Lassen Sie mich zunächst noch einmal nach
Forchheim blicken. Dort vermutetet ich zunächst die späteste
Storchenbrut, von der genaue Aufzeichnungen vorliegen. Offenbar habe
ich mich dabei jedoch in der genauen Eizahl auf einem Schnappschuss
getäuscht, so dass ein etwas abweichendes Datum für die
Fertigstellung des Geleges an den Tag kam. Nachdem nun der genaue
Schlüpftag der Küken genau feststeht, lässt sich die Ablage des
ersten Eies zurückrechnen und wir kommen damit auf den 24. Mai.
Das ging aber schneller als von mir prognostiziert!
Sicher auch ein sehr spätes Datum für einen
Brutbeginn beim Weißstorch, aber mit dieser Feststellung bleibt das
Storchenpaar von Dinkelsbühl aus dem letzten Jahr nach wie vor
alleiniger Rekordhalter in Sachen Brutbeginn. Damals lag das erste
Ei auf dem alten Rathaus am 30. Mai im Nest.
Seit meinem letzten Tagebucheintrag vor 10
Tagen hat das Wetter einiges aufgeholt. Es gab seitdem keinen
Tropfen Regen mehr und die Tageshöchsttemperaturen lagen durchwegs
deutlich über 20 Grad und seit Juli sogar konstant über der
30-Grad-Marke. Da muss man nicht mehr meckern, auch wenn inzwischen
die Trockenheit schon wieder bedrohliche Ausnahme anzunehmen
beginnt.
Unsere beiden Jungen auf dem Altrathausnest hat
dieser Umstand nicht geschadet. Im Gegenteil haben sie deutlich
zugelegt und wachsen immer mehr aus dem Bild, wenn sie im Nest
stehen. In solchen Fällen sind sie dann - zumindest von der Größe
her - nicht mehr von den Alten zu unterscheiden. Die Anwesenheit der
Altvögel beschränkt sich mehr und mehr nur noch auf den eigentlichen
Vorgang der Futterabgabe und diese Zeitspanne umfasst dann lediglich
ein paar Minuten. Danach startet man sofort zum Abflug. Es kann
durchaus passieren, dass eine Zwischenlandung auf einem Nachbardach,
das nicht in Sichtweite der Storchenkamera liegt, eingeschoben wird,
aber dem Drängen der Jungen im Nest zu entgehen, ist in dieser Phase
der Jungenaufzucht oberstes Gebot.
Rolf konnte im Berichtszeitraum beobachten und
filmisch belegen, dass – wahrscheinlich – Senior am 25. Juni –
seinem 44. Lebenstag zum ersten Mal einige Millimeter vom Nestboden
löste und damit den Beginn für weitere Unternehmungen dieser Art
setzte. Für alle Schnappser ist es deshalb ein Muss, sich dieser
Entwicklung mit vollster Aufmerksamkeit zu widmen.
Abheber am 25. Juni?
Junior uns Senior sind mit dem heutigen Tag ( 3.
Juli ) 50 bzw. 52 Tage alt. In rund 14 Tagen werden sie vermutlich
in der Lage sein, ihr Nest erstmals zu verlassen. Eine spannende
Phase steht uns nun noch einmal bevor und es wird nicht mehr allzu
lange dauern, bis ein weiteres Storchenjahr zu den Akten gelegt
werden kann, aber......
Schattenspender am 27.6 |
Die Gesamtfamilie am 27.6... |
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...und am 1.7 |
Ein großer Brocken am 1. Juli |
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Kampf ums Futter am 3. Juli |
Kopflos |
Seit längerem ist übrigens das verbliebene
Storchenei aus dem Nest verschwunden. Wie und wann dies geschah
konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht verfügt jemand in
dieser Beziehung noch über Bilddokumente? Ich finde im Augenblick
einfach nicht die Zeit, in meinen Unterlagen darüber Belege zu
finden. Am 9. Juni, dem Tag der Beringung, lag das Ei auf alle Fälle
noch im Nest und auch in den unmittelbar darauf folgenden Tagen
verhielt es sich ebenso! Also so um die Mitte Juni könnte es
interessant werden! Bei der enormen Hitze der vergangenen Tage
überrascht es nicht, dass sowohl bei den Jungen als auch bei den
Altvögeln sich die Beinfarbe von einem schwarzgrau bzw. rot so
langsam in ein leuchtendes Weiß verfärbt. Zur Thermoregulation, d.
h. um Wärme aus dem überhitzten Körper zu entziehen, bespritzen alle
Störche ihre hinteren Extremitäten mit einem Spezialkot, dessen
folgende Verdunstungskälte dem Körper etwas Wärme entzieht und somit
für Linderung sorgt. Dies ist erforderlich, da Vögel über keine
Schweißdrüsen verfügen.
Die zweite Möglichkeit besteht, durch Hecheln
(ähnlich Hunden) über die Mundschleimhäute (geöffneter Schnabel) aus
dem Körper überflüssige Wärme abzugeben. Achten Sie also jetzt auf
die Beinfärbung sowie auf die Häufigkeit, dass die Jungen mit
geöffneten Schnäbeln im Nest stehen oder liegen. Die Gründe hierfür
kennen Sie nun! Einige Schnappschüsse meiner Leserinnen und Leser
sollen die letzten 10 Tage kurz Revue passieren lassen.
Am 28. Juni – also einen knappen Monat nach dem
Beginn in diesem Jahr – beringte ich meine letzten Jungstörche 2010.
Es war ein durchschnittliches Brutjahr! So schlecht, wie es an
manchen Orten schien, war es im westlichen Mittelfranken nicht. Von
den Totalverlusten, die nicht nur dem Wetter geschuldet waren, habe
ich Ihnen bereits ausführlich berichtet. Es gab sie erneut, wie es
in jedem Jahr passiert, auch wenn die klimatischen Bedingungen
scheinbar keinen Anlass zu Befürchtungen geliefert hatten. Die Zahl
der Brutpaare legte dabei abermals zu, in Bayern ergab sich ein Plus
in der Zahl der Brutpaare von annähernd 20 Prozent. Und das in nur
einem Jahr! Da kann man nicht meckern. Für die Landkreise Ansbach,
Weißenburg-Gunzenhausen sowie für das Ries im Landkreis Donau-Ries
(meinem Arbeitsgebiet!) ergaben sich in diesem Jahr folgende
vorläufige Ergebnisse: Die Zahl der brütenden oder einen erfolglosen
Brutversuch startenden Paare belief sich auf 35 Paare. Rechnet man
die Paare ab, die keinen Brutversuch starteten (4) und diejenigen,
deren Brut fehlschlug (5), verbleiben noch 26 erfolgreich brütende
Paare. Diesen
entsprossen 63 Junge, die ich allesamt beringen konnte. Nach der
Beringung verstarb – meines Wissens – noch ein Junges in Mosbach bei
Feuchtwangen. Bei einer durchschnittlichen Jungenzahl von rund 2,4
Jungen pro erfolgreich brütendem Paar und einer solchen von 1,8
Jungen pro anwesender Paare liegen die Zahlen etwas unter dem für
den Erhalt der Population erforderlichen Werten. Ein bisschen mehr
hätte es schon sein dürfen ( 2,7 bzw. 2,1 JZm bzw. JZa ) und das
Glück wäre noch perfekter. Wir können es nicht ändern! Während die
Zahlen der Brutpaare in den vergangenen Jahren in meinem Gebiet
deutlich nach oben gingen, sich also auf der gleichen Fläche nunmehr
mehr Paare aufhalten, konnte und kann das Nahrungsangebot nicht in
gleicher Weise Schritt halten. So hat ein Anstieg der Brutpaare
häufig auch mit einem Rückgang der Nachwuchszahlen zu kämpfen.
Nun zu weiteren erfreulichen Gegebenheiten.
Nach 41 Jahren konnte ich am 28. Juni in meiner Heimatstadt
Feuchtwangen die ersten beiden Jungstörche beringen. Das letzte Mal
brachte ein Paar im Jahre 1969 dort Junge zum Ausfliegen. Mein
Beringer-Vorgänger Joachim Werzinger – inzwischen leider schon
verstorben – kam damals zum Beringen nach Feuchtwangen und ich, der
ich damals gerade mein Abitur bestanden hatte, durfte erstmals als
Helfer dabei sein und ich blieb für den bisherigen Rest meines
Lebens dabei. 41 Jahre später gab es in Feuchtwangen den nächsten
Nachwuchs im Storchennest. Diesmal nahm ich meine 1. Klasse der
Volksschule Feuchtwangen-Stadt mit und wir veranstalteten auf dem
Marktplatz der Stadt ein kleines Storchenfest. Die Kinder waren „störchisch“
hergerichtet, wir umrundeten den großen Stadtbrunnen und sangen
dabei Storchenlieder. Zwischendurch stieg Ihr Tagebuchschreiber aufs
Storchennest, beringte eines der beiden Nestjungen im Beisein der
Schulkinder und setzte es danach gleich wieder zu seinem
Geschwisterchen ins Nest. Sofort nach dem Einfahren der Drehleiter
der Freiwilligen Feuerwehr Feuchtwangen nahm Papa Storch die
Brutpflege wieder auf.
Storchenkinder der Klasse 1c beim Aufbruch
Das Feuchtwanger Nest mit den beiden Jungen
Storchentanz um den Brunnen
Wenn alles, wie geplant läuft, wird ab dem
nächsten Jahr auch mein Heimatnest eine Storchenkamera zieren! Sie
werden es als erste erfahren, also lesen Sie auch im Herbst ab und
zu mein Tagebuch. Wer weiß?
Meine Schüler Felix, Luisa und Annalena haben
ihre Sicht der Geschehnisse der Feuchtwanger Beringungsaktion
künstlerisch verarbeitet.
Luisa
Annalena
Felix
Die beiden letzten Jungen des Storchenjahres
2010 durfte ich heuer in Großenried beringen. Auch von diesem Nest
mit seinen Jungen lege ich Ihnen zwei Bilder bei.
Die erfolgreich Brut in Großenried
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