Storchenkamera

Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 13
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13. Jul. 03
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Ein schlechtes Gewissen habe ich schon
ein wenig, wenn ich Sie nun zum letzten Mal aufrufe,
wenn Sie es bis heute nicht eh schon getan haben,
Namensvorschläge für unsere vier Jungen im Nest einzureichen.

Wir möchten jetzt endlich unsere Namen!
Zu spät ist es noch nicht, aber bevor der erste
ausfliegt, sollten wir es hinter uns gebracht haben. Für
lebensnotwendig halte ich persönlich die Namen nicht, doch wäre es
eine feine Sache, wenn wir es bis zum 20 Juli
schaffen. Dieser Montag der nächsten Woche ist der Haupttag des
großen Dinkelsbühler Heimatfestes, der
Kinderzeche.
An diesem Montag werden wir die Siegernamen bekannt geben und
damit dieses Kapitel abschließen. Zwei Mädchen- und zwei
Bubennamen sollten gewählt werden. Ich tendiere mehr zu
Vorschlägen, die in die fränkische oder gar Dinkelsbühler
Szene passen. Da fallen mir spontan Namen wie Lore, Hilde, Otto,
Ernst, Fritz, Emma, Martha, Ulrich, Helmut, Luise, aber auch
Wolfgang, Thomas, Ingrid, Edith und noch viele andere ein. Kurzum:
Am Montag erscheinen hier die Namen. Ich werde sie den
einzelnen Ringnummern zuordnen, so dass man sie später auch
verfolgen kann. Der Storch mit der Nummer A 1995, er schlüpfte
wahrscheinlich als erster (er war zumindest beim Beringen der
schwerste Jungstorch) sollte einen Bubennamen erhalten, ebenso der
kleinste mit der Nummer A 1994 (geboren am 27. Mai). Die beiden
mittleren Störche werden demzufolge die Mädchennamen tragen. (A 1992
und A 1993, geboren am 25. Mai bzw. am 26. Mai) |
14. Jul. 03 |
Traumhaftes
Wetter auch zum Wochenbeginn! Die sehr trockene Luft sowie der
kräftige Ostwind lassen die Temperaturen über 25 Grad so
richtig angenehm erscheinen. Keine Spur von Schwüle! An
meinen gestrigen Aufruf zur Namensfindung unseres Quartetts
möchte ich noch einmal erinnern. Am Montag erscheinen die
Namen im Tagebuch und mir ist dann wieder ein Stückchen wohler in
meiner Haut. Unsere beiden Zwillinge, geschlüpft am 25. Mai,
werden heute 50 Tage alt. Was sich in diesen Tagen ereignet
hat – vom 80 Gramm schweren Küken zum 3300 Gramm schweren, fast
flugfähigen Jungstorch, der seinen Eltern kaum noch in irgendeiner
Beziehung nachsteht – lässt einen schon immer wieder staunen.
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Wann gibt es
wieder Futter? |
Rückansichten |
Die Krönung
des Ganzen versteckt sich für uns in der kleinen Zugabe, dass
man alles noch gratis und live von zu Hause verfolgen kann.
Als die Storchenkamera in Vetschau als erste ihres Zeichens
mit einer Live-Übertragung aus dem Storchennest begann
und die Dinkelsbühler ihrerseits im Jahre 2001 folgten,
gab es vielleicht eine Hand voll ähnlicher Einrichtungen auf der
Welt, die einen Blick in ein Storchennest zeigten. Mittlerweile hat
sich herumgesprochen, dass man mit Bildern aus der
Kinderstube des Nationalvogels der Deutschen und zudem noch
Kinderbringer auch vorzüglich Werbung für allerlei Produkte
betreiben kann. Seitdem schießen Storchenkameras wie Pilze
aus dem Boden und auf meinem PC und auf vielen anderen meiner
Leserschaft sind die Adressen von weit über 20 Storchenkameras
gespeichert. Technisch wäre es sicher keine Schwierigkeit, jedes
Storchennest mit einer Kamera auszustatten und in irgendein Gebäude
oder Zimmer, sei es auch nur die Küche des Nestbesitzers,
Live-Bilder zu übertragen. Mit wenigen 100 Euros sind Sie
dabei. Kostenintensiver ist da schon die Übermittlung der
Daten via Internet auf jeden PC mit einem derartigen Anschluss. Da
kommen dann je nach Bildfrequenz und abgerufener Datenmenge
einige 100 Euro im Monat an reinen Übertragungskosten
zusammen. Was bringt es aber dem Storch oder seinem Lebensraum, wenn
100 Kameras von früh bis spät auf ihn gerichtet sind und eine mehr
oder weniger kleine Schar von Interessenten mal schnell durchzappt?
Es bringt nichts! Es sei denn, die Seite wird regelmäßig betreut,
über das Geschehen wird ausführlich berichtet, es wird Platz für
Diskussionen geboten und klare Ziele werden definiert. Legt man
diese Kriterien an, bleibt im derzeitigen Angebot an Storchencams
maximal eine Hand voll übrig, die diese Kriterien mehr oder
weniger gut erfüllt. Sollte man nicht die Einwahl auf alle
Storchencam-Seiten mit der Zahlung einer Gebühr
verbinden, die dann in den Storchenschutz und in die
Verbesserung des Lebensraumes unserer Lieblinge fließt? Für diverse
Sex-Angebote sind doch Millionen von Mitbürgern auch bereit, größere
Beträge im Monat auszugeben. Wie wäre es mit 6 € im Monat
für alle, die ins Dinkelsbühler Nest blicken wollen? Dafür wird
dann allerdings auch das Beste vom Besten geboten.
Störungsfreier Liveton, interaktive Kameraführung für jeden, Zoomen
und Schwenken der Kamera in alle Richtungen vom heimischen PC aus,
Naheinstellung bis ins Storchenauge und, und.... Lassen Sie sich
meine Gedanken einfach ein wenig durch den Kopf gehen! Vor
zweieinhalb Jahren, als ich meine Mitarbeit beim Projekt
„Storchenkamera“ begann, stand ich durchaus skeptisch
diesem Unterfangen gegenüber. Meine Skepsis hat sich auch
bis heute nicht gelegt und ist durch die jüngsten Ereignisse ja
irgendwie bestätigt worden. Man macht sich als
Mit-Verantwortlicher eines solchen Internet-Angebotes natürlich
angreifbar, wenn man meist fachlich Unkundigen und nur den
Schönheiten der Natur Aufgeschlossenen erklären muss, warum man
diesen oder jenen Storch verhungern lässt oder in diesem oder jenen
Fall am Nest nicht eingreift. In diesen Momenten ist es selbst für
Naturschutzverbände schwer oder gar unmöglich, Stellung zu beziehen,
da diese Verbände ihre Mitglieder zum Großteil aus Tierliebhabern
rekrutieren. Massenweise Austritte wären die Folge und damit
erübrigt sich eine weitere Diskussion. Somit bin ich kein Freund
einer weiteren Webcam am Mosbacher Storchennest, auch wenn
Linda sich im Gästebuch eine solche durchaus vorstellen könnte. Wenn
sich jemand findet, der alles bezahlt, betreut usw., dann kann
wahrscheinlich kein Mensch eine solche verhindern. In der freien
Marktwirtschaft zählt der Grundsatz: Konkurrenz belebt das
Geschäft! Und ich rechne in den nächsten Jahren nicht mit einer
kleineren Zahl von Storchencams, sondern im Gegenteil: Die Zahlen
werden sich weiter erhöhen. Vielleicht werden es in der nächsten
Brutzeit bereits 30, 40 oder gar 50 sein. Doch wird sich am Schluss
die Qualität durchsetzen! (Wer jetzt schon wieder Böses denkt, ist
selber schuld und sollte besonnen reagieren!) Es bleiben ganz wenige
übrig, auf die sich die Seher konzentrieren. Der Rest wird
„mitgenommen“, bleibt unattraktiv und erscheint lediglich als
simpler Werbeträger für Gaststätten, Hotels, Brauereien,
Gartenbaubetriebe, Elektro-Fachgeschäfte, Autohäuser usw. Bei
einigen erfährt man wenigstens, dass es sich bei den Bildern um
Bilder aus einem Storchennest handelt. Das ist ja schon wenigstens
etwas und mehr wollen die meisten Seher auch gar nicht wissen.
Werbung (Sie sehen, wie vorsichtig ich bin!) mit Tieren und hier mit
dem emotional positiv besetzten Storch ist durchaus legitim und wenn
ich die Möglichkeit hätte, würde ich mich ihrer möglicherweise auch
bedienen. Über Diskussionsbeiträge zur Thematik „Für und
Wider Storchencams“ freut sich Ihr Tagebuchschreiber. Auf
alle Fälle sollten meine Gedanken ein wenig dazu beitragen, die
Sichtweise dessen, was technisch machbar und letztlich sinnvoll ist,
zu schärfen und bei aller Euphorie Prioritäten zu gewichten. |
15. Jul. 03 |
Natürlich wird es die Dinkelsbühler
Storchenkamera im nächsten Jahr noch gratis geben. Doch
absolut sicher kann man in solchen Dingen allerdings nicht
sein, zu viel kann bis dahin noch passieren. Ob sich Ihr
Tagebuchschreiber dem Stress noch eine weitere Saison
unterziehen will und kann, ist dabei ebenso fraglich.
Davon sind jedoch die Seher in keiner Weise berührt,
denn viele ähnliche Kamerabeispiele zeigen zur Genüge, dass es ohne
ein Tagebuch auch nicht schlechter läuft. Deshalb bleibt eine
Zukunft – zum Glück für alle – unvorhersehbar und so
sollten wir auch weiter denken. Warten wir gemeinsam die nächsten
Monate ab und freuen wir uns, wenn es bei der bisherigen
Lösung und dem kleinen Team um die Website bleibt.
Dass ich das mit einer monatlichen oder
sonst wie gearteten Gebühr erwähnte, war nur ein Gedanke in
eine mögliche Zukunft. Ein normaler Zugriff auf die Kamera
wird sicher frei von jeder Zahlung bleiben, aber ich könnte mir
schon vorstellen, dass man den Zugriff auf ein Live-Bild in
Fernsehbildqualität oder auf andere Sonderkonditionen mit einer
kleinen Spende verbinden könnte. Alles Zukunftsmusik, aber
man darf sich ja so seine Gedanken machen. Auch unser kleinster
Jungstorch hat nun die siebte Lebenswoche vollendet und
strebt zusammen mit seinen Geschwistern dem Ausflugtermin
entgegen. Eine ernsthafte Gefahr droht dem Quartett
bis dahin nicht, es sei denn die angekündigten
schweren Gewitter des morgigen Abends treffen auch unser Nest.
Vor allem ein Junges ist seinen Geschwistern in Fragen
der Bewegungsfreudigkeit und Aktivität deutlich voraus. Es
ist auch von der Statur her am größten. Es hat die längsten Beine
und überragt alleine dadurch die drei verbleibenden Jungen um ein
gutes Stück. Auch scheinen sich zwei Pärchen heraus zu
kristallisieren. Und ich möchte annehmen – ohne irgendwelche Beweise
dafür zu haben – dass wir es tatsächlich mit zwei weiblichen
(die beiden kleineren Jungen) und mit zwei männlichen Störchen
(die beiden größeren) zu tun haben. Die Beinlänge ist es, die diesen
eklatanten Größenunterschied ergibt und die auch im
Erwachsenenalter zur Geschlechterunterscheidung dienen
kann.
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Ich bin hier
der Chef! Sitzen bleiben! |
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Georg in
Bedrängnis |
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Aufsteigende
Linie |
Breit aus
die Flügel beide! |
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Jetzt müssen
wir uns schon ducken,
wenn einer übt! |
Spieglein,
Spieglein
an der Wand |
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16. Jul. 03 |
Die Hitze erreichte heute wieder einmal
ihren vorläufigen Höhepunkt und mit einigem Herzklopfen
sah ich der Wetterentwicklung des Nachmittages entgegen. Als
sich gegen 18 Uhr der Himmel verdunkelte und Regen und
Wind einsetzten, beobachtete ich das Nest besonders intensiv. Doch
nach einer guten Stunde war alles vorüber und Nest und
seine Besatzung wohlauf. Schon clever, wie sich die Jungen zu
Beginn des Unwetters ins Nest kuschelten und in dieser Position über
eine Stunde mehr oder weniger regungslos verharrten.
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Vorbereitungen auf das Gewitter... |
...langsam
Köpfe runter!.. |
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...und nun
flach in die
Nestmulde legen! |
Nun hat das
Unwetter den Höhepunkt erreicht! |
Kurz nach 19 Uhr erhob sich der
erste Junge wieder, ein sicheres Zeichen, dass das Schlimmste
vorüber war.

Hej, Kumpels!
Das
Schlimmste ist vorbei!
Mit dem Aus-dem-Bild-Wachsen der Jungen
veränderte ich heute die Kamerabrennweite und fuhr den
Zoom erneut ein Stückchen zurück, so dass nun wieder etwas
mehr Paulskirche und etwas mehr Giebel zu sehen sind. Ich
hoffe, mit dieser Zwischenlösung eine Verbesserung erzielt zu haben,
die aber wieder nur einige Tage Bestand haben wird und dann weiter
zurückgenommen werden wird. Ihr Tagebuchschreiber verließ gegen
13 Uhr das Haus und machte sich auf eine Tour in Sachen
Öffentlichkeitsarbeit. Bei 32 Grad Hitze galt es in
Dinkelsbühl die neue Kameraeinstellung vorzunehmen, ehe
um 14 Uhr beim Seniorenkreis der evangelischen
Kirchengemeinde in Weiltingen ein Vortrag mit dem Thema
„Der Storch in Franken“ anstand. Über 50 Seniorinnen und einige
Senioren waren in der kleinen Storchengemeinde an der Wörnitz
zusammen gekommen. Die drei Jungen des Paares waren bei
meiner Ankunft schon nicht mehr im Nest. Statt ihrer hatten
es sich die beiden Eltern im Nest gemütlich gemacht und ihre drei
Jungen vor den Toren des Marktes zurückgelassen. Fünf Minuten vorher
– bei der Durchfahrt durch Wilburgstetten – konnte ich die
beiden noch nicht flugfähigen Jungen des Paares in
Wilburgstetten auf dem Kirchturm in guter Verfassung, aber noch
nicht flugfähig, in Augenschein nehmen. Die Senioren im
Gemeindehaus von Weiltingen folgten meinen Ausführungen begeistert,
doch aus dem anschließenden Kaffee-Trinken wurde für mich nichts.
Ein weiterer Termin, diesmal ein Pressegespräch,
wartete um 15 Uhr 30 auf mich. Schnell die wenigen Kilometer
hinüber nach Gerolfingen – auch dort stand ein Storch im
Nest, seine Jungen waren bei schweren Horstkämpfen ums Leben
gekommen. Mittlerweile kletterte die Quecksilbersäule auf satte
34 Grad und mit einem Vertreter der Fränkischen Landeszeitung,
einer Reporterin des Lokalsenders Radio8, Helmut
Altreuther, Geschäftsführer der Kreisgruppe Ansbach im Bund
Naturschutz und Thomas Joas, Ortsvorsitzender des BN
Dinkelsbühl und zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe Ansbach ging es
ins kleine Paradies, für das im
Anschluss an den Tagebucheintrag auch so schön geworben wird. Dies
tun in den nächsten Tagen in dankenswerter Weise auch die
Lokalzeitung und der lokale Radiosender. Unser Projekt
schlägt also weitere Wogen und für die nächste Woche
haben sich zwei Kamerateams des Bayerischen Fernsehens
angesagt, um die Störche im Wörnitztal zu besuchen und über sie zu
berichten. Als regelmäßige Leser des Tagebuches werden sie natürlich
auf dem Laufenden gehalten und exklusiv über alles Weitere aus
erster Hand informiert. Bei einem Rundgang über „unsere“
Fläche staunte ich abermals über den Reichtum an zoologischen
und botanischen Kostbarkeiten, den das „kleine Paradies“ auch
angesichts der extremen Trockenheit immer noch bot. Dieses Gebiet
in seiner Reichhaltigkeit zu erwerben, bedeutet natürlich einen
großen Vorteil gegenüber einer Fläche, die man erst mühsam
und mit großem finanziellen Aufwand nach seinen „Bedürfnissen“
umgestalten muss. Mit dem Kauf wird mindestens der
„Ist-Zustand“ beibehalten, dem sonst möglicherweise eine
Entwertung durch eine drohende Nutzung oder Teilnutzung blühen
könnte. Bei der Heimfahrt kurz nach 17 Uhr waren im Westen
schon die ersten Gewitterwolken aufgezogen und als ich zu
Hause einen Blick ins Dinkelsbühler Storchennest warf, hatte
sich der Himmel ziemlich verdunkelt und unser Quartett
mit Benjamin und Lore bereiteten sich auf alle Eventualitäten vor.
Als einige Windböen das Nest mehrmals Male kräftig durchschüttelten,
hatten sich unsere „Fab Four“ bereits flach gelegt. Eine Stunde
änderte sich daran nichts. Erst mit Abzug des Gewitters kam – wie
beschrieben – wieder Leben in die Bude. Und bald darauf deutete
nichts mehr auf das kürzlich tobende Gewitter hin. Die Sonne
allerdings blieb bis zum Einbruch der Nacht verborgen, die
Temperatur war auf angenehme 18 Grad gefallen.
Barbara erwähnte in den frühen
Vormittagsstunden im Gästebuch eine Beobachtung vom ersten Abheben
eines Jungen aus unserem Quartett, sie nennt ihn den „Großen“. Er
ist es auch, den ich schon seit Tagen als den Aktivsten und
Fleißigsten beim Üben beobachten konnte. Wenig später konnte
ich für mich ebenfalls den ersten Luftsprung im Bild
festhalten. Bei der Höhe und der Körperhaltung gibt es
für mich keine andere Erklärung als die: Beide Beine müssen den
Boden verlassen haben, auch wenn man die Zehen leider nicht
sehen kann und diese von einem Geschwisterchen verdeckt sind.
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Mit einem
Bein bin ich schon mal
vom Boden weg! |
Nun bin ich
wieder gelandet!
Probiert´s doch auch einmal! |
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Hallo, ich
schwebe richtig! |
Also in den nächsten Tagen das
Hauptaugenmerk auf diese Luftsprünge richten, die
schließlich so hoch führen werden, dass man von Benjamin, Lore und
den anderen nur noch die Zehen oder vielleicht gar nichts mehr sehen
wird! Doch ganz ruhig bleiben! Der erste richtige Ab- und Ausflug
wird schon noch mindestens eine Woche dauern. Werben Sie
in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis gerade wegen der zu
erwartenden spektakulären Beobachtungen noch einmal kräftig
für unsere Internetseite. Es sollten so viele Menschen wie möglich
an diesen beeindruckenden Szenen teilhaben können.
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Da hinten
muss
Papa bald kommen! |
Na endlich!
Wir haben schon
einen riesigen Hunger! |
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17. Jul. 03 |
Auf der Landkreisseite unserer
Lokalzeitung, der „Fränkischen Landeszeitung“ erschien bereits
heute ein Bericht über unsere gestrigen Stippvisite
zum neuen Storchenbiotop bei
Gerolfingen. Ich lege Ihnen den
Zeitungsausschnitt im Tagebucheintrag zum Studium mit bei.
Damit verbinde ich einen neuen Aufruf, für das unten
ausführlich dargestellte Projekt des Bund Naturschutz zu
spenden, um den Ankauf bald unter Dach und Fach bringen zu
können.
Im Storchennest auf dem alten Rathaus
geht es weiter rund. Auch im Gebäude selbst herrscht
seit Tagen rege Betriebsamkeit. In einigen Räumen im Inneren
des alten Rathaus befindet sich nämlich die Kleiderkammer für
das am Wochenende steigende große Heimatfest. Alles in und um die
Stadt steht dann ganz im Zeichen der Vorbereitungen für die morgen
beginnende „Kinderzeche“.
Den Hintergrund für das Fest bildet das Jahr 1632
während des Dreißigjährigen Krieges. Schwedische Truppen
belagerten damals die Stadt. Der Rat ließ schließlich die Stadttore
öffnen und übergab Dinkelsbühl den fremden Truppen. Mitten in die
Verhandlungen vor dem Rathaus – dort brüten unsere Störche –
erschien singend Lore, die Tochter des Türmers, mit den
ihr anvertrauten Kindern und bat den Anführer der schwedischen
Truppen um Gnade und um Verschonung der Stadt vor
Plünderung und Brandschatzung. Als Oberst Sperreuth in einem
der mit Lore auf den Altrathausplatz gekommenen Kindern sein eigenes
zu erkennen glaubte, gab er den Befehl an seine Truppen, die
Stadt zu verschonen und unverzüglich abzurücken. Somit
avancierte Lore mit den Kindern zur Retterin der Stadt.
Als Dank richtet nun alljährlich Dinkelsbühl ein Fest aus, in dem
vor allem die Kinder der Stadt im Mittelpunkt stehen. Dass dabei am
Montag und Dienstag sogar schulfrei ist, darf als willkommener
Nebeneffekt betrachtet werden. Teilnahme an den Festzügen durch die
Stadt an den Vormittagen ist für die Schüler allerdings Pflicht. Die
geschilderten Geschehnisse sind in dieser Form historisch nicht
belegt. Dass unser Raum häufig als Aufmarschgebiet für
verschiedenste Truppen in dieser Zeit dienen musste, steht dabei
außer Frage und Dinkelsbühl wechselte in den Jahren des Krieges
einige Male den Besitzer. Doch die Episode mit Lore und den Kindern
ist eine „Erfindung“ des Jahres 1897. Sei´s drum! Es lohnt sich
auf alle Fälle, gerade in den Tagen der Kinderzeche
Dinkelsbühl einen Besuch abzustatten.
Dass Pauline, Georg und ihre vier „Riesen“ die
ganzen Geschehnisse von ihrem Ausguck „Storchennest“ live und
hautnah miterleben können, ist eine besondere Auszeichnung für ihre
Bereitschaft, sich ausgerechnet diese Stadt als Brut- und Geburtsort
ausgesucht zu haben. Ich möchte angesichts der Ereignisse in und um
Dinkelsbühl schon ein wenig die Geheimnisse um die Namen
für unser Quartett lüften. Unser Nesthäkchen und hier gab
es für mich die geringsten Zweifel, soll den Namen Benjamin
erhalten. Viele Vorschläge sprachen sich dafür aus und es gibt auch
wenig Gründe, die gegen einen solchen Namen sprechen. Ich gebe
deshalb Benjamin, der beim Beringen das geringste Gewicht auf
die Waage brachte und deshalb mit großer Sicherheit auch zuletzt
geschlüpft war, die Ringnummer A 1994 und wünsche ihm damit
ein langes Leben und irgendwann einmal eine hoffentlich positive
Rückmeldung über sein weiteres Schicksal. Den zweiten Jungstorch
– oder sollte ich jetzt besser Jungstörchin sagen – wollen wir im
Hinblick auf die große Bedeutung dieses Namens für die
Kinderzeche in unserer Stadt deshalb Lore nennen. Lore,
die heimliche Retterin vor Plünderung und Brandschatzung! Bei der
Beringung war unsere Lore die Zweitgrößte und erhielt den
Ring A 1992. So viel als kleines Kinderzechgeschenk schon
im Voraus. Die beiden verbleibenden Namensträger werden
bis zum Montag bekannt gegeben. Im Nest blieb es heute
zunächst bei Regen und kühleren Temperaturen etwas ruhiger
als in den vergangenen Tagen.

Am Tag, als der Regen kam
Zum Abheben hatte keiner der Jungen so richtig
Lust und es dauerte bis in die Nachmittagsstunden, ehe der Regen
aufhörte und die Bewegungsfreudigkeit bei Lore, Benjamin & Co.
wieder auflebte.
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Wir müssen
wieder trocknen, Freunde! |
Mit
Sonnenschein geht es doch viel besser! |
Dann konnte man bei mindestens einem der Jungen
Luftsprünge ohne Bodenkontakt beobachten.
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Beginn der
Übungsstunde! |
Schöne
Tragflächen! |
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Abgehoben! |
Beim
nächsten Mal schaffe ich es auch! |
Als ob sich unsere Rasselbande intern
absprechen würde – sie tut es vielleicht in dieser delikaten
Angelegenheit wirklich – sieht man immer nur ein Mitglied des
Quartetts beim Springen, während die anderen in dieser Zeit still
halten und den Übenden gewähren lassen. |
18. Jul. 03 |
Die Suche nach Namen für unsere
beiden, noch Ungetauften geht weiter. Mit Lore und
Benjamin hätten wir die Hälfte aber schon geschafft.
Von der Wetterfront gibt es nichts Neues zu vermelden.
Heiß und trocken! Und in diesem Stil wird es wohl auch über das
Wochenende weiter gehen. Für alle aktiven Teilnehmer und die
Tausenden von Zuschauern bei der Kinderzeche bahnt sich deshalb eine
wahre Hitzeschlacht an, die die körperlichen Reserven aller
herausfordert. Drücken wir deshalb allen Beteiligten ein wenig die
Daumen, dass der Kräfteverschleiß nicht zu groß ausfällt.
Das Springen im Nest geht munter
weiter, die Fütterungen beider Elternteile halten
unvermittelt an und heute kam es – Jörg konnte als Belege wieder
zahlreiche Schnappschüsse beisteuern – fast zu einer
Begegnung von Pauline und Georg am Nest. Sie verpassten sich
lediglich um wenige Sekunden.
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Kaum hat
Georg seine
Fütterung abgeschlossen... |
...erscheint
Mama Pauline |
Sicher zog es Georg vor, vor der Landung
Paulines das Weite zu suchen und so ging die „Ablösung“ Hand in
Hand. Georg sah die anfliegende Partnerin, flog ab und schon stand
Pauline im Nest. Dass die zweite Fütterung an Intensität und
Ergiebigkeit der ersten in Nichts nachstand und die Jungen auch
diese Portion begierig verschlangen, beweist die ungebremste
Fresslust von Lore, Benjamin und Co. Durch einen neuerlichen,
unerklärlichen Stillstand in der Übermittlung der Bilder fehlen
heute in der lückenlosen Dokumentation rund drei Stunden. Dennoch
gilt das Lob für Andreas Kamm uneingeschränkt weiter und wenn
Störungen auftreten, liegt es nicht immer in der Hand der Technik.
Vier Monate Übertragung aus dem Storchennest! Was bedeuten da wenige
Stunden Bildausfall insgesamt? Da haben andere Webcam-Betreiber in
den vergangenen Monaten wesentlich schlechter abgeschnitten! Zeigen
Sie deshalb in solchen Fällen Verständnis und probieren Sie es
einfach später erneut! Wir bemerken die Probleme meist nach wenigen
Minuten und gehen den möglichen Ursachen sofort nach und bisher hat
es ja auch mit der Behebung des „Schadens“ immer schnell geklappt.
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Morgengymnastik |
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Abendtoilette mit Gefiederpfleg |
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19. Jul. 03 |
Sonnig und heiß! So beginnt mein
heutiger Eintrag. Absolut nichts Neues in diesem Frühsommer. Unser
Quartett legte immer wieder große Aktivitätspausen
ein, in denen schon mal alle vier im Nest ruhten und alles, was es
wegzustrecken gab, auch wegstreckten.

Warten auf das zweite Frühstück!
Gegen 10:40 Uhr erschien plötzlich Georg
unvermittelt und klappernd im Nest. Er hegte ganz andere Absichten
als die zu füttern. Schnell war klar, dass Georg zur Feindabwehr
erschienen war. Offensichtlich drehten zu dieser Stunde ein oder
auch mehrere Artgenossen einige Runden über der
Kinderzech-Stadt.
Doch schon bald darauf gab es wieder
Entwarnung und der normale Nestbetrieb ging weiter. Das
Sprungvermögen der nun die achte Lebenswoche vollendenden
Jungen macht weitere Fortschritte. Es liegen Beobachtungen
ohne Schnappschussbeleg vor, nach denen ein Junges das
Bild dabei schon nach oben einmal kurz verlassen
hat. „Mein“ höchster Sprung des Tages liegt nachfolgend bei.
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Und hoch
die Beine! |
Kuckuck!
Hier oben bin ich! |
An der
Landung
muss ich noch üben! |
Einen solchen Sprung werden die Jungen dereinst
benötigen und den richtigen Wind dazu, um den ersten kurzen Ausflug
zu starten. Wann wird dies geschehen? Wer macht die erste
diesbezügliche Beobachtung? Bis zum nächsten Sonntag der nächsten
Woche sollte es passiert sein. Ob es dann schon bei allen klappt,
wird sich zeigen. |
20. Jul. 03 |
Die Jury hat entschieden! Nachdem die
Namen Lore und
Benjamin schon
entschieden waren, konnte der Namen-Marathon am heutigen
Abend erfolgreich zu Ende geführt werden. Ziel bei der
Auswahl war es, Namen zu wählen, die in irgendeiner Beziehung zum
Ort, zu den Ereignissen im Nest oder überhaupt ins fränkische Land
passen. Bei Felix
unterstützte ich den Vorschlag, der sich auf das Geschehen
vom 23. Juni bezog, als ein Fremdstorch die Jungen einige
Minuten attackierte und eben jener Felix das meiste bei dieser
Attacke abbekam. Mit Glück überstand er die Angriffe und da er
außerdem noch schützend über seinen Geschwistern lag, blieben die
kleineren gänzlich unverletzt. Mit der Ringnummer A 1995 wird
in Zukunft der Name Felix verbunden bleiben. Er war bei
der Beringung der schwerste unseres Quartetts. Beim
letzten zu vergebenden Namen fiel schließlich die Wahl auf
Luise. Der
zweitkleinste Jungstorch erhält die Ringnummer A 1993. Bis
zum Schluss gab es ein enges Rennen. Nachdem sich noch
kurz vor dem Ende des Auswahlverfahrens einige neue Namen
ins Spiel gebracht hatten – ich nenne der Einfachheit nur die am
häufigsten genannten mit Brit, Ursula, Angie, Karl, Michael, Herbert
und Daggi – setzten sich schließlich doch die zuerst
genannten Namen durch. Die jetzt „Durchgefallenen“
bleiben uns auf alle Fälle in guter Erinnerung und
sollten im nächsten Jahr, wenn es wieder auf Namenssuche
geht, erste Wahl bleiben. Sie konnten in der nun zu Ende
gehenden Brutzeit stets gewichtige Akzente setzen und blieben
unserer Website mit feinfühligen, nie die Grenzen des
Anstandes überschreitenden Äußerungen stets verbunden. Dass
es zu einer Berücksichtigung kommt, setzt aber auch im Jahre 2004
neuen Nachwuchs voraus. Also warten wir zusammen auf eine
hoffentlich annähernd so gut verlaufende Brutzeit im kommenden Jahr!
Die nicht mehr Namenlosen ficht ihr neuer Status in keiner
Weise an. Sie verhalten sich dennoch nicht anders als gestern oder
in den vergangenen Tagen. Wie sollten sie auch? Der mit den
höchsten Sprüngen und zugleich der, der wohl als erster das Nest
einmal verlassen wird, wäre also unser Felix. Der, der noch
am wenigsten in dieser Beziehung „auf dem Kasten“
hat, wäre Benjamin. Die beiden Damen, Lore und Luise,
nehmen in dieser Konstellation die Mittelstellung ein. Dass sich die
Übertragung auch am heutigen Tag eine kleine Auszeit
nahm, darf ihr nicht verübelt werden, wollte sie die Gelegenheit
doch nutzen, auf dem Altrathausplatz die Stadtübergabe an die
schwedischen Truppen live mit zu verfolgen. Bei Benjamin, Luise,
Lore und Felix macht sich im Bereich der Schnabelfärbung
immer mehr eine Neuerung bemerkbar. Aus den schwarzen sind
mittlerweile in der Sonne hellbraune Spuren zeigende Schnäbel
geworden. Von der Schnabelbasis des Unterschnabels beginnend, dann
auch auf den Oberschnabel übergreifend wird der schwarze Farbton
durch ein helles Braun, das später immer mehr in ein verwaschenes
Rot wechselt, ersetzt. Achten Sie in den Tagen der ersten
Ausflüge immer wieder auf dieses Merkmal. Es hilft – zusammen
mit der geringeren Schnabellänge – die Eltern zu
unterscheiden. Dass unser Quartett zur Thermoregulation
auch die Beine bekotet, darf ebenfalls angemerkt werden.

Benjamin schwitzt am stärksten!
Sein linkes Bein ist schneeweiß!
Hier unterscheiden sich die Jungen von den Eltern in keiner
Weise. Ansonsten wechselt nun die Beinfärbung der Jungen
immer mehr in ein helles Braun, das sich auch in die Bereiche
über dem Intertarsalgelenk erstreckt

Luise beim freien Training!
Bis aber Schnabel und Beine in
das für erwachsene Störche so typische Rot gewechselt haben,
vergehen noch viele Wochen und erst, wenn Felix und seine
Geschwister ihr Winterquartier erreicht haben und einige Monate
alt sind, werden sie als diesjährige Störche von allen älteren
Artgenossen nicht oder nur mehr unter günstigsten
Beobachtungsverhältnissen zu unterscheiden sein. So lange sie aber
nach dem Ausfliegen noch ins Nest zurückkehren, sollte auch aus dem
Blickwinkel unserer Kamera eine eindeutige Unterscheidung zu ihren
Eltern möglich sein. Derweil klappt die Versorgung unseres Quartetts
durch die beiden Altvögel weiterhin einwandfrei. Ruhepausen im Nest
finden ja schon seit Wochen nicht mehr statt und selbst die
gelegentlichen Momente des Ausweichens und Stehens auf dem Dachfirst
währen nur Sekunden. Eine solche Sequenz konnte ich heute einmal „schnappschießen“.
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Meine
Futterration wäre
ich wieder los! |
Nichts wie ab
auf
den Dachfirst! |
Die Arbeit ruft!
Ich starte wieder! |
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21. Jul. 03 |
Durchatmen bei Felix, Lore, Luise und
Benjamin!

Gruppenbild mit Damen!
Lore und Felix hinten stehend,
Luise und Benjamin vorne im Fersensitz!
Der Morgen begann mit kräftigem Wind, einer
geschlossenen Bewölkung und einigen Regenschauern, die zwar
Schwüle zurückließen, die Höchsttemperaturen aber um knappe 10 Grad
nach unten drückten. Erst der Nachmittag erinnerte dann wieder eher
an die vergangenen Tage mit reichlich Hitze und den damit
verbundenen Randerscheinungen. Das über die Bein- und
Schnabelfärbung im gestrigen Eintrag Gesagte gilt heute natürlich
weiter und soll im folgenden Schnappschuss noch einmal verdeutlicht
werden.

Beinstudien!
Das Hellbraun zieht sich ganz hoch,
der Schnabel ist längst nicht mehr schwarz!
Eine weitere interessante Beobachtung
machte ich am späten Nachmittag, als wahrscheinlich Felix
unvermittelt in eine Drohhaltung verfiel und das Klappern
begann.

99 Luftballons!
Ich dachte schon das wird ein Angriff!
Schon einige Sekunden vorher waren die
Augen des Quartetts immer wieder gen Himmel gerichtet.
Ich denke, dass in diesem Moment ein Fremdstorch über dem
Nest kreiste oder einer der zahlreichen Kinderzech-Luftballons
dem Nest sehr nahe kam. Beide Ereignisse könnten die entsprechende
Reaktion ausgelöst haben. Sie beweist, dass die Jungen jetzt
sehr wohl in der Lage wären, sich gegen einen Aggressor
durchzusetzen. Sie verfallen bei Gefahr auch nicht
mehr in Akinese, so dass ein Eingreifen am Nest ab einem
Zeitraum zwischen der sechsten und der siebten Lebenswoche äußerst
riskant und ein Abspringen der Jungen, also ein vorzeitiges
Verlassen des Nestes, nicht auszuschließen wäre. Luftsprünge
gab es natürlich wieder zu bestaunen und mein bester Schnappschuss
zeigt Felix bei einem seiner zahlreichen Versuche.
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Vorsicht,
Felix! |
Aus der
Bahn! Für meine
Landung brauche ich Platz! |
Dass ein häufiger Gebrauch der
Flugmuskulatur noch schnell ermüdet und zu einem
richtigen Muskelkater führen kann, bewiesen die mehr oder
weniger langen Pausen, die unser Quartett immer wieder einlegte.

Jetzt reicht es vorerst!
Schauen wir lieber dem bunten Treiben auf der Straße zu!
In einem Fall lag man für längere Zeit eng
aneinander gekuschelt wie in jungen Lebenstagen gemeinsam im Nest.

Jetzt wird aber mal geschlafen!
Diese Position ist auch diejenige, die während
der längsten Zeit der Nacht beibehalten wird. Aber selbst in der
finstersten Dunkelheit kann man die Jungstörche in ihrer Behausung
springen und herumlaufen sehen. Nach wie vor gilt: Wenn einer
übt, haben alle anderen Pause! Diese Maxime wird strikt befolgt.
Der erste Ausflug hat mit Sicherheit heute noch nicht
stattgefunden, auch wenn ich nur begrenzte Zeit am Monitor
zuschauen konnte. Dafür sind die Sprünge noch immer zu wenig
intensiv und noch zu niedrig. Aber in ein paar Tagen wird es so
weit sein. Seien Sie bei der Beobachtung deshalb
besonders kritisch und warten Sie einige Bildaktualisierungen
ab, bis Sie sich ganz sicher sind. Es gab in den letzten Wochen
schon einige hundert Situationen, in denen man beim ersten Eindruck
lediglich drei Junge im Nest sehen konnte. Wartete man ein Weilchen,
entdeckte man den vierten Jungen genau hinter dem Körper eines
seiner Geschwisterchen. |
22. Jul. 03 |
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen
der großen Sprünge. Im Moment ist wenigstens ein Junges,
nennen wir es Felix, in der Lage, sehr hoch zu springen und aus dem
Bild kurz zu entschwinden. Das bedeutet für Ihren Tagebuchschreiber,
dass abermals eine kleine Bildkorrektur nötig wird, die ich
in den nächsten Tagen vornehmen werde. Die Hitze erreichte
mit deutlich über 30 Grad einen weiteren Höhepunkt, den auch
die Kinderzeche heute überschritt. Damit wird sich die Hektik in der
Stadt ein wenig legen und weiterhin nur noch die Tagesgäste und
Touristen für einige Unruhe sorgen. Die Frage aller Fragen, die uns
weiter beschäftigen wird, lautet: Wann fliegt der erste unserer
Jungen aus? Wer liefert Beweisfotos? Wann ist das Nest zum
ersten Mal ganz leer? Ich denke, dass Felix als erster den Absprung
schafft. Benjamin wird ihm erst mehrere Tage später folgen. Unser
Jüngster ist auf den Tag genau acht Wochen alt, also genau 56
Tage, Felix und Lore sind zwei Tage älter, bringen
es damit auf genau 58 Tage. Damit liegen alle vier in
dem Bereich, in dem nach einschlägigen Literaturangaben das
Ausfliegen erwartet werden kann. Hier liegen die
Extremwerte zwischen 54 und 68 Tagen, wobei die Grenze nach
oben durchaus noch offen ist und ich selbst erste Abflüge
auch weit nach 68 Tagen beobachten konnte. Meist liegen in solchen
Fällen Entwicklungsrückstände in der Federentwicklung vor und
dies konnte bei unserem Quartett bisher nicht nachgewiesen werden.
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Abgehoben!? |
Hier
geblieben, Benjamin! |
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Wer
findet mich? Ich bin hier oben! |
Ich
starte den nächsten Versuch! |
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Ich
fliege! |
Fast
entrückt! |
Nachdem das Storchennest auf dem alten
Rathaus in meiner Heimatstadt Feuchtwangen schon seit
mehreren Tagen keinen Storchenbesuch mehr erlebt hatte, erhielt
ich gestern am späten Abend noch einen Anruf aus dem
Industriegelände. Der Anrufer teilte mit, dass seit vielen Tagen
schon auf dem Werksgelände einer Matratzenfabrik zwei
Störche übernachteten. Eine sofortige Kontrolle gegen
22:15 Uhr bestätigte die Angaben des Melders. Auf besagter
Fabrikhalle mit angebautem Heizungsturm standen in etwa
fünf Meter Abstand zueinander die beiden Störche. Es sind
sicher die selben, die das Nest in der Innenstadt in diesem Jahr
erbaut hatten. Weshalb sie jetzt aus der Innenstadt verschwunden
sind und sich lieber auf einem Fabrikgelände aufhalten, kann nicht
eindeutig gesagt werden. |
23. Jul. 03 |
Unwetter über der Stadt! Nachdem der Chronist heute schon
ausnahmsweise eine Stunde früher aus der Schule nach Hause kam und
sich in seiner Heimatstadt bereits um 12:30 Uhr ein heftiges
Gewitter mit Platzregen entlud, bereiteten sich auch Felix, Lore,
Luise und Benjamin auf ein bevorstehendes Unwetter vor. Gegen 13
Uhr nahmen sie im Nest die „Bodenlage“ ein – immer
ein untrügliches Zeichen für unangenehmen Wind.

Jetzt geht es gleich los!
Da sich auch die Lichtverhältnisse verschlechterten, konnte man
in Dinkelsbühl ebenfalls mit einem heftigen Regen rechnen. Ihr
Tagebuchschreiber machte es ausnahmsweise an diesem Tag seinen
Störchen nach und hielt seit langen Wochen zum ersten Mal eine Art
Mittagsschlaf. Als ich schließlich nach über einer Stunde ins
Storchennest blickte, sahen mich vier reichlich nasse
Störche an. Die Nachricht im Gästebuch und das Bild in Helmuts
Homepage machten mir dann schnell deutlich, was ich verpasst hatte.
Im Nachhinein war ich froh, dies nicht live mitverfolgt zu haben.
Ich hätte doch erneut einiges an Substanz verloren. Und die brauche
ich sicher noch in den nächsten Wochen. Während ich ruhte, entlud
sich ein schweres Unwetter über der Stadt und dem Nest mit
heftigen Winden, Regenstürmen und Hagelschauern. Das Quartett
überstand auch diese Prüfung unbeschadet und Ulrich
ist es zu verdanken, dass einige Schnappschüsse nun im
Tagebuch erscheinen können.
Danach brauchten die Jungen eine ganze Weile, ehe nach dem
Trocknen des Gefieders wieder Leben in sie zurückkehrte.
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Wieder
trocken... |
...und
bereit zum Springen |
War vorher an ein Abheben vom Nestboden nicht zu denken, änderte
sich dies von Minute zu Minute immer schneller und schließlich hatte
man sich auf den gewohnten Rhythmus geeinigt und abwechselnd – immer
nur einer gleichzeitig – bewegte man seine Flügel und selbst
Benjamin konnte dabei seinen ersten, noch sehr
bescheidenen ersten Luftsprung hinter sich bringen. Die
Wetterlage beruhigte sich in den Nachmittagsstunden und der Abend
versprach schon wieder einen fast wolkenlosen Himmel.

Und abends kam Georg
mit reichlich frischem Polstermaterial.
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24. Jul. 03 |
Das wichtigste Ereignis gleich vorweg!
Heute zwischen 16 Uhr und 17 Uhr überschritt der Counter
auf dieser Website die magische Grenze von einer
halben Million Zugriffen.
Dafür möchten sich die Verantwortlichen rund ums Storchennest
sehr herzlich bei Ihnen bedanken. In 26 Monaten
haben wir damit etwas erreicht, das wir zu Beginn nicht zu träumen
wagten. Allein seit Anfang März diesen Jahres (in knapp 5
Monaten) brachte es unsere Website dabei auf über 250.000
Zugriffe und es ist sicher nicht vermessen, wenn bis Jahresende
noch einmal mindestens 100.000 dazukommen. Das entgegengebrachte
Vertrauen bestärkt uns, in dieser Art und Weise weiter zu machen.
Gelegentliche Nackenschläge sollten kein Anlass sein, die Flinte ins
Korn zu werfen, sondern sie sollten uns im Gegenteil noch mehr
bestärken, dass unser Weg in Sachen Storchenschutz und
Informationsübermittlung der richtige ist. Es bleibt jedem User frei
gestellt, ob er im Tagebuch blättert und sich mit den Gedanken Ihres
Schreibers anfreunden möchte oder nicht.
Um 16:57 Uhr erhielt ich eine Mail von
Dr. Dr. Alfred Seiferlein, Gemeindepfarrer der evangelischen
Kirchengemeinde von Bechhofen im Landkreis Ansbach (etwa 20
Kilometer von Dinkelsbühl entfernt), der mir persönlich bekannt und
– wie er mitteilt - ein täglicher Seher unserer Storchenkamera ist.
Ihm war es vergönnt, der 500.000. Besucher unserer Seite
gewesen zu sein. Ich persönlich freue mich, dass sich die Geschicke
so gefügt haben und er der glückliche „Gewinner“ ohne Gewinn ist.
Ein zweites Ereignis hob diesen 24. Juli
über die anderen Tage dieses Brutjahres heraus. Es gab das zweite
schwere Unwetter hintereinander. Während gestern außerhalb der
Stadt ein Motorradfahrer vom Blitz getroffen und schwer verletzt
wurde und außerdem ein Einschlag in der benachbarten Georgskirche
zumindest die Alarmanlage außer Gefecht setzte, waren die
heutigen Regenmengen und die Verwüstungen in Gärten und auf
Feldern ungleich schwerer als 24 Stunden vorher. Die
Schnelligkeit, mit der das Unheil über dem Nest und der Stadt
hereinbrach, überraschte auch diesmal.
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Chronologie
eines weiteren Unwetters |
Innerhalb weniger Minuten goss es in
einer Art und Weise, die durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden
kann. Und zum ersten Mal in über zwei Jahren
Storchenkamera stand für eine halbe Stunde Wasser im Nest,
das die Zehen der Jungen voll umspülte - ein kleiner See, der
sich zumindest in der linken Nesthälfte breit machte.
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Wasserspielereien im Nest |
Im derzeitigen Brutstatus – kurz vor dem
Ausfliegen der Jungen – ist die Nestmulde oder besser das Nestinnere
derartig verdichtet, also so hart, dass Niederschläge kaum mehr
versickern können. Dazu kommt die extreme Trockenheit, die diesen
Zustand natürlich weiter gefördert hat. Ich möchte damit sagen, dass
in einem anderen Stadium der Brut – vielleicht kurz nach dem
Schlüpfen der Jungen – die gleiche Regenmenge nicht diesen Effekt
bewirkt hätte. Die Nestmulde wäre auf keinen Fall so hart und
undurchlässig gewesen und hätte ein Abfließen leichter ermöglicht.
Dennoch bin ich froh, dass zwei schwere Unwetter hintereinander
nicht bereits Anfang Juni stattgefunden haben, sondern erst jetzt,
wo die Jungen nicht mehr unmittelbar durch die Wetterkapriolen
bedroht waren. Einige Hagelkörner plumpsten auch auf den Nachwuchs
und somit in unser Nest und könnten durchaus für einige Prellungen
gesorgt haben. Kurz nach dem Unwetter erreichte ein Anruf aus
Dinkelsbühl meine Frau, die bei meiner Abwesenheit den Hörer abnahm.
Es meldete sich ein besorgter Einwohner des Wörnitzstädtchens mit
der Nachricht, dass in seiner Straße am südlichen Ortsende ein
Storch – er wisse nicht, ob es einer der Jungen sei – auf einem
Hausdach sitze und den Flügel merkwürdig halte, als ob er
verletzt sei. Meine Frau riet dem Anrufer, die Vorgänge weiter zu
beobachten und sich im Bedarfsfalle noch einmal zu melden. Wenn ein
Storch auf einem Dach landet, kann er nicht groß in seinem
Flugvermögen eingeschränkt sein. Dies bestätigte sich einige Minuten
später, als der gleiche Anrufer den Abflug des Storches vom
Dach meldete. Mit großer Sicherheit handelte es sich bei der
fraglichen Beobachtung um Georg oder Pauline. Einer der
beiden muss wohl beim Rückflug zum Nest vom Unwetter zu dieser
unvorhergesehenen Landung gezwungen worden sein. Da in diesem
Stadtgebiet der Hagel besonders stark zuschlug, war dieses
Ausweichmanöver sicher nicht verwunderlich. Bis zum Abend konnten
aber sowohl Pauline als auch Georg am Nest bei Fütterungen
beobachtet werden, so dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen,
es könnte einem der Alten etwas zugestoßen sein.
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Fast nichts
mehr erinnert an die schlimmen Kapriolen des Wetters! |
Und schließlich möchte ich noch von einem
dritten Ereignis berichten, das diesen Tag zu einem schon etwas
besonderen machte. Ein vierköpfiges Team des Bayerischen
Fernsehens besuchte mich, um für eine Sendung im dritten
Programm Anfang August einen Beitrag über Ihren
Tagebuchschreiber zu drehen. Als wir uns an der Autobahnausfahrt bei
der Spielbank Feuchtwangen wie verabredet um 13:30 Uhr trafen, um
Richtung Dinkelsbühl zu fahren, änderten wir angesichts der in
dieser Richtung bedrohlichen Wettersituation unsere Planungen und
steuerten zuerst die Wohnung Ihres unermüdlichen Schreibers an. Er
durfte dort die Website ausführlich vorstellen, im Tagebuch
blättern, einen neuen Eintrag verfassen usw., immer beobachtet von
Kamera, Ton, Licht und Regie. Nach zwei Stunden bei mir daheim
wechselte die Crew ihren Standort und wir fuhren zu Georg, Pauline
und den vier Jungen nach Dinkelsbühl. Dort waren verschiedene
Locations abzuklappern, ehe vom Turm der Georgskirche auf die
reichlich nassen Jungen unseres Webcampaares geblickt wurde. Den
Abschluss bildete schließlich noch die Fahrt nach Herrieden, wo die
drei Jungen des dortigen Storchenpaares auf dem Stadttor bei den
Fernsehleuten für Aufregung sorgten. Kurz vor 18 Uhr trennten sich
unsere Wege wieder und ihr Tagebuchschreiber kehrte zur Normalität
zurück. |
25. Jul. 03 |
Kein Unwetter! Angesichts der
vergangenen Tage muss dies besonders vermerkt werden.
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Die Sonne
ist doch auch wieder schön! |
Und Futter
gibt es nach wie vor! |
Ich wählte heute einen etwas größeren
Kameraausschnitt, bei dem wieder ein kleines Stückchen vom Nest
weggerückt wurde. Nun ist das mit dem Verstellen der
Brennweite – ich habe dies schon wiederholt hier beschrieben –
alles andere als leicht. Es gibt im Prinzip nur drei vorgegebene
Einstellmöglichkeiten, d.h. das Zoomen ist nicht stufenlos
durchführbar. Mit Geduld und einigen Tricks lassen sich diese
Vorgaben in engen Grenzen überlisten, so dass man am Ende doch über
mehr als drei Varianten verfügt. Da dies alles aber per Handbetrieb
unter dem Dach des alten Rathauses mit einer Handyverbindung nach
Feuchtwangen durchgeführt werden muss, sind eben auch immer
Abstriche von einer Optimallösung hinzunehmen. Seien Sie
deshalb nicht böse, wenn die Jungen beim Springen immer noch
leicht aus dem Bild geraten. Bei der nächsten Neueinstellung
werde ich dann – hoffentlich – noch ein Stück weiter zoomen können,
ohne dass das Nest nur noch so groß wie eine Briefmarke erscheint.
Pünktlich zum interessantesten Geschehen im
Nest haben sich leider massive Probleme zwischen dem
Provider und unserem Server ergeben, die dazu geführt haben,
dass die Bildfrequenz vorübergehend auf 100 Sekunden
heraufgesetzt werden musste. Für den morgigen Tag bleibt es bei
einer Bildfrequenz von wenigstens 10 Sekunden, ehe dann ab Montag
wieder der normale Betrieb aufgenommen werden soll. Es
geht – wie meistens in solchen Fällen – ums liebe Geld.
Die zu Beginn der diesjährigen „Saison“ kalkulierten
Übertragungskosten sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt um fast
das Doppelte überschritten, so dass noch einmal neu kalkuliert
werden muss. Daran sollte eine weitere Übertragung auf keinen Fall
scheitern, steht uns doch für nächste Woche eine größere Spende ins
Haus. Darüber wird dann am Mittwoch berichtet werden können. Der
einzige Wermutstropfen, der geschluckt werden muss ist der, dass im
10-Sekunden-Takt der eine oder andere Luftsprung unseres Quartetts
auf der Strecke bleibt, denn solche Sprünge führen immer vor Ablauf
von 10 Sekunden wieder auf den Nestboden zurück. Ich konnte aber
heute, als ich mich in Dinkelsbühl aufhielt, ein Schweben über dem
Nest von mindestens fünf Sekunden Dauer beobachten. Da hätte es mich
nicht gewundert, wenn dieser Versuch zum ersten Abflug geführt
hätte. Ein solcher ist bis heute jedoch noch nicht erfolgt. Und die
Jungen – inzwischen 59 bis 61 Tage alt – halten nach
wie vor am Nest fest und keiner von ihnen hat den ersten
Ausflug bisher gewagt.
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So langsam
erwacht wieder das Fluggefühl! |
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26. Jul. 03 |
Leider blieben in den ersten Vormittagsstunden
die Bilder der Kamera „dunkel“, d.h. sie zeigten eine Einstellung
der vergangenen Nacht kurz vor 23 Uhr. Erst gegen 10 Uhr begann die
Übertragung fast schon wieder wie gewohnt zu laufen und brachte eine
Aktualisierung im 10-Sekunden-Takt.

Wieder auf Empfang und alle noch im Nest!
Felix, Lore, Luise und Benjamin erlebten einen
weiteren ruhigeren Tag, der erneut ausschließlich im Nest stattfand
und noch nicht zu den erwarteten ersten Abflügen führte.
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Es geht doch
noch! Fleißig üben! |
So müssen wir eben einen zusätzlichen Tag auf
den ersten Absprung warten. Gefüttert wurde auch fleißig, so dass es
unserem Quartett an Nichts fehlte.

Georg erscheint zur Fütterung: „Kinder, ich habe euch etwas
mitgebracht!“
Die abendliche Stadtbeleuchtung brachte ans
Licht, dass die Nachtstunden vom Jungvolk keineswegs nur zum Ruhen
und Schlafen genutzt werden. Gegen 22 Uhr herrschte Highlife im
Nest.

Hoffentlich sieht uns so keiner!
Wenn die Eltern nicht zu Hause sind, kann man
gelegentlich schon einmal die Sau rauslassen, ohne gleich zu
verhausschweinen. |
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Inzwischen sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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