Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 10

17. Jun. 05

Der Durchbruch ist geschafft! Uns trennen vom ersten Küken im Nest nur noch wenige Stunden.


Alles noch da!

Gegen 14 Uhr wurde der erste Beweis für den Beginn des Schlüpfvorganges entdeckt. „Ein Loch ist im Ei(mer)...!“ Deutlich zu sehen als kreisrunde, millimetergroße Öffnung präsentierte sich am frühen Nachmittag das erste Ei.


Das Loch!

Unsere Vermutungen und Hoffnungen waren also pünktlich, wie vorausberechnet, wahr geworden. Küken Nummer 1 will ans Tageslicht! Da geht nun kein Weg mehr daran vorbei. Dass der Durchbruch durch die Kalkschale des Eies eine anstrengende und Kräfte zehrende Angelegenheit ist, brauchen ich ihnen nicht eigens zu erörtern. Probieren Sie einmal, in ein Hühnerei nur durch schabende Bewegungen mit einem relativ stumpfen Gegenstand (etwa mit einer stumpfen Nadel) ein kleines Loch zu bohren. Auch für Sie bedeutet es harte Knochenarbeit und vielleicht auch langes Schaben. So ähnlich müssen Sie sich die Vorgehensweise unseres Kükens in spe vorstellen, bis es das Licht der Welt erblickt. Im Augenblick der Loch-Entdeckung fiel der erste Lichtstrahl ins Innere des Storcheneies. Auch entstand erstmals eine richtige Verbindung zur Außenluft auf dem Rathausdach. Nun wird Jung-Adebar in den nächsten Stunden weiter seinen Eizahn einsetzen, um wie Sie bei Ihrem Frühstücksei die Eikappe abzusprengen. Diesen Eizahn besitzen alle Vögel. Er wird definiert als ein horniges Gebilde des rostralen Teils des Oberschnabels. Er dient dem schlüpfenden Jungvogel zum Aufbrechen der Eischale und wird nach dem Schlupf wieder abgeworfen.  In der letzten Phase der Geburt werden Vögel und somit auch unser Küken vom Dienst habenden Altvogel häufig als Geburtshelfer unterstützt.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hatte ich etwas Probleme beim Zoomen der Kamera. Erstens gibt es an unserem Nest nach wie vor ein nicht unerhebliches Schlüsselproblem, das es immer wieder erfordert, langwierige Suchaktionen zu starten, um in den Besitz der begehrten Objekte zu kommen. Zum zweiten lässt die Kamera und damit die Technik nur geringen Spielräume der Veränderung zu. Die heute gefundene Lösung ist, was den Nahbereich betrifft, die intimste. Noch näher lässt sich der Bildausschnitt nicht heranzoomen. Ich denke aber, dass kaum jemand noch detailliertere Einblicke wünscht. Mit der im Augenblick vorliegenden Einstellung werden wir uns in den nächsten – ich sage mal 14 –Tagen auseinandersetzen. Sollte sie sich nicht bewähren, gibt es keinen Grund, abermals eine Änderung vorzunehmen. Mit dem Schlüssel ging es dann so gegen 18 Uhr ins alte Rathaus. Da mir zur Wahl des Bildausschnittes kein direkter Einblick auf das abgehende Bild möglich ist, stelle ich zur Kontrolle eine Telefonverbindung zu meiner Familie her. Dann heißt es, während ich verschiedene Hebel betätige, „besser“, „schlechter“, „näher“...und zum Schluss „lass es so!“. Das dauert meistens so 5 bis 10 Minuten. Auch heute Abend verlief die Prozedur in dieser Weise. Auf dem Rückweg traf ich Pauline oder Georg – eine Unterscheidung war mir nicht möglich – zwei Kilometer nördlich des Nestes zwischen dem Weiler Maulmacher und der Abzweigung der „Wörnitzuferstraße“ nach Burgstall an einer kleinen, aus vier kleinen Weiher bestehenden Fischzuchtanlage. Er oder sie lief dicht an der Wasserkante entlang, die Weiherränder, die eine nicht zu steile Böschung aufweisen waren frisch gemäht. Immer wieder blieb Adebar stehen, tauchte mit den Füßen kurz ins Wasser, vermied es aber, den Kontakt mit dem festen Land ganz aufzugeben. Gefressen wurde in den fünf Minuten meiner Anwesenheit nichts.

Zu Hause angekommen, musste ich feststellen, dass der neu gewählte Ausschnitt nicht die gewünschte Schärfe im vorderen Nestbereich aufwies. Ich war sehr enttäuscht, wollte ich Ihnen für die bevorstehende Geburt doch den bestmöglichen Einblick verschaffen. Nun ging das Telefonieren nach dem Schlüssel erneut los. Man war nicht zu Hause oder sonst wie verhindert. Doch kurz vor 20 Uhr gab es doch noch eine Lösung und Ihr Tagebuchschreiber durfte ein weiteres Mal in die schöne Nachbarstadt düsen.


Die neue Wahl!
..

...und nun in gewohnter Bildqualität!

Der richtige Hebel war schnell gefunden und die Schärfe konnte in beeindruckender Weise nachreguliert werden. Also frisch an und auf den Nachwuchs gefreut! Auf dem Hin- und Rückweg hatte ich erneut zwei Begegnungen mit Pauline oder Georg. Einer von beiden hielt sich an einer äußerst gefährlichen Stelle auf und mir kamen schon wieder diverse Schreckensmeldungen in den Sinn. Unmittelbar an der viel befahrenen B 25 von Dinkelsbühl in Richtung Feuchtwangen in Höhe der Abzweigung nach Hellenbach standen er oder sie keine 10 Meter vom Straßenrand entfernt. Auf dem Heimweg hielt sich der betreffende Storch unseres Nestes im selben Gebiet auf, nur war er etwa 200 Meter weiter in Richtung Hellenbach marschiert. Da kommen Erinnerungen auf von Verkehrsopfern unter den Störchen, die beim Überqueren der Straße von einem Lastwagen gestreift werden und solche Fahrzeuge befahren diesen Abschnitt seit Einführung der Maut in der unglaublich hohen Zahl von fast 1000 am Tag. Ich will nicht schwarz sehen, sondern mich auf morgen freuen, wenn unser erstes Küken die nun nicht mehr benötigte Eischale abgestreift hat. Kurz nach 22 Uhr erreichten mich noch einige Schnappschüsse, die eindeutig zeigen, dass der Schlüpfvorgang weiter vorangeschritten war und das fast Geborene en Deckel seines „Gefängnisses“ gerade abgesprengt hatte. Damit hatte es sich zwar noch nicht ganz befreit, aber den Rest sollten er oder sie bis Mitternacht bewältigt haben.


Deckel ab!?

Also morgen im ersten Tageslicht gibt es Jungstorch pur!

Wenn es die Beobachtungssucht zulässt (z.B. weil der brütende Storch wieder mal keinen Blick auf den Nachwuchs erlaubt oder weil es eben schon dunkel ist, schauen Sie doch bitte auf unsere Angebote mit netten BN-Souveniers. Leider ist kein Plüschstorch dabei.

 
18. Jun. 05

Es muss so zwischen 22 Uhr des Vortages und 5 Uhr des heutigen Tages passiert sein. Küken Nummer 1 ist auf der Welt. Die ersten Schnappschüsse unserer Frühaufsteher gingen kurz nach 5 Uhr ein und zeigen in aller Deutlichkeit das Erstgeborene.


Das war das erste Bild
des neuen Erdenbürgers!

Da muss ich mich doch auch selbst einmal loben! Ich habe diesen Termin – Nacht vom 17. auf den 18. Juni - vor Wochen vorhergesagt. Damit dauerte die Brutzeit für Ei Nummer 1 (ich nehme der Einfachheit halber als Geburtstermin Mitternacht!) 32 Tage und 4 Stunden. Da lag das Neugeborene, hatte noch Mühe, das kleine Köpfchen zu heben und wurde doch so liebevoll mit dem Schnabel beknabbert und befühlt. Ganz vorsichtig und sehr behutsam!


Der Sieger im Schlüpfwettbewerb!


Was guckst du?


Nicht ganz auf Rosen gebettet!

Da weitere Eier im Nest liegen, besteht für die Eltern in dieser Phase des Geschehens weiterhin Brutpflicht und nebenbei auch schon Jungenpflege. Da gibt es aber keine Reibungspunkte, muss doch auch das Storchenbaby weiter mit Wärme versorgt werden. So können sich die kurz vor dem Schlüpfen stehenden Embryonen in den Eiern Nummer 2 und Nummer 3 weiter entwickeln und laufen nicht Gefahr, auszukühlen und somit zu sterben. Es wurde im Gästebuch gefragt, ob es für das Baby nicht sehr gefährlich sei, wenn sich der Elternvogel auf das Küken setzt? Immerhin wiegt so ein ausgewachsener Storch seine 7 Pfund, das Küken dagegen gerade mal 70 bis 75 Gramm. Stellen sie sich einmal unseren Schorsch ganz federlos vor! Er ergäbe für uns ein schrecklich erbärmliches Bild! Wirklich nur Haut und Knochen. Einzig das Brustbein als herausragender Knochen mit reichlich Muskulatur besetzt wäre in der Lage, auf das Küken Druck auszuüben. Nun gibt es aber für die Kleinen links und rechts von diesem „Hindernis“ genug Platz, Unterschlupf zu finden. Und an diesen Stellen gibt es nichts anderes als eine dicke Federschicht, die jeglichen Druck sanft verteilt und den Jungen nur Kuscheliges entgegenhält. Also keine Angst, dass den Jungen durch die Eltern jetzt irgendein Leid zugefügt wird! Gut 70 g schwer ist so ein neugeborenes Storchenküken also. Es kann den Kopf nur mit Mühe heben, und auch die Nahrungsaufnahme bereitet Schwierigkeiten. Nach wenigen Stunden öffnen sich die Augen, und der zarte Flaum der weißen Erstlingsdaunen ist getrocknet. Der schwärzliche Schnabel mit dem verhältnismäßig großen Kehlsack und die starken  schwärzlich grauen Beine (nach meinem Empfinden sind sie in diesem jungen Alter allerdings rosa!) erwecken jedoch einen ungestalten Eindruck. So wie zuletzt geschrieben, beschreibt Dr. Gerhard Creutz in seinem für Storchenfreunde fundamentalem Buch „Der Weiss-Storch“ das frisch geschlüpfte Junge. Unsere Adebare leisten sich sogar den Luxus, ihr erstes Dunenkleid (so wie es jetzt vorliegt) nach einer Woche gegen ein zweites auszutauschen, das von Pelzdaunen bzw. Pelzdunen gebildet wird. Ich werde Sie, wenn es soweit ist, weiter darauf hinweisen. Unsere Jungen mausern also das erste Mal bereits im Babyalter. 

Ganz offensichtlich wurde unser Erstling bereits gefüttert. Das ist ganz normal, denn jeder Jungvogel löst bei seinen Eltern einen Schlüsselreiz aus, der zur Abgabe von Futter reizt. Deshalb auch der Name! Allerdings muss die Futtergabe die entsprechend großen oder kleinen Beutetiere entsprechend der Größe der Jungen enthalten. Junge Störche sperren nicht ihren Schnabel auf und lassen sich das Futter in den Hals stopfen, wie Sie es von den meisten Singvögeln kennen, sondern Papa und Mama Storch bringen das Futter verschluckt ans Nest und werden durch die Bettelbewegungen ihrer Jungen veranlasst, das mitgebrachte „Fressi“ auszuwürgen. Da wird nun nicht vorsortiert, was passt und was nicht, sondern alles kommt so wie es im Nahrungsgebiet eingesammelt wurde wieder zum Vorschein. Haben im Augenblick die Eltern nur solche Apparate anzubieten, wie wir es auf den Schnappschüssen gesehen haben, bekommen die Jungen keinen Bissen hinunter.

 
Das ist für die Jungen zu groß!

Die Eltern nehmen den „Rest“ nach der Fütterung wieder auf und behalten ihn dann, bis er verdaut ist. Werden sie durch weiteres Betteln abermals zum Auswürgen animiert, kommt so ein Stück auch mehrmals aufs Tablett, nur dass es dabei immer mehr in den Verdauungskreislauf gerät. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass wegen der anhaltenden Trockenheit auf den Wiesen um Dinkelsbühl kaum Regenwürmer erhältlich sind. Tiefe Risse durchziehen im Augenblick die Böden, das Gras ist fast komplett gemäht. Also gute Voraussetzungen, um Mäuse, Maulwürfe und anderes Getier dieser Kategorie zu fangen und ins Nest zu bringen, aber all dies taugt nicht für ein frisch Geborenes. Ist nun ganz und gar keine Alternative möglich, sterben Junge, obwohl die Eltern wahre Fleischberge anliefern. Nun will ich Sie nicht schon wieder in Angst und Schrecken versetzen, jedoch auch auf diese Möglichkeit verweisen. Da könnte schon jemand wieder auf die Idee kommen, in einer konzertierten Aktion mit den Feuerwehren des Landkreises nach einem Aufruf im lokalen Radiosender um die Abgabe von Regenwürmern zu bitten und diese anschließend (es empfiehlt sich dies sechs Mal am Tage durchzuführen) eimerweise ins Nest zu kippen. Die Jungen hätten ihr Futter, Pauline und Georg ihre Ruhe und alle könnten unbesorgt der weiteren Entwicklung zusehen.

Pauline und Georg sehen sich im Moment mit einer Situation konfrontiert, die nun wirklich nicht vom Menschen verschuldet ist. Ich spreche von der Trockenheit! „Vielleicht sind aber doch daran die Menschen Schuld“, tönt es da abermals aus einer ganz bestimmten Ecke von biologischen Leichtgewichten, weil Homo sapiens ja an allem Schuld ist, seit er sich auf diesem Planeten niedergelassen hat und zum denkenden Individuum geworden ist. Vollmundig wird da weiter mit aufgekrempelten Ärmeln nach dem warmen Eimer gerufen und dieser überall vergraben und  mit „Tartar gemischt“ bestückt.  

Georg und Pauline werden das Kind schon schaukeln und sich auch kleinere Beutetiere einverleiben, denn Insekten gibt es in diesem Jahresabschnitt schon reichlich und an den Weihern und Gräben um Dinkelsbühl findet sich auch Fischbrut und Co.

Deshalb ergeht noch einmal eine herzliche Bitte an alle, die in der Lage sind, Schnappschüsse zu schießen, dies vor allem während und nach den Fütterungen zu tun. Ich wünsche mir, dass durch den Einsatz der Webcam und durch die vielen Beobachter zahlreiche Bildbelege eintreffen, die einen guten Überblick über die Nahrungssituation um unsere Störche liefern.

Während Ihr Tagebuchschreiber auf dem Fest seiner Schule weilte, nicht ohne einen Monitor bereitstellen zu lassen, auf dem die vielen Hundert Besucher Gelegenheit hatte, das Bild der Webcam zu betrachten, tat sich im Nest erneut Beachtliches. Ei Nummer 2 zeigte die ersten Spuren einer weiteren Geburt! Die nun schon als Vorboten des Schlüpfens bekannten „Löcher“ in der Eischale taten sich auf. Es war – so wie am Vortag bei Ei Nummer 1- gegen 14 Uhr, als die ersten Lochsichtungen eingingen.

 
Das 2.
Ei hat einen Knacks...


...und nun schon Knäckse!

Nur war der Schlüpfvorgang zu diesem Zeitpunkt schon weiter gediehen und statt eines Loches tat sich eine regelrechte Trümmerlandschaft auf. Der zweite Jungstorch hatte also schon mächtig vorgearbeitet und mehrere „Knäckse“ in der Schale verursacht. Allen Respekt an die werdende Nummer zwei, hatte sie im Laufe der Bebrütung doch über einen Tag gegenüber der Nummer 1 aufgeholt. Ihr Leben begann als Ei am 18 Mai in den späten Abendstunden. Der erste Beweis für die Existenz des zweiten Eies gelang erst am Morgen des 19. Mai. Somit errechnet sich für die Brutdauer dieses Zweiteies eine solche von knapp 31 Tagen. Zwischen 19:22 Uhr und 19:46 Uhr hatte Küken Nummer 2 den Deckel der Eischale abgesprengt, steckte aber zur Hälfte noch in seiner „Behausung“.

 
Der Deckel ist ab, doch der Großteil steckt noch in der Schale!

 Um 21:05 Uhr war unser neuer Junior gänzlich der schützenden Hülle entwichen und konnte ab dieser Minute als geboren betrachtet werden. Abermals hat sich bei unserem Storchenpaar eine Beobachtung bestätigt, die so oder ähnlich an vielen Storchennestern zu machen ist: Die Jungen aus den beiden zuerst abgelegten Eiern schlüpfen häufig in einem Abstand von nur einem Tag oder weniger.

 
Das zweite Küken kann als geboren betrachtet werden!

 


Kein Zweifel! Zwei Junge!

Zum Beweis, dass das zweite Wunder geschehen war, bugsierte Schorsch den Rest des Eies aus dem Nest und ließ die leere Hülle als weiße, überdimensionale Leuchtdiode am Nest funkeln.


Schlüpfvorgang offiziell beendet!
Eischale ist ausquartiert!

 Dass es Pauline am Abend bei ihrer Rückkehr gar so spannend machen musste, war wirklich nicht eingeplant! Nach der ganzen Aufregung mit dem „doppelten Lottchen“ hätten wir auf dieses spannende Moment echt verzichten können. Sie wollte und wollte nicht am Nest erscheinen. Sah sie sich mit dem eingetroffenen Mutterglück überfordert oder wollte sie Georg eins heimzahlen für seinen ausschweifenden Lebensstil der vergangenen Wochen? Ich denke es war ein anderer Grund, den sie uns so schnell nicht verraten möchte. Wurde sie bei der Suche nach geeignetem Futter etwas aufgehalten oder war sie auf Erkundungsflug etwas zu weit vom Nest abgewichen? Um 22:53 Uhr war sie aber dann doch endlich da! Ein Stein fiel vielen vom Herzen und für die nächsten Tage und Wochen gilt: „Kommt ein Alter sehr spät heim, kann es schon mal 11 Uhr sein!“ Also nicht verzweifeln, sie werden schon immer ans Nest zurückkommen!


So spät hätte es ja nicht sein müssen!

 
19. Jun. 05

Eine glückliche Familie!


Papa Georg als
stolzer Familienvater

Mama Pauline steht
Georg in Nichts nach!

Nun fehlt zu unser aller Glückseligkeit nur noch der Schlupf von Küken Nummer 3. Mir schien es, wie einigen Gästebuchschreibern, ein paar Mal auch so zu sein, als ob sich im letzten Ei ebenfalls schon ein Loch abzeichnen würde. Ganz sicher bin ich mir in dieser Frage aber noch nicht. Dass mit dem Schlüpfen des letzten Kükens in absehbarer Zeit, das heißt bis zur Nacht von Montag auf Dienstag zu rechnen sein wird, steht dagegen schon ziemlich sicher fest.

Bis dahin sind noch heiße Stunden zu überstehen, die ein kontinuierliches Bebrüten nicht mehr erfordern. So können sich Papa und Mama unbesorgt in den Brutpausen um ihre Zwillinge kümmern. Eine klassische Fütterung konnte ich noch nicht beobachten, aber einige Male sollte doch schon etwas ausgewürgt worden sein. Dies erfolgt häufig auch nicht unmittelbar nach der Landung, wie bei älteren Jungen, sondern eben erst dann, wenn unsere Winzlinge durch Geräusche und Bettelbewegungen ihre Eltern dazu auffordern. Mit leicht geöffnetem Schnabel vollführen diese dann sichtbare Würgebewegungen, bei denen der Mageninhalt sich ins Nest ergießt. So können dann trotz nicht angepasster Nahrungsgröße überwiegend flüssige Bestandteile, also vorverdaute Beute, von den Jungen gefressen werden. Eine etwas eigenartige Ablösung zwischen Georg und Pauline geschah heute Nachmittag. Ob Georg bei seinem Landeanflug keinen Platz im Nest fand, ob er sich verkalkulierte oder ob er es so beabsichtigt hatte, kann nicht mit letzter Sicherheit angenommen werden? Fest steht nur, dass er auf dem hinter dem Nest befindlichen Dachfirst des alten Rathauses eine Zwischenlandung einlegte, danach einige Schritte Richtung Nest ging und schließlich ins Nest sprang.


Wer kommt denn
da übers Dach?

Der Georg nähert sich höchst
ungewöhnlich dem Nest


Jetzt hat er es fast geschafft!

Pauline schien wegen dieser außergewöhnlichen Landung so sehr überrascht gewesen zu sein, dass sie schon  kurz vor Schorschs Eintritt ins Nest das Weite gesucht hatte. Es hatte übrigens auch einige Stunden gedauert, bis Pauline erlöst war und zur Futtersuche aufbrechen durfte. Das hat zwar nichts zu bedeuten, unterstreicht aber auch die Tatsache, dass es in der Frequenz der Ablösungen am Nest keine Regelmäßigkeiten gibt, außer dass sie unregelmäßig erfolgen. Gerade in dem augenblicklichen Stadium der Brut, in dem die Fütterungen noch nicht so entscheidende Bedeutung haben, kommt es auf die eine oder andere Stunde nicht so entscheidend an. Das ändert sich aber schlagartig, wenn die ersten beiden Tage vorbei sind und das fast exponentielle Wachstum der Küken einsetzt. Da geschehen enorme Gewichtszunahmen innerhalb weniger Tage. Dass dies nicht von selbst geschieht, sondern für eine Gewichtszunahme von 100 Gramm ein Mehrfaches an Futter benötigt wird, versteht sich von selbst.

Also bald geht’s rund und Sie sind dabei und sollten versuchen, so viele Beutestücke wie möglich, zu erkennen und im Bilde festzuhalten.

Georg – er bleibt darin fast Alleinunterhalter – schleppte in den letzten Tagen, und so auch heute, neben großen Grasportionen auch riesige Äste und Zweige herbei. Ob er wohl schon ahnt, welchen Belastungen die Kinderstube „Nest“ in den nächsten Wochen ausgesetzt sein wird? Da lohnt es sich, schon jetzt einmal für diese Zeiten vorzusorgen oder vorzubauen. Zu welch Kräfte zehrenden Handlungen Schorschi dabei in der Lage war, sollen einige Schnappschüsse belegen.


Da wütet einer im Nest!

Die Randale geht weiter!

Am Abend warteten erneut viele auf die Rückkehr des letzten Ausflüglers für den heutigen   Tag. Es blieb abermals dem Schorsch vorbehalten, den sehr erfreulichen Tag zu beschließen. Er schwebte um 22:18 Uhr bei Pauline ein. Sie begrüßten sich kurz, aber heftig, Pauline stelzte ihr Schwänzchen dabei in die Höh, sie huderte und brütete weiter, während Georg als Statue neben ihr stehen blieb und die Nacht einläutete.


Georg ist zurück!
Und es gibt keine Vorhaltungen von Pauline!

Dass es Vögeln keine Probleme bereitet, im Stehen zu schlafen, dürfte Ihnen bekannt sein. Nur sind, ohne näher darauf einzugehen, bei Vögeln Phasen, in denen ein Tiefschlaf erfolgt, nur von kurzer Dauer. Schlafende Vögel sind also während der Nachtstunden stets bereit, bei Auftauchen einer Gefahr zu fliehen. Der eigentliche Schlaf kann deshalb eher mit einem Ruhen oder Dösen verglichen werden.   

Was bringt der morgige Tag? Werden wir unser Trio schon komplettieren können oder müssen wir uns noch eine weitere Nacht gedulden?

 
20. Jun. 05

Trio Infernal! Es ist vollbracht! Schneller als die Polizei erlaubt, erblickte heute Vormittag unser Benjamin das Licht der Welt.

Störche legen ihre Eier ziemlich einheitlich im Abstand von 48 Stunden. Dass sich aber von Ei zu Ei die Brutzeit deutlich verringert, ist eine wesentliche Erkenntnis von Beobachtungen über die Webcams bei Wildstörchen. So wurde jahrelang auch von mir in diversen Vorträgen berichtet, dass Störche erst vom zweiten oder dritten Ei an mit der Bebrütung beginnen. Da lag schon mal der erste Fehler. Sie tun es überwiegend vom ersten Ei an. Die Brutzeit, so berichteten es die meisten Veröffentlichungen bis in die späten 80er Jahre, dauert 33 bis 34 Tage. Da lag der zweite Fehler. Küken Nummer 1 schlüpfte nach 32 Tagen, Küken Nummer 2 nach knapp 31 Tagen und nun blicken wir auf Küken Nummer 3. Das dazu gehörige Ei wurde am 20. Mai in den Abend- oder Nachtstunden gelegt, auch wenn der Bildbeleg erst am 21. Mai erfolgte. So ergibt sich für das letzte Ei eine Brutdauer von 30 Tagen und etwa 10 Stunden. Sie sehen also, wie die Synchronisation und die Verständigung unter den Jungen im Ei sich auswirkt. Würde jedes Ei etwas über 32 Tage bebrütet werden müssen, ergäbe sich ein weiter gestreute Schlüpfphase mit den Ihnen bekannten negativen Auswirkungen. Altersunterschiede von 4 bis 5 Tagen wären für die Letztgeborenen eine schwere Hypothek. So vergingen bei unserem Trio gerade mal 60 Stunden für das Schlüpfen der drei Küken. Wir hätten uns auch nicht beschweren können, wenn es rund 100 Stunden geworden wären. Durch diese „Maßnahme“ erhalten die Küken eine bessere Startchance und können den geringeren Altersunterschied leichter kompensieren und somit die Überlebenschancen erhöhen. 

Die Chronologie des Schlüpfens unserer Nummer 3 ist schnell erzählt. Da ja schon gestern die ersten Anzeichen in Form einer löchrigen Kalkschale zu sehen waren (oder auch nicht!), war es nur eine Frage von weniger als 24 Stunden, bis der Geburtsvorgang abgeschlossen sein musste. Genau um 10:11 Uhr hatte sich Benjamin seiner Schale entledigt und blinzelte noch mit geschlossenen Augen, also blind, in das gleißende Morgenlicht.


Das 3. Küken (links) ist geschlüpft!

Erst einige Stunden später konnte man in seine schwarzen Augen blicken. Wie zur Bestätigung und zur Untermauerung des Geschehens und des Gesehenen beförderte Georg um 10:53 Uhr die Eischale aus dem Nest.


Georg räumt die Reste der Geburt auf!

Ob er sie einfach über den Nestrand warf oder das gute Stück mit vielen Inhaltsstoffen, Mineralien und Spurenelementen auffraß (was ich eher glaube), wurde von den Beobachtern nicht ermittelt.

Sollen wir nach diesem dritten freudigen Ereignis noch auf ein weiteres Küken hoffen? Ich denke, wir sollten uns damit nicht mehr befassen, gibt und gab es seit der Eiablage nie einen schlüssigen Beweis dafür, dass Pauline vier Eier gelegt hätte. Sie hat es nicht! Das Schlüpfen ist abgeschlossen und der schwierigere Part für die Eltern steht nun bevor.

Rechnen Sie einfach von heute an mal gut zwei Monate weiter! Wir sind dann in der letzten Augustdekade. So um diesen Zeitpunkt herum – ich setze einmal voraus, dass alles gut verläuft – werden unsere drei Jungen (??!!) immer unruhiger und springen im Nest hoch und fallen dorthin zurück. Der erste Abflug vom Nest sollte auf jeden Fall noch im Monat August stattfinden. Der letzte Blick aufs Nest mit Vater oder Mutter Storch wird uns sicher noch bis weit in die erste Septemberhälfte erhalten bleiben.

Für alle Storchensüchtigen steht hier auf unserer Website die längste Storchensaison bevor, die wir je hatten und eine der längsten überhaupt. Ich nehme da natürlich die Winterstörche von Isny, Freistadt, ... aus, da diese durch menschliches Eingreifen erst in diese für sie missliche Lage kommen. Kein Futter für Störche in keiner Zeit des Jahres, den Winter also eingeschlossen! Das sollten wir uns alle hinter die Ohren schreiben. Die Verhausschweinung der Störche muss gestoppt werden, damit nicht noch mehr armselige Geschöpfe durch unsere Lande taumeln, um die Bratwurst auf dem Grillfest dem, der sie anbietet, aus der Hand zu fressen! Leider nicht ausgedacht, sondern bittere Realität!

Im herrlichsten Morgenlicht wussten wir noch nicht, was uns der Tag bringen würde. Pauline umsorgte liebevoll ihre Erstgeborenen und Georg schaffte zur Ablösung einen ganzen Berg von neuem Nistmaterial herbei.


Was der Tag wohl
bringen mag, Pauline?

Impressionen in Rot! Georg (rechts)
übernimmt die Schicht von Pauline!

Das Nest glich phasenweise mehr einer Baustelle als einer ordentlichen Kinderstube. Die Folge blieb für die Sehergemeinde nicht verborgen: Plötzlich waren die Kinder weg. Einfach von Georgs Sammeltätigkeit überwältigt!


Was hat Georg nun wieder alles angeschleppt!?

Dass auch gefüttert wird, konnte ich am Nachmittag beobachten. Leider blieb es bei der Feststellung, ohne die Beutetiere identifizieren zu können. Ein Teil, das Pauline nach der Fütterung wieder aufnahm, glich einem größeren Insekt, ein zweites hatte das Aussehen eines Regenwurmes.


Was wird denn da gerade
wieder verschluckt?

Ist das ein
Regenwurm?

Machen Sie sich auf den Schnappschüssen selbst ein Bild!

Immer wieder faszinierend anzuschauen ist es, wenn Georg und Pauline präzise wie ein Uhrwerk und punktgenau ihren eigenen Schatten auf das „Dreierpaket“ werfen.


Pauline in perfekter Haltung!

Da bleibt kein Stückchen Jungstorch unbeschattet! Sinkt die Sonne am späten Nachmittag etwas tiefer, können sich die Eltern bereits etwas zurücknehmen, denn nun helfen der Nestrand und der innere Nestmuldenbereich ihrerseits bei der Schattenspende.

Ja, ja, das abendliche Warten auf die Rückkehr des Partners! Sie entwickelte sich heute zu einem Geduldsspiel erster Klasse. Um 20:35 Uhr sah man, wie sich Pauline fürsorglich um ihren Nachwuchs kümmerte.


Pauline in Fürsorge um den Nachwuchs!

Um 21:03 stand Georg in vergleichbarer Position im Nest


Georg hält den Schnabel hin!

Es war noch fast hell und die kürzeste Nacht des Jahres und der fast volle Vollmond kündeten schon darauf hin, dass die Nacht ihren Namen nun nicht in klassischer Weise verdiente. Eine weitere Stunde später befand sich Georg immer noch allein zu Hause.


Georg allein zu Hause!

Von Pauline nach wie vor keine Spur! Nun gehen im Augenblick in Dinkelsbühl die Lichter nicht mehr um 22:30 Uhr aus, sondern später, aber um 23:00 Uhr blendet unsere Technik die Übertragung für die Nachtstunden aus. Dann gibt es trotz Beleuchtung nichts mehr zu sehen, da das letzte Bild vor dem 23-Uhr-Termin eingefroren bleibt, bis am Morgen die Übertragung wieder startet.

Eine Minute vor 23 Uhr tat sich am Nest doch etwas. Ich sah einen zweiten Storch, mit Sicherheit Pauline, am Nest auftauchen, denn das Bild war für eine Phase komplett dunkel und außerdem gab es mehr als zwei Beine zu entdecken. Ob anschließend bis zum letzten Bild die Situation immer noch so war, weiß ich nicht ganz genau. Ich vermute, dass sich kurz nach der Landung und dem gegenseitigen Begrüßen im Stehen, beide Elternteile ins Nest legten, so dass sich für uns Seher kein Umriss eines stehenden Storches mehr abzeichnete. Vielleicht sollte ich unseren Techniker einmal bitten, die Abschaltung etwas später anlaufen zu lassen, um genau im Bilde zu sein und zu bleiben.

 
21. Jun. 05

Es ist heiß! Mensch und Tier (die nicht!) stöhnen schon wieder unter den sommerlichen Temperaturen von über 30 Grad. Und der Sommer nahm passend dazu heute in den Vormittagstunden auch seinen meteorologischen Anfang. Man kann das Wetter drehen und wenden ,wie man will! Einmal – und das liegt noch gar nicht lange zurück – war es zu kalt und zu nass, nun ist es schon wieder zu warm und zu trocken. Die einzigen, die nicht jammern und lamentieren, sind die Tiere, die in der Regel ungeschützt den jeweiligen Verhältnissen ausgesetzt sind und das seit Jahrmillionen. Wetter gab es zum Glück schon vor den Menschen und soweit es die Vögel betrifft, gibt es ein solches schon 150 Millionen Jahre. Nicht auszudenken, was wohl in zahlreichen Eiszeiten oder Warmzeiten mit unseren Störchen geschehen wäre, wenn sie sich einer Sonderbehandlung durch den Menschen hätten unterziehen müssen? Sie wären vor lauter Gram bestimmt schon ausgestorben.

Ist es zu kalt und zu nass, dann werden sie gefönt und gewärmt, ist es zu trocken und was weiß ich noch alles, werden sie gefüttert und gepäppelt, bis der Arzt kommt. Warme Eimer bieten dann so manche Leckerei für unsere Schnuckis!

Kurzum: Wenn Papa und Mama Storch zu doof sind, ihren Nachwuchs zu versorgen, dann gibt es eben keinen. Wenn Papa und Mama Storch kein Futter beibringen, das den Jungen passt und das für sie richtig ist, dann sterben die Jungen. So einfach ist das. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Pauline und Schorsch versagen, werden die drei Jungen eines natürlichen Todes sterben und wir werden dies akzeptieren. Jetzt habe ich, so glaube ich wenigstens, doch etwas zu pessimistisch in die Zukunft geblickt, denn unser Paar macht bisher alles traumhaft sicher und richtig. Wie sollen sie auch anders handeln, sind doch alle Verhaltensabläufe triebgesteuert und können somit in keiner Weise beeinflusst werden. Nur wenn der schon so oft beschworene Mensch in die Brutbiologie eingreift, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen.

Deshalb als Wiederholung aus vergangenen Tagen: Keine Eingriffe am Nest der Störche während der Brut und Jungenaufzucht! Keine Zusatzfütterungen während der Brut- und Jungenaufzucht! Keine Winterfütterungen!

An diese Forderungen halten sich alle seriösen Naturschutzverbände. Wer diese Ziele nicht verfolgt, muss als unseriös gelten.

Georg und Pauline werden das Kind, nein die Kinder, schon schaukeln. Sie sind inzwischen gut einen Tag, respektive 3 bis knapp 4 Tage alt. Sie machen, und da stimmen Sie mir alle zu, einen äußerst munteren und überaus gesunden Eindruck. Was soll man auch bei diesem prächtigen Wetter anderes denken? Doch eines bitte ich, immer im Hinterkopf zu behalten! Drei geschlüpfte Junge sind nicht automatisch drei ausfliegende. Das sieht man in fast allen Nestern, die man mittels Webcam einigermaßen beobachten kann und in vielen Nestern dauert es bis zum Ausfliegen der Jungen auch noch einige Tage bis Wochen.

In Bornheim Nest 1 aus 5 mach 3! In Schrobenhausen aus 4 mach 1!Bornheim Nest 2 aus 5 mach 2! In Rieschweiler aus 6 mach 1! In Isny aus 4 mach 0! In Vetschau aus 5 mach 0! In Karlsruhe aus 5 mach 2! In Markt Schwaben aus 5 mach 1! In Pamhagen aus 4 mach 1!

Die Liste ist natürlich höchst unvollständig und es gibt unter den Kameranestern auch einige, die es bisher noch auf vier Junge bringen, eine erfolgreiche Fünferbrut hat es meines Wissens an den mehr als 100 beobachteten Weißstorchbruten via Internet noch nie gegeben. Also immer realistisch bleiben und die Kirche im Dorf lassen. Bei einer großen Zahl von erfolgreich verlaufenden Bruten müssten nach der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz unter ihrem Sprecher Dr. Christoph Kaatz (ehemals Storchenhof Loburg) eine ganze Reihe abgezogen werden, da sie während der Brutzeit durch Fütterungen beeinflusst und somit einer Verhausschweinung näher gebracht wurden. Solche Bruten werden in Zukunft (nach Kaatz) nicht mehr in den offiziellen Bestandszahlen für die Bundesrepublik Deutschland auftauchen.

Georg und Pauline trotzten also erfolgreich der Hitze und sorgten dafür, dass ihr Nachwuchs Futter bekam und auch sonst keinen Mangel leiden musste. Unser Trio erwies sich als putzmuntere Rasselbande, die stets in der Lage war, den Kopf oben zu behalten und ihre Ansprüche geltend zu machen.

Am frühen Nachmittag begegnete mir Pauline oder Georg an der nicht mehr in Betrieb befindlichen Bahnlinie Dinkelsbühl – Dombühl unmittelbar nach der Unsinnigen Mühle, nur wenig mehr als einen Kilometer Luftlinie vom Nest entfernt. Während die Wiesen inzwischen alle glatt rasiert daherkommen und seit 14 Tagen das Wachstum infolge der Trockenheit stagniert, fand ich unseren Dinkelsbühler am einzigen Graben, der einen Zufluss zur Wörnitz bildet und noch einen Streifen Vegetation enthält, entlanggehen. Er schnappte mal da, mal dort (Insekten), verschwand für kurze Augenblicke im Graben und tauchte mit dem Kopf immer wieder nach unten. Dort schien es also genug Beute zu geben und sicherlich auch in der für die Jungen erforderlichen Größe. 

Das Füttern klappte – soweit ich es beobachten konnte – vorzüglich. Es gab Fein- und Grobkost und jeder, Alte und Junge, kamen zu ihrem Recht. Leider ließen sich einige „fette“ Beutetiere nicht identifizieren. Wer sie erkennt, darf sich übers Gästebuch äußern und den Fall ausdiskutieren.


Fette Beute?

Es geht noch größer!
   

Das war aber eindeutig zu groß!

Das behalte nun ich!

 
Der Kampf mit der fettesten Beute!
 

Apropos Gästebuch! Wie hat dieses vor einigen Wochen noch arg ramponierte Mitteilungsorgan unserer Sehen an Qualität und Zuspruch gewonnen, seit den niveaulosen und oftmals beleidigenden Äußerungen einiger Querulanten und Quertreiber der Nährboden sowie das Podium kurzzeitig entzogen wurden. Schmollend haben sie sich in die Bedeutungslosigkeit zurückgezogen und fristen dort ein Mauerblümchendasein unter Ihresgleichen. Von nun bereits wieder über 800 Eintragungen im neuen Gästebuch konnten nur ganze 2 Eintragungen nicht aktiviert werden. Dies geschah ausschließlich zum Schutze der beiden Schreiber, die durch diese Maßnahme vor einer Bloßstellung bewahrt wurden.

An dieser Stelle darf auch unserem Webmaster Wolfgang Horlacher nach langer Zeit wieder einmal ein dickes Lob gezollt werden. Die Möglichkeit, unserem Gästebuch durch das Beifügen von Bildern noch mehr Glanz zu geben, geht auf seine Erfindung zurück. Der rege Zuspruch bei der Veröffentlichung von Bildern beweist, dass viele auf eine solche Möglichkeit gewartet haben. Beweisen Sie auch weiterhin Mut und lassen Sie sich von weiteren Fehlversuchen nicht allzu sehr davon abhalten.

Klicken Sie gelegentlich auf den Button „Helft den Störchen“ unter dem Kamerabild. Es sind erneut einige Spenden nachgetragen worden, so dass sich das Spendenkonto in diesem Jahr auf  890 Euro erhöht hat. Lassen Sie sich aber dennoch nicht von Ihrer Spendenwilligkeit abhalten. Die erfreulich hohe Zahl der Zugriffe (gestern gab es das Allzeit-Hoch an Zugriffen auf unsere Website überhaupt) erfordert auf der anderen Seite aber auch eine Erhöhung des Budgets für die Übertragungskosten. In diesem Zusammenhang darf ich Sie erneut auf unser Projekt „Wörnitzaue“ verweisen, für dessen Optimierung und Ankauf weiterer 12000 Quadratmeter noch 3000 Euro aufgebracht werden müssen. Jeder Euro zählt dabei und wenn Ihr Tagebuchschreiber Sie herzlich darum bittet – er schreibt ja ausschließlich für Sie und ohne Bezahlung – und Sie ihm seine Bitte erfüllen, ist es der schönste Lohn für seine Arbeit.

Auffälligstes Objekt für einige Stunden mitten im Nest war eine große Schwanzfeder eines unserer Helden. Beim Schein der heißen Sommersonne reflektierte das strahlende Weiß das Sonnenlicht, so dass die Feder wie ein Spiegel wirkte.


„Leuchtende Feder“
 

Wer gestern lange auf Pauline gewartet und sie vielleicht bis 23 Uhr auch gar nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, dürfte reichlich froh darüber gewesen sein, dass sich beide im Morgenlicht des heutigen Tages bei der Versorgung der Jungen ablösten. Damit stand wohl endgültig fest, dass ihr nichts geschehen war. Georg brachte bei einer solchen Gelegenheit einige kleiner Zweige mit. Pauline quittierte das Eintreffen Schorschs mit einer kurzen Begrüßungszeremonie.


Schorsch erscheint und wird freudig begrüßt!

Danach sah man vor lauter Beinen den Wald nicht mehr. Wer kennt sich in diesem Durcheinander aus? Es sei verraten: Georg steht auf dem Schnappschuss links, er hat die intensiver gefärbten und über dem Intertarsalgelenk stärker profilierten Beine. Pauline dagegen hat die längeren, dünneren, weil weniger profilierten und auch weniger stark gefärbten Haxn.


Who is who?

Nach der Ablösung, und die vollzieht sich schon jetzt praktisch im fliegenden Wechsel, würgte Georg in den Morgenstunden sein mitgebrachtes Futter schon mal aus. Manchmal ist man versucht, beim Würgen zu helfen, denn nicht jedes Beutestück kommt so ganz von alleine wieder zum Vorschein.


Man möchte Schorsch
beim Würgen helfen!

Geduld! Gleich kommt´s,
liebe Kinder!

Das Schattenspenden funktionierte abermals zu aller Zufriedenheit. Am Morgen, wenn die Sonne im Rücken des Dienst habenden Elternstorches steht, ergibt sich eben die Situation, dass die gesamte Nestbesatzung einschließlich des Schattenspenders, Ihnen, verehrte Leser, den Rücken zukehrt.


Schöne Rücken können auch entzücken!

Es gab noch einen kleine, fast schon lustige Begebenheit zu bestaunen. Eines der drei Küken erwies sich bereits als sehr übermütig und versuchte schon einmal den niedrigen Nestrand zu erklimmen, um von dort oben die prächtige Aussicht auf die Kulisse seiner romantischen Geburtsstadt zu genießen. Doch beim Versuch blieb es dann auch, denn der junge Bergsteiger rutschte schon nach wenigen Zentimetern wieder ab und rollte zu seinen Geschwistern zurück, die ihn freudig begrüßen konnten.


Bergsteiger in Aktion!
 

Abend gut, alles gut! Man ist seit 22:15 Uhr wieder vereint!

 
22. Jun. 05

Das Kollegium meiner Schule begab sich heute nach dem Unterricht auf seinen schon traditionellen Lehrerausflug, bei dem Kultur, Natur sowie das gegenseitige Miteinander im privaten Bereich an vorderster Stelle standen. Dass dennoch auch während des Tages über und von der Schule gesprochen wurde, lässt sich bei einer so großen Zusammenballung von Pädagogen nicht gänzlich verhindern.

Die erste Station galt dem Roten und dem Blauen Schloss von Obernzenn im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Die Erbauer der Schlösser waren seinerzeit hohe Diplomaten und Militärs am Kaiserlichen Hof in Wien, am königlichen Hof in Berlin und an den Markgräflichen Höfen in Ansbach und Bayreuth. Ein Besuch lohnt sich allemal in der etwa 40 Kilometer westlich von Nürnberg gelegenen Gemeinde mit etwa 2700 Einwohnern.

Ein Gang durch die Weinberge um Bullenheim schloss sich an. Hier am Rande des Steigerwaldes wächst ein berühmter Frankenwein. Leider wurde diesem Getränk auch ein Stück alte Kulturlandschaft geopfert. Warum die Wege durch die Weinberge zu kleinen Autobahnen ausgebaut wurden, auf denen Omnibusse bequem fahren können, bleibt unverständlich. Vom Verschwinden der Terrassen und Mäuerchen zwischen den einzelnen Weinbergen ist ebenfalls nichts mehr übrig geblieben. Am Abend gab es deshalb für mich Pils statt Wein zu trinken.

Pauline und Georg durften derweil einen weiteren heißen Tag verbringen. Er brachte erneut an die 30 Grad und machte Papa und Mama abermals zu lebenden Sonnenschirmen. Unser Trio entwickelt sich prächtig und es gibt keinen Zweifel, dass es sein passendes Futter auch abbekommt. Natürlich können Pauline und Georg nicht schon bei der Nahrungssuche wählerische sein und nur kleinere Beutetiere aufnehmen. Sie nehmen alles, was ihnen vor den Schnabel kommt. Den Rest verleiben sie sich nach den Fütterungen selbst ein und wir kommen in den Genuss einiger aufregender Schnappschüsse.


Was hat uns Papa diesmal mitgebracht?

Heute zeigte sich mindestens ein Maulwurf und ein „Frosch“.

 
Georg mit einem Frosch!


Da fliegt ein Maulwurf durch die Luft!

Georg hatte erneut Landeschwierigkeiten, deshalb nahm er wie schon einmal den kleinen Umweg über den Dachfirst.


Der Gang auf dem Dachfirst!
 

Zu den wichtigen Aufgaben gehört neben dem Schattenspenden und der Fütterung auch das Auflockern und Durchlüften des Nestbodens. Dass dabei auch sehr ungewöhnliche Stellungen eingenommen werden, beweist der beigefügte Schnappschuss.


Matratzenhorchdienst!

Um 22:18 Uhr war heute am Abend Zapfenstreich und man konnte sich auf eine ruhige Nacht einstellen. So kann es in der nächsten Zeit weitergehen.


Vereint!

 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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