spielbank
auf den Einbruch der Nacht. Ob er sich wohl am Glücksspiel
beteiligen
möchte oder nur ein wenig durch das große Fenster spitzen möchte?
Um 13 Uhr hält ihr
Tagebuchschreiben Einzug in Mosbach. Von beiden gibt es am heutigen
Tag nur Gutes zu berichten. Hugo 1 hat die Nacht schadlos
überstanden, obwohl er sie abermals auf freiem Felde zubringen
musste. Ich finde ihn jedenfalls zusammen mit seinem Kumpan Hugo 2
auf einem Acker zwischen Mosbach und der Spielbank. Angesichts der
sich deutlich verbesserten Wetterbedingungen (Sonnenschein und 12
Grad!) steht erneut eine kleine Flugstunde an. Bei meiner Annäherung
fliegt Hugo 1 sofort ab und landet etwa einen Kilometer entfernt
nahe an der Ortsgrenze von Mosbach. Hugo 2 hebt erneut – diesmal
länger als je zuvor – vom Boden ab und legt mit hängenden, über den
Boden streifenden Beinen einige Meter zurück. Diesen Vorgang
wiederholt er einige Male hintereinander, so dass er sich bald
wieder aus meiner Reichweite stehlen kann. Schnell schaue ich noch
einmal bei Hugo 1 vorbei, der sich in einer gemähten Wiese auf
Mäusejagd begeben hat. Meine
Ermittlungen bezüglich des Fernbleibens Hugos von den Dachfirsten
zweier Häuser in Mosbach scheinen erfolgreich verlaufen zu sein. Ich
erhielt heute Nachmittag einen Anruf einer Bewohnerin eines dieser
Häuser. (Sie war offensichtlich durch meine Recherchen unruhig
geworden!) Ich wurde gefragt, ob der Kot des Storchs den Dachziegeln
Schaden zufüge. Außerdem kam im Gespräch zum Vorschein, dass Hugo 1
den Balkon verschmutze. Dieser sei mit Natur belassenem Holz
versehen, in das der scharfe Kot eindringen und das Holz schädigen
könne. Auch sei bereits die Hauswand vom einen oder anderen
Kotstrahl getroffen. Wie lange wohl der Storch noch bleibe, wurde
ich noch gefragt und ob er gar überwintern würde? Auf beide Fragen
konnte ich keine klare Antwort geben, sie bestätigten mir aber, dass
die Hausbesitzer im Falle Hugos zur Selbsthilfe gegriffen hatten, um
so einer weiteren „Schädigung“ ihres Anwesens vorzubeugen. Nicht
auszudenken, in welchen Schweinestall Hugo den Neubau verwandeln
könne, wenn er auch den gesamten Winter auf dem Hausdach zubringen
würde. Also wurde mit einem Stock vom Balkon aus nachgeholfen und
Hugo, der nun gar nichts dafür konnte, vom Dach gestoßen. Nachdem
dies in kurzen Abständen mehrmals wiederholt war, verzog sich Hugo
wieder auf das freie Feld und hatte die beiden vergangenen Tage
seine Ruhe vor diesen Personen. Mancher von uns würde sich sicher
freuen, wenn ein leibhaftiger Storch sein Haus versch... würde, im
Falle von Hugo sieht dies aber leider anders aus. Sehr überrascht
war ich von dieser Entwicklung nicht, ist sie doch in auf Sauberkeit
und Ordnung ausgerichteten Gesellschaftskreisen weit verbreitet. So
wie die Vorgärten und Eigenheime aussehen, spiegeln sie das
Bewusstsein ihrer Bewohner wenigstens in dieser Beziehung wieder.
Für Natur in ihrer ursprünglichen Form und Ausrichtung bleibt dabei
nur wenig Raum. Und wehe ein ungebetener Gast (hier war es Hugo)
dringt in diese sterile Atmosphäre ein!
Gespannt wartete ich deshalb
auf die abendliche Entwicklung im Mosbacher Neubauviertel. Bei etwa
200 Einwohnern in Gesamt-Mosbach besteht diese Siedlung aus gerade
mal 10 Häusern. Also noch genug Ausweichquartiere für Hugo! Um 18:35
Uhr durchfahre ich die einzige Straße des Viertels und stoße gleich
auf Hugo. Er hat sich heute klug entschieden und ein neues Haus als
Übernachtungsplatz gewählt. Es grenzt unmittelbar an Haus Nummer 87
und ist nun das dritte in der Reihe der „Schlafhäuser“. Und Hugo hat
sich bei seiner neuen Wahl klug entschieden. Der unter seinem
Standplatz errichtete rustikale Balkon ist zum Glück etwas unter das
Dach zurückversetzt, so dass ein Kotstrahl nach meinen Berechnungen
den Balkon nicht treffen wird. Bleiben eben nur die Dachziegel
übrig, die hoffentlich keine dauerhaften Schäden davontragen werden.
Wenigstens hat Hugo wieder störchische Züge angenommen und nach
zweitägiger Abstinenz wieder einen erhöhten Übernachtungsplatz
aufgesucht. Bleibt zu hoffen, dass er hier noch länger geduldet
wird. Ich werde aus den Erfahrungen lernen und sogleich persönlichen
Kontakt mit den Hausbesitzern aufnehmen, um ähnliche Vorfälle wie
die geschilderten für die Zukunft auszuschließen.
Hugo 2 verbringt eine weitere
Nacht in Sichtweite von Hugo 1 zwischen Mosbach und der Spielbank.
Eine noch schnell erteilte Flugstunde erbrachte keine neuen
Erkenntnisse. Ein leichtes Abheben war auch diesmal zu erkennen, ein
Einfangen ohne Mithilfe weiterer Personen ist nicht mehr möglich.
Eigentlich ein gutes Zeichen! |
29. Sep. 02 |
Ein herrlicher Herbsttag, der
nach kalter Nacht wieder erfreuliche Temperaturen von 15 Grad im
Schatten bringt, steht uns heute bevor. Hugo 1 hat die Nacht auf
seinem neuen Schlafplatz gut überstanden. Wie an den frischen Spuren
auf dem Dach eines Hauses im Neubaugebiet von Mosbach ersichtlich
ist, funktioniert die Verdauung prächtig. Gegen 13 Uhr sehe ich ihn
zusammen mit Freund Hugo 2 auf einem Acker zwischen Mosbach und der
Spielbank. Das Futterangebot der letzten Tage war so reichhaltig,
dass sich beide eine ausgiebige Gefiederpflege leisten können. Um
18:30 – diese Uhrzeit ist zu einem festen Bestandteil meines
Stundenplanes geworden – begebe ich mich erneut auf die Suche nach
unseren beiden Hugos. Da beide ein eng begrenztes Aktionsgebiet
bevorzugen, ist es (fast) immer leicht, ihnen auf die Spur zu
kommen. So finde ich sie auf einem Acker zwischen Mosbach und der
Spielbank im Gleichschritt auf Nahrungssuche. Ohne einzugreifen –
ich bewege mich in einem Abstand von etwa 300 Metern zu unseren
beiden Tagebuchstars – fliegt Hugo 1 gegen 18:50 Uhr auf und strebt
zielgerichtet auf das Neubaugebiet von Mosbach zu. Als er es nach
rund zwei Minuten Flugzeit erreicht, setzt er diesmal wieder auf dem
Dachfirst von Hausnummer 87 zur Landung an. Ein wenig schuldbewusst
rückt Hugo 1 anschließend einige Meter auf dem First zur Mitte, um
ja nicht auf Balkonen, Terrassen, Loggien und ähnlichen
„Schmuckstücken“ seine Spuren zu hinterlassen. Hugo 1 scheint in
dieser Beziehung lernfähig geworden zu sein und sich mit seinen
Mitbewohnern arrangiert zu haben. Das Haus, von dem er vor zwei
Tagen so schmählich vertrieben wurde, hat er jedoch seit diesen
Ereignissen stets gemieden. Während Hugo 1 für diese Nacht in
Sicherheit ist, verfolge ich unterdessen Hugo 2, der zu Fuß einige
hundert Meter zurückgelegt hat und sich nun ganz nahe an der
Autobahnböschung bewegt. Das Ohren betäubende Rauschen scheint
unserem Nichtflieger überhaupt nichts auszumachen. Was sucht er nur
hier an dieser gänzlich unfreundlichen Stelle? (War das nicht Frans
auf der Autobahn... Hugo 2 winkt mit seinem Flügel...) Kaum zu
glauben , was sich in diesem Augenblick ereignet. Hugo 2 erklettert
einen etwa zwei Meter hohen, trapezförmigen Erdhaufen, läuft auf
dessen Oberkante noch einige Male hin und her, bleibt schließlich an
dessen höchster Stelle stehen, treibt Gefiederpflege, zieht ein Bein
an und richtet sich für die Nacht. Hugo 2 hat ebenfalls seit heute
einen Übernachtungsplatz gefunden, der nicht mehr ebenerdig angelegt
ist. Ein weiterer erfreulicher Fortschritt in der Entwicklung von
Hugo 2! Nebenbei sein noch bemerkt, dass beide Hugos sich von ihrem
jeweiligen Schlafplatz aus sehen können. Die Luftlinie zwischen
beiden Punkten beträgt dabei 1100 Meter. |
30. Sep. 02 |
Nach einigen Gesprächen in
Mosbach wurde Hugo 1 heute ein weiteres Bleiberecht zugesagt.
Mögliche Schädigungen an der Haussubstanz, die durch den Kot des
„Hausstorches“ verursacht werden, werden demnach hingenommen. Also
es geht doch! Ich komme heute erst gegen 17:30 Uhr erstmals in den
Storchenort. Ich finde Hugo 1 unweit des Ortsrandes an der Straße
nach Reichenbach in einer Wiese stehen. Von Hugo 2 keine Spur!
Erstmals seit vielen Tagen ist sein ständiger Begleiter nicht in
seiner Nähe. Auf fast jedem Acker wird intensiv gearbeitet, dazu
verbreiten mehrere Spaziergänger mit nicht angeleinten Hunden einige
Unruhe. Ich suche mindestens eine halbe Stunde beinahe jeden
Quadratmeter nach Hugo 2 ab, meine Suche bleibt aber erfolglos. Um
ihm vielleicht doch noch auf die Spur zu kommen, nähere ich mich
Hugo 1 und bringe ihn schnell zum Auffliegen. Statt aber zu seinem
Freund zu fliegen (dies hatte ich gehofft!), landet Hugo 1 auf dem
Dachfirst von Haus Nummer 87. Schnell hat er es sich dort gemütlich
gemacht, er rutscht einige Meter in Richtung Dachmittag, zieht ein
Bein an und richtet sich früher als gewohnt zur Nachtruhe. Auch um
19:30 Uhr ergibt sich die gleiche Situation. Ich bin erneut vor Ort,
Hugo 1 steht nach wie vor – und wird dies auch bis zum Tagesanbruch
so halten - auf dem Dach und Hugo 2 bleibt verschwunden. Eine
weitere Nachsuche zwischen Spielbank und Mosbach bringt auch jetzt
Hugo 2 nicht zum Vorschein. Was ist passiert? Ist überhaupt etwas
geschehen? Wird er morgen erneut sichtbar? Fragen über Fragen, denen
ich morgen nachgehen werde. |
Translate this page with Google
Storch24-Chat
-
KernzeitTäglich von 21 bis
22 Uhr
-
Frühere AlternativeTäglich
von 19 bis 20 Uhr
-
Grundsätzlich kann man
natürlich immer versuchen, ob man andere Storchenfreunde im
Chat trifft.
Wenn Sie zunächst alleine
im Chat sind, haben Sie bitte etwas Geduld. Einer ist immer der Erste!
Es ist sinnvoll, Eintrittmeldung und Audiomeldung in den Optionen zu
aktivieren. Vor den ersten Chatversuchen empfehlen wir, die Hilfeseite
anzusehen.
Thomas
Ziegler
|