Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2010
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 3
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11. Mai 10 |
Das letzte Bild vom Nest, auf dem eindeutig 4
Eier zu erkennen sind, stammt von gestern Abend kurz vor Einbruch
der Dunkelheit.
Das komplette Gelege
Eindeutige Schnappschüsse vom Tage zeigen 1 Ei,
das ganz deutlich eine Delle zeigt, bei der ich zunächst davon
ausging, dass dies ein Zeichen des beginnenden Schlüpfvorganges sein
könnte.
Das „Dellen-Ei“
In der Begeisterung um dieses Ereignis übersah
ich allerdings, dass diese „Delle“ nicht gerade typisch für den
Beginn des Schlüpfens ist. Sie wissen, dass dafür schon eher
kreisrunde Löcher in der Eischale in Frage kommen. Im Nachhinein
betrachtet lag der Fall bei angesprochener Delle doch etwas anders.
Der Einbruch in der Schale wies eher darauf hin, dass eine
Einwirkung von Außen auf die Schale erfolgt sein und diese auch sehr
großflächig stattgefunden haben musste.
Bestand diese Delle vielleicht schon länger und
haben wir sie nur nicht gesehen, da die Kameraeinstellung erst seit
kurzem näher an die Objekte unserer Begierde herangefahren wurde?
Ich meine, ob es nicht möglich sein kann, dass bei dem Ei, von dem
wir uns das erste Küken erhofften, eine Vorschädigung vorlag? War
dieses Ei durch eine uns nicht bekannte Art der Einwirkung von Außen
geschädigt und beschädigt? War es ein Schnabelhieb seitens der
Eltern? War dieser bewusst oder unbewusst herbeigeführt? War es nur
Zufall, dass wir die Beschädigung erst in Erwartung des ersten
Kükens sehen konnten? Viele Fragen, auf die es wohl keine
verlässlichen Antworten zu geben scheint!
Seit dieser Entdeckung nämlich ist das vierte
Ei verschwunden und es tauchte heute während des gesamten Tages
nicht einmal zuverlässig wieder auf. Dass aus einem beschädigten Ei
kein Küken schlüpfen kann, liegt auf der Hand und darf nicht
überraschen!
Da waren es nur noch
3 Eier und kein Junges! |
Feinarbeit
von außen |
So haben wir es eben nur noch mit drei Eiern
und damit wohl auch höchstens nur noch mit drei Jungstörchen zu tun!
So warten wir eben weiter auf Nachwuchs, der sich durch ein
typisches, immer größer werdendes Loch in einem Ei nun doch deutlich
ankündigt!
Ein Loch ist im Ei (mer)!
Wahrscheinlich hat einer der beiden Altstorche
das Ei in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai aus dem Nest geworfen
oder aber kurzerhand aufgefressen. Tatsache ist und bleibt, dass
seit der vergangenen Nacht 1 Ei fehlt. Somit hat die Übertragung von
Bildern einer Webcam einen weiteren Mosaikstein zur Biologie des
Weißstorchs erbracht, der sicher noch nicht oft bemerkt oder
dokumentiert werden konnte.
Drei Eier in der Abendsonne |
Das Loch wird größer |
Ist da schon was zu hören?
Ich habe Ihnen in letzter Zeit immer mal
Schnappschüsse aus anderen Kameranestern hier präsentiert. Besonders
am Herzen liegen mir natürlich die Nester, die sich im Landkreis
Ansbach befinden. Wie es aussieht, wird es in den neuen
Kameranestern von Merkendorf und Wolframs-Eschenbach wohl nicht mehr
zu einer Brut kommen. Zu unstet zeigen sich zwei Paare, die mal
kürzer, mal länger an den jeweiligen Standorten anwesend sind, aber
weder Nestbautätigkeiten zeigen noch in ihrer Wohnung übernachten.
Beteiligt an dem Wechselspielchen ist ein Paar, bei dem beide
Partner rechts oben einen ELSA-Ring tragen. Mal besuchen sie das
Nest in Merkendorf, mal das von Wolframs-Eschenbach. Dazu kommt noch
ein weiteres Paar, bei dem beide Partner unberingt sind. Keines der
Paare kann sich nun für ein Nest entscheiden, so dass ihre fehlende
Entscheidungsfreudigkeit in einem beiderseitigen Brutausfall enden
wird. Schade eigentlich, denn in beiden Nestern gab es in den
letzten Jahren auch schon erfolgreiche Bruten.
Paar ohne Ringe in Wolframs-Eschenbach..
Zeitgleich Paar in Merkendorf, beide beringt
Besser haben es die anderen Paare im Landkreis bislang gemacht. In
Leutershausen sind mindestens zwei Junge geschlüpft und in
Gunzenhausen (außerhalb des Landkreises) gibt es bereits mindestens
3 Junge. Die Fortsetzung der Beobachtung folgt in einem weiteren
Bericht in den nächsten Tagen.
Auch in Leutershausen
gibt es Nachwuchs... |
...und in
Gunzenhausen ebenso |
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12. Mai 10 |
Auch heute wurde das Gelege kleiner! Doch
diesmal wurde aus dem Ei ein leibhaftiges Küken!
Irgendwann zwischen 21 Uhr und 5 Uhr morgens
muss es auf die Welt gekommen sein. Der erste Schnappschuss stammt
von 6:04 Uhr. Neben zwei verbleibenden Eiern sieht man noch die
Restes des Eies, aus dem sich unser Jungstorch kurz zuvor
herausgeschält hatte.
Das Neugeborene!!
Nach dem Ablauf der beiden letzten Tages zu
urteilen, war das Ei mit der Delle, bei dem es ganz offensichtlich
zu einem Unfall während des Schlüpfvorganges gekommen war,
vermutlich das erste Ei. Nun folgte im Ablauf eigentlich Ei Nummer
zwei, aber erst unser erstes Küken. Immerhin hätten wir mal einen
Nachwuchsstorch! Dies kann bereits als Erfolg bezeichnet werden,
sind Storchenpaare mit
nachwuchs eben schon etwas Besonderes gegenüber den Paaren ohne
Bruterfolg und da gibt es – von Jahr zu Jahr verschieden – im
Durchschnitt immerhin ein Viertel bis ein Drittel aller Paare. Nun
zehren frisch geschlüpfte Storchenjungen immer noch ein Weilchen vom
Nährstoffvorrat den sie mit dem Eidotter mitbekommen haben. Eine
Fütterung eines eintägigen Jungstorchs ist somit nicht zwangsläufig
nötig und dennoch glaubte ich auf einem Schnappschuss von 7:34 Uhr
ein Beutetier am Schnabel des Kükens zu entdecken. Machen Sie sich
aber momentan keine Sorgen, wenn die Eltern bei den Ablösungen
(noch) nichts auswürgen! Einen Hinwies auf den Ort der Nahrungssuche
ergab heute der Blick auf die verschlammten Beine eines Altstorches.
Dies Spur wies eindeutig auf einen Spaziergang durch einen der
zahlreichen, im Augenblick wenig Wasser führenden Fischweiher vor
den Toren der Stadt hin!
Im Morgenlicht:
2 Eier und 1 Küken |
Gab es da
schon Futter? |
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Hier sind gut die Reste
der Eischale zu erkennen |
Mit
Schlammbeinen |
Noch ein Blick über den eigenen Tellerrand:
Merkendorf |
Gunzenhausen |
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13. Mai 10 |
Noch ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Tag!
Ich habe doch glatt vergessen, dass ich seit langem wieder
mal dem zweiten Storchennest auf Feuchtwanger Stadtgebiet in
Mosbach einen Besuch abgestattet habe. Das dortige Storchenpaar
gehörte mit zu den ersten des Jahres, die eine Brut begonnen haben.
Die Sonne kam immer mal wieder durch die Wolken und ließ dabei einen
Hauch von Frühling erahnen. Die Jungen im Nest wirkten dabei gleich
etwas munterer, so dass der Storchenpapa es sich sogar längere Zeit
leisten konnte, die Kinderschar unbedeckt zu lassen. Gleich beim
ersten Blick auf das Jungenknäuel war ersichtlich, dass es viele
Junge waren, die da im riesigen Nest versammelt waren. Nach einigen
Minuten wurde deutlich, dass es mindestens sechs Junge sein mussten.
Als sich wenig später noch ein sehr kleines Köpfchen aus der
Nestmulde erhob, blickte ich auf die stolze Zahl von sage und
schreibe sechs Jungstörchen. Bei diesem erfahrenen und gut
eingespielten Paar – das Weibchen brütet bereits zum zehnten Mal in
Mosbach – hatte ich diese große Anzahl von Jungen schon einige Male
beobachtet, doch flogen nie mehr als 5 Junge (meist nur drei) aus.
Auch in diesem Jahr gebe ich allerdings nur vier Jungen eine echte
Überlebenschance. Einem gut entwickelten Quartett von 14 bis 18
Tagen steht ein sehr kleines Zwillingspärchen gegenüber, das gegen
seine Geschwister deutliche Entwicklungsrückstände aufweist. Mal
sehen! Bei Störchen gibt es ja auch die eine oder andere
Überraschung im Positiven.
Mosbacher Junge
Ausschnitt
Das beiliegende Foto zeigt alle „Sechse“, man
muss aber schon ein Weilchen suchen und die Verhältnisse richtig
einschätzen, bis das Sextett komplett zum Vorschein kommt.
Derweil hat das Einzelkind aus Dinkelsbühl
einen kompletten Lebenstag hinter sich gebracht. Da die Eltern ja
noch weiteren Nachwuchs erwarten und die verbliebenen Eier stets
warm gehalten werden müssen, gibt es das Küken nur äußerst selten
und dann auch nur für wenige Sekunden zu sehen. Das kühle und
regnerische Maiwetter mit Höchsttemperaturen von gerade mal 10 Grad,
zum Glück aber nur leichtem Regen, lässt es die Eltern ratsam
erscheinen, die körpereigene Wärmezufuhr immer nur kurz abreißen zu
lassen. So sollte es mühelos gelingen, den Nachwuchs schadlos über
die Kälteperiode zu bringen.
Ein Junges und zwei Eier |
Vorsicht |
Im Verlauf des Tages konnte die Beobachter
deutlich erkennen, dass ein weiteres Ei das typische schwarze Loch
zeigte, ein Hinweis darauf, dass sich das Schlüpfen eines weiteren
Jungen anzukündigen scheint. Sie sehen, ich bin mit meinen
Vorhersagen etwas vorsichtiger geworden, nachdem uns Ei Nummer 1
einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und spurlos aus dem Nest
verschwunden ist. Aus meinen Partnernestern Wolframs-Eschenbach und
Merkendorf gibt es nicht viel Neues zu berichten. Es blieb einen
weiteren Tag bei der bekannten Situation, dass nämlich maximal zwei
Paare existieren und diese in unterschiedlichen Konstellationen von
einem Nest zum anderen pendeln.
Wolframs-Eschenbach, beide rechts oben beringt
Paar nun in Merkendorf
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14. Mai 10 |
Zwei Tage nach Küken Nummer 1 schälte sich in
der Nacht zu heute Küken Nummer 2 aus der sicheren Umhüllung des
Eies.
Wir begrüßen das 2. Küken!
Die beiden Kleinen bilden
schon eine Wärmepyramide!. |
Der komplette
Nestinhalt! |
Nun beginnt auch für das Geschwisterchen von
Nummer 1 der Ernst des Lebens. In den frühen Morgenstunden leuchtete
nur noch ein Ei und die Schale des Erbrüteten aus der Nestmulde. Es
gibt also mindestens zweifachen Nachwuchs und wenn alles nach Plan
verläuft auch noch Küken Nummer 3 am Sonntag, den 16. Mai. Das wäre
ja eine feine Geburtstagsüberraschung, feiert unsere Website just an
diesem Tag ihr neunjähriges Bestehen. Schöner könnten wir diesen Tag
gar nicht begehen! Wer hätte gedacht, dass wir so lange Ihre
Zuneigung halten können? Über 3,3 Millionen Zugriffe sprechen dabei
eine deutliche Sprache und sollten uns ein wenig stolz machen. Wir
haben also den richtigen Weg gefunden und die Information
in den vergangenen Jahren stets an vorderster Front angesiedelt. Sie
haben nie auf die Beantwortung einer Frage verzichten müssen, auch
wenn Ihr Tagebuchschreiber dabei nicht immer bei allen auf
Verständnis stoßen konnte. Er hat es jedenfalls überlebt und die
Entwicklung hat gezeigt, dass er mit seiner Haltung nur in ganz
wenigen Fällen daneben lag. In der Frage des Eingreifens an Nestern
unserer Störche sind mittlerweile fast alle Institutionen zu der
Haltung gekommen, die ich schon immer vertrete. Eingreifen nur bei
nachweisbarem Tod eines der Altvögel und gleichzeitigem Alter der
Jungen von unter drei Wochen. Ansonsten gibt es nichts, aber auch
gar nichts daran herumzudoktern, um in die Jungenaufzucht eines
Storchenpaares einzugreifen. So viel dazu!
Meinem werten Kollegen und Storchenfreund
Michael Zimmermann aus Erlangen musste wegen seiner starren und
kompromisslosen Haltung leider die Beringungserlaubnis seitens der
Vogelwarte Radolfzell sowie von Seiten der Regierung von
Mittelfranken entzogen werden.
Leider gab es heute gegen 18 Uhr einen erneuten
Ausfall in der Aktualisierung unseres Kamerabildes. Dabei war unsere
Technik unter der Federführung von Andreas Kamm
– wie in allen Fällen vorher - schuldlos. Leider ist der Zugang ins
Nestgebäude um diese Zeit nicht mehr möglich, sonst hätte eine
sofortige Nachschau das Problem postwendend behoben. So muss ich Sie
auf morgen Vormittag vertrösten. Ich zitiere Herrn Kamm, der vor
einigen Wochen mit Vertretern der Telekom bei einer Inspektion der
Verhältnisse im „Haus der Geschichte“ zu folgenden Einsichten
gekommen ist:
„....Ich war vorige Woche mit der Telecom im
alten Rathaus. Die Verkabelung dort ist total falsch. Der Elektriker
hat beim Renovieren des Hauses die Kabel nicht richtig verlegt und
deshalb geht auch der DSL-Anschluss ab und zu nicht. Die Telekom
wird sich jetzt mit den Stadtwerken in Verbindung setzen. Außerdem
muss jemand von der Aufzugsfirma dazu, weil der DSL-Anschluss über
den Aufzug des Hauses verlegt ist....“
Sie sehen also, warum es bei der Übertragung ab
und zu zu Ausfällen kommt. Es liegt nie an der Technik und ihrem
Betreuer, sondern ausschließlich an Ärgerlichkeiten, die außerhalb
unseres Einflussbereiches liegen. Früher, als im leer stehenden
Gebäude „altes Rathaus“ alles etwas schmuddelig war und überall
Taubendreck und Unrat die technischen Einrichtungen der
Storchenkamera umgaben, lief alles wie am Schnürchen. Zu viel
Sauberkeit....!
In den letzten Tagen machte ich mal zu den
Nestern in meiner Umgebung. Es sieht wirklich nicht schlecht aus,
auch wenn es ziemlich kühl und regnerisch ist!
Von den sechs Jungen, die sich noch im Nest von
Mosbach befinden, habe ich schon berichtet, ebenso vom Nachwuchs in
Leutershausen, Gunzenhausen und Nördlingen. Nun kommt noch eine
jeweils unbekannte Zahl von Jungstörchen in den Nestern von Aurach,
Neunstetten, Herrieden, Wittelshofen, Gerolfingen und Weiltingen
dazu und außerdem ist in Weißenkirchberg am 13. Mai der erste Storch
eingetroffen, vielleicht zu spät, um mit einem noch nicht
vorhandenen Partner eine Brut zu beginnen.
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15. Mai 10 |
Die Bilder laufen wieder! Die Technik war
bereits wenige Minuten nach Öffnung des Museums und Nestgebäudes um
10 Uhr zur Stelle. Damit war die Voraussetzung gegeben, dass die
Bilder wenige Minuten später schon wieder aktualisiert und die
Auszeit der Übertragung so kurz wie möglich gehalten werden konnte.
Über die Hintergründe habe ich Ihnen schon gestern ausführlich
berichtet.
Den beiden Neubürgern im Nest geht es ganz
offensichtlich bestens. Sie müssen nur noch auf ihr nächstes
Geschwisterchen warten und können dann ihre Positionen neu ordnen.
Gefüttert wurde heute auch zum ersten Mal sichtbar. Das heißt, man
konnte – jeweils nur für Sekunden – Nahrungstiere im Nest liegen
sehen. Die Jungen bedienen sich an der ausgewürgten Nahrung und
lassen, wenn sie satt sind, das eine oder andere Getier liegen.
Dieses wird dann vom Elternvogel wieder aufgenommen und zur eigenen
Nahrungsgrundlage verwendet. Solches beweist ein Schnappschuss, bei
dem man einen Altvogel sieht, der gerade ein Rest-Beutetier
aufnimmt. Bei mehreren kleinen Fischchen könnte es sich Ellritzen
gehandelt haben, sicher eine ausgezeichnete Beutetiergröße für
unsere 1 bis 3 Tage alten Jungstörche. Sollte ich mit meiner
Diagnose falsch liegen, bitte ich um Meldung! Sie sehen, dass alles
gut läuft und ich ein ganz gutes Gefühl habe, was die kommenden Tage
und Wochen anbelangt. So schlecht kann das Wetter eigentlich gar
nicht sein, wenn man bedenkt, dass in Mosbach 6 Junge die ersten 14
Tage überlebt haben und in Bornheim im Sportplatznest 5 Junge die
dritte Woche bestens überstanden haben. Verluste geschehen auch ohne
„Wetter“ fast in jedem Storchennest und man lastet es stets dem
Wetter zu. Entweder ist es zu kalt und zu nass oder eben zu warm und
zu trocken. Achten Sie in den nächsten Tagen verstärkt auf
Fütterungen und hier besonders auf Situationen, in denen man die Art
der Beute vielleicht sogar erkennen und annähernd bestimmen kann.
Zunächst gilt unser Augenmerk aber der kommenden Entwicklung um Ei
Nummer 3 und dem morgigen 9. Geburtstag unserer Storchenkamera!
Da gucken zwei ganz frech in die
Welt! |
Immer der Schnabelspitze nach |
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Im Schnabel der Rest vom
„Schützenfest" |
Senior (links) nimmt den Schnabel
schon voll |
Fütterung und alle werden
satt
Es ist wieder sauber im Nest |
Zwei Leuchtpunkte in der Dunkelheit |
Bornheim Sportplatz und 5 Junge
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16. Mai 10
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Hurra!!! Wir feiern den 9. Geburtstag und schon
scheint die Sonne mal wieder! Zumindest seit den Mittagsstunden! Für
den Monat Mai ergibt die Wetterstatistik für den Raum Feuchtwangen
(und da rechne ich Dinkelsbühl absolut dazu) 16 Sonnenstunden in 15
Tagen und an keinem Tag kletterte die Quecksilbersäule über die
20-Grad-Marke. Da tun ein paar Sonnenstunden mehr Mensch und Tier
sichtlich gut.
Kornelia hat im Tagebucheintrag vom 14. Mai eine
Passage über Michael Zimmermann aus Erlangen gefunden, mit der sie
nicht so recht etwas anzufangen wusste. Dies kann ich sehr gut
nachvollziehen, da ich bei meinen Lesern in dieser Frage schon von
einem anderen Kenntnisstand ausgehen sollte und ich sie deshalb
gelegentlich mit internen Befindlichkeiten überfordere! Herr
Zimmermann gehört zu der „Spezies“ Tierschützer, die so gar nicht
auf meiner Wellenlänge schwimmen. Dennoch kann man diese Art
Storchenfreunde deshalb nicht grundlos verdammen. Man könnte
Zimmermann als Anführer einer „Taliban-Fraktion“ einer falsch
verstandenen Tierliebe bezeichnen. In dieser Eigenschaft gehört(e)
er zu den radikalen Verfechtern einer Eingriffsstrategie in besetzte
Storchennester, die das Aushorsten, Trockenlegen und Fönen des
Storchennachwuchses impliziert. Diese Maßnahmen stießen auch den
Behördenvertretern unangenehm auf, jedoch widersetzte sich
Zimmermann in Robin-Hood-Manier den gesetzlichen Vorschriften. Der
Krug (Zimmermann) geht bekanntlich so lange zum Brunnen, bis er
bricht. Das ist nun mit Zimmermann (endlich) geschehen.
Er darf sich – wenn er will - freuen, wenn
„seine“ Störche in Bayern seit dem Tiefststand der
Storchenpopulation Ende der 80er-Jahre ihre Anzahl vervierfacht
haben. Oder lag es doch auch am Einsatz und Engagement des
Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V., den Zimmermann hasst
wie die Pest! Auch beim Namen „Ziegler“ steigt einem Herrn
Zimmermann die Zornesröte ins Gesicht und er lässt keine Möglichkeit
aus, unflätige Äußerungen abzugeben. Doch dieses Verhalten beruht
nicht auf Gegenseitigkeit.
Ich hoffe, liebe Kornelia, dass du nun etwas mehr
Klarheit gefunden hast und möchte damit das Thema beenden.
Viel wichtiger ist an diesem Geburtstags-Sonntag
das Leben in unserem Nest. Das erwartete Geburtstagsgeschenk blieb
bis zum Einbruch der Dunkelheit aus. Damit meine ich, dass uns Küken
Nummer 3 nicht den Gefallen getan hat, auf die Welt zu kommen. Dann
wird es vielleicht morgen kommen oder...? So langsam sollte sich was
tun! Vor ein paar Tagen erzählte ich Ihnen so einiges über
Synchronisation des Schlüpfens und außerdem sollte sich der
Schlüpfabstand zwischen den Küken sogar etwas verringern, also
weniger als zwei Tage auseinander liegen. Eine Möglichkeit gibt es
aber noch: Wenn das verschwundene Ei gar nicht das erste Ei gewesen
ist, das damals abgelegt wurde, sondern vielleicht Ei Nummer drei,
dann kann es jetzt natürlich eine Verzögerung geben, da ja ein Ei
ausgefallen ist. Warten wir eben weiter oder es gab mit dem noch im
Nest befindlichen Fortpflanzungsprodukt etwas Unvorhergesehenes.
Auch unbefruchtete Eier kommen immer mal vor oder auch solche, bei
denen der Embryo im Laufe der Brutzeit abgestorben ist. Sie sehen
also, dass nicht einmal aus jedem Ei auch Junge schlüpfen müssen!
Eine Beobachtung gelang noch. Zum ersten Mal
wurde grünes, frisch gemähtes Gras ins Nest eingebracht, ein
Zeichen, dass heute in der Umgebung der Stadt die ersten
Wiesenabschnitte gemäht wurden. Nun wird es für die Storcheneltern
wieder leichter möglich sein, auch Regenwürmer leichter zu erbeuten.
Dies war bislang im hohen Gras nicht gut möglich.
Ansichten einer kleinen Familie..
Da hat einer aber Hunger! |
Frisches Gras im Nest! |
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19. Mai 10 |
Schlimmer kann es nimmer kommen, ich meine die Sache mit
dem Wetter! Sechs Liter Regen bis zum Abend sind nun nicht gerade
beängstigend, aber in Verbindung mit 7° C Höchsttemperatur machen
sich zart besaitete Personen sicher einige Sorgen.
Keine Angst! Unser Storchenpaar verhält sich
sehr korrekt und auch die zahllosen Jungen in den anderen
Kameranestern tun es ebenfalls, weil sie nämlich auf Grund
angeborener Verhaltensweisen nicht anders können als sich einfach
andauernd auf die Jungen zu legen und ihnen somit die benötigte
Wärme zuzuführen. Dass man als Storch bei diesem Sauwetter auch
nicht unbedingt mit Begeisterung zu weiten Flügen startet, ist eine
andere Sache, aber hierbei hilft, dass unsere beiden Jungstörche
noch relativ klein sind und damit ihr Futterbedarf noch nicht so
hoch ist. Einen Tag auf Diät gesetzt zu werden, überleben die
Wonneproppen allemal! Und die gute Nachricht: Das Wetter soll ab
morgen ja wärmer werden und damit verringert sich auch die Gefahr,
sich eine massive Lungenentzündung einzuholen. Macht man einen
Rundgang durch die Storchennester in Polen und Ungern, Zentren der
momentanen Regenkatastrophe mit mehr als 100l/m² Niederschlag, fällt
auf, dass nirgendwo die vielfach beschriebenen Regnpfützen im Nest
stehen und somit kein Junges den Tod durch Ertrinken sterben wird.
Auch in den deutschen Storchennestern zeigt sich nirgends eine
Andeutung einer Seenplatte im Nest.
Ich muss Rolf leider Recht geben! Aus einem
dritten Küken im Nest wird nichts mehr! Da hat sich die Familie
wenigstens auf weniger aufregende und zu unnötigen Diskussionen
neigende Art und Weise elegant verkleinert. Aus vier mach zwei! Das
noch im Nest verbliebene Ei hat also ein ähnliches Schicksal
erfahren wie unser erstes Ei. „Embryo abgestorben oder Ei
unbefruchtet“, lautet eine erste Diagnose. Dann freuen wir uns über
eine überschaubare Jungenzahl und können hoffen, dass wir von
größeren Katastrophen verschont bleiben.
In Mosbach – unweit meiner Heimatstadt – an der
Wörnitz ist das sechste Küken seit meinem letzten Besuch vor einer
Woche nicht mehr im Nest gesehen worden. Glauben Sie mir! Es wäre
auch bei trockenem und heißem Wetter diesen Weg gegangen. Den
verbleibenden fünf Jungen geht es - offensichtlich - gut!
Wer spricht eigentlich von den Insektenfressern
unter den Singvögeln, die im Augenblick wirklich vom Wetter arg
gebeutelt werden. Kein Aufschrei zur Rettung der hungernden und
frierenden Rauchschwalbe. Keine Aktionen, die die in einem
Kälteschock verharrenden Mauersegler aus ihrer miesen Lage zu
befreien! Kein Mordversuch an einem Landwirt, der Kiebitzjunge und
zahllose Nester von weiteren Wiesenbrütern mit seinem neuen
Traktorungetüm innerhalb weniger Minuten platt walzt, schon gar
keine Kampfansage gegen einen Waidmann, der angeblich zum
finanziellen Schutze der Teichwirte und zum Erhalt des
Fischbestandes unserer Fließgewässer junge Kormorane aus den Nestern
schießt oder fütternde Altkormorane vom Himmel holt und von der
Fischereilobby mit Lob überhäuft wird. Bedenken Sie auch dies, wenn
sie miterleben, wenn ein paar Storchenjunge nicht überleben und dann
stets das Wetter dafür herhalten muss.
„Kuckuck!“ |
Zweisamkeit |
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Zwei mit einem Ei |
Kurze Huderpause |
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Da will einer frische Luft schnappen |
Da gab es wieder Futter |
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Ausguck |
Ein Größenunterschied ist klar
ersichtlich |
Das Nest ist trocken
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13. Jun. 10 |
Ihr Tagebuchschreiber meldet sich zurück!
Auch in vergangenen Jahren gab es diese
kleinen schöpferischen Pausen von Zeit zu Zeit! Daneben steht eine
Vielzahl von Tagebuchjahrgängen, in denen ich fast täglich über das
Geschehen im Storchennest berichtet habe. Da wurden meine Leser
natürlich ein wenig verwöhnt und erwarten nun diesen Service auch
weiterhin. Im Grunde wurde in diesen 10 Jahren auf fast 5000 Seiten
alles, nein fast alles über Störche schon geschrieben, so dass es
genügen würde, mit Hinweisen auf vergangene Einträge das jeweilige
Geschehen zu beleuchten. Doch das Suchen nach diesen Daten würde
bestimmt länger dauern als das Schreiben eines neuen Eintrages. Sie
dürfen meine über dreiwöchige Vakanz ein wenig als schöpferische
Pause verstehen, in der ich auch neue Kräfte sammeln konnte.
Berichte in meinem Tagebuch kosten mir je nach Umfang und nach der
Zahl der eingefügten Bilder ein bis drei Stunden Arbeit. Dazu kommt
mit Wolfgang Horlacher eine weitere Person, die das Ganze bearbeitet
und ins Netz stellt. Wenn Wolfgang streikt oder Urlaub macht, dann
können Sie gar nichts lesen! Gestreikt hat er noch nie und selbst
große und umfangreiche Datenmengen hat er stets äußerst zeitnah
bearbeitet und für Sie lesbar gemacht.
Nun hat ihr Tagebuchschreiber noch immer
einen Beruf, mit dem er Geld verdienen darf! Der tägliche Umgang mit
den Kindern meiner ersten Klasse an der Volksschule
Feuchtwangen-Stadt kostet sehr viel Kraft, besonders wenn man selbst
im Vergleich zu den Kleinen immer älter wird. Was einen mit 30
Jahren wenig belastet hat, belastet heute mit 60 schon deutlich
mehr. Ich will nicht jammern, hat diese Thematik mit der langen
Pause nun wirklich nichts zu tun! Aber nur zu Ihrem Verständnis: Der
zeitliche Aufwand für das Verfassen der von Ihnen so geschätzten
Tagebucheinträge spielt eine erhebliche Rolle. Sich kürzer zu
fassen, wäre da sicher eine hilfreiche Maßnahme. Aber wer mich
kennt, weiß auch, dass ich in diesem Punkte doch eher zur
Weitschweifigkeit neige und nicht immer zügig den Schlusspunkt
setze. Dies ist sicher zum Teil auch eine Frage meines Schreibstils.
Den müssen Sie eben ertragen!
Wie Sie aus den vergangenen
Tagebucheinträgen ebenso sicher wissen, ist die Zeit von Mitte Mai
bis Mitte Juli (mit Schwerpunkt im Monat Juni) die Zeit, in der es
für mich gilt, die jungen Störche im westlichen Mittelfranken und im
nördlichen Regierungsbezirk Schwaben zu beringen. Dies ist eine
ungemein zeitraubende Tätigkeit, die viele Vorbereitungen erfordert.
Zu diesem Zweck besuche ich „meine“ Nester mehrmals in der Zeit nach
dem Schlüpfen, um den besten Termin für die Beringungsaktion zu
ermitteln. Sich auf die Aussagen anderer zu verlassen, hat sich
leider in den seltensten Fällen als hilfreich erwiesen. Ungefähre
und ohne optische Hilfsmittel gewonnene Aussagen sind keine Gewähr
für die Richtigkeit. Da vertraue ich doch am liebsten auf meine
eigenen Augen. Da ich auch einen „richtigen“ Beruf ausübe (siehe
weiter oben), sind solche Unternehmungen stets auf die Phase nach
Feierabend beschränkt. Nun werden sicher einige sagen: Ein Lehrer
hat ja schon mittags Feierabend, also leicht acht Stunden Zeit, sich
zu verlustieren! Ja, aber......
Solche Fahrten sind auch ganz besonders
wichtig, um Kontakte zu knüpfen mit den Storchennest-Besitzern.
Diese Kontakte und die daraus meist resultierenden Gespräche halte
ich für ungemein wichtig, denn nur was man kennt oder worüber man
relativ viel weiß, kann und will man auch schützen und bewahren. So
führen solche Gespräche oft zum Staunen über die Mitbewohner namens
„Storch“ und wenn ich manche Lebensgeschichte eines Ringstorches auf
dem Dach des Hausbewohners aufblättere, weiß ich, dass man stets um
dessen Wohl besorgt sein wird und jede Störung von ihm fernhalten
will. Da vergeht schon mal eine halbe Stunde, bis ich meine Fahrt
fortsetzen kann und bei 30 bis 40 Nestern in dem angesprochenen
Gebiet kann sich die Reise schon in die Länge ziehen. Natürlich
besuche ich nicht alle Nester bei einer einzigen Fahrt, sondern ich
teile solche „Inspektionen“ in mehrere Abschnitte, denn das
nördlichste Nest (Colmberg an der Altmühl) ist vom südlichsten (Rudelstetten)
rund 80 Kilometer entfernt und vom westlichsten (Mosbach an der
Wörnitz) bis zum östlichsten (Trommetsheim bei Weißenburg) sind es
auch gut 60 Kilometer. Bis ich da einmal durch bin, liegen einige
Tage und mehrere Hundert Kilometer hinter mir. Als nächsten Schritt
gehe ich an die Terminierung der Beringungseinsätze. Da sind viele
Absprachen nötig. Die Feuerwehren müssen Personal bereit stellen und
die Einsatzorte müssen festgelegt werden. Die Hausbesitzer müssen
verständigt werden und die örtlichen Horstbetreuer wollen ebenfalls
informiert sein und selbst wenn dies alles erfolgt, gibt es immer
noch Personen, die sich übergangen fühlen und dies auch deutlich zum
Ausdruck bringen. Kurzum: Es ist einfach manchmal nervig! Bei über
10 Feuerwehren und einigen „zig“ „betroffenen“ Personen bestimmt
keine leichte Aufgabe. Aber es lief und läuft auch in diesem Jahr
dank der Hilfsbereitschaft der Feuerwehren vorzüglich. Bisher konnte
ich schon 55 Jungstörche beringen und es stehen noch 10 bis 15 Junge
in den nächsten Wochen bereit, um ebenfalls in den Genuss eines
Identifizierungsnachweises zu kommen.
Meine vorübergehende Sprachlosigkeit hat schon
ihre Hintergründe und man hat eben nicht ständig die Kraft, nach
einem aufwändigen Arbeitstag sich noch einmal für zwei Stunden
aufzuraffen und Vernünftiges niederzuschreiben.
Seit dem Schlüpfen des Nachwuchses auf dem
Dinkelsbühler Altrathausdach gab es auch nichts Dramatisches mehr zu
notieren. Nachdem feststand, dass ein Ei offenbar zerbrochen war und
der Inhalt – da unbefruchtet – auslief und die Eltern die Schale
entsorgten und ein zweites Ei das gleiche Schicksal erleiden musste,
aber unversehrt im Nest verblieb, entwickelten sich die
Storchen-Zwillinge in den folgenden drei Wochen ohne Zwischenfälle
zu prächtigen Jungstörchen. Wetter hin oder her: Die Eltern machten
alles richtig, sie managten die Brut gekonnt wie alte Hasen und
bewiesen damit eindeutig, dass es trotz Kälte und Nässe gelingen
kann, Junge erfolgreich aufzuziehen. Dass am 9. Juni Ihr
Tagebuchschreiber zur Beringung anrückte, blieb Ihnen ja nicht
verborgen und Rolf konnte sogar ein kleines Filmchen beisteuern, das
die entscheidenden Minuten zeigte. Zu diesem Anlass unterzog ich
auch das Nest einer eingehenden Kontrolle und konnte nichts
Auffälliges entdecken. Lediglich drei postkartengroße Plastikteile,
wie sie in Käseverpackungen als „Zwischenlage“ zwischen den
einzelnen Käsescheiben Verwendung finden, entnahm ich dem Nest. Von
diesem Eintrag wäre aber für die Jungen zu keiner Zeit irgendeine
Gefahr ausgegangen. Das Ei nahm ich ebenfalls kurz in die Hand,
schüttelte es und stellte fest, dass es unbefruchtet war.
Anschließend legte ich es zurück, in der Hoffnung, dass es die
Jungen ganz gerne als Spielzeug nutzen würden. Vielleicht zerbricht
es auch während der Nestlingszeit und verschwindet dann so und so
aus dem Nest. In vielen anderen Nestern des Storches passiert mit
unbefruchteten Eiern ebenfalls nichts, sie müssen genauso wenig aus
dem Nest entfernt werden wie tote Junge.
Als sich am 9. Juni die Drehleiter dem Nest
näherte, flog der wachhabende Altstorch vom Nest, drehte einige
Runden und landete schließlich auf dem Dachfirst des nach dem alten
Rathaus höchsten Hauses am Altrathausplatz. Die beiden Jungen
erhielten ELSA-Ringe der Vogelwarte Radolfzell mit den Nummern AF275
und AF276. Nach wenigen Minuten war die Angelegenheit abgeschlossen.
Auch danach – es dauerte etwa 25 Minuten – stand die Storchenmama
oder der Storchenpapa ungerührt auf dem besagten Dachfirst, bis er
oder sie wieder im Nest landete. Auch im letzten Jahr dauerte es
beim „Dinkelsbühler Storch“ relativ lange, bis er sich wieder im
Nest niederließ. Hier kommen ganz sicher auch individuelle
Eigenschaften zum Tragen, wie ich im Falle einer Störung als Storch
reagiere. Die allermeisten Storcheneltern kommen unmittelbar nach
dem Verschwinden des Störfaktors (Mensch, Drehleiter) wieder ins
Nest zurück. In keinem Fall (bei ungefähr 600-700) verließ ein
Storch seine Jungen durch die von mir bei einer Beringung erfolgte
Störung. Bei meinen Kollegen weltweit verhält und verhielt es sich
ebenso. Ein wenig anders liegen die Verhältnisse, wenn während der
Brutzeit aus irgendwelchen mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen
eine Nestinspektion vorgenommen wird. Bei Vorhandensein eines
Geleges und gleichzeitiger Störung kann es zur Brutaufgabe und zum
Verlust eines Geleges kommen. Solches ist bei Existenz von Jungen
nahezu ausgeschlossen, da die Reize, die von Jungen an die Eltern
übermittelt werden, eine solch hohe Verhaltensauslösekompetenz
besitzen, dass Jungvögel nicht verlassen werden. Anders gesagt:
Junge werden nicht so ohne weiteres im Stich gelassen.
Unser Zwillingspärchen trägt also seit dem 9.
Juni seine Ringe. Senior war an diesem Tage genau 4 Wochen alt, sein
Geschwisterchen zwei Tage jünger. Dieses Alter halte ich für diesen
Zweck als besonders geeignet. Die Jungen befinden sich in einer
Entwicklungsphase, in der sie auch schon ohne elterliche
Dauerfürsorge auskommen. In diesem Alter werden Jungstörche auch
schon mal für mehr oder weniger lange Zeit alleine im Nest
zurückgelassen, so dass beide Elternteile getrennt, aber zeitgleich
auf Nahrungssuche gehen können. Solches habe ich bei unserem Paar in
diesem Jahr selbst noch nicht gesehen oder auf Schnappschüssen
dokumentiert bekommen. Bitte achten Sie ab sofort auf solches
Verhalten! Wie oft und wie lange sind die Jungen also schon mal
alleine im Nest? Der Schutz vor Regen ist bei der momentanen Größe
unserer Zwillinge ohnehin nicht mehr so leicht möglich. Die Jungen
können nicht mehr komplett von einem Elternteil bedeckt werden, wie
es in den Wochen vorher noch leichter möglich war.
Bei einer größeren Anzahl von Jungen (drei und
mehr) funktioniert dies nur
während der ersten beiden Lebenswochen recht gut. Regen und
Kälte kann mit Hudern ganz gut begegnet werden. Sind die Jungen aber
schon älter (drei und vier Wochen), schaffen es die Eltern nur noch
begrenzt, den gesamten Nachwuchs unter ihre Fittiche zu nehmen. Es
kommt vor, dass also stets ein oder zwei Junge dem Regen und der
Kälte (wenigstens zeitweise) schutzlos ausgesetzt sind. Dauert eine
solche Schlechtwetterperiode (so wie heuer im Mai und in der ersten
Juniwoche) sehr lange, wird die Lage für den Nachwuchs schon prekär.
Dies hat – und glauben Sie es mir bitte – nichts mit dem Zustand des
Nestes zu tun. Junge ertrinken nicht im Storchennest! Das
Storchennest besitzt – anders als bei vielen Sperlingsvögeln –
keinerlei Nestmulde, die bis zum Rande voll laufen und dadurch zum
Ertrinkungstod führen könnte. Die viel beschworenen, in ein
Storchennest eingebauten Plastikteile, die ein Nest
wasserundurchlässig machen sollen, gehören ebenso ins Reich der
Legende. Richtig ist, dass kleine Junge - da sie noch geschützt
werden können – weniger gefährdet sind als die schon größeren
Nachkommen. Und zweitens: Regnet es einmal länger und anhaltend und
sind dazu noch die Wiesen (wie in diesem Jahr) nicht gemäht, steht
also das Gras hüfthoch, wird es für die Storcheneltern schwierig,
die erforderliche Nahrung herbeizuschaffen. Durch eine Wiese zu
schreiten, in der das Sichern vor Feinden fast unmöglich wird und in
der der freie Blick auf den Boden zwecks Nahrungssuche und –aufnahme
kaum mehr möglich ist, gelingt es den Eltern nur bedingt, die schon
reichlich großen Jungen ordentlich mit Nahrung zu versorgen. Es ist
genug Nahrung vorhanden, nur gelingt es nicht, an diese in einem
begrenzten Zeitfenster zu kommen. Die Jungen entwickeln sich
schlechter, werden dadurch auch anfälliger für Infektionen und
sterben dadurch auch leichter. Sie ertrinken nicht! Da ertrinken
schon eher die Wiesenbrüter, wenn Donau, Weichsel, Oder und Neiße
Pegelstände von über 8 Metern aufweisen. Wer misst den höchsten
Pegelstand im Storchennest?
Bei meinen Nestbesuchen in diesem Jahr fielen
mir erneut die Unterschiede in den einzelnen Nestern auf. Da gab es
vollkommen trockene mit einem hohen Eintrag von Heu und anderen
Wasser aufsaugenden Materialien. Andere erwiesen sich vom Befühlen
her deutlich nasser und weniger gepflegt. Da waren eben auch
unterschiedliche Storcheneltern am Werke. Die einen sind in Fragen
der Nesthygiene fürsorglicher, erfahrener (?) als andere, die es
eben lockerer mit der Nest- und Brutpflege handhaben. Ein besserer
Bruterfolg oder aber ein Totalverlust können aber dann als Folge der
unterschiedlichen Pflege auftreten. Jedem das Seine! Wie manchen
Menscheneltern die Aufzucht von Kindern eben schlecht oder gar nicht
gelingt, gibt es solche Unterschiede auch im Reich der Störche. Und
damit belasse ich es schon wieder bei den von mir stets verpönten
Vergleichen zwischen Mensch und Tier. Wenn ständig Menschen glauben,
die besseren Nestbauer zu sein, gibt man den eigentlichen
Hausbesitzern keine Gelegenheit, sich zu erproben und Erfahrungen
selbst zu sammeln. Die Folge bleiben Verhaltenskrüppel, die zu dumm
sind, ihre Brut durchzubringen. Solche Störche bleiben dann eben
meist oder öfter, als zu erwarten, kinderlos. Ein Narr, wer
Schlechtes dabei denkt.
Wie schnell unsere beiden Rathausbewohner
heranwuchsen, war schon bald auch daran zu erkennen, dass sie sich
anschickten aus dem Bilde zu wachsen. War die vor dem Schlüpfen
gewählte Kameraeinstellung lange Zeit ohne Fehl und Tadel, fing
zuerst Senior an, sich dem Anblick zumindest teilweise zu entziehen.
Sein Geschwisterchen hinkte der Entwicklung eigentlich während der
ersten drei Lebenswochen sichtbar hinterher, holte aber in der
vierten Woche den Rückstand auf und war nun gleichberechtigter
Juniorpartner in der Zweierbeziehung.
Während ich diese Zeilen gerade zu Papier
bringe, verlässt der wachhabende Altstorch zum ersten mal für mich
in diesem Jahr seine Jungen, die alleine zurückbleiben.
Wenn man vom Teufel spricht!
Nach wenigen Minuten war er aber schon wieder
zurück, so dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Dies wird
nun regelmäßig passieren und sich auch zeitlich intensivieren und so
weit führen, dass die Zwillinge während der meisten Zeit des Tages
auf ihre Erzeuger warten müssen und diese schließlich nur noch zu
den Fütterungen kurz am Nest auftauchen.
Die Folge des Aus-dem-Bild-Wachsen war, dass
Ihr Tagebuchschreiber wenige Tage vor der Beringung einen neuen
Kameraausschnitt wählte, so dass zumindest die Jungen nun wieder
voll im Bilde sind. Mit den Alten und ihrer kompletten Sichtbarkeit
ist das nicht ganz gelungen. Sehen Sie es mir nach, wenn Papa oder
Mama manchmal kopflos aufscheinen, aber da ihre Anwesenheitsdauer am
Nest – wie erwähnt-
immer mehr nahe Null sinken wird, werden Sie dies ganz sicherlich
verschmerzen.
In dieser nun begonnenen Phase der unbewachten
Jungenaufzucht erreicht der Futterbedarf der Jungen auch seine
höchste Quote. Deshalb reagieren, deshalb müssen die Eltern auch
immer öfter darauf reagieren, dass sie gemeinsam erfolgreich auf
Nahrungssuche gehen. Dies ist im Moment auch leicht möglich, da die
Wiesen nun (fast) alle wieder einmal gemäht sind und dadurch auch
die Futtersuche und die Effektivität der Suche deutlich besser
geworden sind. Aber es können ja wieder andere Zeiten kommen (siehe
oben). Doch selbst wenn dies eintritt, sind die Jungen dagegen
besser gewappnet als vor einigen Wochen. Ich werde Sie in den
nächsten Tagebucheinträgen auch wieder verstärkt mit an andere
Nester nehmen, werde Sie über schöne und traurige Erlebnisse bei der
Beringung unterrichten und meinen Blick Verstärkt auf das weitere
Heranwachsen der „Dinkis“ richten.
Zu Dank verpflichtet bin ich natürlich in
erster Linie denen, die trotz meiner Sprachlosigkeit nicht abließen
Schnappschüsse zu schießen und im Gästebuch stets Vernünftiges
äußerten. Auch denen, die neue Tagebucheinträge anmahnten sei
gedankt, auch wenn keiner jemals einen Rechtsanspruch auf solche
erhob oder erheben wollte. Unserem Techniker Andreas
Kamm sei zum Schluss gedankt, dass er die Technik
in den letzten Wochen ohne Fehl und Tadel in Schuss hielt. Da lassen
die Blicke in andere Kameranester nicht selten anderes sehen
Unsere Zwillinge gediehen und gediehen.
Bei meiner letzten Meldung am 19. Mai blickte die kleine Familie auf
ein Lebensalter ihres Nachwuchses von knapp 1 Woche zurück. Der
Größenunterschied war zu diesem Zeitpunkt noch erheblich und sollte
sich auch weiterhin erhalten.
Vom Wetter gab es zwischen dem 20. Mai und 31.
Mai nur ganz wenig Gutes zu berichten lediglich an den beiden
Pfingstfeiertagen gab es einen deutlichen Wärmeüberschuss. 45 Liter
Regen auf den Quadratmeter mit Schwerpunkt auf den letzten beiden
Maitagen ließen die Temperaturen noch kühler erscheinen als so
schön. Der scheußlichste Tag war der letzte im Mai, der nur eine
Höchsttemperatur von 10 Grad brachte. Über Pfingsten ließen sich bei
25 Grad schon Sommergefühle wecken. Bei diesem kurzzeitigen
Schönwetterhoch blieb es dann allerdings auch schon.
Bei Regen und Kälte griff das angeborene
Verhaltensmuster der Storcheneltern einwandfrei. Bei Vorhandensein
von zwei Jungen in einem Alter von gerade mal 1 Woche hätte selbst
ausgiebigster Dauerregen und noch größere Kälte den Jungen wenig
anhaben können. Die Bedeckung der kleinen Storchenkörper durch die
beiden Elternteile war stets gut möglich und auch eine geringere
Flugaktivität der Eltern hatte wegen des noch relativ geringen
Nahrungsbedarfs in diesem Alter keinerlei Auswirkungen. Die
Wärmezufuhr wurde lediglich bei Ablösungen der Eltern am Nest kurz
unterbrochen, danach aber sofort fortgesetzt.
Synonym für das schlechte Wetter. |
So kann einem der Regen nichts
anhaben! |
|
|
Sollte es
zu warm werden,
gibt es ja noch die Lüftung! |
Der Größenunterschied ist
schon erheblich
(Senior 9 Tage, Junior 7 Tage) |
Auf der anderen Seite gaben die Sonnentage an
Pfingsten die umgekehrte Lage wider, dass nämlich die Eltern ihren
Nachwuchs bei 25 Grad auch einmal über einen längeren Zeitraum
unbedeckt ließen. Das funktioniert ähnlich einem Thermostaten bei
einer modernen Heizung im menschlichen Wohnbereich.
Wie eine solche Bedeckung bei Regenwetter und
älteren Jungen aussieht, zeigt beigefügter Schnappschuss vom
Sportplatznest in Bornheim. Die Jungen waren am Tag der Aufnahme
etwas einen Monat alt. Dennoch versuchen alle Beteiligten den besten
Regenschutz zu liefern Ein Hudern des Altstorchs gelingt bei vier so
großen und einen Monat alten Jungen nicht mehr. Und dennoch gelingt
es den Jungen durch Bilden einer Pyramide so zusammenzurücken, dass
sich der Altstorch breitbeinig über sie platzieren und zusätzlich
noch als Regenschirm fungieren kann.
Von einer Nesthygiene habe ich gestern schon
gesprochen. Bei Regen und Kälte werden verstärkt Nestmaterialien
eingetragen. Dazu gehören vor allem solche, die den Innenbereich des
Nestes betreffen. Dadurch entstehen manchmal Gärprozesse, die eine
spürbare Wärmeentwicklung hervorrufen und somit den Huderprozess
bestärken und bereichern. Solches konnte ich schon gelegentlich bei
Beringungen nach einer Schlechtwetterperiode eigenhändig fühlen. Die
Nestmulde fühlte sich – bedingt durch Fäulnisbildung – richtig warm
und kuschelig an.
Wie vorsichtig sich die Eltern beim Hudern auf
ihre Kinder niederlassen, soll der nächste Schnappschuss zeigen.
Auch daran erkennen Kundige, ob sich Eier oder aber schon Junge im
Nest befinden. Das Niedersetzen geschieht ausgesprochen behutsam,
sehr langsam, wird immer wieder mal unterbrochen, der Altstorch
erhebt sich erneut komplett, stochert fortwährend in der Nestmulde
herum, wandert noch einmal um das Nest herum, startet einen neuen
Versuch und wiederholt den Vorgang abermals. Hat er schließlich die
vermeintlich korrekte Position gefunden, führt er zum Abschluss mit
den leicht abgespreizten Flügeln noch einmal so etwas wie
Einholbewegungen durch, die den Nachwuchs endgültig richtig
positionieren.
Immer schön vorsichtig!
Da sich
ja unter den Fittichen Leben abspielt bleiben hudernde Störche
selten lange in der gleichen Position, häufig arbeitet sich der
Nachwuchs auch unter dem Gefieder in eine neue Lage, was dazu führen
kann, dass die Jungen an allen möglichen und auch unmöglichen
Stellen ins Freie drängen.
Hilfe, ich brauche frische Luft!
Sobald die Sonne einmal schien, wurden aus
unseren grauen, nassen Mäuschen auch schon mal blütendweiße
Wonneproppen und man vergaß schnell, wie sie unter dem Regen
gelitten haben könnten. Deutlich sichtbar zeigte sich der
Größenunterschied der Kleinen nach 10 respektive 8 Lebenstagen am
22.Mai
Senior in Übergröße
...und es schien, als
ob er sich zwischendurch sogar noch verstärkt haben könnte. So
gesehen am 24.Mai.
Der Unterschied scheint zu wachsen!
Ulrich beleuchtete in den Tagen um
Pfingsten herum unser Dinkelsbühler Nest einmal wieder aus einer
anderen Perspektive. Nicht durch die Webcam betrachtet, sondern als
Spaziergänger durch die Straßen und Gassen seiner Heimatstadt.
Immer, wenn das Nest bei diesem Spaziergang irgendwo zu erblicken
war, drückte Ulrich auf den Auslöser seiner Kamera. Es entstanden
dabei Einblicke, die jedem Fremdenverkehrsprospekt zur Ehre
gereichen würden und unterstreichen gleichzeitig die ungeheuere
Bedeutung der Störche für die Touristen in der reizvollen Stadt an
der Romantischen Straße.
Schönes Dinkelsbühl!
Schön sehen sie ja nicht gerade aus – die
beiden Jungstörche! Als typische Nesthocker mit einer über zwei
Monate dauernden Nestlingszeit entwickeln sie ihre Schönheit erst
nach und nach. Als neugeborene Küken mag ich das Attribut „schön“
noch am ehesten gelten lassen, aber danach, vor allem wenn sich ihr
erstes dunkelgraues Dunenkleid verliert, ist es mit der besprochenen
Schönheit schnell vorbei. Der folgende Schnappschuss zeigt die
beiden am 25. Mai. In Rückenansicht sind erste schwarze Federansätze
dort zu erkennen, wo sich später das Großgefieder entwickelt. Dazu
gehören die Schulterfedern (zwischen den beiden Flügelstummeln) und
die Hand- und Armschwingen sowie die Hand- und Armdecken am
Hinterrand der Flügelchen
M
an gedeiht!
Wie Sie ebenfalls längst bemerkt haben befindet
sich Ei Nummer 4 nach wie vor im Nest. Dies stört nicht und gehört
deshalb fast zum Inventar.
Schauen wir uns das Pärchen am gleichen Tag aus
der Vorderansicht an, fällt noch die reichlich unansehnliche Kopf-
und Halspartie auf, an der die erste Federgeneration gerade von der
zweiten verdrängt wird. Das Alter der Jungen: 13 bzw. 11 Tage!
Vorderansicht
Hunger ist ein weiteres beherrschendes Thema im
Storchennest. Beide betteln mit hochgereckten Hälsen den Altstorch
um Futter an. Dies soll signalisieren, dass man gewillt ist, eine
Futterration zu bekommen.
Hunger!
Mit welchen Folgen das bei schlechtem , das
heißt bei reichlich Regenwetter, behaftet sein kann, habe ich
berichtet. Bei einer großen Jungenzahl und kaum gemähten Wiesen kann
dies für die Eltern ein Problem darstellen, da die Sicht auf den
Boden und damit die Erreichbarkeit der Beutetiere (Maus, Regenwurm)
stark eingeschränkt sein können. Unsere beiden Eltern sind davon nur
leicht betroffen, haben sie doch nur zwei Junge zu versorgen und ist
ihr Nahrungsbedarf im Augenblick noch nicht so wahnsinnig hoch!
Dabei müssen die Eltern bei schlechtem Wetter auch an sich selbst
denken und ein gutes Pfund Futter für sich abzwacken und das tun sie
auch, ohne Rücksicht auf den Ernährungszustand ihrer Kinder. So
bedeutet die beschriebene Misere bei Regenwetter auch für Papa und
Mama einen nicht zu verachtenden Engpass, der sich auf die
Konstitution negativ auswirken kann und damit auch die
Jungenaufzucht negativ beeinflusst. Wie der Schnappschuss vom 26.
Mai zeigt, bestanden solche Befürchtungen aber nicht zurecht,
zumindest der Altstorch musste im Laufe des Tages Nahrung
aufgenommen haben.
Volle Ladung!
Und immer wieder Gras. Solche Momente belegen
zum Glück, dass wenigstens ab und zu im nahen Umfeld um die Stadt
(und sei es nur ein großer Obstgarten!) auch bei wenig ansehnlichem
Wetter der eine oder andere zum Rasenmäher greift.
Wo wird gemäht?
Bilder von Nahrungsaufnahme durch die
Jungstörche machen sich leider immer noch rar. Selbst wenn
Fütterungen beobachtet und dokumentiert werden, ist auf den
wenigsten das jeweils aufgenommene Nahrungstier zu identifizieren.
Aber folgender Schnappschuss vom 26. Mai soll die Aufnahme von
Nahrung durch Senior bestätigen:
Da frisst einer aber gierig!
Es gab auch Regenpausen, klar! Schauen wir auf
unsere Lieblinge, fällt auf, dass sie sich bei Sonne immer schön
weiß verfärben und ihr neues Federkleid zur Schau stellen. Heute am
27. Mai – die Jungen sind 15 bzw. 13 Tage alt – findet sich mal
wieder ein kleiner Fremdkörper im Nest. Jedoch muss man sich um das
Fundstück keinerlei Gedanken machen, beim nächsten Windstoß wird es
wie ein Schmetterling davon flattern!
Das gehört da nicht hin!
Und immer wieder Regenschauer. Doch bei unserem
Paar gelingt der Schutz der Jungen durch Bedecken noch ganz
ausgezeichnet. Selbst wenn die kleinen Racker einmal sehr unruhig
wurden, nahmen sie Mama und Papa so schnell wie möglich wieder unter
ihre Fittiche. Da spitzte nur mal ein Köpfchen für kurze Zeit unter
der „Schutzhülle“ hervor.
Immer wieder Regen!
Der nächste Schnappschuss zeigt Senior und
Junior am 28. Mai. In der Rückenansicht können wir in aller Ruhe
wieder einmal das Wachstum des Großgefieders (gemeint sind die
schwarzen Federn!) betrachten. Auch Junior zeigt nun im Alter von 14
Tagen erste feine schwarze Spitzen zwischen den Flügeln und am
unteren Rand der Flügel. Bei Senior sind diese Federn in den
vergangenen Tagen auch ein wenig weiter gewachsen und damit besser
sichtbar als bei der letzten angebotenen Rückenansicht.
Neue Rückenansicht!
Ein selten gut gelungener Schnappschuss soll
meinen heutigen kleinen Nachtrag über die vergangenen drei Wochen im
Leben von Senior und Junior abrunden. Er zeigt in eindrucksvoller
Weise, was es für die Eltern bedeutet, ihren Nachwuchs vor den
Unbilden der Witterung zu schützen. Solches geschah am 30.6. Machen
Sie sich ein paar Gedanken, wie dies wohl bei vier Jungen aussehen
würde und welche Verrenkungen dann nötig wären. Oder würde das
Vorhaben bei doppelter Jungenzahl überhaupt gelingen? Über mögliche
Folgen des Misslingens sind Sie durch mich ja bereits umfassend
informiert.
Regenschirm!
In loser Folge sollen Sie hier auch erfahren,
was meine Beringungsreisen in den vergangenen Wochen erbrachten? Es
gab freudige Überraschungen, aber hin und wieder auch traurige
Begebenheiten. Wie in jedem Jahr begann das Beringen mit den Jungen
im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach an der Wörnitz. Zu diesem Nest habe
ich eine über 40-jährige Akzeptanz und kenne die Brutergebnisse über
diesen Zeitraum durchgängig. Dass dieses dort brütende Paar heuer
sechs Junge zum Schlüpfen brachte, habe ich erwähnt, doch das
weitere Geschehen kennen Sie noch nicht. Am 20. Mai gab es nur noch
5 Junge zu bestaunen und einige Tage später waren es schließlich nur
noch 4. Diese vier zeigten sich aber am 25. Mai, dem Tag der
Beringung, in allerbester Verfassung. Die Freiwillige Feuerwehr
Feuchtwangen unterstütze mich mit ihrer großen Drehleiter unter
ihrem Kommandanten Holger Frohwieser in vorzüglicher Weise.
Fast die komplette Mosbacher Storchenfamilie
Am gleichen Tag durften sich in Triesdorf vier
Junge auf dem hohen Kamin der Molkerei und zwei Junge in Ornbau über
ihre Ringe freuen. In Triesdorf mochte ich dem Nesthäkchen keine
allzu großen Überlebenschancen einräumen, zu groß zeigte sich der
Entwicklungsstand gegenüber dem nächst kleinsten Küken. In Ornbau
lagen dagegen neben den beiden Jungstörche noch zwei taube Eier im
Nest.
Drei Tage später durfte ich mit der
Freiwilligen Feuerwehr aus Dinkelsbühl auf Reise gehen und abermals
gab es nur Erfreuliches zu sehen. Auch auf dem fast 30 Meter hohen
Kamin der ehemaligen Molkerei in Wittelshofen am Hesselberg hatte
man erfolgreich gebrütet und drei Junge ins beringungsfähige Alter
gebracht. Auch hier zählte ein taubes Ei zum Nestinventar.
Annäherung
Drei Junge und 1 Ei
Den Abschluss bildete der Besuch der ehemaligen
Mälzerei am Gasthaus „Zum Roten Ochsen“ von Günter Losert in
Gerolfingen, an der Auffahrt zum Hesselberg gelegen und rund 2
Kilometer vom Nest in Wittelshofen entfernt. Hier kam es in den
vergangenen Jahren nur selten zu erfolgreichen Bruten. Deshalb
bedeuteten 3 Junge schon etwas Besonderes. So wurde nach
erfolgreicher Arbeit die gesamte Crew mit Ihrem Tagebuchschreiber zu
einem Essen in der Wirtsstube eingeladen. Bei fränkischen
Bratwürsten saß man noch eine ganze Weile zusammen und tauschte
Neuigkeiten aus. Wer einmal in die Gegend kommt und die Störche im
Wörnitztal besuchen will, sollte unbedingt im „Roten Ochsen“ zu
Gerolfingen einkehren und die reichhaltige fränkische Speisekarte
ausprobieren. Wenn man im Freien sitzen kann, sollte man sich so
platzieren, dass man das Storchennest im Blick behält! Guten
Appetit!
Dort hinauf geht es!
Das Gerolfinger Dreigestirn
Tschüss!
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Selbst schon vom ersten Lebenstag an
versuchen junge Storchenküken, ihren Kot über den Nestrand
abzusetzen. So ganz stimmt es aber sicher nicht, denn am ersten
Lebenstag wird es mit einer Fütterung noch nicht so weit her sein,
da die Jungen noch vom Dottervorrat aus dem Ei zehren. Aber die
erste Kotabgabe wird bereits mit der eindeutigen Tendenz abgesetzt,
möglichst aus der Nestmulde heraus zu zielen. In den folgenden Tagen
wird diese Tendenz – auch im Hinblick auf die immer größer werdenden
Volumenmenge – stärker und meist erfolgt die Kotabgabe sogar über
den Nestrand hinaus. Lediglich die die Nestmulde einfassenden Zweige
erhalten meist einen Teil des flüssigen Kot/Urin-Gemisches. Aus
Gründen der Gewichtsersparnis besitzen Vögel keine Blase und auch
keine getrennten Ausgänge für die flüssigen und festen
Stoffwechselendprodukte. Die Kloake als Ausscheidungsorgan dient
somit der gemeinsamen Abgabe von Kot und Urin. Die Folge der
geringen Speichermöglichkeit der flüssigen Ausscheidungsprodukte hat
zur Folge, dass häufiger Kot abgesetzt wird als bei zum Beispiel bei
Säugetieren. Unser Senior zeigt am 31. Mai erstmals die Kotabgabe im
Stehen. Ob dies der erste Stand überhaupt war, lässt sich auf Grund
der nicht durchgehend dokumentierten Jungenaufzucht nicht eindeutig
sagen. Der 19. Tag im Leben von Senior stellt auf jeden Fall keinen
allzu frühen Wert da. Aber ein paar Tage früher sollte er schon
einmal einen Stehversuch unternommen haben.
Der erste Freistand
Die ersten Stehversuche überhaupt erfolgen
dagegen mit „Schummeln“.
Das heißt, das die Flügelchen meist zuerst ein Umfallen durch
Abstützen verhindern. Die Weiterentwicklung wäre dann der auf obigem
Schnappschuss erkennbare „freie“ Stand.
Der Eintrag von frischem und der Drainage des
Nestes dienenden Nistmaterials ging auch zu Beginn des Monats Juni
ungebremst weiter. Bei den Fütterungen hatte Senior stets die Nase
vorne und das Geschwisterchen musste stets hinten anstehen. Kein
Problem bei lediglich einem Nahrungskonkurrenten im Nest.
Eine heimelige Kinderstube
Am 2. Juni sah man, dass sich die
Schulterfedern unserer Zwillinge weiter ausgebildet hatten und auch
an den Hand- und Armschwingen wurden die schwarzen Federsäume
deutlicher sichtbar. Aus den Blutkielen, den blau eingefärbten, weil
kräftig durchbluteten Nährzellen des Federwachstums, schoben sich
die Federn des Großgefieders weiter ins Freie.
Man wächst!
Das Wetter während der ersten drei Junitage bot
erneut einen desolaten Charakter. In Feuchtwangen - und dieser
Wetterplatz ist durchaus mit den Dinkelsbühler Werten vergleichbar-
gab es als Höchsttemperatur gerade mal 15 Grad und an Niederschlag
noch einmal 10 Liter auf den Quadratmeter. Wie sehr die
Storcheneltern vor allem am Fronleichnamstag bemüht waren, ihren
Nachwuchs zu schützen und zu wärmen, zeigen die beiden folgenden
Schnappschüsse.
Wann wird es endlich wieder Sommer!!??
Meine Beringungsreise konnte ich trotz des
bescheidenen Wetters auch in der Woche nach Pfingsten fortsetzen.
Regenpausen gab es zwischendurch immer wieder, so dass das Anfahren
der Nester mit den verschiedenen Feuerwehren kein Problem
darstellte. Die zweite Runde begann ich in Aurach. Auf dem dortigen
Rathaus, dem Nestgebäude, gab es erfreuliche drei Junge. Die Freude
war umso größer als dort im Frühjahr Bauarbeiten begannen. Mit
Rücksicht auf die damals noch nicht begonnene Brut konnten die
Arbeiten so geplant werden, dass die Vollendung der Baumaßnahmen am
Dach erst nach dem Ausfliegen möglicher Jungstörche erfolgen sollte.
Die Maßnahmen an anderen Gebäudeteilen aber auch während der
Brutzeit weitergeführt werden könnten. Gesagt, getan! Das
Planungsbüro und die ausführenden Firmen hielten sich exakt an die
Absprachen, drei Junge sind ein schöner Erfolg!
Das Nestgebäude in Aurach
Das Jungentrio
Am 2. Juni erstieg mit Hilfe der Freiwilligen
Feuerwehr Nördlingen das Storchennest auf dem Tanzhaus der
ehemaligen Kreisstadt Nördlingen im Ries. Das Storchenpaar hatte
drei Junge bis heute durchgebracht, die nun auf ihre Ringe warteten.
Der wachhabende Elternstorch brauchte ein ganze Weile er seinen
Nachwuchs kurzzeitig im Stich lassen wollte und für einige Minuten
vom Nachbardach die Aktion verfolgte.
Da will einer gar nicht wegfliegen!
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Sie haben schon lange nichts mehr über
mein „Heimatstorchennest“ in Feuchtwangen erfahren. Dass dort seit
dem Jahre 2009 auf dem alten Rathaus der Stadt ein Nest existiert,
wissen Sie. Dass dort auch heuer wieder gebrütet wurde und
wahrscheinlich drei Eier gelegt wurden, habe ich Ihnen ebenfalls
schon berichtet. Gegen Ende Mai wartete ich dann gespannt auf das
Schlüpfen von Jungen. Meine Besteigungen des Turmes der
Stiftskirche, von wo man die einzige Möglichkeit besitzt, ins Nest
zu blicken, häuften sich um diesen Zeitpunkt herum. Und tatsächlich
war es schließlich am 28. Mai so weit. Das erste Küken schlüpfte,
dem zwei Tage später ein Geschwisterchen folgte. Dabei blieb es dann
auch. Ob das dritte Ei unbefruchtet geblieben war und bislang
unentdeckt im Nest liegt, zerbrochen ist oder ob ein dritter
Jungvogel schlüpfte und unmittelbar danach verschwand, kann nicht
gesagt werden. In der Zwischenzeit haben die beiden kleinen
Feuchtwanger Störche ihre ersten drei Lebenswochen überstanden,
lediglich beim letzten Besuch auf dem Kirchturm am 19. Juni hatte
ich den Eindruck, dass das Nesthäkchen einen wenig gesunden Eindruck
machte. Ob es mit den gestrigen, fast 30 Litern Regen und knapp 14
Grad Höchsttemperatur zusammenhängen sollte? Wir wollen es nicht
hoffen und der Wetterbericht verheißt ja in der dritten Junidekade
eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation. Vielleicht hat der
Feuchtwanger Juniorstorch das Glück des Tüchtigen so wie unser
Dinkelsbühler Junior?
Der Storchenmann mit den beiden einwöchigen Jungen
Noch einmal, diesmal sind die Jungen knapp 3 Wochen alt
Wie Sonnenstrahlen doch die Stimmung bei uns
und im Storchennest verändern können! Seit dem 4. Juni strahlten
diese für eine ganze Woche fast ungehindert vom Himmel und trieben
die Höchsttemperaturen einmal sogar über die 30-Grad-Marke, ein
erster Tropentag für Junior und Senior im Dinkelsbühler Rathausnest.
Auch Ulrich, selbst Dinkelsbühler, ließ sich von der Sommerstimmung
anstecken und schickte uns im Gästebuch fotografische Grüße von
einer Wanderung durch die wunderschöne Stadt mit Storchennest-Blick.
Vielen Dank dafür! Ich verwende einige seiner Blicke für mein
Tagebuch.
Ulrichs Sicht des Nestes
Dass Junior und Senior weiter wachsen, konnten
Sie mit jedem Tag, den sie älter wurden, förmlich sehen. Wichtigstes
Indiz für den Wachstumsvorgang ist stets das Wachstum der Hand- und
Armschwingen. Wie rasant diese aus den Blutkielen herauswachsen, ist
schon ein Erlebnis. Ebenso rasant geht es auch am restlichen
Körpergefieder voran. Das bislang noch flaumig wirkende und sich
ausgesprochen weich anfühlende zweite Dunenkleid beginnt sich nun so
langsam zu verabschieden und wird nach und nach von der ersten,
bleibenden Federgeneration verdrängt. In diesem Alter von der
dritten zur vierten Lebenswoche verändern sich Junior und Senior am
meisten. Machten sie bislang noch einen, vermenschlicht ausgedrückt,
süßen und putzigen Eindruck, verliert sich dieser und der Nachwuchs
nimmt mehr und mehr das Aussehen der Eltern an.
Senior in voller Größe
Das Stehen macht nun beiden Jungstörchen keine
Probleme mehr. Es wird inzwischen auch ohne die Absicht, den Darm zu
entleeren, praktiziert.
Da wächst einer aus dem Bild!
Dabei geraten Junior und Senior schon mal aus
dem Bild, was mich – wie schon berichtet – dazu veranlasste, den
Bildausschnitt ein wenig totaler zu nehmen, um auch den geplanten
Beringungsvorgang deutlicher ins Bild rücken zu können. Der letzte
Schnappschuss mit der alten Kameraeinstellung zeigt unsere Zwillinge
in Rückenansicht und man erkennt den Fortschritt im Gefiederwachstum,
aber auch den Unterschied im Fortschritt dieses Wachstums. So zeigt
Senior links auf dem Bild schon längere schwarze Federanteile als
Junior auf der rechten Seite.
Tschüss alte Kameraeinstellung!
Am 7. Juni nachmittags gab es große Freude im
Nest über die Tatsache, dass nun die Jungen wieder komplett sichtbar
sind. Senior unterstrich dies noch durch einen freien Stand im Nest
und heftiges Flügelschlagen.
Nun können uns die Nestgucker wieder komplett sehen!
Mit steigender Hitze wird auch die zusätzliche
Aufnahme von Wasser bei der Versorgung der Jungen wichtig. Achten
Sie im Laufe der hoffentlich noch einkehrenden Sommerhitze darauf,
ob Junior und Senior auch direkt mit Wasser versorgt werden. Im
Normalfall wird der Wasserbedarf der Jungen durch die aufgenommene
Nahrung gedeckt. Bei Temperaturen deutlich über 25 Grad, kann
gelegentlich der Wasserbedarf nicht mehr allein über die Futtertiere
gedeckt werden. Dann fliegen die Eltern häufiger nach einer
Fütterung noch einmal für wenige Minuten vom Nest und an eine
Stelle, von der sie wissen, dass dort Wasser in leicht erreichbarer
Form vorhanden ist. Dies kann ein Graben sein, der noch Wasser führt
oder ein Biotop, der bislang noch von Austrocknung verschont
geblieben ist. An solchen Stellen landet dann ein Altstorch, taucht
seinen Schnabel ins Wasser und schöpft regelrecht das kostbare Nass.
Nach mehrmaligem Eintauchen und Schöpfen fliegt man wieder zum Nest
und würgt die aufgenommene Wassermenge über den Jungen aus. Nur
wenig Wasser gelangt dabei direkt in den Schnabel, der größte Teil
geht buchstäblich daneben, fließt ins Nest oder benetzt wenigstens
das Gefieder. Die dadurch entstehende Verdunstungskälte verschafft
dem Nachwuchs aber trotzdem etwas Linderung vor der Hitze.
Gibt es Wasser oder Futter?
Schließlich kam der 9. Juni, der Tag der
Beringung also! Ich hatte diesen Termin angekündigt. Da es aber
nicht für jeden möglich war, live dabei zu sein, füge ich hier noch
einmal die wichtigsten Daten und einige Bilder bei. Begonnen hatte
alles am Abend bereits um 19 Uhr. Ich war mit der Freiwilligen
Feuerwehr Dinkelsbühl zu diesem Zeitpunkt in Weiltingen an der
Wörnitz (etwa 12 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt) verabredet, um
auch dort den Storchennachwuchs zu beringen. In diesem alten Nest –
es besteht auf dem Kamin des Sägewerkes Ströhlein seit annähernd 100
Jahren – wachsen in diesem Jahr ebenfalls 2 Junge heran. Ein drittes
war von den Eltern schon vor zwei Wochen aus dem Nest geworfen
worden. Nach dem Beringungseinsatz ging unsere Fahrt zurück nach
Dinkelsbühl, um bald darauf vor den Augen der Webcamseher zu
erscheinen. Es war deshalb schon einige Minuten vor dem bekannt
gemachten Termin, als Friedrich Hirsch von der FFW Dinkelsbühl am
Ledermarkt unterhalb des Nestes seine Drehleiter in Position
brachte. In den vergangenen Jahren positionierte sich die Drehleiter
stets im Innenhof des Nestgebäudes. Seit Abschluss der umfangreichen
Umbauarbeiten zum Museum ist das Befahren des Innenhofes noch
schwieriger geworden, so dass es nun auch unterbleibt. Deshalb
nähert sich der Korb der Drehleiter mit seinen Insassen nun von der
rechten Nestseite her, früher geschah dies von der linken Seite
(jeweils aus der Sicht der Webcam).
Kurz vor Erreichen des Nestrandes durch die
Besatzung des Rettungskorbes flog der wachhabende Altstorch vom Nest
und beäugte das Geschehen vom Dachfirst eines Nachbarhauses aus. Die
beiden Jungdinkelsbühler nahmen die Akinesestellung ein, das
bedeutet dass sie sich tot stellten. Dies ist eine angeborene
Verhaltensweise, die verhindert, dass wirkliche Feinde (vor allem
fremde Störche)sich ungezügelt über den wehrlosen Nachwuchs
hermachen können. Schnell waren die einfach zu handhabenden und aus
zwei Hälften bestehenden
älften Hälften H
ELSA-Ringe über dem Intertarsalgelenk angebracht,
wobei ein leises Klicken den ordentlichen Zusammenschluss der beiden
Hälften verkündet. Von nun an werden Senior und Junior ein Leben
lang an ihren Ringnummern DER AF 275 und
DER AF 276 erkennbar bleiben.
Hallo, ich komme!
Geschafft!
Wie sich die Geschichte aus der Sicht der
Webcam darbot, zeigen die folgenden Schnappschüsse meiner verehrten
Leser.
Nach einer knappen halben Stunde waren die
Jungen wieder direkt betreut, wenngleich sie auch schon vorher stets
im Blick eines Altvogels vom Nachbarhaus aus waren.
Zurück bei den Jungen
Die Beringung – also bei Vorhandensein etwas
drei- bis sechswöchiger Junge – stellt für die Brut keinerlei Gefahr
dar, sie darf deshalb auch mit Genehmigung der Höheren
Naturschutzbehörden durchgeführt werden. Alle weiteren Störungen und
Eingriffe (Horstkosmetik, Fönen der Jungen, Fütterung etc.) sind
verboten und deshalb strengstens zu unterlassen!
Den Rest im bisherigen Leben von Junior und
Senior möchte ich mit einigen weiteren Schnappschüssen kurz
beleuchten und damit meinen Bearbeitungsrückstand aufholen. Ich
werde dies mit dem Datum des 20. Juni erreicht haben und danach in
gewohnter Weise fortfahren. Ich werde dabei mein Augenmerk zunächst
auf die Nester und auf erfolgte Beringungen in meinem Arbeitsgebiet
richten und im weiteren Verlauf auch auf das Schicksal der vielen
Webcam-Nester eingehen. Daneben werden
natürlich unsere Dinkelsbühler Zwillinge stets im Fokus
bleiben und wenn ich weiterhin mit Ihrer Hilfe durch Ihre
Schnappschüsse rechnen kann, ist mir in den nächsten Wochen nicht
bange.
Junior und Senior wurden – wie erwähnt – an
ihrem 28. bzw. 26. Lebenstag von Ihrem Tagebuchschreiber mit einem
Ring der Vogelwarte Radolfzell markiert.
Drei Tage später konnten wir beide Jungstörche
in Erwartung einer Fütterung erleben und ihre dabei
eingenommene Stellung bewundern.
Wo bleibt das Futter?
Einen weiteren Tag später geschah das Erwartete. Junior und
Senior wurden erstmals (?) an ihrem 30. bzw. 32 Lebenstag von den
Eltern alleine im Nest zurückgelassen. Der Beginn der unbewachten
Jungenaufzucht hatte begonnen.
Erstmals allein!
Dass sich diese Phasen des Allein-Seins von nun
an mehr und mehr verlängern, wissen Sie ebenfalls schon lange.
Am 15. Juni konnten wir lange Zeit eine große
schwarze Mauserfeder im Nest bewundern. Natürlich stammte sie von
einem der Altstörche, die während der Mauser immer mal der einen
oder anderen Feder aus dem Großgefieder verlustig gehen, ohne dabei
die Flugfähigkeit verlieren zu dürfen.
Stammt die große Feder von Papa oder Mama?
So geschieht dieser Federwechsel bei Störchen
stets über einen längeren Zeitraum gestaffelt und stets unter
Einbehaltung der Flugfähigkeit. Entenvögel beispielsweise verfolgen
dabei eine andere Strategie. Sie ziehen sich – nach der Brutzeit –
auf so genannte Mausergewässer zurück und wechseln ihr Großgefieder
in einem Zug. Verlieren dabei aber für einige Wochen ihre
Flugfähigkeit. Durch den Aufenthalt auf dem Wasser sind sie dann
allerdings auch sehr gut vor möglichen Feinden geschützt.
Am 17. Juni – Senior und Junior sind
mittlerweile 5 Wochen alt – zeigten beide erstmals gleichzeitig in
voller Größe und bei bester Gesundheit ihre Ringe. Da mochte auch
die dezente Ausschmückung des Nestinneren durch einen Plastikfetzen
nicht stören, zumal dieser beim nächsten Windstoß eher die Straße
unterhalb des Nestes verunzierte.
Stolze Ringträger!
Ein immer häufiger zu sehendes Phänomen stellen
nun zwischen der fünften und sechsten Lebenswoche unseres
Nachwuchses die Phasen des Allein-Seins dar. Auch bei Regen und
kühlen Temperaturen gehen Papa und Mama zu dieser Betreuungsform
über. Ein Regen- und Kälteschutz ist bei der vorhandenen Größe des
Nachwuchses gar nicht mehr möglich und auch nicht mehr nötig,
verfügen Senior und Junior doch mehr und mehr über eine
Federausstattung, die der während des ersten Lebensjahres gleicht.
Erst danach beginnt der langsame Ersatz verbrauchter Federpartien,
der sich schließlich bis ins zweite Lebensjahr hinzieht. In diesem
ein- bis zweijährigen Turnus werden dann die weiteren
Federgenerationen hervorgebracht.
Immer öfter alleine!...
...auch bei scheußlichem Regenwetter!
Manchmal ist jedoch die Aufsicht nur einen
kleinen Schritt entfernt!
Man behält den Nachwuchs doch lieber noch im Auge!
Heute, am 20. Juni, sind Senior und Junior 39
bzw. 37 Tage alt. Sie haben über die Hälfte ihrer Nestlingszeit
hinter sich gebracht und starten nun ihre zweite Hälfte, in der es
weniger stark ums Überleben als vielmehr um Wachsen und
Gewichtszunahme geht. Bleiben Sie mir bitte weiterhin treu und
erleben Sie von nun an wieder unter einem fortlaufenden Datum die
weitere Lebensgeschichte unserer Nestlinge und darüber hinaus auch
neue Einblicke in andere Kameranester.
Bald wachsen die Kleinen auch aus dem Bild!
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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