Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

 

Ein neuer Tagebuchjahrgang öffnet sich mit diesem Eintrag! Es ist mein neunter und hoffentlich nicht mein letzter.

Es hat sich in den vergangenen Monaten nicht allzu viel ereignet. Am Nest selbst blieb es – wie zu erwarten – ruhig und es kam mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal zu einem Kurzbesuch von Meister Adebar. Das Nestgebäude ist in der Zwischenzeit als großartiges Museum „Haus der Geschichte Dinkelsbühl – von Krieg und Frieden“ in einen Zustand versetzt worden, der einen Besuch auch ohne Schorsch und Co. jederzeit rechtfertigt, vielleicht sogar bei einem Aufenthalt in Dinkelsbühl zwingend notwendig macht. Beigefügter Link soll Sie auf dieses Angebot so richtig neugierig machen.

(http://www.dinkelsbuehl.de/ISY/index.php?
PHPSESSID=43eff4d428cb8ba03d3a3ac407cee167&get=762
)

Stöbern Sie in einer ruhigen Minute einmal durch das reichhaltige Angebot!

 

Nach meinem letzten Eintrag im September 2008 gingen die Bauarbeiten im Inneren des „Alten Rathauses“ und jetzigem Museum unablässig weiter und wurden gerade rechtzeitig zur Einweihung am 18. Oktober abgeschlossen. Dass dadurch auch immer wieder die Kameratechnik in Mitleidenschaft gezogen wurde und die Sache mit dem Strom zu einem Dauerbrenner wurde, mag nur am Rande erwähnt werden. Die für diese Saison angedachte und auch schon auf den Weg gebrachte Erneuerung der Kameratechnik verzögerte sich leider noch einmal und hat zu dem Ergebnis geführt, dass wir auch in dieser nun bevorstehenden Storchensaison auf  die altbewährte, nun schon acht Jahre in Betrieb befindliche Videokamera zurückgreifen und somit weiterhin hoffen müssen, dass sie die kommenden Monate noch ihren Dienst versieht.

Alle, die auf dieser Website auftreten, tun dies ehrenamtlich und in ihrer Freizeit, deshalb sollten manche Seher bei ihrem Urteil über das, was sie zu sehen und zu lesen bekommen, einige Abstriche gegenüber einer professionell betriebenen, mit vielen Mitteln ausgestatteten Website machen. Leid tun mir in diesem Moment die Spender, die in der Hoffnung auf noch bessere Bilder aus dem Storchennest in der Vergangenheit fleißig und großzügig gespendet haben und nun noch einmal vertröstet werden müssen. Der große Rest der Seher soll sich freuen, dass er bei uns gut aufgehoben ist, umfassend informiert wird und dies alles zum Nulltarif erleben kann.

Noch etwas zur momentanen Übertragung: Die Kamera ist vom Stromfluss im Museum abhängig. Dies führt im Augenblick noch dazu, dass die Bildübertragung an die Öffnungszeiten des Museums gekoppelt ist (10 Uhr bis 17 Uhr). Aktuelle Bilder werden also etwa von 9.30 Uhr bis etwa 17.30 Uhr gesendet. Ausnahmen gibt es dann, wenn eine fleißige Biene die eine oder andere Überstunde macht!  An dieser für unsere Storchengucker etwas unbefriedigenden Lösung wird aber schon gearbeitet, so dass in etwa einer Woche eine durchgehender Einblick ins Storchennest wieder möglich sein wird. Ich denke, wir überstehen diese wenigen Tage auch noch!

Während unser Paar sein Nest verließ, hielten es einige Störche im Landkreis Ansbach durchgehend an ihrer Behausung aus und dies auch in einem Winter, der seit langem wieder zu der kälteren Sorte gerechnet werden darf. Doch Störche überstehen – wie viele andere im Winter bei uns ausharrende Vogelarten – Kälte und Schnee ganz gut und mir ist in den vergangenen Monaten auch kein Todesfall eines Storchs bekannt geworden.

 
26. Feb. 09

Man sollte es nicht glauben! Aber die Wirklichkeit bestätigt, was der eine oder andere von uns für den heutigen Tag im Stillen erwartet oder zumindest erhofft hatte. Der erste Storch des Jahres erschien im Nest! Carola war wohl die erste Storchenfreundin, die diese wunderschöne Nachricht in Gästebuch und über „sms“ an viele Interessierte weitergab!   

Um 13.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit stand Besucher Nummer 1 im Nest.


Der erste Besucher des Jahres

Warum gerade an diesem Tag die Aufmerksamkeit vieler auf das Nest gerichtet war, lässt sich schnell erklären! Auch im vergangenen Jahr – sie können es im entsprechenden Tagebucheintrag nachlesen (http://www.bnansbach.de/storchcam/Chronik_08/chronik2008_01.htm) - erfreute uns der erste Besucher am selben Tag, allerdings rund zwei Stunden später als der heutige Gast. Sollte es Schorsch sein, der sich genau an seinen Flugplan der Saison 2008 gehalten hatte? Die Kameraeinstellung erlaubte es nicht, genaue Details zu erkennen. Das nasskalte, regnerische Wetter hatte ein Übriges getan und die Sicht auf das Nest etwas getrübt. Ein leichter, aber doch erkennbarer Beschlag überzog das Sichtfenster des Kameragehäuses. Mit dieser kleinen Einschränkung werden wir wohl auch in den nächsten Monaten bei nassem Wetter rechnen müssen! Also nicht gleich schimpfen, wenn der Blick ab und zu nicht ganz perfekte Sicht erlaubt.

Ihr Tagebuchschreiber machte sich deshalb unverzüglich auf den Weg in seine Nachbarstadt, um die Sache zu überprüfen und bei der Gelegenheit auch eine neue Kameraeinstellung vorzunehmen. Als ich kurz nach 14 Uhr in Dinkelsbühl vorfuhr, stand Adebar noch im Nest. Es ist und war nicht Schorsch, der sich mir da vor dem Fernglas präsentierte. Ich sah einen langen, unverletzten Schnabel und zumindest über dem Fersengelenk auch keinen Ring. Zumindest die erste Feststellung spricht eindeutig gegen unseren Schorsch. Eine kleine Einschränkung muss ich allerdings noch anbringen: Wenn der Schnabel in den letzten Monaten überraschenderweise noch gewachsen ist, werden wir unseren Schorsch leider nie mehr eindeutig identifizieren können. Doch mit dieser Möglichkeit rechne ich allerdings nicht! Warum sollte der Schnabel – nachdem er im vergangenen Jahr keinen Zentimeter gewachsen war – nun plötzlich einen Wachstumsschub hinlegen?

Kurz gesagt: Unser erster Besucher ist (leider) (noch) nicht Schorsch! Es könnte aber durchaus seine Partnerin des vergangenen  Jahres sein und er hat sich nur etwas verspätet. Wir werden also weiter gespannt beobachten dürfen, wie sich die Sache entwickelt. Wie oben beschrieben, werden uns aber die abendlichen Einflüge und die morgendlichen Abflüge noch für einige Tage verborgen bleiben. Erst dann wird die Kamera eine unabhängige Stromversorgung vorweisen und damit vom frühen Morgen bis zum späten Abend Bilder senden.

 
27. Feb. 09

Nichts Neues von der Storchenfront! Eine Möglichkeit habe ich gestern vergessen zu erwähnen, was die Identität unseres ersten Besuchers am Nest angeht. Schorsch war es mit Sicherheit nicht, seine Partnerin mit ebenso großer Gewissheit auch nicht! Bleibt als dritte und wahrscheinlichste Möglichkeit noch ein Besucher auf der Durchreise. Solche Landungen auf Nestern, die nicht selten auch fern der Brutheimat liegen, kommen an jedem Nest und in jedem Jahr vor. Man denke nur an unser Dinkelsbühler Nest, das in manchen Jahren bis zu 20 verschiedene Besucher erlebte, ehe sich schließlich ein Brutpaar einstellte.

In dieser Meinung werde ich nach einem Besuch Dinkelsbühls nach Einbruch der Dunkelheit auch bestärkt. Gegen 19.30 Uhr richtete ich mein Fernglas auf das Dach des alten Rathauses und sah nichts! Nein, nicht, was Sie denken! Ich konnte einwandfrei feststellen, dass das Nest verwaist, also kein Storch anwesend war. Ganz nebenbei: Heute gingen die Lichter im alten Rathaus gegen 17.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit aus. Aber keine Angst! Wir haben nichts versäumt. Der Adebar von gestern war nur auf der Durchreise. Wenigstens ein paar Dohlen zeigten ab und zu Interesse am Nest als Landeplatz.


Wenigstens das Dohlenvolk ließ sich blicken

 
28. Feb. 09

Wenn sich schon an unserem Nest kein neuer Besucher sehen lässt, ist ein Blick in andere Nester durchaus legitim und auch im weiteren Verlauf der Brutzeit lohnt es sich immer wieder, auch das Geschehen dort zu verfolgen.

Deshalb darf ich alle, die sich die Mühe machen, Eintragungen im Gästebuch zu tätigen, weiter dazu ermuntern, davon regen Gebrauch zu machen. So behält ein jeder viel leichter den Überblick und erhält zudem auch Anregungen, an welchem Nest es gerade besonders interessant ist. Bei rund 100 Kameranestern mit Weißstörchen (und die Zahl wird in diesem Jahr sicher weiter steigen) sind solche Hinweise manchmal Gold wert!

Ich durfte in den letzten Jahren bei meinen Tagebucheinträgen ebenfalls oft über den eigenen Nestrand hinausblicken und versuchen, das Storchenleben eines Teils der fränkischen und schwäbischen Population Revue passieren zu lassen.

Heute stellte sich – nur 6 Kilometer von meiner Wohnung entfernt – im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach der erste Storch des Jahres ein. In der Vergangenheit lag das Erscheinen Adebars meist noch um mindestens eine Woche früher. Heute – bei 9 Grad Höchsttemperatur und dem Abschmelzen eines Großteils des Schnees – tauchte der lang erwartete Storch auf. Überraschend war die Tatsache, dass es sich um einen Storch mit einem ELSA-Ring handelte, während das alte Weibchen der Vorjahre einen alten Aluring trug und das Männchen unberingt war. Die Ablesung gelang schnell und mühelos und es stellte sich dabei heraus, dass es sich doch um einen alten Bekannten handelte, nur dass er eigentlich an ein anderes Nest gehört. In den Jahren von 2005 bis 2007 brütete der in Mosbach aufgetauchte 6-jährige Storch in Ebermergen, Kr. DON. Im Sommer 2007 verunglückte dort seine Partnerin tödlich und die Jungen verendeten im Nest. Als er 2008 wieder in Ebermergen auftauchte und sich eine neue Partnerin angelte, verlor er auch diese Gefährtin vor Brutbeginn durch einen Unglücksfall. Entnervt verließ er daraufhin seinen alten Brutort, baute sich im benachbarten Harburg ein neues Nest und brachte dort noch 2 Junge zum Ausfliegen. Zog er auf Grund dieser Schicksalsschläge in diesem Jahr rund 60 Kilometer nach Norden wörnitzaufwärts, um an anderer Stelle sein Glück zu versuchen oder entschließt er sich doch wieder, in seine alte Brutheimat zurückzukehren. Ich werde Sie darüber wieder unterrichten!

 
01. Mrz. 09

Die Kurzvisite des neuen Mosbacher Männchens hat schon wieder ein Ende! Das angestammte Storchenpaar der letzten Jahre hat den vorwitzigen Siedlungsversuch im Keim erstickt und den Eindringling nach nur einem Tag ohne größere Kampfhandlungen des Feldes verwiesen. So wird er sich eben doch wieder mit der Gegend um Ebermergen und Harburg zufrieden geben müssen. Die heutigen Ankömmlinge harmonierten von Anfang an prächtig miteinander und der Ring des Weibchens machte schnell deutlich, dass sich die Dame zum neunten Mal in Folge das Nest von Mosbach als möglichen Aufzuchtort für den Nachwuchs auserwählt hatte. Beim unberingten Partner liegt der Verdacht nahe, dass man sich bestens kennt, denn unmittelbar nach der Punktlandung im Nest kam es bereits zu ersten Begattungen.

Nach einem nebligen Tagesbeginn schaffte es die Sonne am Nachmittag wenigstens zeitweise, sich durchzusetzen und erneut einen Hauch von Frühling hervorzuzaubern.

Der Vogelzug gerät so langsam auf Touren und ein kleiner Ausflug an der Wörnitz entlang bewies diese Einschätzung sehr deutlich. Höhepunkt waren zwei Trupps von 19 bzw. 12 Singschwänen, die sich in den weit überschwemmten Wiesenbereichen zur Rast niedergelassen hatten.


Singschwäne - Arktische Wintergäste

Einige Spuren auf dem Dach unterhalb der Storchennester von Wittelshofen und Wilburgstetten bestätigten dort die Rückkehr eines oder beider Störche.

Für unser Nest müssen wir diesen Nachweis vorerst noch schuldig bleiben! Da die Kamera bei Schließung des Museums keinen Strom mehr erhält, müssen wir uns weiterhin mit Bildern in der Dämmerung gedulden. Ob Schorsch oder ein anderer seiner Artgenossen heute noch die Behausung für sich erobert hat, wird der morgige Tag zeigen.

 
02. Mrz. 09

Es geht doch! Viele Augen sehen eben eindeutig mehr und so macht es mir immer viel Freude, die Schnappschüsse im Gästebuch zu bewundern! Dass heute ein weiterer Besucher am Nest zu sehen war und dieser Besuch auch dokumentiert werden konnte, haben wir diesmal Kornelia zu verdanken. Ihr Gästebucheintrag von 9:13 Uhr zeigt eindeutig einen unberingten Besucher, der einige Minuten vorher im Nest gelandet war. Leider dauerte sein Aufenthalt erneut nur wenige Minuten und bis zum Einbruch der Dunkelheit oder besser gesagt bis zur Schließung des Museums blieb es bei dieser Eintagsfliege. Ich werde den heutigen Gast mit der Nummer 2 belegen, wobei nicht ganz auszuschließen ist, dass er mit dem Storch vom 26.2. (unserer diesjährigen Nummer 1) identisch sein könnte. Wissenschaftlich stichhaltig ist diese Einschätzung aber nicht. Dennoch wollen wir so verfahren, wie wir es in den letzten Jahren ebenfalls getan haben.


Besucher Nummer 2

Der heutige Fall zeigt aber wunderschön, wie wichtig eine große Sehergemeinde ist und wie sehr unser Team auf Schnappschüsse über das Lebens am Nest angewiesen ist. Bitte so weitermachen!

 
5. Mrz. 09

Das Warten auf weitere Besucher an unserem Nest geht weiter! In der Zwischenzeit sind neue Rückkehrer an anderen Brutnestern eingetroffen. So melden die Orte Leutershausen, Herrieden und Aurach (alle im Bereich der Altmühl gelegen) sowie Mosbach und Wittelshofen (an der Wörnitz) jeweils ein Paar. Auch in Wilburgstetten hat sich mindestens ein Storch sehen lassen und an weiteren Orten im Landkreis konnte ich mich noch nicht selbst vom augenblicklichen Zustand überzeugen.

Die fleißigen Beobachter an den Kameranestern melden ebenfalls schon heftigen Flugverkehr. Allein die drei Kameranester der Aktion PfalzStorch sind von Paaren besetzt, Zweisamkeit gibt es auch schon den Winter über in Isny, Höchstadt und Adelsdorf, während in Weiden erst seit kurzem das Paar komplettiert werden konnte und in Erlangen und Nördlingen wenigstens ein Adebar die Stellung hält. Die Liste ließe sich beliebig verlängern, doch sehen Sie lieber selbst!


Einzelstorch in Nördlingen


Bornheim/Kirche


Adelsdorf/Ldkr. ERH

 
10. Mrz. 09

Heute war es wieder so weit! Besucher Nummer 3 am Dinkelsbühler Storchennest machte seine Aufwartung. Zwar wieder mal nur so eine halbe Stunde, aber man wird ja bescheiden. Gegen 9:45 Uhr war der Spuk auch schon vorbei.

Immerhin war zu erkennen, dass er keinen Ring und auch keine unveränderbaren Kennzeichen trug. Damit konnte es Schorsch nicht gewesen sein und die Art und Weise, wie er oder sie anschließend wieder verschwand, deutet auch nicht auf Schorschs Partnerin hin. Es war eben abermals nur ein „Überflieger“.


Besucher Nummer 3
 

Gestern weilte ich kurz im benachbarten Schopfloch. Dort ist seit Tagen ein Storch ansässig, der auch während der Nacht sein Nest bewohnt und tagsüber immer wieder in seiner Behausung anzutreffen ist. Während meiner Anwesenheit kreiste ein zweiter Storch über dem Ort, dem der Neststorch kurz darauf folgte. Ich behielt sie im Auge und konnte beobachten, wie sie einträchtig an der überschwemmten Wörnitz landeten. Beide waren unberingt und es wäre keine Überraschung, wenn sie bereits ein Paar bilden.

Zu unserer Kamera sei mir abschließend noch eine Bemerkung gestattet. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, soll im Laufe des Freitags die Stromübertragung so umgestellt sein, dass wieder mit Bildern vom Beginn des Tages bis zum Einbruch der Dunkelheit und darüber hinaus gerechnet werden kann. Die in das Kameragehäuse eingedrungene Feuchtigkeit bringt es leider noch mit sich, dass sich ein leichter Beschlag an der Innenseite der Frontscheibe bemerkbar macht und den Blick etwas verschleiert. Mit der nötigen Frühlingswärme und dem Sinken der Luftfeuchtigkeit verschwindet diese Beeinträchtigung wieder, kann aber im Laufe des Jahres immer mal auftreten.

Auch der Server unseres Gästebuchanbieters scheint in den letzten Tagen etwas zu kränkeln. Wollen wir hoffen, dass sich auch das mit der Frühlingswärme wieder gibt.

 
13. Mrz. 09

Freitag, der 13., brachte Besucher Nummer 4 an unserem Nest. Von vielen unbemerkt, tauchte gegen 10 Uhr am Vormittag erneut ein Gast auf dem Dach des alten Rathauses auf. Unserer Seherin Gabi verdanken wir einen aussagekräftigen Schnappschuss des Ereignisses, der einen offenbar unberingten (ganz sicher bin ich mir nicht, da die Partie oberhalb des linken Intertarsalgelenkes vom Flügel verdeckt ist) Storch zeigt. Dieser präsentiert sich in eindeutiger Drohgebärde (Flügelpumpen und Aufrichten der Schwanzfedern), um damit zu unterstreichen, dass er zunächst einmal Herr im Hause ist.


Ein kurzer Besuch

Doch bei dieser kurzen Drohgebärde blieb es dann schließlich auch, denn bis zum Abend gab es keine Beobachtung mehr von Freund Adebar.

Apropos Abend: Dem Hauselektriker ist es heute gelungen, die Stromversorgung der Kamera wieder ganztägig, d.h. auch über den Einbruch der Nacht hinaus und am Morgen bereits ab dem Morgengrauen, sicherzustellen. Somit werden wir einen möglichen Einflug von Schorsch auch nach Schließung des Museums beobachten können. Dass nach wie vor einige Feuchtigkeitsreste im Kameragehäuse das Seherlebnis etwas trüben können, müssen wir im Augenblick noch hinnehmen.

An der Wörnitz im Landkreis Ansbach sind im Augenblick folgende Storchennester bereits mit einem Paar besetzt: Mosbach, Schopfloch, Wilburgstetten, Wittelshofen und Gerolfingen. Noch keine Sichtbeobachtungen liegen mir aus Weiltingen und Wassertrüdingen vor.

 
14. Mrz. 09

Die Storchensichtungen auf dem Dach des alten Rathauses zu Dinkelsbühl häufen sich! Wir sollten dies als untrügliches Signal ansehen, dass sich in absehbarer Zeit die ersten Dauergäste einstellen werden. Heute brachte es unser Nest auf Besucher Nummer 5 und 6! Zugegeben: Die Bildqualität ließ ausgerechnet während der knapp halbstündigen Anwesenheit des Storchenduos sehr zu wünschen übrig, jedoch ist dieser Mangel keineswegs absichtlich herbeigeführt, um Sie zu ärgern, sondern ausschließlich der insgesamt sehr feuchten Witterung zuzurechnen. Ich habe diesen Mangel schon in mehreren Einträgen meines Tagebuches dargelegt und weiß um die Existenz dieser für viele Seher bestehenden Misslichkeit, doch müssen wir uns mit den Gegebenheiten eben arrangieren. Ich will damit sagen, dass es in dieser Storchensaison mit der vorhandenen Videokamera weitergehen wird und weitergehen muss. An der Qualität des Aufnahmegerätes besteht nach wie vor kein Zweifel, jedoch dringt immer wieder Feuchtigkeit in das Kameragehäuse ein und dies verursacht die angesprochene schlechte Bildqualität. Hier müssen wir leider stets auf die Selbstheilungskräfte der Technik vertrauen und eben von Tag zu Tag hoffen, dass sich die Feuchtigkeit auf demselben Wege wieder verabschiedet, auf dem sie eingedrungen ist. Dies geht bei Sonnenschein natürlich besser als bei trübem Wetter. Wenn die Kamera so leicht erreichbar wäre, wie manche glauben, hätten wir uns längst bemüht, manuell nachzuhelfen. Leider erfordert dies einen massiven Feuerwehreinsatz, der vielleicht nach dem nächsten Regen erneut erforderlich wäre. So bleibt es halt bei der momentanen „Regelung“! Ich hoffe, dass sich die Mehrheit unserer Seher damit abfinden kann und sicher auch Tage kommen, an denen die Sicht gewohnt klar und ungetrübt ist.

Eines funktioniert jedenfalls wieder: Die Bilder der Kamera werden bis 23 Uhr übertragen (dabei ergibt sich momentan natürlich nach Ende der Dämmerung ein komplett schwarzes Bild) und starten ab 5 Uhr morgens unter den gleichen Voraussetzungen. So ist für uns ein später Anflug von Schorsch & Co. wieder sichtbar und ebenfalls der erste Abflug eines Adebars vom Nest im Morgengrauen.

Ich komme zu Besucher Nummer 5 und 6 zurück! Gegen 14:24 (danke an alle fleißigen Schnappserinnen) lag der erste Bildbeweis eines gelandeten Storchs im Nest vor. Seine Aktionen ließen eindeutig darauf schließen, dass sich im Luftraum über dem Nest weitere Artgenossen befunden haben mussten. Carola, die sich eiligst an den Ort des Geschehens gemacht hatte, konnte von vier Störchen berichten, die zeitweise über der Stadt kreisten. Aus diesem Verband löste sich zunächst einer, dem kurz darauf ein zweiter folgt und ebenfalls im Nest landete. Einer dieser Nestinteressenten trug  –   ich glaube links über dem Fersengelenk  –  einen schwarzen ELSA-Ring, der zweite Neststorch schien unberingt.


Nummer 5 ist gelandet

Leider nur für kurze Zeit

Die Tatsache, dass der Spuk nach 30 Minuten mit dem Abflug der beiden Kurzmieter beendet war und sich danach kein Storch mehr am Nest zeigte, schließt auch aus, dass sich Schorsch unter dem kleinen Zugtrupp befunden haben könnte. Das Quartett verließ die Stadt auf der Suche nach neuen Ufern. In die Beobachtung Carolas und weiterer aufmerksamer Seher passt eine Meldung, die mich einige Stunden später aus Tannhausen im benachbarten Ostalbkreis in Baden-Württemberg (nur 10 Kilometer südlich von Dinkelsbühl gelegen). Dort hatte sich im vergangenen Jahr auf dem Dach der Kirche erstmals ein Storchenpaar niedergelassen und einen jungenlosen Sommer verbracht. Just heute Nachmittag stand erstmals in diesem Jahr ein Storch im Nest. Könnte es nicht einer der vier Dinkelsbühl-Überflieger gewesen sein. Reine Spekulation!

Ich interessierte mich – während Sie das Geschehen live via Kamera in Dinkelsbühl verfolgten – für einige Nester entlang der Altmühl. Aus Ornbau gibt es ein Paar zu vermelden, das bereits seit einigen Wochen dem Nest die Treue hält. Das Weibchen brütet seit zwei Jahren in der kleinen Stadt, das Männchen zog heuer erstmals auf den schmucken Kamin des stattlichen Barockhauses in der Ortsmitte. In Triesdorf erfreut ebenfalls bereits ein Storchenpaar die Bewohner. Man hat sich für den seit dem vergangenen Jahr bestehenden neuen Nistplatz entschieden und das seit 1996 existierende Stammnest einfach links liegen gelassen. Vielleicht kehrt ja auch noch das zweite Paar in den Ort zurück? Auf dem Kirchturm in Neuenmuhr gibt es ebenfalls bereits traute Zweisamkeit, während der französische Ringstorch aus dem Vorjahr in Laubenzedel noch auf seine Partnerin wartet.

Weitere Erfolgsmeldungen zur Rückkehr der Störche folgen in den kommenden Einträgen. Schauen Sie deshalb immer wieder ins Tagebuch und schmökern Sie in den mehrere Tausend Seiten umfassenden Archiven aus den vergangenen acht Jahren!

 
16. Mrz. 09

Es ist vollbracht! Wir haben wieder ein Paar, ein Storchenpaar auf dem Dach des alten Rathauses. Nun ist die Tatsache, von der im Folgenden die Rede sein wird, keineswegs überraschend, aber immer wieder aufregend und jedes Mal ein Erlebnis. Ich bin sicher, dass es Ihnen nicht anders geht als mir, wobei ich es mittlerweile auf über 40 Storchenjahre bringe und mich eigentlich nichts mehr aus der Bahn werfen sollte! Doch ich muss zugeben, dass es sich immer noch wie beim ersten Mal anfühlt, wenn sich ein Storchenpaar an einem Horst nach der Winterpause ansiedelt.

Danke an alle SchnappserInnen und danke auch schon jetzt an KaiserPingi, der nach der Winterpause seine akribische „Horstüberwachung“ wieder aufgenommen hat und uns - und vor allem auch mir - damit eine große Freude und eine wesentliche Hilfestellung bei der Berichterstattung im Tagebuch bietet. Dennoch sollten Einträge - auch im Wissen um KaiserPingis „Anwesenheit“ - mit dem schon gezeigten Fleiß und mit der ersichtlichen Begeisterung und Liebe weiter ins Gästebuch eingestellt werden.

Tauscht euch auch in Zukunft über das Geschehen an unserem sowie an interessanten „Fremdnestern“ aus, auch diese Gespräche sind (meist) angenehm, wenn auch nicht alle Emotionen in den Griff zu bekommen sind, in dieser Beziehung bin auch ich ein gebranntes Kind nach dem Motto: „Wer einmal ausgeteilt hat, muss hinterher auch einstecken können.“ Da die Zeit ja zum Glück manche Wunde heilt, sollten kleine Plänkeleien schnell zu den Akten gelegt werden. 

Zur Bildqualität – einer der „Aufreger“ im Gästebuch – habe ich mich schon geäußert. Im Augenblick ist sie zeitweilig unerfreulich schlecht. Ich sehe aber doch schon einen kleinen Hoffnungsschimmer, der eine Besserung in allernächster Zeit andeutet. Bewahren Sie bitte noch etwas Geduld, die Selbstheilungskräfte werden ihre Wirkung zeigen.

Trotz der Bildqualität sind wir über die erfreulichen Stunden dieses Tages bestens ins Bild gesetzt worden und selbst Details lassen sich auf dem vorhandenen Bildmaterial dennoch erkennen.

Es begann bereits im Morgengrauen. Um kurz vor 7 Uhr, plumpste Storch Nummer 7 der diesjährigen Saison ins Nest. Da stand er und keiner wusste, wo er so unerwartet hergekommen sein sollte. Allzu weit konnte er in dieser Morgenstunde noch nicht geflogen sein, also musste sich sein Nachtquartier in unmittelbarer Nähe der Wörnitzstadt befunden haben. Schlief er vielleicht sogar in Sichtweite zum Nest. Es wird das Geheimnis von Nummer 7 bleiben. Da stand er also und zeigte sofort, dass er Interesse an der Behausung zu haben schien. Er blieb und blieb und blieb...


Der Überraschungsgast

Seine Vorgänger hatten sich in dieser Phase der Nestbesetzung stets anders verhalten und nach spätestens 30 Minuten das Weite gesucht. Unser Neuer dagegen drehte gerade mal nach einer Stunde Nestzeit eine kleine Runde und landete danach gleich wieder. Sollte sich da heute noch mehr entwickeln? Um Schorsch handelte es sich bei Nummer 7 ganz sicher nicht. Am Schnabel gab es keine unveränderbaren Kennzeichen, wie sie von Schorsch kolportiert werden. Der Nestbesetzer begann bald unvermittelt, sich baulich um das Nest zu kümmern. Da wurde schon mal gestochert und gezupft, womit der Gast sein Interesse für die neue Behausung bekundete. Als am Vormittag sogar ein Weilchen die Sonne schien, nahm Nummer 7 ein wärmendes Sonnenbad und verband diese Annehmlichkeit sogleich mit einer kleinen Siesta im Liegen.


Sonnenanbeter

Mit der Ruhe war es aber dann eine halbe Stunde nach Mittag endgültig vorbei. Der Nestbewohner vollführte eine geschlagene Stunde lang ein Imponiergehabe aller erster Güte. Da wurde sich breit gemacht, die leuchtenden Schwanzfedern abgespreizt und hoch gestellt, dass sie für jeden Artgenossen im Luftraum über der Stadt weithin sichtbar waren und eindeutig signalisierten: Ich bin interessiert an einer Partnerin, aber wehe einer will mir mein Nest streitig machen.

 
Imponierend!

Gegen 13:50 Uhr wurde der Grund der Aufregung erstmals durch einen Schnappschuss offenkundig. Vor der Silhouette der Paulskirche segelte ein zweiter Storch vorbei, um wenig später auf dem Dachfirst des Nestgebäudes (hinter dem Nest) zu landen.


Da kommt wer angeflogen...

...und landet auf dem Dachfirst

Es gab keinen Angriff durch den Nestbesetzer und auch der zweite Storch, ich nenne ihn vorläufig noch Nummer 8, verhielt sich abwartend. Sofort war bei Nummer 8 eindeutig ein hoher weißer Ring zu erkennen, wie ihn französische Ornithologen seit einigen Jahren verwenden und denen ich in den vergangenen Jahren gehäuft begegnet bin. Ich dachte sogleich an das letztjährige Schopflocher Weibchen, das heuer noch nicht an seinem alten Nest erschienen war und inzwischen durch ein anderes Weibchen ersetzt wurde.

Sofort fiel mir die Vorgeschichte dieses Weibchens aus dem Jahre 2008 wieder ein. Wenige Minuten bevor es damals den Schopflocher Horst eroberte hatte es eine Zwischenlandung auf dem Rathausdach in Dinkelsbühl unternommen und zwar haargenau an der Stelle, an der nun abermals ein Storch mit einem baugleichen Ring stand. Sollte Nummer 8 das Weibchen des vergangenen Jahres aus Schopfloch sein. S09031650 So sah der Ring des Schopflocher Weibchens aus!

(Lesen Sie bitte dazu den Tagebucheintrag aus dem vergangenen Jahr unter dem Datum vom 4. April 2008: http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_08/chronik2008_03.htm)

Um 14:12 Uhr war es dann endlich so weit. Nach mehreren Abflügen vom Nest und einigen Ehrenrunden des vorläufigen Nestinhabers durfte der französische Ringstorch in die Behausung mit einziehen. Dies ging alles ganz gesittet zu und war von keinerlei Attacken begleitet.


Gelandet!

Dass man sich sofort ineinander verliebt zu haben schien, bewies die erste Paarung genau 9 Minuten nach der Landung des zweiten Storchs im Nest. Dabei wurde unschwer erkannt, dass die Ringträgerin ein Weibchen ist. Damit hätten wir in diesem Jahr weder Schorsch noch seine Partnerin aus dem Vorjahr als mögliches Brutpaar auf dem Rathausdach.


Die erste Paarung

Als sich der Ringstorch nun tatsächlich auch noch als Weibchen entpuppte, stieg in mir der Verdacht, die alte Schopflocherin vor mir zu haben. Eine halbe Stunde nach der Landung flog Madame Pompadour ab und es schien, dass sie ihre Eroberung erstmals ein Weilchen alleine lassen wollte. Doch in dieser Phase trat Carola wieder einmal auf den Plan. Sie entdeckte nämlich Madame gar nicht weit weg vom Nest auf dem Teil des Daches, der von der Kamera nicht eingesehen werden kann.


Carola hat sie entdeckt!

Da war sie also, die vermeintliche Ausreißerin. Schnell mal aus dem Bild gehuscht und dennoch ihrem Liebsten ganz nah! Als sie einmal doch etwas unvorsichtig wurde und ihren Kopf etwas vorwitzig Richtung Nest streckte, wurde sie von unserer Überwachungskamera doch noch entlarvt.


Da steckt Madame also!

Der Storchenmann hatte - abgesehen von ein paar Ehrenrunden um das Nest - während des ganzen Tages am Nest ausgeharrt. Als sich Madame kurz vor 18 Uhr wieder zu ihm gesellte, krönte man das Wiedersehen mit einer neuen Paarung. Gut gemacht! Erst danach gönnte man sich noch ein kurzes gemeinsames Abendessen, ehe man sich zur ersten Übernachtung wieder im Nest einstellte.

 
17. Mrz. 09

Die erste gemeinsame Nacht von Madame und ihrem Galan liegt hinter uns. Dass beide so verfuhren, wie sie verfuhren, spricht doch eindeutig dafür, dass sie zumindest im Augenblick gewillt sind, sich auf einen längeren Aufenthalt einzulassen.

Da feststeht, dass beide Adebare erstmals an unserem Nest zu Gange sind und sicher auch noch nicht an anderer Stelle eine Beziehung miteinander eingegangen sein können, erhebt sich die Frage, was ist mit Schorsch und seiner Partnerin aus dem Vorjahr geschehen?

Als kundige Storchenexperten wissen Sie durch meine Tagebuchaufzeichnungen, dass Störche, die einmal ein Nest für eine oder mehrere Brutzeiten besetzt hielten, auch in den Folgejahren immer wieder versuchen, dorthin zurückzukehren. Nun gibt es von jeder Regel die eine oder andere Ausnahme! Bei Störchen häufen sich in den letzten Jahren gerade solche Ausnahmen und es kann nun nicht von vornherein gesagt werden, dass unser Paar aus dem vergangenen Jahr im Winterhalbjahr irgendwo auf der Strecke geblieben sein könnte.

Mit jedem Tag, der weiter ins Land zieht, sinkt die Möglichkeit, dass einer der beiden noch an seinem Vorjahresnest erscheint. Es kann aber in der Folge stets zu Kampfhandlungen kommen, in deren Verlauf sich ein Partnerwechsel ereignen könnte oder sogar ein komplettes Paar die Stelle der jetzigen Zweisamkeit trüben könnte.

Kurz gesagt: Schorsch ist bisher nicht an seinem angestammten Platz aufgetaucht und auch an den Nestern in der Nachbarschaft konnte ich bislang keinen Schorsch entdecken. Allerdings konnte diese Möglichkeit auch noch längst nicht an allen Orten ausgeschlossen worden. Dennoch neige ich zu der Ansicht, dass der Schorsch nicht mehr lebt. Verwunderlich wäre es nicht, wenn man seine Behinderung realistisch betrachtet. Aber da Schorsch schon immer eine Kämpfernatur war, ließe ich mich gerne auch vom Gegenteil überzeugen. Schorschs Partnerin dagegen wird auf keinen Fall mehr zu identifizieren sein, auch wenn sie anderswo unterkommen sollte. Ohne das Vorhandensein eines Ringes oder anderer unveränderbarer Kennzeichen ist sie fortan nicht mehr bestimmbar. Da Störche auch nur eine begrenzte Lebenserwartung besitzen und wir über das Alter von Schorsch und Co. keine Aussagen machen können, darf auch über einen natürlichen Tod nachgedacht werden.

Lassen Sie mich nun zum Tagesgeschehen kommen. Dieses war geprägt von einer immer noch getrübten Einsicht ins Nest, meine Hoffnung auf Besserung sollte weiter Früchte tragen und mit den zu erwartenden wärmeren Temperaturen morgen sich endgültig zum Besseren wenden.

Die Anwesenheit der französischen Storchendame sowie ihres Gemahls am Nest am frühen Nachmittag nutzte ich dazu, um mich mit Spektiv und Foto kurz mal nach Dinkelsbühl zu begeben. Die sehr auffälligen französischen Kennringe, wegen ihrer Größe und ihres Aussehens despektierlich auch als „Ofenrohre“ bezeichnet, bereiten dem Ableser keine Mühe, sondern lassen eher Glücksgefühle aufkommen. Auch aus großen Distanzen und bei diffusem Licht ist die Beschriftung locker und mühelos lesbar.

Seit einigen Jahren beteiligen sich immer mehr französische Ringstörche am Aufbau der fränkischen Brutpopulation. Im Augenblick gibt es immerhin bereits in Leutershausen, Herrieden, Laubenzedel und Dinkelsbühl je einen Vertreter aus unserem Nachbarland. Dass alle dabei aus dem Grenzgebiet zu Deutschland stammen, beweist, dass der dortige Populationsdruck vermehrt Störche aus dieser Region etwa 200-300 Kilometer nach Osten verschlägt.

Auf Grund der Ringgröße und Ringstruktur genügte ein Blick auf Madame, um über die Ringinschrift informiert zu sein. Doch hier ergab sich gleich eine Überraschung. Gestern vermutete ich in unserem Ringstorch die Storchendame aus Schopfloch vom vergangenen Jahr: Gleicher Ringtyp, rechts beringt, Weibchen!

Falsch gedacht! Eine erstmals von mir beobachtete Storchendame präsentierte sich vor meiner Optik. Vier Buchstaben, die es in dieser Kombination nur einmal gibt, ließen diese Einschätzung sofort Wahrheit werden. „APIE“ lautete die viermal auf dem Ring vorhandene Buchstabenfolge.


Die
französischen Ringe

Leider muss ich Sie über die Geburtsdaten noch etwas im Unklaren lassen. Selbst von Ablesungen ähnlicher Ringe aus dem vergangenen Jahr liegen mir bisher immer noch keine Beringungsdaten vor. Hier arbeitet die dortige Beringungszentrale sehr schleppend, so dass Wartezeiten von mehreren Jahren möglich sind.

Da mir auch der Name des Beringers bekannt ist, werde ich versuchen, mich direkt mit ihm in Verbindung zu setzen. Ich denke mal, dass dies Erfolg haben wird. Der Storchenberinger arbeitet im Gebiet von Elsass und Lothringen, also kommt Madame auch aus dieser Gegend. Zum Geburtsjahr kann ich auch noch etwas spekulieren: Da in geraden Jahren Störche in der Regel rechts beringt werden, käme als frühestes Geburtsjahr 2008 in Frage. Nun gibt es bislang keinen Fall, dass ein einjähriger Storch ein Nest besetzt hätte und zugleich kopulierend und Brutbereitschaft signalisierend seine Reife bekundet hätte. Wenn Madame aber wirklich erst ein Jahr alt sein sollte, sähe ich für eine erfolgreiche Brut reichlich schwarz. Drum läuft mein Tipp eindeutig auf das nächste in Frage kommende Geburtsjahr hinaus, nämlich auf das Jahr 2006. Das könnte passen und sollte – höchstwahrscheinlich - auch zutreffen.

Den schmalen Aluminiumring am linken Bein oberhalb des Intertarsalgelenkes werde ich mir zur Übung ein anderes Mal vornehmen. Seine Beschriftung ist für die Identifikation nicht erforderlich. Sie enthält die Wörter „Oiseaux Museum Paris“ und eine fünfstellige Ziffernfolge.

Als anständiges Paar hielt man gemeinsam über viele Stunden am Nest die Stellung, man machte seine Morgentoilette, man liebte sich und stellte sich den Sonnenstrahlen. Abends kurz nach sechs beendete man einen Flug zur Nahrungsaufnahme mit einer Punktlandung im Nest und der zweiten Nacht über den Dächern der historischen Stadt Dinkelsbühl.


Guten Morgen, ihr Hübschen

Madame bei Dehnübungen.
   

man denkt auch an Nachwuchs

Bereit zur Übernachtung
 
18. Mrz. 09

Die zweite gemeinsame Nacht liegt hinter unserem Paar. Sie verlief von der Witterung her gesehen frostig mit knappen zwei Minusgraden. Die Folge war, dass Nest und Storchenmann im ersten Morgenlicht mit einer zarten Raureifschicht bedeckt waren. Kurz nach 6 Uhr 30 hatte Madame ihren Ehegatterich bereits im Nest sitzen lassen und war zur verdienten Nahrungssuche aufgebrochen.

Die Sonne schien den ganzen Tag und was Ihr Tagebuchschreiber schon vorhergesagt hatte, wurde im Laufe des Nachmittags Realität. Die mit nur 20 Prozent Luftfeuchtigkeit extrem trockene Vorfrühlingsluft schaffte es, das Bild unseres Paares aus dem Nest vollkommen klar und ungetrübt an unsere Seher weiterzugeben. Die Feuchtigkeit war endlich vollends aus dem Kameragehäuse gewichen.

Da sage noch einmal einer, die Bildqualität sei schlecht! Mit dieser heute zu beobachtenden Qualität brauchen wir uns immer noch nicht hinter den allermeisten Übertragungen anderer Anbieter aus dem Storchennest zu verstecken!

So macht das Beobachten natürlich wieder mehr Spaß! Aber so lange dauerte der unbefriedigende Zustand auch wieder nicht!

Hoffen wir, dass dies so anhält und wenn es einmal erneut Probleme geben sollte, bewahren Sie einfach Ruhe und Geduld!

Einige Bilder von heute sollen meine Worte nur noch etwas unterstreichen!


Frostige Angelegenheit

Stocherei
   

Partnerschaftlich

Lieblich


Freie Sicht

 
19. Mrz. 09

Schorschs Nachfolger und seine französische Partnerin tun alles, um ihren Paarzusammenhalt zu festigen. Die Anwesenheitszeiten, die sie gemeinsam am Nest verbringen, sind ein deutliches Indiz dafür, dass sie nicht gewillt sind, ihre Stellung so schnell wieder aufzugeben.

Bei den beobachteten Paarungen fällt allerdings bislang noch auf, dass es für beide keine herausragenden Stilnoten zu ergattern gibt. Die besagten Aktionen wirken ungelenk und wenig überzeugend. Meist gerät das Gesamtsystem vor dem Vollzug bereits aus dem Gleichgewicht und „Mann“ verliert sodann das Übergewicht und muss im Anschluss daran den Nestbereich sogar für einige Augenblicke verlassen, um nach einer Ehrenrunde wieder  kontrolliert im Nest landen zu können. Schuld an dieser Noch-Misere haben dabei allerdings beide Partner, wenn auch dem Untermann – dem Weibchen also – dabei die Hauptaufgabe der Balance obliegt. Sicher haben er und/oder sie in Liebesdingen in ihrem bisherigen Leben noch keine allzu großen Erfahrungen gesammelt.  


Schon mal ein guter Ansatz!

Man darf aber annehmen, dass Solches sich in den nächsten Wochen noch entwickeln wird, denn hier bringt einen die Erfahrung auch ein Stück weiter. In diese Schiene, d.h. fehlende Synchronisation der Verhaltensabläufe und noch nicht voll eingesetzte Brutbereitschaft, passt auch das Ausbleiben einer regen Nestbautätigkeit. Hier gibt es zwar bei Störchen eine große individuelle Aktionsbreite, aber dass man bei unserem Paar erst einmal einen Schnabel voll Altgras (dies geschah heute Vormittag!) als Mitbringsel zum Nestbau beobachten konnte, ist nun schon als dürftig zu bezeichnen.  


Ein zarter Ansatz!

Noch etwas fällt bislang auf: Madame lässt ihn tagsüber schon mal über Stunden allein, während sie sich anderweitig verlustiert. Natürlich zählt es zu den wesentlichen Aufgaben des männlichen Geschlechts, das Nest vor möglichen Angreifern zu sichern, aber so ganz allein kann es bei einer zahlenmäßigen Übermacht schon etwas schwerer werden, den Überblick zu behalten.


Sie mit einer kurzen Außenlandung

Zusammenfassend kann für das bisherige Eheleben resümiert werden: Das Paar hat beschlossen, es gemeinsam in Dinkelsbühl mit einer Brut zu versuchen. Zumindest einer der beiden Ehepartner (vermutlich das Weibchen, möglicherweise aber auch beide) sind im Begriffe, erstmals eine Familie zu gründen. Die Paarungen verlaufen alles andere als glücklich, von Nestbau keine Spur. Madame kümmert sich nur bruchstückhaft um die Bewachung des Nestes und lässt „Ihn“ sehr lange allein zu Hause.

Die genannten Beobachtungen sollten nun niemanden in Panik versetzen, sondern nur klar machen, warum es bei diesem Paar in der nächsten Woche vermutlich noch nicht zur Eiablage kommen kann. Dazu sind in den besprochenen Fragenkomplexen Verbesserungen wünschenswert und auch notwendig.

Die Nacht verbrachten beide – und das ist ja schon etwas – im gemeinsamen Ehebett.


Gute Nacht, bis morgen!

 
20. Mrz. 09

Der Tag, an dem Schorsch erschien!!!!!!!! Dass ein Lebenszeichen Schorschs in dieser Weise und vor allem vom Zeitpunkt her völlig unerwartet festzustellen war, ist ein großartiger Akzent dieses Tages und zugleich ein feiner Nebeneffekt des Vorhandenseins einer Webcam. Ohne eine solche Einrichtung und ohne die geschulte Beobachtungsgabe unserer SeherInnen hätte der Nachweis nie so geführt werden können.

Carola war es wieder einmal vorbehalten, die Anwesenheit Schorschs als erste und zwar zum Zeitpunkt seines Auftauchens am Nest zu bemerken und durch Schnappschüsse nachzuweisen. Im Nachtrag ließ uns die großartige Zusammenstellung der Tagesereignisse durch  KaiserPingi alles noch einmal Revue passieren.

Unser Gigolo mit seiner Auserwählten ließen es am Vormittag gemütlich angehen. Sie zeigten keinerlei Eile, das Nachtlager schon früh zu verlassen, sie hatten mehrmals Sex, allerdings mit den schon gestern gemachten kleinen Einschränkungen. Um 9:27 Uhr verließ als erstes Madame das Nest zum Frühstücken, „Er“ folgte knapp 10 Minuten später.  

 
Im Doppelbett

Zeit zum Aufstehen

Danach herrschte trügerische Ruhe am Nest, die urplötzlich durch das Auftauchen eines Storchs um 11:07 Uhr unterbrochen wurde. Carola hatte sofort ihre Zweifel. Da stand ein regelrechter Dreckspatz vor uns, kein Vergleich mit der blütenreinen Weste unseres Stammpaares. Aber auch von Statur und Habitus ergaben sich für den Betrachter auffällige Unterschiede. Kein Zweifel! Besucher Nummer 9 war im Nest gelandet. Als man schließlich in der halben Stunde seiner  Anwesenheit auch dem Schnabel – soweit er sichtbar wurde – seine Aufmerksamkeit schenkte, gab es bei vielen Beobachtern einen Aufschrei! Schorsch stand und lag da in seinem Vorjahresnest.  


Schorsch ist zurück!

Kein Zweifel


Schnabelstudien

Es gab daran keine Frage und keinen Zweifel, denn einen Schorsch mit seiner immer noch sichtbaren Behinderung gibt es in dieser Form kein zweites Mal. 31 Minuten später – es gab gerade einen Bildwechsel bei der Bildübertragung – hatte es einen erneuten Wechsel am Nest gegeben. Der neue Hausherr, der bislang von der Rückkehr des Vormieters noch nichts mitbekommen hatte, war aus den Jagdgründen heimgekehrt und sah die Bescherung. Ohne Gegenwehr von Schorsch übernahm der diesjährige neue Storchenmann das Kommando und platzierte sich, heftig drohend und sich zur Schau stellend – in der auserwählten Behausung. Schorsch hatte also kampflos das Weite gesucht. Vielleicht war er überrumpelt worden und hatte den Anflieger zu spät ausgemacht. Eine weitere Stunde später erschien Madame und ihr Ehegemahl hatte ihr sicher einiges zu berichten!

Am häufigen Klappern beider Partner, am Flügelpumpen sowie an der gesamten Palette weiterer Droh- und Imponierstellungen war ab 13:38 Uhr unschwer zu erkennen, dass es wieder dicke Luft zu verzeichnen gab. Über mehr als fünf Minuten ging es am Nest drunter und drüber, es kam sogar zu Körperkontakten zwischen den beiden Storchenmännern, denn es war bei einigen Schnappschüssen zu erkennen, dass es abermals „Dreckspatz Schorsch“ war, der mehrmals versuchte sein Nest zurückzuerobern, aber nicht ganz sein Ziel erreichte.

 
Ein wilder Kampf entbrennt
   

Ein weiterer Anflug

Die Sieger in Pose

Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, Schorsch also aus dem Blick verschwunden war, kam es erst nach weiteren 150 Minuten zur nächsten Attacke, an der mit großer Sicherheit abermals Schorsch beteiligt gewesen sein durfte, die Heftigkeit seiner Angriffe aber nicht mehr die Ausmaße vom frühen Nachmittag erreichte. Allein der Neumieter beteiligte sich auch diesmal an der Abwehr, während die französische Störchin sich aus dem Staub machte. Als auch „Er“ sich für eine halbe Stunde verabschiedete, tat er dies nur, um Schorsch mit Nachdruck aus der Nestumgebung zu drängen und mit ihm einen kleinen Ausflug in andere Gefilde zu unternehmen. Danach kehrte der Hausherr zurück und machte in der Folgezeit keine Anstalten mehr, das Nest bis zum Einbruch der Nacht noch einmal zu verlassen. „Sie“ folgte ihm um 18:35 Uhr ins Nest und hatte erneut von all der Aufregung nichts mitbekommen.


Abendliche Ruhe

 
21. Mrz. 09

Wo ist Madame?! Diese Frage bewegt seit heute Abend die Dinkelsbühler Storchennest-Fangemeinde! Die Vertreterin Frankreichs an unserem  wurde kurz nach 10 Uhr am Vormittag letztmalig gesehen, als sie, ohne sich von ihrem Partner  zu verabschieden, das Nest verließ.

Schon der erste morgendliche Blick zum Nest verriet anfangs nichts Gutes. Der Storchenmann schälte sich alleine und ohne seine Partnerin aus dem Dämmerlicht des beginnenden Tages. Sollte „Sie“ zu so früher Stunde schon zum Frühstücken gegangen sein? Die Nacht hatten sie auf alle Fälle gemeinsam verbracht. Doch um 6:17 Uhr stand plötzlich Madame auf dem Dachfirst und sprang danach sofort zu „Ihm“ in die gute Stube. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen, man liebte sich (hier waren deutliche Fortschritte im Paarungsverhalten zu erkennen), bis „Sie“ ihn schließlich kurz nach 10 Uhr verließ. Bis dahin hatte „Er“ sein Nest noch nicht einmal verlassen und so blieb es – von einer knapp einstündigen Fresspause abgesehen – den gesamten Tag. Um die Mittagszeit herrschte einmal für wenige Minuten helle Aufregung, ohne dass der Eindringling in den Luftraum dem Nest allzu nahe kam. Weit und breit kam es zu keiner Sichtung der Partnerin. Was ist geschehen? Waren die Aufregungen um das Erscheinen von Schorsch am gestrigen Tag für sie zu viel? Hat sie – für uns nicht sichtbar – bei den Auseinandersetzungen doch Blessuren erlitten, die ihr so viel Kraft kosteten, dass sie nun irgendwo abhanden gekommen ist? Oder stellte für sie die zu erwartende Brut eine zu hohe physische Belastung dar, der sie sich nun durch das Verschwinden klammheimlich entzog? Über das mutmaßliche jugendliche Alter von Madame konnte ich ja schon vor einigen Tagen philosophieren und folgte nun die Bestätigung durch das von der Regel stark abweichende Verhaltensmuster? Umpaarungen und Neuverpaarungen zu Beginn der Phase der Nestbesetzung sind aber durchaus ein normale Erscheinung bei Familie Adebar. Solche Vorkommnisse werden aber nur relativ selten wahrgenommen, da eine so lückenlose Beobachtung wie bei mit Kameras ausgestatteten Storchennestern in den allermeisten Fällen gar nicht möglich ist. Lebt Madame noch, wird sie mir vielleicht in den nächsten Wochen irgendwo wieder begegnen. Hat sie einen Unfall erlitten – ich denke hier in erster Linie an Stromtod – wird man sie ebenfalls noch finden können. Ist sie in der Kläranlage zu Tode gekommen (wie unser Storchenweibchen des Jahres 2005), kann der Zufall ebenfalls eine Klärung bringen. Am schönsten wäre es allerdings, wenn „Sie“ in den nächsten Tagen doch wieder erscheint und von ihren Erlebnissen berichtet. Alle genannten Optionen (und noch viele mehr) sind in diesem mysteriösen Fall denkbar und möglich.

Von Schorschs Attacke gestern habe ich Ihnen in Wort und Bild ausführlich berichtet. Heute kann ich die Geschichte unverhofft weiterschreiben und Sie ein wenig beruhigen.

Am Nachmittag bewegte ich mich im Großraum Dinkelsbühl. Ich stattete dem Walkweiher am südlichen Stadtrand einen Besuch ab und bewegte mich anschließend im bayrisch-württembergischen Grenzgebiet. Als ich mich im Rotachtal zwischen Wört und Möchsroth unweit des kleinen Weilers Grünstädt befand, stieß ich in einer herrlichen, den Flusslauf begleitenden Kette von Feuchtgebieten auf zwei Störche, die dort der Nahrungssuche nachgingen. Die Entfernung zum Nest auf dem alten Rathaus beträgt gerade mal 5 Kilometer Luftlinie, also ein Ort, der sicher auch regelmäßig von unserem Storchenpaar bei der Nahrungssuche genutzt wird.

Als ich die beiden Störche gemustert hatte, war meine erste Feststellung: Beide sind unberingt! Auch eine wichtige Aussage!

Der zweite Teil der Musterung betraf das Aussehen der Schnäbel. Und die Überraschung war perfekt! Ich hatte Schorsch entdeckt! Also hält er sich nach wie vor in Nestnähe auf und es ist jederzeit mit einer erneuten Attacke zu rechnen . Und noch etwas Erfreuliches! Schorsch war nicht allein, er befand sich in Begleitung einer Partnerin und es kann keine andere gewesen sein als seine alte Liebe aus dem vergangenen Jahr.

Mit dieser spannenden und für uns alle erfreulichen Wende im Fall „Storchennest Dinkelsbühl“ dürfen wir den kommenden Ereignissen mit höchster Aufmerksamkeit entgegensehen. Dazu passt in gewisser Weise auch das plötzliche Verschwinden von Madame! Sah sie ihre Felle bereits davonschwimmen und hat sie sich deshalb schon vorzeitig abgesetzt, um dem finalen Schlag von Schorsch und seiner Partnerin aus dem Weg zu gehen? Sicher war auch Schorschs Partnerin bei den Angriffen des gestrigen Tages mit von der Partie, trat aber, wie in vielen ähnlichen Fällen, nicht direkt in Erscheinung und griff nicht in das Geschehen mit ein.

Bleiben Sie in den nächsten Tagen noch dichter am Ball und bewerben Sie unsere Seite fleißig weiter! Es wird sicher weitere Überraschungen geben!

Die Bilder des Tages:


Wo kommt denn Madame her?

Liebe von der besseren Art!
   

Wieder dicke Luft!

Wo bleibt Madame nur?
 
22. Mrz. 09

Die schlechte Nachricht zuerst: Madame blieb den ganzen Tag verschwunden und wir müssen uns so langsam damit anfreunden, dass die mutmaßlich deutsch/französische Ehe bereits nach fünf Tagen zerbrochen ist und „Sie“ wohl nicht mehr in Dinkelsbühl einen Brutversuch machen wird.

Die Gründe habe ich bereits gestern zu schildern versucht, wir müssen aber bedenken, dass alles nur Spekulation ist. Sollte die Störchin noch am Leben sein, bestehen gute Aussichten, sie irgendwo im weiteren Umfeld wieder zu entdecken. Gelingt dies nicht, muss man immer noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen, die Möglichkeit, dass sie ums Leben gekommen sein könnte, muss in solchen Fällen aber ebenfalls mit ins Kalkül gezogen werden.

Angesichts dieser neuen Konstellation verwunderte es am Morgen nicht, dass der Storchenmann abermals allein zu Hause anzutreffen war.


Verwitwet!

Bis in den Nachmittagstunden hinein wagte es „Er“ nur einmal für 45 Minuten das Nest zu verlassen. Die restliche Zeit hielt er eisern die Stellung und man konnte bald sehen, wie notwendig diese Haltung war. Es gab ab 10:37 Uhr im Verhalten des Wachhabenden eine markante Änderung. Es lag etwas in der Luft! Das Drohen und Flügelpumpen nahm an Heftigkeit zu und der Eindringling erschien erstmals direkt über dem Nest und mit der ernsten Absicht, seine Besitzansprüche anzumelden. Kurz darauf kam es zu einer Außenlandung des Angreifers auf dem Dachfirst des alten Rathauses. Der offenbar unberingte Storch, gleichzeitig die Nummer 10 in unserer diesjährigen Besucherliste, machte keine weiteren Anstalten sich dem Verteidiger zu nähern. Man verharrte einige Minuten, ehe der Fremde abzog. Unser Nestbesitzer zog nur noch eine kurze Runde ums Nest und stand anschließend als eindeutiger Sieger fest. 


Luftalarm!!!

Fremdstorch stürzt sich auf den Verteidiger...
   

...und beäugt sich vom Dachfirst intensiv

Auch bis in die Abendstunden – der Witwer entfernte sich nur noch zweimal für zusammen zwei Stunden vom Nest – konnte man am Verhalten des Gewinners noch einige Male beobachten, dass die Gefahr aus der Luft immer noch bestand und weitere Störche den Luftraum über dem Nest bevölkerten.


Steht ein neuer Angriff bevor?

Am Abend blieb die Situation unverändert: Nur ein Übernachtungsgast stellte sich im Nest ein.

 
23. Mrz. 09

Madame, unser hoffnungsvolles, französisches Storchenmäderl bleibt verschwunden und es ist nicht mehr damit zu rechnen, dass es an unserem Nest noch einmal auftaucht.

Inzwischen habe ich von Herrn Gérard Wey, dem Leiter der Gruppe zum Schutz und zur Wiedereinbürgerung des Weißstorchs in Elsass-Lothringen, die Beringungsdaten von Madame erhalten.  


Herr Wey im vergangenen Jahr mit einem beringten Jungstorch

Herr Wey ist außerdem auch der Beringer unserer Ex-Storchendame. Er bedankt sich bei mir für die Ablesung von Storch APIE und teilt wesentliche Daten mit. So trägt dieser Storch noch einen anderen Ring (schmaler Aluring) mit der Aufschrift CK 1609. Geboren wurde APIE im Jahre 2007 und beringt am 18. Juni 2007. Seine Wiege stand in der Stadt Saint Nicolas de Port im Departement Meurthe-et-Moselle, etwa 10 Kilometer östlich der Stadt Nancy. Von dort bis nach Dinkelsbühl sind es etwa 300 Kilometer Richtung Osten. Somit bestätigt sich meine Vermutung, dass wir es bei Madame mit einer sehr jungen Dame zu tun hatten, die zum Zeitpunkt ihres Auftauchens am Nest gerade mal 22 Monate alt war. Dass man in diesem jungen Alter schon alles richtig macht und gleich mit Engagement an die Gründung einer Familie geht, kann nicht als selbstverständlich angesehen werden. So findet nun das Verschwinden der kleinen Französin im Nachhinein eine auch fundierte Erklärung: „Sie“ war noch nicht reif für eine Brut und hat sich letztlich deshalb so verhalten. Die Gründung einer eigenen Familie hätte sie jetzt noch überfordert.

Dass unser Nest auch nach ihrem Verschwinden weiterhin heiß begehrt ist und sicher irgendwann ein neues Weibchen erscheinen wird, sah man auch heute wieder in den frühen Morgenstunden. Genau um 7:09 Uhr stand ein weiterer Besucher im Nest. Er zeichnete sich durch einige

Dass der Nestbesitzer im Morgengrauen bereits das Nest verlassen hatte, musste niemanden verwundern und so blickte man zunächst in ein leeres Nest. 

Genau um 7:09 Uhr stand ein weiterer Besucher in der Storchenbehausung. Er zeichnete sich durch einige auffällige Merkmale aus: Extrem lange Beine, ELSA-Ring links über dem Intertarsalgelenk und als erstaunliche Besonderheit weiß bekalkte Beine.


Der neue Gast

Erst mal aufräumen
   

Plastikteile werden entsorgt

Da unten liegt nun der Müll

Gerade die letzte Feststellung konnte einen schon verblüffen. Diese Eigenart, durch das Absetzen eines Spezialkotes auf die Beine einen Wärmeentzug aus dem Körper zu garantieren, passiert normalerweise im Sommer bei Temperaturen über 30 Grad. Was hat aber den Gast dazu bewogen, dies bei einer Außentemperatur von gerade mal 4 Grad ebenso zu praktizieren. War es ihm einfach zu warm oder kam er schnurstracks aus dem sonnigen Süden und hatte wegen der Trockenheit noch keine Gelegenheit, die Kalkschicht an seinen Beinen wieder loszuwerden.? Im Süden Spaniens – in Sevilla - gab es in den vergangenen 14 Tagen Höchsttemperaturen, die stets zwischen 22 und 28 Grad lagen. Sollte diese auffällige thermoregulatorische Art des Beinkotens dort ihren Ausgang genommen haben? Ich habe selten außerhalb der heißesten Sommertage einen Storch mit einer derartigen Beinfärbung beobachtet.

Kaum war „Weißbein“ im Nest gelandet, erwies er sich erneut als ungewöhnlicher Geselle. Er machte sich sofort über die Innenausstattung des Nestes her. Was Madame und Partner in einer Woche nicht im Geringsten störte, erforderte nun die ganze Kraft und Aufmerksamkeit des Besuchers. Die beiden seit dem vergangenen Jahr im Nest befindlichen Plastikteile hatten es Weißbein so sehr angetan, dass er beide innerhalb weniger Minuten aus dem Nestboden gezerrt und über den Nestrand nach draußen befördert hatte. Von diesem Moment an erstrahlte das Nest wieder in makellosem Glanz ohne die geringsten Anzeichen einer Umweltverschmutzung. Gut gemacht und sogar ohne jeden Feuerwehreinsatz!

Leider wurde Weißbein für seinen Einsatz nicht belohnt. Bei der Rückkehr des Hausherren gab er ohne Widerstand klein bei und verschwand einige Sekunden bevor der Hausbesitzer gelandet war. Die Uhr zeigte 7:41 Uhr.  


Der Hausherr ist zurück

Ein letztes Drohen

Der Rest des Tages brachte keine Herausforderungen mehr für den eigentlichen Nestbesitzer. Nach einer langen Mittagspause flog er gegen 13 Uhr ab, um 3 Stunden später wieder aufzukreuzen und dem Nest bis zum Einbruch der Nacht die Treue zu halten.   

 
24. Mrz. 09

Von Frühling keine Spur! Im Gegenteil! Der Winter grüßte am Morgen mit einigen Zentimetern Neuschnee. Wer weiß, wie es vor einem Jahr an unserem Nest aussah?

http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_08/chronik2008_02.htm

Klicken Sie auf obigen Link und Sie werden staunen, dass die Schneelage von heute an den Ostertagen vor einem Jahr um ein Vielfaches übertroffen worden war!

Gut, dass man so schnell vergisst! So wunderte es niemanden, dass der Nestinhaber es bis zum Mittag vorzog, im Nest den Unbilden der Witterung zu trotzen und damit gleichzeitig Wache zu stehen. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich heute jedoch als unbegründet, denn es blieb ein völlig ruhiger Tag ohne jegliche Feindberührung. Wer mag auch schon bei diesem Mistwetter unnötigerweise große Flüge unternehmen? So müssen wir uns mit Neuerungen am Nest eben bis zum Ausbruch des Frühlings gedulden!

Lediglich vier Stunden blieb „Er“ heute außer Haus, den Rest des Tages, immerhin 8 Stunden, harrte er in seiner Behausung aus. Die Nacht verbrachte unser Storchenmann - wie erwartet - in der guten Stube.

Die Bilder des Tages:


Schneemann

Der Höhepunkt des Schneefalls
   

Kaltes Bett

Mehr Wasser als Schnee
   

Zaungäste

Der Heimkehrer
 
25. Mrz. 09

Auch das musste einmal sein! Wegen einer Störung unseres Servers blieben die gewohnten Morgenbilder aus dem Nest heute aus. Vorausgegangen war erneut eine kalte Nacht mit Temperaturen von minus drei Grad und einer dünnen Schneedecke. Also alles andere als einladend!


Da bin ich wieder!

Als die Bilder wieder laufen lernten – im Verlauf des Vormittages – stand unser Storchenmann im Regen und verspürte wenig Lust, sich auf  die Socken zu machen. Ähnlich wie gestern verzog er sich am frühen Nachmittag dann doch noch und lud seinen Akku für die nächsten, vielleicht wieder aufregenderen Tage kräftig auf.

Als ich mich am Nachmittag über meine Schularbeiten machte, klingelte das Telefon. Die Frage der Anruferin, ob ich denn der Ziegler sei, der sich mit Störchen beschäftige, konnte schnell mit „Ja“ beantwortet werden. Danach stellte sich die Dame vor und berichtete, dass sich vor ihrem Büro in der Walkmühle bei Radwang am südlichen Ortsrand von Dinkelsbühl seit einer halben Stunde ein Storch herumtreibe, der vor Menschen und ebenso vor Autos keine große Scheu zeige und dass sie glaube, der Storch könne verletzt oder flügellahm sein. Da Ihr Tagebuchschreiber schon seit geraumer Zeit einen Grund suchte, um seine Schreibarbeiten vorläufig zu beenden, nutzte er diesen Anruf, um geschwind die beschriebene Örtlichkeit anzusteuern. Vor Ort angekommen entdeckte ich beschriebenen Storch unweit des kleinen Industriebetriebes in der Walkmühle. Er hatte sich eng an einen den Auslauf des großen Walkweihers begleitenden Schilfstreifen angeschlossen, so als ob er dort Deckung suchen wolle. Bis ich mein Auto in die richtige Position gebracht und wieder gewendet hatte, hatte auch Adebar einen Stellungswechsel vollzogen und sich an den Rand eines kleinen Fischweihers begeben, dessen Umfeld mit einem Zaun vor unbefugtem Zutritt geschützt war. Ich überstieg die Absperrung und näherte mich Meister Adebar, um mich über seinen Zustand genauer zu informieren. Er hielt einige Meter Distanz zu mir und immer wenn ich einige Schritte tat, tat es mir der Storch nach. 


Schorsch ganz nah!!!


Ein erster Blick durchs Fernglas brachte nach wenigen Sekunden die von mir erwartete Bestätigung: Ich hatte Schorsch wieder gefunden! Nur er konnte so sorglos vor Menschen und Autos agieren und nun hatte er sich ganz nahe seines ehemaligen Nestes auf dem alten Rathaus auf Futtersuche begeben. Keine zwei Kilometer beträgt die Entfernung von seinem Nahrungsplatz zum Nest des Vorjahres. Schorsch war allein und keine Partnerin und auch kein anderer Storch in Sichtweite. Auch der neue Nestbesitzer befand sich nicht im Umfeld der Walkmühle. Wo mag Schorsch die vergangenen Tage und Nächte zugebracht haben? Allzu weit von Dinkelsbühl entfernt liegt der gesuchte Platz sicher nicht. Zur Kontrolle von Schorschs Flugfähigkeit unternahm ich einige schnellere Schritte und Schorsch flog mühelos über die Umzäunung und landete in der nächstgelegenen Wiese. Nach einem kurzen Besuch bei der Melderin im Büro der kleinen Firma suchte ich Schorsch noch einmal auf und entdeckte ihn in einer Wasserpfütze nur wenige Meter vom kleinen Weiher entfernt. Was ich dort beobachten konnte, stellte eine weitere Überraschung in Schorschs Leben dar. In den wenigen Minuten meiner Abwesenheit hatte Schorsch einen prächtigen Maulwurf gefangen. Diesen hatte er – noch lebend, aber durch Schnabelhiebe leidlich lädiert – zur besagten Wasserfläche getragen und dort gründlich gebadet, um ihn leichter abschluckbar zu machen. Aus wenigen Metern Entfernung konnte ich alles beobachten. Mal lag der Maulwurf auf dem Rücken, mal auf dem Bauch im Wasser, seine Füße bewegten sich dabei, wie wenn er versuchen wollte, sein Leben durch Schwimmbewegungen zu retten. Alle Bemühungen hatten keinen Erfolg, nachdem der Maulwurf gut gewässert war, schluckte ihn Schorsch hinunter. Ich verließ Schorsch und warte schon jetzt gespannt auf weitere Begegnungen mit unserem Helden.

Wird er noch einmal einen Angriff auf sein altes Nest starten?

Derweil gab es vom neuen Nestbesitzer erst wieder kurz nach 18 Uhr eine Sichtung. Er war zur Übernachtung ins Nest zurückgekehrt! 


Gute Nacht!

Kleiner, aber feiner Nachtrag: Carola konnte Schorsch auf mein Bitten hin ebenfalls noch einen Besuch abstatten und großartige Fotos liefern, die ich Ihnen gerne noch beilege.


Schorsch noch viel näher!

 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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