Storchenkamera -
Dohlenkamera?
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 4
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26. Apr. 05 |
Das Drama ist aufgeklärt! Wieder bleibt
es dem Dinkelsbühler Tagebuch vorbehalten, eine immense
Gefahrenquelle für Tiere und letztlich auch für unvorsichtige
Menschen aufgedeckt und an die große Öffentlichkeit gebracht
zu haben. Darauf dürfen wir stolz sein, ist es doch in dieser
Deutlichkeit und auch sonst noch nie so drastisch
dargestellt worden, auf welch ekelhafte Weise zahllose
Tiere in ähnlichen Einrichtungen verrecken. Die
Schilderungen im Tagebuch können deshalb gar nicht drastisch
genug ausfallen, um auch den letzten hinter dem Ofen
hervorzulocken. Tausende solcher Anlagen gibt es
allein in der Bundesrepublik und ich rufe alle, die in der
Kommunalpolitik, im Natur- und Tierschutz tätig sind,
auf, meine Schilderung unter Angabe der Quelle an die Kommunen zu
verschicken und auf eine Absicherung der genannten
Gefahr zu pochen. Lasst uns eine konzertierte Aktion in
diesem Punkte starten und alle Kräfte in diese Richtung bündeln. Ich
wage gar nicht daran zu decken, wie groß dieses Massengrab
bundesweit ausfällt. Sind es Tausende oder Zehntausende
oder gar Hunderttausende von ähnlichen Schicksalen in jedem
Jahr? Findet mein Aufruf auch nur wenig Resonanz, was ich mir gar
nicht vorstellen kann, so haben wir etwas in die Wege geleitet
und unsere Storchendame trägt dafür eine gewisse Mitschuld.
Ihr so tragischer Tod, sollte wenigstens noch einen Sinn
haben. In allen Gästebücher und Foren sind
mittlerweile Kläranlagen in aller Munde und dort
sollte auch die schmutzige Wäsche landen (in den
Kläranlagen!), die all diejenigen waschen, die ihren Frust über den
großartigen Zuspruch unserer Website nur schwer verkraften
können. Erfolg bringt Neider hervor und so wird es auch
bleiben. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf eine ähnlich
Aktion, die einen mindestens ebenso traurigen Anlass
hatte. Unweit von Dinkelsbühl verunglückten zwei Jungstörche
an einem ungesicherten Strommasten. Die darauf folgende
Kampagne führte zu engen Kontakten mit dem
Stromversorger
N-ERGIE, die inzwischen zur Absicherung tausender
Strommasten allein im westlichen Mittelfranken führte. So
schnell und problemlos wäre es ohne uns nie und nimmer abgelaufen.
Inzwischen zählt N-ERGIE zu unserem Hauptsponsor, ohne
den Sie wahrscheinlich keine Bilder aus dem Storchennest
sehen würden Und ein dritter Punkt unseres unermüdlichen
ehrenamtlichen Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung
insgesamt und nicht punktuell auf einzelne Individuen einer
einzigen Tierart beschränkt (so wie es viele Tierschützer tun!)
zielt auf den
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“ ab.
Hier sich zu engagieren, bedeutet Leben
erhalten und bewahren für Hunderte verschiedener Tier-
und Pflanzenarten. Unser Projekt aus dem Jahre 2003 hatte
diese Ziele zum Inhalt. Seine Verwirklichung steht nun
endlich vor dem Abschluss. Zwei Jahre Arbeit sind in Fragen
des Natur- und Biotopschutzes keine lange Zeitspanne. Die
Wörnitzaue bietet noch für einige Weißstorchpaare Brut-
und Lebensraum. Das angesprochene Gebiet wuchs inzwischen auf 3,7
Hektar Fläche, die der Bund Naturschutz zum Preis von knapp
40.000 EUR erworben hat. Im kommenden Herbst erfolgt die
Verlegung und Zusammenlegung der noch verstreut liegenden Flächen
innerhalb des Flurbereinigungsverfahrens. Wie bereits 2003
angekündigt, soll unser Projekt aber noch größer werden. Um
eine sinnvolle Abformung der Fläche zu erreichen, müssen wir
in den nächsten Wochen noch zusätzliche 12.000 Quadratmeter
erwerben. Der dann insgesamt dauerhaft für den Naturschutz
gesicherte Bereich liegt dann in Wirklichkeit sogar bei sagenhaften
80.000 Quadratmetern, da sich auch das
Wasserwirtschaftsamt an unseren Planungen beteiligt und
ebenfalls mitarbeitet. Es gilt jetzt, die einmalige Chance zu
nutzen, in den nächsten Wochen noch die erforderlichen 12.000
Quadratmeter zu erwerben. Mit den danach möglichen
Gestaltungsmaßnahmen (Grabenaufweitung, Tümpel- und
Muldenanlage..) und nur noch extensiver Landnutzung, soweit
für Naturschutzzwecke erforderlich, ist eine starke ökologische
Aufwertung verbunden, ebenso verbessert sich die
Retentionsfähigkeit im Wörnitztal und damit der vorbeugende
Hochwasserschutz.
Wir appellieren an Sie: Helfen Sie uns mit
Spenden beim weiteren Lebensraumerwerb
für Storch und Biber und........!!! Aufgrund der
Förderung des Projektes durch den Bayerischen Naturschutzfonds
kommen wir mit 1 Euro schon 4 Quadratmeter weit! Das heißt:
Umgerechnet 3000 Euro wären erforderlich, um die
noch fehlende Fläche zu erwerben. Ich glaube, das ist ein
realistisches Ziel! Es wäre toll, wenn es uns gelänge,
die Summe aus dem Kreise der Seher der Storchenkamera
Dinkelsbühl aufzubringen. Also nur Mut! Jeder Betrag ist
spendenfähig! Stellt der Lebensraum, den unsere Störche bewohnen,
die erforderliche Nahrungsmenge bereit, lässt sich ein Ausweichen
auf „falsche Plätze, wie an der Kläranlage Dinkelsbühl geschehen,
vielleicht vermeiden oder wenigstens minimieren.
Das Nest wartet derweil auf ein
neues Weibchen oder auch auf ein neues Paar. Die
Chancen dazu bestehen nach wie vor. Sie werden zwar von
Tag zu Tag geringer, aber bis in die erste Maiwoche hinein
kann noch etwas in dieser Richtung laufen. Bei uns sind Sie auf
alle Fälle bestens aufgehoben, was Information, Beratung,
Wissensvermittlung, Offenheit, Diskussionsfreude (auch kontroverse
Meinungen werden respektiert), Meinungsbildung und persönliches
Engagement betrifft.
Ein bald schon gewohnter Anblick!
Ordnung muss nach wie vor sein!
War da was? |
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27. Apr. 05 |
In den Morgenstunden machte ich meine
ersten Schnappschüsse unseres verbliebenen Männchens und
ich ahnte da noch nicht, dass dies die (vorläufig)
letzten gewesen sein sollten. Irgendwann in den frühen
Nachmittagsstunden gab es noch einmal eine Begegnung mit
ihm, doch danach blieb auch er verschollen.
Die letzte Begegnung mit unserem Männchen?!
Diese Tatsache fand ihre Bestätigung an Abend,
als ich vergeblich auf den Übernachtungsgast wartete.
Doch nicht schon wieder eine Hiobsbotschaft!, dachte ich in
aller Stille bei mir und meldete mich dennoch im Gästebuch
mit einer kurzen Notiz zur Sachlage. Dennoch besitzt das
Verschwinden des Männchens eine ganz andere Dimension
als das Ausbleiben des Weibchens während der Eiablage. In der Folge
beherrschte der Bruttrieb das weitere Handeln des Witwers und
erst nach fünf Tagen zeigte sich der Hunger stärker.
Das Männchen verließ erstmals das Gelege. So geschehen am 21. April.
In den Tagen bis heute verlor sich der Bruttrieb
gänzlich und das Interesse an Nest und Gelege ließ
mehr und mehr nach. Somit wurde der Storchenmann wieder
frei von allen Zwängen, was bei ihm hieß, sich neu
zu orientieren und vorerst an anderer Stelle sein Glück zu
versuchen. Die Situation am Nest bietet nun wieder ein fast
jungfräuliches Bild, abgesehen von den drei Eiern, die
nach wie vor die verwaiste Storchenbehausung zieren.
Interessenten anderer Art gaben sich auch wieder ein kurzes
Stelldichein.
Bei Storchens ist niemand zu Hause!
Wir dürfen in diesem Stadium also erneut auf
die Einkehr eines oder zweier neuer Störche hoffen.
Danach beginnt die Storchensaison zum zweiten Mal.
Wenn nicht! Bei mir sind Sie immer gut aufgehoben! Sie werden auch
dann nichts verpassen. Ich werde nachfragen, über neue Erkenntnisse
in der Storchenforschung plaudern, das Umland um Dinkelsbühl mit
seinen schönen Seiten vorstellen, die Entwicklung unserer Projekte
weiter begleiten und selbstverständlich Missstände
aufdecken und diese auch schonungslos analysieren. An
einem Fall arbeite ich gerade intensiv. Die
Recherchen werden noch einige Zeit in Anspruch
nehmen. Jedoch so viel sei verraten: Wenn sich die Sachlage
bestätigt und sich die durchaus glaubhaften Verdachtsmomente
erhärten, muss von einem skandalösen Vorgang gesprochen
werden, bei dem gegen bestehendes Naturschutzrecht eine
brutfähige Störchin „aus dem Verkehr“ gezogen wurde. Zitat:
„... Ihr (der Störchin) werden jetzt erstmal die Flügel gestutzt,
damit sie nicht gleich wieder in Richtung Erlangen startet! Im
Herbst, nach der Mauser, wird ihr Gefieder wieder „einsatzfähig“
sein für den Flug gen W oder O.“ Wie herzlos müssen Menschen
sein, die so etwas durchführen! Mehr werden Sie dann in einem der
nächsten Einträge lesen mit hoffentlich weniger schlimmen
Nachrichten. |
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28. Apr. 05 |
Dass der Spendenaufruf vom
26. April bereits am zweiten Tag so positive Wirkungen
zeigte, hat mich ungemein gefreut. Wie Sie wissen, arbeite
ich vollkommen ehrenamtlich – wie übrigens alle, die am
Kameraprojekt beteiligt sind - für meine Störche und viel
Zeit kostet auch die Tagebucharbeit, für die ebenfalls
kein Cent von irgendeiner Seite zu bezahlen ist. Manche werden
jetzt denken: Selber Schuld! Stimmt! Da kann ich gar nicht
widersprechen. Da ich dem Bund Naturschutz auf diese Art und Weise
sehr viel Geld spare, das er dann wieder in den Ankauf von
Flächen investieren kann, betrachte ich die Spendenaktivität
auch als kleine Anerkennung für meine Arbeit. Man kann
es nie allen Recht machen! Das habe ich in den vergangenen Jahren
immer wieder auch schmerzlich erfahren müssen. In solchen Phasen
wurde ich dann aber schnell durch viele Mails aufgerichtet (die gab
es heuer ebenfalls!), in denen ich ermuntert wurde, weiter
zu schreiben und mich nicht von einer verschwindend
kleinen Minderheit meiner Leser zur Kapitulation herausfordern
zu lassen. Ich werde mich diesen Bitten auch in Zukunft
nicht verschließen und „mein Ding“ so weiter führen. Eine
besondere Belohnung in dieser Angelegenheit stellen natürlich
für alle Verantwortlichen die eingegangen Spenden dar. Da
geht auch immer wieder ein Ruck durch mich und ich
sehe, dass doch nicht alles umsonst war. Gerade in Zeiten
wirtschaftlicher Rezession und Geldsorgen in zahlreichen
Familien und unter vielen Rentnerinnen und Rentnern hat die Bitte um
eine Spende eine ungleich einschneidere Wirkung, als
wenn mehr Geld in den privaten Kassen zur Verfügung stünde. Wer auch
nur wenige Euro spenden will und kann, braucht sich deshalb
nicht zu schämen. Nach dem ersten Aufruf von
vorgestern kann der Bund Naturschutz in Bayern mit seiner
Kreisgruppe Ansbach bereits weitere 1000 Quadratmeter mit
Ihren Spenden in der
Wörnitzaue
kaufen.
Ich werde Sie in den nächsten Einträgen mit
Bildern über die Fläche informieren und jeder Spender
darf sich schon einmal als kleiner Grundstücksbesitzer fühlen
und „sein Gebiet“ in Augenschein nehmen. Schon jetzt im voraus
ein großes Dankeschön!
Am Nest brachte der heutige Tag
ein Novum! Seit 14. März blieb dieser Eigenbau erstmals
ohne den Anflug eines Storchs.
So blieb es den ganzen Tag!
Wo ist unser Männchen also abgeblieben? Dazu
habe ich meine Meinung gestern geäußert. Aber trotz allem bleibt in
solchen Fällen immer ein Unsicherheitsfaktor und man kann
einen erneuten Unglücksfall auch nicht vollkommen
ausschließen, wenn er sicher sehr viel unwahrscheinlicher ist als im
Falle des Verschwindens unseres Weibchens. Da blieben abermals zur
Auswahl: Kläranlage, Verkehrsunfall, Stromopfer, Falle...!?
Denken wir aber positiv und freuen wir uns, wenn er
nur abgezogen ist, um an anderer Stelle sein Glück
zu versuchen. Zu erzählen gibt es für mich in storchenlosen Tagen
dennoch sehr viel. Unser Spendenprojekt wird breit ausgeführt
und vorgestellt, andere Nester im Umkreis Dinkelsbühls werden
besucht, beschrieben und im Bild festgehalten,
Ihr Tagebuchschreiber wird auch in andere Kameranester blicken
und Berichtenswertes niederschreiben und schließlich soll auch an
das Schicksal mancher gequälter Storchenindividuen
erinnert werden, die bereits jetzt oder in der Folgezeit grundlos am
Fliegen gehindert, aus Nestern entfernt und in andere
hineingesetzt werden oder - ganz generell gesagt – auf bloßen
Verdacht hin beim Brüten und während der
Jungenaufzucht massiv gestört und völlig unnötig
enormen Stresssituationen ausgesetzt werden und das vor allem
ausgerechnet während einer Schlechtwetterperiode. Sie sehen, bei mir
liegen Sie richtig!
Das Thema Storch ist unerschöpflich
und selbst für mich gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Nobody is perfect!
Verzeihen Sie mir deshalb, wenn ich beim Schreiben nicht
immer jedes Wort auf die Goldwaage lege. Ich bin da
von meiner momentanen Befindlichkeit sehr abhängig und
wenn sich die Nacht neigt und nach drei Stunden Schweißarbeit noch
kein Ende absehbar ist, bessern Sie nicht jedes Wort noch einmal
aus. Leider blieb mein Wunsch aus dem vergangenen Jahr, zu
einem Meinungsaustausch mit Storchenschützern zu kommen, die
einen anderen Weg im Storchenschutz eingeschlagen haben, bisher
ungehört. Auch ein Versuch unseres Ortsvorsitzenden im
Bund Naturschutz, mit einem Vertreter des „anderen Lagers“
telefonisch in Kontakt zu treten und ihm die Sicht der Dinge
unter Naturschutzaspekten darzustellen, wurde von der Gegenseite
sehr rüde abgebrochen. Wenn es der Storchensache dient,
soll es mir Recht gewesen sein. |
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29. Apr. 05 |
Auch heute fand kein neuer Storch ins
wunderschöne Nest auf dem alten Rathaus. Papa Storch hat
inzwischen an anderer Stelle ein Zuhause gefunden. Es könnte
sogar sein – auch wenn ich keinen Beweis dafür habe – dass er sich
zur Zeit in meiner Heimatstadt Feuchtwangen aufhält. Dort
werden alljährlich einzelne Störche gesichtet, ohne
dass sich dabei etwas Dauerhaftes ergeben hätte. Einzige Ausnahme
blieb das Jahr 2003, als sich ein Paar ein Nest auf dem alten
Rathaus baute, aber wegen der verspäteten Ankunft im Mai nicht mehr
brütete. Dass ich heute ein weiteres Storchenexemplar in den
Sulzachwiesen unweit meiner Wohnung begegnete, ist nichts
Außergewöhnliches. Als dieser Storch von Spaziergängern
aufgescheucht wurde, flog er auf den knapp 30 Meter hohen Turm der
katholischen Stadtpfarrkirche und landete. Anschließend
erkundete er das nur flach geneigte Dach und blieb dort auch
während der Nacht. Einen Ring trug er, wie unser
Dinkelsbühler Storch, nicht. Ob sich noch viele Störche im
„Anmarsch“ befinden, steht meiner Meinung nach außer Frage. Wie die
Berichte aus den östlichen Bundesländern beweisen, sind dort erst im
Vergleich zum Vorjahr wenige Horste besetzt. Eine ähnliche
Situation gab es 1997. Damals verhinderten schlechte
Wetterbedingungen vor allem über Anatolien einen
konstanten Rückflug, so dass sogar einige der Senderstörche
damals ihren Flug abbrachen und umkehrten. Ähnliches konnten wir
auch in diesem Jahr erleben. Zuerst gab es wieder in
Anatolien heftige Schneefälle mit unterdurchschnittlichen
Temperaturen und auf dem weiteren Weg führten gewaltige
Regenfälle in Rumänien zu Überschwemmungen, die es
sogar in die bundesdeutschen Nachrichtensendungen brachten. Tagelang
anhaltende Schlechtwetterperioden sind für Segelflieger
ausgemachte Zugbremsen und verhindern eine zeitlich
„richtige“ Rückkehr.
Franken und damit auch der Landkreis Ansbach
haben nun das Glück, Störche aus beiden Zugrichtungen
in seinen Grenzen zu beherbergen. Dabei ist gesichert, dass die, die
sehr früh, also noch im März, an ihre Nester zurückkehren,
auf der Westroute aus Westafrika oder Spanien ihre
Brutgebiete wieder erreichen. Die anderen, etwa 30 Prozent
unserer Störche, fliegen auf der Ostroute zurück in ihre
Brutheimat. Um diese 30 Prozent geht es also, wenn wir noch etwas
Hoffnung haben dürfen, dass sich in unserem Nest noch neues Leben
zeigen wird. Also es sind nicht die großen Storchenmassen,
die sich jetzt unserer Heimat nähern, sondern nur noch einzelne
Nachzügler. Bei einem Besuch Herriedens, einem
malerischen Ort an der Altmühl mit Stadtmauer und dem Storchennest
auf dem Stadttor, darf ich Ihnen ein weiteres Storchenpaar
melden, das inzwischen die Brut begonnen hat. Im benachbarten
Rauenzell hat sich noch gar nichts getan wie auch in
Neunstetten, einem weiteren Ortsteil von Herrieden, wo Ihr
Tagebuchschreiber am 30.3. einen neuen Horst für den abgebrannten
alten errichtet hatte. Doch als ich mich in den umgebenden Wiesen
umsah entdeckte ich einen kleinen aus 4 Störchen bestehenden
Trupp. Beim genaueren Betrachten erwiesen sich zwei der
Störche als unberingt, die beiden anderen dagegen waren beringt.
Die Ablesung der sehr hohen Plastikringe mit einem
Buchstabencode entlarvte die Ringträger als „wilde
Franzosen“. Ob sich die Gruppe (es schien sich um zwei Paare zu
handeln) eines der leer stehenden Nester der Umgebung aussucht oder
noch nicht brutfähig sich als Durchzügler erweist wird man sehen.
Auf alle Fälle sieht man, dass noch Bewegung in der Sache ist
und die Hoffnung auf Bezug des Dinkelsbühler Nestes
weiter besteht. |
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30. Apr. 05 |
Der dritte Tag hintereinander verstrich
storchenlos und brachte dennoch für unsere Arbeit
einen überragenden Erfolg.
Im neuen Rundbrief zum
LBV-Projekt-Report Weißstorchschutz werden nun für alle, die
irgendwie mit Weißstörchen zu tun haben, bundesweite,
einheitliche Richtlinien verbindlich gemacht und ab sofort
auch umgesetzt. Sie sind identisch mit meinen
Grundsätzen, seitdem ich Weißstorcharbeit betreibe und
unterscheiden sich von der Vorgehensweise einiger
Storchenschützer diametral. Die deutschlandweite
Bundesarbeitsgemeinschaft Weißstorchschutz unter ihrem
Sprecher Dr. Christoph Kaatz (ehemals Storchenhof Loburg)
wird diese Richtlinien ebenso umsetzen wie alle
anderen. Der Landesbund für Vogelschutz unter Federführung
der Projektleiterin Frau Oda Wieding wird an alle bayrischen
Storchengemeinden schreiben und die Bürgermeister auf die
bestehende Rechtslage sowie das Artenhilfsprogramm
hinweisen.
Ich zitiere aus dem jüngsten Report:
“...In Storchennester „willkürlich“ einzugreifen und die Jungen
dann zu entnehmen, wenn der Mensch meint, einschätzen zu können,
dass nicht alle Jungen überleben, ist aus der Sicht der Erhaltung
der Art nicht notwendig......von einer grundsätzlichen Bedrohung der
Art Weißstorch kann nicht die Rede sein und nur bei solchen
Tierarten, von denen weltweit vielleicht nur noch ein paar hundert
leben, kommt es auf die Erhaltung jedes einzelnen Jungen zur Rettung
der ganzen Tierart an. Wenn nun die Forderung laut wird, dem Storch
anders als anderen wildlebenden Vogelarten eine Sonderbehandlung
zukommen zu lassen, so muss dringend davor gewarnt werden, die
Störche als Haustiere zu betrachten und entsprechend beeinflussen zu
wollen. ...“
Das bedeutet auf einen Nenner gebracht: Wer an
Nestern während der Brutzeit eingreift und durch
Zufütterungen aller Art sich auf „Hausschwein-Niveau“
begibt, wird nicht mehr ungeschoren davonkommen. Wer
allerdings grundlos einem gesunden Storch, vermutlich
geschehen im Zoo Nürnberg, auf Bitten eines
Storchenschützers, die Schwingen stutzt, ist ein
Tierquäler, dem schleunigst das Handwerk gelegt
werden muss. Ich habe in 30 Jahren Storchenschutz noch nichts
Perverseres gehört und dabei hat sich betreffender
Storchenschützer seiner Tat noch gebrüstet und sie für eine
notwendige Maßnahme hingestellt. Nun fristet Meister Adebar ein
Dasein hinter Gittern, nur weil er nach einem Storchenkampf von
seinem Nest vertrieben wurde und man nicht will, dass er dorthin
zurückkehrt. Ich bleibe an diesem unglaublichen Fall
dran, ebenso an einem weiteren aus dem Großraum Nürnberg.
Als in diesem Jahr ein Storch bereits am 22.2. in sein
Nest in Baiersdorf zurückkehrte und er offensichtlich die
nur wenige Kilometer entfernte Dauerfutterstelle in
Erlangen-Bruck nicht anfliegen wollte (so ein Dummkopf!),
wurde ihm aber entsprechend geholfen! Man höre und
staune, zu welch obskuren Mitteln mittlerweile gegriffen
wird und Steuergelder verschwendet werden. (Wenn der
betreffende Storchenschützer den Einsatz selbst bezahlt hat, ist es
fast noch schlimmer.) Ich zitiere aus dem Erlanger
Tagblatt vom 22.2.2005.
Im letzten Absatz eines Berichtes heißt es:
„Für den Baiersdorfer Storch hat Zimmermann (ein
Storchenschützer, Zusatz des Tagebuchschreibers!) eine
Hilfsaktion angekurbelt: Er übergab der Feuerwehr
fünf tote Eintagsküken und 10 Karpfenflossen, welche
die Wehr als Nahrung ins Nest hievte.“
Ende des Zitats! Wenn man es nicht in der
Zeitung gelesen hätte, würde man es für einen Aprilscherz im Monat
Februar halten. Manches, was man im Blätterwald zu lesen bekommt,
stimmt zwar nicht, in diesem Falle ist es aber durchaus glaubhaft
dargestellt und es deckt sich auch mit anderen
gleichartigen Hilfsaktionen. Wenn die Stadtverwaltung Erlangen
in den nächsten Tagen Post vom Landesbund für Vogelschutz bekommt,
sollte die Rechnungsprüfung einmal das Fahrtenbuch der Erlanger
Feuerwehr unter die Lupe nehmen. Danach sollten solche Aktionen
nicht mehr möglich werden. Man wird doch nicht mehrmals in
Baiersdorf vorgefahren sein? Essen auf Rädern vielleicht?
Man hätte auch versuchen können, ob sich Adebar nicht lieber ins
unter seinem Nest befindliche „Gasthaus zum Storchennest“ hätte
begeben können? Man isst dort hervorragend! Im Stutzen der Flügel
kennt man sich ja schon aus! Lassen Sie uns dennoch mit Zuversicht
in den Mai blicken. Noch ist es für eine weitere Brut in unserem
Nest nicht zu spät und ganz ohne Leben zeigte sich unser Nest nun
auch nicht.
Sage noch einmal einer, bei uns wäre es langweilig!
Meine Gedanken wandern jetzt am Abend aber noch
einmal zurück in den Zoo. Dort schlägt ein zwangsinhaftierter Storch
noch einmal heftigst mit den Flügeln. Doch sie tragen ihn nicht in
den azurblauen Himmel, sondern er schafft es gerade noch, einem
Flamingo am Ententeich auszuweichen. Wie wird es dem Häftling weiter
ergehen? Werden seine Peiniger eine ruhigere Nacht verbringen als
die gequälte Kreatur? Ich werde Sie weiter über diesen Skandal
unterrichten. |
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01. Mai 05 |
Der Mai ist gekommen und mit ihm
ein neues Männchen!
Bevor ich aber in die Details gehe, darf
ich noch die eine oder andere Meinung los werden. Es gibt
offensichtlich einige treue Leser, die sich mit der
Sinnentnahme in meinen Texten schwer tun. Ich kenne diese
Problematik aus der alltäglichen Schulpraxis. Da lesen
Schüler einwandfrei, flott und richtig, wenn man ihnen aber später
Fragen zum Gelesenen vorlegt, scheitern sie kläglich.
Sie wissen schlicht und einfach nicht, was sie da eben
gelesen haben. Diese Ausfälle treten auch gelegentlich im
Erwachsenenalter auf, deshalb kann ich durchaus verstehen, wenn
einige solche Schwächen offenbaren. Da wird aber deshalb
niemand verurteilt und geschmäht. Es gibt genug, die bei
vorliegendem Defizit ein wenig Nachhilfe geben können und
damit die fraglichen Texte doch noch erschließen
helfen. Ob nun ein Forum oder ein Gästebuch die
bessere Form des Meinungsaustausches darstellt, kann ich nicht
entscheiden. Müll wird hier wie dort produziert. Wer etwas
Spezielleres sucht, hat vielleicht im Forum weniger Mühe beim
Suchen. Im Forum auf der Website des Storchennestes in Vetschau
werden diffamierende und beleidigende Äußerungen in
großem Stile produziert, in anderen Foren ist es nicht
anders. Da menschelt es auf allen Ebenen, man geilt sich an
üblen Beschimpfungen nicht nur gegen den Tagebuchschreiber
regelrecht auf und findet dabei sogar Applaus unter
Seinesgleichen. Dieses unterste Niveau suchen Sie bei uns
vergebens! „Dem (gemeint ist der Tagebuchschreiber) ramm ich aber
eine rein!“, kann man da genauso lesen wie „Idiot“. Doch das ist
kein Grund gegen solche Personen vorzugehen. Sie tun es doch nur aus
Spaß an der Freud und den sollte man diesem Kreis auch
lassen. Wenn es ihnen hinterher besser geht, habe ich sogar noch
einen Beitrag zum Wohlergehen geleistet und solche Beiträge bin ich
gerne bereit zu liefern.
Der Feiertagsonntag führte mich nach
längerer Zeit wieder einmal an unser aller Biotop-Projekt in
der Wörnitzaue zwischen Gerolfingen und Wassertrüdingen. Man
kann sich jedes Mal in dieses Stück Natur verlieben, das nach jedem
Hochwasser wieder neu modelliert erscheint. Botanisch und
entomologisch erbrachte der Besuch allerdings wegen der noch frühen
Jahreszeit noch nichts. Die Bilder zeigen Ausschnitte der
in diesem Bereich stark mäandrierenden Wörnitz sowie einen
Blick über unser Objekt.
Als ich von meinem kleinen Maiausflug
wieder an meinen Schreibtisch zurückkehrte und mich dem
Dinkelsbühler Storchennest zuwandte, stockte mir für einen
kurzen Moment der Atem. Da stand – zwar kopflos – ein
leibhaftiger Storch. Drei Tage Storchenentzug aus Dinkelsbühl
ist für alle „Süchtigen“ eine ganz harte Nummer! Ich hatte ja erst
kürzlich geschrieben, dass mit den guten Wetterprognosen für
dieses Wochenende vielleicht der eine oder andere Storch nach
Dinkelsbühl gespült werden könnte. Nun schien wenigstens der
eine sein Glück zu versuchen. Vorsichtig und ein wenig
misstrauisch stand er zuerst am Nestrand. Hoch aufgerichtet
(darum für die Webcamseher ohne Kopf erscheinend!)
sicherte er in alle Richtungen. Er schien nicht so genau zu
wissen, mit welcher Situation am Nest er hier konfrontiert werden
würde.
Erste Landung!
Die Eier signalisierten ihm, dass das
Nest besetzt ist oder war . In einer solchen Situation hat man
als Storch aber mit Verteidigungsangriffen des oder der
Nesteigentümer zu rechnen. Doch solche Angriffe
schienen nicht zu passieren. Dennoch ging der Neue
sehr behutsam war. Meine Kamerauhr zeigte 16:26 Uhr.
Insgesamt traute er der Situation nicht. Hin- und
hergerissen von angeborenen Instinkten drehte er noch einige
Platzrunden und landete ein zweites Mal.
S05050103 Die
zweite Landung! Diesmal ging er zielgerichtet vor. Er
schnappte sich, wie ich Ihnen im Tagebuch angekündigt hatte,
im zweiten Anlauf und damit als zweite Amtshandlung das in der Mitte
liegende Ei, hielt es kurz im Schnabel und ließ
es dann über den linken Nestrand in die Tiefe
rollen.
Der erste Streich!
Im Innenhof des alten Rathauses schlug es aufs
Pflaster auf. Es war genau 16:28 Uhr. Wie wenn der Neue
nun etwas warten und die Folgen seiner Tat
rekapitulieren wollte, flog er abermals vom Nest. Ich legte mich
derweil bis zur Rückkehr des „Nestplünderers“ auf die Lauer. Um
17:06 Uhr betrat er erneut die Bühne.
Da bin ich wieder!
Ob bei dem unvermittelten Auftauchen
noch ein zweiter Storch im Spiel war, lässt sich nicht mehr
ermitteln. Ich dachte für Sekunden, dass noch ein weiteres
Exemplar um das Nest flog. Nach einem neuerlichen Abflug war es
dann um 17:13 Uhr so weit. Das zweite Ei war gepackt und
landete auf dem Ledermarkt vor Helmut Wilflings Modegeschäft.
Der zweite Streich!
Ich denke, dass der angeborene
Verhaltensmechanismus des Nestausräumens bei unserem Neuen
erstmals in Aktion treten musste und deshalb so zögerlich
ablief. Nach jedem vollzogenen „Eiermord“ griffen
Übersprunghandlungen, die in Konfliktsituationen
auftreten. Da wurde plötzlich ganz intensiv am Nest gebaut
oder für Minuten Gefiederpflege betrieben. Und immer wieder
suchte Adebar auch sein Heil in der Flucht, er flog also abermals
ab. So geschehen um 17:33 Uhr. Um 18:14 Uhr vollzog sich
endlich der letzte Teil der Pflichtaufgabe unseres Männchens.
Dass es ein neues war, entdeckte ich erst jetzt zweifelsfrei. Vorher
konnte ich wegen der auch bei mir vorherrschenden Aufgeregtheit
nicht so klar beobachten. Der neue Storch trug links
oberhalb der Zehen einen Ring, unser altes Männchen hatte keinen
und der „Alte“ hätte außerdem seine Eier nicht aus dem Nest
befördert. Um 18:17 Uhr hatte der neue Nestbesetzer das
letzte Ei im Schnabel.
Der dritte Streich!
Er legte es kurz noch einmal am Nestrand
ab
Kurz in die Ablage!
und baute unkoordiniert an seiner neuen
Behausung herum (Übersprunghandlung!), ehe das Objekt der
Begierde nach wenigen Sekunden, so wie das erste Ei, in den
Innenhof des alten Rathauses fiel.
Das war es!
Danach hatte der Mohr seine Schuldigkeit
getan und konnte gehen. Mit Spannung wartete ich schließlich auf
die abendliche Einkehr des Gastes und er kam. Pünktlich um
20:22 Uhr landete er für heute letztmals hoch über den Dächern
der Stadt und wie zum Beweis für seine neue Identität ließ er in der
Dämmerung seinen weithin blitzenden Ring links über
den Zehen aufleuchten.
Zeig her deine Füße, zeig her deinen Ring!
Sieh hin, Tagebuchschreiber, da hast du eine
harte Nuss zu knacken! Es wird, vorausgesetzt unser Neuer bleibt,
nicht ganz leicht, diesen Ring abzulesen. Aber wo ein Wille ist, da
ist auch ein Weg. Die Nacht senkte sich über Nest und Storch
Es wird Nacht! |
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02. Mai 05 |
Die Freude währte nur kurz. Nach
einer Visite von gerade mal 18 Stunden am Nest fehlt von
unserem Hoffnungsträger wieder jede Spur. Seit den
späten Vormittagsstunden warteten wir alle zusammen vergeblich auf
die Rückkehr. Die Eier aus dem Nest werfen und sich einfach
verkrümeln, ist nicht die feine Art!
Sag zum Abschied leise Servus!
Aber wir wollen es nicht vermenschlichen,
er wird sicher seine guten Gründe gehabt haben! So bleiben uns noch
letzte Schnappschüsse und ein leises Servus. Auf ein Neues
demnächst in diesem Theater! |
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03. Mai 05 |
Sage noch einmal einer, im Dinkelsbühler
Storchennest sei nichts los! Die Ereignisse der letzten
beiden Wochen könnten einen Fernsehkrimi ersten Ranges
ergeben. Vom Unfalltod des Weibchens im Schlammtrockenbeet
der Kläranlage war die Rede, ebenso von der heldenhaften
Dauerbrut des Witwers bis zu dessen Verschwinden 11 Tage nach
dem Verlust der Gelegeproduzentin. Anschließend versuchte sich ein
links unten mit einem Alu-Ring gekennzeichneter
„Eierkiller“ für wenige Stunden am Nest. So
leise und heimlich, wie er erschienen war und seinen
Eierrauswurf begangen hatte, verabschiedete er sich nach einer
Nacht auch wieder. Ohne jegliche Ambitionen, selbst
für Nachwuchs zu sorgen, trieb er sein
heimtückisches Spiel. Ob er schon vorher an einem anderen Nest
aktiv war? Ob er in der Folgezeit an anderer Stelle auftaucht und
erneut zuzuschlagen versucht? Und heute gab es die nächste
Überraschung. Um 14:55 Uhr fiel ein neuer Storch
vom Himmel und hielt auf dem Altrathausdach Einzug. Seinem Benehmen
nach war er hochgradig erregt!
Das kann sich sehen lassen!
Dies muss als sicheres Indiz für
weitere Störche in der nächsten Umgebung gelten. Die Erregung
wollte und wollte nicht abklingen. Alle Variationen im
Drohverhalten eines Weißstorches waren im Detail zu bewundern
und ich konnte mich beim Erstellen der Schnappschüsse gar nicht so
recht bremsen! Genau um 15:03 Uhr landete ein zweiter
Storch im Nest, der vom Erstbesetzer, einem Männchen,
sofort geduldet wurde.
Der zweite Storch landet!
Das angekommene Weibchen beteiligte
sich sofort an den Drohreaktionen, also musste mindestens
noch ein dritter Storch im Spiel gewesen sein. Ulrichs Frau,
so konnte man wenig später im Gästebuch lesen, beobachtete die Szene
von ihrem Arbeitsplatz und konnte einen dritten Storch
auf dem Kamin des alten Rathauses in unmittelbarer Kameranähe
entdecken. Deshalb war also die Aufregung so riesig.
Wie unschwer zu erkennen war, erwies sich die Storchendame
als Ringträgerin. Über dem Intertarsalgelenk ihres
rechten Beines prangte ein schwarzer ELSA-Ring.
Vereint im Nest! Das Weibchen steht rechts!
Um eine Identifizierung der Ringträgerin
so schnell wie möglich zu bewerkstelligen, machte ich mich auf den
Weg nach Dinkelsbühl. Als ich den Stadtrand erreichte,
schraubten sich gerade zwei Störche über mir in die Luft.
Ich war also etwas zu spät eingetroffen. Da ich nicht wusste,
wie lange die Vakanz im Nest dauern würde, brach ich
meine Beobachtung ab und fuhr wieder zurück
nach Feuchtwangen. Zu Hause angekommen, landete das Paar
gerade wieder im Nest und das Drohen und das Abwehrverhalten
dauerte an.
Sie kennt dieses „Nestgefühl“ vom letzten Jahr!
So startete ich ein weiteres Mal
in Richtung Dinkelsbühl und hatte nun mehr Glück. Bei meiner Ankunft
stand das Paar im Nest und mir gelang die Ablesung. Es
trat ein, was ich im Stillen bereits zu Hause
befürchtet, besser erwartet hatte. Die Ringträgerin war
die Storchendame unseres Nestes aus dem letzten
Jahr, die nach Kämpfen und Gelegeverlust sang- und klanglos
abgezogen war und die ich heuer am 3. April als
Brutstorch in Wilburgstetten (8 km von Dinkelsbühl
entfernt) abgelesen hatte. Was macht sie aber heute
in ihrem alten Nest? Sie sollte sich doch an einer Brut
beteiligen und ihr Gelege ausbrüten. Mir kamen dunkle
Ahnungen. Ich fuhr weiter nach Wilburgstetten. Das
Nest auf dem Kirchturm war leer. Den Spuren am
Dach nach zu urteilen, hielt sich das Paar schon länger nicht mehr
regelmäßig am Nest auf , die weiße Schmelzschicht unterhalb des
Nestes hatte sich in Stärke und Ausdehnung seit meinem letzten
Besuch vor etwa 3 Wochen deutlich reduziert. Da muss seitdem
irgend etwas vorgefallen sein! Die zweite Nullnummer also
unserer Störchin aus dem Luisenpark in Mannheim. Zufall? Gab es
erneut Kämpfe mit dem schon bekannten Ausgang? Ich wage es
nicht zu behaupten, aber Nachwuchs wird in diesem Nest
nicht mehr zustande kommen. Man hat man nun viel Freizeit
in Wilburgstetten und diese Freizeit schien das dortige Paar heute
zu einem Ausflug nach Dinkelsbühl genutzt zu haben. Das
Männchen im Dinkelsbühler Nest in diesen Stunden war
zweifelsfrei der Partner aus Wilburgstetten.
Immer noch keine Ruhe!
Gegen 16:30 Uhr kam es sogar zu einer
Kopulation, doch die Geschichte ist ziemlich verkorkst.
Man scheint es wieder zu wollen! Da ich sicher
davon ausgehe, dass unser heutiger Ringstorch, der identisch
ist mit dem vorjährigen Weibchen, im Nachbarort eine Brut
begonnen hat und Eier legte, die nun aus unbekannten
Gründen nicht mehr existieren, besteht kaum eine Chance auf
eine neue Brut am neuen Brutplatz. Wenn wir also in
unserem Nest eine Brut wünschen, was durchaus legitim ist,
sollte sich „die Alte“ mit ihrem Ehegespons doch bald
aus dem Staube machen und anderen den Vortritt
lassen. Wir dürfen die Dinge, die da noch auf uns zukommen in aller
Ruhe genießen und auf uns zukommen lassen. Bei
Störchen – und hier wiederhole ich mich gerne - ist nichts
unmöglich! Dann kam der große Regen über Stadt und Land.
Das Paar war abgeflogen und kam auch in der Nacht
nicht mehr zurück. Sicher flog es die kurze Strecke
an seinen angestammten Brutplatz zurück und machte damit den
Weg frei für neue Besucher unseres Nestes. Der Eierräuber
von Montag bis Dienstag konnte von mir nicht ausfindig gemacht
werden. Ob er sich in Storch Nummer 3 auf dem Kamin verbarg? Im
Stillen war ich über diese Entwicklung des Tages
froh, auch wenn ich mich im ersten Augenblick riesig über
das Paar gefreut hatte. Weitere Fragen werden
sich in den nächsten Tagen auftun und einer
Beantwortung harren. Werben Sie deshalb in Ihrem Bekannten-
und Freundeskreis für unsere Website. Die
Daily-Soaps im Fernsehen können sie gegen unsere
Tatsachenberichte schon fast in der Pfeife rauchen und die
nächste Folge wartet schon auf ihre Ausstrahlung. In den
anderen Kameranestern ist es dagegen momentan eher
langweilig. Das große Schlüpfen hat begonnen und
bis zum großen Sterben sind es noch einige Tage.
Deshalb frisch an die Monitore und nichts verpassen! Bei uns
liegen Sie richtig! Arme Zoostörchin! Blieb dir auch heuer eine
erfolgreiche Brut in Wilburgstetten verwehrt! Wenn es doch noch
klappen sollte, vielleicht in Dinkelsbühl, würde ich mich riesig
freuen! Arme Zoostörchin aus Dinkelsbühl! Warum musstest du ins
Schlammtrockenbeet fallen? Zufall? Bestehen doch Zusammenhänge
zwischen der Herkunft und dem Bruterfolg? Die Beweise
sind in zahlreichen Artikeln in der Fachliteratur angetreten
worden. Im schon vorgestern erwähnten
LBV-Projekt-Report
Weißstorchschutz (PDF) vom April 2005 lesen wir und ich zitiere
daraus:
„Es gibt in Westdeutschland (Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz), Frankreich (Elsass) und der Schweiz
einige ehemalige Zuchtstationen, die jetzt weitgehend nur
noch als Pflegestationen dienen, da man erkannt hat,
dass Störche, die zuviel Kontakt mit Menschen hatten,
sich teilweise nicht mehr normal verhalten und z.B. auch
weniger Junge großziehen als Wildstörche an vergleichbaren
Standorten (aktuelle, noch unveröffentlichte Studie aus
Oberschwaben). Auch Jungstörche, die in Pflegestationen
groß geworden sind, haben kein natürliches Vorbild durch die
Altstörche und es ist fraglich, ob diese nicht unter den ersten
sind, die auf dem Zug verschiedenen Gefahren erliegen (60% der
Jungstörche überleben das erste Jahr nicht..). Es gibt also
Erkenntnisse, dass das gezielte Eingreifen des Menschen
für die Gesamtpopulation mehr schadet als nützt. Deshalb sind
auch die führenden Weißstorchfachleute einig, auch dann
nicht einzugreifen, wenn man per Internetkamera
zuschauen kann, wie Jungstörche im Nest eingehen...“
Ende
des Zitats. Hans Lakeberg, der leider zu früh verstorbene
oberschwäbische Storchenforscher beklagte in einem Vortrag im
Tiergarten Nürnberg einmal die Unfähigkeit zahlloser aus
Aufzuchtstationen stammenden Brutstörche seines
Forschungsraumes, Junge groß zu ziehen. So sei ein solcher
Aufzuchtstorch jahrelang Dauergast auf dem Nest in
Saulgau gewesen und die Stadtverwaltung hätte ihn
(Lakeberg) gebeten, eine Abschussgenehmigung für den
Dauerversager einzuholen. Man wünschte sich nämlich seitens der
Stadt Saulgau endlich einmal Nachwuchs im Storchennest. Lakeberg
lehnte natürlich ab. Der Experte beklagte damals häufig die immer
mehr ins Kraut schießenden Aufzuchtstationen und er wünschte sich
sehnlichst Verhältnisse wie in Bayern. Dieses
Bundesland beteiligte sich nämlich nie an solchen Einrichtungen und
die Geschichte zeigt, dass die damalige Entscheidung
richtig war. Inzwischen haben alle Verfechter des ungezügelten
Züchtens von ihrer früheren Haltung Abstand genommen und jegliche
weitere Entwicklung auf diesem Gebiet für beendet erklärt. |
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04. Mai 05 |
Die Nacht blieb storchenlos, das Paar
des Nachmittages hatte sich wieder an sein Stammnest nach
Wilburgstetten verzogen. Dort gibt es allerdings
nichts mehr zu tun, ist doch die Brut aus noch unbekannten
Gründen gescheitert. Wo allerdings der dritte Mann, nein der
dritte Storch, abgeblieben war, bleibt sein Geheimnis.
Im Morgengrauen stand er auf alle Fälle laut Peters Eintrag
im Gästebuch bereits wieder im Nest. Das musste er also
gewesen sein, denn zu so früher Stunde und noch schlechter Thermik
macht sich keiner aus Wilburgstetten oder anderswo in die Große
Kreisstadt auf. Da wäre er also!
Gegen sieben Uhr zeigte er dann auch dem
Tagebuchschreiber seine morgendliche Anwesenheit, als
er ihm zum Frühstück seine Reverenz erwies.
Klappernder Morgengruß!
Und so blieb es den ganzen
Vormittag über. Häufig legte sich Adebar ins Nest,
so als ob er damit ausdrücken wollte, dass ihm die Angelegenheit
nicht ganz ungelegen käme. „Wir haben also im Augenblick einen
Storch, der es Ernst meint! Fehlt aber immer noch einer!“, dachte
ich mir kurz vor dem Mittagessen.
Doch da ging es schon wieder Schlag auf
Schlag, Die neue Folge der „Daily Soap“ begann zu
laufen. Unser Streunerpaar aus Wilburgstetten machte
gerade wieder einen Ausflug und den seit neuestem
bevorzugt nach Dinkelsbühl. Da standen plötzlich ER und Sie
vereint und gemeinsam in unserem Nest. Kein Zweifel: Der schwarze
ELSA-Ring leuchtete über dem rechten Intertarsalgelenk des Weibchens
und zum Beweis ihrer ehelichen Harmonie vollzogen sie nach
wenigen Minuten eine weitere Paarung.
Man weiß, wie es geht!
Diese Kopulationen haben aber in
der Situation, in der sich das Paar befindet nichts zu
bedeuten. Das machen viele Vögel nach Abbruch oder Verlust der
Brut. Mit Erfolg, das heißt mit der Produktion eines weiteren
Geleges, sollten wir bei der Ringträgerin nicht mehr rechnen.
Während der ersten Minuten ihrer Anwesenheit am Nest zeigten
beide Störche wieder extremes Abwehr- und Drohverhalten,
so dass kein Zweifel an der Präsenz eines Storches oder mehrerer
anderer Störche bestand.
Diese Reaktionen steigerten sich
schließlich von Minute zu Minute und es kam zu vermehrten
kurzen An- und Abflügen, ein sicheres Zeichen, dass sich der
Feind in unmittelbarer Nähe aufhielt.
Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit!
Auf dem Höhepunkt
der Auseinandersetzungen konnte man mehrmals ein
ineinander verkeiltes Storchenknäuel beobachten, das sich in
immer neuen Varianten auflöste.
Da geht es zur Sache! Wer zählt die Kämpfer?
Zurück blieb schließlich ein Sieger!
Ein unberingter Storch hatte sich gegen das arbeitslose
Paar aus Wilburgstetten durchgesetzt.
Der Sieger erschöpft!
Dieser erwies sich auch in den nächsten
Stunden als überaus präsent und ich bin sicher, dass er
bleiben wird. Nach den schweren Kämpfen zogen die
Unruhestifter kleinlaut ab und standen gegen 16 Uhr beide
auf dem Kirchturm von Wilburgstetten, während der Sieger
zeitgleich in unserem Nest seine Präsenz sichtbar zur Schau
stellte.
Helmut Wilfling konnte die
aufregendsten Minuten live in seinem Modegeschäft
verfolgen. Er spricht von vier Störchen, die in
die Auseinandersetzung verwickelt waren. Ich will ihm dies
glauben, jedoch ist das Zählen bis vier bei der Dramatik und
Dynamik der Vorgänge und einem sehr begrenzten Blickwinkel
nicht ganz leicht. Drei Störche waren es in jedem
Fall, gekämpft haben davon jedoch nur zwei! Man kennt solche
Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr und Frauen halten sich aus
Unannehmlichkeiten gerne heraus.
Es gibt noch eine kleine Chance, in
diesem Jahr mit Nachwuchs in unserem Nest aufwarten zu können. Ich
nenne da mal den 10. Mai. Sollte vor diesem Termin
noch ein zweiter Storch zu unserem Einzelgänger finden, dann
gibt es eine solche Minimalchance, danach geht sie sicher
gegen Null. Also ein wenig Daumendrücken, denn ich kenne kein
Nest, das in den fünf Jahren seiner Internetpräsenz so von allen nur
erdenkbaren Katastrophen gebeutelt wurde. Es sind einfach
zu viele Störche, die in unserem schönen Städtchen brüten
wollen. Und bei der Beliebtheit sind Kämpfe eben an
der Tagesordnung und nur die besten setzen sich durch. Unser
Single gehört vielleicht dazu, er übernachtet auf alle Fälle heute
in unserem Nest. Auf ein Neues! Was wird der morgige Tag bringen?
Gespannt auf den morgigen Tag! |
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Bitte unterstützen Sie unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Der Bund-Naturschutz interessiert sich natürlich nicht
nur für Störche, sondern, wie sie sicher unseren übergeordneten
Seiten schon entnommen haben, unter anderem für den Biber. Ganz
aktuell zum Anhören und Download
Das Biberlied als
MP3
in fränkischer Mundart gesungen von der Gruppe
Herrenholz
Weitergehende
Informationen zum Biber finden Sie hier.
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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