Stoppt den Stromtod

Thomas Joas von der BN-Ortsgruppe Dinkelsbühl zeigt verschiedene Schutztechniken
wie Isolierschläuche, Vogelschutzhauben, Sitzstangen und Büschelabweiser

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Unterschriftenaktion für sichere Strommasten
(2001 erfolgreich abgeschlossen)

Beachtlicher Erfolg: Bei der Übergabe der rund 2600 Unterschriften signalisiert der Stromlieferant große Bereitschaft zur Zusammenarbeit!

Der Stromtod der beiden Weiltinger Jungstörche hat einen regelrechten Aufschrei unter der Fangemeinde "Webcam Storchennest Dinkelsbühl" ausgelöst (siehe Eintragungen im Gästebuch). Das ist einer der wenigen erfreulichen Aspekte bei diesem schweren Unglücksfall.

Es ist leider so, dass immer erst etwas passieren muss, um Behörden oder Konzerne zum schnellen Handeln zu bewegen. Während sich einer der Jungen am mittleren Stützisolator den tödlichen Stromstoß holte, starb der zweite - der auf der Masttraverse liegen blieb - einen makabren Tod.

Die Untersuchungen ergaben, dass ein Kotstrahl, den der Unglückliche auf dem Mast abgab, eines der Blitzhörner des Abspannisolators berührte und zum sofortigen Tod führte. Brandspuren im Bereich der Kloake lassen keinen anderen Schluss zu.

Das Fränkische Überlandwerk wurde umgehend von der neuerlichen Hiobsbotschaft informiert und Mitarbeiter bargen am Dienstag, den 7. August das Unfallopfer vom Mast. Ein Absichern zum gleichen Zeitpunkt musste wegen Schwierigkeiten mit einer längeren Freischaltung der Masttrasse auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

So läuft es eigentlich meistens. Im Zuge von notwendigen Arbeiten am Stromnetz werden Absicherungen einzelner Masten immer wieder vorgenommen, bis zu einer verbindlichen "Totalsicherung" aller gefährlicher Masten im gesamten Versorgungsnetz ist es jedoch noch ein sehr weiter Weg.

Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf zur Naturschutznovelle sieht übrigens vor, dass die Strommasten innerhalb von 8 Jahren abgesichert werden müssen.

Thomas Ziegler hat sie den Fränkischen Überlandwerkes und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie übergeben.

Energieversorger verspricht nachhaltigen Vogelschutz

Das Regionale Energieversorgungsunternehmen hat im Rahmen der Technischen Möglichkeiten erfreulich schnell reagiert. Bereits Mitte Oktober wurden die Strommasten im Bereich Weiltingen mit Abdeckungen gesichert. (Siehe Presseartikel vom 19.10.01).

Bei der Übergabe der rund 2600 eingegangenen Unterschriften von besorgten Vogelfreunden aus aller Welt kündigt der Stromlieferant an, dass in den nächsten acht bis zehn Jahren rund eine Million Mark pro Jahr für die weitere Absicherung von Strommasten investiert werden soll. Auch unsere Storchenkamera soll durch den Betrieb gesponsort werden. (Siehe Presseartikel vom 23.11.01)


Storchenexperte Thomas Ziegler (links) übergibt die rund 2600 Unterschriften
an Werner Julig, Vorstandsmitglied des heimischen Energieversorgers

 

Die Unterschriftenaktion ist abgeschlossen. Dafür möchte sich Ihr Storchenexperte zusammen mit unserem Webmaster Wolfgang Horlacher auch von dieser Stelle aus ganz herzlich bedanken.

Als wir nach dem Stromtod zweier Jungstörche und den bestürzten Reaktionen unserer Website-User diese Aktion gebaren, war die Tragweite noch gar nicht absehbar. Aus der ganzen Welt (Australien, USA, Kanada, Spanien) trafen Unterschriftenlisten ein. Viele "Einzelkämpfer" schickten ebenfalls ihre Protestnoten, so dass zum Schluss rund 2600 Unterschriften zusammen gekommen waren.
Als einsamer Spitzenreiter unter den Sammlern erwies sich dabei Peter Knecht aus Illenschwang (er betreut unter anderem unsere Partner-Website www.schleiereulen.de ). Er brachte in und um den Ort der beiden verunglückten Störche rund 700 Unterschriften bei. Respekt und Bewunderung für diese Einzelleistung.
Zählt man die knapp 500 Unterschriften dazu, die von meiner Seite vor allem durch das Auslegen der Listen in Geschäften - hier erwiesen sich die Apotheken als absoluter Renner - beigebracht wurden, bleiben etwa 1500 Unterzeichnende, die auf Listen weiterer etwa 60 Einsender standen.

Wie sie bereits wissen, wurden die Unterschriften anlässlich eines Pressetermins dem Mitglied des Vorstandes der N-ERGIE-Aktiengesellschaft (sie ist die Mutter des größten Stromversorgers in Mittelfranken und verantwortlich für den Zustand der Stromanlagen), Herrn Werner Juling, übergeben. Anwesend waren zwei Fernsehteams (Franken-Fernsehen sowie Bayerisches Fernsehen), ein örtlicher Radiosender sowie ein Vertreter der Regionalzeitung. Am Tag der Übergabe, dem 22.November 2001, wurden die Berichte im Franken-Fernsehen sowie im Bayerischen Regionalrundfunk übertragen. Am 23.November gab ich einem weiteren Radiosender - Radio8 - ein Interview und sorgte dafür, dass auch die Nürnberger Zeitung über die Aktion berichtete. Der zweite Fernsehbeitrag wurde in der Zwischenzeit ebenfalls ausgestrahlt. In der Bilanzsendung von "Jetzt red i", einer bayernweit beliebten Bürgersendung, wurde in einem fünfminütigen Beitrag am 20. Dezember über den Stromtod berichtet und auch die Übergabe der Unterschriften vorgestellt.

Wesentlich wichtiger für uns sind allerdings die durchweg positiven Zusagen des Energieversorgers der Region. Praktisch jeder Forderung der Naturschutzverbände (hier sei vor allem der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. mit über 60.000 Mitgliedern zu nennen) wurde entsprochen. Der Vorstandssprecher stellte außerdem bei dem Pressegespräch den Vogelschutzbeauftragten seines Konzerns vor, der ab sofort Anlaufstelle für alle Belange der Absicherung von Strommasten und Leitungstrassen sei und regelmäßig - angedacht seien einige Treffen jährlich - Naturschutzvertreter an einem runden Tisch zu einem Meinungsaustausch einberufen solle.

Ansonsten sei das Gesamtpaket an Maßnahmen wie folgt geschnürt.

  • Innerhalb der nächsten drei Jahre: Absicherung aller gefährlichen Masten in einem Radius von drei Kilometern um jeden Ort mit einem besetzten Storchennest
  • Innerhalb der nächsten 8 bis 10 Jahre: Absicherung aller verbleibenden Masten im gesamten Gebiet des Energieversorgers. Für diese Maßnahmen seinen insgesamt Aufwendungen in Höhe von rund 10 Millionen DM eingeplant.
  • Auch beabsichtigt das Unternehmen, im Zuge eines Öko-Sponsorings unserer Website auf die Sprünge zu helfen und durch technische Verbesserungen die Geschehnisse am Storchennest noch besser sichtbar zu machen.

Wir stehen diesbezüglich in Verhandlungen und werden nach deren Abschluss darüber genauer berichten. Drücken Sie uns aber schon jetzt ein bisschen die Daumen, damit alles wie geplant über die Bühne gehen kann.


Die folgenden Fotos zeigen einige Beispiele für die zuletzt durchgeführten Absicherungsmaßnahmen des Energieversorgers im Raum Dinkelsbühl. Damit wird der Erfolg unserer Unterschriftenaktion noch einmal verdeutlicht. In zwei Jahren sollen alle gefährlichen Mastkonstruktionen an Wörnitz und Altmühl – soweit sie den Landkreis Ansbach betreffen – vogelsicher umgerüstet sein. Somit steht unsere Region beispielhaft und modellhaft für andere Gebiete und könnte damit als Paradebeispiel für ähnliche Vorhaben anderswo gelten.

Mensch und Maschine im Einsatz. Ein hoher personeller und maschineller Aufwand wird für eine schnelle Sicherung benötigt.
Der Hubsteiger bringt die Monteure in luftige Höhe.
Nach getaner Arbeit. An diesem Mast sollte es nach menschlichem Ermessen zu keinem Todesfall mehr kommen.
So sieht ein entschärfter Mast aus. Abdeckhauben aus Kunststoff verlängern die isolierte Strecke links und rechts von den Stützisolatoren
Gute Arbeit. Ein anderer, mit Abdeckhauben gesicherter 20kV-Mast
Sicherung eines Abspannmastes  (mit Isolatorketten) durch eine Sitz- oder Abweisstange
Sitz- oder Abweisstange mit Spannungsunterführung. Hier wurde zusätzlich ein vorher vorhandener Stützisolator nach unten abgehängt. 
Noch ein Schritt weiter.... Gefährliche Begegnung an einem Mast mit Isolatorenketten und Blitzhörnern zum Schutz vor Lichtbögen
Kampf um einen Sitzplatz. Hier besteht aber keine Gefahr. Die Isolatoren und die Strom führenden Teile befinden sich außer Reichweite der Störche.
Büschelabweiser auf der Traverse eines 20kV-Tragmastes mit Stützisolatoren, die eine Landung verhindern sollen.

Es vergeht zur Zeit kaum ein Tag, an dem nicht in der Lokalzeitung eine Notiz zu finden wäre, in der der Stromanbieter Stromabschaltungen wegen Arbeiten am Versorgungsnetz ankündigt. Dabei werden in großem Umfang gefährdete Leitungstrassen und Masten vogelsicher umgerüstet.

Als besonders gefährlich haben sich die Tragmasten der 20kV-Leitungen mit Stützisolatoren herausgestellt. Hier besteht für auf der Traverse sitzende Vögel am ehesten die Möglichkeit mit einem Körperteil ein unter Strom führendes Teil zu berühren. Diese Berührung führt zu einem Kurzschluss (der Vogel ist ja durch seine Sitzposition auf dem Mast geerdet) und damit meist zum sofortigen Tod des betreffenden Tieres. Als wirksame Schutzvorkehrung haben sich Kunststoffhauben erwiesen, die über die Stützisolatoren gestülpt und befestigt werden. Eine Verkürzung der Hauben, um für Wartungsaufgaben bessere Kontrollmöglichkeiten zu haben, sollte aber in Zukunft strikt unterlassen werden. Diese Verkürzung macht möglicherweise einen Teil der Schutzmaßnahmen zunichte, da von Großvögeln  die nun wieder geringere Isolationsstrecke überbrückt und eine Berührung Strom führender Bereiche möglich werden kann.

Wirksamer Schutz wird auch durch die teilweise Umrüstung von Stützisolatoren erreicht. Dazu werden diese in eine hängende Position gebracht, so dass sie von der Traverse aus betrachtet nach unten weisen. Somit verlaufen auch die Leiterseile unter der Traverse und es besteht kaum noch eine Gefahr für Großvögel. Probleme bereiten den Energieversorgern nach wie vor die Absicherungen von Maststationen, Endmasten, Überspannungsableitern und vor allem die Schutzfunkenstrecken an Abspannisolatoren. Gerade die letzteren Einrichtungen verringern die Entfernung zwischen Traverse und Spannungsführung und haben dadurch schon häufig den Tod von Störchen verursacht. In solch schwierigen Fällen kommen Sitzstangen bzw. Abweisstangen zum Einsatz, die es großen Vögeln nicht ermöglichen sollen, direkt auf der Traverse und somit in der Nähe spannungsführender Einrichtungen zu landen. Bei Abspannmasten mit zu kurzen Isolatorketten (weniger als 60 cm) wird durch eine Verlängerung der Ketten oder durch Büschelabweiser auf der Traverse ebenso ein wirksamer Schutz erzielt.

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