Storchenkamera

Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 6
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27. Apr. 03
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„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
bald steh´n die Küken vor der Tür.“ Ich bediene mich dieses
Plagiats in ab heute völliger inhaltlicher Übereinstimmung mit
dem Urheber dieses klassischen Reimes, Webmaster Wolfgang
Horlacher. Jedoch muss ich zu Bedenken geben, dass sich morgen
entscheiden wird, ob sich unser Webmaster inhaltlich doch etwas
zu weit vorgewagt hat und er möglicherweise mit schwer wiegenden
Konsequenzen rechnen muss. Die inhaltliche Struktur des Reimes ist
für den Leser auf die Zahl vier in so eindeutiger Weise festgelegt,
dass jede Änderung eine völlige Verzerrung der kausalen,
semantischen und formalen Zusammenhänge bedeutete. Wer möchte in
unserem Falle nicht mindestens bis fünf reimen, doch was geschieht
dann mit der „Tür“? Spontan komme ich da eigentlich nur auf „Strümpf“!
Doch warten wir ab und begnügen uns einstweilen mit den
Tatsachen. Pauline, die weiterhin strikt ihren
48-Stunden-Rhythmus bei der Eiablage einhält, hat in der Nacht
ihr viertes Ei gelegt. Wolfgangs Problem wird es nun sein, bei
einem möglichen fünften Ei aus seiner Reimnummer mit Anstand wieder
heraus zu kommen. Ich könnte jedenfalls mit einem solchen „Zusatzei“
ganz gut leben und viele unserer Storchenfans sicher auch.
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Georg und
Pauline stolze
Besitzer von vier Eiern |
Pauline, die
Produzentin,
geht ihrer Arbeit nach |
Der Tag begann für unser Traumpaar
denkbar unfreundlich. Immer wieder jagten Regenschauer
über das Nest und bei kühlen Temperaturen von kaum 10 Grad
war es besonders wichtig, die Eier nur beim Wenden oder bei der
Brutablösung den Unbilden der Witterung preis zu geben. Pauline und
Georg meisterten diese neue Situation mit Bravour und spendeten
ihrem Ei-Quartett die nötige Wärme. Georg blieb
sich auch heute seiner Linie treu und verbrachte regelmäßig Teile
seiner „dienstfreien“ Zeit auf dem Dachfirst des alten
Rathauses.
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Pauline, ich
seh' mir das
Ganze wieder vom Dachfirst aus an! |
Kann ich Dir
empfehlen!
Das ist eine lauschige Ecke! |
Von dort flog er dann erst endgültig zur
Nahrungssuche ab. Traf man sich am Nest, durfte eine freudige
Begrüßung nicht fehlen, der dann bald auch der Abflug aufs Dach
(Georg) oder an die Wörnitz (Pauline) folgte.

Klingt gut, unser Konzert!
Insgesamt kümmerte sich jeder um die Erfüllung
seiner Aufgaben und Pflichten und mit etwas Glück konnte man immer
wieder einen Blick auf das Vierergelege erhaschen.
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So Pauline,
jetzt lass
mich wieder mal ran! |
Nun habe ich
wieder für
ein Stündchen meine Ruhe! |
Gegen Abend zu bebrütete Pauline
die Eier, sie hatte zu dieser Zeit Dienst. Um 20:02 Uhr
traf Georg am Nest ein, es erfolgte eine schnelle Ablösung und der
sofortige Abflug Paulines. Offenbar musste sich die ausdauernde
Brüterin noch kurz mal vor Einbruch der Dunkelheit mit Nahrung
versorgen. Als sie um 20:39 Uhr am Nest eintraf, ließ sich
Georg nicht lange bitten und die letzte Ablösung vollzog sich
ebenso rasch wie die vorausgehende. Georg flatterte auf den
Dachfirst des alten Rathauses,

Pauline, ich brauche noch meine Ruhe!
doch Pauline konnte ihn um 21:08 Uhr
zurück ins Nest locken. Gemeinsam ruht es sich unter Störchen
doch besser.

Na endlich Georg, du musst noch
deine Ehepflichten erfüllen!
Im Verkehrslärm – ein Auto holperte über das
Kopfsteinpflaster vor dem alten Rathaus – hatten die meisten von
uns einen durchdringenden Pfiff seitens der Storchendame überhört.
Kaum war Georg wieder zu Hause, durfte er seine
Pauline wieder beglücken. Es steht ja noch ein Ei ins Haus,
lieber Webmaster.
Wir wissen ja schon lange, dass man auch von
Berlin aus neugierig unser Nest beobachtet. Dazu eine neue
Fundstelle im
Archiv der Berliner Morgenpost. |
28. Apr. 03 |
Heute durften wir noch kein weiteres Ei
erwarten.

Wie glücklich sind wir doch, Pauline!
Da war ich mit meiner Prognose von gestern
etwas voreilig, aber bei so viel Text darf ja mal ein kleiner
Aussetzer passieren.

Es sind weiterhin vier Eier,
da hat sich der Experte einmal getäuscht!
Georg wich auch an diesem Tag immer
wieder auf den Dachfirst des alten Rathauses aus, ehe er
endgültig für längere Zeit verschwand. Die Umkränzung der
weiteren Nestmulde nahm im Laufe des Tages ein skurriles
Aussehen an. Da reihten sich allerlei Papier-, Plastik- und
Folienteile in bunter Folge um das Gelege und machten dabei
einem Osternest mehr als Konkurrenz.
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Mein
Schmuckkranz ist
gar nicht so schlecht |
Da findet
man ja kaum
mehr die Eier! |
Nur dass im Gegensatz zu den Ostertagen die
Eier im Storchennest strahlend weiß blieben. Ein großer
Büschel Altgras, der so sehr verfilzt schien, dass er vom
brütenden Storch mehrmals in die Länge gezogen wurde, erweckte
längere Zeit die volle Aufmerksamkeit von Georg und Pauline. Sie
schienen dabei mehrfach mit uns Verstecken spielen zu wollen,
denn wenn der Büschel nach unten klappte, war das Gelege
verschwunden, zogen die Störche das Gebilde nach oben, leuchteten
die vier Eier abermals in voller Größe auf.
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Hoch und
nieder,
immer wieder! |
Das zieht
sich heute aber
in die Länge! |
Wie bereits gestern hielt sich Georg bei
Einbruch der Nacht weiterhin auf dem Dachfirst hinter dem Nest auf.
Doch heute hatte er es überhaupt nicht eilig, zu seiner Partnerin
zurückzukehren. Erst gegen 21:50 Uhr wechselte er – bei
relativer Dunkelheit – die wenigen Meter hinüber ins Nest und
verbrachte die anschließende Nacht im Dunstkreis Paulines.
Als Georg und Pauline schon schlummerten,
machte sich Ihr Tagebuchschreiber noch einmal kurz auf den
Weg. Zwischen seinem Heimatort Feuchtwangen und unserem Nest in
Dinkelsbühl liegt genau auf halbem Wege die 2500 Einwohner zählende
Gemeinde Schopfloch. Dort errichtete er im Jahre 2000 eine
künstliche Nisthilfe auf dem Dach des Rathauses. Hoch über dem
Wörnitztal gelegen entspricht das Umfeld nicht gerade den
Idealvorstellungen Adebars. Dennoch waren in den Jahren seit der
Errichtung immer wieder einzelne Störche für kürzere oder längere
Zeit als Besucher anwesend. Seit dem 26. April besetzt ein
Paar das Nest und es besteht berechtigte Hoffnung, dass es hier
vielleicht auch noch zur Brut kommen könnte. Das wäre allerdings die
allererste in der Geschichte des Marktes. Ich werde Sie über die
weitere Entwicklung dort auf dem Laufenden halten. |
29. Apr. 03 |
Alle schauten, alle stellten ihre Wecker, um ja
im Morgengrauen als erste einen Blick auf fünf Eier zu erhaschen,
doch es blieb ein Wunsch.

Ich habe Zeit!
Aufstehen werde ich, wenn ich es will!
Mit fast 100%-iger Sicherheit hat Pauline ihre
Eiproduktion eingestellt und sich mit vier Stück
sehr wacker geschlagen.

Sieht hier jemand fünf Eier!
Na, es bleibt also bei vier!
Man sollte es nicht glauben, wie schwierig
es doch ist, zwischen vier und fünf Eiern bei einem Blick
ins Nest zu unterscheiden. Waren alle vorherigen Versuche von
eins bis vier ein Kinderspiel und für jeden nachvollziehbar und
sichtbar, ist es ungemein schwierig, mögliche fünf Eier zu zählen.
Wie das fünfte Rad am Wagen passt ein fünftes Ei nur
schwer in das symmetrische Muster eines Vierergeleges.
Mal kullert es dort hin, mal hier hin, nur da, wo man es gut
eindeutig identifizieren könnte, nämlich genau in der Mitte, kann
man es nie beobachten. Sei´s drum! Vier Eier sind eine
stolze Zahl und wenn später auch nur annähernd vier
Junge heranwachsen, wäre es eine Sensation.

Zwischendurch etwas Gymnastik!
Pauline macht mir alles nach!
So weit sind wir aber noch nicht. Es wird nun
weitere 30 Tage dauern, bis der Schlüpfvorgang beendet ist. Also
schon einmal notieren: 23./24.5. Beginn des Schlüpfens,
30.5. letztes Junge geschlüpft! Diese Angaben sind ohne Gewähr
und können natürlich in engen Grenzen variieren. Zur gleichen
Stunde, in der an unserem Nest die Brut gerade begonnen hat,
befinden sich im Höchstädter Nest neben weiteren 3 Eiern
schon 3 frisch geschlüpfte Jungstörche im Alter von bis zu vier
Tagen. In Mosbach reche ich morgen mit dem Beginn
des Schlüpfens und werde Sie davon – hoffentlich – unterrichten
können. In Schopfloch – siehe Eintrag von gestern – konnte
ich den beringten Storch als bekannte Storchendame
identifizieren. In ihrem bisherigen Leben von 10 Jahren
konnte ich sie schon an vier verschiedenen Nestern im
Landkreis Ansbach beobachten. In Weiltingen und Ornbau
brütete sie jeweils mit Erfolg, im letzten Jahr bezog sie das neue
Nest in Wilburgstetten und ließ dort nach 22-jähriger Unterbrechung
die Storchentradition wieder aufleben, ohne allerdings zu brüten und
nun schickt sie sich mit einem unberingten Partner an, in Schopfloch
eine Familie zu gründen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die
beiden Fremdstörche, die am Samstag, den 26.4. (siehe
dortigen Eintrag im Tagebuch), unser Dinkelsbühler Nest
umkreisten, auf dem Dach der Georgskirche standen und von Thomas
Joas beobachtet wurden, mit dem Schopflocher Paar identisch
waren. Bei Georg und Pauline läuft ansonsten alles wie erwartet. Man
präsentiert sich als eingespieltes Paar, das sich immer mehr
einander angleicht. Nach Georgs Ruhepausen auf dem Dachfirst des
alten Rathauses, hat er heute in Pauline eine Nachahmerin
gefunden. Nach dem Motto „Was du kannst, kann ich auch“,
tat sie es ihrem Schorsch gleich und flog nach der Brutablösung
ebenfalls zur „Zwischenstation Dachfirst“. So zeigten heute
viele Blicke ins Storchennest einen zweiten Storch auf besagter
Lokalität. Das abendliche Spiel kann inzwischen schon als
Gewohnheit anerkannt werden. Um 20:25 Uhr stand noch
einmal eine Brutablösung an. Georg übernahm den Innendienst,
während Pauline noch einmal einen Nahrungsflug hinlegte. Als sie um
21:10 Uhr – so spät wie vor ihr noch keiner –
zurückkehrte, kehrte ihr Georg abermals den Rücken und
entschwand auf das Rathausdach....bis Pauline ihn nach einer Weile
zurückpfiff!

Nächtliches Geplänkel! |
30. Apr. 03 |
Schon in aller Frühe spielte Georg
mit seiner Pauline Verstecken. Der Lümmel befand sich nämlich
bereits auf dem Dachfirst des alten Rathauses und lief dort munter
hin und her. Dabei näherte er sich einige Male seiner im Nest
brütenden Partnerin und kam bis auf Augenhöhe ans Nest
heran.
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Pauline,
jetzt kannst du mir gleich auf den Kopf spucken! |
Schließlich besann er sich doch eines Besseren
und wagte den Sprung aufs Nest. Er brachte dieses in Ordnung und
verabschiedete sich anschließend lautlos von Pauline.

Ich mach schnell noch etwas Ordnung,
bevor ich mich verziehe!
Auch vom Wetter muss am heutigen Tag
berichtet werden. Es hatte merklich abgekühlt und der
April zeigte kurz vor seinem Ende noch einmal, was er so an
Möglichkeiten zu bieten hatte. Da schien die Sonne, ehe kurz
darauf ein von stürmischen Winden begleiteter Regenschauer
niederprasselte. Es blieb den ganzen Tag mit Höchstwerten von
deutlich unter 20 Grad relativ kühl. Eine weitere Prüfung hatte
unser Traumpaar in der Zeit von 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr zu
bestehen. Während dieser Stunde interessierten sich erneut ein
oder mehrere Störche für das Dinkelsbühler Nest. Pauline und
Georg meldeten unverhohlen ihre Besitzansprüche an und
zeigten durch ihr Verhalten, wer hier Herr im Hause ist. Dies
genügte, um auch diese Versuche einer Annäherung schon im Keime zu
ersticken.
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Unsere Feindabwehr funktioniert gut, Schorsch! |
Dass neben
Georg auch Pauline abermals den Standplatz auf dem Dachfirst
erprobte, darf nebenbei ebenfalls wieder erwähnt werden.

Hallo Pauline, wie gefällt es dir dort drüben? Vielleicht reizt
das relativ kleine Nest, auf dem es kaum möglich ist, Abstand
zueinander zu gewinnen, zu dieser eher ungewöhnlichen
Verhaltensweise in diesem frühen Stadium der Brut. Es gehört
einfach zu störchischer Sitte, seine Freizeit gemeinsam im
Nest zu verbringen. Sind einmal größere Junge zu versorgen,
sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Die Wandlung
unseres Nestes vom Müllnest zum normalen Nest
schreitet weiter voran. Das liegt nun nicht etwa daran, dass
Georg, der Folienfetischist, seine Lieblingsteile aus dem Nest
befördert hätte, sondern daran, dass er in den vergangenen Tagen
neues Nistmaterial eingetragen und das alte damit einfach überbaut
hat.

Wenn ich weiter fleißig baue,
sieht man den Müll bald nicht mehr! Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass auch dadurch Eier und Junge
nicht gefährdet sind. Als am späten Nachmittag der Himmel noch
einmal seine Schleusen öffnete und kurzfristig
Weltuntergangs-Stimmung aufkam, legte sich ein milchig trüber
Überzug über die Frontlinse des Kameragehäuses und tauchte die
Szenerie in ein weiches, unwirkliches Licht. So warteten mit mir in
der Dämmerung viele auf das Erscheinen von Schorsch.
Bisher war 21:10 Uhr die späteste Rückkehr eines der
Brutstörche. Bis zu diesem Zeitpunkt machte ich mir noch keine
größeren Gedanken, doch als es 21:30 Uhr wurde und immer noch
kein Georg zu sehen war, kamen bei mir böse Erinnerungen
an das vergangene Jahr hoch, als Resi nach einem heftigen Unwetter
nicht mehr am Nest erschien und seit diesem Tag auch verschollen
blieb. Sollte sich Ähnliches heuer wiederholen, wo doch gerade mit
der Eiablage alles so Erfolg versprechend angefangen hatte? Als sich
an der Situation bis 21;45 Uhr nichts verändert hatte,
beschloss ich, selbst noch nach Dinkelsbühl zu fahren und
nach Georg zu suchen. Auf dem Dachfirst des alten Rathauses, wo er
schon öfters nach Einbruch der Nacht stand, hielt er sich heute
jedenfalls auch nicht auf. Kurz vor 22:00 Uhr hatte ich den
Stadtrand von Dinkelsbühl erreicht und blickte vom Rothenburger Tor
aus auf das Nestgebäude. Da saß der Schorsch in voller
Pracht und seine weißen Federpartien leuchteten wie weiße
Kirschblüten aus dem Dunkel der Umgebung heraus. Der Kamin,
direkt neben unserer Kamera war sein neuer
Standplatz geworden. Hätte er die Flügel ausgebreitet, wäre er
ins Bild der Kamera geraten und ihr Tagebuchschreiber hätte ihn auch
von zu Hause erkennen können. Georg gesund und
wohlbehalten gefunden zu haben, ließ in mir doch so etwas wie
ein Glücksgefühl aufkommen. Für die nächste Zeit gilt also: Wenn
nach Einbruch der Nacht einer der Störche noch nicht zurückgekehrt,
bedeutet dies nicht sein endgültiges Verschwinden, sondern es
besteht die berechtigte Hoffnung, dass er auf einem der Kamine in
der Umgebung sein Ausweichquartier gefunden hat. Um 23:11 Uhr
– und damit endet der spannungsreiche Abend – hatte Georg zu
seiner Partnerin ins Nest gefunden und beide schliefen
vereint und träumten erneut von einem reichen Kindersegen. Bei der
Rückfahrt und einem kurzen Abstecher nach Kaltenbronn, verbunden mit
heftigem Regen, rettete ihr Berichterstatter noch einige Erdkröten
vor dem sicheren Tod. Diese hatten die erste warme Regennacht seit
Wochen zu ihrer Wanderung in die Laichgewässer genutzt, während
gleichzeitig eine große Zahl von Laubfröschen ihr Ohren betäubendes
Konzert gaben. |
01. Mai 03 |
Maifeiertag! Tag der Arbeit! Das
Brutgeschäft unseres Traumpaares läuft nun seinen gewohnten
Gang. Paarungen haben aufgehört, auch Georg hat
längst eingesehen, dass die biologische Notwendigkeit seines
Tuns nicht mehr gefordert ist. Und aus Spaß an der Freud
läuft im Tierreich nichts! Seit der Ablage des vierten Eies am 27.
April habe ich mein Augenmerk stets auf das Erscheinen eines
weiteren Eies gerichtet, konnte aber bis heute keinen Beweis für das
Vorhandensein eines solchen finden. Da auch keiner meiner Leser eine
diesbezügliche Beobachtung tätigen konnte, können wir sicher davon
ausgehen, dass es bei definitiven vier Eiern bleibt.
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Auch wenn
ich die Eier noch länger
betrachte, es werden
einfach nicht mehr! |
Schön, dass
die Ablösung zur Stelle
ist, dann kann ich mir wieder die Beine vertreten! |
Letzte Zweifel werde ich beim
Besteigen des Turmes von St. Georg an einem der nächsten Tage
vielleicht beheben können. Hier besteht die Möglichkeit, aus großer
Entfernung, dafür aber deutlich über Nestniveau, einen Einblick in
die „Ei-Stube“ zu gewinnen. Die regelmäßigen Überflüge fremder
Störche und das auffällige Droh- und Abwehrverhalten Paulines
und Georgs zeigen weiterhin, dass der Storchenzug noch im
Gange ist und immer wieder Spätheimkehrer
(Oststörche!) auch durch das Wörnitztal kommen. Somit besteht nach
wie vor eine kleine Chance für noch nicht besetzte Nester,
auch in den Genuss einer dauerhaften Besiedelung durch
Störche zu kommen. Solche Überflüge fanden auch am heutigen Tag
einige Male statt und die beiden Rathausbewohner handelten
instinktiv richtig, so dass es bei Drohungen blieb und mögliche
Interessenten dem Nest nicht zu nahe kamen.
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Pauline,
schau da oben sind sie wieder! |
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Wenn wir
alles richtig machen, werden uns die Fremden in Ruhe lassen
und weiterziehen! |
Die Vorgänge vor Einbruch der Dunkelheit
erforderten zum Tagesausklang noch einmal meine volle
Aufmerksamkeit. Sollte sich Schorsch einen ähnlichen
„Ausrutscher“ leisten wie am vergangenen Abend? Anfangs ließ es sich
genauso an. Um 20:25 Uhr erschien Georg mit bis zum
Intertarsalgelenk „verschlammten“ Beinen und einem ebenso
„verfremdeten“ Schnabel. Die einzigen schlammigen Flächen im
trockenen Umfeld um das Nest, sind Weiher mit niedrigen
Wasserstand, die wahrscheinlich momentan beiden Störchen als
Nahrungsquelle dienen. Nach einer Viertelstunde, in der das Weibchen
einmal die Eier wendete, flog Georg ab. Ob er bereits in
diesem Moment erneut den in Höhe der Videokamera befindlichen Kamin
anflog, entzieht sich meiner Kenntnis. Es dauerte bei fast völliger
Dunkelheit bis 21:20 Uhr, ehe beide vereint im Nest standen.
Über das weitere Geschehen legte sich anschließend das
Dunkel der Nacht.
Ein kurzer Maiausflug führte mich heute
am frühen Nachmittag schnell zu den Störchen nach Mosbach.
Ich bezog Posten auf dem Kirchturm und konnte beim
ersten Blick durchs Fernglas neben dem brütenden Weibchen
eine Eischale am Rand des Nestes ausmachen. Als dann das
brütende Weibchen im Liegen einige Beutetiere aus dem Nest aufnahm
und fraß, stand fest, dass Junge geschlüpft sein mussten.
Nach einer knappen halben Stunde flog, von Klappern begleitet, das
Männchen ein. Kurz darauf erhob sich das Weibchen und flog
unmittelbar ab. Aus der Nestmulde reckten sich zwei kleine
Storchenküken dem Männchen entgegen. Die noch im Nest
befindliche Eischale gehörte dabei sicher zu dem zweitgeschlüpften
Jungen, während das erste demnach vor zwei Tagen das Ei verlassen
haben musste. Der Storchenmann würgte einen tennisballgroßen
Klumpen aus, den die Jungen selbständig „zerlegten“ und der sich
als Konglomerat aus zahlreichen Regenwürmern erwies. Einzeln
zogen sie die Würmern aus dem leicht zusammen gepressten
Regenwurmcocktail und beendeten nach einigen Schlingbewegungen die
Nahrungsaufnahme. Die Köpfe verschwanden und senkten sich in die
Nestmulde, das Männchen übernahm das Brüten und Hudern. Man darf
gespannt sein, wie viele Junge noch schlüpfen werden, denn anders
als in Dinkelsbühl ist das Gelege vom Kirchturm nicht sichtbar. |
02. Mai 03 |
Seit vielen Wochen gab es heute erstmals
keinen neuen Eintrag im Gästebuch. Einige unserer
treuesten Schreiber haben sicher den 2. Mai als Brückentag genutzt
und sind in ein verlängertes Wochenende gestartet. Zugegeben,
die Verhältnisse am Nest haben sich mit dem Ende der
Eiablage so entwickelt, dass ein wenig die Spannung aus dem
Geschehen genommen ist. Meist ist nur einer der beiden
Partner zu Hause anzutreffen, während der andere
das Dinkelsbühler Umland durchstreift und auf Nahrungssuche ist.
Wesentliche Bereicherungen stellen im Moment die überfliegenden
Fremdstörche dar, die seit Tagen bei Georg und Pauline
artgerechte Reaktionen mit der gewünschten Wirkung auslösen.
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Wir beide
stellen in der Verteidigung unseres Nestes eine Macht dar! |
Spannung ist auch immer wieder angesagt,
wenn es darum geht, wann beide gemeinsam zur Übernachtung
im Nest stehen. Dass Georg sehr gerne nach Einbruch
der Nacht auf einem Kamin des alten Rathauses steht und
erst Stunden später den endgültigen Sprung ins Nest wagt, durfte ich
in früheren Einträgen schon berichten. Also keine Angstzustände
entwickeln, wenn nach Einbruch der Nacht sich nur einer
der beiden Altstörche im Nest befindet! Der andere – mit
Sicherheit Georg – ist nur wenige Meter von Pauline entfernt und
diese Distanz überwindet er auch bei völliger Dunkelheit. Den
größten Teil der Nacht verbrachten beide schließlich aber immer
gemeinsam im Nest.
In den letzten Tagen konnten die
fleißigsten unter unseren Sehern auch bemerken, dass sich die
Bildfrequenzen im Laufe des Tages häufig änderten und
meist so zwischen acht und fünf Sekunden lagen. Diese Tage dienten
unserer Technik in Person von Andreas Kamm dazu,
Testreihen durchzuführen und Programme zu installieren,
die einen Zugriff auf den Router auch von außerhalb des alten
Rathauses ermöglichten. Trotz dieser kleinen Unannehmlichkeiten
konnte während dieser Zeit eine Übertragung gesichert und die
Bilder weiter übertragen werden. Der einzige Wermutstropfen,
der bislang geschluckt werden musste, verhinderte eine
Bildfrequenz von 3 Sekunden, die wir als besonders
reizvoll angesehen hatten. Im Augenblick liegen wir im
5-Sekunden-Takt. Dieser läuft wie ein Uhrwerk und überaus
zuverlässig und sollte uns auch zufrieden stellen (tut er ja!).
Spätestens zur Zeit des Schlüpfens der Jungen möchten wir
dann einen Zahn zulegen. Die neuen Geräte, die nun
seit rund 3 Wochen in Betrieb sind, haben sich auf alle Fälle
bislang bestens bewährt und noch zu keinem Totalausfall der
Übertragungen geführt. Die Nachtschwärmer unter unseren
Sehern sollten auch nicht überrascht sein, wenn allabendlich um
22:30 Uhr die Uhr über dem Kamerabild plötzlich stehen bleibt
und während der Nacht bis momentan 5:00 Uhr nur alle halbe
Stunde ein neues Bild erscheint. Diese Maßnahme dient in
erster Linie der Kostenersparnis, denn die Datenmenge, die
bei einem halbstündigen Bildwechsel anfällt, ist bei weitem geringer
als bei einem Wechsel alle 5 Sekunden. Außerdem erlischt in
Dinkelsbühl um 22:30 Uhr die große Stadtbeleuchtung
und von Georg und Pauline ist ab diesem Zeitpunkt nicht allzu viel
mehr zu sehen. Es liegt also nicht an Ihrem Computer, wenn im
genannten Zeitabschnitt die Uhr zu stehen scheint.
Seit einigen Tagen hat sich das Nest
bedingt durch die rege Bautätigkeit Georgs erneut gewaltig
verändert. Äste und zwar nicht gerade kleine, bilden immer
wieder das Hauptgewicht in Georgs großer Leidenschaft. Dadurch hat
das Nest seinen Durchmesser erheblich gesteigert. Das
rechte Fenster im Untergeschoss des Turmes der
Paulskirche ist von Ästen und Zweigen fast komplett zugebaut
und dem linken Fenster droht in Kürze das gleiche Schicksal.

Wenn Georg so weiter baut, werden wir
bald mehr Platz in unserem Häuschen haben!
Nach einer Weile des Bauens, in der die
Nestunterlage in ihrem Durchmesser kaum vom Nistmaterial überragt
wurde, hat nun der zweite Bauabschnitt begonnen.
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Mal sehen,
Pauline, wie groß ich unser Nest noch machen werde |
Dieser führt nun zu der beschriebenen
Vergrößerung des Durchmessers. Auch feindliche Überflieger
gab es heute erneut zu vermelden. Der abendliche Einflug
Georgs und sein Verhalten vor der endgültigen Bettruhe entzog sich
mir wegen anderer Verpflichtungen gänzlich. Doch nach Mitternacht
konnte man Georg als schwache Silhouette im Nest
stehend erahnen. |
03. Mai 03 |
Bevor ich mich heute Pauline und Georg widmen
konnte, stattete ich dem neuen Nest in Schopfloch einen
Besuch ab. Seit 26. April hält hier ein Paar erstmals
in der Geschichte des Marktfleckens die im Jahre 2000 errichtete
künstliche Nisthilfe besetzt. Der dortige Gemeinderat unter dem
Vorsitz des Bürgermeisters beschloss nach Rücksprache und mit
Empfehlung Ihres Tagebuchschreibers, zunächst auf die
allwöchentlichen Sirenenproben zu verzichten, um die
Störche nicht zu erschrecken, deren Nest sich nur wenige Meter von
der Geräuschquelle entfernt befindet. Es gibt eine ganze Reihe
von Nestern, bei denen sich die gleiche Situation
zeigt. Eine Aussage über den Grad der Beeinflussung durch
Sirenengeräusche ist allerdings nur schwer vorhersehbar. Gerade am
Beginn des Brutgeschäftes sind Störche durch Störungen
aller Art sehr leicht beeinflussbar. Ein längeres Verlassen
des Nestes kann dann nicht ausgeschlossen werden. Regnet es in
diesem Moment, droht Eiern oder Jungen Auskühlung und im schlimmsten
Fall ein Absterben der Embryonen oder Tod. Meist aber nehmen die
Störche Sirenengeräusche scheinbar klaglos hin, doch
wie es innen aussieht, kann man allenfalls erahnen. Deshalb ist es
auf alle Fälle besser, wenn sich, zumindest in der Zeit der
Anwesenheit von Störchen, Sirenenproben vermeiden
lassen und das Ertönen der Sirenen nur im (hoffentlich nicht
eintretenden) Ernstfall als unvermeidlich hingenommen werden muss.
Während meiner Beobachtung flog das Männchen zweimal mit
Nistmaterial an, während seine Partnerin im Nest lag. Sie erhob
sich nur ein einziges Mal für kurze Zeit. Das Nest ist erneut
deutlich gewachsen, es fehlt aber immer noch ein gutes
Stück bis zur Bruttauglichkeit. Warten wir die nächste Woche
ab, dann müsste die Brut beginnen, wenn noch mit Nachwuchs
gerechnet werden soll.
Ein zweiter Abstecher führte mich noch
an den Oberlauf der Altmühl. Hier ist die Lage noch längst
nicht so rosig wie an der Wörnitz. Lediglich in Herrieden und
Leutershausen wird gebrütet. Dabei hat sich in
Herrieden ein komplett neues Paar eingestellt, die beiden
Ringstörche der vergangenen Saison sind nicht mehr an ihren
vorjährigen Brutplatz zurückgekehrt. In Neunstetten (zwischen
beiden genannten Orten gelegen) erscheint seit einer Woche immer mal
kurz ein Einzelstorch am Nest. Es ist das gleiche beringte
Männchen wie im Vorjahr und es pendelt wie in der letzten Brutsaison
ebenfalls zwischen Neunstetten und den künstlichen Nisthilfen auf
den Werbeanlagen zweier Rasthöfe an der Autobahnausfahrt Aurach der
A6 hin und her. Von einem zweiten Storch fehlt leider
jede Spur. Gänzlich unbesetzt ist seit Jahren
das ebenfalls auf Herrieder Stadtgebiet befindliche Nest in
Rauenzell. Etwas besser sieht es schließlich noch in
Großenried an der Altmühl aus. Über eine Woche hielt hier ein
Einzelstorch die Stellung, seit einigen Tagen blieb er aber
wieder aus und ein neuer Besucher hat sich noch nicht eingestellt.
Der gesamte Altmühllauf zwischen Leutershausen und Großenried
scheint nur noch für zwei Brutpaare ausreichend Nahrung bereit zu
stellen. Alle anderen Orte verzeichnen nur in optimalen Jahren eine
Brut oder ein während der gesamten Brutzeit anwesendes Paar. Zuletzt
war dies im Jahre 1999 in Großenried mit einem ausfliegenden Jungen,
im Jahre 2000 in Neunstetten (3 Junge) und 1999 in Rauenzell mit
einem Paar ohne Bruterfolg der Fall.
Nun endlich zurück nach Dinkelsbühl.

Pauline, Polstermaterial ist im Anmarsch!
So lange dort alles ruhig bleibt, werde ich bis
zum Schlüpfen der Jungen ein bisschen über Störche allgemein, über
die Ereignisse an den anderen Nestern oder einfach zu wichtigen
Fragen aus dem Leben Adebars Stellung nehmen und die
Tagebucheinträge mit verstärktem Hintergrundwissen würzen. Dass
Pauline ein Vierergelege bebrütet, steht nun außer
Zweifel. Dass sie über den Tag gesehen die längere Zeit brütet, ist
ebenso klar und dass Georg weiterhin am Ausbau des Nestes
arbeitet, ist am allerwenigsten zu übersehen. Neben riesigen Ästen
und Zweigen

Mit Zweigen geize ich heute auch nicht!
schleppte er heute erstmals auch einen Ballen
frisches Gras ins Nest und setzte damit einen markanten
Farbtupfer, der sich lange Zeit im Nest hielt.
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Pauline, die
Mahd hat begonnen! |
Das ist ja
gleich wie
frisch tapeziert! |
Zumindest an einigen Stellen scheint bereits
die Mahd eingesetzt zu haben. Einzelne Landwirte füttern ihren
Tieren schon das erste Grün des Jahres und Georg hat keine Mühe,
solche Stellen in seinem Jagdgebiet zu finden und sofort für den
Innenausbau seines Nestes zu nutzen. Das abendliche Zeremoniell
sei wegen seiner spannungsgeladenen Abläufe auch heute wieder
ausführlicher skizziert. Um 20:43 Uhr erfolgte die letzte
Brutablösung. Georg erschien und kaum war der Storchenmann
gelandet, verließ Pauline die zukünftige Kinderstube. Bereits um
21:03 Uhr kam Pauline zurück. Es wurde heftigst
geklappert, doch irgend etwas behagte Madame nicht, denn sie flog
kurz nach der Landung abermals ab, drehte offenbar eine weitere
Platzrunde und stand zwei Minuten später endgültig im Nest.
So blieb es dann für die gesamte Nacht.

Georg, heute bleibst du gleich bei mir! |
04. Mai 03 |
Ein strahlender Tag mit einem
stahlblauen Himmel, keinem Wölkchen an dem selben und einem über
weite Strecken strammen Wind bei knapp 25 Grad Höchsttemperatur
stand uns heute ins Haus. Das Morgenlicht bot – und hier
werden Sie mir sicher alle Recht geben – die schönsten Farben
und die schärfsten Konturen von Nest, Georg und Pauline. Mit
der Sonne im Rücken ergaben sich die besten Bilder und dies schien
unser Traumpaar zu erahnen, verhielten sie sich in den
Morgenstunden doch besonders fotogen. Beim Wenden
der Eier gab Pauline wieder einmal einen kompletten Blick auf
ihr Gelege preis und abermals waren die vier Eier in
voller Größe zu erkennen und man sah auch, dass kein weiteres Ei im
Nest liegt.

Jetzt sollten die letzten Zweifel behoben sein!
Es sind vier Eier!
Auch zu früher Stunde hatten es beide Störche
wieder mit Fremden in der Luft zu tun. Da waren die Blicke
beider nach oben gerichtet und zur Verstärkung ihres
Drohverhaltens wurde mit den Flügeln gepumpt und die
Schwanzfedern nach oben gestellt. Dabei fiel auf, dass der
Storchenmann bei einem seiner Nistmaterialflüge nach längerer Zeit
wieder einmal ein weißes Folienteil angeschleppt und im Nest
abgelegt hatte.
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Schon wieder
Besuch
Pauline! |
Von meinem
letzten Ausflug habe ich
wieder mal etwas Folie mitgebracht! |
Man sollte dem Schorsch nicht allzu gram sein,
wird die Folie doch schon in allernächster Zeit im Nistmaterial
verschwunden sein.

Zu zweit geht es mit dem Einbau doch am schnellsten!
Die Überflüge hielten bis in die
Nachmittagstunden an, führten aber zu keiner echten Bedrohung
von Nest, Traumpaar und Gelege.
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Langsam wird
es schon ein wenig lästig mit den vielen Fremdstörchen! |
Gegen 16 Uhr besah ich mir Nest und
Nestumgebung nach längerer Pause in Original. Mit offenem Mund
stand ich am Altrathausplatz und staunte, in welch überzeugender
Weise und immenser Größe Georg seine Behausung ausgebaut hatte. In
der Wörnitzaue stieß ich anschließend auf den Grund der heutigen
Unruhe. Zwischen der Froschmühle und Lehengütingen standen
zwei Störche. Einer war mit dem neuen schwarzen ELSA-Ring
der Vogelwarte Radolfzell gekennzeichnet. Das Ablesen der
Ringnummer geriet zum Kinderspiel, während der zweite
keinen Ring trug. Zuerst dachte ich in ihm einen Partner des
Dinkelsbühler Nestes vor mir zu haben, doch als beide dicht zusammen
durch das hoch stehende Gras schritten, änderte ich meine Meinung
und identifizierte sie als Paar, das sich in dieser Form gemeinsam
auf Nestsuche begeben hatte und möglicherweise morgen schon wieder
an einem anderen Ort seine Aufwartung macht. Drei Kilometer
weiter stieß ich auf den Schopflocher Storchenmann, der
unweit der Gemeindeverbindungsstraße nach Larrieden regungslos in
einer Wiese lauerte und zweifelsfrei auf Mäusejagd ausging. Als er
sich während 5 Minuten nicht weiter bewegt hatte und natürlich auch
nichts gefangen hatte, brach ich die Beobachtung ab. In Sichtweite
konnte man derweil hoch über dem Wörnitztal seine Partnerin im Nest
liegen und stehen sehen und ihr Verhalten deutete stark an, dass
doch schon mit der Eiablage begonnen wurde.
Der Abend im Dinkelsbühler Nest
geriet erneut zur Wartenummer.

Ich glaube, heute Nacht schlafe ich
wieder auf dem Kamin, Pauline!
Pauline behielt nach Einbruch der Dunkelheit
ihre Position im Nest, während Georg sich abermals einen
anderen Platz zur Übernachtung ausgewählt haben musste.
Die Uhr zeigt im Augenblick 22:45 Uhr und Paulines Gemahl st noch
immer nicht im Nest erschienen. Sicher sitzt er auf dem Kamin
neben der Videokamera. Auf dem Dach unterhalb des besagten
Rauchabzuges konnte ich heute bei meinem Besuch in Dinkelsbühl
überaus deutliche Spuren von Kot erkennen, die in dieser
Deutlichkeit nur bei längeren Anwesenheiten zustande kommen. Ich
verzichte deshalb auf eine Fahrt ins nächtliche Dinkelsbühl und
vertraue auf Georgs Leidenschaft, sich manche Nachtstunde außerhalb
des Nestes um die Ohren zu schlagen. Auch bis 23:30 Uhr blieb
Georgs Platz im Nest leer. |
05. Mai 03 |
Eine erste Hitzeschlacht mussten Georg
und Pauline heute über sich ergehen lassen. Bei nachmittäglichen
Temperaturen von 30 Grad im Schatten durfte so richtig nach
Hundeart gehechelt werden. Vögel besitzen wie unter
den Säugetieren zum Beispiel unsere Hunde keine Schweißdrüsen.
Überschüssige Wärme muss deshalb auf anderem Wege aus dem Körper
abgegeben werden. Hatten Georg und Pauline ihre Schnäbel
bisher meist geschlossen (beim Klappern wurden sie natürlich
rhythmisch auf und zu bewegt), so blieben diese fast während des
gesamten Tages einen Spalt geöffnet. So erreichen es unsere
Kamerastars, sich etwas Linderung zu verschaffen. Sollten die
hohen Temperaturen weiter anhalten, werden sich auch die
Beine der Störche weiß zu färben beginnen. Für diese Umfärbung,
die ebenfalls der Thermoregulation, also einer Abgabe von
überschüssiger Wärme dient, ist ein besonderer Kot
verantwortlich. Dieser wird gezielt auf die Beine abgegeben. Durch
die rasche Verdunstung dieses dünnflüssigen Ausscheidungsproduktes
wird eine Temperaturerniedrigung erreicht. Achten Sie also in den
nächsten Tagen auf diesen interessanten Teilaspekt im Leben unseres
Traumpaares. Voraussetzung sind allerdings weiter sehr hohe
Tagestemperaturen. Wie schwer es die Störche in
unserer weitläufig ausgedörrten Wiesenlandschaft momentan haben,
zeigte mir die Storchendame aus dem benachbarten
Schopfloch. Ich traf sie am frühen Nachmittag in einem kleinen
Wörnitzzufluss in Höhe von Lehengütingen. Sie lief über einige
Hundert Meter in dem nur wenig Wasser führenden Rinnsal entlang.
Dabei bewegte sie in der trüben, stark mit Algen belasteten Brühe
den Schnabel nach Art der Löffler oder Flamingos ziemlich schnell
hin und her und der Ausdruck „Im Trüben fischen“ fand eine
eindrucksvolle Erklärung. Der Jagderfolg hielt sich in sehr
bescheidenen Grenzen und soweit erkennbar wanderten einige
Egel in den Magen des Weibchens. Man darf sich also schon etwas
Sorgen machen, wenn man an die Entwicklung in den nächsten Wochen
denkt. An eine verkehrte Welt wird man beim gleichzeitigen Blick ins
spanische Arevalo erinnert. Dort werden zwei Storchenpaare
von einer Webcam beobachtet. Die halbwüchsigen Jungen dieser
Paare drückten sich so gut es eben ging unter ihre als Regenschutz
fungierenden Eltern, während die Nestmulde zum Teil sogar
unter Wasser stand. Aus dem Sechsergelege in Höchstadt/Aisch
haben es vier Junge geschafft, aus den Eiern zu entschlüpfen.
Die beiden verbliebenen Eier erwiesen sich als unbefruchtet oder
mögliche Embryonen starben während der Bebrütung im Ei. Solche Eier
bleiben meist für den Rest der Nestlingszeit mit im Nest, einige
zerplatzen auch, wenn der Innendruck zu hoch wird, einige werden im
Laufe der Zeit mit eingebaut, so dass sie den Blicken entschwinden
können.
Pauline, Georg und Ihr Tagebuchschreiber
erlebten heute einen etwas ruhigeren Tag. Die Blicke ins Nest waren
etwas weniger häufig als in den vergangenen Tagen und auch der
abendliche Anflug geriet ohne Aufregung und völlig normal.
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Du Georg,
schläfst du vielleicht? |
Es sind
immer noch vier Eier! |
So stand das Paar bereits kurz nach 21 Uhr
vereint im Nest und so blieb es die gesamte Nacht. |
6. Mai 03 |
Ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Abend
sei an dieser Stelle noch gestattet. Er ging gestern regelrecht
unter, als ich mich ans Verfassen des Tagebucheintrages machte. Ich
saß nämlich noch bis 20:45 Uhr auf dem Turm der Mosbacher
Kirche und beobachtete mit meinen beiden Söhnen Tobias und
Lucas (sie durften nach langer Zeit ihren Vater wieder einmal
entspannt und abseits von Webcam und Computer für eine halbe Stunde
genießen) die Geschehnisse im dortigen Storchennest. Wie
erhofft sind seit dem 1. Mai weitere zwei Junge geschlüpft
(am 3. bzw. 5. Mai), so dass ich gestern bereits 4 Junge im
Nest vorfand. Ob noch weitere Eier im Nest liegen und
deshalb eine Fortsetzung des Schlüpfvorganges statt findet, wird
sich am 7. Mai weisen.
Die 30 Grad und etwas mehr, die gestern den Tag
fast unerträglich werden ließen, wurden heute nicht mehr ganz
erreicht, doch Georg und Pauline hatten wieder ihre
Klimaanlage eingeschaltet und konnten sich somit etwas
Kühlung verschaffen.
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Unser erstes
Ei haben wir jetzt schon
14 Tage unter unseren Fittichen, Georg! |
Es macht
Spaß
zu brüten! |
Ich meine, dass beide ihre Schnäbel
während des gesamten Tages leicht geöffnet hatten und somit
über den stark durchbluteten Rachenraum und die ebenso stark mit
Blut versorgten Schnabelinnenflächen Wärme aus dem Körper
abgaben. Der Rest ist schnell erzählt und schließt mit dem
abendlichen Wache-Stehen Georgs – heute mal ausnahmsweise wieder auf
dem Dachfirst des alten Rathauses – und der gegen 23:00 Uhr
erfolgten Rückkehr ins Nest. |
7. Mai 03 |
Leider muss ich meinen heutigen
Tagebucheintrag mit einer traurigen Nachricht beginnen,
die allerdings einen durchaus nicht ungewöhnlichen Vorgang im
Leben eines Storchenpaares dokumentiert. Am späten Nachmittag
bekam ich einen Anruf aus Wittelshofen am Hesselberg.
Dort hatte unser Gästebuchschreiber Harry am 1. Mai
Angriffe zweier Fremdstörche auf das dortige Storchennest
beobachtet, die aber von den Nesteigentümern abgewehrt wurden. Wie
der Beobachter vor Ort, Hansjürgen Wölfinger, heute meldete kam es
in den vergangenen Wochen immer wieder zu Besuchen fremder Störche,
die heute durch besonders heftige Attacken tragisch
endeten. Dabei wurde mindestens ein wenige Tage altes Junges
aus dem Nest geworfen und kam beim Sturz aus knapp 25
Metern Höhe ums Leben. Das sichtlich konsternierte Paar
verhielt sich im Anschluss daran so, als ob keine Eier oder
Junge mehr im Nest verblieben wären. Beide Partner flogen
gemeinsam ab und schienen sich auch bei Anwesenheit im Nest nicht
mehr um die Vorgänge in der Nestmulde zu kümmern. Es ist natürlich
nicht auszuschließen, dass der Fremde auch mehr als ein Junges
oder noch nicht ausgebrütete Eier über Bord warf, Spuren
konnten dafür aber nicht erbracht werden. Wer sich über die
Geschehnisse in Wittelshofen noch genauer informieren will, dem
sei die Homepage der Gemeinde empfohlen. Hier finden Sie
unter dem Button „Unsere Störche“ ein kurzes Tagebuch
und viele schöne Bilder: Darunter auch ein weniger schönes,
aber durchaus wichtiges von den heutigen tragischen Ereignissen (http://www.wittelshofen.de/storch2.htm).
Ich konnte auch an anderen Nestern (unser Dinkelsbühler Nest
eingeschlossen) selten derart häufige Begegnungen mit
Fremdstörchen beobachten wie in dieser Saison. Es vergeht ja
kaum ein Tag, an dem nicht solche Beobachtungen vor allem entlang
der Wörnitz gemacht werden. Gott sei Dank! Es enden nur die
wenigsten mit einem tödlichen Ausgang für die Jungen. Bei
einem derart weit fortgeschrittenen Stadium der Brut bedeutet es für
das Wittelshöfener Paar, dass heuer keine Jungen
mehr ausfliegen werden.
Georg und Pauline hatten dagegen einen
vergleichsweise ruhigen Tag. Kein Fremdstorch kam ihrem Nest
zu nahe, denn weiter liegen die vier Eier des Geleges
unversehrt und wohl behütet im Storchendomizil.

Was in Wittelshofen passiert ist, schockiert mich schon etwas!
Die Zeiten, in denen beide Altstörche
längere Zeit zusammen sind, werden immer kürzer. Kaum
erscheint die Ablösung, verlässt der Brüter das Nest. Dies werte ich
als sicheres Indiz dafür, dass die Nahrungsbeschaffung jede
freie Minute erfordert, denn die extreme Trockenheit hält
unvermittelt an.

Schön, dass wir mal wieder für einander Zeit haben!
Allein das abendliche Schauspiel, wo Georg
seine Zwischenrast einlegt und wann er zu seiner Partnerin
ins Nest schlüpft, verdient es, besonders gewürdigt zu werden. Bis
gegen 21:35 Uhr bebrütete Georg das Gelege. Seine
Partnerin erschien um 21:40 Uhr. Es fand ein
Brutwechsel statt, der von Georg dazu genutzt wurde, auf
den Dachfirst des alten Rathauses auszuweichen. Dort
war er auch noch um 23:30 Uhr anzutreffen. Ihr
Tagebuchschreiber beendete seine Schreibarbeit und schlüpfte –
anders als unser Schorsch – zu seiner „Störchin“ ins heiße (von der
Temperatur aus betrachtet) Bett. |
8. Mai 03 |
Am frühen Nachmittag ging ich den
Ereignissen des gestrigen Tages in Wittelshofen mit
eigenen Augen nach. Bei meiner Ankunft stand das Paar
wie gestern beschrieben „teilnahmslos“ im Nest.

Das Gerolfinger Paar in glücklicheren Zeiten
kurz nach der Ankunft aus dem Winterquartier
Nach einigen Minuten flog das Männchen in
nördlicher Richtung ab, während das Weibchen noch in aller Ruhe
etwas verweilte, ohne auch nur einmal in das Nestinnere zu blicken
oder darin zu stochern. Vom Westabhang des hinter Wittelshofen
aufragenden Hesselberges (mit 689 m die höchste Erhebung
Mittelfrankens) tat ich einen Blick ins Nest und konnte das
Vermutete nur bestätigen: Das Nest ist leer. Der Fremdstorch
von gestern hat also wie erwartet reinen Tisch gemacht. Als dann
auch das Weibchen abstrich und das Nest verließ, waren auch die
allerletzten Zweifel ausgeräumt. Ansonsten verlief meine Fahrt
entlang der Wörnitz sehr erfolgreich. Im nur 2 Kilometer von
Wittelshofen entfernten Gerolfingen brütet das
Storchenpaar wie das Dinkelsbühler seit gut zwei Wochen. Über
die Gelegegröße können keine Aussagen gemacht werden.
Die Feststellung und Ablesung eines Ringstorches (neu) gelang
mühelos (neuer ELSA-Ring). Während meiner Anwesenheit
„beklapperte“ das Paar zwei niedrig über dem Nest
kreisende Fremdstörche, die jedoch abdrehten und keine
Angriffe starteten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es
sich bei den beiden um die nun „arbeitslosen“ Störche aus dem nahen
Wittelshofen gehandelt hat. In Wassertrüdingen (sieben
Kilometer wörnitzabwärts) stehen die Jungen des dortigen
Paares ebenfalls vor dem Schlüpfen. Von meinem südlichsten
Punkt in Wassertrüdingen folgte ich nun der Wörnitz flussaufwärts
und kam über Gerolfingen und Wittelshofen nach Weiltingen.
Auch hier sind Junge geschlüpft, über Anzahl und Alter kann
ich bislang noch keine Aussagen treffen. Erfreulich auch, dass das
Paar in Wilburgstetten ebenfalls noch fleißig mit Brüten
beschäftigt ist, doch auch hier versuchte während meines kurzen
Besuches ein aggressiver Angreifer im Nest zu landen. Gegen
beide Nestbesitzer kam es aber zu keiner erfolgreichen Landung des
Fremden. Im Gegenteil! Nach einigen Schnabelfechtereien ging das
Männchen des Horstpaares zum Gegenangriff über und verjagte den
Eindringling durch heftige Luftattacken aus dem Horstumfeld. Über
Dinkelsbühl – hier warf ich nur im Vorbeifahren einen Blick auf Nest
und Kamera – erreichte ich Schopfloch. Dass dort das Paar
ganz offensichtlich ebenfalls die Brut begonnen hat,
grenzt schon an ein kleines Wunder.

Das Schopflocher Paar
kurz nach der Ankunft am Nest
Bleibt noch das letzte Wörnitznest am Oberlauf
des Flusses in Mosbach. Hier ist seit gestern die fabelhafte
Zahl von 5 Storchenbabys im Nest zu bewundern. Das Männchen
fütterte und entließ das Weibchen zur Nahrungssuche. Die Futtermenge
erschien mir für fünf Junge nicht gerade üppig, aber der
Nahrungsbedarf ist ja noch nicht so groß. Hoffen wir auf den lange
versprochenen Regen, damit sich die Gesamtsituation – dies gilt
nicht nur für die Störche – etwas entspannt.
Georg und Pauline ficht das alles nicht
an. Sie haben ja nur zu brüten und Nahrung für jeweils
einen Schnabel zu besorgen. Das ist auch bei der trockener
Witterung machbar. In den frühen Morgenstunden kann man sie noch am
ehesten gemeinsam und für ein kleines Viertelstündchen am Nest
beobachten. Heute richtete Pauline einige Zweige zurecht, die Gemahl
„Schorsch“ eingeflogen hatte. Georg erhob sich kurz darauf, ließ
Pauline den Innendienst schieben und verzog sich im Anschluss noch
kurz auf den Dachfirst von nebenan.
Schon kurz nach 21:00 Uhr war das
abendliche Warten auf die Nr.2 unseres Paares vorbei und vereint
traf man sich im Nest. Wird man dennoch Teile der Nacht
abermals getrennt verleben? Darüber wird das Tagebuch morgen
berichten.

Bleib ich oder
bleib ich nicht? |
9. Mai 03 |
Man blieb vereint die ganze Nacht! Als
sich kurz nach 21 Uhr Pauline am Nest einfand, begrüßte man sich,
doch Georg hatte noch nicht die Absicht, das Brutgeschäft an seine
Partnerin abzutreten. Gegen 21:30 Uhr hatte er offensichtlich genug.
Er erhob sich, trat ein Stück zur Seite und Pauline übernahm das
Brutgeschäft. So bleib es, bis auch Ihr Storchenexperte endgültig im
Bett abtauchte. Georg hatte es diesmal vorgezogen, im Nest zu
bleiben und nicht noch auszugehen.
Katharina stellt heute im Gästebuch die Frage
nach dem Seh- und Hörvermögen unserer Störche. Beide Sinne
sind bei Vögeln in hervorragender Weise ausgebildet. Das
Bild, das die Vögel sehen gleicht dem des menschlichen Auges,
es ist jedoch in allen Bereichen des Gesichtsfeldes gleich scharf
und farbig. Ein wesentlicher Unterschied, der mit dem Leben
als meist flugfähige Tiere zusammen hängt, ist die sechsfach
höhere Auflösung des Vogelauges. Das bedeutet, dass Vögel
einerseits sehr langsame Bewegungen als auch sehr schnelle
Bewegungsabläufe mit bis zu 150 Bildern pro Sekunde erkennen
können. Die meist seitliche Anordnung der Augen bewirkt, dass der
größte Teil des Sehfeldes bei Vögeln monokular ist.
Binokulares Sehen ist den Vögeln nur teilweise möglich.

Du Pauline!
Der
Storchenexperte
lässt sich über unser Sehvermögen aus!
Der Bau des Vogelohres entspricht
in weiten Teilen dem des menschlichen Ohres. Im Mittel ist
der Hörbereich bei den Gefiederten meist deutlich enger
als bei den Menschen. So werden ganz tiefe Töne (unter 40 Hz)
nicht mehr wahrgenommen (bei Menschen bis 16 Hz). Von einigen
Kleinvögeln ausgenommen, liegt auch die obere Hörgrenze
unter der des Menschen. Meist ist bei Vögeln deutlich unter
20000 Hz Schluss. Wie beim Auge ist aber das Vogelohr in
seinem zeitlichen Auflösungsvermögen wesentlich (bis zum
10fachen) besser als das menschliche Ohr. So können Vögel
selbst kleinste Frequenzunterschiede klar trennen.

Pauline, da bleiben oder hörst du schlecht?
Gleichmäßige Geräusche, denen Störche
als Stadtbewohner ständig ausgesetzt sind, wie Straßenlärm,
menschliche Stimmen und Motorengebrumm allgemein, werden von ihnen
anstandslos ertragen. Hier ist die Akzeptanz ähnlich gelagert
wie bei Menschen. Baumaßnahmen – zum Teil auch mit Presslufthämmern
– im Horstgebäude beeinträchtigten in mehreren Fällen eine Brut
ebenso wenig. Aus der älteren Literatur gibt es Beschreibungen, dass
ein Böllerschießen anlässlich einer Hochzeit unmittelbar
neben dem Nestgebäude die Störche zur Aufgabe des Nestes veranlasst
hat. Störungen durch Sirenengeheul oder durch das
Abbrennen von Feuerwerken sollen auch zum Brutabbruch
geführt haben. In diesen Fällen spielen aber auch sicher
individuelle Eigenschaften und Belastbarkeiten eines Storches eine
wesentliche Rolle. Der eine erträgt den Lärm, der andere ist
empfindsamer und gibt auf. Das Überfahren eines Nestes mit
einem Heißluftballon unter gleichzeitigem Zünden des Brenners
führte ebenso zu einem Brutverlust, da die Störche in Panik das Nest
verließen.

Nun wissen wir über unser Hörvermögen
auch Bescheid!
Als Fazit sei folgendes zum Bereich des Hörens
geäußert: Störche ertragen auch laute Geräusche ohne
erkennbare Beeinträchtigungen. Ein Gewöhnungseffekt tut dabei sein
Übriges. Sehr laute, unvermittelt auftretende, explosionsartige
Lauterscheinungen können dagegen zu Fehlreaktionen führen. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass Junge auch dann nicht im Stich gelassen
werden. Das Aufgeben des Nestes geschah – soweit mir bekannt – immer
in der Phase, in der ein Gelege erst kurzfristig bebrütet wurde.
Wer sich über das gesamte Feld der
Ornithologie einmal informieren möchte, dem sei ein wichtiges
Buch empfohlen, das in manchen Passagen nicht leicht zu lesen
ist und ein wenig biologische Grundkenntnisse voraussetzt:
Einhard Bezzel/Roland Prinzinger (1990): Ornithologie, Verlag Eugen
Ulmer Stuttgart
In der vergangenen Nacht sowie am
heutigen Nachmittag sahen sich Pauline und Georg Gewittern,
mit kurzen und intensiven Regenschauern ausgesetzt. Nicht
viel, was da vom Himmel kam, aber immerhin, für ein paar Liter
auf den Quadratmeter hat es gereicht. Dies lässt zumindest heute
einige Regenwürmer näher an die Oberfläche kommen und sie für die
Schnäbel unserer beiden Langbeine besser erreichbar werden. Am Nest
blieb es während des gesamten Tages ruhig und die angeborenen
Verhaltensabläufe wurden abgespult.

Georg, komm bald wieder!
Georgs Sammelleidenschaft hat es dabei wieder
einmal zu einem „Fundstück der Woche“ gebracht. Zusammen mit
einem großen Ballen frisch gemähten Grases brachte er ein
großes schwarzes Folienteil mit nach Hause (so etwas
hatten wir in dieser Form und Kombination noch nicht!). Beides hing
eine ganze Weile am rechten Nestrand.

Das neue Brautgeschenk muss ich
bei nächster Gelegenheit anders platzieren!
Später brachte man es dann in eine andere
Position, wo es nicht mehr auffiel. Georg hatte während des
Tages wieder deutlich mehr Lust, auf dem dem Nest benachbarten
Dachfirst des alten Rathauses zu ruhen.

Heute habe ich wieder mehr Zeit auszuruhen!
Dies tat er auch nach Einbruch der
Dunkelheit, denn man konnte ihn um 22:15 Uhr (die
Stadtbeleuchtung brannte noch!) sowie um 23:30 Uhr (jetzt nur noch
schemenhaft, da ziemlich dunkel!) dort bewundern. |
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Auch in anderen Bereichen der
BN-Homepage tut sich etwas!
Inzwischen sind weitere
Spenden für die Neueinrichtung unserer technischen Anlagen
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas
Ziegler
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