Storchenkamera

Storchentagebuch 2002
...was bisher geschah

Teil 15

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30. Jul. 02

 

Der Ausfall der Bildübertragung vom Vortag konnte im Verlauf des Vormittags behoben werden. Resi und Rudi „lächelten“ wie gewohnt in die Kameralinse, doch heute war ihr Lächeln noch verschmitzter als bisher. Der Grund lag eindeutig in einem weißen Fremdkörper, der sich am oberen Bildrand „eingeschlichen“ hatte und sich bei jeder Aktualisierung des Bildes ein wenig bewegte und gelegentlich ganz verschwand. Helmut, der von seiner „Werkstatt“ aus ein ständig laufendes Fernsehbild empfängt, konnte angesprochenen Fremdkörper schnell als Feder enttarnen. Hatte sich bei der Gefiederpflege doch tatsächlich eine kleine weiße Feder – vermutlich aus der Halspartie – gelöst. Solche „Vorfälle“ passieren bei angesprochenen Unternehmungen regelmäßig und wären keiner gesonderten Erwähnung wert. Doch in unserem Falle fielen mehrere Zufälle zusammen. Die Feder musste sich lösen, sie musste außerdem eine Strecke von etwa sechs Meter in einer leicht aufwärts führenden Flugbahn zurücklegen, sie musste genau die Frontscheibe des Kameragehäuses treffen – ein Fleck von wenigen Quadratzentimetern – und schließlich musste sie an dieser Scheibe auch noch kleben bleiben. Unglaublich, aber wahr! Dieser Zustand hielt sich den gesamten Tag und bei einem Besuch in Dinkelsbühl am späten Nachmittag konnte ich mich von der Richtigkeit meiner These persönlich überzeugen. Das Fernsehbild des Nestes im Schaufenster der Adler-Apotheke zeigte ein heftig hin und her schlagendes Federchen, das mit dem Fernglas von der Straße aus auf der Scheibe des Kameragehäuses sichtbar war. Irgendwann in der Nacht muss es sich aber doch gelöst und einem federlosen Blick Luft gemacht haben.

Am Wohlergehen unseres Paares änderte dieser Vorfall nichts. Man sah Resi und Rudi – soweit etwas zu sehen war – gemeinsam im Nest.


Resi. Ist die Feder von mir oder von dir?

War das Paar gerade außer Haus, stellte sich nach langen Wochen wieder einmal unsere Brieftaube zu einem Kurzbesuch ein.


Respekt! Das Nest ist toll geworden!

Am Abend gab es den obligatorischen Einflug zur Übernachtung.


Ein lauer Abend geht zur Neige!

31. Jul. 02

Es ist wieder sehr heiß geworden, Resi und Rudi tragen ihre schneeweißen „Strümpfe“, die ihnen helfen, die Temperatur zu regulieren, also überschüssige Wärme aus dem Körper abzuleiten. Bayerns Schulkinder und Lehrer schließen mit dem heutigen Tag das Schuljahr 2001/02 ab und hoffen auf erholsame und erlebnisreiche Ferien. Für Ihren Tagbuchschreiber sowie für unseren Webmaster gilt dieser Satz in besonderer Weise. Wann Resi und Rudi ihren Start in die Ferien beginnen, steht in  den Sternen. Ich denke aber doch, dass ihr Abflug „in den Süden“ irgendwann im August stattfinden wird. Sollte dieser Aufbruch später erfolgen, wäre dies eine schöne Zugabe, über die sich keiner von uns sonderlich aufregen würde.

Ich nutzte den späten Nachmittag und Abend für einen Ausflug an die Altmühl, um einigen noch nicht abgelesenen Ringstörchen nachzuspüren. In Triesdorf hatte ich Glück. Der mir noch fehlende Ringstorch stand auf dem Kamin eines Nachbargebäudes ab, so dass ein Blick auf den Ring leicht möglich war und nach einer Minute die Angelegenheit abgeschlossen werden konnte. „Wenn das so weiter geht“, dachte ich, „bin ich bald wieder zu Hause!“ Doch leider ging es nicht so glücklich weiter. In Trommetsheim bei Weißenburg traf ich gegen 20 Uhr die fünfköpfige Familie (3 Junge + Eltern) auf einer Wiese vor der Ortschaft bei der Nahrungssuche. Während die Storchenmutter ab und zu eine Maus erbeutete, lasen die Jungen die zahllosen Heuschrecken von den Grashalmen ab. Der männliche Ringstorch, dessen Ablesung ich schon einige Male versucht hatte, stolzierte derweil etwas abgesetzt durch hohes Gras und fraß ebenfalls Heuschrecken. Der Himmel hatte sich mittlerweile verdunkelt, es donnerte und ein schweres Hitzegewitter zog im Osten auf. Als die Familie endlich aufflog, um ihre Übernachtungsplätze einzunehmen, war es schon reichlich dunkel. Wie erwartet, landeten die Jungen und der Ringstorch im Nest. Das Männchen fütterte noch einmal kurz und flog anschließend auf den Dunstabzugskamin einer benachbarten Scheune. Hier sollte die Ablesung gelingen. Ein schneller Spurt mit Spektiv und Stativ an den Ort des Geschehens zeigte mir, dass der Winkel zur Ablesung zu steil war, ich also einen höheren „Standpunkt“ erklimmen musste, um freie Sicht auf den sehr kleinen, nur 15 mm hohen Ring zu gewinnen. Schnell erstürmte ich ein nahe gelegenes Wohnhaus, von dessen Dachboden ich mir die gewünschten Bedingungen versprach. Hier herrschten wahrlich unmenschliche klimatische Bedingungen. Die 50 Grad Lufttemperatur ließen mich mehr an eine Sauna denken. Der Winkel von hier oben passte genau, doch hatte mein Storch in der Zwischenzeit das beringte Bein angezogen und er machte auch keinerlei Anstalten, dieses wegen mir zu senken. Das Gewitter kam immer näher, die Lichtverhältnisse wurden immer schlechter. Schweren Herzens räumte ich meinen Beobachtungsposten unter dem Dach und startete einen letzten Versuch von der Straße aus. Doch außer einiger Bruchstücke der Ringinschrift brachte ich nichts mehr zu Stande. Die 60 Kilometer zurück nach Feuchtwangen bei schwerem Regen waren dann noch eine zusätzliche Erschwernis, zumal mir in den nächsten Tagen die gleiche Fahrt noch einmal bevorstehen würde.

Von zu Hause aus erhaschte ich gegen 22:30 Uhr noch einen kurzen schemenhaften Blick auf Resi und Rudi, die es sich im Nest gemütlich gemacht hatten. Über Dinkelsbühl und Feuchtwangen hatte sich die Gewitterfront noch nicht entladen, es war ruhig.

Seit einigen Tagen werfe ich ab und zu einmal einen Blick auf die Bilder einer neuen Webcam. Ebenfalls aus Franken und zwar aus Höchstadt an der Aisch werden seit dieser Saison Bilder aus einem Storchennest ins Internet übertragen. Die Kameraperspektive ist sicherlich ungewöhnlich, aber nicht ganz ohne Reiz. Da die Technik direkt am Nest montiert ist, liefert sie hautnahe Bilder der Störche. Die vier Jungen, die das Nest seit längerem verlassen haben und die beiden Altstörche können noch regelmäßig beobachtete werden. Riskieren Sie also immer einmal einen Blick unter www.storchennest-hoechstadt.de Viel Spaß!


Höchstadt: Das Bild aus dem Vorjahr zeigt das
Nest mit Jungen und der an der
Nestunterlage montierten Kamera

An dieser Stelle sei auch noch einmal auf das Storchenfest (und Schäferfest) am Sonntag, den 4. August im Spitalhof in Dinkelsbühl erinnert.

1. Aug. 02

Der Regen, der in der Nacht eingesetzt hatte, rauschte auch den gesamten Vormittag vom Himmel. Nicht unwetterartig, aber doch eindrucksvoll, was die Regenmenge betrifft. An der Wörnitz im Bereich des Mosbacher Storchennestes gab es am Nachmittag großflächige Überschwemmungen, die von der Storchenfamilie mit ihrem Nachwuchs (zwei Junge) ausgiebig genutzt wurden. Vom dritten Jungen, das in der Auffang- und Pflegestation des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern in Ansbach einquartiert werden musste, erhielt ich keine präzisen Auskünfte. Die telefonische Nachfrage erbrachte lediglich die Feststellung, dass der Storch in guter Verfassung sei.

Ich werde in den nächsten Tagen die Sache vor Ort überprüfen. Resi und Rudi hatten die Nacht im Nest verbracht und sich trotz Regens am Morgen zur Nahrungssuche begeben. Um 8:35 Uhr finde ich nach dem verspäteten Aufstehen am ersten Ferientag (auch Storchenexperten wollen die Ferien etwas genießen!) ein leeres Nest vor. Um 9:55 Uhr bezieht Resi Position und ist mit Trockenübungen ihrer Tragflächen beschäftigt. Immer wieder schüttelt sie ihre Schwingen, um die gröbste Feuchtigkeit aus ihnen zu verbannen.


Schaut, meine Spannweite
ist beachtlich!

Nach dem Regen braucht mein
Gefieder besondere Pflege!

Um 10:30 erscheint Rudi, um bald darauf seine Gemahlin erneut alleine zu lassen. Man sieht ihn in der Folgezeit mehrmals mit Nistmaterial anfliegen und gemeinsam baut man die Zweige dann ein.. 


Für heute war es der letzte Zweig!

Nach einer weiteren  Rückkehr wird die Bautätigkeit für den heutigen Tag beendet und beide lassen es sich außer Haus gut gehen. Mit dem abendlichen Einflug und einer weiteren Übernachtung endet für mich ein erfolgreicher Storchentag.

Gestern konnte ich Ihnen vom vergeblichen Versuch berichten, einen Ringstorch in Trommetsheim an der Altmühl bei Weißenburg abzulesen. Die ließ mir in der Nacht keine Ruhe, so dass ich beschloss, am heutigen Tag einen weiteren Versuch zu starten. Ich wählte eine andere Taktik und machte mich bereits am frühen Nachmittag auf die Fahrt, um etwas mehr Spielraum zu besitzen. Schnell hatte ich die Familie wieder bei der gemeinsamen Nahrungssuche vor den Toren von Trommetsheim entdeckt. Dicht an der Straße nach Alesheim gingen die fünf Störche der Heuschreckenjagd nach. Etwas abgesetzt war ein weiterer erwachsener Storch ohne Ring in der Wiese. Nun kam mir in mehrfacher Hinsicht das Glück zu Hilfe. Zuerst flog der Fremde auf und segelte dicht über unsere Familie. Im gleichen Augenblick erschien ein Traktor und steuerte die gleiche Wiese an. Das war nun doch zu viel. Alle sechs Störche flogen auf, schraubten sich hoch und flogen Richtung Ortschaft und nicht weiter ins Wiesengelände hinaus. Mit dem Auto fuhr ich unter Einhaltung der Straßenverkehrsordnung zum Storchennest und erlebte noch die Landung des Trommetsheimer Brutpaares live mit. Laute Klapperstrophen des Paares galten mit Sicherheit dem Fremden, der sich aber lieber nicht blicken ließ. Das Auspacken von Stativ und Spektiv dauerte einige Sekunden. Inzwischen waren auch zwei Junge im Nest gelandet, so dass der Storchenmann an den äußersten Nestrand treten musste und einen freien Blick auf den Ring ermöglichte. In wenigen Sekunden war die Ablesung gelungen. Keine Sekunde zu früh, denn schon segelte der Storchenmann dicht gefolgt von Frau Storch vom Nest. Beide landeten jedoch diesmal auf der Abdeckhaube eines Dunstabzugkamins einer Stallscheune. Und wie der Zufall so spielt. An dieser Stelle gelang es mir noch viele weitere Male, die Inschrift und die Zahlenfolge zu erkennen. Meine Beharrlichkeit hatte sich gelohnt. Ich hatte eine kleine Rarität abgelesen. Der Storch trug einen Ring vom Zoo in Poznan (Polen). Zufriedener als gestern konnte ich anschließend die Heimreise antreten.

2. Aug. 02

So geht es auch. In der Nacht gegen 4:40 Uhr kam es erneut zu einem Bildübertragungsausfall. Als es um 10:58 Uhr für einen Moment wieder hell wurde, sah man ein leeres Nest. Zu mehr kam es nicht. Das macht ihrem Tagebuchschreiber die Sache leicht. Die Gründe für die neuen Probleme sind für mich nicht nachvollziehbar. So nehmen wir es eben wie es kommt. Ein Trost bleibt: Resi und Rudi sind noch da und das Storchenfest steigt so und so am kommenden Sonntag ab 11 Uhr im Spitalhof zu Dinkelsbühl (vom Storchennest und von der großen Georgskirche wende man sich nach Norden Richtung Rothenburger Tor, auf halber Strecke zwischen diesen Punkten hinter der Spitalkirche finden sie den Spitalhof. Wer es immer noch nicht findet, fragt ungeniert einen netten Japaner oder doch lieber einen Einheimischen).

Wenn Sie noch einmal Rückschau auf die Bilder des letzten Monats halten wollen, können Sie ab sofort die komplette Bildergalerie Juli 2002 mit 120 Schnappschüssen betrachten.

3. Aug. 02

Um 10 Uhr – Helmut hat sein Modegeschäft wieder geöffnet – kommt nach längerem Übertragungsstopp wieder ein aktuelles Bild der Storchenkamera auf die Monitore der Internetgemeinde. Nicht schlecht, Herr Specht! Resi und Rudi erscheinen in voller Größe.


Helmut, hier sind wir!

Was die beiden Alt-Rathausbewohner noch nicht ahnen, steht in Kürze bevor. Thomas Joas wird die Kameraeinstellung ein wenig verändern, so dass wir das Nest mit seinen Bewohnern etwas totaler erleben und gleichzeitig ein wenig mehr vom Umfeld des Nestes sehen können. Um 11 Uhr passierte es schließlich. Thomas war unter das Dach des alten Rathauses geklettert und hatte an dem vierstufigen Brennweitenregler eine Stufe zurückgedreht. So wollen wir es in nächster Zeit belassen, da es nicht mehr so sehr auf Details im Leben von Resi und Rudi ankommt und viele sich auch eine neue Einstellung gewünscht haben. Der erste Schnappschuss soll die Attraktivität der neuen Einstellung unter Beweis stellen, auch wenn Rudi nicht damit einverstanden zu sein schien und sich gleich darauf davon gemacht hatte.


Schade, dass Rudi nicht mehr aufs Bild wollte!

Resi folgte gegen 11:20 Uhr nach. Das Nest blieb dann eine Stunde unbesetzt, ehe Rudi solo noch einmal erschien, einen Zweig einbaute und erneut verschwand. Die weitere Entwicklung des heutigen Tages blieb im Dunkeln, da um 16:13 Uhr die Bildübertragung erneut stoppte und fortan kein aktuelles Bild mehr geliefert wurde. So wie es aussieht, bleibt dieser Zustand auch am Tag unseres Storchenfestes so bestehen.

4. Aug. 02

Das Storchenfest steigt! Oder sollte man doch besser vom Schäferfest erzählen? Diesem durften wir uns in dankenswerter Weise anschließen und dabei alle infrastrukturellen Vorteile genießen, angefangen von Essen und Trinken und deren anschließender Entsorgung. So blieb es den Organisatoren des Storchenfestes vorbehalten, relativ wenig Aufwendiges zu leisten. Sonnenschirme wurden richtig platziert, eine Storchenausstellung des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern wurde aufgebaut und dann hieß es nur noch, die Gäste zu begrüßen und willkommen zu heißen.

Um 11 Uhr – dem offiziellen Beginn des Schäfer-(Storchen-)Festes war der Spitalhof in Dinkelsbühl prächtig gefüllt mit 200 bis 300 Schäfchenliebhabern. Der stellvertretende Landrat des Landkreises Ansbach, der 2. Bürgermeister der Stadt Dinkelsbühl gaben Grußworte zum Besten und dann ging es los mit Blasmusik und allem rund um Schaf und Lamm. Doch wo blieben die Storchenfreunde? Offensichtlich zeigten sich bei ihnen gewisse Berührungsängste mit den vierbeinigen Stars des heutigen Tages, die sich weniger in Feuchtbiotopen als viel mehr auf Trockenrasen wohl fühlen. Auch die Mitglieder und Freunde des Bund Naturschutz in Bayern hielten sich auffällig zurück und Thomas Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe, wollte schon resignierend ein Stoßgebet los werden. Doch Frans sei Dank! Unser treuer Freund aus Antwerpen war schließlich der erste, mit dem Ihr Tagebuchschreiber zusammentraf. Seine von ihm im Gästebuch abgegebene Beschreibung ließ keinen Zweifel an seiner Identität zu. Man begrüßte sich wie alte Freunde und erfuhr, dass er schon lange vor den Störchen Beziehungen zu Dinkelsbühl aufgebaut hatte und in dieser Woche bereits zum 99. Male die Stadt und ihre Umgebung besucht. Seine Beziehung zu Dinkelsbühl kann im wahrsten Sinn des Wortes als „hochkarätig“ bezeichnet werden. (Kleines Rätsel: Was war Frans aus Antwerpen von Beruf?) Schnell konnte im Gewirr der Schaf-Freunde auch die Ehefrau von Frans ausgemacht, begrüßt und für ausgesprochen nett angesehen werden. Diese Eigenschaft teilt sie im übrigen mit allen Storchenfreunden, die sich noch einstellen sollten. Während man ans leibliche Wohlergehen ging – ein Blick galt immer Besuchern des Festes, die den Kopf auffällig nach schräg oben reckten als Erkennungszeichen eines Storchenfreundes – näherte sich eine solche Spezies dem Lammeintopf in Person des  „Peter aus Neu-Isenburg“. Auch Peter in Begleitung seiner Frau Ursula trat in äußerst angenehmer und herzlicher Weise aus der virtuellen Anonymität in die Dinkelsbühler Realität. Auch Günter Rödel – Fahrer der Drehleiter und dadurch Förderer und Gönner unseres Storchenprojektes – trat in die Runde. Und komplettiert wurde die reale Internetgemeinde schließlich durch Elke, einer alten „Häsin“ in Sachen Storchennest und Storchenfest, aus dem benachbarten Ellwangen sowie durch Barbara und Jürgen aus dem nicht mehr so benachbarten Pforzheim. Die Creme de la creme (nicht Anwesende mögen mir verzeihen) gab sich also ein Stelldichein. Lediglich Peter hatte das Glück, um die Mittagszeit einen Kurzbesucher im Nest auszumachen. Ob Rudi oder Resi war ihm egal. Hauptsache ein realer Storch an realem Ort. Auch total real ging nach dem Essen eine kleine Stadtführung über die Bühne. Horstgebäude und Innenhof (dort fand das letztjährige Storchenfest statt) wurden inspiziert und anschließend noch bei Kaffee und Kuchen weiter gefachsimpelt. Hierbei reifte der Entschluss (der stand eigentlich schon vorher fest), im nächsten Jahr ein eigenes Storchenfest ohne Schafe zu veranstalten und wieder an den alten Ort im Hof des alten Rathauses direkt unter dem Storchennest zurückzukehren. Auch sollte der Termin (am besten ein Samstag) lange vorher bekannt gegeben werden, um für alle eine bessere Abstimmung mit anderen Terminen zu finden. Auch wenn es nur ein kleiner Kreis war, der sich heute fand, war es für  alle Beteiligten eine schöne Sache sich neu oder wieder kennen gelernt zu haben. Danke auch für die lieben Gästebucheinträge, die über das Fest aus jeweils persönlicher Sicht berichtet haben oder noch berichten werden. Elke aus Ellwangen verdanken wir die ersten Bilder des Storchenfestes, die ich dankend beifüge.

Frans van Dooren, Thomas Joas und Thomas Ziegler
Peter, Ursula, Jürgen
Barbara, Frans van Dooren, Thomas Joas

Leider bestand während des gesamten Sonntags keine aktuelle Bildübertragung ins Internet. Erst als Barbara am Abend den Ort noch einmal durchfuhr, konnte sie Resi und Rudi im Nest grüßen, die sich dort für eine weitere Übernachtung einrichteten.

5. Aug. 02

Helmut Wilfling betritt am Montagmorgen sein Modegeschäft und beendet damit die bilderlose Zeit. Man wurde durch die Anwesenheit von Resi und Rudi entschädigt, die es sich im Nest gemütlich gemacht hatten und nichts vom gestrigen Schäfer- bzw. Storchenfest mitbekommen hatten.


Alle Gäste sind gestern wieder gut nach Hause gekommen, Rudi!

Dass Rudi wieder eine rege Bautätigkeit anschlug, verwunderte dabei ebenso wenig wie ein erneuter Kopulationsversuch, den die spröde Resi jedoch dankend ablehnte.

 
Wenn wir so weiter bauen, haben die
Dohlen nächstes Jahr viel zu tun

Dass schließlich vor dem abendlichen Einflug unseres Paares auch die Bildübertragung wieder aussetzte überraschte niemanden mehr.

Barbara, treue Gästebuchschreiberin aus Pforzheim, konnte vor den Toren Bruchsals einen besenderten Storch ausmachen. Wie mir die Beobachterin beim Storchenfest erzählte, übernachtet der fragliche Storche jeden Abend auf einer Laterne der Straßenbeleuchtung. Außerdem trägt dieser Storch noch einen Ring einer Vogelwarte. Das Ablesen der Ringinschrift sollte eigentlich zu machen sein. Man weiß, wo der Storch regelmäßig zu beobachten ist, der Blick auf den Ring ist jederzeit möglich ( er ist über dem Intertarsalgelenk beringt, d.h. über der Stelle, die so aussieht wie das Knie). Barbara bräuchte nur ein Stativ und ein Spektiv (Fernrohr). Ein Stativ ist nötig, da die Bilder sonst zu sehr wackeln und man nichts erkennen kann. Das Auflegen des Spektivs auf einer festen Unterlage kann ein Stativ manchmal ersetzen. So wie Barbara es beschrieben hat, müsste die Sache mit der beschriebenen Technik leicht möglich sein. Wenn es sich bei dem Ring um einen schwarzen Kunststoffring mit weißer Beschriftung handelt, stammt er von der Vogelwarte Radolfzell. Ein Aluring spräche mehr für die Schweizer Vogelwarte Sempach.

6. Aug. 02

Helmut Wilfling betritt am Dienstagmorgen sein Modegeschäft und die Bilder beginnen wieder zu laufen. Resi und Rudi liegen bzw. stehen im Nest und beginnen das gleiche Spiel wie am Vortag.


Helmut, wir grüßen Dich!

Es zeigte sich erneut, dass der Bautrieb unseres Storchenmannes weiter auf hohem Niveau verläuft.

 

Es erfolgten in den Vormittagsstunden mehrere An- und Abflüge in kurzer zeitlicher Folge, so dass das Nest weiter deutlich wuchs. Und am späten Nachmittag war es dann mit der Bilderherrlichkeit erneut vorbei, aber das wissen Sie ja nunmehr auch schon längst.

7. Aug. 02

Nach langen Planungen und Gesprächen tut sich jetzt endlich auf dem Gebiet der Biotopverbesserung für die Störche an der Wörnitz zwischen Dinkelsbühl und Wassertrüdingen etwas Konkretes. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Bayern – die Mutter unserer Storchenkamera – hat in der Wörnitzaue von der Direktion für ländliche Entwicklung ein Grundstück zum Kauf angeboten bekommen. Als Besitzer wird der Bund Naturschutz diesen Bereich frei gestalten und für die Störche optimieren können. Solche Projekte gehören mit zum Wichtigsten in der Storchenarbeit und deshalb möchte ich dieses Ihnen schon jetzt sehr ans Herz legen und wärmstens empfehlen. Ich meine damit, dass Sie im Falle einer Spendenabsicht dies gezielt und im Bewusstsein einer sinnvollen Verwendung tun können.

Um Resi und Rudi und um die Kamera tat sich Gewohntes mit allem, was dazu gehört: Nestbau, Bildausfall etc.


Die Naturschützer kaufen ein neues
Grundstück für uns, Rudi!

8. Aug. 02

Ich war heute wieder einmal einen ganzen tag in Sachen Storch unterwegs. Mein Weg führte mich diesmal von Fürth in das Fränkische Weihergebiet zwischen Erlangen und Höchstadt und weiter bis an den Rand des Steigerwaldes südwestlich von Bamberg. An vielen Nestern sind die Jungen schon längst ausgeflogen und zum Teil auch schon abgezogen. Ich entdeckte einen kleinen Trupp von sieben diesjährigen Jungen, die sich weitab vom nächst gelegenen Nest befanden. Von einer kleinen Sensation darf ich Ihnen an dieser Stelle auch einmal berichten. Dass fünf Storchenjunge aus einem Nest ausfliegen, gehört an Wörnitz und Altmühl zu den ganz großen Ausnahmen. In den vergangenen 35 Jahren passierte dies in „meinem“ Gebiet bei 394 Bruten gerade viermal, also in etwa einem Prozent der Fälle. In Dannberg, Kr. ERH flogen aus dem dortigen Storchennest heuer doch sage und schreibe sechs Junge aus. Ich konnte sie mit ihren Eltern auf einem Scheunendach aufgereiht noch bewundern. Dieser Fall , dass eine solch stattliche Zahl in einem Nest überlebt, ist der erste, der für Bayern verbürgt ist. Für Deutschland sind gerade eine Hand voll weiterer Sechserbruten belegt. Das absolute Maximum mit sieben Jungen in einem Nest konnte bisher einige Male in den allerbesten europäischen Lebensräumen nachgewiesen werden und zwar an der Save in Kroatien sowie in der Ukraine. Bei meiner Rückkehr am Abend – die Ablesung zweier Ringstörche im Gepäck – hatten Resi und Rudi ihre abendliche Position im Nest bereits bezogen und die Kamera lieferte immer noch Bilder und machte keine Anstalten vor Einbruch der Dunkelheit ihren Dienst einzustellen.

9. Aug. – 18. Aug. 02

Eine kleine Pause in der Berichterstattung über Resi und Rudi ist mit dem heutigen Eintrag beendet. Ihr Tagebuchschreiber verlor einmal kurz den Anschluss und wie es so geht: Schnell kommt man dabei auch schon aus dem Tritt. Daneben ist Ferienzeit. Alles läuft in einem anderen Rhythmus, man werkelt hier, man werkelt dort und für das regelmäßige Schreiben bleibt kaum noch Zeit. Natürlich richtete ich stets ein Auge auf unsere beiden Stars und wenn irgend etwas Außergewöhnliches passiert wäre, hätte ich mich sofort gemeldet. Mein Schweigen bedeutet also zugleich, dass keinerlei Gefahr für Resi und Rudi drohte und beide die vergangenen 10 Tage in gewohnter Manier verlebten.

Für die nächsten Tage ist jedoch erneut Spannung angesagt. Dabei richtet sich unser Interesse auf die Frage: Wann reisen Resi und Rudi ab? Reisen sie zusammen? Verlassen sie nacheinander (da können Tage und Wochen dazwischen liegen) das Nest? Also halten Sie bitte in den kommenden Wochen die Augen auf und warten Sie abends wieder auf das Erscheinen oder Nicht-Erscheinen von Resi und Rudi am Nest. So werden wir mit Sicherheit auch den Abreisetag oder die Abreisetage genau ermitteln können.

Dass fleißig am Nest weiter gebaut wurde, haben viele von Ihnen bereits bemerkt. Ulrich hat sich dabei auch meiner Messlatte bedient. Er beobachtete das aus der Kameraperspektive erkennbare Verschwinden der Firstziegel, die in Verlängerung des Nestes sichtbar waren. Vor einigen Wochen konnte man drei dieser Ziegel am First des alten Rathauses hinter dem Nest sehen. Zum Schluss war es immer noch einer und seit einigen Tagen ist auch dieser letzte so ziemlich zugebaut. Das bedeutet, dass vor allem Rudi sowohl den Nestdurchmesser als auch die Nesthöhe deutlich vergrößert bzw. aufgestockt hat. Durch beide Maßnahmen verschwindet allmählich ein immer größerer Teil des Dachfirstes. Vom 9. Aug. stammt folgender Schnappschuss, der das leere und deutlich ausgebaute Nest zeigt.


Beachtliche Bautätigkeit

Jeden Abend kam unser Storchenpaar zum Übernachten ins Nest und jeden Vormittag war es längere Zeit mit dem weiteren Ausbau des Nestes beschäftigt. In den frühen Nachmittagstunden und weiter bis zum Abend blieben sie dann meistens außer Haus, legten sich inzwischen wegen der herrschenden Hitze ihre „weißen Strümpfe“ wieder an und zeigten sich im neuen 20-Sekunden-Takt. 


Ich bin wieder mal fleißig


Resi, du kannst mir mithelfen!

Am 11. Aug. war die beschriebene Bautätigkeit besonders beachtlich. Rudi schleppte riesige Zweige herbei, doch leider gelang mir dabei vor lauter Aufregung kein Schnappschuss. Am Abend konnten sich die Baumeister über das Geschaffene mächtig freuen.


Das hätten wir für heute geschafft

Am 18. Aug. schließlich blicken wir zum vorläufig letzten Mal auf unser Paar und hoffen, dass (obwohl die Bildübertragung mal wieder hängt) wir sie auch in den nächsten Tagen noch erleben dürfen, bis es endgültig Abschied nehmen heißt. 


Heiß heute!

19. Aug. 02

Ein weiterer warmer und überaus sonniger Sommertag stand den beiden Rathausdachbewohnern heute bevor. Dass eine Störung im DSL-Netz der Telekom anfangs keine Bilder zu Stande brachte, mochte man noch akzeptieren, doch reichlich verwunderlich war nach der Umstellung auf den neuen 20-Sekunden-Takt (ich kenne auch noch keine Begründung dieser Maßnahme) die Ankündigung, dass die Bilder ab sofort nur zwischen 7 Uhr und 22 Uhr laufen, und wie die Beobachtung weiter zeigte, wurde aus dem 20-Sekunden-Takt nun sogar eine „5-Minuten Terrine“.

Ob hier Helmut wieder seine Hand im Spiel hat, wage ich nicht zu beurteilen. Die neue Bildfrequenz wurde jedenfalls nicht in irgendeiner Weise angekündigt. Wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen werden. Die Aktualisierung des Bildes im 5-Minuten-Takt – und hier pflichte ich Natty voll bei -  betrachte ich als nicht gerade optimal. Vor einigen Wochen war sogar von einem Livestream die Rede und nun entfernen wir uns immer weiter von diesem einmal angestrebten Zustand. Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass es sich nicht schon um einen Rückzug auf Raten handelt. Es wäre auf alle Fälle schön, wenn wir die diesjährige Saison noch mit Anstand über die Runden bringen könnten.

Resi und Rudi verbrachten – soweit sichtbar – große Teile des Vormittages in ihrem Nest.


Resi, die Telekom macht heute Schwierigkeiten!

Es wurde weiter am Nest gebaut, auch wenn die Chance, die Vorgänge genauer zu betrachten, bei einer 5-Minuten-Bildaktualisierung natürlich ungleich geringer werden.


Resi wird sich
wundern!

Ich werde Resi jetzt
auf der Wiese suchen!

Am Abend flog zuerst Resi gegen 19:25 Uhr zur Übernachtung ein, ehe einige Minuten später auch Rudi seine Aufwartung machte.


Abendstimmung

Zur gleichen Zeit bereiteten sich auch im benachbarten Mosbacher Nest die beiden Storcheneltern auf eine gemeinsame Übernachtung im Nest vor. Die zwei verbliebenen Jungen konnten nicht mehr gesichtet werden. Ihre Abreise hat in den letzten Tagen also bereits stattgefunden. Beim letzten Besuch vor einigen Tagen konnte ich die Gesamtfamilie noch gemeinsam im Wörnitzgrund beobachten. Der dritte Jungstorch aus dem Mosbacher Nest befindet sich nach wie vor in der Pflegestation in Ansbach (es sind mittlerweile vier Wochen geworden). Seine anfängliche Scheu und seine Fressunlust haben sich nach Auskunft der Betreuer inzwischen gelegt. Das Federwachstum macht deutliche Fortschritte, ist aber immer noch nicht abgeschlossen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr für eine Rückkehr in die Freiheit. Wir wollen die laufende Woche noch abwarten und dann einen Versuch wagen, der zeigen soll, ob die Flugfähigkeit in der Zwischenzeit erlangt werden konnte. Toll wäre es, wenn die Eltern so lange in Mosbach ausharren würden. Ich werde darüber weiter berichten.

20. Aug. 02

Resi und Rudi halten weiterhin unbekümmert die Stellung. Sie sind zwar selten via Internet zu sehen, ziehen aber ihr Tagesprogramm in gewohnter Weise durch. Zum Glück öffnet sich am Abend für kurze Zeit noch ein Fenster und beide halten Einzug im Nest auf dem Dach des alten Rathauses. 

Wie lange sollen wir noch bleiben?

21. Aug. 02

Der Tag des großen Eklats! „Storchennest-Übertragung wird bis auf weiteres eingestellt“, prangt da in großen Lettern in einem Gästebucheintrag. Keinerlei Angabe von Gründen, keine Ahnung, weshalb dies geschehen sollte. Ihr Tagebuchschreiber – er ist auf Bilder in hohem Maße angewiesen – völlig ratlos! Viel Kraft geht wieder einmal verloren, viel Aufregung ist damit verbunden.

Allmählich lichtete sich das Geheimnis. Ein Sponsor der Bildübertragung sieht sich nicht mehr im Stande, die Kosten zu tragen. Nun war man im Kreise des Bund Naturschutz immer davon ausgegangen, dass es sich dabei entweder um sehr geringe Kosten handelte oder um solche, die im jeweiligen Betrieb des Unternehmens nicht weiter bezifferbar waren und einfach so mitliefen. Frühere Anfragen in dieser Richtung wurden immer in der Weise beantwortet, dass Kosten so richtig gar nicht entstehen. Eine Werbung mit dem jeweiligen Logo auf unserer Website würde ja möglicherweise als ausreichende Gegenleistung genügen. Häufige technische Störungen in diesem Jahr sowie ein deutlicher Anstieg der Zugriffszahlen (der aber von allen Seiten durchaus gewünscht war und der uns alle mächtig stolz machte) ließen nun aber die Aufwendungen für die Übertragung der Bildsignale ins Internet offenbar deutlich steigen. Dies war der Moment, der bei einem unserer Sponsoren keine Basis für eine weitere Mitarbeit mehr bot. Das Projekt „Storchenkamera-Dinkelsbühl“ begann zu wackeln. Das liebe Geld spielt eben doch eine nicht zu unterschätzende Rolle und dieser Sachverhalt muss respektiert werden und wird auch sehr wohl respektiert. Deshalb muss ich – einem Bedürfnis unserer Leser folgend – auch auf die Spendensituation eingehen. Unter der Rubrik „Helft den Störchen“ werden Sie regelmäßig über die eingegangenen Spenden informiert und Sie können absolut sicher sein, dass Ihre Zuwendungen im Sinne unserer Arbeit Verwendung finden. Wer die begleitenden Zeilen unter der genannten Rubrik aufmerksam liest, wird wissen, welchen Zwecken die Spenden zugeleitet werden. Von einer Deckung der Übertragungskosten wird dabei nicht gesprochen. Das bedeutet: Der bisherige Spendenbetrag in Höhe von € 2405.- kommt der Verbesserung des Lebensraumes im Umfeld von Resi und Rudi zugute. Wie schon in einem früheren Tagebucheintrag erwähnt, geschieht dies unter anderem durch kostspielige Ankäufe von Grundstücken im Bereich des Lebensraums der Störche. Dieses Umfeld schließt den Bereich der Wörnitz von Mosbach im Norden bis Wassertrüdingen im Süden mit ein. Resi und Rudi fungieren hier praktisch als „Zugpferde“ für eine Flussaue, die eine Strecke von etwa 30 Kilometer umfasst und Heimat für derzeit 6 Storchenpaare darstellt. Ein siebter Ort – Unterampfrach – kam heuer neu dazu, ein Einzelstorch hat ein Nest gebaut und gibt für nächstes Jahr Hoffnung auf mehr. Auch die Wiederansiedlungen in Wilburgstetten und Wittelshofen in diesem Jahr nach 8 bzw. 22 Jahren Pause zeigen deutlich, dass die Wörnitz noch geeignete Lebensräume für Störche bereit hält, in die zu investieren sich durchaus lohnt. Ich möchte Sie deshalb weiter dazu animieren, in Ihrer Spendenbereitschaft wegen der augenblicklichen Schwierigkeiten nicht nachzulassen. Wer bisher noch gezögert hat, sollte gerade jetzt den Mut finden, einen kleinen oder größeren Betrag zur Verfügung zu stellen. Eine Sonderspende muss ich in diesem Zusammenhang noch erwähnen. Von unserem Sponsor N-ERGIE erhielten wir zu Jahresbeginn einen Betrag von € 2500.- für die Technik und den Betrieb der Kamera. Von diesem Geld gingen bisher bereits Zahlungen von knapp € 2000.- an Kosten für diesen Posten ab, der Rest wurde mit den Leistungen für die im vergangenen Jahr entstandenen Kosten verrechnet. 

Ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir sehr bald zu einer für alle Seiten befriedigenden Lösung unseres Dilemmas kommen. Insgesamt geht es um einen Betrag von wenigen Hundert Euros. Die sollten sich doch irgendwo auftreiben lassen. Für die Zukunft wäre es eine saubere Lösung, wenn sich ein Sponsor fände, der sich bereit erklärt, für diesen Posten gerade zu stehen. Mein Wunsch für die allernächste Zeit wäre folgender: Die Übertragung der Bilder vom Storchennest läuft weiter, gestellte Geldforderungen werden beglichen, ein (oder mehr) Sponsor sollte gesucht werden, ein Gespräch mit allen Betroffenen wird anberaumt, über die weitere Entwicklung wird berichtet.

Anmerkungen des Webmasters:

Im Zusammenhang mit den nun im Gästebuch genannten Übertragungskosten möchte ich Thomas Zieglers Darstellung noch um folgende Erklärungen ergänzen:

  1. Mir wurde nie mitgeteilt, dass die Übertragungskosten volumenabhängig sind. Ich werde auch nicht über die jeweilige Übertragungsrate der Bilder auf den Server informiert. Durch Anpassung der Downloadrate (kleine Änderung auf der Storchenseite) an die Aktualisierung der Bilder ließe sich die Zahl der Zugriffe aber drastisch reduzieren.

  2. Da das Maximum an Zugriffen längst überschritten ist (dies sehen Sie in unten stehendem Diagramm in der Woche vom 6.5.02 bis zum 15.5.02) wären die genannten hohen Kosten für den Juli längst vorhersehbar gewesen.
     

Zum Glück gab es auch noch ein wenig Resi und Rudi. Bei der Durchfahrt durch Dinkelsbühl sah ich um 19:30 Uhr beide im Nest, das sie bis zum Einbruch der Nacht auch nicht mehr verließen.

22. Aug. 02

Die Übertragung vom Storchennest wird mit Einschränkungen wieder aufgenommen. Einer der „Sponsoren“ sichert den weiteren Betrieb bis zur endgültigen Klärung der entstandenen Probleme zu. Technische Schwierigkeiten erlauben aber nur den Einsatz einer Notlösung und die aktualisiert die Bilder leider nur in großen Abständen. Ihr Tagebuchschreiber konnte heute vor Ort nach längerer Zeit unser Paar in seinem beliebtesten Nahrungsgebiet „Brühl“ bei der Nahrungssuche antreffen. An diesem Ort in Sichtweite zum Storchennest (etwa 500 Meter südlich) ging man über wenigstens eine Stunde der Insektenjagd nach, Dabei liefen Resi und Rudi im Grenzbereich zwischen einer gemähten und einer ungemähten Fläche auf und ab und hatten dabei viel Erfolg beim Fangen von Heuschrecken. Einige Stunden später fand sich das Paar erneut zu einer weiteren Übernachtung im Nest ein. Von mir aus dürfte dieser Umstand noch längere Zeit andauern.

23. Aug. 02

Kurz vor Mittag grüßen Resi und Rudi vom Dach des alten Rathauses. Sie freuen sich, dass die Diskussion um den Fortbestand der Übertragung doch ein gutes Ende genommen hat und vorläufig einer weiteren „Mitschau“ nichts im Weg zu stehen scheint.


Wir bleiben im Bilde, Resi!

Also besteht die Hoffnung für alle, die letzten Tage (oder Wochen oder??) unseres Paares am Nest miterleben zu dürfen. Nach der Mittagspause im Nest verabschieden sich die beiden Nestbewohner kurz nacheinander, um erst mit einbrechender Dämmerung zu einer weiteren Übernachtung zu erscheinen.

24. Aug. 02

Am Vormittag herrscht wieder einmal ein freudiges Kommen und Gehen. Mal liegt einer im Nest, dann steht einer, dann sind beide außer Haus und nach längerer Zeit bezieht Rudi – ohne Not, da allein zu Haus – Quartier auf dem Dachfirst des alten Rathauses. 

Ich seh' mir das Nest mal aus einer anderen Perspektive an

Während seiner Anwesenheit auf dem First trifft Resi ein und bezieht wie gewöhnlich Stellung im Nest. Dieser Zustand dauert die gesamte Mittagszeit und liefert einige weitere Schnappschüsse. 

Rudi, komm wieder zu mir ins Nest!

Um 12:48 Uhr sind Nest und Dachfirst verwaist und erst zum abendlichen Einflug regt sich erneut Leben in der Storchenburg. 


Gute Nacht

25. Aug. 02

Sonntag! Mode-Wilfling geschlossen! Computer aufgehängt! Kein Bild! Aber nehmen wir einfach mal an, dass Resi und Rudi noch vor Ort sind und eine weitere Nacht im Nest verbracht haben. Beweise für diese Behauptung kann ich allerdings nicht liefern.

26. Aug. 02

Am 22. Juli berichtete ich in meinem Tagebuch, dass der dritte Jungstorch des Nestes in Mosbach an jenem Tag bei seinem ersten Ausflug eine Bruchlandung verursacht hatte. Auslöser war ein unvollkommenes Wachstum von vier Handschwingen, die teilweise nur wenige Zentimeter aus den Blutkielen ragten und keinen für einen Flug tauglichen Auftrieb liefern konnten. Ich brachte den Bruchpiloten in eine Pflegestation für verletzte Vögel nach Ansbach. Dort wurde der Vogel lediglich versorgt und darauf gewartet, dass die Federn zügig wachsen würden. Am 19. August schrieb ich weiter im Tagebuch, dass die beiden verbliebenen Mosbacher Jungen abgereist seien. Diese Feststellung war leider unrichtig, denn in den Folgetagen konnte ich die Familie nach wie vor im Ortsbereich und bei der Übernachtung im Nest nachweisen.

Am heutigen Tag – genau fünf Wochen nach seiner Einlieferung in seine vorübergehende „Haft“ – entschloss ich mich, den Pflegling wieder in seine Geburtsheimat überzuführen und einige Flugversuche zu unternehmen. Die Anwesenheit seiner „Stammfamilie“ sollte dabei unterstützend wirken. Armin Braun – der Storchenpfleger aus Ansbach – erklärte sich freundlicherweise bereit, den Transport von der Pflegestation nach Mosbach zu übernehmen. Um 13 Uhr kam es zum mit Spannung erwarteten Treffen. Die Familie (Eltern mit zwei Jungen) hielt sich im Bereich der Kläranlage Mosbach auf. Dort sollte die Zusammenführung steigen. Vorsichtig entstieg der ehemalige Patient seiner Transportkiste und lief als erstes in eine ungemähte Fläche an der Umzäunung des Grundstückes. Die Familie sicherte kurz, nahm aber ansonsten keine Notiz vom „Neuling“. Ohne Anstalten zu machen aufzufliegen, lief der Jung-Adebar weiter am Zaun entlang, dicht gefolgt von einem aufgeregten Tagebuchschreiber. Während sich die vier „Alt-Mosbacher“ schon längst wieder in die Lüfte erhoben hatten, war der ehemalige Bruchpilot noch immer zu Fuß unterwegs. Einige schnelle Schritte meinerseits veranlassten ihn schließlich zu einem 10 Meter Tiefflug, der mit einer Bauchlandung im Straßengraben endete. „Oh je! Keine große Verbesserung!“, dachte ich mir. Schnell hatte sich Hugo – wir wollen unseren Hauptdarsteller so nennen – wieder aufgerappelt, um bei meiner erneuten Annäherung einen weiteren missglückten Flugversuch zu starten. Nun hatte Hugo einen abgeernteten Getreideacker erreicht, in der Hoffnung, dort vor weiteren Nachstellungen sicher zu sein. Doch weit gefehlt! Nun griff Armin Braun in den Flugunterricht ein. Bei annähernd 30 Grad im Schatten eine schweißtreibende Angelegenheit. Ihm gelang es aber, dass Hugo einen knapp 100 Meter weiten, wenig geschickten Tiefflug über die kaum befahrene Gemeindeverbindungsstraße Mosbach-Reichenbach vollführte und in einer gemähten Wiese landete. Wir beschlossen, Hugo vorläufig in Mosbach zu belassen und weiter unter Kontrolle zu halten. Teil 3 der Flugschule endete mit einem dritten „Kurzflug“ über die Wörnitz mit anschließender Landung. Während dieses nur wenige Sekunden dauernden Abhebens vom Boden erschien plötzlich Hugos Restfamilie am Himmel – sie war seit etwa 15 Minuten abgeflogen – kreiste über dem Heimkehrer und landete gemeinsam, etwa 100 Meter von Hugo abgesetzt in derselben Wiese. Zwei Stunden später beobachtete ich erneut in Mosbach. Diesmal hatte Hugo – etwa 200 Meter weiter nach Norden zu – Anschluss an die Familie gefunden und lief mit seinen Eltern und Geschwistern eifrig Nahrung suchend umher. Als die anderen Familienangehörigen über einen kleinen Graben setzten, wurde Hugo vom Rest der Familie getrennt. Er wagte es nicht, mit einem einzigen Flügelschlag über das Hindernis zu setzen, sondern lief, einen Übergang suchend am Graben entlang, entfernte sich dabei aber immer weiter von seinen Artgenossen. Dies nutzte ich zu einem weiteren Sprint über die Wiese, um Hugo zum Auffliegen zu bewegen. Er tat es, aber leider in die falsche Richtung und erneut nicht sehr geglückt. Die nächste „Flugstunde“ führte Hugo wieder über die Wörnitz in die Nähe der Kläranlage praktisch an den Auflassort von heute Mittag zurück. Ich wartete einige Minuten und beschloss dann, erneut einen Versuch der Familienzusammenführung zu wagen. Der Wind stand schlecht, das Gras war hoch, Hugo konnte nur wenig Anlauf nehmen und trotzdem schaffte er es, den Boden zu verlassen. Er streifte bald darauf die den Flusslauf  begleitenden Schilfhalme, kam ins Trudeln und stürzte in die Wörnitz. Ich hörte nur ein Platschen und dann herrschte Ruhe. Von meiner Position aus konnte ich zunächst keinen Einblick auf den Wasserlauf nehmen. Was hatte ich da angerichtet? Aber ich konnte doch nicht wissen....!!?? Würde Hugo gleich an mir vorübertreiben und sein kurzes Leben aushauchen? Und ich hatte ihn noch in den Tod gehetzt! Mit weichen Knien trat ich ans Ufer und sah Hugo bis zum Bauch im Wasser stehen, aber sonst putzmunter. Unweit seines Landeplatzes unter einer weit überhängenden Silberweide gelang es ihm schnell, die nicht sehr steile Uferböschung zu erklimmen und das rettende Ufer zu erreichen. Nach diesem Schock musste auch ich mich eine Weile erholen. Auffällig, wie Hugo seit seiner Freilassung immer um Deckung bemüht war. War dieses Verhalten Ausdruck seiner fünfwöchigen Gefangenschaft? Gut möglich! Auch jetzt streifte er am dicht bewachsenen Graben, der von der Kläranlage zur Wörnitz führt, entlang. Eines hatte die Schrecksekunde mit der Landung in der Wörnitz gebracht. Hugo hatte wieder Sichtkontakt mit seiner Familie. Diese überflog ihn plötzlich und landete abermals ganz in seiner Nähe und nach fünf Minuten bewegten sich alle erneut „Hand in Hand“ Nahrung suchend zwischen Kläranlage und Reichenbach. Hugos Mutter hatte sich in der Zwischenzeit der Straße genähert und im Straßengraben eine Maus entdeckt. Nach erfolglosem Jagdversuch wechselte sie auf die andere Straßenseite und versuchte dort ihr Glück. Hugo musste diese Szene beobachtet haben, denn er folgte mit eiligen Schritten in die Richtung seiner Mutter. Von Reichenbach kommend näherte sich gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit ein schwarzer VW Golf . Wenn dieser seine Geschwindigkeit beibehielte und Hugo seine Schritte weiter in Richtung Straße lenkte, würde es zu einem Zusammenstoß beider kommen, so malte ich mir das folgende Szenario aus. Und beinahe! Der Fahrer des Autos trat auf die Bremse, Hugo im gleichen Moment auf die Straße und beide sahen sich nur einen Meter voneinander getrennt für Sekunden in die Augen. Hugo wich bedächtig wieder in die Wiese zurück, der Fahrer des VW Golf hatte vermutlich seine erste Begegnung mit einem Storch unbeschadet überstanden. Was sollte noch alles passieren? Fünf Stunden in Freiheit und schon beinahe ertrunken und fast überfahren. Und schon drohte neues Ungemach in Gestalt eines kleinen Grabens, den Hugos Familie kurzerhand übersprang. Hugo selbst zögerte erneut und blieb abermals zurück. Während unser Pechvogel reichlich Nahrung fand, musste ihr Tagebuchschreiber zur Nahrungsaufnahme nach Hause, stellte sich jedoch gegen 20 Uhr erneut bei Mosbach ein. Auf einem umgepflügten Acker stand die vierköpfige Familie immer noch unweit der Kläranlage. Doch Hugo war nicht dabei. Da sah ich Richtung Osten und Richtung Wald einen weißen Punkt leuchten: HUGO! War er doch zu Fuß gut 500 Meter marschiert und schien reichlich desorientiert zu sein. Ich sollte ihm noch ein wenig Flugunterricht geben und in Richtung Mosbach zurücktreiben. Der erste Versuch brachte eine Annäherung an den Ort seiner Geburt von etwa 200 Metern, der zweite einen von 300 Metern. Ihr Tagebuchschreiber musste die wenige Kondition, die er besitzt, voll zur Anwendung bringen, um Hugo über Stock und Stein zu folgen. Das Licht der Sonne beleuchtet die Gegend nur noch recht spärlich, es wurde dunkel. Hugos Familie hatte schon seit Minuten Quartier im Nest bezogen und an einer Teilnahme Hugos dort war schon lange nicht mehr zu denken. Nun hatte ich Hugo wieder erreicht und startete einen erneuten „Auffliegversuch“. Dieser klappte prächtig. Hugo legte eine Rekordstrecke zurück und ich sah ihn schon in der Nähe der Kläranlage eine Landung vollführen, als er leicht abdrehte, über einem riesigen Maisfeld an Höhe verlor und mitten in dieses abstürzte. In einem Maisfeld lassen sich ganze Armeen verstecken, sagt man. Wie sollte Hugo da zu finden sein? Trotzdem machte ich mich auf die Suche. In fast völliger Dunkelheit – ein herbei gekommener Mosbacher half mir – durchstreiften wir das Maisfeld, wohl wissend, wie gering unsere Chance stand. Als wir nach 15 Minuten am anderen Ende des Feldes ins Freie traten, blieb Hugo wie vom Erdboden verschluckt. Kein Wunder! Leicht würde der Pechvogel an dieser Stelle die Beute eines nächtlichen Räubers werden, bestand doch keine Gelegenheit, im dichten Gewirr der Halme aufzufliegen und sich dadurch einem Zugriff zu entziehen. Wieder schossen mir viele Gedanken durch den Kopf und ich machte mir die bittersten Vorwürfe. Doch alles Klagen half nichts. Hugo war ins Maisfeld gestürzt, zweifellos kein geeigneter Landeplatz für einen Adebar und blieb dort zunächst verschollen. Erst der neue Tag konnte eine Aufklärung über den Verbleib bringen.

Resi und Rudi konnten froh sein angesichts solcher Ereignisse, in diesem Jahr auf Nachwuchs und damit auf Stress aller Art verzichtet zu haben. Sie fanden sich gemütlich gegen 19:50 Uhr zur Übernachtung auf dem alten Rathaus ein. 

Wir können froh sein, dass wir heuer keinen Nachwuchs haben!
27. Aug. 02

Ich träumte in der Nacht von wogenden Maisfeldern und darin versteckten Störchen. Mit einem leicht unguten Gefühl fuhr ich gegen 10 Uhr erneut nach Mosbach, um nach dem Rechten zu sehen. Hatte der Bruchpilot die Nacht überlebt? Würde ich ihn überhaupt wiederfinden? Als ich mich der Absturzstelle näherte, sah ich bereits aus einiger Entfernung etwas aus einem abgeernteten Getreidefeld leuchten: Es war Hugo. Er stand da, als ob nicht geschehen wäre und pflegte intensiv sein Gefieder. Seine Familie ging in der Zwischenzeit etwa einen Kilometer entfernt in Richtung Tribur der Nahrungssuche nach. Hugo schien mich inzwischen schon bestens zu kennen. Denn als ich die Autotür öffnete und ausstieg, änderte sich sein Verhalten schlagartig. Er eilte mit Riesenschritten von dannen, ich mit noch riesigeren hinterher. Hugo hob ab, flog im Tiefflug gut 200 Meter und landete problemlos im Acker. Ein weiteres Nachgehen verbot sich schon aus rein praktischen Gründen. Vom Regen war der Ackerboden aufgeweicht und klebte nun in großen Platten an meinem vormals modischen Schuhwerk. Ich gab Hugo wieder Gelegenheit zu verschnaufen und vertagte weitere Ermittlungen auf später. Am frühen Nachmittag stand erneut eine kleine Expedition in meinen Nachbarort bevor. Hugo hatte seinen Standplatz vom Vormittag nur unwesentlich verändert. Ich fand ihn erneut im Acker stehend vor. Die Familie hatte in ihrer Gesamtheit Platz auf der Scheune eines landwirtschaftlichen Anwesens bezogen und hielt Siesta. Auch Hugo hatte Blickkontakt zu Eltern und Geschwistern. Trotz der schwierigen Bodenverhältnisse lieferte ich unserem Sorgenkind ein weiteres Laufduell über den Acker. Das Ergebnis war hoffnungsvoll. Hugo gewann zum ersten Mal so richtig an Höhe, nutzte aber die Gunst der Stunde nicht, sondern landete nach 500 Metern jenseits der Wörnitz in einer noch nicht gemähten Wiese. Dort ließ ich ihm erneut eine Ruhepause. Um 19 Uhr stand der letzte Besuch bei Hugo für den heutigen Tag. Während die vier Familienangehörigen gemeinsam über eine Wiese zwischen Mosbach und Reichenbach schritten, dauerte es eine ganze Weile, bis auch Hugo entdeckt werden konnte. Er hatte sich in die Nähe der Böschung der Autobahn A7 verzogen. Diese wichtige Straßenverbindung durchschneidet das Nahrungsgebiet der Mosbacher Störche. Dort fand das nun schon bekannte Flugtraining statt. Der erste Versuch brachte nicht ganz den erhofften Erfolg. Die Flugstrecke verlief wieder nur rund einen Meter über dem Erdboden und gerade mal 200 Meter weit. Der zweite Versuch musste abgebrochen werden: Nässe und hüfthohes Gras ließen die Vorteile Hugos dem menschlichen Läufer gegenüber deutlich werden. Mit einem besseren Gefühl als gestern entließ ich Hugo in die aufkommende Dämmerung.

Für unsere eigentlichen Stars auf dem Alten Rathaus war es dagegen ein „stinknormaler“ Tag. Ab 10 Uhr verfolgte ich mit Unterbrechungen das Geschehen um das Nest. Ein einzelner Besucher gab sich bis kurz nach Mittag immer wieder ein Stelldichein. Die storchenlose Zeit nutzten dazwischen zwei Täubchen zur Inspektion. 


Auch ein Taubenbrutplatz?

Punkt 20 Uhr erschienen Resi und Rudi zur Übernachtung, nicht ohne dass Rudi den Dachfirst als Ruheplatz getestet hätte. Erst gegen 21 Uhr kam es dann zur Wiedervereinigung im Nest.

Irgendwie brauch ich wieder mal meine Ruhe!
Ich komme aber rechtzeitig zu dir zurück!
28. Aug. 02

Unsere Dauergäste auf dem Dach des Alten Rathauses halten uns nach wie vor die Treue. Zuerst durften wir viele Wochen auf das Erscheinen von Resi und Rudi hoffen und  nun beschleicht uns erneut die Hoffnung, dass Resi und Rudi noch möglichst lange bleiben mögen. Rudi gefiel es heute wieder einmal, das Nest frisch zu begrünen. Er tat dies mit dem Hinweis: Dieses Nest ist besetzt! Man sah ihn in den Vormittagsstunden einige Male verschwinden und bald darauf zurückkehren, ehe gegen 11 Uhr beide Störche gemeinsam für eine halbe Stunde Präsenz zeigten. Kurz vor „High Noon“ stand der Rückzug in die Wörnitzwiesen bevor, in denen man nach Nahrung Ausschau hielt und vom bevorstehenden Abzug träumte. Um 19:45 Uhr erschien der erste Partner zum abendlichen Miteinander, dem Resi erst um 20:35 Uhr mit ihrem Auftauchen das Glanzlicht aufsetzte.


Wann kommt denn Resi endlich?

Gestatten Sie mir, dass ich meine Blicke auch heute wieder ins benachbarte Mosbach richte. Dort hält die gesamte Storchenfamilie noch die Stellung und es liegen keinerlei Anzeichen für eine baldige Abreise vor. Von Hugo, dem ehemaligen Familienmitglied und Pflegefall, darf ich die neuesten Enthüllungen mitteilen. Gestern verließ ich ihn bei Einbruch der Dunkelheit nahe der Autobahnböschung mit der Gewissheit, dass er einem Landraubtier – genügend Aufmerksamkeit vorausgesetzt – auf leichten Schwingen entkommen kann. Heute suchte ich Hugo erst nach dem Mittagessen und es dauerte abermals nicht lange, bis er mir fast vors Auto lief. Ja, Sie hören richtig! Unweit seines abendlichen Standplatzes befuhr ich einen Flurbereinigungsweg, der von Mosbach nach Reichenbach führt. Kaum 300 Meter von der Abzweigung entfernt, musste ich meine Geschwindigkeit wegen eines auf der Fahrbahn laufenden Fußgängers drosseln. Es war Hugo. Noch bevor ich mein Auto anhalten, aussteigen und einen Sprint versuchen konnte, hatte sich der „Verkehrssünder“ schon verabschiedet, sich mit einigen Flügelschlägen in die Luft erhoben und sich vom motorisierten Ungetüm entfernt. Ich freute mich über diese neue Verhaltenseigenschaft unseres Sorgenkindes. Denn hiermit hatte er sich erstmals ohne mein Zutun in die Luft erhoben und eine Flug von etwa 10 Sekunden Dauer „hingelegt“. Die Landung im nächsten Acker vollzog er perfekt und einige Minuten später durfte Hugo seine weiter verbesserte Flugfähigkeit erneut unter Beweis stellen. Das Prozedere ist Ihnen ja schon hinlänglich bekannt. Und wieder flog Rudi bei meinem Auftauchen am neuen Platz selbständig auf, um erneut in einem Acker zu landen. Dort ließ ich ihm bis auf weiteres seine Ruhe, Den Rest der Familie konnte ich nirgends im Umkreis um Mosbach entdecken. Um 20 Uhr machte ich einen weiteren Abstecher zu Hugo. Eine Bauer mähte die Wiese an der Kläranlage von Mosbach und mitten drin und um den Traktor herum schritt die Storchenfamilie und nutzte die günstige Gelegenheit, reichlich und auf mühelose Weise Nahrung aufzunehmen. Ich sah, wie mehrere Mäuse im Schnabel der Störche zappelten, um anschließend verschluckt zu werden. Doch Hugo war nicht bei seiner Familie. Er stand immer noch oder schon wieder auf dem Acker vom Nachmittag. Allerdings hatte er sich eine Stelle ausgesucht, die von keinem Fahrweg erschlossen war, so dass ihr Tagebuchschreiber  einen fast 500 Meter langen Fußmarsch bewältigen musste, um in Hugos Nähe zu gelangen. Er tat mir zum Glück wieder den Gefallen, bereits bei einer Annäherung auf 20 Meter abzufliegen. Statt in Richtung seiner Familie zu entschwinden, nahm er Kurs auf die Spielbank Feuchtwangen. Noch nie hatte sich Hugo so lange in der Luft gehalten wie dieses Mal. Verlieh ihm sein Spieltrieb solche übermenschlichen – nein überstörchischen – Kräfte? Er landete dicht am Parkplatz zu Bayerns größter Spielbank. Würde Hugo den Abend und die Nacht dort verbringen? Hat Hugo überhaupt eine Krawatte dabei oder verfügt er über Spielkapital? Der nächste Tag wird uns Gewissheit geben über die Absichten eines Suchtgefährdeten.

Noch eine wichtige Mitteilung darf ich Ihnen übermitteln. Vor einigen Tagen herrschten Irritationen wegen des Fortbestandes einer Übertragung von Bildern aus dem Storchennest. Einige sahen bereits das Ende der Storchenzeit gekommen und wollten sogar durch Spenden für das Weiterlaufen der Bildübermittlung sorgen. Heute fand nun ein „Krisengipfel“ statt, der die Verantwortlichen zu einem klärenden Gespräch nach Dinkelsbühl rief. Das überaus harmonische Treffen brachte eine Klärung aller „Streitpunkte“ und sorgte dafür, dass es weiterhin Bilder vom Storchennest zu sehen gibt. Zunächst wird dies bis zum Abflug der Störche so wie gewohnt weitergehen und wenn es dabei Weihnachten werden sollte. Die geforderten kleinen Geldbeträge unserer Technik vor allem als Ausgleich für die immens gestiegenen Übertragungskosten an den Provider werden aus Spendenmitteln finanziert (Spende unseres Sponsors N-ERGIE).  Da durch die erforderlichen Zahlungen dieser „Topf“ mehr als leer ist, darf ich Sie umso mehr an unser Spendenkonto erinnern, das Sie unter dem Link „Helft den Störchen“ finden. Jeder auch noch so kleine Betrag ist natürlich herzlichst willkommen. Über den Fortgang unserer Arbeit im kommenden Jahr wurde auch schon kurz nachgedacht und auf eine baldige Entscheidung gedrängt. Wir werden Sie selbstverständlich auch darüber an dieser Stelle unterrichten, sobald konkrete Ergebnisse vorliegen. Eines nur schon vorweg. Es wird weitergehen!

29. Aug. 02

Fahre um 8 Uhr morgens schon durch Dinkelsbühl (!!). Resi und Rudi sind im Nest. Eine halbe Stunde später liegt einer der beiden dort, der Partner steht auf dem Kamin, neben dem sich die Kamera befindet. Von Ihrer Computer-Monitor-Sicht also genau dort, wo Sie  ihren Kopf haben. Ich hoffe, Sie verstehen was ich meine. Sie schauen ja schon beträchtlich lange aus dieser Position ins Storchendomizil. Zu Hause angekommen, ergibt sich immer noch die gleiche Situation, nur mit dem Unterschied, dass der auf dem Kamin stehende Storch jetzt nicht mehr sichtbar sein kann.


Ich denke, wir sollten auf alle Fälle bis Weihnachten bleiben.
Bei der Betreuung!

Dieser Zustand ändert sich erst um 9:25 Uhr. Der „Nest-Storch“ fliegt ab. Er erscheint nach einer Stunde erneut, um gegen 13 Uhr abermals präsent zu sein. Um 14:11 Uhr vollführt Adebar das gleiche Spiel noch einmal: Er fliegt an, bleibt ein Weilchen und verschwindet. Um 17:30 Uhr spüre ich Resi und Rudi gemeinsam im „Brühl“ vor den Toren der Stadt auf. Was kann man daraus schließen? Sind die beiden nicht im Nest, stellst du sie im „Brühl“ halt fest. Sicherlich gehört dieses stadtnahe Nahrungsgebiet zu den wichtigsten Nahrungsquellen für die Störche. Am Abend – es herrscht eine drückende Schwüle mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit und Gewitterstimmung – stellen uns Resi und Rudi auf eine harte Geduldsprobe. Doch um 20:11 Uhr  wird unser Warten belohnt. Eine neue Übernachtung steht bevor.

Werfen wie einen weiteren Blick zur Storchenfamilie in Mosbach. Um 9:30 Uhr fand ich mich in Begleitung meiner beiden Söhne in Mosbach ein. Die beiden Storcheneltern hielten Wache auf einer Scheune, die unmittelbar an das Nestgebäude angrenzt. Ein Jungstorch (Ringnummer DER A1932) stand auf dem Giebel eines Wohnhauses, Geschwisterchen DER A1931 hatte im Nest Platz gefunden, von DER A1930, genannt Hugo, keine Spur. Ich steuerte zuerst die Umgebung der Spielbank an, den Ort, an dem besagter Hugo gestern zuletzt gesichtet wurde. Von einem Besuch dieser Einrichtung durch Hugo war mir bis zum Anbruch des neuen Tages nichts zu Ohren gekommen, ein sicherer Hinweis dafür, dass ein Besuch nicht stattgefunden hatte. Ihr Tagebuchschreiber wäre von Mitarbeitern der Spielbank sicher auch nachts von einem solchen Ereignis informiert worden. Von der kleinen Anhöhe, auf der das besagte Spielerparadies platziert ist, hat man eine gute Übersicht und es dauerte auch nicht lange, bis ich Hugo entdeckte. Er stand jenseits der Wörnitz (also musste er sie wohl oder übel freiwillig überflogen haben!!) in einem Acker. Diese Landschaftsform scheint sich zusehends zu seiner Lieblingsstruktur zu mausern. In Hugos Nähe angekommen, musste ich mich ihm abermals nur in großem Abstand nähern und schon flog er auf. Ein neuer Rekordflug stand bevor. Er flog einen weiten Bogen beschreibend genau wieder zu der Stelle zurück, an der er gestern vor meinem letzten Besuch auch schon stand. Ein zweiter Flugversuch folgte und die Reaktion Hugos vollzog sich in der gleichen Weise. Er war zurückgekehrt in den Bannkreis der Spielbank. Dort werden Mäuse unter die Leute gebracht, auf dem Acker davor gibt es leibhaftige. Ihr Berichterstatter konnte sich von einer wahrlich beachtlichen Mäusedichte überzeugen, von der Hugo im Laufe der Tage einiges abschöpfen sollte. Mein für heute letzter Besuch stand um 20:15 Uhr bevor. Unser Beobachtungsobjekt – die Restfamilie stand bereits vereint im Nest auf dem Kamin der ehemaligen Molkerei – hatte sich seit dem letzten Besuch kaum von der Stelle bewegt. Hugo stand abermals auf dem Acker im Bannkreis der Spielbank. Ich ließ ihm seine wohlverdiente Ruhe und wartete nur, wie er die Nacht verbringen würde. Der Verkehr der nahen Autobahn ließ einem das eigene Wort nicht verstehen, die Spielbank, ein über 200 Meter langer Gebäudekomplex an der Autobahn, überstrahlte mit ihrem künstlichen Lichtschein weithin die Landschaft und Reklameschilder von Tankstelle, Hotel und einer amerikanischen Schnellimbiss-Kette leisteten ihren Beitrag für eine mondähnliche Beleuchtung. In einer solchen Umgebung verbringt also Hugo seine Nacht. Er steht einsam und verlassen in einem Acker. Hoffen wir auf weitere gute Nachrichten aus dem  abenteuerlichen Leben eines Storches.

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  • Kernzeit: Täglich von 21 bis 22 Uhr

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Wenn Sie zunächst alleine im Chat sind, haben Sie bitte etwas Geduld. Einer ist immer der Erste! Es ist sinnvoll, Eintrittmeldung und Audiomeldung in den Optionen zu aktivieren. Vor den ersten Chatversuchen empfehlen wir, die Hilfeseite anzusehen.

Thomas Ziegler

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