Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 7

3. Jun. 08

Nach den gestrigen Höchstwerten bei der Temperatur in diesem Jahr mit über 30 Grad, blieb das Thermometer heute bereits bei 18 Grad hängen. Man konnte die Temperaturentwicklung allein am Verhalten von Schorsch und Nummer 7 erkennen und musste das Thermometer nicht extra in Betracht ziehen.

War am gestrigen Tag ein Hudern der Jungen wenig angebracht und auch kaum zu beobachten, lagen heute die Verhältnisse komplett anders. Die Jungen waren immer nur kurz sichtbar, wenn sich einer der Altvögel kurz erhob, die meiste Zeit wurden die Küken zusätzlich von einem Elternteil gewärmt, denn bei Temperaturen zwischen 15 und knapp 20 Grad ist eine zusätzliche Wärmezufuhr unerlässlich.

Die drei Küken dürfen heute auf ein Alter von 10, 9 und 7 Tagen zurückblicken. Sie tragen noch immer ihr erstes Dunenkleid, das von der Farbgebung ein dunkles Grau aufweist und sie bei Regen und nassem Nestuntergrund noch dunkler erscheinen lässt. In wenigen Tagen wechseln alle der Reihe nach ins zweite, helle oder weiße Dunenkleid, aus dem dann  schließlich die erste bleibende Federgeneration erwächst, deren prominenteste Vertreter die Hand- und Armschwingen – sie bilden die Tragfläche des Flugzeuges „Vogel“ – darstellen. Achten Sie deshalb bitte in den nächsten Tagen auf diese deutlich sichtbare Veränderung im Aussehen unserer Kleinen.

Hinweisen darf ich noch auf einen neuen Spendenaufruf unserer Kreisgruppe im Bund Naturschutz. Vor den Toren Dinkelsbühls ist es erneut gelungen, in den Besitz einer Feuchtwiese in der Nähe Dinkelsbühls zu kommen. Besagte Wiese befindet sich 2,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt im Bereich des Ortsteiles Segringen. Allein die relative Nähe zu Schorsch und Nummer 7 zeigt die Wichtigkeit der Maßnahme zur Verbesserung der Lebensraumqualität. Eine genauere Beschreibung der geplanten Maßnahme finden Sie unter    http://www.bn-ansbach.de/storchcam/ankaufwoernitz.htm

3500 Euro müssen aus Eigenmittel durch den Bund Naturschutz noch beigesteuert werden. Beteiligen Sie sich deshalb sofort – wie schon einmal vor einigen Jahren – an der Realisierung eines neuen Biotopprojektes und unterstützen Sie Schorsch und Nummer 7 im Verbund mit vielen anderen Bewohnern der Feuchtwiese! Mit einem Euro an Spendengeldern helfen Sie mit, 3 Quadratmeter Wiesenfläche zu erwerben. Sie sollten keinen Moment zögern, für unsere Lieblinge jede Gelegenheit beim Schopfe zu packen und das Auskommen eines Storchenpaares in Dinkelsbühl auch für die Zukunft wenigstens nicht zu verschlechtern. Bitte bedenken Sie, dass auch auf Dinkelsbühler Stadtgebiet täglich wertvolle Fläche durch ausgewiesene Neubaugebiete verloren gehen oder durch einen intensiven Straßen- und Wegebau zerschnitten und damit für Störche weniger attraktiv werden.

Somit bleibt der Erwerb eines relativ kleinen Grundstückes von rund 9000 Quadratmetern eher ein Tropfen auf den heißen Stein, er sollte aber für alle Verantwortlichen der Stadt Signalwirkung besitzen und damit auch die Verantwortlichen ein wenig sensibilisieren, nach Ersatzflächen Ausschau zu halten und somit den Lebensraum von Schorsch und Nummer 7 nicht weiter zu verschlechtern. Packen wir es also an und setzen wir erneut ein Zeichen der Solidarität für unser Storchenpaar. Es bedarf erfahrungsgemäß einer langen Überzeugungsarbeit, bis man auch Entscheidungsträger mit ins Boot bekommt, doch Hartnäckigkeit und Optimismus hat noch nie geschadet und solche Eigenschaften sind in Sachen Naturschutz unabdingbare Charakterzüge. Plündern Sie ein wenig Ihr Konto oder begleiten Sie unser Projekt wenigstens wohlwollend in Ihren Gedanken. Wer den Link mit allen Einzelheiten noch einmal zur Erinnerung betätigen will, ist hier bestens aufgehoben:   http://www.bn-ansbach.de/storchcam/ankaufwoernitz.htm

Mit einigen gelungenen Schnappschüssen von heute verabschiede ich mich von Ihnen. Unser Nesthäkchen hält weiter den Anschluss, auch wenn es in der Größe deutlich hinter seinen Geschwistern zurückbleibt. Wünschen wir allen Mitgliedern des Trios weiterhin alles Gute.


Der Nestausbau geht weiter

Mit Blumen überschüttet
   

Was Großes wird verschluckt

Von Angesicht zu Angesicht


Die kleine Rasselbande

 
4. Jun. 08

Es ist weiter Schreibtischarbeit angesagt, die nicht unbedingt mit Störchen etwas zu tun hat. Daneben laufen weitere Planungen für die noch anstehenden Beringungen. Termine müssen gefunden und koordiniert werden und es sind erneut Fahrten zu bewältigen, die den richtigen Beringungszeitpunkt herausfinden sollen. So zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche sollte es schon sein. Größere Spielräume gibt es für mich nicht und da Ihr Tagebuchschreiber nichts riskieren will, bleibt ihm nicht anderes übrig, als sich selbst ein Bild von der Situation an jedem Nest zu machen. Auf Mitstreiter und zuverlässige Kontaktpersonen vor Ort kann man sich leider nur in den seltensten Fällen verlassen. Da gibt es ernsthafte Aussagen, die sich später bei eigenem Augenschein mit der Realität überhaupt nicht vereinbaren lassen. Da hilft nur das eigene Auge, (fast) dem einzigen, dem ich traue. Vielleicht hat es auch ein wenig mit meinem Vornamen Thomas zu tun, dem aus biblischer Sicht ja oft der Beiname „Der Ungläubige“ zuerkannt wird.

Unser Trio hält nach wie vor unangefochten die Stellung und wächst und gedeiht. So sieht es wenigstens aus! Bei den meisten Tragödien in den verschiedenen Nestern schien wenige Minuten vor einem Gau auch noch alles in Ordnung zu sein und plötzlich nahmen die Ereignisse ihren dramatischen Verlauf.

Aus dem Nest zu berichten, fällt auch an diesem Mittwoch wieder leicht. „Keine besonderen Vorkommnisse!“, lautet dabei die Devise.

 
An Nachschub von oben fehlt es nicht!


Man reckt und streckt sich

Man sucht die Futterquelle


Man sucht Unterschlupf

 
5. Jun. 08

20 Grad und immer wieder Regenschauer! Nicht unfreundlich, aber auch nicht richtig sommerlich! Die 7 Liter Regen werden natürlich dringend gebraucht und bedeuten für Alt und Jung im Storchennest keine Gefahr für Leib und Leben. Im Gegenteil! Das Nass hilft, die Nahrung schneller und leichter zu finden, als es in den letzten Tagen der Fall war.

Um die Mittagszeit konnte man an den kurzen Abflügen von Schorsch leicht erkennen, dass wieder einmal Gefahr in Gestalt fremder Störche im Verzug war. Zu Körperkontakten zwischen den Nestbesetzern und den Fremden kam es aber augenscheinlich nicht.

Anderes ist bei einem Schnappschuss vom Kameranest auf der evangelischen Kirche in Bornheim zu vermuten. Ob die offenkundige Verletzung durch einen Unfall (wie von der örtlichen Meldestelle vermutet) mit nachfolgenden inneren Blutungen oder aber durch eine andere Ursache ausgelöst wurde, kann bisher nicht gesagt werden. Solange der verletzte Storch aber das Nest anfliegen kann und seine Jungen bewacht, ist keine Aufregung nötig.


Bornheim Kirchendach

Bitte seien Sie mit vorschnellen Befürchtungen und Aufgeregtheiten immer sehr zurückhaltend! Beobachten Sie lieber erst etwas und, wenn es sein muss, auch etwas länger und vermeiden Sie jegliche Art von Panik! Ob ein Storch seine Jungen noch versorgt oder nicht, kann erst nach Stunden ununterbrochener Beobachtung – da darf man sich aber auch nicht für kurze Zeit vom Bildschirm entfernen! – gesagt werden. Man hätte sich im Falle von Darany manche Aufregung ersparen können, obwohl es hier zum Tod eines weiteren Jungen kam. Die Ursache lag aber nicht darin begründet, dass manche glaubten, die Eltern würden die Jungen nicht mehr versorgen. Sicher lag es an den kühlen Temperaturen und den Regenfällen, die es den Altstörchen erschwerten, in kurzer Zeit viel Futter herbeizuschaffen. Bitte auch an unserem Nest in Dinkelsbühl zuerst einmal die Ruhe bewahren. Junge können einmal für längere Zeit wie tot aussehen, doch plötzlich erkennt man, dass sie sich doch noch bewegen und ganz munter sind. Meine Bitte: Erst den Fall sicher abklären und dann die Polizei rufen! Ich denke, sie haben mich verstanden und können im Fall des Falles auch richtig reagieren.

Tote oder sterbende Jungvögel werden so und so nicht aus dem Nest geholt, wenn beide Altstörche die volle Kontrolle über ihr „Reich“ ausüben! Ausnahme: Wenn ein Altstorch nachweislich zu Tode kommt, flugunfähig ist oder ein Jungstorch nachweislich mit einem Fremdkörper in Kontakt kommt, der ihm die Nahrungsaufnahme nicht mehr erlaubt oder die Bewegungsfreiheit raubt (so wie beim Jungstorch von Wittelshofen).

Dieses Eingreifen muss unterlassen werden, wenn dadurch die Gefahr besteht, dass andere Nestgeschwister Schaden nehmen. Dies kann der Fall der Fall sein, wenn sich das Ereignis nach der sechsten bis siebten Lebenswoche einstellt und ein Eingriff durch das mögliche Abspringen der Jungen vom Nest mit deren Tod in Verbindung gebracht werden muss.

Die obligatorischen Bilder des Tages beenden meinen Eintrag.


Wohl geborgen

Augen geradeaus


Küken Nummer 1 wird in die Mitte genommen
 

 
6. Jun. 08

Ein schöner Tag, mit knapp 25 Grad nicht zu warm, dazu keine Regen und kein Donnerwetter in Sicht! Ich nutzte meine Freizeit nach der Schule, um letzte Vorbereitungen für weitere Beringungsaktionen zu starten. Dazu gehörte eine weitere Storchenfahrt an Wörnitz und Altmühl!

Ich begann die Runde in Dinkelsbühl, grüßte kurz zu Schorsch hinüber, sah mein Jungenquartett in Weiltingen gesund und munter im Nest, nahm Kenntnis vom Vorhandensein der beiden im Wittelshöfer Nest übrig gebliebenen Jungen (vom Drama um die dortige Nummer 3 habe ich am 1. und 2. Juni im Tagebuch berichtet), sah in Gerolfingen einen Altstorch im Nest stehen und zwei Junge in Wassertrüdingen um Futter betteln.

Hinter Wasssertrüdingen wechselte ich hinüber ins Altmühltal. Kurz vor Gunzenhausen unternahm ich einen Abstecher nach Aha, Die mindestens drei Jungen im Nest sind beringungsfähig und werden in der nächsten Woche einen Besuch von mir erhalten. Auch in Gundelsheim präsentierte sich mir ein volles Nest. Vier ebenfalls schon über drei Wochen alte Junge drängen sich im Nest. Ob das Paar in Trommetsheim noch zu Nachwuchs kommt, konnte ich auch bei meinem heutigen Besuch nicht zweifelsfrei klären. Wenn schon Junge geschlüpft sind, müssen sie aber noch sehr klein sein. Mit Trommetsheim vor den Toren von Weißenburg hatte ich mein südlichstes Ziel erreicht und fuhr nun wieder nach Norden, genauer gesagt nach Nordwesten. Gunzenhausen stand nun auf dem Kontrollplan. Eine Kamera überträgt dort die Bilder aus dem Nest in eine Gaststätte mit großem Biergarten direkt unterhalb des Nestes. Der Wirt führt trefflich Buch über die Geschehnisse, so dass die Gäste stets im Bilde sind. Aus fünf Eiern, die ein neues Weibchen gelegt hatte, schlüpften auch fünf Junge. Doch nach wenigen Tagen wurden die beiden Nesthäkchen von der Storchenmutter gefressen. Drei Überlebende wuchsen dagegen problemlos auf und zählten heute zwischen 16 und 19 Tage. In Laubenzedel, einem Ortsteil von Gunzenhausen stieß ich wider Erwarten auf ein verlassenes Nest, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich kein Leben mehr im Nest regt. Über die Gründe kann ich keine Aussagen machen, nur dass bei meinem letzten Besuch vor etwas über einer Woche noch mindestens zwei 14-tägige Junge im Nest zu sehen waren. Die beiden Brutstörche in Laubenzedel standen mit jeweils erst zwei Jahren am Anfang ihrer Karriere als Brutvögel. Verluste bei solchen Paaren gehören dabei eigentlich zur Tagesordnung und sind daher verschmerzbar.

Weiter ging es nach Altenmuhr. Auf dem dortigen Pfarrhaus regt sich ebenfalls Storchenleben. Ich sah bei einem kurzen Blick durchs Fernglas, dass sich mindestens ein etwa 10 Tage alter Jungstorch im Nest befindet. Hinter Muhr am See verlasse ich die unmittelbare Nähe der Altmühl und erreiche Merkendorf, das ein paar Kilometer abseits des Flusses liegt. Auf dem Rathaus der Krautstadt räkelt sich ebenfalls mindestens ein kleines Storchenjunge. Noch einmal vier Kilometer weiter grüßt mir das mittelalterliche Wolframs-Eschenbach aus der Ferne entgegen. Auf dem alten Rathaus und heutigem Heimatmuseum hat sich seit zwei Jahren nach langer Unterbrechung wieder ein Storchenpaar eingenistet. Nachdem es im vergangenen Jahr erstmals seit etwa 40 Jahren Nachwuchs gegeben hatte, zeigt sich bis heute noch kein Junges. Es ist aber – wenn überhaupt - wegen des späten Brutbeginns in den nächsten Tagen damit zu rechnen.

Von der spannenden Situation in Triesdorf habe ich im Tagebuch schon einige Male berichtet. Dort kam es neben dem bestehenden alten Nest zu einer Neuansiedlung eines zweiten Paares. Nach mehrmaligem Partnerwechsel blieb das neue Paar schließlich ohne Brut, während ein ebenfalls neu formiertes Paar auf dem alten Nest mit Erfolg brütete. Mit mindestens drei Jungen sollten die Triesdorfer insgesamt zufrieden sein.

In Ornbau - und damit zurück an die Altmühl - gibt es leider in diesem Jahr ebenfalls keinen Nachwuchs. Auch hier liegen die Gründe für mich im Dunkeln. Erfreulich dagegen die Erntwicklung in Großenried. Hier verlief die Brutzeit des Paares störungsfrei und alles deutet darauf hin, dass das Schlüpfen der Jungen unmittelbar bevorsteht. Es wären die ersten Jungen seit dem Jahre 1999.

Beim Nachwuchs im Altrathausnest nimmt die Entwicklung ihren Gang. Das Seniorküken setzt sich nun doch etwas deutlicher von seinen beiden Geschwistern ab. Am deutlichsten erkennt man an ihm, dass sich das weiße Dunenkleid mehr und mehr ausbildet, während die Kleinen noch gräulich schimmern. Der dreizehnte Lebenstag lässt solches ja auch schon erwarten.


Ich werde weiß!

Einmal durchzählen

Noch etwas hat Nummer 1 den beiden Letztgeborenen voraus. Es kann sich in den Fersensitz begeben. Dabei sonderte es sich heute mehrmals deutlich von den Nestmitbewohnern ab und setzte sich in Pose, so als ob es seine dominante Stellung ein wenig unterstreichen wollte. Der nächste wichtige Schritt im Leben eines Jungstorches wäre in naher Zukunft das Aufrichten in den Stand. Deshalb von hier meine neue Hausaufgabe: Achten Sie in den nächsten Tagen auf dieses große Ereignis. Ich vergleiche es ein wenig mit den ersten Schritten eines Menschenkindes!


Ich beherrsche den Fersensitz und das Betteln!

So ganz aus dem Schneider sind die beiden Kleinen noch nicht. Ich rechne nicht damit, dass wir noch zwei Junge verlieren könnten, aber mit dem Tod des Nesthäkchens, nachdem es erst 10 Lebenstage hinter sich hat, ist immer noch täglich zu rechnen. 

Welch kuriose Situationen sich an einem normalen Tag sonst noch ereignen können, sollen die beiden letzten Schnappschüsse aufzeigen.


Kopfstand

Abgetaucht
 
7. Jun. 08

Der späte Nachmittag stand ganz im Zeichen eines einstündigen Gewitters, das bei mir in Feuchtwangen die nicht unerhebliche Regenmenge von 30 Litern auf den Quadratmeter brachte. Während des Unwetters, das mit leichtem Hagelschlag verbunden war, sank die Temperatur von 22 auf nur mehr 11 Grad. Ob sich im 12 Kilometer entfernten Dinkelsbühl Ähnliches ereignete, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, doch Schorsch und Nummer 7 zeigten sich während des Ereignisses als überaus umsichtige und gekonnt agierende Eltern. Dazu später etwas mehr!

Nach 15 Tagen – zuletzt war es am Tage der Beringung der Jungen – kam ich heute wieder einmal nach Mosbach. Dort konnte ich am 23. Mai 5 junge Störche im Nest mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell kennzeichnen. Schon von der Straße aus ließ ein übervolles Nest erhoffen, dass sich an der Zahl 5 nichts verändert hatte. Die Sicht vom Kirchturm aus brachte dann letztendlich die Bestätigung. Fünf kerngesunde Storchenkinder lagen und standen im Nest und es besteht kein Zweifel, dass sie auch die nächsten Wochen überleben und alle ausfliegen sollten. Ich freue mich schon auf die Bilder, wenn erstmals in der knapp 50-jährigen Geschichte dieses Nestes ein Quintett das Nest verlassen wird. Ich werde Sie an diesem Ereignis Anteil nehmen lassen. So wie es jetzt aussieht, wird es an Altmühl und Wörnitz keine weitere Fünferbrut mehr geben.

Eine Lehrstunde gaben am späten Nachmittag Schorsch und Nummer 7 während des heftigen Gewitters mit Starkregen. Schon im Vorfeld konnte der aufmerksame Beobachter feststellen, dass Schorsch sich nach der Ablösung in der Nestbetreuung durch seine Partnerin nicht gleich wieder aus dem Staub machte und zur Nahrungssuche abflog. Als sich das Bild zu verfinstern begann, war klar, dass sich da etwas zusammenbraute. Schorsch hatte instinktiv den Ernst der Lage erkannt und seine weitere Anwesenheit für notwendig erachtet. Als der Regen einsetzte, war es zunächst Nummer 7, die als Regenschirm fungierte und sich schützend über ihre Jungen legte. Schorsch stand nun aber nicht irgendwo am Nestrand, sondern er baute sich, Gesicht und Schnabel nach Osten dem Regen entgegengerichtet vor Nummer 7 auf, um so schon im Vorfeld einen Teil des Regens sowie vereinzelte Hagelkörner abzuhalten. Auf dem Höhepunkt des Unwetters geschah Erstaunliches (und dies machen alle Storcheneltern!): Schorsch trat einen Schritt nach hinten in Richtung seiner in der Nestmitte liegenden Partnerin, knickte im Fersengelenk etwas ein und fungierte ein paar Sekunden lang quasi als zweiter Regenschirm. Doch schon bald nahm er die erste Position wieder ein und wartete in dieser Stellung das Ende des Gewitters ab. Erst nach einer Stunde flog Schorsch ab und er konnte sicher sein, dass er einen wesentlichen Beitrag zum Schutz seiner Familie geleistet hatte.

Ich wünsche mir, dass viele meiner LeserInnen diese Sequenz live und in voller Länge am Monitor mitverfolgen konnten. Nachher blieb das Bild leider sehr dunkel, obwohl die Gewitterfront weitergezogen war. 

 
Auf dem Höhepunkt des Unwetters

Nummer 7 entwickelte sich in den Morgenstunden erneut als Müllsammlerin. Wohl aus gleicher Quelle wie die anderen Plastikteile erschien sie abermals mit einem größeren „Beutestück“, das nach mehrmaligem Hin und Her endlich am Nestrand abgelegt war. „Hier stört es niemanden, aber es gefällt mir eben!“, mag sich Nummer 7 bei der Aufnahme des Teils sowie bei seinem Transport gedacht haben.


Die Müllsammlerin

Dass man sich auch weiterhin fleißig am Eintrag von Gras verschiedensten Alters und Konsistenz sowie am Heranschaffen neuer Äste beteiligte, zeigt die Wichtigkeit, sein Haus für etwaige Wetterkapriolen vorzubereiten.


Grasregen von oben

Grandioser Anflug von Nummer 7

Küken 1 versuchte wiederum erfolgreich den Fersensitz und stellte den deutlichen Weißschleier seines zweiten Dunenkleides zur Schau. Der Größenabstand zu den Geschwistern ist geblieben, unterstreicht aber, dass man mit genau 14 Tagen anders aussehen darf als mit 13 oder gar erst 11.


Nummer 1 im Fersensitz

Das zweite Dunenkleid sprießt


Wer kommt als erster ans Futter?

Beim Durchstöbern der Bilder aus dem Hause KaiserPingi fiel auf, dass man zwischen 14.30 Uhr und 15.10 Uhr sehr viel Unruhe am Nest zeigte. Nummer 7 riskierte mehrere Abflüge in kurzen Abständen, man drohte und Schorsch bewachte den Nachwuchs. Da trifft es sich gut, dass fast zeitgleich Carola auf dem Dach der Georgskirche, knapp 50 Meter vom Nest entfernt, ein zweites Storchenpaar stehen sah. Ihr gelangen auch mehrere Bilder, von denen ich zwei hier beifügen darf. Man erkennt, dass der linke Storch rechts über dem Fersengelenk einen ELSA-Ring trägt. Der rechts stehende Storch war mit großer Sicherheit unberingt. Es könnte gut sein, dass die Besucher mit dem Paar vom Kirchturm in Wilburgstetten identisch sind, denn erstens trägt das Weibchen dort einen ELSA-Ring rechts, während das Männchen unberingt ist und außerdem hat dieses Paar, weil jungenlos, im Augenblick sehr viel Zeit und kann immer wieder Ausflüge in die Nachbarschaft unternehmen. Einen Beweis kann ich mit dieser Einschätzung nicht liefern, aber möglich wäre dieser Zusammenhang doch! 


Die beiden Besucher auf dem dach der Georgskirche

 
8. Jun. 08

Welch ein Sonntag! Was Schorsch und Nummer 7 an diesem Tag abspulten, verdient unsere Anerkennung! Beide brachten es heute zusammen auf insgesamt 18 Ablösungen, wobei diese mit jeweils 9 auch noch gerecht verteilt waren. Weshalb sie es aber so eilig hatten, wieder ans Nest zurückzukehren, konnte dabei nicht ermittelt werden. So ging es im Stundentakt hin und her und unser Trio wusste manchmal gar nicht, wie ihm geschah. Kaum hatte sich Schorsch am Nest eingerichtet, musste er seiner Partnerin schon wieder weichen.

Der Größenunterschied von Küken Nummer 1 ist nun doch schon deutlicher ausgeprägt als in den ersten beiden Lebenswochen. Für unseren Senior hat die dritte begonnen und der Entwicklungsunterschied zu Nummer 2 und Nummer 3 beträgt mehr als einen respektive drei Tage. An der beginnenden Weißfärbung des zweiten Dunenkleides konnte man dies schon kürzlich auch sichtbar erkennen und heute durfte ein großer Schritt für den Erstling gemeldet werden. Er stand für kurze Zeit im Nest!


Der erste Stehversuch

Am 15. Lebenstag war es also so weit! Warten wir, wann es das zweite Küken seinem großen Geschwisterchen gleich tun wird?

Vom Wetter gibt es zu berichten, dass die Nachttemperatur bei 10 Grad, die Tageshöchsttemperatur bei 24 Grad lag. Während eines kurzen Gewitters am Nachmittag sank die Temperatur um 10 Grad und es ergossen sich innerhalb einer halben Stunde satte 10 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter.


Ein heißhungriges Trio

Abgesetzt?.
   

 Auf eigenen Wegen?

Wo sind die Jungen?
   

Regenpause

Der Bettelstudent
 
9. Jun. 08

Ein schwüler Tag, mit viel Sonnenschein und nur vereinzelten Gewittern. Für Ihren Tagebuchschreiber ging es heute abermals auf Tour. Von den vergeblichen Brutversuchen der beiden Paare in Wilburgstetten und in Gerolfingen habe ich Ihnen bereits berichtet. Konnte im ersten Ort kein Nachweis über geschlüpfte Junge erbracht werden, stellen sich die Verhältnisse in Gerolfingen ganz anders dar. Dort gab es ziemlich sicher drei Jungstörche, die vom einen auf den anderen Tag nicht mehr lebten. Der Storchenbesitzer bringt die Todesfälle mit einem schweren Gewitter am 6. Juni in Verbindung. Ich kann dies nicht bestätigen, neige aber eher zu einer anderen Ursache. Wenige Stunden vor dem Unwetter stellte ich in Gerolfingen schon ein abnormales Verhalten eines Altstorches fest. Während meiner mehrere Minuten dauernden Kontrolle mit dem Fernglas sah ich keine Jungen und außerdem erweckte der Wache schiebende Elternteil einen sehr teilnahmslosen Eindruck und sah nicht ein einziges Mal in die Nestmitte. Dies tun Störche an sich unentwegt, wenn sich dort Leben regt.

In Oettingen warteten am späten Nachmittag die drei Jungstörche auf ihre Ringe. Mit der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr ging alles wie geplant. Während des Feuerwehreinsatzes beäugte mich einer der Altstörche von einem Nachbardach aus, während das Jungvolk in Akinse verfiel und so lange still hielt, bis die kleine Störung vorüber war.  


Da kommt die Drehleiter! Nichts wie weg!


Das Oettinger Trio


Danke, Feuerwehr!

Knappe 15 Kilometer entfernt durfte ich zum dritten Male in der jüngeren Nördlinger Stadtgeschichte die erfolgreiche Storchenbrut bestehend aus drei geschlüpften Jungen mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell kennzeichnen.

Dort oben befindet sich die Webcam


Das Nest auf dem Tanzhaus


Der Beringer naht!

Seit diesem Frühjahr besteht auch in der mittelalterlichen Stadt im Ries eine Storchencam, die vom 90 Meter hohen Turm der Georgskirche herrliche Einblicke ins Nest auf dem Tanzhaus erlaubt. http://www.noerdlingen.biz/cms/front_content.php?idcat=24

Die Seher der Webcam konnten die Ablage der Eier, heftige Storchenkämpfe und schließlich auch das Heranwachsen des Nachwuchses erleben. Heute kam es zu einer direkten Begegnung Ihres Tagebuchschreibers mit dem Nördlinger Storchentrio. Die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr war zur Stelle und hievte ihn auf 30 Meter Höhe. Damit war die gesamte Drehleiterlänge ausgereizt und das Nest gerade noch nicht Reichweite. Den Rest kennen Sie ja schon zur Genüge!

Während Ihr Tagebuchschreiber „fremd“ ging, durften Sie, liebe Beobachter, das Nest auf dem Altrathausdach zu Dinkelsbühl im Auge behalten. Nun merkt man doch schon deutlich, dass sich das älteste unserer drei Küken vom Rest der Familie immer weiter absetzt. Dies passierte erneut mehrmals am Tag im wahrsten Sinne des Wortes. Während die kleineren Geschwister sich weiterhin weitgehend im Zentrum des Nestes aufhalten, sieht man „Ihn“ regelmäßig kleinere Ausflüge in Richtung Nestrand machen. Dort hockt er dann meist ein Weilchen im Fersensitz, bis er sich nach einigen Sekunden abermals in den Kreis seiner Lieben zurückbewegt. Diese Ausflüge haben aber noch eine tiefere Bedeutung. Sie dienen bevorzugt dem treffsicheren Absetzen des Kotstrahles über den Nestrand. Dass sich Nummer 1 dabei immer häufiger sogar in den Stand aufrichtet, muss noch einmal erwähnt werden. Ebenfalls erwähnenswert sind die Bettelbewegungen, die stets der Vorschrift entsprechen, intensiv ausgeführt werden und am meisten überzeugen. Küken Nummer 2 kann da noch einigermaßen mithalten, während das kleinste aus dem Trio in dieser Beziehung einige Defizite vorzuweisen hat. 


Zwei bleiben etwas zurück

Nesthäkchen auf Abwegen
   

Der Senior auf Abwegen

Bussi für Mami
   

Meister im Betteln

Trio infernal


Er steht schon wieder

 
10. Jun. 08

Das Auto Ihres Tagebuchschreibers, ein 17 Jahre alter Toyota Previa mit einer Fahrleistung von 325 000 Kilometern, gibt heute am Mittag seinen Geist auf. Er wird nach Dinkelsbühl abgeschleppt und dort in gute Hände gegeben. So ganz aussichtslos ist die Sachlage nicht, wenngleich wenig Hoffnung auf Heilung besteht. An dieser Tatsache wird einem wieder einmal klar, wie sehr man auf dem flachen Lande auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen ist. Vor allem dann, wenn ich für den Nachmittag und Abend Termine mit Feuerwehren vereinbart habe. Meine Autowerkstatt greift mir helfend unter die Arme und stellt mir einen Toyota Prius zur Verfügung! Da kann man schnell sehen, wie sparsam und umweltschonend man sich damit fortbewegen kann. Sicher stellt dieser Fahrzeugtyp eine echte Alternative für Ihren Tagebuchschreiber dar. So kann ich am Nachmittag – nach all der Aufregung – doch wie geplant loslegen.

In Triesdorf treffe ich mich mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Bechhofen und ihrer 30 Meter langen Drehleiter. Auf dem hohen Molkereikamin erwartet mich eine Überraschung. Es befinden sich vier Junge im Nest. Nun ist an dieser Tatsache noch nichts Besonderes dabei. Wenn man aber die Größenunterschiede zwischen dem kleinsten Jungen und seinen drei Geschwistern betrachtet, muss ich sehr lange zurückdenken, um mich an etwas Vergleichbares erinnern zu können. Was gab es da zu sehen? Ein Kükentrio hatte entsprechend seinem Alter von etwa 25 Tagen die richtige Größe vorzuweisen. Das Nesthäkchen allerdings hinkte so weit in der Entwicklung gegenüber seinen Nestgeschwistern hinterher, dass es erstens nicht zu beringen war und es zweitens keinerlei Überlebenschance mehr hatte. Es war schon eine große Überraschung, dass es nicht bereits vor meinem Erscheinen von den Eltern aus dem Nest befördert worden war. Dies werden die Altstörche an einem der nächsten Tage aber sicherlich noch nachholen.


Anfahrt der Feuerwehr


Die drei Jungen mit dem Nachzügler

Am Stadtrand von Gunzenhausen, in Sichtweite zu den Nestern in Gunzenhausen selbst sowie zu dem in Windsfeld, hat im Ortsteil Aha in diesem Jahr ein Storchenpaar eine erfolgreiche Jungenaufzucht hingelegt. Diese Tatsache ist erwähnenswert, da es erst 2005 nach fast 30jähriger Pause erstmals Storchennachwuchs in dieser kleinen Gemeinde gegeben hatte und sich heuer nun zum zweiten Mal eine erfreuliche Entwicklung abzeichnete. Bereits vor über 14 Tagen erfolgte leider der Abwurf eines Nesthäkchens, während die drei verbliebenen Jungen gesund und munter heranwuchsen. Die Freiwillige Feuerwehr Gunzenhausen samt Drehleiter stellte sich erneut zur Verfügung, um die Markierung der Jungen auf dem Dach des Pfarrhauses vorzunehmen. In Begleitung des Ortspfarrers, der just an diesem Tag im Kreise seiner Gemeinde seinen 60. Geburtstag feiern durfte, ging es zum Storchennest hinauf. Für Herrn Steinlein war es – wie er mir gestand – das schönste Geburtstagsgeschenk.


Die Jungen von Aha


Viele Geburtstagsgäste

Bereits in Aha begleitete mich ein Vertreter des Bayerischen Rundfunks vom Korrespondentenbüro in Ansbach, um für eine Rundfunksendung im ersten Programm einen Beitrag zur Storchenberingung aufzunehmen. In Gundelsheim, ein Stückchen weiter die Altmühl abwärts, lief während der Storchenberingung die Live-Aufnahme mit einem Situationsbericht über die Vorgänge im dortigen Nest Meister Adebars. Dass es hier sogar vier Störche zu beringen gab, stellt für den kleinen Ort einen neuen Rekord dar. Eine größere Menschenmenge wohnte der Aktion bei, darunter sehr viele wissbegierige und neugierige Kinder. Sicher gelingt es durch derartige eindrucksvollen Erlebnisse, Kindern die Natur schmackhaft und interessant zu machen. Umso leichter werden diese Eindrücke später einmal Nachwirkungen zeigen, denn nur das, was man kennt und liebt, wird vielleicht auch bewahrt und erhalten. Hoffen wir es zumindest.


Kurz vor dem Abflug in Gundelsheim

Einige kleinere Abstecher zu Nestern, die ich in nächster Zeit noch mit der Feuerwehr anfahren werde, rundeten meinen Arbeitstag lange nach Einbruch der Dunkelheit ab.

In Dinkelsbühl nahm in der Zwischenzeit alles seinen gewohnten Gang. Beinahe! Denn der Vormittag war erneut von großer Unruhe und Hektik geprägt. Ein ständiges Kommen und Gehen von Schorsch und Nummer 7 war zu verzeichnen, das schließlich in einem heftigen Drohen und Flügelpumpen kurz vor der Mittagszeit seinen Höhepunkt fand. Beide Partner des Brutpaares hatten sich eingestellt, um den für die Kamera unsichtbaren Feind zu vertreiben. Es dauerte über 10 Minuten, ehe wieder ruhe einkehrte und sich die Abstände zur Ablösung wieder auf Normalmaß vergrößerten. War es am Vormittag maximal eine Stunde, bis Schorsch Nummer 7 und Nummer 7 ihren Schorsch zum Abflug verhalf, so steigerte man sich später wieder auf gute zwei Stunden. Übrigens: Mir fällt auf, dass Schorsch – belegbar ist es wegen der Bildfrequenz von doch vielen Sekunden aber nicht – deutlich weniger Futter von seinen Ausflügen mitbringt als Nummer 7. Vielleicht liegt es aber auch an der uns zur Verfügung gestellten Bildauswahl unseres fleißigen KaiserPingi (hier noch einmal in aller Form und in aller Namen ein herzliches Dankeschön!!!), dass dieser Eindruck entsteht? Während Nummer 7 bei ihrer Schicht am Nest immer wieder auch zwischendurch durch das Betteln der Jungen zu weiteren Futterabgaben aufgefordert wird und diesem Drängen auch nachkommt, habe ich solches bei Schorsch in letzter Zeit nicht mehr gesehen. Das Betteln der Jungen schon, aber dass er zu wiederholtem Auswürgen von Futter bereit gewesen wäre, habe ich lange nicht mehr beobachtet. Mag ein Zufall sein, aber es wäre nur allzu verständlich!

Dass ein richtiger Jungstorch im Stehen pinkelt, bewies Küken Nummer 1 erneut zur Genüge. Auch sonst hat der Erstgeborene eindeutig das Kommando im Nest übernommen und die beiden Geschwister stehen eindeutig in seinem Schatten.


Drei Bettler

Ein eindrucksvolles Trio
   

Gepinkelt wird im Stehen

Der Ohrwurm


Alle mir nach!

 
11. Jun. 08

Ein herrlicher Tag! Nach einer milden Nacht kletterten die Temperaturen auf Höchstwerte von 22 Grad. Es blieb zudem trocken und ein angenehmer Wind ließ den Aufenthalt im Freien zu einem regelrechten Genuss werden.

Nach einem anstrengenden Schultag mit meiner 1. Grundschulklasse ging es ab Mittag zu unserem schon traditionellen Lehrerausflug, so dass heute für mich das Thema Storch einmal ganz hinten anzustellen war. Dies lag auch am Ziel unserer Fahrt, denn an der Grenze von Mittel- und Unterfranken im Fränkischen Weinland an der Bocksbeutelstraße um den Weinort Bullenheim sind Störche – zum Glück?! – (noch) nicht vertreten. So konnte ich mich im Bus zurücklehnen und den Tag in anderer Weise genießen als sonst. Ein Besuch von Seinsheim mit seinen interessanten Kirchengaden, der kleinsten Brauerei Unterfrankens und viel Wein war auf jeden Fall einen Besuch wert, der am späten Nachmittag seinen Abschluss in einem Lokal in Bullenheim fand. Der Tag bewies, dass die Behauptung, Lehrer würden sich unter Ihresgleichen nur über die Schule unterhalten, nicht ganz zutreffend sein muss.

Was sich unterdessen im Dinkelsbühler Nest bei Schorsch und Co. zutrug, durfte ich in der Nacht noch KaiserPingis Diaschau entnehmen.

Unsere beiden Eltern waren zur Normalität zurückgekehrt. Darunter verstehe ich die Tatsache, dass sich die Ablösungsintervalle vom Beginn des Tages an in mehrstündigen Phasen abspielten. „Wäre ja gelacht, wenn wir das nicht auch hinbekämen!“, mögen sich Schorsch und Nummer 7 gedacht haben.

Wie sehr die Sonne doch schon wärmt, zeigte das Trio, als es unter der liegenden Mama hervorkroch und sich lieber „oben ohne“ präsentierte. Am Wachstum von Schulterfedern, Hand- und Armschwingen sieht man weiterhin auch den Entwicklungsstand unserer drei Wonneproppen. Bei Küken Nummer 1 sind die schwarzen Federsäume an den Flügelchen schon am weitesten gediehen. Diese signalisieren das Wachstum der Schwungfedern, das nun täglich um einige Millimeter voranschreitet. Bei Küken Nummer zwei ist es ein etwas schmälerer Saum, während Küken Nummer 3 in dieser Beziehung noch nichts vorweisen kann. Eine zweite schwarze Wachstumszone liegt am Flügelansatz, also dort, wo Flügel und Körper aneinander stoßen. Die dort zu findenden Schulterfedern haben bisher, was das Längenwachstum betrifft, am deutlichsten zugelegt.


Guten Morgen!

Küken 1 auf Abwegen
   

Orgelpfeifen

Im Stehen noch größer
   

Auf
Schattensuche

Deplaziert! Mama
liegt etwas daneben


In der Abendsonne

 
12. Jun. 08

Erneut ein sehr angenehmer Tag. Es ist aber seit gestern deutlich kühler geworden. Keine 20 Grad mehr, aber nach wie vor trocken. Erst in der Nacht setzt leichter Regen ein und bringt in meinem Garten 3 Liter auf die Waage.

Zwei Ereignisse prägten den Tag in Dinkelsbühl. Erneut kam es zu Feindkontakten zwischen dem Nest und dem Himmel darüber. Dies zeigte unser Paar ganz deutlich in der Zeit zwischen 10:20 Uhr und 10:30 Uhr, als Schorsch und seine Partnerin heftigst mit den Flügeln schlugen und sich noch größer machten als sie ohnehin schon sind. Der Spuk verflog so schnell, wie er begonnen hatte, danach blieb es für den Rest des Tages ruhig. Ein zweites geschah! Unser Küken Nummer 2 übte sich erstmals im freien Stand. Dass es dabei noch kräftig die Schnabelspitze sowie die Flügelstummel einsetzen musste, um das Gleichgewicht zu halten, versteht sich von selbst. 18 Tage nach seiner Geburt kann man solches erwarten, bei Nummer 1 geschah dies bereits am 15. Lebenstag. Vielleicht – und hier schränke ich mich bewusst ein – hatte der angesprochene „Vorfall“ schon einen Vorgänger, der aber von allen unbemerkt an uns vorüberging.

Ein kleiner Alterscheck sei zum Schluss noch angemerkt! Nummer 1 hat ein Alter von 19 Tagen erreicht, vollendet also bald die dritte Lebenswoche, Nummer 2 hat das stolze Alter von 18 Tagen und Küken Nummer 3 – unser Benjamin – auch schon 16 mal 24 Stunden hinter sich.


Flattermänner

Alarm..Alarm!
   

Verschwindet endlich!

Küken Nummer 2 im freien Stand!!
   

Man beachte das unterschiedliche Federwachstum

Bettelunterricht für Nummer 3
 
13. Jun. 08

Ich wage heute schon einmal einen kleinen Ausblick auf die diesjährige Storchensaison in Bayern. Bei noch unvollständigen Ergebnissen ist in diesem Jahr mit etwa 180 Storchenpaaren zu rechnen. Ein einsamer Rekord, der seit mehr als 30 Jahren nicht mehr annähernd erreicht wurde und selbst die Zahlen von vor 50 Jahren erreichen könnte. Von diesen zu erwartenden Höchstzahlen betreffen „mein Gebiet“ knapp 40 Paare, von denen etwa 30 Nachwuchs herbrachten und bei denen mit ausfliegenden Jungen zu rechnen ist. Noch erfreulicher als diese nackten Zahlen steht es aber mit den Nachwuchszahlen! Bei 20 Nestern, in denen ich bis heute Beringungen vorgenommen habe, gab es 66 Junge. Noch ausstehende 10 Nester lassen vielleicht noch einmal 20 Jungstörche erwarten. Damit käme die unglaubliche Zahl von beinahe 90 Jungen zu Tage. Überträgt man nun diese Zahlen auf Gesamtbayern, sind locker zwischen 300 und 400 ausfliegende Junge zu erwarten, eine sensationelle Entwicklung, die die schweren Jungenverluste des vergangenen Jahres auf einen Schlag beseitigt und in Vergessenheit geraten lässt. Wer hätte dies nach den vielen Katastrophenmeldungen 2007 so schnell erwartet?

Noch ist nicht aller Tage Abend und es kann immer noch viel passieren! Als erstes möchte ich Sie noch bei meinen Beringungsaktivitäten auf den neuesten Stand bringen. Ich war nämlich schon wieder unterwegs zu meinen Störchen. Es begann in Aurach! Auch dort gab es vor zwei Jahren erstmals in der Ortsgeschichte Storchennachwuchs. Im letzten Jahr kam es im Nest auf dem Auracher Rathaus zum Verlust aller Jungstörche. Doch heuer bewegt man sich auch in Aurach im allgemeinen Aufwärtstrend. Mit drei Jungen, die bereits kurz vor Vollendung ihrer vierten Lebenswoche standen, begann die Beringungstour abermals richtig erfolgreich. Dass die Freiwillige Feuerwehr Feuchtwangen unter ihrem Kommandanten Holger Frohwieser die Aktion erst ermöglichte, sei an dieser Stelle lobend erwähnt. Das Rathaus befindet sich in einem ehemaligen Wasserschloss, die Zufahrt zum Gebäude ist nur über eine Obstwiese, die vor dem Haus gelegen ist, möglich. Bei einem Gewicht von 15 Tonnen ist es für die Drehleiter der Feuerwehr nur möglich, das Rathaus anzufahren, wenn der Untergrund für das Feuerwehrfahrzeug nicht zu weich ist. Vorausgehende Regenfälle oder eine feuchte Witterungsperiode würden eine Beringung verhindern. Doch wir hatten Glück! Eine von mir schon gestern durchgeführte Erstinspektion wurde durch die Prüfung des Untergrundes am heutigen Tag in Person des Feuerwehrkommandanten bestätigt. Dieser brachte das schwere Fahrzeug schließlich unter Verursachung lediglich kleinerer Flurschäden in Position.

Der Rest blieb wie immer Formsache. Die kräftigen Jungen konnten markiert werden und unter den Augen des Bürgermeisters als Hausherrn und einiger Kinder des benachbarten Kindergartens, die stets einen Blick auf Nest und Störche werfen, war die Aktion in wenigen Minuten vorbei. Als besonderen Service gab es anschließend noch die Säuberung der Dachrinne des Rathausgebäudes.


Holger Frohwieser in Aktion


Das Auracher Storchentrio


Zaungäste

 

Nun ging es über 50 Kilometer immer an der Altmühl entlang zum südlichsten Storchennest an diesem Fluss vor den Toren von Weißenburg. In Trommetsheim brüten Störche schon seit langen Jahren zuerst auf einem Hausdach, später dann, als die Molkerei aufgelöst war, auf deren hohen Kamin. Heuer blieb die Situation an diesem Nest über Wochen undurchsichtig. Häufige Kämpfe und die Anwesenheit verschiedenster Nestinhaber ließen zunächst keine Brut zustande kommen. Erst in der zweiten Aprilhälfte (der erste Storch war schon im Februar aufgetaucht) fanden sich ein Männchen und ein Weibchen, das aber in der Folge weiterhin mit Störungen durch Fremdstörche zu rechnen hatte. Der Storchenmann besetzte in den letzten Jahren die Nester in Altenmuhr bei Gunzenhausen sowie auch das in Laubenzedel. Heuer verschlug es ihn also nach Trommetsheim, wo er mit einer ebenfalls beringten Partnerin (sie trägt einen ELSA-Ring der Vogelwarte Wilhelmshaven) letztlich erfolgreich brütete. Was ich allerdings bei der Beringung mit Hilfe der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Weißenburg zu sehen bekam, war auch für Ihren Tagebuchschreiber nicht alltäglich und gab einen kleinen Einblick in die Verhältnisse an diesem Nest bei Brutbeginn. Ein Junges im Alter von gut drei Wochen lag einsam und verlassen in der riesigen Storchenherberge. Am Nestrand, aber noch nicht zerbrochen, hing ein unbefruchtetes Ei, im Nest selbst und bereits ein wenig in den Nestboden eingearbeitet fanden sich weitere vier Eier, die ebenfalls keinen Embryo enthielten, also genauso unbefruchtet geblieben waren. Ein erwähnenswertes Bild: 5 unbefruchtete Eier sowie ein Jungvogel. Sachen gibt es!


Trommetsheim und seine Eier

 

Auf direktem Wege strebte ich anschließend heimatlichen Gefilden entgegen und erreichte nach gut einer Stunde Fahrt und weiteren 60 Kilometern Fahrtstrecke wieder meinen Heimatort.

Dort galt mein erster Griff dem Power-Knopf meines PCs. Und so erfuhr ich mit einiger Verzögerung, was sich in den späten Vormittagsstunden bei Schorsch und Nummer 7 ereignet hatte. Nicht dass ich überrascht gewesen wäre, aber ein wenig traurig war ich dann schon, als ich las, dass Schorsch es war, der unser Küken Nummer 3 aus dem Nest gefördert hatte. Direkte Anzeichen gab es definitiv nicht! Allein die Tatsache, ein Nesthäkchen zu sein, bedeutet noch nicht automatisch den Tod. Unser drittes Küken hatte gerade seinen 17. Lebenstag vollendet, als ihn das grausige Schicksal traf. Was Papa Schorsch weiter an Informationen über den Zustand seines Jüngsten vorfand, um so zu handeln, wissen wir nicht. Es sind aber Nachrichten, die einen Elternvogel  veranlassen instinktive Handlungen ablaufen zu lassen, die für viele Naturbeobachter als grausam und lieblos gelten. Schorsch greift sich also nicht Küken Nummer 1 oder 2, sondern genau das richtige, das kleinste. Waren seine Bewegungen in den letzten Tagen anders als vorher? Waren die Laute, die junge Störche von sich geben nicht mehr wie vorher? Lag es am Bettelverhalten, das dem Vater signalisierte, sich von seinem Benjamin zu trennen? Warum griff er sich nicht Küken Nummer 2? So viel Unterschied lag nicht zwischen den beiden Nachzüglern. Oder werden wir uns noch von einem zweiten Küken trennen müssen? Möglich ist alles! Aber besonders gefreut hat mich bei all der Trauer Ihre Reaktion! Sie war biologisch fundiert und ohne jegliche Sentimentalität. Daran erkenne ich, dass Sie es verstanden haben, mit Selbstverständlichkeiten im Leben einer Vogelart richtig umzugehen und sie auch aus der Sicht des Tieres zu betrachten. Sie haben sich erfolgreich von Vergleichen mit menschlichen Handlungen gelöst und werten diese nun ausschließlich aus Storchensicht. Schorsch war da heute Vormittag kein Mörder! Es gab etwas und dieses „Etwas“ ging ganz offensichtlich von Küken Nummer 3 aus, das Schorsch veranlasste, seinen noch lebenden Jüngsten urplötzlich mit dem Schnabel zu packen. Die Kamerauhr zeigte 11:36:10 Uhr. Sieben Sekunden später sehen wir unseren Schorsch, wie er den Unglücklichen fest am Kopf gepackt Richtung Paulskirche hält. In der nächsten Einstellung blickt der Storchenmann in die Kamera, das Küken bis zum Halsansatz im Schnabel haltend. Ganz sicher lebt der Jungstorch immer noch. 30 Sekunden nach dem ersten Griff in Richtung Küken blickt Schorsch zum Ledermarkt hinunter, von der Kameraposition aus gesehen also nach rechts. Er wendet sich anschließend noch einmal direkt zur Webcam und liefert so einen dramatischen Einblick in den Ablauf. Nach weiteren acht Sekunden ist es dann geschehen. Schorsch hat seinen festen Griff gelöst und den Jungstorch noch lebend einfach über den Nestrand fallen lassen. Benjamin muss in Richtung Ledermarkt über das Dach abgeworfen worden sein. Es folgt noch ein letzter, intensiver Blick von Schorsch über den Nestrand, so als er sich noch einmal vergewissern wolle, dass seine Tat von Erfolg gekrönt sei. Hier die Bilddokumentation des beschriebenen Geschehens:

 

 

 

 

So hört und sieht sich das Protokoll der Aussonderung eines Kükens durch einen Elternvogel an. Vor und nach dieser knappen Minute ging alles seinen gewohnten Gang. Doch was in dieser Minute geschah, geschah nicht aus Mordgier, sondern es musste aus Sicht von Schorsch so ablaufen. Er wurde durch äußere Signale dazu veranlasst, die Handlungskette so ablaufen zu lassen. Da gab es für ihn keine Alternative. Über den Berg ist Küken Nummer 2 auch noch nicht. Ich will damit nicht sagen, dass es als nächstes ein ähnliches Schicksal erleidet wie das Nesthäkchen, aber ausschließen möchte ich es nicht.

Es kann sein, dass der heutige Fall und mögliche Vergleichsfälle auch mit der Schnabeldeformation von Schorsch zu tun haben. Wenn es also eine durch Nahrungsmangel hervorgerufene Folgeerscheinung war, dass Küken Nummer 3 aus dem Nest entfernt wurde, reagierte Schorsch nur auf das, was er sah. Er kam aber nicht bei sich zu dem Schluss: Wenn ich jetzt ein Junges entferne, habe ich es in der Folge leichter bei der Nahrungsbeschaffung!

Vielleicht sind die Verdächtigungen gegenüber Schorsch aber auch völlig haltlos und ein Küken verhielt sich auf Grund einer für uns Außenstehende nicht erkennbaren Erkrankung abnormal, was bei Papa die entsprechende Reaktion auslöste. Ich persönlich tendiere stark zu einer solchen Version und ziehe mich nun als stiller Beobachter und staunender Chronist wieder zu den Bildern, die die Webcam völlig wertfrei liefert, zurück. Machen Sie es wie ich!

Unserem Kleinsten war nicht zu helfen. Er hätte nur überlebt, wenn man das Gelege aus dem Nest entnommen hätte und die Eier künstlich erbrütet hätte und die Jungen künstlich aufgezogen hätte...

Ich spinne den Faden lieber nicht weiter. Sie kennen meine Haltung in dieser Frage.

Vor dem Rauswurf und nach dem Rauswurf verhielten sich Schorsch und seine Partnerin ganz normal. Um 8:53 Uhr hatte Nummer 7 die Wache am Nest übernommen. Bei der folgenden Fütterung gab es für alle etwas zu fressen. Schorsch begab sich anschließend auf die Futtersuche. Er blieb schon ziemlich lange aus und erschien erst wieder nach 151 Minuten am Nest. Seine Partnerin flog sofort ab, er fütterte nicht viel und griff sich 12 Minuten nach der Landung seinen Jüngsten. Die weiteren Ereignisse kennen Sie bereits.

Schorsch blieb nach seiner Tat eine lange Wartezeit nicht erspart, ehe er um 14:21 Uhr endlich abgelöst wurde. Ob zwei oder drei Junge im Nest liegen, dürfte bei den Eltern keine Rolle spielen. Ich glaube nicht, dass der Zahlbegriff im Leben eines Storches eine Rolle spielt. So gesehen herrscht auch keine Trauer bei Storchens über den Verlust. Vernunftbegabte Menschen tun sich da schon schwerer! Aber Sie wissen ja: Wir betrachten im Dinkelsbühler Nest und auch anderswo eine wild lebende Tierart und nicht eine Haustier- oder gar Menschenfamilie. Machen Sie sich das immer wieder klar, wenn Emotionen allzu sehr in Ihre Überlegungen mit einfließen.

Dass sich die Geschehnisse an einem Freitag, dem 13. ereigneten halte ich bei aller Freundlichkeit für nichts anderes als reinen Zufall. Nicht dass schon wieder irgendetwas hineininterpretiert wird!


Noch zu dritt!

Zum letzten Mal: 3 Küken
   

Ein Duo

Nummer 2 im Stand
 
14. Jun. 08

Küken Nummer 1 feiert die Vollendung der dritten Lebenswoche in kleinem Kreis. Zusammen mit seinem verbliebenen Nestgeschwister, das 20 Lebenstage aufweisen kann, bildet es fortan ein Nestlings-Duo.

Die Ereignisse des Vortages wirken in uns allen noch nach. Da kann es kein Trost sein, wenn man die Schicksale anderer Storchenjungen in ungezählten Nestern dagegenhält. Kaum ein Kameranest, in das man einen unverstellten Blick werfen kann, blieb von ähnlichen Verlusten verschont. Es ist – so hart es klingen mag – die Realität in einem Storchenleben. In Markt Schwaben und in Mosbach - hier erfolgte die Kontrolle auch ohne Nestkamera durch Ihren Tagebuchschreiber – schlüpften erstaunliche sechs Junge, von denen im ersten Beispiel bis heute vier, respektive in Mosbach immerhin 5 Junge überlebten. In Adelsdorf haben bislang alle geschlüpften Jungen (es sind 5) überlebt, ebenso in Höchstadt deren 4.

In Darany haben bislang 2 Junge überlebt, in Vetschau ebenfalls. Ausgangspunkt war in beiden Fällen das Vorhandensein von 4 Jungen. Diese wenigen Beispiele zeigen schon, dass es im Verlaufe der Nestlingszeit in den meisten Nestern zu Todesfällen kommt. Erfreulich aber auch, dass es gerade in diesem Jahr relativ vielen Paaren möglich war, alle erbrüteten Küken großzuziehen. Allein schon durch die Beobachtungen an unseren zahlreichen Kameranestern wird deutlich, dass wir uns einem Rekordjahr nähern! Hoffentlich betrifft diese Einschätzung auch die Ostpopulation unserer Weißstörche, die bisher vom Bestandsanstieg (in Bayern seit dem Tiefststand von 1988 eine Verdreifachung!) nicht oder noch nicht profitieren konnte.

Ein Kontrollgang führte mich am Nachmittag kurz nach Mosbach am Oberlauf der Wörnitz. Von der Straße aus und ohne auf den Kirchturm zu steigen, konnte ich erkennen, dass die fünf Jungen allesamt noch am Leben sind, sich bester Gesundheit erfreuen und so um die 55 Tage alt sind. Bald werden sie das Nest verlassen.

Bis dahin muss unser Dinkelsbühler Duo noch ein Weilchen wachsen. Im direkten Vergleich gibt es zwischen beiden Küken schon einen beträchtlichen Größenunterschied, den Nummer 2 bei weitem noch nicht wett machen konnte. Im Gegenteil sollte sich dieser sogar in den letzten Tagen noch verstärkt haben. Ein Phänomen habe ich bei meinen Einlassungen in dieser Brutzeit noch nicht erwähnt. Es ist die Wärmepyramide, die bevorzugt kleinere Junge bis gut drei Wochen praktizieren, um sich gegenseitig zusätzlich zu wärmen. Dabei legen sie sich eng aneinander, schlingen auch Kopf und Hals in- und umeinander und bilden so ein scheinbar einziges Individuum. Durch eine Reduktion der Körperoberfläche eines jeden an der Pyramide beteiligten Individuums verringert sich automatisch der Wärmeverlust. Unser Turnlehrer ließ uns beim Sportunterricht im Freien in der kalten Jahreszeit stets eine Bienentraube bilden und erreichte dadurch denselben Zweck wie unsere Störche durch die Wärmepyramide.

Die Ablösungen von Schorsch und Nummer 7 am Nest ließen vor allem ab dem Vormittag lange auf sich warten. Heute zeichnete sich Nummer 7 in dieser Hinsicht besonders „negativ“ aus. Als Schorsch um 9:30 Uhr anflog, hatte er eine Schicht von 160 Minuten durchzustehen. Er ließ seine Partnerin beim nächsten Turn „nur“ 130 Minuten Freiraum, während sie ihn dann von 14:18 Uhr bis 18:07 Uhr knappe vier Stunden sitzen ließ. Die Nacht verbarg, wann sich Schorsch abschließend einstellte. Aber 150 Minuten sollten es erneut gewesen sein.


Ein deutlicher Größenunterschied

Nummer 2 steht erneut


Wärmepyramide zu zweit

 
Alles hält Siesta


So groß bin ich schon
 

 
15. Jun. 08

Die Trauer über den Verlust unseres Nesthäkchens sitzt noch tief! Ich konnte mich aus Zeitgründen erst am gestrigen Samstag vor Ort auf die Suche nach dem Abwurfopfer machen. In den Innenhof des alten Rathauses gelangte ich wegen des Wochenendes nicht. Die Tür dorthin war wegen der ruhenden Bauarbeiten verschlossen.  Ich denke aber, dass auf Grund der Bilder unserer Webcam der Unglückliche mehr auf die Straßenseite zum Ledermarkt hin abgeworfen wurde. Ein schwerer Körper, wie ihn ein Jungstorch von knapp drei Wochen darstellt, mit einem Gewicht von knapp drei Pfund sollte vom unter dem Nest befindlichen Schneefanggitter aufgefangen werden. Dort fand ich aber nichts, was nach einem toten Storch ausgesehen hätte.

Also fiel er vielleicht doch auf die Straße oder auf den am Gebäude entlang verlaufenden Gehsteig? Aber dort musste er doch um die Mittagszeit für Aufsehen gesorgt haben oder es musste sich herumgesprochen haben, dass dort ein Storchenküken zu Tode gekommen sei. Aber nichts dergleichen erfolgte. Hat Schorsch vielleicht seinen Jüngsten doch verschluckt? Die Bilder der Webcam geben dafür keinerlei Hinweise. Das Nachblicken und Hinunterschauen, das Schorsch unmittelbar nach dem Verschwinden des Kükens aus dem Schnabel in Richtung Ledermarkt praktizierte spricht eindeutig dafür, dass es über den Nestrand gehievt und danach fallen gelassen wurde.

Vielleicht gibt es ja in den nächsten Tagen doch noch einen Hinweis auf den Verbleib, denn ganz in Luft kann sich ein kleiner Adebar nicht aufgelöst haben.

Die Nacht zum heutigen Sonntag war mit 6 Grad etwas wärmer als die vergangene, in der lediglich vier Grad zu verzeichnen waren. Am Abend setzte leichter Regen ein, der bis Mitternacht 5 Liter auf den Quadratmeter erbrachte. Mit einer Höchsttemperatur von 17 Grad blieb es auch in diesem Bereich eher unterkühlt. Eine typische Wetterlage, die den Namen Schafskälte in vollen Zügen verdient.

Heute konnte ich beim Studium der Tageszusammenfassung von KaiserPingi feststellen, dass Schorsch stets sehr lange unterwegs ist und Nummer 7 dadurch leider stark ans Nest gebunden bleibt und dadurch für die Nahrungsbeschaffung unnötig viel Zeit verliert. Erwachsene Störche verlassen das Nest in den ersten vier Lebenswochen ihrer Jungen erst, wenn der Partner zur Ablösung erschienen ist. Dies ändert sich gegebenenfalls ab der fünften Lebenswoche, selten schon früher.

Den ersten Abflug verzeichnete im Morgengrauen Nummer 7. Sie erschien bereits um 5:49 Uhr wieder am Nest und Schorsch machte sich auf die Socken. Dass er über vier Stunden ausblieb und seine Partnerin unverrichteter Dinge so lange sitzen ließ, verwundert mit der Zeit schon ein wenig. Dazu kommt schließlich noch, dass er bei seiner anschließenden Fütterung wenig hervorbrachte. Mir drängt sich mit Fortschreiten der Jungenaufzucht und mit dem steigenden Nahrungsbedarf der Jungen der Verdacht auf, dass Schorsch gerade mal in der Lage ist, sich selbst zu versorgen, die Quantität seines Futters jedoch nicht ausreicht, um die Jungen ausreichend zu ernähren.

Es entsteht ein Teufelskreis, der einerseits in Schorschs geringem Beitrag zur Nahrungsversorgung und andererseits zeitgleich auch in einer Beschneidung der Nahrungsaufnahme durch Nummer 7 begründet ist. Solange Schorsch unterwegs ist, kommt auch seine Partnerin nicht in die Gänge.

Heute sah das so aus, dass „Er“ annähernd 12 Stunden unterwegs war, während „Sie“ es bei insgesamt auch nur 3 Fütterungen auf lediglich 5 Stunden im Nahrungsgebiet brachte. Was will ich mit diesen Einlassungen erzählen? Die Jungen bekommen im Augenblick offensichtlich zu wenig Futter. Entweder gibt es nicht genug zu fressen (halte ich für eher unwahrscheinlich) oder aber Schorsch fällt doch weitgehend als Nahrungsbeschaffer aus und Nummer 7 findet durch das Wachehalten am Nest einfach zu wenig Zeit, ihrerseits die Lücke, die durch Schorsch entsteht, zu schließen. Solches scheint sich nun nach dem Verlust des Kükens Nummer 3 als eine Möglichkeit herauszukristallisieren. Es wäre schade, wenn es so ist, weil wir den tapferen Kerl doch für etwas verantwortlich machen könnten, für das er aber keine Schuld trägt.

An einigen Schnappschüssen werden die immensen Größenunterschiede zwischen Nummer 1 und Nummer 2 sehr deutlich. Das lässt für die nächsten Tage keine gute Prognose zu. Dass zwischendurch immer wieder Regenschauer niedergingen und die Temperatur weiter in den Keller drückten, entspannt sie Lage keinesfalls.  

   
Der Größenunterschied ist doch sehr erheblich


Was wird denn da verfüttert?

Regenschauer


Wenig Durchblick!

 
16. Jun. 08

Lag es mit am schlechten Wetter? Die Temperaturkurve reichte von 9 Grad in den Morgenstunden bis 16 Grad am Nachmittag. Sicher kann man diese Temperaturverteilung nicht unbedingt als extrem für diese Jahreszeit bezeichnen, zumal sich der Niederschlag doch in einem vertretbaren Rahmen bewegte. Was heißt aber hier schon vertretbar?  Von Mitternacht bis zum Mittag des heutigen Tages regnete es in Feuchtwangen nur zwei Liter, schön verteilt über mehrere Sunden. Kein Starkregen oder ein unwetterartiges Regenereignis! Und dennoch geschah in den Vormittagsstunden etwas, was ich ein wenig befürchtet, aber nie in dieser Schnelligkeit erwartet hatte.

Küken Nummer 2 verlor an diesem Tag und auf die Minute zeitgleich mit Küken Nummer 3 (dies passierte am 13.6.) sein Leben. Sogar der Handlungsverlauf und der „Täter“ glichen sich wie ein Ei dem anderen! Alles nur Zufall? Lag oder liegt bei unserem Trio als weitere Erklärungsvariante eine ansteckende Erkrankung vor und alles, was bisher über Schorsch gemutmaßt wurde, könnte sich damit in Wohlgefallen auflösen? Oder betrafen die von mir beim Verlust unseres Nesthäkchens am 13.6. geäußerten Vermutungen auch den heutigen Todesfall.

Als ich vor Schulbeginn noch einen kurzen Blick ins Nest auf dem alten Rathaus warf, machte mir Küken Nummer 2 einen schlechten Gesamteindruck und auch Nummer 1 hatte sich durch die Nässe in ein schmutzig braunes Bündel verfärbt. Nichts mehr vom strahlenden Weiß der Vortage, kein keckes Aufrichten oder Betteln, kein munteres Rutschen an den Nestrand.

Der Tag begann im Morgengrauen mit dem Abflug von Schorsch. Um 6:39 Uhr wurde er von Nummer 7 abgelöst, was Schorsch zu einem fast 5-stündigen Ausflug nutzte. Er tauchte erst wieder zehn Minuten, bevor die dramatischen Ereignisse ihren Lauf nahmen, am Nest auf. Er fütterte, wobei Nummer 1 sich an der Nahrungsaufnahme beteiligte, Nummer 2 aber apathisch und unbeteiligt, aber noch lebend nichts zu sich nahm.  

Ich stellte mir ebenfalls – so wie es auch einige Einträge im Gästebuchbuch vermerkten - die Frage, weshalb in diesen kritischen Stunden der jeweilige Elternvogel die Jungen nicht hudern wollte. Wie leicht wäre es am Vormittag gewesen, sich wärmend über die Jungen zu legen, zumal sie vom Alter und damit auch noch von der Körpergröße her leicht zu bedecken gewesen wären. Doch nichts dergleichen geschah. Da nahm das seinen Lauf, was kommen musste.

Ausgerechnet zur gleichen Zeit - und zwar minutengleich wie am vergangenen Freitag - machte sich wiederum Schorsch daran, sich auch von Küken Nummer 2 zu trennen. Er ging genauso vor wie am Freitag, also vor drei Tagen.

Die Situation stellte sich wenige Minuten vor dem Ereignis wie folgt dar. Schorsch hatte Futter mitgebracht und Nummer 1 fraß einige Nahrungstiere. Die Uhr zeigte 11:27:14. Küken Nummer 2 lag apathisch mit seitlich gelegtem Kopf neben seinem Geschwisterchen und nahm nicht an der Fütterung teil. Um 11:34:46 Uhr wandte sich Schorsch seinem nunmehr kleinsten Küken zu und musterte es scharf mit den Augen. Dabei hielt er den Schnabel wenige Zentimeter über dem Halsansatz, ohne zuzustoßen. Beim nächsten Schnappschuss – 11:34:54 Uhr – kam es zum ersten Kontakt zwischen dem Kopf des Kükens und Schorschs Schnabel. Er packte den Kopf knapp hinter den Augen, zerrte kurz und ließ den Griff wieder locker, so dass der Kopf erneut auf den Boden sank. Der Jungstorch lebte jetzt und auch noch bis zum endgültigen Abwurf.

Um 11:35:02 sah man Nummer 2 mit leicht erhobenem Kopf, lediglich die Schnabelspitze stützte das gesamte System etwas ab. Schorsch ließ seinen neuen Jüngsten weiterhin nicht aus den Augen. Um 11:35:47 Uhr schien sich der Storchenvater wieder beruhigt zu haben. Er stand mit dem Rücken zur Kamera und hatte den Blick zu Küken 2 etwas gelöst. Dieses kuschelte sich in diesem Augenblick an Küken 1 und suchte offenbar Körperkontakt zur Aufnahme von Wärme. Die Flügel waren etwas abgespreizt.

Um 11:35:56 Uhr sah man Schorsch eine Runde im Nest drehen, während sein kommendes Opfer reglos im Nest lag. Um 11:36:06 Uhr wandte er sich abermals Küken 2 zu und packte es mit dem Schnabel zum zweiten Mal am Kopf hinter den Augen. Schorsch löste seinen Griff danach erneut und ließ seinem Nachwuchs eine neue Chance. Aber wie sollte er weiteren Attacken ausweichen. Es gab keine Entkommen. Um 11:36:38 Uhr holte Schorsch zum entscheidenden Schlag aus. Immer noch das Opfer mit den Augen fixierend stieß er um 11:36:49 Uhr zum dritten und letzten Mal zu. Diesmal saß der Griff mit dem Schnabel besser, nämlich direkt am Übergang von Kopf und Hals. Ohne lange zu fackeln, nahm er das Küken hoch, machte mit ihm im Schnabel eine Vierteldrehung im Nest und ließ es in Richtung Innenhof des alten Rathauses fallen. Nach 70 Sekunden vom ersten Kontakt zwischen Schorsch und Küken Nr. 2 war alles vorbei. Schorsch sah dem abgeworfenen Jungen noch ein Weilchen nach, ehe er wieder zur Tagesordnung überging.

Anschließend hatte ich Zeit, das anschließende Geschehen im Nest am PC zu verfolgen. Ich muss gestehen, dass ich so ab 13 Uhr auch für Nummer 1, für unseren Senior also, schwarz zu sehen begann. Ohne von einem Elternteil gehudert zu werden, verschlechterte sich sein Zustand von Minute zu Minute, wenigstens hatte ich diesen Eindruck.  

Doch gegen 14:45 Uhr hatte das Bangen ein Ende. Nummer 7, Schorschs Partnerin also, machte endlich das, was man eigentlich schon längst erwarten musste und erhoffen wollte. Sie legte sich auf ihr einziges verbliebene Kind. Damit war Küken Nummer 1 gerettet (vorläufig wenigstens!). Fast schlagartig, weil wieder trocken, sahen wir ein Küken mit einem strahlend hellen Federkleid, das sich wieder munter und aufmerksam zeigte. Geschafft! Vielleicht – und es wäre so zu wünschen – bringen wir – besser doch Schorsch und Nummer 7 – unseren Single-Storch auch über die nächsten schwierigen Tage.

Noch etwas fällt mir an unserem Solisten auf. Für seine 23 Lebenstage ist er nun wirklich kein Riese, noch nicht! Es gilt also möglichst schnell kräftig zuzulegen! Es folgen die Bilder zu den oben chronologisch verzeichneten Abläufen des zweiten Kükenabwurfes durch Schorsch:

   

 

   

 

Die letzten Schnappschüsse, die noch zwei Junge im Nest zeigen folgen im nächsten Bildteil:


Nummer 2 schwach

Da bahnt sich was an!


Ein schwaches Lebenszeichen

Fast kein Tag ohne einen Beringungseinsatz! So auch an diesem Nachmittag! Der Ort des Geschehens lag diesmal in Wassertrüdingen. Auf dem Dach des Lagerhaus von Familie Würth galt es, den Storchennachwuchs zu beringen. Mit von der Partie war erneut die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl unter ihrem bewährten Maschinisten Friedrich Hirsch. Gut, dass wir die beiden Jungen heute beringen konnten, denn recht viel länger hätte ich damit nicht warten sollen oder wollen. Mit knapp sechs Wochen hatten sie ein Alter erreicht, in dem das Akinese-Verhalten nicht immer abrufbar ist. Doch dieses Mal taten mir die Halbstarken noch den Gefallen. Ein unbefruchtetes Ei verbleib im Nest und darf weiter vor sich hin stinken.


Impressionen aus Wassertrüdingen

Seit Freitag war ausgesprochen viel los mit und um meine Störche. Jede Woche halte ich solches nicht immer aus. Doch wenn ich mir das kommende Wochenende so betrachte, gibt es wieder viel zu tun. Ob es dabei auch zu einer Beringung in Dinkelsbühl kommt, steht noch nicht endgültig fest. Beabsichtig war es, am Samstagvormittag damit zu starten, doch die Ereignisse der letzten Tage haben daran einige Zweifel aufkommen lassen. Ich werde Sie auf alle Fälle rechtzeitig über Tag und Zeitpunkt informieren. Merken Sie sich aber schon einmal als erste Möglichkeit den kommenden Samstag vor. Wir müssen auch ein wenig darauf achten, ob der Innenhof des alten Rathauses zu diesem Zeitpunkt mit einem schweren Feuerwehrfahrzeug überhaupt befahrbar ist. Also diktiert auch ein wenig der Fortgang der Bauarbeiten dort den Einsatz der Feuerwehr und damit auch eine mögliche Beringung. Wenn alle Stricke reißen sollten, wird unser Solist eben auch unberingt sein Nest verlassen. Hauptsache er überlebt, ob mit oder ohne Ring ist dabei „schnurzegal“! 

Also einfach in den nächsten Tagen das Tagebuch aufmerksam studieren und Sie werden das Ereignis auf keinen Fall versäumen.

 
17. Jun. 08

Tag 1 nach der zweiten Katastrophe im Nest! Vielleicht ist der Ausdruck Katastrophe doch falsch gewählt! Ich sollte mich nach einem anderen Wort für die Bezeichnung des Geschehens umsehen. Vielleicht eignet sich der Begriff „instinktgesteuerte Verringerung der Jungenzahl“ besser? Das nun einzig verbliebene Küken werde ich in der Folge einfach „Senior“ nennen und im Augenblick noch ein wenig abwarten, bis wir uns vielleicht zu einer Namensgebung durchringen sollten. Die Chancen für Senior zu überleben, haben sich seit gestern deutlich gebessert. Er hat zugelegt und die alte Vitalität wieder erlangt. Sicher war die Verringerung der Jungenzahl eine notwenige Handlung, um einen Totalausfall der Brut zu verhindern. Dass Schorsch häufig so lange unterwegs ist und dadurch auch Nummer 7 an der Nahrungsbeschaffung gehindert wird, könnte im speziellen Dinkelsbühler Fall mit Schuld an unserem Dilemma sein.

In den vergangenen Tagen kam es zu kaum mehr als drei Fütterungen durch Schorsch und dadurch auch nur zu vier durch Nummer 7. Dies ist sicher nicht die Welt! Wenn dann Schorsch bei seinen Fütterungen kaum etwas auf den Tisch legen kann, sind drei Junge eindeutig zu viel. Mit einem Küken entspannt sich die Gesamtlage ganz gewaltig, denn nun ist auch ein Partner (in unserem Falle Nummer 7) allein in der Lage, für ausreichend Nahrung zu sorgen. Das Wachehalten am Nest, Voraussetzung für eine geregelte Ablösung, kann unser Kurzschnabel ja problemlos leisten. Sie sehen, dass ich schon wieder voll mit Spekulationen beschäftigt bin. Aber ich suche eben auch nach Erklärungen und gerate zu schnell in einen Erklärungsnotstand. Tatsache ist, dass Schorsch zwei seiner Kinder aus dem Nest befördert hat und wir ihn eben nicht fragen können, weshalb er dies getan hat. Aus Jux und Tollerei hat er es nicht getan und seine Gründe sind ganz bestimmt auch schwerwiegend. Belassen wir es einfach dabei! Es ist geschehen und so wollen wir es auch akzeptieren.

Die Verteilung der Fütterungen über den Tag ergab drei durch Schorsch und vier durch Nummer 7 erfolgte Nahrungsgaben. Bereits um 5:45 Uhr kam Nummer 7 wieder zum Nest zurück, hatte sich also etwa eine Stunde zur Nahrungssuche Zeit gelassen. Bis zum erneuten Auftauchen von Schorsch vergingen lediglich 85 Minuten, für ihn eine gute Zeit. Nummer 7 hatte es ebenfalls eilig und kam in Stundenfrist wieder. Der folgende Turn durch Schorsch hatte dann aber schon wieder „Schorsch-Qualität“. Annähernd vier Stunden benötigte er, um seine Partnerin abzulösen und seine Nahrungssuche zu beenden. 140 Minuten blieb Nummer 7 aus und Schorsch danach 180. Um 18.32 Uhr schwang sich Nummer 7 für heute zum letzten Mal aufs Nest und konnte auf 90 Minuten Nahrungssuche zurückblicken. Wann Schorsch bei einbrechender Dunkelheit noch einmal Futter brachte, lässt sich nicht eindeutig klären. Drei Stunden sollten aber schon mindestens ins Land gezogen sein. So stehen heute rund 11 Stunden für Schorsch und knappe 6 Stunden für unsere Nummer 7 als Zeiten, die sie für die Nahrungssuche aufwenden mussten. Ein erhebliches Ungleichgewicht und meiner Meinung nach doch durch die Schnabelverletzung von Schorsch mit verursacht.


Senior in guter Gesellschaft

Schorsch hat gefüttert
   

Was Langes und Dünnes im Schnabel!

Es geht doch wieder
   

Man sucht Wärme

Man bettelt


Man.....!?

 
18. Jun. 08

Die Schafskälte ist überwunden. Es wurde an diesem Mittwoch deutlich wärmer als an den vergangenen Tagen. Mit 24 Grad Höchsttemperatur wurden fast sommerliche Werte erreicht und die Nacht war mit 12 Grad längst nicht mehr so frisch. Dass es zwischen fünf und sechs Uhr 2,5 Liter Regen gab, fiel dabei nicht besonders ins Gewicht.

Die Bilder des Tages begannen mit einem Paukenschlag! Als sich unser Senior um 6:13 Uhr aus der Dunkelheit schälte, traute ich meinen Augen nicht! Er war allein im Nest. Nun gut, er wird am Wochenende, also in drei Tagen, vier Wochen alt. Aber dass bereits im Morgengrauen beide Alten ihn verließen, überraschte mich nun schon ein wenig. Gib es wirklich einen Nahrungsengpass im Nestumfeld oder liegen andere Gründe vor? Senior blieb nachweislich 17 Minuten allein, sein Alleinsein könnte aber auch noch wesentlich länger angedauert haben. Um 6:30 Uhr tauchte Nummer 7 auf, fütterte und bewachte anschließend ihren Nachwuchs. In diesem Punkte sah alles wieder normal aus und als eine gute Stunde später auch Schorsch wieder auf der Bildfläche erschien, deutete nichts mehr auf eine Abnormalität hin, aber so ganz schlucken kann ich diesen Vorfall immer noch nicht. Auch was im Anschluss am Nest passierte, lässt die eine oder andere Frage offen. Hier beziehe ich mich auf die Fütterungen. Erstens gibt es nur ganz wenige über den Tag verteilt und zweitens scheinen sie mir immer noch nicht intensiv genug. Man könnte jetzt sagen, dass die Eltern auch nicht mehr agieren müssen, nachdem ja nur noch ein Jungtier im Nest ist, aber ein bisschen mehr könnte es schon sein. Dass Schorsch oder Nummer 7 nach dem Auswürgen übrig gebliebene Nahrungstiere wieder aufgenommen hätten, habe ich schon längere Zeit nicht mehr beobachten können, wenn man einmal vom gestrigen Verschlucken einiger langer, dünner Nahrungsbestandteile einmal absieht. Können die Eltern nicht mehr herbeischaffen oder wollen sie nicht? Dann läge es aber am Gesundheitszustand von Senior. Dass die Körpergröße und der Entwicklungsstand hinter den Erwartungen zurückliegen, habe ich schon mehrmals geäußert. Deshalb habe ich mich nun doch entschlossen, die Beringung am kommenden Samstag durchzuführen, um vielleicht dadurch auch ein wenig Aufschluss über die Befindlichkeit des Kükens zu gewinnen. Dass es bei der Gelegenheit dann gleich seinen Ring verpasst bekommt, schadet nicht und kann bei den Wettervorhersagen für Samstag ohne Risiko durchgeführt werden.

Also bitte ganz dick im Kalender anstreichen: Beringung von Senior am Samstag, den 21. Juni 2008 um 10 Uhr unter Mitwirkung der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl.

Kurz nach Mittag ereigneten sich erneut merkwürdige Geschichten am Nest. Als Schorsch seine Partnerin um 10:19 Uhr abgelöst hatte, erschien fast genau zwei Stunden später Nummer 7. Statt zu füttern standen beide für mehrere Minuten teilnahmslos im Nest, ehe Nummer 7, die eigentlich füttern sollte, wieder abflog. Schorsch behauptete die Stellung und musste erleben, wie die Dame des Hauses mehrmals an- und abflog. Ganz sicher lag der Grund der Unruhe im Erscheinen eines oder mehrerer Fremdstörche. Dass Schorsch in dem Trubel um 13:35 Uhr das Nest für eine Minute verließ und seinen Senior alleine ließ, mag man in diesem Zusammenhang als mögliche Handlungsweise verstehen. Bis nach 16 Uhr musste Schorsch warten, ehe die Dame zurückkehrte. Doch auch diese Ablösung verlief nicht ganz normal, denn Nummer 7 legte davor einen Zwischenhalt auf dem Dachfirst hinter dem Nest ein, ehe sie schließlich doch noch ins Nest sprang. Unser Seniorküken hatte seit sechs Stunden nichts mehr gefressen und auch die kommende Ladung war alles anderes als üppig. Schorsch flog unverzüglich ab und war 5 Stunden später noch immer nicht aufgetaucht. Inzwischen hatte die Nacht den Schleier des Vergessens über das Nest gelegt.

Es fällt auf: Senior ist sehr klein für sein Alter, er bekommt nicht viel zu fressen, die Eltern halten unheimlich lange im Nahrungsgebiet aus und lösen sich nur sehr selten ab, Senior blieb heute bereits zweimal alleine im Nest! Insgesamt eine etwas beunruhigende Entwicklung, die zeigt, dass selbst unser Größter noch nicht aus dem Schneider ist.

Und bitte nicht vergessen: Beringung am Samstag, 21.6.2008 um 10 Uhr (plus/minus einige  Minuten)!


Senior allein!
Keine roten Beine in Sicht!

Das erste Futter des Tages
   

Ablösung mit Taube

Wer schreit denn da?
   

Kein Papa und keine Mama mehr da!

Bald hebe ich ab
   

Mama mit einer Außenlandung

Storchenflüsterer
 
19. Jun. 08

8 Grad am frühen Morgen und 25 Grad am späten Abend! Diese Werte können sich wieder sehen lassen und entsprechen in vollen Zügen der Jahreszeit. Da können Schorsch und Nummer 7 endlich wieder von besseren Zieten träumen und die Aufgaben der Jungenaufzucht mit vollem Elan angehen.

Für das Wochenende, das für mich bereits am Freitagnachmittag beginnt stehen – einschließlich der Beringung an unserem Nest – noch weitere Termine an. Damit neigt sich aber mein diesjähriger Einsatz zur Markierung aller Jungstörche eines 4000 km² großen Gebietes entlang von Wörnitz und Altmühl dem Ende entgegen. Wenn Anfang Juli auch noch die restlichen drei Nester mit Jungen (Großenried, Wolframs-Eschenbach und Harburg) bearbeitet sein werden, ist es mir erneut gelungen alle Jungstörche mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell zu versehen.

Um diese letzten Termine zu koordinieren und für das Wochenende keine Überraschung zu erleben, bereiste ich Teile des Altmühltales. In Großenried sind definitiv Junge geschlüpft. Ich entdeckte mindestens eines während einer Fütterung durch einen Altvogel. In Merkendorf – hier werde ich morgen zur Beringung sein - haben sich die beiden Jungstörche prächtig entwickelt. Über eine lokale Webcam werden Live-Bilder ins Foyer des Rathauses übertragen. Auf einem großen Flachbildschirm drängen sich manchmal Besucher der historischen Stadt, um einen Blick ins Storchennest zu erhaschen. Heute interessierte sich auch ein Fernsehtermin des Bayerischen Rundfunks für das großartige Angebot. Neben den beiden Jungen sah man auch noch zwei unbefruchtete Eier.

In Wolframs-Eschenbach sind ebenfalls Junge geschlüpft. Von einem erhöhten Punkt etwas außerhalb der Stadt konnte ich mindestens drei Jungstörche von etwa 14 Tagen ausmachen. Sie zu beringen bedarf noch einer Wartezeit von 2 Wochen. So kann ich mir einen Besuch dieser Stadt für morgen ersparen und die Feuerwehr eben bitten, nach Ablauf einer Zweiwochenfrist noch einmal auszurücken.

Über Ansbach führte mich schließlich noch der Weg an den Oberlauf der Altmühl. In Leutershausen gibt es nun definitiv keinen Nachwuchs. Über die Ursachen liegen mir keine Beobachtungen vor. Und schließlich wird auch in Colmberg, einer erstmals von einem Storchenpaar besiedelten Gemeinde, kein Nachwuchs groß werden. Der Storchenmann verunglückte im Straßenverkehr tödlich.

Nun endlich zurück zu unserem Einzelkind im Dinkelsbühler Storchennest. Am frühen Morgen war es erneut für mehrere Minuten allein im Nest. Daraus nun erneut etwas Abnormales konstruieren zu wollen, halte ich dennoch für verfehlt. Natürlich beginnt die Zeit der unbewachten Jungenaufzucht in diesem Alter und unser Senior wird ja übermorgen 4 Wochen alt. Also nehmen wir dies als diskreten Hinweis von Schorsch und Nummer 7, dass ihr Kind einen weiteren Entwicklungsschritt gerade mitmacht und miterlebt und wir uns deswegen keine Sorgen zu machen brauchen. Nun haben wir aber ebenfalls in den verschiedenen Tagebuchjahrgängen gelernt, dass ein Küken, solange es bettelt, auch gefüttert wird. Erscheinen die Eltern aber und Senior bettelt nicht, weil er satt ist, bekommt er eben auch nichts zu fressen. Ich erinnere gerne daran, auch darauf zu achten, ob Senior nicht gefüttert wird oder nichts will, weil er bereits bei einer der letzten Ablösungen so viel zu sich genommen hat, dass er im Augenblick keinen Nachschub braucht. Ganz offensichtlich hat Senior aber in den vergangenen beiden Tagen deutlich zugelegt und in dieser Manier wird er auch die nächsten Tage und Wochen überleben und irgendwann in den letzten Julitagen das Nest verlassen.

So erlebte unser Küken heute mindestens sieben Fütterungen, von denen einige ganz sicher mit dem Auswürgen von Futter begleitet waren. Leider geben die Zeitintervalle der Bildwechsel sowie die Bildauswahl unseres überaus verdienten KaiserPingi (bitte nicht nachlassen bei der Zusammenstellung der Tageszusammenfassungen!!) die einzelnen Fütterungen nicht ganz korrekt wieder. Es kann zwischen einzelnen Bildern - und hier sind 10 Sekunden schon viel an Zeit – zu einem Würgevorgang mit anschließendem Abschlucken eines Beutetieres kommen und wir müssen es nicht sehen. Die Geschwindigkeit, mit der Nahrung durch die Jungen aufgenommen wird, ist manchmal regelrecht beängstigend.

Fazit: Schorsch wächst und das tut er nur, wenn er auch etwas zu fressen bekommt. Da er nun allein ist und Schorsch und Nummer 7 ihn bereits alleine im Nest zurücklassen, sollte Senior doch über dem Berg sein und nicht verhungern. Gerade die zuletzt gemachte Bemerkung, habe ich nie ins Kalkül gezogen und es besteht auch in den nächsten Tagen nicht die geringste Gefahr, dass es zu einem Hungertod von Senior kommen könnte.


Senior allein!!

Schorsch füttert!
   

Gab es vielleicht Aal?

Zweifelnde Blicke?
   

 Siesta!
Lass mich bitte schlafen, Senior!

Mal sehen,
was Papi in der Hosentasche hat!
 
20. Jun. 08

Von der Wetterfront gibt es weiterhin nur gute Nachrichten. Ein neuer traumhafter Frühsommertag Die Temperaturspanne bewegte sich zwischen 14 und 24 Grad, dazu ein angenehmer Wind und kein Niederschlag.

Für die Unternehmungen Ihres Tagebuchschreibers konnte es nicht besser passen. Dazu durfte er erneut im neuen Toyota Prius fahren und die Annehmlichkeiten dieser umweltschonenden (!?) Limousine genießen. Dieses Fahrzeug wird wohl endgültig nächste Woche in meinen Besitz übergehen und meinen fast volljährig gewordenen Toyota Previa schneller vergessen lassen als ich zunächst gedacht hatte. Es bedeutet eben doch einen großen Unterschied, ob man mit 13 Liter auf 100 Kilometer zurecht kommen muss oder mal gerade knappe 5 Liter verbraucht. Da hat sich manches von den Anschaffungskosten nach einigen Jahren amortisiert.


Gute Fahrt!

Es ging erneut in Richtung Gunzenhausen an die Altmühl. Am Altmühlsee angekommen informierte ich mich zuerst über den Fortgang der Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt von Altenmuhr. Vor dem Pfarrhaus, das das Storchennest trägt buddelten um 16 Uhr noch zahlreiche Bauarbeiter mit schwerem Gerät. Doch man versprach bis zum Eintreffen der Feuerwehr so weit fertig zu sein, dass die Drehleiter ihren Einsatz beginnen könne. Da die Gehsteige noch nicht aufgeschüttet waren, stand zu diesem Zeitpunkt noch zu befürchten, dass es mit der Leiter schwierig werden könnte, das Storchennest zu erreichen.

Mit diesem Wissen machte ich mich an meinen ersten Einsatzort in Gunzenhausen selbst. Auf dem Schlot der ehemaligen Mälzerei Lehner, der heutigen Gaststätte Lehner „Zum Storchennest“ mit herrlichem Biergarten, galt es die Jungstörche zu beringen. Da an diesem Nest ebenfalls eine Kamera die Geschehnisse auf ein Fernsehgerät in der Gaststätte überträgt, sind alle Besucher stets bestens über die Vorgänge informiert. Auf einer neben dem Bildschirm angebrachten Tafel sind die wesentlichen Daten zu Brut und Jungenaufzucht aufnotiert, so dass jeder Gast sich mühelos „bedienen“ kann.

So erfährt zum Beispiel, dass von fünf geschlüpften Jungen ebenfalls zwei im Alter von gut einer Woche vom Storchenmann gepackt, geschüttelt und aus dem Nest geworfen wurden. Die drei verbliebenen hätten sich gut entwickelt und sollten am heutigen Tage ihre Ringe erhalten. Mit vier Wochen standen sie außerdem im besten Beringungsalter. Die FFW Feuerwehr Gunzenhausen war, wie gewohnt, pünktlich zur Stelle, so dass der Kennzeichnung des Trios nichts mehr im Wege stand. Die Eltern bekamen von der kleinen Aufregung nichts mit, da sie ihre Heranwachsenden schon seit einigen Tagen stundenweise alleine im Nest lassen, also mit der unbewachten Jungenaufzucht begonnen haben.


Das Trio in Gunzenhausen

Der kleine Konvoi setzte sich anschließend nach Altenmuhr in Bewegung. Die kurze Schotterstrecke in der Nähe und vor dem anzufahrenden Pfarrhaus bereitete keine Probleme, jedoch konnte die Drehleiter wegen der Straßenbauarbeiten nicht so nahe an die Grundstücksgrenze heranfahren  wie in den vergangenen Jahren. Die „Auswirkungen“ waren schnell spürbar. Die Leiter erwies sich schnell als zu kurz. Erst mit einem herbeigebrachten Regenschirm gelang es Ihrem Tagebuchschreiber, die ebenfalls unbewachten Jungstörche in ihrem Domizil zu angeln und zu sich an den Nestrand zu ziehen. Erst so gelang es schließlich, die zwei im Nest befindlichen Jungen zu greifen und den Vorgang der Beringung einzuleiten und abzuschließen.


Anfahrt an das Nest in Altenmuhr

Die Pfarrfamilie, Untermieter der Storchenfamilie, wusste noch vom „Rauswurf“ eines Jungen zu berichten.

Bis alle Gespräche geführt und Fragen beantwortet waren, war es schon spät geworden und es galt, den nächsten Termin wahrzunehmen. Von Altenmuhr bis Merkendorf ist es ein Katzensprung von gerade mal 6 Kilometern. So erreichte ich mein nächstes Ziel pünktlich und es blieb sogar noch Zeit, mich am Nestgebäude noch ein wenig umzusehen. Wie ich ja gestern schon erzählen konnte, wachsen im Nest auf dem Rathaus ebenfalls zwei Junge heran, aus zusätzlich zwei weiteren Eiern haben sich keine Jungen entwickelt.

Um die Gunzenhäuser Feuerwehr nicht zu sehr zu strapazieren, hilft in der Stadt Merkendorf die Freiwillige Feuerwehr aus der Pinselmetropole Bechhofen mit ihrer Drehleiter aus. Dass sie ebenso pünktlich zur Stelle war, wie ihre Kollegen aus Gunzenhausen muss nicht gesondert erwähnt werden. Die weiteren Vorgänge liefen bereits wie automatisiert ab. Im Merkendorfer Fall bewachte, bis zum Herannahen des Korbes der Drehleiter, ein Altvogel Nest und Junge. Die Drehleiter war noch nicht ganz eingefahren, da landete Meister Adebar wieder bei seinen Jungen und überzeugte sich davon, dass die Kennringe dem Nachwuchs ausgezeichnet stünden.

Im zweiten Teil meines Tagebucheintrages widme ich mich den Vorgängen um Schorsch, Nummer 7 und Senior. Der Morgen gehörte abermals Senior ganz alleine. So ganz stimmt diese Bemerkung nun doch nicht! Er befand sich zunächst schon unter der Obhut von Nummer 7. Doch als sie sich um 5:33 Uhr auf und davon machte, befand sich Senior wirklich allein im Nest. 50 Minuten dauerte dieser Zustand schließlich an, ehe Mama Storch wieder zurückgekehrt war. Senior nutzte seinen Freiraum weidlich aus. Er rutschte auf seinen Fersengelenken kreuz und quer durchs Nest und erkundete mal ohne Anweisungen von oben das Nest und seine Umgebung. Dass Nummer 7 von ihrem Ausflug schließlich auch noch allerlei Leckereien mitbrachte, sollte den unbewachten Zustand von Senior ein wenig versüßen helfen. Zwanzig Minuten später kam bereits der nächste Nachschlag in Gestalt von Schorsch ans Nest. Auch er fütterte und stellte Seniors Nahrungsansprüche zufrieden. Es geht doch! Wenn sich in den nächsten Tagen immer häufiger beide Alten gleichzeitig auf Nahrungssuche befinden, ist die Durststrecke für den Jungen allemal überwunden, wenn es sie jemals wirklich gab.

Und noch einmal hatte Senior heute eine sturmfreie Bude. Kein Papa und keine Mama im Haus. Wenn er sich diesmal aber etwas Besonderes in dieser Situation ausgedacht hätte, er wäre von Papa ziemlich enttäuscht gewesen, denn er kam nach drei Minuten schon wieder zurück mit Nistmaterial im Schnabel. Also kein Nahrungsflug, sondern nur etwas zum Ausbessern des Hauses.

Das Wechselspiel am Nest ging während des Vormittages munter weiter und es gab die eine oder andere Fütterung. Allerdings sollten wir bei diesen Aussagen immer bedenken, dass wir über die Webcam und die Bildauswahl von KaiserPingi längst nicht alles sehen, was da so von einem Schnabel in den anderen läuft. Wie in letzter Zeit üblich verlängerten sich bis zum Abend die Ablöseintervalle gewaltig, so dass man mit drei Stunden stets rechnen konnte.


Senior wieder allein

Keckes Kerlchen
   

Schorschs Schnabel gut zu sehen

Senior erneut allein
   

Papa hat Nistmaterial gebracht

Ich habe Hunger


Es wird gekuschelt


Morgen steigt also das Unternehmen: Beringung von Senior durch Ihren Tagebuchschreiber.

Ich habe bereits erwähnt, dass ich mir unser Einzelkind genau unter die Lupe nehme, dabei aber nur nach dem Augenschein gehen kann und dieser kann natürlich sehr leicht täuschen. Mehr ist mir nicht möglich und zu mehr muss es auch nicht reichen. Die Fakten sprechen so und so eine eindeutige Sprache. Schorsch und Nummer 7 sind Herr ihrer Sinne und Herr der Lage am Nest. Beide beteiligen sich an der Aufzucht ihres Jungen und sind in keiner Weise durch Tod oder Flugunfähigkeit von der Fütterung Seniors ausgeschlossen. Dies heißt im Klartext: Ein Eingreifen – ein solches stand aber unter den vorliegenden Gegebenheiten nie zur Debatte – erfolgt in keinem Falle, auch wenn Senior ernsthafte Blessuren oder Untergewicht aufweisen würde. Auch die, allerdings nur spekulativ geäußerte, Befürchtung, Schorsch könne seinen Pflichten wegen der Schnabelverletzung nicht ganz nachkommen, rechtfertigt ein Eingreifen überhaupt nicht. Schorsch ist ja da und trägt seinen Teil zur Aufzucht bei. Und zum Schluss: Selbst wenn jetzt ein Elternteil nachweislich durch Tod oder durch eine das Flugvermögen raubende Verletzung ausfallen würde, gäbe es kein Eingreifen am Nest. Nichts anderes zählt und so sehen es alle seriösen Naturschutzverbände in Europa und so sehen es alle Naturschutzbehörden bei Landratsämtern und Regierungen und so sehen es alle namhaften Storchenschützer, die in der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz zusammenarbeiten.

Und noch eins: Webcams werden nicht errichtet, um das Leben von Jungen zu retten. Wer solches denkt und danach handelt, sollte schleunigst die Kamera entfernen und sich lieber der Rinder- oder Schafzucht zuwenden.

 
21. Jun. 08

Seniors großer Tag! Mein erster Blick am Morgen ins Nest zeigte mir, dass es keine Befürchtungen hinsichtlich seines Gesundheitszustandes mehr gibt. So wie er sich bewegte und bettelte musste man sich keine Sorgen mehr um ihn machen. Wenn ich in letzter Zeit manchmal etwas vorsichtig und ein wenig pessimistisch geurteilt habe, dann nur, um Sie schonend auf einen weiteren möglichen Verlust eines Jungstorchs vorzubereiten.

Senior feiert heute seinen „Vier-Wochen-Geburtstag“, er befindet sich also damit in einem Altersfenster, in dem das Beringen durchgeführt werden kann und muss. Dieses Fenster beginnt etwa mit Abschluss der dritten Lebenswoche und endet mit Abschluss der sechsten. Zuvor besteht die Möglichkeit, dass er den Ring wieder verliert, danach könnte ein Beringer Gefahr laufen, dass die Jungen nicht mehr in Akinse verfallen, sich also während der Beringung nicht mehr tot stellen. Dies könnte zur Folge haben, dass sich ein Junges zu weit an den Nestrand begibt und dabei aus dem Nest fällt, springt oder fliegt.

Senior war also definitiv nicht zu klein, wenn man seine Markierung auf diesen Tag festlegte. Ich habe im Laufe meines Lebens rund 2000 Störche markiert und weiß sicher genau Bescheid, wann einem Jungstorch was zuzumuten ist. Auch das Wetter sollte man nicht ganz außer Acht lassen. Bei strömendem Regen hat das Beringen ebenso zu unterbleiben wie bei Gewittern oder ähnlichen außergewöhnlichen Wetterereignissen. Nun war aber schon seit Tagen abzusehen, dass heute in dieser Beziehung keinerlei Gefahr drohte und Senior bei heiterem und leicht bewölktem Himmel beste Voraussetzungen vorfinden würde. Zwischen 10 Uhr und 13 Uhr zeigte die Quecksilbersäule zwischen 21 und 24 Grad im Schatten an, im Nest unter freiem Himmel können wir noch ein paar Grade dazulegen.

Dass das Schicksal von Schorsch auch im fernen München nicht ganz überhört und übersehen wurde, zeigte das Interesse eines Fernsehteams des Bayerischen Rundfunks, das sich meiner Beringungsreise heute Vormittag anschloss. So kam es gegen 9:30 Uhr auf dem Altrathausplatz der Wörnitzstadt zur Begegnung. Herr Hirsch und Herr Horeld von der Freiwilligen Feuerwehr hatten dafür gesorgt, dass Teile des Platzes zur Halteverbotszone erklärt waren, um die Zufahrt in den Innenhof des alten Rathauses zu gewährleisten. Selbst diese Vorkehrungsmaßnahme hätte noch nicht ausgereicht, um die Drehleiter in Stellung bringen zu können. Auch einige Aufschüttungen im Innenhof sollten Niveauunterschiede des Bodens nivellieren und die Anfahrt möglich machen. Friedrich Hirsch bugsierte in wahrer Millimeterarbeit das schwere Gefährt an den Ort, an dem es stehen musste. Große Klasse! Es war genau 10 Uhr, als Ihr Tagebuchschreiber und ein Mann mit Kamera den Korb der Drehleiter bestiegen. Schon vom Innenhof aus konnte man sehen, dass es Nummer 7 war, die die Nestwache während der Beringung übernommen hatte. Langsam bewegte sich die Leiter in luftige Höhe und näherte sich dem Nestrand. Senior hatte zuerst neugierig zu uns herübergesehen, dann aber plötzlich sein Akineseverhalten aus der Schublade gekramt und war auf den Nestboden gesunken. Gleichzeitig hatte Nummer 7 das Nest verlassen und kreiste von nun an unablässig um das Nest. Mal zog sie weitere, mal engere Kreise, aber stets hatte sie einen Blick für die Eindringlinge in ihren Luftraum. Dass Senior für sein Alter gewisse Entwicklungsrückstände zu gleichaltrigen Jungen aufwies, war ja schon durch die Bilder der Webcam augenfällig geworden und nun keine Überraschung mehr. Alles andere entsprach dabei durchaus der Norm. Er hatte eine gute körperliche Konstitution, war keinesfalls mager oder ausgehungert und gab auch sonst keine abnormalen Geräusche wieder. Der Kennring mit der Nummer A7568 war schell über dem Intertarsalgelenk des rechten Beines angelegt, einige Bemerkungen in die Kamera abgegeben, das Nest einer kurzen Inspektion unterzogen, der Schnabel von Senior gereinigt und schon zogen sich Leiter und Insassen wieder zurück. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf halber Höhe ging es dann wieder auf festen Boden zurück. In der Zwischenzeit hatte sich Nummer 7 nicht mehr blicken lassen und auch auf keinem der Nachbardächer konnte ich sie ausmachen. So konnten wir es noch einmal riskieren, für eine weitere Einstellung die Leiter ein zweites Mal ausfahren zu lassen und noch einmal in Richtung Nest zu schweben. Dort hatte sich Senior inzwischen wieder aus seiner Akinese gelöst und tollte auch ohne Bewachung im Nest umher. Nach genau 30 Minuten verließ die Drehleiter der Feuerwehr wieder den Innenhof des alten Rathauses. Zur genannten Zeit, es war 10:30 Uhr hatte sich weder Schorsch noch Nummer 7 bei Senior blicken lassen. Es konnte gut sein, dass sie sich ein wenig Zeit lassen wollten, um Senior schon jetzt auf das künftige längere Alleinsein vorzubereiten.

Fernsehteam und Feuerwehr machten sich derweil auf den Weg nach Schopfloch. Auch in diesem Nachbarort von Dinkelsbühl waren junge Störche im Nest zu beringen. Unter Einhaltung verschiedener Regieanweisungen konnte auch das Schopflocher Jungenduo dem Beringer nicht entgehen. Ein totes Junge im Schneefanggitter unterhalb des Nestes machte deutlich, dass auch Schopfloch den Verlust mindestens eines Jungen zu beklagen hatte.


Das Duo in Schopfloch

Nun gab es für die Kameraden der Feuerwehr frei, während Ihr Tagebuchschreiber einschließlich dem vierköpfigen Fernsehteam noch einige arbeitsreiche Stunden vor sich hatten. Wir befuhren von Schopfloch ausgehend den Weg entlang der Wörnitz, immer Ausschau nach Schorsch oder Nummer 7 haltend. Zwischen der Froschmühle und Maulmacher wurden einige Szenen gedreht und schließlich auch das neu angelegte Biotop am Rande einer kleinen Weiherkette besucht. Da ich etwas hinterherlief, konnte ich nicht verhindern, dass ein Storch – Schorsch oder Nummer 7 – durch die sich nähernden Menschen zum Abflug gebracht wurde. Ehe wir uns versahen, war er auch schon unseren Blicken entschwunden. Eine halbstündige Nachsuche erbrachte auch kein Ergebnis, so dass wir darauf verzichten mussten, Schorsch und Nummer 7 im Gelände vor die Kamera zu bekommen. Uns zog es in die Altstadt von Dinkelsbühl zurück. Inzwischen zeigte die Uhr 12:39 Uhr und als ich wieder Blickkontakt zum Nest hatte, musste ich erkennen, dass Senior immer noch oder schon wieder ohne Bewachung über den Nestrand lugte. Es sah fast so aus, als wäre seit unserer Beringung noch keiner der Altstörche im Nest gelandet. Bei rund 800 Nestbesuchen in den vergangenen Jahrzehnten ist bei mir noch nie ein Fall eingetreten, dass die Störche ihre Jungen im Stich gelassen hätten. Warum sollte solches ausgerechnet heute und ausgerechnet bei Senior passieren? Ein wenig Herzklopfen hatte ich in diesem Moment aber schon. Die nächste Kameraeinstellung galt dem Schaufenster der Adler-Apotheke, in der auf einem Fernsehgerät für jedermann zugänglich die Bilder aus dem Nest laufen. Da sich kurz vor 13 Uhr auch der Hunger einzustellen begann, beschlossen alle, einen kurzen Imbiss unterhalb Schorschs Nest einzunehmen. Während man sich am Tresen schadlos hielt, erschienen zielstrebig beide Dinkelsbühler Störche am Nest, während Schorsch sofort das Nest bezog, landete Nummer 7  auf dem Giebel des Cafè Hagen am Ledermarkt. Schorsch dagegen – ich hatte mich schnell zum Schaufenster der Apotheke begeben – konnten dem Betteln von Senior nicht widerstehen und gab seinen Mageninhalt wieder. Mindestens vier Mäuse verleibte sich Senior ein, dazu noch andere kleinere Beutetiere. Im Nu waren letzte Zweifel verflogen, ehe Nummer 7 vom Giebel abstrich und Schorsch bei Senior blieb und Schatten spendete.

Der letzte Teil des Fernsehtages geschah dann im Hause Ihres Tagebuchschreibers. Gegen 15 Uhr war alles vollbracht, es gab noch Kaffee und Kuchen und mit der Nachricht, dass ich über den Sendetermin informiert werde (Ende Juni), trennten sich unsere Wege. Sobald die Nachricht bei mir eingetroffen ist, werde ich Sie selbstverständlich über die Einzelheiten in Kenntnis setzen. Gedulden Sie sich einfach noch ein paar Tage und bleiben Sie meinem Tagebuch gewogen!

Für die Bebilderung darf ich auf Carolas Fotobericht zurückgreifen und die Geschehnisse etwas transparenter machen.

Die weiteren Ereignisse folgen in einem zweiten Tagesbericht, wenn auch KaiserPingis Tageszusammenfassung vorliegt.

  • Carola erlebte die Beringung vom Boden aus so:


Anfahrt der Drehleiter


Die Akteure


Nummer 7 behält die Situation im Auge


Millimeterarbeit der Feuerwehr


Im Gespräch

  • Ihr Tagebuchschreiber hatte dagegen diesen Eindruck aus luftiger Höhe:


Nummer 7 in Erwartung der Drehleiter


Senior allein zu Haus


So sieht Senior die Georgskirche


Nest und Kamera

  • Und so erlebten die Zuschauer am Computerbildschirm die Beringung von Senior:

 

 

 

Zum 21.6.

In den letzten Tagen scheinen doch einige Missverständnisse entstanden zu sein, was die Eingriffsproblematik an Storchennestern angeht.

So schwer zu verstehen sollte die Angelegenheit dabei doch gar nicht sein. Deshalb hier abschließend noch einmal eine Kurzübersicht. An Nestern von Vögeln und hier speziell an Storchennestern besteht grundsätzlich kein Handlungsbedarf. Man beobachtet und lässt sie ganz einfach in Ruhe. Es sterben immer wieder Junge – meist ohne große Vorankündigung  - und selbst wenn es Anzeichen für einen bevorstehenden Tod geben sollte, lässt man sie sterben! Das klingt hart, aber die natürlichen Abläufe im Leben eines Storches – ich bleibe bei diesem Beispiel – sehen solche Todesfälle eben vor. Erhält man Kenntnis vom Ableben eines Elterntieres und die Jungen befinden sich noch in der Phase der bewachten Jungenaufzucht, kann ein Eingreifen am Nest die Jungen vor dem Verhungern retten.

In der Phase der unbewachten Jungenaufzucht – unser Storchenpaar befindet sich bereits in dieser Phase -  kann bei Tod eines Elternteiles der verbleibende die Brut alleine großziehen, da der Fütterungsinstinkt bereits stärker ausgebildet ist als das Wachehalten am Nest. Dies meinte ich mit meiner Einlassung im Tagebuch, mit der ich im Gästebuch zitiert und der Unglaubwürdigkeit bezichtigt wurde. Ich zitiere: ....“Und zum Schluss: Selbst wenn jetzt ein Elternteil nachweislich durch Tod oder durch eine das Flugvermögen raubende Verletzung ausfallen würde, gäbe es kein Eingreifen am Nest.....“ Dies habe ich schon mehrmals geschrieben, dazu  stehe ich nach wie vor und hierin hat sich in meiner Meinung auch nichts geändert.

Da keine der genannten Voraussetzungen bei unserem Paar je bestand, gab es auch nie einen Gedanken, in dieser Richtung etwas zu unternehmen.

Ausfälle von Brutstörchen sind ja zum Glück keine alltäglichen Erscheinungen und sehr oft vollziehen sie sich total unbemerkt. Meist erscheint sogar innerhalb weniger Tage ein neuer Partner, mit dem es dann zu einer neuen Brut kommt. Passiert der Ausfall während der Zeit der Jungenaufzucht, sind nur die ersten vier Wochen eine kritische Zeit, danach schafft es einer alleine. Im schlimmsten Falle hat ein Paar in diesem Jahr eben keinen Nachwuchs, weil Junge vielleicht gestorben sind.

Sehen Sie alles etwas entspannter und unaufgeregter! Ich habe mich vielleicht von Ihren Beobachtungen auch etwas verunsichern lassen, bin aber jetzt felsenfest überzeugt, dass Senior es schafft! Wenn nicht, gibt es eben einen Storch weniger und ich sage das nicht zynisch! Ich leide genauso mit Ihnen und verlebe unruhige Stunden.

Senior hat den heutigen Tag überstanden. Dass er relativ lange alleine blieb und fast genau drei Stunden warten musste, ehe dann sogar Papa und Mama gleichzeitig im Nest auftauchten, war so nicht abzusehen. In Gefahr war er aber zu keinem Zeitpunkt! Deshalb findet eine Beringung stets in einem Alter statt, in der die Jungen nicht unbedingt mehr den Schutz der Eltern benötigen.

Lassen Sie mich kurz den Tag am Nest Revue passieren, denn der Beringungseinsatz an diesem Tag war noch längst nicht alles.

Im Morgengrauen war Nummer 7 zuerst auf Nahrungssuche geflogen und hatte Schorsch als Wache am Nest zurückgelassen. Um 7:04 Uhr kam es zur ersten Ablösung des Tages, bei der die Storchendame eine Portion Heu über Senior als Begrüßungsgabe ausschüttete. Der beste Beweis dafür, dass unser letztes Küken gefüttert wird, zeigt ein kräftiger Kotstrahl, den das Einzelkind bereits am Vormittag über den Nestrand absetzte. Im Stehen – und das geht fortan immer besser und wird in nächster Zeit immer häufiger – wird nun das unveränderliche Kennzeichen Seniors in Gestalt des Kennringes sein. Dass Nummer 7 um 10 Uhr das Nest mit Beginn der Beringung verließ, habe ich schon erwähnt. Dass beide gleichzeitig gegen 12:50 Uhr das Nest anflogen und Schorsch blieb und Nummer 7 kurz auf dem Giebel eines Hauses am Ledermarkt fußte, wissen Sie ebenfalls schon. Neu ist, dass ein Fremdstorch gegen 13:40 Uhr – ich hatte gerade unsere Imbissstelle verlassen und konnte diesen Vorgang live beobachten – das Nest mit Schorsch und Senior ohne ernste Absichten überflog. In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass Schorsch unmittelbar danach für 5 Minuten das Nest und Senior alleine ließ und kurz eine Drohhaltung einnahm. Erst um 17:11 Uhr erschien Nummer 7 am Nest, gute drei Stunden später löste Schorsch seine Angetraute ab. Ein aufregender, aber sicher für alle Beteiligten folgenloser Tag ging zu Ende.


Heuregen über Senior

Wer verdaut, frisst auch
   

Senior
mit neuem Ring

Zuerst kommt keiner
und dann beide gleichzeitig
   

und es gibt zu fressen

Senior noch einmal allein


 Fütterung durch Mama

 
  Nachdem das Biotopprojekt "Wörnitzwiesen" zur Sicherung des Lebensraumes für unsere Störche erfolgreich abgeschlossen werden konnte, hat der Bund Naturschutz eine neue Ankaufaktion gestartet. Wie auch Sie zur Arterhaltung und zum Schutz unserer Natur beitragen können erfahren Sie bei den Informationen zum neuen Projekt "Feuchtwiese bei Segringen" 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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