Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 8

22. Jun. 08

Der gestrige Besuch von Senior durch Ihren Tagebuchschreiber muss in unserem früheren Sorgenkind ungeahnte Kräfte freigesetzt haben. Denn urplötzlich entwickelt er sich zu einem richtigen Storch. Das Wachstum der Hand- und Armschwingen und auch der markanten Schulterfedern hat sich mit Macht vorwärts entwickelt. Auf dem folgenden Schnappschuss erkennt man sehr gut, was ich meine und worauf Sie auch in Zukunft immer achten sollten, wenn es um Entwicklungsfragen geht.


Seniors Federentwicklung

Der vordere Flügelteil bei Senior – im Foto ist er im 90-Grad-Winkel zum Arm abgesetzt – zeigt deutlich die blauen Blutkiele, aus denen die 11 Handschwingen herauswachsen. Diese stark durchbluteten Basen der neuen Federn sind die Zentrale für die Entwicklung jeder einzelnen Feder. Daran anschließend können wir den Arm von Senior bewundern, an dem die neuen Armschwingen (22 an der Zahl) als schmaler schwarzer Saum erkennbar sind. Deren Blutkiele liegen allerdings versteckt unter den sich ebenfalls entwickelnden Armdecken. Wie ein zarter Flaum überziehen noch große Körperpartien die Reste des zweiten Dunenkleides. Auf dem Rücken oder noch genauer gesagt an der Schulter erkennen wir mehr oder weniger deutlich die ebenfalls schwarzen Schulterfedern, die als erste mit dem Wachstum beginnen und dem Storchenküken die ersten schwarzen Tupfer verpassen.

Werfen wir noch einen Blick auf Schorschs „Gebeine“, so erkennt man an der einsetzenden weißen  Verfärbung, dass er begonnen hat, aus thermoregulatorischen Gründen einen Spezialkot auf die hinteren Extremitäten zu setzen, der dem Körper durch Verdunstung Wärme entzieht. Allgemein verständlich ausgedrückt heißt das, dass Schorsch schwitzt und als Gegenmaßnahme seine Beine bekotet.

Kein Wunder, denn heute hatten wir mit 33 Grad den wärmsten Tag des Jahres und bei entsprechender Luftfeuchtigkeit einen schweißtreibenden dazu.

Senior durfte auch heute wieder ein paar Minuten das Alleinsein auskosten. Zwischen 6:50 Uhr und 7:20 Uhr – immerhin 30 Minuten - ließ ihn Schorsch alleine, indem er ohne zwingenden Grund abstrich. In allen bisherigen Fällen war es Schorsch, der sein Kind unbeaufsichtigt ließ. Ein zweites Mal geschah dies für 11 Minuten in der Zeit von 8:06 Uhr bis 8:17 Uhr. Beide Male fütterte Schorsch nach seiner Rückkehr nicht und er brachte auch kein Nistmaterial zum Nest. Insgesamt gab es am heutigen Tag lediglich vier Anflüge zum Nest. Die Abstände zwischen den Ablösungen betrugen im kürzesten Falle 140 Minuten und im längsten Falle 330 Minuten.

Senior wächst und Senior wird auch gefüttert. Im Augenblick befindet sich das Wachstum auf dem Höhepunkt. Täglich sollten die Eltern ein Pfund an Nahrung zum Nest bringen. Trotz Kamera fällt es ungemein schwer, zu sehen, ob dies auch erfüllt wird. Ein Pfund entspräche etwa 25 Feldmäusen oder gut 1000 Regenwürmern. Einige Mäuse hat Senior schon geschluckt. Ob es aber 25 waren, wage ich nicht zu sagen. Und ob er 1000 Regenwürmer serviert bekam, entzieht sich ebenfalls unserer Kenntnis. Beobachten wir ohne Zaudern und Zagen einfach weiter, es bleibt uns ja zum Glück auch gar nichts anderes übrig. Mit genau 30 Lebenstagen erreicht heute unser Küken in etwa genau die Halbzeit seiner Nestlingszeit. Es wird auch diesen zweiten Lebensabschnitt mit Bravour meistern und zu einem vitalen Jungstorch heranreifen.


Senior allein im Morgengrauen

Man achte auf Schorschs Schnabel
   

Da hat aber einer einen Hunger

Es gibt doch zu fressen.
   

Wenn du nicht willst, nehme ich den Brocken

Eine neue Fütterung
 
23. Jun. 08

Senior mausert sich weiter! Die Tatsache, dass er zulegt und sichtbare Entwicklungsfortschritte zeigt, sollte auch den letzten Zweifler verstummen lassen. Unser Küken wird nicht verhungern, höchstens aus unbekannten Gründen sterben. Darüber müssen wir uns jetzt nicht ereifern, sondern einfach in Ruhe und aller Gelassenheit die Bilder aus dem Nest in uns aufnehmen. Dies ist die Aufgabe einer Webcam und nichts anderes. Im Gästebuch wurde nachgefragt, warum es bei uns und an anderen Nestern so wenig Livestream, also ein durchgehendes Bild ohne Unterbrechungen, gäbe. Technisch ist dies überhaupt kein Problem. Es bedarf ein wenig neue Software, ein höheres Budget wegen der größeren Datenmenge, die an den Provider bezahlt werden muss, das wärs dann schon. Im Grunde genommen könnte jede Einrichtung einen Livestream auf die Beine stellen. Ist dies aber unbedingt erstrebenswert? Ich denke nicht. Man halst sich damit nur unnötigen Ärger auf. So haben die namhaftesten Betreiber einer Storchenwebcam in dieser Beziehung eher einen Rückzug angetreten und bieten Bilder nur im Minutentakt. Da regt sich auch keiner sonderlich auf. Ob nun wer genug Futter bekommt, ob Papa oder Mama wahre Rabeneltern sind, dies ist und bleibt da eben schnurzegal! Auch empfiehlt sich bei der Installation der Kamera, auf keinen Fall das Nestinnere zu zeigen. Ein Blick von schräg unten wäre da das Beste. Wenn Junge im Nest sterben, gibt es sie eben nicht zu sehen und andere Ungereimtheiten bleiben außen vor! Ein Livestream würde für jeden Betreiber ein Spießrutenlaufen bedeuten, verbunden mit üblen Beschimpfungen und Verdächtigungen meist unqualifizierter und mit sich und der Welt unzufriedener Zeitgenossen. Gästebücher und ähnliche Einrichtungen sollten tunlichst nicht mehr existieren, da einzelne Edelmotzer neiderfüllt und aus eigener Unzulänglichkeit als Wilderer im Internet auftreten und in der Anonymität beweisen, welchen geistigen Hintergrund sie besitzen.

90 Prozent aller Einrichtungen machen es in dieser Beziehung richtig: Ein mehr oder weniger aussagekräftiges Bild geht ins ach so gerühmte Netz! Das war es schon!

Doch wir geben uns damit nicht zufrieden. Wir haben schon einen ganz anderen Anspruch und so werden wir uns weiter verbessern und in der nächsten Brutzeit – wenn es dann in Dinkelsbühl erstmals fünffachen Storchennachwuchs gibt – mit vielen Neuigkeiten aufwarten. Ein Livestream wäre da erst ein bescheidener Anfang! Dazu käme als Standard ein Ton in Dolby-Surround-5.1.-Qualität. Ein sich automatisch zuschaltender Infrarot-Scanner mit abgasfreiem Input-Output-Screening liefert selbst in mondlosen Nächten ein brillantes Farbbild mit streifenfreiem Casting. Des weiteren ist angedacht, eine Digitalwaage in den Nestuntergrund zu integrieren, die jederzeit und in einer interaktiven Version von jedem User bedient und abgerufen werden kann. Da dieser Weight-Watch-Floor in vier Segmente teilbar ist, würde er sogar das unabhängiger Wiegen von bis zu vier Küken erlauben, an einer Fünf-Zonen_Version wird noch gearbeitet, ob diese allerdings schon in der nächsten Brutzeit einse3tzbar ist, bleibt noch sehr ungewiss. Weniger problematisch sieht es da mit der im Herbst zu installierenden Futterschleuder aus. Während in anderen Gegenden – zugegeben noch sehr ursprünglich – mit warmen Eimern gearbeitet wird, werden wir als erste weltweit die in die Kamera integrierte Futterschleuder einsetzen. Testversuche sollen im Spätsommer starten, um Schorsch und Nummer 7 schon frühzeitig an die Funktion und Arbeitsweise dieser sensationellen Neuerung zu gewöhnen. Um uns die Patentrechte zu sichern, wollen wir im Vorfeld noch nicht mehr über die Wirkungsweise verraten! Nur so viel sei schon angedeutet. Es werden – wie umfangreiche Laborversuche schon erkennen lassen – sensationelle Ergebnisse zu erwarten sein, die alle mit Storchenschutz befasste Personen – und ihre Zahl zählt in die Millionen – vor Neid erblassen lassen und Dinkelsbühl zu einem Mekka auf diesem Gebiet werden lassen. Zahlreiche Symposien zu der angesprochenen Thematik werden die Übernachtungszahlen explodieren lassen und dafür sorgen, dass in nicht allzu ferner Zukunft aus dem momentan zum Historischen Museum umgebauten alten Rathaus eine Nobelherberge für Wissenschaftler aus aller Welt entstehen wird.

Beinahe hätte ich vor lauter Begeisterung über die Zukunft meinen kurzen Tagesbericht vergessen, bei dessen Vorbereitung ich meine Vision in die Zukunft entwickeln konnte. Ich muss gestehen, dass ich selbst ein wenig erschrocken bin, mit welchen Segnungen der Technik wir doch bereits bedacht sind und mit welchen wir uns noch bedenken können.

Es gab heute insgesamt fünf Anflüge von Schorsch und Nummer 7 ans Nest. Bei etwa 17 Tagesstunden ergibt dies immerhin ein durchschnittliches Ablöseintervall von etwa 3,5 Stunden. Dass heute erstmals auch Nummer 7 ihren Senior allein ließ, kann vernachlässigt werden. Einmal drehte sie nur eine Platzrunde und beim zweiten Mal blieb sie gerade mal zwei Minuten ihrer Kinderstube fern. Auch Schorsch ließ „Ihn“ einmal für zwei Minuten seine eigenen Wege gehen. Beim Hausherren diente dieser Kurzausflug dem Eintrag von frischem Nistmaterial. In der Weißfärbung der Beine beider Elternteile erkennt man leicht und schnell, dass es auch heute weiterhin sehr warm und schwül blieb. Bei Schorsch ist ein leichtes Plus in der Intensität und Ausdehnung der weißen Zone gegenüber Nummer 7 zu erkennen. Kein Wunder, muss sich doch Schorsch auch etwas mehr bei der Futtersuche anstrengen!           


Frühstück

Mama ist zweimal weg
   
 
Die weißen Beinkleider von Schorsch und Nummer 7

 
Meisterbettler


Im Dunkeln ist gut Munkeln

 
24. Jun. 08

Am Vormittag zog eine schwache Gewitterfront über unser Gebiet, die zum Glück nur 1 bis 2 Liter Regen brachte und keine Auswirkungen auf Schorschs Familie mit sich brachte. Sie reichte aber aus, um in Nummer 7 mütterliche Instinkte zu wecken und ihren Großen in gekonnter Manier unter die Fittiche zu nehmen. Da schaute kein Federchen mehr heraus, so umfangreich war der Schutz von Mutter. Dass sich Senior dennoch nasse Füße und Federn holte, schadete bei milden Temperaturen und einem weiter gewachsenen Federkleid niemandem. Futter wurde auch gebracht und am Verhalten von Senior kann man erkennen, ob es ausreichend war oder ob er gerne noch einen Nachschlag vertragen könnte. Vogelküken betteln, wenn sie Hunger haben und dies umso ausdauernder und intensiver, je stärker die Hungergefühle sich entwickeln. Warum sollte es bei Senior anders sein? Bettelt er, hat er Hunger, bettelt er nicht, hat er keinen Hunger.

Auffällig war während des Nachmittages, dass „Er“ und „Sie“ mit Aufregungen im Luftraum zu kämpfen hatten. Beide zeigten da Präsenz am Nest und es kam zu nicht eingeplanten An- und Abflügen Das führte aber auch zu einem wiederholten Alleinsein Seniors, das aber immer nur wenige Minuten dauerte und im Verfolgen des Eindringlings durch Schorsch seine Erklärung fand. Warum aber Schorsch ab den Mittagsstunden bis zum Einbruch der Dunkelheit keine Ablösung fand, weil Nummer 7 außer bei der Feindabwehr nicht am Nest erschien, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Senior geht es jedenfalls gut und daran soll sich auch nichts ändern! 


Senior allein


Futter durch Mama, Futter durch Papa


Solotänzer

Fette Beute
   

Im Gewitter

Gehudert von Mama
   

Fast wieder trocken

Kampfansage
 
25. Jun. 08

Weiter gute Nachrichten aus dem Storchennest! Senior entwickelt sich weiter und macht nicht gerade den Eindruck eines schwächelnden oder gar sterbenden Kükens. Seine Eltern müssen ihn offensichtlich nicht häufiger füttern als sie es im Augenblick mit 5 bis 6 Futtergaben täglich tun. Es macht eben doch einen gewaltigen Unterschied, ob ich es nur mit einem Nestinsassen zu tun habe oder gar mit fünf hungrigen Storchenschnäbeln. Wir dürfen uns also entspannt zurücklehnen und dem weiteren Wachstum und letztlich auch dem Ausfliegetermin Seniors entgegensehen. Er wird es schaffen, so wie viele seiner Artgenossen in zahlreichen Nestern des westlichen Mittelfrankens. Von verhungerten Nestinsassen ist mir bisher nichts bekannt geworden und bis auf drei Jungstörche in drei verschiedenen Nestern , die seit ihrer Beringung gestorben sind (Ursache in zwei Fällen unbekannt, in einem Fall Verschlucken von Bindegarn), weiß ich von keinen weiteren Opfern. Das ergibt einen neuen Rekord an Jungvögeln seit ich Störche in meinem Gebiet betreue und beringe und das sind immerhin fast 40 Jahre!

Es scheint sich schon zur Gewohnheit zu entwickeln, dass Senior die ersten Minuten des neuen Tages allein im Nest verbringen darf. Auch heute verhielt es sich so und erst um 5:45 Uhr bekam der Bettelstudent erstmals wieder Besuch von einem Elternteil in Gestalt von Schorsch. Senior hatte Hunger und bekam, was er wollte. Knapp 20 Minuten später kam auch Nummer 7 von ihrem Frühstück zurück und versorgte ihr Kind ebenso liebevoll und ausgiebig. Ab 10:15 Uhr – Nummer 7 hatte noch Innendienst – ging es über eine Viertelstunde sehr hoch am Nest her. Sogar Schorsch war zur Stelle und brachte seinen vollen Einsatz zur Geltung. Mit vereinten Kräften bewegte man schließlich die Eindringlinge, sich dem Nest nicht ganz zu nähern. Als sich die Lage wieder entspannt hatte, flog Nummer 7 ab, Schorsch fütterte und widmete sich danach seinem Nachwuchs. Für die nächsten vier Stunden änderte sich an dieser Situation nichts mehr. Erst um 17:26 Uhr kam es zu einer neuen Ablösung am Nest durch Schorsch. Dreimal ließ er in den kommenden vier Stunden sein Kind für ein bis drei Minuten allein im Nest zurück. Ob da erneut ein Fremdstorch seine Hand im Spiel hatte? Anders war dieses Verhalten kaum zu erklären. Um 21:23 Uhr schließlich brachte Nummer 7 zum letzten Mal Futter für Senior mit. Wo sich Schorsch jeweils in der Nacht befindet, muss ich noch herausfinden. Es steht ziemlich sicher fest, dass er nicht zusammen mit Nummer 7 bei Senior bleibt. Ich muss doch einmal in den nächsten Tagen nach Einbruch der Dunkelheit Nest und Nachbardächer nach dem Standort von Schorsch absuchen oder jemanden aus Dinkelsbühl beauftragen – ich denke da vor allem an unsere Carola – nach dem Verbleib von Schorsch zu suchen. Nicht auszuschließen ist aber auch der Fall, dass er doch im Nest zusammen mit der Restfamilie nächtigt.

Wer immer noch nicht glaubt, dass Senior erneut ein Stück gewachsen ist, soll eines der folgenden Bilder betrachten. Dort können Sie erkennen, dass Senior erstmals im Stehen aus dem Bild gerückt ist. Da werde ich bald den Bildausschnitt neu festlegen müssen, um unseren großen Kleinen stets komplett im Bild zu erfassen.

Von der Wetterfront sei angemerkt, dass es heute erneut schwülheiß war mit etwas über 30 Grad. Ein kurzes, aber nicht allzu heftiges Gewitter brachte am Nachmittag wenigstens drei Liter Regen, danach aber eine Abkühlung um 10 Grad.


Am Morgen allein

Schorsch füttert
   

Nummer 7 füttert

Senior wächst aus dem Bilde

 
Chronik einer Bedrohung durch Angreifer
 
 

 

 
Das Gewitter

 
26. Jun. 08

Erneut ein herrlicher und von den Temperaturen (15 bis 25 Grad) aus betrachtet höchst angenehmer Tag. Schorsch und Nummer 7 brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen und können ihren Senior in aller Ruhe weitere Wochen im Nest versorgen und bemuttern. Natürlich gibt es in Dinkelsbühl und seiner näheren und weiteren Umgebung genug Futter für unseren Kleinen.

Dass es dennoch immer Verbesserungen gibt und Verbesserungen mit aller Kraft in die Wege geleitet werden müssen, beweist unsere neue Lebensrauminitiative, auf die ich Sie heute wieder einmal hinweisen möchte. Unter dem Button „Ankaufaktion“ http://www.bn-ansbach.de/storchcam/ankaufwoernitz.htm finden Sie alles Wichtige zu diesem überaus sinnvollen Projekt, das Schorsch und Nummer 7 in den nächsten Jahren voll und ganz nutzen könnten. Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß und unserem Storchenpaar eine Chance, noch leichter ans Futter zu kommen. Sie wissen ja seit meinem Tagebucheintrag vom 23. Juni, dass im Jahr 2009 erstmals mit fünf Jungen zu rechnen sein wird. Eine solche Zahl bis zum Ausfliegen zu bringen erfordert ein hohes Maß an Nahrungskapazität, also kommen wir nicht umhin, die Wiese bei Segringen, im wahrsten Sinne des Wortes vor den Toren der Stadt gelegen, schnellstens in unseren Besitz zu bringen und zu optimieren. Packen wir es an, ehe es zu spät ist!

In den ersten Minuten des neuen Tages scheinen beide Eltern ihren Senior ganz besonders gerne alleine zu Hause zu lassen. So auch an diesem Donnerstag.

Im Morgengrauen vermisste man nämlich Schorsch und Nummer 7 in seiner Nähe und erst um 6:09 Uhr. Also rund eine Stunde, nachdem der Abflug stattgefunden haben musste, kehrte Schorsch zum Nest zurück und brachte auch das Frühstück für Senior ans Bett. Kaum fünf Minuten später brachte bereits Nummer 7 den ersten Nachschlag, wobei sie diesen vorher allerdings mit einem dicken Paket Gras garnierte, das Senior fast bedeckte. Frisch gestärkt verbrachte dieser einen ruhigen Vormittag, der erst eine halbe Stunde nach Mittag durch das Erscheinen von Nummer 7 beendet und mit einer neuen Futtergabe gekrönt wurde. Wenn Senior Hunger hat schnappt er kurz nach der Landung des Futterbringers nach dessen Schnabel, bleibt im Fersensitz, breitet schließlich beide Flügel leicht angewinkelt auseinander und erwartet, immer auf die Schnabelspitze von Vater oder Mutter fixiert, das Auswürgen der verschluckten Nahrungstiere. Das Aufnehmen und Verschlucken derselben geschieht danach so schnell und blitzartig, dass wir es als Gucker meist gar nicht mitbekommen. Lediglich an Ausbeulungen an der Halspartie von Senior lässt sich danach erahnen, welch großer Brocken gerade die Speiseröhre passiert.   

Schorsch ließ heute nicht so lange auf sich warten und brachte bereits nach zwei Stunden die nächste Futterration. In der Folge lag es eindeutig an seiner Partnerin, wenn sie „Ihn“ geschlagene fünf Stunden sitzen und stehen ließ, bis sie sich ans Nest bequemte. So blieb für Schorsch gerade mal noch eine gute Stunde, um sich für die Nacht zu stärken.


Senior wartet

und bekommt tüchtig Futter
   

Ein wunderschönes Mitbringsel

Nummer 7 füttert

 
Senior hat ganz schön zu würgen

 
27. Jun. 08

Die Kaltfront hat unser Gebiet heute erreicht. Ohne Regen setzte sich die etwas kühlere Luft durch und brachte eine erträgliche Höchsttemperatur von 22 Grad. Auch in der Nacht konnte man bei 11 Grad wieder einmal durchatmen, doch die nächste Woche verspricht erneut eine Hitzeschlacht. Sie wissen bereits: Schorsch und Nummer 7 werden dann ihre weiße Beinkleider anlegen!

Selten haben wir so turbulente Morgenstunden am Nest erlebt wie an diesem Tag. Schuld an diesem Treiben war in erster Linie Schorsch persönlich. Was er vom Morgengrauen an für den Ausbau des Nestes leistete, war enorm. Nachdem Nummer 7 ihren Senior im ersten Licht alleine zurückgelassen hatte, hatte fortan Schorsch das Kommando am Nest. Bis 8:12 Uhr hielt es unseren Hausherren keine zwei Minuten am Nest. Stets pendelte er hin und her und schien seinem Jüngsten Nachhilfeunterricht in Sachen Nestbau zu geben. Senior hatte sichtlich Spaß am bunten Treiben und genoss die Minuten, die er zwischen den Flügen immer wieder alleine zubringen durfte. Zwischendrin wurde der Nestbauer durch Betteleinlagen von Senior doch einmal zum Füttern veranlasst, der Rest galt heute einmal der Verschönerung der Storchenwohnung. Diese Episode endete erst mit dem Auftauchen von Nummer 7, worauf der Storchenmann klein beigab und sich der Nahrungssuche widmete. Eine erneute Alarmstimmung – verursacht durch einen oder mehrere Fremdstörche – führte kurz vor 10 Uhr zur Familienvereinigung. Die Lage entspannte sich jedoch schnell und Schorsch hielt die Stellung am Nest. Erneut musste er recht lange auf Nummer 7 warten. Nach fast vier Stunden war er erlöst und düste in die Nahrungsgründe ab.

Nachdem die ersten Wochen der Jungenaufzucht vorüber sind, entwickelt sich nun Mama Storch zur Langweilerin, die ewig nicht zur Ablösung erscheinen will. Da hatten wir schon den Verdacht, Schorsch sei an allem Schuld! Nun gilt Gleiches auch für Mama Storch und dafür einen plausiblen Grund zu finden, gelingt schon gar nicht, besitzt ihr Schnabel doch eine überragende Länge und Spitze und sollte eigentlich zum Töten fetter Beute bestens geeignet sein.

Um 16:20 Uhr erschien Schorsch – und hiermit beginnt der Rest des Tages noch einmal abzulaufen – weniger als drei Stunden nach seinem Abflug wieder am Nest. Kurz nach 19 Uhr hatte er die Warterei dicke und flog ab, ohne auf die Ablösung zu warten. Er weiß ebengenau, was er Senior zumuten darf und das heißt, dass man ihn auch einmal längere Zeit alleine lassen darf. Aus wenigen Minuten entwickelten sich allerdings im Nu knappe zwei Stunden! Da wird Nummer 7 aber gestaunt haben, als sie kurz vor 21 Uhr zur letzten Fütterung erschien. Von Schorsch bekamen wir Webcamgucker an diesem Abend aber nichts mehr zu sehen. Er erschien sicher erst am Nest oder im Nestumfeld, als w8ir schon nichts mehr sahen, er aber wegen seiner hervorragenden Ortskenntnis auch schon mal einen Blindflug aufs Parkett zaubern kann.


Senior allein

Nestbauer Schorsch
   

Eine Schnabelstudie

Seltenes Blattwerk als Nistmaterial
   

Dicker
Brocken

mit anschließender
„Schwellung“ am Hals
 
28. Jun. 08

Der Morgen begann mit dem Abflug von Nummer 7, Schorsch folgte um 5:28 Uhr. Danach räkelte sich unser Senior alleine im Nest, ehe Schorsch um 6:11 Uhr und gleich darauf auch seine Partnerin wieder am Nest eintrafen. Nummer 7 gab ihrem Sprössling Futter, während Schorsch erneut das Weite suchte. Die nächste Ablösung folgte eine gute Stunde später und Schorsch übernahm den Innendienst. Ob es nun zwischendurch mal Bildausfall gab, der unbemerkt an uns vorüberging oder ob Nummer 7 nun wirklich so lange ausblieb, kann nicht mit 100%-iger Sicherheit gesagt werden. Nach sechseinhalb Stunden hatte Schorsch die Schnauze bzw. den Schnabel voll und flog vom Nest. Senior hatte derweil wieder einmal eine sturmfreie Bude. 30 Minuten später tauchte abermals Schorsch auf und es schien, als hätte er seine Nummer 7 irgendwo gesucht und ihr den Marsch geblasen. Denn kaum war er gelandet, flog auch die untreue Kameradin ein. Nun durfte Schorsch seinen Ausgang genießen, doch auch diesmal stand er zu seiner Verpflichtung und ließ Nummer 7 nur 90 Minuten warten. Knappe drei Stunden später – noch immer hielt Schorsch die Stellung – düste er ab, ohne die Ablösung zu erwarten. Senior genoss bald eine volle Stunde und fand letztlich in Nummer 7 eine ergiebige Futterquelle.

Als sich die Nacht über die Stadt senkte und alles in oranges Licht tauchte, war Carola unterwegs, um ihre Hausaufgaben zu machen. Ich hatte sie nämlich gebeten, nach dem Übernachtungsplatz unseres Schorsch zu suchen. Als sie gegen 22 Uhr  das alte Rathaus passierte, stand nur Nummer 7 im Nest. Gegen 23 Uhr dann die Bestätigung! Schorsch war irgendwann dazwischen zurückgekehrt und stand nun ebenfalls im Nest und träumte zusammen mit seiner Partnerin in den neuen Tag.


Senior am Morgen allein

Ablösung im Morgengrauen
   

Was guckt ihr?

Da zeigt einer seine vordere Extremität
   

und so soll sie mal aussehen

Nummer 7 füttert


Ruhephase im Nest

 
29. Jun. 08

Ein herrlicher Sonntag! Am Morgen bei 12 Grad frisch und angenehm, am späten Nachmittag bzw. am frühen Abend bei 27 Grad immer noch erträglich. Dass es lange nicht mehr geregnet hat, bedeutet für Storch und Co. ganz sicher eine Erschwernis bei der Nahrungssuche, man sollte dieses Kriterium aber nicht überbewerten oder gar in eine Art Hysterie verfallen. Auch wenn wir es nicht sehen, was Schorsch und Nummer 7 im einzelnen ins Nest schleppen, so erkennt man an den Würgebewegungen der Eltern stets, dass man gewillt ist, Futter an das Junge abzugeben. Solches geschähe nicht, wenn da nichts erbeutet hätte. Also: Senior wird nicht verhungern! Die zweite Sorge scheint für manche die Tatsche zu sein, dass unser Kleiner, der es inzwischen doch schon auf stolze 36 Lebenstage gebracht hat, immer häufiger alleine gelassen wird. Auch diese Beobachtung sollte uns nicht an eine schlechte Fürsorge der Eltern gegenüber ihrem Nachwuchs erinnern, sondern dies ist ganz schlicht und einfach der Normalfall bei allen Storcheneltern und deren Jungen.

Wer mein Tagebuch aufmerksam verfolgt hat, wird längst wissen, dass man zwischen einer bewachten und einer unbewachten Jungenaufzucht zu unterscheiden hat. Die zuerst genannte beginnt mit dem Schlüpfen der Jungen und endet, wenn das Junge oder die Jungen zum ersten Mal alleine gelassen werden. Bei Senior war dies am 18. Juni in der Frühe erstmals der Fall. Mit 25 Tagen geschah dies vielleicht eher zu einem frühen Stadium, aber auch dies konnte keinen von uns in Aufregung versetzen. Übrigens: Im Jahre 2005 – damals hatten die Dinkelsbühler Störche zwei Junge zu versorgen – verließen die Eltern ihren Nachwuchs erstmalig bereits nach 21 Tagen, also im Alter von gerade mal drei Wochen und beide Jungen flogen schließlich gesund und munter aus! Da haben Schorsch und Nummer 7 mit ihrem Senior erst nach 25 Tagen begonnen, ihn auch einmal alleine im Nest zu lassen. Sie sehen also, dass das Verhalten, die Jungen nicht mehr zu bewachen, nichts mit fehlender Fürsorge  zu tun hat. Das machen alle Storcheneltern und sie tun das erst ab einem Zeitpunkt, zu dem die Federn so weit entwickelt sind, dass sie die Thermoregulation schon einigermaßen übernehmen können. Bei außergewöhnlichen Witterungsverhältnissen bewachen die Eltern auf alle Fälle den Nachwuchs und sie sind (meistens) auch zur Stelle, sobald sich Fremdstörche in der Luft zeigen. Da aber Schorsch und Co. bei der Nahrungssuche ihr Nest natürlich nicht immer im Auge haben, kann es durchaus vorkommen, dass ein Fremdstorch im Nest landet und die Jungen attackiert. Nun greift eine angeborene Verhaltensweise, die Sie auch von den Beringungen kennen: Die Jungen fallen in Akinese (Bewegungslosigkeit). Stößt ein Angreifer nun zu und es rührt sich nichts, besteht durchaus die Chance für den Nachwuchs, mit nicht lebensbedrohenden Blessuren davonzukommen. Leider gilt dies nicht in allen Fällen, so dass dann auch mit Verlusten zu rechnen ist. Aber bitte nicht schon wieder Schwarzmalerei betreiben! Dies kommt vor, aber nur ausnahmsweise!

Schorsch hielt heute im Morgengrauen wieder einmal Wache bei Senior und flog erst gegen 6:30 Uhr ab, nur um schnell mal in vier Minuten wieder Nistmaterial abzuholen. Danach hielt er eine knappe Stunde die Stellung bei Senior, bis dieser dann endgültig für 60 Minuten allein bleiben durfte. Statt Schorsch schwebte nun Nummer 7 ein, fütterte und zog sich schon nach fünf Minuten erneut zurück. Um 9:09 Uhr kam Schorsch, um 11:04 Uhr Nummer 7, doch dann verlängerten sich – wie schon eine ganze Weile in ähnlicher Weise – zum Nachmittag und Abend zu die Ablöseintervalle. Dass Schorsch als erster am Nachmittag nach über drei Stunden ein Stelldichein gab, bewegte sich noch innerhalb der Norm. Er verlor aber zwischendurch immer mal die Geduld und ließ Senior für wenige Minuten allein. Damit unterstrich er, dass er sehr wohl sein Junges nach Kräften unterstützen und bewachen kann und er es nur dann alleine lässt, wenn es unbedingt sein muss und keine unmittelbare Gefahr dabei droht.

Dass aber Nummer 7 geschlagene sechs Stunden ausblieb, stellte ihr kein Ruhmesblatt aus. Bis zum Einbruch der Dunkelheit zeigte sich Schorsch nicht mehr am Nest. Er stellte sich aber ganz sicher ein, als die Kamera keine brauchbaren Bilder mehr liefern konnte.


Strammer Kerl

Papa ist weg
   

Es gibt Maus

Da zeigt einer seinem Nachwuchs die Sporen
   

 Im Doppelbett

Da liegt jede Menge Futter im Nest
 
30. Jun. 08

Herrliches und angenehmes Sommerwetter zwischen 15 und 27 Grad, kein Niederschlag und kühlender Wind! Leider blieb auch heute der Regen aus, so dass die Trockenheit weiter andauert.

Der Trend der letzten Tage setzte sich ungebremst fort! Erneut war es Nummer 7, die dem Nest die längste Zeit den Rücken kehrte. Im einzelnen sah das so aus, dass die Dame des Hauses im Morgengrauen als erstes zum Abflug ansetzte und erst um 8:34 Uhr zum ersten Mal wieder nach über drei Stunden am Nest erschien. Sieben Minuten später hatte sie sich bereits abgesetzt und ihren Nachwuchs alleine zurückgelassen. Bis zum nächsten Erscheinen musste man abermals sehr lange warten. Fünf Stunden vergingen, ehe „Sie“ bei Senior wieder auftauchte. Diesmal dauerte ihr Aufenthalt wenigstens 90 Minuten, ehe sich fremde Störche und Schorsch zeigten und für Unruhe sorgten. Kurz nach 15 Uhr verschwand Nummer 7 und erschien zum letzten Mal an diesem Tag um 19 Uhr. Danach blieb sie bis zum Einbruch der Dunkelheit. Zieht man eine kleine Zeitbilanz kommt man auf eine zeitliche Präsenz am Nest von gerade mal vier Stunden für unsere Nummer 7 bei 17 in die „Wertung“ genommenen Stunden. Schorsch kam auf sieben Stunden, den Rest verbrachte Senior allein im Nest. Keine schlechte Bilanz. Wenn wir noch einige Wochen weiter beobachten, werden die Alten nur noch für die Zeit der Fütterung im Nest landen und den Rest der Zeit entweder im Nahrungsgebiet oder auf Dächern in der Umgebung des Nestes verbringen. Dennoch wir man sie auch dann nicht als Rabeneltern bezeichnen dürfen, sondern als Tiere die das tun, was sie instinktgemäß tun müssen, ohne es zu wollen!

Da während der Jungenaufzucht bei sommerlichen Temperaturen von 30 Grad und mehr der Flüssigkeitsbedarf nicht allein durch die aufgenommenen Nahrung gedeckt werden kann, benötigen die Jungen (wie auch die Eltern) zusätzlich Wasser. Während es für letztere kein Problem darstellt, aus einem Wassergraben Wasser zu schöpfen und dieses zu trinken, ist es für die Jungen schon schwieriger an die Wasserstelle zu kommen. Hier benötigen sie die Hilfe der Eltern. Schorsch praktizierte eine solche „Wasserlektion“ am Nachmittag in Vollendung. Einen fünfminütigen Abflug vom Nest hatte Schorsch dazu genutzt, an einer Wasserstelle, die im nahen Umfeld des Nestes liegen muss, zu trinken. Dazu stieg er ein Stückchen in den Graben, öffnete den Schnabel leicht, bis der Unterschnabel „Wasserkontakt“ meldete, bewegte danach den leicht ins Wasser getauchten Schnabel ein Stückchen vorwärts, schloss den Schnabel wieder, hob den Kopf senkrecht in die Höhe und ließ das Nass in die Speiseröhre hinabgleiten. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male, bis in etwa ein viertel Liter aufgenommen war. Anschließend flog er auf kürzestem Wege zum Nest und ließ – statt Futter abzugeben – einen Wasserstrahl mehr oder weniger zielgerichtet auf Senior herabrinnen. Ob Senior etwas direkt in den Schnabel bekam, sollte nur zweitrangig gewesen sein. Allein etwas Nasses über das Gefieder zu bekommen, versprach schon durch die entstehende Verdunstung zusätzliche Kühlung. So geht das auch mehrmals täglich!

Bedenken Sie bitte in diesem Zusammenhang auch, dass es eine große Zahl von Störchen in Spanien und Nordafrika gibt. Während der Jungenaufzucht herrschen dort zum Teil weit höhere Außentemperaturen als bei uns in Mitteleuropa und selbst in diesen Regionen werden die Jungen ab einem gewissen Alter nicht mehr von den Eltern bewacht, beschattet oder gehudert. Da kann es schon sein, dass der Nachwuchs in der prallen Sonne bei über 60 Grad ausharren muss und er solche Temperaturen auch übersteht.


Da gab es wieder kräftig Futter

Schattenspender
   

Senior wird immer größer

Schorsch würgt
   

Alarm im Hause

Schorsch als Wasserspeier
   

Senior mal wieder allein

Wieder ein dicker Brocken
 
1. Jul. 08

Ein weiterer heißer Sommertag stand bevor! Die Quecksilbersäule kletterte auf 30 Grad, es blieb trocken und das Wasserdefizit erhöhte sich erneut.

Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von einer Neuansiedlung in Harburg im Kreis Donau-Ries erzählt. Auf dem Betriebsgelände eines riesigen Zementwerkes hat ein Storchenpaar spät im April den hohen Kamin eines aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kalkbrennofens bezogen. Nach schwierigen Verhandlungen mit der Firmenleitung und der Freiwilligen Feuerwehr aus Donauwörth, die ihre Drehleiter für den Einsatz bereit stellte, fanden wir am frühen Nachmittag einen Termin, der für alle Seiten passend war. Ihr Tagebuchschreiber machte sich gleich nach einem anstrengenden Schultag auf die Socken und bewältigte die 70 Kilometer bis zum Einsatzort. Das Paar - oder besser gesagt das Männchen des Paares – hatte in den vergangenen Jahren stets im nur zwei Kilometer entfernten Ebermergen auf dem Pfarrhaus seine Brut großgezogen. Im vergangenen Jahr verunglückte das beringte Weibchen an der nahen Bundesstraße tödlich, die Jungen starben. Auch heuer war das Männchen frühzeitig aus dem  Winterquartier zurückgekehrt und hatte eine neue Partnerin gefunden. Doch noch vor Beginn der Brut passierte ein neues Unglück. Das Weibchen wurde mit einer schrecklichen Beinverletzung – ihr war ein Fuß fast komplett von einer Falle abgeschlagen worden – beobachtet. Alle Versuche, ihrer habhaft zu werden, scheiterten, bis die Unglückliche eines Tages verschollen blieb. Über ihren weiteren Verbleib wurde bis heute nichts bekannt. Offensichtlich hatte diesen schlimmen Erlebnisse für das Männchen zur Folge, dass es nach Harburg umzog und mit einem abermals neuen Weibchen eine Brut begann und erfolgreich gestalten konnte. Zwei Junge hatte heute das beringungsfähige Alter erreicht und warteten auf Ihren Tagebuchschreiber. Doch je länger ich mir den hohen Kamin betrachtete umso größer wurden meine Zweifel, ob die Drehleiterlänge von 30 Metern ausreichen würde, das Nest zu erklimmen.

Pünktlich führ die Feuerwehr vor und nach einem Versuch, den leeren Korb der Drehleiter ans Nest zu bugsieren, stand fest: Die Leiter ist definitiv zu kurz! Es fehlten einige Meter. So sammelt man seine Erfahrungen und jeder der Beteiligten konnte daraus seine Lehren ziehen. Wir werden es im nächsten Jahr – sollte das Nest wieder besetzt sein – nicht mehr mit der Feuerwehr versuchen, sondern einen anderen Weg wählen. Außerdem muss nicht jeder Jungstorch einen Ring tragen, um glücklich werden zu können. Die Freude über die erfolgreiche Neuansiedlung wiegt alles um ein Vielfaches wieder auf. Etwas indigniert zogen Feuerwehr und Tagebuchschreiber wieder von dannen.


Harburg und die Feuerwehr

Auf der Rückfahrt durfte ich mich davon überzeugen, dass alle von mir beringten Jungen noch am Leben waren. In Munningen haben letztlich zwei von drei überlebt, in Rudelstetten stehen die drei Jungen des Jahres 2008 kurz vor dem Ausfliegen, in Oettingen standen alle drei Jungstörche im Nest, in Wassertrüdingen deren zwei, in Wittelshofen ebenfalls zwei.

Aus Donauwörth gibt es allerdings traurige Kunde. Der dortige Nestbetreuer musste heute erneut einen toten Jungstorch bergen. Er war aus dem Nest gestürzt oder beim Landeanflug gegen ein Hindernis geprallt. Die Folge war in beiden Fällen der Tod. Eine Untersuchung des Opfers erbrachte allerdings Erschreckendes. Der Vogel wog gerade noch 2100 Gramm (normal wären etwa 3500 g), sein gesamtes Großgefieder wies zahllose „Hungermarken“ auf.

Han- und Armschwingen hatten sich durch eine lang andauernde Mangelernährung nur unzureichend entwickelt und waren deshalb für einen Flug nicht oder nur unzureichend geeignet. Kein Wunder, dass Meister Adebar eine tödlich verlaufende Bruchlandung fabrizierte. Nun hat von drei beringten Störchen nur einer überlebt, bei dem ebenfalls Anzeichen einer Unter- oder Mangelernährung zu verzeichnen sind. Hoffen wir, dass es ihm nicht auch noch so ergeht wie seinen Nestgeschwistern. Auffällig an den Donauwörther Störchen ist die Tatsache, dass sich solche Fehlentwicklungen bei den Jungen nicht das erste Mal ereignen. Der örtliche Nestbetreuer führt dies auf die unterlassenen Pflegeleistungen der zahlreich im Umfeld der Stadt entstandenen Storchenbiotope zurück, die seit diesem Jahr sich selbst überlassen werden und für das Storchenpaar nicht mehr nutzbar sind. Eine Eingabe an die Stadt – sie ist für die Pflege verantwortlich – soll diesen Zustand schnell beenden helfen. Der Tod der Jungen, so schmerzlich er auch ist, soll in dieser Frage als Beschleuniger helfen und die Stadt verstärkt in die Pflicht rufen.

Der Donauwörther Fall zeigt aber deutlich, dass von Ort zu Ort unterschiedlich Engpässe in der Nahrungsversorgung auftreten können. In dem Gebiet, in dem ich einen guten Überblick besitze, ist dies allerdings der einzige Fall.

Noch eine interessante Beobachtung auf meiner Fahrt möchte ich nicht unerwähnt lassen. Bei Fessenheim im Ries beobachtete ich einen Trupp aus fünf Störchen, von denen drei beringt waren. Alle hatten sich an einem landwirtschaftlichen Gerät mit Kreiselmäher versammelt und während der Bauer die Wiese mähte, hielten sie sich an aufgeschreckten Beutetieren schadlos, die in großer Zahl zu Tage traten. Die Ablesung der Ringe gelang leider nicht. Die beiden ELSA-Ringe waren durch den Kot, der der Thermoregulation dient, unleserlich geworden, nur eine Teilfläche ließ sich lesen und wies den Storch als echten Schweizer aus. Ein Alu-Ringstorch sollte aus dem nahen Rudelstetten stammen, eine Ablesung musste ebenfalls abgebrochen werden.

Nebenbei bemerkt: In Mosbach sind alle fünf Jungstörche ausgeflogen! Dies kann als kleine Sensation bezeichnet werden.

Morgendliche Unruhe am Nest. „Wachmann“ Schorsch hatte offenbar etwas bemerkt, was ihn sehr störte und zu mehreren Ab- und Anflügen innerhalb weniger Minuten veranlasste. Sicher waren es wieder Fremde, die die Nacht in der Nähe verbracht hatten und nun die Aufmerksamkeit des Nestinhabers störten. Auch Nummer 7 leitstete sich eine Stippvisite, ehe sie sich ohne zu füttern verabschiedete und Senior allein auf dem Plan zurückließ. Dies ging schließlich mehr oder weniger auch in den nächsten Stunden so weiter, so dass Schorsch und Partnerin viel Abwehrarbeit zu leisten hatten und nicht so sehr zum Füttern kamen. In den letzten Wochen können wir nichts Vergleichbares beisteuern. Nicht selten genügte es nicht, wenn nur ein Elternteil anwesend war, meist halfen sogar beide zusammen und stellten sich schützend und gleichzeitig drohend vor Senior. Erst gegen 18 Uhr entspannte sich die Lage und Senior durfte das Alleinsein danach noch fast vier Stunden am Stück genießen. 


Senior allein

Schorsch füttert
   

Senior mit dickem Hal

Schattenspende
   

Helle Aufregung

Fütterung


 Sichtbares Wachstum

Gestatten Sie mir zum Schluss noch einen Hinweis in eigener Sache.

Bei der Beringung von Senior am 21.6.2008 begleitete mich ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks. Aus der Fülle des dabei entstandenen Filmmaterials ist nun ein Beitrag entstanden, der am kommenden Montag, dem 7. Juli 2008 im Bayerischen Fernsehen zur Ausstrahlung kommt. Im Magazin „Wir in Bayern“, das von 16:05 Uhr bis 17:00 Uhr läuft,  beschäftigt sich ein Beitrag (kommt gegen 16:20 Uhr) mit dem Storchenmann Thomas Ziegler aus Feuchtwangen.

http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/wir-in-bayern/index.xml

Unter dem obigen Link finden Sie sicher in den nächsten Tagen genauere Hinweise zur Magazinsendung am 7.7.

 
2. Jul. 08

Erneut ein heißer Tag! Temperaturen über 30 Grad und selbst die Nacht zum heutigen Donnerstag blieb mit 15 Grad recht mild. Am frühen Abend gab es ein Gewitter, das ohne Folgen blieb und lediglich 2,5 Liter Regen auf den Quadratmeter brachte.

Der Trend hält weiter an! Schorsch und Nummer 7 lassen ihren Senior mehr und mehr alleine. Es werden bald Tage kommen, an denen die Eltern gerade noch zur Futterübergabe am Nest landen und die restliche Zeit außerhalb des Nestes verbringen. Da spielt es keine Rolle, ob man diese Zeit in unmittelbarer Nestumgebung auf einem Hausdach oder im Nahrungsgebiet ableistet.

Auch heute gab es jede Menge Stress für Schorsch und Nummer 7! Von 13 Uhr an und das über 20 Minuten lang herrschte helle Aufregung bei den Eltern unseres Heranwachsenden. Ganz sicher machte in diesen Minuten der eine oder andere Fremdstorch den Luftraum über dem Nest unsicher. Davon abgesehen bewegte sich der Rest des Tages im normalen Rahmen. Es kam zu Fütterungen, bei denen Senior sichtbar kompakte Nahrungsbrocken abbekam und von einer Vernachlässigung durch die Eltern wahrlich keine Rede mehr sein kann. Er wächst und gedeiht, was man ja genau daran ablesen kann, dass er mehr und mehr aus dem Bild ragt und ich demnächst wohl eine andere Bildeinstellung wählen sollte. Ich denke, dass diese Entscheidung auch in Ihrem Sinne sein wird.


Weiße Beine bei Schorsch

Tschüss, Senior
   

Endlich
allein

Meine Eltern
versorgen mich doch optimal

 
Da liegt was in der Luft!

Am Abend erreichte mich ein Anruf aus Mosbach, dem Nest, an dem vor einigen Tagen die fünf Jungen erste Ausflüge unternommen hatten. Auf der Ortstraße, so die Anruferin, laufe ein Storch, der hinke und nicht wegfliege. Ihr Tagebuchschreiber setzte sich sofort ins Auto und fuhr an den Ort des Geschehens. Die Sachlage stellte sich wie beschrieben dar. Ein Storch, eindeutig als Jungstorch identifizierbar beschritt die Ortstraße und wurde dabei von einigen Anwohnern beäugt. Als ich hinzutrat, lief der Bruchpilot einige Meter vor mir her und strandete schließlich im Hof eines landwirtschaftlichen Anwesens. Beim Verfolgen fiel auf, dass der Vogel keine Beeinträchtigungen, also auch kein Hinken, zeigte. In die Enge getrieben ließ er sich mühelos fangen und unter den Arm nehmen. Das Gefieder war vom immer noch leichten Gewitterregen etwas durchnässt, ansonsten machte der Vogel aber einen unversehrten Eindruck. Offenbar war er beim abendlichen Anflug ans Nest nicht richtig gelandet, abgerutscht und schließlich nicht mehr in der Lage, im Häusermeer von Mosbach neu zu starten. Ich trug ihn vor den Ort, stellte ihn auf den Fahrweg und schon erhob sich der Jungflieger in die Luft. Da seine vier Nestgeschwister die Storchenbehausung schon mehr als füllten, zog es der Jungstorch vor, auf einem benachbarten Scheunendach zu landen. Während die Eltern ihn dort im Augen behielten, verbrachte er die Nacht wohl auf fremden Terrain. Morgen sollte es ihm aber wieder gelingen, zu seinen Geschwistern aufzuschließen.

Und noch eine telefonische Nachricht erreichte mich an diesem Tag. Dabei ging es um den Fund eines toten, beringten Storches in der Nähe von Bernhardswend, rund 6 Kilometer östlich von Dinkelsbühl. Könnte es sein, dass dieser Fall auch etwas mit den Attacken gegen unser Nest in Dinkelsbühl während der vergangenen Tage zu tun haben sollte. Der Anrufer meldete weiter, dass er den Ring, nach der Beschreibung handelte es sich um einen ELSA-Ring der Vogelwarte Helgoland, gesichert und den Kadaver bereits vergraben habe. Immerhin wusste der Finder, dass er wenigstens den Ring „bergen“ müsse, es wäre aber auch gut gewesen, wenigstens nach der Todesursache zu forschen. Ich werde der Sache in jedem Falle noch nachgehen.

 
3. Jul. 08

Ein Tag, an dem ich mich mit einer ganz kurzen Übersicht zufrieden gebe. Nach warmer Nacht und einem abermals sonnigen und schwülwarmen Tag gab es mit 3,5 Litern Regen auf den Quadratmeter während eines abendlichen Gewitters die ersehnte Abkühlung und den ersehnten – allerdings nicht sehr ergiebigen – Regen.

Die Bilder verdunkelten sich während des Gewitters leider allzu sehr und hellten sich auch bis zum Einbruch der Nacht nicht mehr wesentlich auf, so dass ab 19 Uhr von Schorsch und seiner Familie nicht mehr viel zu sehen war.

Die Entwicklung von Senior schreitet weiter voran. Was sollte sie auch sonst tun? Carola bemerkte ganz richtig, dass man an einer beginnenden Beinverfärbung bei Senior dessen weiteres Wachstum ebenfalls erkennen kann. Waren die hinteren Extremitäten in den ersten Lebenswochen von einer dunkelgrauen Färbung gekennzeichnet, beginnt sich nun von den Zehen nach oben fortschreitend eine Aufhellung abzuzeichnen, die einen eher gelblichen oder hellbraunen Farbton aufweist. Achten Sie deshalb in den kommenden tagen auf diese Neuerung. Im ersten Tageslicht fanden wir Senior allein im Nest. Um 7:14 Uhr erschien Schorsch mit Nistmaterial, flog aber gleich wieder ab, ohne seinen Nachwuchs zu füttern. Das Gleiche passierte nach einer halben Stunde noch einmal. Dann trat Nummer 7 auf den Plan, es gab Futter und 30 Minuten Wachdienst bei Senior. Gegen 11 Uhr trafen sich beide Eltern gemeinsam im Nest, sicher erneut ein Anzeichen für Eindringlinge  in den Luftraum über dem Nest. Als man beschloss, seinen Nachwuchs sich selbst zu überlassen, war die Gefahr vorbei. Zwei Stunden später übernahm wieder Schorsch den Innendienst für über eine Stunde. Nach seinem Abflug zeigte sich die Partnerin für eine Minute am Nest, um dann erst wieder zwei Stunden später bei Senior zu erscheinen.

Senior war auch heute die meiste Zeit des Tages allein, die Eltern verziehen sich gleich nach der Fütterung wieder und bleiben nur dann für längere Zeit, wenn Gefahr im Verzug ist. An diese Situation müssen wir uns also mehr und mehr gewöhnen.


Es gibt Futter

Einsamer Rufer?
   

Es schmeckt

Austausch von Zärtlichkeiten
 
4. Jul. 08

Es hat etwas abgekühlt! Die Kaltfront, die gestern bei uns im westlichen Mittelfranken leichten Gewitterregen brachte, hat eine Abkühlung auf 23 Grad herbeigeführt  und gibt Zeit, wieder einmal etwas durchzuatmen. Für meine Unternehmungen, die sich heute wieder einmal häuften, gerade recht!

Gleich nach der Schule begebe ich mich auf große Fahrt! Erste Station ist das alte Rathaus der Stadt Dinkelsbühl mit dem Storchennest und Schorsch, Nummer 7 und Senior. Da Senior immer mehr aus dem Bild gewachsen ist, hielt ich es für angemessen, nach vielen Wochen einen neuen Bildausschnitt zu wählen, bei dem man wieder etwas mehr von Nest und Nestumgebung sehen kann. Eine solche Unternehmung bedeutet zum Teil auch ein wenig Lotterie, denn da man unter dem Dach des alten Rathauses keinen Kontrollmonitor stehen hat, auf dem man die Veränderungen des Bildes sehen und danach handeln kann, ist man auf Hilfe anderer angewiesen. Heute musste Frau Ziegler herhalten, mit der ich während der Umstellarbeiten über Handy verbunden war. Nun hat die Kamera noch einen kleinen Fehler eingebaut, der sich beim Zoomen nachteilig bemerkbar macht. Die Bewegungen der Schalter werden vom Übertragungsgerät nicht so umgesetzt wie man es beabsichtigt, sondern kleinste Schalterbewegungen lösen bei der Kamera schnellste Bewegungen aus. So muss man bei jeder Veränderung eben hoffen, dass sich der Fokus – wenn er sich wieder „beruhigt“ hat – einigermaßen in der gewünschten Position befindet. Glück muss man da schon haben! Aber nach einigen Versuchen hörte ich, dass das Bild meinen Wünschen in etwa entsprach. Mit der Schärfe verhält es sich ebenso, so dass man schließlich nach einer Viertelstunde meint, es sei in Ordnung, doch ein zweiter Blick meint das Gegenteil. Am Ende gab ich aus Zeitgründen auf. Das Bild sollte eigentlich schärfer sein, aber was nicht ist, wird in der kommenden Woche nachgeholt und auch verbessert.

   
Neue Perspektiven

 

Übrigens: Streichen Sie sich noch einmal im Kalender den kommenden Montag dick an! Ab 16:05 Uhr läuft im Bayerischen Fernsehen ein Bericht über den Storchenmann und Tagebuchschreiber. Dabei sind u.a. Bilder von der Beringungsaktion am 21. Juni und viele andere Szenen zu sehen. Die Sendung, die dies alles zeigt, ist das Nachmittagsmagazin „Wir in Bayern“ und dauert eine knappe Stunde. Der Beitrag über die Störche beginnt innerhalb dieser Sendung etwa um 16:20 Uhr.

 

Von Dinkelsbühl fuhr ich weiter nach Bernhardswend, um dort weitere Einzelheiten über den kürzlich tot gefundenen Ringstorch zu erhalten. Leider konnte ich meinen Gewährsmann nirgendwo antreffe, so dass ich alles noch einmal verschieben musste. Über Ansbach (Sohn Lucas spielte an der Wiegleb-Orgel in Sankt Gumbertus) ging es nach Wolframs-Eschenbach, der Heimat des berühmten Minnesängers. Das dortige Storchentrio im Nest auf dem Heimatmuseum der Stadt wartete schon auf die Freiwillige Feuerwehr aus Bechhofen samt Drehleiter sowie auf den Beringer der Vogelwarte Radolfzell. Die drei Jungen hatten ihr Alter auf knappe fünf Wochen geschraubt und ließen sich anstandslos mit den passenden Ringen kennzeichnen. Ein erfreuliches Ergebnis für diesen Ort im Jahre 2008! 


Das Trio in Wolframs-Eschenbach

Den Abschluss für diesen Tag und für die gesamte Beringungsarbeit in diesem Jahr bildete das Storchennest in Großenried. Dort dient eine Blumenschale aus Kunststoff seit vielen Jahren als Nestunterlage, nachdem das riesige, alte Nest immer wieder in Brand geraten war und Leib und Leben der Anwohner gefährdete. Die erste Brut in der Unterlage aus dem Gartencenter fand 1999 statt, heuer war es die zweite, die erfolgreich verlief. Bemerkenswert an diesem Nest ist, das es überhaupt keinerlei Zweige enthält, sondern lediglich den Nestkern beherbergt. Aber wie man sieht, reicht auch solches Minimalprogramm aus, um wenigstens ein Junges großzuziehen. Ein zweites war im Alter von wenigen Tagen aus dem Nest geworfen worden. Das knapp vier Wochen alte Junge war zum Zeitpunkt des Feuerwehreinsatzes allein im Nest, also hat auch hier – ähnlich wie in Dinkelsbühl – die unbewachte Jungenaufzucht in diesem Alter begonnen.


Die Blumenschale als Storchennest


Das Großenrieder Einzelkind

 

Mit 82 beringten Jungstörchen (+ 2 unberingten in Harburg) war das Storchenjahr 2008 das erfolgreichste in der Geschichte dieser Region. Seit Wiederaufnahme der Beringung mit den neuen ELSA-Ringen im Jahre 2002 gab es zuvor als Maximumwert 49 beringte Junge eines Jahrganges. So kann es weitergehen! Auch wenn die Arbeit viel Zeit gekostet hat und sich vom 14. Mai bis 4. Juli, also über mehr als sechs Wochen hinzog, möchte ich keine Stunde missen. Im kommenden Jahr darf sich die Zahl durchaus noch steigern.

Aber auch Negativnachrichten blieben an diesem Freitag nicht ganz aus. In den Abendstunden – Ihr Tagebuchschreiber schloss den Tag mit seiner Teilnahme an den Proben der Kantorei für das anstehend „Dettinger Te Deum“ von Georg Friedrich Händel ab – gab es traurige Kunde aus Königshofen an der Heide. Ein Anwohner dieser kleinen Gemeinde hatte zuvor bei einem Spaziergang unter einem ungesicherten Strommasten in der Nähe seines Hauses einen toten Storch mit Ring gefunden. Ich solle mir die Sache anschauen und vorbeikommen. Da hatte ich doch schon wieder für den morgigen Tag einen Sondereinsatz vor mir!

 

Zurück zu unserem eigentlichen Thema, dem Dinkelsbühler Storchennest. Senior war abermals die meiste Zeit des Tages allein! Nur zu den Fütterungen und bei Alarm gab es längere Anwesenheiten eines Partners. Beide Situationen galten auch für diesen letzten Arbeitstag der Woche. Alarm um die Mittagszeit, gelegentliches Füttern schön über den Tag verteilt. So lässt es sich aushalten! Und wer noch einmal glaubt, Senior würde nicht richtig versorgt und sei dem Tode nahe, bekommt es mit mir zu tun! Solange er sich im Nest befindet, brauchen wir uns nicht zu sorgen. Die Sorgen können allenfalls mit dem Flüggewerden wieder hochkommen, denn Gefahren lauern in erster Linie außerhalb des Nestes. Zur Stromproblematik komme ich sicher noch öfter zu sprechen, vielleicht schon morgen, wenn ich mir die Unfallstellen alle einmal aus der Nähe betrachtet habe.


Weiter so, Senior

Alarm
   

Begrüßung

Fütterung
 
5. Jul. 08

Auf zu neuen Taten! Ich fuhr am Morgen als erstes nach Königshofen. Am südlichen Ortsrand wohnt Herr Schurz und in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses führen einige ungesicherte 20-KV-Mittelspannungsleitungen vorbei. Zuerst zeigte er mir das von ihm geborgene Stromopfer. An Schnabel, Scheitel und Halsansatz waren deutliche Strommarken zu erkennen, die auf eine große Hitzeeinwirkung schließen ließen. Auch ein Auge war davon betroffen. Weitere Strommarken ließen sich am Rücken sowie an den Flügeln erkennen. Diese Spuren lassen es vermuten, dass sich Adebar regelrecht im Gewirr der Leiterseile verfangen und somit einen grausamen Tod gestorben ein musste. Als mir Herr Schurz auch noch den Todesmast - keine 100 Meter vom Haus entfernt - gezeigt hatte, war mir klar, warum eine solche Fülle von massiven Strommarken am toten Storch vorhanden war. Bei dem fraglichen Mast handelte es sich um einen,  an dem sich zwei Traversen kreuzen. In zahlreichen Ebenen verlaufen hier die Leiterseile, dazu gibt es auch noch einen gefährlichen Stützisolator auf der obersten Traverse des Mastes. Ein tödlicher Cocktail!


Leitungsgewirr

 
Der Todesmast im Vordergrund


Das Opfer

Ich trennte das den Ring tragende Bein ab, entfernte die Markierung, die den toten Storch als aus den neuen Bundesländern stammend auswies, ließ den Storch bestatten und machte mich auf zum zweiten Ort eines tragischen Todesfalles.

In Bernhardswend bei Dinkelsbühl war es schon vor einigen Tagen zu einem weiteren Unglück gekommen. Hier wurde bereits seit über einer Woche ein kleiner Trupp, bestehend aus drei Störchen, in den Wiesen um den Ort beobachtet. Offenbar blieb einer – das spätere Opfer – zurück und Beobachter bemerkten an diesem Storch, dass er stets zu Fuß flüchtete und nicht mehr aufflog. Am 2. Juli schließlich stieß ein Ortsbewohner erneut auf diesen Storch, doch er lebte nicht mehr. Er lag bäuchlings mit seitlich verdrehtem Kopf auf einer Wiese und wies – so der Berichterstatter - keine äußeren Verletzungen auf. Die nächste Stromleitung ist mehrere Hundert Meter von der Fundstelle entfernt. Dies schließt nun einen Tod durch Strom noch nicht automatisch aus, macht ihn aber unwahrscheinlicher! Ein Anflug gegen die Leiterseile mit einer anschließenden Flugunfähigkeit und inneren Verletzungen, die innerhalb weniger Tage zum Tod des Tieres führten, kann aber auch nicht ganz ausgeschlossen werden. Da ich den Storch nicht mehr zu Gesicht bekam, muss die Todesursache offen bleiben.          

Der „geborgene“ ELSA-Ring war von der Vogelwarte Helgoland in Wilhelmshaven ausgegeben worden, so dass als Geburtsort des Verunglückten die nördliche Hälfte der alten Bundesrepublik in Frage kommt.

Am Abend führte mich der Weg noch einmal nach Mosbach. Vom kleinen Ausflug des fünften Jungstorches in die Straßen von Mosbach und meinem kleinen Rettungseinsatz danach habe ich bereits erzählt. In der Abenddämmerung genügte ein Blick, um festzustellen, dass alle Fünfe in trauter Eintracht wieder im Nest übernachten werden. Noch einmal Schwein gehabt! 

 

Senior hatte heute Geburtstag. Er wurde sechs Wochen alt. Damit hat er etwa zwei Drittel seiner Nestlingszeit hinter sich gebracht. In drei Wochen, also so bis zum nächsten Storchentreffen in Dinkelsbühl am 26./27. Juli 2008, sollte er seine ersten Ausflüge starten. Das wäre vom Timing her natürlich eine feine Sache und würde die Ereignisse des Storchentreffens 2005 (dem letzten mit Nachwuchs im Nest) wiederholen. Auch vor drei Jahren taten die beiden Jungstörche den Storchenenthusiasten den gefallen, just an diesem Tag erstmals das Nest zu verlassen. Es könnte also auch heuer ähnlich klappen!

 

Mit ein paar Schnappschüssen lasse ich den Tag ausklingen. Er brachte abermals um die Mittagszeit heftigen Alarm, den beide Altstörche gemeinsam auslösten und zu dessen Beendigung sie ebenfalls gemeinsam auftraten. Diese unruhige Phase zog sich doch eine geschlagene Stunde hin. Der erste belegbare Anflug ans Nest fand am Morgen um 6:23 Uhr statt. Nummer 7 füttert, blieb aber nur 1 Minute. Schorsch erschien danach bis 10 Uhr zweimal am Nest jeweils nur für Minuten, fütterte allerdings wohl nicht. Dies holte Nummer 7 um 11 Uhr nach, um später eine Stunde lang zusammen mit Schorsch die bereits angesprochenen Feinde abzuwehren. Dass Nummer 7 danach 150 Minuten bei Senior wachte, muss also beachtlich bezeichnet werden. Bis zum Abend erhielt der Kleine noch einige Male Besuch von seinen Eltern, so dass er stets gut versorgt und bemuttert war.


Großer Senior

Futter
   

Alarm

Wieder Futter
 
6. Jul. 08

Ein ruhiger Tag für ihren Tagebuchschreiber! Auf Storchengebiet gab es eine kleine Ruhepause, aber da die letzten Wochen in der Schule anstehen, beginnt nun auf diesem Sektor der Endspurt und dieser ist erfahrungsgemäß mit viel Stress verbunden. Nun, ich weiß, was mancher denkt und dies verzeihe ich ihm auch: Ja wenn die Lehrer ein- oder zweimal im Jahr arbeiten müssen, beklagen sie sich schon wieder!

Nur kein Neid, meine geschätzten Damen und Herren! Jeder hat eben sein Päckchen zu tragen und die Störche im Besonderen helfen mir sehr oft über die Belastungen im Schulalltag hinweg. Und wenn es während des Winterhalbjahres mal keine Störche zu sehen gibt, erfüllen eben andere Tier- und vor allem Vogelarten den gleichen Zweck in der Seelentherapie Ihres Tagebuchschreibers.

Am Abend war ich erneut kurz in Mosbach! Es sind immer noch – und hoffentlich ändert sich auch nichts mehr daran – alle fünf Jungstörche am Leben und heute erneut zur gemeinsamen Übernachtung im Nest. Auch in Herrieden – so erfahre ich – sind in den letzten Tagen alle vier Jungen ausgeflogen! Also insgesamt gute Nachrichten. Außer aus Donauwörth ist mir bislang noch kein Todfund eines Jungstorches aus dem Jahr 2008 bekannt geworden.

In den Vormittagsstunden ist Senior im Nest auf dem Altrathausdach zu Dinkelsbühl allein. Er bekommt je einmal von Schorsch und Nummer 7 für jeweils eine Minute  Besuch, aber – soweit erkennbar – kein Futter. Dann ist er eben nicht hungrig gewesen und muss sich noch etwas gedulden.

Kurz nach Mittag gab es den obligatorischen Alarm durch Schorsch und Nummer 7. Es dauerte abermals eine knappe halbe Stunde, ehe Ruhe einkehren konnte. Dass jeweils beide Elternteile in solchen Situationen am Nest erscheinen, zeigt die gute Kommunikation und Kooperation untereinander. Am Nachmittag und Abend tat sich nicht mehr viel. Ein Gewitter mit leichtem Regen brachte eine Abkühlung und einen Kurzbesuch von Mama Storch am Nest und weitere Fütterungen, so dass man sich um unseren Senior wahrlich keine Sorgen machen braucht.


Guten Morgen, Senior

Meine Flügel sind schwer

 
Alarm!!


Hunger

 
7. Jul. 08

Ihr Tagebuchschreiber ist seit heute stolzer Besitzer eines Toyota Prius! Damit verbinde ich herzliche Grüße an Peter nach Neu-Isenburg, der mir vor drei Jahren schon einmal seinen Prius gezeigt hat und der mir damals schon mächtig imponiert hat (natürlich beide!). Ich trauere meinem alten fahrbaren Untersatz schon ein wenig nach, muss aber aus Umweltgründen einräumen, dass mein Alter schon ein gewaltiger Spritfresser war und nun von einem Modell des gleichen Herstellers abgelöst wird, der im Vergleich dazu fast kein Benzin mehr verbraucht!

Praktisch vor meiner Haustür konnte ich heute im Sulzachtal in Feuchtwangen drei Störche beobachten. Sie nutzten die Gelegenheit beim Mähen einer großen Wiesenfläche hinter den beiden zum Einsatz gekommenen Traktoren mit Kreiselmähern erfolgreich auf Nahrungssuche und Beutefang zu gehen. Mäuse und Insekten aller Art verschwanden im Nu in den Schnäbeln der Altstörche. Einer von ihnen mit einem großen französischen Ring stammte vom Nest im benachbarten Schopfloch. Offenbar hatte er bei einem Nahrungsflug vom etwa 5 Kilometer entfernten Nest die Mäharbeiten bemerkt und sich den Fahrzeugen angeschlossen. Der unberingte Altstorch des Trios sollte mit großer Sicherheit der weibliche Partner des Ringstorches gewesen sein, während der Dritte im Bunde einen ELSA-Ring trug. Auch diesem Storch war ich schon einige Male in diesem Frühjahr begegnet. Die letzte Ablesung stammte aus Hellenbach bei Dinkelsbühl, wo er mehrere Tage lang auf einem Hausdach übernachtete (ich berichtete darüber im Tagebuch). Beringt wurde er von mir vor zwei Jahren in Aurach und nun besuchte er mich eben einmal kurz vor meiner Haustür. Auch nach zwei Stunden fand ich die Dreiergruppe noch immer an der gleichen Stelle am Rande meiner Heimatstadt.

Bei Schorsch und seiner Familie konnte erneut Alarm gemeldet werden, den beide souverän gestalteten und bei deren Abwehr keine Gefahr für Senior heraufbeschworen wurde. Ein kleines erwähnenswertes Detail sei auch noch gestattet. Nummer 7 hatte einen Landeanflug vorzuweisen, bei dem sie nicht im Nest zum Stehen kam, sondern auf dem Dachfirst hinter dem Nest für eine Viertelstunde Platz nahm.

Einige von Ihnen werden es außerdem bemerkt haben. Ich war wieder im alten Rathaus, um die Schärfe etwas zu korrigieren. Am Ende kam aber leider erneut keine Verbesserung dabei heraus. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass die Problematik wohl mit einem Fehler in der Blendenregulierung zusammenhängt. Bei Sonnenschein ist alles in Ordnung, sobald sich aber die Lichtverhältnisse ändern oder die Blende nicht richtig öffnet oder schließt, leidet die Qualität der Bilder darunter. Dass am Morgen der Tag scheinbar später beginnt und am Abend die Nacht früher über dem Nest aufscheint, ist auf diese Fehlfunktion der Kamera zurückzuführen. Ich denke, wir können es dennoch verschmerzen und uns schon auf eine neue Kamera freuen, die...

Aber das ist eine andere Geschichte und die erzähle ich Ihnen später einmal!


Punktlandung bei Senior

Im Landeanflug

 
Außenlandung von Nummer 7...


 ...und Abflug....


Noch eine neue Einstellung

Großer Senior


Senior und Papa

 
Alarm

 
8. Jul. 08

Das Trio von gestern in den Wiesen des Sulzachtales in meiner Heimatstadt Feuchtwangen ist auch während dieses Tages zur Stelle. Offenbar gibt die Nahrungsfläche – obwohl das Mähen abgeschlossen ist – immer noch so viel Nahrung her, dass sich für zwei von ihnen der Flug aus dem nahen Schopfloch lohnt. Denn um das dortige Brutpaar, das zwei Junge zu versorgen hat, handelte es sich erneut. Der Dritte im Bunde ist ein von mir vor zwei Jahren in Aurach (12 km nordöstlich von Feuchtwangen) beringter, nun also zweijähriger Storch. Er musste also irgendwo in der Nähe übernachtet haben und ein Zufall half mir am Abend, dafür eine Antwort zu erhalten. Als Mitglied des Kirchenvorstandes meiner Heimatgemeinde stand um 19 Uhr die monatliche Kirchenvorstandssitzung an. Am Ende zog mich Dekan Müller ans Fenster und wollte mir die Stelle zeigen, an der er am Vorabend - durch Klappern aufmerksam geworden – einen Storch hatte stehen sehen. Als wir nun unsere Köpfe aus dem Fenster streckten, stand an derselben Stelle erneut ein Storch. Eine sofort durchgeführte Kontrolle mit dem Fernglas bestätigte meinen Verdacht. Es war der ELSA-Storch, der gestern und auch heute den ganzen Tag an der Sulzach verbracht und jeweils zur Übernachtung das Dach des ehemaligen Hotels „Zur Post“ aufgesucht hatte. Ich werde auch in den kommenden Tagen diesen markanten Punkt in der Feuchtwanger Altstadt im Auge behalten.

Nun zu Schorsch und Nummer 7 auf das Altrathausdach in Dinkelsbühl. Es gab Fütterungen in Hülle und Fülle! Nun, übertreiben möchte ich nicht, aber es kam nach jeder Landung von Schorsch oder Nummer 7 auch zur Abgabe von Futter. Siebenmal war solches an Hand der Tageszusammenfassung von KaiserPingi zu erkennen und noch einmal nachzuvollziehen. Da kam man nicht mehr davon sprechen, dass einer der beiden Eltern seine Hausaufgaben nicht macht!

Und noch etwas läuft ganz genau wie erwartet: Schorsch und Nummer 7 bleiben und blieben heute nur zum Füttern am Nest und flogen nach Beendigung der Nahrungsübergabe sofort wieder ab. Zwischen einer und sechs Minuten dauerte demnach die Anwesenheit. Da kommt nicht mehr viel an Nestzeit für die beiden „Großen“ zusammen. Und Senior ist nun selbst schon so selbständig, dass er seine Eltern nicht unbedingt mehr den ganzen Tag um sich herum benötigt. Mit 45 Tagen – so alt ist er heute geworden – ist man doch schon ein kleiner Halbstarker und muss froh sein, die Augen der Eltern nicht den ganzen Tag auf sich gerichtet zu sehen. Da genügen schon die vielen Tausend Augenpaare unserer User der Website.

Von der Wetterfront kann angemerkt werden, dass es kleine Regenschauer gab, die kaum den Wert von 1 Liter auf den Quadratmeter ergaben. Die Höchsttemperatur erreichte nur noch 19 Grad und blieb damit seit längerer Zeit wieder einmal unter der 20-Grad-Marke hängen.


Hungriger Senior

Schon groß geworden
   

Regentropfen

Da nimmt einer mit dem Flügel Maß


...und will schon fliegen

 
9. Juli 08

Erneut ein relativ kühler Tag mit einer Temperaturspanne von 10 bis 20 Grad und kein Regen!

Die Eltern taten, was sie tun mussten. Es gab wieder eine ganze Reihe erfolgreicher Fütterungen und man sieht an Senior auch weiterhin, dass er wächst und gedeiht. Was wollen wir mehr?

Am Verhalten von Nummer 7 konnte man während des Nachmittags erkennen, dass feindliche Flieger sich im Luftraum über der Stadt bewegen mussten. Innerhalb weniger Minuten flog die Dame des Hauses vier Mal ab und landete nach jeweils wenigen Runden wieder im Nest. Ähnliches durfte man auch kurz vor 19 Uhr erwarten, als unvermittelt beide Elternteile gleichzeitig am Nest auftauchten.

In Feuchtwangen hat sich der Übernachtungsgast auf dem Dach des Hotels „Zur Post“ an diesem Abend nicht mehr eingestellt. Er wird eine ergiebige Nahrungsquelle gefunden und sich deshalb wieder etwas abgesetzt haben. 


Breit aus die Flügel!

Spektakulärer Abflug
   

Schorsch beim Klappern

Es gibt Futter
   

Dies wird zum Normalzustand

Nummer 7 klappert


Senior ganz relaxed!

 
27. Aug. 08

Die lange Zeit des Wartens ist vorbei! Ihr Tagebuchschreiber lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Als der letzte Tagebucheintrag vom 9. Juli hier veröffentlicht war, stellte auch KaiserPingi bald darauf seine täglichen Bilddokumentationen zum Geschehen am Nest ein. Diese Zusammenstellungen waren für Ihren Tagebuchschreiber eine wichtige Quelle seiner täglichen Berichterstattung. Dennoch von dieser Stelle an ihn für seine unermüdliche Arbeit in Ihrer aller Namen ein herzliches Dankeschön.

So kamen also mehrere Gründe zusammen, die eine Fortführung des Tagebuches zunächst erschwerten und später gänzlich verhinderten. Sie dürfen bei Ihrer berechtigten Kritik über das Ausbleiben von Informationen aber eines nicht vergessen: Alle Mitarbeiter am Projekt „Storchenkamera Dinkelsbühl“ engagieren sich ehrenamtlich. Neben ihrer großen Begeisterung für die Störche gehen alle einer geregelten Arbeit nach und jeder weiß, dass dies allein für viele schon eine große Belastung darstellt. Nun wird aber nicht mehr gejammert, sondern ein kleiner Rückblick auf die vergangenen Wochen gestartet.

Das Storchentreffen am letzten Juliwochenende hatte nun nicht – wie erhofft – den Ausflug unseres Seniors „im Gepäck“, aber dennoch waren alle Teilnehmer des Treffens vom Ablauf und den damit verbundenen Erlebnissen hellauf begeistert. Leider konnte Ihr Tagebuchschreiber, das von Carola organisierte Treffen nicht besuchen. Ausgerechnet diese Tagen waren familiär sehr „belastet“ und mit musikalischen Aktivitäten vollkommen ausgebucht.

Senior ist aber dennoch wohlbehalten ausgeflogen. Dieses beweisen Schnappschüsse unserer unermüdlichen Website-Besucher. Das große Ereignis fand – nach Tagen ausgeprägter Unruhe und zahlloser Sprünge im Nest – am 1. August statt. An diesem Tag konnte man das Nest erstmals im leeren Zustand bewundern. Am 69. Lebenstag stand Senior damit am Beginn eines für ihn neuen Lebensabschnittes. Dass er über zwei Monate gebraucht hat, um flügge zu werden, bewegt sich noch einigermaßen im gewohnten Rahmen, auch wenn es bei manchen Bruten schon schneller, bei anderen dafür aber auch etwas länger gedauert hat.

Über den Abzug von Senior sind wir nicht so punktgenau informiert. Erstens gab es in der fraglichen Zeit mit der Stromversorgung bei Kamera und Technik erneut einige Ausfälle, die aber nicht in unserer Macht standen und für die wir nicht verantwortlich zeichnen.

Fest steht allerdings dieses: In der ersten Augustwoche konnte ich zwischen Wittelshofen und Ruffenhofen – an der Wörnitz und rund 12 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt – über mehrere Tage eine größere Ansammlung von Störchen beobachten, die sich zum großen Teil aus Jungstörchen der näheren und weiteren Umgebung zusammensetzte. Dazu gesellten sich die Brutstörche der Nester aus dem direkten Umfeld der „Versammlung“. Am 3.,4. und 5. August zählte ich bis zu 21 Störche im angegebenen Gebiet. Die Ablesung der meisten beringten Störche gelang und zeigte, dass sich die Zusammensetzung des Trupps wie folgt ergab: Die vier Jungen aus Weiltingen marschierten mit den beiden aus Wittelshofen bei der Jagd nach Insekten um die Wette. Dazu kamen die drei Jungen aus Rudelstetten im Ries sowie jeweils ein Junges aus Munningen und Donauwörth. Die Entfernungen vom Beobachtungsort zu den Geburtsnestern betrug dabei bis zu 40 Kilometer. Als weiteres Bonmot zählte auch ein Junges (von insgesamt 5, die dort ausflogen) aus Mosbach zu den Gästen am Hesselberg.

Ein auch für mich nicht alltägliches Schauspiel erbrachte dann allerdings der 7. August. Ich reiste noch einmal an die geschilderte Stelle bei Wittelshofen und entdeckte etwa einen Kilometer weiter in Richtung Gerolfingen erneut einen größeren Trupp von Weißstörchen. Die Bestandsaufnahme erbrachte die stolze Zahl von 26 Exemplaren. Leider hatte sich der Trupp an einer schwer erreichbaren Stelle niedergelassen und sich außerdem weit über das Gelände verteilt. Für das Ablesen möglicher Ringe eine ungünstige Sachlage. Schnell war mir klar, dass dieser neue Trupp völlig anders zusammengesetzt war, als der, den ich in den Vortagen beobachtet hatte. Auffallend war, dass die meisten der anwesenden diesjährigen Jungstörche keine Ringe trugen, also nicht aus den Landkreisen Ansbach, Gunzenhausen-Weißenburg oder Donau-Ries stammen konnten, denn dort konnte Ihr Tagebuchschreiber – mit Ausnahme von zwei Jungen – alle Nestlinge beringen.  Die Nummern von zwei Ringträgern weisen als mögliche Spur in den Großraum Erlangen als vermuteten Herkunftsort des Trupps hin, genaue Daten liegen mir bis zur Stunde allerdings noch nicht vor.

Nach einer knappen halben Stunde kam plötzlich Unruhe in den Trupp – es herrschte hervorragende Thermik – und alle Mitglieder der Reisegruppe flogen auf und begannen sich in den blauen Himmel zu schrauben. Und als ob dies noch nicht gereicht hätte, näherte sich aus Richtung Ruffenhofen ein weiterer Trupp aus 15 Störchen, in dem ich den größten Teil der schon angesprochenen Störche vermutete. Die nun aus 41 Tieren bestehende Formation flog immer höher und es schien mir in diesem Augenblick festzustehen, dass ich mich von den Storchen wohl verabschieden werde müssen. Und so kam es auch. Am Morgen des nächsten Tages blieben die Wiesen um Wittelshofen leer. Nur die Altstörche aus den Nestern von Wittelshofen und Gerolfingen ließen sich noch sehen. Alle anderen hatte sich wohl auf den Weg gemacht.

Ein Anruf aus Segringen, einem Ortsteil von Dinkelsbühl, bestätigte am Abend meine Vermutung. Eine Beobachterin schilderte eine Beobachtung vom späten Vormittag des Vortages, als sie über ihr Anwesen in Segringen über vierzig Störche fliegen sah und einen Teil, der etwas abgesetzt flog, gar nicht mitzählte. Sie schätzte demnach, dass es vielleicht sogar deutlich über 50 waren.

Diesem großen Trupp schloss sich unser Senior allerdings nicht an. Er befand sich zum fraglichen Zeitpunkt während der Abend- und Nachtstunden in seinem Nest, während die Eltern außerhalb des Storchendomizils nächtigten. Während Schorsch meist auf dem Dach des Cafè Haagen am Ledermarkt direkt gegenüber des Nestes die Nacht verbrachte, konnte ich Nummer 7 zweimal (am 9. August sowie am 11. August) auf einem hohen Backsteinkamin der Firma Pfleiderer in der von-Raumer-Str. nächtigen sehen. Die Luftlinie von diesem Übernachtungsplatz zum Nest beträgt rund 800 Meter. Das Nest ist von diesem Platz auf alle Fälle gut sichtbar.

Am 11. August schlief Senior ganz sicher noch im Nest, doch für später liegen mir keine Bildbelege mehr vor. Die Kamera – die bis zu diesem Tag ohne Fehl und Tadel ihren Dienst verrichtete – lieferte in den folgenden Tagen keine aktuellen Bilder mehr, so dass über das Abzugsdatum von Senior keine verlässlichen Angaben gemacht werden können. Dies ist ein wenig schade, aber davon geht die Welt nicht unter. Unser einzig verbliebener Jungstorch muss also bald darauf auf Wanderschaft gegangen sein. Am 19. August übernachteten allerdings bereits Schorsch und Nummer 7 im Nest, ein sicheres Indiz dafür, dass Senior in der Zwischenzeit seinen Geburtsort verlassen hat.

Auch während ich diese Zeilen schreibe, befinden sich die „Alten“ nach wie vor vor Ort.

 

Ein gutes Storchenjahr geht so langsam zu Ende und einzig die Frage nach dem Zeitpunkt des  Verschwindens unseres Paares wäre noch zu beantworten. 

Am 26. August konnte ich bei einer kleinen Rundfahrt die Paare in Wittelshofen und Gerolfingen sowie einen Einzelstorch in Wassertrüdingen nachweisen. Am Stadtrand von Dinkelsbühl (auf der Westtangente in der Nähe des Kreisverkehrs) suchten 6 Störche nach Nahrung, darunter sicher auch Schorsch und Nummer 7. Auch das Paar in Aurach hält nach wie vor die Stellung.

Von meinen 82 beringten Jungstörchen dieses Jahres liegen bislang erfreulich wenige Verlustmeldungen vor. In Donauwörth starb ein Junges im Nest, eines verunglückte kurz nach dem Ausfliegen im Nestbereich und kam in Pflege. Das einzig verbliebene Junge hielt sich in der ersten Augustwoche bei Wittelshofen auf (siehe oben). Die vier Jungen aus Weiltingen überlebten bislang ohne Verluste. Von den drei beringten Jungen musste eines nach der Beringung aus dem Nest geholt werden, da es ein Bindegarn verschluckt hatte. Die Hilfe kam zu spät. Zwei Junge überlebten. Das Mosbacher Quintett zog komplett und verlustfrei ab, ebenso erging es den Drillingen aus Rudelstetten. Von drei Jungstörchen aus Munningen überlebten zwei, eines wurde im Alter von etwa 5 Wochen aus dem Nest geworfen. In Oettingen kam es nach der Beringung ebenfalls zum Tod eines Jungen. Zwei flogen aus. Vom Trio in Nördlingen kam ein Mitglied westlich seines Geburtsortes durch Leitungsanflug zu Tode. Ein Jungstorch des Neuenmuhrer Quartetts wurde nach dem Ausfliegen verletzt eingefangen und in Pflege gebracht, ebenso erging es einem der drei Wolframs-Eschenbacher Jungen, das in den Zoo Nürnberg gelangte. Bliebe noch der Unfalltod eines der drei Jungen aus Aurach zu vermelden. Sein Leben endete auf dem Mittelstreifen der A6 etwa 5 Kilometer vom Nest entfernt. Somit machten sich von „meinen“ 82 „Kindern“ lediglich 9 nicht auf die Reise ins Winterquartier. Dass diese niedrige Verlustquote natürlich lediglich den „besten“ Fall darstellt und sicher eine gewisse Dunkelziffer in die Überlegungen mit eingebracht werden muss, steht außer Frage, aber dennoch stimmen die Zahlen optimistisch.

Die nächsten Wochen werden sicher noch die eine oder andere Verlustmeldung erbringen, wenn die Daten die Vogelwarte und schließlich auch Ihren Tagebuchschreiber erreicht haben werden.

Apropos Kamera und Kameratechnik: Obwohl die Kamera von sich aus an keinem Tag schlapp machte, ist sie doch in die Jahre gekommen und einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dass sie über eine mechanische Blende verfügt, die sich nicht mehr korrekt schließt und öffnet, haben Sie ja in den letzten Monaten zur Genüge beobachten können. Am Morgen dauert es deshalb sehr lange, bis es auch am Bildschirm hell wird und am Abend beginnt die Nacht bereits ein bis zwei Stunden früher. Dadurch gehen und gingen uns sicher einige Beobachtungen flöten, die bei korrekter Funktionsweise der Blende möglich gewesen wären. Dennoch hat die Übertragung mit diesem Gerät über sieben Jahre beachtlich gut funktioniert und Sie durften in dieser Zeit am Brutgeschehen und an manchen Katastrophen rund um das Nest teilhaben.

Für die nächste Brutsaison wollen wir etwas Neues auf die Beine stellen und einen kompletten Neuanfang starten. Dies bietet sich besonders aus dem Grunde mit an, dass das früher leer stehende Nestgebäude sich nun zu einem modernen historischen Museum gemausert hat. Die Eröffnung in Anwesenheit mancher Parteiprominenz wird am 18. Oktober 2008 stattfinden.

Alle künftigen Besucher dürfen sich schon jetzt darauf freuen, denn es wird etwas Großartiges entstehen. Da muss sich auch unser Storchenpaar – sollte es sich wieder einstellen – von der besten Seite zeigen.

Wir müssen also in Kamera und Technik investieren. Ohne schon konkretes Material vorlegen zu können, werden wir wohl dafür einen vierstelligen Eurobetrag einplanen müssen. Sicher nicht im hohen vierstelligen Bereich, aber immerhin! Es wird auf alle Fälle etwas kosten. Die Stadt Dinkelsbühl wird sich mit einem Geräteschrank, der die gesamte Technik aufnehmen wird, in großzügiger Weise an der Neustrukturierung beteiligen. Der Rest bleibt an uns.

Deshalb ergeht eine herzliche Bitte an Sie als Hauptnutzer der Website. Unterstützen Sie unser Vorhaben nach Ihren Vorstellungen mit einer kleinen oder auch größeren Spende und helfen Sie mit, dass wir eine Sache realisieren können, die vielleicht wieder so lange und so zuverlässig läuft wie die alte.   

Geben Sie Ihrem Herzen noch einmal einen kleinen Stoß und tätigen Sie eine kleine Überweisung. Sie können auch unter beigefügtem Link nähere Informationen einholen (http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Spenden.htm) oder die unter stehende Verbindung für Ihre Spende nutzen.

Bund Naturschutz
Sparkasse Ansbach
Kto.-Nr. 130 236 128, BLZ 765 500 00

Stichwort:  Storchenkamera

 

Das wäre es für heute wieder gewesen. Ich melde mich nun regelmäßiger, auch wenn Schorsch und Nummer 7 irgendwann abgezogen sein sollten.


Senior ist erstmals ausgeflogen – 1.8.

Erneuter Ausflug am 2. August
   

Stolzer Flieger

Auch flügge Kinder werden noch gefüttert
   

Das letzte Bild von Senior am 11.8

Die beiden sind geblieben


 Später Alarm am 26.8.

 
05. Sep. 08

Seit meinem letzten Tagebucheintrag scheint Ruhe am Nest eingekehrt zu sein. Vom 26. August liegt definitiv die letzte Beobachtung unseres erfolgreichen Storchenpaares aus der Saison 2008 vor, d.h. an diesem Tag konnten wir Schorsch und Nummer 7 letztmalig gemeinsam am Nest bewundern.

Ob es an diesem Tag noch zur gemeinsamen Übernachtung kam, durften wir wegen des uns allen bekannten kleinen Defektes unserer bald in den Ruhestand zu verabschiedenden Webcam nicht mehr sehen. Ob die Sichtung eines Storches am 28. August unsere Nummer 7 betraf – wie viele Seherinnen und Seher zu meinen glaubten – oder ob es sich um einen fremden Kurzbesucher gehandelt hat – dieser Ansicht neige ich eher zu – lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Ganz sicher ist es allerdings, dass Schorsch noch einmal am 30. August über mehrere Stunden am Nest anzutreffen war und sich scheinbar zu verabschieden schien. Nach dieser letzten Sichtung am Nachmittag blieb Schorsch bis heute verschollen. Er hat sich also um diese Zeit, vielleicht aber auch erst am Vormittag des folgenden Tages aus dem Staub gemacht.

Somit ergeben sich als Abzugstermine unserer Helden im Jahr 2008 für Nummer 7 der 27. oder 28. August, für unseren Schorsch der 30. oder 31. August.

Dabei ist es nicht auszuschließen, dass auch in den Wochen danach immer mal ein Storch im Nest zu beobachten sein kann, denn längst haben nicht alle Störche aus unserem Raum ihre engere Brutheimat verlassen.

Bei einer Ausfahrt heute Nachmittag traf ich jeweils in den horstnahen Wörnitzwiesen beide Partner der Storchenpaare von Wilburgstetten, Weiltingen und Wittelshofen an, auch das Paar von Aurach, im Bereich der Altmühl gelegen, stand am 3. September ebenso zur Übernachtung im Nest wie die beiden Ringstörche des Nestes in Leutershausen.    

Aus diesen wenigen Daten sehen Sie bereits, dass es immer mehr erwachsene Störche im Herbst immer länger an ihren Brutnestern aushalten und einige der erwähnten Paare auch in den Wintermonaten im Nestbereich zu sehen sein werden. Diese Entwicklung verstärkt sich von Jahr zu Jahr und wir werden es noch erleben, dass dieser „neue“ Trend einmal zur Regel wird und sogenannte Winterstörche bald keine Besonderheit mehr darstellen.

Mein kleiner Spendenaufruf im Tagebucheintrag vom 27. August war bereits erfreulich erfolgreich, wie die Einzahlungen unter dem Link „Helft den Störchen“ beweisen. Allen, die bisher schon u.a. auch für die neue Kameratechnik gespendet haben, sei ganz herzlich gedankt. Wer aber bislang noch gezögert hat und sich mit dem Gedanken für eine kleine oder auch größere Spende trägt, sei dazu ermuntert, diesen Schritt zu wagen. Ich verspreche Ihnen, dass die Gelder dringend gebraucht und für den von Ihnen gewünschten Zweck verwendet werden.

Vielleicht gelingt es uns, bis zum Ablauf des Kalenderjahres einen vierstelligen Betrag auf die Beine zu stellen, mit dem die Anschaffung einer neuen Kamera und der damit verbundenen Technik leichter zu realisieren sein werden. Ohne bereits eine genauere Detailkenntnis zu besitzen, sind für die geplanten Aufwendungen schon einige Tausender zu veranschlagen. Wenn es billiger wird, sind wir natürlich auch nicht böse!

Für heute sei es genug, ich melde mich aber bald – vielleicht so im Wochenturnus – wieder und werde Sie dann ein wenig über die ersten Beringungsergebnisse „meiner“ Störche unterrichten.


Ist sie es oder nicht? 28.8.

 
Bei Schorsch ist das Erkennen schon leichter – 28.8.


Schorsch am 30.8. als Gast im Nest

Noch einmal einige Stunden später


Mein letzter Schnappschuss von Schorsch am 30.08. um 15.15 Uhr
 

 
11. Sep. 08

Ein herrlicher Tag mit dickem Nebel am Morgen und anschließend traumhaften, hochsommerlichen Temperaturen von annähernd 30 Grad. Ein strahlend blauer Himmel setzte daneben dem Ganzen noch die Krone auf!

Katharina übt in einem Gästebucheintrag von heute ein wenig Kritik daran, dass unsere Webcam immer noch Bilder überträgt und somit unnötige Kosten verursacht, während an anderen Kameranestern die Übertragung nach dem Abzug der Störche schon längst eingestellt wurde.

Die zweite Feststellung kann ich nicht bestätigen, denn an fast allen Nestern laufen die Bilder nach wie vor über die Monitore (Bornheim im Dreierpack, Adelsdorf, Erlangen, Höchstadt, Isny, Bad Waldsee, Mannheim, Volkertshausen, Nördlingen, Vetschau, Neupotz, Pfaffenhausen, Mürzhofen...). Die Liste könnte noch beliebig verlängert werden und man fände noch viele andere Betreiber, die ähnlich verfahren und die Bilder einfach laufen lassen. Fast keine bedeutende „Storchen-Sehhilfe“ hat ihren Betrieb eingestellt.

Das ist im Prinzip viel einfacher als Anschlüsse abzumelden und nach einigen Monaten wieder anzumelden. Außerdem ist der Preis für den Strom, den die Technik verbraucht, zu vernachlässigen (den trägt die Stadt ebenso wie den Telefonanschluss) und außerdem sind die Kosten abhängig von den Zugriffszahlen. Hierzu bucht unsere Technik bei ihrem Provider schon Monate im Voraus die Datenmenge, die sie voraussichtlich benötigt. Gibt es kleinere oder größere Abweichungen ist es innerhalb des Betriebes leicht möglich, durch Umschichtungen einen Mehrbedarf oder – wie jetzt – einen Minderbedarf  ohne zusätzliche Kosten auszugleichen. Unter diesem Gesichtspunkt bewegen sich die Kosten in einem derart geringen Rahmen, dass man sie hier einmal vernachlässigen darf. Und außerdem: Den Betrieb der Kamera sichert schon seit vielen Jahren unser Sponsor N-ERGIE, der dafür jährlich eine Spende liefert, die die Kosten deckt. Ihre Spenden dienen und dienten nach wie vor ausschließlich der Verbesserung und Sicherung des Lebensraumes der Störche oder – wie zuletzt bei meinen beiden Spendenaufrufen – um die Erneuerung der Kameratechnik, die für das kommende Brutjahr vorgesehen ist.

Also: Ob die Kamera läuft oder nicht, berührt es ihr Engagement um unsere Störche nicht. Die kleinen Zufallssichtungen von Taube & Co sind dann eben mal bescheidene Highlights und eine weitere Storchensichtung bleibt auch im Herbst und Winter nicht ganz ausgeschlossen. Zuletzt ist die laufende Übertragung immerhin eine kleine Werbung für Dinkelsbühl und eine Wetterkamera ist eine Storchenkamera ohne Storch allemal!

Ich hoffe, dass sich mit meiner kleinen Einlassung alle einverstanden erklären können und dass der weitere „Betrieb“ mit sich aktualisierenden Bildern die meisten unter Ihnen erfreut.

 

Ein anderer Gästebucheintrag vor etwas längerer Zeit bezog sich auf einen Besuch des Schreibers im Storchenort Großenried. Dort, an der Altmühl, kam es auf dem Kamin des Hauses von Familie Weber zum ersten Mal seit 1999 in diesem Jahr wieder zu einer erfolgreichen Storchenbrut mit einem Jungen. Nicht weit vom Nest entfernt befindet sich das Gasthaus „Zum Engel“, das von der Familie Bengel bewirtschaftet wird und in dem schon Johann Wolfgang v. Goethe auf einer Reise von Frankfurt nach Italien übernachtete.

Von diesem Übernachtungsplatz aus beobachtete auch unser Storchenfreund.

Dem Schreiber fiel bei der Beobachtung des Nestes auf, dass dicker Qualm aus dem Kamin quoll und er sich um Storch und Co. etwas sorgte und eine Brandgefahr nicht ausschließen wollte.

Diese Gefahr besteht in der Tat und gerade das Großenrieder Nest, das sich in der Zeit von Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis in die 70er Jahre zu einer riesigen Storchenburg entwickelt hatte, kann davon ein Lied singen. Im Jahr 1976 – ein Jahr hin oder her – brannte eines Abends im Winterhalbjahr das Nest auf dem Kamin, so dass es zu einem Feuerwehreinsatz kam, der Schlimmeres verhindern konnte. Das Haus wurde gerettet, das Nest verbrannte zum Großteil. Die damals das Haus bewohnenden Familien Wirth und Weber hatten fortan große Angst um Leib und Leben und bauten einem weiteren Unglücksfall vor, indem sie auf dem Dachfirst ihres Hauses, nur zwei Meter vom alten Kaminnest entfernt, eine künstliche Nisthilfe errichteten, die aus einer Stange mit einem Wagenrad bestand. Nach der Rückkehr im Frühjahr bauten die Störche jedoch auf dem alten Platz ein neues Nest und „stahlen“ außerdem noch das Nistmaterial aus der neuen, eigens für sie errichteten Storchenwohnung. Der Versuch. Adebar umzusiedeln, war kläglich gescheitert. Die Störche brüteten im fraglichen Jahr erneut erfolgreich am angestammten Platz, aber die ständige Angst um einen erneuten Kaminbrand blieb bestehen. Der Hausbesitzer fand nach einiger Suche eine mögliche Alternative im einschlägigen Gartenbau-Fachhandel. Eine Blumenschale aus Eternit mit einem Durchmesser von etwa 1,20 Meter und garantiert unbrennbar wurde beschafft, der Bodenbereich durch zahllose Löcher wasserdurchlässig gestaltet und schließlich auf dem Kamin fest verschraubt. Webers hatten nun keine Angst mehr, dass das Nest so schnell wieder in Brand geraten könnte. In der gleichen Zeit bekam das Haus eine neue Heizungsanlage. Die Störche kehrten zwar im folgenden Jahr zurück, doch blieb es bei zeitweiligen Besuchen. An dieser Situation änderte sich auch in den weiteren Jahren nichts. Mitte der 80er Jahre hatte der Storchenbestand sein Allzeittief erreicht und niemand wunderte sich, dass das Nest in Großenried wie viele andere verwaiste. Doch als in den 90er Jahren die Bestände anstiegen und überall die Störche zurückkehrten, fragten sich viele, warum  sich ausgerechnet in Großenried die Störche nicht oder nur mehr kurz sehen ließen. Lag es an der neuen Heizung, lag es an der kuriosen Blumenschale als Nestunterlage? Man besserte in den folgenden Jahren immer wieder etwas nach und brachte neues Nistmaterial als Lockmittel ein, doch alle Versuche brachten nichts.

Bis endlich 1999 eine spät eintreffendes Paar noch in der zweiten Maihälfte mit der Brut begann und ein Junges zum Ausfliegen kam. Dies war vielleicht nicht die erste Storchenbrut in einer Blumenschale weltweit, aber auf jeden Fall die erste in Großenried. Danach setzte abermals eine Flaute ein, die es zwar immer wieder zu längeren Aufenthalten einiger Störche in Großenried brachte, für eine Brut reichte es aber wieder nicht. Bis sich endlich heuer ein neues Paar entschloss, in einer Eternit-Blumenschale zur Brut zu schreiten. Hoffen wir, dass sich daraus eine längere Tradition entwickelt, denn Störche sind ungemein  flexibel und nutzen die unmöglichsten Brutplätze für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Warum dann nicht auch in einer Blumenschale?

Beim vorhandenen Kamin handelt es sich um einen „deutschen Kamin“, bei dem der Rauchaustritt auch bei vorhandenem Storchennest leicht möglich ist. Eine auf gemauerten Füßen ruhende Abdeckplatte gewährleistet den seitlichen Abzug des Rauches.

Ich hoffe, damit die Frage des Gästebuchschreibers ausführlich beantwortet zu haben und erwähne abschließend noch einen zweiten Fall eines brennenden Storchennestes aus Neunstetten, ebenfalls an der Altmühl und im Landkreis Ansbach gelegen. Dort kam es durch herabhängendes Nistmaterial, das in den Bereich des Rauchaustrittes gelangte, zweimal zu einem Brand. Dort half eine von mir zwischen Nest und Nestauflage angebrachte Asbestplatte, weitere Brände zu verhindern. Im Übrigen werden dort regelmäßig – entweder nach der Brutzeit oder anlässlich der Beringung der Jungstörche – die gefährlichen Äste und Nestteile im Unterbau der Storchenwohnung entfernt.

 

 

  Nachdem das Biotopprojekt "Wörnitzwiesen" zur Sicherung des Lebensraumes für unsere Störche erfolgreich abgeschlossen werden konnte, hat der Bund Naturschutz eine neue Ankaufaktion gestartet. Wie auch Sie zur Arterhaltung und zum Schutz unserer Natur beitragen können erfahren Sie bei den Informationen zum neuen Projekt "Feuchtwiese bei Segringen" 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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