Storchenkamera
Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil
6
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27. Mai 09 |
Es hat deutlich abgekühlt! Die Höchsttemperatur
erreichte gegenüber vorgestern und gestern Werte, die fünfzehn bzw.
10 Grad niedriger lagen. Regnet es dabei nur wenig – so wie heute –
ist dies für Adebar & Co. kein Problem.
Um 5 Uhr konnten wir unser Paar im Nest als
Noch-Übernachtungsgäste begrüßen, ehe beide sich ein Minuten später
für das erste Frühstück mal wieder verabschiedeten. Eine dreiviertel
Stunde später kehrte man zurück und liebte sich ein weiteres Mal,
ehe der Storchenmann dazu überging, seine obligatorischen
Dachspaziergänge am frühen Morgen durchzuführen. Er entschloss sich
wieder einmal dazu, auch etwas entlegenere Dächer in der
Nachbarschaft aufzusuchen.
Das Tagesprogramm spulten beide danach in
gewohnter Weise ab. Man brachte weiteres Nistmaterial, tat etwas für
eine immer noch mögliche Fortpflanzung, flog gemeinsam zur
Nahrungssuche, hatte es abermals mit fremden Störchen zu tun, die
sich im Luftraum über dem Nest zeigten und kam am Abend zum
Sonnenuntergang zur Übernachtung ins Nest.
Liebe |
Dachspaziergang |
Ein Dachspaziergang der besonderen Art
Nestbau und kein Ende
s09052721 Attacke!
Wird es noch zur Eiablage kommen? Diese Frage
wird sicher viele meiner Leser weiter beschäftigen. Für heute war
ein solches Ereignis nicht zu erwarten, da der Legeabstand zwischen
zwei Eiern bei Störchen zwei Tage beträgt! Aber kann es morgen so
weit sein? Ein sicheres Indiz für das Vorhandensein von Eiern ist
die Feststellung, dass mindestens einer der beiden Elternteile stets
am Horst anzutreffen ist, sich alle 20 bis 30 Minuten erhebt, seinen
Schnabel in die kleine, die Eier aufnehmende Mulde richtet, mit dem
Schnabel stochernde Bewegungen ausführt und sich schließlich
vorsichtig und sehr behutsam an derselben Stelle wieder niederlässt,
von der er sich erhoben hat.
Wenn dies zu sehen ist – auch wenn man die Eier
selbst nicht zu Gesicht bekommt – ist ein Gelege vorhanden.
In Feuchtwangen – ein neuer Storchenort im
Fränkischen – hat sich das Gelege mittlerweile auf 2 Eier
vergrößert. Wie erwartet und gehofft legte die Storchendame Ei
Nummer 2. Vom Turm der Stiftskirche aus waren die beiden
Prachtstücke wenigstens teilweise zu erkennen. Mal sehen, wie lange
sich die Eiablage noch hinzieht und ob noch mehr Eier hinzukommen.
Nicht zu glauben, aber wahr!
Auch in Sachen Beringung hat sich heute Neues
ereignet. Ich fuhr in den Landkreis Donau-Ries. In Munningen,
unweit der kleinen Residenzstadt Oettingen, hatte
ich ein Treffen mit der Freiwilligen Feuerwehr der Riesgemeinde.
Zuverlässig wie immer konnte die Beringung der drei Prachtkerle dort
über die Bühne gebracht werden. Der Tross zog weiter nach
Rudelstetten. Auch dort gab es ein Dreierpack, nur dass das
Trio rund eine Woche jünger war. Ein Ring ziert nun auch diese
Jungen und keiner hat es mir bisher verübelt. In den nächsten Tagen
geht es weitere Runden quer durch Franken. Es sieht ganz gut aus,
auch wenn die Durchschnittszahl der Jungen in den einzelnen Nestern
die Zahl 3 nicht erreichen wird.
Munninger Trio
Rudelstetten: Das Nest auf dem Kirchturm – 3 Junge und 1 Ei
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28. Mai 09 |
Das Wetter ist weiterhin eher herbstlich! Über 15 Grad
kletterte die Quecksilbersäule heute auch nicht! Da heißt es, eben
auf wärmere Tage zu hoffen und ein wenig Büroarbeiten durchzuführen.
Das Feuchtwanger Storchenpaar brütet bislang
auf zwei Eiern und macht hinsichtlich Nest weiter Fortschritte. Der
Bau kann sich sehen lassen und sollte einen normalen Sturm mühelos
aushalten. Ohne jegliche Nisthilfe eine sehr gute Leistung!
In meinem „Nebenberuf“ als Lehrer an der
Volkschule Feuchtwangen-Stadt habe ich das große Glück, vom Zimmer
meiner 2. Klasse das Storchennest in rund 500 Metern Entfernung im
Auge behalten zu können. Natürlich liegen Fernglas und Spektiv stets
in Griffweite und bereiten Lehrer, aber auch den Schulkindern große
Freude. So hatte jeder von uns schon mehrmals das Glück, das Nest
aus nächster Nähe bewundern zu können. Natürlich kommt der restliche
Unterrichtsstoff bei so viel „Storch“ auch nicht zu kurz!
Zurück nach Dinkelsbühl! Bei Beginn der
Kameraübertragung war man bereits ausgeflogen, doch um 5:03 Uhr gab
sich der erste Adebar nach seinem Frühstück ein Stelldichein. Dieses
Nestintermezzo war aber nicht von langer Dauer und der Storch hob
erneut ab und schwang sich davon. Das vielleicht erwartete zweite
Erstei war aber im Morgengrauen leider nicht auszumachen. Da Störche
– wie ich Ihnen schon häufiger berichtete – jeden zweiten Tag ein Ei
legen, wäre es eigentlich wieder an der Zeit gewesen, mit einer
neuen Überraschung aufzuwarten. Doch die blieb (noch?) aus. Also
spitzen wir weiter unsere Augen und harren der Dinge, die da kommen.
Das Restprogramm am Storchennest lief wie
gewohnt ab! Paarung (wichtig!, insgesamt 5mal), Dachspaziergänge
(eigentlich überflüssig!, 11 an der Zahl und mit einer Ausnahme alle
zwischen 5:52 Uhr und 6:36 Uhr), Eintrag von Nistmaterial
(wichtig!), Übernachtung gemeinsam (noch wichtig!), lange
Anwesenheiten am Nest (wichtig!), kurze Zeiten, in denen das Nest
komplett leer war (rund vier Stunden!).
Harmonie |
So geht es! |
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Kopula |
Stürmische Begrüßung
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Zur Vorbereitung der nächsten Beringungen gab
es an einigen Nestern noch letzte Kontrollen:
-
Neunstetten: Brut oder kleine Junge
-
Herrieden: Hier sind die Jungen beringbar und
rund 4 Wochen alt
-
Rauenzell: Hier wird ebenfalls gebrütet oder
gehudert
-
Großenried: hier fand bei meiner Nestinspektion
eine gelungene Paarung des Horstpaares statt, beide Störche sind
unberingt, keine Brut
-
Ornbau: Ringstorch-Männchen steht im Nest,
Junge 3 Wochen alt
-
Triesdorf II: HPa im Nest, nach Verhalten kein
Bruterfolg, Junge tot oder keine geschlüpft
-
Triesdorf I: 1 Brutstorch im Nest + mindestens
3 Junge, 4 Wochen alt
-
Merkendorf: verlassen
-
Wolframs-Eschenbach: Ebenfalls kein Storch im
Nest auszumachen, Brut wahrscheinlich aufgegeben
Das neue Paar in Großenried
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29. Mai 09 |
Großer Beringungstag im Hause Ziegler!
Gleichzeitig fand heute der letzte Schultag vor den Pfingstferien in
Bayern statt, so dass mir nun etwas mehr Zeit und Muße bleibt,
meinem Hobby nachzugehen.
Gleich nach der Schule machte ich mich auf den
Weg und es sollt 20 Uhr werden, bis ich wieder nach Feuchtwangen
zurückkam.
Eines der Nester mit den schon am weitesten
entwickelten Jungstörchen steht in Wittelshofen an der Wörnitz am
Fuße des Hesselberges, der höchsten Erhebung in Mittelfranken. Wie
der rührige Horstbetreuer, Hansjürgen Wölfinger, durch seine
Beobachtungen bereits ankündigt hatte, gab es im Nest vier gesunde
und gut entwickelte Jungstörche. Die Beringung unter der
Federführung von Fritz Hirsch, dem Fahrer der Drehleiter der
Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl, ging reibungslos vonstatten und
gleich nach Abschluss der Aktion landete einer der Altvögel wieder
bei seinen Jungen im Nest.
In Erwartung der Feuerwehr
Das
prächtige Quartett
Wer mehr Informationen
und eine ganze Reihe von Bildern zum Wittelshöfer Storchennest und
zur Beringungsaktion erhalten möchte, blättere einfach ein Weilchen
im vorzüglichen Tagebuch Wölfingers. Klicken Sie bitte einfach auf
den beigefügten Link:
http://www.wittelshofen.de/storchentagebuch/cms/?Tagebuch:Tagebuch_2009:Tagebuch_Seite_3&normal
In Sichtweite zum Nest auf dem Molkereikamin in
Wittelshofen und nur 2 Kilometer von ihm entfernt, erwartete uns das
nächste Storchenpaar auf dem Kamin des ehemaligen Brauereigebäudes
der Gaststätte Losert in Gerolfingen. Als man auf dem genannten
Gebäude vor 16 Jahren eine Nisthilfe anbrachte, dauerte es immerhin
bis zum Jahre 2000, ehe die erste erfolgreiche Brut stattfand. Zwei
Junge flogen aus. Ein Jahr später gab es erneut eine erfolgreiche
Brut mit einem ausfliegenden Jungstorch. Danach gab es immer wieder
Störche und auch regelmäßig Storchenpaare, die Gelege zeitigten, aus
denen auch Junge erbrütet wurden, aber stets kam es zu
Totalverlusten. Auch heuer überlebte von drei geschlüpften Jungen
nur eines, das heute von Ihrem Tagebuchschreiber einen Ring erhielt.
Gerolfingen_1 „Anflug“ an das Gerolfinger Nest
Ich verabschiedete mich in Gerolfingen von
Fritz Hirsch. Während dieser nach Dinkelsbühl zurückfuhr, wechselt
ich auf die andere Seite des Hesselberges und erreichte über
Unterschwaningen und Gunzenhausen meinen nächsten Einsatzort in
Windsfeld an der Altmühl. Die Freiwillige Feuerwehr aus Gunzenhausen
steht mir seit fast vierzig Jahren am Mittellauf der Altmühl zur
Storchenberingung zur Verfügung. So auch in Windsfeld.
FFW Gunzenhausen im
Einsatz
Auf zum Windsfelder Nest
Das Duo
Unter ihrem Kommandanten Erich Liefländer macht
es immer unheimlich viel Freude. Stets ist auch Frau Kleemann bei
der Beringung „ihrer“ Störche auf dem Gasthauskamin mit dabei. Heuer
gab es zweifachen Nachwuchs zu beringen. Ein neuer Storchenmann mit
einem Ring der Vogelwarte Helgoland nahm während des Einsatzes
Reißaus und beobachtete alles sehr genau von einer Nachbarscheune
aus. Der Tross der Feuerwehr steuerte als nächstes Ziel das Nest in
Laubenzedel an. Hier konnte Ihr Tagebuchschreiber drei etwa drei
Wochen alte Junge beringen. An diesem Standort handelte es sich um
die erste erfolgreiche Brut nach einer Pause von 45 Jahren. Die
Eltern des Trios stammen beide aus dem Elsass, sind also echte
Franzosen!
Das dritte Nest, das wir anfuhren, ist zugleich
das größte und höchste Nest aller von mir betreuten. Hoch erhebt es
sich auf einer Zinne des Kirchturmes von Neuenmuhr. Bei einer Höhe
und einem Durchmesser von jeweils zwei Metern bedeutet es für die
Drehleiter und deren Maschinisten eine wahre Herausforderung, das
Ziel zu erreichen. Die 30-Meter-Leiter reicht gerade aus, aber nur,
wenn man die optimale Stelle findet, von der man sie ausfährt.
Neuenmuhr: Ein Traum von Nest!!
Die Jungen von Neuenmuhr
Heute klappte es beim erstenmal und die beiden
Jungstörche – zwei weitere waren in den vergangenen Wochen
abgeworfen worden – konnten der Beringung nicht entgehen. Die beiden
Eltern landeten mehrmals auf der Nachbarzinne des Turmes, so dass
die Ablesung der beiden Ringe auch noch gelang. Vom Storchenmann
waren die Daten bereits bekannt (geboren 2003 in Linkenheim/Nordbaden,
seit 2007 in Neuenmuhr, 2006 in Wilburgstetten), die Ablesung des
Weibchens gelang in diesem Jahr allerdings zum erstenmal. Sie brütet
seit dem Jahre 2001 ununterbrochen in Neuenmuhr. Geboren wurde sie
1998 in Steißlingen in Südbaden.
Nun wechselte ich ein weiteres Mal die
Feuerwehr und hatte mein nächstes Date mit der Freiwilligen
Feuerwehr von Bechhofen. Kommandant Martin Meier steuerte seine
Drehleiter nach Triesdorf. Auf dem hohen Molkereikamin warteten drei
vierwöchige Junge auf die kleine, aber absolut schmerzfreie Prozedur
der Vergabe ihrer Personalausweise. Der Storchenmann – er hatte
gerade Wachdienst – landete auf einem Dachbardach und zeigte noch
einmal seinen Aluring: „Geboren bin ich 1998 in Riedhausen, in
Südbaden und brüte seit 2002 hier in Triesdorf.“, steht da –
natürlich in Form einer Zahlenkombination - zu lesen.
Letzte Station meiner Rundreise war die
Beringung der beiden, noch sehr kleinen Jungstörche im nahe
gelegenen Ornbau. Über die Herkunft der beiden beringten Altstörche
habe ich Ihnen bereits in einem früheren Eintrag berichtet.
Als kleines Nebenprodukt meiner Rundreise
machte ich an anderen Storchenorten weitere Beobachtungen.
-
Weiltingen:
Hier gibt es seit 14 Tagen ebenfalls Nachwuchs.
-
Altenmuhr: Ein
Storch lag im Nest, ob Brut oder Junge?
-
Aha: Die
Jungen sind knapp 3 Wochen alt.
-
Trommetsheim:
sehe mindestens 1 Junges, 14 Tage
-
Gundelsheim: 1
Altstorch im Nest, füttert, hat sehr kleine Junge
-
Heglau: Brut
-
Triesdorf II:
keine Störche da, Brut also fehlgeschlagen
Das Wichtigste gleich vorweg! Auch dieser Tag
verging, ohne dass man ein weiteres – eigentlich das erste -
Ei im Nest hätte ausmachen können. Nun wird es aber
allerhöchste Zeit, wenn es – wider alle Erwartungen – doch noch zur
Eiablage kommen soll! Eine liebe Mail erreichte mich zur Frage
„Spätester bekannter Brutbeginn bei Störchen?“ Der
Weißstorchbetreuer für die Kreise Celle und Gifhorn, Herr Jürgen
Behrmann, hat zu dieser Frage einen
hoch interessanten
Literaturhinweis zur Verfügung gestellt:
Im neuen Loburger Jubiläumsband Weißstorch
steht ein Artikel von Reinhard Löhmer auf S.421. Löhmer berichtet
von einem Paar in 31547 Rehburg, das Mitte Juni 2005 (!!) mit der
Brut begann und 1 Junges aufzog. Dieses flog am 23.9. erstmals aus
und zog sofort mit den Eltern ab.
Damit hätten wir ja noch gewaltig Luft für die
Ablage des ersten Eis. Aber denken Sie bitte nicht, dass so ein
später Termin zu den Regelfällen zählt! Alle Brutbeginne nach Mitte
Mai gehören schon zu den absoluten Raritäten!
Nun endlich zurück nach Dinkelsbühl! Passiert
hier Ähnliches? Mitte Juni wird es mit der Eiablage sicher nicht,
aber vielleicht Anfang Juni? Ebenfalls ein extremer Wert! Als die
Bilder am heutigen Tag – wie an den vergangenen – um 5 Uhr wieder
Laufen lernten, konnte man das Paar noch im Nest stehen sehen. Dies
wird nicht immer gelingen, da die Dämmerung in Dinkelsbühl jetzt
bereits vor 5 Uhr (Sonnenaufgang 5:22 Uhr) einsetzt und Adebar in
der Lage ist, im Dämmerlicht sich zurechtzufinden. So ist es keine
Überraschung, wenn einer oder beide Nestbewohner bereits vor 5 Uhr
in die Nahrungsgründe entschwinden.
„Sie“ machte sich heute bereits um 5:06 Uhr aus
dem Staube, was „Er“ offensichtlich zum Anlass nahm, ungestört seine
obligatorischen Dachspaziergänge einzuläuten. Heute schaffte er in
einer halben Stunde 14 derartige Ausflüge. Sie wurden jeweils mit
Nestbauarbeiten garniert. Ganz gleich von welcher Seite des Nestes
er das Dach bestieg, gab es an der Außenfront des Nestes
Reparaturarbeiten. Wie
in zahllosen Fällen vorher, erfolgte unmittelbar nach der Landung
des Weibchens die erste Kopula des Tages. Der Zusammenhang zwischen
Landung und Liebe ist sehr auffällig. Ganz gleich, wer von seinem
Ausflug zum Nest zurückkehrt, wird mit einem Liebesakt beglückt.
Während des gesamten Tages stand das Nest nur noch sehr selten
gänzlich leer. Etwa eine Stunden dauerte dieser Zustand insgesamt
an. Gebaut wurde ebenfalls intensiv, wobei sich auch die
Storchendame einmal als Grasträgerin beteiligte. Die Hauptarbeit in
Sachen „Nestbau“ lastete allerdings, wie es bei Störchen Brauch ist,
auf den Schultern des Herren der Schöpfung. Um die Mittagszeit hatte
es das Paar wieder einmal mit fremden Störchen in der Luft über dem
Nest zu tun. Die Reaktion war entsprechend aufgeregt. Als sich „Er“
kurz vor 17 Uhr wieder einmal vom Nest verabschiedete, dauerte es
bis 21:38 Uhr, ehe er zur Übernachtung bei Frau Storch erschien. Sie
hatte sich in diesen langen Stunden kein einziges Mal vom Nest
bewegt! Ein gutes Omen für den kommenden Tag? Gleich nach der
Landung des Storchenmannes fand die letzte Paarung im Angesicht der
Kamerabilder statt. Gute Nacht! Danach verschwanden beide im Lichte
der Dunkelheit.
Dachsteher |
Fleißig beim Nestbau |
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Sonnige Paarung |
Auf Abstand |
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Grastransport |
Mächtig drohend |
Ein Grashügel entsteht
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30 Mai 09 |
Der schönste Tag seit langem! Weniger wegen des
Wetters als viel mehr wegen der Ereignisse im Nest. Und die konnten
sich wahrlich sehen lassen! Am Tag vor dem Pfingstfest schickten
sich unsere beiden Helden an, doch noch eine Familie zu gründen!
Wenn ich im März gesagt hätte, am 30. Mai rechne ich mit der Ablage
des ersten Eies, wäre ich sicher von den meisten Sehern verlacht
worden und ich selbst hätte es wohl auch nicht so ganz geglaubt.
Doch im Morgengrauen wurde diese Vision Realität. Als die Bilder aus
dem Nest das Laufen begannen, sah man zunächst nur Papa Storch im
„Bett“ liegen. Seine ihm angetraute Partnerin hatte dieses bereits
zuvor zwecks Nahrungssuche verlassen. Schon zu dieser frühen Stunde
begann „Er“ seine gewohnten Spaziergänge übers Dach. Als er
zwischenzeitlich einmal kurz verharrte und seinen Kopf samt Schnabel
ins Nest richtete, sah man einen weißen Golfball in der angedeuteten
Nestmulde aufleuchten. Das erste (nein, es ist ja schon das zweite)
Ei lag im Nest. Kein Zweifel am Vorhandensein des neuen
Nestinhaltes! Zuletzt gab es Derartiges am 26. Mai in den frühen
Morgenstunden zu bestaunen. Doch bereits nach 90 Minuten machte der
Storchenmann persönlich dem Erstei den Garaus: Er warf es einfach
aus dem Nest!
Sollte sich dieser Moment auch am heutigen Tag
wiederholen? Sind die Vielleicht-Eltern überhaupt in der Lage, mit
dieser – offenbar auch für sie – ungewohnten Situation fertig zu
werden? Es kamen spannende Minuten und Stunden auf uns zu. Der
Storchenmann allein zu Hause setzte seine Dachspaziergänge unbeirrt
fort und brachte es zwischen 5:17 Uhr und 7:33 Uhr auf sagenhafte 28
Ausflüge dieser Art. Bei zahllosen Durchgang über das Nest verharrte
er am Ei, blickte in die kleine Mulde aus Gras, stocherte ein wenig,
ließ aber das Ei dabei in Ruhe. Die Spannung verringerte sich, als
das Weichen eintraf, eine Paarung stattfand und „Er“ kurz darauf
abflog. Sollte es dieses Mal klappen? Durch die große Menge an Gras
hat sich an der Stelle, an der das Ei liegt, ein kleiner Ringwall
gebildet, der es nicht immer erlaubt, das Ei voll im Bilde zu haben.
Jedoch besteht jedes Mal, wenn sich der „Brüter“ erhebt und dann das
Ei wendet die Gelegenheit, einen kurzen Blick auf das Prachtstück zu
erhaschen. Man muss sich eben – wie bei jeder Art von
Naturbeobachtung – in Geduld üben, will man etwas Besonderes erleben
und sehen.
Es ist da! Der erste Blickkontakt |
Wer sollte da noch zweifeln? |
Die nun folgenden Minuten waren von einer regen
Bautätigkeit des Männchens geprägt. Mehrmals kam er mit Nistmaterial
geflogen, man paarte sich und jedes Mal machte „Er“ keinerlei
Anstalten, das Ei wieder aus dem Nest zu räumen. Die Chancen stiegen
von Stunde zu Stunde, dass es auch so bleiben möge. Gegen 10:30 Uhr
entstand eine deutliche Unruhe am Nest. das Männchen erschien nach
90-minütiger Abwesenheit am Nest, um vermeintliche Feinde mit Hilfe
der Storchenfrau aus dem Felde zu schlagen. Während dieser Phase
trug es sich zu, dass beide Elternteile mehrmals das Nest gemeinsam
oder kurz hintereinander verließen, das Ei also alleine und
unbewacht im Nest zurückblieb. Sicher ein Risiko, jedoch durfte man
annehmen, dass man sich nie sehr weit vom Nest und damit auch vom Ei
entfernt hatte, um auf alle Fälle schnell dorthin zurückzukommen. 10
Minuten war das Nest bei drei Abflügen unbesetzt. Sicher ein
vertretbarer Wert, zumal das erste Ei in den wenigsten Fällen schon
regulär bebrütet wird. Erst mit einem möglichen Zweitei würde die
Brut beginnen, also stets ein Altstorch im Nest existent sein und
entsprechend das Gelege auch mit der dann erforderlichen Wärme
versorgen. Im Laufe des Nachmittags und des frühen Abends kamen noch
einmal vier Phasen hinzu, in denen das Ei von beiden kommenden
Eltern im Stich gelassen wurde, ohne dass wir uns deshalb sorgen
sollten. Die einzelnen Phasen dauerten 4, 14, 8 und zum Schluss (von
20:13 Uhr bis 21:17 Uhr) mit 54 Minuten am längsten. Dazwischen
liebte man sich und baute am Nest. Für die Rückkehr des zweiten
Brutstorches gibt es keinen Bildbeweis mehr, bis 21:17 Uhr war
jedenfalls erst einer der beiden zur Übernachtung erschienen.
Die nächste Fuhre Heu |
Wer steckt denn da den Kopf ins Heu? |
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Nachschubarbeit |
Freudensprung? |
Wir wollen noch mehr Eier!
Wegen der geplanten Beringung inspizierte ich
in den Abendstunden die Umgebung des Rathauses von Aurach. Dieses
befindet sich in einem ehemaligen Wasserschloss. Da es keine direkte
Zufahrt an das Gebäude gibt, die mit einem schweren Fahrzeug
befahren werden könnte, muss die Drehleiter durch den Garten bis an
den ehemaligen Wassergraben heranfahren, um dicht an das Gebäude
heranzukommen. Ein trockener Umgriff ist daher eine unabdingbare
Voraussetzung, um nicht mitsamt der Drehleiter zu versinken. Da es
in letzter Zeit nur wenig geregnet hatte, rechnete ich mit einem
halbwegs trockenen Graben. Doch ich erlebte eine große Überraschung.
Der Graben war teilweise überflutet und bei genauerer Betrachtung
entdeckte ich auch die Ursache. An einer Stelle im Garten drang
Wasser aus dem Erdreich. Sicher war – vielleicht schon vor einigen
Tagen – eine unterirdische Wasserleitung geborsten. Die hatte nun
für dieses kleine Unglück gesorgt. Nach einem Anruf beim Bauhof der
Gemeinde, konnte der Leiter der Einrichtung die Leitung abstellen,
so dass kein Wasser mehr austreten konnte. Bleibt zu hoffen, dass
das Erdreich in den nächsten Tagen noch einigermaßen abtrocknet.
Weiter ging es nach Herrieden an die Altmühl.
Auf dem Storchenturm der Stadt erwarteten mich bereits die
Storchenjungen. Die Freiwillige Feuerwehr unter ihrem Kommandanten
Gerhard Roch stand bereit und hievte Ihren Tagebuchschreiber ans
Nest. Drei gut entwickelte, fast 5 Wochen alte Jungstörche leisteten
einem vierten Jungen Gesellschaft, der in seiner Entwicklung
deutlich hinter seine Geschwister zurückgefallen war, aber dennoch
bei der Beringung einen recht munteren Eindruck machte. Seine
Überlebenschancen im Zusammenspiel mit den großen Konkurrenten im
Nest sind aber dennoch nur äußerst gering.
Herrieden: Das ungleiche Quartett
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31. Mai 09 |
Um 5 Uhr am Morgen erblickte man nur einen
Storch. Es stellte sich schnell heraus, dass es das Männchen war,
denn die obligatorischen Dachspaziergänge setzten mit großer
Vehemenz ein. Von 5:16 Uhr bis 7:32 Uhr standen 18 Ausflüge auf dem
Programm. Unterbrochen wurden die Ausflüge vom zwischenzeitlichen
Erscheinen des Weibchens, von Paarungen sowie von einem Hin und Her
des Männchens zum Zwecke des Nestbaus. Auffällig, dass die kommenden
Eltern heute das Ei nur ein einziges Mal für 5 Minuten alleine
ließen. Und vielleicht bleibt es ja nicht bei dieser
„Eintagsfliege“, sondern es kommen morgen und danach alle zwei Tage
noch weitere Eier dazu. Übrigens: Die Gelegegröße bei Spätbruten -
und um eine solche handelt es sich bei unserem Paar eindeutig – ist
signifikant niedriger als bei frühem oder normalem Brutbeginn.
Deshalb dürfen wir nun keine 5er-Gelege erwarten, sondern sollten
mit drei oder maximal vier Eiern vollauf zufrieden sein!
Über den gesamten Tag verteilt zeigte das
Weibchen eine ungemein hohe Nestpräsenz. Oder anders ausgedrückt:
Ihm blieben nur rund 200 Minuten, in denen es auf Nahrungssuche war.
Den großen Rest verbrachte sie
- alleine oder im Beiseins des Gemahls – im Nest. Sicher ist
diese enge Bindung ein Indiz dafür, dass die Eiproduktion noch am
Laufen ist und die Storchendame es sich deshalb nicht nehmen lässt,
die enge Beziehung zum Nest noch zu stärken. Den längsten Turn des
Alleinseins leistete sich unser Paar von 16 Uhr (zu dieser Zeit flog
das Männchen ab) bis mindestens 21:38 Uhr (zu dieser Zeit war das
Männchen aber immer noch nicht zurückgekehrt). Fast sechs Stunden
bedeuten eine sehr lange Zeit und stellten das Weibchen sicher auf
eine erste Bewährungsprobe. Aber kurz vor der erwarteten Eiablage
soll man ja nicht mehr so große Ausflüge unternehmen (und dies gilt
im wörtlichen Sinne des Wortes).
Von hier sieht man das Ei auch gut! |
Das hat wieder geklappt |
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Das leuchtende Schmuckstück |
Meister in Sachen Liebe |
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Gehört auch zum Nest: Ein Zweig |
Wer will da abtauchen? |
Feindberührung oder Begrüßung?
Noch etwas Erfreuliches zum Schluss dieses Tages.
Nachdem ich am 23. Mai von einer Neuansiedlung in Weißenkirchberg,
einem Ortsteil von Leutershausen berichtet hatte, war es nun an der
Zeit, diesem Ort einen weiteren Besuch abzustatten. Schon über viele
Jahre imponiert mir dieses Gebiet wie kein zweites in meiner
Umgebung. Abseits aller Hauptstraßen gelegen zieht sich hier ein
traumhaft schönes Wiesengebiet an einem kleinen Nebenfluss der
Altmühl entlang. Die Bahnlinie Stuttgart-Nürnberg und die
Bundesautobahn A6 Stuttgart-Nürnberg grenzen das Gebiet im Süden
ein. Verlassen Sie die genannte Autobahn an der Ausfahrt Aurach und
gelangen Sie über Eyerlohe, Büchelberg, Erlbach, Erlach, Brünst nach
Weißenkirchberg. Westlich hinter Weißenkirchberg erhebt sich die
Frankenhöhe, ein kleiner Mittelgebirgszug, der bei Schillingsfürst -
unweit von Weißenkirchberg - 530 Meter über NN aufragt. Dass es den
Störchen dort in diesem prächtigen Wiesengebiet gefallen muss, war
mir schon viele Jahre klar, aber erst heuer haben sie es auch selbst
erkannt und die erste Ansiedlung zustande gebracht. Das Nest auf dem
Kamin des alten Schulhauses ist fertiggestellt. Eine sehr gute
Bauleistung ohne die kleinste menschliche Hilfe. Ob es noch zur Brut
kommt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, aber ich
bin mittlerweile mit meinen Vorhersagen etwas vorsichtiger geworden,
nachdem ich gerade in diesem Jahr schon mehrmals eines Besseren
belehrt worden bin. Auf alle Fälle hat die Brut dort noch nicht
begonnen.
Ich sah mich in der auf Fränkisch „Bruuschd“ (so
lesen, wie geschrieben) genannten Gegend noch etwas um und stieß
dabei bei Erlach auf zwei Weißstörche, die in einer frisch gemähten
Wiese auf Nahrungssuche waren. Während ein Storch keinen Ring trug,
zierte den zweiten ein blauer Plastikring ohne jegliche Aufschrift,
wie er von Privatgehegen oder Privatzoos zur Kennzeichnung
Verwendung findet. Einen Kilometer entfernt hielt sich sogar ein
Trupp aus insgesamt 11 Störchen auf. Sie standen ruhend zwischen
Büchelberg und Erlach. Beim ersten Mustern der Storchengesellschaft
stieß ich auf mindestens 4 Ringträger. Die Ablesung gelang mir bei
drei Störchen. Der vierte gab sein Geheimnis nur soweit preis, dass
ich die ausgebende Vogelwarte mit „Strasbourg“ ermitteln konnte.
Weite Teile des Rings waren jedoch zu sehr verschmutzt, um zum
Erfolg zu kommen. Ein Ringträger stammte nach den
Ablesungsergebnissen aus Süddeutschland, ich vermute, ohne es schon
zu wissen, aus Baden-Württemberg, ein anderer trug einen Ring der
Vogelwarte Hiddensee, er stammt also aus einem östlichen Bundesland
und Storch Nummer drei und gleichzeitig der am schwersten
abzulesende wurde in der Tschechischen Republik geboren und mit
einem Ring des N. MUSEUM PRAHA gekennzeichnet. Eine illustre
Gesellschaft, die sich mir da präsentierte. Während der gut
einstündigen „Arbeit“ wurde ich akustisch und optisch von weiteren
Vogelarten begleitet. Eine Wiesenweihe segelte gaukelnd vorbei,
Wiesenralle und Wachtel waren ebenso zu hören wie Bekassine und
Wiesenpieper. Kuckuck und Schwarzmilan waren
präsent. Ich werde wiederkommen und dann erneut
vogelkundliche Leckerbissen beobachten können.
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1. Jun. 09 |
Seit gestern wurde das erste Ei bereits mehr
oder weniger intensiv bebrütet. Nur einmal ließen die Eltern ihr
bestes Stück für 5 Minuten allein. Alles deutete schon da auf eine
gute Harmonie und auf die beiderseitige Annahme der neuen Situation
durch die werdenden Eltern hin.
Im ersten Licht des Tages und beim
Wiedereinsetzen der Übertragung der Bilder blickten sicher viele
gebannt in das durch das viele Gras richtig kuschelig gewordene
Nestinnere. Eine Nestmulde, wie sie viele Sperlingsvögel beim
Nestbau anlegen, ist bei Störchen nicht vorhanden. Lediglich zur
Aufnahme des Geleges formen die Eltern – verursacht durch drehende
Bewegungen mit der die Eier wärmenden Brust – eine kreisrunde
Vertiefung. Durch den Eintrag von Gras kommt da schnell einmal ein
richtiger Berg zusammen, in dessen Innerem dann die Eier nur mehr
schwer sichtbar sind. Bei Regen und während der weiteren Bebrütung
wird es aber immer wieder möglich sein, alle Eier zu Gesicht zu
bekommen.
Zurück zur Situation am Morgen des
Pfingstmontags. Man sah zunächst einen Storch im Nest liegen. Als er
sich erhob, dauerte es nicht lange, dann hatte man für Augenblicke
freie Sicht auf zwei Eier. In den frühen Morgenstunde hatte „Sie“
also doch ihr zweites Ei gelegt.
Kein Zweifel! Heute sind es zwei Eier!!
Großartig! Es geht also! Wenn in den meisten
anderen Kameranestern die Jungen bereits kurz vor dem Ausfliegen
stehen, werden wir in Dinkelsbühl gerade erst das Schlüpfen der
Jungen erleben. Dadurch verlängert sich die Storchensaison im
Internet und damit auch in der Realität locker um 6 Wochen, denn
wenn alles nach Plan verläuft, wird in den ersten Julitagen mit dem
Schlupf und Anfang September mit den ersten Ausflügen der Jungen zu
rechnen sein! Nun bin ich aber vor Begeisterung ein wenig über das
Ziel hinausgeschossen. Bis dahin gibt es noch viele Unwägbarkeiten
und es wird noch viel Wasser die Wörnitz hinunterfließen, um meine
Wünsche Realität werden zu lassen.
Eine Riesenbitte! Werben Sie gerade im Hinblick
auf die geschilderten Aussichten schon jetzt in Ihnen bekannten
Foren anderer Webcamanbieter für unsere Website. Sie dürfen – ohne
zu übertreiben – diese Spätbrut als Sensation bezeichnen und weiter
auch auf die umfassenden
Begleitkommentare im Tagebuch hinweisen, die unsere Seite weit über
die anderen Angebote vergleichbarer Anbieter (inzwischen sind es ja
bekanntlich allein 129 Weißstorchwebcams im Net) stellen. Dass ich
mich einmal selber loben durfte, freut mich ganz besonders. Ich
brauche dies hin und wieder, fällt es doch nicht immer leicht, mich
jeden Tag aufzuraffen und rund zwei Stunden damit zu verbringen, Sie
in Wort und Bild zu informieren. Ich höre da manchen lautlos
murmeln: „Dich zwingt doch niemand, jammere doch andere voll! Den
Käse kannst du dir auch sparen!“
Natürlich kann ich diese Äußerungen verstehen,
denn alles, was ich seit 2001 hier im Tagebuch wiedergebe, hätte ich
vielleicht – in etwas bescheidenerer Form – auch so aufgeschrieben.
Jetzt lasse ich Sie, meine lieben Leser, nur teilhaben an meinen
Erlebnissen um Freund Adebar.
Also es gibt zwei Eier! Kein Zweifel, auch wenn
uns die beiden Eierbesitzer nur schwer Einblick in ihre Geheimnisse
gestatten.
Papa Storch war es, der den Morgendienst
übernommen hatte und seiner Partnerin nach dem anstrengenden
Eierlegen eine Auszeit gegönnt hatte. Sie kam um 6:19 Uhr mit
Nistmaterial zurück, „Er“ nutzte die Gelegenheit für eine schnelle
Paarung, um anschließend mit Nestbau und den obligatorischen
Dachspaziergängen fortzufahren. Man wechselte sich in mehr oder
weniger regelmäßigen Abständen während des Tages am Nest ab, nur der
Schlussturn (wie auch
gestern) war ausgesprochen lang, diesmal mit umgekehrten Vorzeichen.
„Er“ musste fünfeinhalb
Stunden auf die Rückkehr seines Weibchens warten. Sofort nach der
Landung erfolgte die nächste Paarung als ungemein wichtige
Voraussetzung, dass auch das nächste Ei (sollte noch eines gelegt
werden) befruchtet ist und sich ein Junges entwickeln kann. Dass
beide anschließend im Dunkel der Nacht verschwanden, verwundert bei
so viel Harmonie nicht mehr.
Schnabel voll |
Meine Frau ist fleißig am Brüten |
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Zugedeckt |
Begrüßung |
Stürmisch
Aus Feuchtwangen wäre zu berichten, dass das
Storchenpaar weiter brütet. Über die Zahl der Eier sind mir momentan
keine Aussagen mehr möglich, da selbst vom höchsten Punkt der
benachbarten Stiftskirche aus wegen des fortschreitenden Nestbaus
und der weiteren Auskleidung der kleinen Nestmulde kein direkter
Einblick mehr möglich ist. Wir werden wohl auf das Schlüpfen der
Jungen warten müssen, können aber danach auch nicht mehr 100%-ig auf
die Gelegegröße schließen. Egal, Hauptsache es wird überhaupt noch
eine erfolgreiche Aktion mit Nachwuchs! Das erste Ei gab es am 25.
Mai, das zweite am 27.Mai, über weitere kann nur spekuliert werden.
Noch einmal in Weißenkirchberg gewesen! Das
Storchenpaar stand und lag im Nest, bei Erlach schraubten sich
gerade 8 Weißstörche in die Luft und die Hoffnung, dass sie bald
irgendwo in der Nähe landen würden, erfüllte sich leider nicht.
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2. Jun. 09 |
Legepause am heutigen Tag und unser Paar
funktioniert einwandfrei! Eins ist aber erwähnenswert! „Sie“ hält es
viel länger am Nest oder anders gesagt, sie trägt die Hauptlast des
Brutgeschäftes. Dies kann und wird sich sicher im Lauf der Bebrütung
immer etwas verschieben, wenn nicht, dann ist es auch nicht
dramatisch. Dann liegen eben individuelle Unterschiede vor. Heute
war es in etwa so mit der Brut-Verteilung am Nest: Kam die Ablösung
von der Futtersuche zurück, flog der „Innendienstler“ stets sehr
schnell ab. Beide Partner blieben nie sehr lange gemeinsam am Nest.
Um 5 Uhr – um diese Uhrzeit setzt die Übertragung der Bilder ein –
lag „Er“ im Nest. Wenn „Sie“ im Morgengrauen (ich setze mal als
Uhrzeit 4:45 Uhr fest) abgeflogen ist, dauerte es bis zur Ablösung
genau 2 Stunden. So lange saß also der Storchenmann auf dem
Zweiergelege. Gleich nach der Landung fand eine Paarung statt und
unmittelbar darauf verabschiedete sich „Er“ ins Nahrungsgebiet. Er
kam nach 40 Minuten mit Nistmaterial zurück, machte noch einen
Dachspaziergang und die Ablösung folgte. Das Weibchen verschwand.
Nach 100 Minuten kam sie zurück, es gab die nächste Paarung und „Er“
flog unvermittelt ab. 70 Minuten blieb er aus. Als „Er“ wiederkam
gab es einige Minuten lang heftiges Drohen im Luftraum über dem
Nest, es fogte die nächste Paarung und „Er“ flog danach unverzüglich
ab. Nach 130 Minuten war er wieder da und die angehende
Storchenmutter durfte zur Nahrungsaufnahme verduften. 85 Minuten
blieb sie aus, die Ablösung folgte ruckzuck. Nun wurde „Sie“ von ihm
auf eine harte Probe gestellt! 330 Minuten passierte nichts, doch
dann schwang sich „Er“ endlich wieder ins Nest! Die letzte Ablösung
versank im Dunkel der Nacht. Sie erschien ganz sicher wieder, doch
mit einer zweistündigen Abwesenheit musste man noch einmal rechnen.
Die stolzen Eierbesitzer |
Das Wenden der Eier ist sehr wichtig |
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Begrüßung am Nest |
Mann bringt Polstermaterial |
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3. Jun. 09 |
Das erste Bild am Morgen erbrachte die gleiche
Situation wie in den vergangenen Tagen: Die erste Schicht schiebt
jeweils der Storchenmann! Er lässt „Sie“ als erste im Morgengrauen
ziehen und hält bis zu ihrer Rückkehr die Eier warm. Heute waren es
abermals rund 2 Stunden, die „Sie“ für die Einnahme des Frühstücks
benötigte. Sofort nach der Landung des Weibchens gab es einen
missglückten Paarungsversuch. Beim Blick ins Nest fiel allerdings
schnell auf, dass wir vermutlich auf ein drittes und damit auf
weitere Eier wohl verzichten müssen. Heute früh wären die 48
Stunden, die den Legeabstand zwischen zwei Eiern ausmachen,
verstrichen gewesen.
Bei allen Möglichkeiten trotz der immensen
Grasflut Einblick in die Nestmulde zu nehmen, ergab sich stets das
gleiche Bild: Es sind nach wie vor lediglich 2 Eier! Kein Beinbruch!
Hat die Storchendame im Grunde ja doch insgesamt drei Eier abgelegt,
nur dass ihr Gemahl beim ersten Ei etwas überreagiert hat und dieses
einfach aus dem Nest warf. Wenn es das Paar schafft, aus diesen
beiden Eiern auch zwei Junge zum Ausfliegen zu bringen, wäre das
noch immer eine Sensation.
Ab 6:49 Uhr übernahm das Weibchen die Bebrütung
und „Er“ flog zu seinem ersten Frühstück ab. Papa Storch kam nach 95
Minuten mit Nistmaterial zum Nest zurück und sie flog augenblicklich
ab. 130 Minuten später folgte der nächste Wechsel mit vorangehender
Paarung. Das Männchen flog um 10:45 Uhr ab, erschien nach 70
Minuten, blieb drei Minuten und verschwand erneut. Da das Weibchen
keine Anstalten machte, sich ablösen lassen zu wollen, nutzte „Er“
die Gelegenheit, noch einmal in Ruhe die Wiesengebiete zu
durchstreifen. Das Abwesenheitsintervall währte noch einmal 80
Minuten, danach ging es „normal“ weiter! „Er“ nahm die Eier unter
seine Fittiche, bis „Sie“ nach fast 2 Stunden für die nächste
Schicht bereit war. Diese zog sich erneut sehr in die Länge und
Madame musste weit über fünf Stunden auf die nächste Ablösung
warten. Da es kurz vor 21 Uhr noch reichlich hell war,
verabschiedete „Sie“ sich noch einmal und blieb bis zum Einbruch der
Dunkelheit außer Haus.
Nachzählen, bitte! Immer noch 2
Eier! |
Ausgestreckt |
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Begrüßung |
Nestschmuck aus Plastik |
Ein kleiner Rundblick durch die Webcamnester
soll wieder einmal verdeutlichen, dass es nicht genügt, eine Kamera
zu installieren, um damit auch sofort einen bombigen Bruterfolg
garantieren zu können. Im Lauf eines Storchenjahres gibt es leider
viele kleinere und größere Katastrophen, die manche Menschenkinder
schon einmal kurzzeitig aus der Bahn werfen können. Doch wer sich
mit Naturvorgängen beschäftigt weiß oder sollte einfach wissen, dass
nicht aus jedem ein Ei kleiner Vogel schlüpft und zweitens (und das
ist noch viel häufiger zu beobachten) dass schon gar nicht jedes
geschlüpfte Junge auch einen flüggen Jungvogel ergibt. Wer dies
beachtet, sollte nicht überrascht sein, dass die Zahl der jungen
Störche in fast jedem Nest von zunächst fünf oder sogar sechs Jungen
auf die Zahl Null absinken kann, im Gesamtschnitt sich aber bei 2
bis 3 Jungen höchstens einpendelt. Bezieht man – was bei statistisch
sauberer Betrachtung notwendig ist – auch die anwesenden, aber nicht
oder erfolglos brütenden Paare in die Gesamtpopulation mit ein,
werden meist nur Werte von 2 oder unter 2 Junge/pro Horstpaar
allgemein (HPa) erreicht.
-
In Adelsdorf
(Landkreis ERH) leben von 5 Jungen noch 2
-
In Aulendorf
(RV) wurden 5 Eier gelegt, 4 Junge schlüpften, 2
leben noch
-
In Bad Waldsee
(RV) besetzt ein Schwulenpaar das Nest, keine
Junge (natürlich!)
-
In Bad Windsheim
(NEA) sind kleine Junge im Nest (Zahl?)
-
In Bestensee
bei Berlin hat ein Storchenpaar weder Eier
gelegt, geschweige denn Junge aufgezogen
-
In Biberach a.d.Riss
sind alle Junge gestorben
Sechs Nester mit insgesamt vier Jungen und ein
Nest mit einer noch unbekannten Jungenzahl - ich sage einmal
ebenfalls 2 - ergibt sechs lebende Junge, macht zusammen 1 Junges
pro Paar! Sie sehen: Ich habe aus der wohl umfangreichsten Übersicht
über alle Storchenwebcams die ersten sechs aus der alphabetischen
Liste ausgewählt. Klicken Sie einfach auf folgenden Link und machen
Sie sich selbst ein Bild!
http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_webcams_sto.html
Adelsdorf
Aulendorf
Biberach
Noch ein Versuch!
-
Diedorf: keine
Störche, unbesetzt
-
Dinkelsbühl:
Paar, mindestens 2 Eier
-
Erlangen:
Paar, hat gebrütet, keine Jungen
-
Forchheim:
seit Mai regelmäßig Paar, keine Eier, keine
Jungen
-
Gebesee:
Wechselnde Besetzung, immer wieder mal besetzt,
keine Eier, keine Störche
-
Gieboldehausen:
Störche da, nichts zu erkennen
Ergebnis dieser Sechserreihe: kein einziges
Junge in den sechs Nestern, einzige Chance noch an unserem Nest!
Dritter Versuch:
-
Mönchsambach:
alle Junge tot
-
Moezen: 1. Ei
am 2. Mai, alles weitere nicht sichtbar
-
Mundenhof:
3 Junge
-
Münster: 4
Junge
-
Schrobenhausen:
4 oder 5 Junge geschlüpft, alle tot
-
Neuershausen:
keine Eier, keine Jungen
Auch die dritte „Zufallspackung“ sieht nicht
gerade berauschend aus! Von sechs Nestern gerade mal 2 mit Jungen,
bei einem ist die Sache noch nicht klar, bei dreien gibt es tote
Hose!
Stöbern Sie einfach selbst in der Liste unter
obigem Link! Bei den verbliebenen 111 Storchennestern ergeben sich
ähnliche, meist traurige Bilder! Und dennoch erlebt der Weißstorch
im Westen seines Verbreitungsgebietes eine unglaubliche Renaissance
mit Bestandsanstiegen um mehrere Hundert Prozent (Bayern
eingeschlossen).
Unter Einrechnung der Verlustraten und der
Lebenserwartung des Weißstorchs benötigt die Art – zumindest in
Mitteleuropa – eine Nachwuchsrate von 2,02 JZa (Jungenzahl pro HPa),
um ihren Bestand halten zu können. Ich übertrage einmal diesen Wert
auf fiktive 200 Brutpaare, die heuer in Bayern zu erwarten sind. Es
sollten also 404 Junge ausfliegen. Alles, was darüber liegt, ist
gut, alles, was darunter liegt, ist weniger gut! Nun rekrutiert sich
ja die bayerische Brutpopulation nicht nur aus in Bayern geborenen
Störchen. Lediglich ein Drittel aller Brutstörche stammt aus dem
schönsten Bundesland der Republik. Dazu kommt ein ganz beachtlicher
Anteil aus den östlichen Regionen Frankreichs (hier sind die
Storchenzahlen explodiert! In 30 Jahren von nahe Null auf über 1200
Paare), ebenso sind einige Schweizer darunter, vermehrt kommen
wieder Störche aus dem Einzugsbereich der Vogelwarte Helgoland,
einige aus den östlichen Bundesländern, aus Tschechien und ebenfalls
ein gutes Drittel stammt aus Baden-Württemberg. Ein schlechtes Jahr
in Bayern muss nun nicht automatisch die gesamte Brutpopulation des
Landes negativ beeinflussen. Wenn von 1000 abgelegten Eiern
wenigstens 40% „überleben“, gleicht dieser Nachwuchs die Verluste
aus.
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4. Jun. 09 |
Kein drittes Ei! Auch an diesem intensiven
Bruttag gab das Nest keine weitere Überraschung preis, so dass es
wohl endgültig bei zwei Eiern bleiben wird. Oder sollte man bei
unserem Paar lieber „wahrscheinlich“ noch hinzufügen?
Erstaunlich, wie lange heute jeder Partner
brütete oder anders ausgedrückt, wie wenige Wechsel stattfanden. Es
gab zwei Paarungen (warum eigentlich nicht?), obwohl bei
ausbleibender Eierproduktion solche Akte auch eingespart werden
könnten!? Das Männchen hatte - wie zuletzt - auch an diesem Tag die
Frühschicht. „Sie“ kam um 7 Uhr zum Nest zurück und übernahm das
Gelege. „Er“ unternahm einen kurzen Ausflug, kam mit Nistmaterial
zurück und flog gleich darauf erneut für ein Stündchen ab, um bei
der Rückkehr abermals Nistmaterial mitzubringen. Um 8:10 Uhr
verabschiedete sich das Weibchen und blieb 90 Minuten auf
Nahrungssuche. „Sie“ brachte einen „Schwung“ Gras mit, es kam zu
einer weiteren Paarung und „Er“ schwang sich postwendend vom Nest.
Nach immerhin 275 Minuten wechselte man sich das nächste Mal ab.
Innerhalb weniger Sekunden hatte sich das Weibchen vom Nest erhoben
und das Brutgeschäft an den Partner übergeben. Der wendete die Eier
und schritt zur Brut! Apropos Eierwenden! Dies ist ein notwendiger
Vorgang, um das Ei in seiner Gesamtheit gleichmäßig mit Wärme zu
versorgen. Zu diesem Zweck erhebt sich der brütende Vogel in einem
etwa halbstündigen Turnus vom Gelege, steckt seinen Schnabel in die
kleine Mulde, fasst unter jedes Ei und gibt damit dem Ei einen
kleinen Stoß, so dass es etwas aus seiner ursprünglichen Position
gerät, ein Stückchen zur Seite rollt und zur Seite geschoben wird.
Dieser Vorgang wiederholt sich bei jedem Ei. Anschließend lässt sich
der brütende Vogel wieder betont vorsichtig auf seinem Gelege
nieder.
Als das Weibchen um 14:24 Uhr abgeflogen war,
konnte man noch nicht ahnen, dass „Sie“ einen neuen
Abwesenheitsrekord aufstellen sollte! Auch nach 7 Stunden und 20
Minuten war „Er“ noch nicht wieder am Nest aufgetaucht. Den Rest
verschluckte die aufziehende Dunkelheit.
Ich übergebe 2
Eier!
Liebe
Neuer Nestschmuck
als Ersatz für ein Ei |
Nun hat alles
wieder seine Ordnung! |
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5. Jun. 09 |
Beringung im Hause Ziegler! Der erste
Beringungsabschnitt – er betraf die bislang ältesten Jungstörche der
Region – kam heute zum Abschluss. In 14 Nestern konnten dabei 36
Jungstörche beringt werden, wenn alles optimal verläuft, kommen
weitere 18 Standorte noch hinzu. Momentan liegt der Schnitt pro
erfolgreich brütendes Storchenpaar bei 2,57 Junge. Kein besonders
hoher Wert, der auch im Verlauf der kommenden Wochen sicher nicht
mehr wesentlich gesteigert werden dürfte, da spätere Bruten stets
geringere Nachkommenzahlen aufweisen.
Als letzte Nestbesatzungen, die in die obigen
Zahlen bereits eingerechnet sind, kamen am Vormittag erstaunliche
vier Junge in Löpsingen im Landkreis DON hinzu und am Nachmittag ein
einziger Jungvogel in Aurach, Kreis AN.
In Löpsingen konnte ich die ersten Jungen an
diesem Standort überhaupt beringen. Die Freiwillige Feuerwehr der
Stadt Nördlingen stellte ihre Drehleiter zur Verfügung.
Die Neuansiedlung des Jahres 2006, vor den
Toren der Stadt Nördlingen gelegen, glänzt heuer – in den
vergangenen Jahren blieb der Nachwuchs entweder aus oder starb in
den ersten Wochen – mit einer hohen Nachwuchsziffer. Nicht nur dies
ist allein schon beachtlich, sondern auch der hervorragende Zustand
der gut 5 Wochen alten Jungen ließ erkennen, dass die Eltern keine
Nahrungsengpässe zu überwinden hatten. Das Nest enthielt zahllose
Gewölle, die über und
über mit Tausenden von in allen Grüntönen schimmernden Flügeldecken
von Laufkäfern gefüllt waren. Eine so massierte Anhäufung von
Käferresten sieht man auch nicht alle Tage. Offenbar gibt es
augenblicklich diese Beutetiere in großer Zahl, ihr Nährwert liegt
allerdings nicht sehr hoch, so dass es nur über die Menge der
gefangenen Käfer praktikabel ist, das Jungvolk satt zu bekommen.
Andere unverdauliche Nahrungsüberreste sind in Storchengewollen nur
unterrepräsentiert vorhanden, da Knochen von Säugern beispielsweise
von den aggressiven Verdauungssäften restlos aufgelöst werden und
somit auch nicht mehr zum Vorschein kommen. Gegen Chitinteile
allerdings sind auch solche Magensäfte machtlos. Das Gewölle setzt
sich des weiteren aus erdigen Bestandteilen, die aus dem Inneren der
verspeisten Regenwürmer stammen, aus haarigen Anteilen als Überreste
von Mäusen und aus allerlei sonst mehr oder weniger versehentlich
aufgenommenen Nahrungsteilen zusammen.: Solche sind u.a.
Glasscherben, Steinchen, Kronenkorken, Zivilisationsmüll....
Übrigens: Das Männchen des Löpsinger Paares –
es brütete bereits 2008 in der kleinen Riesgemeinde – ist im Jahre
2005 in einem Nest in Bornheim/Pfalz geboren.
Das Nestgebäude in Löpsingen
Ein feines
Quartett
Der zweite Einsatz galt dem Nest in Aurach,
zwischen Ansbach und Feuchtwangen gelegen. Hier brütete das Paar,
bestehend aus einem 2004 in Triesdorf, Kr. AN geborenen und seit
2007 in Aurach ansässigen Männchen und einem 2005 in Gerhardshofen,
Kr. NEA und heuer zum zweitenmal in Aurach wohnenden Weibchen
erfolgreich und mindestens drei Junge kamen zum Schlüpfen. Doch in
den ersten Wochen verschwanden zwei unerkannt und der heute fast
sechs Wochen alte Jungstorch blieb alleine am Leben. Dass ihr
Tagebuchschreiber das Nest überhaupt erreichen konnte, hat er erneut
dem selbstlosen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Feuchtwangen
unter ihrem Kommandanten Holger Frohwieser zu verdanken.
Gleich kommt der Beringer
Der Auracher
Einzelstorch
Derweil wird im Altrathausnest fleißig
weitergebrütet. Was mit unserem Männchen los ist, kann man nicht so
ganz verstehen? Während „Sie“ abermals bereits im Morgengrauen
verduftete, hielt „Er“ bis zu ihrem Auftauchen um 7 Uhr die
Stellung. Das waren mal so um die zwei Stunden Brut. Er durfte sich
verabschieden, kam nach 45 Minuten mit Nistmaterial, flog noch
einmal für 10 Minuten los und brachte ein zweites Mal Baustoff fürs
Nest. Um 8 Uhr folgte die nächste Ablösung. „Er“ verbrachte weitere
140 Minuten im Nest und versorgte das Gelege. Diese zwei
Bebrütungsrunden des Männchens von 4 ½ Stunden Gesamtdauer waren
bereits alles, was der Mann heute zu leisten bereit war. Die
restlichen 11 ½ Stunden am Stück, harrte Frau Storch im Nest aus,
ehe er – inzwischen war es bereits zappenduster – um 21:47 Uhr doch
noch erschien. Wie sehr „Sie“ auf „Ihn“ bereits gewartet haben
musste, beweist die Tatsache, dass „Sie“ nach der Landung des Gatten
auf der Stelle abflog. Den Rest verhüllte die Dunkelheit und keiner
weiß, wann „Sie“ wieder auftauchte. Da wir kurz vor dem Vollmond
stehen, bedeutet es keine große Schwierigkeit, wenn Störche – nun
nicht gerade nachtaktiv – auch zu so später Stunde umherfliegen und
für sich oder ihre Jungen noch auf Nahrungssuche gehen. So ereignen
sich Storchenkämpfe nicht selten mitten in der Nacht und Beobachter
in Löpsingen (von der Beringung dort habe ich oben berichtet)
erzählten mir, dass in den letzten Tagen auch noch nach Mitternacht
Fütterungen stattfanden.
Immer noch 2 Eier |
Adretter Nestschmuck |
Baumeister Storch
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6. Jun. 09 |
Der Sommer, meteorologisch begann er ja am 1.
Juni, macht seit Tagen eine Pause. Einfließende Polarluft drückte
die Höchsttemperatur auch den dritten Tag in Folge unter die
15-Grad-Marke. Heute gesellte sich noch Regen dazu, der ab und zu
verstärkt niederging und während des Tages immerhin 10 Liter/m²
erbrachte.
Da kann man froh sein, wenn man nur ein Gelege
warm zu halten braucht und nicht kleine Junge im Nest zu betreuen
hat. So gesehen hat ein später Brutgebinn natürlich auch Vorteile.
So steht im Hochsommer für die heranwachsenden Junge reichlich
Insektennahrung zur Verfügung und auch Kälteperioden fallen nicht
gleich so gravierend aus wie im April oder Mai.
Die erste Brutwoche hat unser Paar mit dem
heutigen Tag hinter sich gebracht! Sie verlief total entspannt, es
gab keine einzige brenzlige Situation, kein einziger bedrohlicher
Überflug von Fremden fand in diesem Zeitraum statt. Was mich etwas
verunsichert, sind die oftmals extrem langen Brutphasen beider
Brutstörche. Die Ablösungen erfolgen in extrem großen Abständen!
Zugegeben, ich habe das an anderen Brutplätzen nie so genau und
akkurat verfolgt oder so präzise verfolgen können. Erst durch die
exakte Berichterstattung von KaiserPingi in seinen
Tageszusammenfassungen erhalten wir erstmals an unserem Nest auch
über dieses Detail im Storchenleben eine minutengenaue Übersicht.
Meinen Dank für diese Arbeit – die bitte möglichst bis zum Ende der
Brutzeit weitergeführt werden soll – kann ich hier nur immer
wiederholen. Wer während der etwas langweiligen Zeit der Brut an
unserem Nest über zeitliche Ressourcen verfügt, soll sich ruhig
einmal die aufgezeichneten Bilder früherer Tage durchblättern und
ein wenig Rückschau halten. Hier finden Sie genug Material:
http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09
Wem unsere Arbeit an Kamera und Tagebuch gut
oder sehr gut gefällt, sei wieder einmal an die Möglichkeit
erinnert, seine Bewertung in Punkten von 1 bis 10 auf der Website
www.tierwebcams.de abzugeben. Klicken Sie dazu einfach
auf den grünen Button „BEWERTUNG BEI TIERWEBCAMS.DE“ am Ende des
aktuellen Tagebucheintrags. Oder gehen Sie über die Startseite
unserer Storchenkamera auf den grünen Button unter denen unserer
Werbepartner und folgen Sie den Anweisungen für die Bewertung. Sie
wissen ja, dass diese Rückmeldung für uns eine kleine Bestätigung
für unsere Arbeit ist und Mut gibt, in unseren Bemühungen nicht
nachzulassen.
Blicken wir auf das Tagesgeschehen: Sie wissen
aus den bislang während der einwöchigen Brutzeit gewonnenen
Erkenntnissen, dass es über den Tag nur sehr wenige Ablösungen gibt
und dass es nur sehr selten möglich ist, beide Störche über einen
längeren Zeitraum gemeinsam im Nest zu beobachten. Zum Nestbau wäre
zu erwähnen, dass sich unser Paar mit Ästen und Zweigen sehr bedeckt
gehalten hat und mit einer Umgebung aus Gras und Heu oder umgekehrt
völlig auskommt. Da gibt es bei Störchen große individuelle
Unterschiede, wenngleich solche Paare, die ihr Nest jedes Jahr um
„Meter“ aufstocken in der Mehrheit sind. Auch unser Nest hatte schon
einmal ganz andere Dimensionen. Seit der Renovierung und
Neugestaltung durch Ihren Tagebuchschreiber vor der Brutzeit 2008
hat sich das Nest eigentlich sogar etwas verkleinert.
Das Nest kurz nach seiner Wiedererrichtung
im Februar 2008
Wie das Nest genau heute vor einem Jahr
ausgesehen hat, zeigt der nächste Schnappschuss. Da war Schorsch mit
seiner Partnerin in puncto Nestbau schon ein anderes Kaliber.
Das Nest heute vor einem Jahr
Ein Gästebuchschreiber führte das lange
Ausbleiben der Brut auf die gefährlich aussehenden „Spitzen“ im
Randbereich des Nestes zurück. Dabei handelt es sich um an das als
Nisthilfe dienende Wagenrad angeschweißte Rundeisen. Sie sollten
einen Rand darstellen, um das Abgleiten des Nistmaterials beim
Nestbau zu erschweren. Wenn aber die Störche der Meinung sind, mit
dem Nestbau nur sehr sparsam umzugehen, verschwinden diese Rundeisen
eben nicht im wachsenden „Nestgebilde“. Sie stellten und stellen
aber zu keiner Zeit eine Gefahr für Leib und Leben der Eltern oder
kommender Jungen dar. Kein Storch wird sich in dieser Brutzeit in
eine dieser „Spitzen“ stürzen und Selbstmord begehen. Dafür
übernehme ich sogar die Garantie! Zufrieden mit der Erklärung? Da
sind die Spitzen der Storchenschnäbel weitaus gefährlicher für
Altstörche und deren Jungen als das, was sich da an der
Nestumrandung befindet. Von einem derart durchbohrten Storch ist mir
noch nicht berichtet worden. Vergessen Sie das mit den Rundeisen
einfach. Ihr Vorhandensein hat nichts mit Leben und Sterben von
Störchen zu tun!
Der Tag begann wie immer. „Sie“ flog im
Morgengrauen als erste ab (dafür brütet das Weibchen auch meist
während der Nacht, hat also das Erstlingsrecht am Morgen) und kam
bis 7:41 Uhr zurück. Das macht geschätzte 3 Stunden auf
Nahrungssuche! Es folgte eine weniger geglückte Paarung (ist auch
nicht weiter schlimm, wenn man keine Absicht mehr hat, Eier zu
produzieren!), „Er“ ging mal kurz aufs Dach und verschwand um 7:51
Uhr an die Wörnitz. Die nächste Ablösung vollzog sich nahtlos um
9:04 Uhr. „Er“ brachte neues Nistmaterial mit. Das Weibchen blieb
lange aus. Erst nach knapp 5 Stunden landete „Sie“ für ein paar
Sekunden auf dem Dachfirst. Vielleicht war ihr eine Punktlandung im
Nest etwas riskant, weil sich Herr Storch recht breit gemacht hatte.
Doch die Ablösung folgte schnell und „Er“ durfte sich auf
Nahrungssuche begeben. Nach kaum 45 Minuten zog es ihn schon wieder
ins Nest zurück. Er landete und brachte zur Begrüßung wieder
Nistmaterial mit. Die Ablösung erfolgte schnell. Doch dieses Mal
blieb „Sie“ noch 25 Minuten bei „Ihm“ im Nest und es gab die seltene
Gelegenheit, beide gemeinsam zu betrachten. Um 15:05 Uhr war es aber
dann mit der Zweisamkeit vorbei. Sie entschwebte erneut für lange
Stunden. Es wurden abermals knappe fünf. Kurz vor 20 Uhr gab es die
letzte Ablösung und „Er“ machte sich bis zum Einbruch der Nacht auf
die Socken. Übrigens: Heute streunte „Sie“ viel länger draußen herum
und „Er“ zeigte sich als treuer Hausmann und übernahm einen großen
Teil der Bebrütungszeit!
Zwei Leuchtpunkte im Morgengrauen |
„Er“ macht Station auf dem First... |
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...und bringt Nistmaterial |
„Sie“ landet... |
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...ebenfalls einmal auf dem Dach |
Selten! Beide länger gemeinsam im
Nest |
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7. Jun. 09 |
Öfter mal was Neues! Heute ist der erste
Bruttag, an dem das Weibchen nach den Nachtstunden die erste Schicht
im Nest fährt und die Eier wärmt, während „Er“ im Morgengrauen zum
Frühstücksflug starten durfte. Als kleine Dankadresse blieb er auch
nicht sehr lange fort und erschien, bepackt mit Nistmaterial,
bereits um 5:46 Uhr wieder. Sie begrüßte „ihn“ gar nicht besonders,
sondern erhob sich vom Gelege und flog mit wahrem Heißhunger davon.
Knapp 2 Stunden später stellte „Sie“ sich zur Ablösung wieder ein.
Während „Sie“ das Brutgeschäft aufnahm, erschien „Er“ zwischendurch
einmal mit Nistmaterial und startete bis zur Ablösung noch einmal
durch. Diese erfolgte schließlich nach 3 ½ Stunden um 11:05 Uhr. Das
Weibchen ließ sich danach reichlich Zeit und erschien erst nach über
6 Stunden wieder am Nest. Nach 4 Stunden kehrte „Er“ zum Nest zurück
und „Sie“ durfte – die Dämmerung hatte schon eingesetzt – noch zum
„Dämmerschoppen“ ausrücken. Wann „Sie“ zurückkam, blieb im Dunkel
der Nacht verborgen.
Die 2 |
Nestbau |
|
|
Ich lieg im Regen! |
Begrüßungsfeierlichkeiten |
Die Mauserfeder
Wie alle Vögel mausern auch die Störche.
Innerhalb von drei Jahren werden alle Federn der ersten
Federgeneration durch eine zweite ersetzt. Dies geschieht infolge
einer Staffelung an mehreren Stellen gleichzeitig. Dadurch entstehen
zwar zeitweise größere Lücken in der Tragfläche oder an anderen
Körperstellen, erlaubt aber den segelfliegenden Arten dennoch, die
Flugfähigkeit beizubehalten und in einer kürzeren Zeit
durchzuführen. Heute lag mal wieder eine relativ große, ganz weiße
Feder im Nest, vielleicht eine große Hand- oder Armdecke. Achten Sie
im Verlauf der Brutzeit weiter auf den Fortlauf der Mauser. Bei
fliegenden Störchen kann man die Lücken, die durch den Ausfall von
Arm- und Handschwingen entstehen, besonders gut gegen den Himmel
erkennen. Dennoch ist ein Absturz ausgeschlossen! Keine Angst! Enten
mausern alle Schwungfedern gleichzeitig, sind also – sinnigerweise
passiert dies aber nach der Brutzeit – über einige Wochen nicht
flugfähig. Einziger wirksamer Schutz bleibt dann ihr Aufenthalt auf
einem ruhigen, möglichst störungsfreien Gewässer!
In den nächsten Tagen werden von mir wieder
Kennzeichnungen junger Störche durchgeführt. Die Schreckensmeldungen
aus anderen bayerischen Regionen, konnte ich bislang in „meinem“
Gebiet noch nicht beobachten. Vor allem in Schwaben kam es an
mehreren Nestern zu Totalausfällen, aber auch der Verlust von großen
Teilen der Familie war vereinzelt zu beklagen.
Am Oberlauf der Altmühl regt sich in Rauenzell,
Neunstetten und Leutershausen Leben in
den Nestern. Überall gibt es beringbare Junge in den Nestern
zu bestaunen. „Beringbar bedeutet, dass die Jungen nicht zu groß,
aber auch nicht zu klein sein dürfen. Sind sie zu groß (das heißt 6
Wochen und älter), besteht bei einer Störung durch die Annäherung an
das Nest die Gefahr, dass die Jungen das Akine-Verhalten nicht mehr
zeigen und ein frühzeitiges Verlassen des Nestes mit fatalen Folgen
eintreten könnte. Deshalb verzichte ich auf eine Beringung, wenn die
Jungen die sechste Lebenswoche bereits vollendet haben. Sind die
Jungstörche aber jünger als drei Wochen, lässt sich der Elsa-Ring
wegen seiner Größe gar nicht an der entsprechenden Stelle am Bein
platzieren, die Jungen könnten ihn also im Nest schon wieder
verlieren. Wenn man aber die Population durch zahlreiche Besuche an
den einzelnen Nestern während der Brutzeit im Augen behält und in
der fraglichen Zeit geduldig mit dem Fernglas oder Fernrohr die
einzelnen Nester kontrolliert, kommt es gar nicht so weit, die
Jungen in irgendeiner Weise zu gefährden. So macht es Ihr
Tagebuchschreiber seit den Anfängen seiner Beringungsarbeit und das
war im Jahre 1969, als er in seinem Heimatort Feuchtwangen bei der
Beringung der Jungen als Helfer fungierte. Mit großer Bewunderung
und viel Angst stand er unter dem Dach des Nestgebäudes und sah, wie
sein Vorgänger als Beringer, der leider schon früh verstorbene
Joachim Werzinger, mit einer Gartenholzleiter durch das Dach den
Kamin erklomm und ohne Sicherung die Jungstörche markierte.
Ich tat es ihm drei Jahre später in
Eigenverantwortung an vielen Nestern in Franken gleich und riskierte
dabei sicher mehrmals das Leben. Es ging aber jedes Mal gut und der
Leichtsinn wurde nie bestraft. Wenn ich die Leiter auf den Dachfirst
manches Hauses stellte - nur angelehnt an den das
Nest tragenden Kamin - um dann frei und ohne Sicherung die
letzten drei Meter bis zu den Jungen zu gelangen, zitterten mir
manchmal ganz gewaltig die Knie. Erst als ich meine spätere Frau
kennen lernte und immer mehr Städte mit einer großen Drehleiter
ausgestattet wurden, nahm das Gefahrenpotenzial bei der Beringung
deutlich ab. Heute riskiere ich deshalb nicht mehr mein Leben, um
die Jungstörche zu kennzeichnen, sondern greife in allen Fällen auf
die Dienste der Feuerwehren zurück, bei denen ich mich nur
herzlichst bedanken kann. Alle Feuerwehrkameraden stellen in diesen
Fällen für mich ebenfalls ihre Freizeit zur Verfügung, sie tun dies
ausschließlich ehrenamtlich und genießen es auch einmal, einen
Einsatz zu fahren, bei dem es sich nicht um eine Notsituation
handelt.
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8. Jun. 09 |
Vom Wetter war schon länger nicht mehr die
Rede! Der gesamte Juni hielt noch nicht das, was man sich vom ersten
Sommermonat eigentlich versprechen sollte. An den beiden Vortagen
regnete es zusammen etwa 20 Liter auf den Quadratmeter und die
Höchsttemperatur lag jeweils unter 20 Grad. Auch heute blieb es
nicht ganz niederschlagsfrei und die Temperatur kratzte gerade die
genannte Grenze. Da braucht man sich aus Wettersicht um unser Paar
keine Sorgen zu machen. Solange noch gebrütet wird, spielen
Niederschlag und Temperatur keine Rolle und auch sonst sollte ein
erfahrenes Paar mit Wetterunbilden zurecht kommen. Da wird es von
Jahr zu Jahr wärmer, die Rekorde purzeln, in jedem Monat gibt es
neue Monatsdurchschnittstemperaturhöchstwerte und wieder erfrieren
die armen Störchlein oder ertrinken, von den Wasserfluten
eingeschlossen, im Nest. Wie passt das dann zusammen? Da machen es
die Storchenpaare von Feuchtwangen und Dinkelsbühl (beide haben Ende
Mai/Anfang Juni mit dem Brutgeschäft begonnen) offenbar richtiger!
Sie ziehen ihre Jungen erst dann auf, wenn Eisheilige und
Schafskälte längst vorbei sind und die Monate mit den höchsten
Temperaturdurchschnittswerten (Juli und August) ins Land ziehen.
Sollte sich diese Brutzeitveränderung nicht doch besser durchsetzen
und die ganzen Überwinterer und Frühheimkehrer lieber auf der
Strecke bleiben und ihnen jeglicher Nachwuchs verwehrt sein? Ich
denke, hier wird sich die Natur selbst Regeln und Strategien
auferlegen, die letztlich die erfolgreicher sind. Dies wird nicht in
wenigen Jahren entschieden, sondern diese Entwicklung wird sich über
Jahrzehnte hinziehen.
Und bis dahin wird an jedem Storchennest eine
Super-Webcam installiert sein, die sämtliche Nestfunktionen wie
Wasserdurchlässigkeit, Nistmaterialüberwachung mit Aspergillose-Früherkennung
und Polyvinylchloridsensorik, Nestfeuchtigkeitsmessfühler,
Drainagefunktionalität, Eitemperaturüberwachungsmelder und
Exkrementenkonsistenz registriert und die Messergebnisse an alle
Haushalte überträgt. In der weiteren Entwicklung ist geplant, auch
Alt- und Jungstörche mit einer ausgeklügelten und kabelfreien (wireless!)
Überwachungsmedizin auszustatten, die es jederzeit erlaubt, im Sinne
des Patienten lebensverlängernd und human einzugreifen. Da stehen
uns ja noch hoffnungsvolle und glückbringende Momente ins Haus.
Man braucht nicht mehr – wie jüngst in Augsburg
– mit dem Hubsteiger (an den Begriff muss ich mich erst noch
gewöhnen, da dadurch natürlich viel unkomplizierter selbst Hinz und
Kunz jedes Storchennest erreichen kann und wird) zum Nest fahren,
weil man wissen möchte, wie viele Junge im Nest sind!!! Da gäbe es
die Möglichkeit, mit dem Fernrohr oder sogar mit dem Fernglas von
einem günstigen Platz aus und mit etwas Geduld, innerhalb einer
Stunde die Zahl der Jungen ziemlich genau zu ermitteln. Doch dann
käme ja der Hubsteiger nicht zum Einsatz, den man nun mal aber zur
Verfügung hat und die Störche sollen sich gefälligst rechtzeitig auf
das Gerät einstellen! Man kommt ja bald wieder, um nachzusehen, ob
die Jungen noch alle da sind!
Oder man beauftragt – wie jüngst mehrfach in
Franken gemeldet – einen Besitzer eines Leichtflugzeuges damit, über
den angefragten Storchennestern minutenlange Tiefflüge mit
donnernden, rasenmäherähnlichen Geräuschen zu unternehmen. Die
Storchenpaare gerieten in Panik, der Pilot hatte als Trophäe seine
Bilder mit zwei soeben geschlüpften Jungstörchen im Kasten!
Die Beliebigkeit, Bruten von Vögeln, besonders
von Störchen zu stören, hat gravierend zugenommen. Die allgemeine
Storchenhysterie hat teilweise Züge angenommen, die nur mehr schwer
zu kanalisieren und in den Griff zu bekommen sind. Webcams werden
installiert, wann und wo immer man will! Technische Störungen
erfordern nicht selten einen Reparatureinsatz, der natürlich
stattfindet, wann und wo man will. Ereignisse im Nest werden zum
Anlass genommen, einzugreifen, wann und wo man will! Da taucht der
Partner eines Paares ein paar Stunden nicht mehr am Nest auf, schon
gerät man in Panik! Es wird doch nichts passiert sein? Und wenn
doch! Holt doch mal gefälligst die Jungen aus dem Nest, die bekommen
ja schon nichts mehr zu fressen. Schnell wird der Hubsteiger (so
schlecht klingt das Gerät gar nicht! Kann mich an den Begriff
richtig gewöhnen!) geholt. Sollte ich mir auch mal zulegen, dann
ginge alles wie von selbst!
Und schließlich sterben auch die Jungen wie die
Fliegen! Warum lässt man sie nicht im Nest liegen, wie es bei Vögeln
und speziell bei Störchen im Normalfall und dieser Normalfall gilt
für 99,999999.......% aller Vogelbruten, so Brauch ist.
Oder haben Sie schon einmal ein Storchennest
erklettert, das auf einem 47 Meter hohen Schornstein angebracht ist
und von dem Sie wissen, dass ein toter Jungstorch sich darin
befindet? Oder sind Sie Ihrem ästhetischen Missfinden gefolgt und
haben aus der Krone einer 28 Meter hohen Eiche in sumpfigem, an sich
unbegehbarem Gelände ein verblichenes Jungstörchlein entfernt, um
die unendlich trauernde Restfamilie nicht allzu großen seelischen
Belastungen auszusetzen? Seien Sie ganz ehrlich! Sie haben es –
leider – noch nicht getan! Es war eben keine Kamera dabei! Und weil
Sie sehr telegen sind, beschränken Sie sich mal auf solche
Situationen mit Nesteinblick. Sie werden dann als Retter gefeiert,
der ein Herz für die Kreatur übrig hat und seinen Kindern auch ein
Vorbild sein muss! Wann rettet endlich jemand mal einen Feldschwirl
aus seiner misslichen Lage? Ich kann es ihnen sagen! Man kommt mit
dem Hubsteiger einfach nicht hin. Das Befahren des Brutgeländes ist
nicht möglich! Wann meldet die Weltpresse endlich einmal das Bergen
eines leblosen Kaiserpinguinkükens aus den Klauen seiner Mutter
durch einen mutigen Webcamaktivisten? Oder wann pflückt endlich mal
jemand ein verstorbenes Salanganen-Küken aus der Wand
einer thailändischen Felsenhöhle? Ich kann es Ihnen sagen: Es
fehlt jeweils an der druckmachenden Kamera und man kommt mit dem
Hubsteiger nicht hin! Wer will sich schon in Lebensgefahr begeben
und halsbrecherisch im grünen Outfit durch Höhlenwände hangeln oder
wer möchte schon im antarktischen Eis bei minus 50 Grad sich die
Hände schmutzig machen? Es ließen sich noch viel weitere Beispiel
anfügen, die alle die gleiche Hilflosigkeit der menschlichen Kreatur
im Anblick der grausamen Natur zeigen
Dennoch haben sich die Kultusminister der
Länder zu einer einmaligen und hoffentlich für unsere Kinder auch
glücklich machenden Aktion zusammengefunden. ! Die Lehrpläne aller
allgemeinbildenden Schulen in unserer Republik werden fortan als
lehrplanrelevant und als Hymne für den Storchenschutz (man höre!)
ein altes deutsches Volkslied in einer neuen Textversion aufnehmen.
Diese Version ist allerdings bislang noch nicht von der
Kultusministerkonferenz abgesegnet. Ein Wettbewerb dafür ist
ausgeschrieben und ich bitte meine Leser, sich daran recht zahlreich
zu beteiligen! Als kleinen Anhaltspunkt für Ihre dichterischen
Ergüsse lege ich Ihnen als Link die Originalversion aus dem
Volksliedarchiv bei (http://www.volksliederarchiv.de/text326.html).
„Glück auf! Glück auf! Der Steiger kommt.“ Damit zeigt erstmals auch
die Politik und das sogar parteiübergreifend (Achtung Wahlen!), wie
man sich beim Volke beliebt machen und wie man auf den Storchenzug
mit aufspringen kann. Deutliche Stimmengewinne im Herbst sind nach
Aussagen der Meinungsforscher prognostiziert!
Und nun viel Glück und Erfolg bei Ihren
dichterischen Unternehmungen! Einsendeschluss ist wie immer der
letzte im Monat.
Nun hätten wir also den Schuldigen gefunden,
weshalb manche Störche so leiden müssen und weshalb die Störche über
Gebühr oft und grundlos aus ihrer Behausung gejagt werden Es ist der
Steiger, der da kommt. Er heißt zwar heute in modernerer Ausführung
„der Hubsteiger“, aber die von ihm immer noch ausgehende Gefahr ist
deutlich erkennbar. Überall dort, wo wegen der Höhe oder auch Tiefe
kein Steiger zum Einsatz kommen kann, unterbleibt in der Regel
solches Tun.
Mein Vorschlag! Nur wer ohne Steiger ein
Storchenjunges aus dem Nest bergen kann, kann mit Strafminderung
rechnen. Dabei hat der, der dies auch ohne bestehende
Kameraeinrichtung am
Nest tut, mit einer noch geringeren Strafe durch die Steigerbehörde
zu rechnen. Wer solches aber mit Steiger und bei bestehender
Kameraüberwachung tätigt, muss mit der Höchststrafe durch die
genannte Behörde rechnen.
An unserem Nest wird dagegen nach wie vor ohne
Netz und doppelten Boden gearbeitet. Das birgt manche Kontroversen,
zeugt aber von Ehrlichkeit im Umgang mit Tieren. Wer vorgibt, eine
Kamera zu installieren, um eingreifen zu können, wenn mit den
Kleinen etwas nicht stimme, sollte mit einer Geldbuße nicht unter
10.000 Euro zu Ungunsten der „Hubsteiger-Nothilfe“ bestraft werden.
Wer mit diesem Vorhaben antritt und in „seinem“ Nest den Verlust
eines einzigen Jungen zu beklagen hat, muss mit dem Entzug seiner
Übertragungslizenz rechnen. Außerdem wird die Kameratechnik
beschlagnahmt und die durch die Verschrottung derselben erzielten
Erlöse einer unnützlichen Vereinigung zugewiesen.
Herr und Frau Storch in Dinkelsbühl! Da habt
ihr euch ja auf Einiges eingelassen in diesem Jahr. Statt einfach
die Eierproduktion aufzugeben, habt ihr euch doch daran gewagt. Ich
sehe nach dem Schlupf der beiden Jungen in meiner Glaskugel schon
allerhand aufscheinen! Ein Altstorch wird nach einstündigem
Ausbleiben schon als vermisst betrachtet und zu seinem
vermeintlichen Tod gibt es bereits die ersten Kondolenzadressen. Als
er doch noch auftaucht und nur mehr einen halben Schnabel vorweisen
kann, werden die nächsten Notrufe gesandt und zu seinem Abschuss,
allerdings nur aus Gnade, aufgerufen. Traten diese Fälle –
hoffentlich - nicht ein, zeigt einer der beiden properen Jungstörche
plötzlich Symptome der Schweinegrippe. Auffällige Grunzlaute, die
man bis auf den Altrathausplatz hören oder über das nicht vorhandene
Mikrofon mehr als deutlich vernehmen kann, lösen einen Aufschrei
aus, der nur mit den Ereignissen des 11.9. verglichen werden kann.
Unter Morddrohungen an die Betreiber wird in einer Nacht- und
Nebelaktion von auswärtigen Aktivisten ein Hubsteiger in Stellung
gebracht, mit dessen Hilfe der Grunz-Storch geborgen und seiner
eigentlichen Bestimmung zugeführt wird. Der Jungstorch kommt in
einen befreundeten Zoo, wo Schorschi – in Erinnerung an Schorsch –
gesund gepflegt wird. Er behält, quasi in Erinnerung an sein Leiden,
nur ein kleines Ringelschwänzchen zurück. Als ihn zum Abschied der
Direktor der Pflegeanstalt mit einem Stück Edelsalami füttern will,
beißt ihm der Undankbare den Zeigefinger der rechten Hand ab.
Die Dame des Hauses musste heute erneut ihrem
Gatterich den Vortritt lassen. „Er“ durfte also zuerst zum Frühstück
abfliegen. Um 6:24 Uhr kam er zurück, flog jedoch aus unbekannten
Gründen gleich noch einmal auf und davon. Als er nach einer weiteren
Stunde mit Nistmaterial zurückkam, galt dies als Aufbruchszeichen
für „Sie“. Und schwupps! Weg war „Sie“! Rund eine Stunde verging,
ehe „Sie“ – ebenfalls mal mit Nistmaterial – erschien und zur
Ablösung einlud. Was man schon länger nicht mehr beobachten konnte,
durften wir danach bestaunen. Während Mama Storch ihr Ding machte,
wanderte „Er“ mehrmals zwischen Nest und Dach hin und her. Blieb
fast 45 Minuten in dieser Position, ehe er erneut bereit war, das
Brutgeschäft persönlich zu übernehmen. Sie gehorchte natürlich und
nahm die nächste Auszeit außer Haus. Zwei Stunden durfte „Er“
diesmal ran, bis „Sie“ erneut mit Nistmaterial zurückkam. Die
nächsten Stunden verliefen nach langen Tagen mal wieder etwas
turbulenter. Alarm war angesagt. Ganz sicher bewegten sich zwischen
13 Uhr und 14 Uhr fremde Störche über dem Ort, was am Verhalten
unseres Paares ganz eindeutig abzulesen war. „Er“ und „Sie“ flogen
mehrmals in kurzer Abfolge ab, ohne aber das Gelege auch nur eine
Sekunde aus dem Auge zu lassen. Mit dem Abflug des Männchens um
13:44 Uhr beruhigte sich das Geschehen zusehends und Mama Storch
hatte eine siebenstündige Schicht vor sich, in der zum Glück noch
nicht nach dem Hubsteiger gerufen wurde. Danke, dass Sie immer so
unaufgeregt unser Paar beobachten. Das soll und darf auch so
bleiben!
Um 20:47 Uhr gab es doch noch einen Wechsel im
Brutgeschäft. „Sie“ nutzte die Gelegenheit und kam noch zu ihrem
Abendessen. Für heute schließe ich meinen etwas ungewöhnlichen
Eintrag mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bis demnächst!
Nestbau |
Los, lass mich ran |
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Außeneinsatz |
Mauserfeder, die zweite! |
Feindabwehr
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9. Jun. 09 |
Die Brut verläuft weiter ohne Hindernisse! Wer
hätte anderes erwartet? Unser Paar ist eben einmalig! Und was die
Feuchtwanger können, das können die Dinkelsbühler - nicht zuletzt
wegen Jahrhunderte währender Rivalität – erst recht. So brütet auch
mein Feuchtwanger Paar unermüdlich und geht mit Riesenschritten in
die zweite Runde des Brutgeschäftes. Mal sehen, wer am Schluss die
Nase vorn hat?
Der Tag begann mit dem Storchenmann auf den
Eiern! „Sie“ hatte heute mal wieder das Erstlingsrecht für das
Frühstück. „Er“ wurde erst nach rund 4 Stunden „Sitzen“ von „Ihr“ um
8:30 Uhr abgelöst. Danach durfte „Sie“ noch einige Male zappeln, bis
„Sie“ um 12 Uhr erneut abgelöst wurde. Dazwischen flog „Er“ mehrere
Male an und ab, stand auf dem Dach und brachte Nistmaterial. Auf
Eier stand in dieser Zeit sein Bemühen jedoch nicht. Um 12 Uhr gab
sich also Papa Storch die Ehre und „Sie“ durfte die Umgebung des
Nestes erkunden. Ob fremde Störche das Signal setzten, dass die
kommende Storchenmama nach dreistündiger Abwesenheit wieder
erschien, kann gut möglich sein. Abwehrverhalten zeigten nach der
Landung beide eine ganze Weile lang! Die Unruhe war schließlich mit
dem Abflug seiner Herrlichkeit um 15:18 Uhr wieder vorbei. In den
nächsten sechs Stunden tat sich nichts. „Er“ blieb bis zum Einbruch
der Dunkelheit dem Nest fern.
PS! Keine Angst! Nicht den Notdienst rufen! Der
Schorsch-Nachfolger ist sicher noch heimgekehrt! Nur konnten wir es
nicht mehr sehen! Bei der Neuordnung unserer Kamerakomponenten
plädiere ich für die kommende Brutzeit für eine infrarotfähige
Lösung, denn nichts soll unserem Auge verborgen bleiben!
Hurra, die Eier sind noch da! |
Nistmaterial bitte nicht vergessen |
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Dachständer |
Stürmische Begrüßung |
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eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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