Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2010
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

28. Feb. 10

Es fiel mir selten schwerer als heute, einen neuen Tagebuchjahrgang zu eröffnen. Es wird der zehnte aus dem Dinkelsbühler Storchennest sein und damit nahtlos seinen Vorgängern folgen. Ein wenig plagt mich schon das schlechte Gewissen: Habe ich Ihnen im vergangenen Jahr mit aller Macht versprochen und Sie deshalb auch zu Spenden aufgefordert, bald mit neuer Technik aufwarten zu können. Geschehen ist – trotz aller Hoffnungen – bis heute nichts. Und wie es aussieht, müssen wir diese Saison noch einmal mit Bewährtem auskommen. Nun bin nicht ich der Betreiber von storch24.de, sondern die Ortsgruppe Dinkelsbühl bzw. die Kreisgruppe Ansbach im Bund Naturschutz in Bayern zeichnet für die Website und alle damit verbundenen Bereiche verantwortlich. Ihr Tagebuchschreiber berichtet aus dem Storchennest und tut dies vollkommen ehrenamtlich und auch freiwillig, er ist aber auf eine funktionierende Technik und Übertragung angewiesen und kann diese nicht von sich aus garantieren. Irgendwo sind auch ihm technische Grenzen gesetzt. Auch beim momentanen Bildausfall (dieser datiert vom 25. Januar - s. Bild oben) blieb ich trotzdem nicht tatenlos hinter meinem Schreibtisch sitzen, sondern wurde mehrere Male im Nestgebäude vorstellig, ohne – wie sonst in solchen Fällen – schnell zum Ziel zu kommen.

Inzwischen ist der Fehler so weit eingegrenzt, dass sich die Übertragung mit einem neuen Router wird fortsetzen lassen. Unser Techniker, Andreas Kamm, wird dies in der kommenden Woche auf die Reihe bringen. Also haben Sie noch etwas Geduld! Sie sehen also, dass die Technik in die Jahre gekommen ist und immer mal wieder Störungen auftreten können. Nun blicken wir aber gerade auf eine Brutzeit (2009) zurück, in der wir in Sachen „technische Störungen“ gänzlich problemlos über die Runden kamen.

Als wir 2001 zum ersten Mal in Erscheinung traten, war das Feld der Webcams, gerade die der Storchencams, noch reichlich unbeackert. Höchstens eine Handvoll ähnlicher Einrichtungen gab es zu bestaunen. Inzwischen ist ihre Zahl auf rund 140 gewachsen.

http://storchencam.eu
oder
http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_webcams_sto.html

Sehen Sie einmal nach und staunen Sie, was da alles angeboten wird! Und die ganze Angelegenheit nimmt noch kein Ende. Ich denke, dass sich das Angebot in diesem Jahr noch einmal verdoppeln wird und ein Ende ist leider noch nicht absehbar! Erst wenn jedes Nest eine Kamera trägt, wird sich der Boom etwas abschwächen. Aber werden wir nicht dann von einer Zweitkamera sprechen? Sie sehen, dass meine Einstellung zur Kamera am Nest schon reichlich zwiespältig war und ist und bleiben wird, zumal wenn als Begründung bestandserhaltende bzw. bestandsfördernde Faktoren angeführt werden. Das Gros der Angebote sollte man einstampfen und aus dem Verkehr ziehen und auch sonst sollten schärfere Richtlinien für die Genehmigung solcher Anlagen eingeführt werden. Mit welcher Dreistigkeit und Rücksichtslosigkeit hier manchmal vorgegangen wird, widerspricht selbst einfachsten Naturschutzgesetzen. Also Augen auf und einschreiten, wo es nötig ist! Wenn jemand schon wieder denken will, dass der Tagebuchschreiber über die Stränge schlägt und sich schon wieder Sachen anmaßt, die ihm gar nichts angehen, mag er ja Recht haben. Aber ich lasse mir auf der anderen Seite auch nicht den Mund verbieten! Sie dürfen anderer Meinung sein, ohne dass Sie mich kränken! Aber ich bleibe dabei: Weniger ist manchmal mehr! Sowohl was die Tagebucheinträge als auch was die Kameraangebote angeht!

Nicht nur unsere Seite ist im Augenblick nicht auf Sendung, sondern mehr als 100 andere Betreiber liegen noch im Winterschlaf und harren der Dinge, die da kommen oder nicht! Lief früher einmal die Übertragung während der Winterzeit reibungslos durch, gab es auch viele Stimmen, die dies für übertrieben und für reine Geldverschwendung hielten. Man kann es eben nicht jedem Recht machen.

Seit dem Abzug der Störche (die Jungen konnten zuletzt am 12. September im Nest beobachtet werden, Papa Storch am 13.9.) gab es keine weitere Storchensichtung im Nest mehr. Auch wenn in der Umgebung Dinkelsbühls an einigen Nestern die Nestinhaber wieder zurück sind, liegt von unserem Nest kein Anflug eines Storchs vor. Dies kann natürlich nur unter Vorbehalt gelten, denn eine lückenlose „Überwachung“  des Nestgeschehens ist nur unter laufender Kamera und mit KaiserPingis Mitschau möglich! Warten wir eben noch ein paar Tage!

Erfreulich, dass es seit dem 12. September 2009 auch Nachricht von einem Jungen (Senior oder Junior?) unseres Nestes gibt.

Auf Grund dieser Nachricht steht definitiv fest, dass unsere Beobachtungen aus dem Storchennest korrekt abliefen. Am 12. September muss der Großteil der Familie abgezogen sein. Ob die beiden Nestgeschwister zusammen mit Mama reisten oder doch eher ohne elterliche Begleitung Dinkelsbühl verließen, bleibt ihr Geheimnis.  Auf alle Fälle wurde einer der beiden Jungen aus dem Dinkelsbühler Nest am 13. September (also einen Tag nach dem Abflug) an den Ismaninger Speicherseen vor den Toren Münchens abgelesen. Die zurückgelegte Entfernung in Bezug auf den Geburtsort des Storchs betrug zu diesem Zeitpunkt 141 Kilometer. Der Melder schreibt weiter: ..“schien fit und gesund/Ring nicht verschmutzt!“ Ob sich weitere Störche in seiner Gesellschaft befanden, verschweigt der Melder leider.

Die nächste Nachricht über unseren Nachwuchs stammt vom 12. November und zwar mit allergrößter Sicherheit aus dem Winterquartier: An diesem Tag wurde der Jung-Dinkelsbühler aus Zahara de los Atunes in der Provinz Cadiz in Andalusien/Spanien lebend gemeldet. Schön, dass es – übrigens zum ersten Mal seit Storchenjunge in Dinkelsbühl beringt werden – einmal einen stichhaltigen Hinweis über den Verbleib eines Dinkelsbühler Storches gab.

Nun trösten Sie sich noch ein paar Tage, dann läuft alles wie gewohnt und zu lesen gibt es darüber hinaus auch noch etwas.

Ihr Thomas Ziegler

 
4. Mrz. 10

Nach mehreren Wochen Bildvakanz ist es gelungen, die Bilder aus dem Storchennest wieder zum Laufen zu bringen. Als besonderer Lohn stand am Ende das fast zeitgleiche Erscheinen des ersten Storches am Nest. Doch lassen Sie mich die Geschehnisse der Reihe nach berichten:

Das letzte Lebenszeichen von mir und zugleich die erste Nachricht aus der diesjährigen Storchensaison stammte vom 28.2.. In diesem Eintrag kündigte ich Ihnen die Bilder für diese Woche an. Etwas neidvoll blickten wir alle in andere Nester, in denen sich Leben zu regen begann. So warteten die Bornheimer Nester, einige am Oberrhein und auch sonst im Ländle mit Storchenbesatz auf. Dass daran auch eine ganze Reihe von Überwinterern und halbzahmen Weißstörchen beteiligt waren, soll auch nicht ganz verschwiegen werden. Die bayerischen Besatzverhältnisse konnten und können auf der Website des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. zeitnah und sehr genau verfolgt werden. (http://www.lbv.de/artenschutz/voegel/weissstorch/verbreitung-2010.html)

Auf Grund der dort erkennbaren Datenlage war zum Monatsbeginn klar ersichtlich, dass auch die Rückkehr der „Spanienurlauber“ unter den Störchen bereits in vollem Gange war und zahllose Nester bereits wieder in Besitz genommen waren. Würden wir in Dinkelsbühl wegen der geschilderten technischen Probleme am Router den Einflug des ersten Besuchers verpassen? Ein Wettlauf mit der Zeit begann. Techniker Andreas Kamm, die fleißigen Damen und Herren der Stadtwerke Dinklelsbühl, Thomas Joas als „Chef de Mission“, Wolfgang Horlacher als Webmaster und ihr Tagebuchschreiber bildeten eine konzertierte Aktion, die fast punktgenau ans Ziel der Träume gelangte.

Wenn da nicht am  3. März in den Nachmittagsstunden Ulrich im Gästebuch mit einer famosen Nachricht hätte aufhorchen lassen. Wie Eingeweihte wissen, bestehen zwischen Ulrich und dem Dinkelsbühler Rathaus private Bande. Wenn man dann noch weiß, dass aus dem Dachgeschoss der dortigen Verwaltung ein freier Blick auf das alte Rathaus und seine Bewohner besteht, musste einem um die Authentizität der Nachricht keineswegs bange sein. 

Ich füge die Kopie dieses wichtigen Gästebucheintrages bei:

63140) Ulrich aus Dinkelsbühl schrieb am 3.März 2010 um 15:32 Uhr:

Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, ist ein Storch im Dinkelsbühler Nest

 

Da die Bilder der Kamera zu diesem Zeitpunkt noch nicht liefen, machte ich mich sofort mit dem Auto auf den Weg nach Dinkelsbühl. Doch wie befürchtet, traf ich keinen Adebar am Nest mehr an. Aber es bestand nicht der geringste Zweifel, dass am 3. März in den Nachmittagsstunden Storchenbesuch auf dem Stundenplan stand. Ich konnte auch am Folgetag nicht länger auf die Bilder aus dem Nest warten und begab mich am frühen Nachmittag des 4. März abermals in die Wörnitzstadt. Das Dach unterhalb des Nestes trug bereits eindeutige Spuren, die auf einen längeren Aufenthalt eines Storches im Nest hinwiesen. Nach diesen Kotspuren zu urteilen, musste der von Ulrich gemeldete Besucher mit großer Sicherheit auch die Nacht zum 4. März bereits im Nest zugebracht haben, auch wenn im Augenblick meines Besuches das Nest erneut verwaist war und ich den Frühheimkehrer auch nicht vor den Toren der Stadt ausmachen konnte.

Nach meiner Rückkehr erlebte ich dann am heimischen Computer eine höchst erfreuliche Überraschung: Die Bilder liefen wieder und man schrieb Donnerstag, den 4. März  zwischen 15 Uhr und 16 Uhr. Andreas Kamm war also tätig geworden und hatte die letzten notwendigen Schritte unternommen. Es gab wieder ein Storchennest zu sehen, unser Storchennest, das schönste der Welt!

Fehlt nur noch der Besitzer! Zwei Täubchen waren die ersten Lebewesen, die sich da in der Spätwintersonne tummelten.


Die ersten Besucher

Doch um 18:33 Uhr, nach Winterzeit allerdings 17:33 Uhr (die Kamerauhr war zu diesem Zeitpunkt noch nicht umgestellt!) stand „Er“ im Nest.


Erfolgreiche Landung

Er war zur zweiten Übernachtung ins Nest zurückgekehrt. Passt, dachte ich bei mir! Wir haben es also gerade noch geschafft! Zwar mit 24-stündiger Verspätung, aber böse kann uns deshalb wirklich niemand sein! Unsere Sehergemeinde kann erneut mit hervorragenden Bildern und Texten verwöhnt werden! Zum Nulltarif und bereits im 10. Jahr. Auch eine Leistung, auf die wir ein wenig stolz sein können!

 
So kann es weitergehen!

Dies geht natürlich nur, wenn auch ein wenig Geld fließt.

Deshalb ein herzliches Dankeschön an unsere Hauptsponsoren, die da heißen:

N-ERGIE, unser heimischer Energieversorger sowie  Rotary-Club Dinkelsbühl/Feuchtwangen ebenso die Stadt Dinkelsbühl (hier die Stadtwerke als Trägerin der dsl-Leitung) .

Nicht vergessen sollen auch diejenigen sein, die einst die Idee für das Projekt entwickelten: Ich meine die Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz unter ihrem Vorsitzenden Thomas Joas und vor allem Sie, liebe Freunde der Storchenkamera, die Sie seit 2001 durch Ihre großzügigen Spenden den Fortbestand des Projektes gesichert haben und vielleicht auch weiter sichern helfen. 

Zur Identität des ersten Besuchers: Er ist unberingt und in Besitz eines kompletten Schnabels. Die bedeutet, dass es sich nicht um Schorsch handeln kann. Viel eher denke ich, dass es unser letztjähriger Storchenmann ist! In der Regel und in der Mehrzahl der Fälle kehren die Partner eines Paares bevorzugt zum Nest des Vorjahres zurück. Man trifft sich also am alten Nest wieder, sofern man das Winterhalbjahr unbeschadet überlebt und überstanden hat. Soweit durch Ringablesungen gesichert, haben bislang heuer fast alle Störche aus dem Vorjahr ihr altes Nest wieder bezogen. Warum sollte es dann gerade im Dinkelsbühler Fall gänzlich anders gelaufen sein?

 
5. Mrz.10

Tag 2 der Neu-Kameraübertragung! „Er“- wenn es überhaupt ein Männchen ist – blieb uns die Nacht treu! Es handelt sich bei unserem Erst-Besucher also um keine Eintagsfliege, die sich nur mal so für ein paar Minuten am Nest aufhält, um danach mit unbekanntem Ziel zu entschwinden. Nein! Hier ist schon Zug dahinter. Der gehört hierher und die Chancen, dass es sich tatsächlich um unserer Männchen aus dem Vorjahr handelt steigen damit stündlich. Wäre er nur mal auf der Durchreise gewesen, hätten wir ihn nicht schon zweimal zur Übernachtung hier gehabt. Das ist ein Storch, der sich am und in der Umgebung des Nestes gut auskennt. So dürfen wir gespannt die weitere Entwicklung abwarten und uns auf die nächsten Tage freuen. Eine Bitte noch an Sie alle. Machen Sie ruhig wieder etwas Werbung für unsere Website! Wer die Seite www.storch24.de noch nicht kennt, sollte sie schleunigst kennen lernen. Schon jetzt ein herzliches Dankeschön dafür!

Zum Mitfreuen lege ich noch ein paar Bildbelege der heutigen Ereignisse bei, auch wenn in den ersten Tagen die Anwesenheiten am Nest während der Tagesstunden nur sehr begrenzt ausfallen. Eine sichere Bank für eine Storchensichtung ergibt da schon ein Blick kurz vor Einbruch der Dämmerung, denn zum Übernachten kehrt ein Neststorch stets in seine Behausung zurück (zumindest meist!).


Rückkehr vom Morgenspaziergang


Standfest

Massenauftritt


Übernachtung
 
6. Mrz. 10

Von Frühlingserwachen keine Spur!

Dafür erfolgte heute in der Nacht ein markanter Rückfall in den Winter. Sicher kein Grund, sich deshalb um Adebar Sorgen machen zu müssen. Wenn man einen Blick in zurückliegende Tagebuchjahrgänge wirft, sieht man gleich, dass solche Wetterereignisse schon fast zur Regel gehören und Schneefall in der ersten Märzhälfte keine Seltenheit darstellt. Blicken Sie einmal dazu in den Tagebuchjahrgang 2006. Da werden Sie über das zu Lesende nur staunen! 

(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_06/chronik2006_01.htm)

Unser Storch hielt uns – wie erwartet – die Treue. Er war in den Vormittagsstunden länger am Nest zu sehen und schwebte bereits am Nachmittag erneut pünktlich zur nächsten Übernachtung ein. Dass Schneefall und kalte Luftmassen einen baldigen Zuzug weiterer Störche erschweren, steht außer Frage. Bis im Nest traute Zweisamkeit herrschen wird, müssen wir uns noch gedulden! Die „Störche im Anmarsch“ werden etwas aufgehalten, mehr nicht! Wir bleiben am Ball und werden schon nichts verpassen. Hier die Bilder des Tages:

 
Überraschung am Morgen

Was mir da bei meinen Recherchen im weltweiten Netz von Zeit zu Zeit begegnet, schlägt dem Fass doch immer wieder einmal den Boden aus. Dass ich mich schon häufiger hier im Tagebuch gegen das Füttern von unversehrten und in Freiheit lebenden Störchen ausgesprochen habe, ist kein Geheimnis. Was mir aber da unlängst auf der Website der Storchencam in Isny ( http://www.isny.tv) begegnete, ist als schier unglaublich zu bezeichnen, aber offensichtlich wahr und kein verfrühter Aprilscherz. Da bitten doch Menschen bei vollem Verstand und im Besitz ihrer geistigen Kräfte ihre Sehergemeinde um folgendes:

Spendenaufruf

Liebe Webcam-Besucher,
Damit die Futterversorgung on Romeo und Julia gesichert ist, haben wir den altersschwachen Gefrierschrank gegen einen sparsameren und größeren Gefrierschrank ausgetauscht. Leider hat diese außerplanmäßige, aber notwendige Ausgabe ein großes Loch in unser Konto gerissen. Wir würden uns über reichliche Spenden zur Finanzierung sehr freuen!

Man muss es zweimal lesen, um nicht an seinem Verstand zu zweifeln. Aber warum sich eigentlich aufregen? Ist es nicht eine wunderbare Sache, den hilflosen Vögeln in dieser Art unter die Arme zu greifen. Aber: Man könnte sich bei den momentanen Temperaturen die Gefriertruhe sparen und stattdessen mit einem günstig gemieteten Hubschrauber das Futter flächendeckend ausbringen. So kämen auch noch andere Vögel und Geschöpfe in den Genuss des Futters.

Geben Sie doch gleich die Webcam mit in die Gefriertruhe, damit man ähnlichen Unsinn in Zukunft vermeiden hilft.

Dieses Fundstück zeigt aber überdeutlich, auf was man sich in Zukunft in Sachen Storchenwebcam noch alles einlassen muss. Da versteht man doch die Haltung anderer Täter, die bei Regen und Trockenheit im Storchennest ebenfalls nach skurrilen Hilfsmaßnahmen rufen und ihr Podium dafür unter ahnungslosen Webcamsehern suchen und finden.
 
7. Mrz. 10

Adebar bleibt unserem Nest treu! Dies ist kurz gefasst die Erkenntnis der letzten Tage. Er hat seit seinem ersten Aufkreuzen am Nest stets darin übernachtet und auch sonst viele Stunden darin zugebracht. Dass man einen Einzelgänger nie ständig – auch während des Tages – im Nest beobachten kann - versteht sich von selbst. Lediglich die ersten Stunden nach Sonnenaufgang sowie die Phase vor Einbruch der Dämmerung sind einigermaßen Gewähr dafür, dass man unseren Freund im Nest antrifft.

Die heutigen Sonnenstunden haben ausgereicht, den Schnee aus der Nestmulde zum Schmelzen zu bringen, während große Teile des Daches der Paulskirche noch eine Schneehaube tragen. Nach sehr frostiger Nacht (minus 11 C°) brachte es der Sonnenschein immerhin auf knappe 0 C°. So ließ es unser Gast am Morgen etwas langsamer angehen, ehe er in die Nahrungsgründe aufbrach. Hier in den Wiesen um die Stadt sollte es an Mäusen keinen Mangel haben, womit es trotz einer dünnen Schneedecke ( 4cm ) keine Nahrungsengpässe gibt. Auch um die Mittagszeit stellte sich der Einzelgänger überraschend am Nest ein. Vielleicht zeigte er seinen vielleicht überfliegenden  und für uns nicht sichtbaren Artgenossen seine Ansprüche gegenüber dem Nest. Oder war es nur Einbildung meinerseits? Auf dem beigefügten Schnappschuss glaubte ich – es kann aber auch ganz anders sein – Schorsch wiederzuerkennen. Dies würde auch das Auftauchen eines Storchs zur Mittagszeit plausibel machen. Schorsch versuchte mal in Abwesenheit des Hausherren sein Glück am Nest. Wir kennen dieses Verhalten ja schon aus dem Vorjahr. Vielleicht schauen Sie  - wer kann und hat – Ihre Schnappschüsse von heute um die Mittagszeit nach möglichen weiteren Ähnlichkeiten des Besuchers mit unserem Schorsch einmal durch! Vielleicht lässt ich die gemachte Vermutung dadurch untermauern oder aber auch entkräften?


Schorsch oder nicht Schorsch, das ist hier die Frage?

Natürlich stellte sich Adebar auch zur nächsten Übernachtung pünktlich wieder ein.


Langschläfer

Schüttelfrost
 
8. Mrz. 10

Erneut eine eiskalte Nacht mit minus 11 C° und Höchsttemperaturen, die unter der Null-Grad-Grenze blieben. Dafür schien aber für 10 Stunden die Sonne. Adebar blieb ab den Vormittagsstunden bis kurz vor Einbruch der Dämmerung dem Nest fern! Auch kein Zwischenbesuch stand heute auf dem Programm. Ich kann mich erinnern, dass gestern zur Zeit des möglichen Schorsch-Besuches dieser auffällig häufig den Luftraum über dem Nest beäugte und sich ganz anders verhielt als der eigentliche Nestbesitzer. Für mich stellt sich deshalb diese Episode nachträglich als realer Schorschbesuch dar. Da mir aber zur Zeit der Lifebeobachtung die Schnabelabnormalität nicht auffiel und ich kurz darauf für den Rest des Tages keine Beobachtungen mehr anstellte, bleibt ein kleiner Restzweifel erhalten.

Einige Dohlen vom benachbarten Münster Sankt Georg nutzten den Leerstand im Nest, um sich kostenlos Nistmaterial für ihre Nester in den circa 15 Nistkästen unter dem Dach von St. Georg abzuholen. Beobachten wir gespannt, wie weit sich in diesem Jahr der Nestvorrat von Gevatter Storch durch die Dohlen reduziert.

Einige Beobachter kommen bereits jetzt zu dem Schluss, dass noch nie zu einem so frühen Zeitpunkt so viele Störche ihre Nester schon  bezogen hatten. Mal sehen, was sich in den nächsten Wochen daraus entwickelt! Bleiben Sie mir gewogen und Sie werden alles erfahren.


Räuberische Dohlen

Im Morgenlicht
   

Im Schneegestöber

Bereit zur Übernachtung

 

 
11. Mrz. 10

Der Winter hält sich hartnäckig! Zwar hat sich der Frost nach 3 extrem kalten Nächten etwas abgeschwächt, aber die Tageshöchsttemperaturen verharren nach wie vor bei oder knapp unter der Null-Grad-Grenze. Heute und in der vergangenen Nacht kamen sogar wieder einige Zentimeter Neuschnee dazu. Nichts für Storchenzug! So verwundert es sicher nicht, wenn seit einer Woche Stillstand beim Zuzug neuer Störche besteht. Es fliegt sich einfach nicht, wenn keine Thermik herrscht. So muss unser Adebar auf dem alten Rathaus weiter auf einen Partner warten. Dabei hält er seinen Stundenplan seit Tagen exakt ein. Abflug in den Morgenstunden und Rückkehr vor der Dämmerung gegen 18 Uhr. Zugegeben, dass es da wenig spannend zugeht. Aber, was noch nicht ist, kann ja bekanntlich immer noch werden.

Um 18 Uhr sitze ich wieder vor meinem PC. Das Nest ist noch immer leer. So langsam sollte Adebar wieder eintrudeln! Wird er noch kommen? Ist kein Beinbruch, wenn er die neuen Schneefälle zum Anlass genommen hat, einen Rückzug anzutreten und die Nacht an anderer Stelle zu verbringen. 18:40 Uhr Nest noch immer leer. Heute Nacht bleibt das Nest also erstmals seit einer Woche leer. Nun dürfen wir eben wieder warten! Auch ein schönes Gefühl.

Hatte heute mal wieder einen kleinen Fernsehtermin. Mit einem Team des Bayerischen Fernsehens war ich in Leutershausen unterwegs. Die Redakteurin mit ihrem Kameramann hatte es auf das pikante Storchenpaar auf dem Schlauchtrocknungsturm des ehemaligen Feuerwehrgerätehauses abgesehen. Und Adebar tat uns den Gefallen. Es flog an und zeigte sich von seiner besten Seite. Die Redakteurin war von der Geschichte begeistert, dass eine 26-jährige Storchendame mit einem 8-jährigen Partner bereits seit fünf Jahren zusammenlebt. Auch dass „Sie“ schon 10 Jahre dem Nest die Treue hält, mag gefallen. Der kleine Beitrag soll am Freitag, 12.3.2010 im Programm „Bayerisches Fernsehen Nord – Frankenschau aktuell“ in der Zeit zwischen 17.30 Uhr und 18 Uhr gesendet werden.


Abendlicher Einflug

Raubgeschwader
   

Außer Haus
mit Schneefall

Hoppla, jetzt reicht es aber
mit dem Schnee!

Kleiner Nachtrag zum Eintrag vom 11. März!

Da musste ich abends doch nicht alles mitbekommen haben, denn Adebar erschien denn doch noch, aber erst zu einem Zeitpunkt als die Kamera keine brauchbaren Bilder mehr lieferte.

Barbara aus Dänemark jedenfalls konnte Schnappschüsse vom Morgen des 12. März beisteuern, auf denen klar zu erkennen ist, dass sich unser Nestinhaber zur Übernachtung im Nest aufgehalten hat und im ersten Morgengrauen abflog.

 
Er hat doch noch einmal übernachtet!

Ich möchte an dieser Stelle eine wichtige Bitte aussprechen, die vor allem an unsere fleißigen SchnappserInnen gerichtet ist. Stellen Sie weiterhin so fleißig Ihre bebilderten Beobachtungen ins Gästebuch ein und lassen Sie alle – auch mich – dadurch an den Geschehnissen teilhaben. Letztlich profitiert auch das Tagebuch davon! Schon jetzt einmal dafür ein großes Dankeschön!

 
14. Mrz. 10

Die Durststrecke scheint bereits wieder vorbei zu sein! Mit Durststrecke meine ich die storchenlose Zeit an unserem Nest. Seit dem 11.März am Vormittag wurde kein Adebar über den Dächern Dinkelsbühls gesichtet. Es sollte sich also dabei um eine klassische Form der Winterflucht gehandelt haben. Findet ein Storch über mehrere Tage nicht genug Futter, begibt er sich instinktiv auf die Suche und weitet dabei sein Aktionsgebiet nicht unerheblich aus. So führt ihn die Suche schnell einmal 100 bis 200 Kilometer nach Westen oder Richtung Bodensee und schon ist die Situation für ihn besser. Nach der ersten frostfreien Nacht im März zum heutigen Sonntag und Temperaturen am Nachmittag von deutlich über Null verbunden mit einem kräftigen Westwind wurden prompt wieder Störche herangespült. Was wird wohl erst die zweite Wochenhälfte bringen, wenn die Temperaturen sogar deutlich über 10 Grad steigen werden?

Es begann um 16:03 Uhr! Nach zwei Tagen Pause landete wieder einmal ein Storch im Nest! Sein Verhalten signalisierte sofort und ohne Zweifel, dass „er“ oder „sie“ nicht alleine gekommen waren, sondern sich mindestens noch ein zweiter Storch in der Nähe befinden musste. Heftiges Klappern und Drohen sowie kurze Runden um das Nest verstärkten diesen Eindruck umso mehr.


Überraschungsgast

Um 16:31 Uhr fand die erste Bestätigung dieser Vermutung statt. Für wenige Sekunden fußten zwei Störche im Nest. Ein erster Blick verriet, dass beide keine Ringe trugen. Ob einer  mit unserem bisherigen Gast auf dem Rathausnest identisch sein könnte, ist nicht auszuschließen, es ist aber auch nicht sicher nachweisbar.


Das erste Paar des Jahres

Kurz nach 17 Uhr kam es ein letztes Mal zu einer Begegnung mit einem Einzelstorch im Nest. Dieses Mal erstreckte sich die Aufmerksamkeit des Besuchers auf den Zustand des Nestes. Er rückte das eine oder andere Zweiglein zurecht und entschwand danach wieder, ohne noch einmal gesichtet worden zu sein.


Da richtet einer die Wohnung

In der Nacht blieb das Nest noch einmal leer, wenn nicht...

 
15. Mrz. 10

Lulu aus Hamburg stellte heute im Gästebuch eine interessante und durchaus berechtigte Frage, nach dem Prozentsatz von Ringstörchen innerhalb einer Storchenpopulation. Sie ging dabei davon aus, dass europaweit alle Storchenkinder beringt werden. Dies wäre in der Tat eine feine Sache, aber von solchen Verhältnissen sind wir meilenweit entfernt und wir werden eine flächendeckende Markierung aller Nachkommen einer Vogelart auf einer solch riesigen Fläche nie erreichen.

Schon die bloße Zählung aller vorhandenen Nester ist mit einem großen logistischen Aufwand verbunden, der sich allein bei der Erfassung der Nachwuchszahlen schon potenziert und bei der Beringung aller Jungen auf dieser riesigen Fläche astronomische Ausmaße annehmen würde. In der Wirklichkeit geht man von einem anderen Ansatz aus. Man versucht, freiwillige Mitarbeiter zu gewinnen, zu schulen und auszubilden, die sich ein bestimmtes Gebiet wählen, in dem eine ausreichend große Paarzahl einer bestimmten Vogelart regelmäßig brütet (hier vielleicht der Weißstorch) und die bereit sind, ohne Bezahlung und über möglichst viele Jahre alle Nachkommen dieser Vogelart zu beringen und die Brutvögel nach Ringen zu untersuchen und die festgestellten Ringe auch bereit und fähig sind, abzulesen, um somit Erkenntnisse über populationsdynamische Vorgänge zu gewinnen. Personen, die dies leisten wollen und können, sind überall auf der Welt dünn gesät. Für die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter in Sachen „Vögel“ ist ein solches Programm bei rund 500 in Europa brütenden Vogelarten überhaupt nicht leistbar, also liegt die Hauptarbeit bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Vogelwarten und die sind in der Mehrheit allesamt Fachleute auf ihrem Gebiet und liefern durch ihre Arbeit der Wissenschaft bahnbrechende Erkenntnisse oder gewinnen selbst solche. Mein Arbeitsgebiet (große Teile Mittelfrankens) gehört schon immer zu den (bezogen auf den Weißstorch) bestuntersuchten Gebieten überhaupt. So liegen lückenlos die Bestandszahlen über mehr als 50 Jahre vor. Ihr Tagebuchschreiber hat daran auch einen wesentlichen Anteil. Für die Beringungsarbeit in diesem Gebiet gilt ähnliches. Mit einer generellen Beringungspause zwischen den Jahren 1988 bis 2001 wurden in diesem Gebiet (seit 1972 durch mich) fast alle Jungstörche eines Jahrganges beringt, die Altstörche jeweils auf Ringe untersucht und diese auch abgelesen. So hat man für ein eng abgegrenztes Gebiet, in dem etwa jährlich 30 Storchenpaare brüten und im besten Falle so 80 Junge jährlich beringt werden, eine hervorragende Ausgangsbasis für populationsdynamische Forschungen. In Deutschland gibt es vergleichsweise nur wenige Gebiete, in denen ähnlich lange und ähnlich intensiv und konsequent Jungstörche beringt werden und Ringträger abgelesen werden. Ich will damit sagen, dass es in bestimmten Fällen genügt, an einer im Vergleich zum Gesamtbestand geringen Anzahl von Paaren zu arbeiten, um die Ergebnisse dann auf die große Masse zu übertragen. Was 30 Paare in einem begrenzten Gebiet tun, sollten in ähnlicher Weise auch die Paare tun, die in einem mehr oder weniger großen Abstand zur untersuchten Population leben. Für eine einzelne Person (wie ihr Tagebuchschreiber) ist es das höchste der Gefühle, sich mit den angesprochenen 30 Storchenpaaren zu beschäftigen. Da sich diese auf eine Fläche von etwa 5000 km² verteilen, bedeutet dies allein einen hohen Fahrtaufwand von rund 10 000 Kilometer Fahrtstrecke im Jahr. Dabei sind die Ablesungen der Ringe der brütenden Störche eine besonders zeitintensive Aufgabe. Wenn man nun den Idealfall annimmt, dass man über einen langen Zeitraum (beim Storch darf man auf Grund der Lebenserwartung 30 Jahre ansetzen) alle Jungen beringt hat, sollten auch alle Brutstörche einen Ring tragen. Richtig und doch nicht ganz. Dies würde voraussetzen, dass sich die Jungen später auch alle in ihrem Geburtsgebiet ansiedeln und auch von außerhalb keine Störche in unser Arbeitsgebiet drängen. Solches geschieht aber (leider) zur Genüge! Dennoch: In „meinem“ Gebiet, das die bayerischen Landkreise Donau-Ries, Ansbach, Gunzenhausen-Weißenburg und Teile des Landkreises Neustadt/Aisch - Bad Windsheim umfasst, sind von den durchschnittlich 60 ansässigen Brutstörchen, also ein Nest besetzenden Störchen, immerhin zwischen 30% und 60% beringt. Dieser Prozentsatz verringert sich natürlich in Gebieten, in denen nie oder nur selten Störche beringt werden. Wenn ich mich zunächst auf Bayern beschränke, gilt dies für alle Gebiete außerhalb Frankens. Im Augenblick werden im südlichen Bundesland jährlich etwa 100 Jungstörche beringt. Bei insgesamt durchschnittlich 300 Jungen pro Jahr ein immerhin hoher Prozentsatz. Für das Bundesland Baden-Württemberg bewegen sich die Zahlen in einem ähnlichen Rahmen. Hier gibt es aber erfreulicherweise einige „Verrückte“, die bei 1000 ausfliegenden Jungen im Jahr vielleicht die Hälfte beringen. Das war es dann schon. Für die neuen Bundesländer, die einen Großteil des deutschen Weißstorchbestandes (3000 Paare) halten, liegen die Beringungszahlen jährlich bei rund 1000 bis maximal 1500 Jungstörchen, wobei die Vogelwarte Hiddensee ebenfalls Wert darauf legt, Schwerpunktgebiete zu setzen, in denen gezielt gearbeitet wird. Diese Vorgehensweise ist immer besser als überall einzelne Zufallsberingungen zu tätigen, die lediglich die Verwaltungsarbeit erhöhen, wissenschaftlich aber überhaupt nichts oder nur sehr wenig „bringen“.

Dennoch gehörte und gehört Deutschland zu den Regionen, in denen junge Störche prozentual am häufigsten beringt werden. Wenn ich den Bestand derzeit mit rund 4000 Paaren ansetze und von rund 8000 Jungen jährlich ausgehe, ergibt sich vielleicht – und hier muss ich mich auf Schätzungen berufen – im besten Falle ein Anteil von 20%-25% Prozent Jungstörche, die im Nest von mutigen und fleißigen Beringern mit Ringen markiert werden. In einzelnen Teilbereichen liegt dieser Prozentsatz höher (Franken, Baden-Württemberg), in den meisten Gebieten aber deutlich niedriger. Blicken wir noch in andere Länder Europas, in denen ebenfalls Störche brüten: In Osteuropa liegen die Vergleichszahlen deutlich anders. Im Vergleich mit den sehr hohen Bestandszahlen (Polen, baltische Staaten, Weißrussland, Russland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien) liegen die Beringungszahlen nahe Null. Das will heißen, dass die wenigen Tausend Beringungen insgesamt überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Bei Hunderttausenden von Jungen in diesem Gebiet jährlich sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Man kann dies verstehen, haben die Menschen dort vielleicht andere und wichtigere Probleme zu lösen.

In West- und Südeuropa liegen die Verhältnisse ähnlich, wenn auch die Hintergründe andere sind. Allein in der Schweiz und in Teilen Frankreichs (v.a. im Elsass und Lothringen) wurden und werden Jungstörche in nennenswerter Zahl beringt ( niedrige Tausend pro Jahr), während auf der iberischen Halbinsel (bei rund 40000 Brutpaaren) Beringungen kaum ins Gewicht fallen. Schweift man noch etwas weiter in die Ferne (Türkei, Nordafrika) werden Beringungen mehr zu Zufallsgeschichten ohne jeglichen wissenschaftlichen Hintergrund.

Fazit: Von den weltweit und damit hauptsächlich auch europaweit brütenden Weißstörchen (vielleicht 200 000 Paare mit jährlich annähernd einer halben Million Jungen) werden lediglich wenige Tausend beringt (10 000 ???, das entspräche 2 % eines Jahrganges).

Begeben Sie sich zum Beispiel auf eine Reise durch Franken mit dem Ziel, möglichst häufig beringte Brutstörche anzutreffen, so wird dies gelingen. Die Hälfte der Störche, die sie mit dem Spektiv beobachten, ist beringt. Bei einer Reise durch Baden-Württemberg liegen die Verhältnisse ähnlich. In weiten Teilen unseres Landes werden ihnen mit geringeren Erfolgsaussichten ebenfalls regelmäßig Ringträger vor die Linse kommen. Begeben wir uns nach Osteuropa oder nach Südeuropa müssen Sie schon Hunderte von Nestern kontrollieren, um hier auf Ringträger zu stoßen. Warum dies so ist, sollten Sie jetzt durch meine Einlassungen etwas besser verstanden haben.

 

Es gab auch heute wieder eine Menge Storch in unserem Nest, wenngleich der Zusammenhalt des Paares noch reichlich indifferent zu sein scheint. Ob beide zusammen im Nest übernachtet haben, lässt sich auf Grund der Lichtverhältnisse nicht eindeutig festlegen. Im Morgengrauen sowie in der Abenddämmerung war wenigstens ein Partner des Paares im Nest.


Gast im Morgengrauen

Der andere konnte aber nicht allzu weit entfernt gewesen sein. Vielleicht übernachtet er dann auf dem Nestgebäude selbst oder in dessen Nähe. Wenn sich das Paar so richtig gefunden hat, wird es auch zu gemeinsamen Übernachtungen kommen.

Aber so richtig bilden sie noch kein Paar! Um 6:55 Uhr zeigte ein Schnappschuss einen Storch im Nest. Hatte er dort übernachtet? Im letzten Licht des Vortages war er noch nicht in seiner Wohnung erschienen.

Eine Stunde später konnte man das Paar sogar wieder einmal gemeinsam im Nest bewundern und eine weitere Stunde später kam es zu einem ersten, allerdings erfolglosen Kopulationsversuch.


Aus ein mach zwei!


Versuch der Paarung!

Diese kleinen Schritte beweisen aber, dass man auf dem besten Wege ist, eine gemeinsame Bindung einzugehen. Aber so ganz typisch ist das Verhalten für ein „altes“ Paar nicht. Mit großer Sicherheit haben die beiden zusammen noch nicht gebrütet! Somit auch nicht in Dinkelsbühl. Die Folge dieser Behauptung kann dann nur sein, dass einer oder sogar beide anwesenden Störche noch nie in Dinkelsbühl waren. Es besteht auch der große Verdacht, dass es sich um zwei neue Störche handelt, unser „Erstling“ also nicht mehr zurückgekehrt ist, sondern das Feld gänzlich geräumt hat. Unser Duo hat in der Nacht und in den Morgenstunden erneut mit einigen Zentimetern Neuschnee zu kämpfen und bei 5 Grad Höchsttemperatur kamen Frühlingsgefühle auch nicht so richtig hoch.

Für den Rest des Tages konnte man – wenn überhaupt – immer nur einen Partner am Nest erblicken und auch – wie schon erwähnt – kam zur Übernachtung nur einer der beiden zurück, um dann sogar wieder zu verschwinden. Sie sehen, dass in unserem Paar noch keine Gemeinsamkeit und damit noch keine Synchronität vorhanden ist.

 
Ich suche mal meinen Partner

Immer wenn das Nest für längere Zeit verwaist ist, machen sich die Dohlen zunehmend über das Nest her, um Nistmaterial zu stehlen und dieses für ihre Nester im Münster Sankt Georg zu verbauen.


Die räuberischen Dohlen

Wir dürfen also die nächsten Tage mit Spannung verfolgen! Helfen Sie mir durch fleißiges „Schnappsen“ und Einstellen der Schnappschüsse im Gästebuch den Tagesablauf der Störche einigermaßen zurückzuverfolgen. Werben Sie in allen Foren darüber hinaus für unsere Website, die vieles bietet, was andere Nester nicht oder noch nicht bieten können, nämlich ein Fast-Storchenpaar!
 
16. Mrz. 10

Frostfrei, 6 Grad Höchsttemperatur und 4 Liter Regen waren die Wetterwerte des Tages

Es ging munter drunter und drüber am Nest und alle verhielten sich reichlich indifferent. Ob es sich immer um dieselben Störche handelte, die da zu sehen waren, war nur sehr schwer zu beurteilen. Mit Sicherheit handelte es sich aber um mindestens zwei, da auch heute wieder für einige Minuten wenigstens zwei Adebare zusammen im Nest standen. Wegen fehlender „Chemie“ blieb es auch heute nur bei dieser einen Stippvisite. Ob es sich beim vermeintlichen Männchen erneut um den sehr wählerischen Gatten des Vorjahres handelt, kann nur vermutet werden. Die alte, also richtige Partnerin hat sich auf alle Fälle noch nicht blicken lassen, sonst wäre es längst zur Vereinigung gekommen.

Das Sportplatznest in Bornheim präsentierte heute am Morgen über Webcam das erste Ei. Damit hält dieses Nest – wie auch in den Vorjahren – den „Erstlingsrekord“.


Der Rekordhalter!

Zeitgleich „passierte“ das erste Ei auch in Donauwörth in Bayern. Dieses Nest steht in jedem Jahr ebenfalls am Anfang der Eiablage deutscher Weißstörche. Unser Nest in Dinkelsbühl dagegen war im vergangenen Jahr Schlusslicht in Deutschland bei der Eiablage. Am 30. Mai war dort der Beginn der Eiablage und somit 75 Tage nach dem ersten Storchenei in Deutschland überhaupt. 2 ½ Monate ist schon eine sehr lange Zeit, über die sich das Zeitigen eines Geleges bei einer heimischen Vogelart erstreckt. Wir wollen nicht hoffen, dass es heuer erneut der 30. Mai wird, aber wer weiß? Wenn wir wieder einen so wählerischen Storchenmann haben?

Ein wenig Nestbau konnten wir ebenfalls schon beobachten und auch die Dohlen sorgten dafür, dass das Nistmaterial sich nicht allzu sehr anhäufte. Am Abend kehrte Adebar aber  wieder alleine zur Übernachtung zurück. Ins Bett hat es also die vermeintliche Storchendame noch nicht geschafft!


Gemischte Reihe..


Paar oder Nicht-Paar?,
Das ist hier die Frage

Der
Chef!
   

Vielleicht geht es mit Nestbau leichter?

In der Nacht allein zu Hause

 

 
17. Mrz. 10

Frühlingserwachen? Immerhin 11 Grad plus! Keine besonderen Vorkommnisse am Nest. Adebar blieb allein, vom vermeintlichen Partner an diesem Tag keine Spur. Er musste sich aber ganz in der Nähe aufgehalten haben, denn es waren ständig Drohgebärden und Abwehrverhalten zu beobachten, die einem für uns nicht sichtbaren Angreifer oder Gegner galten. Die Nacht musste Adebar wieder alleine verbringen.


Porträtstudie.

 

 
Drohgebärden

 


Zur Übernachtung zurück

 
18. Mrz. 10

16 Grad! Es geht also!  Doch Madame machte sich auch an diesem Tag wieder rar, besser gesagt: Niemand bekam sie vor die Linse. Aber so ganz aus der Welt war sie sicher nicht! Doch im Nest wollte oder durfte sie erneut nicht landen. Es gab Drohen, leichten Nestbau und – wir erinnern uns an das Vorjahr – wieder mal Dachspaziergänge. Wenn das kein Zufall ist!?

Und in Bornheim wurde das zweite Ei ins Storchennest gelegt!


Zweites Ei in Bornheim


Drohen

 
Dachspaziergänge


Nestbau

 
19. Mrz. 10

Schon wieder 16 Grad, kein Nachtfrost und kein Niederschlag! Ein schöner Vorfrühlingstag also!

Für mich Feuchtwanger gab es heute einen besonderen Grund zur Freude. Der erste Storch landete im Nest auf dem alten Rathaus meiner Heimatstadt, das im vergangenen Jahr nach 40 storchenlosen Jahren in Feuchtwangen neu gebaut worden war. 3 Junge schlüpften, jedoch verunglückte die Storchenmutter kurz nach dem Schlüpfen der Jungen tödlich und die Brut ging verloren. Der heutige Besucher war – wie die Ringnummer auswies - das Männchen aus dem Jahr 2009. Mal sehen, wie es weitergeht!

Das Dinkelsbühler Geschehen entwickelte sich an diesem Tag erfreulich munter. Es gab die ganze Palette an Verhaltensabläufen in geballter Form: Am Morgen Nestbau und Außeneinsätze. Am Nachmittag unheimlich viel Aufregung und kurzes Auftauchen eines zweiten Storchs, der schließlich auf dem Dachfirst Fuß fasste und letztlich ein zweites Erscheinen von Adebar zwei und erneut kurzzeitige Landung auf dem Dachfirst. Um 18:42 Uhr war unser Nestbesitzer allerdings schon wieder solo.

 
Dachspaziergänge

 

 
Schon wieder feindliche Angriffe

 


Da ist der Grund der Aufregung!

 
20. Mrz. 10

 Mit 13 Grad etwas kühler als am Vortag und nachts nicht mehr kalt! Kein Regen!

Es ging gut los. Auf Rolfs Bildzusammenstellungen des heutigen Tages – übrigens ein herzliches Dankeschön an unseren Berliner Meisterschnappser und Filmemacher – gab es in den Morgenstunden Erfreuliches zu sehen.

Ein bislang unbekannter Besucher des Nestes machte sich in Selbigem zu schaffen. Das Besondere daran. Er war rechts oben mit einem ELSA-Ring markiert, also auf alle Fälle ein neuer Besucher. Doch schon kurz darauf waren die Verhältnisse wieder zurechtgerückt und der rechtmäßige Nestinhaber war aufgetaucht und hatte den Nestinteressenten wieder in die Flucht geschlagen. Dass sich der Fremde auch danach noch im Umfeld des Nestes bewegt haben musste, bewiesen die Reaktionen des Nestbesitzers danach.

Gegen 14 Uhr kam es erneut zu einer Begegnung mit einem zweiten Storch. Diesmal landete der Eindringling im Nest. Der beigelegte Schnappschuss lässt aber nicht erkennen, ob es sich dabei um den Ringträger vom Morgen gehandelt haben könnte. Der Tag endete mit einer Einzelübernachtung, so dass wir weiter auf stete Zweisamkeit warten müssen.


Ärger zur Morgenstunde.

Weiter Aufregung!

 


Mal wieder im Zweierpack

An diesem Wochenende trudelten weitere Störche ein, so dass die Bestandszahlen schon ein beachtliches Niveau erreicht haben.

Ich war ein wenig auf Achse und konnte feststellen, dass in Neunstetten und Herrieden sich ebenfalls bereits Paare gebildet haben. In Triesdorf 1, Laubenzedel und Neuenmuhr ergab sich das gleiche Bild, während Triesdorf 2 und Rauenzell mit einem Einzelstorch aufwarten können. Eine interessante Beobachtung am Rande. Vom Nestbesucher in Feuchtwangen habe ich gestern hier berichtet. Heute begegnete ich ihm vor den Toren von Neunstetten an der Altmühl in einer Wiese auf Nahrungssuche (ca. 20 km von Feuchtwangen entfernt). Während ich anschließend nach Herrieden weiterfuhr und dort beobachtete tauchte ein Fremdstorch über dem dortigen Nest auf, der vom Nestpaar heftig beklappert wurde und weiterzog. Mein nächster Halt war im Herriedener Ortsteil Rauenzell. Dort stand auf dem Nestgebäude ein Ringstorch, der vom das Nest besetzenden Storch beklappert, aber nicht angegriffen wurde. Der Ring zeigte mir, dass ich erneut meinen Feuchtwanger aufgespürt hatte. Noch eine kleine Besonderheit am Rande. Der Rauenzeller Einzelstorch und der Besucher aus Feuchtwangen sind Geschwister. Ich konnte beide im Jahre 2006 im benachbarten Aurach beringen. Zum Glück handelt es sich in beiden Fällen um ein Männchen, so dass es zu keiner Geschwisterehe kommen kann. Ob sich beide wiedererkannten? Das Feuchtwanger Nest blieb jedenfalls heute Abend unbesetzt.

 
21. Mrz. 10

Störche gehören wohl zu den Vogelarten, die ihre Nester nicht unbedingt selber bauen dürfen und auch danach, also in den folgenden Brutzeiten, stets menschlicher Korrekturen bedürfen, damit das Nest mehr den Ansprüchen des Menschen als ihren eigenen genügt.

150 Millionen Jahre war das nicht so, doch seit etwa 20 Jahren hat sich eine Marotte eingeschlichen, die jetzt immer mehr um sich greift und so langsam zu einem Selbstläufer wird, der in jedem Frühjahr in der Feststellung gipfelt: Wir müssen noch das Storchennest ausputzen!

Frühjahrsputz ist im häuslichen Bereich ja nicht weniger eine feste Größe, darum gehört es sich auch bei Storchens, ein gepflegtes Eigenheim vorzufinden und keinen Saustall. Wer möchte schon in einen Saustall einziehen? Doch beim besten Willen kein Storch, eher schon ein Schwein! Da wird alles generalstabsmäßig vorbereitet! Und dann mit großem technischen Einsatz zur Tat geschritten. Eine Drehleiter aus dem Fundus der Feuerwehr ist unerlässlich, Eimer, Spaten und Sicherheitsgurt sind schmückendes Beiwerk! Wer einmal Zeuge dieser Taten geworden ist, möchte dies im nächsten Jahr an seinem Nest aber ebenfalls ganz bestimmt so nachvollziehen. Also geht die Geschichte weiter und bald kommt man sich schon als Sonderling vor, wenn man auf die oben gestellte Frage mit „Nein, das ist völlig überflüssig!“, antworten muss. Da geistern vielfach wahre Wundergeschichten durch die Lande. Von wegen Plastik und Tod durch Ertrinken und weitere schreckliche Tragödien, denen unser Storchennachwuchs in dieser lebensfeindlichen Welt ausgesetzt ist.

Ich habe mich dazu schon früher emotional geäußert und möchte diesmal ein wenig zurückstecken.

So erhielt der Dinkelsbühler Bauhof heuer schon die eine oder andere Email, in der gefragt wurde, ob man das Nest nicht säubern wolle? Wie das aussehe!

Zum Glück gibt es dort im Bauhof und auch bei der Feuerwehr Menschen mit einem gesunden Menschenverstand, denen solches Ansinnen merkwürdig vorkam. So konnte ich ihre Haltung bestärken und ihnen die Überflüssigkeit einer solchen Aktion vor Augen führen. Dennoch sieht man weiter landauf, landab wohlmeinende Zeitgenossen, die davon nicht ablassen wollen, auch wenn sich bereits Störche im Nest niedergelassen haben. Gott sei Dank ist der Spezies Mensch an den meisten der rund 200000 Storchennester der Zustand desselben schnurzegal und keiner käme dort auf die Idee, ständig am Nest herumzufummeln immer unter dem Deckmantel, dass Plastikmaterial eingetragen wurde. Aber meine Leser wissen längst, dass solches Material auch während der Brut und Jungenaufzucht eingetragen wird, also eine Säuberung durchgängig erforderlich wäre oder die Begründung für solches Tun ist schlichtweg falsch! Ist sie auch!


Bornheim Sportplatz! Plastik im Nest! Na, und?
Keiner regt sich auf! Recht so!

Lasst die Störche doch ihre Nester selbst ausbauen, große Storchenburgen sind die attraktivsten und begehrtesten Nester in einem Storchengebiet und sollten nicht in jedem Jahr nach menschlichen Gesichtspunkten zurechtgestutzt werden. Aber  es sollte doch wenigstens ordentlich aussehen, wenn man schon mit einer Kamera aufs Storchengrundstück blickt! Unkraut und hässliche Pfützen haben da nichts verloren, die Hofeinfahrt ist ja auch geklinkert! Und in so einer Umgebung müssen die Storchenbabys sogar Tag und Nacht verbringen und vielleicht sogar bei Regen und Kälte. Einfach grausam! Wer würde dies mit seinen Kindern machen ?

Also lasst uns zusehen, wie und in welchem Tempo unser Storch oder unser Störche ihre angeborene Nestbautätigkeit über die Bühne bringen! Die machen das weitaus besser als jeder Storchenexperte! Aber das hatten wir ja schon zur Genüge.

Die Temperatur kletterte heute bis auf 15 Grad, die Nacht blieb mit 9 Grad ungewöhnlich mild und 5 Liter Regen auf den Quadratmeter kamen  - vor allem in den Morgenstunden – auch zusammen.

Auf dem alten Rathaus gab es jede Menge Zoff. Nestpräsenz war über weite Teile des Tages angesagt! Also gab es viel Storch zu beobachten und einmal konnte man den zweiten Storch an der Kamera vorbeihuschen sehen. Zu mehr reichte es aber auch an diesem Sonntag (noch) nicht. Ein Paar hat sich noch immer nicht etabliert! Am Abend kehrte erneut nur der Nestbesitzer alleine zurück.

 

Gestern, Samstag, 20.3.2010, konnte man in der Lokalausgabe unserer Tageszeitung einen Bericht über unseren Einzelstorch im Nest lesen. Carola hat diesen im Gästebuch am 20. 3. veröffentlicht. Nun muss nicht alles, was in der Zeitung steht , auch wahr sein! In diesem Bericht wird unter anderem Ihr Tagebuchschreiber zitiert, der in dem Storch unseren Schorsch wiedererkannt haben will. Dies entspricht nicht der Wahrheit und wurde von mir auch nicht so berichtet. Lediglich bei einem Besucher am Nest vor über einer Woche bestand der Verdacht, dass es Schorsch gewesen sein könnte! Und zweitens habe ich mit dem Redakteur in dieser Frage auch kein Wort gewechselt. So ist dies halt manchmal. Lesen Sie einfach mein Tagebuch und Sie sind in Sachen Storch immer umfassend und bestens informiert!


Morgenarbeit

Ausbau des Nestes
   

Feuchte Angelegenheit

und Abflug

 


Dachreiter

 


Vorbeiflug eines Nestinteressenten

 


Immer noch Gefahr?

 
22. Mrz. 10

Der März dauert noch über eine Woche und an den meisten Nestern regt sich Storchenleben. Mein Feuchtwanger Storch ist inzwischen auch zur festen Größe geworden und baut fleißig am Nest, so dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sein Werben erhört werden wird. In Schopfloch und Wilburgstetten ( beide im Umfeld von Dinkelsbühl an der Wörnitz gelegen) sind die Paare nun komplett, die nächsten Zuwanderer kommen somit an Dinkelsbühl schon gar nicht mehr vorbei und lediglich in Wassertrüdingen wartet man noch auf den ersten Storch. Auch in Oettingen – im Landkreis Donau-Ries und ebenfalls an der Wörnitz – besetzen zwei Störche das Nest. Was will man mehr? Somit fehlen nur noch an ganz wenigen Orten die Kinderbringer und wenn ich einen Blick in die Zukunft wage, wird mir nicht bange, sondern im Gegenteil! Wir werden im Vergleich zu den Vorjahren weiter steigende Zahlen erwarten dürfen und in Bayern erstmals seit einigen Jahrzehnten die Zahl von 200 Brutpaaren knacken können! Wenn man bis Mitte Mai mit Nachzüglern rechnen darf, ist diese Einschätzung sicher nicht zu optimistisch. Gegenüber dem Vorjahr wäre dies eine Steigerung um 10 Paare. Das schaffen wir!

Wie sich die Bilder doch immer wieder gleichen! Bei den Dachspaziergängen werde ich doch immer wieder an unser Vorjahresmännchen erinnert und bin für mich schon ein wenig überzeugt, dass er es sein könnte, weitere Beweise liegen mir aber (noch) nicht vor. Oder sollte man das abweisende Verhalten gegenüber Artgenossen auch als Erkennungskriterium anerkennen? Wie viele mutmaßliche Weibchen hat er wohl schon vor die Tür gesetzt. Heute Nachmittag durfte eine ihm wenigstens bis auf wenige Meter nahe kommen und auf dem Dachfirst für einige Minuten Platz nehmen. Dass sie über dem rechten Fersengelenk einen schwarzen ELSA-Ring trug machte die ganze Sache noch wesentlich interessanter. Am 20. März konnten wir schon einmal einen rechts beringten Nestgast bewundern. Ob der heutige mit diesem identisch war? Wir müssen also weiter Geduld aufbringen und warten! Übernachtet wurde wieder alleine.


Außenarbeiter

 

 
Bis auf wenige Meter darf man schon heranrücken!

 
26. Mrz. 10

An der Storchenfront hat sich in den letzten Tagen nichts Entscheidendes verändert. Unser Einzelstorch befindet sich nach wie vor vor Ort und verteidigt Nest und Umgebung. Im Berichtszeitraum kam kein zweiter Storch mehr vor die Linse, auch wenn – nach dem Verhalten zu urteilen – regelmäßig Fremdstörche in der Nähe waren. Die hervorragende Thermik der vergangenen Tage mit Höchsttemperaturen von über 20 Grad brachte erneut einen Schwung neuer Störche in unseren Raum. Einzige sichtbare Veränderung im Hormonhaushalt von Adebar ist der langsam erwachende Nestbautrieb. Hier sollte sich in nächster Zeit eine weitere Verstärkung anbahnen.

Einige Bilder der vergangenen vier Tage sollen das Gesagte etwas beleuchten:

 
Ich kümmere mich ab sofort mehr ums Nest

 


Die Sonne macht müde Männer munter

Wenn ich gefrühstückt habe
   

...geht die Bauerei weiter

Punktlandung
   

Nur so weiter!

Das gehört auch dazu!
   

...und abends schlafe ich zu Hause!

Mein Freund in Höchstadt
ist schon ein Stückchen weiter!

 
30. Mrz. 10

Es ist vollbracht!!! Doch lassen Sie mir die Vorgänge am Nest kurz der Reihe nach erzählen. Dass sich unser Storchenmann sehr wählerisch bei der Wahl möglicher Partnerinnen verhielt, hat jeder in den vergangenen Wochen erlebt und gesehen. Dass er zu regelmäßigen Dachspaziergängen startete, gab einen weiteren Hinweis darauf, dass es sich beim Nestinhaber um denselben Mann handeln könnte, der im letzten Jahr an unserem Nest ansässig war und zu einer ungewöhnlich späten Brut Ende Mai startete, die immerhin noch zweifachen Nachwuchs erbrachte.

Eine deutliche Verhaltensänderung trat bei unserem Hausherrn bereits am 27. März ein. Seine vorher immerhin schon latent vorhandenen Bauabsichten am Nest, explodierten ab diesem Zeitpunkt regelrecht. Aus einem reichlich unbewohnt wirkenden Nest wurde innerhalb weniger Tage eine behagliche, allen Ansprüchen gerecht werdende Behausung. Wie gezielt und  unter Einsatz sparsamster Mittel veränderte das Nest fast stündlich sein Aussehen. Wenige große Zweige zauberten im Nu eine heimelige Atmosphäre und der Innenausbau des Nestes schritt in gleicher Weise in großen Schritten voran. Wer diese Entwicklung verfolgen konnte, kann die immer weiter um sich greifenden Nesteingriffe aus Menschenhand überhaupt nicht verstehen und noch weniger gutheißen. Bei diesen vollkommen unnötigen, wenn nicht gar aus Storchensicht gemeingefährlichen Aktionen werden gewachsene Nestinnenräume ausgehöhlt und ausgegraben und mit Unmengen von Stroh ausgestopft. Kein Storch wurde von sich aus zu solchen Maßnahmen greifen und diese sind deshalb als illegal zu bezeichnen. Bleibt zu hoffen, dass sich solche Einsätze nur an einigen der Kameranester ereignen und nur einer manchmal hysterisch reagierenden Sehergemeinde geschuldet sind. Wir beobachten lieber unser Storchenpaar und dürfen uns weiter wundern, wie es mit den gegebenen Verhältnissen zurecht kommt und keineswegs nach menschlicher Besserwisserei ruft!

So waren nur relativ wenige Flüge für unseren Storchenmann nötig, um das Nest für die Aufnahme der ersten Eier zu gestalten. So entstand wieder mal ein storchengerechtes und kein nach menschlichen Gesichtspunkten gestaltetes Nest. Zur Nachahmung allen wärmstens empfohlen! Die folgende kleine Bildsequenz soll diesen Vorgang ein wenig beleuchten, die Krönung folgt im zweiten Teil meines heutigen Tagebucheintrages:


Nest am 27.3

“Er” baut
   

Nest am 28.3

Zurück mit Nachschub
   

…und wieder ab…

Sitzprobe

 
Außenarbeiten


Asttransporteur

Zustand des Nestes am 29.3
   

Großer Ast

Außenarbeit


Endspurt!

Auch in den Tagen zwischen dem 26. und 30. März blieb es am Nest nie ganz ruhig. Der Hausherr gab zwischendurch immer mal zu verstehen, dass er hier das Sagen hat. Am 29. März landete mal wieder – für alle sichtbar – ein zweiter Storch in Nestnähe. Für einige Minuten durfte er auf dem Dachfirst pausieren, er wurde dabei vom Storchenmann nicht attackiert. Stillhalteabkommen. ER oder Sie verzog sich wieder und unser Nestbesitzer blieb erneut allein zurück. Es kam der 30. März. Schon in den Morgenstunden wurde die Anwesenheit des Hausbesitzers immer wieder von heftigen Drohgebärden und heftigem Abwehrverhalten unterbrochen. Dabei zeigte der Storchenmann, zu welch grotesken Verrenkungen er fähig ist. Um 16:30 Uhr und 18:30 Uhr zeigen die Bilder ganz eindeutig, dass etwas in der Luft liegen musste. Der Feind oder auch Freund musste ganz in der Nähe gewesen sein, fast zu „Greifen“ nahe. Um 18:40 Uhr war es dann so weit. Ein unberingter Storch landete mal schnell auf dem Dach. Er wurde zwar vom Hausbesitzer registriert, aber nicht attackiert. Zunächst stand der neue Storch am Ende des Dachfirstes, also möglichst weit vom Nest entfernt. In den folgenden Minuten näherte er sich immer mehr dem Nest und sprang schließlich um 18:43 Uhr ins Nest. Nach langer Zeit standen wieder einmal zwei Störche in der prächtig renovierten Wohnung. Sogleich richteten sich meine Blicke auf die hinteren Extremitäten der vermutlichen Storchenfrau. Leider erwies sie sich als unberingt, so dass wir uns in der Folgezeit schon mal Unterscheidungsmerkmale überlegen müssen. Der erste Eindruck war der, dass die Neue einen im Gegensatz zu ihm etwas schmuddeligen Eindruck hinterließ. Während sein Gefieder makellos weiß strahlte, wirkte das Ihrige wie vom Gilb besessen und damit leicht gelblich. (wie ein ungewaschener, weißer Vorhang). In der Größe gab es keinen deutlichen Unterschied und auch die Schnabelproportionen ließen keine auffälligen Unterschiede erkennen. Nun blieb abzuwarten, wie lange „Er“ „Sie“ im Nest ertragen wollte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit waren der gestrige Dachgast und der heutige Dach- und schließlich Nestgast identisch. Hat sie es nun endlich geschafft? Würde Ihre Hartnäckigkeit und seine Bautätigkeit der letzten Tage endlich von Erfolg gekrönt? Es hatte den Anschein! Umso mehr, als um 18:55 Uhr die erste Paarung im Nest stattfand. Dabei erbrachten beide den Beweis, dass die Neue das Weibchen, der Storch der letzten Wochen – wie bereits vermutet – das Männchen war. Danach erfolgten weitere Begattungen, an denen ersichtlich wurde, dass man gewillt war, als Paar zusammenzubleiben. Die Harmonie und auch die Synchronität der Bewegungen ließen an diesem ersten gemeinsamen Abend Gutes erhoffen. Als sich die Nacht über beide Störche senkte, durfte angenommen werden, dass sie die erste gemeinsame Nacht auch im Nest verbrachten. Wir haben also erstmals in diesem Jahr zwei Störche, die sich ganz gut leiden mögen. Ob sie zusammenbleiben oder wieder getrennt werden, werden die nächsten Tage zeigen. Für Sie, meine lieben LeserInnen, gibt es eine kleine Hausaufgabe, die sich auf die Unterscheidbarkeit der beiden Störche bezieht, auch wenn man nur einen im Nest sehen kann und dann keine Vergleichsmöglichkeit hat. Einige Merkmale habe ich bereits genannt, ein wesentlicher Aspekt wäre noch, sich die Störche von hinten zu betrachten und die Verteilung der schwarzen und weißen Federpartien zu vergleichen. Gerade zwischen den Schulterfedern und den Flügeln zeigen sich manchmal als unveränderbare Kennzeichen bestimmte geometrische Muster und Formen, die als Unterscheidungsmerkmal herhalten können. Also etwas suchen und vielleicht auch finden. Über Schnappschüsse mit deutlichen Hinweisen auf die entsprechenden Merkmale (Pfeile und anderes) unserer technisch und grafisch versierten SchnappserInnen freue ich mich schon!

Zum Schluss! Wer in letzter Zeit mal den Button „Helft den Störchen“ (www.bn-ansbach.de/storchcam/Spenden.htm) angeklickt und die Seite mit unseren Spendern studiert hat, wird bemerkt haben, dass durch Carolas „Kalenderaktion 2010“ auch in diesem Jahr eine Spende von deutlich über 200 Euro erzielt wurde. Dafür, liebe Carola, von mir im Namen der gesamten Sehergemeinde ein herzliches Dankeschön. Deine bescheidene und ruhige Art stellst du immer wieder in den Dienst der guten Sache und strebst nicht nach Anerkennung. Das macht dich sehr sympathisch. Letztlich haben wir dir auch ungezählte Gästebucheinträge und viele wunderschöne Fotos dort zu verdanken. Bleib so, wie du bist und habe weiter viel Freude, gerade jetzt mit unserem (vielleicht) Traumpaar!


Nestinteressent am 29.3

 

 
Alarm und kein Ende



Da ist wieder einer gelandet

Annäherung
   

Sprung ins Nest

Sie mit Gilb (l.), er weiß (r.)
   

„Gefunden“

Erste Paarung

Noch eine kleine Geschichte am Rande! Eine neue Webcam wurde heute offiziell in Leutershausen „eingeweiht“. Der dortige Heimatverein unter dem Vorsitz von Frau Seyerlein hatte einige Offizielle (Bürgermeister, Bankvertreter) zu einer kleinen Feierstunde vor ein örtliches Fernsehgeschäft geladen. Neben musikalischen Beiträgen wurden einige Reden gehalten und Ihr Tagebuchschreiber durfte sich zum örtlichen Storchenpaar äußern und auf die Verantwortung der Stadt für ihre Bewohner hinweisen. Wer sich die Bilder der Webcam einmal ansehen möchte, sei auf folgende Website verwiesen: www.leutershausen.de/index.html

 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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