Storchenkamera
Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 2
15. Mrz. 03
Der heutige Tag beginnt mit herrlichem
Sonnenschein, jedoch um 8 Uhr mit einem leeren
Storchennest. Nur gut, dass ich jede Menge zum Korrigieren
bereitgestellt habe und ich deshalb wohl einige Stunden am PC
verbringen kann, ohne ein schlechtes Gewissen bekommen zu müssen. So
habe ich – über den oberen Brillenrand schielend – immer ein Auge
frei, um die Vorgänge am Nest zu beobachten. So sehe ich natürlich
auch den nächsten Anflug unseres schon lieb gewonnenen
Freundes um 9:45 Uhr. Nur gut, dass er erschien, denn in der
Zeit seiner Abwesenheit herrschte ein arges Gedränge der Dohlen
Vorsicht! Räuber!
um den besten Platz am Nest und man musste
schon befürchten, dass sie dieses bis zum Abend abgebaut haben. (So
schlimm war es dann doch nicht!) Als Adebar landete, trug er im
Schnabel eine Portion „Mistmaterial“ – ja es handelt sich
nicht um einen Schreibfehler, sondern in der Tat um Mist.
So ein Mist!
Dieses Nistmaterial breitete Meister Storch
sehr sorgfältig und ausdauernd in der Nestmulde aus, um anschließend
den neuen Untergrund ausgiebig zu testen.
Mal schön ausbreiten...
…und gleich mal testen!
Vier Stunden dauerte diese
Nestanwesenheit, die nur von einer 10-minütigen Abwesenheit zum
Sammeln weiteren Nistmaterials unterbrochen wurde.
Au! Da hat etwas
gestochen!
Jetzt geht es, aber das Loch da
hinten muss ich noch ausstopfen!
Dabei verschlechterte sich mit jeder
Minute das Wetter, bis eine geschlossene Wolkendecke bei
gerade mal drei Plusgraden keinerlei Frühlingsstimmung mehr
aufkommen ließ.
Einbeiniger
Stehversuch
Jetzt ist alles am
richtigen Platz!
Ich bin doch
ein schöner Kerl!
Den Nachmittag über blieb das Nest nicht so
lange wie üblich verwaist. Bereits um 16:40 Uhr kam es zum
Anflug, bei dem erneut Nistmaterial eingetragen wurde.
Wer jedoch gedacht hätte, es käme heute zu keinem Abflug mehr vor
Einbruch der Dämmerung, sah sich getäuscht. Kurz vor 18 Uhr –
zu einer Zeit also, zu der er sonst seinen abendlichen Einflug
machte – flog Adebar doch noch einmal vom Nest. Das
Warten hatte erst um 18:30 Uhr ein Ende, als der
Übernachtungsgast erneut ins Hotel „Zum Alten Rathaus“ heimkehrte.
Damit stellte der Rathausbewohner einen neuen Spätheimkehrerrekord
auf.
Noch bessere Bilder mit einer
kürzeren Bildfrequenz und einer noch näheren
Kameraeinstellung erhoffen wir uns schließlich in der
nächsten Woche, wenn die neue Technik ihre Arbeit aufnehmen
kann. Dass Sie bereits in so toller Weise unsere Bemühungen auch
finanziell unterstützen, macht mich besonders stolz und
gibt mir auch weiterhin Kraft, in der begonnenen Weise weiter
aus dem Storchennest und seiner Umgebung zu berichten. Das
Tüpfelchen auf dem „I“ wäre natürlich das baldige Erscheinen
eines zweiten Storchs, aber das können wir – Gott sei Dank –
noch nicht selbst beeinflussen.
16. Mrz. 03
Bevor ich über die
Ereignisse des heutigen Tages berichte, erlauben Sie mir einen
kurzen Blick in das Nest nach Mosbach. Hier war
bereits am 6. März das Paar komplett und beide Partner
– sie hatten sich erneut in Dinkelsbühl das Jawort für das kommende
Brutjahr gegeben – waren ohne längeres Zögern in den kleinen Ort am
Oberlauf der Wörnitz umgezogen. Zumindest beim Weibchen
handelt es sich, da es beringt ist und die Nummer bekannt ist, um
Hugos Mutter, beim Männchen deutet nach dem Verhalten zu
urteilen alles darauf hin, dass es Hugos Vater ist. Folglich
schickt sich dasselbe Paar an, in Mosbach erneut eine Familie zu
gründen. Und alle Anzeichen sprechen deutlich dafür. So wurde im
Laufe der vergangenen Woche fleißig gebaut und
kopuliert und im Augenblick scheint das Weibchen kurz vor der
Eiablage zu stehen oder schon mit dieser begonnen zu haben. Da
vom Kirchturm aus kein kompletter Einblick in die Nestmulde möglich
ist, muss man sich mit einer Bestätigung meiner Vermutung noch etwas
gedulden.
Mit derlei Gedanken kann sich
unser Nestbewohner noch nicht anfreunden, entbehrt er doch nach wie
vor eines Partners oder einer Partnerin. So weit Ihr
Tagebuchschreiber das Geschehen im Auge hatte, erschien um 8:55
Uhr Adebar am Nest und der Einbau und das Richten der
Storchenwohnung stand auf dem Programm.
In aller Frühe schon so fleißig?
Ein sperriges Baumaterial!
Da fehlt noch etwas…
….und da auch!
Gut 10 Minuten später flog unser Storch
wieder ab, nach vier Minuten setzte er erneut
zur Landung an. Solche kurzen Ausflüge sind ausschließlich
der Suche von Nistmaterial gewidmet und führen oft nur
wenige Hundert Meter weit. Haben die Störche eine solche
Quelle (das kann ein Lagerplatz für ein Osterfeuer sein oder
Treibgut, das nach einer Überschwemmung zurückbleibt, eine
Strohmiete vom letzten Jahr) entdeckt, landen sie auch ungezählte
Male an der gleichen Stelle und vollführen einen Flug nach dem
anderen. Über Entfernungen von mehreren Kilometern wird aus
verständlichen Gründen (viel zu viel Energieverbrauch) kein
Nistmaterial herangeschafft. Kaum war das Nest leer, machten sich
die Dohlen mit solcher Vehemenz über das Nest her,
dass einem Angst und Bange wurde.
Die werden aber bald zur Plage!
Ein weiterer Flug zum Zwecke des Nestbaus
folgte dann nach einer einstündigen Ruhepause. Als auch dieses
„Bauholz“ seinen richtigen Platz gefunden hatte, verabschiedete sich
Adebar zu einer ausgiebigen Mittagspause draußen im
Nahrungsgebiet. Die Pause war nach 90 Minuten um 13:10
Uhr beendet und unser Freund hatte somit erneut die Gelegenheit,
den Dohlen Paroli zu bieten. Insgesamt verhält es sich mit unserem
Dohlenvolk ähnlich wie mit den Störchen. Das Aktivitätsmaximum
liegt ganz eindeutet in den Morgen- und Vormittagsstunden.
Danach ist eine deutliche Reduzierung, wenn nicht sogar ein
Einstellen jeglicher Nestbauflüge zu verzeichnen. Eine zweistündige
Anwesenheit bis kurz nach 15 Uhr folgte nun, ohne dass die
schwarzen Rabenvögel in der Folgezeit aus dem dann wieder leeren
Nest in irgendeiner Weise Kapital schlagen wollten.
Ich sehe was, was du nicht siehst!
Um 18:28 Uhr – ein wolkenloser, jedoch
schon wieder kühler Abend ließ es länger hell bleiben – landete
der „Unsrige“ zur Übernachtung im Nest. Die nächsten Tage
versprechen bei anhaltender Hochdrucklage ein gutes Flugwetter in
Mitteleuropa und geben zu der berechtigten Hoffnung Anlass, dass in
dieser Zeit der eine oder andere Westzieher Gefallen am Nest auf dem
alten Rathaus in Dinkelsbühl finden könnte.
17. Mrz. 03
Die Vorgänge um ein Storchennest
auf einem Hochspannungs-Gittermasten haben unsere
Fangemeinde so sehr beschäftigt, dass ich dazu kurz
Stellung beziehen möchte. Solche Masttypen sind in aller
Regel wenig gefährlich für große Vögel, da die Spannung
führenden Teile in aller Regel weit genug von den zur Nestanlage
geeigneten Seitenarmen der Masten entfernt sind. So bieten
derartige Masten geeignete Plattformen für die Nester von
Fischadlern, Kolkraben und besonders von Störchen. Am besten eignen
sich natürlich die obersten Etagen der wie überdimensionale
Christbäume aussehenden Masten für den Nestbau. Es gibt gerade in
Spanien eine große Anzahl erfolgreicher Bruten an diesen
Standorten. Weshalb nun ein solches Nest – zudem bei Anwesenheit
eines Paares – vom Energieunternehmen entfernt wird, wird deren
Geheimnis bleiben. Es ist außerdem mit der bestehenden
Rechtslagenicht vereinbar. Wenn das Paar nun an dieser
Stelle durch Sperreinrichtungen am Weiterbau oder Neubau eines
Nestes gehindert wird, wird es sich in der Nähe nach einer anderen
Möglichkeit umsehen. Da ich annehme, dass in der Landschaft dort
noch andere baugleiche Masten stehen, wird sich das Paar einen
anderen Masten suchen und das Problem beginnt von neuem, nur einige
Meter weiter. Mal sehen, ob wir über den weiteren Verlauf
unterrichtet werden.
Der Rathausstorch hielt heute in den
frühen Morgenstunden besonders lange dem Nest die Treue.
Aufstehen, du Langschläfer!
Das Innere des Nestes war zu dieser Zeit mit
einer Reifschicht überzogen, das Thermometer vor meinem Fenster
zeigte minus 3 Grad.
Sein erster Abflug lag nach 7:45
Uhr, einem Zeitpunkt, an dem ich den Langschläfer im Stich lassen
musste. Auch in der Zeit von 11:20 Uhr bis 11:30 Uhr hatten wir
wieder Blickkontakt zueinander. Das Nest hat in den letzten
Tagen besonders im linken, der Kamera abgewandten Teil
durch die Dohlen besonders gelitten. En Kamin, der bis
vor kurzem noch nicht sichtbar war, kann in seinen oberen
Teilen nun erkannt werden, ein sicheres Indiz für eine
Schrumpfung des Nestes. Auf dem folgenden Schnappschuss ist der
Kamin deutlich zu sehen, wenn man dem Ursprung des Rauches nachgeht.
Starker Raucher, unser Freund!
Da will mich jemand ausräuchern!
Es sind nicht nur Äste und Zweige, die
gestohlen werden, sondern die schwarzen Gesellen machen sich auch
immer häufiger an der weicheren Struktur des Nestinneren zu schaffen
und transportieren eine Schnabelladung nach der anderen ab. Von
einem Anflug nach den Mittagsstunden ist mir nicht bekannt. Adebar
nahm sich also heute eine ungewöhnlich lange Auszeit und als
er im letzten Licht um 18:44 Uhr seinen Schlafplatz
wieder angesteuert hatte,
fiel mir doch ein kleiner Stein vom Herzen.
Erfreuliches gibt es von den Arbeiten im
alten Rathaus zu berichten. Die Telekom begann mit der Verlegung der
Anschlusskabel für die Bildübertragung und wird diese Arbeiten
morgen zum Abschluss bringen. Danach tritt Andreas Kamm
in Aktion und am Mittwoch…..? Nur Geduld! Wenn es in dieser
Woche noch klappt, wäre es eine feine Sache und wenn nicht, dann
haben wir ja immer noch Helmuts „alte Maschine“, die bisher so
vorzüglich läuft.
18. Mrz. 03
Adebar lässt es am Morgen abermals
geruhsam angehen. Er wartet mit einem Abflug ziemlich lange. So
kann man ihn auch nach 7:30Uhr immer noch im Nest
bewundern.
Morgenlicht leuchtet
in einem bereiften Nest
Auch kurz vor Mittag konnte ich unseren
Rathausgast im Nest begrüßen. Doch andere Verpflichtungen
hinderten mich heute daran, weitere Blicke ins Nest zu werfen. Als
das Spiel mit einer neuen Kameraeinstellung begann, war ich
wieder online. Es wurde versucht, einen neuen Bildausschnitt
zu wählen. Eine Zwischenstellung zwischen der bisherigen
Kameraperspektive und einer etwas näheren Einstellung konnte dabei
nicht zur Zufriedenheit aller gefunden werden. So ergab sich eine
sehr nahe Lösung, die über Nacht beibehalten und morgen
erneut einer Veränderung unterliegen wird. An dieser
Perspektive fallen die Bildschärfe und die gute Auflösung
sofort ins Auge, obwohl sie noch mit der alten Technik gefahren
werden. Ideal wäre ein Ausschnitt, der das Nest in seiner Gesamtheit
und einen Storch in voller Größe abbilden würde. Es wird in Kürze
gelingen. Also lassen Sie sich überraschen, die nächsten Tage werden
sicher zu einer zufrieden stellenden Lösung führen und dann können
wir uns ausschließlich dem Storchenleben widmen. Die momentane
Naheinstellung brachte jedoch heute noch mehr Licht ins
Dohlenleben und ließ die Rabenvögel Format füllend ins
Bild rücken. Dass dabei die eine oder andere Dohle prompt von der
Überwachungskamera beim Klau von Nistmaterial ertappt
werden konnte, wäre beim alten Kameraausschnitt nur schwer gelungen.
Ob mich jemand beobachtet?
Jetzt aber nichts wie weg!
Alles hat eben seine zwei Seiten. Also seien
Sie uns heute nicht sehr böse, wenn sie statt eines ganzen
Storches nur einen halben erblicken. Es wird
selbstverständlich wieder geändert und verbessert. Erfreuen Sie sich
einfach an den Einzelheiten eines Storchenbeins.
Heute mal „halber“ Storch
Es wird wieder einige Zeit vergehen, bis Sie
erneut in den Genuss eines solchen Anblicks kommen.
Seit 17:40 Uhr präsentiert uns unser
schon lieb gewonnener Freund seine Beine und er wird auch heute die
Nacht über den Dächern Dinkelsbühls verbringen.
19. Mrz. 03
In den Morgenstunden sah man erneut
einen Storch im Großformat. An die Kameraeinstellung
könnte man sich gewöhnen, doch auf Dauer bedarf es schon eines
größeren Überblicks. Mal sehen, wann eine ideale Lösung gefunden
ist. Nach einer kalten Nacht und einem leuchtete
strahlenden Tagesbeginn leuchtete das Rot unseres
Schlafgastes besonders eindrucksvoll und prächtig. Er blieb
auch erneut eine weite Strecke lang im Nest stehen oder liegen.
Dabei gelangen einige schöne Schnappschüsse, die bewiesen, dass
unser halber Storch durchaus Kopf und Körper besitzt.
Grübel, grübel! Da bin ich aber groß im Bilde!
Wenn ich mich etwas kleiner mache, seht ihr mich mal ganz!
In
Adebars Abwesenheit bemächtigten sich Dohlen abermals
des Nistmaterials und schleppten einiges davon ab. Folgende Animation gibt einen
kleinen Eindruck von dem munteren Treiben.
Verliebte beim
Sonnenbaden
Ob ich mich da wohl
übernommen habe?
Nach der Mittagspause blieb es –
wie in den letzten Tagen bereits zur Regel geworden – ruhig
um das Nest. Gegen 17 Uhr gab es erneute Versuche, den
Kamera-Ausschnittneu zu wählen, sie führten aber
(noch) nicht zu einer Verbesserung, sondern stellten
nur den ursprünglichen Zustand wieder her. Morgen kommt es zu
einem weiterenAnlauf in diesem Unterfangen. Auch die
Neuinstallation einiger technischer Geräte verzögert sich ohne
Verschulden unseres Cheftechnikers. Die für einen DSL-Anschluss
benötigten Zugangsdaten können erst in der nächsten Woche durch die
Telekom bereitgestellt werden. Unser abendlicher Gast stellte
sich auch heute wieder ein. Um 18:54 Uhr lag er bereits
entspannt und wieder in voller Größe im Nest und musste doch
schon einige Zeit vorher dort gelandet sein.
Jetzt könnt ihr mich wieder in voller Größe bewundern!
20. Mrz. 03
Am Tag des Kriegsbeginns im Irak hatte Ihr
Tagebuchschreiber zahlreiche andere Verpflichtungen, so dass sein
Bericht heute nur das Wesentliche enthält. In den letzten Tagen
sahen wir unseren Storch verstärkt nur mehr als Übernachtungsgast.
Lediglich in den ersten Morgenstunden hatte er es nicht mehr so
eilig, vom Nest zu verschwinden. So auch heute. Bis nach 7:30 Uhr
weilte er in seinem zu diesem Zeitpunkt noch frostigen Domizil.
Es wird Zeit zum Abflug, kleine Schlafmütze!
Später gab es für mich – aus oben bereits
angesprochenen Gründen – keinen Sichtkontakt zu Adebar mehr. Die
Bautätigkeit kann immer noch nicht begeistern. Das insgesamt wenige
Material, das er bisher eingetragen hat, kann die durch die Dohlen
hervorgerufenen Verluste bei weitem nicht mehr ausgleichen.
Durch eine konzertierte Aktion zwischen Thomas
Joas (Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl des Bund Naturschutz)
und Ihrem Tagebuchschreiber ist es gelungen, eine, wie ich finde,
attraktive neue Bildeinstellung zu finden, die zumindest für die
nächsten Tage beibehalten werden soll. Man ist insgesamt näher an
den Geschehnissen dran, muss aber dabei nicht auf Teile der schönen
Kulisse von Dinkelsbühl verzichten. Das gibt unserem Nest den
besonderen Reiz und macht es vom Blickwinkel und der Umgebung zu
einer der attraktivsten Storchen-Webcams. Wenn in absehbarer Zeit
auch noch die Taktfrequenz der Bildaktualisierungen deutlich in den
Sekundenbereich verbessert wird, können wir Ihnen noch
eindrucksvollere Bilder aus dem Nest senden. Auch die Dohlen hielten
im Nest eher Siesta oder vollführten kleine Rangeleien und zeigten
wenig „Bock“ auf das Sammeln weiteren Nistmaterials.
Das ist mein Platz! Hau ab!
Irgendwann vor Einbruch der Dunkelheit beendete
der „Unsrige“ seine lange Nestabstinenz und tauchte als schwarzer
Schatten in den Glanz der abendlichen Stadtbeleuchtung.
Verzauberte Welt
21. Mrz. 03
Frühlingsanfang! Die Nacht verlief erneut frostig und es
dauerte lange, bis die Kraft der Morgensonne unseren
Übernachtungsgast aus der Reserve lockte.
Nur Geduld!
Noch bin ich nicht so weit!
Hoppla!
Meine Beine sind eingeschlafen!
Doch was er dann zwischen 7:45 Uhr und 13:00
Uhr leistete, verdient in dieser Form volle Anerkennung. Das
Nest war danach bald nicht mehr zu erkennen. Adebar hatte nämlich
eine Extraschicht eingelegt und zahlreiche Flüge zum Eintrag
von Nistmaterial genutzt.
Da war aber einer fleißig!
Jetzt können wir wieder Äste abschleppen!
So gefällt es uns schon besser. In dieser Weise
wird der Sammelwut der Dohlen am besten begegnet und unseren
Befürchtungen um den Zustand des Nestes eindrucksvoll begegnet. Er
oder sie kann es also doch! Vielleicht begannen zum
Frühlingsanfanggerade noch rechtzeitig die richtigen
Hormone zu fließen. Man verspürt es ja – vermenschlicht betrachtet –
am eigenen Körper, welchen Einfluss das eine oder andere
Frühlingsgefühl in einem wecken kann.
Für heute habe ich
genug gearbeitet!
Wenn ich will, bringe ich
einiges auf die Beine!
Eine Kniebeuge
gefällig?
Wer aber bereits ungeduldig auf das Erscheinen
eines zweiten Storchs wartet (ich gehöre natürlich genauso zu dieser
Spezies), darf eines nicht vergessen: Wir sind ungemein früh im
Storchenkalender. Vor einigen Jahren war das Auftauchen der
ersten Störche im März eine ausgesprochene Seltenheit
in unserem Gebiet. Hier etablierten sich die Paare meist erst
um Mitte April und später. Dass sich aber im Hinblick auf die
Zugstrategie unter den Westziehern eine dramatische
Veränderung abgespielt hat und weiter abspielt, beweisen die
sich immer mehr nach vorne verlagernden Rückkehrtermine. Etwa die
Hälfte der besenderten belgischen und schweizerischen Störche
wagen schon gar nicht mehr den Sprung über die Straße von Gibraltar
und verweilen bereits in den Wintermonaten im Süden Spaniens.
Als reine Müllstörche bevölkern sie die offenen Deponien der
Großstädte in diesem Raum. Eigentlich unvorstellbar: Unser
Altrathausbewohner hat noch bis vor kurzem die Müllberge spanischer
Städte durchwühlt. Aber es lässt sich nicht ändern. Er ist ein
Opportunist und überlegt nicht lange, auf welchem Wege er am
leichtesten an Nahrung kommt. Diese „Einstellung“ sichert ihm ein
lockereres Leben und erhöht für uns „Gucker“ die Chance, dass das
Dinkelsbühler Nest noch immer von Störchen angeflogen wird und dabei
soll es doch bitte in den nächsten Jahren auch bleiben. Ein
kürzerer Zugweg verbunden mit unerschöpflichen Nahrungsquellen
und einer leichten Erreichbarkeit von „Beute“ erhöht
automatisch auch die Überlebensrate dieser Vögel verglichen
mit denen, die in Westafrika ums tägliche Brot kämpfen müssen und
intensiven Nachstellungen in den dichter bewohnten Gebieten
Mauretaniens und Malis ausgesetzt sind. Wie schnell Vögel in der
Lage sind, ihre „Zuggene“ zu ändern und den neuen Situationen
anzupassen, konnte Dr. Peter Berthold, Leiter der Vogelwarte
Radolfzell, an Mönchsgrasmücken beweisen. Teilpopulationen dieser
kleinen Singvogelart veränderten ihre Zugstrategie innerhalb weniger
Generationen dramatisch, änderten Zugrichtung und Zuglänge und gaben
diese neuen „Informationen“ an ihre Nachkommen weiter. Für den
Storch fehlen bislang die Beweise, doch auch hier deuten die
Entwicklungen in die gleiche Richtung.
Blicken wir weiter zum Rathaus und auf das
dortige Nest. Die erhöhte Anwesenheit am Nest könnte ein versteckter
Hinweis sein, dass Störche im Luftraum anwesend sind und „er“ oder
„sie“ seine Absichten damit deutlich machen möchte. Eine über
dreistündige Anwesenheit am frühen Nachmittag endete erst kurz
nach 16 Uhr mit dem Abflug des Einzelgängers. Auf Bitten
Ihres Tagebuchschreibers versuchte im Anschluss daran Helmut
Wilfling eine kürzere Bildfrequenz zu wählen. Ohne großen
Qualitätsverlust entschied man sich für eine 10-Sekunden
–Bildfolge, die später auf eine Aktualisierungsrate von 15
Sekunden erhöht wurde. Leider zeigte sich Helmuts Altcomputer
damit schnell überfordert, so dass dieser (ich meine
natürlich den Computer!) bereits am frühen Abend seine
Mitarbeit einstellte und nur noch ein – zugegeben attraktives –
Standbild bot. Wer angesichts der eskalierenden Lage im Irak damit
nicht zufrieden sein wollte, musste auf morgen vertröstet werden.
Erst wenn Helmut gegen 9 Uhr sein Modehaus öffnet, werden die Bilder
in alter Taktfolge wieder zu sehen sein (20 Sekunden). Um 18:44
Uhr, das hätte ich beinahe vergessen, erschien der „Schläfer“
erneut im Nest. Seine Zehen und Teile des Beins zeigten
deutliche Schlammspuren, die darauf hinwiesen, dass er sich
zur Nahrungssuche mit ziemlicher Sicherheit in einem der zahlreichen
ausgelassenen Fischweiher der Umgebung aufgehalten haben
musste.
Morgen muss ich dringend meine Füße waschen.
Die Zehen sind ganz schlammig!
22. Mrz. 03
Helmut wird es schon richten! Nach dem „Hänger“
mit dem Alt-Computer von gestern Abend ging die Kamera um
8:53 Uhr wieder. Helmut hatte sein Modehaus kurz zuvor betreten
und den Computer neu hochgefahren. Um nichts Unangenehmes
heraufzubeschwören, wurde die Bildaktualisierung wieder auf den
bewährten 20-Sekunden-Rhythmus gestellt, scheint die Technik
dieses Tempo doch am liebsten zu ertragen. Auf einen Storch
musste man zur Entschädigung für entgangene Freuden dann aber auch
nichtverzichten. Der Hausgast lag und stand ohne
große Aktivität im Nest.
Übertragung läuft wieder!
90 Minuten konnte man ihn dort
bewundern, bis er das Weite suchte und dem Dohlenvolk das
Feld überließ.
Ich denke, ich hole mal wieder Nistmaterial!
Das gestern herbeigeschaffte Nistmaterial ist
inzwischen fast gänzlich den „Nesträubern“ zum Opfer gefallen und
Adebar wird sich abermals um Zuwachs bemühen müssen.
Konspirative Unterhaltung!
Die Mittagspause erlebte der
Rathausbewohner außer Haus, ehe er sich um 13:20 Uhr
zur Siesta daheim meldete. Diese Phase entwickelte sich zu
einem wahren Marathon-Aufenthalt, denn erst nach über 3 Stunden
zog es der noch immer Wartende vor, das Feld den Dohlen zu
überlassen. Diese schafften es abermals, die Storchenbehausung
weiter zu verwüsten. Adebar, da ist mal wieder eine
Sonderschicht einzulegen!
Eine neue Vogelart im Nest: Rotbein-Kakadu!
Die nächsten zwei Stunden, bis zum Einbruch der
Dunkelheit, nutzte unser Strohwitwer mit dem Auftanken von
Kraftreserven in Form von Regenwurm & Co. Um 18:37 Uhr
war er mit Nistmaterial zurück und richtete sich für eine
weitere Nacht häuslich ein.
Der Zweig bleibt aber hier!
23. Mrz. 03
Der Tag begann strahlend und für
mich „Langschläfer“ mit Storch im Nest. Um 7:45 Uhr
stand Adebar sich putzend und Nistmaterial ordnend in seiner
Behausung. Dass er in der folgenden Stunde mehrmals abflog
und mit Nistmaterial erschien, ließ Gutes erhoffen. Als
fleißiger Kirchgänger zog es mich danach zum ersten
Konfirmationsgottesdienst in die Feuchtwanger Stiftskirche. Dort war
Ihr Tagebuchschreiber mit Familie musikalisch tätig. Mit Posaunen,
Trompeten und Gesang brachte sich Familie Ziegler in den
Festgottesdienst ein. Als ich später – es war gegen 11:30 Uhr
– wieder am Schreibtische saß, war das Nest leer. Keine
ungewöhnliche Beobachtung, doch auch in den weiteren Stunden
tat sich nichts. Immer noch kein Grund zur Aufregung, dachte ich
mir. Unser guter Freund hatte ja auch in den vergangenen Wochen
schon mehrmals die Geduld strapaziert. Doch mit Einbruch
der Dämmerung und vorrückender Nacht blieb das Nest
leider leer. Erstmals seit dem 4. März stand auch nach
Einbruch der Dunkelheit kein Storch mehr im Nest. Lassen Sie mich
die Verhältnisse noch einmal klar stellen. Frühestens gegen 9 Uhr
(da verließ ich das Haus) musste unser Ex-Übernachtungsgast
abgeflogen sein. Sicher kein schlechter Zeitpunkt, begann sich doch
zu diesem Termin die erste Thermik des Tages zu entwickeln. Nach
einer kräftigen Mahlzeit in der Nähe Dinkelsbühls könnte sich der „Streuner“
auf einen längeren Ausflug begeben haben. War es der
entscheidende Moment, sich einen Partner zu suchen? Hat
er ihn gefunden und ist er mit ihm oder ihr an anderer Stelle
hängen geblieben? Taucht der „Unsrige“ morgen mit oder
ohne Partner wiederauf? Ein bisschen keimen in mir
schon wieder die Verhältnisse des vergangenen Jahres auf, als
ein Kommen und Gehen am Nest herrschte und wir schließlich
leer ausgingen. Aber eine so lange Anwesenheit eines Storchs
von über drei Wochen mit anschließender Flucht nach Irgendwo
hatten wir im letzten Jahr nicht dabei. Wäre mal was Neues. Doch als
Berufsoptimist tendiere ich zu folgender Lösung: Morgen
stehen zur Abwechslung mal wieder zwei Störche im Nest und
das heutige Fernbleiben diente ausschließlich der Partnersuche und
Partnerfindung. Wenn immer alles nach Plan verliefe, wäre es doch
schrecklich langweilig. Gerade wegen dieser Aussichten lohnt sich
morgen ein umso intensiveres Gucken und Warten. Sollten
die heutigen Schnappschüsse die letzten gewesen sein? Ich lege sie
auf jeden Fall für unsere Leser bei.
Noch ein paar große
Äste zum Abschied?
Kleines
Päuschen!
Und nun kommt
der Endspurt!
24. Mrz. 03
Das Warten beginnt erneut! Und siehe da!
Nachdem ich am Morgen das Nest leer vorfand – keine
große Überraschung bei Ausbleiben unseres Übernachtungsgastes am
gestrigen Abend – war ich doch freudig erregt, bei meinem
nächsten Blick zum Nest (vom Lehrerarbeitszimmer meiner Schule
aus) wieder einen Storch zu entdecken. Er stand und hatte
seinen Schnabel nach unten in Richtung Nestrand gerichtet. Die Uhr
der Kamera zeigte 9:03 Uhr, in Wirklichkeit war es kurz nach
9:30 Uhr. Das heißt, Helmut hatte gerade Wartungsarbeiten an
seinem Computer ausgeführt, Aktualisierungen sind dann in
dieser Zeit nicht möglich. Beim nächsten Blick in der nächsten Pause
war das Bild aktualisiert, der Storch allerdings nicht mehr da. Auch
unser Webmaster konnte gegen 9 Uhr die gleiche
Beobachtung machen und die sollte sich als zweifelsfrei
erweisen. Leider liegt mir von diesem Besuch kein Schnappschuss vor.
Um die Sache kurz zu machen: Diese kurze Begegnung blieb die
einzige Storchensichtung des Tages, auch wenn die Übertragung
durch technische Schwierigkeiten heute immer wieder für kürzere oder
längere Zeit ausfiel. Helmut Wilfling konnte jedoch jedes Mal seinen
für die Übertragung verantwortlichen Computer zu einer weiteren
Mitarbeit animieren. Auf Dauer bleibt dieser Zustand allerdings
unbefriedigend, doch unser Cheftechniker Andreas Kamm wartet nach
wie vor auf die Zugangsdaten für den neu geschaffenen DSL-Anschluss
durch die Telekom.
Auch den zweiten Abend und die zweite
Nacht in Folge bleibt unser Storch verschwunden. Denn
auch am heutigen Abend kehrte er nicht zum Nest zurück.
Es gibt aber auch Erfreuliches in Sachen Storch
zu berichten. Ihr Tagebuchschreiber hatte heute einen
längeren Termin mit unserem Sponsor N-ERGIE. Zusammen
mit dem Vogelschutzbeauftragten des Konzerns und zweier Techniker
tauschten wir – ein Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz sowie
des Bund Naturschutz ergänzten die Runde - Erfahrungen auf
dem Gebiet der Sicherung von Strommasten aus. Dabei wurde
überwiegend Erfreuliches berichtet. Nachdem das Unternehmen
im abgelaufenen Jahr mit der Absicherung von rund 600
Masten vor allem an Altmühl und Wörnitz weit hinter den selbst
gesteckten Zielen zurückblieb – dafür waren ausschließlich
Umstrukturierungen in der Konzernstruktur verantwortlich - wurde den
Vertretern des Naturschutzes heute versichert, dass im
Geschäftsjahr 2003 Mittel verfügbar seien, die die Sicherung von
3.000 Masten im Gebiet von Altmühl und Wörnitz zuließen.
Damit wären zum Jahresende sämtliche gefährlichen Masten im 2,5-Kilometer-Umkreis um besetzte Storchennester in diesem Bereich
gesichert. Etwa ab dem Jahre 2005 könnte der Energieversorger auch
die restlichen Stromtrassen im Landkreis Ansbach sowie weite
Bereiche im Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg als „gesichert“
melden. Diese Nachrichten sind bei weitem im Augenblick
positiver zu bewerten als das gelegentliche Ausbleiben
unseres Kamerastorches oder Pannen mit der
veralteten Technik.
25. Mrz. 03
Vorweg ein kleiner Dank an alle, die in
den letzten Tagen die technischen Schwierigkeiten um eine
einwandfreie Übertragung der Kamerabilder klaglos weggesteckt
haben. Auch heute lief über weite Strecken nicht alles
nach Wunsch, aber Helmut Wilfling ließ den ganzen Tag
sein Modehaus am Ledermarkt „links“ liegen und widmete sich mit
Vehemenz seinen gebeutelten Computern.
Bald schon Legende!?
Mit Erfolg, wie sich am Spätnachmittag
herausstellen sollte. Die Bilder liefen in der gewohnten Frequenz.
Da war es vielleicht ein kleiner Trost für die Tatsache, dass sich
nun schon 36 Stundenkein Besucher mehr am Nest
gezeigt hatte. Es lässt sich nicht ändern, aber mit derlei Ungemach
ist unsere treue Sehergemeinde aus dem letzten Jahr ja bestens
vertraut. Nun scheint aber endgültig eine Besserung
einzutreten, denn mit der Neuinstallation der Technik kann in
dieser Woche definitiv gerechnet werden.
Eine abendliche Rundfahrt gestern nach
Einbruch der Dunkelheit auf den Spuren des ehemaligen
Altrathaus-Bewohners brachte wenigstens einen kleinen Verdacht
über seinen Verbleib. Zum bisher anwesenden Einzelstorch in
Weiltingen hat sich seit kurzem ein Partner gesellt.
Beide standen in der vergangenen Nacht gemeinsam im Nest.
Sollte der neue Storch der Ehemalige aus Dinkelsbühl sein? Es liegt
sehr nahe, an eine solche Erklärung zu denken. Vielleicht hat er im
Jahre 2002 schon dort gebrütet, denn seine Partnerin ist heuer im
dritten Jahr dort ansässig und sie war es auch, die von 1997 bis
2000 auf dem Altrathaus gebrütet hat. Offensichtlich bestehen nicht
nur enge Beziehungen zwischen Mosbach und
Dinkelsbühl, sondern auch zwischen Weiltingen und der
historischen Stadt an der Wörnitz. Da letztlich immer unser
Kameranest den Kürzeren zieht, könnte es ein Hinweis sein, dass
Störche die beiden jeweils rund zehn Kilometer von Dinkelsbühl
entfernten Storchenorte dem hiesigen vorziehen. Daraus wäre als
logische Schlussfolgerung eine Vermutung zu ziehen: Die
Lebensraumsituation um Dinkelsbühl ist für die Störche
keinesfalls als optimal zu bezeichnen. Sie wandern ab,
sobald sie in der Nachbarschaft bessere Bedingungen
vorfinden. Unser Nest bliebe dann für „Spätheimkehrer“ noch frei,
die sonst nirgends mehr „landen“ können, da die besten Gebiete schon
längst vergeben sind.
Außer einem regen Dohlenbesuch blieb es bis 18
Uhr, soweit heute sichtbar, ruhig am Nest. Dieses schwindet mehr und
mehr..., aber das kennen wir ja!
Wenigstens
die Dohlen sind uns geblieben!
Auch an diesem Abend mussten wieder alle
auf einen erneuten Anflug eines Live-Storches verzichten.
Unser so hoffnungsvoller Gast hat sich offenbar doch
abgesetzt und wird wohl nicht wieder erscheinen. Aber es
gibt ja noch andere Störche und gerade von den Ostziehern
ist noch einiges zu erwarten. Wie die besenderten
Ostzieher beweisen, befinden sich derzeit noch alle außerhalb
Europas (zwischen Israel und Ostafrika). Die Website
www.storchenzug.de zeigt den Zugverlauf in eindrucksvoller
Weise.
26. Mrz. 03
Außer Dohlen nichts gewesen! Auf diese
einfache Formel lässt sich der neue Tag reduzieren. Der Abbau
unseres Nestes schreitet deshalb auch munter voran
und täglich werden weitere Stellen frei gelegt. Gegen diese
Nistmaterial-Verluste hilft nur die Anwesenheit eines Storchs oder
noch besser die zweier Störche. Wann dies sein wird, kann niemand
abschätzen. Eines aber dürfte sich morgen auf jeden Fall ereignen:
Die neue Technik wird endlich installiert und
vielleicht erleben wir dann wieder „Storch im Nest!“
Erst zwei...
...dann drei...
..dann vier!
27. Mrz. 03
Unser über drei Wochen am Nest präsenter Storch
bleibt weiter verschwunden. Eine erneut durchgeführte „Frageaktion“
in Weiltingen hat nun doch ein anderes Ergebnis gebracht als von mir
ursprünglich angenommen und Ihnen mitgeteilt. Das Paar dort ist
nicht erst seit dieser Woche komplett, sondern schon deutlich
länger. Somit hat sich unser Altrathausbewohner mit hoher
Wahrscheinlichkeit an einen anderen Ort abgesetzt. Weshalb er aber
so lange in Dinkelsbühl durchgehalten hat, wird sein Geheimnis
bleiben. Ungewöhnlich ist dieses Verhalten schon, es wird aber wohl
selten in dieser Form beobachtet und mag wohl häufiger in den ersten
Wochen nach der Ankunft eines Storchs am Nest vorkommen.
Unsere Technik war heute auch längere Zeit
unter dem Dach des alten Rathauses aktiv. Mit den Leitungen und den
neuen Geräten lief alles wie am Schnürchen. Aber oft steckt der
Teufel im Detail: Einige Verbindungskabel mussten und müssen noch
beschafft werden, so dass mit einem Ende der Arbeiten erst morgen
gerechnet werden kann.
Das Nest nähert sich inzwischen dem Zustand, an
dem die Dohlen ihre Arbeit einstellen werden. Bis auf den harten,
erdigen Kern ist fast nichts mehr vorhanden.
So, jetzt haben wir es bald geschafft!)
28. Mrz. 03
Innerhalb weniger Stunden haben die Dohlen ihre
Arbeit am heutigen Tag, was Äste und Zweige betrifft, zu Ende
geführt. Es ist im gesamten Nestbereich fast nichts mehr von diesen
Materialien zu entdecken. Bliebe also noch der „Kern“. Auch dieser
eignet sich vorzüglich für die Bildung des inneren Nestbereichs bei
„Dohlens“. Immer wieder kann man einzelne Vertreter dieser Vogelart
beim Herauspicken und anschließendem Abtransport von „Kernmaterial“
beobachten. Bleibt nur zu hoffen, dass das gesellige Dohlenvolk
seine Nester bald fertig gestellt hat, sonst droht dem Storchennest
ein noch schlimmeres Schicksal.
Aufnahme von 7:19 Uh
und von 16:30 Uhr
Auch dieser Tag bleibt bis jetzt ohne einen weiteren
Storchenanflug...
...bis Gisela um 17:25
Uhr einen Storch sichtet und geistesgegenwärtig auch gleich zwei
Beiwesfotos festhält. (Hinweis an Gisela: von den beiden Bildern
ist leider nur dies eine angekommen!)
Beweisfoto in voller Größe
Freudiges Ende eines spannenden Tages! Gisela ließ mich nach
meiner Heimkehr von einer kurzen Storchenfahrt nach Mosbach
regelrecht aufschrecken und ihre Bilder gaben mir sofort
wieder Mut, dass es doch erneut loszugehen schien.
Ich muss Ihnen deshalb ein kleines
Geständnis machen: Nachdem ich die Arbeit der Dohlen in
den letzten Tagen mit leisem Groll (nicht böse sein, ich mag
die Dohlen trotzdem sehr!) verfolgt habe, kam ich ins Grübeln.
Ich dachte an den Stress des vergangenen Jahres, als das mit dem
Nestabbau durch die Dohlen in gleicher Weise geschah
und immer wieder leise Angriffe aus unserer Sehergemeinde
hochkamen, man solle doch schleunigst Nistmaterial
einbringen, denn die armen Störche würden sonst nie und nimmer auch
nur eine kurze Rast einlegen geschweige denn brüten. Es kam jedoch
anders und mein Optimismus wurde belohnt. Ein Paar
baute das Nest großartig aus, für eine Brut war es dann
allerdings zu spät. Würde ich in diesem Jahr diesen Stress
noch einmal aushalten? Ich sah mich aus diesem Grund in der
Gegend um Mosbach schon einmal nach dem nötigen Material
um, um bei unveränderter Situation am Nest in der nächste
Woche an ein Einbringen von Nistmaterial in Dinkelsbühl
zu gehen. Meine Strategie war in groben Zügen schon
erarbeitet. Als ich mit einigen Anwohnern sprach,
erfuhr ich, dass am Nachmittag ein dritter Storch
das Nest umkreiste und anschließend Richtung Dinkelsbühl
verschwand. Diese Beobachtung sollte sich bei meiner Heimkehr kurz
nach 18 Uhr durch Giselas Bilder in einen Zusammenhang bringen
lassen. Der Fremdstorch über Mosbach ist unser neuer Gast
auf dem Rathausnest. Das Mosbacher Paar hat seit gestern mit
der Brut begonnen, die Eiablage ist also in vollem Gang!
Als mein Warten heute um 18:50 Uhr
mit dem Anflug des „Neuen“ beendet war, spürte ich eine große
Erleichterung und innere Zufriedenheit. Zum einen ist es für
alle schöner, in eine bewohnte Storchenbehausung zu blicken. Drei
gänzlich storchenlose Tage sollten vorerst genug sein (!?). Zum
anderen wurde mir (zumindest vorübergehend) die Entscheidung
abgenommen, am Storchennest Handlungen vorzunehmen, die mir
eigentlich gegen den Strich gehen. Warten wir ab, was „Storky“
(männlich oder weiblich) in der allernächsten Zeit noch anstellen
wird.
Bei seinem abendlichen Einflug brachte
er auf jeden Fall Nistmaterial mit, das aussah wie ein
langes, weißes Band oder ein längeres Stück Schnur. Kann aber auch
etwas ganz anderes gewesen sein. Hoffen wir, dass Storky uns morgen
abermals die Ehre gibt und unseren Heißhunger auf viele schöne
Beobachtungen einigermaßen stillt.
Endlich! Storky ist gelandet!
Exquisites Nistmaterial!
Es gibt viel zu tun!
Picken wir´s an!
Da hab ich ja
ein Zuhause gefunden!
29. Mrz. 03
Der Tag der Entscheidung? Ich teile
Elkes Vermutung, dass „Storky“ mit unserem letzten Gastidentisch sein könnte. Als er mir am Morgen endlich einmal
seine Vorderbrust präsentierte, erkannte ich ebenfalls die
braungelbe Verfärbung dieser Federpartie.
Erkennt ihr mich wieder?
Eine solche zeigte auch der Besucher, der uns
am 23. März mit unbekanntem Ziel verließ. Nach rund 120 Stunden
Abwesenheit war er gestern Abend plötzlich wieder da. Auf
alle Fälle lebte in den Morgenstunden eine rege Bautätigkeit
auf, die bis 8:45 Uhr ungebrochen anhielt und dem Nest einen
wieder deutlich sichtbaren Zuwachs an Nistmaterial bescherte.
Da war aber einer fleißig!
Liegen geht ja auch noch!
Wenn die Bauwut in dieser Form anhält,
muss man sich bald keine Sorgen mehr um unser Nest machen und meine
gestern geäußerten Gedanken eines Eingreifens durch Menschenhand
können dann gerade noch rechtzeitig zu den Akten gelegt werden.
Als sich Storky am späten Vormittag für
gut 90 Minuten verabschiedete, sah man unverzüglich weitere
Dohlen beim Diebstahl von Nistmaterial. Einiges an Verlusten
ergänzte Adebar nach einem 10-minütigen Abflug. Ab 11:00 Uhr
war wieder Nestanwesenheit angesagt. Unermüdlich richtete der
Heimkehrer das Nest. Er umrundete mehrmals seine Heimstatt, wobei
die Reste des Nestes wie eine Insel aus dem Meer aufragten.
Runde 1 wird gerade eingeläutet!
Selbst das Liegen bereitete unserem Storch
keine Mühe, wenngleich nicht der gesamte Körper Bodenkontakt zu
haben schien und zumindest die Schwanzpartie im „Freien“ schwebte.
Dann wurde es 12:03 Uhr. „High Noon“
im Storchennest! Storky hatte sich kurz hingelegt, als er plötzlich
im Liegen die Flügel drohend zur Seite spreizte.
Vorsicht! Luftalarm!
Im gleichen Moment - das Bild war gerade
aktualisiert worden – standen zwei Störche im Nest. Beide
hatten Mühe, die neue Situation auf der begrenzten Nestfläche
auszubalancieren.
Ein freundlicher Überfall?
Der neue Storch trug links
unten unmittelbar über den Zehen einen Ring und behielt
seinen Standplatz im Nest, während Storky für einige Minuten
abtauchte und so halb über den Neststumpf hängend in
demütiger Haltung zubrachte.
Jetzt wird es aber eng!
Danach gaben
beide ein kurzes Klapperkonzert im Stehen und der
Ringstorch verschwandnach 10 Minuten mit unbekanntem
Ziel.
Ich flieg dann mal wieder ab! Tschüss!
Zurück blieb Storky und demonstrierte noch länger seine
Anwartschaft als rechtmäßiger Inhaber der „Storchenbastion
Dinkelsbühl“. Man klapperte, äugte gen Himmel, drohte, lag und
zeigte damit, dass der Luftraum über dem Nest noch keinesfalls
sicher war.
Hier bin ich noch der Chef!
Klappern gehört zum Handwerk!
Ab 13 Uhr
setzten dann erneut die Flüge zum Herbeischaffen weiteren
Nistmaterials ein.
Die nächste Fuhre kommt
Diese zweite
aktive Nestbauphase dauerte bis 16 Uhr. Mindestens
fünf Mal gab es neues Nistmaterial, das in den Minuten der
Abwesenheit sofort von den Dohlen attackiert und gezehntet wurde. Um
16:08 Uhr gab Storky sein Domizil preis und machte
sich auf eine verdiente, längere Phase der Nahrungsbeschaffung.
Hab ich dich gerade noch erwischt!
Doch ab
17:45 Uhr sah man schließlich nur noch blau. Nicht
verwunderlich in der Stadt der Blausieder ;-). (Nähere Infos dazu
auf den Seiten von
Wolfgang Ritter oder auf der
Musemusseite!)
Als ich bei der Technik nachfragte, gab man
mir zu verstehen, dass wohl ein Stecker am Videogerät im Dachboden
einen kleinen Wackler nicht überstanden hat und somit keine
Videosignale mehr übertragen werden können. Zum Trost für alle: Auch
zwischen 18 Uhrund 19 Uhr gab es Sichtkontakte
zu unserem Gast durch unseren Webmaster sowie durch Andreas Kamm.
Bei meinem Besuch in Dinkelsbühl am Abend fand ich das Nest um 18:50
Uhr verlassen vor, ehe gegen 19:10 Uhr bei meiner zweiten
Durchfahrt durch die alte Storchenstadt der Übernachtungsgast
im Nest stand. Schade, dass eine Kontrolle der Geräte heute nicht
mehr durchgeführt werden konnte. Ich hoffe, dass bis morgen Mittag
(spätestens) die Bilder wieder gesendet werden können.
30. Mrz. 03
Seit den gestrigen Abendstunden ist der
Super-GAU eingetreten. Wie immer ereignen sich solche
Missstände stets an den Wochenenden. Zum einen sind die
Videosignale zwischen Kamera und Server möglicherweise durch
einen Wackelkontakt an einer Steckverbindung ausgefallen,
deshalb das „Blaue Wunder“ der vergangenen Stunden. Zum anderen hat
sich Helmuts Computer in der Nacht „aufgehängt“.
Deshalb steht auch die Kamerauhr. Hatte die alte Maschine Angst vor
der Zeitumstellung bekommen und gerade noch rechtzeitig die Bremse
gezogen?
Auch Dresden hat sein „Blaues Wunder“, deshalb
lohnt sich bei Entzug eine Fahrt ins schöne Elbflorenz.
Als eine der ersten strompfeilerfreien Brücken Europas
überspannt diese Dresdner Elbbrücke seit 1893 die Elbe.
Wegen ihres blauen Schutzanstriches bürgerte sich der Name „Blaues
Wunder“ ein
Um Sie ein wenig zu entschädigen, versuche ich
das bisherige Geschehen des Tages Revue passieren zu
lassen. Während der gestrigen Nachmittagsstunden und auch in der
vergangenen Nacht zeigte sich nur noch ein Storch am
Nest Der zweite brachte es insgesamt nur auf eine
10-minütige Nestbesetzung. Der heutige Morgen dürfte ähnlich
verlaufen sein wie am gestrigen Tag. Als ich um 12 Uhr auf
dem Altrathausplatz vorfuhr, empfing mich unser Storch mit lautem
Geklapper. Auch unser Webmaster hatte am Vormittag schon einige
Begegnungen mit dem momentan Unsichtbaren gesammelt. Sicher bekam
Storky die herrliche Luft nach einem reinigenden Regen am Vormittag
besonders gut und auch die vorzügliche Thermik ließ sicher besondere
Gefühle in ihm hochkommen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass
heute wieder Störche im Luftraum über Dinkelsbühl kreisen. Mit
großer Freude sah ich, dass der Nestbewohner in den
vergangenen Stunden erneut einiges anNistmaterial
hoch geschleppt hatte. Damit sind für mich die letzten Zweifel
behoben, er könne sich nicht gegen die Dohlen behaupten. Als ich
unter das Dach des Nestgebäudes kletterte, setzte Storky seine
Klapperstrophen ununterbrochen fort. Wollte er vielleicht seinem
„Hofberichterstatter“ damit eine kleine Freude machen
oder doch eher seine Besitzansprüche am Nest anmelden? Ich
nahm mir anschließend mögliche Steckverbindungen vor, löste sie,
steckte sie wieder zusammen, drehte ein paar Mal nach recht und nach
links und verließ das Rathaus wieder. Ob die Aktion erfolgreich war,
kann erst geklärt wenn, wenn Helmuts Computer wieder läuft. Also
„Daumen drücken!“ Ich umrundete danach das Rathaus, sah mir das
Nest von allen Seiten an, beobachtete den fleißigen Baumeister beim
Richten des Nestes und sah gegen 12:20 Uhr seinen Abflug.
Sofort stand die erste Dohle im Nest und rund 15 weitere ließen sich
in der Thermik über dem Münster Sankt Georg durch die Luft treiben.
Storky schraubte sich langsam über dem Nest in die Höhe, bis ich ihn
als kleinen Punkt aus den Augen verlor. In welche Richtung er
abgesegelt war, konnte ich nicht verfolgen. Bei der Heimfahrt
nach Feuchtwangen stand Storky – weniger als zwei Kilometer vom Nest
entfernt – unmittelbar an der B25 und der still gelegten
Bahnstrecke Dombühl-Nördlingen unweit der Unsinnigen Mühle an
einem Graben und ging der Nahrungssuche nach.
Ende gut, alles gut! Helmut zeigte auch ein Herz für
seine Fangemeinde und warf seinen Museums-Computer wieder an.
Gegen 14:34 Uhr Sommerzeit flimmerte das erste Bild
über die Monitore.
Prächtig!
Und siehe da! Ich musste beim Hantieren unter
dem Dach des Rathauses wohl leicht an den Zoom- Hebel für die
Wahl des Bildausschnittes geraten sein. Storky stand erneut
im Nest und war zu überragender Größe gereift. So ganz
ohne Reiz fand ich die Bildeinstellung nicht, doch etwa die Hälfte
der Portraits zeigte einen kopflosen Storch. Da war guter Rat
teuer. Nach ausgiebigem Genuss der neuen Einstellung und
zahllosen Schnappschüssen stand kurz vor 18 Uhr eine weitere
Fahrt nach Dinkelsbühl an. Ich möchte Sie vorher noch zu
einer kleinen Bilderreise durch den Nachmittag einladen.
Untergetaucht!
Müde?
Kratzbürstig!
Hartnäckig!
Regnerisch!
Diebisch!
Nass!
Entwischt!
Vor der Abfahrt hatte ich meine Familie genau
eingewiesen, welchen Ausschnitt ich mir als ideal vorstellen würde.
Als Anhaltspunkte dienten mir dabei die verschiedenen
Fenster der Paulskirche im Bildhintergrund. Als ich meinen Platz
im Rathaus wiedererreicht hatte, wurde eine Handyverbindung
hergestellt und nach 15 Minuten war meine
Wunscheinstellung gefunden. Leider existiert keine stufenlose
Einstellmöglichkeit, so dass mit Finesse und Fingerspitzengefühl
gearbeitet werden muss. Auch wenn ein im Nest anwesender Storch
gelegentlich immer noch mit Teilen des Kopfes über den oberen
Bildrand geraten kann, überwiegen eindeutig die Vorteile einer
größeren Nähe. Im Übrigen wird in Zukunft häufiger ein etwas anderer
Ausschnitt gewählt werden, je nachdem, welche Vorgänge am und im
Nest gerade ablaufen. Doch nun der Reihe nach:
Storky schien seine Fans durch eine lange
Anwesenheit im Nest für die technischen Misslichkeiten des Tages
entschädigen zu wollen. Erst nach zwei Stunden beendete er
seinen Einsatz am Nest.
Fleißig!
Meisterlich!
Geschickt!
Doch schon nach einer halben Stunde war er mit
Nistmaterial zurück und von da an ging es Schlag auf Schlag
in dieser Weise weiter. So pendelte Storky zwischen 18:30 Uhr und
20:08 Uhr (seinem endgültigen Anflug zur Nachtruhe) sechs Mal
zur Beschaffung von Nistmaterial hin und her. Wenn Sie die Bilder
aus früheren Tagebucheinträgen vergleichen (z.B. Giselas Beweisfoto
für die Rückkehr unseres Storches vom 28.3.), so sehen Sie, wie
schnell ein einzelner Storch ein fast „verschwundenes“ Nest auf
Vordermann bringen kann (weniger als48 Stunden!). Das
sollte allen Pessimisten zu denken geben und erneut darauf
verweisen, dass Störche doch die besten Baumeister sind und ein
übereiltes oder unmotiviertes Eingreifen lediglich blinden
Aktionismus darstellt.
Inzwischen sind schon
Spenden für die Neueinrichtung unserer technischen Anlagen
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des Lebensraumes unserer Störche.