Storchenkamera
Storchentagebuch 2002
...was bisher geschah
Teil 1
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Ein neues Tagebuch wird heute geöffnet. Es wird alle
Beobachtungen und Ereignisse des Storchenjahres 2002 am Dinkelsbühler
Storchennest erfassen und in gewohnter Weise für Sie nutzbar machen.
Freuen Sie sich schon jetzt auf ein - hoffentlich wieder erfolgreiches -
Beobachten der Vorgänge im Nest.
Seit dem Abzug der Störche Anfang September blieben die
"Macher" vor Ort in keiner Weise untätig. Die Unterschriftenaktion
"Stoppt den Stromtod" hat bayernweit für Aufsehen
gesorgt und den Stromanbieter zu weitreichenden Zugeständnissen in Sachen
Absicherung gefährlicher Strommasten bewegt. Darüber hinaus kam es zu
einer Spende seitens des Energiekonzerns in Höhe von € 2500.- , die
für den Betrieb der Webcam Verwendung finden wird. Für diese
Unterstützung unserer Arbeit sei den Verantwortlichen des Stromkonzerns
herzlichst gedankt. Als kleine Gegenleistung wird dafür neu das Logo von
n-ergie auf der Website mit aufgenommen. Modellhaft für ganz
Mittelfranken wurde zugesichert, entlang der Wörnitz bereits in den
nächsten zwei Jahren sämtliche gefährlichen Masten vogelsicher
umzurüsten. Damit wird sich ab diesem Zeitpunkt das Gefahrenpotenzial
für die Dinkelsbühler Störche und ihre Nachbarn entscheidend
verringern.
Eine angedachte, weitreichende Verbesserung der Kamerasituation mit
Ersatz durch eine neue Anlage musste trotz intensiver Planungen und
vieler, zeitaufwendiger Gesprächsrunden leider wieder verworfen werden.
Dafür sei den Herren Horlacher, Joas, Kamm und Weidringer auch von dieser
Stelle aus gedankt. Letztlich scheiterte die geplante Umrüstung an den
immensen Kosten. Ein in Aussicht stehendes Sponsoring zerschlug sich im
letzten Moment, so dass nicht mehr rechtzeitig nach neuen Geldgebern
Ausschau gehalten werden konnte. Eine neue Software wird aber die
Übertragungsgeschwindigkeit gegenüber der letzten Brutsaison ein wenig
erhöhen.
Außerdem versprechen wir uns von der vorgenommenen Umbenennung der
Website in www.storch24.de eine weitere Steigerung der Zugriffszahlen
durch die hoffentlich leichtere Merkbarkeit der Adresse. Weiter ergibt
sich durch die Einbeziehung des Namens "Storch" in die Adresse
eine höhere Trefferquote nach der Eingabe in eine Suchmaschine. Für Sie
als User bedeutet der neue Name der Website keinerlei Umstellung.
Eine ebenfalls angedachte Veröffentlichung des Tagebuches 2001
in gedruckter Form ließ sich bis heute noch nicht realisieren. Allen, die
ein wenig darauf gehofft hatten, sei gesagt, dass dies ausschließlich an
der zögerlichen Haltung Ihres Storchenexperten liegt und lag, der es
einfach noch nicht geschafft hat, die dafür notwendigen Arbeiten
einzuleiten. Vielleicht kann dies aber in nächster Zeit doch noch
gelingen.
15. Feb. 02
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Früher als gehofft oder befürchtet öffnet sich bereits heute das
Tagebuch 2002. Um die Mittagszeit kreist ein Storch über der
Altstadt von Dinkelsbühl und gegen 13 Uhr hat er das Nest in Besitz
genommen und wird vom Lokalredakteur der Fränkischen
Landeszeitung auf Zelluloid gebannt. Doch bereits nach
wenigen Minuten war das Nest wieder verwaist, so dass für den
Augenblick - was die mögliche Herkunft des Besuchers betrifft - nur
spekuliert werden kann.
Eine derart frühe Erstankunft eines klassischen Zugvogels
bedeutet mit großer Sicherheit, dass dieser Storch auf keinen
Fall in Afrika überwintert hat. Die laufenden
Forschungsvorhaben an mit Satellitensendern ausgestatteten Störchen
(einige davon finden Sie in unseren Links!)
belegen eindeutig, dass alle brutfähigen Altstörche zur Zeit in
ihren Winterquartieren verharren und einzig ein fünfjähriges
Männchen aus Belgien - es überwinterte in Südspanien - auf dem
Heimweg Frankreich erreicht hat. Bliebe also die kleine Chance, dass
sich unser Dinkelsbühler ebenfalls in einem südspanischen
Überwinterungsgebiet aufgehalten hat. Mit 99-prozentiger Sicherheit
hat dieser Storch jedoch sein mitteleuropäisches Brutgebiet nicht
verlassen und bei uns überwintert.
Diese störchische Unsitte greift seit einem guten Jahrzehnt
immer weiter um sich und hat mittlerweile schon dazu geführt, dass
immer mehr Störche es vorziehen, die Winterzeit bei uns zu
verbringen und dabei häufig noch von Tierliebhabern gefüttert
werden. Da es sich bei solchen "Zugversagern" fast immer
um Tiere handelt, die in Aufzuchtstationen oder ähnlichen
Einrichtungen geboren wurden oder wenigstens in solchen über kurze
oder längere Zeit gelebt haben, bleibt ein leider fader
Beigeschmack zurück, wenn es um die Bewertung früher Beobachtungen
von Weißstörchen geht. Obwohl man in Mitteleuropa (hier war die
Schweiz führend und für viele ähnliche Projekte Paradebeispiel)
inzwischen von der Zucht von Weißstörchen abgekommen ist
und fast alle Stationen geschlossen hat oder an deren
"Rückbau" arbeitet, existiert dort und an anderen Orten
ein zum Teil größerer Bestand von "Zuchtstörchen". Ihre
Zahl beläuft sich nach Schätzungen derzeit auf etwa 2000
Exemplare.
Wie die letzte internationale Storchenzählung der Jahre 1994/95
zeigte, ist der Weltbestand unserer Störche in keiner Weise
bedroht. Im Gegenteil, er konnte sich im vergangenen Jahrzehnt sogar
deutlich steigern. Von dieser Steigerung durften auch die bayrischen
Storchenzahlen profitieren, die sich in diesem Zeitraum sogar fast
verdoppelten.
Als überaus anpassungsfähige Art muss deshalb der Weißstorch
nicht gezüchtet werden, um bei uns zu überleben. Der einzige Weg,
Meister Adebar zu unterstützen, muss deshalb ausschließlich auf
den Erhalt des Lebensraumes im Brutgebiet und der
Nahrungsräume im Überwinterungsgebiet sowie auf eine Minderung
der Gefahrenpotentiale bei uns und in den
Überwinterungsgebieten liegen. Zucht und Fütterung sind dabei der
falsche Weg und sollten ausschließlich Haustieren vorbehalten
bleiben.
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16. Feb. 02
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Die dem Vertreter der Fränkischen Landeszeitung gegenüber gemachte
Äußerung, bei unserem gestrigen Besucher des Storchennestes auf
dem Alten Rathaus handle es sich lediglich um einen "Durchzieher",
muss heute schon revidiert werden. Mehrere Beobachter konnten
einen Storch "Im Brühl" im Bereich des Friedhofes von
Dinkelsbühl bei der Nahrungssuche beobachten. Mit Sicherheit muss
es sich dabei um den gestrigen "Nestinspekteur" handeln.
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17. Feb. 02
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Der "Frühheimkehrer" ist weiterhin vor Ort. Nach den
Spuren unterhalb des Nestes auf dem Dach zu urteilen, hat der Storch
auch schon im Nest übernachtet. Eine Kontrolle durch den
Storchenexperten steht noch aus.
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18. Feb. 02
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Heute gelingt es zum ersten Mal, den Storch "Im Brühl"
zu beobachten. Dieses Nahrungsgebiet kristallisiert sich -
auch nach den letztjährigen Beobachtungen zu urteilen - immer mehr
als das wichtigste im Dinkelsbühler Nahbereich heraus. Unmittelbar
vor den Toren der Stadt an der Wörnitz gelegen bietet es so
ziemlich alles, was man als Storch sich wünschen kann. Flutmulden,
in denen nach der letzten Überschwemmung immer noch reichlich
Wasser steht, ein weit verzweigtes System an unverbauten Gräben und
wenig Störungen durch Spaziergänger. Letztere Eigenschaft wird vor
allem dadurch gewährleistet, dass der gesamte Wiesenkomplex vom
südlichen Stadtrand bis nach Neustädtlein - einem Dinkelsbühler
Ortsteil - von keinen Wegen durchzogen ist.
Wie nicht anders zu erwarten, verspeist Adebar dort heute in
schneller Folge Regenwürmer, seine mit Abstand wichtigste Beute in
den ersten Wochen nach der Rückkehr aus dem Winterquartier. Bei
einigen wenigen Beutestücken, die in einer 30-minütigen
Beobachtungszeit festgestellt wurden, kann es sich um Egel oder
kleine Wasserschnecken gehandelt haben. Der Erstankömmling trägt
leider keinen Ring. Deshalb automatisch auf einen
"Wildstorch" schließen zu können, ist dennoch nicht
möglich. Leider wurden in letzter Zeit nicht alle aus Stationen
stammenden Vögel konsequent beringt, bei vielen unterblieb dieses
wichtige Mittel, den Einfluss solcher Tiere auf die Gesamtpopulation
später einmal erforschen zu können.
Am Abend - es ist kurz nach 18 Uhr - steht der Storch zum
Übernachten im Nest. Damit zeigt er den Beobachtern, dass er
gewillt ist, länger als anfangs vermutet in Dinkelsbühl zu
bleiben.
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Auf der Karte erkennen Sie das
Nahrungsgebiet (rot schraffierte Fläche) und die Lage des Nestes
(roter Punkt) in der Dinkelsbühler Altstadt. Den Abschnitt vom Nest
bis zum Rand des Nahrungsgebietes sehen Sie hier
auf einem Panoramafoto.
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21. Feb. 02
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Am Morgen hat es kräftig geschneit. Es liegt eine geschlossene Schneedecke,
die in den Vormittagsstunden schnell abtaut. Bisher konnte ich den
Storch unter Tage noch nicht im Nest beobachten. Er verbringt also
lediglich die Nacht im sicheren Nest, durchstreift aber sonst die
freie Zeit in seinem Nahrungsgebiet. Ein erster Gang ins
"Brühl" am südlichen Stadtrand bringt auch schnell
wieder die erhoffte Bestätigung. Ein unberingter Storch geht an
gleicher Stelle wie an den Vortagen dort der Nahrungssuche nach. Um
18.45 Uhr sehe ich ihn im Nest stehen.
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25. Feb. 02
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Ein nächtlicher Besuch der Stadt bestätigt es erneut. Ein Übernachtungsgast
verbringt die Nacht im Nest.
Während der gesamten Beobachtungszeit konnte noch kein Eintrag
von Nistmaterial festgestellt werden. Offensichtlich fließen
noch nicht die entsprechenden Hormone, so dass das Sammeln von
Nistmaterial unterbleibt.
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28. Feb. 02
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Es ist nach wie vor sehr feucht und kühl. Bei einem heftigen
Graupelschauer und lediglich 4 Grad Celsius finde ich unseren "Neu-Dinkelsbühler"
wieder "Im Brühl" in Höhe Friedhof und Kläranlage. Dort
stehen heute wieder Regenwürmer auf dem sehr einseitigen
Speisezettel.

Um 18:18 fliegt der Storch das Nest an, landet und verbringt eine
weitere Nacht in seinem luftigen Domizil.
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1. Mrz. 02
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Ab nächster Woche sollen wieder Bilder
unserer Webcam übertragen werden. Früher als gedacht und
erwartet, hat sich, wie sie sicher bereits erfahren haben, ein
Storch eingestellt. Auch wenn er noch die meiste Zeit des Tages außerhalb
des Nestes zubringt, sollte es sich doch für Sie lohnen, ab und zu
unsere Website zu besuchen. Ganz sicher können sie einen Blick auf
den Neuankömmling werfen, wenn die Sonne untergegangen ist und die
Dämmerung beginnt. Momentan ist dieser Zeitpunkt etwa 18.20 Uhr bis
18.30 Uhr Dinkelsbühler Ortszeit.
Drücken Sie uns also wieder ein wenig die Daumen und klicken Sie
vielleicht öfters als zuletzt unsere Website an. Keine andere
Storchencam auf der Welt kann Ihnen im Augenblick schon wieder
Storchenbilder liefern.
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3. Mrz 02
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Heute sind die ersten deutlichen "Bauspuren" am
Nest zu sehen. Das bedeutet eindeutig, dass die entsprechenden
Hormone im Storch nun doch zu fließen beginnen. Beim Besuch des
Nestes - es war am frühen Nachmittag wie erwartet von keinem Storch
besetzt - flogen zwei Dohlen ab, die dort gerade wieder versuchten,
Nistmaterial zu stehlen, um es in einem der zahlreichen Nistkästen
unter dem Dach der Georgskirche einzubauen. Auch das Dach des alten
Rathauses zeigt unter dem Nest kräftige weiße Spritzer - ein
sicherer Hinweis auf eine regelmäßige und sich ständig steigernde
Anwesenheit eines Storchs im Nest.

Unser Storch ist nicht zu Hause. Die Spuren am
Dach weisen aber auf eine Besetzung des Nestes hin. Die Storchenkamera befindet sich
genau hinter dem Kamin links
Die Suche nach Meister Adebar brachte schon nach wenigen Minuten an
der gleichen Stelle wie an den Vortagen den gewünschten Erfolg.
"Im Brühl" an den
Ufern der Wörnitz stand er etwa in Höhe des Städtischen Bauhofes
in einer noch mit Wasser gefüllten Flutmulde. Die nasse
Witterungsperiode scheint nun doch zu Ende zu gehen, der Fluss ist
wieder in sein Bett zurückgekehrt. An der Hochwasserlinie blieb
viel an Material zurück. Ausgewählte Stücke werden sicher
demnächst beim Ausbau des Nestes Verwendung finden. Während einer
halben Stunde hielt der Storch Siesta, er rührte sich nicht von der
Stelle und nahm in dieser Zeit natürlich auch keine Nahrung zu
sich. Kurz vor Einbruch der Nacht wird er spätestens wieder im Nest
stehen.

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4. Mrz. 02
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Die Webcam liefert die ersten Bilder!!! Bildarchiv und
Tagebuch werden auf die neue Saison umgestellt.
Der Bildausschnitt ist auf ein maximales
Blickfeld ausgerichtet und wie bestellt liegt am frühen Nachmittag
ein Storch im Nest. Alle 20 bis 30 Minuten erhebt er sich für kurze
Zeit, um einen Kotstrahl gezielt über den Nestrand abzusetzen. Die
weißen Spuren am Dach unterhalb des Nestes sind in dieser
Einstellung ebenfalls deutlich zu erkennen. Immerhin befindet sich
unser Storch bereits den 18.Tag mehr oder weniger regelmäßig in
seinem Domizil. Auf alle Fälle übernachtet er seit seiner Ankunft
am 15.Februar im Nest.
Die folgende Bildsequenz entstand während eines
Zeitraums von 45 Minuten zwischen 14 und 15 Uhr.

Erster Schnappschuss des
neuen Storchenjahres |

Luftiger Liegeplatz des
Frühankömmlings |

Erstes "Standbild" |

Abflug zur Nahrungssuche |
Bisher hat der Neuankömmling neben wenigen
frischen Zweigen am Nestrand das Nest bereits mit vorjährigem Gras
frisch begrünt.
18 Uhr 20: Adebar ist zurück und übernachtet in
seinem Nest
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Inzwischen gibt es einiges Neues von den
besenderten Störchen zu berichten, die andeuten, dass im
Winterquartier eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht.
Ein erwachsener Storch hat am 17.Februar seinen Brutort in Belgien
wieder erreicht, nachdem er im Süden Spaniens überwintert hat. Ein
zweiter dreijähriger Storch ist ebenfalls auf dem Rückweg aus Spanien
(www.ooievaars.vlaanderen.be).
Prinzesschen, eine etwa 10-jährige Störchin aus
Sachsen-Anhalt, startete ihren Rückflug von der Südspitze Afrikas
Richtung Norden am 20.Februar. Zur Stunde hat sie Tansania erreicht und
strebt täglich im Schnitt gute 200 Kilometer weiter Richtung
Deutschland (www.storchenzug.de).
Auch der berühmte schweizerische Senderstorch Max - er ist mittlerweile
3 Jahre alt - hat sein marokkanisches Überwinterungsgebiet verlassen
und gestern die Straße von Gibraltar überquert. Es wird spannend, ob
und wo er in diesem Jahr zur ersten Brut schreiten wird (www.etatfr.ch).
5. Mrz. 02
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Genießen Sie noch einmal die
prächtige Einstellung unserer Storchenkamera, die viel von
der einmaligen Kulisse Dinkelsbühls präsentiert und zumindest in
westlicher Richtung auch dem Blickfeld unseres Storches entspricht.
In den nächsten Tagen werden Sie dann – wie viele sicher auch
erwarten – einen Blick genießen, der sich wieder unserem
Hauptobjekt „Storch“ widmet und dieses dann auch formatfüllend
abbildet.
Auch heute konnte der Frühankömmling
zwischen 13 und 14 Uhr im Nest beobachtet werden, ehe er dann genau
um 13:54 Uhr das Nest verließ. Auch am späten Vormittag liegt
schon ein Schnappschuss vor. Es hat den Anschein, als ob
Adebar so langsam in „Stimmung“ kommt und die Phasen seiner „Nestpräsenz“
deutlich an Fahrt gewinnen. Gegen 18 Uhr erscheint der Nestbesucher
abermals als Übernachtungsgast auf dem Alten Rathaus.

Ob es sich bei dem bereits anwesenden Storch um ein Männchen oder
Weibchen handelt, muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen
bleiben. Da die Partner eines Paares getrennte Winterquartiere
aufsuchen, also nicht gemeinsam ziehen, treffen sie erst wieder zu
Beginn der neuen Brutzeit in ihrem vorjährigen Nest zusammen (wenn
beide überhaupt überleben). Dafür ist die große Ortstreue
verantwortlich. Erster Gast am vorjährigen Nest ist eben der, der
auf seinem Rückweg schneller vorankam, ein weniger weit entferntes
Überwinterungsquartier aufsuchte oder eben (wie vermutlich unser
Dinkelsbühler) überhaupt den Winter in heimatlichen Gefilden
verbracht hat. Warten wir die weitere Entwicklung ab und freuen wir
uns auf die neue Kameraeinstellung, die vielleicht doch noch das
eine oder andere Detail offenbart, um eine Geschlechtsbestimmung
vorzunehmen. Leichter wird es auf alle Fälle, wenn ein zweiter
Partner erschienen ist
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6. Mrz. 02
bis
9. Mrz. 02
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Die letzten Tage am Storchennest liefen stets
nach dem gleichen Muster ab, wobei sich die Phasen der
Nestanwesenheit unseres Storches sukzessive erhöhten. Während
der Vormittagsstunden gab es immer wieder Blicke ins Nest, bei denen
eine "Storchensichtung" gegeben war. Kurz nacheinander
flog unser Storch jeweils für wenige Minuten ab, um bald darauf mit
Nistmaterial wieder zu erscheinen. Darauf folgten einige
Minuten eifriges Stochern und Einbau der mitgebrachten Baustoffe.
Anschließend wiederholte sich der Vorgang noch einige Male in
gleicher Weise. An den Nachmittagen ab etwa 14.30 Uhr konnte Adebar
nicht im Nest festgestellt werden. Jedoch pünktlich mit sinkender
Sonne erschien er jeden Tag gegen 18 Uhr (einige Minuten früher
oder später dürfen außer acht gelassen werden) zum Übernachten.
Erfahrungsgemäß fliegen Störche beim Nestbau
nie sehr lange Strecken. Flugtechnisch erfordert ein Manövrieren
mit einem sperrigen Gegenstand im Schnabel einiges Geschick. So
ziehen es Störche vor, das Suchen von Nistmaterial in
unmittelbarer Nestumgebung vorzunehmen. Dabei wird in einer
Flussaue die Hochwasserlinie abgegangen, an der sich nach Ablaufen
des Wasser ein vielfältiges Sammelsurium verschiedenster
Materialien angesammelt hat. Von Ästen unterschiedlicher Stärke
und Länge bis zu angeschwemmtem vorjährigem Schilf bietet sich
eine breite Palette an. Schon bei der Auswahl zeigen sich Störche
sehr wählerisch. Sie nehmen nicht einfach das mit, was ihnen so vor
den Schnabel kommt. Immer wieder werden bereits aufgenommene Zweige
und Äste ohne ersichtlichen Grund abgelegt und durch einen neuen
ersetzt. Häufig nehmen Störche auch mehrere Teile gleichzeitig in
den Schnabel und starten "voll beladen". Die Nestbauzeit
ist auch meist die Zeit des Obstbaumschnittes. So tauchen oft
unvermutet Nistmaterial suchende Störche in stadtnahen Obstgärten
auf, um liegengebliebene Äste auf ihre "Nest-Eignung" zu
prüfen. Für die Gestaltung des Nestinneren steuern Störche ebenso
zielgerichtet Strohhaufen, Misthaufen und ähnliche Strukturen an,
auch wenn sie mitten in bewohntem Gelände liegen. An kuriosen
Materialien, die ins Nest eingearbeitet werden können, ist kein
Mangel. So fand ich in einem alten Storchennest, das im Herbst wegen
Baufälligkeit abgetragen werden musste, etwa 50 Damenstrumpfhosen
(Nylonware) und einige Wollhandschuhe. Leider bleibt es manchmal
nicht aus, dass auch gefährlicher "Müll" ins Nest
eingetragen wird. Teile von Plastikplanen, mit denen Fahrsilos
abgedeckt werden oder gepresstes Gras eingeschweißt wird - davon
gibt es in der freien Flur immer mehr Beispiele - werden
"eingeflogen" und können dann im ungünstigsten Fall zu
einer Beeinträchtigung beim Ablaufen von Regenwasser aus der
flachen Nestmulde führen.
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11. Mrz. 02
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Ab heute läuft die schon angekündigte neue
Kameraeinstellung über die Bildschirme. Wir hoffen, das
Panoramabild der ersten Woche dadurch wesentlich verbessert zu haben
und werden in Bälde noch einen weiteren Schritt ans Nest
heranrücken. Die sehr tief stehende Spätwintersonne ließ in
letzter Zeit ab dem frühen Nachmittag nur ein mäßiges Kamerabild
zu. Dem wurde Rechnung getragen, so dass ab jetzt auf alle Fälle
mehr "Storch" zu sehen ist.
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Am Vormittag sind die Bilder der Kamera aber
immer noch wesentlich kontrastreicher, da dann die Sonne von
hinten (von der Kamera aus gesehen) ins Nest scheint.
Unser Neststorch befindet sich nun bereits in der vierten
Woche allein am Nest und es wird - wenn alles gut geht -
noch ein Weilchen dauern, bis wieder traute Zweisamkeit
herrschen wird. |
Auch an den beiden Nachbarnestern
Dinkelsbühls sind seit gestern bzw. seit heute die ersten
Störche eingetroffen. Bei beiden - in Weiltingen und in Mosbach
- sind es die beringten Weibchen des Vorjahres, die bereits wieder
auf ihre Männer warten und damit in zweifacher Weise die immer
wieder gehörte These widerlegen, die Männchen seien die ersten
Besucher am Storchennest.
Ein Blick ins leere Nest macht nun die
bisherigen Nestbauversuche etwas deutlicher sichtbar. |

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Die linke Nesthälfte wurde bereits
deutlich begrünt, während die rechte noch jungfräulich,
d.h. grauschwarz erscheint. Diese Färbung stammt noch aus der
Endphase der Jungenaufzucht, als durch die Tritte der
Jungstörche in Verbindung mit den ausgewürgten Gewöllen der
Nestboden zu einer ziemlich harten Unterlage verdichtet wurde. |
Riskieren Sie die nächste Zeit aber immer wieder
einen Blick ins Nest, auch wenn Sie vielleicht häufig nicht
"fündig" werden. Die beste Zeit, Adebar im Nest
anzutreffen, sind nach wie vor die Vormittagsstunden sowie
die frühen Nachmittagsstunden. Bombensicher erscheint unser
Medienstar jedoch mit Einbruch der Dunkelheit.
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13. Mrz. 02
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Adebar macht sich rar!
Mit dieser Bemerkung möchte ich heute meinen Tagebucheintrag
beginnen. Trotz längerer „Anwesenheiten“ am Nest überwiegen
immer noch die „Abwesenheiten.“ Ein richtiger Zug ist hinter
unserem Storch noch nicht erkennbar. Ich meine damit, dass für
Nahrungssuche und andere „auswärtige“ Tätigkeiten deutlich
weniger Zeit in Anspruch genommen werden sollte. Ein Storch sollte
Präsenz zeigen und „sein“ Nest gegen mögliche andere
Interessenten verteidigen können. Dies ist allerdings nur dann möglich,
wenn man so lange wie möglich Nestpräsenz zeigt. Den gesamten
gestrigen Nachmittag sowie den heutigen Nachmittag seit dem Abflug
vom Nest um 14.17 Uhr verbrachte unser Storch in seinem zweiten
wichtigen Nahrungsgebiet, in dem er in diesem Jahr bisher noch
nicht gesichtet worden war. Nördlich der Stadt an der Abzweigung
Burgstall/Froschmühle ging Adebar stundenlang der Nahrungssuche
nach.

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Die Entfernung vom Nest in das Wiesengebiet beträgt 2,1 Kilometer, von
dort ist allerdings das Nest nicht einsehbar. Ein kleiner
Nachteil für den Futter suchenden Storch, kann er doch im
Falle des Erscheinens eines möglichen Konkurrenten nicht
sofort reagieren. Deshalb gilt es auch, ständig den Luftraum
im Auge zu behalten, um in einem solchen Fall in wenigen
Minuten am Nest zu sein. Während seines Aufenthaltes nördlich
der Stadt sprach Adebar ausgiebig seiner momentanen
Lieblingsspeise, dem Regenwurm, zu. Die in unmittelbarer Nähe
liegenden kleinen Teiche einer Fischzucht spielen im
Augenblick bei der Futterbeschaffung keine Rolle. Sie sind,
ebenso wie die Kleinstteiche bei Maulmacher bespannt, also bis
zum Rande mit Wasser gefüllt und wegen des steilen
Uferprofils für die Störche nicht nutzbar. |
Während der Abwesenheit vom Nest inspizierten heute
einige Dohlen das Nest, um sich dort von einer weiteren
Steigerung in Hinsicht auf Auspolsterung der Nestmulde zu
überzeugen. Bei einer Verhaltensweise unseres Storches kann man
schon fast seine Uhr stellen. Die allabendliche Rückkehr zum
Nest findet stets gegen 18 Uhr statt. Es gilt also für Ungeduldige
weiter die These: Schau um sechs ins Interne(s)t, wirst finden dort
den Storch im Nest .
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Thomas
Ziegler
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