Storchenkamera

Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 7
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10. Mai 03
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So lange an unserem Nest alles in
ruhigen Bahnen läuft, kann ich meine Blicke etwas häufiger auf die
Nester in Paulines und Georgs Umfeld richten. Dabei besitzt
dieses Umfeld, bestehend aus den Landkreisen Ansbach und
Weißenburg-Gunzenhausen, eine Fläche von immerhin 3.000
Quadratkilometern. Also bitte nicht denken, alles spiele sich in
einem Radius von wenigen Kilometern um Dinkelsbühl ab! Bei meinem
heutigen Ausflug – und dabei berührte ich nicht einmal alle
Nester – kam ich auf über 150 Kilometer Fahrtstrecke. Das für
mich persönlich Erfreulichste vorne weg! Ich bin gebürtiger
Feuchtwanger und kam durch die Ansiedlung eines
Storchenpaares im Jahre 1968 in meiner Heimatstadt zu
meiner bis heute anhaltenden Liebe zu diesem Vogel. Nach
einer erfolgreichen Brut ein Jahr später wurde es wieder ruhig um
den Storch in meiner Geburtsstadt. 1974 kam es zur letzten länger
andauernden Nestbesetzung. Das damals von den Störchen spontan, ohne
menschliche Mithilfe errichtete Nest auf dem Kamin des Gasthauses
„Zum Löwen“ in der Unteren Torstraße verfiel daraufhin, der Kamin
wurde später sogar abgebrochen. In der Folge kam es fast
alljährlich zu kurzen Besuchen von einzelnen Störchen auf
den verschiedensten Gebäuden der Stadt. Bevorzugt wurden
dabei stets Gebäude im Bereich des Marktplatzes mit dem
prächtigen „Hotel zum Greifen“, dem Neststandort bis 1945.
Eine künstliche Nisthilfe oder gar ein Nest sind seit Jahrzehnten
nicht mehr vorhanden. Deshalb brach ich auch sofort mein Mittagessen
ab, als mich heute die Nachricht ereilte, auf dem Dach des
genannten Hotels stehe ein Storch. Nun kann ich vom
Dachboden meines Elternhauses aus rund 50 Metern Entfernung dieses
Dach einsehen. Also bezog ich dort Stellung und sah statt des
gemeldeten Einzelstorches gleich zwei meiner Lieblingsvögel.
Einer hatte Stellung auf dem Dach bezogen, der andere stand auf dem
Kamin, einem Platz, der sich durchaus für die Anlage eines Nestes
eignen würde. Nach fünf Stunden waren die beiden immer noch vor Ort.
Diesmal standen sie gemeinsam auf dem Kamin, also ein
weiterer Fortschritt bei der versuchten Ansiedlung. Man flog gegen
17:30 Uhr ab und landete auf dem Turm der katholischen Kirche
(auch dies konnte ich live vom Dachboden meines Elternhauses
beobachten). Nach wenigen Minuten begaben sich die Neuansiedler in
das kleine Flusstal der Sulzach, wirklich kein optimaler Lebensraum
für Störche!

Du Georg, in Feuchtwangen sollen
seit heute auch Störche sein!
Das Beste zum Schluss! Nach Einbruch der
Dunkelheit stand das Paar vereint auf dem Kamin des
Hotels. Doch selbst eine so erfreuliche Nachricht wird noch
übertroffen von meinem Besuch in Mosbach. Gerade hatte sich
eine Ablösung am Nest vollzogen. Das Weibchen war abgerauscht, denn
als ich meinen Aussichtsposten auf dem Kirchturm erreicht hatte, war
nur noch das Männchen anwesend. Es hatte bereits gefüttert und stand
nun ohne große Aktion im Nest. Ohne Unterbrechung richtete ich meine
Blick bei 60facher Vergrößerung meines Spektives in die Nestmulde.
Und nach einer halben Stunde war ein weiterer Traum wahr
geworden. Das Mosbacher Paar hat 6 (!!) Junge im Nest.

Auf diese Traumzahl bringen wir es heuer nicht!
Drei Junge sind entwicklungsmäßig deutlich
weiter als eine zweite Dreiergruppe, zu der natürlich auch das
sechste Junge gehört. Dieses ist ja auch erst gestern geschlüpft.
Bereits nach einer knappen halben Stunde kam das Weibchen erneut zum
Füttern, das Männchen flog fast zeitgleich ab. Was sich dann aus dem
Magen unserer Storchendame ins Nestinnere ergoss, war für mich eine
weitere große Überraschung. Ungezählte fingerlange Ellritzen und
Moderlieschen rutschten ins Nest und wurden von den Jungen
begierig und mit Heißhunger verschlungen. Wo hatte das Weibchen in
einer knappen halben Stunde rund 50 dieser Fische
gefangen? Ein Teich ist nicht in der Nähe, auch der Badeweiher ist
inzwischen ohne Wasser, bleibt also nur die Wörnitz. Und so muss es
sein! Der niedrige Wasserstand ermöglicht es momentan den
Störchen, an vielen Stellen in die nur ganz langsam fließende
Wörnitz zu gelangen und dort auf Fischfang zu gehen.
Es haben sich auch viele kleinere Sandbänke gebildet, von wo aus
eine solche Jagd durchaus denkbar wäre. Ein Beweis für diese
Jagdweise durch eine direkte Beobachtung steht aber noch aus.
So hat auch die Trockenheit eine gute Seite im Nahrungsgebiet
unserer Störche, erschließt sie doch eine sonst unzugängliche
Nahrungsquelle. Freuen wir uns also im Moment über die seltene Zahl
von sechs geschlüpften Störchenküken und nehmen wir gleichzeitig zur
Kenntnis, dass es wohl nicht mehr lang bei dieser Zahl bleiben wird.
Meine Rundreise führte mich heute noch
an weitere Storchennester. Vor allem am Mittellauf der
Altmühl kannte ich die neuen Verhältnisse seit meinem letzten
Besuch noch nicht. Und summa summarum ergaben sich gegenüber dem
Vorjahr annähernd identische Verhältnisse. Gebrütet wird in bzw. mit
kleinen Jungen besetzt sind die Nester in Ornbau,
Triesdorf, Altenmuhr, Neuenmuhr, Gunzenhausen, Windsfeld und
Trommetsheim. Das im Jahre 2002 neu gegründete Nest in
Dittenheim blieb unbesetzt. Dafür siedelte sich ein Paar
(dasselbe?) in Westheim neu an. Über einen kleinen
Mittelgebirgszug, den Hahnenkamm, hinweg erreicht man in gerade mal
10 km Luftlinie den neuen Storchenort. Unweit der Wörnitz und in
deren Einzugsgebiet hat sich ein Storchenpaar auf dem Kamin eines
Wohnhauses völlig selbständig und ohne menschliche Mithilfe ein Nest
gebaut und mit der Brut begonnen. Zufrieden mit den Feststellungen
des Tages widmete ich mich danach Pauline und Georg.

Beim Nestbau
sind wir
den Feuchtwangern überlegen!
Meine während der Zeit am Schreibtisch
gemachten Notizen erwähnen besonders häufig die Tatsache, dass
Georg bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit den Dachfirst des
alten Rathauses aufsuchte und dort ruhte.
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So, jetzt
setze ich mich noch ein Weilchen auf den Dachfirst ab! |
Das abendliche Zeremoniell mit dem letzten
Anflug und dem Geschehen danach verlief diesmal genau nach Lehrbuch.
Georg und Pauline verbrachten diese Nacht gemeinsam von Anfang an in
ihrer zukünftigen Kinderstube. |
11. Mai 03 |
Das Wunder dauerte auch den heutigen
Tag über an. Das Storchenpaar in der Heimatstadt Ihres
Tagebuchschreibers hielt dem Ort die Treue! Am
Vormittag standen beide auf dem Turm der katholischen Kirche,
dort kam es sogar zu einer Paarung in über 30 Metern Höhe.
Gegen 13 Uhr kreisten 4 Störche über der Stadt,
darunter also noch einmal zwei Fremde. Gegen 15 Uhr standen
„Unsere“ abermals auf dem Kamin des Hotels „Zum Greifen“ und
wurden zu dieser Zeit von einem Fremdstorch attackiert. Dabei
wechselten sie während der Auseinandersetzungen den Platz und
landeten auf dem Barockgiebel des angrenzenden ehemaligen Hotels
„Zur Post“. Von dort aus gaben sie ihre Besitzansprüche kund und der
Angreifer zog Leine und verschwand fürs Erste. 90 Minuten später,
ihr Tagebuchschreiber saß auf der Terrasse seines
gemieteten Anwesens, überflog sehr niedrig und zielgerichtet
ein leibhaftiger Storch das Haus und entschwand in Richtung
Sulzachaue. Wo soll das noch hinführen? Jetzt hat man nicht einmal
mehr beim Kaffeetrinken seine Ruhe vor dem Storch! Danach ließ man
sich nicht mehr blicken, doch bei Einbruch der Dunkelheit stand man
wieder vereint auf dem Kamin des berühmten Feuchtwanger
Romantik-Hotels.
Wunder Nummer zwei führte mich ein
weiteres Mal nach Mosbach. Und auch dieses Wunder fand seine
Fortsetzung. Nach einer einstündigen Sitzung hatte ich erneut
zweifelsfrei die Anwesenheit von 6 Jungstörchen in der
Nestmulde bestätigt. Das wachhabende Weibchen fand in dieser Zeit
keine Ablösung durch Vater Storch, so dass über die Zusammensetzung
der Speisekarte heute keine Aussagen gemacht werden können.

Jetzt sind aber endlich wir wieder dran,
lieber Tagebuchschreiber!
Kurzzeitig rückte heute in unserem Nest
mal wieder das schwarze Folienteil von vorgestern ins
Blickfeld.
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Der Fetzen
von vorgestern liegt immer noch rum! Jetzt leg ich ihn mal
dahin... |
...oder
dorthin! |
Irgendwer musste es aus einem Versteck
hervorgeholt haben. Doch schon kurze Zeit später hatten es beide
Störche wieder an die äußere Umrandung des Nestes gezerrt und da
wird es (vielleicht) auch bleiben. Von langer Dauer und
ausgesprochen häufig traten auch Georgs „Firststände“ auf dem
Rathausdach auf.

Siesta auf dem Dachfirst!
Georg scheint diese
Angewohnheit schon fast zur Perfektion gebracht zu haben
und nutzte jede Gelegenheit, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu
machen. Georg hatte in der Dämmerung Paulines Stellung als Brüter
übernommen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Und sie
kamen in Gestalt Paulines kurz nach 21:00 Uhr. Nach der Brutablösung
rutschte Georg mal schnell zur Seite auf den Dachfirst und dort
erlebte er die erste Phase der Nacht.

Gute Nacht,
meine liebe Sehergemeinde! |
12. Mai 03 |
Die Störche, die seit dem 10. Mai meine
Heimatstadt „heimsuchen“, halten mich weiter auf Trab. Heute genoss
ich zum ersten Mal in 25 Dienstjahren an meiner Schule
Unterricht mit Storchenblick. Die Volksschule
Feuchtwangen-Stadt ist knapp außerhalb des die Stadt teilweise
umgebenden ehemaligen Befestigungsringes in leichter Hanglage gebaut
und besteht aus mehreren Gebäuden. Nur von einem Gebäude aus
hat man einen unverbauten Blick auf die Altstadt und nur von
ganz wenigen Klassenzimmern aus kann man das Hotel und die
katholische Kirche aus direkt einsehen. Und wie es der Zufall so
will, gehört das Zimmer der Klasse 2b, deren Klassenlehrer
Ihr Tagebuchschreiber ist, dazu. Wen wundert es da, dass ich
heute beim Gang in die Schule mein Fernglas mitnahm.
Zum Unterrichtsbeginn war der Kamin, der als Übernachtungsplatz
dient, leer. Doch um 8:10 Uhr, ich lief seit 10 Minuten an
der Fensterfront des Klassenzimmers auf und ab, erkannte ich mit
bloßem Auge, dass die Störche wieder gelandet
waren. Nun war für einen Augenblick kein Unterricht mehr möglich.
Die gesamte Klasse nahm Aufstellung und gemeinsam
nahmen wir die Störche unter die Lupe. Gegen 8:30 Uhr
unternahmen beide einen kurzen Ausflug, der sie für eine
halbe Stunde auf den Turm der katholischen Kirche führte. Der
Rückkehr auf den Kamin kurz nach 9 Uhr folgte ein längere Vakanz,
deren Ende ich nicht genau mitbekam, denn wir mussten zum
Sportunterricht in die Turnhalle und von dort ist das Storchennest
nicht zu sehen. Doch nach unserer Rückkehr fanden wir
beide Störche erneut auf ihrem Lieblingsplatz vor.
Mittlerweile hatte auch unsere Nachbarklasse Wind von
der Sache bekommen und so standen schon 60 Kinder an den
Fenstern zweier Klassenräume. Doch als um 11 Uhr beide Störche
abflogen und in niedriger Höhe über den Schulhof und an den
Klassenzimmern vorbei flogen, gab es kein Halten mehr. Mit
Mathematik hatte nun keiner mehr etwas am Hut, einschließlich des
Lehrers. Nur gut, dass die Kinder bereits nach der vierten Stunde
Unterrichtsschluss hatten. Aber was geschieht morgen, wenn es wieder
„Storch live“ gibt? Kurz vor 14 Uhr fuhr ich in die
Altsstadt, um einen jugendlichen Freund zu einer
Storchenfahrt abzuholen. Der Kamin des Hotels war verwaist, doch
nun halten sie sich fest! Auf dem Giebel des meinem Eltern-
und Geburtshaus benachbarten Anwesens stand ein Storch!
Sieben Meter weiter und erstmals wäre ein Storch bei mir gelandet.
Zwei Stunden später hatte sich das Paar jedoch wieder den Dachfirst
des Hotels „Zum Greifen“ ausgesucht und schon lange vor 20 Uhr
stand „mein“ Storchenpaar auf dem Kamin und richtete sich für die
dritte Übernachtung ein.
Aus Mosbach gibt es weiter frohe
Kunde ohne jeglichen Anflug von Traurigkeit. Die 6
geschlüpften Jungen sind weiter allesamt am Leben und
haben einen weitere Nacht ohne Schaden überstanden. Es gelang
diesmal wesentlich schneller alle sechs Köpfe und Hälse gleichzeitig
zu sehen. Bei der größeren Dreiergruppe war dies keine
Schwierigkeit, auch die Nummer vier und fünf setzten sich heute
deutlicher in Szene, nur die Nummer sechs hielt sich vornehm zurück.
Bei der kleinen Größe auch kein Wunder. Es gelangen mir auch einige
Schnappschüsse, die ich später noch präsentieren werde. Als das
Weibchen nach einer kurzen Zeit des Wartens erschien, würgte sie
abermals eine Riesenportion Fisch ins Nest. Sie scheint sich
zu einer Spezialistin für diese Art Nahrung zu mausern, doch
wo sie den Fisch einkauft, bleibt weiter ihr Geheimnis. Aber
Geheimnisse sind ja schließlich dazu da, gelüftet zu werden. Den
Abschluss des Tages bildete dann noch ein Besuch unter dem Dach
der Georgskirche. Dabei sah ich von oben auf Georg und
Pauline, doch so gut wie über die Webcam bekam ich sie natürlich
nicht zu Gesicht. Das Hauptaugenmerk galt dabei unserer
Dohlenkolonie. Um die Beringung der Jungdohlen durch Thomas Joas
besser koordinieren zu können, kontrollierte ich – das Risiko
einer Störung wohl abschätzend – die unter dem Dach angebrachten
Nistkästen. Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein
können, denn die meisten Jungen in den Nestern waren nur
wenige Tage alt oder standen kurz vor dem Schlüpfen.
11 Paare hatten bis heute 30 Junge erbrütet, bis auf 2
Junge – diese waren schon rund 10 Tage alt – präsentierten sich alle
in einem Alter zwischen ein und fünf Tagen. 14 Eier waren
noch nicht zum Schlüpfen gebracht worden. Dieses Ergebnis belegt
die große Synchronität des Brutablaufes in einer Kolonie.
Pauline und Georg sollen aber auch heute
nicht unerwähnt bleiben, sind sie doch nach wie vor unsere
Hauptakteure.

Hey, Schorsch!
Der
Tagebuchschreiber berichtet
ja nur noch von unseren Kollegen in Feuchtwangen!
Bis 0:00 Uhr in der vergangenen Nacht
war Georg noch immer nicht zu Pauline ins Nest
zurückgekehrt. Er hielt die Wacht auf dem Dachfirst. Danach hüllte
sich der Mantel des Schweigens über die weiteren Geschehnisse. Im
Laufe des Vormittags entdeckte Georg abermals seine alte
Liebe zu Plastikabfällen aller Art. Vielleicht wollte er damit
seiner Pauline ein verspätetes Muttertagsgeschenk
unterbreiten.
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Ob zu zweit
oder allein im Nest, der Müll bleibt der selbe! |
Ob er dabei bei „Ihr“ auf Gegenliebe gestoßen
ist, mag bezweifelt werden. Doch garniert nun erneut ein schmuckes
Kränzchen den inneren Nestrand. Georgs farbliche Vorliebe galt nach
schwarz und dunkelblau mal wieder verstärkt der weißen Komponente.
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Ich bin ja
gespannt, was unser Experte morgen wieder alles schreibt! |
Dass ihm der
Stoff immer noch
nicht ausgeht! |
Lange Zeit stand unser Schorsch auch heute auf
dem Dachfirst. Diese wenigen Meter vom Nest bis zur westlichen
Giebelspitze haben es ihm besonders angetan. Schaut man vom
Ledermarkt live zum Nest (also von Helmuts Modehaus aus!), ist
unterhalb der genannten Strecke alles von den Ausscheidungen Georgs
schneeweiß gekalkt. Gegen 19 Uhr tauschte Georg mit Pauline Platz.
Während sie schnurstracks abdüste, übernahm er die weitere Bebrütung
des Geleges. |
13. Mai 03 |
Gegen 21 Uhr – und
hiermit schließt der Eintrag an den des gestrigen Tages nahtlos an –
erschien Pauline zur Brutablösung und Georg
verabschiedete sich postwendend von seiner Partnerin. Auf dem
Dachfirst sah man ihn anschließend bis mindestens
Mitternacht stehen, dann verabschiedete sich auch Ihr
Tagebuchschreiber von Georg.
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Georg,
Aufstehen! Morgen will unser Tagebuchschreiber mal Bilder von
den Feuchtwanger Kollegen ins Netz stellen! |
Da mach ich doch
gleich noch etwas Ordnung in unserem Nest! |
Schule gab es auch heute wieder in
meiner 2b mit Blickkontakt zum Storchenpaar auf dem
Kamin des Hotels „Zum Greifen“. Ja, das Paar war von meinem
Klassenzimmer abermals zu beobachten und ich ertappte mich immer
wieder bei einem verstohlenen Blick nach draußen, ohne dass ich
meine Schüler allzu sehr von der unterrichtlichen Arbeit ablenken
wollte. So notierte ich den ersten Sichtkontakt um 9:00
Uhr auf dem besagten Kamin. Von dort wechselte man um
9:15 Uhr über die Untere Torstraße zum Turm der
katholischen Kirche. Nach der großen Pause an unserer Schule waren
beide Örtlichkeiten ohne Storch, jedoch kurz vor 11:00 Uhr
wurde es für eine gute Stunde noch einmal turbulent. Beide
Störche erschienen zu dieser Zeit erneut im Bereich des Hotels.
Einer stand dabei kurz auf dem Dach, der andere besetzte den Kamin,
ehe man sich dann doch gemeinsam für den Kamin entschied.
Danach erfolgten einige An- und Abflüge des Männchens, die
dem Transport von Nistmaterial dienten. Zum ersten Mal konnte
ich dies hiermit in den vergangenen drei Tagen belegen. Allerdings
schienen der Wind sowie die große Kaminöffnung etwas
gegen diese ersten zaghaften Versuche zu haben, denn alle Zweige
verschwanden entweder nach innen in den Kamin oder sie fielen
einfach über das Dach herunter. Der abendliche Einflug und die
darauf folgende Übernachtung auf dem Kamin beweisen, dass das
Feuchtwanger Paar meiner Stadt (noch) die Treue hält.
Es ist wieder kühler geworden und die
momentane Witterung bei Höchsttemperaturen von nur mehr 17 Grad
und häufigen kurzen Regenschauern lässt mehr an den April
erinnern. Doch so lange die Tagestemperaturen ein Stück über 10 Grad
bleiben und der Regen immer nur kurze Zeit anhält, besteht auch für
schon geschlüpfte Jungstörche keine große Gefahr. Das Hudern
durch die Altvögel sorgt dafür, dass das nasse Gefieder
schnell wieder trocknet und die Regenpausen erlauben es den
Eltern, auch größere Strecken bei der Nahrungssuche zu überwinden
und damit den Nahrungsbedarf zu decken. Bei diesen Zeilen denke ich
natürlich in erster Linie an unsere sechs Jungen im
Mosbacher Nest, die ich heute nicht besuchen
konnte. So bleibt mir nur die Hoffnung, dass das erfahrene Mosbacher
Paar – auch im letzten Jahr waren 6 Junge geschlüpft – alle Jungen
deutlich länger am Leben erhält als im vergangenen Jahr. Damals war
das sechste Küken bereits einen Tag nach dem Schlüpfen verschwunden.
Bei Georg und Pauline hat sich an diesem
13. Mai wenig ereignet.

Vorsicht, Pauline! Du fällst ja gleich kopfüber aus dem Nest! Das Müllproblem hat sich abermals nach dem gestrigen
Wieder-Aufflammen deutlich entspannt, kann aber noch nicht
als überwunden bezeichnet werden.

Ganz verschwunden ist der Müll noch nicht! Dass sich Georg nur
dann länger im Nest aufhält, wenn er mit dem Brüten dran ist, erwies
sich auch am heutigen Tag als überaus auffällige Verhaltensweise.
Wurde er abgelöst, blieb er meist noch eine Weile auf dem Dachfirst
stehen.
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Viel Spaß beim Brüten, Pauline! Ich geh mal wieder nach Nebenan! |
Als er Punkt 21:00 Uhr zum
letzten Mal für heute am Nest landete, begnügte er sich mit einer
höchst flüchtigen Begrüßung seiner Partnerin, um schon nach
Sekunden das Nest hinter sich zu lassen und auf den Dachfirst
überzuwechseln. |
14. Mai 03 |
Das Storchenpaar in Feuchtwangen ist nun
bereits den fünften Tag in meiner Heimatstadt ansässig. Auch
heute konnte ich dem Paar wieder von meinem Arbeitsplatz in
der Volksschule Feuchtwangen-Stadt zusammen mit meinen Schülern
bis gegen 12 Uhr zusehen. Dabei gelang es uns einmal, einen
spektakulären Anflug des Paares zu erleben. Ein Schüler
entdeckte beide hoch über der Stadt und wir beobachteten, wie sie
sich langsam abwärts schraubten. Dabei sah ich, dass einer der
beiden Störche mit Nistmaterial im Schnabel ankam. In
immer engeren Spiralen abwärts fliegend sowie mit ausgefahrenem
„Fahrwerk“ näherte man sich dem angepeilten Landeplatz. Das Männchen
beschäftigte sich danach längere Zeit mit den mitgebrachten Zweigen,
hatte aber wieder kein Glück mit dem Einbau, denn so gut wie alles
Material ging dabei verloren. Als kleine Zugabe füge ich einige
Fotos bei, die alle am Ankunftstag der Störche, am 10. Mai,
entstanden sind.

Dach und Kamin des Hotels „Zum Greifen“ vom Dachboden meines
Elternhauses aus |

Beide auf dem Turm der katholischen Kirche in Feuchtwangen
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Auf dem
Barockgiebel des ehemaligen Hotels „Post“,
heute Teil des Hotels „Zum Greifen“ |
Mein letzter Blick um 21:45 Uhr zum Kamin und
den umliegenden Häusern am Marktplatz bescherte dann aber eine
leichte Enttäuschung. Nur einer der beiden Störche war zur
Übernachtung auf den Kamin zurückgekehrt.
Mit etwas bangen Erwartungen stattete
ich heute dem Mosbacher Storchenpaar einen weiteren Besuch
ab. Die vergangene Nacht brachte immerhin mit Temperaturen
von knapp über dem Gefrierpunkt wenig Erwärmendes,
doch die Schauer des Tages waren immer nur von kurzer Dauer. Die
Kühle am Spätnachmittag – und hier sah man, dass das Paar durchaus
weiß, was es tut – brachte es mit sich, dass das Männchen ab und zu
während meines Besuches die Jungen huderte. Seine Partnerin stand
unweit des ausgelassenen Badeweihers von Mosbach. Sie erschien
leider nicht zu einer Fütterung und meine Zeit war knapp bemessen,
um noch länger warten zu können. Man kann halt nicht alles haben,
aber wenigstens war es mir vergönnt, abermals einige kurze Blicke
auf sechs Junge zu erhaschen. Das kleinste Junge
machte mir dabei einen reichlich desolaten Eindruck,
zumindest der Größenunterschied zu einigen seiner Geschwister wird
immer deutlicher. Beiliegende Aufnahmen vom Montag, 12. April zeigen
einmal das fütternde Weibchen mit deutlich sichtbaren sechs
Jungstörchen, drei größeren links und im Hintergrund, drei deutlich
kleineren rechts vorne. Die kleineren Jungen tragen noch das
dunkle erste Dunenkleid, während sich die größeren im
helleren zweiten Dunenkleid präsentieren. Das zweite Foto zeigt
die vorausgegangene Ablösung. Das Männchen fliegt Sekunden nach der
Aufnahme ab, das vierjährige Weibchen widmet sich den Jungen und
beginnt mit der Fütterung.

Bei Pauline und Georg fasse ich mich
heute mal ausnahmsweise ganz kurz, zumal ich noch
überraschend nach Herrieden eilte, um einer mysteriösen
Geschichte nachzugehen. Eine Anruferin berichtete von zwei Störchen,
die auf dem Pausenhof der dortigen Volksschule, auf dem gerade eine
Klasse mit Verkehrsunterricht befasst war, Kinder bedrängt und
attackiert hätten. Das kam mir bekannt vor, gab es solche Berichte
auch schon vom letzten Jahr aus Herrieden. Doch heuer sind bis heute
diese Störenfriede nicht aufgetaucht und ein anderes Paar brütet in
der Altmühlstadt. Sollten beide verspätet doch noch eingetroffen
sein und ihr Unwesen treiben? Meine Nachforschungen führten jedoch
zu keinem Ergebnis. Außer einem im Nest auf dem Storchenturm
brütenden Storch konnte ich keinen weiteren Adebar finden. Trotzdem
können alle Mütter unbesorgt sein. Tollwut – denn dies wurde von der
Anruferin ins Gespräch gebracht – kann von Vögeln nicht übertragen
werden.
Nur gut, dass Pauline und Georg durchaus
„normale“ Störche sind, wenn man einmal von Georgs
Leidenschaft für Zivilisationsmüll einmal absieht. Der
Müll der vergangenen Tage hat sich, wie erwartet, schon
wieder verflüchtigt, so dass das Nest einigermaßen
manierlich aussieht.
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Georg wendet
die Eier von rechts... |
...Pauline
von links! |
Die Brutablösungen nahmen ihren gewohnten Gang
und beim abendlichen Showdown spielte sich alles wie erwartet ab.
Pauline erschien Punkt 21 Uhr, Georg erhob sich, flatterte auf den
Dachfirst und flog noch einmal ab.

Lass
mich, Georg!
Und setz
du dich mal wieder auf den Kamin!
Hat er uns doch ein Schnippchen geschlagen? Ich
glaube, da auch später sein Platz auf dem Dachfirst leer blieb, dass
er sich nach einer kleinen Platzrunde wieder einmal auf den Kamin
neben der Videokamera begeben hat und dort nächtigt. |
15. Mai 03 |
Offenbar haben der Feuchtwanger Georg
oder die Feuchtwanger Pauline gestern an anderer Stelle genächtigt –
es stand ja nach Einbruch der Dunkelheit nur ein Storch auf dem
Kamin des Hotels – denn heute gegen 9:30 Uhr war man
wieder vereint. Meine Klasse in der Schule nahm regen
Anteil am spannenden Geschehen, nachdem ihr Klassenlehrer den
ersten Sichtkontakt eines Einzelstorchs gegen 8:15 Uhr gemeldet
hatte. Als dann, wie oben berichtet, während der großen Pause
zwei Störche auf dem Kamin standen, war ich doch sehr
erleichtert und wir feierten die Rückkehr des kurz Verschollenen
mit einer ausgiebigen Beobachtungsrunde. Über eine Stunde
dauerte die Anwesenheit, ehe beide abflogen und hoch über dem
Schulgebäude zu kreisen begannen. Für die
Zweitklässler entwickelte sich die Betrachtung des Flugbildes
der Störche zu einem beeindruckenden Erlebnis. Ein Nestbau
oder das, was man als solchen bezeichnen könnte, hat auch heute
noch nicht eingesetzt. Dies tut der Freude dennoch keinen
Abbruch, da es für einen solchen ja auch keine biologische
Notwendigkeit mehr gibt. Allein durch die Anwesenheit von Störchen
über einen längeren Zeitraum ist für das nächste Jahr ein
deutliches Zeichen gesetzt, an welcher Stelle der Stadt sich die
Anbringung einer künstlichen Nisthilfe lohnen würde. Bereits
gegen 20:15 Uhr stellte sich das Paar heute zur
Übernachtung ein. Einer der beiden Altvögel stand anfangs auf
der Giebelspitze des Hotels „Zum Greifen“. Als der zweite anflog und
sofort auf dem Kamin landete, gesellte sich der Partner schnell
ebenfalls dazu. Ein schönes Bild, an das man sich durchaus
gewöhnen kann.
Pauline und Georg, Dinkelsbühl
prominente Mitbürger, stehen vor der letzten Brutwoche und
bald beginnt für beide ein neuer Lebensabschnitt, der viel
Kraft kosten wird. Im Grunde vergingen für mich die
bisherigen 24 Bruttage wie im Fluge und mit dem Rest wird
es nicht anders sein.

Wenn ich daran denke, dass bald unsere Kinder
schlüpfen, dann schüttelt es mich richtig!
Morgen werden wir ein kleines Jubiläum feiern.
Wer das Datum unter unserem Counter einmal genau beachtet, weiß,
dass morgen vor zwei Jahren erstmals Bilder der
Webcam via Internet ausgestrahlt wurden. Morgen werden wir
auch die Zahl von 360.000 Zugriffen überschreiten. Im
ersten Jahr konnten wir bis zum 16. Mai 125.000 Zugriffe
erreichen, im zweiten Jahr sind es mit 235.000 fast
doppelt so viele und wenn die Steigerungsrate weiter anhält und wenn
Georg und Pauline Junge erfolgreich aufziehen können, sollte die
Akzeptanz sich weiter steigern lassen und viele neue Freunde unserer
Webcam sowie der sie begleitenden Hintergrundinformationen dazu
kommen.

Unser Tagebuchschreiber nennt Zahlen,
da wird mir ganz schwindelig!
Nur gut, dass ich liege, Pauline!
Nehmen Sie unser Jubiläum zum Anlass,
möglichst viele auf uns aufmerksam zu machen und neben
schönen Bildern auch für unsere Anliegen zu werben. Das Nest
macht schon längst wieder einen sauberen Eindruck.

Ich habe Georgs Plastikmüll verschwinden lassen.
Hoffentlich merkt er es nicht so schnell!
Auch wenn dies kein wichtiges Kriterium
darstellt und mir auch ein Nest mit Müll gefällt, unterstreicht es
doch den besonderen Charakter und die Sammelleidenschaft unseres
Georgs. So gesehen, stellt er vielleicht doch etwas Besonderes dar!
Bis 20:32 Uhr brütete Georg. Pauline erschien, Georg
erhob sich vom Gelege, flog sofort ab und überließ Pauline die
letzte Schicht.

Bald habe ich das Wenden der Eier aber satt!
Als er um 21:30 Uhr wieder bei
Pauline auftauchte, widmete er sich zuerst dem Zustand des
Nestes und anschließend dem seines Gefieders. Gemeinsame Nächte
unseres Traumpaares scheinen sich nun doch bereits zur Rarität
zu entwickeln. Allem Anschein nach ist Georg heute bereit, die Nacht
in Gesellschaft Paulines zu verbringen.

Ich probiere es mal wieder
eine Nacht bei dir, Pauline!
Ist damit eine ernste Ehekrise für den
Augenblick überstanden? Ist das Paar über die ausführlichen Berichte
des Tagebuchschreibers aus Feuchtwangen etwas verschnupft und
entzieht sich deshalb Georg allzu gerne den abendlichen Blicken? Es
darf weiter gerätselt und spekuliert werden. Bald sind die Tage
trauter Zweisamkeit so und so vorbei, denn mit der Aufzucht der
Jungen beginnen sich die familiären Probleme und Sorgen erst so
richtig zu entwickeln. |
16. Mai 03 |
Zwei Jahre „Storchenkamera Dinkelsbühl“
sind mit dem heutigen Tag „voll“ geworden. Für mich natürlich eine
tolle Zeit, hatte ich doch (fast) täglich während der
Anwesenheit unserer Störche die Gelegenheit, meinen Lieblingsvogel
bequem und aus einer einmaligen Perspektive erleben zu können. In
dieser Phase hat sich aber auch in meinem täglichen
Lebensrhythmus einiges verändert. Wegen der
Tagebucharbeit und dem Bestreben nach höchster Aktualität waren für
mich und meine Familie auch ab und zu Opfer zu
erbringen, die dann spürbar wurden, wenn die Arbeit am Computer den
familiären Belangen entgegen arbeitete. So blieb mancher Ruf zum
Essen unbeantwortet oder der Rufer verspürte keine sichtbare
Reaktion. Gemeinsame Unternehmungen im Familienkreise waren häufig
von den Vorgängen am Storchennest und den damit zusammenhängenden
Arbeiten geprägt. War die Stimmung deshalb einmal besonders
„angeknackst“, nahmen mich meine Kinder wegen meiner
Affinität zum Thema „Storch“ gelegentlich auf den Arm und gaben mir
damit zu verstehen, dass sie das hohe Maß meines Einsatzes nicht in
jedem Falle nachvollziehen konnten. Ein wenig bedauere ich
für mich nur, dass für die Beobachtungen anderer Vögel in
„Wald, Flur und an Gewässern“ fast keine Zeit mehr übrig
bleibt. Nehmen Sie es mir aus den genannten Gründen nicht übel, wenn
ich nicht jede Anfrage, die mich über eMail erreichte, beantwortet
habe oder beantworten konnte. Ihre daraus ersichtliche
Anteilnahme und Ihr großes Interesse an naturkundlichen
Themen, die auf unserer Website über den Vogel Storch transportiert
werden, haben mich aber schon ein wenig stolz gemacht. Und
letztlich sind es auch Ihre durchweg positiven Reaktionen
gegenüber meiner Arbeit, die mir selbstverständlich gut
tun und die es mir leichter machen, manch inneren Schweinehund
zu überwinden. Aus Anlass unseres heutigen kleinen Jubiläums
möchte ich aber auch unserem Technik-Pionier Helmut Wilfling
herzlich danken, der es trotz mancher, nicht von ihm zu
verantwortender Schwierigkeiten immer wieder geschafft hat, in fast
zwei Jahren die Bildübertragung zu sichern. Dass es unser Andreas
Kamm von K&K Computer-Systeme seit nunmehr fast fünf Wochen
geschafft hat, mit der neuen Technik einen vollkommen
reibungslosen Ablauf der Internetübertragung zu gewährleisten
darf als eine weitere Steigerung der Leistungsfähigkeit des Systems
betrachtet werden. Doch Tagebuchschreiber und beste Technik könnten
nichts an den Mann und die Frau bringen, wenn nicht im Hintergrund
ein kompetenter und höchst fleißiger Webmaster stünde, der
alles gekonnt, ruhig und sachlich für Sie umsetzt. Alles, was
an Texten sein Haus erreicht, ob unter der Woche oder am Wochenende,
am Tage oder in der Nacht, wird auf der Stelle bearbeitet. Als ihn
der Bund Naturschutz vor zwei Jahren bat, wusste er sicherlich
nicht, auf was er sich da eingelassen hatte. Von einer Webcam war zu
dieser Zeit noch gar nicht die Rede, von einem Tagebuch, das seinem
Namen alle Ehre macht, ebenfalls nicht. Nun hat sich die Sache immer
weiter entwickelt und aus einer „Nur-Pflege-Aufgabe“ ist ein
täglicher Einsatz nötig geworden. Dafür möchte ich mich – sicher
in Ihrer aller Namen – auch bei Wolfgang Horlacher ganz
herzlich bedanken. Kurzum: Ich freue mich, auch in den nächsten
Monaten die Ereignisse um Pauline, Georg und – hoffentlich – deren
Kinder kommentieren zu dürfen. Ich tue dies ausschließlich
freiwillig, ohne Zwang und gern, denn anders wäre ein
solcher Marathon nicht zu leisten und mir würde ehrlich gesagt auch
etwas fehlen. Deshalb sollen Sie mich in keiner Weise bedauern, denn
in diesem Sinne wollte ich mich mit meiner kleinen Abschweifung in
eigener Sache auch nicht äußern.
Aus Feuchtwangen gibt es weiter frohe
Kunde.

Da drüben aus dem Dachfenster schaut der Storchenexperte!
Unterricht im Zeichen des Storchs! Das Paar
scheint sich für einen längeren Aufenthalt gerüstet zu
haben. Die Anwesenheitszeiten auf dem Kamin werden länger und auch
auf dem Giebel des benachbarten Hotels „Zur Post“ könnte sich ein
Nestbau ebenso lohnen wie auf dem Kamin unseres alten Rathauses (man
beachte die Duplizität der Ereignisse mit Dinkelsbühl!). Heute
beobachteten meine Klasse und ich zwei Fremdstörche über der
Altstadt, die von unserem heftigst drohenden und klappernden Paar
aus dem Felde geschlagen wurden. Auch während des Nachmittags
hielten sich die Neubürger Feuchtwangens regelmäßig auf dem Kamin
auf und abends gegen 20 Uhr stand man – bereit für die Nacht – an
gleicher Stelle. Als ihr Tagebuchschreiber gegen 00:00 Uhr nach der
letzten Chorprobe vor dem großen Kirchenkonzert am morgigen Sonntag
über den Marktplatz Richtung Heimat ging, leuchteten ihm zwei weiße
Punkte aus luftiger Höhe entgegen.
Schnell noch nach Mosbach: Heute durfte
ich erneut einen Blick ins dortige Storchennest werfen. Der
Storchenmann (unberingt) stand zunächst im Nest. Mit meinem Spektiv
durchmusterte ich die Nestmulde und nach kurzer Zeit hatte ich
alle Sechse gleichzeitig im Bilde.

Seltener Anblick mit 6 Jungen!
Erstaunlich und für mich auch etwas
überraschend ist die Tatsachse, wie lange das Nesthäkchen mit
Erfolg gegen seine Geschwister ankämpft. Inzwischen
gebe ich bereits vier Jungen gute Überlebenschancen, auch das
fünfte macht einen besseren Eindruck als zuletzt. Das
Weibchen erschien heute zur Fütterung. Fische waren erneut
mit dabei, spielten jedoch eine nur untergeordnete Rolle.
Offenbar ist die Fischquelle so ziemlich versiegt und unser Weibchen
ist gezwungen, auf andere Kost umzusteigen. Außer erkennbaren
Regenwürmern waren weitere kleine Beutestücke darunter, die ich
nicht identifizieren konnte. Das Männchen flog gleich nach der
Landung seiner Partnerin ab. Ich konnte es wenig später, rund 1,5
Kilometer entfernt bei Tribur in einer frisch gemähten Wiese
entdecken.
Pauline und Georg verlebten einen
ruhigen Tag, was auch ein wenig mit der fehlenden Zeit
zusammenhing, die Ihr Tagebuchschreiber heute vor dem Kamerabild
zubrachte.

Georg beim Brüten vom Dach des Münsters Sankt Georg aus
So beobachte ich schon beim ersten Blick am
Morgen Georgs „Dachstand“

Wie lange kann ich mir diesen Luxus noch leisten?
und kurze Zeit darauf nach dem Drohverhalten
und dem heftigen Flügelpumpen zu urteilen auch wieder Fremde in
der Luft.
 |
 |
Pauline, die
Fremden sollen doch nach Feuchtwangen und dort ihr Unwesen
treiben! |
Könnten es sogar dieselben Störche gewesen
sein, die einige Stunden später in Feuchtwangen unserem Paar einigen
Schrecken einjagten? Die Nacht verbrachten Pauline und
Georg schließlich wieder einträchtig zusammen im Nest. |
17. Mai 03 |
Wochenende und kein Unterricht bedeutet
heute auch weniger Storchensichtung in Feuchtwangen. Trotzdem
reicht es für einige kurze Notizen. Gegen 11 Uhr stand
das Paar – ein neuer Standort in diesem Jahr – auf dem
Kamin des alten Rathauses. Man beachte die Gemeinsamkeit
im Vergleich mit dem Dinkelsbühler Nest. So schlecht fand ich die
Wahl für einen möglichen Neststandort auch nicht. Da es sich bei dem
Altrathauskamin um einen so genannten deutschen Kamin
handelt, er über eine Steinplatte als oberen Abschluss und
gleichzeitig über die Möglichkeit eines seitlichen Rauchaustrittes
verfügt, könnten hier die Störche ohne Schwierigkeit einen
Nestbau fertigen und kämen völlig ohne die menschliche Mithilfe
aus. Dieser neue Aussichts- und Ruheplatz gewinnt ab heute an
Bedeutung. Ich sah sie nur noch dort stehen und auch die
abendliche Übernachtung geschah auf dem Kamin des alten Rathauses.
Leider brachte ein Besuch in Mosbach
den schon lange erwarteten Verlust des Nesthäkchens. Nach
einer über einstündigen Wartezeit war klar, dass sich nur noch
fünf Junge im Nest befanden. Dabei scheinen vier
vorerst über den Berg zu sein, während das fünfte noch
stark gefährdet ist. Die Storchendame hielt während der
längsten Phase der Beobachtung Wache am Nest. Als das Männchen
erschien, flog sie postwendend ab und landete genau in dem
unter dem Nestgebäude vorbeiführenden betonierten Abfluss des
Badeweihers, der später in die Wörnitz fließt. Als ich
anschließend der Sache nachging, entdeckte ich zufällig die
Ursache der „Fischflut“ der vergangenen Tage. Nicht in der
Wörnitz hatte unsere Storchenmutter die zahllosen Fische erbeutet,
sondern hier. Auch heute noch entdeckte ich am Fuße eines
kleinen Wehres mitten im Ort viele der toten Fischkörper.
Beim Spülen und Reinigen des Badeweihers durch die örtliche
Feuerwehr und beim Auslassen eines dem Badeweiher als Zufluss
dienenden kleinen Staubeckens waren die Fische durch die Betonrinne
Richtung Wörnitz gespült worden. Viele strandeten unterwegs
und wurden so zur Beute der Störchin. Auch für die nächsten
Tage steht diese zufällig entstandene Nahrungsquelle noch zur
Verfügung. Als das Männchen fütterte, reckten sich fünf Hälse in die
Höhe und alle Jungen schienen von den mitgebrachten Beutetieren satt
zu werden. Am Abend gegen 18 Uhr erreichte mich noch ein
Anruf aus Mosbach. Frau Kern, eine direkte Anrainerin des
Nestgebäudes meldete, dass ein totes Junges unmittelbar vor
der Ausfahrt der zu einer Übung ausrückenden Mosbacher Feuerwehr
liege. Ich holte wenig später den frischen Kadaver ab, machte
einige Fotos und wog das sechste Mosbacher Junge. Es war
genau 8 Tage alt geworden und brachte 240 Gramm auf
die Waage. Nach der Literatur sollte es in diesem Alter etwa
270 Gramm schwer sein. Sicherlich waren die 10% Untergewicht
nicht der ausschlaggebende Grund für den Tod, sondern die immer
größer werdende Diskrepanz zu den Nestgeschwistern. Das Küken
hätte gerade in der vergangenen Nacht bei Temperaturen nahe null
Grad einige zusätzliche Wärmeeinheiten vertragen. Die
ältesten Geschwister bringen es im Augenblick bei einem Alter
zwischen 15 und 19 Tagen auf Gewichte zwischen 860 und 1400 Gramm,
was dem Vier- bis Sechsfachen entspricht. Vergleichen sie einfach –
auf den Menschen übertragen – ein 15 kg schweres Kind mit einem 60
bis 90 kg schweren Erwachsenen. Nicht traurig sein! Sechs
ausfliegende Junge sind eine große Seltenheit und solche
Ereignisse kommen in Mitteleuropa vielleicht bei 10.000 Bruten
einmal vor. In Bayern geschah dies in den vergangenen 23
Jahren bei geschätzten 2000 Bruten nur einmal und das
auch nur unter Zufütterung. Auch fünf Junge, die zum Ausfliegen
gebracht werden, bilden immer noch einen verschwindend geringen
Anteil am Gesamtbruterfolg. Deshalb machen Sie sich schon auf
weitere Verluste im Mosbacher Nest gefasst.
 |
 |
 |
Lass
mich, Pauline!
Nein, ich will,
Georg!... |
...Dem hab ich es aber
gezeigt! Soll doch der
aufs Dach! |
Da
bin ich wieder!
Jetzt bin ich
aber dran! |
Bei Pauline und Georg konzentrierte ich
mich vor allem auf die Geschehnisse des Abends und auf das
Schlafverhalten des Storchenmannes. Keine besonderen
Vorkommnisse bis dahin, vermeldet deshalb das Tagesbulletin. Um
21:00 Uhr fand noch einmal eine Brutablösung statt. Danach
wechselte Georg schnell auf den Dachfirst, flog aber schon nach
wenigen Minuten letztmals ab. Um 21:45 Uhr landete er – bei
reichlich wenig Licht - im Nest, gab Pauline einen letzten
„Kuss“, wich auf den Dachfirst aus und blieb dort
zumindest bis Mitternacht.

Fast jeden Abend übernachtet er auswärts!
Kurz darauf träumte Ihr Tagebuchschreiber von
Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“, von Buxtehude, Pachelbel und
Manfredini. |
18. Mai 03 |
Feuchtwangen stand für Familie Ziegler
heute ganz im Zeichen der Musik. Nicht konsumierend, sondern
produzierend brachte sich die Gesamtfamilie
musikalisch zu Gehör. Sie sehen, dass es für Ihre
„Tagebuchschreibers“ nicht nur Störche und anderes Getier
gibt, sondern auch die eine oder andere Muse unser Gefallen
findet. Natürlich blieb zwischen den Proben immer noch Zeit, nach
den Feuchtwanger Störchen zu sehen. Sie hielten sich am
Vormittag wiederholt auf dem Kamin des alten Rathauses
auf. Dort fand in meinem Beisein auch eine Paarungsversuch
statt, der allerdings fehlschlug und das Männchen
anschließend auf den Dachfirst des Nachbarhauses abdriften ließ. Es
stand dann – sichtlich enttäuscht von seinem Fehlversuch – eine
ganze Weile mit Gefiederpflege beschäftigt und gelangweilt da, bis
sich eine Körperfeder löste, vom Dach trudelte und vor
meinen Füßen auf den Boden fiel. Als stolzer Besitzer einer
Feuchtwanger Storchenfeder sah ich Adebar später auf den Kamin des
Hauses in der Unteren Torstraße wechseln, während das Weibchen auf
dem Rathaus stehen blieb.
Sohn Lucas spielte mit Vater Thomas
zwischendurch bei der Goldenen Konfirmation in unserer
Kirchengemeinde mit dem Posaunenchor als Trompeter bzw. Posaunist
die Festmusik und sah im Vorbeifahren erneut das Storchenpaar
auf dem Altrathauskamin. Der Nachmittag war mit weiteren Proben
ausgefüllt, wobei Tochter Felicitas als Gesangssolistin
(studiert in Dresden Gesang) und Sohn Tobias (macht gerade
sein Abitur, ist Mitglied des Bundesjugendorchesters und möchte
Trompeter werden) als Solotrompeter, Ehefrau Ingrid
als Sängerin im Chor und schließlich auch der
Tagebuchschreiber als Sänger aktiv beteiligt waren. Dass
ein Storch am Nachmittag auch der Sirene auf dem
Rathaus einen Besuch abstattete und das abendliche Konzert mit
Charpentier, Pachelbel, Buxtehude und Manfredini ein voller Erfolg
wurde, ist noch gar nichts gegen den abendlichen Einflug
unseres Storchenpaares beim Gang über den Marktplatz zur
Nachfeier nach dem Konzert. Gegen 21 Uhr segelten beide niedrig über
unsere Köpfe hinweg und landeten zur Abwechslung wieder auf dem
Kamin des Hotels „Zum Greifen“. Zwei Stunden später leuchteten
die Körper der Störche aus luftiger Höhe über den Marktplatz.
Nach Mosbach kam ich heute aus
verständlichen Gründen nicht, ich hatte aber im gestrigen
Eintrag vergessen, dass ich das ehemalige Nesthäkchen nach
dem Fotografieren und dem Wiegen in meinem Garten beerdigt
habe.
Warum Prinzesschen und Felix in diesem
Jahr so langsam vorankommen und scheinbar noch immer nicht im
Zielgebiet eingetroffen sind, lässt sich so aus der Distanz nur
schwer abschätzen und hiermit möchte ich auf die Frage Renates
im Gästebuch Bezug nehmen. Als erwachsene Störche, die schon
mindestens eine Brutsaison in Mitteleuropa hinter sich gebracht
haben, sollten die längst Überfälligen von ihrer inneren Uhr aus
gesehen schon bis Ende April bei uns eingetroffen sein. Altersgründe
für einen langsameren Zug sind mir nicht bekannt. Im Gegenteil sind
erfahrene, also gleichzeitig auch ältere Störche meist sogar früher
am Nest als die jungen Vertreter ihrer Art. Von besenderten Störchen
des Katastrophenjahres 1997 weiß man, dass sie sich zwar pünktlich
auf den Zug gemacht hatten, sie aber im Raum Naher Osten, Syrien,
Türkei, Israel durch Schlechtwettergebiete am Weiterflug gehindert
wurden und teilweise sogar eine Zugumkehr stattfand. Viele Störche
erreichten in diesem Jahr nicht das Brutgebiet und setzten mit der
Brut für ein Jahr aus. Eine andere Variante für eine späte oder
nicht erfolgende Rückkehr sehe ich in einer schlechten körperlichen
Verfassung des Vogels für die weite Reise. Diese physische
Behinderung kann im Winterquartier ausgelöst worden sein (dafür
spräche der sehr späte Aufbruch Prinzesschens aus dem
südafrikanischen Winterquartier in der ersten Märzwoche). Bei meinen
langjährigen Untersuchungen und Ablesungen fränkischer Ringstörche
konnte ich drei Mal das Ausbleiben eines Ringstorchs am Nest des
Vorjahres beobachten und gleichzeitig sicherstellen, dass diese
Vögel auch nicht anderswo gebrütet haben. Ein Jahr später waren alle
drei wieder an ihrem ehemaligen Nest aufgetaucht. Dies spricht
ebenfalls sehr dafür, dass alle drei ein Sabbatjahr eingelegt und
aus welchen Gründen auch immer einmal auf ein stressfreies Jahr ohne
Brut gesetzt haben.
In Dinkelsbühl läuft alles glatt
und wie am Schnürchen. Pauline und Georg befinden sich auf
der Zielgeraden der etwas über einen Monat langen Brutzeit.
Verfolgen Sie bis dahin alles mit größter Aufmerksamkeit. Pünktlich
zum Wochenende werde ich etwas näher ans Nest
zoomen, um den Schlüpfvorgang besser sichtbar zu machen, auch
wenn dann Papa und Mama Storch nicht immer ganz im Bilde sind. Aber
ich denke, die beiden kennen wir mittlerweile sehr gut, so dass wir
auch einmal auf eine Komplettansicht verzichten können. Ein
zusätzliches Zuckerl wäre es darüber hinaus, wenn es Andreas
Kamm gelingen würde, die Bildfrequenz in den Bereich von
drei Sekunden zu bringen. Bietet sich der schnelle Takt aus
„Gerätegründen“ nicht an, werden wir auch den bisherigen von fünf
Sekunden weiter genießen. Der unbeständige Witterungscharakter
hielt auch heute – so wie in den vergangenen Tagen schon –
unvermindert an. Eigentlich kein schlechtes Storchenwetter:
Die Temperaturen um oder leicht unter 20 Grad, immer wieder Regen,
aber nicht lang andauernd und damit auch vermehrt Regenwürmer für
die Jungen. Da kam man sich doch auf seinen Nachwuchs freuen,
Pauline und Georg. Die Schnappschüsse, die ich noch schnell beilege,
sind der Beweis, dass Ihr Tagebuchschreiber nicht ganz untätig in
Sachen „Storch“ war.

Schirmherrin Pauline: Georg, du kannst dich jetzt umziehen!
Die Storchengucker sehen dich nicht mehr...
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Einer muss
ja schließlich das
Nest in Ordnung bringen!
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Der Zweig da
vorne
stört mich etwas!
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Noch etwas pumpen,
dann geht es los!
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Für ein kleines Stückchen Folie
hat's gerade noch gereicht!
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Abstand zu
Pauline! |
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19. Mai 03 |
Eine gute und eine schlechte Nachricht
zu Beginn meiner Ausführungen. Die gute zuerst:
Nestanfänge auf dem Kamin des alten Rathauses in Feuchtwangen!
Die schlechte: Dieses Gebäude ist von meinem
Klassenzimmer nicht mehr zu sehen. Nur gut, dass
mein Nachbarklassenzimmer diese Möglichkeit noch bietet und ich seit
dieser Woche wegen einer längeren Krankheit der Kollegin mit drei
Stunden pro Woche und einer kleineren Stundenplanänderung dort
eingeteilt bin. So auch bereits am heutigen Vormittag! Ein
Blick durchs Fernglas ließ zunächst einen Storch auf dem Kamin
des alten Rathauses sichtbar werden, später auch einen auf der
Sirene des Rathauses und nach längerer Zeit wieder einmal auf
dem Turm der katholischen Kirche. Am Nachmittag konnte
ich beide gemeinsam im Nahrungsgebiet entdecken und
beobachten. Sie standen zwischen der Kläranlage und
dem Feuchtwanger Ortsteil Herrnschallbach ohne viel Aktion.
Erst abends standen sie erneut zur Übernachtung auf
dem Hotelkamin.
Georg und Pauline mussten heute einige
heftige Regenschauer und am späten Nachmittag ein über
einstündiges Gewitter über sich ergehen lassen.

Am Tag als der Regen kam!
Waren die Temperaturen vor dem großen Regen auf
über 20 Grad geklettert, fielen sie bis nach dem Regen auf nur noch
14 Grad. Doch bis zum Abend hatte sich das Wetter beruhigt und die
Sonne kam sogar kurzzeitig wieder zum Vorschein. Der Countdown
läuft also und die Spannung steigt langsam an.

Ich mach mich schon mal schön,
Pauline! Brüte du nur ruhig weiter!
Die Abendzeitung, eine auflagenstarke
Tageszeitung, die im Großraum Nürnberg mit einer eigenen
Lokalausgabe erscheint, brachte heute einen
sehr großen
Bericht, es war schon der zweite, über die Arbeit Ihres
Tagebuchschreibers.

In der Abendzeitung steht heute ein großer Bericht!
Hab's gerade gelesen!
Dabei wirbt die Verfasserin für
unsere Website und weist auf die bevorstehende Geburt der
Jungen hin. Wir dürfen uns auch weiter freuen und ein wenig stolz
sein, dass über die kommenden Ereignisse in regelmäßigen Abständen
berichtet wird.
Unser Traumpaar sieht also bald Mutter- und
Vaterfreuden entgegen. Lag es vielleicht daran, dass Georg
bereits gegen 22 Uhr seinen Platz auf dem Dachfirst verließ
und seiner Pauline für den Rest der Nacht seine Aufwartung
machte?
 |
 |
Zuerst
so!... |
Dann
vereint! |
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20. Mai 03 |
Feuchtwangen. Am Vormittag – das
Paar stand bereits um 7:30 Uhr bei meiner Fahrt in die Schule
auf dem Kamin des alten Rathauses – beobachtete ich das
Feuchtwanger Storchenpaar vom Zimmer meiner Nachbarklasse aus. Um
8:00 Uhr war der Kamin verlassen, ehe das Paar bereits eine
halbe Stunde später wieder Präsenz zeigte. Für eine Stunde riskierte
ich ab und zu einige Blicke, Adebar kreiste erneut über unserer
Schule und zeigte sich immer wieder auf dem Kamin. Das
Nistmaterial auf dem alten Rathaus ist weiter gewachsen
und so nahm ich mir den Nachmittag Zeit, um „Nest“ und Storch zu
fotografieren. Als ich mir bei der Mesnerin den Schlüssel
zum Kirchturm holte, landete gerade ein Storch im
Nest. Es dauerte, obwohl sich alle sehr beeilten, doch eine
Viertelstunde, bis ich meinen Platz in der ehemaligen Türmerwohnung
des Kranzturmes bezogen hatte. Und wie schon im Stillen
befürchtet, fand ich am Ende ein leeres Nest vor. Dieser
Schlingel hat sich mir einfach entzogen! So blieb mir nichts anderes
übrig, als geduldig zu warten. Und es dauerte und dauerte!
Nach vier Stunden brach ich die Beobachtung ab, hatte
aber ein gutes Stück der Probenarbeit des Ensembles der
Kreuzgangspiele zum Stück „Der Brandner Kaspar und das ewig Leben“
akustisch mitverfolgen können, außerdem den Flugkünsten der Dohlen
zugeschaut (die gibt es in Feuchtwangen unmittelbar neben dem
entstehenden Storchennest ebenfalls!) und die Bauarbeiten am Neubau
der Sparkasse beobachtet. Das Storchenpaar glänzte während
der gesamten Zeit durch Abwesenheit. So muss ich es eben
morgen erneut probieren, denn auch bis 20:30 Uhr zeigten sich keine
Störche und das Licht zum Fotografieren mit einer langen Brennweite
wurde immer schlechter. Dafür fand ich die beiden vor Einbruch der
Nacht seelenruhig gut zwei Kilometer südlich ihres Nestes im
Sulzachtal bei Koppenschallbach stehen und ruhen. Statt dem
Tagebuchschreiber einige schöne Fotos zu gönnen, zogen sie es lieber
vor, im Wiesengrunde die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Um
21 Uhr kam ich doch noch zu meinen Fotos. Beide flogen
zur Übernachtung auf den Rathauskamin ein, turtelten
noch eine Weile, zupften das Nistmaterial zurecht und gaben eine
scherenschnittartige Silhouette vor dem Abendhimmel ab.
Bei unserem Dinkelsbühler Traumpaar
blieb bis zum Abend alles ruhig. Die Ablösungen klappten, die
Eier wurden sorgsam umhegt und behutsam gewendet, Georg hielt ab und
zu vom Dachfirst aus Wache und am Abend blieb er unsichtbar. Doch
Sorgen braucht sich deswegen keiner zu machen, hält er sicher wieder
vom nicht sichtbaren Rathauskamin Ausschau nach seiner und auf seine
Pauline.
 |
 |
Wann
schlüpft wohl mein erster?
Das mit Georg nervt dabei schon gewaltig! |
Pauline soll
sich doch nicht so haben!
Ich brüte doch auch meinen Teil |
|
21. Mai 03 |
Mein Storchentag begann heute
bereits vor dem Unterrichtsbeginn. Da ich gestern vom Turm der
Stiftskirche aus keinen Erfolg mit einer Storchensichtung hatte,
probierte ich es erneut um 7:30 Uhr. Das Aktivitätsmaximum beim
Nestbau liegt, wie wir auch an Georg und Pauline gesehen hatten, in
den frühen Morgen- und Vormittagsstunden. Bei Erreichen des
Marktplatzes stand wenigstens einer der beiden Störche im „Nest“ auf
dem Kamin. Ich spurtete den etwa 40 Meter hohen Turm hoch und
musste, als ich oben ankam, zu meiner Enttäuschung abermals ein
leeres Nest bestaunen. Doch die Enttäuschung hielt nicht lange vor.
Nach wenigen Sekunden flog einer der Störche aus Süden kommend mit
Nistmaterial im Schnabel niedrig über die Dächer der Altstadt
geradewegs auf mich zu und landete dreißig Meter unterhalb meines
Standplatzes und 50 Meter entfernt auf dem Kamin des alten
Rathauses. Wie auf Bestellung dauerte es nur wenige Minuten, ehe
auch der zweite Storch, ebenfalls mit Nistmaterial, neben seinem
Partner einflog. 30 Jahre liegen zwischen der letzten
Storchenbeobachtung vom Turm der Stiftskirche und dem heutigen Tag.
Irgendwie doch schön, dass sich meine Heimatstadt anschickt, in den
illustren Kreis der Storchenorte aufgenommen zu werden. Ich hätte
damit nicht gerechnet. Die beiden Bilder stehen für die Ontogenese
eines Nestes:
 |
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Paar mit
Nest am 18.5. |
Paar mit
Nest am 21.5. |
Wegen eines Ausfluges mit dem Lehrerkollegium
meiner Schule komme ich erst abends zum erneuten Besuch des
Storchennestes. Beide Neubürger Feuchtwangens übernachten auf dem
Altrathauskamin.
Gleiches tun auch Georg und Pauline, nur mit
dem Unterschied, dass sich ihr altes Rathaus in Dinkelsbühl
befindet. Bei den beiden dauerte es nur etwas länger, bis sie wieder
vereint im Nest anzutreffen waren. Georg kam erst um 21:45 Uhr zu
seiner Pauline. Ob er vorher eine Zwischenrast auf dem Kamin nebenan
eingelegt hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.
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Wann rührt
sich denn
endlich etwas im Nest? |
Ich kann
auch vom
Dachfirst aus warten |
Kuscheliger
ist es aber
bei dir, Pauline! |
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eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas
Ziegler
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