Storchenkamera

Storchentagebuch 2003
...was bisher geschah
Teil 11
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24. Jun. 03
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Namenstag von Johannes dem Täufer – kein
schlechter Termin für die Taufe unseres Jungenquartetts! Denn ein
wenig nach Taufe kam mir die heutige Prozedur schon
vor. Mit dem Johannistag werden aus unseren „Störchlis“
registrierte und individuell kenntlich gemachte Vertreter einer hoch
interessanten Vogelart. Deshalb ergeht an dieser Stelle auch ein
verstärkter Aufruf, nach Namen für die vier Glorreichen zu
suchen. Doch nun der Reihe nach.

Bald ist es so weit!
Bei meiner Ankunft in Dinkelsbühl zum
Tauffest – nein zur Beringung – gegen 17:45 Uhr, musste sich
Ihr Tagebuchschreiber durch ein wahres Verkehrschaos kämpfen.
Einige Baustellen machen die Stadt im Augenblick zu
einem Nadelöhr. Eines der vier Ausfall- bzw. Einfalltore
Dinkelsbühls ist für jeglichen Verkehr unpassierbar, so dass auch in
der abendlichen Rush-Hour Stauungen auftreten. Ich
erreichte den Platz vor dem alten Rathaus und fand auch gleich einen
Parkplatz. Doch leider gab es außer meinem noch viele andere
parkende Autos, die es einer Feuerwehrdrehleiter nicht
gerade erleichtern sollten, die enge Einfahrt in den
Innenhof des Rathausgebäudes zu bewältigen.

Millimeterarbeit!
Ich nutzte die Zeit –zusammen mit meinem
Sohn Tobias – um noch schnell einen Blick ins Schaufenster
der Adler-Apotheke zu werfen, in dem die Livebilder der
Storchenkamera über ein Fernsehgerät zu betrachten sind. Kurz vor
18 Uhr sah ich Georg noch von seiner letzten Fütterung
her im Nest stehen und seinen Nachwuchs nur so nebenbei
bewachen. Als die kleine Truppe der Ziegler Family begleitet vom
Ortsvorsitzenden des Bund Naturschutz Dinkelsbühl, Thomas Joas, sich
wieder an den Altrathausplatz zurück begeben hatte, zeigten die
Zeiger der Uhr des Wörnitztores genau 18:00 Uhr.

Das Team: von rechts Tobias Ziegler, Thomas Joas,
Klaus Kamm und der Fahrer Christian Horeld
Ob Georg die nahende Feuerwehrdrehleiter
entdeckt hatte oder ob es reiner Zufall war, wage ich nicht zu
entscheiden. Das Ergebnis blieb das gleiche! Georg flog Richtung
Norden ab und ließ seine Jungen – wie in den letzten Tagen schon
oft – allein. Und nun begann eine fahrerische Meisterleistung
des „Feuerwehrgespannes“. Klaus Kamm als Chef des
Drehleiterzuges und Christian Horeld als Fahrer der DLK 23/12
von Iveco Magirus, Baujahr 1991 mit 194 kW manövrierten durch das
enge Tor und verschwanden nach einigen Schweiß treibenden
Minuten, die mit immenser Rangierarbeit ausgefüllt waren, im
Innenhof des Rathauses.

Annäherung an ein Objekt!
Gut 20 Meter über uns baute sich die Behausung
von Pauline und Georg auf. In der Zwischenzeit warteten bereits
viele User unserer Website auf das Erscheinen Ihres
Tagebuchschreibers am Nest. Es lag nun wirklich nicht am
vorzüglichen Einsatz der Feuerwehr, dass sich die ganze
Angelegenheit etwas verzögerte, sondern ausschließlich an der
misslichen Verkehrssituation im Umfeld des Nestgebäudes. Thomas
und Tobias Ziegler enterten schließlich gegen 18:20 Uhr den
Rettungskorb der Drehleiter und wenig später näherte man sich
dem Nest auf dem Altrathausdach. Anfangs konnte ich
noch unsere Rasselbande über den Nestrand lugen sehen.
Sie beäugten neugierig das nahende Ungetüm.

Hallo! Freunde, da kommt jemand!
Doch wenige Meter vor Erreichen des Nestrandes
passierte schließlich wie erwartet das, was im Falle des Auftauchens
eines Feindes immer passiert. Alle Jungen tauchten
urplötzlich ab und fielen in Akinese. Bis die genaue Position
des Drehleiterkorbes in Bezug zum Nestrand gefunden war, waren noch
einige Feinarbeiten mit der Korbsteuerung zu bewältigen.

Akinese, meine Damen und Herren!
Dann sagte Ihr Tagebuchschreiber „Stopp“, die
Arbeitsstellung war erreicht. Es ist schon ein merkwürdiges
Gefühl, nun direkt am Nest zu stehen und die Jungen
berühren zu dürfen, die man so viele Stunden über die Kamera
beobachtet und deren gesamtes bisheriges Leben man so hautnah erlebt
hatte. Eine solche Situation hatte ich bisher auch
noch nie erlebt und deshalb zitterten meine Hände etwas. Das
Wissen um viele Zuseher tat sein Übriges dazu.

„Big Brother“ is watching me!
Da stand ich nun Auge in Auge mit dem
Dinkelsbühler Storchennachwuchs. Nach dem dramatischen und für die
Jungen beinahe schlimmen Ende des Besuchs eines Fremdstorches am
gestrigen Tag stand nun die nächste Aufregung bevor. Doch
dieser Besuch war ohne jegliche böse Absichten erschienen. Mein
allererstes Augenmerk galt, den Spuren der Attacken von
gestern nachzugehen. Zwei der vier Jungen hatte es getroffen
und deutlich sichtbare Blessuren hinterlassen. Genau
zwischen den Schultern hatten die Schnabelhiebe auf dem
Rücken der beiden erstgeschlüpften Zwillinge Wunden
hinterlassen.

Medizinische Untersuchung!
Da bei dem Angriff auch Federn ausgerupft
wurden – allerdings an keiner „wichtigen“ Stelle – konnten die
Angriffspunkte auch genau lokalisiert werden, zumal auch noch
angetrocknetes Blut die Stelle genau markierte. Zum Trost für
alle: Die Verletzungen halten sich in Grenzen, auch
wenn auf Helmuts Video die Sache vielleicht schlimmer aussah. Das
Ausreißen der Federn hat, da diese noch sämtlich im Wachstum
begriffen sind und in Blutkielen stecken, zu den Blutungen geführt.
Offene Wunden oder gar tiefer gehende Stichverletzungen waren
bei keinem der Jungen zu erkennen.

Keine schlimmen Verletzungen!
Dass es ausgerechnet die beiden größeren
unter den Geschwistern „getroffen“ hat, mag mit der Situation
während des Angriffs zusammen hängen. Beim Auslösen des
Akineseverhaltens kamen nämlich die kleineren Jungen unter den
größeren zu liegen, so dass der blindwütig umherschlagende Fremde
als „Trefferfläche“ nur die zuerst geborenen Jungen zur Verfügung
hatte. Wären die Verletzungen schwerwiegenderer Natur
gewesen, hätte ich die Jungen selbstverständlich im Zuge der
heutigen Beringung geborgen und in ärztliche Obhut
gebracht. In einem solchen Fall wäre auch für mich das Maß, alles
der Natur zu überlassen, überschritten gewesen. Kritiker mögen
vielleicht denken, dass ich damit meiner „klaren“ Linie untreu
geworden wäre und sie hätten damit auch Recht. Doch wo gibt es schon
„klare“ Linien? Es bleibt immer ein Ermessensspielraum, den
auszuschöpfen einer Gratwanderung gleichkommt. Mir fiel ein
großer Stein vom Herzen, dass ich diese Gratwanderung in unserem
Falle nicht auf mich nehmen musste. Nach dieser für mich zunächst
sehr beruhigenden Feststellung unterzog ich das Nest
einer ersten Inspektion. Als kompletter Neubau bietet es
einen besonderen Reiz, die Nestmaße zu kennen. Dass es sich
beim Dinkelsbühler Nest um ein sehr kleines handelt, war uns
allen vom reinen Augenschein schon vorher klar. Dass es aber so
klein ist, hätte ich auch nicht gedacht. Der Innendurchmesser
(alles, was im Nest dunkel erscheint gegenüber dem hellen Außenrand)
beträgt doch sage und schreibe nur 90 Zentimeter, der
Außendurchmesser (äußerster Astrand) immerhin 140 Zentimeter.

Groß ist das Nest nun wirklich nicht!
Doch seien Sie wegen dieser Ergebnisse nicht
sonderlich beunruhigt, da Georg und Pauline bestimmt in dieser Frage
schon wissen, was Sie tun bzw. getan haben. Klein, aber fein!
Ansonsten erwies sich die Nestmulde als hart und frei von
Fremdkörpern oder gefährlichen Stoffen. Das von Georg zuletzt
eingetragene kleine Plastikteil nahm ich nur zur Erinnerung
mit und zeigte es auch kurz in die Kamera, ebenso zerrte ich ein
netzartiges Geflecht aus dem Nest, in das im Normalfall Zitronen
oder Orangen eingepackt sind.
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Untersuchung
des Nestes auf Fremdkörper |
Doch all dies hätte auch ohne meinen Besuch am
Nest zu keinen Beeinträchtigungen der Brut geführt. Einen kleinen
Eindruck der zuletzt aufgenommenen Nahrung erbrachten noch einige
Gewöllreste, deren dunkle Farbe auf einen hohen
Mäusehaaranteil schließen ließ. Ansonsten brachte eine kurze
Gewöllanalyse ungezählte Flügeldecken von Käfern (vor allem
Laufkäfer) zum Vorschein, deren unverdaubare Flügeldecken und
Außenskelette aus Chitin unversehrt analysiert werden
konnten. Im Beringungsprocedere kam es danach zum eigentlichen
Anlegen der schwarzen ELSA-Ringe (European Laser
Signed Advanced Ring). Als erster musste der am
stärksten verletzte Junge ran. Er erhielt den genannten aus zwei
Teilen bestehenden Ring mit der Nummer A 1992 Vogelwarte
Radolfzell Germania. Durch einen speziellen Schnappverschluss,
der durch ein leichtes Drücken einrastet, sind diese Ringe
zeitlebens mit dem Vogel verbunden. Selbstverständlich sind sie
vom Durchmesser so ausgelegt, dass sie auch am ausgewachsenen
Vogelbein noch frei beweglich und drehbar bleiben. Wegen der
späteren besseren Sichtbarkeit der Ringe werden diese ELSA-Ringe
über dem Fersengelenk (Tibia) angebracht, d.h. bei Ansicht des
Storchenbeines „oben“. Dies garantiert natürlich eine bessere
Erkennbarkeit und erhöht damit die Chancen, dass solche Ringe eher
auffallen und die Ableserate wesentlich steigt. Ringnummer A 1993
fiel dem zweitkleinsten Jungen zu, A 1994 gehört seit heute
dem Nesthäkchen und schließlich sollte auch der größte nicht
zu kurz kommen, für ihn blieb Nr. A 1995. Diesen Teil hätten
wir mit Anstand hinter uns gebracht.
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Herr der
Ringe! |
Wenn ich wir sage, möchte ich an dieser Stelle
auch meinem Sohn Tobias danken, der mich häufig auf meinen Fahrten
begleitet und ein stiller und zuverlässiger Helfer in Sachen
Beringung ist. Er stand während der gesamten Aktion neben mir im
Korb der Drehleiter und war stets darauf bedacht, ja nicht in den
Blickwinkel der Kamera zu kommen. Nun griff sich im nächsten Akt Ihr
Tagebuchschreiber einen Jungen nach dem anderen und setzte in
vorsichtig in eine als Waagschale dienenden Korb. Bis auf den
ersten Jungen ließen sich alle diese ungewohnte Maßnahme anstandslos
gefallen und lieferten damit der Wissenschaft für weitere
Forschungen hilfreiche Dienst. A 1992 erwachte anfangs kurz
aus seiner Akinese, konnte durch sanftes Streicheln über den
Rücken wieder beruhigt werden und der Wägung zugeführt werden.
Ergebnis: 2610 g und das mit genau 30 Tagen Lebensalter.
Es folgten die beiden kleineren Geschwister die es mit dem heutigen
Tag auf 29 bzw. 28 Tage brachten. Hier lautete das Ergebnis:
A 1993 2210 g, A 1994 2070 g.
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Komm auf die
Waage, Luise! |
Zum Schluss musste der größte und
schwerste Junge seine Visitenkarte ablegen und obwohl genau so
alt wie A 1992 war er mit 2.930g über 300 g schwerer als sein
Geschwisterchen. Betrachten wir uns die Einzelgewichte, fällt
auf, dass sie sehr stark divergieren. Hier hätte ich ein
etwas engeres Fenster erwartet. Dass die beiden Extreme 860 g
auseinander liegen, ist schon ein starkes Stück und kam
bei meinen bisherigen Untersuchungen in dieser Deutlichkeit
noch nicht vor. Darin versteckt sich also doch ein kleiner
Hinweis, dass es Pauline und Georg nur mit Mühe schaffen,
den Anforderungen von vier gefräßigen Jungen gerecht zu werden.
Trotz dieser gewonnenen Gewichtsdaten bleibe ich im Hinblick auf die
Überlebenschancen aller Jungen optimistisch. Das bin
ich übrigens auch in anderen Bereichen des Lebens und bin damit
nicht schlecht gefahren. Ob wir in unserem Quartett Mädchen und
Buben vor uns haben, in welcher Verteilung und Verhältnis,
lässt sich auch nach dem heutigen Einsatz nicht sagen.
Dies ließe sich zum Beispiel nur durch eine Blutentnahme oder
„Haarprobe“ feststellen, doch sind solche Untersuchungen zur Zeit
(noch) nicht vorgesehen. Also bleibt uns in der Namensfindung
und Namensgebung reichlich Spielraum, aber es wird wohl
darauf hinauslaufen, dass zwei Mädchen und zwei Buben
im Nest liegen, also zwei Buben- und zwei Mädchennamen gesucht
werden sollten. Die gewonnenen Maße für die Schnabellänge reichen
noch nicht aus, über die Geschlechtszugehörigkeit irgendwelche
Aussagen zu treffen. Mit einem letzten Klaps auf die Schulter
eines jeden Jungen „verabschiedeten“ wir uns nach rund 15
Minuten Aufenthalt am Nest von unserer Rasselbande
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Tschüss,
meine Lieben! |
Sag zum
Abschied leise Servus! |
und gaben dem Fahrer der Leiter das Zeichen,
uns wieder auf sicheren Boden zurück zu holen.

Herr der Leiter – Christian Horeld
Während der ganzen Zeit harrte eine
große Menschentraube vor dem Schaufenster der Adler-Apotheke
aus, um das Geschehen live und über den dort aufgestellten Fernseher
zu verfolgen.

Passanten vor der Adler-Apotheke: Jetzt ist es aus!
Erst nach und nach löste sich die Versammlung
wieder auf. Von Georg und Pauline war während meiner
Anwesenheit am Nest ebenfalls nichts zu sehen und zu hören.
Beide empfanden mich so und so nicht als Feind, sie hatten damit
auch keine Veranlassung, nach dem Rechten zu sehen. Die Ausfahrt aus
dem engen Hof gelang – natürlich – ebenso problemlos.
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Dank an den
Drehleiterzug! |
Erst um 20:04 Uhr, knapp zwei Stunden
nach Georgs Abflug, konnte ich Pauline zur nächsten
Fütterung am Nest begrüßen.

Fütterung danach! Die Ringe stehen euch aber gut!
Georg folgte ihr abermals knapp 2
Stunden später um 21:50 Uhr, dicht gefolgt von Pauline,
die sich um 21:51 Uhr erschien und ihren Gemahl kurzerhand aus dem
Nest vertrieb, um ihrerseits mit der Fütterung zu beginnen.

Für heute machen wir jetzt Schluss, Pauline!
Die Eltern störten sich – und dies gilt für
alle Beringungen – nicht an unserem kleinen Angriff. Sie akzeptieren
ihre Jungen auch mit Ring. Am Rande sei vielleicht vermerkt, dass
beobachtet werden konnte, wie eines der Nestgeschwister ein anderes
am Ring „zupfte“ und diesen sogar ein wenig hoch schob. Ist ja auch
was Besonderes, das nicht jedes Storchenjunge
bieten kann und da sollte man sogar ein bisschen stolz sein. Ein
denkwürdiger Tag geht somit zu Ende, der – wie ich Ihren
freundlichen Zuschriften entnehmen konnte – für Sie ebenso ein
Erlebnis darstellte wie für mich. An den vielen, mir zugeschickten
Schnappschüssen, konnten Tobias und ich zu Hause dann die
Beringungsaktion noch einmal in allen Details nacherleben. Dafür
auch an dieser Stelle meinen und unseren besten Dank |
25. Jun. 03 |
Die Störche halten Ihren
Tagebuchschreiber weiter auf Trab. Kaum Zeit bleibt fürs
Mittagessen, da düse ich schon wieder Richtung Gunzenhausen.
Ein Termin mit der Feuerwehr steht an. In Altenmuhr sollen –
so wie im vergangenen Jahr – die vier Jungen im dortigen
Storchennest beringt werden. Obwohl das Pfarrhaus – auf dem Kamin
dieses Gebäudes befindet sich das Nest – nicht weiter in den Garten
hinein versetzt wurde, gelingt es dem Leiterfahrer nicht,
mich ans Storchennest zu hieven. Die Automatik schaltet
jeweils kurz vor Erreichen des Nestes wegen Überlastung den Motor
aus. An diesem Ort ist es nicht die Höhe, sondern der notwendige
flache Anstellwinkel der Leiter, der diese schnell an die Grenze der
Einsatzmöglichkeit bringt. Eine Rolle spielt auch das Gewicht von
rund zwei Zentnern, das Ihr Tagebuchschreiber bei 1,94 m Körpergröße
mit auf die Leiter bringt. Man kann zwar diese automatische
Abschaltung auch ein wenig überlisten, aber dazu war mein
Feuerwehrmann nicht bereit. Was blieb mir anderes übrig, als Zähne
knirschend mich in mein „Schicksal“ zu ergeben. Es gibt doch
wahrlich wichtigere Dinge als Störche zu beringen
oder auch mal nicht zu beringen. Dafür gerieten meine weiteren
Stationen zu erfreulichen Begegnungen mit lieben und der
Sache positiv eingestellten Menschen. In Munningen im Ries
brüteten in diesem Jahr erstmals Störche nach 1972
erfolgreich. Doch als drei Junge geschlüpft und diese etwa 14
Tage alt waren, fiel während eines Unwetters der als
Nestunterlade dienende Baum um. Der Besitzer des Grundstückes
hatte diesen Baum eigens für die Ansiedlung eines Storchenpaares
aufgestellt. Jedoch erwiesen sich die dafür angefertigten
Abspannungen und Stahlseile als zu schwach. Der Baum fiel, tötete
zwei Junge und führte beim dritten zum Flügelbruch.
Eine rasch eingeleitete beispiellose Rettungsaktion vieler Personen
führte zu einer provisorischen Wiedererrichtung des ursprünglichen
Baumes. Zum Schluss setzte man den überlebenden Jungstorch
wieder in sein Nest ein mit der Maßgabe, dass sein
bandagierter Flügel regelmäßig nachbehandelt werden müsse. Seitdem
versorgen die Eltern ihr Junges, obwohl der Baum nach dem Sturz nur
noch 6 Meter Höhe aufweist und Herr Lechner (Baumbesitzer) steigt
alle paar Tage zum Nest und behandelt das Storchenkind nach den
Angaben des Tierarztes. Der Ring wird vielleicht einmal Aufschluss
darüber geben, ob sich der Einsatz in Munningen gelohnt hat. Den
Abschluss bildete der Ort Westheim am Hahnenkamm. Dort kam es
in diesem Jahr zum erstenmal in der Geschichte des Ortes
zu einer spontanen Neuansiedelung eines Storchenpaares.
„Storch“ baute auf dem Kamin eines Wohnhauses direkt an der B466
gelegen ohne jegliche menschliche Hilfe ein komfortables Nest.
Drei Junge schlüpften vor etwa 24 Tagen, eines warfen die
Eltern schon vor mehreren Tagen aus dem Nest. Heute
durften sich die verbliebenen Zwillinge auf und über ihre
Ringe freuen. Das neue Nest – zum Trost für alle
Dinkelsbühler – maß auch nur 100 Zentimeter im inneren
Durchmesser, aber dafür müssen auch nur zwei Junge darin Platz
finden. So kam ich gegen 20 Uhr wieder nach Hause und hatte vorerst
genug vom Thema Storch.
Trotzdem blieb noch Zeit, sich Pauline, Georg
und den Ringträgern zuzuwenden.

„Zeigt her eure Ringe zeigt her eure Füß'...“
Sie hatten den gestrigen Tag ohne Folgen
überstanden. Beim Stehen der Jungen erkennt man nun meist leicht den
neuen Ring, der sich bei der vorliegenden juvenilen Beinfärbung
natürlich nicht so toll abhebt. So wird es bis zum Ausfliegen
bleiben, denn erst in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres,
also im Winterquartier werden sich ihre Beine, aber auch ihr
Schnabel immer mehr rot färben. Bis dahin bleibt die Schnabel- und
Beinfärbung ein wesentliches Kriterium für die Altersbestimmung der
Störche. Auch heute passierte die letzte, mir zu Augen gekommene
Fütterung um 21:51 Uhr.
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Papa ist es
wohl schon
zu eng hier bei uns! |
Grüß Gott, Mama!
Der Papa
steht
schon über zwei Stunden auf dem Dach! |
Danach blieb Pauline im Nest, während Georg
sich vom Dachfirst schlich, auf dem er über zwei Stunden geruht
hatte. Vielleicht wechselte er danach auf den Rathauskamin. |
26. Jun. 03 |
Durchatmen war heute für mich angesagt!
Die Belastungen der letzten Tage gingen nicht spurlos an mir
vorüber, sondern schlugen voll auf Magen und Darm durch. Ich
musste mir sogar in der Schule eine unvorhergesehene
Auszeit nehmen. Im Augenblick, während ich diese Zeilen
schreibe, fühle ich mich um 180 Grad verbessert und wieder im
Aufwind. Es kam auch noch der Umstand dazu, dass mein Sohn Tobias –
er half mir vorgestern beim Beringen am Nest – zu seiner
Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Stuttgart im Fach Trompete
unterwegs ist. Man wird halt doch älter und leidet mehr und macht
sich mehr Gedanken als in früheren Jahren. So verlasse ich
das Haus nicht, doch auch das Beobachten am Computermonitor
will nicht recht schmecken. Aber ich habe ja Sie, liebe
Sehergemeinde, die alles liebevoll genau beobachtet und darüber im
Gästebuch oder mittels Schnappschuss-Post an mich berichtet. Unser
Quartett – danke für die schon eingegangenen Namensvorschläge
– entwickelt sich nach wie vor ausgesprochen erfolgreich.

Mama versorgt uns immer bestens!
Nichts von Hungerzeiten oder Nahrungsmangel ist
zu spüren und bei der Beringungsaktion vor zwei Tagen waren
lediglich beim Nesthäkchen Anzeichen einer Untergewichtigkeit zu
bemerken. Da vor allem Pauline ihre Fütterungsaktivität
auf einem hohen Level hält und ausnahmslos große Beutetiere
einfliegt, habe ich doch weiter gute Hoffnung, dass uns das Quartett
vielleicht auch bis zum Ausfliegen erhalten bleibt.
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Achtung!
Stramm stehen! |
Lasst uns
Kleine auch mal
in die erste Reihe! |
Als Größter
möchte ich
euch mal etwas sagen! |
Als Georg heute Abend um 21:59 Uhr
im Nest landete, passierte erneut etwas, das ich bei unserem
Storchenmann schon mehrmals beobachten konnte: Er fütterte nicht!

Papa gibt uns wieder mal nichts zu essen!
Die Jungen bettelten nicht oder fast nicht und
gingen der Gefiederpflege nach. Georg zog bald nach der Landung ein
Bein an und ruhte ebenfalls. Ob er nicht fütterte, weil er nichts
mitgebracht hatte oder die Jungen ihn zu wenig forderten, mag sein
Geheimnis bleiben. Aber auch sonst bringt er seine Fütterungen sehr
schnell hinter sich. Während Pauline minutenlang Futter auswürgt und
immer wieder neue Nahrungsbrocken ans Licht bringt, dauert es bei
Georg nur Sekunden und schon ist er fertig. Entsprechend der sehr
warmen Witterung trägt Schorsch seit heute ein weißes
Beinkleid. Dies Maßnahme dient – wie Sie als kundige Leser des
Tagebuches wissen – der Thermoregulation, d.h. der
Wärmeabgabe aus dem Körper.

Papa scheint zu schwitzen!
Er hat nämlich wieder mal weiße Beine!
Ich lade Sie heute wieder einmal, mit mir auf
Unterscheidungskriterien der beiden Elternteil zu achten.
Inzwischen gelingt es mir mit 100%-iger Sicherheit, bei den
Fütterungen Georg und Pauline auseinander zu halten. Richten
Sie Ihr Augenmerk dazu auf die Flügel der beiden
Altstörche. An diesen liegen auffällige unverwechselbare
Kennzeichen, die sich auf allen Bildern dieser Brutzeit in
gleicher oder ähnlicher Weise wieder finden lassen. Betrachten sie
die Außenkanten des angelegten Flügels von Pauline.
Beginnen Sie dort, wo die schwarzen Federn beginnen (Armdecken).
Schon nach einem kurzen Stückchen, das Sie in Richtung Flügelspitze
zurückgelegt haben, öffnet sich urplötzlich ein deutlich sichtbares,
rechteckiges, schmales, weißes Feld, welches
eigentlich ebenfalls schwarz sein sollte. Das war es! Das ist
Pauline. Wenden wir uns Georg zu. Gleicher Ort,
Flügelaußenkante! Beginnen wir unsere Betrachtung ebenfalls an der
Stelle, an der die weißen Flügelfedern schwarz werden. Wo Pauline
uns ihr rechteckiges Weißes Feld zeigt, folgen bei Georg auf
mehreren seiner großen Armdecken streifige weiße
Strukturen, die wie hingekritzelt aussehen. Wenn Sie in Zukunft
diese Merkmale gezielt unter die Lupe nehmen, sollte es für jeden
von Ihnen ab sofort möglich sein, die Geschlechter zu unterscheiden.
Besitzen Sie gespeicherte Schnappschüsse, können Sie ja darüber
hinaus einmal einige Trainingsstunden einlegen und so Ihre
Sicherheit in dieser Frage entscheidend erhöhen. Beiliegend
Schnappschüsse aus früheren Tagen, die die beschriebenen Kriterien
besonders schön zeigen, folgen in dem kleinen anschließenden
„Bildbericht“:
Pauline:
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weißes Feld
linker Flügel |
weißes Feld
rechter Flügel |
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Georg:
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27. Jun. 03 |
Die Tage mit außerstörchischem Inhalt
häufen sich leider in dieser Woche sehr. Sohn Tobias
hatte heute seinen letzten Schultag und erhielt nach
Gottesdienst und Entlassfeier sein Abiturzeugnis. Keine Frage, dass
seine Eltern ihn an diesem Tag mit ein wenig oder sogar etwas mehr
Stolz begleiteten und auch beim abendlichen Abschlussball
mitfeierten. So im „Vorbeigehen“ durften wir mit dem Posaunenchor
der Kantorei am Nachmittag auch noch das Richtfest eines
Sparkassenneubaus in Feuchtwangen musikalisch ausgestalten.
Den vier Namenlosen konnten diese
Aktivitäten Ihres Tagebuchschreibers ziemlich egal sein, durften sie
doch gemeinsam einen weiteren Tag älter werden. Bei mir
verstärkt sich weiter der Eindruck, dass Pauline bei
der Futterbeschaffung für ihren Nachwuchs den Löwenanteil
leistet und Georg eindeutig die zweite Geige
spielt.
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Ob Papa
diesmal
Futter auswürgt? |
Juchhu,
er tut es! |
Nun ist Mama
an der Reihe! |
Nach wie vor begleitet uns grenzenloser
Sonnenschein durch diese Woche und die Trockenheit hält
auch weiterhin an. Dass unser Quartett in diesem Fall
ganz eindeutig vom reichlichen Mäusevorkommen profitiert,
beweisen die Fütterungen. Ein Großteil der Beutetiere – und
ein noch größerer Teil des Beutegewichtes - besteht aus Mäusen.
Wie die Nestkontrolle am Dienstag ergab, fanden sich natürlich auch
größere Mengen an Insektenresten in den Gewöllen. Die
Temperaturentwicklung der vergangenen Wochen hat sich sicher positiv
auf das Vorkommen zahlreicher Kerbtiere ausgewirkt. Die Stunden
mit Pauline, Georg und unserem Quartett machen weiter Freude. |
28. Jun. 03 |
Die Beringungen neigen sich langsam
dem Ende entgegen. Bis auf einige Nachzügler sind an Wörnitz und
Altmühl die jungen Störche mit Ringen der Vogelwarte
Radolfzell gekennzeichnet und eine ganze Reihe weiterer
Messdaten erhoben worden. Heute galt es, die drei Jungstörche
im Nest in Herrieden an der Altmühl zu markieren. Dazu
durfte ich die Hilfe der dortigen Drehleiter in Anspruch nehmen, um
das Nest auf dem rund 20 Meter hohen Torturm der Stadtmauer
zu erreichen. Die Mühen wurden schließlich durch dreifachen
Nachwuchs belohnt. Die Herriedener Drillinge hinken ihren
Dinkelsbühler Artgenossen bezüglich des Gewichts und des Alters
deutlich hinterher. Sie bringen es im Schnitt auf rund 1500 g.
Übrigens: Der innere Nestdurchmesser beträgt an diesem Nest
gerade mal 80 Zentimeter! Somit relativiert sich das Ergebnis
in Dinkelsbühl mit 90 Zentimetern doch erheblich. Die häufig
gehörten und genannten Nestdurchmesser von gut zwei Metern
beziehen sich halt immer auf das Gesamtnest von Außenrand zu
Außenrand. Aber dennoch sind die erwähnten Nester keine wahren
Storchenburgen, erfüllen aber die Ansprüche der Art vollkommen. In
den letzten Tagen sieht man unser Quartett immer länger und immer
sicherer stehen, jedoch selten alle vier gleichzeitig.
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Mama ist
doch
die Beste! |
Da ist sie
hingeflogen |
Jetzt gibt
es erneut
eine Ruhepause |
Diese Beobachtung gelang mir bisher nur einmal.
Weiter fällt auf, dass die Jungen sich verstärkt an
das Ausbreiten ihrer Schwingen machen. Dies gehört zur
Entwicklung dazu und bedeutet nun nicht sofort ein Trainieren der
Flugmuskulatur quasi als Vorbereitung auf das Fliegenlernen. Davon
sind die Nestgeschwister noch ein gehöriges Stück entfernt und dann
sind es weniger Flugübungen, die da veranstaltet werden, sondern
eine hormonell gesteuerte Unruhe, die dann die Flügelbewegungen
zwangsweise nach sich ziehen.

Meine Flügel sind schon ganz schön schwer! |
29. Jun. 03 |
Kinder, wie die Zeit vergeht! Heute sind
es 5 (in Worten fünf) Wochen, seit unser
Zwillingspärchen aus dem Ei schlüpfte. Und weiter gilt die
Devise, dass alle vier Junge sehr gute Überlebenschancen haben –
nein das wäre zu weit gedacht – besser spreche ich von sehr guten „Ausfliegechancen“.
Danach beginnt eine zweite harte Phase, von der dann, wenn es so
weit ist, ausführlich die Rede sein wird. Nach wie vor brennt eine
unbarmherzige Sonne auf das Land und Mensch und Natur stöhnen
zeitweise unter den klimatischen Bedingungen, die sich schon vor dem
eigentlichen Sommer in einer langen Hitzeperiode bemerkbar machen.
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Papa, bitte,
bitte gib uns Futter! |
Aus
der Bahn! Ich starte durch! |
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Noch
nicht springen, Junior! |
So
geht es doch auch! Sit in! |
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30. Jun. 03 |
Gleich vorab! Wem die heftigen Diskussionen
um meine Person genug sind und ihm oder ihr die Sache ziemlich leid
ist, soll bitte den heutigen Eintrag schnell überlesen und zum
nächsten gehen. Da ich mich aber an dieser Stelle – also in meinem
ureigensten Tagebuch - bisher noch nicht zu den Einlassungen eines
anderen Storchenvaters geäußert habe, erlauben Sie mir, dies hiermit
zu tun und die Sache dann endgültig ad acta zu legen. Ich brauche
meine Kraft wahrlich für sinnvollere Sachen und musste mich in
dieser emotionalen Weise frei schreiben von all dem Druck, der
seitdem auf mir lastete. Ich reiche zugleich allen Gekränkten (aus
welchem Grunde auch immer) die Hand und wünschte mir, dass sich der
Erlanger Storchenvater in geeigneter Form bei mir entschuldigt.
Weitere Einlassungen von meiner Seite werden dann nicht mehr
erfolgen.
Der Tag mit einem reichlich unqualifizierten
Gästebucheintrag und dessen darauf erfolgter Löschung überschattet
leider den vorläufig letzten heißen Junitag, der Temperaturen von
über 30 Grad brachte und im genannten Fall sicher auch den Menschen
arg zusetzte. Die Wogen schlugen unverständlicherweise hoch, obwohl
doch alle seit Jahren meine Einstellung zum Natur- und Umweltschutz
kennen und ich nur meine Meinung zu einem Fall dargelegt habe, den
alle unter dem 11.6. bzw. 13.6. im Tagebuch 2003 nachlesen können.
Dass ich den Einsatz aller Beteiligten hoch gelobt habe, dürfte bei
den Tagebuchfragmenten, die unser Gästebuchschreiber von
wohlwollenden Mitmenschen erhielt, sicher untergegangen sein. Leider
vermisst man bei meinem Kommentar jegliche Schärfe und persönliche
Beleidigungen, wie sie im Gästebuch in unsachlicher und in allen
Fällen zu entschärfender oder zu widerlegender Weise dargestellt
werden. Warum der Schreiber nicht sein ureigenstes Medium, den
Verein für Umwelt- und Naturschutz Erlangen e.V. nutzt, um sein
Gedankengut in die Öffentlichkeit zu bringen, bleibt dessen
Geheimnis. Alle namhaften Umweltverbände haben sich in der Phase des
ersten „Storchenkrieges“ von unserem Storchenvater getrennt und
verzichten seitdem auf seine Dienste. Da bleibt es nicht aus, dass
eine sehr erfolgreiche Storchenwebcam auf Interesse und Neid stößt.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass vor einigen Monaten
einige Jünger und Jüngerinnen des Gästebuchschreibers meine Arbeit
als Tagebuchschreiber und Storchenfreund mit dem zweifellos
schmeichelhaften Attribut „Weltklasse“ titulierten. Wie schnell
manche doch ihre Meinung ändern und anderes Gedankengut nicht
akzeptieren können oder wollen, zeigt ihre Kehrtwendung auf den
Spuren ihres Gurus. Nichts dagegen! Meinungsvielfalt belebt
menschliches Miteinander. Doch mit Vorwürfen konfrontiert zu werden,
die mit Storchenschutz und Ähnlichem nichts, aber auch gar nichts zu
tun haben, ist schon eine Unverschämtheit und hat in unserem
Gästebuch nichts zu suchen. Es lesen vielleicht auch Kinder die
Texte! Was sollen die wohl denken?, so posaunt es. Richtig! Also
wurde in diesem Falle unser Gästebuch bereinigt. Dass andere
Gästebücher sich um solche Texte reißen, ist deren Problem. Wir
haben diese Art der Werbung nicht nötig, obwohl wir uns natürlich
auch freuen, wenn an anderer Stelle über Ihren Tagebuchschreiber und
seine so angreifbare Haltung in Sachen Naturschutz ausführlichst
debattiert wird. Dabei hat fast keiner den so in der Kritik
stehenden Kommentar im Tagebuch gelesen. Ich biete gerne als
Volksschullehrer einen Lehrgang im Sinn erfassenden Lesen an, denn
da scheinen bei einigen noch Defizite zu bestehen. Der genannte
Gästebuchschreiber bezweifelt die fachliche Kompetenz Ihres so arg
gebeutelten Tagebuchschreibers. Möge er sich doch selbst fragen, ob
in seinem Falle überhaupt ein einziges Semester in Biologie zustande
kommt. Ich denke: Nein! Somit hat sich dieser Vorwurf schnell in
Nichts aufgelöst und solches Gedankengut ist schlichtweg in
Blickrichtung auf die fleißigen Storchenschützer in Gerhardshofen
eine einzige Beleidigung! Hoffentlich bekommen diese Damen und
Herren den Gästebucheintrag nicht zu lesen. Aber Sie wissen ja, man
hat doch so seine Verbindungen und schnell landet dann etwas im
Briefkasten. Zwar nur Fragmente! Man hat ja keine Zeit, sich
umfassend zu informieren und alles zu lesen, weil man statt blöde
Tagebucheinträge und Kommentare zu verfassen wie Ihr
Tagebuchschreiber, sich viel lieber um Storchenschutz kümmert. Wo
gehobelt wird, fallen natürlich auch Späne! Ihr Tagebuchschreiber
kennt einen Fall – aber bitte nicht weitersagen, der Aufschrei wäre
zu groß! – bei dem durch einen Eingriff der fleißigen
Storchenschutzgilde, ein Storchenpaar – es residierte in
Oberhöchstädt - das Anfahren des Nestes während der Brutzeit nicht
verkraften konnte und Ort und Gelege sofort verließ. Da war guter
Rat teuer und der Tiergarten Nürnberg freute sich anschließend über
vier kräftige Jungstörche.
Unsere Dinkelsbühler Website ist die einzige
Website dieses Zuschnitts weltweit, auf der die Seher sich nicht
selbst überlassen bleiben, sondern ungeschminkt auf alle Ereignisse
in und um das Nest in täglichen Einträgen hingewiesen werden. Sollte
ich nicht Recht haben mit meiner Behauptung, dürfen Sie mir eine
Nachricht zukommen lassen. Auch Unangenehmes wird nicht unter den
Tisch gekehrt, sondern offen und ungeschminkt dargestellt. Dass Ihr
Tagebuchschreiber in jeder Veröffentlichung seine Meinung äußert,
ist doch nicht verwerflich. Was sollte ich den sonst äußern? Kennen
Sie einen Verfasser eines Tagebuches, der sich vorschreiben ließe,
was er darin aufschreiben möchte? Wer für sich diese Möglichkeit
nicht besitzt, kann sich eine solche Plattform doch – zum Beispiel
im Internet – jederzeit selbst schaffen. Ich denke hier an die
Webcams in Höchstadt oder Erlangen. Was wird da an Möglichkeiten
vergeudet, zu informieren und für seine Auffassungen von
Storchenschutz zu werben? Hier werden jahrelang (Höchstadt) und
monatelang (Erlangen) Bilder übertragen, ohne auch nur einen Hinweis
auf die Bewohner des Nestes zu geben. Es gibt eben vor Ort keinen
„Idioten“ wie Ihren Tagebuchschreiber, der sich dieser Knochenarbeit
widmen will. Da ist es doch viel einfacher, als Trittbrettfahrer
sich das eine oder andere, was man für angreifbar hält,
herauszupicken und drauf los zu schlagen. Bieten Sie nur annähernd
Vergleichbares auf dem Gebiet der Hintergrundinformation und Sie
sind dabei. Ich wette schon jetzt, dass sie nichts auf die Beine
bringen.
Wer meine Meinung aus dem Gästebuch nicht
teilt, sucht natürlich nach Informationen an anderer Stelle. Und
hier liegt der Hase (der Storch) im Pfeffer. Es gibt sie nicht,
diese Infos. Ich nenne hier Vetschau. Keine Meinung, keine
Informationen, nach denen die Seher gieren. Deshalb auch kein
Stress! Man macht es sich einfach. Zwei Junge weniger! Ist halt so!
Wenn man nichts sagt, ist man unangreifbar. Da haben es die Macher
der restlichen Storchen-Webcams noch einfacher. Die lassen die
Bilder laufen, egal was passiert und fertig. Es gibt niemanden, über
den man sich aufregen könnte, keine Möglichkeit, Fragen zu stellen
oder Informationen abzurufen. In dem Punkt „Wie weit greife ich ein,
wann und wo und wie oft?“, bietet nur unsere Website den nötigen
Diskussionsstoff. Einzig Dinkelsbühl ist in der Lage, seine Seher zu
polarisieren. Alle anderen ziehen den Schwanz ein und wagen es
nicht, in irgendeiner Weise Stellung zu beziehen. Man könnte ja
Prügel bekommen?! Und das ist genau der Punkt. Die
Naturschutzverbände verstecken sich und sind nicht in der Lage
eindeutig öffentlich Stellung zu beziehen. Also lassen wir unsere
heile Welt, ein paar unkultivierte Vollidioten wie Ihr
Tagebuchschreiber wursteln weiter und alles versammelt sich um die
Plüschtiergesellschaft, in der fleißig gestreichelt, gehegt und
gepflegt wird. Sehen Sie bitte die Realität, die nicht immer dem
Wunschgedanken entspricht! Wo bleibt ein Lob aus Erlangen, dass es
uns gelungen ist, ohne Zufütterung bisher vier Junge im Nest zu
sehen? Das ist ein großartiges Ergebnis ohne Hochschulabschluss in
Bio! Warum übergeht man so schnell den Verlust zweier Junge in
Vetschau? Der einzige Kommentar einige Tage später: Nahrungsmangel!
Hätte man nicht zufüttern müssen? Das wurde schlicht und einfach
versäumt! Wo bleiben da die Aufschreie einer engagierten
Jüngerschar? Sie sehen wie pervers das Ganze wird, wie pervers auch
manche Äußerung sein kann. Ich musste es mir so von der Seele
schreiben und bin jederzeit bereit, die Hand zu reichen und sachlich
über der Gürtellinie (also in der Sache und nicht in der Person!)
mit jedermann zu kommunizieren.
An dieser Stelle geht das Tagebuch in
gewohnter Weise weiter. Nach zwei Tagen Kraftlosigkeit auf Grund der
Angriffe gegen meine Person, die natürlich weh tun und so unendlich
aus der untersten Schublade kommen, beginnen Freude und Begeisterung
für unsere gemeinsame Sache wieder zu sprudeln.
Das Quartett entwickelt sich weiter in bester
Manier. Kein Klagen und Heulen, ja nicht einmal großes Gezänke war
zu beobachten und das bei einem beengten Platzangebot. Man rauft
sich unter Tieren eben schnell mal zusammen und findet wieder zur
Tagesordnung. Da haben es manche Menschen – mich eingeschlossen –
etwas schwerer, als Vernunftbegabte Wesen immer den richtigen Ton zu
treffen, ohne jemanden zu beleidigen oder zu kränken.
Manchmal hat ein Gewitter ja auch reinigende
Wirkung. So wie es unser Quartett an diesem Abend und in dieser
Nacht erfahren musste, als ein schweres Unwetter über der Stadt
Dinkelsbühl tobte. Auch für mich zeigte dieses Gewitter, dass nun
Schluss ist mit Animositäten und Angriffen auf beiden Seiten, die
meine 35-jährige Liebe zum Storch immer wieder einmal belasteten.

Kein Bild könnte besser passen als unsere vier
Unerschrockenen von Blitzen erleuchtet!
Ich danke für
Ihr Verständnis! |
01. Jul. 03 |
In all dem Trubel des gestrigen Tages
habe ich fast vergessen, dass es außer unschönen Attacken
auch noch durchaus schöne Berührungen mit echten Störchen
gab. Auf der Fahrt an die Altmühl bestand für mich die Möglichkeit,
in mich zu gehen und über alles zu reflektieren. Ob meine
Reaktionen richtig waren oder nicht? Ob ich an allem
Unheil Schuld bin? Ob ich jemanden verletzt habe, nur weil ich meine
Meinung im Tagebuch hinterlassen habe, ohne ein Wort der Beleidigung
und ohne Nennung eines Namens?
In Altenmuhr bei Gunzenhausen,
unmittelbar an den Ufern des in Ornithologenkreisen berühmten
Altmühlsees, hatte ich ein weiteres Treffen mit den
hilfsbereiten Männern der Freiwilligen Feuerwehr Gunzenhausen.
Die wieder sehr erfolgreich verlaufene Brut auf dem Pfarrhaus der
kleinen Gemeinde erbrachte erstaunliche vier Junge, die ein
Alter von knapp fünf Wochen vorweisen konnten. Die
verschiedenen Untersuchungen gingen nun schon leichter von der Hand
als zu Beginn der diesjährigen „Saison“ und auch an diesem Ort
besteht letztlich eine gute Aussicht, dass vier flugfähige Junge das
Nest verlassen werden. Die alte Storchenmutter, die zuletzt
2002 an diesem Nest in einem Alter von 22 Jahren für
Nachwuchs gesorgt hatte, ist heuer nicht mehr aufgetaucht. Da
sie auch an anderen Orten der Umgebung nicht beobachtet wurde, steht
ziemlich sicher fest, dass sie tot ist. Eine kleine Hoffnung
habe ich allerdings noch! Vielleicht legt sie – wie schon in
anderen Fällen einige Male beobachtet – ein Ruhejahr ein und
hat es deshalb vermieden, in ihrem Brutgebiet zu erscheinen.
Prinzesschen aus Loburg war in diesem Jahr auf dem besten
Weg, es so zu versuchen, doch kratzte sie im letzten Augenblick die
Kurve und erschien noch am Vorjahresnest, allerdings mit fatalen
Folgen. Über den weiteren Fortgang des Geschehens wurde dann aber –
leider – der Mantel des Schweigens gehüllt. Dies passiert auf dieser
Seite ganz und gar nicht. Wir decken auf, wir klären auf!
Nicht nur einmal, sondern täglich!
Der Sommer scheint nun vorerst wirklich
eine kleine oder doch größere Pause eingelegt zu haben. Es
ist kühl und – man glaubt es kaum – es regnet. Ein
richtiger Landregen, mal kräftiger, mal schwächer und er kommt
gerade zur rechten Zeit. Wegen der Jungen braucht man sich in
diesem Alter keine Sorgen mehr zu machen. Sie unterkühlen
nicht mehr! Und da es auch zwischendurch einmal aufhörte und sich
abends der Himmel sogar aufhellte, bedeutet dies, dass sich die
Nahrungspalette sogar wieder etwas erweitert hat. Heute beim Regen
wirken die vier Rabauken recht zierlich. Kein Wunder!
Nasse Federn können nicht so leicht aufgeplustert werden und das hat
zur Folge, dass ein Vogel seine wahre Größe zeigt. Dennoch ist es
auch für mich immer wieder erstaunlich, wie rasch
unsere Viererbande an Größe gewinnt. Sie füllen das
Nest nun schon in beachtlicher Weise aus, ohne dass ich noch einen
Hauch von Bedenken wegen der geringen Nestgröße habe.
Kein Tag ohne Einsatz in Sachen Beringung! Von
der Neuansiedlung in meinem Nachbarort Schopfloch (6
Kilometer von Dinkelsbühl und Feuchtwangen entfernt!) habe ich vor
längerer Zeit an dieser Stelle berichtet. Erstmals in der
Geschichte des Ortes kam es in diesem Jahr zu einer
Ansiedlung eines Storchenpaares auf dem Dach des Rathauses. Da
eine bereits 10-jährige Störchin aus Schkeuditz bei Leipzig an der
Neugründung beteiligt war, bestand Hoffnung auf eine erfolgreiche
Brut. Dies hat sich bewahrheitet und heute wurden die drei Jungen
von Ihrem Tagebuchschreiber mit Hilfe der Dinkelsbühler
Feuerwehr beringt. Ein schönes Gefühl, dass man an der
Neuansiedlung maßgeblich beteiligt war und nun sogar reiche Ernte
einfahren konnte. Dass alle Beringungen des vergangenen und des
laufenden Jahres ohne einen einzigen Pressefotografen abliefen,
sondern ruhig und sachlich nur von der eigenen Kamera begleitet
wurden, entspricht dabei ganz dem Naturell Ihres Tagebuchschreibers.
Im Tagebuch werde ich darüber in den nächsten Ausgaben exklusiv
berichten.
In Mosbach – hier gab es schon länger
keine Meldung meinerseits mehr – stehen die drei fast flüggen
Jungstörche unmittelbar vor dem ersten Abflug. Seit Tagen –
sie haben jetzt 60 Lebenstage auf dem Buckel – springen sie
meterhoch im Nest und vielleicht hat der eine oder andere einen
Ausflug schon hinter sich gebracht. Nur kann ich dort nicht immer
vor Ort sein und einen 100%-ig zuverlässigen Beobachter gibt es
leider nicht in der kleinen Wörnitzgemeinde. Nun noch ein Wort zu
den Feuchtwanger Störchen, einer weiteren Neuansiedlung des
Jahres 2003. Nach längerer Vakanz übernachtet das Paar erneut
auf dem Rathauskamin.
Am Anfang des verregneten Tages trug Georg aus
thermoregulatorischen Gründen – blödes Wort – aus Gründen des
Wärmeaustausches aus dem Körper seine weiß bekalkten Beine.

Georg nach der Fütterung mit weißen Beinen! Nach dem heißen Vortag
hatte er diese Maßnahme noch für nötig erachtet, doch im Regen
wirkte diese sonst sinnvolle „Maskerade“ reichlich überflüssig. Im
Lauf des Tages verlor sich diese Zier und erst mit Beginn einer
irgendwann einsetzenden Hitzeperiode wird sie wieder angelegt. Wenig
später hatte man einen vorzüglichen Blick auf Mama Pauline, die
ihrerseits zur Fütterung erschien und abermals wesentlich mehr und
länger fütterte als ihr Gemahl.

Die fleißige Pauline! Erkennungszeichen Paulines zur Wiederholung:
Folgen Sie dem Flügelaußenrand!
Dieser hat auf dem Schnappschuss in Höhe
der beiden Beine ein weißes Rechteck! Georg bleibt in
seiner Fütterungsintensität weiter zurück und er schafft es sogar
gelegentlich, im Nest zu landen und ganz ohne Fütterung auszukommen.
Auch heute sah man beide Elternteile abwechselnd nach ihren Besuchen
am Nest auf dem Dachfirst des alten Rathauses ruhen.

Nass heute!
Pauline trocknet
derweil auf dem Dachfirst! An Haltung und Outfit des
Jungenquartetts hatte man gelegentlich den Eindruck, sie fühlten
sich bei dem Sauwetter reichlich unwohl.

Friert ihr vielleicht? Georg bleibt cool auf dem Dach! Doch
als die Sonne wieder hinter den Wolken hervorkam, trockneten unsere
Vierlinge fast so schnell wie sie zuvor nass geworden wurden und
verwandelten sich wieder in echte Störche.
 |
 |
Familienzusammenführung! Georg
landet bei seinen Kindern, Pauline
ruht noch auf dem Dachfirst. |
Georg
bringt neue
Energie! |
 |
 |
Nach Regen folgt
Sonnenschein!
Georg stiehlt sich davon... |
Jetzt sind
wir wieder trocken,
Papa! |
|
02. Jul. 03 |
Geschafft! Mit der Beringung in
Wilburgstetten endet meine diesjährige Beringungsreise entlang der
Wörnitz und Altmühl. Nun kommen auch manche Storchenväter so in
die Jahre. Deshalb musste ich heute nach 23 Jahren zum ersten
Mal wieder die Hilfe eines Dritten in Anspruch nehmen, um die
beiden letzten Jungen eines Nestes sicher und mit besten Absichten
zu beringen. Der Kirchturm in Wilburgstetten, der nach einem
Umbau im Jahre 2001/02 um neun Meter höher wurde und jetzt stolze
32 Meter aufweist, sollte nach Beendigung der Bauarbeiten wieder
„sein“ Storchennest erhalten. So half ich mit Rat und Tat bei der
Wiedererrichtung im vergangenen Jahr. Und prompt wurde das neue Nest
von einem Paar besetzt, das aber noch nicht brütete. Doch heuer
klappte es. Da ich meiner Familie vor langer Zeit versprochen
hatte, keine waghalsigen Kletterpartien der Störche wegen zu
wagen, musste ich beim Wilburgstettener Kirchturm passen. Hinzu kam,
dass ich nicht mehr den Mut aufbringe, mich an dieser Stelle
aus dem Dach zu schwingen, um die letzten Meter mittels einer Leiter
auf den Dachfirst zu gelangen. Pfarrer Hans Sing, der
zuständige Ortspfarrer und ein rühriger Freund der Störche,
versprach, mir zu helfen. Er fragte den örtlichen Spenglermeister
Michael Schmittlein - dieser hatte auch beim Umbau der Kirche
die entsprechenden Arbeiten durchgeführt - und Herr Schmittlein
erklärte sich sofort bereit, den waghalsigen Part zu übernehmen.
Andere Helfer öffneten einen Ausstieg im Giebel-Obergeschoss des
Turmes, eine vier Meter lange Holzleiter wurde ebenfalls nach oben
geschafft und dann konnte der Einsatz beginnen.

In gefährlicher Mission: Michael Schmittlein unterwegs zum Nest
und auf sicherem Terrain Thomas Ziegler
Die bereits über fünf Wochen alten Jungstörche wurden von
Michael Schmittlein aus dem Nest geholt, Ihrem
Tagebuchschreiber gereicht, es folgten die üblichen
Untersuchungen und dann ging es mittels Luftpost wieder zurück ins
luftige Riesennest.

Der Wiegevorgang!
Während des Vorganges
gelangen der Familie Schmittlein einige großartige Aufnahmen, die
ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Guten Tag, Herr Schmittlein! Wie gefallen wir dir?
Das Dachdeckerteam schloss die Lücke im Dach, der
Abstieg folgte, man trug sich ins Turmbuch ein und genehmigte
sich letztlich noch einen Schluck Sekt zur Taufe der
beiden Wilburgstettener Jungen, wobei Pfarrer Sing als
Oberkellner fungierte. Es waren die ersten Jungstörche
seit der Brut des Jahres 1980.
Das Wörnitztal entwickelt sich im
Hinblick auf die Storchenpopulation zu einer
„Hauptschlagader“ in Bayern. Zwischen Mosbach am Oberlauf
der Wörnitz und Donauwörth an der Mündung des Flusses in die
Donau haben sich inzwischen 13 Brutpaare etabliert, vor 15
Jahren waren es gerade mal 5 im gleichen Bereich.
Konsequente Arbeit der Naturschutzverbände, des
Landschaftspflegeverbandes, ein weiterer Ausbau des vertraglichen
Naturschutzes mit zahlreichen Landwirten, private Initiativen und
weitere Einsätze bei der Schaffung neuer Biotope konnten diese
Entwicklung positiv beeinflussen und suchenden Störche Anreize für
eine Ansiedlung bieten. Denken Sie daran, dass es noch nicht zu Ende
gehen muss mit diesem Aufwärtstrend. Unser kleines
Paradies, das Sie nach diesem Eintrag in einer kommentierten
Bilderschau vorgestellt bekommen, soll eine weitere Neuansiedlung
möglich machen. Geben Sie ihrem Herzen einen kleinen Stoß
und sorgen Sie mit dafür, dass dieses Gebiet bald „uns“ gehört.
Erklären Sie sich solidarisch mit unseren Zielen in Sachen
Naturschutz und spenden Sie, auch kleine und kleinste
Beträge sind jederzeit willkommen. Ihr Tagebuchschreiber
erhält davon – wie ein gekränkter Gästebuchschreiber aus Erlangen
mutmaßte - (leider) keinen einzigen Euro. Für die gesamte
Arbeit in den vergangenen 26 Monaten habe ich vom Bund
Naturschutz noch keinen einzigen Cent erhalten, weil ich
keinen erhalten wollte. Jeder Tagebucheintrag mit dem Aussuchen
der Bilder, dem Formulieren der Bildunterschriften, dem Formatieren
des Textes und schließlich dem Verfassen der Beiträge dauert
Stunden. Allein für die beiden neuen Einträge des Monats
Juli saß ich – mit Unterbrechungen - sechs Stunden am
Schreibtisch. Im Durchschnitt der vergangenen beiden Jahre waren
es täglich mindestens zwei bis drei Stunden, oft wesentlich
länger, allein für die Tagebucharbeit. Nicht mit eingerechnet sind
dabei die Beobachtungszeiten vor dem Bildschirm, die Fahrten zu den
zahlreichen anderen Nestern, die Ringablesungen, sonstige
Kontrollen, Vorträge, Beringungen, Hilfseinsätze bei Notrufen und
vieles andere mehr. Ich will nicht klagen! Ich tue alles
freiwillig und besitze leider oder besser gesagt, Gott sei Dank,
keine Sprachrohre, die für mich Kommentare abgeben und meine
Handlungsweise in der Öffentlichkeit verteidigen müssen. Auch wenn
man keinen Internetanschluss besitzt, kann man doch Beiträge, die
man sich vielleicht sogar von Ghostwritern verfassen lässt, auf der
Homepage seines Vereins ins Netz stellen lassen? Was soll da so
schwer sein? Es wäre nach drei Jahren ohne eine einzige
Aktualisierung ein guter Grund. Auf unserer Homepage müssen
Sie maximal zwei Tage warten, bis die nächsten
Aktualisierungen erfolgen.
Über dem Dinkelsbühler Nest stehen auch heute
dunkle Wolken, jedoch nur wegen eines Wettertiefs, das seine
Regenfracht weiter über der Stadt entlädt. Die Jungen erweisen sich
dabei als äußerst findige Kameraden. Bei Kälte und Nässe empfiehlt
sich zur Wärmespeicherung die Bienentraube.

Herr Koch hat uns zur Bienentraube aufgefordert! Zu dieser riet
uns unser Turnlehrer am Dinkelsbühler Gymnasium bei Regen und Kälte
ebenfalls, denn bei ihm gab es bei fast jedem Wetter
„Freiluftsport“. Eine Bienentraube bei Störchen ist dabei eine weit
verbreitete Verhaltenseigenschaft, die schon von Geburt an
praktiziert wird. Wem der Name Wärmepyramide eleganter erscheint,
kann auch mit diesem Begriff weiterkommen. Die Schauer wurden im
Verlauf des Tages seltener, so dass sich das Quartett bald schon
wieder losgelöst von allen Unbilden der Witterung im Glanz der Sonne
wärmen konnte.

Ich will auch in die Sonne! Weiter so! Es macht
Spaß, Euch beim Wachsen zusehen zu können. Georg und Pauline
funktionieren wie am Schnürchen und in diesem Jungenalter schafft es
auch ein Partner allein, seine Brut zum Ausfliegen zu bringen, wenn
er oder sie über Erfahrung verfügt und weiß, wo es was zu fressen
gibt.
 |
 |
 |
Papa
Georg
füttert… |
...und schwingt sich
anschließend auf
den Dachfirst. |
Pauline
bei der
Power-Fütterung |
|
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Inzwischen sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
|