Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2010
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 3

11. Mai 10

Das letzte Bild vom Nest, auf dem eindeutig 4 Eier zu erkennen sind, stammt von gestern Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit.


Das komplette Gelege

Eindeutige Schnappschüsse vom Tage zeigen 1 Ei, das ganz deutlich eine Delle zeigt, bei der ich zunächst davon ausging, dass dies ein Zeichen des beginnenden Schlüpfvorganges sein könnte.


Das „Dellen-Ei“

In der Begeisterung um dieses Ereignis übersah ich allerdings, dass diese „Delle“ nicht gerade typisch für den Beginn des Schlüpfens ist. Sie wissen, dass dafür schon eher kreisrunde Löcher in der Eischale in Frage kommen. Im Nachhinein betrachtet lag der Fall bei angesprochener Delle doch etwas anders. Der Einbruch in der Schale wies eher darauf hin, dass eine Einwirkung von Außen auf die Schale erfolgt sein und diese auch sehr großflächig stattgefunden haben musste.

Bestand diese Delle vielleicht schon länger und haben wir sie nur nicht gesehen, da die Kameraeinstellung erst seit kurzem näher an die Objekte unserer Begierde herangefahren wurde? Ich meine, ob es nicht möglich sein kann, dass bei dem Ei, von dem wir uns das erste Küken erhofften, eine Vorschädigung vorlag? War dieses Ei durch eine uns nicht bekannte Art der Einwirkung von Außen geschädigt und beschädigt? War es ein Schnabelhieb seitens der Eltern? War dieser bewusst oder unbewusst herbeigeführt? War es nur Zufall, dass wir die Beschädigung erst in Erwartung des ersten Kükens sehen konnten? Viele Fragen, auf die es wohl keine verlässlichen Antworten zu geben scheint!

Seit dieser Entdeckung nämlich ist das vierte Ei verschwunden und es tauchte heute während des gesamten Tages nicht einmal zuverlässig wieder auf. Dass aus einem beschädigten Ei kein Küken schlüpfen kann, liegt auf der Hand und darf nicht überraschen!


Da waren es nur noch
3 Eier und kein Junges!

Feinarbeit
von außen

So haben wir es eben nur noch mit drei Eiern und damit wohl auch höchstens nur noch mit drei Jungstörchen zu tun! So warten wir eben weiter auf Nachwuchs, der sich durch ein typisches, immer größer werdendes Loch in einem Ei nun doch deutlich ankündigt!


Ein Loch ist im Ei (mer)!

Wahrscheinlich hat einer der beiden Altstorche das Ei in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai aus dem Nest geworfen oder aber kurzerhand aufgefressen. Tatsache ist und bleibt, dass seit der vergangenen Nacht 1 Ei fehlt. Somit hat die Übertragung von Bildern einer Webcam einen weiteren Mosaikstein zur Biologie des Weißstorchs erbracht, der sicher noch nicht oft bemerkt oder dokumentiert werden konnte.


Drei Eier in der Abendsonne

Das Loch wird größer


Ist da schon was zu hören?

Ich habe Ihnen in letzter Zeit immer mal Schnappschüsse aus anderen Kameranestern hier präsentiert. Besonders am Herzen liegen mir natürlich die Nester, die sich im Landkreis Ansbach befinden. Wie es aussieht, wird es in den neuen Kameranestern von Merkendorf und Wolframs-Eschenbach wohl nicht mehr zu einer Brut kommen. Zu unstet zeigen sich zwei Paare, die mal kürzer, mal länger an den jeweiligen Standorten anwesend sind, aber weder Nestbautätigkeiten zeigen noch in ihrer Wohnung übernachten. Beteiligt an dem Wechselspielchen ist ein Paar, bei dem beide Partner rechts oben einen ELSA-Ring tragen. Mal besuchen sie das Nest in Merkendorf, mal das von Wolframs-Eschenbach. Dazu kommt noch ein weiteres Paar, bei dem beide Partner unberingt sind. Keines der Paare kann sich nun für ein Nest entscheiden, so dass ihre fehlende Entscheidungsfreudigkeit in einem beiderseitigen Brutausfall enden wird. Schade eigentlich, denn in beiden Nestern gab es in den letzten Jahren auch schon erfolgreiche Bruten.


Paar ohne Ringe in Wolframs-Eschenbach..


Zeitgleich Paar in Merkendorf, beide beringt

Besser haben es die anderen Paare im Landkreis bislang gemacht. In Leutershausen sind mindestens zwei Junge geschlüpft und in Gunzenhausen (außerhalb des Landkreises) gibt es bereits mindestens 3 Junge. Die Fortsetzung der Beobachtung folgt in einem weiteren Bericht in den nächsten Tagen.

Auch in Leutershausen
gibt es Nachwuchs...

...und in
Gunzenhausen ebenso
 
12. Mai 10

Auch heute wurde das Gelege kleiner! Doch diesmal wurde aus dem Ei ein leibhaftiges Küken!

Irgendwann zwischen 21 Uhr und 5 Uhr morgens muss es auf die Welt gekommen sein. Der erste Schnappschuss stammt von 6:04 Uhr. Neben zwei verbleibenden Eiern sieht man noch die Restes des Eies, aus dem sich unser Jungstorch kurz zuvor herausgeschält hatte.


Das Neugeborene!!

Nach dem Ablauf der beiden letzten Tages zu urteilen, war das Ei mit der Delle, bei dem es ganz offensichtlich zu einem Unfall während des Schlüpfvorganges gekommen war, vermutlich das erste Ei. Nun folgte im Ablauf eigentlich Ei Nummer zwei, aber erst unser erstes Küken. Immerhin hätten wir mal einen Nachwuchsstorch! Dies kann bereits als Erfolg bezeichnet werden, sind Storchenpaare  mit nachwuchs eben schon etwas Besonderes gegenüber den Paaren ohne Bruterfolg und da gibt es – von Jahr zu Jahr verschieden – im Durchschnitt immerhin ein Viertel bis ein Drittel aller Paare. Nun zehren frisch geschlüpfte Storchenjungen immer noch ein Weilchen vom Nährstoffvorrat den sie mit dem Eidotter mitbekommen haben. Eine Fütterung eines eintägigen Jungstorchs ist somit nicht zwangsläufig nötig und dennoch glaubte ich auf einem Schnappschuss von 7:34 Uhr ein Beutetier am Schnabel des Kükens zu entdecken. Machen Sie sich aber momentan keine Sorgen, wenn die Eltern bei den Ablösungen (noch) nichts auswürgen! Einen Hinwies auf den Ort der Nahrungssuche ergab heute der Blick auf die verschlammten Beine eines Altstorches. Dies Spur wies eindeutig auf einen Spaziergang durch einen der zahlreichen, im Augenblick wenig Wasser führenden Fischweiher vor den Toren der Stadt hin!


Im Morgenlicht:
2 Eier und 1 Küken

Gab es da
schon Futter?
   

Hier sind gut die Reste
der Eischale zu erkennen

Mit
Schlammbeinen

Noch ein Blick über den eigenen Tellerrand:


Merkendorf

Gunzenhausen

 
13. Mai 10

Noch ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Tag! Ich habe doch glatt vergessen, dass ich seit langem wieder  mal dem zweiten Storchennest auf Feuchtwanger Stadtgebiet in Mosbach einen Besuch abgestattet habe. Das dortige Storchenpaar gehörte mit zu den ersten des Jahres, die eine Brut begonnen haben. Die Sonne kam immer mal wieder durch die Wolken und ließ dabei einen Hauch von Frühling erahnen. Die Jungen im Nest wirkten dabei gleich etwas munterer, so dass der Storchenpapa es sich sogar längere Zeit leisten konnte, die Kinderschar unbedeckt zu lassen. Gleich beim ersten Blick auf das Jungenknäuel war ersichtlich, dass es viele Junge waren, die da im riesigen Nest versammelt waren. Nach einigen Minuten wurde deutlich, dass es mindestens sechs Junge sein mussten. Als sich wenig später noch ein sehr kleines Köpfchen aus der Nestmulde erhob, blickte ich auf die stolze Zahl von sage und schreibe sechs Jungstörchen. Bei diesem erfahrenen und gut eingespielten Paar – das Weibchen brütet bereits zum zehnten Mal in Mosbach – hatte ich diese große Anzahl von Jungen schon einige Male beobachtet, doch flogen nie mehr als 5 Junge (meist nur drei) aus. Auch in diesem Jahr gebe ich allerdings nur vier Jungen eine echte Überlebenschance. Einem gut entwickelten Quartett von 14 bis 18 Tagen steht ein sehr kleines Zwillingspärchen gegenüber, das gegen seine Geschwister deutliche Entwicklungsrückstände aufweist. Mal sehen! Bei Störchen gibt es ja auch die eine oder andere Überraschung im Positiven.


Mosbacher Junge


Ausschnitt

Das beiliegende Foto zeigt alle „Sechse“, man muss aber schon ein Weilchen suchen und die Verhältnisse richtig einschätzen, bis das Sextett komplett zum Vorschein kommt.

Derweil hat das Einzelkind aus Dinkelsbühl einen kompletten Lebenstag hinter sich gebracht. Da die Eltern ja noch weiteren Nachwuchs erwarten und die verbliebenen Eier stets warm gehalten werden müssen, gibt es das Küken nur äußerst selten und dann auch nur für wenige Sekunden zu sehen. Das kühle und regnerische Maiwetter mit Höchsttemperaturen von gerade mal 10 Grad, zum Glück aber nur leichtem Regen, lässt es die Eltern ratsam erscheinen, die körpereigene Wärmezufuhr immer nur kurz abreißen zu lassen. So sollte es mühelos gelingen, den Nachwuchs schadlos über die Kälteperiode zu bringen.


Ein Junges und zwei Eier

Vorsicht

Im Verlauf des Tages konnte die Beobachter deutlich erkennen, dass ein weiteres Ei das typische schwarze Loch zeigte, ein Hinweis darauf, dass sich das Schlüpfen eines weiteren Jungen anzukündigen scheint. Sie sehen, ich bin mit meinen Vorhersagen etwas vorsichtiger geworden, nachdem uns Ei Nummer 1 einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und spurlos aus dem Nest verschwunden ist. Aus meinen Partnernestern Wolframs-Eschenbach und Merkendorf gibt es nicht viel Neues zu berichten. Es blieb einen weiteren Tag bei der bekannten Situation, dass nämlich maximal zwei Paare existieren und diese in unterschiedlichen Konstellationen von einem Nest zum anderen pendeln.


Wolframs-Eschenbach, beide rechts oben beringt


Paar nun in Merkendorf

 
14. Mai 10

Zwei Tage nach Küken Nummer 1 schälte sich in der Nacht zu heute Küken Nummer 2 aus der sicheren Umhüllung des Eies.

 
Wir begrüßen das 2. Küken!
 


Die beiden Kleinen bilden
schon eine Wärmepyramide!.

Der komplette
Nestinhalt!

Nun beginnt auch für das Geschwisterchen von Nummer 1 der Ernst des Lebens. In den frühen Morgenstunden leuchtete nur noch ein Ei und die Schale des Erbrüteten aus der Nestmulde. Es gibt also mindestens zweifachen Nachwuchs und wenn alles nach Plan verläuft auch noch Küken Nummer 3 am Sonntag, den 16. Mai. Das wäre ja eine feine Geburtstagsüberraschung, feiert unsere Website just an diesem Tag ihr neunjähriges Bestehen. Schöner könnten wir diesen Tag gar nicht begehen! Wer hätte gedacht, dass wir so lange Ihre Zuneigung halten können? Über 3,3 Millionen Zugriffe sprechen dabei eine deutliche Sprache und sollten uns ein wenig stolz machen. Wir haben also den richtigen Weg gefunden und die Information in den vergangenen Jahren stets an vorderster Front angesiedelt. Sie haben nie auf die Beantwortung einer Frage verzichten müssen, auch wenn Ihr Tagebuchschreiber dabei nicht immer bei allen auf Verständnis stoßen konnte. Er hat es jedenfalls überlebt und die Entwicklung hat gezeigt, dass er mit seiner Haltung nur in ganz wenigen Fällen daneben lag. In der Frage des Eingreifens an Nestern unserer Störche sind mittlerweile fast alle Institutionen zu der Haltung gekommen, die ich schon immer vertrete. Eingreifen nur bei nachweisbarem Tod eines der Altvögel und gleichzeitigem Alter der Jungen von unter drei Wochen. Ansonsten gibt es nichts, aber auch gar nichts daran herumzudoktern, um in die Jungenaufzucht eines Storchenpaares einzugreifen. So viel dazu!

Meinem werten Kollegen und Storchenfreund Michael Zimmermann aus Erlangen musste wegen seiner starren und kompromisslosen Haltung leider die Beringungserlaubnis seitens der Vogelwarte Radolfzell sowie von Seiten der Regierung von Mittelfranken entzogen werden. 

Leider gab es heute gegen 18 Uhr einen erneuten Ausfall in der Aktualisierung unseres Kamerabildes. Dabei war unsere Technik unter der Federführung von Andreas Kamm – wie in allen Fällen vorher - schuldlos. Leider ist der Zugang ins Nestgebäude um diese Zeit nicht mehr möglich, sonst hätte eine sofortige Nachschau das Problem postwendend behoben. So muss ich Sie auf morgen Vormittag vertrösten. Ich zitiere Herrn Kamm, der vor einigen Wochen mit Vertretern der Telekom bei einer Inspektion der Verhältnisse im „Haus der Geschichte“ zu folgenden Einsichten gekommen ist:

„....Ich war vorige Woche mit der Telecom im alten Rathaus. Die Verkabelung dort ist total falsch. Der Elektriker hat beim Renovieren des Hauses die Kabel nicht richtig verlegt und deshalb geht auch der DSL-Anschluss ab und zu nicht. Die Telekom wird sich jetzt mit den Stadtwerken in Verbindung setzen. Außerdem muss jemand von der Aufzugsfirma dazu, weil der DSL-Anschluss über den Aufzug des Hauses verlegt ist....“

Sie sehen also, warum es bei der Übertragung ab und zu zu Ausfällen kommt. Es liegt nie an der Technik und ihrem Betreuer, sondern ausschließlich an Ärgerlichkeiten, die außerhalb unseres Einflussbereiches liegen. Früher, als im leer stehenden Gebäude „altes Rathaus“ alles etwas schmuddelig war und überall Taubendreck und Unrat die technischen Einrichtungen der Storchenkamera umgaben, lief alles wie am Schnürchen. Zu viel Sauberkeit....!

In den letzten Tagen machte ich mal zu den Nestern in meiner Umgebung. Es sieht wirklich nicht schlecht aus, auch wenn es ziemlich kühl und regnerisch ist!

Von den sechs Jungen, die sich noch im Nest von Mosbach befinden, habe ich schon berichtet, ebenso vom Nachwuchs in Leutershausen, Gunzenhausen und Nördlingen. Nun kommt noch eine jeweils unbekannte Zahl von Jungstörchen in den Nestern von Aurach, Neunstetten, Herrieden, Wittelshofen, Gerolfingen und Weiltingen dazu und außerdem ist in Weißenkirchberg am 13. Mai der erste Storch eingetroffen, vielleicht zu spät, um mit einem noch nicht vorhandenen Partner eine Brut zu beginnen.

 
15. Mai 10

Die Bilder laufen wieder! Die Technik war bereits wenige Minuten nach Öffnung des Museums und Nestgebäudes um 10 Uhr zur Stelle. Damit war die Voraussetzung gegeben, dass die Bilder wenige Minuten später schon wieder aktualisiert und die Auszeit der Übertragung so kurz wie möglich gehalten werden konnte. Über die Hintergründe habe ich Ihnen schon gestern ausführlich berichtet.

Den beiden Neubürgern im Nest geht es ganz offensichtlich bestens. Sie müssen nur noch auf ihr nächstes Geschwisterchen warten und können dann ihre Positionen neu ordnen. Gefüttert wurde heute auch zum ersten Mal sichtbar. Das heißt, man konnte – jeweils nur für Sekunden – Nahrungstiere im Nest liegen sehen. Die Jungen bedienen sich an der ausgewürgten Nahrung und lassen, wenn sie satt sind, das eine oder andere Getier liegen. Dieses wird dann vom Elternvogel wieder aufgenommen und zur eigenen Nahrungsgrundlage verwendet. Solches beweist ein Schnappschuss, bei dem man einen Altvogel sieht, der gerade ein Rest-Beutetier aufnimmt. Bei mehreren kleinen Fischchen könnte es sich Ellritzen gehandelt haben, sicher eine ausgezeichnete Beutetiergröße für unsere 1 bis 3 Tage alten Jungstörche. Sollte ich mit meiner Diagnose falsch liegen, bitte ich um Meldung! Sie sehen, dass alles gut läuft und ich ein ganz gutes Gefühl habe, was die kommenden Tage und Wochen anbelangt. So schlecht kann das Wetter eigentlich gar nicht sein, wenn man bedenkt, dass in Mosbach 6 Junge die ersten 14 Tage überlebt haben und in Bornheim im Sportplatznest 5 Junge die dritte Woche bestens überstanden haben. Verluste geschehen auch ohne „Wetter“ fast in jedem Storchennest und man lastet es stets dem Wetter zu. Entweder ist es zu kalt und zu nass oder eben zu warm und zu trocken. Achten Sie in den nächsten Tagen verstärkt auf Fütterungen und hier besonders auf Situationen, in denen man die Art der Beute vielleicht sogar erkennen und annähernd bestimmen kann. Zunächst gilt unser Augenmerk aber der kommenden Entwicklung um Ei Nummer 3 und dem morgigen 9. Geburtstag unserer Storchenkamera!


Da gucken zwei ganz frech in die Welt!

Immer der Schnabelspitze nach
   

Im Schnabel der Rest vom „Schützenfest"

Senior (links) nimmt den Schnabel schon voll

 

 
Fütterung und alle werden satt

 


Es ist wieder sauber im Nest

Zwei Leuchtpunkte in der Dunkelheit


Bornheim Sportplatz und 5 Junge
 
16. Mai 10

Hurra!!! Wir feiern den 9. Geburtstag und schon scheint die Sonne mal wieder! Zumindest seit den Mittagsstunden! Für den Monat Mai ergibt die Wetterstatistik für den Raum Feuchtwangen (und da rechne ich Dinkelsbühl absolut dazu) 16 Sonnenstunden in 15 Tagen und an keinem Tag kletterte die Quecksilbersäule über die 20-Grad-Marke. Da tun ein paar Sonnenstunden mehr Mensch und Tier sichtlich gut.

Kornelia hat im Tagebucheintrag vom 14. Mai eine Passage über Michael Zimmermann aus Erlangen gefunden, mit der sie nicht so recht etwas anzufangen wusste. Dies kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich bei meinen Lesern in dieser Frage schon von einem anderen Kenntnisstand ausgehen sollte und ich sie deshalb gelegentlich mit internen Befindlichkeiten überfordere! Herr Zimmermann gehört zu der „Spezies“ Tierschützer, die so gar nicht auf meiner Wellenlänge schwimmen. Dennoch kann man diese Art Storchenfreunde deshalb nicht grundlos verdammen. Man könnte Zimmermann als Anführer einer „Taliban-Fraktion“ einer falsch verstandenen Tierliebe bezeichnen. In dieser Eigenschaft gehört(e) er zu den radikalen Verfechtern einer Eingriffsstrategie in besetzte Storchennester, die das Aushorsten, Trockenlegen und Fönen des Storchennachwuchses impliziert. Diese Maßnahmen stießen auch den Behördenvertretern unangenehm auf, jedoch widersetzte sich Zimmermann in Robin-Hood-Manier den gesetzlichen Vorschriften. Der Krug (Zimmermann) geht bekanntlich so lange zum Brunnen, bis er bricht. Das ist nun mit Zimmermann (endlich) geschehen.

Er darf sich – wenn er will - freuen, wenn „seine“ Störche in Bayern seit dem Tiefststand der Storchenpopulation Ende der 80er-Jahre ihre Anzahl vervierfacht haben. Oder lag es doch auch am Einsatz und Engagement des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V., den Zimmermann hasst wie die Pest! Auch beim Namen „Ziegler“ steigt einem Herrn Zimmermann die Zornesröte ins Gesicht und er lässt keine Möglichkeit aus, unflätige Äußerungen abzugeben. Doch dieses Verhalten beruht nicht auf Gegenseitigkeit.

Ich hoffe, liebe Kornelia, dass du nun etwas mehr Klarheit gefunden hast und möchte damit das Thema beenden. 

Viel wichtiger ist an diesem Geburtstags-Sonntag das Leben in unserem Nest. Das erwartete Geburtstagsgeschenk blieb bis zum Einbruch der Dunkelheit aus. Damit meine ich, dass uns Küken Nummer 3 nicht den Gefallen getan hat, auf die Welt zu kommen. Dann wird es vielleicht morgen kommen oder...? So langsam sollte sich was tun! Vor ein paar Tagen erzählte ich Ihnen so einiges über Synchronisation des Schlüpfens und außerdem sollte sich der Schlüpfabstand zwischen den Küken sogar etwas verringern, also weniger als zwei Tage auseinander liegen. Eine Möglichkeit gibt es aber noch: Wenn das verschwundene Ei gar nicht das erste Ei gewesen ist, das damals abgelegt wurde, sondern vielleicht Ei Nummer drei, dann kann es jetzt natürlich eine Verzögerung geben, da ja ein Ei ausgefallen ist. Warten wir eben weiter oder es gab mit dem noch im Nest befindlichen Fortpflanzungsprodukt etwas Unvorhergesehenes. Auch unbefruchtete Eier kommen immer mal vor oder auch solche, bei denen der Embryo im Laufe der Brutzeit abgestorben ist. Sie sehen also, dass nicht einmal aus jedem Ei auch Junge schlüpfen müssen!

Eine Beobachtung gelang noch. Zum ersten Mal wurde grünes, frisch gemähtes Gras ins Nest eingebracht, ein Zeichen, dass heute in der Umgebung der Stadt die ersten Wiesenabschnitte gemäht wurden. Nun wird es für die Storcheneltern wieder leichter möglich sein, auch Regenwürmer leichter zu erbeuten. Dies war bislang im hohen Gras nicht gut möglich.

 
Ansichten einer kleinen Familie..


Da hat einer aber Hunger!

Frisches Gras im Nest!

 
19. Mai 10

Schlimmer kann es nimmer kommen, ich meine die Sache mit dem Wetter! Sechs Liter Regen bis zum Abend sind nun nicht gerade beängstigend, aber in Verbindung mit 7° C Höchsttemperatur machen sich zart besaitete Personen sicher einige Sorgen.

Keine Angst! Unser Storchenpaar verhält sich sehr korrekt und auch die zahllosen Jungen in den anderen Kameranestern tun es ebenfalls, weil sie nämlich auf Grund angeborener Verhaltensweisen nicht anders können als sich einfach andauernd auf die Jungen zu legen und ihnen somit die benötigte Wärme zuzuführen. Dass man als Storch bei diesem Sauwetter auch nicht unbedingt mit Begeisterung zu weiten Flügen startet, ist eine andere Sache, aber hierbei hilft, dass unsere beiden Jungstörche noch relativ klein sind und damit ihr Futterbedarf noch nicht so hoch ist. Einen Tag auf Diät gesetzt zu werden, überleben die Wonneproppen allemal! Und die gute Nachricht: Das Wetter soll ab morgen ja wärmer werden und damit verringert sich auch die Gefahr, sich eine massive Lungenentzündung einzuholen. Macht man einen Rundgang durch die Storchennester in Polen und Ungern, Zentren der momentanen Regenkatastrophe mit mehr als 100l/m² Niederschlag, fällt auf, dass nirgendwo die vielfach beschriebenen Regnpfützen im Nest stehen und somit kein Junges den Tod durch Ertrinken sterben wird. Auch in den deutschen Storchennestern zeigt sich nirgends eine Andeutung einer Seenplatte im Nest.

Ich muss Rolf leider Recht geben! Aus einem dritten Küken im Nest wird nichts mehr! Da hat sich die Familie wenigstens auf weniger aufregende und zu unnötigen Diskussionen neigende Art und Weise elegant verkleinert. Aus vier mach zwei! Das noch im Nest verbliebene Ei hat also ein ähnliches Schicksal erfahren wie unser erstes Ei. „Embryo abgestorben oder Ei unbefruchtet“, lautet eine erste Diagnose. Dann freuen wir uns über eine überschaubare Jungenzahl und können hoffen, dass wir von größeren Katastrophen verschont bleiben.

In Mosbach – unweit meiner Heimatstadt – an der Wörnitz ist das sechste Küken seit meinem letzten Besuch vor einer Woche nicht mehr im Nest gesehen worden. Glauben Sie mir! Es wäre auch bei trockenem und heißem Wetter diesen Weg gegangen. Den verbleibenden fünf Jungen geht es - offensichtlich - gut!

Wer spricht eigentlich von den Insektenfressern unter den Singvögeln, die im Augenblick wirklich vom Wetter arg gebeutelt werden. Kein Aufschrei zur Rettung der hungernden und frierenden Rauchschwalbe. Keine Aktionen, die die in einem Kälteschock verharrenden Mauersegler aus ihrer miesen Lage zu befreien! Kein Mordversuch an einem Landwirt, der Kiebitzjunge und zahllose Nester von weiteren Wiesenbrütern mit seinem neuen Traktorungetüm innerhalb weniger Minuten platt walzt, schon gar keine Kampfansage gegen einen Waidmann, der angeblich zum finanziellen Schutze der Teichwirte und zum Erhalt des Fischbestandes unserer Fließgewässer junge Kormorane aus den Nestern schießt oder fütternde Altkormorane vom Himmel holt und von der Fischereilobby mit Lob überhäuft wird. Bedenken Sie auch dies, wenn sie miterleben, wenn ein paar Storchenjunge nicht überleben und dann stets das Wetter dafür herhalten muss.


„Kuckuck!“

Zweisamkeit
   

Zwei mit einem Ei

Kurze Huderpause
   

Da will einer frische Luft schnappen
 
Da gab es wieder Futter
   

Ausguck
 
Ein Größenunterschied ist klar ersichtlich


Das Nest ist trocken

 
13. Jun. 10

Ihr Tagebuchschreiber meldet sich zurück!

Auch in vergangenen Jahren gab es diese kleinen schöpferischen Pausen von Zeit zu Zeit! Daneben steht eine Vielzahl von Tagebuchjahrgängen, in denen ich fast täglich über das Geschehen im Storchennest berichtet habe. Da wurden meine Leser natürlich ein wenig verwöhnt und erwarten nun diesen Service auch weiterhin. Im Grunde wurde in diesen 10 Jahren auf fast 5000 Seiten alles, nein fast alles über Störche schon geschrieben, so dass es genügen würde, mit Hinweisen auf vergangene Einträge das jeweilige Geschehen zu beleuchten. Doch das Suchen nach diesen Daten würde bestimmt länger dauern als das Schreiben eines neuen Eintrages. Sie dürfen meine über dreiwöchige Vakanz ein wenig als schöpferische Pause verstehen, in der ich auch neue Kräfte sammeln konnte. Berichte in meinem Tagebuch kosten mir je nach Umfang und nach der Zahl der eingefügten Bilder ein bis drei Stunden Arbeit. Dazu kommt mit Wolfgang Horlacher eine weitere Person, die das Ganze bearbeitet und ins Netz stellt. Wenn Wolfgang streikt oder Urlaub macht, dann können Sie gar nichts lesen! Gestreikt hat er noch nie und selbst große und umfangreiche Datenmengen hat er stets äußerst zeitnah bearbeitet und für Sie lesbar gemacht.

Nun hat ihr Tagebuchschreiber noch immer einen Beruf, mit dem er Geld verdienen darf! Der tägliche Umgang mit den Kindern meiner ersten Klasse an der Volksschule Feuchtwangen-Stadt kostet sehr viel Kraft, besonders wenn man selbst im Vergleich zu den Kleinen immer älter wird. Was einen mit 30 Jahren wenig belastet hat, belastet heute mit 60 schon deutlich mehr. Ich will nicht jammern, hat diese Thematik mit der langen Pause nun wirklich nichts zu tun! Aber nur zu Ihrem Verständnis: Der zeitliche Aufwand für das Verfassen der von Ihnen so geschätzten Tagebucheinträge spielt eine erhebliche Rolle. Sich kürzer zu fassen, wäre da sicher eine hilfreiche Maßnahme. Aber wer mich kennt, weiß auch, dass ich in diesem Punkte doch eher zur Weitschweifigkeit neige und nicht immer zügig den Schlusspunkt setze. Dies ist sicher zum Teil auch eine Frage meines Schreibstils. Den müssen Sie eben ertragen!

Wie Sie aus den vergangenen Tagebucheinträgen ebenso sicher wissen, ist die Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juli (mit Schwerpunkt im Monat Juni) die Zeit, in der es für mich gilt, die jungen Störche im westlichen Mittelfranken und im nördlichen Regierungsbezirk Schwaben zu beringen. Dies ist eine ungemein zeitraubende Tätigkeit, die viele Vorbereitungen erfordert. Zu diesem Zweck besuche ich „meine“ Nester mehrmals in der Zeit nach dem Schlüpfen, um den besten Termin für die Beringungsaktion zu ermitteln. Sich auf die Aussagen anderer zu verlassen, hat sich leider in den seltensten Fällen als hilfreich erwiesen. Ungefähre und ohne optische Hilfsmittel gewonnene Aussagen sind keine Gewähr für die Richtigkeit. Da vertraue ich doch am liebsten auf meine eigenen Augen. Da ich auch einen „richtigen“ Beruf ausübe (siehe weiter oben), sind solche Unternehmungen stets auf die Phase nach Feierabend beschränkt. Nun werden sicher einige sagen: Ein Lehrer hat ja schon mittags Feierabend, also leicht acht Stunden Zeit, sich zu verlustieren! Ja, aber......

Solche Fahrten sind auch ganz besonders wichtig, um Kontakte zu knüpfen mit den Storchennest-Besitzern. Diese Kontakte und die daraus meist resultierenden Gespräche halte ich für ungemein wichtig, denn nur was man kennt oder worüber man relativ viel weiß, kann und will man auch schützen und bewahren. So führen solche Gespräche oft zum Staunen über die Mitbewohner namens „Storch“ und wenn ich manche Lebensgeschichte eines Ringstorches auf dem Dach des Hausbewohners aufblättere, weiß ich, dass man stets um dessen Wohl besorgt sein wird und jede Störung von ihm fernhalten will. Da vergeht schon mal eine halbe Stunde, bis ich meine Fahrt fortsetzen kann und bei 30 bis 40 Nestern in dem angesprochenen Gebiet kann sich die Reise schon in die Länge ziehen. Natürlich besuche ich nicht alle Nester bei einer einzigen Fahrt, sondern ich teile solche „Inspektionen“ in mehrere Abschnitte, denn das nördlichste Nest (Colmberg an der Altmühl) ist vom südlichsten (Rudelstetten) rund 80 Kilometer entfernt und vom westlichsten (Mosbach an der Wörnitz) bis zum östlichsten (Trommetsheim bei Weißenburg) sind es auch gut 60 Kilometer. Bis ich da einmal durch bin, liegen einige Tage und mehrere Hundert Kilometer hinter mir. Als nächsten Schritt gehe ich an die Terminierung der Beringungseinsätze. Da sind viele Absprachen nötig. Die Feuerwehren müssen Personal bereit stellen und die Einsatzorte müssen festgelegt werden. Die Hausbesitzer müssen verständigt werden und die örtlichen Horstbetreuer wollen ebenfalls informiert sein und selbst wenn dies alles erfolgt, gibt es immer noch Personen, die sich übergangen fühlen und dies auch deutlich zum Ausdruck bringen. Kurzum: Es ist einfach manchmal nervig! Bei über 10 Feuerwehren und einigen „zig“ „betroffenen“ Personen bestimmt keine leichte Aufgabe. Aber es lief und läuft auch in diesem Jahr dank der Hilfsbereitschaft der Feuerwehren vorzüglich. Bisher konnte ich schon 55 Jungstörche beringen und es stehen noch 10 bis 15 Junge in den nächsten Wochen bereit, um ebenfalls in den Genuss eines Identifizierungsnachweises zu kommen.

Meine vorübergehende Sprachlosigkeit hat schon ihre Hintergründe und man hat eben nicht ständig die Kraft, nach einem aufwändigen Arbeitstag sich noch einmal für zwei Stunden aufzuraffen und Vernünftiges niederzuschreiben.

Seit dem Schlüpfen des Nachwuchses auf dem Dinkelsbühler Altrathausdach gab es auch nichts Dramatisches mehr zu notieren. Nachdem feststand, dass ein Ei offenbar zerbrochen war und der Inhalt – da unbefruchtet – auslief und die Eltern die Schale entsorgten und ein zweites Ei das gleiche Schicksal erleiden musste, aber unversehrt im Nest verblieb, entwickelten sich die Storchen-Zwillinge in den folgenden drei Wochen ohne Zwischenfälle zu prächtigen Jungstörchen. Wetter hin oder her: Die Eltern machten alles richtig, sie managten die Brut gekonnt wie alte Hasen und bewiesen damit eindeutig, dass es trotz Kälte und Nässe gelingen kann, Junge erfolgreich aufzuziehen. Dass am 9. Juni Ihr Tagebuchschreiber zur Beringung anrückte, blieb Ihnen ja nicht verborgen und Rolf konnte sogar ein kleines Filmchen beisteuern, das die entscheidenden Minuten zeigte. Zu diesem Anlass unterzog ich auch das Nest einer eingehenden Kontrolle und konnte nichts Auffälliges entdecken. Lediglich drei postkartengroße Plastikteile, wie sie in Käseverpackungen als „Zwischenlage“ zwischen den einzelnen Käsescheiben Verwendung finden, entnahm ich dem Nest. Von diesem Eintrag wäre aber für die Jungen zu keiner Zeit irgendeine Gefahr ausgegangen. Das Ei nahm ich ebenfalls kurz in die Hand, schüttelte es und stellte fest, dass es unbefruchtet war. Anschließend legte ich es zurück, in der Hoffnung, dass es die Jungen ganz gerne als Spielzeug nutzen würden. Vielleicht zerbricht es auch während der Nestlingszeit und verschwindet dann so und so aus dem Nest. In vielen anderen Nestern des Storches passiert mit unbefruchteten Eiern ebenfalls nichts, sie müssen genauso wenig aus dem Nest entfernt werden wie tote Junge.

Als sich am 9. Juni die Drehleiter dem Nest näherte, flog der wachhabende Altstorch vom Nest, drehte einige Runden und landete schließlich auf dem Dachfirst des nach dem alten Rathaus höchsten Hauses am Altrathausplatz. Die beiden Jungen erhielten ELSA-Ringe der Vogelwarte Radolfzell mit den Nummern AF275 und AF276. Nach wenigen Minuten war die Angelegenheit abgeschlossen. Auch danach – es dauerte etwa 25 Minuten – stand die Storchenmama oder der Storchenpapa ungerührt auf dem besagten Dachfirst, bis er oder sie wieder im Nest landete. Auch im letzten Jahr dauerte es beim „Dinkelsbühler Storch“ relativ lange, bis er sich wieder im Nest niederließ. Hier kommen ganz sicher auch individuelle Eigenschaften zum Tragen, wie ich im Falle einer Störung als Storch reagiere. Die allermeisten Storcheneltern kommen unmittelbar nach dem Verschwinden des Störfaktors (Mensch, Drehleiter) wieder ins Nest zurück. In keinem Fall (bei ungefähr 600-700) verließ ein Storch seine Jungen durch die von mir bei einer Beringung erfolgte Störung. Bei meinen Kollegen weltweit verhält und verhielt es sich ebenso. Ein wenig anders liegen die Verhältnisse, wenn während der Brutzeit aus irgendwelchen mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen eine Nestinspektion vorgenommen wird. Bei Vorhandensein eines Geleges und gleichzeitiger Störung kann es zur Brutaufgabe und zum Verlust eines Geleges kommen. Solches ist bei Existenz von Jungen nahezu ausgeschlossen, da die Reize, die von Jungen an die Eltern übermittelt werden, eine solch hohe Verhaltensauslösekompetenz besitzen, dass Jungvögel nicht verlassen werden. Anders gesagt: Junge werden nicht so ohne weiteres im Stich gelassen.

Unser Zwillingspärchen trägt also seit dem 9. Juni seine Ringe. Senior war an diesem Tage genau 4 Wochen alt, sein Geschwisterchen zwei Tage jünger. Dieses Alter halte ich für diesen Zweck als besonders geeignet. Die Jungen befinden sich in einer Entwicklungsphase, in der sie auch schon ohne elterliche Dauerfürsorge auskommen. In diesem Alter werden Jungstörche auch schon mal für mehr oder weniger lange Zeit alleine im Nest zurückgelassen, so dass beide Elternteile getrennt, aber zeitgleich auf Nahrungssuche gehen können. Solches habe ich bei unserem Paar in diesem Jahr selbst noch nicht gesehen oder auf Schnappschüssen dokumentiert bekommen. Bitte achten Sie ab sofort auf solches Verhalten! Wie oft und wie lange sind die Jungen also schon mal alleine im Nest? Der Schutz vor Regen ist bei der momentanen Größe unserer Zwillinge ohnehin nicht mehr so leicht möglich. Die Jungen können nicht mehr komplett von einem Elternteil bedeckt werden, wie es in den Wochen vorher noch leichter möglich war.

Bei einer größeren Anzahl von Jungen (drei und mehr) funktioniert dies nur  während der ersten beiden Lebenswochen recht gut. Regen und Kälte kann mit Hudern ganz gut begegnet werden. Sind die Jungen aber schon älter (drei und vier Wochen), schaffen es die Eltern nur noch begrenzt, den gesamten Nachwuchs unter ihre Fittiche zu nehmen. Es kommt vor, dass also stets ein oder zwei Junge dem Regen und der Kälte (wenigstens zeitweise) schutzlos ausgesetzt sind. Dauert eine solche Schlechtwetterperiode (so wie heuer im Mai und in der ersten Juniwoche) sehr lange, wird die Lage für den Nachwuchs schon prekär. Dies hat – und glauben Sie es mir bitte – nichts mit dem Zustand des Nestes zu tun. Junge ertrinken nicht im Storchennest! Das Storchennest besitzt – anders als bei vielen Sperlingsvögeln – keinerlei Nestmulde, die bis zum Rande voll laufen und dadurch zum Ertrinkungstod führen könnte. Die viel beschworenen, in ein Storchennest eingebauten Plastikteile, die ein Nest wasserundurchlässig machen sollen, gehören ebenso ins Reich der Legende. Richtig ist, dass kleine Junge - da sie noch geschützt werden können – weniger gefährdet sind als die schon größeren Nachkommen. Und zweitens: Regnet es einmal länger und anhaltend und sind dazu noch die Wiesen (wie in diesem Jahr) nicht gemäht, steht also das Gras hüfthoch, wird es für die Storcheneltern schwierig, die erforderliche Nahrung herbeizuschaffen. Durch eine Wiese zu schreiten, in der das Sichern vor Feinden fast unmöglich wird und in der der freie Blick auf den Boden zwecks Nahrungssuche und –aufnahme kaum mehr möglich ist, gelingt es den Eltern nur bedingt, die schon reichlich großen Jungen ordentlich mit Nahrung zu versorgen. Es ist genug Nahrung vorhanden, nur gelingt es nicht, an diese in einem begrenzten Zeitfenster zu kommen. Die Jungen entwickeln sich schlechter, werden dadurch auch anfälliger für Infektionen und sterben dadurch auch leichter. Sie ertrinken nicht! Da ertrinken schon eher die Wiesenbrüter, wenn Donau, Weichsel, Oder und Neiße Pegelstände von über 8 Metern aufweisen. Wer misst den höchsten Pegelstand im Storchennest?

Bei meinen Nestbesuchen in diesem Jahr fielen mir erneut die Unterschiede in den einzelnen Nestern auf. Da gab es vollkommen trockene mit einem hohen Eintrag von Heu und anderen Wasser aufsaugenden Materialien. Andere erwiesen sich vom Befühlen her deutlich nasser und weniger gepflegt. Da waren eben auch unterschiedliche Storcheneltern am Werke. Die einen sind in Fragen der Nesthygiene fürsorglicher, erfahrener (?) als andere, die es eben lockerer mit der Nest- und Brutpflege handhaben. Ein besserer Bruterfolg oder aber ein Totalverlust können aber dann als Folge der unterschiedlichen Pflege auftreten. Jedem das Seine! Wie manchen Menscheneltern die Aufzucht von Kindern eben schlecht oder gar nicht gelingt, gibt es solche Unterschiede auch im Reich der Störche. Und damit belasse ich es schon wieder bei den von mir stets verpönten Vergleichen zwischen Mensch und Tier. Wenn ständig Menschen glauben, die besseren Nestbauer zu sein, gibt man den eigentlichen Hausbesitzern keine Gelegenheit, sich zu erproben und Erfahrungen selbst zu sammeln. Die Folge bleiben Verhaltenskrüppel, die zu dumm sind, ihre Brut durchzubringen. Solche Störche bleiben dann eben meist oder öfter, als zu erwarten, kinderlos. Ein Narr, wer Schlechtes dabei denkt.

Wie schnell unsere beiden Rathausbewohner heranwuchsen, war schon bald auch daran zu erkennen, dass sie sich anschickten aus dem Bilde zu wachsen. War die vor dem Schlüpfen gewählte Kameraeinstellung lange Zeit ohne Fehl und Tadel, fing zuerst Senior an, sich dem Anblick zumindest teilweise zu entziehen. Sein Geschwisterchen hinkte der Entwicklung eigentlich während der ersten drei Lebenswochen sichtbar hinterher, holte aber in der vierten Woche den Rückstand auf und war nun gleichberechtigter Juniorpartner in der Zweierbeziehung.

Während ich diese Zeilen gerade zu Papier bringe, verlässt der wachhabende Altstorch zum ersten mal für mich in diesem Jahr seine Jungen, die alleine zurückbleiben.


Wenn man vom Teufel spricht!

Nach wenigen Minuten war er aber schon wieder zurück, so dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Dies wird nun regelmäßig passieren und sich auch zeitlich intensivieren und so weit führen, dass die Zwillinge während der meisten Zeit des Tages auf ihre Erzeuger warten müssen und diese schließlich nur noch zu den Fütterungen kurz am Nest auftauchen.

Die Folge des Aus-dem-Bild-Wachsen war, dass Ihr Tagebuchschreiber wenige Tage vor der Beringung einen neuen Kameraausschnitt wählte, so dass zumindest die Jungen nun wieder voll im Bilde sind. Mit den Alten und ihrer kompletten Sichtbarkeit ist das nicht ganz gelungen. Sehen Sie es mir nach, wenn Papa oder Mama manchmal kopflos aufscheinen, aber da ihre Anwesenheitsdauer am Nest – wie erwähnt-  immer mehr nahe Null sinken wird, werden Sie dies ganz sicherlich verschmerzen.

In dieser nun begonnenen Phase der unbewachten Jungenaufzucht erreicht der Futterbedarf der Jungen auch seine höchste Quote. Deshalb reagieren, deshalb müssen die Eltern auch immer öfter darauf reagieren, dass sie gemeinsam erfolgreich auf Nahrungssuche gehen. Dies ist im Moment auch leicht möglich, da die Wiesen nun (fast) alle wieder einmal gemäht sind und dadurch auch die Futtersuche und die Effektivität der Suche deutlich besser geworden sind. Aber es können ja wieder andere Zeiten kommen (siehe oben). Doch selbst wenn dies eintritt, sind die Jungen dagegen besser gewappnet als vor einigen Wochen. Ich werde Sie in den nächsten Tagebucheinträgen auch wieder verstärkt mit an andere Nester nehmen, werde Sie über schöne und traurige Erlebnisse bei der Beringung unterrichten und meinen Blick Verstärkt auf das weitere Heranwachsen der „Dinkis“ richten.

Zu Dank verpflichtet bin ich natürlich in erster Linie denen, die trotz meiner Sprachlosigkeit nicht abließen Schnappschüsse zu schießen und im Gästebuch stets Vernünftiges äußerten. Auch denen, die neue Tagebucheinträge anmahnten sei gedankt, auch wenn keiner jemals einen Rechtsanspruch auf solche erhob oder erheben wollte. Unserem Techniker Andreas Kamm sei zum Schluss gedankt, dass er die Technik in den letzten Wochen ohne Fehl und Tadel in Schuss hielt. Da lassen die Blicke in andere Kameranester nicht selten anderes sehen

Unsere Zwillinge gediehen und gediehen. Bei meiner letzten Meldung am 19. Mai blickte die kleine Familie auf ein Lebensalter ihres Nachwuchses von knapp 1 Woche zurück. Der Größenunterschied war zu diesem Zeitpunkt noch erheblich und sollte sich auch weiterhin erhalten.

Vom Wetter gab es zwischen dem 20. Mai und 31. Mai nur ganz wenig Gutes zu berichten lediglich an den beiden Pfingstfeiertagen gab es einen deutlichen Wärmeüberschuss. 45 Liter Regen auf den Quadratmeter mit Schwerpunkt auf den letzten beiden Maitagen ließen die Temperaturen noch kühler erscheinen als so schön. Der scheußlichste Tag war der letzte im Mai, der nur eine Höchsttemperatur von 10 Grad brachte. Über Pfingsten ließen sich bei 25 Grad schon Sommergefühle wecken. Bei diesem kurzzeitigen Schönwetterhoch blieb es dann allerdings auch schon.

Bei Regen und Kälte griff das angeborene Verhaltensmuster der Storcheneltern einwandfrei. Bei Vorhandensein von zwei Jungen in einem Alter von gerade mal 1 Woche hätte selbst ausgiebigster Dauerregen und noch größere Kälte den Jungen wenig anhaben können. Die Bedeckung der kleinen Storchenkörper durch die beiden Elternteile war stets gut möglich und auch eine geringere Flugaktivität der Eltern hatte wegen des noch relativ geringen Nahrungsbedarfs in diesem Alter keinerlei Auswirkungen. Die Wärmezufuhr wurde lediglich bei Ablösungen der Eltern am Nest kurz unterbrochen, danach aber sofort fortgesetzt.


 Synonym für das schlechte Wetter.

So kann einem der Regen nichts anhaben!
   

Sollte es
zu warm werden,
gibt es ja noch die Lüftung!

Der Größenunterschied ist
schon erheblich
(Senior 9 Tage, Junior 7 Tage)

Auf der anderen Seite gaben die Sonnentage an Pfingsten die umgekehrte Lage wider, dass nämlich die Eltern ihren Nachwuchs bei 25 Grad auch einmal über einen längeren Zeitraum unbedeckt ließen. Das funktioniert ähnlich einem Thermostaten bei einer modernen Heizung im menschlichen Wohnbereich.

Wie eine solche Bedeckung bei Regenwetter und älteren Jungen aussieht, zeigt beigefügter Schnappschuss vom Sportplatznest in Bornheim. Die Jungen waren am Tag der Aufnahme etwas einen Monat alt. Dennoch versuchen alle Beteiligten den besten Regenschutz zu liefern Ein Hudern des Altstorchs gelingt bei vier so großen und einen Monat alten Jungen nicht mehr. Und dennoch gelingt es den Jungen durch Bilden einer Pyramide so zusammenzurücken, dass sich der Altstorch breitbeinig über sie platzieren und zusätzlich noch als Regenschirm fungieren kann.

Von einer Nesthygiene habe ich gestern schon gesprochen. Bei Regen und Kälte werden verstärkt Nestmaterialien eingetragen. Dazu gehören vor allem solche, die den Innenbereich des Nestes betreffen. Dadurch entstehen manchmal Gärprozesse, die eine spürbare Wärmeentwicklung hervorrufen und somit den Huderprozess bestärken und bereichern. Solches konnte ich schon gelegentlich bei Beringungen nach einer Schlechtwetterperiode eigenhändig fühlen. Die Nestmulde fühlte sich – bedingt durch Fäulnisbildung – richtig warm und kuschelig an.

Wie vorsichtig sich die Eltern beim Hudern auf ihre Kinder niederlassen, soll der nächste Schnappschuss zeigen. Auch daran erkennen Kundige, ob sich Eier oder aber schon Junge im Nest befinden. Das Niedersetzen geschieht ausgesprochen behutsam, sehr langsam, wird immer wieder mal unterbrochen, der Altstorch erhebt sich erneut komplett, stochert fortwährend in der Nestmulde herum, wandert noch einmal um das Nest herum, startet einen neuen Versuch und wiederholt den Vorgang abermals. Hat er schließlich die vermeintlich korrekte Position gefunden, führt er zum Abschluss mit den leicht abgespreizten Flügeln noch einmal so etwas wie Einholbewegungen durch, die den Nachwuchs endgültig richtig positionieren.


Immer schön vorsichtig!

Da sich ja unter den Fittichen Leben abspielt bleiben hudernde Störche selten lange in der gleichen Position, häufig arbeitet sich der Nachwuchs auch unter dem Gefieder in eine neue Lage, was dazu führen kann, dass die Jungen an allen möglichen und auch unmöglichen Stellen ins Freie drängen.


Hilfe, ich brauche frische Luft!
 

Sobald die Sonne einmal schien, wurden aus unseren grauen, nassen Mäuschen auch schon mal blütendweiße Wonneproppen und man vergaß schnell, wie sie unter dem Regen gelitten haben könnten. Deutlich sichtbar zeigte sich der Größenunterschied der Kleinen nach 10 respektive 8 Lebenstagen am 22.Mai

 
Senior in Übergröße

...und  es schien, als ob er sich zwischendurch sogar noch verstärkt haben könnte. So gesehen am 24.Mai.


Der Unterschied scheint zu wachsen!

Ulrich beleuchtete in den Tagen um Pfingsten herum unser Dinkelsbühler Nest einmal wieder aus einer anderen Perspektive. Nicht durch die Webcam betrachtet, sondern als Spaziergänger durch die Straßen und Gassen seiner Heimatstadt. Immer, wenn das Nest bei diesem Spaziergang irgendwo zu erblicken war, drückte Ulrich auf den Auslöser seiner Kamera. Es entstanden dabei Einblicke, die jedem Fremdenverkehrsprospekt zur Ehre gereichen würden und unterstreichen gleichzeitig die ungeheuere Bedeutung der Störche für die Touristen in der reizvollen Stadt an der Romantischen Straße.


Schönes Dinkelsbühl!

Schön sehen sie ja nicht gerade aus – die beiden Jungstörche! Als typische Nesthocker mit einer über zwei Monate dauernden Nestlingszeit entwickeln sie ihre Schönheit erst nach und nach. Als neugeborene Küken mag ich das Attribut „schön“ noch am ehesten gelten lassen, aber danach, vor allem wenn sich ihr erstes dunkelgraues Dunenkleid verliert, ist es mit der besprochenen Schönheit schnell vorbei. Der folgende Schnappschuss zeigt die beiden am 25. Mai. In Rückenansicht sind erste schwarze Federansätze dort zu erkennen, wo sich später das Großgefieder entwickelt. Dazu gehören die Schulterfedern (zwischen den beiden Flügelstummeln) und die Hand- und Armschwingen sowie die Hand- und Armdecken am Hinterrand der Flügelchen

M
an gedeiht!

Wie Sie ebenfalls längst bemerkt haben befindet sich Ei Nummer 4 nach wie vor im Nest. Dies stört nicht und gehört deshalb fast zum Inventar.  

Schauen wir uns das Pärchen am gleichen Tag aus der Vorderansicht an, fällt noch die reichlich unansehnliche Kopf- und Halspartie auf, an der die erste Federgeneration gerade von der zweiten verdrängt wird. Das Alter der Jungen: 13 bzw. 11 Tage!


Vorderansicht

Hunger ist ein weiteres beherrschendes Thema im Storchennest. Beide betteln mit hochgereckten Hälsen den Altstorch um Futter an. Dies soll signalisieren, dass man gewillt ist, eine Futterration zu bekommen.


Hunger!

Mit welchen Folgen das bei schlechtem , das heißt bei reichlich Regenwetter, behaftet sein kann, habe ich berichtet. Bei einer großen Jungenzahl und kaum gemähten Wiesen kann dies für die Eltern ein Problem darstellen, da die Sicht auf den Boden und damit die Erreichbarkeit der Beutetiere (Maus, Regenwurm) stark eingeschränkt sein können. Unsere beiden Eltern sind davon nur leicht betroffen, haben sie doch nur zwei Junge zu versorgen und ist ihr Nahrungsbedarf im Augenblick noch nicht so wahnsinnig hoch! Dabei müssen die Eltern bei schlechtem Wetter auch an sich selbst denken und ein gutes Pfund Futter für sich abzwacken und das tun sie auch, ohne Rücksicht auf den Ernährungszustand ihrer Kinder. So bedeutet die beschriebene Misere bei Regenwetter auch für Papa und Mama einen nicht zu verachtenden Engpass, der sich auf die Konstitution negativ auswirken kann und damit auch die Jungenaufzucht negativ beeinflusst. Wie der Schnappschuss vom 26. Mai zeigt, bestanden solche Befürchtungen aber nicht zurecht, zumindest der Altstorch musste im Laufe des Tages Nahrung aufgenommen haben.


Volle Ladung!

Und immer wieder Gras. Solche Momente belegen zum Glück, dass wenigstens ab und zu im nahen Umfeld um die Stadt (und sei es nur ein großer Obstgarten!) auch bei wenig ansehnlichem Wetter der eine oder andere zum Rasenmäher greift.


Wo wird gemäht?

Bilder von Nahrungsaufnahme durch die Jungstörche machen sich leider immer noch rar. Selbst wenn Fütterungen beobachtet und dokumentiert werden, ist auf den wenigsten das jeweils aufgenommene Nahrungstier zu identifizieren. Aber folgender Schnappschuss vom 26. Mai soll die Aufnahme von Nahrung durch Senior bestätigen:

 
Da frisst einer aber gierig!

Es gab auch Regenpausen, klar! Schauen wir auf unsere Lieblinge, fällt auf, dass sie sich bei Sonne immer schön weiß verfärben und ihr neues Federkleid zur Schau stellen. Heute am 27. Mai – die Jungen sind 15 bzw. 13 Tage alt – findet sich mal wieder ein kleiner Fremdkörper im Nest. Jedoch muss man sich um das Fundstück keinerlei Gedanken machen, beim nächsten Windstoß wird es wie ein Schmetterling davon flattern!


Das gehört da nicht hin!

Und immer wieder Regenschauer. Doch bei unserem Paar gelingt der Schutz der Jungen durch Bedecken noch ganz ausgezeichnet. Selbst wenn die kleinen Racker einmal sehr unruhig wurden, nahmen sie Mama und Papa so schnell wie möglich wieder unter ihre Fittiche. Da spitzte nur mal ein Köpfchen für kurze Zeit unter der „Schutzhülle“ hervor. 

 
Immer wieder Regen!

Der nächste Schnappschuss zeigt Senior und Junior am 28. Mai. In der Rückenansicht können wir in aller Ruhe wieder einmal das Wachstum des Großgefieders (gemeint sind die schwarzen Federn!) betrachten. Auch Junior zeigt nun im Alter von 14 Tagen erste feine schwarze Spitzen zwischen den Flügeln und am unteren Rand der Flügel. Bei Senior sind diese Federn in den vergangenen Tagen auch ein wenig weiter gewachsen und damit besser sichtbar als bei der letzten angebotenen Rückenansicht.


Neue Rückenansicht!

Ein selten gut gelungener Schnappschuss soll meinen heutigen kleinen Nachtrag über die vergangenen drei Wochen im Leben von Senior und Junior abrunden. Er zeigt in eindrucksvoller Weise, was es für die Eltern bedeutet, ihren Nachwuchs vor den Unbilden der Witterung zu schützen. Solches geschah am 30.6. Machen Sie sich ein paar Gedanken, wie dies wohl bei vier Jungen aussehen würde und welche Verrenkungen dann nötig wären. Oder würde das Vorhaben bei doppelter Jungenzahl überhaupt gelingen? Über mögliche Folgen des Misslingens sind Sie durch mich ja bereits umfassend informiert.


Regenschirm!
   

In loser Folge sollen Sie hier auch erfahren, was meine Beringungsreisen in den vergangenen Wochen erbrachten? Es gab freudige Überraschungen, aber hin und wieder auch traurige Begebenheiten. Wie in jedem Jahr begann das Beringen mit den Jungen im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach an der Wörnitz. Zu diesem Nest habe ich eine über 40-jährige Akzeptanz und kenne die Brutergebnisse über diesen Zeitraum durchgängig. Dass dieses dort brütende Paar heuer sechs Junge zum Schlüpfen brachte, habe ich erwähnt, doch das weitere Geschehen kennen Sie noch nicht. Am 20. Mai gab es nur noch 5 Junge zu bestaunen und einige Tage später waren es schließlich nur noch 4. Diese vier zeigten sich aber am 25. Mai, dem Tag der Beringung, in allerbester Verfassung. Die Freiwillige Feuerwehr Feuchtwangen unterstütze mich mit ihrer großen Drehleiter unter ihrem Kommandanten Holger Frohwieser in vorzüglicher Weise.


Fast die komplette Mosbacher Storchenfamilie

Am gleichen Tag durften sich in Triesdorf vier Junge auf dem hohen Kamin der Molkerei und zwei Junge in Ornbau über ihre Ringe freuen. In Triesdorf mochte ich dem Nesthäkchen keine allzu großen Überlebenschancen einräumen, zu groß zeigte sich der Entwicklungsstand gegenüber dem nächst kleinsten Küken. In Ornbau lagen dagegen neben den beiden Jungstörche noch zwei taube Eier im Nest.

Drei Tage später durfte ich mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Dinkelsbühl auf Reise gehen und abermals gab es nur Erfreuliches zu sehen. Auch auf dem fast 30 Meter hohen Kamin der ehemaligen Molkerei in Wittelshofen am Hesselberg hatte man erfolgreich gebrütet und drei Junge ins beringungsfähige Alter gebracht. Auch hier zählte ein taubes Ei zum Nestinventar.


Annäherung


Drei Junge und 1 Ei

Den Abschluss bildete der Besuch der ehemaligen Mälzerei am Gasthaus „Zum Roten Ochsen“ von Günter Losert in Gerolfingen, an der Auffahrt zum Hesselberg gelegen und rund 2 Kilometer vom Nest in Wittelshofen entfernt. Hier kam es in den vergangenen Jahren nur selten zu erfolgreichen Bruten. Deshalb bedeuteten 3 Junge schon etwas Besonderes. So wurde nach erfolgreicher Arbeit die gesamte Crew mit Ihrem Tagebuchschreiber zu einem Essen in der Wirtsstube eingeladen. Bei fränkischen Bratwürsten saß man noch eine ganze Weile zusammen und tauschte Neuigkeiten aus. Wer einmal in die Gegend kommt und die Störche im Wörnitztal besuchen will, sollte unbedingt im „Roten Ochsen“ zu Gerolfingen einkehren und die reichhaltige fränkische Speisekarte ausprobieren. Wenn man im Freien sitzen kann, sollte man sich so platzieren, dass man das Storchennest im Blick behält! Guten Appetit!


Dort hinauf geht es!


Das Gerolfinger Dreigestirn


Tschüss!

 
 

Selbst schon vom ersten Lebenstag an versuchen junge Storchenküken, ihren Kot über den Nestrand abzusetzen. So ganz stimmt es aber sicher nicht, denn am ersten Lebenstag wird es mit einer Fütterung noch nicht so weit her sein, da die Jungen noch vom Dottervorrat aus dem Ei zehren. Aber die erste Kotabgabe wird bereits mit der eindeutigen Tendenz abgesetzt, möglichst aus der Nestmulde heraus zu zielen. In den folgenden Tagen wird diese Tendenz – auch im Hinblick auf die immer größer werdenden Volumenmenge – stärker und meist erfolgt die Kotabgabe sogar über den Nestrand hinaus. Lediglich die die Nestmulde einfassenden Zweige erhalten meist einen Teil des flüssigen Kot/Urin-Gemisches. Aus Gründen der Gewichtsersparnis besitzen Vögel keine Blase und auch keine getrennten Ausgänge für die flüssigen und festen Stoffwechselendprodukte. Die Kloake als Ausscheidungsorgan dient somit der gemeinsamen Abgabe von Kot und Urin. Die Folge der geringen Speichermöglichkeit der flüssigen Ausscheidungsprodukte hat zur Folge, dass häufiger Kot abgesetzt wird als bei zum Beispiel bei Säugetieren. Unser Senior zeigt am 31. Mai erstmals die Kotabgabe im Stehen. Ob dies der erste Stand überhaupt war, lässt sich auf Grund der nicht durchgehend dokumentierten Jungenaufzucht nicht eindeutig sagen. Der 19. Tag im Leben von Senior stellt auf jeden Fall keinen allzu frühen Wert da. Aber ein paar Tage früher sollte er schon einmal einen Stehversuch unternommen haben.


Der erste Freistand

Die ersten Stehversuche überhaupt erfolgen dagegen  mit „Schummeln“. Das heißt, das die Flügelchen meist zuerst ein Umfallen durch Abstützen verhindern. Die Weiterentwicklung wäre dann der auf obigem Schnappschuss erkennbare „freie“ Stand.

Der Eintrag von frischem und der Drainage des Nestes dienenden Nistmaterials ging auch zu Beginn des Monats Juni ungebremst weiter. Bei den Fütterungen hatte Senior stets die Nase vorne und das Geschwisterchen musste stets hinten anstehen. Kein Problem bei lediglich einem Nahrungskonkurrenten im Nest.


Eine heimelige Kinderstube

Am 2. Juni sah man, dass sich die Schulterfedern unserer Zwillinge weiter ausgebildet hatten und auch an den Hand- und Armschwingen wurden die schwarzen Federsäume deutlicher sichtbar. Aus den Blutkielen, den blau eingefärbten, weil kräftig durchbluteten Nährzellen des Federwachstums, schoben sich die Federn des Großgefieders weiter ins Freie.


Man wächst!

Das Wetter während der ersten drei Junitage bot erneut einen desolaten Charakter. In Feuchtwangen - und dieser Wetterplatz ist durchaus mit den Dinkelsbühler Werten vergleichbar- gab es als Höchsttemperatur gerade mal 15 Grad und an Niederschlag noch einmal 10 Liter auf den Quadratmeter. Wie sehr die Storcheneltern vor allem am Fronleichnamstag bemüht waren, ihren Nachwuchs zu schützen und zu wärmen, zeigen die beiden folgenden Schnappschüsse.

 
Wann wird es endlich wieder Sommer!!??

Meine Beringungsreise konnte ich trotz des bescheidenen Wetters auch in der Woche nach Pfingsten fortsetzen. Regenpausen gab es zwischendurch immer wieder, so dass das Anfahren der Nester mit den verschiedenen Feuerwehren kein Problem darstellte. Die zweite Runde begann ich in Aurach. Auf dem dortigen Rathaus, dem Nestgebäude, gab es erfreuliche drei Junge. Die Freude war umso größer als dort im Frühjahr Bauarbeiten begannen. Mit Rücksicht auf die damals noch nicht begonnene Brut konnten die Arbeiten so geplant werden, dass die Vollendung der Baumaßnahmen am Dach erst nach dem Ausfliegen möglicher Jungstörche erfolgen sollte. Die Maßnahmen an anderen Gebäudeteilen aber auch während der Brutzeit weitergeführt werden könnten. Gesagt, getan! Das Planungsbüro und die ausführenden Firmen hielten sich exakt an die Absprachen, drei Junge sind ein schöner Erfolg!


Das Nestgebäude in Aurach



Das Jungentrio

Am 2. Juni erstieg mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen das Storchennest auf dem Tanzhaus der ehemaligen Kreisstadt Nördlingen im Ries. Das Storchenpaar hatte drei Junge bis heute durchgebracht, die nun auf ihre Ringe warteten. Der wachhabende Elternstorch brauchte ein ganze Weile er seinen Nachwuchs kurzzeitig im Stich lassen wollte und für einige Minuten vom Nachbardach die Aktion verfolgte.


Da will einer gar nicht wegfliegen!

 
 

Sie haben schon lange nichts mehr über mein „Heimatstorchennest“ in Feuchtwangen erfahren. Dass dort seit dem Jahre 2009 auf dem alten Rathaus der Stadt ein Nest existiert, wissen Sie. Dass dort auch heuer wieder gebrütet wurde und wahrscheinlich drei Eier gelegt wurden, habe ich Ihnen ebenfalls schon berichtet. Gegen Ende Mai wartete ich dann gespannt auf das Schlüpfen von Jungen. Meine Besteigungen des Turmes der Stiftskirche, von wo man die einzige Möglichkeit besitzt, ins Nest zu blicken, häuften sich um diesen Zeitpunkt herum. Und tatsächlich war es schließlich am 28. Mai so weit. Das erste Küken schlüpfte, dem zwei Tage später ein Geschwisterchen folgte. Dabei blieb es dann auch. Ob das dritte Ei unbefruchtet geblieben war und bislang unentdeckt im Nest liegt, zerbrochen ist oder ob ein dritter Jungvogel schlüpfte und unmittelbar danach verschwand, kann nicht gesagt werden. In der Zwischenzeit haben die beiden kleinen Feuchtwanger Störche ihre ersten drei Lebenswochen überstanden, lediglich beim letzten Besuch auf dem Kirchturm am 19. Juni hatte ich den Eindruck, dass das Nesthäkchen einen wenig gesunden Eindruck machte. Ob es mit den gestrigen, fast 30 Litern Regen und knapp 14 Grad Höchsttemperatur zusammenhängen sollte? Wir wollen es nicht hoffen und der Wetterbericht verheißt ja in der dritten Junidekade eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation. Vielleicht hat der Feuchtwanger Juniorstorch das Glück des Tüchtigen so wie unser Dinkelsbühler Junior?


Der Storchenmann mit den beiden einwöchigen Jungen

 

 
Noch einmal, diesmal sind die Jungen knapp 3 Wochen alt

Wie Sonnenstrahlen doch die Stimmung bei uns und im Storchennest verändern können! Seit dem 4. Juni strahlten diese für eine ganze Woche fast ungehindert vom Himmel und trieben die Höchsttemperaturen einmal sogar über die 30-Grad-Marke, ein erster Tropentag für Junior und Senior im Dinkelsbühler Rathausnest. Auch Ulrich, selbst Dinkelsbühler, ließ sich von der Sommerstimmung anstecken und schickte uns im Gästebuch fotografische Grüße von einer Wanderung durch die wunderschöne Stadt mit Storchennest-Blick. Vielen Dank dafür! Ich verwende einige seiner Blicke für mein Tagebuch.


Ulrichs Sicht des Nestes

Dass Junior und Senior weiter wachsen, konnten Sie mit jedem Tag, den sie älter wurden, förmlich sehen. Wichtigstes Indiz für den Wachstumsvorgang ist stets das Wachstum der Hand- und Armschwingen. Wie rasant diese aus den Blutkielen herauswachsen, ist schon ein Erlebnis. Ebenso rasant geht es auch am restlichen Körpergefieder voran. Das bislang noch flaumig wirkende und sich ausgesprochen weich anfühlende zweite Dunenkleid beginnt sich nun so langsam zu verabschieden und wird nach und nach von der ersten, bleibenden Federgeneration verdrängt. In diesem Alter von der dritten zur vierten Lebenswoche verändern sich Junior und Senior am meisten. Machten sie bislang noch einen, vermenschlicht ausgedrückt, süßen und putzigen Eindruck, verliert sich dieser und der Nachwuchs nimmt mehr und mehr das Aussehen der Eltern an.


Senior in voller Größe

Das Stehen macht nun beiden Jungstörchen keine Probleme mehr. Es wird inzwischen auch ohne die Absicht, den Darm zu entleeren, praktiziert.


Da wächst einer aus dem Bild!

Dabei geraten Junior und Senior schon mal aus dem Bild, was mich – wie schon berichtet – dazu veranlasste, den Bildausschnitt ein wenig totaler zu nehmen, um auch den geplanten Beringungsvorgang deutlicher ins Bild rücken zu können. Der letzte Schnappschuss mit der alten Kameraeinstellung zeigt unsere Zwillinge in Rückenansicht und man erkennt den Fortschritt im Gefiederwachstum, aber auch den Unterschied im Fortschritt dieses Wachstums. So zeigt Senior links auf dem Bild schon längere schwarze Federanteile als Junior auf der rechten Seite.


Tschüss alte Kameraeinstellung!

Am 7. Juni nachmittags gab es große Freude im Nest über die Tatsache, dass nun die Jungen wieder komplett sichtbar sind. Senior unterstrich dies noch durch einen freien Stand im Nest und heftiges Flügelschlagen.


Nun können uns die Nestgucker wieder komplett sehen!

Mit steigender Hitze wird auch die zusätzliche Aufnahme von Wasser bei der Versorgung der Jungen wichtig. Achten Sie im Laufe der hoffentlich noch einkehrenden Sommerhitze darauf, ob Junior und Senior auch direkt mit Wasser versorgt werden. Im Normalfall wird der Wasserbedarf der Jungen durch die aufgenommene Nahrung gedeckt. Bei Temperaturen deutlich über 25 Grad, kann gelegentlich der Wasserbedarf nicht mehr allein über die Futtertiere gedeckt werden. Dann fliegen die Eltern häufiger nach einer Fütterung noch einmal für wenige Minuten vom Nest und an eine Stelle, von der sie wissen, dass dort Wasser in leicht erreichbarer Form vorhanden ist. Dies kann ein Graben sein, der noch Wasser führt oder ein Biotop, der bislang noch von Austrocknung verschont geblieben ist. An solchen Stellen landet dann ein Altstorch, taucht seinen Schnabel ins Wasser und schöpft regelrecht das kostbare Nass. Nach mehrmaligem Eintauchen und Schöpfen fliegt man wieder zum Nest und würgt die aufgenommene Wassermenge über den Jungen aus. Nur wenig Wasser gelangt dabei direkt in den Schnabel, der größte Teil geht buchstäblich daneben, fließt ins Nest oder benetzt wenigstens das Gefieder. Die dadurch entstehende Verdunstungskälte verschafft dem Nachwuchs aber trotzdem etwas Linderung vor der Hitze.


Gibt es Wasser oder Futter?

Schließlich kam der 9. Juni, der Tag der Beringung also! Ich hatte diesen Termin angekündigt. Da es aber nicht für jeden möglich war, live dabei zu sein, füge ich hier noch einmal die wichtigsten Daten und einige Bilder bei. Begonnen hatte alles am Abend bereits um 19 Uhr. Ich war mit der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl zu diesem Zeitpunkt in Weiltingen an der Wörnitz (etwa 12 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt) verabredet, um auch dort den Storchennachwuchs zu beringen. In diesem alten Nest – es besteht auf dem Kamin des Sägewerkes Ströhlein seit annähernd 100 Jahren – wachsen in diesem Jahr ebenfalls 2 Junge heran. Ein drittes war von den Eltern schon vor zwei Wochen aus dem Nest geworfen worden. Nach dem Beringungseinsatz ging unsere Fahrt zurück nach Dinkelsbühl, um bald darauf vor den Augen der Webcamseher zu erscheinen. Es war deshalb schon einige Minuten vor dem bekannt gemachten Termin, als Friedrich Hirsch von der FFW Dinkelsbühl am Ledermarkt unterhalb des Nestes seine Drehleiter in Position brachte. In den vergangenen Jahren positionierte sich die Drehleiter stets im Innenhof des Nestgebäudes. Seit Abschluss der umfangreichen Umbauarbeiten zum Museum ist das Befahren des Innenhofes noch schwieriger geworden, so dass es nun auch unterbleibt. Deshalb nähert sich der Korb der Drehleiter mit seinen Insassen nun von der rechten Nestseite her, früher geschah dies von der linken Seite (jeweils aus der Sicht der Webcam).

Kurz vor Erreichen des Nestrandes durch die Besatzung des Rettungskorbes flog der wachhabende Altstorch vom Nest und beäugte das Geschehen vom Dachfirst eines Nachbarhauses aus. Die beiden Jungdinkelsbühler nahmen die Akinesestellung ein, das bedeutet dass sie sich tot stellten. Dies ist eine angeborene Verhaltensweise, die verhindert, dass wirkliche Feinde (vor allem fremde Störche)sich ungezügelt über den wehrlosen Nachwuchs hermachen können. Schnell waren die einfach zu handhabenden und aus zwei Hälften bestehenden älften Hälften   H      ELSA-Ringe über dem Intertarsalgelenk angebracht, wobei ein leises Klicken den ordentlichen Zusammenschluss der beiden Hälften verkündet. Von nun an werden Senior und Junior ein Leben lang an ihren Ringnummern DER AF 275 und  DER AF 276 erkennbar bleiben.


Hallo, ich komme!


Geschafft!

Wie sich die Geschichte aus der Sicht der Webcam darbot, zeigen die folgenden Schnappschüsse meiner verehrten Leser.

 

Nach einer knappen halben Stunde waren die Jungen wieder direkt betreut, wenngleich sie auch schon vorher stets im Blick eines Altvogels vom Nachbarhaus aus waren.


Zurück bei den Jungen

Die Beringung – also bei Vorhandensein etwas drei- bis sechswöchiger Junge – stellt für die Brut keinerlei Gefahr dar, sie darf deshalb auch mit Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörden durchgeführt werden. Alle weiteren Störungen und Eingriffe (Horstkosmetik, Fönen der Jungen, Fütterung etc.) sind verboten und deshalb strengstens zu unterlassen!

Den Rest im bisherigen Leben von Junior und Senior möchte ich mit einigen weiteren Schnappschüssen kurz beleuchten und damit meinen Bearbeitungsrückstand aufholen. Ich werde dies mit dem Datum des 20. Juni erreicht haben und danach in gewohnter Weise fortfahren. Ich werde dabei mein Augenmerk zunächst auf die Nester und auf erfolgte Beringungen in meinem Arbeitsgebiet richten und im weiteren Verlauf auch auf das Schicksal der vielen Webcam-Nester eingehen. Daneben werden  natürlich unsere Dinkelsbühler Zwillinge stets im Fokus bleiben und wenn ich weiterhin mit Ihrer Hilfe durch Ihre Schnappschüsse rechnen kann, ist mir in den nächsten Wochen nicht bange.

Junior und Senior wurden – wie erwähnt – an ihrem 28. bzw. 26. Lebenstag von Ihrem Tagebuchschreiber mit einem Ring der Vogelwarte Radolfzell markiert.

Drei Tage später konnten wir beide Jungstörche  in Erwartung einer Fütterung erleben und ihre dabei eingenommene Stellung bewundern.


Wo bleibt das Futter?

Einen weiteren Tag später geschah das Erwartete. Junior und Senior wurden erstmals (?) an ihrem 30. bzw. 32 Lebenstag von den Eltern alleine im Nest zurückgelassen. Der Beginn der unbewachten Jungenaufzucht hatte begonnen.


Erstmals allein!

Dass sich diese Phasen des Allein-Seins von nun an mehr und mehr verlängern, wissen Sie ebenfalls schon lange.

Am 15. Juni konnten wir lange Zeit eine große schwarze Mauserfeder im Nest bewundern. Natürlich stammte sie von einem der Altstörche, die während der Mauser immer mal der einen oder anderen Feder aus dem Großgefieder verlustig gehen, ohne dabei die Flugfähigkeit verlieren zu dürfen.


Stammt die große Feder von Papa oder Mama?

So geschieht dieser Federwechsel bei Störchen stets über einen längeren Zeitraum gestaffelt und stets unter Einbehaltung der Flugfähigkeit. Entenvögel beispielsweise verfolgen dabei eine andere Strategie. Sie ziehen sich – nach der Brutzeit – auf so genannte Mausergewässer zurück und wechseln ihr Großgefieder in einem Zug. Verlieren dabei aber für einige Wochen ihre Flugfähigkeit. Durch den Aufenthalt auf dem Wasser sind sie dann allerdings auch sehr gut vor möglichen Feinden geschützt.

Am 17. Juni – Senior und Junior sind mittlerweile 5 Wochen alt – zeigten beide erstmals gleichzeitig in voller Größe und bei bester Gesundheit ihre Ringe. Da mochte auch die dezente Ausschmückung des Nestinneren durch einen Plastikfetzen nicht stören, zumal dieser beim nächsten Windstoß eher die Straße unterhalb des Nestes verunzierte.


Stolze Ringträger!

Ein immer häufiger zu sehendes Phänomen stellen nun zwischen der fünften und sechsten Lebenswoche unseres Nachwuchses die Phasen des Allein-Seins dar. Auch bei Regen und kühlen Temperaturen gehen Papa und Mama zu dieser Betreuungsform über. Ein Regen- und Kälteschutz ist bei der vorhandenen Größe des Nachwuchses gar nicht mehr möglich und auch nicht mehr nötig, verfügen Senior und Junior doch mehr und mehr über eine Federausstattung, die der während des ersten Lebensjahres gleicht. Erst danach beginnt der langsame Ersatz verbrauchter Federpartien, der sich schließlich bis ins zweite Lebensjahr hinzieht. In diesem ein- bis zweijährigen Turnus werden dann die weiteren Federgenerationen hervorgebracht.

 
Immer öfter alleine!...


...auch bei scheußlichem Regenwetter!

Manchmal ist jedoch die Aufsicht nur einen kleinen Schritt entfernt!


Man behält den Nachwuchs doch lieber noch im Auge!

Heute, am 20. Juni, sind Senior und Junior 39 bzw. 37 Tage alt. Sie haben über die Hälfte ihrer Nestlingszeit hinter sich gebracht und starten nun ihre zweite Hälfte, in der es weniger stark ums Überleben als vielmehr um Wachsen und Gewichtszunahme geht. Bleiben Sie mir bitte weiterhin treu und erleben Sie von nun an wieder unter einem fortlaufenden Datum die weitere Lebensgeschichte unserer Nestlinge und darüber hinaus auch neue Einblicke in andere Kameranester.


Bald wachsen die Kleinen auch aus dem Bild!

 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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