Storchenkamera
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 4
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2. Mai 09 |
Wieder ein herrlicher Tag, der am Spätnachmittag von
einem kurzen Gewitter mit kräftigem Regen unterbrochen wurde.
Schon lange habe ich Ihnen nichts mehr über mein
„ältestes“ Storchennest und dem dazugehörigen Storchenpaar
berichtet. Ich spreche vom Feuchtwanger Ortsteil Mosbach. Dieser
befindet sich knapp 5 Kilometer Luftlinie von meiner Wohnung in
Feuchtwangen entfernt am Oberlauf der Wörnitz. In diesem
Flussabschnitt vermutet man nicht unbedingt ein Storchennest. Die
Autobahn A7 schwingt sich in Nord-Süd-Richtung unmittelbar an
Mosbach vorbei. Das Rauschen der dort verkehrenden Fahrzeuge
überdeckt gerade bei Westwind den Ort mit einer fast
ununterbrochenen Geräuschkulisse. Ein die nahe gelegene
Autobahnausfahrt Feuchtwangen-West tangierendes Industriegebiet mit
Rasthof, Hotel, Tankstellen und Schnellrestaurants passt so gar
nicht in die ruhige fränkische Landschaft. Kernpunkt der Anlage ist
jedoch das Spielkasino Feuchtwangen, direkt an der Autobahnausfahrt
gelegen. Hier werden jährlich Millionen im kleinen und großen Spiel
umgesetzt und verloren. Mit rund 250000 Besucher pro Jahr und
entsprechendem Umsatz zählt Feuchtwangen zu den größten Spielbanken
in Bayern.
Hier also lebt mein Lieblingsstorch. Ich begleite
die Vorgänge um das Nest seit nunmehr 40 Jahren und habe schon
manches erlebt. Im vergangenen Jahr flogen vom Nest auf der
ehemaligen Molkerei und heutigem Feuerwehrgerätehauses in
unmittelbarer Nähe des massigen Mosbacher Kirchturms 5 Junge aus.
Dies war in 40 Jahren die erste erfolgreiche Fünferbrut überhaupt
und sicher auch die erste in der knapp 50-jährigen Geschichte der
Existenz des Mosbacher Nestes. Auch heuer erschien erneut ein
Storchenpaar am 1. März in harmonischer Eintracht. Sicher handelte
es sich dabei um dasselbe Paar wie 2008 und möglicherweise auch die
Jahre vorher. Vom Männchen kann man dies nicht mit Sicherheit sagen,
aber das Weibchen trägt einen Aluring der Vogelwarte Radolfzell und
kann somit stets sicher identifiziert werden. Die Wiege des
Weibchens stand 1999 in Waldbeuren in Südwürttemberg. Bereits 2000
konnte ich sie als Übersommerer in Weißenkirchberg, Kreis Ansbach,
unweit des Altmühltales beobachten und seit 2001 brütet „Sie“
jeweils mit einem unberingten Partner in Mosbach, heuer also bereits
zum neunten Male in ununterbrochener Reihe. Dass „Sie“ schon mit 2
Jahren eine erfolgreiche Brut hinlegte und damals sage und schreibe
vier Junge zum Ausfliegen brachte, fand ich damals als große
Sensation, heute gehören Bruten von zweijährigen Störchen
keinesfalls mehr zu den großen Überraschungen. Die Kontrolle heute
erbrachte ein durchwegs erfreuliches Ergebnis. Drei, etwa 14-tägige
Jungstörche räkeln sich im Nest und erfreuen sich augenscheinlich
bester Gesundheit. Auch an diesem Nest lag der Brutbeginn um die
Mitte des Monats März.
Von solchen Ergebnissen sind wir an unserem Nest
in Dinkelsbühl noch meilenweit entfernt. Zur Verbesserung der
Ausgangslage geschah auch heute nichts. Nur das „Handelsübliche“
geschah, was bedeutet, dass „Er“ in den Morgenstunden am Nest
Präsenz zeigte, seine üblichen Dachspaziergänge einlegte und von 10
Uhr ab gerechnet nur noch insgesamt zwei Stunden am Nest anwesend
war. Zur obligatorischen Übernachtung stellte sich der Noch-Solist
um 20:45 Uhr ein. Das war es also und uns bleibt, weiter abzuwarten
und auf bessere Tage zu hoffen.
Brüten geht genauso! |
Warum nicht öfters so? |
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Und wieder zurück ins Nest |
Dohlen auf Diebestour |
Maienregen
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3. Mai 09 |
Dachspaziergänge und kein Ende! Diese Marotte
scheint sich zum Erkennungszeichen unseres Solisten zu entwickeln.
Zwar bietet das riesige Dach des alten Rathauses für jeden Storch
einen großen Anreiz, auch einmal auf dem First zu landen. Dass man
diese Liebe allerdings so hoch stilisieren muss, wie es unser
Einzelkämpfer über Wochen schon praktiziert, kann nun nicht als
selbstverständlich betrachtet werden. Als er in der Morgendämmerung
nach einer ruhigen Nacht im Nest abflog und kurz nach sieben wieder
zur Stelle war, folgten in den zwei noch verbleibenden Stunden
ungezählte Dachausflüge, die alle schon nach kaum einer Minute ein
Ende fanden und die Rückkehr ins Nest zur Folge hatten. Wenige
Minuten nach 9 Uhr verabschiedete sich der Storchenmann ein weiteres
Mal und es sollte sich herausstellen, dass er bis zum Einbruch der
Dunkelheit nicht mehr erschien, das Nest während der Nacht nach
mehreren Tagen wieder einmal verwaist blieb.
Dass ein heftiger Graupelschauer am Nachmittag
nach einer Erwärmung der Luft auf knapp über 20 Grad eine deftige
Abkühlung brachte, bekam unser Adebar irgendwo außerhalb von
Dinkelsbühl mit.
Zu fragen bliebe allerdings, warum im Augenblick
bei so langen Abwesenheiten des Nestbesitzers kein anderer Storch
versucht, es sich im Nest gemütlich zu machen und dieses auch im
weiteren Verlauf zu verteidigen? Ich denke da vor allem an unseren
Schorsch, der sich ganz sicher irgendwo in der näheren Umgebung der
Stadt herumtreibt und die ihm gebotenen Chancen einfach zu wenig
nutzt.
An dieser Stelle möchte ich mich mal wieder bei
KaiserPingi für seine großartigen Bildberichte unter
http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09 bedanken.
Diese erleichtern mir die Tagebucharbeit sehr. Gleichzeitig möchte
ich allerdings alle „SchnappserInnen“ dennoch auffordern,
brandaktuelle Beobachtungen nach wie vor im Gästebuch zu
veröffentlichen. Notgedrungen veröffentlicht KaiserPingi seine
Bilddokumentationen frühestens nach Einbruch der Dunkelheit, so dass
man auf Besonderheiten im Leben Adebars erst mit einem gewissen
zeitlichen Verzug reagieren kann. Ich denke zum Beispiel an die
Feststellung eines Ringstorches am Nest oder auf dem Dach des
Nestgebäudes. Bei sofortiger Veröffentlichung eines Schnappschusses
kann Ihr Tagebuchschreiber oder andere fleißige Lieschen sich noch
am selben Tag um eine Ablesung bemühen. Ich weiß, dass Sie mich
verstehen und mir meinen Wunsch vielleicht von Zeit zu Zeit
erfüllen.
Traurige Gestalt |
Zurück mit Gras |
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Ausflug |
Hochsprung |
Weltuntergang
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4. Mai 09 |
Es hat deutlich abgekühlt! Statt 20 Grad sind es
nur noch 13, aber da kein nennenswerter Regen fiel, bedeutet die
kühle Witterungsperiode keine Gefahr für die Gesundheit des schon
geschlüpften Storchennachwuchses.
Wie nicht anders zu erwarten, sahen wir seit
langem zu Beginn des Tages wieder einmal ein leeres Nest. Da kein
Übernachtungsgast am Vorabend erschienen war, gab es für alle
Frühaufsteher keinen Storch im Nest. Da blieb als einzige Variante,
zu warten, bis „Er“ oder doch ein anderer Storch auftaucht. Um 7:23
Uhr war es schon so weit! Ein Storch war erschienen, von dem ich auf
den ersten Blick annahm, es sei ein neuer Besucher. Je länger ich
mir aber die Bilder betrachtete umso mehr kamen mir dabei Zweifel,
so dass ich meine Meinung revidieren musste. Dies soll Ihnen aber
auch ein wenig verdeutlichen, dass die Identifizierung eines
unberingten Storchs nicht immer einfach ist und sicher auch schon zu
Fehldeutungen und falschen Aussagen durch mich geführt hat.
Bereits kurz nach 9 Uhr verschwand unser Solist
wieder, ohne dass wir erfahren werden, wo er die letzten 23 Stunden
verbracht hatte? Der nächste Besucher am Nest allerdings – und
hierfür gibt es keinerlei Zweifel – war ein neuer Gast und nicht der
eigentliche Hausherr. Körperproportionen, Habitus und vor allem eine
gänzlich andere Verhaltensweise lassen diese Behauptung hieb- und
stichfest erscheinen. Was man da zu sehen bekam, war aller Ehren
wert! Wie von einer Tarantel gestochen düste man durchs Nest, warf
Nistmaterial in die Höhe, stocherte wie wild im Nest herum und
versuchte mit Kraft und großer Hingabe, das mitten im Nest
platzierte Plastikteil aus dem Nestboden herauszureißen und somit zu
entfernen. In kleinen Schritten gelang es wohl, doch fehlte es an
der nötigen Kraft. Dieses kurze Intermezzo wurde außerdem noch
begleitet von ebenso hektischen Ab- und wieder Anflügen. Um 11:37
Uhr stellte unser Solist die herrschenden Verhältnisse erneut klar
und machte bei seinem erneuten Erscheinen kurzen Prozess mit dem
„Hausbesetzer“. Ohne Kampfhandlung gab der klein bei und verschwand
anstandslos. Die längere Zeit anhaltenden Drohgebärden des Solisten
bewiesen nachträglich meine Einschätzung, dass es gerade gelungen
war, einen vermeintlichen Konkurrenten des Feldes zu verweisen. Man
blieb in der Folge weiter angespannt und hielt länger am Nest die
Stellung als es vielleicht beabsichtigt war. Erst um 16:24 Uhr – 5
Stunden nach der Landung – nahm man sich Zeit, in die Nahrungsgründe
zu entschwinden. Den Tagesabschluss setzte der Solist mit dem
Einflug zur Übernachtung.
Kaum da, schon Ärger!
Einer dreht (fast) durch
Der Hausherr
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5. Mai 09 |
Keine fünf Stunden währte am heutigen Tag die
Anwesenheit unseres Einzelstorches am Nest. Heute verstrich auch der
Tag, an dem sich an unserem Nest in den vergangenen 17 Jahren
spätestens ein Paar formierte und erfolgreich zur Brut schritt. Mit
anderen Worten: Die Chancen für eine erfolgreiche Brut in diesem
Jahr neigen sich so langsam gegen Null! Dies wäre schade, aber
entspräche durchaus dem Durchschnitt aller 17 Brutjahre vor Ort, in
denen bislang auch nur jedes zweite Jahr Junge zum Ausfliegen kamen.
In der Morgendämmerung ließ unser Einzelkämpfer
erkennen, dass erneut etwas in der Luft zu liegen schien, jedoch
verpuffte dieser kleine Hoffnungsschimmer schnell wieder. Danach
fand man das Nest meist leer vor, zur Übernachtung stellte sich
unser Dauergast aber erneut ein und zwar um 20:27 Uhr.
Unruhe im Morgengrauen |
Vom ersten Ausflug zurück |
Trostlos?!
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6. Mai 09 |
Es geht weiter steil bergab! Gerade mal bis in
die Mittagsstunden gab es heute einen Einzelstorch und das auch nur
vorübergehend. Die Hormone, die bei Adebar für die Bereitschaft zur
Paarbildung sowie für die Vorbereitungen für eine Brut
verantwortlich sind, fließen längst nicht mehr so kontinuierlich wie
vor vier bis sechs Wochen. Kein Wunder also, dass unser Solist im
Moment keinen Bock mehr verspürt, sein Nest auf Teufel komm raus zu
verteidigen. Er macht sich deshalb rar und verbringt die meiste Zeit
abseits seiner Behausung und lediglich sein Trieb, die Nacht in
sicherer Höhe zu verbringen, lässt ihn jeden Tag zumindest zu diesem
Zweck in sein Nest zurückkehren.
Ich persönlich will es aber noch nicht wahr
haben, dass wir in diesem Jahr ohne festes Storchenpaar auskommen
müssen. Also die Hoffnung nicht aufgeben und noch ein paar Tage die
Augen offen halten und ein wenig die Daumen drücken! Dann wird es
vielleicht doch noch ein Happyend geben können.
Unser Solist brachte es an diesem Tag
wenigstens noch auf vier Stunden Nestpräsenz, doch von 13 Uhr bis
zum Übernachtungsanflug um 20:45 Uhr gab es nichts zu sehen. Wer
allerdings vergeblich nach Adebar Ausschau gehalten hat, sei mit ein
paar Schnappschüssen des Tages getröstet.
Man tut, was man kan |
Sportlich |
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Ausgebreitet |
Übernachtungsgast |
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7. Mai 09 |
Herrlichstes Frühlingswetter! Im Gegensatz dazu
steht es mit den Besetzungsverhältnissen am Nest äußerst schlecht.
Nicht nur, dass „Er“ nach wie vor alleine ist, sondern auch noch die
meiste Zeit des Tages außer Haus verbrachte. Und weiterhin gab es
keinerlei Anzeichen, dass sich jemand für das Nest interessierte.
Das sind durchwegs schlechte Aussichten! Nach im Nest verbrachter
Nacht flog man im Morgengrauen ab, kam gegen 7:30 Uhr mit
Nistmaterial zurück, blieb eine Stunde im Nest und verschwand! Sehr
spät – erst um 21:14 Uhr tauchte „Er“ als Übernachtungsgast im Nest
wieder auf. So schnell liest sich die Tageszusammenfassung! Mehr war
nicht los!
Bitte gelegentlich Füße waschen! |
Nestbau wird nicht ganz vergessen |
S09050702 ..s09050704
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8. Mai 09 |
Vom Wetter gab es (fast) nicht Neues! Lediglich
mehrere, zwischen 17 und 21 Uhr durchziehende Gewitterfronten
verfinsterten den Himmel über der Stadt zeitweilig und früher als
normal. Unser Solist entging den Wetterunbilden, indem er kurz vor
Beginn des Gewitters abflog und zumindest bis 20:11 Uhr nicht mehr
auftauchte. Ausschließen sollte man aber nicht die Möglichkeit, dass
es noch zu einem Anflug kam, auch wenn keine brauchbaren Bilder mehr
zustande kamen. Die ersten Schnappschüsse des morgigen Tages sollten
darüber Auskunft geben können.
Immerhin! Vor dem Gewitter hielt es unseren
Einzelstorch wieder mal über fünf Stunden ununterbrochen am Nest. Ob
er es aus Gründen der Verteidigungsbereitschaft gegenüber seines
Wohnbesitzes tat, ist wahrscheinlich? Dazu würde auch eine
telefonische Nachricht passen, die mich am Nachmittag erreichte. Der
Anrufer vermeldete einen Storch, der sich nach seiner Meinung etwas
komisch verhielt. Der Ort des Geschehens war der Dinkelsbühler
Ortsteil Kobeltsmühle, unweit des Campingplatzes der Stadt. Ein
Storch bewege sich dort innerhalb einer großen Pferdekoppel, wirke
sehr zutraulich und sei schon den ganzen Tag zu beobachten gewesen.
Bereits die Nacht hätte dieser Storch auf dem Wohnhaus der Mühle
zugebracht. Sollte es sich erneut um eine Beobachtung Schorschs
handeln? Obwohl ich der Sache heute nicht mehr nachgehen konnte,
halte ich es für zweifelsfrei, dass es sich bei diesem Storch nur um
unseren alten Bekannten handeln konnte. Zufällig erhielt ich noch
einen weiteren Hinweis auf Schorsch. Der Berichterstatter erzählte
von einem Besuch in Radwang (am südlichen Stadtrand von Dinkelsbühl)
vor einigen Tagen. Dort hätte ein Storch bei einigen Passanten für
Aufsehen gesorgt. Er
wirkte sehr vertraut und zeigte gegenüber Personen nur eine geringe
Fluchtdistanz. All diese Indizien sprechen eigentlich nur für einen,
für Schorsch!
Unser Hausherr war am Vormittag übrigens auch
noch einmal zwei Stunden durchgängig am Nest anwesend, ehe er wieder
in die Nahrungsgründe entschwebte.
Übrigens! Ist Ihnen auch aufgefallen, dass
unser Solist seit einigen Tagen auf jegliche Dachspaziergänge
verzichtet? Sollte dies ein Hinweis sein, dass seit einigen Tagen
die Identität des Einzelgängers gewechselt hat und wir einen „Neuen“
im Nest vor uns haben? Oder hat er sich diese Marotte einfach von
heute auf morgen abgewöhnt? Zu welcher Ansicht neigen Sie? Ist Ihnen
diese Tatsache ebenfalls schon aufgefallen oder stehe ich mit meiner
Einschätzung alleine da? Und schließlich noch eine kühne Vorhersage:
Wir werden noch ein Paar bekommen, also doch noch traute
Zweisamkeit! Ob mit oder ohne Brut, das bliebe allerdings die letzte
Frage für heute?
Wann kommt sie? |
Da mach ich mich vorher noch schön! |
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9. Mai 09 |
Man soll den Abend nicht vor dem Morgen loben
oder umgekehrt! Da habe ich doch gestern an der Identität unseres
Einzelkämpfers im Nest gezweifelt und diese Behauptung mit der
Feststellung verbunden, dass Dachspaziergänge in den letzten Tagen
ausgeblieben seien, da straft mich der Hausherr heute Lügen. Der
erlaubt sich doch (hat er meinen gestrigen Tagebucheintrag
vielleicht gelesen?) - beginnend mit dem Morgengrauen - fast drei
Stunden lang ein wahres Feuerwerk an Außenarbeiten hinzulegen.
Zwölfmal verließ er dazu in dieser Zeit seine Behausung, um allen zu
zeigen, dass er es immer noch kann: Bauarbeiten am Nest vom Dach aus
durchzuführen!!
Vernebelter Spaziergänger
Noch eines brachte der Morgen: Unser
Einzelgänger hat im Nest übernachtet! Dies konnten die gestrigen
Bilder von KaiserPingi (http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09)
nicht mehr bestätigen, da „Er“ wohl erst dann am Nest erschien, als
die Bildqualität keine brauchbaren Ergebnisse mehr lieferte. Als der
Schorsch-Ersatz gegen 8 Uhr erstmals für eine halbe Stunde das Nest
verlassen hatte, hielt er es danach noch einmal zwei Stunden darin
aus, ehe erst um 12:28 Uhr die nächste Storchenbegegnung anstand.
Vorsicht! Aus der Bahn! Ich komme!
In diesem Falle dauerte der Spuk gerade mal
zwei Minuten, lange genug aber, um in diesem Kurzbesuch einen
weiteren Gast am Nest zu identifizieren, der sich in puncto
Schnabelgröße, Beinfärbung und Statur doch von unserem Dauerbrenner
unterschied.
Ein Fremder ist gelandet
Ehe am Abend und in der Nacht wieder eine
Gewitterfront über Dinkelsbühl zog, durften wir uns auf den nächsten
Gast im Nest freuen, der uns bislang noch nicht die Ehre gegeben
hatte. Unerwartet nach einer über siebenstündigen Vakanz am Nest
stand ein neuer Storch im Nest, der gut erkennbar über dem rechten
Fersengelenk einen schmucken Elsa-Ring trug. Ohne lange zu zögern
bestieg ihr Tagebuchschreiber seinen fahrbaren Untersatz und machte
sich auf den Weg in die Wörnitzstadt. Adebar stand nach wie vor im
Nest, als ich eine knappe halbe Stunde nach der Landung im Nest mein
Equipment am Kirchhöflein in Stellung brachte. Nach wenigen
Augenblicken war die Identität klar und ein weiterer Ringstorch aus
meiner Sammlung identifiziert. Bereits im vergangenen Jahr konnte
ich diesen Storch einige Male ablesen. So am 17. Mai 2008 in
Hellenbach, etwa 2,5 Kilometer vom Rathaus in Dinkelsbühl entfernt.
Unter dem beigefügten Link können Sie entsprechend nachlesen:
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_08/chronik2008_05.htm
Er besuchte damals einige Tage lang das Dach
des alten Wirtshauses, übernachtete dort auch regelmäßig,
verabschiedete sich aber leider wieder. Im Verlaufe des Sommers
konnte ich ihn noch einmal bei der Froschmühle (nicht weit von
Hellenbach entfernt) und über zwei Tage in meiner Heimatstadt
Feuchtwangen als Gast begrüßen. Geboren wurde der heutige abendliche
Besucher am Nest von Dinkelsbühl in Aurach (zwischen Feuchtwangen
und Ansbach gelegen und etwa 21 Kilometer NNE unseres Nestes). In
diesem Jahr war die Ablesung dieses Storches die erste. Übrigens:
Der Bruder des heutigen Ringstorchs brütet unweit seines
Geburtsnestes und zwar in Rauenzell, einem Ortsteil von Herrieden.
Unser Ringstorch-Gast benahm sich nach seiner
Landung wie ein Berserker. Er raste im Nest hin und her, griff sich
mal diesen und mal jenen Ast, schleuderte weiterhin Gras durch die
Gegend, dass es nur so rauschte. Dabei vollführte er Luftsprünge,
die eher an einen Jungstorch erinnerten, der gerade seinen ersten
Ausflug vorbereitet.
Was sich dann im Dämmerlicht des Abends genau
abspielte, kann aus den späten Bildern nur ungefähr wiedergegeben
werden. Es war genau 20:59 Uhr, als - mit großer Sicherheit - unser
Einzelgänger am Nest auftauchte, den Ringstorch ohne Kampf vertrieb
und seinerseits im Nest Stellung bezog. Die nächsten Bilder zeigten
wieder Ruhe am Nest und nur einen Übernachtungsgast.
Der späte Ringstorch
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10. Mai 09 |
Heute brannten die Störche ein wahres Feuerwerk
am Nest ab. Ohne zu übertreiben, darf ich behaupten, dass es in
diesem Jahr der mit Abstand turbulenteste, aufregendste und
ereignisreichste Tag in dieser Saison war. Ob es am Muttertag lag,
der heute gefeiert wurde, wäre eine plausible Erklärung, die
Hauptdarsteller waren aber sicher durchweg Storchenmänner? Dabei
begann alles reichlich geruhsam mit dem ersten Abflug unseres
Solisten um 5:43 Uhr. Nach seinem erneuten Erscheinen eine knappe
Stunde später gab es die obligatorischen Dachspaziergänge in kurzer
Abfolge nacheinander. Zu einer kleinen Verschnaufpause am Nest kam
es dann gegen 9 Uhr. Der Einzelkämpfer verschwand in die Jagdgründe.
Diesen Fehlstand schien ein ungemein wuchtiger und langbeiniger
Storch nutzen zu wollen, der zudem noch mit einem furchterregenden
Schnabel ausgerüstet war. Als dieser noch nicht im Nest beobachtete
Storch um 10:21 Uhr in der Storchenwohnung auftauchte, ging es zum
ersten Mal so richtig rund. An den langen Beinen fiel sofort wieder
auf, dass sie ein stückweit weiß, also zu Zwecken der
Thermoregulation mit einem „Spezialkot“ versehen waren. Ein
zumindest zeitweise gutes Erkennungszeichen! Beim nächsten
Gewitterguss und beim anschließenden Gang durch eine ungemähte Wiese
verwischt sich dieses Merkmal allerdings schnell wieder. Und solche
Gewitterregen waren in den Tagen des Monats Mai fast schon an der
Tagesordnung. Mal sehen wie sich dies weiter entwickeln wird.
Ein Riese ist gelandet |
Wer hat den längsten Hals? |
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Nichts als Schnabel! |
Kuckuck! Da ist noch einer! |
Ein Riesenstorch stand also im Nest und benahm
sich nicht unbedingt wie ein Galan. Seine höchst intensiven
Drohgebärden verbunden mit einem selten so stark ausgeprägten
Flügelpumpen machten deutlich, dass sicher weitere Störche um das
Nest herum agieren mussten. Nach 10 Minuten gab sich der erste zu
erkennen. Ein Kopf tauchte vor dem Nest auf dem Dachfirst auf und
die Situation erweckte nicht den Eindruck, dass dieser „Dachstorch“
der Grund der ganzen Aufregung sein konnte. Nahe hatte sich der
unbekannte Dritte an das Nest gewagt und wurde dort vom „Riesen“
scheinbar toleriert. Mehrmals flog in kurzer Folge unser Riese vom
Nest, um nach wenigen Sekunden erneut zu landen. Er brachte es dabei
mindestens auf 10 solcher Aktionen, die immer wieder von
Drohgebärden begleitet waren. In einer der Phasen, in der das Nest
für ganz kurze Zeit geräumt war, landete zur allgemeinen
Überraschung ein rechts über dem Fersengelenk beringter Elsa-Storch.
Ob derjenige mit dem von gestern
oder auch mit dem vom Dach abgeflogenen Adebar identisch war, kann
nur vermutet werden.
N
och ein fremder Storch Rechts oben Ring!
Die Sache beruhigte sich fürs Erste mit dem
Abflug unseres Riesen um 11:06 Uhr. Doch diese Ruhe währte nur ganz
kurz, ehe um 11:39 Uhr unser Einzelkämpfer ganz unvermittelt auf den
Plan trat.
Das Nest gehört mir! Haut ab!
Noch einmal ließ er das Nest kurz unbewacht und
erschien erneut um 12:13 Uhr. Eine nicht enden wollende Phase
schärfster Drohgebärden und Abwehrattacken sollte folgen, ehe um
13:07 Uhr wieder ein Kopf mit Hals auf dem Dachfirst vor dem Nest
sichtbar wurde. Wieder wurde der Dachstorch vom Nestinhaber geduldet
und die Aufregung galt sicher ein weiteres Male einem dritten
Nestinteressenten oder sogar weiteren Besuchern außerhalb unseres
Gesichtsfeldes. Dass beide Genannten gemeinsam klapperten und
drohten unterstreicht die Erkenntnis, dass man weitere Eindringlinge
im Auge hatte und sie aus dem Felde räumen wollte.
Gemeinsam sind wir stark!
Genau um 13:30 Uhr war es dann endlich so weit
und der „Dachstorch“ sprang von seinem Standplatz erstmals ins Nest.
Nach langen Wochen des Wartens war es das erste Mal, dass man zwei
Störche gleichzeitig im Nest bestaunen durfte. Der „Neue“ war
augenscheinlich eine „Sie“: Von kleinerer Körpergröße (wie es sein
soll!) und zusätzlich noch von grauerer Gefiederfarbe (nicht das
strahlende Weiß des Storchenmannes)
Seit langem wieder zwei Störche im
Nest |
Scheinbare Eintracht |
Als beide nach einigen Minuten trauter
Zweisamkeit kurz aneinander gerieten, verließ die Neue überstürzt
das Nest und ließ den Noch-nicht-Ehemann allein zurück. Es dauerte
eine Viertelstunde, ehe „Sie“ einen neuen Annäherungsversuch
startete. Sie hielt aber lieber einen Sicherheitsabstand von zwei
bis drei Metern, was bedeutet, dass „Sie“ auf dem Dachfirst hinter
dem Nest landete (in Blickrichtung der Kamera zur Paulskirche).
Dabei gab es von beiden in der Folgezeit heftiges Drohen und
Schimpfen – zwar durch einige Meter getrennt, dafür aber schön
synchron und im Gleichklang - sicher waren immer noch weitere
Störche im Luftraum über der Stadt.
Die Trennung kam schnell!
An diesem Status änderte sich über fünf Stunden
lang nichts! Einer stand im Nest und „Eine“ auf dem Dachfirst! Als
sich die „Neue“ aus dem Nest verabschiedete, ging ein
Kopulationsversuch des Männchens voraus. Offenbar will Madame in
dieser Art den Annäherungsversuchen des Partners aus dem Wege gehen.
Er muss ihr offensichtlich erst noch etwas Zeit lassen! Doch die
Zeit, die sie zusammen vielleicht noch brauchen, um ein Paar zu
bilden, könnte schon verstrichen sein. Es muss eben angesichts der
fortgeschrittenen Jahreszeit nun sehr, sehr zügig gehen, will man
noch ein Gelege zeitigen. Und danach sieht es im Augenblick noch
nicht aus.
Bis kurz nach 18 Uhr änderte sich am Status Quo
nichts. Erst danach kam wieder Bewegung in die Geschichte. Die
„Neue“ flog ab, unser Einzelkämpfer marschierte über den Dachfirst,
ging zurück zum Nest und wartete einige Minuten, bis „Sie“ erneut
auf dem Dachfirst landete. Bis zu einer kurzen Bildunterbrechung
änderte sich an der Situation nichts, doch anschließend waren Dach
und Nest verlassen. Um 20:35 Uhr landeten beide fast gleichzeitig im
Nest. Als er einen neuen Begattungsversuch unternehmen wollte,
strich sie ab und verbrachte dann die Nacht, getrennt von Tisch und
Bett, auf dem First des alten Rathauses.
Nochmals für wenige
Minuten ein Paar |
Doch die erneute
Trennung folgte schnell |
Erfreulich, dass sich nach langen Wochen des
Wartens Paar Nummer vier (wenigstens für einige Minuten) am Nest
etabliert hat. Weniger erfreulich ist, dass sich die zwei, die sich
gefunden haben, noch größere Probleme haben, miteinander zur
Paarbildung zu schreiten. Er wollte zwar, aber er konnte bei „Ihr“
noch nicht landen. Im März hätte dies keinen groß gestört, doch
mittlerweile ist es fast schon Mitte Mai und so spät im Jahr sollte
– um noch erfolgreich zu brüten – ein ganz anderes Tempo vorgelegt
werden. Dafür geht bei uns das Wechselspiel der Gefühle munter
weiter, an dem heute mindestens vier verschiedene Störche beteiligt
waren. Allein das macht schon Hunger auf Mehr!!
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11. Mai 09 |
Bereits im Morgengrauen begann ein buntes
Wechsel- und Versteckspiel unserer Jungvermählten. Man bemühte sich
zwar aus Leibeskräften, die Erwartungen der Sehergemeinde
einigermaßen zu befriedigen, aber die Realität ließ doch noch jede
Menge Wünsche offen. Unser Storchenmann erwies sich in den ersten
Stunden des Zusammenseins und das begann am gestrigen Nachmittag
eindeutig als der Aktivere und Erfahrenere in Sachen Liebe und Sex.
Hier ergaben sich gerade beim weiblichen Partner erhebliche
Defizite, die sicher nicht von heute auf morgen ganz behoben werden
können. Dass im Regelfall der männliche Vogel die Storchendame
besteigt, ist nun noch nicht automatisch der Garant für eine
erfolgreiche Paarung. Dieser nicht ganz einfachen Vorgang erfordert
eine ganze Reihe von Verhaltensabläufen, die von beiden eingeleitet
werden und auch in Harmonie und großer Präzision ablaufen müssen.
Dazu sind nun unsere Verliebten (noch) nicht in der Lage.
Vor allem die Neue reagierte bisher auf alle
Annäherungsversuche ohne entsprechende Verhaltensmuster, d.h. „Er“
schritt mehrmals zu einer versuchten Vergewaltigung, kam aber nicht
im Entferntesten zum Ziel. Schon der Beginn der Besteigungsphase
bedeutete auch gleichzeitig das Ende der Aktion. Hatte „Er“ einmal
den Rücken des Weibchens erklommen, geriet das Gesamtsystem sofort
aus dem Gleichgewicht, was den Absturz des Mannes zur Folge hatte.
Gleichzeitig kam auch „Sie“ stets so stark ins Wanken und war häufig
so überrumpelt, dass sie postwendend vom Nest flog und erst nach
mehr oder weniger langer Auszeit wieder dort auftauchte. Kaum
gelandet, versuchte unser „geiler Bock“ die nächste Vergewaltigung,
allerdings mit dem gleichen negativen Ergebnis und dem erneuten
Abflug der noch nicht liebesbereiten Storchendame.
Aller Anfang ist schwer
Es wird!
Diese fehlende Harmonie hatte zur Folge, dass
das Paar nur jeweils ganz kurze Zeit im Nest vereint betrachtet
werden konnte. Bei Weitem die längere Zeit verbrachte man getrennt
von Tisch und Nest. „Er“ meist im Nest und „Sie“ meist in der Nähe
auf dem Dachfirst.
Auf Abstand |
Auf ein Neues |
Nach dem letzten Anflug vom Abendessen
passierte zunächst genau das gleiche wie x-Male im Verlauf des
Tages. Kaum waren beide kurz nacheinander um 20:32 Uhr im Nest
gelandet, versuchte „Er“ eine weitere Kopula. Diese misslang wie
viele vorher, das Weibchen verließ das Nest und war erst einige
Minuten später wieder im Blickfeld der Kamera, als es nämlich auf
dem Dachfirst hinter dem Nest landete. Dort harrte es einige Minuten
aus, bis es allmählich Schritt für Schritt dem Partner näher kam und
um 20:50 Uhr ins Bett, nein ins Nest, hüpfte. Eine gemeinsame Nacht
stand bevor, vielleicht diente sie ja auch dem besseren Kennenlernen
und einer daraus folgenden besseren Harmonie.
Zurück zum Morgen des Tages! Man ging sich
zunächst eindeutig aus dem Weg, ohne sich zu hassen oder den jeweils
anderen zu bekämpfen. Meist war „Er“ im Nest und „Sie“ im Umfeld
desselben, sprich irgendwo auf dem Dach. Mal sah man sie vor, mal
hinter dem Nest. Zur Krönung gab es auch Dachspaziergänge beider
gleichzeitig, was allerdings in der Folge schnell zum Abflug des
jeweils anderen führte. Erstmals hatte „Sie“ um 8:30 Uhr die Distanz
zum Partner überwunden und kam für sage und schreibe 5 Sekunden ins
gemachte Nest. Alle anderen, kurzen gemeinsamen Aufenthalte spielten
sich danach stets nach oben bereits beschriebenem Strickmuster ab:
Landung, sofortiger Vergewaltigungsversuch, irritiertes Weibchen
verlässt Nest, bleibt aber in der Nähe, springt erneut ins Nest und
das Spiel beginnt von vorne. Bis in den Nachmittag hinein zählte ich
nach Auswertung der Zusammenstellung unseres sehr verdienten
KaiserPingi (http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09)
zehn solche Abläufe und man sah, dass mit gesteigerter Übung auch
die Qualität der Versuche leicht zunahm. Sollte es mit einer Brut
doch noch klappen? Die Chancen stehen –zugegeben – sehr gering. Wenn
man den Beginn der dritten Maidekade als meinen bislang spätesten
Brutbeginn vermerkt (und ich betreibe das Storchengeschäft doch
schon 40 Jahre!), müssen sich unsere Nestbewohner in den nächsten
Tagen noch gewaltig anstrengen! Aber warum sollte es vielleicht
nicht doch noch klappen? Eine Woche haben die beiden gut Zeit, das
Unmögliche zu versuchen und dem ganzen noch die Krone aufzusetzen.
Außenlandung |
„Sie“ (links) in Grau, „Er“ in Weiß |
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Nestbau nicht vergessen |
Harmonie |
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12. Mai 09 |
Ein vom Wetter her gesehen scheußlicher Tag,
„storchenmäßig“ kamen wir aber in erfreulicher Weise ein gutes Stück
voran. Lassen Sie mich zuerst über diese positiven Erkenntnisse
berichten: Unser Paar hat es im Verlauf des Tages geschafft, zur
gewünschten Harmonie und Synchronität zu finden, die unablässig für
eine Brutbereitschaft und letztlich auch für das Zeitigen eines
Geleges sind. Waren die diesbezüglichen Aktionen gestern und am Tag
des Erscheinens unseres Weibchens vorgestern alles andere als
verheißungsvoll, hat sich das Blatt nun erfreulich gedreht. Unsere
beiden kommen immer mehr in Brutstimmung. Vom Storchenmann hatten
wir nichts anderes erwartet. Seine Hormone fließen also trotz
mehrwöchiger Enthaltsamkeit immer noch oder gerade deswegen
erfreulich produktiv. Seine Storchendame musste sich erst an die
neue Situation gewöhnen, sie zeigte sich spröde und zickig und wich
seinen Annäherungsversuchen stets erfolgreich aus. Doch das Blatt
hat sich gewendet. Vielleicht war in der Beziehung der beiden eine
36-stündige Gewöhnungsphase nötig, um entsprechende Verhaltensmuster
abzurufen. Dazu zählt vor allem das Ausbalancieren des Paarungsduos,
für das in hohem Maße das Weibchen verantwortlich zeichnet. Dazu
muss die Beinstellung etwas breiter angelegt sein als im Normalfall,
beide Flügel müssen in einem ganz bestimmten Winkel angestellt
werden, damit der Storchenmann mit den Zehen dort Halt finden kann
und nicht abrutscht. Schließlich müssen in Ermangelung eines
Begattungsorgans beim Männchen die Kloaken der beiden Partner für
kurze Zeit zur Deckung gebracht werden, um den Übertritt der
Fortpflanzungsprodukte vom männlichen in den weiblichen Körper zu
gewährleisten. Und diese wichtige Voraussetzung konnte heute im
Verlauf des Tages ausreichend oft beobachtet werden. Machen Sie sich
selbst ein Bild dieser erfreulichen Entwicklung:
Weiter so!
Bei so
viel Erfolg war es für die Dame des Hauses auch nicht mehr
erforderlich, nach jedem Geschlechtsakt das Weite zu suchen, wie sie
es an den beiden Vortagen immer wieder tat und danach auch länger
dem Nest fern blieb.
Zwischen 12:43 Uhr und 18:55 Uhr erlebten wir
allerdings nur ein leeres Nest. War dies ein schlechtes Zeichen? War
die Bindung zur zukünftigen Kinderstube vielleicht schon wieder
erloschen? Keineswegs! Auch dies gehört zu Beginn der neuen
Zweisamkeit durchaus zu den Normalitäten. Es war gut möglich, dass
Mann Frau die Umgebung einmal ausgiebig vor Augen führen und damit
die Qualität der neuen Nestumgebung für spätere Aufgaben
demonstrieren wollte. Sie kamen ja wieder und wer schon gedacht
hatte, es sei alles vorbei, bevor es so richtig begonnen hatte,
wurden schnell eines Besseren belehrt. Gerade die letzte Stunde vor
Einbruch der Dunkelheit war geprägt von ausgezeichnet gelungenen
Kopulationen, die ein deutliches Zeichen setzten, dass „Sie“
ebenfalls in Stimmung kommt und ihre Aufgabe, Nachwuchs in die Welt
zu setzen, anzugehen scheint. Ich komme schon ein wenig ins
Schwelgen, wenn doch tatsächlich in spätestens einer Woche das erste
Ei im Nest liegt. Es darf also abermals gebangt und gehofft werden!
Und vergessen Sie dabei bitte nicht, dass unser Storchenmann in den
vergangenen 8 Wochen bereits drei Ehen mit einer Dauer zwischen
einem und fünf Tagen hinter sich gebracht hat. Sie wissen, was ich
meine?!
Noch etwas hat an Dynamik und Effizienz
zugelegt: Ich meine den Nestbau! Herr Storch brachte einige Fuhren
Gras mit und bewies damit, dass er auf diesem Gebiet vom Erscheinen
einer Partnerin zu verstärkter Aktivität verleitet werden kann.
Sicher auch eine ganz wichtige Feststellung, wenn man noch an eine
Brut und somit an die Ablage von Eiern glauben will.
Schnabel voll!
Die Vormittagsstunden waren geprägt von viel
Regen und wenig erfreulichen Temperaturen. Bei knapp 13 Grad konnte
man eher wieder an den Herbst als an den Sommer denken. Den Störchen
auf dem Rathausdach mag es egal gewesen sein. Sie hatten, wie Sie
gelesen haben, ja genug zu tun und vergaßen darüber sicher die
misslichen Wetterverhältnisse.
Madame durchnässt |
Sie stehen im Regen! |
Dass der Dachfirst immer noch genutzt wurde,
quasi als Ausweichquartier für beide Partner, zeigte zumindest in
den Morgenstunden, dass man sich da noch nicht ganz riechen konnte.
„Er“ brachte in den Morgenstunden das schon angesprochenen
Nistmaterial, „Sie“ stand da schon manchmal auf dem First und ließ
ihn gewähren. Mit jeder neuen Paarung aber rückte man näher zusammen
und verlor so allmählich gänzlich die Scheu voreinander. Bis Mittag
hatte man sich dann richtig arrangiert und startete zu dem großen
Ausflug bis in die frühen Abendstunden. Ob es wohl schon die
gemeinsame Hochzeitsreise gewesen sein könnte?
Dass sich eine weitere gemeinsame Nacht
anschloss, sollte nach den Ereignissen des Tages niemanden mehr
verwundern!
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13. Mai 09 |
Von Wärme beim Wetter kann ich nicht berichten.
Mäßige 13 Grad Höchsttemperatur sind zu vermelden. Dafür entwickelte
sich unser Paar zu hitzigen Liebhabern, die der Kälte auf ihre Art
und Weise trotzten. Die Harmonie zwischen beiden Störchen hielt auch
den heutigen Tag über an und machte sehr deutlich, dass man den
Beginn eines Brutgeschäftes durchaus noch im Auge behält.
Synchronarbeit
!
Respekt, was unser Storchenmann mit seiner nun
durchaus willigen Dame so alles anstellte. Anstandslos ließ sie bei
rund 20 Paarungen ihr angeborenes Verhaltensrepertoire ablaufen und
machte dabei alles richtig. Keine Verweigerungen, keineswegs nur
halbe Sachen oder gar nur Andeutungen einer Paarung. Der richtige
Winkel ihrer Beine (X-Beine) erlaubte es ihr, das wacklige Duo
perfekt im Gleichgewicht zu halten und „Ihn“ locker auch über mehr
als 10 Sekunden in Paarungs-Position zu ertragen. Alles richtig
gemacht!
Impressionen erfolgreicher Paarungen.
Nach getaner Arbeit!
Nebenbei kamen abermals mehrere Ladungen Gras
sowie einiges an Zweigwerk ins Nest.
Beim Nestbau
Wie gestern schon angemerkt, macht unser neues
Paar schon richtig Dampf und lässt somit weiter auf ein Spätgelege
hoffen. Da sollten wir mit noch mehr Aufmerksamkeit und
Beobachtungswillen in den nächsten Tagen ans Werk gehen. Während in
den meisten Kameranestern quer durch Europa bereits Junge
heranwachsen, stehen wir mit unseren Hauptakteuren gut sechs Wochen
im Verzug! Somit bieten wir vielleicht dann, wenn die Jungen anderer
Nester längst ausgeflogen sind, weiter Einblicke in die
Jungenaufzucht bei Familie Storch. Aber so weit sind wir (leider)
noch nicht! Ich habe nur ein wenig geträumt. Aber manche Träume
werden ja bekanntlich doch wahr! Warum also nicht auch einmal bei
uns?
Einen genaueren Tagesablauf beizulegen, kann
ich mir heute ersparen. Insgesamt verbrachten beide bei rund 16
Stunden Helligkeit immerhin 10 Stunden im Nest und damit 6 Stunden
vor den Toren der Stadt. In diesen 10 Stunden Nestpräsenz harrte
wenigstens einer der Partner in der Storchenwohnung aus, während der
andere (stets das Männchen) zum Zwecke des Nestbaus immer wieder
kurze Flüge zum Eintragen der angesprochenen Ausstattungsstücke
einschaltete. Die meiste Zeit stand oder lag man jedoch einträchtig in
der kommenden Kinderstube und begab sich gemeinsam auf
Nahrungsflüge. Diese nahmen dann allerdings einen Zeitraum von 30
Minuten bis 3 Stunden ein. Im Gegensatz dazu dauerten die
Nestbauflüge stets nur wenige Minuten und führten auch nur in
die nähere Nestumgebung. Selten sieht man einen Storch über mehrere
Kilometer mit Nistmaterial fliegen. Dies bedeutet einen viel zu
hohen Energieaufwand, liegt doch das Gute stets in der Nähe. War
Adebar bei der Nahrungssuche z. B. sehr weit vom Nest entfernt, legt
er zur Aufnahme von Nistmaterial in Nestnähe noch einen kurzen
Zwischenstopp ein, ehe er endgültig seine Behausung anfliegt. |
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14. Mai 09 |
Die Zeichen stehen weiter gut. Mit jedem Tag
wächst meine Hoffnung, dass es doch noch mit einer Brut klappen
könnte. Beide Partner taten genau das, was man in einer solchen
Situation einfach tun muss. Dass die Zahl der beobachteten Paarungen
mit weit über zehn erneut erfreulich hoch lag, war einer der
Pluspunkte. Dabei stand unser Weibchen stets auf festen Beinen und
sorgte dafür, dass die Sexualakte stets gekonnt und erfolgreich
abliefen. Zum Thema Nestbau gab es erneut Berichtenswertes. Unser
Mann trug – und das kann zu den großen Ausnahmen gezählt werden –
begrüntes Astwerk, also solches mit Laub in die kommende Kinderstube
ein. Aus der Distanz betrachtet könnte es sich um Zweige einer
Trauerweide gehandelt haben, an denen Adebar offensichtlich Gefallen
gefunden hatte. Diese Lagerstelle suchte er im Laufe des Tages
mehrmals auf, ebenso bediente er sich an Altgras und in geringerem
Maße auch an frisch gemähtem Grünzeug. Das macht Mut zu Mehr und
sollte in den nächsten Tagen weiter zu beobachten sein! Damit wären
die Eckpfeifer für eine mögliche Brut bereits abgedeckt. Runde sechs
Stunden blieb das Nest während des Tages unbesetzt, d.h. in dieser
Zeit konnte man nur ein leeres Nest erblicken. Zehn Stunden gab es
einen oder zwei Störche zu bestaunen. Sollte es zur Eiablage kommen,
bliebe das Nest ununterbrochen bewacht und unter Aufsicht eines
Elternteils.
So gehört es sich
Mit belaubten Zweigen
Kopula |
Synchron |
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15. Mai 09 |
Lassen Sie mich heute ausnahmsweise einmal mit
einem anderen Nest als dem in Dinkelsbühl beginnen. Eigentlich
stimmt diese Aussage so nicht, denn es existiert noch kein Nest,
aber der Ort, an dem am Nachmittag ein Storchenpaar erschien,
existiert auch in der Realität. Es handelt sich dabei um meine
Heimatstadt Feuchtwangen. Dort gab es bis zum Ende des zweiten
Weltkrieges ein Nest auf dem Dach des heutigen, sehr renommierten
Hotels „Greifen-Post“
(http://www.hotel-greifen.de/Aktuelles.5.0.html).
Danach war bis 1968 Storchen-Pause. In besagtem Jahr baute ein neues
Paar ein Nest auf dem Kamin des Gasthauses „Zum Löwen“ in der
Unteren Torstraße und brütete im darauf folgenden zum ersten und
einzigen Male erfolgreich. Zwei Junge flogen aus. Mit diesem Paar
begann vor genau 40 Jahren die große Liebe ihres Tagebuchschreibers
zum Storch. Bei der Beringung im Jahre 1969 durfte er erstmals als
Helfer assistieren und bis zum heutigen Tag hat sich an der
Begeisterung für Adebar nichts geändert. Nach weiteren vergeblichen
Brutversuchen endete das Storchenintermezzo in Feuchtwangen im Jahre
1974. Von fast alljährlichen Besuchen einzelner Störche auf
unterschiedlichen Gebäuden der Stadt abgesehen, dauerte es bis 2003,
ehe ein Paar wieder ernsthafte Absichten für eine Ansiedlung zeigte.
Auf dem Kamin des alten Rathauses zu Feuchtwangen baute es ein
komplettes Nest, brütete aber wegen einer sehr späten Ankunft nicht
mehr. Leider blieb dieses Ereignis eine Eintagsfliege, zumal das
Nest im Herbst 2003 durch die Stadt entfernt wurde.
Erst mit dem heutigen Tag kam wieder Leben in
die Geschichte. Am späten Nachmittag zeigten sich erstmals zwei
Störche über dem Marktplatz, landeten zunächst auf umliegenden
Dächern, ehe sie dann sofort den Rathauskamin als besten Platz am
Ort auserwählten.
Das Nestgebäude
Das neue Paar
Aller Anfang ist schwer! So wechselte man am
Anfang immer wieder auf benachbarte Dächer, favorisierte aber dann
immer den Rathauskamin. Die erste Paarung passierte bald nach der
ersten gemeinsamen Landung auf dem zukünftigen Nistplatz. Als ein
dritter Storch ohne Ring auftauchte und auf einem Nachbardach
landete, blieb man gelassen und ließ ihn gewähren, ehe das Weibchen
die Initiative ergriff und ihn vertrieb.
Die neuen Feuchtwanger Störche
Übrigens! Die beiden Feuchtwanger Neubürger
sind beringt. Das Weibchen sollte dem Geburtsjahrgang 2005 angehören
und in Baden-Württemberg das Licht der Welt erblickt haben. Genaue
Daten fehlen bislang noch. Das Männchen gibt da schon mehr
Informationen her, zumal es eines meiner rund 2000
Storchenkinder ist. Seine Wiege stand in Aurach (rund 12 Kilometer
von Feuchtwangen). Dort konnte ich es im Jahre 2006 als Junges
beringen. Und einen interessanten Bezug zu Dinkelsbühl gibt es auch
noch: Am 9. Mai stattete dieser Storch
dem Dinkelsbühler Nest einen kurzen Besuch ab, ehe er vom
Nestinhaber vertrieben wurde. Lesen Sie einfach für weitere
Informationen im Tagebuch unter dem Eintrag vom 9.
Mai nach!
Während der Nachmittag- und frühen Abendstunden
kam es noch zu einzelnen Paarungen und zum Eintrag erster Zweige auf
die Kaminabdeckung. Vieles fiel herab, aber man wird es schaffen,
auch ohne Nisthilfe ein passables Nest zu etablieren. Zur
Übernachtung blieb „Sie“ im Nest, während „Er“ mit der benachbarten
Sirene als Standquartier zufrieden sein musste.
Ich werde Sie weiter über diese Neuansiedlung
unterrichten!
Zurück nach Dinkelsbühl: Es ging dort munter
zur Sache. Man liebte sich, man baute das Nest weiter aus und man
hatte wieder einmal ungebetenen Besuch. Als sich unser Stammpersonal
mal für einige Minuten eine Auszeit genehmigt hatte, tauchte um
11:03 Uhr ein rechts oben mit einem Elsa-Ring gekennzeichneter
Storch im Nest auf, blieb ganze vier Minuten im Nest, ehe er von der
mit einem Bündel Gras von der Nahrungssuche zurückkehrenden
Storchendame ohne größere Komplikationen vertrieben wurde.
„Er“ begrünt das Nest |
Nestbau vom Dach aus |
...und von innen
Der Fremde mit dem Ring |
Hau ab |
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Gemeinsame Verteidigung |
Eine Kopula von vielen |
Da die Unterstützung durch den Herrn Gemahl ebenfalls nicht lange auf
sich warten ließ, war unser Paar auf der sicheren Seite. Es gab aber
ein über viele Minuten andauerndes Drohen und Klappern, das
eindeutig dem Ringstorch galt, der sich wohl noch nicht so leicht
geschlagen geben wollte. Auffällig und eindeutig zahlreicher als
zuletzt waren die Dachausflüge, die ausnahmslos der Mann des Hauses
in den frühen Vormittagsstunden unternahm. Dabei war mehrmals gut zu
erkennen, dass er dabei stets an Zweigen hantierte, die für ihn noch
nicht in die richtige Position gebracht waren. Das versuchte er
durch seinen Außeneinsatz zu kompensieren. Die längste storchenlose
Zeit am Nest währte über zwei Stunden und lag vor der abendlichen
Rückkehr zur Übernachtung. Die Stellung dort bezog das Paar um kurz
vor 21 Uhr. |
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Im
Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben
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Naturschutzarbeit. |
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Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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