Storchenkamera - Dohlenkamera?
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 4

26. Apr. 05

Das Drama ist aufgeklärt! Wieder bleibt es dem Dinkelsbühler Tagebuch vorbehalten, eine immense Gefahrenquelle für Tiere und letztlich auch für unvorsichtige Menschen aufgedeckt und an die große Öffentlichkeit gebracht zu haben. Darauf dürfen wir stolz sein, ist es doch in dieser Deutlichkeit und auch sonst noch nie so drastisch dargestellt worden, auf welch ekelhafte Weise zahllose Tiere in ähnlichen Einrichtungen verrecken. Die Schilderungen im Tagebuch können deshalb gar nicht drastisch genug ausfallen, um auch den letzten hinter dem Ofen hervorzulocken. Tausende solcher Anlagen gibt es allein in der Bundesrepublik und ich rufe alle, die in der Kommunalpolitik, im Natur- und Tierschutz tätig sind, auf, meine Schilderung unter Angabe der Quelle an die Kommunen zu verschicken und auf eine Absicherung der genannten Gefahr zu pochen. Lasst uns eine konzertierte Aktion in diesem Punkte starten und alle Kräfte in diese Richtung bündeln. Ich wage gar nicht daran zu decken, wie groß dieses Massengrab bundesweit ausfällt. Sind es Tausende oder Zehntausende oder gar Hunderttausende von ähnlichen Schicksalen in jedem Jahr? Findet mein Aufruf auch nur wenig Resonanz, was ich mir gar nicht vorstellen kann, so haben wir etwas in die Wege geleitet und unsere Storchendame trägt dafür eine gewisse Mitschuld. Ihr so tragischer Tod, sollte wenigstens noch einen Sinn haben. In allen Gästebücher und Foren sind mittlerweile Kläranlagen in aller Munde und dort sollte auch die schmutzige Wäsche landen (in den Kläranlagen!), die all diejenigen waschen, die ihren Frust über den großartigen Zuspruch unserer Website nur schwer verkraften können. Erfolg bringt Neider hervor und so wird es auch bleiben. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf eine ähnlich Aktion, die einen mindestens ebenso traurigen Anlass hatte. Unweit von Dinkelsbühl verunglückten zwei Jungstörche an einem ungesicherten Strommasten. Die darauf folgende Kampagne führte zu engen Kontakten mit dem Stromversorger N-ERGIE, die inzwischen zur Absicherung tausender Strommasten allein im westlichen Mittelfranken führte. So schnell und problemlos wäre es ohne uns nie und nimmer abgelaufen. Inzwischen zählt N-ERGIE zu unserem Hauptsponsor, ohne den Sie wahrscheinlich keine Bilder aus dem Storchennest sehen würden Und ein dritter Punkt unseres unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatzes für die Bewahrung der Schöpfung insgesamt und nicht punktuell auf einzelne Individuen einer einzigen Tierart beschränkt (so wie es viele Tierschützer tun!) zielt auf den Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“ ab.

Hier sich zu engagieren, bedeutet Leben erhalten und bewahren für Hunderte verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Unser Projekt aus dem Jahre 2003 hatte diese Ziele zum Inhalt. Seine Verwirklichung steht nun endlich vor dem Abschluss. Zwei Jahre Arbeit sind in Fragen des Natur- und Biotopschutzes keine lange Zeitspanne. Die Wörnitzaue bietet noch für einige Weißstorchpaare Brut- und Lebensraum. Das angesprochene Gebiet wuchs inzwischen auf 3,7 Hektar Fläche, die der Bund Naturschutz zum Preis von knapp 40.000 EUR erworben hat. Im kommenden Herbst erfolgt die Verlegung und Zusammenlegung der noch verstreut liegenden Flächen innerhalb des Flurbereinigungsverfahrens. Wie bereits 2003 angekündigt, soll unser Projekt aber noch größer werden. Um eine sinnvolle Abformung der Fläche zu erreichen, müssen wir in den nächsten Wochen noch zusätzliche 12.000 Quadratmeter erwerben. Der dann insgesamt dauerhaft für den Naturschutz gesicherte Bereich liegt dann in Wirklichkeit sogar bei sagenhaften 80.000 Quadratmetern, da sich auch das Wasserwirtschaftsamt an unseren Planungen beteiligt und ebenfalls mitarbeitet. Es gilt jetzt, die einmalige Chance zu nutzen, in den nächsten Wochen noch die erforderlichen 12.000 Quadratmeter zu erwerben. Mit den danach möglichen Gestaltungsmaßnahmen (Grabenaufweitung, Tümpel- und Muldenanlage..) und nur noch extensiver Landnutzung, soweit für Naturschutzzwecke erforderlich, ist eine starke ökologische Aufwertung verbunden, ebenso verbessert sich die Retentionsfähigkeit im Wörnitztal und damit der vorbeugende Hochwasserschutz.

Wir appellieren an Sie: Helfen Sie uns mit Spenden beim weiteren Lebensraumerwerb für Storch und Biber und........!!! Aufgrund der Förderung des Projektes durch den Bayerischen Naturschutzfonds kommen wir mit 1 Euro schon 4 Quadratmeter weit! Das heißt: Umgerechnet 3000 Euro wären erforderlich, um die noch fehlende Fläche zu erwerben. Ich glaube, das ist ein realistisches Ziel! Es wäre toll, wenn es uns gelänge, die Summe aus dem Kreise der Seher der Storchenkamera Dinkelsbühl aufzubringen. Also nur Mut! Jeder Betrag ist spendenfähig! Stellt der Lebensraum, den unsere Störche bewohnen, die erforderliche Nahrungsmenge bereit, lässt sich ein Ausweichen auf „falsche Plätze, wie an der Kläranlage Dinkelsbühl geschehen, vielleicht vermeiden oder wenigstens minimieren.

Das Nest wartet derweil auf ein neues Weibchen oder auch auf ein neues Paar. Die Chancen dazu bestehen nach wie vor. Sie werden zwar von Tag zu Tag geringer, aber bis in die erste Maiwoche hinein kann noch etwas in dieser Richtung laufen. Bei uns sind Sie auf alle Fälle bestens aufgehoben, was Information, Beratung, Wissensvermittlung, Offenheit, Diskussionsfreude (auch kontroverse Meinungen werden respektiert), Meinungsbildung und persönliches Engagement betrifft.


Ein bald schon gewohnter Anblick!

 
Ordnung muss nach wie vor sein!

 
War da was?

 
27. Apr. 05

In den Morgenstunden machte ich meine ersten Schnappschüsse unseres verbliebenen Männchens und ich ahnte da noch nicht, dass dies die (vorläufig) letzten gewesen sein sollten. Irgendwann in den frühen Nachmittagsstunden gab es noch einmal eine Begegnung mit ihm, doch danach blieb auch er verschollen.

 
Die letzte Begegnung mit unserem Männchen?!

Diese Tatsache fand ihre Bestätigung an Abend, als ich vergeblich auf den Übernachtungsgast wartete. Doch nicht schon wieder eine Hiobsbotschaft!, dachte ich in aller Stille bei mir und meldete mich dennoch im Gästebuch mit einer kurzen Notiz zur Sachlage. Dennoch besitzt das Verschwinden des Männchens eine ganz andere Dimension als das Ausbleiben des Weibchens während der Eiablage. In der Folge beherrschte der Bruttrieb das weitere Handeln des Witwers und erst nach fünf Tagen zeigte sich der Hunger stärker. Das Männchen verließ erstmals das Gelege. So geschehen am 21. April. In den Tagen bis heute verlor sich der Bruttrieb gänzlich und das Interesse an Nest und Gelege ließ mehr und mehr nach. Somit wurde der Storchenmann wieder frei von allen Zwängen, was bei ihm hieß, sich neu zu orientieren und vorerst an anderer Stelle sein Glück zu versuchen. Die Situation am Nest bietet nun wieder ein fast jungfräuliches Bild, abgesehen von den drei Eiern, die nach wie vor die verwaiste Storchenbehausung zieren. Interessenten anderer Art gaben sich auch wieder ein kurzes Stelldichein.


Bei Storchens ist niemand zu Hause!

Wir dürfen in diesem Stadium also erneut auf die Einkehr eines oder zweier neuer Störche hoffen. Danach beginnt die Storchensaison zum zweiten Mal. Wenn nicht! Bei mir sind Sie immer gut aufgehoben! Sie werden auch dann nichts verpassen. Ich werde nachfragen, über neue Erkenntnisse in der Storchenforschung plaudern, das Umland um Dinkelsbühl mit seinen schönen Seiten vorstellen, die Entwicklung unserer Projekte weiter begleiten und selbstverständlich Missstände aufdecken und diese auch schonungslos analysieren. An einem Fall arbeite ich gerade intensiv. Die Recherchen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Jedoch so viel sei verraten: Wenn sich die Sachlage bestätigt und sich die durchaus glaubhaften Verdachtsmomente erhärten, muss von einem skandalösen Vorgang gesprochen werden, bei dem gegen bestehendes Naturschutzrecht eine brutfähige Störchin „aus dem Verkehr“ gezogen wurde.  Zitat: „... Ihr (der Störchin) werden jetzt erstmal die Flügel gestutzt, damit sie nicht gleich wieder in Richtung Erlangen startet! Im Herbst, nach der Mauser, wird ihr Gefieder wieder „einsatzfähig“ sein für den Flug gen W oder O.“ Wie herzlos müssen Menschen sein, die so etwas durchführen! Mehr werden Sie dann in einem der nächsten Einträge lesen mit hoffentlich weniger schlimmen Nachrichten.

 
28. Apr. 05

Dass der Spendenaufruf vom 26. April bereits am zweiten Tag so positive Wirkungen zeigte, hat mich ungemein gefreut. Wie Sie wissen, arbeite ich vollkommen ehrenamtlich – wie übrigens alle, die am Kameraprojekt beteiligt sind - für meine Störche und viel Zeit kostet auch die Tagebucharbeit, für die ebenfalls kein Cent von irgendeiner Seite zu bezahlen ist. Manche werden jetzt denken: Selber Schuld! Stimmt! Da kann ich gar nicht widersprechen. Da ich dem Bund Naturschutz auf diese Art und Weise sehr viel Geld spare, das er dann wieder in den Ankauf von Flächen investieren kann, betrachte ich die Spendenaktivität auch als kleine Anerkennung für meine Arbeit. Man kann es nie allen Recht machen! Das habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder auch schmerzlich erfahren müssen. In solchen Phasen wurde ich dann aber schnell durch viele Mails aufgerichtet (die gab es heuer ebenfalls!), in denen ich ermuntert wurde, weiter zu schreiben und mich nicht von einer verschwindend kleinen Minderheit meiner Leser zur Kapitulation herausfordern zu lassen. Ich werde mich diesen Bitten auch in Zukunft nicht verschließen und „mein Ding“ so weiter führen. Eine besondere Belohnung in dieser Angelegenheit stellen natürlich für alle Verantwortlichen die eingegangen Spenden dar. Da geht auch immer wieder ein Ruck durch mich und ich sehe, dass doch nicht alles umsonst war. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Rezession und Geldsorgen in zahlreichen Familien und unter vielen Rentnerinnen und Rentnern hat die Bitte um eine Spende eine ungleich einschneidere Wirkung, als wenn mehr Geld in den privaten Kassen zur Verfügung stünde. Wer auch nur wenige Euro spenden will und kann, braucht sich deshalb nicht zu schämen. Nach dem ersten Aufruf von vorgestern kann der Bund Naturschutz in Bayern mit seiner Kreisgruppe Ansbach bereits weitere 1000 Quadratmeter mit Ihren Spenden in der Wörnitzaue kaufen.

Ich werde Sie in den nächsten Einträgen mit Bildern über die Fläche informieren und jeder Spender darf sich schon einmal als kleiner Grundstücksbesitzer fühlen und „sein Gebiet“ in Augenschein nehmen. Schon jetzt im voraus ein großes Dankeschön!

Am Nest brachte der heutige Tag ein Novum! Seit 14. März blieb dieser Eigenbau erstmals ohne den Anflug eines Storchs.


So blieb es den ganzen Tag! 

Wo ist unser Männchen also abgeblieben? Dazu habe ich meine Meinung gestern geäußert. Aber trotz allem bleibt in solchen Fällen immer ein Unsicherheitsfaktor und man kann einen erneuten Unglücksfall auch nicht vollkommen ausschließen, wenn er sicher sehr viel unwahrscheinlicher ist als im Falle des Verschwindens unseres Weibchens. Da blieben abermals zur Auswahl: Kläranlage, Verkehrsunfall, Stromopfer, Falle...!? Denken wir aber positiv und freuen wir uns, wenn er nur abgezogen ist, um an anderer Stelle sein Glück zu versuchen. Zu erzählen gibt es für mich in storchenlosen Tagen dennoch sehr viel. Unser Spendenprojekt wird breit ausgeführt und vorgestellt, andere Nester im Umkreis Dinkelsbühls werden besucht, beschrieben und im Bild festgehalten, Ihr Tagebuchschreiber wird auch in andere Kameranester blicken und Berichtenswertes niederschreiben und schließlich soll auch an das Schicksal mancher gequälter Storchenindividuen erinnert werden, die bereits jetzt oder in der Folgezeit grundlos am Fliegen gehindert, aus Nestern entfernt und in andere hineingesetzt werden oder - ganz generell gesagt – auf bloßen Verdacht hin beim Brüten und während der Jungenaufzucht massiv gestört und völlig unnötig enormen Stresssituationen ausgesetzt werden und das vor allem ausgerechnet während einer Schlechtwetterperiode. Sie sehen, bei mir liegen Sie richtig!

Das Thema Storch ist unerschöpflich und selbst für mich gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Nobody is perfect! Verzeihen Sie mir deshalb, wenn ich beim Schreiben nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage lege. Ich bin da von meiner momentanen Befindlichkeit sehr abhängig und wenn sich die Nacht neigt und nach drei Stunden Schweißarbeit noch kein Ende absehbar ist, bessern Sie nicht jedes Wort noch einmal aus. Leider blieb mein Wunsch aus dem vergangenen Jahr, zu einem Meinungsaustausch mit Storchenschützern zu kommen, die einen anderen Weg im Storchenschutz eingeschlagen haben, bisher ungehört. Auch ein Versuch unseres Ortsvorsitzenden im Bund Naturschutz, mit einem Vertreter des „anderen Lagers“ telefonisch in Kontakt zu treten und ihm die Sicht der Dinge unter Naturschutzaspekten darzustellen, wurde von der Gegenseite sehr rüde abgebrochen. Wenn es der Storchensache dient, soll es mir Recht gewesen sein.

 
29. Apr. 05

Auch heute fand kein neuer Storch ins wunderschöne Nest auf dem alten Rathaus. Papa Storch hat inzwischen an anderer Stelle ein Zuhause gefunden. Es könnte sogar sein – auch wenn ich keinen Beweis dafür habe – dass er sich zur Zeit in meiner Heimatstadt Feuchtwangen aufhält. Dort werden alljährlich einzelne Störche gesichtet, ohne dass sich dabei etwas Dauerhaftes ergeben hätte. Einzige Ausnahme blieb das Jahr 2003, als sich ein Paar ein Nest auf dem alten Rathaus baute, aber wegen der verspäteten Ankunft im Mai nicht mehr brütete. Dass ich heute ein weiteres Storchenexemplar in den Sulzachwiesen unweit meiner Wohnung begegnete, ist nichts Außergewöhnliches. Als dieser Storch von Spaziergängern aufgescheucht wurde, flog er auf den knapp 30 Meter hohen Turm der katholischen Stadtpfarrkirche und landete. Anschließend erkundete er das nur flach geneigte Dach und blieb dort auch während der Nacht. Einen Ring trug er, wie unser Dinkelsbühler Storch, nicht. Ob sich noch viele Störche im „Anmarsch“ befinden, steht meiner Meinung nach außer Frage. Wie die Berichte aus den östlichen Bundesländern beweisen, sind dort erst im Vergleich zum Vorjahr wenige Horste besetzt. Eine ähnliche Situation gab es 1997. Damals verhinderten schlechte Wetterbedingungen vor allem über Anatolien einen konstanten Rückflug, so dass sogar einige der Senderstörche damals ihren Flug abbrachen und umkehrten. Ähnliches konnten wir auch in diesem Jahr erleben. Zuerst gab es wieder in Anatolien heftige Schneefälle mit unterdurchschnittlichen Temperaturen und auf dem weiteren Weg führten gewaltige Regenfälle in Rumänien zu Überschwemmungen, die es sogar in die bundesdeutschen Nachrichtensendungen brachten. Tagelang anhaltende Schlechtwetterperioden sind für Segelflieger ausgemachte Zugbremsen und verhindern eine zeitlich „richtige“ Rückkehr.

Franken und damit auch der Landkreis Ansbach haben nun das Glück, Störche aus beiden Zugrichtungen in seinen Grenzen zu beherbergen. Dabei ist gesichert, dass die, die sehr früh, also noch im März, an ihre Nester zurückkehren, auf der Westroute aus Westafrika oder Spanien ihre Brutgebiete wieder erreichen. Die anderen, etwa 30 Prozent unserer Störche, fliegen auf der Ostroute zurück in ihre Brutheimat. Um diese 30 Prozent geht es also, wenn wir noch etwas Hoffnung haben dürfen, dass sich in unserem Nest noch neues Leben zeigen wird. Also es sind nicht die großen Storchenmassen, die sich jetzt unserer Heimat nähern, sondern nur noch einzelne Nachzügler. Bei einem Besuch Herriedens, einem malerischen Ort an der Altmühl mit Stadtmauer und dem Storchennest auf dem Stadttor, darf ich Ihnen ein weiteres Storchenpaar melden, das inzwischen die Brut begonnen hat. Im benachbarten Rauenzell hat sich noch gar nichts getan wie auch in Neunstetten, einem weiteren Ortsteil von Herrieden, wo Ihr Tagebuchschreiber am 30.3. einen neuen Horst für den abgebrannten alten errichtet hatte. Doch als ich mich in den umgebenden Wiesen umsah entdeckte ich einen kleinen aus 4 Störchen bestehenden Trupp. Beim genaueren Betrachten erwiesen sich zwei der Störche als unberingt, die beiden anderen dagegen waren beringt. Die Ablesung der sehr hohen Plastikringe mit einem Buchstabencode entlarvte die Ringträger als „wilde Franzosen“. Ob sich die Gruppe (es schien sich um zwei Paare zu handeln) eines der leer stehenden Nester der Umgebung aussucht oder noch  nicht brutfähig sich als Durchzügler erweist wird man sehen. Auf alle Fälle sieht man, dass noch Bewegung in der Sache ist und die Hoffnung auf Bezug des Dinkelsbühler Nestes weiter besteht.

 
30. Apr. 05

Der dritte Tag hintereinander verstrich storchenlos und brachte dennoch für unsere Arbeit einen überragenden Erfolg.

Im neuen Rundbrief zum LBV-Projekt-Report Weißstorchschutz werden nun für alle, die irgendwie mit Weißstörchen zu tun haben, bundesweite, einheitliche Richtlinien verbindlich gemacht und ab sofort auch umgesetzt. Sie sind identisch mit meinen Grundsätzen, seitdem ich Weißstorcharbeit betreibe und unterscheiden sich von der Vorgehensweise einiger Storchenschützer diametral. Die deutschlandweite Bundesarbeitsgemeinschaft Weißstorchschutz unter ihrem Sprecher Dr. Christoph Kaatz (ehemals Storchenhof Loburg) wird diese Richtlinien ebenso umsetzen wie alle anderen. Der Landesbund für Vogelschutz unter Federführung der Projektleiterin Frau Oda Wieding wird an alle bayrischen Storchengemeinden schreiben und die Bürgermeister auf die bestehende Rechtslage sowie das Artenhilfsprogramm hinweisen.

Ich zitiere aus dem jüngsten Report:
“...In Storchennester „willkürlich“ einzugreifen und die Jungen dann zu entnehmen, wenn der Mensch meint, einschätzen zu können, dass nicht alle Jungen überleben, ist aus der Sicht der Erhaltung der Art nicht notwendig......von einer grundsätzlichen Bedrohung der Art Weißstorch kann nicht die Rede sein und nur bei solchen Tierarten, von denen weltweit vielleicht nur noch ein paar hundert leben, kommt es auf die Erhaltung jedes einzelnen Jungen zur Rettung der ganzen Tierart an. Wenn nun die Forderung laut wird, dem Storch anders als anderen wildlebenden Vogelarten eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen, so muss dringend davor gewarnt werden, die Störche als Haustiere zu betrachten und entsprechend beeinflussen zu wollen. ...“

Das bedeutet auf einen Nenner gebracht: Wer an Nestern während der Brutzeit eingreift und durch Zufütterungen aller Art sich auf „Hausschwein-Niveau“ begibt, wird nicht mehr ungeschoren davonkommen. Wer allerdings grundlos einem gesunden Storch, vermutlich geschehen im Zoo Nürnberg, auf Bitten eines Storchenschützers, die Schwingen stutzt, ist ein Tierquäler, dem schleunigst das Handwerk gelegt werden muss. Ich habe in 30 Jahren Storchenschutz noch nichts Perverseres gehört und dabei hat sich betreffender Storchenschützer seiner Tat noch gebrüstet und sie für eine notwendige Maßnahme hingestellt. Nun fristet Meister Adebar ein Dasein hinter Gittern, nur weil er nach einem Storchenkampf von seinem Nest vertrieben wurde und man nicht will, dass er dorthin zurückkehrt. Ich bleibe an diesem unglaublichen Fall dran, ebenso an einem weiteren aus dem Großraum Nürnberg. Als in diesem Jahr ein Storch bereits am 22.2. in sein Nest in Baiersdorf zurückkehrte und er offensichtlich die nur wenige Kilometer entfernte Dauerfutterstelle in Erlangen-Bruck nicht anfliegen wollte (so ein Dummkopf!), wurde ihm aber entsprechend geholfen! Man höre und staune, zu welch obskuren Mitteln mittlerweile gegriffen wird und Steuergelder verschwendet werden. (Wenn der betreffende Storchenschützer den Einsatz selbst bezahlt hat, ist es fast noch schlimmer.) Ich zitiere aus dem Erlanger Tagblatt vom 22.2.2005.

Im letzten Absatz eines Berichtes heißt es:
„Für den Baiersdorfer Storch hat Zimmermann (ein Storchenschützer, Zusatz des Tagebuchschreibers!) eine Hilfsaktion angekurbelt: Er übergab der Feuerwehr fünf tote Eintagsküken und 10 Karpfenflossen, welche die Wehr als Nahrung ins Nest hievte.“

Ende des Zitats! Wenn man es nicht in der Zeitung gelesen hätte, würde man es für einen Aprilscherz im Monat Februar halten. Manches, was man im Blätterwald zu lesen bekommt, stimmt zwar nicht, in diesem Falle ist es aber durchaus glaubhaft dargestellt und es deckt sich auch mit anderen gleichartigen Hilfsaktionen. Wenn die Stadtverwaltung Erlangen in den nächsten Tagen Post vom Landesbund für Vogelschutz bekommt, sollte die Rechnungsprüfung einmal das Fahrtenbuch der Erlanger Feuerwehr unter die Lupe nehmen. Danach sollten solche Aktionen nicht mehr möglich werden. Man wird doch nicht mehrmals in Baiersdorf vorgefahren sein? Essen auf Rädern vielleicht? Man hätte auch versuchen können, ob sich Adebar nicht lieber ins unter seinem Nest befindliche „Gasthaus zum Storchennest“ hätte begeben können? Man isst dort hervorragend! Im Stutzen der Flügel kennt man sich ja schon aus! Lassen Sie uns dennoch mit Zuversicht in den Mai blicken. Noch ist es für eine weitere Brut in unserem Nest nicht zu spät und ganz ohne Leben zeigte sich unser Nest nun auch nicht.

 
Sage noch einmal einer, bei uns wäre es langweilig!

Meine Gedanken wandern jetzt am Abend aber noch einmal zurück in den Zoo. Dort schlägt ein zwangsinhaftierter Storch noch einmal heftigst mit den Flügeln. Doch sie tragen ihn nicht in den azurblauen Himmel, sondern er schafft es gerade noch, einem Flamingo am Ententeich auszuweichen. Wie wird es dem Häftling weiter ergehen? Werden seine Peiniger eine ruhigere Nacht verbringen als die gequälte Kreatur? Ich werde Sie weiter über diesen Skandal unterrichten.

 
01. Mai 05

Der Mai ist gekommen und mit ihm ein neues Männchen!

Bevor ich aber in die Details gehe, darf ich noch die eine oder andere Meinung los werden. Es gibt offensichtlich einige treue Leser, die sich mit der Sinnentnahme in meinen Texten schwer tun. Ich kenne diese Problematik aus der alltäglichen Schulpraxis. Da lesen Schüler einwandfrei, flott und richtig, wenn man ihnen aber später Fragen zum Gelesenen vorlegt, scheitern sie kläglich. Sie wissen schlicht und einfach nicht, was sie da eben gelesen haben. Diese Ausfälle treten auch gelegentlich im Erwachsenenalter auf, deshalb kann ich durchaus verstehen, wenn einige solche Schwächen offenbaren. Da wird aber deshalb niemand verurteilt und geschmäht. Es gibt genug, die bei vorliegendem Defizit ein wenig Nachhilfe geben können und damit die fraglichen Texte doch noch erschließen helfen. Ob nun ein Forum oder ein Gästebuch die bessere Form des Meinungsaustausches darstellt, kann ich nicht entscheiden. Müll wird hier wie dort produziert. Wer etwas Spezielleres sucht, hat vielleicht im Forum weniger Mühe beim Suchen. Im Forum auf der Website des Storchennestes in Vetschau werden diffamierende und beleidigende Äußerungen in großem Stile produziert, in anderen Foren ist es nicht anders. Da menschelt es auf allen Ebenen, man geilt sich an üblen Beschimpfungen nicht nur gegen den Tagebuchschreiber regelrecht auf und findet dabei sogar Applaus unter Seinesgleichen. Dieses unterste Niveau suchen Sie bei uns vergebens! „Dem (gemeint ist der Tagebuchschreiber) ramm ich aber eine rein!“, kann man da genauso lesen wie „Idiot“. Doch das ist kein Grund gegen solche Personen vorzugehen. Sie tun es doch nur aus Spaß an der Freud und den sollte man diesem Kreis auch lassen. Wenn es ihnen hinterher besser geht, habe ich sogar noch einen Beitrag zum Wohlergehen geleistet und solche Beiträge bin ich gerne bereit zu liefern.

Der Feiertagsonntag führte mich nach längerer Zeit wieder einmal an unser aller Biotop-Projekt in der Wörnitzaue zwischen Gerolfingen und Wassertrüdingen. Man kann sich jedes Mal in dieses Stück Natur verlieben, das nach jedem Hochwasser wieder neu modelliert erscheint. Botanisch und entomologisch erbrachte der Besuch allerdings wegen der noch frühen Jahreszeit noch nichts. Die Bilder zeigen Ausschnitte der in diesem Bereich stark mäandrierenden Wörnitz sowie einen Blick über unser Objekt.

Als ich von meinem kleinen Maiausflug wieder an meinen Schreibtisch zurückkehrte und mich dem Dinkelsbühler Storchennest zuwandte, stockte mir für einen kurzen Moment der Atem. Da stand – zwar kopflos – ein leibhaftiger Storch. Drei Tage Storchenentzug aus Dinkelsbühl ist für alle „Süchtigen“ eine ganz harte Nummer! Ich hatte ja erst kürzlich geschrieben, dass mit den guten Wetterprognosen für dieses Wochenende vielleicht der eine oder andere Storch nach Dinkelsbühl gespült werden könnte. Nun schien wenigstens der eine sein Glück zu versuchen. Vorsichtig und ein wenig misstrauisch stand er zuerst am Nestrand. Hoch aufgerichtet (darum für die Webcamseher ohne Kopf erscheinend!) sicherte er in alle Richtungen. Er schien nicht so genau zu wissen, mit welcher Situation am Nest er hier konfrontiert werden würde.


Erste Landung!

Die Eier signalisierten ihm, dass das Nest besetzt ist oder war . In einer solchen Situation hat man als Storch aber mit Verteidigungsangriffen des oder der Nesteigentümer zu rechnen. Doch solche Angriffe schienen nicht zu passieren. Dennoch ging der Neue sehr behutsam war. Meine Kamerauhr zeigte 16:26 Uhr. Insgesamt traute er der Situation nicht. Hin- und hergerissen von angeborenen Instinkten drehte er noch einige Platzrunden und landete ein zweites Mal. S05050103 Die zweite Landung! Diesmal ging er zielgerichtet vor. Er schnappte sich, wie ich Ihnen im Tagebuch angekündigt hatte, im zweiten Anlauf und damit als zweite Amtshandlung das in der Mitte liegende Ei, hielt es kurz im Schnabel und ließ es dann über den linken Nestrand in die Tiefe rollen.


Der erste Streich!

Im Innenhof des alten Rathauses schlug es aufs Pflaster auf. Es war genau 16:28 Uhr. Wie wenn der Neue nun etwas warten und die Folgen seiner Tat rekapitulieren wollte, flog er abermals vom Nest. Ich legte mich derweil bis zur Rückkehr des „Nestplünderers“ auf die Lauer. Um 17:06 Uhr betrat er erneut die Bühne.


Da bin ich wieder!

Ob bei dem unvermittelten Auftauchen noch ein zweiter Storch im Spiel war, lässt sich nicht mehr ermitteln. Ich dachte für Sekunden, dass noch ein weiteres Exemplar um das Nest flog. Nach einem neuerlichen Abflug war es dann um 17:13 Uhr so weit. Das zweite Ei war gepackt und landete auf dem Ledermarkt vor Helmut Wilflings Modegeschäft.


Der zweite Streich!

Ich denke, dass der angeborene Verhaltensmechanismus des Nestausräumens bei unserem Neuen erstmals in Aktion treten musste und deshalb so zögerlich ablief. Nach jedem vollzogenen „Eiermord“ griffen Übersprunghandlungen, die in Konfliktsituationen auftreten. Da wurde plötzlich ganz intensiv am Nest gebaut oder für Minuten Gefiederpflege betrieben. Und immer wieder suchte Adebar auch sein Heil in der Flucht, er flog also abermals ab. So geschehen um 17:33 Uhr. Um 18:14 Uhr vollzog sich endlich der letzte Teil der Pflichtaufgabe unseres Männchens. Dass es ein neues war, entdeckte ich erst jetzt zweifelsfrei. Vorher konnte ich wegen der auch bei mir vorherrschenden Aufgeregtheit nicht so klar beobachten. Der neue Storch trug links oberhalb der Zehen einen Ring, unser altes Männchen hatte keinen und der „Alte“ hätte außerdem seine Eier nicht aus dem Nest befördert. Um 18:17 Uhr hatte der neue Nestbesetzer das letzte Ei im Schnabel.


Der dritte Streich!

Er legte es kurz noch einmal am Nestrand ab


Kurz in die Ablage!

und baute unkoordiniert an seiner neuen Behausung herum (Übersprunghandlung!), ehe das Objekt der Begierde nach wenigen Sekunden, so wie das erste Ei, in den Innenhof des alten Rathauses fiel.


Das war es!

Danach hatte der Mohr seine Schuldigkeit getan und konnte gehen. Mit Spannung wartete ich schließlich auf die abendliche Einkehr des Gastes und er kam. Pünktlich um 20:22 Uhr landete er für heute letztmals hoch über den Dächern der Stadt und wie zum Beweis für seine neue Identität ließ er in der Dämmerung seinen weithin blitzenden Ring links über den Zehen aufleuchten.


Zeig her deine Füße, zeig her deinen Ring!

Sieh hin, Tagebuchschreiber, da hast du eine harte Nuss zu knacken! Es wird, vorausgesetzt unser Neuer bleibt, nicht ganz leicht, diesen Ring abzulesen. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Die Nacht senkte sich über Nest und Storch


Es wird Nacht!

 
02. Mai 05

Die Freude währte nur kurz. Nach einer Visite von gerade mal 18 Stunden am Nest fehlt von unserem Hoffnungsträger wieder jede Spur. Seit den späten Vormittagsstunden warteten wir alle zusammen vergeblich auf die Rückkehr. Die Eier aus dem Nest werfen und sich einfach verkrümeln, ist nicht die feine Art!

 
Sag zum Abschied leise Servus!
 

Aber wir wollen es nicht vermenschlichen, er wird sicher seine guten Gründe gehabt haben! So bleiben uns noch letzte Schnappschüsse und ein leises Servus. Auf ein Neues demnächst in diesem Theater!

 
03. Mai 05

Sage noch einmal einer, im Dinkelsbühler Storchennest sei nichts los! Die Ereignisse der letzten beiden Wochen könnten einen Fernsehkrimi ersten Ranges ergeben. Vom Unfalltod des Weibchens im Schlammtrockenbeet der Kläranlage war die Rede, ebenso von der heldenhaften Dauerbrut des Witwers bis zu dessen Verschwinden 11 Tage nach dem Verlust der Gelegeproduzentin. Anschließend versuchte sich ein links unten mit einem Alu-Ring gekennzeichneter „Eierkiller“ für wenige Stunden am Nest. So leise und heimlich, wie er erschienen war und seinen Eierrauswurf begangen hatte, verabschiedete er sich nach einer Nacht auch wieder. Ohne jegliche Ambitionen, selbst für Nachwuchs zu sorgen, trieb er sein heimtückisches Spiel. Ob er schon vorher an einem anderen Nest aktiv war? Ob er in der Folgezeit an anderer Stelle auftaucht und erneut zuzuschlagen versucht? Und heute gab es die nächste Überraschung. Um 14:55 Uhr fiel ein neuer Storch vom Himmel und hielt auf dem Altrathausdach Einzug. Seinem Benehmen nach war er hochgradig erregt!

 

Das kann sich sehen lassen!

Dies muss als sicheres Indiz für weitere Störche in der nächsten Umgebung gelten. Die Erregung wollte und wollte nicht abklingen. Alle Variationen im Drohverhalten eines Weißstorches waren im Detail zu bewundern und ich konnte mich beim Erstellen der Schnappschüsse gar nicht so recht bremsen! Genau um 15:03 Uhr landete ein zweiter Storch im Nest, der vom Erstbesetzer, einem Männchen, sofort geduldet wurde.


Der zweite Storch landet!

Das angekommene Weibchen beteiligte sich sofort an den Drohreaktionen, also musste mindestens noch ein dritter Storch im Spiel gewesen sein. Ulrichs Frau, so konnte man wenig später im Gästebuch lesen, beobachtete die Szene von ihrem Arbeitsplatz und konnte einen dritten Storch auf dem Kamin des alten Rathauses in unmittelbarer Kameranähe entdecken. Deshalb war also die Aufregung so riesig. Wie unschwer zu erkennen war, erwies sich die Storchendame als Ringträgerin. Über dem Intertarsalgelenk ihres rechten Beines prangte ein schwarzer ELSA-Ring.


Vereint im Nest! Das Weibchen steht rechts!

Um eine Identifizierung der Ringträgerin so schnell wie möglich zu bewerkstelligen, machte ich mich auf den Weg nach Dinkelsbühl. Als ich den Stadtrand erreichte, schraubten sich gerade zwei Störche über mir in die Luft. Ich war also etwas zu spät eingetroffen. Da ich nicht wusste, wie lange die Vakanz im Nest dauern würde, brach ich meine Beobachtung ab und fuhr wieder zurück nach Feuchtwangen. Zu Hause angekommen, landete das Paar gerade wieder im Nest und das Drohen und das Abwehrverhalten dauerte an.


Sie kennt dieses „Nestgefühl“ vom letzten Jahr!

So startete ich ein weiteres Mal in Richtung Dinkelsbühl und hatte nun mehr Glück. Bei meiner Ankunft stand das Paar im Nest und mir gelang die Ablesung. Es trat ein, was ich im Stillen bereits zu Hause befürchtet, besser erwartet hatte. Die Ringträgerin war die Storchendame unseres Nestes aus dem letzten Jahr, die nach Kämpfen und Gelegeverlust sang- und klanglos abgezogen war und  die ich heuer am 3. April als Brutstorch in Wilburgstetten (8 km von Dinkelsbühl entfernt) abgelesen hatte. Was macht sie aber heute in ihrem alten Nest? Sie sollte sich doch an einer Brut beteiligen und ihr Gelege ausbrüten. Mir kamen dunkle Ahnungen. Ich fuhr weiter nach Wilburgstetten. Das Nest auf dem Kirchturm war leer. Den Spuren am Dach nach zu urteilen, hielt sich das Paar schon länger nicht mehr regelmäßig am Nest auf , die weiße Schmelzschicht unterhalb des Nestes hatte sich in Stärke und Ausdehnung seit meinem letzten Besuch vor etwa 3 Wochen deutlich reduziert. Da muss seitdem irgend etwas vorgefallen sein! Die zweite Nullnummer also unserer Störchin aus dem Luisenpark in Mannheim. Zufall? Gab es erneut Kämpfe mit dem schon bekannten Ausgang? Ich wage es nicht zu behaupten, aber Nachwuchs wird in diesem Nest nicht mehr zustande kommen. Man hat man nun viel Freizeit in Wilburgstetten und diese Freizeit schien das dortige Paar heute zu einem Ausflug nach Dinkelsbühl genutzt zu haben. Das Männchen im Dinkelsbühler Nest in diesen Stunden war zweifelsfrei der Partner aus Wilburgstetten.


Immer noch keine Ruhe!

Gegen 16:30 Uhr kam es sogar zu einer Kopulation, doch die Geschichte ist ziemlich verkorkst.

Man scheint es wieder zu wollen! Da ich sicher davon ausgehe, dass unser heutiger Ringstorch, der identisch ist mit dem vorjährigen Weibchen, im Nachbarort eine Brut begonnen hat und Eier legte, die nun aus unbekannten Gründen nicht mehr existieren, besteht kaum eine Chance auf eine neue Brut am neuen Brutplatz. Wenn wir also in unserem Nest eine Brut wünschen, was durchaus legitim ist, sollte sich „die Alte“ mit ihrem Ehegespons doch bald aus dem Staube machen und anderen den Vortritt lassen. Wir dürfen die Dinge, die da noch auf uns zukommen in aller Ruhe genießen und auf uns zukommen lassen. Bei Störchen – und hier wiederhole ich mich gerne - ist nichts unmöglich! Dann kam der große Regen über Stadt und Land. Das Paar war abgeflogen und kam auch in der Nacht nicht mehr zurück. Sicher flog es die kurze Strecke an seinen angestammten Brutplatz zurück und machte damit den Weg frei für neue Besucher unseres Nestes. Der Eierräuber von Montag bis Dienstag konnte von mir nicht ausfindig gemacht werden. Ob er sich in Storch Nummer 3 auf dem Kamin verbarg? Im Stillen war ich über diese Entwicklung des Tages froh, auch wenn ich mich im ersten Augenblick riesig über das Paar gefreut hatte. Weitere Fragen werden sich in den nächsten Tagen auftun und einer Beantwortung harren. Werben Sie deshalb in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis für unsere Website. Die Daily-Soaps im Fernsehen können sie gegen unsere Tatsachenberichte schon fast in der Pfeife rauchen und die nächste Folge wartet schon auf ihre Ausstrahlung. In den anderen Kameranestern ist es dagegen momentan eher langweilig. Das große Schlüpfen hat begonnen und bis zum großen Sterben sind es noch einige Tage. Deshalb frisch an die Monitore und nichts verpassen! Bei uns liegen Sie richtig! Arme Zoostörchin! Blieb dir auch heuer eine erfolgreiche Brut in Wilburgstetten verwehrt! Wenn es doch noch klappen sollte, vielleicht in Dinkelsbühl, würde ich mich riesig freuen! Arme Zoostörchin aus Dinkelsbühl! Warum musstest du ins Schlammtrockenbeet fallen? Zufall? Bestehen doch Zusammenhänge zwischen der Herkunft und dem Bruterfolg? Die Beweise sind in zahlreichen Artikeln in der Fachliteratur angetreten worden. Im schon vorgestern erwähnten LBV-Projekt-Report Weißstorchschutz (PDF) vom April 2005 lesen wir und ich zitiere daraus:

„Es gibt in Westdeutschland (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz), Frankreich (Elsass) und der Schweiz einige ehemalige Zuchtstationen, die jetzt weitgehend nur noch als Pflegestationen dienen, da man erkannt hat, dass Störche, die zuviel Kontakt mit Menschen hatten, sich teilweise nicht mehr normal verhalten und z.B. auch weniger Junge großziehen als Wildstörche an vergleichbaren Standorten (aktuelle, noch unveröffentlichte Studie aus Oberschwaben). Auch Jungstörche, die in Pflegestationen groß geworden sind, haben kein natürliches Vorbild durch die Altstörche und es ist fraglich, ob diese nicht unter den ersten sind, die auf dem Zug verschiedenen Gefahren erliegen (60% der Jungstörche überleben das erste Jahr nicht..). Es gibt also Erkenntnisse, dass das gezielte Eingreifen des Menschen für die Gesamtpopulation mehr schadet als nützt. Deshalb sind auch die führenden Weißstorchfachleute einig, auch dann nicht einzugreifen, wenn man per Internetkamera zuschauen kann, wie Jungstörche im Nest eingehen...“
Ende des Zitats.

Hans Lakeberg, der leider zu früh verstorbene oberschwäbische Storchenforscher beklagte in einem Vortrag im Tiergarten Nürnberg einmal die Unfähigkeit zahlloser aus Aufzuchtstationen stammenden Brutstörche seines Forschungsraumes, Junge groß zu ziehen. So sei ein solcher Aufzuchtstorch jahrelang Dauergast auf dem Nest in Saulgau gewesen und die Stadtverwaltung hätte ihn (Lakeberg) gebeten, eine Abschussgenehmigung für den Dauerversager einzuholen. Man wünschte sich nämlich seitens der Stadt Saulgau endlich einmal Nachwuchs im Storchennest. Lakeberg lehnte natürlich ab. Der Experte beklagte damals häufig die immer mehr ins Kraut schießenden Aufzuchtstationen und er wünschte sich sehnlichst Verhältnisse wie in Bayern. Dieses Bundesland beteiligte sich nämlich nie an solchen Einrichtungen und die Geschichte zeigt, dass die damalige Entscheidung richtig war. Inzwischen haben alle Verfechter des ungezügelten Züchtens von ihrer früheren Haltung Abstand genommen und jegliche weitere Entwicklung auf diesem Gebiet für beendet erklärt. 

 
04. Mai 05

Die Nacht blieb storchenlos, das Paar des Nachmittages hatte sich wieder an sein Stammnest nach Wilburgstetten verzogen. Dort gibt es allerdings nichts mehr zu tun, ist doch die Brut aus noch unbekannten Gründen gescheitert. Wo allerdings der dritte Mann, nein der dritte Storch, abgeblieben war, bleibt sein Geheimnis. Im Morgengrauen stand er auf alle Fälle laut Peters Eintrag im Gästebuch bereits wieder im Nest. Das musste er also gewesen sein, denn zu so früher Stunde und noch schlechter Thermik macht  sich keiner aus Wilburgstetten oder anderswo in die Große Kreisstadt auf. Da wäre er also!

Gegen sieben Uhr zeigte er dann auch dem Tagebuchschreiber seine morgendliche Anwesenheit, als er ihm zum Frühstück seine Reverenz erwies.


Klappernder Morgengruß!

Und so blieb es den ganzen Vormittag über. Häufig legte sich Adebar ins Nest, so als ob er damit ausdrücken wollte, dass ihm die Angelegenheit nicht ganz ungelegen käme. „Wir haben also im Augenblick einen Storch, der es Ernst meint! Fehlt aber immer noch einer!“, dachte ich mir kurz vor dem Mittagessen.

Doch da ging es schon wieder Schlag auf Schlag, Die neue Folge der „Daily Soap“ begann zu laufen. Unser Streunerpaar aus Wilburgstetten machte gerade wieder einen Ausflug und den seit neuestem bevorzugt nach Dinkelsbühl. Da standen plötzlich ER und Sie vereint und gemeinsam in unserem Nest. Kein Zweifel: Der schwarze ELSA-Ring leuchtete über dem rechten Intertarsalgelenk des Weibchens und zum Beweis ihrer ehelichen Harmonie vollzogen sie nach wenigen Minuten eine weitere Paarung.


Man weiß, wie es geht!

Diese Kopulationen haben aber in der Situation, in der sich das Paar befindet nichts zu bedeuten. Das machen viele Vögel nach Abbruch oder Verlust der Brut. Mit Erfolg, das heißt mit der Produktion eines weiteren Geleges, sollten wir bei der Ringträgerin nicht mehr rechnen. Während der ersten Minuten ihrer Anwesenheit am Nest zeigten beide Störche wieder extremes Abwehr- und Drohverhalten, so dass kein Zweifel an der Präsenz eines Storches oder mehrerer anderer Störche bestand.

Diese Reaktionen steigerten sich schließlich von Minute zu Minute und es kam zu vermehrten kurzen An- und Abflügen, ein sicheres Zeichen, dass sich der Feind in unmittelbarer Nähe aufhielt.


Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit!

Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen konnte man mehrmals ein ineinander verkeiltes Storchenknäuel beobachten, das sich in immer neuen Varianten auflöste.

 
Da geht es zur Sache! Wer zählt die Kämpfer?
 

Zurück blieb schließlich ein Sieger! Ein unberingter Storch hatte sich gegen das arbeitslose Paar aus Wilburgstetten durchgesetzt.


Der Sieger erschöpft!

Dieser erwies sich auch in den nächsten Stunden als überaus präsent und ich bin sicher, dass er bleiben wird. Nach den schweren Kämpfen zogen die Unruhestifter kleinlaut ab und standen gegen 16 Uhr beide auf dem Kirchturm von Wilburgstetten, während der Sieger zeitgleich in unserem Nest seine Präsenz sichtbar zur Schau stellte.

Helmut Wilfling konnte die aufregendsten Minuten live in seinem Modegeschäft verfolgen. Er spricht von vier Störchen, die in die Auseinandersetzung verwickelt waren. Ich will ihm dies glauben, jedoch ist das Zählen bis vier bei der Dramatik und Dynamik der Vorgänge und einem sehr begrenzten Blickwinkel nicht ganz leicht. Drei Störche waren es in jedem Fall, gekämpft haben davon jedoch nur zwei! Man kennt solche Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr und Frauen halten sich aus Unannehmlichkeiten gerne heraus.

Es gibt noch eine kleine Chance, in diesem Jahr mit Nachwuchs in unserem Nest aufwarten zu können. Ich nenne da mal den 10. Mai. Sollte vor diesem Termin noch ein zweiter Storch zu unserem Einzelgänger finden, dann gibt es eine solche Minimalchance, danach geht sie sicher gegen Null. Also ein wenig Daumendrücken, denn ich kenne kein Nest, das in den fünf Jahren seiner Internetpräsenz so von allen nur erdenkbaren Katastrophen gebeutelt wurde. Es sind einfach zu viele Störche, die in unserem schönen Städtchen brüten wollen. Und bei der Beliebtheit sind Kämpfe eben an der Tagesordnung und nur die besten setzen sich durch. Unser Single gehört vielleicht dazu, er übernachtet auf alle Fälle heute in unserem Nest. Auf ein Neues! Was wird der morgige Tag bringen?


Gespannt auf den morgigen Tag!

 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit


  • Der Bund-Naturschutz interessiert sich natürlich nicht nur für Störche, sondern, wie sie sicher unseren übergeordneten Seiten schon entnommen haben, unter anderem für den Biber. Ganz aktuell zum Anhören und Download

Das Biberlied als MP3

in fränkischer Mundart gesungen von der Gruppe
Herrenholz

Weitergehende Informationen zum Biber finden Sie hier.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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