Storchenkamera

Storchentagebuch 2002
...was bisher geschah

Teil 4 

01. Apr. 02

Die Sensation ist perfekt. Nach Dohlen, Tauben und Staren (s. oben) hat sich heute ein Pelikanpärchen im Dinkelsbühler Nest niedergelassen. 

Wir stehen bereits in Verhandlungen mit einem bekannten Schreibwarenhersteller als zukünftigen Sponsor für unser Projekt.

Das hätte wohl vor einigen Tagen noch keiner zu träumen gewagt. Statt der erwarteten Störche muss wohl bereits in den frühen Morgenstunden das Pelikanpaar Einzug auf dem Rathausnest gehalten haben. In Ornithologenkreisen gilt es schon als Sensation, gleich zwei Vertreter dieser in Mitteleuropa äußerst selten nachgewiesenen Vogelart hoch über den Dächern Dinkelsbühls beobachten zu können. Dass dies ausgerechnet vor den Augen unserer Storchenkamera geschehen kann, verstärkt das Glücksgefühl vieler Ornithologen um ein Vielfaches. Die sehr schweren Vögel - sie übertreffen das Gewicht eines erwachsenen Storchs um über das Doppelte - haben seit der Landung ihren luftigen Ausguck noch nicht verlassen. Da der  Start und Abflug vom Nest nur nach einer gehörig langen Anlaufstrecke erfolgen kann, darf man jetzt schon gespannt sein, wie die beiden vermutlich vom Balkan stammenden Vögel das Startproblem lösen werden. Es wird also weiterhin für alle Besucher unserer Website ein spannendes Abenteuer bleiben, das in dieser Form wohl noch nirgendwo von einer Storchen - Webcam eingefangen wurde.

Bei der Identifizierung der beiden Nestbesucher gingen in Ornithologenkreisen die Wogen hoch her. Von den weltweit rezent vorkommenden sieben bekannten Pelikanarten wurden bisher drei auch in Mitteleuropa nachgewiesen. In Deutschland konnte der Rosapelikan einige Male (vor allem in früheren Jahrhunderten) ab und zu beobachtet werden, während der seltenere Krauskopfpelikan gar erst einmal für Deutschland nachgewiesen wurde. In den letzten Jahren gab es verstärkt auch Beobachtungen des Rötelpelikans, einer in Afrika brütenden Pelikanart, die es sogar schon einmal für mehrere Wochen an den Altmühlsee verschlagen hatte. Nach ausgiebigem Literaturstudium und dem Wälzen einer ganzen Bibliothek von Bestimmungsliteratur kann die Artzugehörigkeit nun doch recht eindeutig wiedergegeben werden. Der gelblich-braune Fleck an der Vorderbrust beider Tiere lässt keine Zweifel zu. Es handelt sich eindeutig um zwei Rosapelikane, die ihre nächsten Brutplätze in Bulgarien und Rumänien besitzen. Möglicherweise hat das besonders tiefe Tiefdruckgebiet der letzten Tage über diesem Teil Südosteuropas die Vögel derart weit nach Westen verdriftet. Ob die beiden nun auch im Storchennest zur Brut schreiten werden, muss die Zukunft erweisen. Es wäre mit Sicherheit die erste Brut in Deutschland seit mindestens 3-400 Jahren, wenn nicht überhaupt die erste. Auf alle Fälle zögen in einem solchen Falle, die heimkehrenden Störche den Kürzeren. Die Pelikane würden ihr Nest mit Macht verteidigen und keinem anderen den Platz überlassen. Die Konsequenz wäre dann natürlich, dass das Storchentagebuch in Pelikan-Tagebuch und Storchennest Dinkelsbühl in Pelikannest Dinkelsbühl umbenannt werden müsste. Ansonsten würden Sie als Besucher unserer Website keine Veränderungen verspüren.


Als kleiner Trost für den Schreck in der frühen Morgenstunde des 1. April – So bietet sich die schöne Stadt Dinkelsbühl aus der Storchen- und Pelikanperspektive! 

 
Blick nach Südwesten mit Segringer Tor


Blick nach Westen mit dem Segringer Tor und dem Grünen Turm


Blick nach Norden mit dem Rothenburger Tor und der Flussaue, die von Störchen
und vielleicht auch Pelikanen ganz gern zur Nahrungsaufnahme genutzt wird.

Ohne dass es von den Sehern unserer Kamerabilder unmittelbar beobachtet werden konnte, verließ das Pelikanpärchen (es konnte allerdings nicht mehr ermittelt werden, ob es sich tatsächlich um ein solches gehandelt hatte) vor Einbruch  der Dunkelheit sein ungewohntes Ruheplätzchen. Abflugrichtung und weiterer Verbleib der seltenen Gäste werden wohl auch in nächster Zeit im Dunkeln bleiben. Freuen wir uns aber, dass eine ungewöhnlich große Zahl von Besuchern (bis zum jetzigen Zeitpunkt waren es über 1200) unserer Website heute Zeuge dieser einmaligen Geschehnisse werden konnte.

Dass die Sensation auch von den zahllosen Besuchern der alten Wörnitzstadt wahrgenommen wurde, bleibt außer Frage. Leider stand den ganzen Tag die Sonne so ungünstig über dem Nest, dass von unten nicht mit Sicherheit gesagt werden konnte, ob es tatsächlich Pelikane waren oder nur eine eigenartige, auf die große Hitze zurückzuführende Luftspiegelung den Eindruck vom Vorhandensein eines Pelikanpärchens vermittelt hatte. Das historische Datum dieser ungewöhnlichen Beobachtung – der erste April 2002 – wird sich wohl für lange ins Gedächtnis der Zeitzeugen einfräsen.

Nun steht für die nächste Zeit wenigstens eines fest: Wir müssen weiter auf einen Storch warten. In Vetschau und in Pamhagen wurde das Warten ja in der Zwischenzeit auch belohnt, dafür konnten wir unseren treuen Besuchern die oben ausführlich geschilderte Sensation bieten. Wer weiß, ob sich der Besuch des Pelikanpärchens auch dann eingestellt hätte, wenn das Nest schon von Meister Adebar besetzt gewesen wäre. Man kann eben nicht alles haben. Die einen haben ein Storchenpaar, die anderen ein Pelikanpaar. Jedem das Seine.

PS! Aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle verlautet, dass heute der Luftraum um und über Dinkelsbühl von Störchen gänzlich gemieden wurde. Na, wenigstens diesen Trost können wir für uns beanspruchen. Wäre auch schlimm gewesen, wenn die Pelikane die Störche vertrieben hätten. Also nichts verpasst und vielleicht viel gewonnen, zumindest viel an Spaß und Freude an einem herrlichen Ostermontag. Falls Sie doch etwas verpasst haben und für unsere Pelikane zu spät gekommen sind, haben wir die Seite des heutigen Tages für Sie auf Eis gelegt...

02. Apr. 02

Ehre, wem Ehre gebührt! Die gestrige Pelikanbegegnung der dritten Art ist leider (ich hätte die Idee auch gerne gehabt!!!) nicht Ihrem Storchenexperten zu verdanken, sondern unserem Webmaster Wolfgang Horlacher. Auch ich gestehe freimütig, im ersten Augenblick ein wenig gestutzt zu haben, zumal ich im Herbst vergangenen Jahres von einem Rötelpelikan gelesen und gehört hatte, der sich sogar Eingang in Deutschlands auflagenstärkste Tageszeitung verschaffen konnte. Dieser Pelikan sorgte damals für Aufsehen, als er Kirchtürme, Dächer und ich meine sogar ein Storchennest besetzte, bis auch er nicht mehr gesehen wurde. Die literarische Umsetzung und die Wertung der gestrigen Beobachtungen aus wissenschaftlicher, speziell ornithologischer Sicht entstammen dann schon wieder meiner Feder. Aber dass Ihr Storchenexperte etwas zu schreiben hatte, geht auf Wolfgang Horlacher zurück. Ich danke ihm in Ihrer aller Namen herzlichst dafür. Die positiven Reaktionen im Gästebuch beweisen, dass seine Idee ein großer Renner wurde. Sie geben auch uns „Machern“ wieder Auftrieb, nicht müde zu werden und auch dann noch zu schreiben oder zu basteln, wenn die Kraft schon nachlässt und andere Dinge auch wichtig erscheinen.

Nur wer in einem dieser Gasthäuser heute zu tief ins Glas geschaut hat,
konnte die beiden Pelikane im Nest ebenfalls erkennen.

Obwohl der Tag noch nicht ganz zu Ende ist, wird es wohl mit einer neuen Pelikanbeobachtung im Storchennest nichts mehr werden. Die Dohlen machen sich weiter über das Nistmaterial her, ihre Bauphase an den Nestern des Münsters und einiger Türme der Stadtmauer ist jetzt im vollen Gang, so dass dort in der nächsten Woche mit der Eiablage gerechnet werden kann. Das Ausreißerpärchen (unser altes Storchenpaar vom 15. März), das nach Mosbach übersiedelte, hat inzwischen dort mit der Brut begonnen.

Die Senderstörche, die auf der Ostroute weiter in Richtung Mitteleuropa streben, kommen seit Tagen nicht mehr recht voran. Niedrige Temperaturen und Dauerregen ließen den Flug von Felix und Prinzesschen in den letzten Tagen nur sehr langsam vorankommen. Beide halten sich immer noch in der Türkei auf, während Annamaria Polen erreicht hat und nur noch ein kleines Stück bis zu ihrem Nest in Brandenburg zu fliegen hat (www.storchenzug.de). Ich schreibe das nur, um Ihnen zu zeigen, dass noch längst nicht alle brutfähigen Störche ihre Heimat wieder erreicht haben. Warten wir eben noch ein kleines Weilchen.

PS! Damit alle Chat-Freunde nicht ständig in einem leeren Chat-Room stehen, biete ich morgen eine kleine Plauderstunde an. Wer Lust hat, mit vielen (??) Storchenfreunden und natürlich auch mit Ihrem Storchenexperten zu chatten, soll sich doch am morgigen Mittwoch, den 3.3.02 um 19:00 Uhr einmal bei Storch24-Chat einloggen und einfach gespannt sein, wen man trifft und was alles zur Sprache kommt. Bisher lief es leider oft so ab: Man kommt in den Chat... niemand da... man geht gleich wieder... der nächste kommt in den Chat... niemand da.....

Also nicht vergessen!!!
3.4.02, 19:00 Uhr Treffpunkt Storch24-Chat mit dem Storchenexperten!!

Ich freue mich schon auf Ihnen (auf Sie!).

03. Apr. 02

Die Störche stellen die Dinkelsbühler Storchennestgucker heuer auf eine harte Geduldsprobe. Immer, wenn man denkt, jetzt ginge die Chose richtig los, muss man enttäuscht feststellen, dass es schon wieder nur ein Storch für wenige Minuten war. Beiliegende Schnappschüsse, die unserem Webmaster heute früh wenige Minuten vor 08:00 Uhr gelangen, mögen all diejenigen zufrieden stellen, die heute nicht das Glück einer Storchensichtung hatten oder einfach noch im Bett lagen wie Ihr Storchenexperte. 

Deutlich ist die ungewöhnliche Beringung unseres kurzen Gastes zu erkennen

Zwei Gästebucheintragungen verkündeten ebenfalls freudig erregt die Ankunft des „Neuen“. Dabei erkannte Natty aus Berlin sogar, dass der Besucher einen Ring trug. Schade, dass dieser Ringträger nicht länger blieb und ich ihn auch den ganzen Tag nirgends aufspüren konnte. Der Ring saß oberhalb des Intertarsalgelenks und hatte einen Verschluss, der den Ring wie ein kleines Fähnchen erscheinen ließ. Zu gerne hätte ich die Nummer sowie die Inschrift auf dem Ring abgelesen. Die Art des Ringes sowie die Tatsache, dass er über dem besagten Gelenk (es sieht aus wie das Knie, ist es aber nicht) beringt ist, ist doch sehr auffällig. Dies spricht gegen eine deutsche Vogelwarte als verantwortliche Ausgabestelle dieses Rings. Schon eher geht es in Richtung „Wiedereinbürgerung von Störchen“, „Storchenstation“, also so in Richtung Niederlande, Schweiz etc. Wenn ich den Burschen irgendwo entdecke, werde ich Sie selbstverständlich informieren.

Kaum ist der Storch weg fallen schon wieder die Dohlenhorden über
das Nest her, um sich von dem Nistmaterial zu holen

Aber wie es scheint, war es wieder nur ein Durchreisender, denn sonst hätte er sich tagsüber sicher noch einmal blicken lassen. Er ist bereits der siebte Storch dieses Jahres, der zumindest für wenige Minuten unser Nest aufsuchte.

Dabei fing alles doch so vielversprechend an. Am 15.2. erschien bereits der erste Storch (ein Männchen, wie sich später herausstellte), dem sich nach 4 Wochen am 15.3 ein Weibchen zugesellte (die Mosbacher Störchin). Bereits einen Tag später (16.3.) fand die Übersiedelung des Paares nach Mosbach statt. Der nächste Besucher hielt sich am 22.3. und am Morgen des 23.3. im Nest auf und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Am 26.3. ein neuer Gast für eine knappe halbe Stunde, am 28.3. ein Paar für zwei Minuten und schließlich heute die nächste 5-Minuten-Terrine. Wenn das so weiter geht! Auf jeden Fall sind auch diese Nachweise durchaus wichtige Beobachtungen, die ja fast nur mit Hilfe einer „Überwachungskamera“ zu untermauern sind. Also frischen Mutes voran und nie die Hoffnung aufgeben.

Auf der Suche nach dem „Neuen“ heute im Gebiet um Dinkelsbühl gelang mir nebenbei eine aufregende und durchaus mitteilenswerte (das Wort sensationell ist in den letzten Tagen schon zu oft gebraucht worden) Beobachtung. Als ich mich dem Ihnen bekannten Nahrungsgebiet der Dinkelsbühler Störche bei der Froschmühle (2 Kilometer nordwestlich des Nestes) näherte, lief ein leibhaftiger Storch an einem der zahlreichen Gräben entlang. Ich nahm mein Fernglas und rechnete schon damit, dass ich den Besucher von heute früh vor Augen haben würde, doch rechts über dem Intertarsalgelenk war kein Ring zu sehen, dafür links über den Zehen. Die Art des Rings ließ in mir sofort einen Verdacht aufkommen, zumal ich 15 Minuten vorher vom Kirchturm in Mosbach das dort brütende Männchen (der aus Dinkelsbühl, ohne Ring) beobachtet und fotografiert hatte. Dieses wendete Eier und ließ sich danach sofort wieder im Nest nieder. Sollte der Storch, der jetzt an der Froschmühle vor den Toren Dinkelsbühls auf Nahrungssuche war, die Mosbacher Störchin sein. Eine Ablesung des Rings war unter den Gegebenheiten nicht möglich. Aber vielleicht sollte ich Glück haben? Nach 20 Minuten flog der Storch ohne mein Zutun auf. Der heftige Ostwind machte ihm zunächst schwer zu schaffen. Nur mühsam konnte er sich genau über meinem Auto in engen Kurven etwas in die Höhe schrauben, wobei ihn der Wind immer wieder nach unten drückte. Schließlich fand er einen schwachen Thermikschlauch an dem Talhang der Wörnitz bei Burgstall. Ein Höhenunterschied von etwa 50 Metern wurde nun von unserem Storch perfekt genutzt und bald schraubte er sich immer höher. Nun durfte ich ihn nicht aus den Augen verlieren, bis er den Streckenflug begonnen hatte. Und es gelang. Das Kreisen und Suchen von Thermik dauerte insgesamt 10 Minuten. Inzwischen war er in nordwestlicher Richtung über Burgstall nur noch als schwacher Punkt durchs Fernglas erkennbar und plötzlich legte er den Turbo ein und ging in einen rasanten Gleitflug über, genau in Richtung Mosbach, dessen heller Kirchturm von meinem Beobachtungsposten bei Burgstall mit bloßem Auge deutlich zu erkennen war. Selten bin ich den 10 Kilometer langen Weg entlang der Wörnitz schneller gefahren als dieses Mal. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60km/h ist für die kurvenreiche, schmale Strecke schon das höchste der Gefühle. Um 15:12 Uhr erreichte ich wieder Mosbach. Das Männchen stand im Nest, wendete gerade Eier, schaute in die Luft und ließ sich im Nest nieder. Ich beobachtet den Luftraum in südlicher Richtung und was ich nur zu träumen gewagt hatte, trat ein. Zwei Minuten nach meiner Ankunft und genau 14 Minuten, nachdem die Störchin den Gleitflug bei Burgstall begonnen hatte, erschien sie hoch über Mosbach. Mit ausgefahrenem Fahrwerk (Beine)  verringerte sie ihre Geschwindigkeit, verlor rasant an Höhe, musste noch ein paar heftige Korrekturen wegen des strammen Windes vornehmen und vollführte zum Schluss eine Punktlandung im Nest. Die Belohnung war sage und schreibe 10 Sekunden nach der Landung eine lange, ausgedehnte Kopula. Danach trat der Storchenmann zur Seite und überließ dem Weibchen die Bebrütung des Geleges. Schon erstaunlich! Da verlässt das Storchenpaar Dinkelsbühl und brütet in Mosbach (11 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt) und zumindest das Weibchen nimmt einen fast 9 Kilometer langen und insgesamt über 20 Minuten dauernden Flug in Kauf, um vor den Toren Dinkelsbühls nach Nahrung zu suchen. Da verbietet sich jegliche weitere Kommentierung.

04. Apr. 02

 

Der gestrige Chattermin war eine gelungene Aktion. Mit bis zu 8 Chattern gleichzeitig bedeutete dieses erste große Zusammentreffen von Storchenfreunden via Internet auch für Ihren Storchenexperten eine neue Erfahrung.

Bleibt die Frage zu klären, wie wir es in Zukunft mit dem Chatten halten werden? Natürlich ist der „Room“ durchgehend offen und für jedermann betretbar. Doch ohne Gesprächspartner kann es auf Dauer langweilig werden. Deshalb schlage ich vor, einen täglichen Zeitrahmen vorzugeben, zu dem sich interessierte Storchenfreunde oder solche, die es werden wollen, bevorzugt einloggen könnten. Das verpflichtet niemanden und setzt auch Ihren Storchenexperten nicht zu sehr unter Druck. Wer sich also für mit dieser Lösung anfreunden könnte, sei herzlich eingeladen, täglich in der Zeit von 19 Uhr bis 20 Uhr im Chat-Room vorbeizuschauen. Auch wenn Ihr Storchenexperte nicht anwesend ist, ergeben sich sicher für viele Gewinn bringende Gespräche und Kontakte. Gefällt Ihnen der Vorschlag nicht, äußern Sie ihre Meinung beispielsweise durch einen Eintrag im Gästebuch.

Viele der gestellten Fragen bezogen sich auf die Brutbiologie der Störche. Hierzu finden Sie im Tagebuch des Jahres 2001 fast auf alle Geheimnisse  eine Antwort. Laden Sie sich einfach die entsprechende Datei herunter und lesen Sie in Ruhe offline, dann ist es billiger (wenn Sie nicht über eine Flat-Rate verfügen). Sollte es auch in diesem Jahr zu einer Brut in Dinkelsbühl kommen, wird natürlich auch heuer das Tagebuch die Geschehnisse kommentieren und beleuchten.

Auf viel Interesse stieß bei unseren Chattern auch der genaue Ablauf des Storchenzuges. Sollte das Nest weiterhin verwaist sein, kann ich ja diese sehr interessante Thematik einmal ins Tagebuch schieben. Ansonsten verweise ich schon einmal auf die Rubrik „Reisebericht“, in der ich im vergangenen Jahr den fiktiven Zug der beiden Dinkelsbühler Jungstörche beschrieben habe. Leider ging Ihrem Berichterstatter in Israel die Luft aus, so dass das Winterziel im Sudan literarisch noch nicht erreicht werden konnte. Ich darf Ihnen aber versichern, dass Sissi, unser Störchenmädchen, Mitte September den vorläufigen Endpunkt ihres Fluges erreicht hat.

Einen dritten, wesentlichen Punkt unserer Plauderstunde nahmen die Dohlen als treueste Nestbesucher ein. Es wurde die Befürchtung geäußert, die umtriebigen Rabenvögel könnten das Nest so arg ramponieren, dass kein Storch mehr Einzug halten wird. Zugegeben! Das Nest hat gerade in den letzten Tagen wieder deutlich gelitten. Der humöse, weiche Kern beginnt jetzt am linken Vorderrand deutlich abzubrechen, der rechte Vorderrand ist unterhöhlt und es wird dort sicher auch Abbrüche geben. Doch wenn Störche in der Lage sind, neue Nester ohne Mithilfe des Menschen zu bauen, dann schaffen sie es erst recht, ein existierendes Nest zu reparieren und wieder auf Vordermann zu bringen. Es muss eben, wie im  vorliegenden Fall, etwas mehr Nistmaterial herbeigeschafft werden und der Brutbeginn verzögert sich um ein kleines Weilchen. Lassen wir den Dohlen die günstige Gelegenheit, sich vor der Haustür ohne großes Suchen mit Nistmaterial zu versorgen.

Die Bilder zeigen das momentane Hauptangriffsziel der Dohlen
„Vorderer linker Nestrand!“

Nicht vergessen sollten wir auch einen kleinen Nebeneffekt: Auf diese Art und Weise rührt sich wenigstens ab und zu etwas im Storchennest und mancher von Ihnen hat vielleicht die Dohlen mittlerweile sogar in sein Herz geschlossen.

PS!!! Soeben für wenige Minuten ein Paar im Nest!!!!!!!!!!!!!! Männchen rechts über den Zehen beringt!!!!!! Wird es jetzt etwas?

Storch Nummer 8 und Nummer 9 konnten heute als Doppelpack bewundert werden, allerdings wieder nur für wenige Minuten. Es liegt schon ein Stück Tragik in der diesjährigen Nestgeschichte, dass sich zwar viele Störche am Nest blicken lassen, aber genauso schnell wieder verschwinden. Wann wird es endlich etwas mit einem oder zwei Dauergästen?

Das heutige Kurz-Paar zeichnete sich dadurch aus, dass der männliche Storch einen Ring rechts über den Zehen trug, seine Partnerin dagegen war unberingt. Eine Ablesung konnte leider wie beim gestrigen Kurz-Besucher nicht erfolgen. Die Zeit der Anwesenheit des Ringträgers war für eine solche Unternehmung wieder zu kurz. Eine Nachsuche im Gebiet um Dinkelsbühl  erbrachte ebenfalls kein positives Ergebnis, so dass mit dem Abflug vom Nest gegen 11:50 Uhr auch gleichzeitig der Zug des Paares fortgesetzt wurde und der heutige Übernachtungsplatz vielleicht 100 bis 200 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt liegen könnte.

Die Vermutung, dass das Mosbacher Paar auch den Nahrungsraum eines möglichen Dinkelsbühler Storchenpaares für sich beansprucht (siehe die gestrige Beobachtung), teile ich nicht. Beide Nester sind mit über 10 Kilometer Abstand voneinander zu weit entfernt, als dass sich die potentiellen Nestinhaber dabei in die Quere kommen. Der gestrige Besuch der Mosbacher Störchin vor den Toren Dinkelsbühls stellt sicher keine Normalität dar und dürfte nur in besonderen Ausnahmefällen (gute Thermik, günstiger Wind etc.) in Frage kommen.

5. Apr. 02

Wenn sich schon am Dinkelsbühler Nest im Hinblick auf einen möglichen neuen Storchengast nichts getan hat (die „Nestplünderungen“ durch die Dohlen gehen wie erwartet massiv weiter), seien an dieser Stelle einige Anmerkungen aus dem heutigen Storchenleben Ihres Experten berichtet. Bereits um 8:30 Uhr fand er sich in Wilburgstetten, einem ehemaligen Storchenort an der Wörnitz, acht Kilometer südöstlich von Dinkelsbühl, ein, um dort ein neues Storchennest vorzubereiten und in das riesige Wagenrad tüchtig Nistmaterial einzuarbeiten. So ganz nach Storchenart waren dazu große Mengen an Zweigen, Stroh, Erde und anderen Zutaten nötig. 1980 brütete zum letzten Mal auf dem Kirchturm ein Storchenpaar erfolgreich. Anschließend zeigten sich fast alljährlich Nestbesucher, zu einer Brut kam es jedoch nie mehr. Als im letzten Jahr Bauarbeiten begannen und der Turm um sieben Meter auf jetzt 30 Meter Höhe aufgestockt wurde, musste das alte Nest entfernt werden. In einigen Tagen soll nun die neue Unterlage auf dem Dachfirst montiert werden und nach Beendigung der Baumaßnahme kann auch in Wilburgstetten wieder auf einen neuen Turmbewohner gewartet werden.

Um 20 Uhr gab es dann für Ihren Tagebuchschreiber noch eine zweite Veranstaltung. In Radwang – vor den Toren Dinkelsbühls gelegen – stand ein Vortrag beim Fischereiverein Dinkelsbühl auf dem Programm. Die Petrijünger waren interessierte Zuhörer und ließen sich in manches Geheimnis um die Störche einweihen.

PS! Zu unserem Gast vom 3.April mit dem „besonderen“ Ring über dem Intertarsalgelenk laufen derzeit Ermittlungen, die, wenn sie sich bestätigen sollten, ein weiteres Bonmot in der diesjährigen Nestgeschichte darstellen würden. Da es sich verbietet, in laufende Ermittlungen kommentierend einzugreifen, werde ich Ihnen erst nach bekannt Werden weiterer Details in diesem kleinen Kriminalfall  berichten.

 

Thomas Ziegler

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