Storchenkamera
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil
8
|
22. Jun. 09 |
Immer noch kein Sommerwetter! Unser Storchenpaar
produzierte heute eine Neuigkeit, die noch keinen Anlass zur Sorge
geben muss, wenngleich die Situation ungewöhnlich verlief. Nach dem
gestrigen Abflug unseres Männchens und einer bis in die Dunkelheit
folgenden Brutschicht des Weibchens von mindestens 11 Stunden, war
es im Morgengrauen erneut das Männchen, das zuerst abflog und seine
Dame weiter auf dem Gelege sitzen ließ. Doch um 7:30 Uhr flog die
werdende Mutter ab, ohne dass der Partner bereits am Nest gelandet
war. Bevor man sich jedoch über den verfrühten Abflug Sorgen machen
musste, landete der Storchenmann. Das Nest war maximal 90 Sekunden
unbesetzt. Aus dieser kurzen Zeitspanne wäre abzuleiten, dass Mama
Storch ihren Partner bereits vom Nest aus im Anflug erkannt hatte
und nur deshalb eine fliegende Übergabe vollzog. Auch die sehr lange
Nestpräsenz – den gestrigen Tag mit eingerechnet – könnte diesen
zügigen Brutwechsel mit hervorgerufen haben.
Weibchen fliegt ab |
Kurzzeitiger Leerstand |
Das ging ja noch mal gut!
Danach lief der Rest wieder wie gewohnt ab. Das
Weibchen gönnte sich über 8 Stunden Auszeit im Nahrungsrevier und
wechselte um 15:00 Uhr mit Papa Storch. Dieser kam nach 5 ½ Stunden
zum Nest zurück und ließ sein Weibchen noch einmal für 1 ½ Stunden
in den Abend ziehen. Um 21:52 Uhr war die Dunkelheit über dem Nest
hereingebrochen und beide standen einträchtig im Nest zusammen.
Stolz auf die Eier |
Eine der seltenen Ablösungen |
|
|
23. Jun. 09 |
Die Todesnachrichten gehen weiter! Ein
Telefonat mit dem Nestbesitzer aus Gundelsheim in der Nähe von
Gunzenhausen bestätigte meine Befürchtungen, dass nämlich das schon
große Storchentrio die letzten Tage nicht überstanden hat und tot
ist. Beide Altstörche hätten auch schon das Nest gemeinsam
verlassen, so dass also keine Hoffnung mehr auf Junge besteht. Es
wäre müßig, nach dem bereits in den letzten Tagen Gesagten über
irgendwelche Ursachen zu spekulieren. Tatsache ist, dass Junge
gestorben sind! Dies war schon immer so und daran wird sich auch in
den nächsten 150 Millionen Jahren wenig ändern. Wird die
Klimaänderung weiter in Richtung auf eine zunehmende Erwärmung
marschieren, wird es später immer wieder heißen, die Verluste seien
durch die extreme Hitze und Trockenheit verursacht. Als es kälter
war, war die Kälte und die Nässe für die Verluste verantwortlich. So
findet jeder seinen Standpunkt. In den allermeisten Nestern wird es
aber – Gott sei Dank – keinen interessieren, was mit den Jungen
geschehen ist? Sie sterben unbemerkt und ohne Gaffer oder sie
fliegen aus, ganz wie es ihnen gefällt. So wie es seit 150 Millionen
Jahren alljährlich stattgefunden hat.
Auch die beiden Jungen in Hammelburg hat es
erwischt. Schade, denn hier handelte es sich um eine Neuansiedlung
in Unterfranken, einem bayerischen Regierungsbezirk, der über zehn
Jahre ohne jeglichen Nachwuchs geblieben war. Wenn man dann noch
bedenkt, dass es sich beim Männchen um ein erst zweijähriges
Exemplar gehandelt hat, braucht man sich nicht mehr zu wundern.
Nachdem aber offenbar in einem der trockensten Landstriche Bayerns
die Nässe beim Ableben keine Rolle gespielt zu haben schien, war die
Ferndiagnose schnell gestellt: Aspergillose-Schimmelpilz! Also ganz
klar eine Verschimmelung. Nun gehörte zur Neuansiedlung als
Erstausstattung gleich die passende Webcam und dann das! Natürlich
wurden die Jungen – im toten Zustand waren sie über die Webcam gar
nicht mehr zu sehen, also ein Idealzustand für die Betreiber –
dennoch in einer spektakulären Aktion ausgehorstet oder besser
gesagt einer anderen Verwertung zugeführt. Was man da zu sehen
bekam, erinnerte mehr an die Landung Außerirdischer auf unserem
Planeten. Zwei Feuerwehrleute (sicher durfte sich nur dieser bestens
ausgebildete Personenkreis der Todesstätte nähern) in einem Outfit,
das nur bei Einsätzen bei der Beseitigung chemischen Kampfmittel
oder bei der von
radioaktiv verseuchtem Material getragen wird, näherten sich im
Rettungskorb der Drehleiter dem Todesnest.
Kampfmitteltruppe Hammelburg
Um den Schrecken in ihren Gesichter wenigstens
einigermaßen zu kaschieren, trugen sie ebenfalls noch
Gesichtsmasken. Es könnte auch sein, dass diese Masken nur die
Identität des Eingriffspersonals verschleiern sollten, wenn in der
erfolgreichen Sendung „Aktenzeichen xy-ungelöst“ einmal nach diesen
Personen landesweit gefahndet werden sollte. Man barg zwei offenbar
leblose Körper, die ihren Weg zur Obduktion in die Bundeshauptstadt
antreten dürfen. Der aufmerksame Beobachter wird fragen: Warum
Obduktion? Die Todesursache wurde doch schon vollmundig bekannt
gegeben! Fragen über Fragen in diesem neuerlichen Krimi um Freund
Adebar.
Dabei konnte doch nur ein zweijähriger
Erstbrüter in einem suboptimalen Lebensraum mit der Aufzucht der
Jungen nicht klar kommen. Eigentlich kein Fall für den
Kampfmittelbeseitigungsdienst in Hammelburg, sondern eher ein klarer
Hinweis an die Adresse der Stadt, alle Kraft und viel Geld in eine
Verbesserung des Lebensraumes zu stecken. Wenn der Storchenmann
wiederkehrt, ein oder mehrere Jahre älter ist und die den Lebensraum
verbessernden Maßnahmen durchgeführt sind, kann es mit einer
neuerlichen, erfolgreichen Brut vielleicht laufen. Oder aber die
ganze Geschichte war eine Eintagsfliege! Was macht man dann aber mit
der teuren Kameraausrüstung?
Erneut eine Überraschung am Nest! Das Weibchen
war es heute, das seinem Partner mal so richtig zeigte, was eine
Harke ist. Nachdem „Sie“ in der Vergangenheit meist die Leidtragende
war, wenn es um die Dauer der Bebrütung des Geleges ging und „Sie“
zweifellos in dieser Beziehung die Hauptlast zu tragen hatte, kehrte
„Sie“ die Verhältnisse einmal gehörig um. Da liest sich dann das
tägliche Bulletin ungefähr so:
5:00 Uhr
Männchen im Nest, das Weibchen sollte ihn bereits im
Morgengrauen verlassen
haben
12:43 Uhr
Weibchen erscheint, sagt aber sofort leise „Servus“ und
verschwindet wieder
20:11 Uhr Weibchen
kommt, es erfolgt ein Wechsel und „Er“ darf endlich zur Nahrungs-
suche abfliegen
21:50 Uhr
Männchen noch nicht erschienen
Beim Wenden der Eier |
Das Weibchen ist gelandet |
Lüftung
|
|
24. Jun. 09 |
Ein weiteres Kameranest aus dem schier
unerschöpflichen Angebot meldet heute einen Totalverlust der Brut.
Ich spreche von Nördlingen! Dort hatte Ihr Tagebuchschreiber vor
genau einer Woche, am 17. Juni, das einzige Junge des Storchenpaares
auf dem Tanzhaus der Stadt beringt. Heute beschloss es kurzfristig
zu sterben, im Alter von etwa 5 Wochen.
Die Altstörche versuchten immer wieder, den
leblosen Körper durch Antippen und Berührungen mit dem Schnabel
lebendig werden zu lassen, aber die Bemühungen blieben vergeblich.
Das tote Küken aus Nördlingen
Aus, vorbei! Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Also respektieren wir die Vorgänge und belassen alles, wie es ist.
Denn schon wurden Stimmen laut, ob man das tote Junge aus dem Nest
bergen soll? Warum? Weil es vielleicht stinkt oder der Anblick eines
toten Tieres der klinisch sauberen und reinen Sehergemeinde nicht
zugemutet werden darf? Doch! Gerade um die Natur ungeschminkt zeigen
zu können, sollten Nestcams (wenn überhaupt) installiert werden.
Dies ist ihre einzige Daseinsberechtigung. Und dazu gehören
Todesfälle wie das Amen in der Kirche. Auch ohne Kamerablick wäre
das Junge gestorben und die Eltern würden sich genauso verhalten,
wie sie es jetzt tun. Warum also wieder rumpfuschen? Ich hoffe und
wünsche, dass sich die Betreiber in Nördlingen gegen die wenigen
Kläffer behaupten werden und die Vorgänge so laufen lassen, wie sie
bei vielen Millionen Bruten des Weißstorchs bislang abgelaufen sind.
Können die Altstörche einen Kadaver wegen des Gewichtes nicht mehr
aus dem Nest werfen, dann bleibt er eben an Ort und Stelle liegen.
Da aber die Verwesung in den nächsten Tagen voll einsetzen wird,
gibt es noch eine kleine Chance, dass nämlich mit abnehmendem
Gewicht der Leichnam immer leichter wird und so eine Lageveränderung
mehr zum Nestrand hin wahrscheinlich ist. Wegen des toten Kükens
werden die Störche Nördlingen nicht fluchtartig verlassen, aber auf
Grund einer fehlenden Fütterungstätigkeit ihre Abwesenheit vom Nest
natürlich erhöhen. Vielleicht starten sie auch einmal einen größeren
Ausflug und kehren nicht immer in der Nacht ins Nest zurück. Eine
Gesundheitsgefahr stellt das Junge aber nicht dar.
Webcam-Wahnsinn und kein Ende! Nun ist es also
wieder einmal amtlich und erneut bestätigt, welch abenteuerliche
Blüten sich rund um ein Storchennest ereignen, vor allem auch, wenn
sich eine Kameraeinrichtung in seinem Umfeld befindet. Da wird gegen
Recht und Gesetz verstoßen, was das Zeug hält. Tatort war das
gestern so wuchtig in die Schlagzeilen geratene Storchennest in
Hammelburg. Man höre und staune (oder auch nicht!), was sich da vor
drei Wochen ereignete! Ein Fotograf wollte dort vor Ort Bilder von
den gerade geschlüpften Jungen machen, den ersten seit vielen
Jahrzehnten in der unterfränkischen Kleinstadt. Er rief die
Feuerwehr aus Bad Kissingen um Hilfe. Die Feuerwehr fuhr mit der
großen Drehleiter an, der Fotograf schoss seine Bilder, die Altvögel
verließen fluchtartig das Nest, um – Gott sei Dank – nach 40 Minuten
wieder am Nest zu erscheinen. In dieser Zeit bangten zahlreiche
Hammelburger um das Leben der Neubürger. Heute Tage berichtete die
Lokalpresse von dieser Geschichte, bei der die Feuerwehr die
Verantwortung übernahm und sich nachträglich für ihren Einsatz
entschuldigte und eine Spende an den Bund Naturschutz überwies.
Die „Main
Post“ berichtete am 24.6.2009 nun über den schwerwiegenden Störfall,
bezog sich aber dabei auf die Bergung der toten Küken. Es bleibt zu
hoffen, dass der damalige Einsatz nichts mit dem jetzigen Tod der
Jungen in Zusammenhang steht:
.....
Der Einsatz unter Mithilfe der Feuerwehr Bad
Kissingen hat auch eine versöhnliche Note. Vor drei
Wochen hatte sich der Bund Naturschutz schriftlich
über die jetzigen Helfer wegen einer Neststörung
beschwert. Die Feuerwehr hatte sich von einem
Fotografen breitschlagen lassen, mit der Leiter am
Turm hochzufahren, um Fotos von den kleinen Störchen
zu machen (wir berichteten). Dieses Mal war die
Leiter willkommen und Jochen Willecke versprach der
Wehr eine Spende des Bund Naturschutz.
Halten Sie also überall die Augen weit offen
und schreiten Sie zur Tat, wenn Ihnen solche massiven Eingriffe
bekannt werden! Das wäre zwar auch ohne Vorhandensein einer Webcam
passiert, aber die immense Aufmerksamkeit, die solche Objekte
hervorrufen, lassen da natürlich Begehrlichkeiten aufkommen, die so
nicht zu dulden sind.
Oder: Es gibt einen weiteren aktuellen Fall,
bei dem erneut Kamerageilheit über jede Art von Tier- oder
Naturschutz siegt.
Eine Webcam macht Probleme und man will
unbedingt nicht auf Bilder verzichten. Wegen einiger weniger Seher –
es handelt sich um die neue installierte Kamera in Gögglingen bei
Ulm- wird alles versucht, um die Übertragung wieder in Gang zu
setzen. Muss das sein um jeden Preis? Zugegeben: Die
Kameraeinstellung ist fein gewählt, aber muss das sein?
Der Betreiber ist bestrebt, „die Sache so
schnell wie möglich in Ordnung zu bringen.“ Daraus ist ganz deutlich
ein gewisser Druck zu ersehen, der zu Handlungen drängt, die ohne
weiteres zum Tod der Jungen führen können. Wenn schon etwas
passiert, dann haben wir wenigstens versucht, unsere Seher nicht zu
enttäuschen. Merken Sie etwas? Die Geschichte wächst sich immer
weiter aus und viele Betreiber fummeln noch ganz anders herum und
schalten in solchen Fällen die Kamera eben ein wenig aus und keiner
merkt danach etwas. Zurück bleibt ein leeres Nest.
Werden uns solche Überlegungen in diesem Jahr
erspart bleiben? Soll Ihr Tagebuchschreiber ebenso handeln? Wird ein
Fotograf das eben geschlüpfte Storchenküken von der Drehleiter der
Feuerwehr aus auf seinen Kamerachip bannen?
Heute ging der 25. Bruttag zu Ende und unser
Paar zündete endlich mal wieder ein wahres Feuerwerk am Nest ab, so
dass ich mir schon dachte: Was ist denn in die gefahren? Bereiten
sie sich schon auf das Schlüpfen vor?
Eines stand allerdings in den letzten drei Wochen auch
schon fest, fand aber heute auch eine bildliche Bestätigung. Wenn im
Nest nur ein Altstorch zu sehen war, hieß das nicht automatisch,
dass der andere Storch immer im Nahrungsgebiet weilen musste. Es
konnte natürlich von Zeit zu Zeit auch sein, dass er vom Dachfirst
aus, also ganz in der Nähe, seinem Ehepartner noch ein Weilchen
Gesellschaft leistete.
Das heutige „Feuerwerk“ liest sich in der
Zusammenfassung so:
5:00 Uhr
Weibchen brütet, Männchen im Morgengrauen abgeflogen
5:48 Uhr
Männchen kehrt mit Nistmaterial zurück, löst das Weibchen ab,
dieses fliegt ab
7:43 Uhr
Weibchen schon wieder da, knapp zwei Stunden auf
Nahrungssuche
7:45 Uhr
Weibchen löst Männchen nicht ab, fliegt ab, landet
wahrscheinlich gleich wieder
auf dem Dachfirst, ist dort um 8:45 Uhr kurz zu sehen
8:51 Uhr
Weibchen springt ins Nest
8:55 Uhr
Weibchen übernimmt Brutgeschäft nach einer
Drei-Stunden-Schicht des
Männchens
9:02 Uhr
Männchen ab
9:11 Uhr
Männchen erscheint mit Nistmaterial
9:21 Uhr
Männchen fliegt wieder ab
11:51 Uhr Männchen erscheint mit Nistmaterial
11:52 Uhr Brutablösung, Weibchen fliegt ab, 3
Stunden hat „Ihr“ Brutgeschäft gedauert
12:07 Uhr Weibchen da mit Nistmaterial
12:08 Uhr Weibchen übernimmt, Männchen bleibt
im Nest
12:15 Uhr Männchen übernimmt Gelege, Weibchen
fliegt ab
21:27 Uhr Weibchen zurück, Männchen ab, über
neun Stunden musste das Männchen Wache
schieben
Papa Storch
wendet die Eier |
Darf ich wieder brüten,
Herr Storch? |
|
|
Da steht doch „Eine“ auf dem Dach |
Ei mit Storch |
Versteckspiel
|
|
25. Jun. 09 |
Wir nähern uns mit Riesenschritten
dem großen Ereignis! Am 1. Juli sollte es so weit sein! Nachwuchs in
unserem Nest auf dem alten Rathaus. Was sollte uns daran hindern?
Das Brutpaar hat alles richtig gemacht und seine beiden Eier ohne
Unterbrechung bebrütet. Außerdem gab es im Vorfeld und zu Beginn der
Eiablage genügend Paarungen, die es naheliegend erscheinen lassen,
dass das Gelege auch befruchtet sein muss. Werben Sie deshalb
weltweit in Ihrem Bekanntenkreis für unsere Seite! Kein Kameranest
kann in den nächsten Wochen mit der Aufzucht von Storchenküken von
Null an beginnen!!!!
Das tägliche Geschehen am Nest stellte sich in
Kurzfassung so dar:
5:00 Uhr
Weibchen brütet, Männchen im Morgengrauen ab
5:52 Uhr
Männchen erscheint mit Nistmaterial, Weibchen fliegt ab,
Männchen brütet
8:10 Uhr Weibchen
erscheint, Ablösung nach gut 2 Stunden
8:14 Uhr
Männchen ab
11:33 Uhr Männchen da mit Nistmaterial,
Ablösung nach mehr als drei Stunden
11:34 Uhr Weibchen ab
12:30 Uhr Weibchen da, unterstützt Männchen bei
der Nestverteidigung, nach dem Verhalten
nach zu urteilen sicher fremde Störche in der Nähe, nach 10
Minuten kehrt
wieder Ruhe ein
12:46 Uhr
Weibchen fliegt wieder ab, es erfolgte keine Ablösung
21:24 Uhr
Männchen wartete immer noch, sitzt mittlerweile gut 10
Stunden auf den Eiern
Rückkehr des Männchens in der Dunkelheit
Drohgebärde
Kampfansage
.
Beruhigung
|
|
26. Jun. 09 |
Endspurt in der Brutzeit!
5:00 Uhr
Weibchen brütet, Männchen im Morgengrauen ab
6:24 Uhr
Männchen da mit Nistmaterial, Weibchen ab
10:56 Uhr Weibchen zurück nach 4 ½ Stunden
Auszeit, Ablösung
10:58 Uhr
Männchen ab
11:39 Uhr
Männchen da mit Nistmaterial, fliegt gleich wieder ab, ohne
das Weibchen
abzulösen
21:52 Uhr
Weibchen seit 11 Stunden im Nest, Männchen erst nach Einbruch
der Dunkelheit
erschienen.
Im Vergleich zum Vortag lagen die Vorzeichen
heute genau umgekehrt. War es gestern der Storchenmann, der einen
Brutmarathom hinlegte, fiel diese Rolle heute dem Weibchen zu. Bei
dieser Rollenverteilung kann sich niemand beschweren!
Durchblick |
Ablösung |
Verrenkt?
|
|
27. Jun. 09 |
Ich beginne mit einem kleinen
Rechenschaftsbericht über „mein“ Heimat-Storchennest in
Feuchtwangen. Vom Auftauchen des neuen Paares und dem Brutbeginn am
25. Mai mit mindestens zwei Eiern habe ich Ihnen in früheren
Tagebucheinträgen erzählt und auch im Bild berichtet. Dieses erste
Gelege nach einer Pause von 40 Jahren in der Kreuzgangstadt war für
mich eine kleine Sensation und ein ganz besonderes Ereignis in
meiner persönlichen Storchengeschichte.
Heute nahm ich mir einmal wieder die Zeit, um
vom Kranzturm der Feuchtwanger Stiftskirche einen Blick ins Nest zu
werfen. Wie es so geht, wenn man es besonders eilig hat, machte der
im Nest liegende Storch keine Anstalten, sich von selbigem zu
erheben. Da der Besuch eines Orgelkonzertes in der Stiftskirche
ebenfalls fest eingeplant war, brach ich nach 30 Minuten die
Beobachtung ohne Ergebnis ab, nahm mir aber vor, nach Ende des
Konzertes noch einmal den Turm zu besteigen. So geschah es! Erneut
wurde ich auf eine lange Geduldsprobe gestellt, doch der abermals
liegende Storch nahm bald aus dem Nest kleine Heuschrecken auf und
verschluckte sie anschließend. Nun konnte kein Zweifel mehr
bestehen, dass diese Beutetiere bei der letzten Ablösung von einem
der beiden Elternstörche ausgewürgt worden waren, danach „vergessen“
wurden und nun so langsam eingesammelt wurden. Da Störche aber nur
füttern, wenn Junge im Nest vorhanden sind, war eines schon jetzt
klar: Es mussten Junge geschlüpft sein! Eine halbe Stunde später
hatte ich auch den „bildlichen Beweis“.
Das
Feuchtwanger Duo
Zwei Junge reckten ihre Hälse hoch, als die
Mama sich vom Nest erhob. Dabei war gleichzeitig sogar noch eine
weitere Überraschung sichtbar. Ein Ei lag ebenfalls noch im Nest, so
dass nun die Gelegegröße auf „3“ korrigiert werden konnte. Zum
erstenmal nach 40 Jahren gab es wieder junge Störche in meiner
Heimatstadt. Darüber freute ich mich natürlich riesig. Die beiden
Neubürger dürften wohl in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni oder im
Verlaufe des 26. Juni geschlüpft sein. Mit dieser frohen Kunde im
Gepäck ging der Abstieg vom Turm doppelt so schnell vor sich als der
Aufstieg (ist ja auch kein Wunder!).
Die Neuigkeiten aus dem Kameranest in
Dinkelsbühl können natürlich noch nicht mit dem Schlupf des ersten
Jungen aufwarten, aber...!
Selten knapp, was da zu Papier gebracht werden
kann! Es gab nur zwei Ablösungen während des gesamten Tages.
5:00 Uhr
Weibchen hat Innendienst, das Männchen war bereits im
Morgengrauen
abgeflogen
7:16 Uhr
Männchen da, Weibchen fliegt auf und davon
20:46 Uhr
Weibchen landet nach einem kurzen Abstecher auf dem Dachfirst
im Nest
Männchen ist nach 13 ½ Stunden „erlöst“ und fliegt noch zur
Nahrungssuche
Immer noch 2 Eier
Regen, Regen!
|
|
Zaungast |
Nest kurz leer |
Wechsel
|
|
28. Jun. 09 |
Die Evangelische Kirchengemeinde Feuchtwangen
feierte heute ihr großes Gemeindefest auf dem Kirchplatz, nur wenige
Meter vom Storchennest entfernt. Ein wesentlicher Programmpunkt war
dabei die Besteigung des Kirchturmes mit Blick zum und ins
Storchennest. Besser hätte die Regie um das Storchenpaar nicht
greifen können., denn in der Nacht zum heutigen Sonntag erblickte
der dritte Jungstorch – wie bestellt – das Licht der Welt. Ihr
Tagebuchschreiber hatte über Stunden jede Menge Fragen zu
beantworten und erlaubte vielen Großen und Kleinen und Alten und
Jungen einen unvergesslichen Blick durchs Spektiv. Selbst wenn Papa
oder Mama Storch die Jungen huderten und man nur einen Blick auf den
Altstorch frei hatte, war das Staunen sehr groß und die Begeisterung
grenzenlos.
Drei junge Störche bevölkern also inzwischen
das Storchennest von Feuchtwangen und auch
in Dinkelsbühl wird das Warten und Bangen bald
zu Ende gehen.
Das geschah während des Tages am Nest auf dem
alten Rathaus zu Dinkelsbühl:
5:00 Uhr
Weibchen im Nest, Männchen im Morgengrauen abgeflogen
6:52 Uhr
Männchen zurück
11:26 Uhr Weibchen zurück, übernimmt das
Gelege, war 4 ½ Stunden auf Nahrungssuche
Männchen bleibt noch ein Weilchen im Nest, wechselt um
11:42 Uhr auf den
Dachfirst und fliegt eine Minute später ab
21:48 Uhr
Weibchen brütet nun schon 10 Stunden, vom Männchen bis zum
Einbruch der
Dunkelheit nichts zu sehen
Ablösung
Feinde? |
Zwischenstand |
Ausgebreitet
|
|
29. Jun. 09 |
Ein herrlicher Tag! Für mich galt es heute, die
letzten mir bekannten, noch oder schon lebenden Jungstörche zu
beringen. Dass es sich dabei um die erste Brut in einem neuen
Storchenort handelte, darf als besonders beachtenswert angesehen
werden. Obwohl die künstliche Nisthilfe auf der Scheune von Familie
Schindler in Heglau schon über 20 Jahre existiert, gab es außer
einigen Kurzbesuchen und einem längeren Aufenthalt eines Paares vor
5 Jahren keine Brut und erst recht keinen Nachwuchs. Am Rande des
unter Ornithologen weithin bekannten Wiesengebietes „Wiesmet“ hat
nun endlich einmal ein Storchenpaar erfolgreich gebrütet.
Das Heglauer Trio
Aus luftiger Höhe
Anfangs sah es jedoch nicht nach einer
Besetzung der Nisthilfe aus. Doch nachdem die Störche in der
Krautstadt Merkendorf offenbar keinen Gefallen mehr an ihrem Nest
fanden, machten sie sich schnell auf den Weg ins nur wenige
Kilometer entfernte Heglau und man sah schnell, dass ihr Entschluss
kein schlechter war. Heute konnte Ihr Tagebuchschreiber immerhin
drei kräftige und gesunde Junge beringen, die auch schon vier
Lebenswochen auf dem Buckel hatten. Die Freiwillige Feuerwehr aus
Bechhofen unter ihrem Kommandanten Martin Meyer stellte für diesen
Einsatz ihre Drehleiter zur Verfügung.
Bei meiner Reise fielen als Nebenprodukt noch
einige zusätzliche Nestkontrollen an. In Großenried hat das Paar,
das auch heute wieder im Nest stand keinen Brutversuch mehr
unternommen und bleibt in dieser Saison kinderlos. In Ornbau hat
sich seit der Beringung der beiden Jungen die Zahl der Nachkommen
auf eines verringert, während im benachbarten Triesdorf auf dem Nest
der Molkerei alle drei Jungen am Leben geblieben sind und heute
schon große Sprünge in der Kinderstube vollführten.
Am Nest auf dem alten Rathaus beginnt nun die
heiße Phase. Wird es Junge geben? Ich habe mich während der gesamten
Brutzeit immer wieder positiv im Hinblick auf Nachwuchs geäußert.
Warum sollte ein Storchenpaar, das Eier legt und sie anstandslos
bebrütet, nicht auch mit Jungen gesegnet werden?
Was danach folgt, liegt allerdings nicht nur in
der Macht der Eltern. Jedoch sollte ein intaktes Paar, das gut
zusammen harmoniert, auch diese entscheidende Etappe von 8 bis 10
Wochen gut meistern. Sie werden fragen: Acht bis 10 Wochen? Dann
sind wir ja schon fast bei Mitte September! Sie haben richtig
gerechnet! Bis dahin werden die Eltern ihre Brut jedoch bestimmt
nicht verlassen. Frühestens mit dem Ausfliegen der Jungen werden
sich die Wege der Familie trennen oder ein gemeinsamer Abflug ohne
großen Abschiedsschmerz beginnen.
Ich muss mich bei aller Begeisterung im
Augenblick noch etwas bremsen, denn der 1. Juli ist noch nicht
erreicht!
Das tägliche Bulletin liest sich auch heute
ziemlich knapp und beweist, dass abermals das Weibchen die Hauptlast
der Nestarbeit zu tragen hatte.
5:00 Uhr
Weibchen hat Innendienst und hat das Männchen im Morgengrauen
auf
Nahrungssuche geschickt
6:04 Uhr
Männchen erscheint, Ablösung, Weibchen ab, etwa 2 Stunden war
der Mann auf
Nahrungssuche
11:48 Uhr Weibchen ist zurück, sie war fast 6
Stunden unterwegs
11:50 Uhr Männchen fliegt ab und bleibt
mindestens 10 Stunden dem Nest fern
21:50 Uhr Weibchen wartet weiter
Da fällt einer vom Himmel |
Gute Verdauung |
|
|
Begrüßung am Nest... |
...und Ablösung |
|
|
30. Jun. 09 |
Ein sensationeller Tag für unser Nest! Die
allermeisten werden sich entzückt die Augen gerieben haben, als sie
das sahen, was sich vor dem Kameraauge ab den Mittagsstunden
abspielte. Ein paar Neider, die es immer wieder geben mag und die
unsere Arbeit mit einer Prise Missgunst verfolgen (aber bitte
heimlich und ja nicht zugeben, dass sie die Website
www.storch24.de
unschlagbar gut finden!), mögen sich entsetzt die Augen gerieben
haben.
Das Dinkelsbühler Storchenpaar hat seit heute
Nachwuchs. Was sich bereits seit dem Morgengrauen andeutete, als
KaiserPingi auf einem der beiden Storcheneier ein deutlich
sichtbares, kreisrundes Loch entdeckte, entwickelte sich in den
folgenden Vormittagsstunden äußerst positiv weiter. Die Unruhe des
Weibchens, das ab 10:14 Uhr das weitere Geschehen in ihre Hände
genommen hatte, war unverkennbar. Ganz sicher gab es zwischen ihr
und dem kommenden neuen Erdenbürger bereits geraume Zeit akustische
Signale durch die Eischale und seit den frühen Morgenstunden auch
optische Auslöser in Form des kreisrunden Loches in selbiger.
Die von den Jungen im Ei gemachten
Lautäußerungen helfen auch dazu, das Schlüpfen zeitlich etwas zu
koordinieren, so dass die Schlupfabstände nicht zu groß werden. Auf
diese Art und Weise gelingt es einer Nestbesatzung die Brutzeit ab
dem zweiten Ei ganz deutlich zu verkürzen, so dass die Abstände
weniger ein Intervall von zwei Tagen aufweisen als vielmehr eines
von nur noch einem Tag.
Der biologische Sinn, der sich dahinter
versteckt, liegt auf der Hand. Die Chancen für eine erfolgreiche
Aufzucht mehrerer Jungen steigt deutlich, wenn ihr Altersunterschied
bei der Geburt möglichst gering ausfällt. So macht es Sinn, wenn bei
einem Legeabstand von zwei Tagen (wie beim Storch), das Schlüpfen in
einem Abstand von einem Tag oder sogar innerhalb von wenigen Stunden
erfolgt. Dies gilt vor allem für das zweite und dritte Ei. Bei
größeren Gelegen zieht sich das Schlüpfen dann doch im Vergleich
dazu in die Länge, mit der Gefahr, dass der Altersunterschied
zwischen dem kleinsten und dem größten Jungen dann schon einige Tage
betragen kann. Somit können Sie leicht ersehen, dass die Aufzucht
von vielleicht fünf Jungen schon durch die ungleichen Startchancen
eine sehr schwierige wird und auch nur bei optimalen Bedingungen
einmal gelingt.
Ab den späten Vormittagsstunden war unschwer zu
erkennen, dass sich Außergewöhnliches im Nest abspielt. Die ersten
eindeutigen Beweise für die Geburt eines Storchenkükens liegen für
kurz nach 13 Uhr vor. Auch Schnappschüsse gegen 11 Uhr lassen
bereits ein Köpfchen vermuten. In diesem Fall handelte es sich
wahrscheinlich aber erst um die erste Etappe des Schlüpfvorganges,
bei dem ein Teil des Vogelkörpers die schützende Eischale bereits
verlassen hat, der Rest aber noch in der Eischale steckt.
Seinen eigentlichen Abschluss fand der
Schlüpfvorgang gegen 19:50 Uhr, als das Weibchen die Reste der
Schale aus dem Nest beförderte.
Ihnen ist sicher aufgefallen, dass Ihr
Tagebuchschreiber auf die neue Situation postwendend reagiert und am
frühen Nachmittag eine neue Kameraeinstellung vorgenommen hat.
Natürlich hat er dabei in Kauf genommen, dass der Elternstorch nun
nur noch teilweise im Blick ist, aber die Details, die uns in der
nächsten Zeit am meisten interessieren liegen allesamt in der
kleinen Nestmulde und die ist ja nun mehr als deutlich zu erkennen.
Vielleicht dürfen wir schon bald Küken Nummer 2 begrüßen und dies
wird nun leichter erkennbar sein als beim ersten Storchenkind. Noch
etwas: Fütterungen am Tag des Schlüpfens sind nicht vorgesehen. Am
ersten Lebenstag zehrt das Junge von den nahrhaften Teilen des
Dottersackes. Also nicht verzagen, wenn unser Kleiner heute noch
nicht gefüttert wurde und wenn Papa Storch sich seit der Geburt
gegen Mittag auch noch nicht am Nest hat sehen lassen. Die nötigen
Auslöser für die neuen Aufgabenstellungen werden bei den Eltern
schon ankommen und den Fütterungstrieb auslösen. Solche sind das
Betteln und damit verbundene Geräusche.
Noch etwas macht diesen 30. Juni 2009 so
einmalig! Noch nie habe ich selbst ein so spätes Schlüpfdatum erlebt
und noch nie konnten Seher einer Webcam die Geburt eines
Storchenkükens zu einem so späten Termin erleben.
Achten Sie bitte in den nächsten Tagen darauf,
was und wie viel das Küken zu fressen bekommt und wann das Junge
gefüttert wird? Wenn es zwei werden, gilt diese Aufforderung
natürlich weiter. Bleiben Sie uns deshalb besonders gewogen und
halten Sie die Augen offen!
www.storch24.de hat jetzt mehr zu bieten als
jede andere der 132 Storchen-Webcams weltweit! Daran kommt in den
nächsten Wochen kein Storchenfreund mehr vorbei! Rühren Sie kräftig
die Werbetrommel und Sie werden nichts mehr verpassen.
„Ein Loch ist im Ei(mer), Karl
Otto...“ |
Wer findet das Junge? |
|
|
Eine neue Einstellung? Noch nicht! |
So gefällt es schon besser! |
|
|
Wir begrüßen den neuen Erdenbürger |
Herzlich willkommen |
|
|
Die Eischale wird entsorgt!
|
|
1. Jul. 09 |
Das Wunder von Dinkelsbühl geht weiter!
Doch habe ich bei all der Hektik der
vergangenen Tage eine weitere Hiobsbotschaft glatt vergessen!
Bereits vorgestern schreckte mich ein abendlicher Anruf aus meiner
aufkommenden Vorfreude über die zu erwartenden Ereignisse am
Dinkelsbühler Nest.
Norbert Sahliger, Storchenexperte aus dem
benachbarten Ries, musste mir mitteilen, dass am Morgen des 29. Juni
das beringte Männchen des Brutpaares in Löpsingen bei Nördlingen an
einer innerörtlichen Niederspannungsleitung tödlich verunglückt war.
Mitarbeiter des Stromversorgers bargen den in den Leiterseilen
gefangenen Storch tot aus seinem in luftiger Höhe befindlichen Grab.
Schon viele Male hatte der Storchenmann das nicht ganz ungefährliche
letzte Teilstück seines Anflugs bewältigt. Doch an diesem Morgen
geschah das Schreckliche! Mit einem Büschel Nistmaterial im Schnabel
hatte er sich bis auf wenige Meter dem Nest genähert. Doch diesmal
über- oder unterflog er nicht die Leiterseile des örtlichen
Niederspannungsnetzes, sondern geriet für alle überraschend mitten
hinein. Der Aufprall gegen die Leitungen war so stark, dass er sich
regelrecht darin verwickelte und in dem Leitungsgewirr hängen blieb.
Als ihn die Monteure des Energieversorgers bargen, war es tot. Herr
Sahliger stellte nach der Bergung den Unglücklichen sicher und
beabsichtigt, ihn einer genaueren Untersuchung zuzuführen. Zum Glück
standen zum Zeitpunkt des Todes die noch drei überlebenden Jungen
bereits kurz vor dem Ausfliegen, so dass man sich wenigstens um die
Brut keine Sorgen mehr zu machen braucht. Das Weibchen ist in den
nächsten Tagen sicher alleine in der Lage, die wenigen noch
fehlenden Fütterungen zu leisten, ehe sich die Jungen auf eigenen
Schwingen aus dem Nest verabschieden.
Zurück zu den schönen Seiten des
Storchenlebens: Als der Morgen graute, richteten sich die Blicke
aller in die kleine, kaum sichtbare Nestmulde. Dass am linken
Nestrand ein stattlicher Grasbüschel – von den Usern auch „grüne
Mauer“ genannt – entwickelt hat, erweist sich jetzt vielleicht sogar
als überaus nützliches Element. Zum einen bietet dieses Acessoire
zusätzlichen Schatten von Sonnenaufgang bis zur Mittagszeit, zum
anderen entziehen die „durstigen“ Grashalme dem einmal feucht
gewordenen Nestboden vermehrt Feuchtigkeit und fördern auf diese
Wiese sogar das Abtrocknen des engeren Nestbereiches. Eine derartige
Nestzier sollte also nicht unbedingt als störend empfunden werden.
Das kommt in den besten Storchennestern immer wieder vor, verliert
sich dann im Laufe der Jungenaufzucht, entspricht aber eben nicht in
jedem Fall dem Schönheitsempfinden mancher Zeitgenossen. Auch hier
dürfen Papa und Mama Storch selbst entscheiden, wie sei es gerne
hätten?
In den Vormittagsstunden gab es noch keine
Anzeichen, dass das Schlüpfen des zweiten Kükens unmittelbar
bevorstehen könnte, auch wenn sich in Ei Nummer 2 – so wie gestern –
ein kreisrundes Loch zeigte.
Ein Loch in Ei Nummer 2
Doch plötzlich ging alles Schlag auf Schlag!
Ein zweites Köpfchen wurde sichtbar, das ganz eindeutig aus der den
Körper noch einhüllenden Eischale lugte.
Der Deckel ist ab
Im Verlauf der nächsten Stunden allerdings
wurde das zweite Storchenküken gänzlich sichtbar. Knapp 24 Stunden
nach Küken Nummer 1 war Nummer 2 geboren und in diese Welt geworfen.
Viel fehlt nicht mehr! |
Geschafft |
|
|
Endlich zu zweit |
Die stolze Mutter |
Werden die Eltern mit der neuen Situation
fertig werden? Dass Ablösungen auch heute nur ganz sporadisch
erfolgten hat nun nichts zu bedeuten. Eine Fütterung durch das
Weibchen fand auf alle Fälle kur nach 11:37 Uhr statt.
„Sie“ füttert
Das hat also schon mal funktioniert. Der
Storchenmann durfte die erste Schicht des neuen Tages schieben, es
war seine erste mit dem ersten Nachwuchs. Um 11:37 Uhr erschien die
Partnerin, es kam zur ersten beobachteten Fütterung und er
verabschiedete sich. In der Zeit der weiblichen Anwesenheit kroch
Nummer 2 aus dem Ei, die Uhr zeigte 12:52 Uhr. Danach blieb sie dem
Nest treu, ehe um 19:58 Uhr noch einmal eine Ablösung erfolgte und
Papa Storch von der Nahrungssuche zurückkam. Zuvor entsorgte „Sie“
in zwei Etappen die Eischale von Küken Nummer 2. Zuerst flog die vom
Küken kreisrund abgetrennte Kappe des „Frühstückseies“ über Bord und
kurz darauf landete der größere Rest neben Schale Nummer 1 am
linken, äußeren Nestrand. Dort blieb sie hängen und wird sicher noch
ein Weilchen einen hellen Farbtupfer setzen.
Entsorgung des Eies – Teil 1 |
Entsorgung des Eies – Teil 2 |
Durch den neuen Kameraausschnitt erschien es
vielleicht schwieriger, die Partner des Paares auseinander zu
halten. Anfangs musste ich mich auch an neuen Kriterien ihrer
Identität gewöhnen, aber als ich beide einmal im neuen Bildformat
gesehen hatte, war die Identifizierung wieder so leicht wie vorher
bei der totaleren Einstellung.
Achten Sie auf den Schnabel. Der ist beim
Männchen ganz eindeutig länger und mächtiger, richtig Furcht
einflößend! Und dann erst die Beine! „Seine“ wollen einfach nicht
enden und überragen die des Weibchens um einige Steinreihen an der
Fassade der Paulskirche hinter dem Nest. Steht „Er“ in der
Storchenwohnung, erstrecken sich die roten Stelzen manchmal sogar
über den oberen Bildrand hinaus.
Papa Storch |
Papas endlosen Beine |
Papa Langbein
Bei „Ihr“ stellt sich das Beinbild ganz anders
dar. Ihre hinteren Extremitäten sind eindeutig kürzer, weniger
kräftig gefärbt, stattdessen aber etwas dicker. Wem das noch nicht
genügt, achte bitte auf die Färbung des Gefieders. Bei „Ihm“ strahlt
es in seiner Gesamtheit – selbst ohne Sonne – in einem strahlenden
Weiß, bei „Ihr“ ist das Weiß weniger leuchtend, dafür mit mehr
„Gilb“ ausgestattet.
„Beingewirr“ |
„Gilb“ bei Mama Storch |
PS! Das Männchen hat im Augenblick bereits
seine Beine teilweise mit einem der Thermoregulation dienenden
Spezialkot versehen (machen Störche bei heißen Temperaturen zur
Kühlung), so dass Teile des Beinkleides nicht mehr rot, sondern weiß
gefärbt sind.
|
|
2. Jul. 09 |
Schwül heiße Tage begleiten uns weiter! Dass
dabei im Falle der Dinkelsbühler Störche auch ein wenig Sorge um das
Leben der ein- bzw. zweitägigen Jungen mitspielt, liegt auf der
Hand. Gab es in diesem Jahr doch schon zahlreiche Meldungen mit dem
lapidaren Inhalt: „Junge während eines Gewittersturmes tot!“
Dass es am heutigen Tag für manche ein wenig
danach aussah, wird auch Inhalt meines Tageberichtes sein!
KaiserPingi braucht sich wegen seiner altersschwachen
Bildaufzeichnungsmaschine, die die Bilder für die
Tageszusammenfassungen stets mit Perfektion liefert, nicht zu
entschuldigen. Ich finde es großartig, wie er uns täglich die
wesentlichen Vorgänge aus dem Nest minutiös vor Augen führt. Dass
heute die Vormittagsstunden wegen technischer Probleme einmal nicht
im Bild erscheinen können, ist verschmerzbar, es zeigt aber ganz
deutlich, wie sehr man die Bilder vermisst und wie sehr sich viele
darauf freuen. Mir bleibt deshalb in Ihrer aller Namen noch einmal
ganz herzlich Dank zu sagen für die täglichen Bildberichte und ich
hoffe, dass die technischen Helfer hinter den Kulissen die
Storchensaison 2009 wieder durchhalten mögen!
Dass beide Elternteile ihre beiden Jungen
füttern, ist durch die Bilder eindeutig bewiesen. Dass das Weibchen
in dieser Sache konsequenter agiert als ihr Gemahl, möchte ich am
zweiten bzw. am dritten Lebenstag unserer Kleinkinder auch schon
einmal behaupten. Ob sich dies auch in den kommenden Wochen (sollte
es diese überhaupt geben?) nicht ändern wird, werden wir vielleicht
noch sehen.
Männchen und Weibchen füttern, doch welche
Beutetiere da an den Mann oder die Frau gebracht werden und wurden,
ist nicht immer ganz leicht zu erkennen und manchmal auch gar nicht
zu sehen. Dies liegt in erster Linie am Zeittakt, in dem die Bilder
aktualisiert werden. Im Durchschnitt vergehen etwa sieben Sekunden,
bis ein neues Bild aufscheint und in dieser Zeit wird einiges an
Futter ausgewürgt, gefressen und anschließend wieder vom Altstorch
aus dem Nest aufgenommen. Unsere Technik arbeitet seit kurzem an
einer schnelleren Taktfrequenz. Wenn alles klappt, werden wir Sie
sich bald an einer in dieser Hinsicht besseren Qualität der Bilder
erfreuen können.
Doch auch die bislang reibungslos und ohne
Störung verlaufende Bildübertragung verdient einmal besondere
Erwähnung. Zu nennen wäre da in vorderster Front
Andreas Kamm, Geschäftsführer der K & K
Computer-Systeme IT-Beratungsgesellschaft
(http://www.really.de/),
der nun auch für die Verbesserung der Bilder zuständig ist und sich
dafür sicher erfolgreich einsetzen wird.
Doch auch schon bisher brauchten wir uns in
Sachen „Bild“ hinter keiner Storchenwebcam zu verstecken. Als
Gesamtpaket (Einblick ins Nest, Hintergrundinfos etc.) gehören wir
noch wie vor zu den Top 10 der Hitliste und auf der Homepage
www.tierwebcams.de - hier werden 212 Webcams
unterschiedlichster Anbieter aufgeführt – führt
www.storch24.de
schon seit langem mit weitem Abstand
den Titel „Beste Webcam“. Klicken Sie bitte doch hin und
wieder einmal auf den grünen Button „BEWERTUNG BEI TIERWEBCAMS.DE“
in der Spalte links unten neben dem Fenster mit dem Bild aus dem
Storchennest. Mit einer positiven Bewertung unterstützen Sie auch
ein wenig die Arbeit Ihres Tagebuchschreibers, der jede Seite und
jeden Beitrag seit dem Jahre 2001 vollkommen unentgeltlich zu Papier
gebracht hat und in vielen Tausend Arbeitsstunden meist Vernünftiges
niedergeschrieben hat. Ich gebe zu, dass mancher manchmal mit
einigen Verlautbaren nicht so viel anzufangen wusste und manchmal
auch nicht so recht entscheiden konnte, ob meine Einlassungen nun
ernst oder weniger ernst zu nehmen wären. Diese kleinen
„Ausrutscher“ waren für meine Psyche gelegentlich unerlässlich, für
Nicht-Eingeweihte“ dagegen etwas sonderbar. Dafür möchte ich mich
auch einmal entschuldigen und festhalten, dass es natürlich jedem
frei gestellt ist, auch eine andere Meinung zu vertreten als sie von
Ihrem Tagebuchschreiber geäußert wird. Da bin ich keinem böse, denn
die Meinungsvielfalt ist es gerade, die in einer Gesellschaft sehr
hoch einzuschätzen ist. Doch nach diesem kleinen Exkurs in eigener
Sache wieder zurück ins Storchennest.
Papa Storch fütterte kurz nach Mittag
Beutetiere in großer Zahl, die allesamt aus Heuschrecken –
höchstwahrscheinlich aus mittelgroßen Stadien des Grünen Heupferdes
– bestanden. Was da vom männlichen Storch aus dem Magen
herausgewürgt wurde und zum Schluss aus dem geöffneten Schnabel ins
„Freie“ trat, sah aus wie eine an einer Perlenschnur aufgereihte
Kette grüner Heupferde. Diese Nahrung spielt angesichts der
Mäharbeiten auf den Wiesen eine sehr wichtige Rolle. Für die Küken
sind sie außerdem von der Größe angemessen und auch vom Nährwert her
lässt sich beim jetzt noch geringeren Futterbedarf nichts Negatives
sagen. Die wirklich Kritische Zeit beginnt vielleicht in 14 Tagen.
Erst ab diesem Termin wird sich endgültig entscheiden, wohin der Weg
der beiden Storchenküken läuft. Wenn nicht schon vorher...
Papa Storch und die Heuschrecken
Gegen 13:15 Uhr – der Storchenmann hatte in
diesen Minuten Innendienst und die Wache am Nest kurz vorher vom
Weibchen übernommen – verdunkelte sich der Himmel über Dinkelsbühl
und ein – zwar kurzer – aber heftiger Gewitterregen setzte
unvermittelt ein. Ich saß während dieser Minuten am Computer und
wurde Zeuge der nun folgenden Minuten und ich zeigte mich ebenso
überrascht wie viele von Ihnen. Papa Storch machte überhaupt nicht
das, was man eigentlich von einem Storch, der kleine Nestjunge zu
betreuen hat, in dieser Situation erwartet hätte. Statt sich
schützend über seine erst 24 bis 48 Stunden alten Jungen zu stellen
und auf sie zu legen, trat er zuerst noch einen Schritt zur Seite,
so dass die ersten Regenschauer voll die Kleinen trafen. Aus den
flaumigen, hellgrauen Federbällchen wurden im Nu dunkelbraune
Klumpen, die jegliche Bewegungen sofort einstellten. Als Papa Storch
nach wenigen Minuten wieder etwas zurücktrat
ergab sich zwar ein kleiner Regenschutz, aber an Hudern
dachte Papa Storch die ganze Zeit nicht. Zum Glück war nach 10
Minuten das Schlimmste vorbei und der regen hörte ganz auf, doch die
bange Frage blieb: Haben die Jungen überlebt?
Fehlverhalten bei Regen?
Warum Papa Storch die Kleinen in dieser
Situation nicht unter seine Fittiche genommen hat, bleibt auch mir
ein Rätsel. Bestehen bei ihm doch einige Verhaltensdefizite? Ist er
mit Brut und Jungenaufzucht überfordert?
Da warf er das erste gemeinsame Ei aus dem
Nest, da überließ er seiner Partnerin einen Großteil der Brutzeit,
da füttert er bisher nur sporadisch und da schützt er seine Jungen
nicht vor einem Gewitterregen! Zufälle?
Wir wollen hoffen, dass es so ist. Wenn nicht,
könnte es um die beiden Jungen bald geschehen sein Es werden sicher
noch aufregende Tage vor uns liegen, aber wer sich mit uns und mit
Störchen einlässt, weiß ja längst, dass man auch mit Niederlagen
leben muss. Wir könnten in einem solchen „schlimmsten“ Fall dann
resümieren, dass es sicher nicht an der Einstellung Ihres
Tagebuchschreibers lag, wenn Junge im Nest verenden, auch wenn
sicher der eine oder andere solches dereinst wieder von sich geben
könnte.
Zurück zum Regen: Ist Papa Storch nun
vielleicht ein Frühreifer, der mit dem, was da auf ihn zukommt
einfach überfordert ist? Kann er das eine oder andere in den
nächsten Wochen noch lernen und auf die Reihe bekommen? Ist seine
Partnerin so stark, seine Aussetzer einfach zu kompensieren? Wird
sie die Heldin, die in prekären Situationen zur Stelle eilt und
„Ihn“ vergessen hilft? Viele Fragen, die auf eine Antwort warten und
die sicher im Laufe der nächsten Wochen so oder so beantwortet
werden. Drücken wir einfach die Daumen und hoffen wir, dass
Dinkelsbühl vor schlimmen Wetterkapriolen bewahrt bleibt und
vielleicht bei schlimmen Ereignissen zufällig Mama Storch im Neste
weilt!
Als nach dem Gewitter die Situation im Nest
unverändert blieb und sich keine Regung bei den Jungen zeigte – und
das über mehr ale eine Stunde – kam in mir – ich muss es leider
gestehen – auch ein wenig Panik auf und spontane Gästebucheinträge
malten bereits ein Horrorszenario an die Wand. Doch das
dunkelbraune, nasse Knäuel im Nest wurde von Minute zu Minute heller
und die Farbe wechselte bald in Richtung hellgrau. Entwarnung! Zwei
Köpfchen schnellten hoch und signalisierten unverkennbar: Hurra, wir
leben! Erst nach diesem Erwachen, bequemte sich Papa Storch dazu,
die fehlende Wärme durch Hudern wieder zu ergänzen. Er legte sich
auf seinen Nachwuchs und machte endlich das, was er schon längst
hätte tun sollen!
Gott sei Dank! Nichts passiert!
Als kurz vor 18 Uhr die Ablösung in Gestalt des
Weibchens auftauchte und das Wetter sich beruhigt hatte, konnte
volle Entwarnung gegeben werden. Mama Storch fütterte sofort nach
der Landung und es waren mit großer Sicherheit Regenwürmer, die da
als Klumpen ins Nest plumpsten. Eine knappe Stunde später erfolgte
der nächste Wechsel durch das Männchen, bei dem nicht gefüttert
wurde und kurz nach 21 Uhr erfolgte eine weitere Ablösung am Nest.
Gut gemacht, was da nach den aufregenden „Gewitterstunden“ noch zu
beobachten war.
Ablösung! Männchen vorn,
Weibchen hinten |
Was war das, was da
im Schnabel wieder verschwindet? |
Männchen mit Nistmaterial
|
|
3. Jul. 09 |
Die Gewitterstimmung hält weiter an! Doch Nest
und Umgebung wurden heute von heftigem Regen verschont und so
konnten unsere Jungen einen weiteren Tag wachsen und gedeihen. Schön
zuzusehen, wie schnell sie sich verändern und nun immer mehr und
über einen längeren Zeitraum sichtbar sind. Drei bzw. vier Tage sind
seit dem Schlüpfen vergangen und Nummer 1 und Nummer 2 – so will ich
unsere Kleinen einmal nennen – sind zwischen 100 und 140 Gramm
schwer, haben also im Falle von Nummer 1 ihr Gewicht bereits
verdoppelt. Das erste, weißgraue Dunenkleid wird sie noch bis zum
Ende der zweiten Lebenswoche begleiten und danach vom zweiten
Dunenkleid abgelöst.
KaiserPingi konnte uns heute wieder die
gewohnte komplette Tageszusammenfassung zur Verfügung stellen, so
dass die gestrigen technischen Probleme bereits der Vergangenheit
angehören.
http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09
Deshalb erlaube ich mir aus dem Bildmaterial
den heutigen Tag schnell zu rekonstruieren:
5:00 Uhr
Weibchen hudert in den Morgenkühle
5:31 Uhr
Männchen bereits vom ersten Ausflug zurück, füttert, Weibchen
fliegt ab
7:33 Uhr
Weibchen zurück, war 2 Stunden auf Futtersuche, Männchen
wechselt kurz
auf Dachfirst
7:37 Uhr
Männchen ab
7:54 Uhr
Männchen mit Nistmaterial zurück
7:55 Uhr
Weibchen ab, wird bereits nach knapp 30 Minuten vom Männchen
wieder
abgelöst
10:23 Uhr
Weibchen zurück, Männchen ab, Weibchen füttert, war 2 ½
Stunden unterwegs
füttert auch zwischendurch immer wieder mal kurz
13:29 Uhr
Männchen zurück mit Nistmaterial, Weibchen ab
18:45 Uhr
Weibchen zurück nach über 5 Stunden, Männchen ab
20:46 Uhr
Männchen nach 2 Stunden zurück mit Nistmaterial, füttert,
Weibchen ab
21:38 Uhr
Weibchen zurück (?), nicht sicher zu erkennen, einsetzende
Dunkelheit
Hunger, Papa! |
Vorsicht, Mama kommt! |
|
|
Ein Päckchen
Regenwürmer |
Sie hudert,
er steht auf dem Dach... |
|
|
...und bringt frisches Nistmaterial |
Kleiner Ausreißer? |
Kuckuck, ihr beiden Kleinen!
|
|
4. Jul. 09 |
Morgenarbeit
Bereits im Morgengrauen sieht man, dass die
Jungen in guten Händen sind und sie rund um die Uhr bewacht und
behütet werden. Es werden sicher auch Stunden und Tage kommen, an
denen selbst in der Nacht oder zu nächtlicher Stunde Nahrungsflüge
anstehen werden, wenn die Stunden des Tages allein für die
Nahrungssuche nicht ausreichen. Der Unfalltod eines Altstorchs in
Löpsingen bei Nördlingen in der vergangenen Woche könnte seine
Ursache in diesen späten Nahrungsflügen haben. Offenbar hat dieser
Storch bei relativer Dunkelheit ohne großen Mondenschein einen
Nahrungsflug zur Versorgung der vier schon fast flugfähigen Jungen
unternommen, was er während der gesamten Zeit der Jungenaufzucht
regelmäßig zu tun pflegte. Bei der Rückkehr von einem solchen
Ausflug muss er dann „vergessen“ haben, entsprechend auszuweichen.
Ein Anflug gegen die seine Flugrichtung kreuzende
Niederspannungsleitung war dann die unausweichliche tödliche
Konsequenz.
Besuch bei Storchens
Begegnungen am Rande: Zahlreiche Vogelarten –
außer dem Storch - konnten in dieser Saison im Bereich um und im
Nest selbst beobachtet werden. Wir erinnern uns alle noch an die
Heerscharen der Dohlen, aber auch Straßentaube, Elster
Hausrotschwanz und einige andere Vertreter aus der Vogelwelt waren
Gäste am Nest. Seit einiger Zeit gibt es immer mal einen Flirt
zwischen den Störchen und einigen Straßentauben auf dem First des
Nestgebäudes. Im Storchennest selbst gibt es derzeit keine
Mitbewohner. Dazu ist die Dinkelsbühler Storchenwohnung einfach noch
zu klein, da das Nest im Zuge der Bauarbeiten am Gebäude im Winter
2008 entfernt und kurz darauf im Januar auf einer neuen Nisthilfe
wieder installiert wurde. Wächst es jedoch in den nächsten Jahren
wieder in die Höhe, können sich Untermieter einstellen. Die
häufigsten Untermieter in Storchennestern sind in Franken die beiden
Sperlingsarten, Feld- und Haussperling, der Star und gelegentlich,
vor allem in großen Storchenburgen schon mal auch die eine oder
andere Dohle.
Guten Appetit
Die Jungen werden weiter gefüttert und nehmen
auch an ihrem vierten bzw. fünften Lebenstag an Gewicht zu. Alles,
was die Jungen wegen der zu großen Größe der mitgebrachten
Beutetiere nicht selbst fressen können, wandert nach der Fütterung
wieder in den Magen der Eltern (wie die Maus auf unserem Bild von
heute). Sie haben sicher auch schon beobachtet, dass es nach der
ersten Fütterung, die meist unmittelbar nach der Landung am Nest
erfolgt, viel später - durch Bettelbewegungen der Jungen ausgelöst -
zu weiteren „Futterspenden“ kommt. Die Eltern reagieren damit auf
Laute und Bewegungen der Jungen und erbrechen ein weiteres Mal die
inzwischen schon weitgehend ver- oder vorverdaute Nahrung ins Nest.
Da kann es schon vorkommen, dass die beim ersten Würgevorgang nicht
fressbare Maus nun als vorverdauter Brei doch noch als Jungenspeise
dient.
Vorsichtig!
Wenn Junge im Nest vorhanden sind, bemerkt dies
der aufmerksame Beobachter schon an der Art, wie sich Männchen und
Weibchen beim Hudern ins Nest niederlassen. Das Niederlegen
geschieht unter äußerster Vorsicht und sehr behutsam, dabei
werden die Flügel deutlich sichtbar abgespreizt und leicht
angewinkelt, um den Nachwuchs somit in die richtige Position unter
den Fittichen zu bugsieren.
Baumeister Storchenmann
Auch während der gesamten Zeit der
Jungenaufzucht bringt vor allem das Männchen regelmäßig Nistmaterial
als Begrüßungsgeste mit ins Nest. Äste und Zweige als Mitbringsel
kommen da schon seltener zur Verwendung als Gras, Stroh und andere
als Polstermaterial dienende Accessoires. So wird ständig der
Bereich des Nestes, der am stärksten beansprucht wird, nämlich der
Mittelpunkt der Wohnung, stets restauriert und defekte Stellen
ausgebessert.
Begrüßung
Die Ablösungen erfolgen momentan sehr flott und
zügig. Landet der Partner, der auf Nahrungssuche war, erfolgt eine
kurze Klapperstrophe zur Begrüßung und innerhalb weniger Sekunden
ist der Wechsel mit dem Abflug des vorher Wache haltenden Partners
vollzogen.
Mauser: Heute präsentierte das Weibchen am
linken Flügel während des ganzen Tages eine sich lösende große
Handdecke, die nur noch an einem seidenen Faden hing und die von
einer bereits nachwachsenden neuen Handdecke (wie beim menschlichen
Zahnwechsel) zum Ausfallen gebracht wird. Dieser Ersatz alter,
verbrauchter Federn zieht sich beim Storch über fast zwei Jahre hin,
d. h. in diesem Zeitraum sind alle Federn einmal durchgewechselt.
Gerade die zum Großgefieder zählenden Hand- und Armschwingen (die
langen schwarzen Federn am Flügel) sowie Hand- und Armdecken
unterliegen großen Beanspruchungen, werden aber nicht gleichzeitig
abgeworfen, sondern werden über einen längeren Zeitraum ergänzt.
Dabei muss die Flugfähigkeit allerdings gewährleistet bleiben.
Der Tag zeigte, dass wir uns vorerst keine
Sorgen machen brauchen um die beiden Storchenküken. „Sie“ ist zwar
weiterhin die Aktivere des Storchengespanns, aber er füttert
ebenfalls und löst sie von Zeit zu Zeit ab. Also kann es ruhig so
weiter gehen!
Unwetter oder schwere Regenfälle blieben aus
und somit stellte auch das Wetter die Eltern vor keine Probleme.
|
|
5. Jul. 09 |
Wie geht es den Störchen in Feuchtwangen? Das
dortige Paar macht alles, was die Dinkelsbühler machen, nur mit vier
Tagen Vorsprung! Das heißt, man ist 7 bis 9 Tagen alt. Zu einer
Fotosession weilte ich mal wieder auf dem Turm der Stiftskirche
meiner Heimatstadt und rückte das Trio – ja, es leben immer noch
alle drei geschlüpften Küken – ins rechte Licht. Besonders hübsch
sind die Störche in diesem Alter nun ja nicht gerade, aber man kann
sich Schönheit eben nicht aussuchen!
Die Jungen grüßen
Im Dinkelsbühler Nest blieben die Jungen auch
heute von Regen und Unwettern verschont! Nach den Erfahrungen des 2.
Juli, als Papa Storch seine Jungen bei Regen nicht beschützte, ist
die Wetterlage schon eine Erwähnung wert.
Bei einigen zur Beobachtung gekommenen
Fütterungen, verschlang der „Fütterer“ zu große Beute – hier wieder
eine Maus – nachdem diese von den Jungen verständlicherweise noch
verschmäht worden war.
Die Mauserfeder – eine große Handdecke – hatte
sich auch heute noch nicht ganz vom Flügel gelöst und winkte wie ein
Richtungsanzeiger eines Oldtimer-Autos in alle Richtungen.
Nach KaiserPingis Tageszusammenfassung liest
sich das geschehen heute so:
5:00 Uhr
Weibchen da
5:43 Uhr
Männchen da, war eine gute Stunde unterwegs, Weibchen ab
Männchen füttert
8:29 Uhr
Weibchen zurück nach knapp 3 Stunden, Männchen ab
11:31 Uhr
Männchen da nach 3 Stunden, füttert, Weibchen ab
12:28 Uhr
Männchen gibt kleinen Futternachschlag
16:34 Uhr
Weibchen da nach 5 Stunden, füttert, Männchen ab
21:34 Uhr
Männchen noch nicht erschienen
Zu große Beute wird verschluckt |
Man hudert |
|
|
Man würgt Futter aus
Man mausert sich immer noch
|
|
|
Hier können Sie unsere
Seiten bewerten!
|
Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur
Naturschutzarbeit. |
|
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
|