Storchenkamera
Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 1
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Die Zeit des Wartens ist vorüber! Ein neuer
Tagebuchjahrgang wird mit diesen ersten Informationen aus dem Jahr 2003
eröffnet. So lange war die Pause dabei gar nicht, denn die Ereignisse um
Hugo 1 und Hugo 2 hielten uns ja bis zum Jahreswechsel in Atem und sie
wurden auch nach dem Abzug der Störche aus Dinkelsbühl über die Vorgänge
an unserem „Partnernest“ in Mosbach auf dem Laufenden gehalten. Dass beide
Hugos letztlich ihr Leben ließen, veranschaulichte in drastischer Weise,
welchen Gefahren frei lebende Wildtiere in unseren Breiten ausgesetzt
sind. Dabei wurde hier nur die Spitze eines Eisberges sichtbar und das
wahre Ausmaß der Verluste kann nur ungefähr abgeschätzt werden.
So endete für die Tagebuchleser das vergangene
Storchenjahr in Mosbach und es sollte auch heuer dort wieder beginnen.
Viele werden in den letzten Tagen auf den Beginn der
Übertragung von Bildern aus dem Storchennest gewartet haben und einige
haben diesen Wunsch ja auch im Gästebuch schon angedeutet. Leider muss ich
alle noch um ein wenig Geduld bitten. Dass es im Augenblick noch nicht
geschehen kann, ist angesichts der frühen Nestbesetzung ärgerlich und
schade, es lässt sich aber nicht ändern.
Ohne auf alle Details eingehen zu können und zu
wollen, möchte ich Sie dennoch über wichtige Stationen in unserem Bemühen
um Bilder aus dem Storchennest informieren. Die Kamera selbst läuft seit
ihrer Installation vor knapp zwei Jahren nach wie vor und könnte jederzeit
Bilder senden. Doch der Weg der Bilder zu Ihnen nach Hause ist im
Augenblick noch versperrt. Bisher wurden die Bilder über eine
Kabelverbindung zu einem Rechner in das Bekleidungshaus unseres Freundes
Helmut Wilfling am Ledermarkt in Dinkelsbühl übertragen. Von dort
gelangten sie dann über einen Server zu ihnen. Dies ist allerdings nur
eine vereinfachte Darstellung, in Wirklichkeit ging der ganze Prozess noch
wesentlich komplizierter über die Bühne. Da Helmut Wilfling in erster
Linie Geschäftsmann ist, wickelte er über seine Computeranlage natürlich
auch seinen gesamten Geschäftsbetrieb ab. Diese Arbeiten führten aber
häufig dazu, dass es zu Abstürzen des Computers kam und damit zu
Unannehmlichkeiten für Helmut und in zweiter Linie natürlich auch für uns
Storchengucker. Häufige Ausfälle der Kamera waren die Folge. Helmut trug
alle Unbilden stets mit großem Verständnis und Geduld, er opferte viel an
Zeit und investierte eine Menge an Kosten, so dass wir bisher über die
Vorgänge um das Storchennest in großartiger Weise bildlich informiert
waren. Für dieses Engagement sei Helmut auf diesem Wege noch einmal unser
besonderer Dank und Anerkennung ausgesprochen. Um vor allem für Helmut ein
wenig Entlastung zu bringen (er hätte uns auch weiterhin mit Bildern
versorgt), suchten wir in den vergangenen Monaten nach einer anderen
Möglichkeit der Übertragung. Ehrlich gesagt sind es noch keine Monate,
sondern erst ein paar Wochen und damit wird auch die Verzögerung ein wenig
erklärbarer. Es mussten also neue Partner und technische Möglichkeiten
gesucht oder alte wieder für eine Mitarbeit gewonnen werden. Inzwischen
sind die Dinge auf den Weg gebracht und wenn alles gut läuft, werden wohl
im Laufe des März die ersten Bilder wieder zu sehen sein. Mit Andreas Kamm
von K & K Computer-Systeme konnte ein verlässlicher Partner, er stellte
sein Wissen auch schon bisher in den Dienst der Sache, gewonnen werden.
Mit der Stadt Dinkelsbühl betritt ein neuer die Bildfläche und dieser hat
zugesagt, die Betriebskosten der Storchencam zu übernehmen. Zunächst muss
eine Telefonleitung im alten Rathaus bis unter das Dach verlegt, ein
DSL-Anschluss bereitgestellt und zugeteilt werden. Dafür brauchen wir die
Mitarbeit der Telekom, von der in erster Linie der Start der Übertragung
abhängig sein könnte. Andreas Kamm wird einen Videoserver und einen Router
unter dem Dach installieren und konfigurieren und dann wird einem neuen
Storchenjahr nichts mehr im Wege stehen. Dass Andreas für seine Arbeiten
auf eine Berechnung seiner Arbeitszeit verzichtet, sei nur nebenbei
erwähnt. Dass er auch im vergangenen Jahr viele Wartungsarbeiten
unentgeltlich durchführte, muss an dieser Stelle auch einmal gesagt
werden.
Fazit: Es gibt auch in diesem Jahr eine Übertragung
aus dem Storchennest. Der Beginn wird sich aus den beschriebenen Gründen
noch einige Tage verzögern. Sie werden über die weiteren Ereignisse sicher
im Gästebuch, aber jetzt mit neuem Schwung wieder regelmäßig im Tagebuch
informiert werden. Schauen Sie einfach noch häufiger als bisher bei uns
vorbei und Sie werden nichts verpassen.
Auch unter
www.storch24.de
oder direkt über
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/storch.htm kommen Sie ab sofort wieder auf unsere Website. Empfehlen
Sie uns weiter! Über Spenden für die Neueinrichtung der technischen
Anlagen (etwa 1500 €) unserer Webcam freuen wir uns.
23. Feb. 03
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Ich erhielt gegen 16 Uhr, die
Sonntagnachmittag-Kaffeerunde im Familienkreis war noch im Gange,
einen Anruf aus Mosbach. Frau Kern, ihr Anwesen grenzt an die
ehemalige Molkerei (auf deren Kamin befindet sich das Storchennest),
berichtete: Ein Storch ist da! Bereits 15 Minuten später – ich
sprang sofort vom Tisch hoch und hastete wie von der Tarantel
gestochen los – erreichte ich die kleine Ortschaft an der Wörnitz
und sah schon von weitem einen Storch im Nest stehen. Weitere fünf
Minuten später hatte ich Posten auf dem Kirchturm bezogen und befand
mich nun auf gleicher Höhe mit Freund Adebar. Ein Blick durchs
Spektiv offenbarte schnell, dass der Neuankömmling keinen Ring trug.
Ich kombinierte daher in eine bestimmte Richtung und kam zu
folgendem Schluss: Im vergangenen Jahr – die eifrigen Tagebuchleser
werden sich sicher noch daran erinnern – erschien am 15. Februar der
erste Storch am Dinkelsbühler Nest. Es war ein Männchen, das später
von der Mosbacher Storchendame dorthin entführt wurde. Auch dieser
Frühankömmling trug – wie jetzt der Mosbacher - keinen Ring. Später
brachte dieses Paar drei Junge zum Ausfliegen. Einer dieser
Jungstörche – Hugo 1 – hielt uns bis zum 10. Dezember, seinem
Todestag, in Atem.
Ich vermute aus den Kenntnissen des letzten
Jahres, dass dieser Neuankömmling mit dem Dinkelsbühler
Entführungsopfer und späterem Mosbacher Brutstorch identisch sein
könnte. Einmal spricht das erneute frühe Auftreten sowie die
Tatsache, dass Störche sehr gerne das Nest ihrer letzten Brut auch
im nächsten Jahr ansteuern, dafür. Gegen 17 Uhr verließ ich Mosbach,
ohne dass Adebar sein Nest verlassen hätte. Nach Einbruch der
Dunkelheit, das Thermometer zeigte minus 8 Grad erbrachte eine
Kontrolle keinen Sichtkontakt im Mosbacher Nest.
Doch die Meldung aus Mosbach blieb nicht die
einzige dieses Tages. Kurz nach 18 Uhr, die Sonne näherte sich dem
Horizont, erhielt ich einen weiteren Anruf. Pfarrer Sing aus
Wilburgstetten, Hausherr des dortigen Storchennestes auf dem
Kirchturm, berichtete freudestrahlend, dass seit kurzem ein Storch
im Nest stehe und auch während des Telefonats könne er ihn quasi
Auge in Auge sehen. Damit war gleichzeitig klar, dass es sich bei
beiden Sichtungen um zwei verschiedene Störche handeln musste,
obwohl die Entfernung zwischen Mosbach und Wilburgstetten nur etwas
über 20 Kilometer beträgt. Das Überbrücken einer solchen Entfernung
in weniger als einer Stunde bei leichten Minusgraden und
zusammenbrechender Thermik scheint nicht möglich zu sein.
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24. Feb. 03 |
Um 7 Uhr, der Morgen graute, läutete erneut das Telefon im Hause
ihres Tagebuchschreibers. Dieser rechnete mit einem Anruf einer
Schülermutter, die einen ihrer Sprösslinge für den Unterricht am
heutigen Tag entschuldigen wollte. Doch es kam anders! Es war eine
Einwohnerin aus Mosbach – Kinder aus diesem Ort gehen nicht in die
Klasse des Chronisten. Aufgeregt erzählte sie mir, dass sie beim
Gang zum Schulbus einen Storch im Nest stehen sah. Also hatte dieser
doch im Nest übernachtet und ich hatte ihn am gestrigen Abend
einfach nicht gesehen. Am Nachmittag blieb eine Kontrolle durch mich
vor Ort erneut erfolglos. Nun pflegen ja Störche nach ihrer Rückkehr
zum Nest nicht ständig still und starr die Tage dort zu verbringen,
sondern sie unternehmen oft lange Ausflüge in die nähere und weitere
Umgebung. Nicht selten bleiben sie, gerade bei sehr frühen Ankünften
wie der vorliegenden, auch mehrere Tage und Nächte gänzlich
verschwunden. |
25. Feb. 03 |
Nicht ganz überraschend kommt heute von unserer Gästebuchschreiberin
Claudia die erste Beobachtung eines Storches aus Dinkelsbühl. Bei
dieser Sichtung konnte es sich durchaus um den Storch gehandelt
haben, der vorher in Mosbach oder in Wilburgstetten im Nest stand.
Während sie ihn über der Stadt kreisen sah, konnte ihn später ein
Redakteur der Fränkischen Landeszeitung auch im Nest beobachten.
Offensichtlich hat er sogar die Nacht zum 26. Februar dort
verbracht. In einer Zeitungsnotiz vom 27. Februar steht zu lesen:
„Storch auf Stippvisite“ Aufsehen erregte ein Storch, der dem Nest
auf dem alten Rathaus eine Stippvisite abstattete. Nach einer
grimmig kalten Nacht, die in dieser Höhe sicher noch unangenehmer
war, breitete er im frühen Morgenlicht seine Schwingen aus und flog
wieder davon. Vielleicht handelte es sich um einen der vielen
Wintergäste, die die kalte Jahreszeit im Nürnberger Tiergarten
überdauern (Zitat Ende) |
26. Feb. 03 |
Erneut gibt Claudia im Gästebuch eine Sichtung bekannt. Sie
beobachtete gegen 17 Uhr einen Storch im Nest auf dem alten Rathaus.
Diese Hinweise deuten – bei gleichzeitigem Ausbleiben eines Storches
in Mosbach – darauf hin, dass der Mosbacher Storch sich
offensichtlich vorübergehend mehr dem Dinkelsbühler Nest zugehörig
fühlt. Zeichnet sich hier vielleicht bereits wieder eine
bevorstehende Entführung ab? |
27. Feb. 03 |
Das Mosbacher Nest ist wieder geräumt.
Gleichzeitig mit dem Auftreten eines Storchs im Dinkelsbühler Nest
blieb ein solcher in Mosbach seitdem aus. Dies bestärkt mich
abermals in der Annahme, dass es sich in beiden Fällen um den Storch
handelt, der auch im vergangenen Jahr an beiden Orten für Aufsehen
sorgte. Die deutlichen Kotspritzer am Dach des alten
Rathauses geben Hinweise darauf, dass es sich bei unserem Besucher
doch um einen Dauergast zu handeln scheint. Dies bedeutet
wohl, dass er auch die vergangene Nacht im Nest zugebracht hat. Bei
einem nachmittäglichen Besuch der Stadt und seines Umlandes finde
ich jedoch an keiner der „alten“ Plätze Spuren unseres
Frühlingsboten.
Die Arbeiten an der technischen Verbesserung
der Bildübertragung via Kamera verlaufen Dank des großen Einsatzes
unseres Freundes Andreas Kamm sehr zügig und geben zu der
berechtigten Hoffnung Anlass, dass bald mit einem Abschluss der
Arbeiten gerechnet werden kann.
In diese Phase platzte ein Anruf Helmut
Wilflings, der die frohe Kunde verbreitete, seine alte
Technik wieder in Gang gesetzt zu haben und bereit sei, in der Zeit
des Übergangs bis zum endgültigen Neustart Bilder vom Nest zu
liefern. Andreas Kamm und Webmaster Wolfgang Horlacher waren dann
diejenigen, die letzte Hand anlegten, so dass ab morgen in
gewohnter Weise auch visuell über die Ereignisse am Nest
berichtet werden kann. Wer Helmuts Homepage ab 18 Uhr aufrief,
konnte schon zu diesem Zeitpunkt Testbilder betrachten und dabei
erkennen, dass ein Storch im Nest stand und dort eine weitere Nacht
zu verbringen begann. |
28. Feb. 03 |
Die Bilder laufen! Seit Mitternacht
erhalten Sie wieder Blickkontakt zu unserem Nest. Damit ist es
gelungen, so wie früh wie noch nie mit einer Übertragung zu
beginnen. Im vergangenen Jahr notierten wir den 4. März.
Bis gegen 22 Uhr 30 konnte man dank der
Stadtbeleuchtung den Nestbesucher in stehender und teilweise auch
liegender Position bewundern. Danach mussten wir Voyeure klein
begeben und Adebar in der Dunkelheit alleine lassen.
Nun heißt es wieder Geduld zu zeigen und
auf Adebars Rückkehr zu hoffen. Nach seinem Abflug vom Nest, blieb
er zumindest bis in die Mittagsstunden hinein verschwunden. Aber
dieses Verhalten kennen wir ja aus dem Vorjahr zur Genüge. Mit
einbrechender Dunkelheit sind dann die Chancen eines Wiedersehens am
größten. Vorausgesetzt unser Gast zieht es nicht doch wieder vor,
ein anderes Nest in der Umgebung anzusteuern.

Er hat kein anderes Nest vorgezogen, sondern erschien, wie
erhofft und erwünscht, kurz nach 17 Uhr. Da stand er wie
hingezaubert in voller Größe, nachdem am Nachmittag der
Ausschnitt des Kamerabildes kleiner gezoomt worden war.
Auch diese Nacht verbringt der Gast hoch über den Dächern
der Stadt. Auf den nach Norden gerichteten Dächern der Häuser
schmelzen die letzten Schneereste dahin und ein
Vorfrühlingstag mit über 10 Plusgraden weicht einer zwar noch
frostigen, jedoch nur noch mäßig kalten Nacht. Ist der Nestbewohner
nun Resi oder Rudi?, wird im Gästebuch gefragt. Weder noch! Es
handelt sich mit fast 100%iger Sicherheit um das Männchen des
Vorjahres, das vom 15. Februar bis zum 16. März im Rathausnest
wohnte, bis es zur schon oft beschriebenen Entführung durch das
Mosbacher Storchenweibchen kam. Ereignet sich heuer Ähnliches? Im
Vorjahr fand sich das Weibchen am 10. März in Mosbach ein, ehe es
dann eine knappe Woche später in Dinkelsbühl „zuschlug“. Es
verspricht schon jetzt wieder äußerst spannend zu werden und jeder
weitere Tag sollte auch die Anwesenheitsdauer des Nestbesitzers
erhöhen. Die beiliegenden Schnappschüsse sind ein kleiner Gruß an
alle, die noch nicht die Gelegenheit hatten, den Dinkelsbühler
Storch live zu erleben.
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01. Mrz. 03 |
Wenn sich unser Freund dem Nest verweigert,
muss man ihm an anderer Stelle nachspüren. Dort existiert allerdings
keine Kamera, so dass ich Sie in schriftlicher Form darüber
informiere. Nachdem das Nest seit den Morgenstunden
verlassen war – nur das Dohlenvolk inspizierte mit hoher
Intensität den großen Vorrat an zukünftigem Nistmaterial - und sich
auch bis in die frühen Nachmittagstunden nichts ereignete, begab ich
mich im Umkreis Dinkelsbühls auf die Suche. Und anders als in
den letzten Tagen wurde ich auch sehr schnell fündig. Ich traf
Meister Adebar – ich hatte bisher vergessen zu erwähnen, dass
er unberingt ist – unweit der Froschmühle rund 2 Kilometer
nördlich des Nestes. Hier an den Ufern der Wörnitz erbeutete er
einige Regenwürmer, die er in den durch das Schmelzwasser
entstandenen Pfützen auflas. Durch Spaziergänger und einen Hund
gestört startete er und landete rund 500 Meter weiter nördlich
zwischen der Froschmühle und Lehengütingen. An einem tief
eingeschnittenen Graben, der parallel zur Wörnitz fließt und in sie
mündet, hielt er sich einige Minuten auf. Einige Male lief er die
Böschung hinab, verschwand dabei für Sekundenbruchteile ganz,
trank Wasser und war schnell wieder an der Oberfläche zurück.
Ohne ersichtliche Grund startete er ein weiteres Mal, überflog die
Wörnitz sowie die still gelegte Bahnstrecke Dombühl-Nördlingen und
landete auf einem frisch gepflügten Acker oberhalb der Froschmühle.
Zu Fuß ging es dann eine ganze Weile den Talhang zur Wörnitz wieder
hinab. Dabei hielt Adebar schnurstracks auf einen Asthaufen zu, der
sich vorzüglich als Quelle für einen möglichen Nistmaterialbedarf
eignen könnte. Eine bevorstehende Besprechung wegen der Einrichtung
der neuen Technik zu unserer Webcam zwang mich schließlich schweren
Herzens die Beobachtung einzustellen. Zu Hause erwartete ich später
über den Monitor die Ankunft des Altrathausbewohners. Genau um 17
Uhr 57 landete er wie erwartet – eine knappe Stunde später als
gestern – in seinem luftigen Domizil. Da diese Übernachtungen
bereits so regelmäßig stattfinden, besteht kein Anlass
anzunehmen, dass uns unser Freund schon bald wieder verlässt.

Ich bin doch ein prächtiger Bursche!
Schließlich machte es sich unser Gast und
mögliche „Dauerbrenner“ für längere Zeit im Nest bequem und
probierte schon einmal die „Bauchlage“.

Ich probiere es heute einmal im Liegen!
Bis 22:30 Uhr war Hugos Vater vor dem
Hintergrund der Paulskirche sehr gut zu erkennen, danach nur noch
schemenhaft. |
02. Mrz. 03 |
Da ich am Wochenende nicht gerade zu den
Frühaufstehern gerechnet werden kann, gelingt es mir auch heute
morgen nicht, unseren Storch vor seinem Abflug vom Nest zu ertappen.
Dieses ist gegen 8:15 Uhr – wie erwartet – bereits wieder leer.
Außer den obligatorischen Dohlenbesuchen mit bis zu vier
Exemplaren gleichzeitig

Wann beginnen wir mit dem Abbau des
Nestes?
und einer dunklen Friedenstaube

Ein schlechtes Omen für die Irak-Krise?
bleibt das Nest den ganzen Tag über ohne eine
Storchensichtung. Besonders malerisch zeichneten sich außerdem die
Rauchzeichen aus den diversen Altstadtkaminen vor den Dächern
ab.

Sind es doch Friedenszeichen?
Um weiteres über den Aufenthalt unseres
Beobachtungsobjektes zu erfahren, machte ich mich gegen 14 Uhr
erneut in Richtung Wörnitztal auf. Diesmal fuhr ich über Mosbach
und konnte dort nach einigen Tagen Abstinenz wieder einmal einen
Storch im Nest ausmachen. Schnell auf den Turm gespurtet und
von oben Adebar unter die Lupe genommen! Ich war mir schnell sicher,
unseren Übernachtungsgast diesmal im Mosbacher Nest entdeckt zu
haben. Es besteht eigentlich kein Zweifel, dass Hugos Vater wieder
einmal in seinem alten Brutnest nach dem Rechten gesehen hat. Nach
wenigen Minuten segelte er vom hohen Kamin und landete keine 500
Meter außerhalb des Ortes an einer der zahlreichen Pfützen im weiten
Wiesengrund. Nach Einbruch der Dunkelheit wird sich entscheiden, zu
welchem Nest Adebar in der kommenden Nacht tendiert und wie lange
seine Unentschlossenheit noch anhält.
Auch für mich war am Abend die
Feststellung überraschend, dass er zu keinem der beiden zur Auswahl
stehenden Nester tendierte, sondern schlicht und ergreifend in einer
weitflächig überschwemmten Wörnitzwiese zwischen Mosbach und
Tribur sein Dasein fristete. Nachdem am späten Nachmittag
kräftiger Regen eingesetzt hatte, wäre es für unseren Frühheimkehrer
so und so fast aussichtslos geworden, seinen alten
Übernachtungsplatz anzusteuern. Warum er aber den nur 800 Meter
entfernten Horst in Mosbach nicht anflog, bleibt wohl sein
Geheimnis. Hoffen wir aber, dass er sich bald entscheidet. Wir
wünschen uns natürlich, dass er in der kommenden Nacht erneut sein
Herz für Dinkelsbühl entdeckt. Durch das anfallende Schmelzwasser
und den lang ersehnten Regen hat sich der Wasserstand der Wörnitz
kräftig erhöht, die Pegel sind gestiegen und überall haben sich
Pfützen und bereits größere Überschwemmungsflächen gebildet und eine
Landschaft hinterlassen, die Adebar durchaus zu schätzen weiß.
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03. Mrz. 03 |
Kein Storch am Nest, dafür gelegentliche
Dohlenbesuche und zum ersten Mal überhaupt ein Kurzbesuch einer
Elster,

Elsterbesuch! Diebisch oder nicht?
die offenbar ebenfalls nach Nistmaterial für
den Bau ihres eigenen Nestes Ausschau hielt. Ich begab mich gegen 10
Uhr 30 zu einem Kurzbesuch nach Mosbach und entdeckte unweit
der Stelle vom gestrigen Abend unseren Ausreißer in den
weithin überschwemmten Wiesen zwischen Mosbach und Tribur. Es
herrschte zu dieser Zeit noch dichter Nebel, der wenig Aussicht
aufkommen ließ, dass Hugos Vater sehr schnell seine Meinung ändert
und nach Dinkelsbühl zurückfliegt. Außer weiteren obligatorischen
Dohlenbesuchen, die sich an Intensität noch in Grenzen halten (so
richtige Nestbaustimmung kommt erst noch auf!) und einer weiteren
dunklen Friedenstaube tat sich in der Folgezeit relativ wenig am
Nest. Weniger aus Langeweile als vielmehr aus Neugierde steuerte ich
gegen 14 Uhr erneut das Wörnitztal um Mosbach an. Ich konnte eine
gewisse Freude nicht verhehlen, als ich unseren Storch in der Gegend
von Mosbach nicht entdecken konnte. Wenn er sich noch in diesem
Abschnitt des Tales aufhielte, hätte ich ihn mit Sicherheit
entdeckt. Bei der Weiterfahrt in Richtung Dinkelsbühl blieb Hugos
Vater allerdings ebenso unauffindbar. Diese Tatsche dagegen
überraschte mich nicht, gibt es doch im Gebiet um unser Storchennest
viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Mit einem leisen
Hoffnungsschimmer machte ich mich wieder auf die Heimfahrt und bezog
Posten vor dem PC. Genau um 17 Uhr 38 erblühte eine
schwarz-weiße Rose im Nest und Adebar war reumütig nach
Dinkelsbühl zurückgekehrt.

Ätsch! Da habt ihr gestern vergeblich auf mich gewartet!
Da stand er also wieder, als ob nichts gewesen
wäre. Und die Bewohner Dinkelsbühl begrüßten ihren Gast mit
eindeutigen Rauchzeichen aus ihren Kaminen.

Gestatten! Häuptling „Rauchende Socke!“
Wer an diesem Rosenmontag noch über einen
klaren Blick verfügte, konnte sich noch lange an der dunklen
Silhouette im Nest erfreuen. |
04. Mrz. 03 |
Dichter Nebel hüllte am Morgen Stadt und Nest ein. Der
Storch hatte sich von der eingeschränkten Sicht nicht beirren
lassen und war längst zu seinen Erkundungen in die
Umgebung gestartet. Die Wetterlage besserte sich, bis am
frühen Nachmittag wieder einmal die Sonne durch das
Einheitsgrau brach. Sollte unser Frühheimkehrer die günstige Thermik
zu einem größeren Ausflug nutzen? Den langen Leerstand des Nestes
unterbrach erneut ein Dohlenquartett

Gut, dass wieder niemand zu Hause ist!
zu einer ausgiebigen Inspektion und auch Elster und
Taube stellten sich abermals zu Stippvisiten ein. Das Warten
wurde dann allerdings am Abend nicht belohnt. Hugos Vater oder unser
Frühheimkehrer blieb eine weitere Nacht aus.
Auch im benachbarten Mosbach zeigte sich kein Storch zur Nacht im
Nest. Ob – ähnlich wie vorgestern - eine Übernachtung auf freiem
Feld stattgefunden hat oder unser Liebling ein drittes Nest im
weiteren Umfeld um Dinkelsbühl inspizieren wollte, entzieht sich
meiner Kenntnis. Dieses Suchen in den ersten Tagen nach der
Ankunft gehört zu ganz normalen Verhaltensweisen unter den
Störchen. Bei dieser Gelegenheit werden auch mögliche Partner
„entdeckt“ und wie im vergangenen Jahr geschehen ins jeweilige
andere Nest entführt. Also nicht verzagen! Wenn unser Freund ein
oder mehrere Male ausbleibt, muss dies noch nicht automatisch seinen
Abzug bedeuten. |
05.Mrz. 03 |
Ein sonniger Morgen bricht an, der
Temperaturen von über 10 Grad bringen sollte. Wird das gute Wetter
wieder den einen oder anderen Storch zu uns bringen? Werden wir
heute erneut einen Besucher im Nest begrüßen dürfen? Diese
Überlegungen stelle ich beim ersten Blick ins verlassenen Nest an.
So ganz ohne Reiz bietet es sich auch ohne Storch nicht dar. Dohlen
kommen und gehen, Rauchfahnen ziehen immer wieder aus den Kaminen
und zeigen uns die Windrichtung an. Heute bläst er mehr aus Süd bis
Südost. Die Spuren, die der Besucher des Nestes in den letzten Tagen
an den Zweigen des Nestvorderrandes in Form einiger Kotspritzer
hinterlassen hat, sind nach wie vor deutlich zu erkennen.

Warten auf Godot!
Die Dohlenbande zeigte sich in den
Vormittagsstunden immer wieder am Nest, doch Adebar blieb
verschwunden. Dafür begegnete ich in den frühen
Nachmittagsstunden einem weiteren Neuankömmling im Landkreis
Ansbach und zwar in Wittelshofen. Dieser Storch entpuppte
sich schnell als „alte Bekannte“. Die Störchin war – das bewies die
Inschrift auf ihrem Ring - in den Jahren von 1997 bis 2000 Brutvogel
auf dem Rathausdach in Dinkelsbühl und in den letzten beiden Jahren
in gleicher Funktion in Weiltingen ansässig. Lässt ihr Erscheinen an
einem weiteren Ort nun einen neuen Wechsel erwarten? Ich glaube
nicht. Eher sollte sich die Störchin auf einer ähnlichen Rundreise
befunden haben wie unser Rathausstorch, die sie bald hier, bald dort
zu kurzen Inspektionen erscheinen lassen.
Doch auch die Ereignisse an unserem Nest
sollten sich heute noch überschlagen! In kurzer Folge
erschienen um 17.19 Uhr doch tatsächlich 2 Störche.
Während einer im Nest landete, zog es der zweite vor,
auf dem Dachfirst Platz zu nehmen. Dort wurde kurz geklappert
und nach drei Minuten war der ganze Spuk fürs erste wieder vorbei.
Die Spannung steigt erneut an. Werden beide oder wenigstens einer am
Abend wieder kommen? Bei der genauen Betrachtung meiner
Schnappschüsse glaubte ich, am „Neststorch“ einen Ring über
den Zehen des linken Beines ausgemacht zu haben.
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Jetzt geht das schon so früh wieder
los! Ich bleibe diesmal aber in Dinkelsbühl
und du kannst von mir aus nach Mosbach! |
Im Augenblick bedeutet diese Bemerkung noch
nichts Außergewöhnliches, sie könnte jedoch später einmal an
Bedeutung gewinnen. Um 18:12 Uhr erschien abermals Besuch
am Nest. Ein unberingter Storch erschien, klapperte kurz, zog
ein Bein an und begab sich zur Ruhe. Unser Übernachtungsgast
meldete sich also abermals zurück in seinem Nest.

Ich gehöre hierher und dabei bleibt es!
Um 19 Uhr fahre ich zur
Überprüfung der Verhältnisse ein weiteres Mal nach Mosbach.
Ich hatte da so einen Verdacht! Und er sollte sich
bewahrheiten. Auch im dortigen Nest steht ein Storch und
schlagartig gewann die Beobachtung vom Nachmittag in Dinkelsbühl an
Bedeutung. Hugos Vater war in den vergangenen 36 Stunden auf
Ausflug. In dieser Zeit traf er mit der Mutter Hugos zusammen. Er
führte sie nach Dinkelsbühl, sie landete für drei Minuten im Nest,
er gab sich mit dem Dachfirst zufrieden, danach flogen beide ab,
Hugos Mutter flog nach Mosbach und übernachtet heute erstmals dort,
Hugos Vater machte wieder kehrt und schwebte ins Dinkelsbühler Nest
ein. Den exakten Beweis werde ich – so hoffe ich – morgen
liefern können, wenn ich die Ringnummer von Hugos Mutter in Mosbach
ablesen kann. Unglaublich, aber wahr! Was ich vor einiger Zeit
gemutmaßt habe, scheint sich auch heuer in Realität ein weiteres Mal
zu ereignen. |
06. Mrz. 03 |
Um 9 Uhr sitze ich bereits wieder auf dem
Kirchturm von Mosbach, um meine letzten Zweifel über die
Vorgänge des vergangenen Tages auszuräumen. Manche werden sich
vielleicht fragen, ob der Tagebuchschreiber nichts Besseres zu tun
hat als Licht in die Lebensvorgänge von Störchen zu bringen. Bei
meinen Unternehmungen kommt mir allerdings in dieser Woche die
Tatsache zugute, dass in Bayern Schulferien sind, ihr Chronist
deshalb auch frei hat und dadurch zwangsläufig Kapazitäten brach
liegen, die nun den sensationellen Enthüllungen dienen. Deshalb habe
ich also Zeit und Muße vom Mosbacher Kirchturm den dort stehenden
Storch unter die Lupe zu nehmen. Er ist links beringt, es ist
das Weibchen der vergangenen beiden Jahre, es ist Hugos Mutter!
Im letzten Jahr erschien sie am 10. März, in diesem Jahr 5 Tage
früher. Sie war es also auch, die gestern um 17:19 Uhr kurz im
Dinkelsbühler Nest stand, ehe sie dann die Nacht im Mosbacher
Storchendomizil zubrachte. Von Anwohner konnte ich darüber hinaus
erfahren, dass gestern Nachmittag auch schon einmal kurz zwei
Störche am Nest beobachtet werden konnten. Auch in diesem Fall
handelte es sich mit 100%iger Sicherheit um die Eltern unseres
Freundes Hugo. Und nun scheint sich tatsächlich eine ähnliche
Situation wie im Jahre 2002 zu wiederholen. Während Hugos Vater auch
heuer das Dinkelsbühler Nest zu bevorzugen scheint, tendiert Hugos
Mutter eindeutig eher nach Mosbach. Welche Partei trägt heuer den
Sieg davon? Wir werden es miterleben und dürfen uns auf
aufregende Tage und Wochen einstellen.
Unser Gästebuchschreiber Udo konnte den
Abflug des Rathausstorches zwischen 6:20 Uhr und 6:24
Uhr beobachten. Seitdem zeigte er uns erneut die kalte Schulter
und dürfte unentschlossen im 10km-Umkreis umherirren. Mehr gab es
vom Nest – außer den Dohlenbesuchen – nicht zu berichten. Da
Storchenexperten gelegentlich auch einmal ihre Blicke vom Nest
wenden müssen, versäumte ich heute den ersten Anflug eines
Adebars. Es geschah aber in der Zeit zwischen 16:15 Uhr und 17
Uhr. Denn bei meiner Rückkehr in mein Arbeitszimmer hatte es
sich unser Freund bereits im Nest gemütlich gemacht und er steht
jetzt gegen 21 Uhr immer noch als Schattenriss mit ein oder zwei
Beinen vor der Dachlandschaft der Paulskirche.

Endlich wieder
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So habe ich es mit der Fußbodenheizung
nicht gemeint! |

Gute
Nacht! |
Nun könnte der heutige Tagebucheintrag wenig
spektakulär und wenig aufregend schließen, wenn ich nicht gegen 20
Uhr 30 noch einmal in Mosbach vorbeigeschaut hätte.
Mit dem, was ich da sehen musste, hätte ich wahrlich nicht
gerechnet. Es standen zwei Störche im Nest. Waren es Hugos
Eltern? Einer der beiden war mit Sicherheit das beringte Weibchen
und Hugos Mutter. Aber der andere? Wenn es Hugos Vater ist, wer ist
dann der Storch im Dinkelsbühler Nest? Auf alle Fälle sind an den
beiden Nestern drei Störche zugegen. Wer ist der „dritte Mann“?
Vielleicht eine Frau? Ist Hugo heimlich still und leise umgesiedelt
und hat einem Fremden das Feld in Dinkelsbühl überlassen? Ist Hugo
weiterhin in Dinkelsbühl und in Mosbach hat sich ein neuer Mann zur
alten Storchendame gesellt? Sie sehen, es gibt eine ganze Reihe von
ungelösten Fragen. Ich werde morgen früh erneut den Kirchturm
besteigen und versuchen, den Geheimnissen auf die Spur zu
kommen. Eines steht auf alle Fälle fest: Wenn sich ein Paar in
Mosbach bereits etabliert hat, besteht die große Hoffnung,
dass unser Storch nicht mehr dorthin abwandert.
Damit erhöhen sich die Chancen, dass sich bei der nächsten
„Rückreisewelle“ der Störche aus dem Winterquartier bald ein
Partner auf dem Rathausdach dazugesellt. |
07. Mrz. 03 |
Wie uns Barbara wissen ließ, flog unser
Storch heute um 6:47 Uhr vom Nest. Nach den Ereignissen
des gestrigen Tages bezog ich um 9:30 Uhr Posten auf dem
Kirchturm von Mosbach, denn die Geschehnisse dort betreffen
auch unser Dinkelsbühler Nest. Ich hatte Glück! Das Paar, das
seit gestern „vor Ort“ ist und die vergangene Nacht auch gemeinsam
im Nest verbracht hatte, stand in der Storchenwohnung auf dem
Kamin der ehemaligen Molkerei. Das Weibchen – es ist auch deutlich
kleiner als das Männchen – ist unsere alte Bekannte und heuer zum
dritten Male in Mosbach ansässig. Mit vier Jahren ist sie dabei auch
noch sehr jung. Das Männchen – es trägt keinen Ring – ist der
Storch, der am 23. Februar als erster in unserer Gegend eingetroffen
war und seit dem 25. Februar auch in Dinkelsbühl am Nest beobachtet
werden konnte. Immer wieder tauchte er auch danach in Mosbach auf.
Am 5. März muss es dann – wie im Tagebuch beschrieben – zu einer
Begegnung mit dem neu eintreffenden Weibchen über Dinkelsbühl
gekommen sein. Diese Begegnung und das gleichzeitige Erscheinen
eines dritten Storches führte dann in der Folgezeit zu einer
neuerlichen Entführung „unseres“ Männchens nach Mosbach. Das
dortige Paar ist also mit dem vorjährigen identisch.
Der Rathausstorch ist ein neuer, auf alle Fälle aber nicht
mehr Hugos Vater. Bei der heutigen Beobachtung in Mosbach erkannte
ich am Männchen die gleichen unveränderbaren Kennzeichen am
Intertarsalgelenk des Vogels, die ich auch bei der Beobachtung am
23. Februar festgestellt hatte. Beweisen kann ich allerdings nicht,
dass dieses Männchen mit dem aus dem Vorjahr identisch ist, aber
alle Anzeichen sprechen dafür: Ungewöhnlich frühe Ankunft (23.
Februar), Pendeln zwischen Dinkelsbühl und Mosbach, Entführung durch
das alte Weibchen nach Mosbach. Welcher andere Storch (außer Hugos
Vater) würde das in gleicher Weise mit sich geschehen lassen?
Während meiner Anwesenheit auf dem Kirchturm holte das Männchen
bereits einmal Nistmaterial und anschließend kam es zu einer langen
und – wie es den Anschein hatte – erfolgreichen Kopulation. Danach
flogen beide gemeinsam rund 1500 Meter weit bis an den Ortsrand von
Tribur und ruhten im Kreise von rund 100 Lachmöwen in einer noch
leicht unter Wasser stehenden Wiese Gegen Mittag
suche ich im Umkreis von Dinkelsbühl nach unserem
Übernachtungsgast. Und ich werde abermals im Gebiet bei der
Froschmühle (2 Kilometer nördlich des Nestes) fündig. Ein Blick
durchs Fernglas bestätigt mir: Das ist ein neuer Storch. Er
ist links oben (d.h. über dem Intertarsalgelenk – viele
bezeichnen dies fälschlicherweise als Knie) beringt. In
dieser Art und Weise und mit solchen Ringen zu arbeiten, ist für
französische Vogelwarten kennzeichnend. Sollte sich also ein
Franzose anschicken, in Dinkelsbühl eine Familie
zu gründen? Als ich mich in Halbschuhen durch die teilweise
überschwemmten Wiesen mit dem Fernrohr und Stativ in der Hand in
Richtung Storch vorwärts kämpfe (ich versprach mir bei einer
Annäherung eine kleine Chance, die Ringinschrift abzulesen), musste
ich nach rund 100 Metern erkennen, dass Adebar sein Geheimnis noch
nicht so schnell preisgeben würde. Er erhob sich nämlich in die
Luft, segelte 200 Meter weiter und landete jenseits der Wörnitz in
einem durch die Überschwemmung entstandenen See. Ich gab auf und
watete langsam zurück zum Auto. Es wird wohl demnächst ein Paar
neue Schuhe geben oder die gute Qualität meiner „Sonntagstreter“
belehrt mich eines Besseren. Zu Hause angekommen besah ich mir
sofort meine Schnappschüsse etwas genauer und entdeckte dabei, dass
unser gestriger Übernachtungsgast ebenfalls links oben
beringt ist. Auf dem dritten und letzten Schnappschuss im
Tagebucheintrag vom 6. März ist der Ring am einzig sichtbaren Bein
als helles Rechteck erkennbar (bitte mit den Augen ganz dicht an den
Monitor heranrücken!!). Das bedeutet ganz eindeutig: Seit gestern
ist ein neuer Storch im Rathausnest. Die erfreulichen
Nachrichten gehen aber noch weiter. Dank fleißiger Beobachter unter
unserer Fangemeinde wissen wir, dass gegen 14 Uhr ein
erneuter Anflug des Neuen am Nest stattfand. Ich konnte ihn kurz
darauf ebenso bewundern und ihn liegend und stehend in Augenschein
nehmen.

Unser Neuer ist zurück! |

Da habe ich doch etwas gehört! |
Um 14:58 Uhr war der Besuch aber vorerst
mit dem Abflug vorbei und einige Dohlen übernahmen das
Kommando. Mit einsetzender Dämmerung flog der Neue wieder ein. Es
war genau um 17:54 Uhr. Damit verbringt er nun mindestens
schon die zweite Nacht in seinem neuen Nest.

Glücklich gelandet! |

Nase ganz nahe an den Monitor!
Ring oben links! |
Das Ablesen der Ringinschrift muss ich auf das
Wochenende verschieben, aber ich verspreche, dass ich es schaffe!. |
08. Mrz. 03 |
So
langsam beginnen die Verhältnisse an unserem Nest etwas
unübersichtlich zu werden. Nachdem uns Brigitte so ausführlich
über den morgendlichen Abflug gegen 7 Uhr im Gästebuch
informierte und Natty die ersten Bilder aus dem
Morgengrauen übermittelte, blieb es zunächst wieder ruhig am
Nest.

Da hat mich Natty
beim Gähnen erwischt! |

Vor dem Abflug noch einmal
kräftig geklappert! |
Die
Dohlen schienen auch wieder Frühlingsgefühle zu
entwickeln und besuchten das storchenleere Nest intensiver als in
den letzten Tagen.

Lasst uns die Gelegenheit nutzen, so lange noch Zeit ist!
Punkt
11:27
Uhr landete erneut ein Storch im Nest.

Nach der Landung mache ich
mich erst mal wieder hübsch! |

Storchenexperte,
ich habe keinen Ring! |
Ich wollte natürlich schnell in Dinkelsbühl zur
Stelle sein und brach Hals über Kopf dorthin auf. Genau 16 Minuten
später stand ich am Kirchhöflein, wo sich ein wunderschöner Blick
zum Nest bietet und man nahe genug dran ist, um zum Beispiel Ringe
abzulesen. Als ich den ersten Blick durch mein Spektiv warf, stellte
es sich heraus, dass dieser Storch überhaupt keinen Ring
besaß. Was schließen wir daraus? Der Gast, der heute um 11:27 Uhr im
Nest landete, ist abermals ein neuer Storch. Während meines
Aufenthaltes unterhalb des alten Rathauses gab der Neue einige
drohende Klapperstrophen von sich, ordnete das Nistmaterial und ich
hatte den Eindruck, auch wegen der imponierenden Größe, dass es sich
um ein Männchen handeln könnte. Wo aber ist der Ringstorch,
den ich eigentlich identifizieren wollte? Ist er in den Nähe und
steht er möglicherweise in allernächster Zeit bei unserem Neuen mit
im Nest? Das Mosbacher Paar befand sich zeitgleich in seinem Nest,
so dass hier Doppelzählungen ausscheiden.
Fast zwei Stunden hielt es der „Neue“
ununterbrochen bis weit über den Mittag am Nest aus, ein
neuer Rekord in diesem Jahr, wenn man einmal von den rund 13
Stunden Anwesenheit während der Nacht absieht. Je länger ein Storch
auch tagsüber im Nest zubringt desto geringer sind die Chancen des
emsigen Dohlenvolkes, Diebstahl zu begehen.
Den Nachmittag verbrachte ich zwar nicht am
Computer, aber dennoch in Sachen „Storch“. Ich verschaffte mir einen
Überblick über die bisherige Situation an der Altmühl. Auch
hier gilt als Fazit, dass wohl noch nie so viele Störche
bereits bis zur ersten Märzwoche eingetroffen sind wie in
diesem Jahr. Neben zwei Einzelstörchen in Leutershausen und
Triesdorf kann ich von jeweils einem Paar in Neuenmuhr und Windsfeld
sowie von gelegentlichen Besuchen in Trommetsheim berichten.
Zurück von meinem Ausflug sah ich in Dinkelsbühl lediglich ein
leeres Nest. Vom „Neuen“ sowie vom verschollenen Ringstorch nichts
zu sehen! Um 18:01 Uhr hatte das Warten ein Ende und der
unberingte Storch vom Vormittag schwebte zur Übernachtung
ein. Das Nest ist also wieder für rund 13 Stunden besetzt.

Ich glaube, mir gefällt es
in der schönen Stadt!
Mit dem „Nestbesetzer“ des heutigen Tages
kommen wir in dieser Saison bereits auf mindestens vier Störche, die
für kürzere oder längere Zeit das Nest bewohnten oder noch bewohnen. |
09. Mrz. 03 |
Heute gab es von 4 Uhr in der Nacht bis 12:30
Uhr die ersten technischen Störungen im Betrieb der Kamera. Alle,
die etwas sehen wollten, blickten in ein schwarzes Fenster und
mussten sich in Geduld üben. Dennoch soll an dieser Stelle der
Technik ein Lob gezollt werden, zumal das System weiterhin nach dem
alten Standard läuft und sich die Neuinstallation noch etwas
verzögert. Diese Verzögerung ist aber allein von der in die
Übertragung mit eingebundenen Stadt Dinkelsbühl verursacht, die die
Verlegung eines Telefonanschlusses bis heute nicht realisieren
konnte. Die neuen technischen Geräte sind aber bereits für den
Betrieb fertig gestellt.
Heute kam den Sehern die Tatsache zugute, dass
in Dinkelsbühl der Josefimarkt stattfindet und viele Geschäfte ab
Mittag geöffnet haben. So öffnete auch Helmuts Modehaus gegen 12:30
Uhr seine Pforten und schon sahen wir wieder Bilder aus dem
Storchennest. Wolfgang Horlacher, seines Zeichens Webmaster, konnte
von seinem Haus aus mit dem Fernglas gegen 11 Uhr einen Storch im
Nest beobachten. Dass dieser auch schon eifrig am Ausbau seines
Nestes arbeitet, belegen eindeutig einige frische Äste, die seit
heute im Nest liegen. Es sieht also nach wie vor so aus, dass dieser
neue Storch wirklich Ernst macht und sich häuslich einzurichten
beginnt. Die Geduld wurde – nach der längeren Anwesenheit am
Vormittag – schließlich auf eine lange Probe gestellt, denn erst um
18:04 Uhr erschien der Übernachtungsgast ein weiteres Mal.

Erst mal wieder Ordnung
schaffen im Haus! |

Nun kann ich
beruhigt schlafen! |
|
10. Mrz. 03 |
Seit heute Morgen hat mich die Schule
wieder fest im Griff, so dass ich über jede Meldung
einer „Storchenanwesenheit“ im Nest recht dankbar bin.
So ist dies ja bereits mit zahlreichen Gästebucheintragungen während
des Tages geschehen. Dadurch wird schnell ersichtlich, dass unser
zum Dauergast gereifter Adebar seinen Stundenplan
mittlerweile deutlich variiert hat. Er konnte schon am
Vormittag über mehrere Stunden

Am Morgen noch so spät zu Hause?
und auch von 13 Uhr ab bis
14:45 Uhr im Nest beobachtet werden.

Ich führe heute einen ausführlichen
Matratzentest durch! |

Sollte ich
nicht doch
lieber starten? |

Ich glaube,
ich verabschiede
mich lieber! |
Ein deutliches Erkennungszeichen unseres
Freundes stellt das gelbbraune Halsgefieder dar, das er uns
momentan präsentiert. Es ist leicht vorstellbar, dass diese
Verfärbung durch lange Liegepausen im Nest entsteht, denn
die erdige und durchfeuchtete Nestmulde bildet einen engen Kontakt
zu den langen Federn im Bereich des Halses. So geschah es zum
Beispiel während der langen Anwesenheit in den frühen
Nachmittagsstunden, die der Nestbewohner fast durchwegs im Liegen
verbrachte.

Da habe ich mir doch ein
schmutziges Lätzchen zugelegt!
Der wolkenlose Himmel und ein
prächtiges Flugwetter bei rund 15 Grad ließen den
abendlichen Einflug des Gastes erneut um einige Minuten nach hinten
rücken. So stand er heute Abend erst um 18:14 Uhr zur
Übernachtung bereit.

Morgen ist wieder ein anstrengender Tag!
Wie es schien hatte er einen Zweig dabei, denn
er beugte sich in bauender Haltung unmittelbar nach der
Aktualisierung des Bildes an den Nestrand. Eine Rundreise zu den
Nachbarnestern Dinkelsbühls bescherte gestern nach Einbruch der
Nacht einen Storch im Weiltinger Nest sowie einen im Nest in
Gerolfingen. Der Gast in Wittelshofen entpuppte sich doch nur als
„Eintagsfliege“, denn das Nest dort ist wieder verlassen. Mit großer
Sicherheit ist diese mir bekannte Störchin nach Weiltingen
übergesiedelt, denn sie hat dort auch die beiden letzten Jahre
gebrütet. Dass in Mosbach das Paar bereits Brutvorbereitungen trifft
und unserem Dinkelsbühler Nest nicht mehr gefährlich werden darf,
habe ich Ihnen ja schon geschildert.
Wir dürfen auf die weitere Entwicklung
an unserem Nest gespannt sein und mit großer Freude dem
morgigen Tag entgegen sehen. |
11. Mrz. 03 |
Nicht nur Adebars Stundenplan hat sich in den
letzten Tagen geändert, auch meine täglichen Gewohnheiten beginnen
sich immer mehr denen des Vorjahres anzugleichen und damit
automatisiert zu werden. So wird als erste Amtshandlung nach dem
Erwachen der Computer aktiviert und ein Blick ins Storchennest
geworfen. So gelingen von nun an auch Ihrem Experten (noch)
morgendliche Einblicke in ein verschlafenes Nest. Zu den
möglichen Verhältnissen während der Sommermonate enthalte ich mich
an dieser Stelle eines Kommentars. Die Nachtruhe des
Rathausbewohners endete endgültig mit dem Abflug um 6:48
Uhr. Dass der erste Ausflug nicht allzu weit geführt haben
konnte, beweist die Tatsache, dass um 7:21 Uhr sich bereits
wieder Leben im Nest rührte. In diesem Rhythmus ging es dann
den ganzen Vormittag so weiter, ein sicheres Indiz für eine
gesteigerte Bauaktivität unseres Gastes. In jeder
Unterrichtspause erhasche ich von nun an im Lehrerarbeitszimmer
unserer Schule einige Blicke ins Storchennest und weiß somit auch
aus erster Hand, was im fernen Dinkelsbühl im Augenblick läuft.
Dafür fiel die nachmittägliche Abwesenheit
diesmal umso länger aus, nutzte Adebar doch die
Rekordtemperaturen zu einem längeren Ausflug. Ob er sich dabei gar
auf Brautschau begeben hat, werden die weiteren Beobachtungen
beweisen. Bei rund 17 Grad fühlte man sich eher an einen kühlen
Maitag erinnert als an einen Tag in der ersten Märzhälfte. Genau um
18:11 Uhr meldete sich unser Freund wieder zurück und konnte den
frechen Dohlen bei ihren Diebstählen Paroli bieten. Eine weitere,
ungemein milde Nacht brach herein. |
12. Mrz. 03 |
Heute gelang es in Sachen „neue Technik“
einen weiteren Durchbruch zu erzielen. Verhandlungen mit der
Stadt
Dinkelsbühl konnten so weit vorangebracht werden, dass
sowohl die finanzielle Beteiligung als auch die Verlegung
eines Telefonanschlusses gesichert sind. Demnach sehen die
Planungen folgendes vor: Am Montag nächster Woche verlegt die
Telekom eine Telefonleitung bis unter das Dach des
alten Rathaus. Danach wird unser Techniker Andreas Kamm die
von ihm bereits vorbereiteten Übertragungsgeräte vor Ort
bringen. Wenn alles gut läuft, können wir uns dann bis zum Ende der
nächsten Woche über den Abschluss der Arbeiten freuen. Da wie in den
meisten Fällen die Kosten am Ende immer höher liegen als
ursprünglich geplant, freuen sich alle „Mann“ hinter den
Kulissen über jede Art von Spende.
Je höher die Dimensionen unseres Spendenaufkommens werden, desto
mehr kann in der Folge auch in den Schutz und Erhalt des
Lebensraumes fließen. Wie solche
Zweigleisigkeit von der Stadt verfolgt wird, soll ein kurzer Abriss
zeigen. Für die in diesem Jahr mindestens anfallenden
Übertragungskosten sowie für die Einrichtung und monatlichen
Gebühren eines DSL-Anschlusses werden 1500 € fällig. Werden die
erwarteten Zugriffszahlen im Laufe des Jahres deutlich ansteigen
(was alle sehr hoffen und wünschen), erhöhen sich auch die von der
Stadt zu leistenden Zahlungen. Andererseits wurde vor einigen Wochen
die Stadt auch bei der Verbesserung des Lebensraumes aktiv.
In der Nähe der Froschmühle (einem beliebten Nahrungsgebiet
der Dinkelsbühler Störche) erfolgte an einem Graben, der entlang
eines in städtischem Besitz befindlichen Wiesengrundstückes
verläuft, eine Grabenaufweitung. Dadurch ist der Zugang zur
Grabensohle für die Störche wesentlich erleichtert und zweitens die
Fließgeschwindigkeit in diesem Gewässerabschnitt vermindert worden.
Sollten weitere Anrainer in diesem Wörnitzabschnitt gefunden werden,
ließe sich die Verbesserung der Grabenstruktur auf gut einem
Kilometer Länge realisieren. Auf alle Fälle sind auch kleine
Schritte sehr zu begrüßende Maßnahmen, für die der
Stadt neben der Kostenübernahme bei der Übertragung nicht genug
gedankt werden kann.
Auch heute am Morgen galt mein erster
Blick nach dem Waschvorgang dem Storchennest und seinem
Übernachtungsgast. Er stand noch da und sah, dass sich bereits viele
Wolken heran geschoben hatten und einen eher trüben Tag erwarten
ließen.

Trübe Aussichten heute!
Um 6:55 Uhr war Adebar abgeflogen
und er blieb auch eine ganze Zeit verschwunden. Als ich ihm ein
weiteres Mal nachspüren konnte, war es bereits 11:30 Uhr und
er stand erneut in seinem so lieb gewonnenen Nest.

Trockenübungen
nach
längerem Regen |

Noch einmal alle Federn
gesträubt und
nichts wie weg! |

Hoffentlich wird mein
Halsschmuck bald
wieder sauber! |
Dort legte Adebar eine eindrucksvolle
Dauerleistung in puncto Anwesenheit hin. Erst um 14:33 Uhr
startete er für einen längeren Ausflug, den die Dohlen, wie
übrigens auch bei den anderen Fällen von „Aushäusigkeit“, schamlos
zum Diebstahl von Nistmaterial nutzten.

Los, beeil dich, bald kommt der Hausbesitzer wieder!
Auch vor seinem Schlafplatzeinflug kurz nach 18
Uhr

So da bin ich wieder!
konnte er zumindest in der Zeit von 16:30
Uhr bis 16:45 Uhr im Nest beobachtet werden. Bei seinem
nachmittäglichen Dauereinsatz drehte er einmal eine Platzrunde
ums Nest, um gleich darauf wieder zu landen und erstmals war auch
ein kurzes Ausweichen auf den Dachfirst des alten
Rathauses zu beobachten.

Wenn´s dem Pudel zu wohl ist,
geht er auf den Dachfirst
Gerade die letzte Bemerkung wird einige unter
unseren Sehern an diese Marotte unserer zahlreichen Besucher des
letzten Jahres erinnern.

Ein eifriger Baumeister! |

Achtung! Gleich wird geblitzt! |
|
13. Mrz. 03 |
Heute zeigte sich unser Warte-Storch als
ausgesprochener Frühaufsteher, war er doch schon vor 6:40
Uhr den Blicken der Webgemeinde entfleucht und dies trotz kühler
Morgentemperaturen. Hunger und fehlende Energiereserven erfordern
eben in dieser Beziehung schnelles Handeln und hell genug war es ja
schließlich. Dass er bereits eine halbe Stunde später im Nest
landete, beweist seine zunehmende Neigung, die Behausung immer
im Auge zu behalten und zumindest den Luftraum über Dinkelsbühl zu
kontrollieren. Noch besser ist es natürlich, gleich im Nest Wache zu
halten.

Schon zurück vom ersten Morgenausflug!
So wechselten auch an diesem Tag Zeiten der
Anwesenheit mit solchen eines „Leerstandes“ im Nest in schneller
Folge, so dass man nie sehr lange Geduld aufbringen musste, bis sich
Leben in der Storchenbehausung rührte. Die Nachmittage
gestalten sich aber immer noch ruhiger als die restlichen
Stunden des Tages, denn irgendwann muss unser Freund seine Nahrung
aufnehmen. Bei rund einem Pfund Fleischnahrung pro Tag sicher
eine für alle verständliche Notwendigkeit. Je näher am Nest Adebar
nahrungsreiche Wiesen vorfindet desto weniger Energie verbraucht er
für Hin- und Rückflug und desto effektiver sind diese
Nahrungsgebiete. Nachdem ich gestern die Stadt im
Tagebucheintrag kräftig loben durfte, fällt heute schon
wieder ein kleiner Wermutstropfen in die erfreuliche Bilanz.
Ein Landwirt hat – ob verboten oder nicht – auf einer von ihm
von der Stadt Dinkelsbühl gepachteten Fläche Flutmulden mit Erde
verfüllt. Ausgerechnet in Sichtdistanz zum Storchennest auf dem
alten Rathaus werden wichtige Kleinstlebensräume für
potentielle Nahrungstiere der Störche mit Erdaushub in
beschämender Weise verfüllt. Dass dadurch der Landwirt die
Fläche leichter bearbeiten kann, steht außer Frage, doch hätte die
Stadt Auflagen verfügen müssen, die solches Handeln strikt
verbieten. Nun ist es passiert und ein Nachbessern nur mehr schwer
möglich. Dies scheint unseren Nestbewohner momentan nicht weiter zu
erregen, hat er doch ganz andere Sorgen: Wie komme ich an eine
Partnerin oder einen Partner? Es besteht aber noch überhaupt keine
Aufregung, stehen wir doch erst ganz am Anfang einer
hoffentlich noch erfolgreich verlaufenden Rückreisewelle.
Nach 14 Uhr flog – wie bereits kurz erwähnt – der Rathausbewohner
vom Nest, eine Fahrt mit dem Auto nach Dinkelsbühl brachte ihn im
Umkreis der Stadt auch nicht zum Vorschein.

Gleich begebe ich mich wieder auf Brautschau!
Vielleicht sah er sich im weiteren Umfeld
seines Nestes um, mit der Absicht, eine/n Partner/in fürs Leben zu
finden. Doch statt mit einem Gefährten/in erschien unser Storch
um 18.20 Uhr sehr spät mit Nistmaterial.

Ihr müsst euch noch gedulden,
bis ich einen Partner gefunden habe!
Diese regelmäßigen „Nestgaben“ erweisen sich
zunehmend als dringend erforderlich, gleichen sie doch lediglich den
Nestschwund, den die zahlreichen Dohlenbesuche verursachen,
einigermaßen aus. Danach senkte sich eine weitere Nacht über die
alte Stadt an der Wörnitz. |
14. Mrz. 03 |
Der morgendliche Abflug erfolgte heute
einige Minuten später, kurz vor sieben Uhr startete
Adebar jedoch in seine Nahrungsgründe.

Aufstehen! Du hast heute verschlafen!
Diesmal galt es noch mehr verlorene Energie
aufzutanken, denn die Nacht war mit minus drei Grad nach
längerer Zeit wieder einmal frostig. Es folgte ein Kommen und
Gehen bis in die frühen Nachmittagstunden.

Dieses Mittagsschläfchen habe ich mir verdient
Die Dohlen nutzten erneut die
Abwesenheit von Meister Adebar zum Klau von Nistmaterial, so
dass mancher unter Ihnen schon an die Verhältnisse des Vorjahres
erinnert wurde, als die rund 15 Dohlenbrutpaare des
benachbarten Münsters Sankt Georg das ehemals stattliche Nest in ein
lausiges Etwas verwandelten.

Die schon wieder!
Schon damals ließen sich viele Besuchsstörche
unseres Nestes nicht davon abhalten, dort zu landen und mehr oder
weniger lange Zeit darin zu verweilen. Als schließlich die
„Richtigen“ kamen, brachten sie das Nest binnen weniger
Tage auf Vordermann und in einen für eine Brut geeigneten
Zustand. Da wir heuer aber bereits einen Dauergast am Nest begrüßen
dürfen, besteht die Gefahr einer totalen „Nestauflösung“
durch die Dohlen nicht. So wird der Nestbesitzer immer dafür
sorgen, dass etwas Nistmaterial übrig bleibt und wenn sich ein
Partner einstellt, ist die Lage ganz eindeutig zu Gunsten der
Störche verbessert. Also weiter die Daumen drücken und auf
das baldige Erscheinen eines solchen hoffen!
Für den Nachmittag hatte der Vorsitzende der
Ortsgruppe Dinkelsbühl, Thomas Joas, zu einem Pressetermin
an die Stelle in der Wörnitzaue geladen, auf der besagter
Landwirt (siehe Eintrag von gestern) Flutmulden mit Erdaushub
verfüllt hatte. Zugegen waren ein Pressevertreter der Lokalredaktion
Dinkelsbühl der Fränkischen Landeszeitung sowie Ihr
Tagebuchschreiber. Nach einigen Fotos durch den Reporter und
einigen Statements der Beteiligten war die Aktion beendet. Bei der
Zufahrt an den abgelegenen Ort im Auto des
Storchenexperten kam es zu einem kleinen Zwischenfall.
Dessen Toyota Previa setzte beim befahren eines Feldweges
auf und beschädigte sich den Unterboden. Ein
Bodenblech wurde dabei zerstört, ansonsten hielten sich
die Beschädigungen in Grenzen. Mit 5 € war man dabei und die
Heimfahrt konnte anschließend um einige Pfunde leichter ohne weitere
Folgen angetreten werden. Eine Erkenntnis musste aus dem Vorfall
gezogen werden: Die Bodenfreiheit eines Autos ist manchmal geringer
als sie vom Fahrer eingeschätzt wird! (Gilt übrigens für alle Fahrer
und alle Automodelle!)
Ab 18:17 Uhr stellte sich Freund Adebar
in luftiger Höhe wieder und erlebte eine weitere frostige
Nacht.

Hallo! Hallo! Können mich alle gut sehen? |
Auch in anderen Bereichen der
BN-Homepage tut sich etwas!
Inzwischen sind schon
Spenden für die Neueinrichtung unserer technischen Anlagen
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas
Ziegler
|