Storchenkamera
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 14
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15. Jul. 05 |
Die
Kinderzeche,
Dinkelsbühls fünfte Jahreszeit, beginnt heute. Für unsere
Storchenfamilie heißt das interessante Beobachtungen aus
luftiger Höhe und garantiert immer einen Stehplatz mit guter
Sicht auf die Geschehnisse. Auf dem Altrathausplatz direkt
unterhalb des Nestes werden Georg und Pauline mit ihrem Nachwuchs
die Übergabe der Stadt an die schwedischen Truppen im
Jahre 1632 während des Dreißigjährigen Krieges
bestaunen können. Deren Anführer wird seine Forderungen an
den Magistrat Dinkelsbühls stellen. Die Kinderlore,
die Tochter des Turmwächters, wird mit den ihr anvertrauten Kindern
dem schwedischen Obristen Sperreuth entgegentreten und um
Verschonung der Stadt vor Brandschatzung und
Plünderung bitten.
Da Sperreuth in einem der Kinder sein
eigenes zu erkennen glaubt, verschont er die Stadt,
die Truppen ziehen ab und die Kinderzeche war geboren. So in
etwa lautet die Kurzfassung über die historischen
Hintergründe des Heimatfestes. Dass daneben auch noch Festzüge
durch die historische Altstadt, bei denen die Kinder Dinkelsbühls
im Vordergrund stehen, auf dem Programm der Festwoche zu
finden sind, sei noch am Rande vermerkt. Ein großes Feldlager
auf der Schwedenwiese vor der Stadt lässt das Leben der
Truppen während des Dreißigjährigen Krieges noch einmal lebendig
werden. Wer danach noch Kondition besitzt oder seine Kräfte erneut
bündeln möchte, dreht einige Runden über den großen Vergnügungspark
„Schießwasen“ und schließt seinen Besuch in einem der Zelte bei
Blasmusik und einer kühlen Maß Bier ab.
Pauline trägt bereits am heutigen
Morgen weiße Strümpfe, ein sicheres Zeichen für die zu
erwartenden hohen Temperaturen in Dinkelsbühl. Gemahl
Schorsch hält sich in dieser Beziehung im Augenblick noch dezent
zurück. Er scheint mir der weniger hitzeempfindliche
der beiden zu sein. In den Nachmittagsstunden allerdings hat
sich auch in dieser Beziehung einiges geändert und Georg hat
ebenfalls mehr in Sachen Wärmeregulation unternommen.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Temperaturen am Nachmittag
über die 30 Grad kletterten.
Pauline in den Morgenstunden
schon mit weißen Strümpfen! |
Georg rechts
hält sich noch zurück! |
Nun Hat Georg nachgelegt!
Darf es ein bisschen mehr sein? Ja! Jeden Tag
legen unsere Zwillinge ein wenig zu. Verfolgen Sie die Ausdehnung
der schwarzen Federsäume an den Flügeln, achten Sie auf die
Schnabellänge, auf die Länge der Beine und auf all die
anderen Kleinigkeiten. Unter den Mitbringseln, die
Georg bei seinen Anflügen ans Nest immer wieder einfliegt,
gehörte ein unförmiger, sichtlich ausgetrockneter Mistbatzen.
Wem es gefällt!? So ein Mist, konnte man den Schorsch da reden
hören!
Habe nichts Besseres gefunden, Kinder!
Nun verwundert es auch keinen mehr, wenn die
beiden Wonneproppen tagsüber längere Zeit alleine
sind. Darüber ist schon viel geschrieben worden. Dieser Zustand
dauert nun schon eine Woche an und die Phasen der Nicht-Bewachung
werden sich in den nächsten Tagen und Wochen vergrößern.
Siehst du Papa oder Mama irgendwo?
Im Alter von fast genau 4 Wochen bringen
es unsere Jungen schon auf ein Gewicht 2300 bis 2500 Gramm.
Alle Achtung! Die Flügellänge erreicht mittlerweile von der
Schulter bis zur Flügelspitze gemessen runde 27 cm,
beide Flügel erbringen eine Länge von 54 cm und wenn man die gesamte
Spannweite von einer Flügelspitze bis zur anderen
veranschlagt, dürften so knapp 80 Zentimeter zustande kommen.
Da überspannen unsere beiden schon mal mühelos den gesamten
Innendurchmesser des Nestes.
Beachtlich diese Spannweite!
Die Fütterungen gleichen eher einer
Raubtierfütterung und entwickeln sich zu wahren Orgien,
bei denen jeder Bissen in hoher Geschwindigkeit mit dem Schnabel
ergriffen und in Sekundenschnelle hinuntergewürgt
wird.
Raubtierfütterung!
Bleibt mir noch, allen Dinkelsbühlern,
den Gästen der Stadt und allen Storchenfreunden eine
schöne Kinderzeche zu wünschen. Wer es noch nicht erlebt hat,
die Stadt während dieser Zeit im Juli zu besuchen, sollte es
schleunigst nachholen! Er wird danach sicher nicht nur wegen der
Störche gerne dorthin zurückkehren. Planen Sie, vielleicht
auch im nächsten Jahr, einmal einen Besuch ein.
Sie werden bestimmt nicht enttäuscht werden. Einen
Fensterplatz, wie unsere Storchenfamilie ihn besitzt, können wir
aber nicht jedem Besucher garantieren.
Hallo, Kinder!
Eigentlich
solltet ihr am Montag beim Festzug auch mitmachen! |
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16. Jul. 05 |
Im Gästebuch wurde heute eine
interessante Frage zum Nahrungserwerb unserer Störche
gestellt. Dort heißt es: Fressen die Altstörche ihre Beute lebend?
Ich möchte im Folgenden eine Antwort versuchen. Als im
Frühjahr Pauline und Georg durch die Wiesen um Dinkelsbühl liefen,
sah man sie meist auf der Jagd nach Regenwürmern. Das
Lauftempo bei der Suche nach diesen wichtigen Nahrungstieren
liegt bei etwa 15 Schritten in 10 Sekunden.
Alle paar Sekunden wird dieses relativ gemächliche Schreiten von
einem kurzen Halt unterbrochen, der Schnabel sticht
schnell ein Stückchen in den Boden und wenn die Jagd von Erfolg
gekrönt war, hängt an der Schnabelspitze wie an einer
Pinzette der oft noch lebende Wurm. Größere Exemplare
versuchen da, ihrem Schicksal noch zu entrinnen. Sie wickeln
und winden sich um den Schnabel des Storches, der nun
seinerseits versucht, durch heftiges Kopfschütteln den Wurm
von seinem Vorhaben abzubringen. Am Schluss steht jeweils ein
heftiges und schnelles Zurückziehen des Kopfes, wodurch der
Regenwurm in den Rachen des Storchs geschleudert und schließlich
abgeschluckt wird. Mit Sicherheit kommt es vor, dass
mancher Wurm die vorangehende mechanische Behandlung
überlebt hat und somit lebend in den Schlund gerät. Da
dieser Lebensraum im Storcheninneren mit Sicherheit
äußerst lebensfeindlich für Wurm & Co ist, sollte an diesem
Ort ein längeres Überleben ausgeschlossen sein. Gehen
Störche, so wie im Augenblick, auf Insektenjagd, sieht man
sie sehr schnell über die Wiese laufen. Die
Schrittfrequenz liegt deutlich höher als im
vorhergehenden Fall und sollte so um die 20 Schritte und mehr
in 10 Sekunden betragen. Dabei werden keine Pausen und
Stopps eingelegt, sondern im Vorbeigehen werden
Heuschrecken oder kleine Schmetterlinge einfach mit dem
Schnabel eingesammelt oder von den Halmen gepickt, so
dass sich bei jedem zweiten Schritt ein erfolgreicher Fang ergibt,
der schnell in den Schlund abgeschluckt wird. Große Insekten,
also auch große Heuschrecken, werden vor dem Verzehr einige Male
durchgeknabbert, so dass der Chitinpanzer aufbricht und
das Tier diese Behandlung meist nicht überlebt. Für die
Überlebenschancen im Inneren des Vogelkörpers gilt Ähnliches wie
oben bereits ausgeführt. Gehen Störche auf Feldmausjagd
oder auf die Jagd nach Maulwürfen oder Schermäusen, so
wie es Georg und Pauline in den letzten Wochen erfolgreich
praktizierten, ist ihr Verhalten gänzlich anders. Man sieht
sie dann aus dem Laufen heraus zu einer Art Salzsäule
erstarren. Die Bewegungen werden schlagartig eingefroren, man
lauscht in dieser Position angestrengt und Auge und
Ohr folgen dem nur hörbaren „unterirdischen Geräusch“
einer Maus. Nähert sich dieses Geräusch oder zeigt sich die Maus
sogar kurz an der Oberfläche, wird aus der starren Säule
urplötzlich ein super Sprinter, der mit einer
Schrittfrequenz von vielleicht 4 Schritten in der Sekunde
die Maus zu überrumpeln versucht. Hat der Storch Erfolg,
windet sich nach 1 bis 2 Sekunden eine laute, spitze
Schmerzensschreie ausstoßende Feldmaus an der Spitze des Schnabels.
Mit sehr schnellen, ruckartigen, seitlichen Schüttelbewegungen
des Kopfes werden dabei häufig die Lebensgeister der Maus
ausgeblasen, Genick oder andere Teile der Wirbelsäule
brechen, die Maus verschwindet mit einem kurzen Ruck des
Kopfes nach hinten im Schlund. Größere Kleinsäuger, wie Schermaus
oder Maulwurf, machen da schon mehr Mühe.
Hat der Storch einen dieser Säuger nach der
gleichen Methode wie beim Mäusefang überrascht, beginnt ein etwas
längerer Kampf. Erwischt ein Storch einen Maulwurf zum Beispiel
in der Körpermitte, beginnt ein energisches Schütteln, bis
eine günstigere Halteposition im Bereich hinter dem
Kopf gefunden ist. Meist wird die große Beute immer wieder
abgelegt und auch auf dem Boden liegend bearbeitet. Die
sich verändernde Position des Storchs bei dieser Arbeit zeigt oft,
dass die Beute anfangs noch mehr oder weniger lebt und er dieser
immer wieder nacheilt. Dabei führen Störche Stiche und
Stöße mit der Schnabelspitze, aber auch Peitschenhiebe
mit seitlich geführtem Schnabel aus. Ist die große Beute
schließlich bewegungslos, wird sie mit dem Kopf voran
erfasst, weiter durchgeknabbert und oft erst nach
mehrmaligen Versuchen unter großen Mühen verschluckt. Man
sieht dann an der Ausbeulung am Hals, dass etwas Großes verschluckt
wurde. Bleiben noch Frösche, Fische und Schlangen, die auch
zum Beutespektrum der Störche gehören. Kleine Fische
werden erfasst und dürften meist durch diesen Eingriff schon tot
oder betäubt sein. Größere werden wieder geschüttelt,
über längere Zeit mit dem Schnabel bearbeitet oder seitlich auf
den Boden geschlagen, bis auch bei ihnen die Lebensgeister
erlahmen. Bei Fröschen konnte ich schon beobachten,
wie sich diese mit Vehemenz und kräftigen Beinen gegen
das Gefressenwerden stemmten. Sollte einer beim Schlucken
noch am Leben sein, beginnt anschließend ein neuer Kampf
ums Überleben. Fliegen Papa oder Mama gleich anschließend zum Nest
und werden Frosch & Co. schon nach kurzer Zeit wieder ans Licht und
an die Luft gewürgt, könnte sich mancher durch einen Sprung vom
Altrathausdach retten. Es gibt Berichte, die ich zu lesen
glaubte, ohne noch zu wissen, wo sie standen, dass solches auch im
richtigen Leben so passiert sei. Zusammenfassend sei
gesagt. Störche verschlucken alle Beutetiere am Stück, d.h. in der
Form, wie sie sie erbeuten. Die meisten Tiere sind beim
Abschlucken bereits tot oder sterben unmittelbar danach in
einer sehr sauren Umgebung. Ich glaube mich erinnern zu können, dass
ein noch lebendes Beutestück einem Storch oder einem anderen
Vogel im Bereich der Speiseröhre oder des Schlundes
tödliche Verletzungen zugefügt hat. Auch vom Hochwürgen
noch lebender Beute wird bei Störchen mehr oder weniger
verlässlich berichtet. Die zuletzt genannten Fälle
sollten aber mit Vorsicht und Distanz gesehen werden.
Wir werden es wohl an unserem Nest nicht erleben, dass ein Frosch
plötzlich das Weite sucht oder sich eine Maus im Reisig des Nestes
versteckt. Bei Regenwürmern ist das schon eine andere
Sache. Dass sich hier gelegentlich etwas ringeln
könnte, ist nicht ausgeschlossen.
Die Nacht brachte über die noch junge
Kinderzeche einen heftigen Gewitterschauer. Dass davon
auch unsere Storchenfamilie betroffen war, zeigte sich am
nächsten Morgen. Das nasse und für kurze Zeit
durchfeuchtete Nestinnere hatte auf unseren Nachwuchs im
wahrsten Sinne des Wortes „abgefärbt“. So präsentierten
sich die zwei Nestgeschwister mit brauner Brust und
braunem Bauch wie kleine Dreckspatzen.
Ob uns Papa und Mama in diesem Zustand noch kennen?
Das schöne Weiß! Keine Angst! Das gibt sich
wieder und putzt sich mit der Zeit wieder heraus. Am nächsten Tag
sieht die Welt dann schon wieder rosiger, nein weißer, aus.
Ob es am schmuddeligen Aussehen ihrer
Kinder lag oder doch rein zufällig geschah, wird offen bleiben
müssen. Pauline und Georg ließen ihren Nachwuchs auch
während des Tages häufig allein.
So früh und schon wieder allein!
Ob sich einer der Alten am Schwedenlager
vor den Toren der Stadt herumgetrieben hat, um noch mehr vom
Treiben während der Kinderzeche mitzubekommen, konnte
nicht beobachtet werden. Beim obligatorischen Gerangel um das
mitgebrachte Futter sicherte sich der ein fettes Beutestück,
der sich nach dem Zupacken schnell von seinem Geschwisterchen
abwandte und den Hals möglichst lang machte.
Es geht schon wieder los! |
ch bin der Sieger (links)! |
Dadurch kann ein weiterer Interessent um
dasselbe Nahrungsteil vor einem gleichzeitigen Zugriff
abgehalten werden. Man konnte mit etwas Glück schon am
Verhalten der Jungen oder an dem des abzulösenden Partners
mit dem baldigen Auftauchen des Ablösenden rechnen. Denn der
Diensthabende stellte dabei seine Flügel ab, machte
nicht sehr tiefe pumpende Bewegungen, klapperte kurz,
metallisch und schwups, schon landete der Partner.
Hallo Pauline! Ich sehe, dass du kommst! |
Hoppla, das ging aber schnell! |
Auch die Jungen, die aus ihrer hohen
Nestposition ein weites Sehfeld besitzen, beginnen oft
schon lange vor der Landung unruhig zu werden,
miauende Laute von sich zu geben, sich mit ihren Schnäbeln
Richtung Nestzentrum zu wenden und das gesamte
Bettelrepertoire ablaufen zu lassen. Erst nach vielleicht
dreißig Sekunden erscheint dann der Futter bringende Altvogel im
Nest und wird für uns auf dem Kamerabild sichtbar. Wie sehr die
Jungen den gesamten Nestdurchmesser für ihre Zwecke
gebrauchen wurde schon mehrmals deutlich. Vielleicht sah unser
Juniorstorch interessiert auf den Ledermarkt, weil dort gerade
Helmut Wilfling seinen Laden verließ oder die Teilnehmer am
Kinderzech- Festspiel in Kostümen, die an den Dreißigjährigen
Krieg erinnern, vorbeimarschierten. Als er genug geguckt hatte, zog
sich Junior wieder in normale Gefilde zurück.
Hallo, hier oben bin ich! Lauft ihr zur Schranne?
Achten Sie ab sofort darauf, ob bis 23 Uhr,
um diese Zeit bricht die Übertragung bis 5 Uhr ab, Pauline
das Nest aufsucht oder nicht. Von Georg wissen wir
seit geraumer Zeit, dass er schon lange nicht mehr im Nest nächtig.
Heute Abend schien dies mir auch für Pauline zu
gelten. Sie war um 23 Uhr nicht bei ihren Jungen. Die
wiederum waren noch sehr aktiv und dachten überhaupt nicht
ans Schlafen. Sicher ist Pauline nichts passiert,
sondern sie hat einen Ausweichplatz ganz in der Nähe ihrer
Kinder und ihres Schorschs gefunden.
Die Nacht gehört heute uns ganz alleine! |
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17. Jul. 05 |
Kinderzechsonntag!
Ein Traumwetter, wie man es sich nicht besser wünschen kann,
für manche Beteiligte an den verschiedenen Darbietungen in
historischen Kostümen sicher eine Spur zu warm. Die
frische Brise in luftiger Höhe im Storchennest ließ die
Temperatur von fast 30 Grad ein wenig angenehmer erscheinen.
Dennoch war es für unser Storchenpaar Georg und Pauline
angesagt, zwischendurch einmal Schatten zu spenden. Da die
Jungen schon längst dem Babyalter entwachsen sind, genügt
es nicht mehr, sich einfach zwischen Nest und Sonne zu stellen, um
genügend Schatten zu spenden. Man muss durch geschicktes
Abspreizen und Anstellen der Schwingen für die notwendige
Vergrößerung des Sonnenschirmes sorgen.
Großraum-Sonnenschirm
Heute gab es nach längerer Zeit wieder
einmal ganz eindeutig Luftalarm über dem Nest. Zunächst sah
man unser Duo allein im Nest. Dann landete Pauline und nahm sofort
die Drohhaltung ein und beim nächsten Bildwechsel stand auch der
Schorsch im Nest.
Alarm!!!
Danach ging die Post ab und das gesamte
angeborene Verhaltensrepertoire unter der Überschrift
„Luftfeind“ wurde abgespult. Nach einigen Minuten
klang die Erregung ab, ein sichtbares Zeichen, dass der fremde
Storch oder die fremden Störche den Luftraum verlassen hatten. Eine
Annäherung auf Schlagdistanz fand auf keinen Fall
statt. Auch sollte in dieser Jahreszeit das
Aggressionspotenzial der vermeintlichen Angreifer
nicht mehr das hohe Niveau der Monate April oder
Mai besitzen.
Während der Fütterungen gab es nichts
Aufregendes. Die Prozedur war im Handumdrehen
erledigt und Georg und Pauline strichen meist kurz darauf wieder
ab.
Jetzt könnte ich schon wieder einen Happen vertragen!
Ihnen gehen die Kleinen sicher schon
häufig auf die Nerven und durch den Abflug – wohin auch immer
– entgehen sie den schlimmsten Bettelattacken. Seit
heute liegt ein Fremdkörper im Nest, den sicher Georg
bei einer seiner Landungen herbeigeschleppt haben dürfte. Das in der
Größe einem hölzernen Lineal von 50 cm gleichende Gebilde hat einen
Platz am Rande der Nestmulde gefunden. Dort, aber auch an jeder
anderen Stelle des Nestes stellt es keinerlei Gefahr dar.
Was könnte das Mitbringsel sein?
Heute, nach Einbruch der Dunkelheit,
interessierte mich der Verbleib von Georg und
Pauline. Sie waren in der Dämmerung jeweils noch kurz am
Nest erschienen, jedoch um 22:30 Uhr sah man nur noch
die beiden Jungen im Nest.
Heute sind wir wieder allein, Emma!
Neugierig wie Ihr Tagebuchschreiber
einmal ist, begab ich mich in Begleitung seiner Frau (dabei
bekam sie ihn wieder einmal zu Gesicht!) zu nächtlicher Stunde
in meine Nachbarstadt. Bereits von der Bleiche aus
(vor dem Rothenburger Tor gelegen) richtete ich meinen Blick
auf das von dort gut einsehbare alte Rathaus mit dem
Storchennest. Zu meiner Überraschung war auf den beiden
Kaminen des Nestgebäudes keine Spur von Georg oder
Pauline zu entdecken. Also müssen sie an anderer Stelle ihr
Nachtquartier bezogen haben. Die Kotspuren unterhalb des
großen Rathauskamins sind in den letzten Wochen auch nicht weiter
gewachsen. Deshalb vermute ich, sicher nicht zu Unrecht, dass
Schorsch einen für sich noch besseren Platz gefunden hat. Ich fuhr
nun in die Innenstadt und steuerte auf das alte Rathaus zu,
dabei immer einen Blick auf die umliegenden Dächer gerichtet.
Schließlich entdeckte ich den Schorsch. Er stand – und die
Spuren verrieten es ganz eindeutig – nicht zum ersten Mal auf dem
Dachfirst des ehemaligen Cafes Haagen am Ledermarkt
gegenüber dem Nestgebäude.
Der besagte Giebel vor dem Dach von St. Georg!
Die Giebelseite, die zum Nest zeigt, war
schneeweiß vom Kot Georgs. Pauline konnte ich zunächst
nicht ausmachen. Da sie ja erst zwei Tage nicht bei
ihren Jungen übernachtet, konnte sie an ihrem Schlafplatz noch keine
so markanten „Duftspuren“ hinterlassen haben. Als ich am
Altrathausplatz wendete und wieder Richtung Georgskirche fahren
wollte, fiel mir Pauline ins Auge. Sie hatte sich den
Dachfirst der Buchhandlung Bauer ausgewählt. Dort thronte sie,
mit einem Augen Schorsch betrachtend, mit dem anderen ihren
Nachwuchs. Und bei Georg lagen die Verhältnisse kein Jota anders.
Wenn sie über die Webcam ins Nest blicken, steht Georg scharf
rechts, nur eine Straßenbreite vom Nest entfernt. Ich schätze,
dass es mit zwei Gehsteigen und der Straße höchstens 20 Meter zum
Nest sind. Paulines Dachfirst befindet sich aus dem
Blickwinkel der Kamera gesehen halbrechts und vielleicht
50 Meter vom Nest entfernt. Wenn die Kinderzeche vorbei ist
werde ich Ihnen die Gebäude noch näher vorstellen und auch im Bild
zeigen. Für heute soll als kleines Trostpflästerchen der Giebel des
„Cafe Haagen“, Übernachtungsplatz von Schorsch, schon mal herhalten. |
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18. Jul. 05 |
Die Jungen bleiben immer länger
allein, aber nicht zwangsläufig unbeaufsichtigt.
Schorsch und Pauline verlassen nach den
Fütterungen ihren Nachwuchs ziemlich schnell
wieder, um danach auf den benachbarten Dächern die Dinge zu
tun, die sie vorher, als das Duo noch kleiner war, im Nest
absolvierten. An erster Stelle steht hier die
Gefiederpflege. Da kann es schon passieren, dass ein
Altstorch auch eine ganze Stunde auf einem nestnahen
Dachfirst zubringt. Aber auch wenn man Störche bei der Nahrungssuche
beobachtet, besteht diese nicht nur aus pausenlosem Hin- und
Herrennen. Da gibt es auch draußen Ruhephasen, in denen
nichts geschieht. Da steht Pauline auch mal eine halbe Stunde
auf einem Bein und tut Dinge, die nun nichts mit der
Nahrungsbeschaffung zu tun haben.
Auch in der Nacht blieben Fritz
und Emma allein zu Haus. Geschlafen wird, wie
bei Vögel üblich, nicht stundenlang an einem Stück, sondern
die Phasen des Schlafes sind in viele kleinere Portionen
unterteilt. Da kommt es schon vor, dass nach Mitternacht eifrig mit
den Flügeln geschlagen und fleißig gestanden wird.
Wie es aussieht, dürfen wir auch heute Nacht alleine bleiben, Emma!
Das Gewitter am Nachmittag, das
andernorts nicht ganz ohne Schäden blieb zog an der
Kinderzechstadt nahezu spurlos vorüber. Dass sich der
Himmel etwas früher als gewohnt verdunkelte, machte den beiden
Geschwistern nichts aus. Fritzchen, der Größere der beiden,
sowie Emma, die mit den strammen Beinen,
überstanden die Regenperioden anstandslos. Dazwischen
beruhigte sich die Wetterlage schnell wieder.
Wir stehn im Regen..!
Am Morgen und am Vormittag hatte noch
strahlender Sonnenschein die Szene in ein mildes Licht getaucht.
Mit dem Kinderzechwetter haben wir aber ein Glück!
Bei immer noch über 20 Grad sind das
alles keine Probleme. Wie man beim Regen deutlich
beobachten konnte, lassen Schorsch und Pauline ihre
Kinder auch bei solchen Witterungsverhältnissen nun allein.
Mit dem Wachsen der Konturfedern, d.h. der Federn, die unser
Duo die nächsten 18 Monate tragen wird, braucht es den
Regenschutz nicht mehr zwingend. Auch heute gab es erneut einen
kurzen Luftalarm über dem Nest zu vermelden. Wie gestern schon
beruhigte sich die Angelegenheit bald wieder,
der vermeintliche Feind versuchte schon einmal gar keinen Angriff.
Luftalarm!
Und schließlich blieben die Fütterungen wilde
Raufereine, bei denen unser Fritzi und seine Schwester Emmi genug
abbekamen.
Schorsch bei der Fütterung
Und nun dasselbe mit Mama Pauline! |
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19. Jul. 05 |
In meinem gestrigen Eintrag – und dafür
möchte ich mich ein wenig entschuldigen – habe ich unserem Duo
schnell einmal Namen verpasst. Da Störche von Natur
aus so und so keine Namen tragen, ist jede Namensgebung
reichlich willkürlich und in jedem Fall ein
Kunstprodukt. Wie mit allen Namen, gibt es auch in unserem Falle
Befürworter und solche, die einen gefundenen Namen total
ablehnen. Viele von uns sind mit ihrem eigenen Vornamen bis
heute auch nicht glücklich! Es gibt bestimmt eine große Zahl unter
uns, die gerne anders heißen würden. Nicht anders verhält es
sich bei Emma und Fritz. Diese beiden Namen sind zugegeben
nicht der letzte Knaller, aber es bedeutet für mich schon eine
gewisse Überwindung, wenn ich mit Bobsy, Schnicksy
oder ähnlichen Namen hantieren müsste. Vor drei Jahren hatten
wir beispielsweise für unser damaliges Duo Ludwig und Sissi
gefunden und wir hielten die Namen damals für ganz in Ordnung (Bezug
zu Bayern!). Warum wurden es aber dann heuer nicht wenigstens Lore
und Thomas, Ingrid und Michael, Wolfgang und Maria? Vielleicht
gefielen auch Felix und Felicitas, Tobias und Winke, Lucas und
Sabrina? Die Namensflut nähme bestimmt kein Ende und
am Schluss blieben dennoch viele Unzufriedene zurück.
Als mich neulich Thomas Joas, der Vorsitzende der Ortsgruppe
Dinkelsbühl und gleichzeitig auch stellvertretender Vorsitzender der
Kreisgruppe Ansbach im Bund Naturschutz besuchte, kamen wir im
Gespräch auch auf die noch ausstehende Namenswahl für unsere
Nummern 1 und 2. Da sagte er doch, er wüsste zwei Namen,
die ihm ganz gut gefallen würden. Er nannte die Vornamen
seiner Eltern, Fritz und Emma. Da diese Namen im Fränkischen,
zumindest bei den über 50-jährigen, weit verbreitet
sind und bald jedes zweite Neugeborene (ich übertreibe etwas) damals
so genannt wurde, fand ich sofort Gefallen an seinem
Vorschlag. Als Thomas Joas noch ergänzte, dass seine Eltern
sich darüber sicher freuen würden, stand die Wahl
für mich schon fest. Emma und Fritz (die mir leider noch
unbekannten Eltern des Thomas Joas) müssen häufig auf ihren Sohn
verzichten, der sich in seinen Ehrenämtern sehr engagiert und für
die Natur in unserem Kreis Vorbildliches leistet. Als kleiner
Trost und kleine Freude für die verständnisvollen
Eltern von Thomas wurde von mir schließlich so entschieden.
Fritz soll unser großer Jungstorch sein, wenigstens so
lange, bis wir die beiden nicht mehr auseinander halten können. Er
wird aber dennoch immer identifizierbar bleiben, da er ab Donnerstag
die Ringnummer A 5469 tragen wird. Seine Schwester Emma
soll bis zu ihrem Lebensende A 5470 tragen.
Apropos Donnerstag, Tag der Beringung!
Sie brauchen sich um unsere Jungen keinerlei Sorgen
zu machen! Das mit der Kennzeichnung verkraften die
beiden ganz bestimmt. Ob Georg und Pauline überhaupt etwas
mitbekommen, ist noch gar nicht sicher, da die Eltern ihre Kinder ja
schon seit Tagen stundenweise alleine lassen. Draußen vor der Stadt
werden sie von Drehleiter und Tagebuchschreiber nichts mitbekommen.
Da die Altstadt von Dinkelsbühl sehr verwinkelt ist
und somit auch die Einfahrt in den Innenhof des alten Rathauses
vom Fahrer der Drehleiter einiges Können erfordert, bedarf
die Feuerwehraktion einige Vorbereitungen. Am
Altrathausplatz müssen bereits am Vormittag
Halteverbotsschilder aufgestellt werden, die die Parkmöglichkeit
ab dem frühen Nachmittag sehr stark einschränken werden. Geschieht
dies nicht, ist die Beringung nur schwer möglich. Bei einem so
populären Nest wie dem unsrigen, das im Bekanntheitsgrad
nach dem Nest in Vetschau eindeutig an zweiter Stelle
rangiert, ist leider oder Gott sei Dank auch ein gewisser
Medienrummel nicht ganz zu vermeiden. So wird dies (leider) auch
am Donnerstag bei uns sein. Im Klartext wird folgendes
passieren. Die Drehleiter wird das Nest zweimal anfahren. Die
lokale Presse hat ihr Interesse angemeldet und zum
zweiten wird ein in Dinkelsbühl arbeitendes Kamerateam des
Bayrischen Rundfunks die Gelegenheit nutzen, die Beringung und
die Störche von Dinkelsbühl mit in ihre Sendung „BürgerAktiv-
eine Bürgersendung“ am Mittwoch, den 27. Juli um 20:15 Uhr im 3.
Programm des Bayrischen Fernsehens mit einzubeziehen.
Seien Sie also nicht überrascht und
nicht böse, wenn sich innerhalb weniger Minuten die Drehleiter
noch einmal dem Nest nähert. Ich versichere Ihnen, dass ich
versuche, die Beunruhigung für die Storchenfamilie so gering wie
möglich zu halten. Doch in diesem Fall kollidieren das
große öffentliche Interesse für die Störche mit meiner
Grundeinstellung, so wenig wie nötig zu stören. Da die Jungen
aus dem Gröbsten ganz eindeutig heraus sind, besteht
für ihre Gesundheit kein Anlass zur Sorge. Sie werden
sicherlich eine gewisse Stresssituation erleben, die aber bei
jeder Störung durch fremde Störche in ähnlicher Weise abläuft. Eine
Drehleiter mit ihrer Besatzung ist in diesem Abwehrschema allerdings
nicht verzeichnet, die Jungen verhalten sich aber äußerlich nicht
anders wie bei jeder anderen Störung auch.
Die Genehmigung für die Beringung
erteilen auf Empfehlung der Vogelwarte (in meinem Fall der
Vogelwarte Radolfzell) die Höheren Naturschutzbehörden. In
meinem Fall ist es die bei der Regierung von Mittelfranken in
Ansbach. So weit zur rechtlichen Seite. Mit dieser Genehmigung ist
die Erlaubnis verbunden, die Niststätte eines Vogels (in unserem
Fall des Weißstorches) zu „betreten“. Alle anderen „Störungen“ sind
und bleiben davon ausgenommen und sind nicht erlaubt.
Denken Sie am Donnerstag auch kurz daran, dass
das Dinkelsbühler Storchennest zu den ersten auf der Welt
gehörte, dessen Junge mit amtlichen Ringen der Vogelwarte
Rossitten beringt wurden. Es war gerade mal 11 Jahre her,
nachdem der dänische Grundschullehrer Hans Christian Cornelius
Mortensen am 5. Juni 1899 den ersten Vogel, einen Star, mit einem
Aluminiumring und der Inschrift „Viborg 1“ beringt hatte: Die
wissenschaftliche Vogelberingung war geboren. Es folgten im gleichen
Jahr weitere 155 Stare.
Bald darauf folgten andere Mortensens Vorbild.
In Deutschland war es Dr. Johannes Thienemann,
der schon am 1. Januar 1901 auf der Nehrung zwischen See und
Haff im ehemaligen Ostpreußen, dem heutigen Gebier Kaliningrad, die
Vogelwarte Rossitten der Ornithologischen Gesellschaft
Deutschlands gründete. Natürlich gehörten Störche in einer
Landschaft wie der um Rossitten stets zu den Paradepferden der
wissenschaftlichen Vogelberingung und sie waren es
anfangs auch, die zahlenmäßig mit zu den am häufigsten
beringten Vögeln zählten. Da machte sich im Jahre 1910
ein Student namens Erwin Stresemann, der später einer
der berühmtesten und bedeutendsten Ornithologen der Welt werden
sollte, auf, um an einigen Nestern in Bayern (er studierte
damals in München) Jungstörche zu beringen. Sein Weg führte ihn auch
nach Dinkelsbühl. Er kletterte auf das Dach des alten
Rathauses und beringte am 25. Juni 1910 zwei Junge. 95
Jahre später wird es Ihr Tagebuchschreiber seinem Vorbild Erwin
Stresemann gleich tun und erneut zwei Junge mit Ringen der
Vogelwarte Radolfzell markieren. In den vergangenen 100 Jahren sind
Abertausende von Störchen beringt worden. Ich kann für mich
lediglich die letzten 36 Jahre überblicken und von
meinen knapp 2000 Ringstörchen in Franken sprechen. Alle
Einsätze gingen ohne einen Verlust oder einen Unglücksfall
ab, der direkt mit dem Beringen in Verbindung zu bringen wäre. In
jedes der rund 800 Nester, an denen ich zum Einsatz kam,
kehrten die Eltern bald nach Beendigung des Eingriffes wieder
zurück. So wird es auch am Donnerstag geschehen.
Beginn des Einsatzes: 15 Uhr (sollte es
etwas später werden, bitte nicht die Geduld verlieren)
Vorgehensweise: Das Nest wird aus den
genannten Gründen zweimal angefahren. Bei beiden Fahrten werde ich
anwesend sein. Die andere Person wird ein Pressefotograf bzw. ein
Kameramann des Bayrischen Fernsehens sein.
Voraussichtliche Dauer des Eingriffs:
Maximal 20-25 Minuten
Dieser Beitrag, der nicht weiter auf das
heutige Geschehen im Nest eingeht, war mir besonders wichtig. Im
Nest war alles in bester Ordnung. Alles entwickelte sich zur
vollsten Zufriedenheit. Aus dem reichen Angebot an Schnappschüssen,
für die ich mich herzlichst bedanken darf, möchte ich abschließend
noch einige besonders gelungene und aussagekräftige zur Erbauung der
Augen beifügen. Eine Besonderheit muss ich aber doch noch erwähnen.
Nach mehrtägiger Pause übernachtete Pauline wieder einmal bei ihrem
Nachwuchs im Nest. Kann sich natürlich wiederholen, die Regel sollte
es aber dennoch nicht mehr werden.
Alles guckt zur Futterquelle!
Es bleibt eine feuchte Angelegenheit!
Bei Sonne wird man
schnell wieder trocken! |
Fritz hat
fette Beute gemacht! |
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Emma, bist du auch
so schmutzig wie ich? |
Wir wachsen
und wachsen...! |
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Hunger, Hunger! |
Allein auf weiter Flur! |
Super entspannt!
Schön, dass Mama wieder bei uns übernachtet! |
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20. Jul. 05 |
Es hat merklich abgekühlt. Der
heftige Wind brachte um etwa 10 Grad niedrigere
Temperaturen als gestern. Damit ergab sich ein
Witterungscharakter, der eher an den Herbst erinnert als
an den Hochsommer und Schauer traten dazwischen auch
immer auf.
In Anbetracht des enormen Wachstums von
Fritz und Pauline entschloss man sich heute, eine etwas
totalere Kameraeinstellung vorzunehmen, die es gewährleistet,
dass unsere Hübschen im Stehen – und das tun sie nun
verstärkt – ganz im Bilde sind. Das nun fast völlig
sichtbare, rote Dach von St. Paul im Hintergrund
kontrastiert dabei in angenehmer Weise mit dem Nest und den Störchen
und auch der nun verstärkt zu sehende Turm der Kirche bringt einen
weiteren Farbtupfer in das Bild der Kamera. Natürlich sind mit
dieser Einstellung auch gewisse Nachteile verbunden. So kann
man feine Einzelheiten an Fritz und Emma nicht mehr so gut
erkennen. Ich denke aber, dass wir es verantworten können,
wenn wir uns das Geschehen eine Weile aus dieser
Entfernung betrachten. Die beiden Kinder wachsen
ja in den nächsten vier Wochen noch ein ganzes Stückchen
weiter, so dass zum Schluss die Einstellung erneut weiter
gefasst werden muss. Ich bitte Sie, sich mit der gefundenen
Einstellung abzufinden und in den nächsten Tagen
diesen Blick zu genießen. Es werden dennoch Details
erkennbar bleiben und wenn Fritz und Emma weiter so schnell
wachsen, kommen sie uns bald wieder so groß vor wie bisher bei der
näheren Einstellung.
Wie hätten Sie´s denn gerne?
Pauline schien am Abend abermals
Gefallen an einer Übernachtung im Nest gefunden zu
haben, denn sie blieb bis zum Abbruch der Übertragung um
23 Uhr bei Emma und Fritzl und ich glaube nicht, dass sie
danach noch einen Stellungswechsel vollzogen hat.
Pauline bewacht Fritz und Emma wieder mal hautnah!
Oder wollte sie während des großen
Feuerwerkes zur Beendigung des Vergnügungsparks
anlässlich der Kinderzeche bei ihren Jungen bleiben? Außerdem
hatte zu dieser Zeit kurz vor 22 Uhr heftiger Regen
eingesetzt, der die Fluglust Paulines ein wenig gedämpft
haben dürfte.
Es fällt auf, dass sich der
Größenunterschied zwischen Emma und Fritzi mehr und mehr
nivelliert und nur noch geringe Unterschiede vorhanden
sind. Vor allem beim Wachsen der Oberarmdecken kann man die
noch nicht so weit fortgeschrittene Federentwicklung mit am
besten beobachten. Als am Nachmittag der eine oder andere
Schauer hernieder ging, war von Pauline und Georg weit
und breit nichts zu sehen. Diese in jüngeren Tagen
lebenswichtige Schutzfunktion hat sich erledigt und wird bei den
Eltern nicht mehr zwingend abgerufen. Sollte sich zufällig
einer der Altvögel bei starkem Regen im Nest
aufhalten, wird er natürlich ein Art Regenschirm zu bilden
versuchen.
Kein Regenschirm in Sicht!
Aber mit dem Alleinlassen verkümmert dieser
Beschützerinstinkt nach und nach gänzlich.
Auch bei besserem Wetter müssen wir auf Papa und Mama verzichten
An Mauserfedern kann man in der
Zwischenzeit auch nur noch ganz selten ein kleines Federchen
erkennen. Wenn man es mit dem Zustand im Mai und Juni vergleicht,
wird einem klar, dass die Mauser vorläufig ruht. In
der Zeit des größten Futterbedarfs der Jungen müssen auch die
Altvögel an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
gehen und da ist jeder nicht unbedingt notwendige Energieaufwand,
wie ihn die Mauser ja darstellt, mach Möglichkeit zu vermeiden. Wie
zum Beweis präsentierte Pauline heute ihr komplettes
Großgefieder.
So langsam sind meine Tragflächen wieder komplett!
Nach Fütterungen sind – ebenfalls eine
Entwicklung, die immer weiter fortschreitet – die Standzeiten
von Georg und Pauline nur noch sehr kurz. Da ist es
schon ein kleiner Glücksfall, wenn die Eltern etwas
länger bei ihren Jungen ausharren. Suchen die Altvögel
das Weite bleibt das Jungvolk allein zurück. Da wird
dort einmal gezupft, sich für Sekunden in den Stand gewuchtet und
weitgehend gefaulenzt. Wer viel frisst, muss danach schon Siesta
halten. Wenn, wie heute, ein ziemlicher Wind, eine richtige steife
Brise, weht, wird man schnell mal aus der Bahn geworfen und
verliert das Gleichgewicht. So sollte man sich nicht allzu sehr
wundern, wenn Fritzl mit seiner Emma auf großes Stehen heute erst
mal verzichteten.
Da ist doch was!
Eine Ausnahme gibt es aber auf jeden Fall: Wer
aufs Klo muss, verrichtet bitte sein Geschäft im Stehen.
Die Beine werden auch immer länger! |
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21. Jul. 05 |
Tag der Beringung von Emma und Fritz.
Wie Sie sicher hier im Tagebuch gelesen haben, durfte
ich Ihnen schon vorab den Ablauf der Aktion ein wenig
darstellen. Dass es beabsichtigt war, das Nest zweimal
zu besuchen, stand ebenso im Voraus schon fest wie die
Dauer der Aktion. Dabei lag ich mit meinen schon vorgestern
gemachten zeitlichen Angaben von 20 bis 25 Minuten
genau im Soll. Dass rund 5 Minuten abgezogen werden dürfen,
in denen die Leiter eingefahren war und ein Passagierwechsel
anstand, sei auch noch vermerkt. Nun aber schnell zur Chronologie
der fast ganz normalen Ereignisse. Schon geraume Zeit vor
dem geplanten Termin um 15 Uhr näherte sich Ihr
Tagebuchschreiber in Begleitung einer lieben Kollegin seiner
Schule dem Altrathausplatz in Dinkelsbühl. Die
Halteverbotsschilder in einem Teilbereich des Platzes
standen, aber genau dort hatten einige Fahrzeughalter
ihre Pkws dennoch abgestellt. Als Günter Rödel am
Steuer der DL 30 pünktlich um 14:50 Uhr am Platz vor dem
alten Rathaus auftauchte, fuhr gerade das letzte „Hindernis“ aus der
Halteverbotslinie. Das Tor zum Innenhof des
Rathauses wurde geöffnet und die Drehleiter bahnte
sich ihren Weg durch das enge Nadelöhr. Zwei
Zentimeter links und ebenso viele rechts waren der einzige
Spielraum, der dem Fahrer des Feuerwehrfahrzeuges blieb.
Ganz schön eng!
Doch die Männer der Freiwilligen Feuerwehr in
Dinkelsbühl können mit solchen Situationen umgehen, müssen sie doch
öfters in den engen Gassen der Altstadt mit parkenden
Fahrzeugen und schmalen Gässchen zurechtkommen.
Kaum fünf Minuten nach ihrem Eintreffen
stand DL 30 auf ihrer Einsatzposition.
Nun kann es gleich losgehen!
Vor zwei Jahren stand die Drehleiter
das letzte Mal an dieser Stelle im Innenhof und auch
in den Vorjahren gab es schon den einen oder anderen Einsatz im
Dienste der Störche. Diese „Vorläufer“ machten deshalb die heutige
Aktion schon fast zur Routine. Was sollte schon passieren?
Die jungen Störche würden instinktiv ihre Akinesehaltung
einnehmen und Georg oder Pauline würden kurz vor dem Auftauchen
der Drehleiter und nach Unterschreiten der Fluchtdistanz ihr Nest
verlassen. Gerade die letzte Prognose brauchte uns
überhaupt nicht zu bekümmern, da die Eltern Emma und
Fritz schon geraume Zeit alleine lassen und diese den
Schutz von Papa und Mama gar nicht mehr benötigen.
Während die Feuerwehrdrehleiter Position
bezog, hielt sich Pauline im Nest auf.
Jetzt hau ich lieber mal schon ab!
Ob sie allerdings schon durch die im Hof
entstandene Unruhe zum Abflug veranlasst wurde oder zufällig von
sich aus zur Nahrungssuche gestartet war, kann nicht abschließend
geklärt werden.
Uns trennen nur noch wenige Meter vom Nest!
Als ich mich dem Nest näherte, war von
ihr nichts mehr zu entdecken und auch auf keinem der Nachbardächer
sowie im Luftraum über dem Nest und der Stadt gab es eine Spur von
ihr. Fritz und Emma stellten sich, wie es sich für sie
gehört, während der ganzen Zeit tot.
Am Ziel bei Fritz und Emma!
Das erfordert von den Jungen keinen
besonderen Kraftaufwand und solches Verhalten kann man
auch tagsüber, ohne dass sich jemand am Nest zu schaffen
macht, über Minuten und sogar bis zu einer Stunde beobachten. Auch
dann liegen Fritz und Emma regungslos im Nest. Das
Überraschendste beim Besuch des Dinkelsbühler Nestes
ist seine auffällig geringe Größe. Bei meinem letzten
Besuch im Jahre 2003 war das nicht anders, nur
dass sich damals vier Junge im Nest befanden und dennoch alle
darin Platz hatten und anschließend auch erfolgreich ausflogen.
Deshalb muss niemand von Ihnen, liebe Leser, in diesem Punkte des
Platzangebotes im Nest Ängste hegen.
Um 15:09 Uhr erschien erstmals der
Korb der Drehleiter an dieser kleinen Ausgabe eines
Storchennestes, obwohl dieses auch schon 12 Jahre auf dem Buckel
hat.
Die Aktion kann beginnen!
Warum es dennoch nicht zu stattlicherer
Größe heranreifen durfte, wissen Sie als treue Besucher unserer
Website schon seit Jahren. Die Schuldigen sind ausschließlich
die Dohlen des benachbarten Münsters Sankt Georg, die
es bisher schon einige Male in den vergangenen 12 Jahren schafften,
die Storchenbehausung im Spätwinter und beginnenden Frühling total
abzubauen und das Nistmaterial für ihre eigenen Nester unter dem
Dach der Georgskirche zu verwenden.
Die beste Arbeitsposition aus dem Korb
der Leiter ist dann erreicht, wenn die Oberkante des
Korbes ein wenig höher als der Nestrand liegt. Nun misst
meine eigene Körpergröße annähernd zwei Meter. Diese
Tatsache trug letztlich Schuld daran, dass während
meiner Arbeiten am Nest mein Kopf und damit auch mein
Gesicht verborgen blieben. Dies war so nicht beabsichtigt und
kein unfreundlicher Akt gegenüber meinen treuen Seherinnen und
Sehern. Ein Beringer von Durchschnittsgröße wäre jedoch voll im Bild
gewesen. Meine zusätzlichen 30 Zentimeter sorgten nun dafür, dass
ich zumindest optisch kopflos wirkte, in Wahrheit aber zu den
größten Storchenschützern und Beringern weltweit gehöre. Wenn
das nicht auch einmal gesagt werden musste!
Ich komme zur Kleinheit des Nestes
zurück, nachdem über die Größe des heutigen Nestbesuchers schon
genug gesprochen wurde. Als ich scheinbar ziellos mit einem
Meterstab am Nest hantierte, war ich bemüht. Den
äußeren und inneren Durchmesser des Nestes zu ermitteln.
Maßarbeit!
Dabei ist der innere Durchmesser für uns
mehr von Interesse, da er den Lebensraum von Emma und
Fritz darstellt, zumindest bis zum Tag des Ausfliegens. Mit
gerade mal 80 bis 85 cm ist der Platzbedarf nun
nicht gerade üppig. Messen Sie doch zu Hause einmal
nach! Wer einen runden Couchtisch oder Esstisch besitzt, sollte sich
den Platz, der für unsere beiden Helden zur Verfügung steht einmal
im häuslichen Umfeld vor Augen führen. Oder legen Sie bei sich
einmal mit Hilfe einer Schnur oder eines Wollfadens einen Kreis mit
maximal 85 cm Durchmesser auf dem Boden auf. Dann hätten Sie das
Dinkelsbühler Nest ziemlich reell nachgebildet. Dass von den
äußersten Zweigspitzen gemessen, die den äußersten Nestrand bilden,
dann doch immerhin fast 1,40 Meter zustande kommen ist weniger
wichtig und entscheidend.
Der zweite während der Beringung
durchgeführte Akt bezog sich auf das Wiegen der
Nestlinge. Dies ist nun nicht auf meinem Mist
gewachsen, sondern geht auf eine Anregung der Vogelwarte
Radolfzell zurück, die bei der Wiederaufnahme der Beringung
durch mich im Jahre 2002 möglichst viele Daten an
Nestlingen erheben wollte. Dazu zählten auch
Festsstellungen über das Körpergewicht. Da es aber für
solche Messungen erforderlich ist, das Alter der Jungen
auf den Tag genau zu kennen, kommen dafür bei 100 Nestern
gerade mal ein oder zwei eindeutige Fälle für solche
Messungen in Frage. An unserem Nest, bei Emma und Fritz, wissen wir
es ganz genau und darum nahm ich die Messung vor. Die
beiden erblickten am 18. Juni das Licht der Welt, sie
waren also zum Zeitpunkt ihrer Kennzeichnung 33 Tage alt. Als
ersten knüpfte ich mir Fritz, den größeren unseres
Duos vor.
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!
Als Waagschale dient mir dabei schon
seit längerem ein bequemes, genau auf die Körpergröße von drei bis
fünf Wochen alten Jungen zugeschnittenes Weidenkörbchen.
Einmal hineingesetzt und ein wenig vom Nestboden abgehoben ermittelt
die elektronische Waage das Gewicht auf wenige Gramm exakt.
Komm auf die Waage, Emma! Komm auf die Waage, Fritz!
Für Fritz blieb es am Schluss bei
2840 Gramm. Ein Messwert, der es mit vergleichbaren aus
meinem Datenkästchen durchaus aufnehmen kann und weder nach unten
noch nach oben besonders aus dem Rahmen fällt. Für die
nur etwa 20 Stunden jüngere Emma lagen die Werte – und das
überraschte nach dem Augenschein nicht – niedriger, aber
keinesfalls in dramatischer Weise. Sie brachte es an ihrem 33.
Lebenstag auf glatte 5 Pfund, also 2500 Gramm. Mit dieser
Differenz lässt sich gut leben. Vor zwei Jahren,
allerdings bei vier Jungen, lag der Gewichtsunterschied zwischen dem
Größten und dem Kleinsten immerhin bei 860 g (von 2930g bis 2070g).
Das Alter schwankte damals zwischen 28 und 30 Lebenstagen, also
etwas unterhalb des Alters von Fritz und Emma. Dass die beiden auch
beringt wurden, sei am Rande ebenfalls bemerkt . Fritz erhielt die
Ringnummer A5469.
Diesen Ring wird mein nächster Ringstorch tragen!
Diese neu entwickelten Kunststoffringe
bestehen aus zwei Hälften, die beim Beringen irreversibel
zusammengefügt werden. Diese auch mit dem Namen ELSA-Ring
(European Laser Signed Advanced)
bezeichneten Markierungen sind sehr gut ablesbar und es
besteht die berechtigte Aussicht, dass dadurch viel mehr
Ablesungen getätigt werden als dies mit den alten
Aluminiumringen möglich war (die bisherigen Ergebnisse bestätigen
dies eindeutig). Der Ring verfügt über 8 Flächen, die
viermal die um 90 Grad gedrehte Nummer mit dem Kennbuchstaben A,
dreimal die untereinander stehenden Buchstaben DER (für Deutschland
Radolfzell) sowie auf der letzten Fläche in kleiner Schrift „please
inform: Vogelwarte, 78315 Radolfzell, Germany.
ring@orn.mpg.de“ enthalten.
Für die kleinere Emma war der
Kennring A5470 reserviert. Ihr Tagebuchschreiber legte
vorsichtig die eine Ringhälfte ans linke Bein oberhalb des
Intertarsalgelenkes, griff die zweite Hälfte, suchte kurz nach
der Stelle, an der die beiden Hälften ineinander rasten, drückte mit
sanftem Druck die Hälften zusammen und mit einem deutlich
hörbaren Klicken schloss sich dann der Ring unwiderruflich.
Geschafft! Dass Fritz und Emma bemerkten, dass an ihrem
Bein etwas Neues zu spüren und zu sehen ist,
steht außer Frage. Vögel zupfen nach dem Beringen
häufig am Ring und scheinen daran herumzufummeln.
Sicher ist es ihnen eine Weile auch unangenehm. Jedoch mit jeder
Minute gewöhnt man sich an die neue Errungenschaft und schließlich
wird es ein Teil des Tieres, das daran in keiner Weise mehr
Anstoß nimmt. Ich vergleiche es mit einem Kind, das eine neue Uhr
oder einen neuen Ohrring oder eine neue Brille bekommt. Im ersten
Moment ist es etwas ungewohnt, doch bald verliert es den
Reiz des Neuen und verschmilzt mehr und mehr mit der Person. Wer hat
nicht schon seine Brille gesucht, um schließlich festzustellen, dass
man sie auf der Nase hatte? Wer sich wegen des Ringgewichtes
noch Sorgen macht, dem sei gesagt, dass so ein Storchenring
rund 15 Gramm auf die Waage bringt. Eine einzige größere Maus
dagegen schon 40 Gramm und der tägliche Nahrungsbedarf sogar 500
Gramm beansprucht. Was machen da schon 15 Gramm aus?
Ein weiteres Augenmerk richtete ich nach
der Beringung, wie sonst ebenfalls, auf mögliche Fremdkörper
im Nest. Doch auch in Dinkelsbühl brauchte ich nicht einzugreifen.
Nur ein Fremdkörper, den Georg am 17. Juli
mitgebracht hatte, erregte noch meine Aufmerksamkeit. Er
befand sich nach wie vor im Nest, stellte aber zu keiner Zeit eine
Gefahr dar. Es handelte sich schlicht und einfach um einen 25
Zentimeter langen und an der breitesten Stelle 4 Zentimeter
breiten Holzspan.
Bei der Bergung des Holzes...
...und zu Hause im Storchenmuseum!
Ich nahm ihn dennoch mit und bewahre ihn zur
Zeit bei mir zu Hause auf. Vielleicht kann man ihn ja einmal bei
ebay versteigern: Originalinventar aus dem berühmtesten
Storchennest Deutschlands mit Echtheitszertifikat!
Übrigens: In zwei Jahren Beringungsarbeit in Mittelfranken und
Schwaben fand ich kein einziges gefährliches Teil in den
35 Nestern, die ich besuchte. So verhält es sich auch anderswo.
Damit ist ganz eindeutig erwiesen, dass sich Kontrollen nach
gefährlichen Mitbringseln in Storchennestern auf die Zeit der
Beringung beschränken sollen und nicht zu allen möglichen Zeiten
während der Brut und Jungenaufzucht.
Ein nächster Aspekt des kurzen Eingriffs
am Horst galt der Ernährungssituation der Horstbewohner. Ich
sammelte zu diesem Zwecke alle auffindbaren Gewölle
und Bruchstücke derselben auf.
Ihr Tagebuchschreiber beim Aufsammeln der Gewölle
Die weitaus meisten dieser Fundstücke
stammten mit Sicherheit von den Jungen und waren durch deren
Aktivitäten im Nest schon reichlich zerdrückt oder zerfallen aber
eine Hand voll erbrachte die Sammelaktion dennoch. Neben einer 2
Zentimeter langen Heuschrecke, die die Jungen bei einer
der Fütterungen wohl übersehen hatten, fand
sich nichts an Beuteresten, das diese samt und sonders (von kleinen
Ausnahmen abgesehen) in irgendeinem Magen verschwinden. Die
heimische Untersuchung der Gewöllreste erbrachte dann auch
überwiegend oder ausschließlich Insektenreste. Die Haare, die
die Hauptmasse der vorgefundenen Speiballen
ausmachten, bildeten die Überreste von Kleinsäugern.
Diese bilden nach wie vor die energiereiche Hauptnahrung von
Fritzl und Emmi. Knochen werden dabei aber aufgelöst
und verdaut und können in den Gewöllen der Störche nicht
mehr nachgewiesen werden.
Ein bei Störchen
beliebtes Nahrungstier
als Mitbringsel aus dem Nest
Gewölle bereit zur Untersuchung
Heuschrecke, Insektenbein, Flügeldecke und viele Mäusehaare
Nach knapp 20 Minuten am Nest gab ich
das Zeichen zur Beendigung des Einsatzes. Weder Pauline noch
Georg waren in der Zeit meiner Anwesenheit erschienen. Sie bekamen
von der gesamten Aktion überhaupt nichts mit.
Emma und Fritzl blieben gemäß ihres angeborenen
Verhaltens auch danach noch eine ganze Weile im Stadium der
Akinese. Schließlich erwachten ihre Lebensgeister
wieder
Fritz, jetzt ist die Gefahr vorbei!
und als Pauline um 16:11 Uhr bei ihren
Jungen landete und damit endgültig den
Normalzustand signalisierte, normalisierte sich das
Leben im Storchennest.
Was war denn bei euch los?
Was sind das für schwarze Dinger am Bein?
Das Glück war perfekt, als auch
noch Schorsch um 16:17 Uhr mit einer Fuhre Gras
erschien und von Pauline sowie Emma und Fritz einiges erzählt bekam.
Familienzusammenführung |
Nun ist der Schorsch an der Reihe! |
Ihr Tagebuchschreiber verfolgte nach dem
Abstieg aus luftiger Höhe die Ausfahrt der
Drehleiter aus dem Innenhof des alten Rathauses,
bedankte sich bei den Helfern der Freiwilligen Feuerwehr,
fokussierte unter dem Dach noch schnell die Kamera,
damit Sie stets ein scharfes Bild erleben und machte sich
dann auf den Heimweg.
Ausfahrt rückwärts!
Ich wählte die Strecke entlang der
Wörnitz und stieß bei der Froschmühle auf einen Storch.
Da dieser über dem Fersengelenk mit einem neuen ELSA-Ring
markiert war, konnte es sich weder um Pauline noch um den Schorsch
handeln. Ausgerechnet heute hatte ich mein Spektiv zu Hause
gelassen, so dass an eine Ablesung der Ringinschrift nicht zu denken
war. Mit Sicherheit sollte es sich aber um den Storch
handeln, der in den letzten Tagen und auch heute am Mittag
für Luftalarm in Dinkelsbühl gesorgt hatte. Mal
sehen, ob ich den Ringträger in der nächsten Zeit noch einmal zu
Gesicht bekomme!
Aus luftiger Höhe nutzte ich nebenbei
auch die Gelegenheit, Ihnen den Blicke unserer
Storchenfamilie auf die Umgebung des Nestes
vorzustellen. Zunächst zeige ich Ihnen unser Duo in seinem Nest.
Beide liegen tief geduckt in Akinese.
Emma, schau mal wer da kommt!
Wenn sie nun um sich blickt, sehen sie vor der
mächtigen Silhouette der Georgskirche den Stand-
und Übernachtungsplatz von Vater Georg. Der Giebel
ziemlich genau in der Bildmitte auf dem ehemaligen „Cafe
Haagen“ zeigt deutlich die Spuren des Storchenmannes.
Schräg gegenüber erhebt sich im zarten Grün ein sehr
schmales Haus. Dort war Pauline schon einmal eine
Nacht zu Gast. Das Nachbarhaus am linken unteren Bildrand
verkörpert die Adlerapotheke. In das Schaufenster
neben den beiden gelben Telefonhäuschen werden die Bilder der
Storchenkamera per Funk übertragen und erscheinen dann auf einem
Fernsehgerät.
Blick nach Westen vom Storchennest aus!
Auch auf dem folgenden Bild präsentiert sich
St. Georg in vorbildlicher Weise.
Ein sehenswerter Kirchenbau!
Drehen Emma und Fritz ihre Köpfe ein wenig
weiter nach rechts oder mehr nach Nordosten erscheint neben der
Kameraanlage auch das Kirchhöflein, das sich an den Ostchor der
Georgskirche anschließt, im Blickfeld.
Blick nach Nordosten
Sehen die Ringträger nach Osten, blicken sie in
unsere Webcam und sehen auch den Kamin, der den Alten hin und wieder
als Ruheplatz dient.
Blick nach Osten
Abschließen möchte ich meinen Rundblick mit
einem erneuten Richtungswechsel, diesmal genau nach Westen. Dort
erhebt sich, wie Sie aus den Bildern der Webcam schon längst wissen,
die Frontseite der Paulskirche.
Die Namensgeberin unserer Pauline,
die Kirche St. Paul
Lassen Sie mich die weiteren Ereignisse am Nest
in aller Kürze Revue passieren. Dazu dient mir noch einmal die
Adlerapotheke, in deren Schaufenster, links von den gelben
Telefonhäuschen, die Livebilder aus dem Storchennest auflaufen.
Die Adlerapotheke
Dort bilden sich zu manchen Tageszeiten auch
regelrechte Menschentrauben, um Einblick in das Storchenleben zu
bekommen.
Am Morgen, Emma und ihr Bruder
trugen zu diesem Zeitpunkt noch keine Ringe, gab es ein
reges Hin und Her und vor allem Georg war fleißig mit dem
weiteren Ausbau des Nestes beschäftigt.
Georg pendelt hin und her!
Dass es die beiden Hoffnungsträger nun
schon des öfteren synchron im freien Stand versuchen,
muss ich nicht mehr besonders erwähnen.
Gemeinsam geht
es auch schon!
Am Abend gab es keine Pauline und
keinen Georg im Nest. Dies müsste weiterhin die Regel
bleiben, so dass wir bis zum Abzug der Jungen warten müssen, um die
Alten wieder gemeinsam zur Übernachtung im Nest erleben zu dürfen. |
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Bitte unterstützen Sie unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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