Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 2

8. Mrz. 07

Lassen Sie mich heute einmal den Tag von „hintenaufrollen! Nach Einbruch der Dunkelheit stand für mich eine Fahrt zu den Storchennester an der Wörnitz an, die nördlich von Dinkelsbühl angesiedelt sind. Zur gleichen Zeit hatten Schorsch und Nummer 6 ihr Nest auf dem alten Rathaus von Dinkelsbühl schon längst bezogen. Das Storchenpaar von Mosbach stand ruhig in seiner Behausung und die weißen Partien ihres Federkleides zeichneten sich leuchtend vom Dunkel der Nacht ab. Auf dem Rathaus in Schopfloch strahlte ein Adebar aus seinem Nest, in Lehengütingen dagegen gab es in der Nacht kein Leuchtsignal, so dass es für mich nun zweifelsfrei feststeht: Der gestrige Besucher im dortigen Nest kann niemand anders als unsere Nummer 6 gewesen sein, ehe sie sich einige Stunden später bei Schorsch niederließ.

Nun zu Schorsch und seiner Flamme! Meine Beobachtungen sowie die Sammlung Ihrer Schnappschüsse, liebe Leser, geben mir für die diesjährige Storchensaison neuen Mut. Bei keiner der zahlreichen Kopulationen dieses Tages konnte ich unsere Nummer 6 in der Position eines männlichen Storches ausmachen. Stets war es Schorsch, der mehr oder weniger erfolgreich seine Partnerin bestieg. Dass bei den meisten Vögeln (auch beim Storch) in Ermangelung eines Begattungsorganes (Penis) der Übertritt des Samens von der männlichen Kloake in die des Weibchens eine durchaus komplizierte und einige Übung erfordernde Prozedur darstellt, muss bei allen Kopulationsversuchen bedacht werden. Dilettantisch anmutende Akte sind deshalb eher auf (noch) fehlende Harmonie unter den Partnern als auf Unfähigkeit zurückzuführen. Fassen wir fürs erste zusammen: Schorsch scheint wirklich ein „Er“ zu sein, obwohl er kleiner als sein Partner ist. Dies würde unsere Anschauung aus dem Vorjahr mehr bestätigen als widerlegen. Ein weiterer Beweis für Schorschs Männlichkeit liegt in seiner großen Nestbauaktivität, die einem Weibchen doch sehr widersprechen würde, obwohl auch dieses Geschlecht durchaus zum Nestbau befähig ist. Ein im Gästebuch erschienener Schnappschuss einer Paarung mit Nummer 6 „oben“ erachte ich nicht als Bewies, da der vermeintlich sichtbare Ring meiner Meinung nach kein Ring ist. Dennoch! Es scheint in diesem Jahr anders zwischen unseren beiden Störchen zu laufen und beide scheinen sich über ihre eigentlichen Aufgaben besser im Bilde zu sehen als im Vorjahr. Sie sehen, ich drücke mich immer noch sehr vorsichtig in der Beurteilung der Situation aus, neige aber sehr zu einem Hoffnung spendenden Ende. Meine noch einmal an Sie gerichtete Bitte lautet deshalb in dieser Frage: Schießen Sie möglichst viele Schnappschüsse von Paarungen zwischen Georg und Nummer 6! Ideal sind natürlich solche, auf denen man zumindest beim Beginn der Paarung oder auch beim Absprung nach dem Vollzug den Ring einwandfrei erkennen oder andere typische Kennzeichen der Partner des Paares sehen kann.

Übrigens: Ein Kennzeichen trage ich noch nach! Nummer 6 verfügt – wie im Vorjahr – immer noch über ein Weiß im Gefieder, das mit einem leichten Grauschleier versehen ist. Das Weiß bei Schorsch ist dagegen mit dem Begriff „strahlend“ zu versehen.

Eine kleine Sammlung von Schnappschüssen dieses Tages soll Ihnen einen Ausschnitt der Kopulationen oder Kopulationsversuche vermitteln. Man beachte, dass im Augenblick die Versuche bei liegender oder hockender Nummer 6 am Erfolg versprechendsten aussehen. Aber auch in anderer Position macht sich Schorsch, verglichen mit dem Vorjahr, schon ganz passabel. Vielleicht trifft in solchen Fällen aber auch unsere Nummer 6 eine Mitverantwortung.

Variationen der Liebe!
 

 
 

 

Seit man zu zweit ist, steigerten sich die Anwesenheiten am Nest ganz beachtlich. Vieles passiert gemeinsam und die Flüge ins Nahrungsgebiet und der nicht übermäßig ausgedehnte Verbleib dort werden immer wieder abgelöst durch Phasen, in denen vor allem Schorsch für die Herbeischaffung von neuem Nistmaterial verantwortlich zeichnet. Was den beiden da so alles vor und in den Schnabel kam, muss als beachtlich eingestuft werden.


Wo findet man denn das alles?
 

Das soll für heute genügen! Vergessen Sie bitte nicht die kleine Hausaufgabe und machen Sie sich vorab schon einmal Gedanken, mit welchem Namen wir unsere Nummer 6 – vorausgesetzt es ist ein Weibchen – beglücken können. Dass die alte Namensgebung nicht das Gelbe vom hoffentlich noch zu legenden Ei darstellt, war mir bisher immer bewusst, jedoch geschah dies damals im Nicht-Wissen um die wahre Identität. Und diese können wir in diesem Jahr hoffentlich endgültig klären.

 
9. Mrz. 07

Schorsch und Frau – diese Konstellation scheint sich immer stärker als die richtige herauszustellen – zeigten sich bei meist bedecktem Himmel und 11 Grad Höchsttemperatur sehr unternehmungslustig. Sowohl in sexueller als auch in wohnungstechnischer Hinsicht kam man auf seine Kosten.

Schorsch und Nummer 6 kamen sich häufig näher und erneut gelang es mir nicht zweifelsfrei, bei allen Paarungen einen anderen Obermann als Schorsch auszumachen. Ganz ausschließen möchte ich die angesprochene Variante aber immer noch nicht. Begründen möchte ich dies damit, dass der schmale, nur 5 Millimeter hohe Ring, den Nummer 6 über den Zehen trägt, bei dem reichlich eingetragenen Nistmaterial oft von diesem verdeckt wird oder die Zehen bis über den Ring im duftigen Altgras versinken. Daneben zeichnete sich Schorsch in vorderster Front dafür verantwortlich - und in diesem Punkt besteht nicht der geringste Zweifel – dass der Ausbau des Nestes ununterbrochen weiterging. Höhepunkt des Tages war ein offensichtlicher Luftalarm, bei dem gegen 14 Uhr der oder die Fremdstörche dem Nest ziemlich nahe zu kommen schienen. Das Drohen und Flügelpumpen, typisches Verhalten in solchen Fällen, nahm dabei extreme Ausmaße an. Doch hielt sich die Distanz zu den „Feinden“ in einem Rahmen, der die Nestbesitzer nicht zu Verfolgungsflügen veranlasste. Schorsch und Nummer 6 regelten alles vom Nest aus und als die Eindringlinge wieder gebührenden Nestabstand erreicht hatten, beruhigten sich die Verteidiger schnell wieder.


Gefahr aus der Luft
 

Auch für diesen Berichtstag sei erneut eine kleine Zusammenstellung wichtiger Liebesszenen beigefügt, die unseren Schorsch bei der mehr oder weniger erfolgreichen „Arbeit“ zeigen.

 
Bravo
 

Dass er beim Nestbau so und so obenauf ist, muss nicht mehr extra Erwähnung finden.


Schorsch im Anflug...

...als Baumeister

Noch einmal erinnern möchte ich an die erstaunliche Synchronität der beiden Partner bei vielerlei Aktionen im Nest. Bewegungen werden gleichzeitig und richtungsgleich ausgeführt, so dass man glauben könnte, beide würden durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden sein.


Synchronarbeit

 
10. Mrz. 07

So früh wie noch nie in den zurückliegenden Jahren konnte heute im Schaufernster der Adler-Apotheke zu Dinkelsbühl in Sichtweite zum Storchennest die Live-Übertragung der Bilder aus dem Storchennest starten. Die dafür erforderlichen Maßnahmen wurden vom Vorsitzenden der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz, Thomas Joas, sowie von technischer Seite durch Xaver Lingel aus Fremdingen durchgeführt. Weitere Informationen finden Sie auch im neu eingerichteten Blog "Naturschutztagebuch", in dem Thomas Joas über die vielfältigen Aktivitäten der Ortsgruppe Dinkelsbühl im BN berichtet.


Nach getaner Arbeit:
Herr Lingel vor dem Schaufenster

„Storch-TV“ wird via Funk von der Kamera zu einem Fernsehgerät im Schaufenster besagter Apotheke übertragen und liefert für alle Besucher der Stadt und für die Storchenfreunde in Dinkelsbühl herrliche Bilder aus dem Leben der Störche. Herr Milz, Adler-Apotheker, verzichtet dabei zu Gunsten der Störche während der Zeit vom März bis September auf eines der Apothekenschaufenster. Wer die Stadt in nächster Zeit einmal besuchen will, sollte sich die Gelegenheit, einen Blick ins Storchenprogramm zu werfen, nicht entgehen lassen. Sie finden die Apotheke am Ledermarkt, der in den nächsten Monaten einer gründlichen Sanierung und Neugestaltung unterzogen wird. Die Störche haben dabei von ihren hohen Warte aus einen ungetrübten Blick auf die Bauarbeiten und müssen darüber hinaus auch noch mit Geräuschen und „Belästigungen“ innerhalb des alten Rathauses zurechtkommen, da dieses in den kommenden zwei Jahren zu einem schmucken Museum umgestaltet wird.

Ich startete am frühen Nachmittag zu einer kleinen Erkundungstour an die Wörnitz. Ich begann meine Reise dabei an ihrem Oberlauf und begrüßte als erstes das Storchenpaar von Mosbach. Es folgte Schopfloch hoch über dem Tal. Dort begegnete ich dem bereits seit einer Woche anwesenden Einzelstorch. Als er abgeflogen war, fand ich ihn an seiner Lieblingsstelle im Wörnitztal zwischen Schopfloch und der Pulvermühle. Er ist unberingt!

Schorsch und Nummer sechs sagte ich bei der Durchfahrt durch Dinkelsbühl „Guten Tag“, ehe ich in Wilburgstetten von einem Storchenpaar überrascht wurde. Hier war der zweite Partner vor einigen Tagen erschienen. Ebenso ein komplettes Paar vermeldet der Ort Weiltingen. Bereits seit Ende Februar machte dort der zweite Storch seine Aufwartung. Das Männchen dort trägt keinen Ring, während es sich beim beringten Weibchen um das mir bereits seit Jahren bekannte handeln dürfte. Eine Ablesung der Ringinschrift erfolgte allerdings noch nicht. Vom Paar in Wittelshofen wissen Sie bereits von früheren Einträgen im Tagebuch Bescheid. Nun ist es nicht verwunderlich, vor der Brutzeit ein verlassenen Nest vorzufinden, weil dessen Bewohner auf Nahrungssuche sind. So auch bei meinem Besuch in Wittelshofen. Dass allerdings im gerade mal 1,5 Kilometer entfernten Gerolfingen 2 Störche im seit Jahren unbesetzten Nest anzutreffen waren, überraschte mich denn doch etwas.


Unverhofft


Das Paar auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei

Ich neige allerdings stark zu der Annahme, dass dieses Paar nur mal eben aus dem benachbarten Wittelshofen herübergewechselt war und sich somit Gerolfingen nur über einen Kurzbesuch freuen konnte. In den letzten Jahren tauchten vereinzelt immer mal Störche aus der „Nachbarschaft“ an diesem Nistplatz auf. Zu einer Brut ist es dort zuletzt im Jahre 2001 gekommen und immer, wenn Gerolfingen besetzt war, kam es im benachbarten Wittelshofen zu keiner Brut und umgekehrt. Die große Nähe der beiden Nester zueinander und die Ausstattung des Nahrungsraumes verhindern gleichzeitige Bruten an beiden Orten. Interessiert sich mal ein zweites Paar für das jeweils andere Nest, kam es immer wieder zu Attacken untereinander mit dem Ergebnis, dass ein zweites Paar vertrieben wurde. Bei günstigen Verhältnissen und bei einem erhöhten Populationsdruck ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass einmal doch zwei Paare sich niederlassen und die Stellung behaupten. Ich werde Sie selbstverständlich über die weitere Entwicklung dort informieren. Letzter Kontrollpunkt meiner Reise war schließlich Wassertrüdingen. Dort verlässt die Wörnitz den Landkreis Ansbach und betritt den Boden des Nachbarkreises Donau-Ries. Hier wende ich und kehre zurück, nicht ohne das Storchennest besucht zu haben. Ein positiver Nachweis konnte dort aber nicht geführt werden. Das Nest ist noch verlassen und wartet auf die nächste Welle von heimkehrenden Störchen. Dies kann bei frühlingshaften Temperaturen in der nächsten Woche erwartet werden.

Unser Traumpaar blieb auch an diesem Tag reichlich rätselhaft. Schorsch spielte zwar bei allen Paarungen die erste Geige. Er bestieg seine Nummer 6 mehrmals, doch liegen eindeutige Schnappschüsse vor, bei denen Nummer 6 in Männerrolle posiert und das nicht einmal schlecht. Vergleicht man die Situation mit der des Vorjahres ist aber im Gesamtverhalten ein ganz anderer Drive vorhanden. Ich sehe das immer noch sichtbare schwule Verhalten unserer Helden etwas gelassener als 2006 und denke mir, dass dies bei Storchenpaaren sicher häufiger vorkommt als bisher nachgewiesen. Bleiben Sie in dieser Beziehung also weiter am Ball und senden Sie mir fleißig Schnappschüsse über das Gästebuch.

Auch dieser Samstag brachte eine Weiterentwicklung des Nestes, an der Schorsch maßgebliche Verdienste vorweisen konnte.


Herrliches Nest

Da man häufig hin- und herflog, ergab sich eine ganze Reihe wunderschöner Landungen und Abflüge. Die eindrucksvollsten füge ich hier zur Dokumentation und Nachschau bei, ebenso die schönsten Paarungen und Nestaktionen.

 
Arbeiten am Nest

Gerade die Bearbeitungen der vielen Schnappschüsse, deren Zahl von mir nur schwer reduziert werden kann, erfordert von unserem Webmaster Wolfgang einen großen Zeitaufwand. Ihm möchte ich dafür, auch im Namen aller meiner Leser, herzlich danken.


Sex macht
hungrig!

Auf dem Rückflug und
bereit zu neuen Taten.


Schorsch zur Übernachtung eingeflogen

 
Schorsch jeweils oben anzutreffen!...

 


Diesmal umgekehrt: Nummer 6 auf Schorsch!

 
11. Mrz. 07

Massenansturm auf die Dinkelsbühler Altstadt! Bei herrlichem Vorfrühlingswetter mit bis zu 16 Grad bevölkerten heute während des Frühjahrsmarktes Tausende von Besuchern das Zentrum der Wörnitzstadt. Am Nachmittag fühlte man sich in die Fußgängerzone einer Großstadt während der weihnachtlichen Einkaufszeit versetzt. Schorsch und Nummer 6 gingen das Ganze aus luftiger Höhe relativ gelassen an, hatten sie doch in ihrem Aufenthaltsraum „Luft“ mit vergleichsweise weniger Gegenverkehr zu rechnen.

Apropos schwul! Ein Schnappschuss vom Nest Bornheim 1, den ich Ihnen als Beleg hier beifüge, beweist, dass auch dort die eine  oder andere „Schwulität“ im Gange ist. Nach Kämpfen mit der neuen Partnerin am dortigen Nest, setzte sich das alte Weibchen durch und eroberte ihren Platz zurück. Zum Dank bestieg die nachweislich als Dame geführte Störchin ihren „Nun-wieder-Mann“, der dies anstandslos mit sich geschehen ließ, um später die Sache umzukehren.


Schwules in Bornheim

Auch bei unserem Paar dreht sich alle um die Liebe und deren Angebot an verschiedenen Stellungen. Schorsch und Nummer 6 sind in dieser Beziehung überaus erfinderisch und wie sie am Beispiel Bornheim sehen, scheint dieses Ansinnen nicht auf Dinkelsbühl beschränkt zu sein. Möglicherweise – und dies habe ich gestern schon so geschrieben – existiert diese „Schwulenpaarung“ auch bei anderen Storchenpaaren, nur wer hat dies schon so oft in freier Wildbahn beobachtet? Selbst uns fällt es ungemein schwer, bei freier Sicht aus nächster Nähe und einem beringten (zugegeben, der Ring ist sehr klein) und einem unberingten Partner die Situation immer richtig einzuschätzen. Wer vermag dies aber, bei zwei unberingten Störchen und bei einem Blick von unten, korrekt zu sagen? Ich denke, dass dazu niemand in der Lage ist. Also lassen wir die Köpfe nicht hängen und hoffen einfach weiter darauf, dass Schorsch und Nummer 6 wenigstens ein Männlein und ein Weiblein sind! Der Rest soll uns dann nicht mehr beunruhigen. Auch heute galt unser Hauptaugenmerk den sich Liebenden. Und in dieser Frage zeichnet sich eine Entwicklung ab, die Schorsch und Nummer 6 in etwa zu gleichen Teilen als Männlein und als Weiblein in Erscheinung treten lassen. Hier hat in den letzten Tagen Schorsch seinen anfänglichen „Mann-Elan“ zurückgeschraubt und diese Funktion immer mehr an seine Nummer 6 abgetreten.

Einsame Spitze ist und bleibt Schorsch jedoch in der Bereitstellung von Nistmaterial aller Art. Was er hier geleistet hat und weiter leistet, geht kaum noch auf die viel beschriebene Kuhhaut. Das Nest entspricht nun in seiner Ausführung höchsten Ansprüchen und steht nur in puncto „Nestdurchmesser“ anderen Nestern in Franken weit nach. Doch was in einem solch kleinen Nest dennoch möglich ist, beweisen die Ereignisse des Sommers 2003, als unser Paar sage und schreibe vier Junge zum Ausfliegen brachte. Nachzulesen und zu betrachten ist dies in ausführlicher Weise im Tagebuch des entsprechenden Jahrgangs.

Von Mosbach, meinem „Hausnest“ am Oberlauf der Wörnitz, gibt es heute auch noch kurz zu berichten. Dieses Paar, obwohl mit dem des Vorjahres identisch, zeigt sich nur sehr sporadisch am Nest. Nestbau hat bislang so gut wie keiner stattgefunden. Lediglich für die Innenauskleidung wurden einige Fuhren Altgras eingeflogen. Das war es dann schon. Verglichen mit den Verhältnissen in Dinkelsbühl ein wahres Armutszeugnis der Mosbacher. Weiter fällt mir auf, dass die Partner des Paares überwiegend eigene Wege bei der Nahrungssuche gehen. Wenn man sonst bei leerem Nest vor der Brutzeit die Störche im Nahrungsgebiet suchte, fand man sie fast immer vereint und stets nur in Sichtweite voneinander entfernt. In diesem Jahr gelang es mir fast nie, beide einträchtig bei der Nahrungsbeschaffung zu beobachten. Fast immer gingen sie getrennte Wege und befanden sich mehrere Kilometer voneinander entfernt. In einigen Fällen konnte ich nur das Männchen finden, während das beringte Weibchen sich häufig nicht im weiteren Nestumfeld aufhielt. Was mag da wohl wieder dahinterstecken?

Mein Dank gilt auch an diesem Tag den unermüdlichen „Schnappern“, die erneut hervorragendes Bildmaterial in Gästebuch und Forum bereitgestellt haben und die es mir wesentlich erleichtern, die Tagebucheinträge reich zu bebildern. Beispiele zum Tagesablauf von Schorsch & Co. beschließen meinen kleinen Eintrag.


Nummer 6 als Obermann oder Oberfrau

und gleich noch einmal
   

und diesmal in
unbekannter Konstellation

Schorsch mit
Riesenzweig
   

Kampf mit großem Ast

Heimkehr um 18:45 Uhr
 
12. Mrz. 07

Leichter Frost von minus zwei Grad und eine kräftige Erwärmung auf 17 Grad am Nachmittag waren bei Kaiserwetter die Eckdaten der Temperatur im westlichen Mittelfranken. Dinkelsbühl und das Storchenpaar strahlten um die Wette.

Ich war zunächst an der oberen Altmühl unterwegs, um dort nach dem Rechten zu sehen. Das Paar in Leutershausen machte mir dabei den Anschein, als wolle es sich demnächst zur Eiablage bereit machen.


Storchenort Leutershausen mit Nest auf dem
Schlauchtrocknungsturm der Feuerwehr

Die 23-jährige Französin und ihr vierjähriger Ehemann aus der Pfalz ließen daran keinen Zweifel aufkommen. Auch das schon länger anwesende Paar in Herrieden scheint vor einem ähnlichen Ereignis zu stehen. Im benachbarten Rauenzell, hier übernachtete vor Tagen einmal ein Storch im Nest, gibt es im Augenblick keinen Besucher mehr. Der Besuch scheint sich als Eintagsfliege oder besser als Eintagsstorch herauskristallisiert zu haben. Am Nest von Großenried hat sich heuer ebenso noch kein Storch blicken lassen wie in der romantischen Stadt Ornbau. Sie sehen, dass gerade an der Altmühl noch relativ wenige Störche zurückgekehrt sind. Ein Grund hierfür ist sicher darin zu sehen, dass diese Population zumindest teilweise auch auf der Ostroute in ihr Winterquartier in den Sudan und vielleicht bis Südafrika (Prinzesschen) fliegt und entsprechend später bei uns eintrifft, während der größte Teil der Wörnitzstörche auf der Westroute Spanien erreichen und gleich dort die Wintermonate verbringen.

In Fragen des Liebesvollzuges ging heute Nummer 6 klar in Führung. Nur einmal konnte unser Georg bei der Paarung als Obermann festgestellt werden. Alle weiteren diesbezüglichen Unternehmungen sahen unsere vermeintliche Störchin in einer Männerrolle. Die Herbeischaffung weiterer Riesenzweige überließ man in vollem Umfange dem Schorsch.


Eheglück
im Morgengrauen

Nummer 6 liegt,
wird bewacht von Schorsch
   

No. 6
obenauf

und nun zur Abwechslung
mal wieder der Schorsch
   

Spektakulärer Anflug von Georg

er landet mit Riesenzweig


Ein neuer Riesenzweig

 
13. Mrz. 07

Nachdem sich in und um das Nest der Alltag eingestellt hat, darf ich Sie nach langer Zeit wieder einmal über Ringfunde meiner Störche (siehe auch Karte der Storchenstandorte), aus den vergangenen Jahren informieren. Von den beringten Jungen des Jahrgangs 2006 (es waren 48 Junge) liegen bis heute folgende Meldungen vor: Ein Junges aus dem Nest von Merkendorf, Kr. AN, hielt sich am 24. August 2006 in Herrieden auf (15 km entfernt), die beiden Jungen aus Lauingen; Kr. DLG, wurden am 22. August 2006 in Aulendorf, Südwürttemberg, als Mitglieder eines größeren Trupps abgelesen. Mit von der Partie waren am gleichen Tag noch die beiden Jungen aus Weiltingen sowie ein Jungstorch aus Donauwörth, der einige Wochen vorher beim Erstflug abgestürzt war und im Tiergarten Nürnberg gepflegt wurde. Ein Jungstorch aus Ebermergen wurde auf dem Zug nach Westen 27. August 2006 in Alberswil im Kanton Luzern abgelesen, ein Junges aus Rudelstetten wurde am 29. August 2006 in Valls, Provinz Tarragona, in Spanien tot unter einem Strommasten gefunden. Ein Junges aus Wittelshofen trieb sich einjährig am 31. März 2006 in Römerberg-Mechtersheim in Rhein-Hessen herum, während ein Jungstorch des Jahrgangs 2005 aus Trommetsheim am 17. April 2006 bei Gollhofen im Landkreis NEA den Stromtod fand. Ein weiterer Storch des Jahrgangs 2005 aus Triesdorf konnte am 15. Juni 2006 in Daugendorf, Südwürttemberg, am 22. August 2006 in Aulendorf, Südwürttemberg, am 28.8.2006 in Schötz, Luzern, Schweiz und am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2006 in der Provinz Toledo in Spanien lebend nachgewiesen werden. Ein in Windsfeld 2005 beringter Jungstorch wurde zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 2006 an mehreren Orten in Sachsen-Anhalt sowie zuletzt im Grenzgebiet von Brandenburg und Niedersachsen ( Unbesanden/Hitzacker) beobachtet werden. Ein Junges aus dem Nest von Trommetsheim aus dem Jahre 2004 erbrachte weitere Funde. Am 30. Mai 2006 konnte es in Möhlin/Aargau, Schweiz festgestellt werden. Am 22. August trat es in dem schon erwähnten Trupp von Aulendorf auf und am 26. August 2006 in dem, der in Schötz, Luzern Station machte. Sein Nestgeschwister konnte 2006 nach zwei Überwinterungen in Spanien und einer Sommerbeobachtung 2005 in meiner Heimatstadt Feuchtwangen am 24. Juni 2006 in Raisting in Oberbayern gesichtet werden. Ein Storch aus dem Jahre 2004 hielt sich zweijährig im August 2006 in Nidderau-Eichen, Darmstadt auf, nachdem er vorher im April in Petershagen, Detmold und im Mai und Juni in Reichelsheim-Horloffaue, Darmstadt zur Beobachtung kam. Ebenfalls im Alter von zwei Jahren war ein Jungstorch des Jahres 2004 aus Wittelshofen, der sich im Mai 2006 in Neustadt an der Aisch aufhielt. Ein Junges des Jahrganges 2003 aus Ornbau wurde als Brutvogel am 7. April 2006 in Obersuhl in Hessen abgelesen. 5 Tage vorher gelang die Ablesung dieses Vogels am großen Stausee Lindre-Basse im Departement Moselle in Frankreich. Der letzte Wiederfund ist zugleich auch der interessanteste der gesamten Reihe. Ein von mir am 8. Juni 2003 in Weiltingen beringter Jungstorch wurde am 3. Juni 2006 in Solt, Bacs-Kiskun, Ungarn lebend abgelesen. Der Zeitpunkt der Ablesung spricht sehr dafür, dass es sich um eine Festsstellung eines Brutvogels im 700 Kilometer vom Beringungsort entfernten ungarischen Ableseort handelt. Einen solchen hatte ich schon einmal vor vielen Jahren. Dieser neue Fall beweist, dass fränkische Störche durchaus in Ungarn hängen bleiben und dort brüten können. Somit ist dieser Fund erst der zweite seit der Wiederaufnahme der Beringung durch mich im Jahre 2001, der auf einen Ostzieher hinweist. Auch der zweite Fund stammt aus Ungarn und war eine Meldung vom ersten Wegzug im Geburtsjahr des Storches.

Nun genug der vielen Daten. Eines aber ist auf Grund der neuen Daten ganz eindeutig und vollkommen unterschiedlich zu den Ergebnissen vor 20 Jahren: Viele Störche tauchen schon als Einjährige wieder in ihrer näheren oder weiteren Geburtsheimat auf. Bruten im zweiten Lebensjahr gehören mittlerweile schon zu den Selbstverständlichkeiten und schließlich haben sich Funde meiner Störche auf der Ostroute in starkem Maße reduziert und erreichen gerade noch 1 Prozent aller Fälle. Insgesamt also dramatische Veränderungen in der Biologie eines unserer beliebtesten Vögel.

Ein unaufgeregter Tag im Leben von Schorsch und Nummer 6 ging zu Ende. Es tat sich das, was sich in den letzten Tagen – und bald ist es genau eine Woche her, dass Schorsch seine Nummer 6 wieder traf – stets ereignete: Nestbau und Unternehmungen in Sachen Liebe. Die Lage ist nach wie vor sehr instabil und keiner von uns kann mit Bestimmtheit sagen, wer nun wer ist. Beide kopulierten fleißig als Unterfrau und Obermann. Wenns dennoch erfolgreich war, solls uns recht sein. Ein kleiner, unscheinbarer Besucher nutzte das leere Nest, um sich einer ebenso kleinen Inspektion des Storchendomizils hinzugeben. Ich vermute, dass es sich bei diesem Gast um einen Haussperling handeln sollte. Die immense Nestbautätigkeit der letzten Tage hat die Möglichkeit für Sperlinge eröffnet, sich in der Storchenwohnung häuslich niederzulassen. Was für große Storchenburgen eine Selbstverständlichkeit bedeutet – nämlich ganzen Sperlingskolonien in ihrem Inneren zu beherbergen – könnte jetzt auch für unser Nest möglich werden. Vielleicht siedelt sich in diesem Sommer das eine oder andere Spatzenpaar in den Höhlungen des Nestes an?


Kleiner Freund!


Morgensport mit Schorsch
in oberer Position

Der Schorsch schon wieder da, wo er unserer Meinung nach hingehört
   

Aber so geht es auch! Schorsch unten!

Nestbau
   

Die Begrünung nimmt
mehr und mehr Gestalt an

Da nimmt jemand
bereits Maß


Hoffentlich wird das bald ein Dauerzustand!

 
14. Mrz. 07

Nach frostiger Nacht stiegen die Temperaturen bis zum Nachmittag auf satte 16 Grad. Da hielt es keinen zu Hause. Für Schorsch und Nummer 6 blieb alles beim Alten. Die Morgenstunden sowie der Vormittag galten ausschließlich der Liebe und dem Nestbau. Vom frühen Nachmittag an musste man auf die beiden leider verzichten. Sie scheinen im Augenblick ihre Nachmittage lieber außerhalb ihres Nestes zu verbringen. Ob und wann mit einer Eiablage zu rechnen ist, ist zu so einem frühen Zeitpunkt schwer vorherzusagen. Heute ist es genau eine Woche her, dass Nummer 6 im Nest landete und Schorsch sein Single-Dasein aufgab.

An zwei Nestern – soweit bisher sichtbar oder gemeldet – hat die Eiablage begonnen. Zum einen im Nest von Donauwörth (am 12. März) und zum anderen im Nest am Sportplatz von Bornheim (ebenfalls am 12. März). In beiden Fällen sind es die frühesten Eiablage-Termine seit man das Brutgeschehen dort verfolgt. Für unser Paar darf man im Gegensatz zu den genannten schon noch einige Tage drauflegen. Vor Ende März heißt es noch lange nicht die Hoffnung auf die ersehnten Fortpflanzungsprodukte aufzugeben. Als Berufsoptimist gebe ich jede Hoffnung erst in der letzten Maidekade auf. Bis dahin ist es nun wirklich noch ein langer Weg.

Carola hat neulich ein weiteres Kennzeichen von Nummer 6 angesprochen, das ich hier auch im Bild vorstellen möchte. Auf dem linken Flügel erkennt man im Bereich der weißen Armdecken im Übergangsbereich der schwarz/weißen Kante und weit in Richtung Schulter verrückt einen schwarzen Fleck, der im Augenblick regelmäßig auszumachen ist, jedoch kein dauerhaftes Erkennungszeichen darstellt. Hier scheint eine Armdecke ausgefallen oder wenigstens so verrutscht zu sein, dass sie auch bei der Gefiederpflege nicht in den ursprünglichen Zustand gerät. Mal abwarten, wie sich die Dinge in diesem Fall entwickeln?


Wer wird denn gleich schimpfen?
(Nummer 6 steht vorne!)

Nach wie vor ist aber Nummer 6 am besten am schmalen Aluminiumring auszumachen und nicht weniger eindrucksvoll an seiner Schorsch deutlich überragenden Körpergröße, die vor allem durch die Länge der hinteren Extremitäten verursacht ist. Diese bei den stattgefundenen Kopulationen zu berücksichtigenden Kennzeichen erlaubten es aber auch nicht immer, Schorsch und Nummer 6 klar voneinander zu unterscheiden. Dennoch blieb eindeutig festzustellen, dass beide Partner als Männchen und als Weibchen fungierten.


Liebe
 

Nummer 6 zeigt stolz ihren Ring!
Wo ist Schorsch?
   

obenauf

und nun unten!

Ob dies als Kriterium für einen abermaligen Brutausfall gelten kann, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Sie kennen meine Einstellung in dieser Frage und ich bleibe dabei, dass es zu einer Eiablage noch kommen wird.  

Unumschränkter König blieb Schorsch bis heute bei seinen großartigen Bauunternehmungen, von denen wir uns an diesem Tag wieder sehr ausführlich überzeugen konnten.

 
Es wird gebaut!

 
15. Mrz. 07

Eine klare Nacht mit leichtem Frost wurde erneut von einem wunderschönen Vorfrühlingstag überstrahlt, der 17 Grad Höchsttemperatur erbrachte und mit einigen Neuigkeiten aus dem Storchennest aufwarten konnte. Einige Besucher nutzten erneut die Abwesenheit von Schorsch und Nummer 6, um dem Nest einen Besuch abzustatten. Dohlen zählten ebenso dazu wie unser „Vielleicht-Sperling“, der ein zweites Mal auf der Bild-, bzw. Nestfläche, erschien und für wenige Augenblick für Aufsehen sorgte.

 
Zaungäste

Am späten Nachmittag fand nach langer Pause ein sich abzeichnender Müllskandal weithin Beachtung. Wahrscheinlich Schorsch – ohne damit eine Vorverurteilung aussprechen zu wollen – hatte da etwas ins Nest eingetragen, das menschliche Zeitgenossen auf den vielbesagten Müll zu werfen pflegen.


Wer war der Täter?

Für Adebar hatte dieser Gegenstand eine gegensätzliche Bedeutung und sollte als ganz besonderes Beiwerk für eine attraktive Wohnstatt in Erscheinung treten. Verglichen mit den Erscheinungen des Jahres 2004 sollte diese bescheidene Entgleisung nur zu einer sanften Abmahnung gegenüber Schorsch herhalten. Außerdem sorgten weitere Nestbautätigkeiten schnell dafür, dass besagtes Wegwerfprodukt der menschlichen Gesellschaft aus dem zentralen Nestbereich verschwand und in der Nestperipherie in der Versenkung fast verschwand.

 
Nestbau, Nestbau und kein Ende

Vielleicht wollten Schorsch und Nummer 6 die Seher für ihr langes Fernbleiben vom Nest an diesem Nachmittag etwas entschädigen und sich möglicherweise sogar dafür entschuldigen, dass man heute im Doppelpack fremd gegangen war. Bei aller Heimlichtuerei muss hier ein für allemal die Feststellung getroffen werden, dass solche Vergehen selten unentdeckt bleiben und hinterher für manche Misslichkeiten und Ärgernissein in den Familien sorgen werden. Des einen Freud ist des anderen Leid, heißt es in einer bekannten Redensart. Man kann diese Weisheit auch ins Gegenteil verkehren und mit „Des einen Leid ist des anderen Freud“  unters Volk bringen. Als neutraler Chronist muss ich deshalb mit der ungeschminkten Wahrheit herauskommen.

Schorsch und Nummer 6 waren am Nachmittag über Stunden Gäste im Storchennest von Lehengütingen. Meine Leser wissen längst, dass die dortige Nisthilfe schon im letzten Jahr für die beiden Dinkelsbühler Adebare regelmäßig als Ausweich- und gelegentlich auch als Übernachtungsplatz gewählt wurde. Nummer 6 konnte am Tag seines Erscheinens in Dinkelsbühl kurz vorher in Lehengütingen beobachtet werden und heute zog es nun beide an den Ort ihrer ersten geheimen Liebe. Herr Schülein, „Besitzer“ der Nisthilfe auf seinem Betriebsgelände, zeigte sich über die Tatsache hoch erfreut und träumte schon von einer kommenden Brutmöglichkeit. Dass damit wohl eher nicht zu rechnen sein wird, mag ihn enttäuschen, macht uns aber wieder froh, wollen wir doch unser Traumpaar weiter bequem beobachten und nicht an Lehengütingen verlieren. Was dort noch nicht ist, kann aber noch werden, denn es bleibt ja eine Menge Zeit bis in den Mai hinein, in der weitere Störche unseren Raum erreichen werden.

Schorsch und Nummer 6 entschieden sich nach ausführlicher Inspektion doch für Dinkelsbühl als möglichen Brutort. Ich will es mir mit den Lehengütingern auf keinen Fall verderben, aber die bessere Wahl ist mit Dinkelbühl eindeutig getroffen!   

Der Rest des Tages ist mit einigen Schnappschüssen schnell abgehakt!


Schorsch oben

Da sucht einer etwas


Abendliche Einkehr

 
16. Mrz. 07

Der wahrscheinlich vorerst letzte Vorfrühlingstag hielt Einzug! Die Nacht war wieder frostig und bis zum Nachmittag stiegen die Temperaturen auf immerhin noch einmal 14 Grad. Doch eine Dunstschicht verschleierte die Sonne bereits und deutete einen Wetterumschwung an.

Bei den Schorschis lief alles seinen gewohnten Gang. Man hatte eher den Eindruck, als wollten sie beim Nestbau noch eine Schippe drauflegen, so viele Flüge mit eingeschlossenem Nistmaterialtransport standen auf dem Programm. Auch in Liebesdingen hielt man sich nicht zurück, sondern bereitete alles für eine vielleicht bald beginnende Eiablage vor. Eine Nestmulde schält sich bei all der Plackerei allmählich heraus und von Schorsch und Co. bekam man über den Tag betrachtet wieder etwas länger zu sehen. Auch eine sich steigernde Anwesenheit der Partner am Nest sind Indizien, dass eine Entwicklung in die richtige Richtung eingeläutet ist! Ich meine, dass wir eine realistische Chance haben, in den nächsten Tagen ein erstes Ei im Nest ausmachen zu können. Für den unter meinen Lesern, der als erster ein solches verfrühtes Osterei im Bild festhält, wird ein Preis ausgelobt werden. Deshalb: Augen offen halten und den Finger stets am „Auslöser“!

Am Abend hielt uns Schorsch schon ein wenig in Atem! Nachdem Nummer 6 um 18:25 Uhr gelandet war und alle mit seiner baldigen Rückkehr gerechnet hatten, dauerte es noch über eine halbe Stunde, ehe auch Schorsch zu seinem Partner zurückkehrte. Um diese Zeit war es bereits mehr dunkel als hell und bei diesen Lichtverhältnissen ist eine gekonnte Navigation im Nestumfeld schon erforderlich und diese kann unser Schorsch als alter Hase eben doch vorweisen.

 
Viele Flüge sind für den Nestbau nötig...


Schorsch
wieder mal oben

Eingebaute Knautschzone!
Schorsch nun unten
   

Schorsch
oben!

Rückansichten! Nummer 6
mit den langen Beinen
 
17. Mrz. 07

Die Nacht blieb diesmal frostfrei, Wolken waren aufgezogen und verdeckten auch während des Tages die Sonne, so dass die Höchsttemperatur schon bei 7 Grad hängen blieb. Und für die kommende Woche ist eine später Wintereinbruch prognostiziert.

Schorsch und Nummer 6 warteten mit einer Neuerung auf! Ihre Nestpräsenz während des Tages erreichte ein Rekordniveau. Dabei fiel besonders auf, dass häufig auch nur einer von beiden im Nest anzutreffen war. Meist fiel dieser Part an Schorsch. Nun weiß man weiter, dass die langen Aufenthaltszeiten dann besonders in Erscheinung treten, wenn die Eiablage näherrückt. Wir sollten also ab sofort dieses Phänomen eindringlicher beobachten und besonders darauf achten, ob Schorsch oder Nummer 6 in dieser Beziehung auffälliger, d. h. länger am Nest anwesend sind.

Ob der Eintrag von Müll auch zu diesem Verhaltensrepertoire zu zählen hat, ist mir nicht bekannt. Wir durften auch heute wieder über neue Beutestücke aus dem menschlichen Wegwerfverhalten staunen. Ob Schorsch sie nun aus seinem Depot neu hervorgeholt hat oder ob er doch bewusst wieder eine Suchaktion gestartet hat, sei dahingestellt. Ein großer Müllberg tat sich jedenfalls im Nest auf, der nach und nach jedoch auf die Seite gezerrt und an den Rand der Nestmulde gezogen wurde.


Ablenkungsmanöver! Alles schaut
auf den Müll und nicht auf
die sich mühende Nummer 6

Nach getaner „Arbeit“!
Wann kommt
der Hausputz?

Wollen beide damit die bevorstehende Eiablage ankündigen und verfolgen sie die Absicht, mögliche Eier warm zu verpacken und vor der bevorstehenden Kälte zu bewahren?

An anderen Kameranestern geht indes das Brutgeschäft voran oder hat gerade begonnen. Im fränkischen Adelsdorf zeigte das Paar sein erstes Ei, während in Bornheim im Sportplatznest das Gelege auf drei Eier angewachsen ist.


Adelsdorf


Bornheim

Von solchen Zuständen sind wir doch noch etwas entfernt, auch wenn Schorsch und Nummer 6 ihr Verhaltensmuster mehr und mehr in diese Richtung verlagern. So wuchs das Nest abermals durch den Eintrag von Müllprodukten, doch in weit stärkerer Weise in Form „natürlicher Fundstücke“. Auch beim mehr körperlichen Sexualverhalten lief alles wie gewohnt ab. Mal „Er“ auf „Ihr“ oder „Sie“ auf „Ihm“ oder umgekehrt. Da mache sich einer einen Reim! Wenns aber etwas bringt (ein befruchtetes Ei zum Beispiel), dann soll uns das „Wie“ in keiner Weise grämen. In die gleiche Richtung zielte schließlich die frühe Rückkehr der Hausbesitzer kurz nach 18 Uhr. Man gönnt sich ja sonst nichts!


Schorsch noch einmal in Aktion!

 
Das Nest wächst und wächst!
 


Abendliche Rückkehr

 
18. Mrz. 07

Es begann am Nachmittag zu regnen! Zuerst stiegen die Temperaturen bis auf neun Grad an, um am Abend bei Schneegestöber auf 1 Grad abzusinken.

Nummer 6 zeigte sich in sexueller Beziehung eindeutig als der Aktivere und bestieg unseren Schorsch, dass dem Hören und Sehen verging.

 
Nicht schlecht, Herr Specht!

In einem Fall gelang ein Schnappschuss, der Nummer 6 im Augenblick des Absprung zeigt. Gleichzeitig ist eindeutig die noch leicht geöffnete Kloake zu erkennen, durch die die Übertragung des Samens in die eine oder andere Richtung möglich geworden sein könnte.


Kurz nach der Paarung im Regen

Es bleibt also nach wie vor ein offenes Geheimnis, welchem Geschlecht unsere beiden Kämpfer letztlich zuzuordnen sind.

Auch heute hielt der Eintrag von Plastikmüll ins Nest unvermindert an. Der kräftige, teils stürmische Wind sorgte aber dafür, dass manches edle Teil über den Nestrand geblasen wurde, sich an demselben verhakte und außenbords vom Wind wie eine Fahne hin- und herflatterte.

 
Attraktive Nestausstattung

Die Abwesenheiten des Storchenpaares vom Nest nutzten erneut die Dohlen zu einer weiteren Runde „Nistmaterialdiebstahl“.


Nesträuber

Dass das Nest im Grunde gar nicht so klein ist und – wenn man etwas zusammenrückt – auch zwei Störchen bequem Platz bietet, demonstrierten Georg und Nummer 6 mit einer gemeinsamen „Liegeprobe“ im Doppelbett.


Im
Doppelbett

Da bringt einer wieder eine Fuhre
Zweige angeschleppt

Übrigens: Heute ist es genau einen Monat her, dass der erste Storch des Jahres 2007 im Nest landete. Seitdem gab es viel zu berichten und die Zahl der Zugriffe stieg unaufhaltsam an. Es möge so bleiben und als Lohn am Ende eine erfolgreiche Brut stehen. Warten wir also geduldig weiter!

In Bornheim 1 lag heute morgen das erste Ei im Nest, während das Sportplatznest Bornheim im Augenblick vier Eier vorweisen kann.


Bornheim 1

Bornheim/Sportplatz
 
19. Mrz. 07

Wintereinbruch! Auch wenn wir bislang vor großen Schneefällen verschont blieben, fühlt sich das Temperaturgefüge zwischen 0 und 4 Grad über Dinkelsbühl doch eher winterlich an. Für Störche gehören – je früher sie bei uns wieder eintreffen – solche winterlichen Wetterlagen eher zu den Normalitäten, Klimawandel hin oder her. In der Nahrungsbeschaffung treten für Schorsch und Co. selbst bei einer längeren Kälteperiode mit viel Schnee keine Engpässe auf und vierzehn Tage ohne Nahrungsaufnahme verkraftet ein gesunder Storch allemal.


Morgendliches Wintererwachen in Bad Waldsee

Auch wenn bereits Eier im Nest liegen, muss man sich bei Kälte um diese ebenfalls keine Sorgen machen. Einzig bei Jungen ab etwa der zweiten Lebenswoche könnte es kritisch werden. Doch von solchen Vorgaben sind bislang alle europäischen Storchennester noch weit entfernt.

Schorsch vollführte erneut zwei Außenlandungen auf dem Dachfirst des alten Rathauses. Die erste geschah dabei wohl eher unfreiwillig und lag mehr in einem missglückten Landemanöver. Mit einem großen Zweig im Schnabel näherte er sich seiner Baustelle, auf der bereits seine Nummer 6 auf ihn wartete. Dabei verschätzte er sich wohl etwas, verfehlte den Landepunkt und gönnte sich einen Fünf-Sekunden-Stopp auf dem Dachfirst. Unmittelbar danach sprang er ins Nest.


„Bruchlandung“

Beim zweitenmal lag der Sachverhalt gänzlich anders. Schorsch inspizierte aus eigenem Antrieb wieder die Außenhaut seiner Wohnanlage, um sich von deren Unversehrtheit zu überzeugen.

 
Nestinspektion

Die anderen, für unser Paar wichtigen Abläufe spielten sich in ähnlicher Weise ab wie an den Vortagen. Beide sorgten für die weitere Ausgestaltung des Nestes und gaben in Sachen Liebe ihr Bestes, ohne eindeutig ihre Geschlechtszugehörigkeit zu manifestieren.


Nummer 6 auf Schorsch

Schorsch im Anflug (rechts unten)


...mit Riesenzweig

Um die Mittagszeit legte sich auch über die historische Altstadt von Dinkelsbühl ein Hauch von Schnee, der sich kurzzeitig in einem kräftigen Schauer entlud. Nestbewohner und Nest schienen mit Puderzucker überzogen zu werden, doch hatte alles schnell eine Ende und der Spuk war wieder vorbei.

 
Puderzucker

Ob sich Schorsch und Anhang am Nachmittag über das Wetter beschweren wollten oder ob tatsächlich Luftalarm herrschte, können nur die Betroffenen eindeutig erklären.


Große Aufregung

 
20. Mrz. 07

Der Winter hält uns im Griff. Nachts um den Gefrierpunkt und tagsüber gerade mal vier Plusgrade sind nicht gerade berauschend. Wir können nichts ändern und müssen uns der Situation stellen, ob wir wollen oder nicht.

In der Nacht und am Morgen war das Nest erneut von einem Hauch Schnee überzogen. Für Schorsch und Nummer 6 bedeutete dieser Umstand jedoch keine Einschränkung ihrer Lebensqualität. Man blickte via Internet mal schnell nach Bornheim: Im dortigen Sportplatznest scheint das Gelege mit nun 5 Eiern vollständig zu sein, während die Artgenossen im Nest auf der Storchenscheune mittlerweile das zweite Ei zu verzeichnen haben.


In Bornheim ist man schon weiter

Zum Glück bewahren auch einige Kameranester ihre Geheimnisse für sich, so dass Eizahl und genauer Bebrütungstermin nicht zu ermitteln sind. Diese Paare dürfen sich somit aus freien Stücken ihrer Brut widmen und müssen nicht ständig Gefahr laufen, von wohlmeinenden Zeitgenossen korrigiert zu werden. Sie wissen, worauf ich hinaus will! Bei Verhaltensabläufen nicht domestizierter Tiere unterliegen diese nicht menschlichen Einflüssen und sind somit auch mit gänzlich anderen Maßstäben zu messen. Schnee und Kälte müssen deshalb nicht zum Wohl der Tiere missbilligt oder erträglicher gestaltet werden, wie man es gemeinhin mit Tieren in menschlicher Gefangenschaft zu tun pflegt, ganz gleich, ob sie in der Gemeinschaft des Menschen oder in seiner Nähe, z.B. in Stallungen und vergleichbaren Einrichtungen leben.

Ein Morgenalarm schreckte bereits kurz nach 6 Uhr Schorsch und Partner aus ihrer Ruhe.


Morgenalarm (Schorsch steht rechts)

Ob es daran lag, dass beide bereits ungewohnt früh zum erstenmal das Nest verließen, darf vermutet werden. Nach dieser kurzen Aufregung entwickelte sich der Rest des Tages dagegen gewohnt normal. Man liebte sich – nicht so eindeutig, wie wir es gerne hätten - man baute fleißig am Nest, man ließ den Partner auch über längere Zeit einmal allein und verbrachte einen kühlen, aber entspannten Tag.


Ein leeres Nest zu früher Stunde?

 
Weiterer Nestbau...


Schorsch oben

Schorsch unten
 
21. Mrz. 07

Es wird (noch) nicht wärmer! Nach leicht frostiger Nacht schaffte es die Höchsttemperatur gerade bis 5 Grad. Dafür blieb es bei bedecktem Himmel trocken, doch auch in den folgenden Tagen müssen wir uns auf Winter einstellen. Im Verhalten unseres Paares geht es augenblicklich nicht voran. Man kocht auf Sparflamme und beschränkt die Aktivitäten auf ein notwendiges Maß. Auffällig ist in der Tat, dass Schorsch sehr lange allein am Nest zubrachte und Nummer 6 mehr und mehr in die Rolle des Storchenmannes hineinwächst. Beim Transport von Nistmaterial war dieses Verhalten ganz besonders auffällig. Wegen der noch nicht beginnenden Eiablage besteht allerdings kein Anlass zu irgendwelcher Sorge. Weder Schorsch noch seine Nummer 6 sind deshalb in besonderer Weise zu bedauern oder zu umhegen. Sie tun instinktiv das, wozu sie momentan in der Lage sind. Kühle Temperaturen verzögern den hormonell gesteuerten Ablauf der Brutvorbereitungen sicherlich und lassen deshalb unser Paar etwas „lustlos“ wirken. Bleiben wir einfach weiterhin Zaungäste des Geschehens und beobachten wir aus der Distanz mit der nötigen Distanz bei der Beurteilung der Lage. Harmonie und Eintracht strahlten einige Schnappschüsse aus, die unser Paar gemeinsam im Nest liegend zeigten. Bei den weniger häufigen Paarungen war nur noch Nummer 6 als Obermann auszumachen und auch beim Transport von Nistmaterial zeigte die vermeintliche „Sie“, dass diese Aufgabe ebenso von einer „Frau“ bewältigt werden kann.


Schorsch „bewacht“ seine Angebetete

Im Doppelpack
   

Nummer 6 obenauf

Nummer 6 im Anflug
   

mit großem Ast

erneut zum Abflug bereit
 
22. Mrz. 07

 Der kälteste Tag in diesem winterlichen Wetterintermezzo. Bei Höchsttemperaturen von 2 Grad hieß es, der Kälte zu trotzen, wenngleich solch Wetterunbill keine Sensation darstellt. Nur waren wir von den vergangenen Wintermonaten kaum in unserer Kälteresistenz gefordert. Niederschlag fiel ab den Nachmittagsstunden in Form von Schneeregen, jedoch ging der bald in Schnee über und als sich die Nacht über Stadt und Land senkte, verhieß eine sich bildende geschlossenen Schneedecke nichts Gutes für die Nacht und den kommenden Tag.

Eingefrorene Verhaltensabläufe bestimmten auch diesen Wintertag. Es tat sich herzlich wenig im Nest.


Schneemänner

Während der Vormittagsstunden hielt man sich zu Hause auf und verabschiedete sich danach mit einem großen zeitlichen Abstand vom Nest. Ab 14 Uhr gab es nur noch „leeres Nest“. Die Rückkehr zur Übernachtung erfolgte ebenfalls mit zeitlicher Verzögerung zwischen 18 Uhr und 18:30 Uhr.

 
Abendliche Rückkehrer

Schorsch blieb insgesamt, wie viele Gästebuchbeiträge ebenfalls feststellten, blass und farblos. Er kam in der Tat nicht so recht in die Gänge und überließ fast alles seinem Partner. Daraus aber eine Schwäche oder Indisponiertheit ableiten zu wollen, geriete mir schon wieder zu sehr in die Nähe der Spekulation. Auch an anderen Kameranestern sind die Aktivitäten ihrer Bewohner derzeit stark reduziert und wirklich nur auf das Nötigste beschränkt. Man fliegt bei derartig schlechten thermischen Verhältnissen keine großen Strecken und man verzichtet weitgehend auf Flüge, die dem Tarnsport von Nistmaterial dienen. Da gibt es keinen Grund, an eine ernsthafte Erkrankung eines Storchs zu denken. Man stand also auch an diesem Morgen im Schnee und harrte aus. Nummer 6 trat trotz der widrigen Wetterverhältnisse ab und zu in Aktion und betätigte sich als Nestbauer und als Initiator für eine erhoffte Schwangerschaft.

 
Nummer 6 – Baumeister


Ist es so richtig?

Dass ihm bei einem der Ausflüge erneut Müll unter den Schnabel kam, sei ihm verziehen. Einiges ordnete man vor dem nachmittäglichen Abflug so an, dass man meinen konnte, Schorsch und Nummer 6 wollten uns ein Ei in der Nestmulde suggerieren.


Was schleppt man da herbei?

Das Kunst-Ei!

Dabei handelte es sich schlicht und einfach um Müll. Als der weniger Aktive lag es deshalb weiterhin an Schorsch, auch im Alleingang die Stellung im Nest zu halten.


Was mag sich Schorsch wohl denken?

Bei einer zu beobachtenden Paarung trat abermals Nummer 6 als Obermann auf. Ein Ei gab es aber trotzdem: In Kirchzarten, am Rande des Schwarzwaldes und ebenfalls im Schnee gelegen, wurde das erste Ei gelegt. Frohes Gelingen!, kann man da dem Paar nur zurufen!


Verfrühtes Osterei in Kirchzarten

 
23. Mrz. 07

Ein böses Erwachen! Das westliche Mittelfranken war am Morgen unter einer mehr als 20 Zentimeter dicken Neuschneedecke versunken. Dass unsere Nestkamera nicht in der Lage war, ein akzeptables Nestbild zu liefern, darf in diesem Zusammenhang nicht verwundern. Das Gehäuse, das die Optik schützt, war gänzlich mit Schnee bedeckt und die Frontscheibe war zugeschneit. So sah man ein milchig trübes Etwas.


Kein Durchblick!

Doch schon ab 7:30 Uhr begann sich der Vorhang zu lichten und Mehr und Mehr des Schnees rutschte vom Gehäuse der Kamera ab und gab den gewohnten Nestblick frei. Da standen Schorsch und Nummer 6 im für sie fast „kniehohenSchnee und machten gute Mine zum bösen Spiel. Das Paar war regelrecht eingeschneit.


Der Schleier lichtet sich

Die Schorschis im Schneechaos

 
Nachschub von oben! Der Vorhang beginnt sich wieder zu schließen

Man hätte auf solch eindrucksvolle Schneebilder mit Störchen gerne verzichten können, jedoch bescherte uns die heutige Wetterlage grandiose Winterbilder, die selbst die vor Frost starrenden Schnappschüsse aus dem März des vergangenen Jahres noch in den Schatten stellten. Die beiden Hauptdarsteller schienen wegen der misslichen Wetterlage reichlich „angefressen“ zu sein. Die Liegeposition war während der Nacht im Gefolge des heftigsten Schneefalls aufgegeben worden zu sein und machte einem mehr oder weniger angenehmen Stand Platz. Die Spuren im Schnee ließen keinen andere Deutung zu. Nach einer gelungenen Kopulation durch Schorsch in der Männerposition, räumte zunächst Nummer 6 das Feld und ließ einen frustrierten Georg zurück.


Kleiner Schorsch ganz groß

und ganz einsam


und ab!

Um 11:10 Uhr präsentierte sich das Nest als eine immer mehr sich zurückziehende Schneelandschaft ohne jegliche Art einer Besiedelung. Der letzte Rest hielt aber dem Tauwetter stand und ließ bis zum Einbruch der Nacht einen schmalen weißen Ring am Rande der Nestmulde übrig. Nach dem Abflug von Nummer 6 - ein gutes Stück vor Mittag – dauerte es über sieben Stunden, ehe unser Paar am Nest zur Übernachtung einschwebte. Eine ungewöhnlich lange Wartezeit nahm damit ein Ende. Wo sich beide die Zeit vertrieben, bleibt ihr Geheimnis. In Lehengütingen jedenfalls zeigten sie sich nicht! Für die kommenden Tage wird es mit dem Wetter wieder aufwärts gehen und somit auch dafür sorgen, dass Georg und Nummer 6 zu gewohnter Stärke zurückkehren werden.

Wenn schon am Kameranest keine Störche zu beobachten waren, konnte ihr Tagebuchschreiber in seiner Heimatstadt Feuchtwangen – bislang noch ohne eigenes Storchennest – wenigstens einen unverhofften Nachweis erbringen. Nach über einem Jahr rastete erneut einer unserer Lieblingsvögel im Herzen der Feuchtwanger Altstadt und konnte im Detail beobachtet werden. Diesmal hatte sich Adebar das mächtige Dach der Stadthalle „Kasten“ aus dem Jahre 1565 am Kirchplatz ausgesucht. Dort stand ab etwa 15 Uhr ein unten links mit einem schwarzen ELSA-Ring beringter Storch. Die Ablesung zeigte, dass der Ring von der Vogelwarte Radolfzell verausgabt wurde. Die genauen Beringungsdaten werde ich bei Gelegenheit nachliefern. Nach etwa 90 Minuten hatte sich der Besucher verzogen, zur Freude vieler Feuchtwanger, darunter auch Ihr Tagebuchschreiber, erschien der Storch jedoch gegen 18:20 Uhr wieder und richtete sich zu einer Übernachtung auf dem Dach der Stadthalle ein. Aus meiner Kindheit ist mir das Vorhandensein eines Wagenrades auf besagtem Dach noch in guter Erinnerung. Die letzten Störche, die in Feuchtwangen ein Nest bauten und einen Sommer lang blieben, hatten sich 2003 den Kamin des alten Rathauses auserkoren. Zu einer Brut kam es damals aber nicht. Im Gegenteil: Die Stadtverwaltung hatte im Herbst 2003 in einer Nacht- und Nebelaktion das Nest von der Freiwilligen Feuerwehr entfernen lassen. Nachdem der Prophet im eigenen Land bekanntlich nichts gilt, wurde ich damals von niemandem darüber informiert oder gar um eine Meinungsäußerung gebeten.

Ich habe mich bereits heute an den einsamen Gast auf der Stadthalle gewandt und ihn gebeten, sein Nest doch wieder am besten auf den Kamin des Rathauses zu bauen. Er betonte , er wolle dies versuchen. Für einen Storch sollte dies ein leichtes Unterfangen sein, auch wenn an besagter Stelle keine Nisthilfe vorhanden ist. Allein die Kaminkonstruktion reicht locker aus, um ein Nest entstehen und sicher bestehen zu lassen. Es sei denn, man entfernt es abermals ungefragt. Doch dies werde ich diesmal zu verhindern wissen.


Der Gast auf der Feuchtwanger Stadthalle

 
24. Mrz. 07

Der erwartete Frühlingseinzug verzögerte sich bei uns weiterhin! Erneut fielen in der vergangenen Nacht rund 10 Zentimeter Neuschnee, der bei leichtem Frost in der Nacht und Höchsttemperaturen von gerade mal 2 Grad nur sehr langsam abtaute.

Für Georg und Nummer 6 blieb die Situation deshalb einen weiteren Tag leicht angespannt.


Schnee und kein Ende

Bei dieser Wetterlage können keine Frühlingsgefühle aufkommen. Man sparte sich unnötige Bewegungen und die Flüge vom und zum Nest blieben auf ein Minimum beschränkt. Nass und kalt kann der heutige Tag überschrieben werden.

Auffällig und erwähnenswert: Trotz der beschriebenen Wetterverhältnisse tat man in Sachen Liebe Erstaunliches, jedoch bei wechselseitigen Aktionen mit wenig Aussicht auf Erfolg.


Schorsch oben

und nun unten

Eine kleine Zwischenbilanz sei mir von anderen Nestern gestattet: In Bornheim im Nest auf der Storchenscheune liegen nun 4 Eier, in Kirchzarten (ebenfalls bei Schnee) sind es deren 2. In Vetschau, dem Ort mit der ersten Storchenkamera überhaupt, traf heute der erste Storch ein.


Bornheim


Kirchzarten


Vetschau

Auch für diesen Standort in Brandenburg ein ungewöhnlich frühes Datum.

Der gestern von mir in Wort und Bild vorgestellte Besucher meiner Heimatstadt Feuchtwangen übernachtete auf dem Dach der Stadthalle und konnte während des Tages von verschiedenen Einwohnern beobachtet werden. Auch in der kommenden Nacht macht er erneut Anstalten, erneut an seinem gewählten Ort zu nächtigen.

Heute gelang mir außerdem noch der endgültige Nachweis eines Partnerwechsels am Storchennest in Leutershausen. Dort hatte ich bereits am 21. Februar ein neues Männchen am Storchennest abgelesen. Dieser Storch war in den beiden vergangenen Jahren jeweils Brutvogel in Erlangen-Bruck und schien sich heuer anders orientiert zu haben. In den letzten Februartagen war besagter Storch aber doch wieder nach Erlangen zurückgekehrt. Der Grund seines Wechsels: Kurz nach meiner Ablesung war der rechtmäßige Storchenmann in Leutershausen erschienen und hatte sich gegen den „Neuen“ durchgesetzt. Die Ablesung der Ringnummer in den überschwemmten Altmühlwiesen am heutigen Tag räumte die letzten Zweifel aus.


Das 23-jährige Weibchen


Das nun 5-jährige Männchen
 

 
25. Mrz. 07

Beginn der Sommerzeit! Und endlich scheint der späte Wintereinbruch der Vergangenheit anzugehören. Nachts seit langem wieder frostfrei und tagsüber schöne 14 Grad können sich durchaus sehen lassen. Der Schnee hat sich zurückgezogen, die kleineren Bäche und Flüsse sind über die Ufer getreten und stellen im Augenblick die Störche vor keine großen Nahrungsprobleme. Bei unseren beiden Helden sind die Lebensgeister wieder erwacht und man begann sich wieder um den Ausbau und die Renovierung des Nestes zu kümmern. Liebe blieb kein Geheimnis, allerdings fanden die Paarungen in bunter Folge statt. Mal „Er“, mal „Sie“ oben und danach wieder umgekehrt. Darauf wird man wirklich nicht mehr schlau! 


Schneefrei

 
Nummer 6 oben

 
Schorsch oben


Im Gleichklang

Kopfüber


Hals über Kopf

In Aurach konnte ich den seit Anfang März anwesenden Einzelstorch heute bei der Durchfahrt zum ersten Mal sehen und, da er einen ELSA-Ring trägt, gleich ablesen. Dieser Storch wurde von mit im Jahre 2004 in Triesdorf, Kreis Ansbach, etwa 18 Kilometer östlich von Aurach beringt. Damit kam dieser Storch, der vorher noch nirgendwo abgelesen wurde, sehr nahe an seinen Geburtsort heran und zählt damit zu den Störchen, die es als möglichen Brutvogel in Heimatnähe getrieben hat.

Der Rest des Tages stand ganz im Zeichen einer Fahrt nach Weiden in die Oberpfalz. Dort besuchte ich mit Frau und jüngstem Sohn ein Orgelkonzert mit Professor Harald Feller, München, an der neuen Max-Reger-Gedächtnis-Orgel in der evangelischen Kirche St. Michael. Das ausschließlich Reger und Orgelwerken zeitgenössischer Münchner Komponisten gewidmete Konzert war ein Ohrenschmaus und Fahrt und Eintritt in jedem Falle wert. Als Belohnung gab es für Sohn Lucas ein Treffen mit dem Interpreten und gleichzeitig noch ein kleines Solo auf dem neuen Instrument.


Lucas in der Michaelskirche in Weiden...

.
..mit Professor Harald Feller

Als wir gegen 21:30 Uhr wieder zu Hause angekommen waren, galt mein erster Blick der Stadthalle „Kasten“ in Feuchtwangen. Der Übernachtungsgast hatte sich auch für die zweite Nacht diesen Platz auserwählt und leuchtete im strahlendsten Weiß zu mir herunter. 

 
26. Mrz. 07

Der Frühling ist da! Nachts wurde es mit nur 1 Grad noch mal recht frisch. Dafür entschädigten milde 16 Grad am Nachmittag für die kalte Vorwoche. Am Nest ging alles seine geregelten Bahnen und in Sachen Liebe gab es keine neuen Wendungen.

 
Nummer 6 auf Schorsch


Schorsch als Obermann

Das prächtige Flugwetter führte um die Mittagszeit dazu, dass unsere beiden Nestbesetzer Besuch bekamen. Seit Wochen gab es keinen derartig ausgeprägten Luftalarm mehr, der sogar in einer kurzen Landung des Fremden im Nest gipfelte. Es existiert nur ein Schnappschuss dieser Szenen und recht viel länger als ein bis zwei Sekunden hat der Spuk auch nicht gedauert. Schorsch war als erster zum Nest zurückgekehrt und so lag es an ihm, die Attacke abzuwehren. Als nach wenigen Sekunden auch Nummer 6 auf der Szenerie erschien, hatte der Fremde keine Chance mehr, einen Blumentopf zu gewinnen. Gemeinsam zeigte man sich Herr der Lage und danach versuchte es der Eindringling nur noch einmal, dem Nest nahe zu kommen. Zu einer Landung im Eigenheim der Dinkelsbühler Störche kam es angesichts der Dominanz von Schorsch und Co. allerdings nicht mehr.

 
Ausdrucksstärke


Fremdstorch attackiert

An einer schmucken Plastiktüte scheinen Schorsch und Partner großen Gefallen gefunden zu haben. Selbst der starke Wind schaffte es nicht, das „Corpus delicti“ über den Nestrand zu blasen. Immer wieder wurde es außerdem von den Störchen liebevoll dem Nest einverleibt, bis es danach doch wieder hin- und herzuflattern begann.


Das dekorative Schmuckstück

Das Nest selbst macht hingegen einen hervorragenden Eindruck, es sind alle Vorkehrungen getroffen, die Eier an der entsprechenden Stelle in einer kleinen Vertiefung unterbringen zu können. Nur sollten die beiden wieder etwas häuslicher werden. Man verbrachte zuletzt doch viele Stunden am Tag außerhalb des sicheren Nestumfeldes.

Das herrliche Wetter hat weitere Störche an Kameranester gespült. So vermeldet Hohenstein ein Paar, Markt Schwaben in Oberbayern tut es den vorgenannten gleich und auch Zwettl in Niederösterreich und Gebelsee in Thüringen vermelden weitere Paare.


Zwettl


Markt Schwaben

„Mein Storch“ auf dem „Kasten“ in Feuchtwangen war am Vormittag für einige Minuten der Star in meiner 2. Volksschulklasse. Von meinem Klassenzimmer konnten ihn einige Schüler für wenige Minuten mit dem Spektiv beobachten. Sicher ein ganz tolles Erlebnis. Ehe jedoch jeder einmal einen Blick auf Adebar werfen konnte, hatte er sich leider verabschiedet und auch am Abend nach Einbruch der Nacht blieb sein Platz auf dem Dach in der Feuchtwanger Altstadt leer. Der 72-Stunden-Storch hatte sich offensichtlich abgesetzt. Bekannt ist inzwischen auch sein Geburtsort. Er schlüpfte vor zwei Jahren in Höchstadt an der Aisch aus dem Ei.

 

Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des „Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen. Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten finden Sie hier einen ausführlichen Bericht.

Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere Spendenaktion.

Weitere Hinweise

  • Hier könne Sie sich über die Ziele und Möglichkeiten der
    Natur- und Umweltstiftung

    informieren.
     

  • Vom 12. bis 20. Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit zahlreichen Veranstaltungen statt.
    Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises Ansbach.

 

Wenn Sie mehr über die Aktivitäten der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen Sie doch mal in den Blog "Naturschutztagebuch".

Ganz neu und für Storchenfreunde sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden Storchenstandorte, dargestellt mit Hilfe von Google Maps.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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