Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 9

9. Jul. 06

Im Stundenplan der Schorschis scheint sich seit kurzem eine positive Neueinteilung des Tagesplanes abzuzeichnen. Positiv bedeutet, dass sich eine wieder webcamfreundliche Tendenz abzeichnet oder anders ausgedrückt: Die Schorschis werden wieder häuslicher. Die Anwesenheitszeiten werden länger, verteilen sich über den gesamten Tag und erlauben es uns als stille Beobachter, wieder vermehrt Anteil am Leben der Störche zu haben. So dauerte das morgendliche Erwachen über zwei Stunden lang und wir konnten verschiedene Lichteindrücke gewinnen.


Das Paar um 5 Uhr

Das Paar um 5:10 Uhr
   

Das Paar um 5:53 Uhr

Das Paar um 6:44 Uhr


Nummer 6 noch allein am Nest um 6:58 Uhr

 Erst kurz nach 7 Uhr war das Nest wieder verlassen, doch schon vor 10 Uhr war man wieder zurück von seinem Morgenausflug und um die Mittagszeit gab es schon den nächsten Kurzbesuch. So könnte es gerne weitergehen!


Rückkehr gegen 10 Uhr

Stippvisite um 12:27 Uhr

Nun dachte ich während der ablaufenden Woche, dass die Dohleninvasion schon auf ihrem Höhepunkt angekommen sei. Doch was sich heute am Abend gegen 20 Uhr am Nest abspielte, setzte dem bisherigen Geschehen die Krone auf. Bis zu 15 Dohlen gleichzeitig bevölkerten das Storchennest und ließen keinen Zweig auf dem anderen. Besonders hatten es die Rabenvögel wieder auf die Plastikfolie abgesehen, von der man abermals große Stücke abriss und davontrug. Immer mehr dieser artfremden Nestausstattung wurde aus dem Nest entfernt, rutschte ab oder wurde vom Winde verweht. Am Ende des Tages gab es nur noch spärliche Reste der Sammelwut unserer Schorschis zu bestaunen und fast nichts erinnerte mehr an den großen Müllhaufen der vergangenen Wochen. Von einer Sekunde auf die andere hatte der Spuk auch an diesem Tag ein überraschendes Ende gefunden und wie auf geheimen Befehl erfolgte danach kein Anflug mehr ans Nest.


Die Dohleninvasion
 

Dies änderte sich erst wieder, als beide Schorschis um 21:09 Uhr nach Hause kamen und nicht in Lehengütingen einkehrten.

 
Die Rückkehrer

Gegen 19 Uhr waren mir die beiden Schorschis direkt an der Froschmühle begegnet. Sie standen unweit der Wörnitztalstraße in der Wiese und pflegten ausgiebig ihr Gefieder. Da wusste ich noch nicht, ob sie den guten Kilometer hinauf nach Lehengütingen fliegen werden oder die doppelte Strecke ins Rathausnest. Sie entschieden sich zum Glück für den längeren Weg.


Der „Zweitwohnsitz“ Lehengütingen vom Wörnitztal aus gesehen


Die Schorschis an der Froschmühle

Einen Kilometer weiter flussaufwärts trieb sich das Paar aus Schopfloch gemeinsam in einer frisch gemähten Hangwiese herum. Bei einem kurzen Stopp sah ich, dass sie es ausschließlich auf die Jagd nach Heuschrecken abgesehen hatten, der einzigen Beute, die es derzeit in Hülle und Fülle gibt. Das einzige Junge wird seinen Teil davon schon abbekommen und nicht Hunger leiden müssen. Weitere 6 Kilometer flussaufwärts besuchte ich noch das Storchenkind von Mosbach an der Wörnitz. Hier scheint die Ernährungslage für den einzigen Jungvogel nicht so dramatisch. Mit 70 Lebenstagen sollte der Jungstorch sich seinen Anteil an Futter auch schon selbst suchen können. Persönlich habe ich ihn bis heute aber noch nicht außerhalb des Nestes beobachtet. Mutter Storch stand jedenfalls auf dem benachbarten Kirchendach und Vater Storch hatte es sich auf einer Nachbarscheune bequem gemacht. Von Hektik keine Spur.

 
10. Jul. 06

Der neue Stundenplan unserer Schorschis konnte auch an diesem ersten Tag der neuen Woche greifen. Auch die Wetterlage blieb mit herrlichem Sonnenschein und hohen Temperaturen wie gewohnt und erleichterte mir meine heutige letzte Beringungsaktion der Saison in Aurach am Rande des Altmühltales im Landkreis Ansbach gelegen. Dort hat es ein Storchenpaar auf dem Dach des Rathauses zum erstenmal überhaupt geschafft, eine Brut zu beginnen und Nachwuchs zum Schlüpfen zu bringen. Dass es gleich drei Junge wurden, kam nun doch ein wenig überraschend und machte den nachmittäglichen Einsatz umso schöner.


Das Rathaus von Aurach mit seinen neuen Bewohnern

Mit Hilfe der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Feuchtwangen und ihrem Kommandanten Holger Frohwieser sollte das Unternehmen starten. Erfahrungswerte für die Anfahrtspunkte der Drehleiter gab es an diesem Neststandort bisher nicht, da es die erste Brut überhaupt in Aurach seit Menschengedenken ist und Menschengedenken bedeutet in unserem Fall schon einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren. Das Rathaus als altes Wasserschloss wird auch heute noch von einem teilweise verfüllten Wassergraben umgeben. Die Straße, die am Rathaus vorbeiführt, befindet sich knapp 20 Meter vom Gebäude selbst entfernt. Das alte Schloss ist ein massiver Bau von etwa 20 Metern Höhe. Eine Drehleiter ist maximal 30 Meter lang! Sie können sich sicher jetzt schon denken, worauf ich hinaus will!

Von der Straße aus ist das Anfahren des Nestes kaum möglich, die 30 Meter Drehleiterlänge können unmöglich das Storchennest erreichen. Nun gibt es aber – zum Glück – von der Westseite des Gebäudes aus eine Zufahrt durch einen alten Obstgarten, der sanft in den ehemaligen Wassergraben hinabführt und eine Annäherung an das Gebäude bis auf wenige Meter erlaubt. Diesen zweiten Weg hatte ich mir in den vergangenen Tagen immer wieder angesehen und geprüft, ob ein Fahrzeug mit einem Gesamtgewicht von 15 Tonnen, über die Wiese fahren kann. Die extrem trockene Wetterlage der letzten Wochen schien das Unternehmen nicht zu gefährden, denn der Boden war im wahrsten Sinne des Wortes steinhart. Nach einer längeren Regenperiode aber würde ein so schweres Fahrzeug sicher im Morast stecken bleiben.

Die Drehleiter traf pünktlich wie die Feuerwehr in Aurach ein und Herr Frohwieser wollte auf alle Fälle zuerst den sicheren Weg von der Straße aus zum Nest nehmen. Doch wie befürchtet fehlten für eine erfolgreiche Anfahrt viele Meter, so dass nun Plan zwei greifen musste. Sehr umsichtig und ohne jedes Risiko entschied der Kommandant, dass die Fahrt über die Wiese problemlos möglich sei. Er brachte das Einsatzfahrzeug in Position und zusammen mit dem scheidenden Bürgermeister der Gemeinde, Herrn Klaus Köhle, schwebte Ihr Tagebuchschreiber neuen Ufern entgegen. Von der Westseite des Gebäudes aus war es ein Kinderspiel, das Nest zu erreichen. Einer der beiden Altvögel strich erst kurz vor unserem Erscheinen vom Nest ab und verbrachte anschließend die Zeit auf dem Dach der nahen Kirche.


Annäherung


Kurz vor dem Abflug


Die Drillinge


Bürgermeister Köhle mit den Auracher Neubürgern

Offensichtlich hatte unmittelbar vor unserem Eintreffen eine Fütterung stattgefunden, denn einige Beutetiere waren noch nicht ganz aus dem Nestinneren verschwunden. Dabei handelte es sich ausschließlich um Heuschrecken, die nach einiger Zeit im Magen und Schlund des Altstorches eine blutrote Farbe angenommen hatten und im Nest eine regelrechte Blutspur hinterlassen hatten. Einiges vom Mageninhalt hatten auch die Jungen abbekommen, so dass sie ebenfalls scheinbar mit Blut bespritzt waren. Diese intensive Rotfärbung haben auch alle Storchengewölle, wenn wie jetzt im Hochsommer die Jungen bevorzugt mit Heuschrecken und vielen Insekten gefüttert werden. Heute lagen einige dieser walzenförmigen „Produkte“ im Nest, die die Störche im Schnitt zweimal täglich aus ihrem Magen wieder ins Freie befördern und die alles Unverdauliche enthalten.

Für Bürgermeister Köhle war es der erste Blick in ein Storchennest und damit auch der erste in „sein“ Storchennest auf dem Rathaus. Drei Junge wurden beringt, eines davon wies noch einen deutlichen Entwicklungsrückstand gegenüber seinen Nestgeschwistern auf. Da es aber doch schon ein Alter von 4 Wochen erreicht hat, sollte es die gefährlichste Zeit überstanden haben und nicht mehr akut gefährdet sein.

Nach wenigen Minuten betraten wir wieder festen Boden und Feuerwehr und Beringer waren um eine Erfahrung reicher. Für das nächste Jahr, vorausgesetzt es gibt wieder Storchennachwuchs in Aurach, kennen wir nun den besten Weg zum Nest. Eine Bedingung muss aber dabei beachtet werden: Es darf nicht nass sein!

Unsere Schorschis auf dem Dinkelsbühler Rathausnest sorgten heute ebenfalls für viel Freude, da sie sich abermals ungewöhnlich lange am Nest zeigten.

Nach einer ruhigen Nacht gaben sie ab 5 Uhr für zwei Stunden ein Stelldichein.


Paar um 5 Uhr

Paar um 6:05 Uhr
   

Paar um 6:07 Uhr

Paar um 6:45 Uhr


Da war es nur noch einer

Auch am Vormittag hielt wenigstens ein Schorschi für längere Zeit die Stellung, ehe er von seinem Partner Gesellschaft erhielt. Da kamen dann von 10 Uhr ab bis fast 14 Uhr erneut knappe 4 Stunden „Storch“ zusammen.

 
Wann kommt denn Schorsch?


Da bist du ja!

 
Daran kann man sich gewöhnen!

Und auch am Abend gab es früher als normal weiteren Storchenbesuch. Von 19:15 Uhr bis 20:15 Uhr blieb man zusammen am Nest und hinderte dadurch unfreiwillig das Dohlenvolk am weiteren Nestraub.


Frühheimkehrer

Ich verdufte noch einmal


Wann kommt der Schorsch?

Wer gedacht hatte, dass man sein Nest noch einmal leer stehen lassen wollte, sah sich getäuscht. Ein Schorschi flog zwar ab, doch der Partner blieb und hielt die Stellung. Erst um 21:49 Uhr begrüßte man sich wieder und begann sich für eine neue Nacht einzurichten.


Vereint!

 
11. Jul. 06

Das Paar gönnt sich nun schon seit Tagen am Morgen eine längere Anwesenheit am Nest. Auch heute konnte man ruhig länger ausschlafen und bekam die Schorschis doch noch zu Gesicht.


5:00 Uhr

6
:00 Uhr

Um die Mittagszeit fand man sich zuerst als Einzelgänger, danach als Paar im Nest zusammen und hielt für mehrere Stunden die Stellung. Erstmals fielen die weiß bekalkten Beine unserer Schorschis ins Auge.


Einsam
 

Die Schorschis
mit den weißen Strümpfen

Diese Weißfärbung kommt dadurch zustande, dass die Vögel – sie tun dies nur bei großer, lang andauernder Hitze – einen Spezialkot gezielt auf ihre Beine abgeben. Da die Beine sehr stark durchblutet sind, kann dort am ehesten ein Wärmeentzug, also eine Art Schwitzen, stattfinden. Vögel verfügen über keine Schweißdrüsen, also muss die Wärme auf andere Weise aus dem Körper entzogen werden.  Der dünnflüssige Spezialkot auf den Beinen sorgt nun für einige Momente dafür, dass während der Verdunstung der Flüssigkeit der Effekt der „Verdunstungskühle“ greift und dem Vogel etwas Wärme damit entzieht. Eine zweite Möglichkeit, Wärme aus dem Körper los zu werden, besteht im Hecheln, wie wir es von den Hunden kennen. Unsere Schorschis ließen dies heute auch mehrmals sehen. Durch den weit geöffneten Schnabel und durch kräftige Atembewegungen wird in diesem Falle ebenfalls über die Schleimhäute im Rachenraum Wärme abgeführt.

Das Dohlenvolk machte heute endgültig reinen Tisch im Nest. Abermals überfielen 10 und mehr Dohlen gleichzeitig die leere Storchenwohnung und entfernten auch den letzten Rest der Plastikfolie.

 
Die Putzkolonne

Nun präsentiert sich die Wohnung der Schorschis sauber und rein und niemand würde ahnen, welchen Anblick unser Nest noch vor Wochen und Tagen geboten hat. Unsere Nummer 6 unterbrach jedoch das Treiben am Nest, als er/sie unvermittelt bereits um 20:31 Uhr am Nest erschien und die Dohlen daraufhin Reißaus nahmen. Um 21.14 Uhr kam es zum Zusammenschluss des Paares und eine heiße Nacht bei Vollmond konnte beginnen.


Nummer 6 kreuzt auf!

 
Glücklich vereint!

 
12. Jul. 06

Das Hochsommerwetter blieb uns auch an diesem Tag erhalten. Temperaturen knapp über 30 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit machten die Sache schon ein wenig unerträglich! Unsere Schorschis ließen es nach einer fast tropisch zu nennenden Nacht am Morgen etwas ruhiger angehen. Sie blieben nach dem Weckruf länger als normal im Nest und zeigten sich bis weit nach 6 Uhr unseren Frühaufsteherinnen und Frühaufstehern. Dass der Schorsch zwischendurch mehrmals abflog und seine Nummer 6 alleine ließ, mag schon ein wenig überraschen. Schließlich aber blieb er dann doch endgültig aus und Nummer 6 folgte ihm letztlich auch in die Nahrungsgründe


Guten Morgen,
Schorschis

Wo ist denn das gesamte
Plastikmaterial hingekommen?
   

Hier haben wir es doch schön

Nummer 6 macht es sich gemütlich!
   

Morgengymnastik

Gleich kommt mein Schorsch wieder
   

Da ist er schon

In der Morgensonne

Danach wurde es ungewöhnlich ruhig um unser Nest und erst die Dohlen brachten in der Zeit nach 20 Uhr wieder bemerkenswertes Leben in die gute Stube. Zwischenzeitlich tummelten sich mindestens 15 Exemplare dieser Vögel auf einem Schlag in der fremden Behausung. Und man konnte dabei beobachten, dass die eine oder andere Dohle immer noch kleine Plastikfetzen oder Zweige aus dem Nest abtransportierte.

 
Massenversammlung

Wer schließlich auf Übernachtungsgäste gewartet hatte, wurde an diesem Abend wieder einmal enttäuscht. Die Schorschis waren zur Abwechslung mal wieder in ihre Zweitwohnung nach Lehengütingen umgezogen und genossen dort die etwas kühleren Nachttemperaturen.


Keine Übernachtungsgäste heute

 
13. Jul. 06

Das leere Nest war die einzige „Ausbeute“ der morgendlichen Beobachtung. Die Schorschis waren von Lehengütingen aus direkt in die Nahrungsgründe durchgestartet.


Keine Bewohner sind da!

Dafür gab es in den Vormittagsstunden unsere schwarze Putzkolonne in Gestalt der Dohlen zu bestaunen, die das Nest für den Start der Kinderzeche am morgigen Freitag noch einmal auf Vordermann brachten.

 
Überstunden zum Start der Kinderzeche

Die Spannung stieg am Abend und wurde schon bald von Freude abgelöst.

Die Schorschis hatten ihren Übernachtungsplatz erneut gewechselt und schwebten bereits um 20:36 Uhr auf dem Rathausdach ein. So hatten wir nach 38 Stunden wieder mal eine Begegnung mit Störchen zu verzeichnen. Gut so!

 
Da sind sie wieder!

Von Moritz-Helga durften wir heute im Gästebuch – wie schon in den vergangenen Tagen – über die dramatischen Vorgänge im Donauwörther Storchennest weitere Neuigkeiten erfahren. Auf dem Kloster „Heilig Kreuz“ durfte ich am 30. Mai 3 Junge beringen. Wie sich später herausstellte, blieb bei diesen Jungen durch Mangelerscheinungen, die durch Nahrungsengpässe während der Jungenaufzucht begründet waren, die Entwicklung des Großgefieders deutlich zurück. Teilweise fehlten den Jungen in einer Zeit, in der sie eigentlich schon ihre ersten Flugversuche hinter sich gebracht haben müssten, zahllose Arm- und auch Handschwingen. Derart ihrer Tragflächen beraubt, konnte kein Segelflug stattfinden.

Auf dem Foto von Norbert Sahliger aus Donauwörth sieht man bei einem Jungen hervorragend die riesige Lücke im Bereich der Hand- und Armschwingen des linken Flügels, während der rechte annähernd normal ausgebildet ist.

Dieses Junge segelte einige Tage nach dieser Aufnahme doch irgendwie zu Boden und blieb bei seinem Absturz unverletzt. In der Zwischenzeit wird es vor allem vom örtlichen Nestbetreuer, Josef Luff, betreut und täglich mehrmals gefüttert. Wenn alles wie vorgesehen klappt, könnte dieses Junge bei weiter fortschreitendem Federwachstum in einigen Wochen doch die Flugfähigkeit erreicht haben.

Heute gab es erneut Alarm in Donauwörth. Ein zweites Junge hatte einen Flugversuch unternommen und wie erwartet einen Sturzflug hingelegt, der glücklicherweise ebenfalls glimpflich ablief und in der unter dem Nest vorbeiführenden Wörnitz endete. Der schon erwähnte Norbert Sahliger, bekannter Storchenfotograf aus Donauwörth, stellte mir einige Fotos dieser danach folgenden dramatischen Rettungsaktion zur Verfügung. Der Vogel kam nach seiner Bergung in den Tiergarten nach Nürnberg und darf dort die Zeit bis zu seiner Genesung bleiben.


Die Retter im Boot! Herr Luff mit dem Unglücksraben


Große Lücken im Bereich der Hand- und Armschwingen

Doch die Geschehnisse um das Donauwörther Storchennest und seine Bewohner ist damit noch nicht zu Ende, denn ein drittes Junge wartet noch auf seinen ersten Abflug. Es bleibt zu hoffen, dass auch in diesem Fall das Glück dem Jungen hold sein möge. Ein Anfahren des Nestes mit Hilfe der Drehleiter der Feuerwehr wäre zu diesem Zeitpunkt viel gefährlicher für das letzte Junge, denn es würde in einem solchen Fall das Nest panikartig verlassen und somit weit weniger kontrolliert zu Boden gleiten als wenn ein solcher Absprung aus freien Stücken erfolgen würde. Also bleibt allen nichts anderes übrig, als die nächsten Tage abzuwarten, bis Benjamin von sich aus den Absturz wagt und vielleicht ebenfalls das Glück des Tüchtigen für sich beanspruchen darf.

 
14. Jul. 06

Ein (fast) ganz normaler Tag! Die Sonne brannte unablässig vom Himmel, kein bisschen Regen in Sicht und eine ausgedörrte Landschaft, in der es die Storcheneltern schwer haben, ihren schon fast erwachsenen Jungen die entsprechende Nahrung bereitzustellen. Wenn man außer kleinen Insekten – die Heuschrecken erreichen bei uns fast nie das „Erwachsenen-Stadium“! -  wenig Spielraum im Nahrungsangebot vorfindet, wird es schon ein wenig heikel. Unseren Schorschis macht dieser Umstand sicher keine Probleme. Wer aber ein Nest voller Jungen noch mit zu versorgen hat, kommt dann schon an seine Kapazitätsgrenze. Leider hat sich die Zahl der Mäuse durch die Frühjahrshochwässer dramatisch verringert und ihr Vorkommen scheint im Augenblick – wenigstens in meinem Beobachtungsgebiet – sehr selten zu sein. Da muss man eben durch!

Die Schorschis blieben am Morgen wieder länger als gedacht im Nest, so dass auch der eine oder andere Nicht-Frühaufsteher zu einem Schnappschuss der beiden im sonnenüberfluteten Nest kam. Eine große weiße Mauserfeder – vielleicht aus dem Schwanzbereich der Schorschis – zierte für einige Minuten das Nestinnere, bevor es der Wind über Bord blies.


Guten Morgen

Paar synchron


Man beachte die weiße Mauserfeder

Das Reinemachen der Dohlen hielt auch heute an, jedoch passte die Uhrzeit nicht so sehr zu dem, was wir in den vergangenen Tagen erleben durften. Um die Mittagszeit hatte wohl niemand damit gerechnet und dennoch fand dieser Besuch so statt.


Die Dohlen geben keine Ruhe

Noch einen Gast durften wir heute begrüßen! Eine Straßentaube/Brieftaube gab sich kurz die Ehre, bevor sie ihren Flug wieder aufnahm und sich einem größeren Trupp anschloss.


Eine Taube macht noch keinen Sommer!

Am Abend hatte das Warten bald ein Ende und man erschien nicht zur Unzeit, sondern lange bevor die erste Kinderzechnacht über den Schorschis hereinbrach.

   
Man träumt von der Kinderzeche

Mein abendlicher Ausflug galt noch der Überprüfung eines Storchenpaares, das sich seit ungefähr einer Woche in Neunstetten an der Altmühl niedergelassen hat. In diesem Ort gab es im Jahre 2000 die letzte erfolgreiche Brut. Ein Jahr später verunglückte einer der Altstörche und die Brut scheiterte. Seitdem blieb es bei nur noch gelegentlichen Besuchen einzelner Störche. Ein Paar konnte ich schon länger dort nicht mehr beobachten. Heute gelang es endlich wieder. Doch leider erreichte ich mein Ziel nicht, die beiden Besucher auf Ringe zu kontrollieren, denn als ich bei Einbruch der Dunkelheit eintraf, hatten sich beide ins Nest gelegt und standen einfach nicht mehr auf. Als es so finstrer geworden war, dass man nichts mehr erkennen konnte, brach ich die Beobachtung ab. An der Tatsache, dass sich wieder einmal Störche für dieses Nest interessiert haben, änderte dies allerdings nichts.

 
15. Jul. 06

Fast schien es, als ob es die Schorschis besonders darauf angelegt hätten, nichts vom Treiben in der Altstadt anlässlich der Kinderzeche versäumen zu wollen. So lange wie heute waren sie schon seit Wochen nicht mehr präsent gewesen. Sicher ein kleines Geschenk zum größten Fest der Dinkelsbühler für unsere treuen Webcam-Gucker.

Schon das morgendliche Erwachen in der prächtigen Sonne machte Lust auf mehr. Und dieser Wunsch wurde erfüllt. Es kam immer wieder zu kurzen Abflügen von Schorsch, der sich aber schon nach wenigen Minuten bei seiner Nummer 6 einfand. So oder ähnlich ging das den ganzen Tag bis 16 Uhr. Mit etwas Glück konnte man bis in die Nachmittagsstunden wenigstens einen Schorsch im Nest antreffen.


Der erste Blick – 5 Uhr

Von wem stammt diese Feder?
   

Ich leg mich mal drauf!

Schorsch ist wieder zurück
   

Nun ist die Feder wieder weg!

Der Schorsch macht sich davon...
   

...und ist schon wieder da...

...und verschwindet erneut!

Zu den Highlights zählten die Drohszenen und das heftige Abwehrverhalten unseres Paares kurz vor 11 Uhr. Die Intensität und die Eindringlichkeit, mit der man Flagge zeigte, waren ein sicherer Hinweis darauf, dass sich ein fremder Storch oder mehrere fremde Störche im Luftraum über dem Nest gezeigt hatten.

 
Luftalarm
 

Natürlich durften am Abend die Dohlen nicht fehlen und der Einflug zur Übernachtung vollzog sich kurz nach 20 Uhr unspektakulär.


Dohlenbesuch

Der erste Storch ist zurück
   

Der zweite landet

Gute Nacht
 
16. Jul. 06

Hitze und kein Ende! Die Nacht brachte endlich ein wenig Abkühlung und bei 10 Grad konnte an endlich etwas durchatmen. Der Tag hielt dafür dennoch eine kräftige Erwärmung auf immerhin noch 29 Grad bereit, so dass von einer Entspannung an der Hitzefront kaum gesprochen werden konnte.

Nach ruhiger Nacht durften wir die Schorschis im Morgengrauen in ihrem Nest begrüßen und sie auch noch für knapp eine Stunde dabei beobachten, wie sie ihr Gefieder pflegten und wie sie sich danach mit Dehnübungen für den Abflug Richtung Nahrungsgebiet vorbereiteten.


Die Schorschis im ersten Morgenlicht!

Nun geht’s los!

Die ersten Minuten nach dem Abflug nutze eine Elster, um das Nest als Aussichtsplattform zu nutzen. Ob sie sich für die rostbraunen Gebilde in der Nestmulde interessierte? Es handelte sich hierbei um Hinterlassenschaften unserer Schorschis, die diese während der Nacht ausgewürgt hatten.


Frau Elster bestaunt die Storchengewölle!

Solche Gewölle beinhalten die unverdaulichen Nahrungsreste und werden ein- bis zweimal täglich dort ausgewürgt, wo sich Adebar gerade aufhält. Die größten Chancen, solche Überreste der Verdauung zu sehen oder zu finden, ergeben sich an den Plätzen, an denen unsere Störche übernachten. Die dunkelrote Farbe ist erneut ein eindeutiger Hinweis dafür, dass sich Schorsch und Nummer 6 im Augenblick wohl ausschließlich von größeren Insekten, vor allem aber von Heuschrecken, ernähren.

Ein deutliches Ausrufezeichen setzte am heutigen Tag ein Storch, der urplötzlich um 6:44 Uhr auf dem Dachfirst des alten Rathauses, von der Webcam aus betrachtet also hinter dem Nest, auftauchte.


Die Landung eines Unbekannten!

Er verharrte dort für einige Sekunden, ehe er mit einem kleinen Hüpfer ins Nest sprang.


Das sehe ich mir noch genauer an!

Sollte einer unserer Schorschis sein Frühstück schon nach kurzer Zeit unterbrochen haben und zum Nest zurückgekehrt sein? Warum landete er dann aber nicht gleich im Nest und machte eine Zwischenlandung auf dem Dachfirst? Das Rätsel war schnell gelöst, denn der Besucher trug links über dem Fersengelenk einen schwarzen ELSA-Ring. Unsere Schorschis besitzen jedoch keines dieser neuen Markierungszeichen. Damit war klar, dass abermals ein fremder Storch die Abwesenheit der Nestbesitzer ausgenutzt hatte, sich auf fremdem Terrain umzusehen. Allerdings benahm er sich dort wenig zuvorkommend. Er ging in der fremden Wohnung recht rücksichtslos zu Werke und richtete sie gleich einmal nach seinen Vorstellungen ein.

 
Benimmt man sich so in einer fremden Wohnung?
 
 

Da wurden Zweige unsanft aus ihrer Verankerung gebrochen und neu platziert. Dies dauerte geraume Zeit, ehe sich der Fremde beruhigt hatte und nach knapp 90 Minuten heimlich, still und leise entschwebte. Wo mag dieser Storch hergekommen sein? Meine Vermutung geht dahin, dass es sich um das Weibchen aus dem Nest von Wilburgstetten gehandelt haben könnte, das ebenfalls einen ELSA-Ring über dem linken Fersengelenk trägt. Die dortigen beiden Jungen stehen kurz vor dem Ausfliegen, so dass es denkbar sein könnte, wenn einer der Brutstörche auf der Suche nach Nahrung das etwa 7 Kilometer Luftlinie entfernte Nest in Dinkelsbühl besucht. Natürlich kann es aber auch jeder andere Storch gewesen sein. Eine Ablesung des Ringträgers erfolgte jedoch nicht. Eines steht allerdings fest: Unsere Schorschis bekamen vom fremden Besucher nichts mit. Sie hielten sich irgendwo außerhalb des direkten Nestumfeldes auf und erst in den späten Nachmittagsstunden fanden sie den Weg zu einem längeren Aufenthalt zurück ins Nest.

 
Klappern gehört zum Handwerk!

Auch der abendliche Einflug mit anschließender Übernachtung ging planmäßig über die Bühne.

 
Man bleibt seinem Stammnest treu!

 
17. Jul. 06

Ein stinknormaler Tag im Leben der Schorschis. Die Nacht angenehm kühl. Erstmals sank die Quecksilbersäule wenigstens für einige Minuten unter die 10-Grad-Marke. Der Nachmittag und frühe Abend brachten die schon gewohnten Temperaturen von knapp über 30 Grad. Da die Luft derzeit sehr trocken ist (am Nachmittag um die 30% Luftfeuchtigkeit), ist die Hitze einigermaßen erträglich, Wüstenklima eben!

Die Schorschis verbrachten eine ruhige Nacht und konnten bis 6:49 Uhr bei ihren Tätigkeiten im Nest beobachtet werden.


Guten Morgen

Hoch das Bein!

 
Nun stehen wir im rechten Licht!


Schorsch folgt Nummer 6

Danach trat die übliche längere Pause ein, bis beide wieder kurz nach 20 Uhr zur Übernachtung einschwebten und erneut bekräftigten, dass es ihnen in Dinkelsbühl doch eindeutig besser gefällt als in ihrer Zweitwohnung in Lehengütingen.


Wir sind zurück!

Übrigens: Die Dohlen haben nach ihren Großkundgebungen im Nest während der letzten Woche ihre Besuche stark eingeschränkt und treten kaum noch in Erscheinung.

 
18. Jul. 06

Die Bandbreite der Temperatur bewegte sich heute zwischen 10 und 34 Grad! Grund genug für die Schorschis, an der Weißfärbung ihrer Beine weiter zu arbeiten. Wer an diesen Stellen stark bekalkt durch die Gegend stolziert, verträgt die hohen Temperaturen umso besser und der Wärmeentzug aus dem Körper kann ungestört ablaufen. Schorsch und Nummer 6 haben ebenfalls in Bezug auf die Mauser einen Zahn zugelegt und die eine oder andere Feder aus dem Kleingefieder im Nest hinterlassen. Der Wind sorgte allerdings immer sehr schnell dafür, dass von der weißen Pracht bald nicht oder kaum noch etwas zu bemerken war.

 
Man mausert sich!

Nach der Morgendämmerung und der Morgentoilette verabschiedete sich nach 7 Uhr Schorsch.


Paar synchron

Soll ich abfliegen?

Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sein Partner danach so lange allein die Stellung hielt. Erst nach weiteren drei Stunden bequemte sich endlich Nummer 6 dazu, das Nest zu verlassen und die kühlen Gründe der Wörnitz anzufliegen. Ob es sich dabei nicht doch um heiße Gefilde handelte, muss fast angenommen werden.


Jetzt reicht mir der Daueraufenthalt!

 
19. Jul. 06

Temperatur 11 bis 35 Grad! Die Beine der Schorschis werden immer weißer, ein Zeichen, dass die Hitzewelle ihrem Höhepunkt entgegen strebt. Die Morgenstunden brachten eine echte Überraschung. Die Schorschis wollten und wollten einfach nicht vom Nest fliegen. Sie blieben wie angewurzelt stehen und immer, wenn man glaubte, sie würden jeden Moment abfliegen, entschlossen sie sich doch zu bleiben. So wurde es sage und schreibe 10:28 Uhr, bis das Nest wieder einmal verlassen wurde.


Kopflos!

   
Lange Anwesenheit

Doch die Abwesenheit währte gar nicht einmal so lange. Schon ab den frühen Nachmittagsstunden, also während der größten Hitze, fand man sich wieder im Nest ein und legte abermals eine mehrstündige Präsenz hin.

   
Nachmittägliche Siesta!

Lediglich von 18 Uhr bis 20:40 Uhr kam es zu einer weiteren Vakanz, der Rest ist bekannt. Eine weitere Übernachtung im Rathausnest stand bevor. 


Die Übernachtungsgäste sind zurück

 

Hinweise

  • Hier könne Sie sich über die Ziele und Möglichkeiten der
    Natur- und Umweltstiftung

    informieren.
     

  • Vom 19.Mai bis zum 28. Mai fand die 2. Ansbacher Artenschutzwoche mit zahlreichen Veranstaltungen statt.
    Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises Ansbach.

  Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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