Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 5

23. Apr. 06

Der 17. Tag ohne Ei! Wie lange wird es noch dauern, bis wir ein Ei entdecken können? Wird es überhaupt noch zur Eiablage kommen? Liegt es an der Unerfahrenheit eines oder beider Partner? Handelt es sich bei unserem Paar um eine Homo-Ehe? Es gäbe noch mehr Fragen anzuführen, eine eindeutige Beantwortung kann im Moment nicht erfolgen, einige Fragen werden möglicherweise keine Erklärung finden können.

„Wenn schon kein Ei, dann werde ich wenigstens den Ei-Hunger meiner Webgemeinde mit einer weißen Abdeckfolie stillen!“, mag sich Schorsch gedacht haben, als er uns gestern ein wenig Abwechslung bot. Das große, weiße Teil beschäftigte auch an diesem Sonntag die meisten von uns und besonders die „Verursacher“, in erster Linie unseren Schorsch. Ein Ortstermin brachte letztlich Klarheit in der Frage der Identifikation des genannten Objektes. Es handelt sich dabei eindeutig um eine Abdeckfolie, wie sie vor allem bei Malerarbeiten Verwendung findet und die wahrscheinlich jeder von uns schon einmal zum Einsatz gebracht hat, um während der Arbeiten Möbelstücke vor unliebsamen Farbspritzern zu schützen. In Storchennestern ist sie bislang noch nicht beobachtet worden. Sollte Schorsch jedoch damit eine neue Masche bei Nestbauarbeiten eingeführt haben, dürften wir solche Utensilien in Zukunft öfters in Storchennestern regelmäßig vorfinden. Daraus erklärt sich auch die Tatsache, dass das Päckchen anfangs recht klein und handlich aussah, bei der Bearbeitung durch Schorsch aber immer weiter aufblätterte und sich – zum Glück – wenigstens nur teilweise öffnete. Bei kompletter „Öffnung“ könnte man gut und gerne drei Storchennester damit abdecken und kein Zweiglein würde mehr darunter hervorschauen. Im Augenblick hat sich der Hauptteil des Paketes nur in der Länge – es dürften so knapp  zwei Meter sein – entwickelt, die in der Breite sehr eng zusammengelegten Teile haften, bedingt durch die extreme Dünnheit, so sehr aneinander, dass sie durch das bloße Hin- und Herschieben miteinander „verklebt“ blieben. Ein Abrutschen der Gesamtfolie verhindern Zweige und die Tatsache, dass Schorsch gleich damit begonnen hat, den Anfang im Nestrand einzubauen. So befestigt sollte uns die Folie während der nächsten Wochen auf alle Fälle erhalten bleiben, eine Gefährdung einer möglichen Brut und des Nachwuchses ist im Augenblick aber nicht zu befürchten.

 



 
Die unendliche Geschichte “Schorsch und die Folie”

Wer zu den morgendlichen Frühaufstehern gehörte, dürfte verzückt gewesen sein von den Nebelbildern des Nestes mit dem milchigen, weich gezeichneten Hintergrund.


Nebelsuppe mit Schorsch

Das machte richtig Spaß und zeigte die in Renovierung befindliche Storchenbehausung in einem gänzlich ungewohnten Bild. Dennoch blieb es keinem verborgen, dass eine weitere Nacht verstrichen war, in der wir auf das Erscheinen des ersten Eies vergeblich warten mussten. Bei den Kopulationen hat sich seit dem ersten gemeinsamen Tag im Nest nichts geändert. Diese erfolgen regelmäßig, jedoch in buntem Wechsel, mal „Er“ auf „Ihr“ und im Anschluss darauf  „Sie“ auf „Ihm“.


„Sie“ auf „Ihm“

Die Hoffnung, dass sich hier eine Entwicklungs- und Lernphase anbahnen könnte, hat sich leider bis zum heutigen Tag nicht bestätigt. So bleibt der Wunsch nach einem Silberstreif am Horizont, der sich aber noch nicht abzeichnet. 

Ich hatte in einem früheren Tagebucheintrag über den Ring unserer Nummer 6 spekuliert und seine Beschriftung, seine Größe und seine wahrscheinliche Herkunft angesprochen und hinzugefügt, dass jemand mit den mitgeteilten Daten etwas anfangen könne. Doch bisher kamen keine Reaktionen auf meinen Aufruf.

Da fand ich beim Lesen im Forum der Website des Vetschauer Storchennestes unter dem Thread „Luisenpark Mannheim“ ein Foto, das einen rechts beringten Storch zeigt, der den gleichen Ring trägt wie unsere Nummer 6. Gleiche Höhe, gleiche Ringart! Von einer Beschriftung ist auf dem Foto natürlich nichts zu erkennen, aber ich werde diesen Weg einmal intensiv verfolgen und beim Luisenpark anfragen.


Storch aus dem Luisenpark in Mannheim! Der gleiche Ring wie bei Nummer 6?

Unser Storchenweibchen des Jahres 2004 stammte ebenfalls aus dieser zooähnlichen Einrichtung, trug aber einen offiziellen Ring der Vogelwarte Radolfzell.

In Dinkelsbühl herrschte während des ganzen Tages ein buntes Treiben im Nest, aber auch durch die engen Gassen der Altstadt drängten sich Tausende von Besuchern, um auf dem Markt anlässlich des Patroziniums des Heiligen Georg, Patron des Münsters Sankt Georg, günstig einzukaufen oder auch nur zu schauen. Sehr oft konnte man die Gäste der Stadt bei der Entdeckung des Storchennestes auf dem alten Rathaus in helle Verzückung geraten sehen. Danach war mit dem Bummeln erst einmal eine Pause angesagt, ehe man wieder zur Tagesordnung überging. Aber ich denke, dass bei den meisten dabei die Storchensichtung einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben sollte.

Der Nestbau ging unterdessen ununterbrochen weiter. Schorsch brachte heute vermehrt Geäst zum Nest, aber auch das obligatorische weiche Material zur Gestaltung des Nestinnenraumes durfte dabei nicht fehlen.


Kampf mit dem Ast, Teil 1

Kampf mit dem Ast, Teil 2


Schorsch mit Gras

Dicke Luft, sprich fremde Störche über dem Nest, gab es erneut zu vermelden, wenngleich wir keinen Feind zu Gesicht bekamen.


Wieder dicke Luft

Schorsch nimmt die Verfolgung auf!

Nun wünsche ich – sicher auch mit Ihrer Unterstützung – dass sich Georg zusammen mit Nummer 6, dessen Fest an diesem Tag in Dinkelsbühl gefeiert wurde, diesen Umstand zusammen mit Nummer 6 sehr zu Herzen nehmen möge und sich auf seine störchischen Pflichten besinnt: Ablage von mindestens vier Eiern und Aufzucht von drei Jungen! Nun endlich los! Wir können nicht mehr warten!

 
24. Apr. 06

Der 18. Tag ohne Beginn der Eiablage! Es ist noch Zeit, dass es sich unsere beiden überlegen und endlich Nägel mit Köpfen machen. Die Abdeckfolie veränderte ihre Lage und Position nicht, weil sie sich entweder im Nistmaterial verheddert oder Schorsch sie im Nestrand eingebaut und damit fest verankert hat.

Die Story des Tages ist schnell erzählt. Alles nahm seinen gewohnten Gang. Es gab wechselseitiges Kopulieren, Nestbau, große Unruhe wegen fremder Störche, die sich im Nestumfeld zeigten und schließlich ein traumhaftes Frühlingswetter. Nach kalter Nacht von nur 2 Grad über dem Gefrierpunkt, erwärmte sich die Luft bei wolkenlosem Himmel am späten Nachmittag auf sagenhafte 23 Grad. Schorsch und Nummer 6 nutzten die wärmsten Stunden des Tages am späten Nachmittag zu einem ausgiebigen Ausflug in die Umgebung der Wörnitzstadt.


Guten Morgen, Nummer 6

 Ich habe dir etwas mitgebracht!
   

Auf zu neuen Taten! Ich bin
bald wieder zurück!

 
Schon wieder diese Unruhestifter über uns!


Nummer 6, lieber Schorsch, so wird das aber nichts!!!

 
25. Apr. 06

Nichts Neues von der Storchenfront! Als wir uns am 6. April über die Ankunft unserer Nummer 6 freuten, rechnete ich sehr großzügig bis spätestens 21. April mit der Ablage des ersten Eies. Diese Berechnung begründete sich damals aus den Erfahrungen an unserem Storchennest sowie an zahlreichen anderen, bei denen Einblicke ins Nest möglich sind und die während der gesamten Brutzeit unter Beobachtung standen. Ausnahmen bestehen allerdings bei den Paaren, die infolge einer frühen Ankunft am Nest bereits im Februar – so wie an den beiden Bornheimer Nestern – noch nicht unmittelbar hormonell in Brutstimmung sind. Für sie gelten andere zeitliche Abfolgen. Das Paar Bornheim 1 war bereits am 18. Februar komplett, das erste Ei lag allerdings erst am 21. März im Nest, also über einen Monat später. Beim Paar Bornheim 2 lagen die Verhältnisse nicht ganz so krass: Paar ab 27. 2. am Nest, erstes Ei am 25.3. In diesen beiden Fällen lagen also 31 bzw. 26 Tage zwischen Paarbildung und dem ersten Ei. Da nehmen sich die bisherigen 20 Tage an unserem Nest ja noch ganz bescheiden aus, die sich unser Paar nun nicht entschließen kann, zur Tat zu schreiten. Sie sehen also, dass wir schon noch Luft haben! Wenn man davon ausgeht, dass einer der beiden Partner wirklich noch sehr jung ist, dann kann ein Monat Wartezeit schon einiges bewirken. Und darauf hoffen wir eben weiter. Wenn andere Ursachen vorliegen, kann eine Brut allerdings auch einmal ausfallen und in dieser Hinsicht sind wir ein erfahrenes Team. Seit der Wiederbesiedelung Dinkelsbühl durch die Störche nach über 25-jähriger Abstinenz im Jahre 1993 gab es in 5 Brutzeiten keinen ausfliegenden Nachwuchs. Es passiert also auch bei ganz normalem Verhalten der Brutstörche, dass es mit dem Nachwuchs nicht klappt. Bei nicht konformem Verhalten aber sieht es ein wenig anders aus!

Wer sich gerne über die Storchengeschichte Dinkelsbühls der vergangenen 100 Jahre informieren möchte, muss unbedingt unter dem Link „Historisches“ nachlesen. Hier steht alles, was darüber in der alten und älteren Literatur und durch meine eigenen Erfahrungen und Recherchen seit 1965 in Erfahrung zu bringen war.

Warten wir ganz einfach bis morgen und bleiben auf jeden Fall dem Nest und seiner Besatzung gewogen. Erst heute kurz nach 15 Uhr herrschte erneut Großalarm über dem Nest. Augenzeugen wussten zu berichten, dass erneut zwei Störche niedrig über Dinkelsbühl ihre Kreise zogen, sich aber ohne konkrete Angriffe bald in die Höhe tragen ließen und aus dem Gesichtsfeld entschwanden.


Schon wieder kreisen zwei fremde Störche über dem Nest!

 

Der Nestbau schreitet ebenfalls unablässig voran und heute konnte auch Nummer 6 mit einem Zweig, der noch Reste von Altlaub enthielt, am Nest gesichtet werden.


Wer bringt denn
da einen Ast?

Von Schorsch sind wir
solches ja gewohnt!


Danach war Synchronarbeit angesagt!

Fließen vielleicht mittlerweile bei „Ihr“ auch schon Hormone, die eine Beteiligung am Nestbau zulassen? Das wäre doch einmal eine Entwicklung nach vorne! Als Berufsoptimist glaube ich nach wie vor an eine Brut, auch wenn mir dann andere Beobachtungen darin einen Dämpfer versetzten. Eine Kopula, bei der Sie auf Ihm zu stehen kam, machte auf mich in puncto “Sitzposition“, Dauer und Verlauf einen sehr guten Eindruck.

 
Das sieht schon mal wieder gut aus!

So hat es der Georg schon lange nicht hinbekommen! Entwickelt „Sie“ sich zusehends zu einem „Er“? Sollte aus Nummer 6 ein Georg werden und würde dem Schorsch „Nummer 6“ gut zu Gesichte stehen? 

Meine Bemühungen, über den Ring unserer Nummer 6 im Luisenpark Mannheim etwas zu erfahren, hat sich leider zerschlagen. Der dort fotografierte Storch mit einem „baugleichen“ Ring wie der unserer Nummer 6 wurde nicht im Luisenpark beringt, da dessen Störche alle einen ELSA-Ring der Vogelwarte Radolfzell tragen. Schade, dass meine unverhoffte Entdeckung kein besseres Ende nach sich gezogen hat. Ich muss eben weiter am Ball bleiben und auf einen weiteren Zufall hoffen. 

 
26. Apr. 06

Heute sind erst 20 Tage seit dem Erscheinen des zweiten Storches und der damit verbundenen Paarbildung vergangen. Im gestrigen Eintrag war ich meiner Zeit etwas voraus und glaubte da schon an den Tag Nummer 20. Dennoch sollte sich unser Paar schon langsam anstrengen und uns mit dem ersten Ei erfreuen.


Einladung zum Eiertanz!

Schorsch erschien heute auf der Bildfläche und hatte als besondere Visitenkarte ein weiteres Mal mit Schlamm verkrustete Beine vorzuweisen. Diesmal reichte jedoch die „Verschlammung“ bis weit über das Intertarsalgelenk oder anders ausgedrückt: Schorsch hatte sich tiefer in die Schlammzone eines Weihers vorgewagt als beim letzten Mal. Nur gut, dass er nicht stecken blieb und sich aus eigener Kraft wieder befreien konnte.


Dreckspatz „Schorsch“ Nummer 6 sucht das Weite

Wenn man den Ablauf der letzten Tage Revue passieren lässt, fällt mir auf, dass sich bei unserem Paar eine langsame „Geschlechtsumwandlung“ abzuzeichnen scheint. Ob dies etwas zu bedeuten hat oder nur eine durch Nichts zu belegende Vermutung darstellt, wird die Zeit weisen? In den 20 Tagen ihres Hier-Seins hat „Sie“ sich am Nestbau nur zuletzt – so auch heute – in zögerlicher Weise beteiligt. Aber immerhin!


„Sie“ mit einem Riesenast!

Gemeinsamer Einbau

Ebenso tritt „Sie“ bei den meisten Begattungen, die an Intensität wieder zunehmen, in der Männchenrolle auf, während Schorsch sich als Obermann wenig glücklich präsentiert.


Schau Schorsch,
so geht es!

Jetzt kannst du es immer
noch nicht, Schorsch!

Sollte die unendliche Geschichte um den Legebeginn unseres Paares ihre Ursache doch nur in einem fehlenden Reifezustand der Partner haben? Haben die vergangenen Wochen Wirkung gezeigt und werden die nächsten Tage in dieser Frage noch zusätzliche Reife entstehen lassen, dass es letztlich doch noch zu einem oder mehreren Eiern kommen wird? Es bleibt spannend und wir werden in jedem Fall Zeuge dieser wohl bislang einmalig dokumentierten Vorgänge sein.

 
Nun fehlt nur noch ein Gelege zum totalen Glück!

 
27. Apr. 06

Das Wetter hat wieder einen deutlichen Rückschritt in Richtung Herbst angetreten. Nicht nur, dass es seit gestern überwiegend regnerisch blieb, sondern auch, dass die Temperaturen nur ein wenig über die 10-Grad-Marke rutschten, vertrieb die letzten Frühlingsgefühle. Wären da nicht ein paar Kirschbäume, die zaghaft ihre Blüten öffneten, man könnte fast schon wieder an den späten Oktober denken.

Von der sich abzeichnenden neuen Entwicklung um unser Paar blieben wir auch heute nicht verschont. Die Anwesenheitszeiten wenigstens eines Storches dauerten fast den gesamten Tag. Gleichzeitige Abflüge beider Partner des Paares waren äußerst selten und dann nur von kurzer Dauer. Meist blieb wenigstens ein Storch im Nest zurück und vieles erinnerte in gewisser Weise schon an eine Art von Brutablösung. Sollte vielleicht doch? Die Nestbauintensität wurde abermals noch gesteigert und man sah sowohl unseren Schorsch (von ihm sind wir es ja gewohnt) als auch Nummer 6 eifrig bei der Sache. Die vermeintlicheSie“ schreckte dabei keineswegs davor zurück, selbst große und größte Brocken herbeizuschleppen.


Nummer 6 baut eifrig!
Die frische Begrünung sticht ins Auge!

Und noch mal
unsere „Sie“
   

Sie mit Zweig,
er zeigt Schlammbeine!

Und noch einmal „Sie“
mit einem riesigen Schilfhalm!


Der Schorsch kann es aber nicht viel schlechter!

Dabei wurde die Folie weiter zugebaut, so dass ihr „Anfang“ fast im Nestrand verschwand. Was beide für die Innenausstattung des Nestes vorsahen, entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen. Da befanden sich sicher einige Stücke dabei, die nach menschlichem Maßstab eher in den Bereich „Müll“ zu verweisen gewesen wären.


Ein trautes
Liebespaar!

Was kommt denn
heute alles ins Nest?


Nun aber gute Nacht!

Aber wer mit menschlichen Maßstäben misst, darf sich nicht wundern, wenn es da zu manchen Geschmackskollisionen kommt. Im Laufe des Tages hatten sich diese nicht näher identifizierbaren Teile in das übrige Nistmaterial schon bestens integriert. Was man so an Begattungen beobachten konnte, verdiente schon häufiger die Bezeichnungfast gelungen“ oder „sieht schon ganz gut“ aus. Dabei blieb „Sie“ in dieser Beziehung erneut die eindeutige Siegerin, obwohl sie sich dabei fast immer wie ein Mann verhielt. Man kann sich nur immer wieder wundern, was die beiden da so alles mit sich anstellen. Heute vollendeten sie ihre dritte eierlose Woche und das Hoffen, Bangen und Warten geht in die vierte Runde, nein Woche!

 
28. Apr. 06

Ein Wetter zum Abgewöhnen! Kaum 10 Grad und teilweise Regen! Da kann man nur von Glück reden, dass man kein Storch sein muss und stattdessen die Dinge aus der häuslichen Perspektive betrachten kann. Natürlich macht es einem Storch absolut nichts aus, Regen und abnormalen Temperaturen zu widerstehen. Dennoch ist man gelegentlich versucht – menschliche Vergleiche lassen sich nicht immer so leicht ausblenden – ein wenig Mitgefühl zu zeigen.

Auch der 22. Tag nach der Paarbildung blieb ohne das erhoffte Ei. Das blieb auch schon die einzige Veränderung gegenüber dem gestrigen Tag. Der tägliche Stundenplan erbrachte keine Überraschungen und hielt sich peinlich genau an die normalen Abläufe. Das bedeutete viel Zeit für den Nestbau, intensive Gefiederpflege bei und wegen des Regens und als wichtigste Voraussetzung für die Fortpflanzung zahlreiche Begattungen. Nummer 6 ging dabei in der Männerrolle wesentlich konzentrierter zu Werke als unser eigentlich als Männchen eingestufter Schorsch. Er tat, was er tun konnte und das war wirklich nicht toll.


Man baut!

Frisch geduscht!

 
Nummer 6 heftigst kopulierend!


Nun wieder umgekehrt! Georg oben!

 
29. Apr. 06

Trotz gelegentlichem Sonnenschein blieben die Temperaturen ganztägig unter 10 Grad!! Dabei regnete es zeitweise und ein kühler Wind ließ alles noch viel ungemütlicher erscheinen. In den späten Abendstunden fiel die Quecksilbersäule bis auf Null Grad und es stand zu befürchten, dass sie am Morgen des 30. April doch klar unter den Gefrierpunkt absinken könnte.

Die Bilder der letzten Tage gleichen sich! Die Bemühungen beider Störche um eine doch noch erfolgreiche Fortpflanzung dauern unablässig an. Dass die Kopulationsphase nun schon 23 Tage ungebremst vorangeht, ist schon sehr ungewöhnlich und zeigt uns, dass man seitens der Störche doch noch an einen Erfolg der Unternehmungen glaubt. Unsere Nummer 6 übernimmt weiterhin viel häufiger den Part des Männchens, während Schorsch nur noch selten die ihm von uns angedachte „Männchenstellung“, nämlich oben auf dem  Rücken des Weibchens, einnimmt.

Nach längerer Pause erinnerte sich Schorsch beim Sammeln von Nistmaterial an das vor den Toren der Stadt befindliche Schilfdepot, denn derartige Altschilfhalme gab es an diesem Tag einmal mehr verstärkt im Nest zu bestaunen. Wer ein echter Baumeister ist, variiert dazwischen mit anderen Materialien wie Gras und jeder Menge Ästen. Am Nest liegt es nicht, wenn man bisher noch nicht zur Eiablage schreiten wollte.


Schorsch
bei der
Morgengymnastik!

Riesiger Größenunterschied!
Er macht sich besonders klein,
sie besonders groß!
   

Vom Schilfdepot zurück!

Jetzt ist ein Büschel Gras fällig!


Sperrige Äste!

 
„Sie“ wieder oben!

 
Die Sonne kommt durch!


Man träumt vom Nachwuchs!

 
30. Apr. 06

Von der Verfolgungsjagd im Zusammenhang mit den Nestangriffen auf unser Paar vom 20. April und mit der Fortsetzung am darauf folgenden Tag in meiner Heimatstadt Feuchtwangen habe ich unter den jeweiligen Tagebucheinträgen schon ausführlich berichtet. Nun hat die Geschichte am 28. April eine unverhoffte Fortsetzung und möglicherweise auch ein vorläufiges Ende gefunden. Ich habe das Paar nämlich am Freitag erneut gefunden. Es hat das Storchennest von Rauenzell, einem Ortsteil der Stadt Herrieden an der Altmühl, für sich in Besitz genommen. Dieses wurde im Jahre 2000 von Bürgern des Ortes auf dem Schützenhaus installiert, war immer wieder einmal über Tage und Wochen besetzt, zuletzt im Jahre 2004. Damals waren sogar Junge geschlüpft, bei Kämpfen aber fanden sie damals den Tod. Das Paar wanderte ab und blieb auch im vergangenen Jahr aus. Nun tauchte heuer am 24. April „mein“ Paar wieder auf, wie mir ein Einwohner glaubhaft versicherte. Die Ablesung gelang mühelos. Dabei konnte ich die Ringnummer DER A 3309 erneut ablesen und somit die Identität nachweisen. Der Partner, obwohl unberingt, ist mit Sicherheit derselbe Storch, der auch schon in Dinkelsbühl, bei Larrieden und in Feuchtwangen mit dem Ringstorch in Erscheinung getreten war. Leider musste ich am Tag meines Besuches feststellen, dass Mitglieder des Schützenvereines gerade dabei waren, die Fassade des Nestgebäudes einzurüsten, um dem Haus von Kopf bis Fuß einen neuen Anstrich zu verpassen. Man kann sich über so viel Ignoranz nur wundern! Da ist es gerade ein paar Jahre her, dass dieselbe Klientel das Nest auf dem Haus anbrachte und nun war sie drauf und dran, aus Unwissenheit heraus das ansiedlungswillige Paar zu stören, wenn nicht zu vertreiben. Auf meinen Einwurf, dass solches Vorgehen nach dem Naturschutzgesetz verboten sei, bekam ich zu hören, dass man das Haus ja nur frisch anstreichen wolle. Dabei besteht im Giebelbereich gerade mal ein Abstand von zwei Metern zum Nest und einen solchen toleriert kein Storchenpaar! Nun bat ich wenigstens den Giebel zunächst auszusparen und lediglich den Rest mit Umsicht und Rücksichtnahme anzugehen. Ob man meiner Bitte nachgekommen ist und ob das Paar die bereits eingeleiteten Baumaßnahmen tolerieren wird, wird die nächste Zukunft erweisen. Sollte man die Bauarbeiten weiterführen, würde ich „stärkere Geschütze“ auffahren müssen.

Hoffen wir, dass die Verantwortlichen die Arbeiten bis in den Herbst hinein verschieben und den Störchen jeglichen Vorrang einräumen werden.

Vom Nachbarnest Dinkelsbühls, dem Nest auf dem Rathaus von Schopfloch, gibt es ebenfalls keine allzu guten Nachrichten. Bereits am Gründonnerstag, dem 13. April, tobten um das Nest heftige Kämpfe. Im Verlauf der Auseinandersetzungen gingen mehrere Eier über Bord, das Paar brütet aber in der Zwischenzeit wieder. Möglicherweise hat es einen Wechsel eines Partners gegeben, vielleicht des Weibchens, und das neue hat ein eigenes Gelege gezeitigt.

Da hat es doch auch gewisse Vorteile, wenn man auf das Legen von Eiern verzichtet! Sie können dann schon nicht aus dem Nest geworfen werden! Biologisch macht die Zweierbeziehung von Schorsch und Nummer 6 wenig Sinn. Wenn sie könnten, würden beide sicher, doch über das Warum lassen sie uns im Unklaren. Alle in Frage kommenden Möglichkeiten habe ich in den vergangenen Wochen hier umfassend besprochen.

Der 24. Tag seit der Paarbildung glich seinen Vorgängern wie ein Ei dem anderen. Nur dass er ebenfalls eierlos blieb. Die Morgenstunden in und um Dinkelsbühl begannen frostig mit zwei Minusgraden. Von fremden Störchen konnte man am Nest in den letzten Tagen nichts mehr erleben. Die Droh- und Imponiergebärden kochten auf Sparflamme, es gab einfach keinen Grund, sich über irgend etwas aufzuregen. Zu beachten ist weiter ein unvermindert anhaltender Nestbautrieb, der eine weitere Auflage zum bestehenden Nest brachte und einen deutlichen Höhenzuwachs zur Folge hatte. Sie bauen wie die Weltmeister und das auch schon über Wochen, sie machen Sex (allerdings mal so, mal so!) seit Wochen, aber es gibt kein Ei!    


Nummer 6 baut! Nest zu stattlicher
Größe herangewachsen!

Das Nest
passt!


Punktlandung mit frischem Gras!..

 
Leicht unterkühlt bei frostigen Temperaturen.


Georg ohne Erfolg!

 
„Sie“ auf „Ihm“!

 
1. Mai 06

„Ach, du dickes Ei!“, mochte sich der eine oder andere unter Ihnen beim Anblick des Nestes in den frühen Vormittagsstunden gedacht haben. Da hatten wir annährend vier Wochen gewartet und jetzt überrascht uns das Paar mit einer riesigen Ausgabe eines Eis! Doch beim näheren Hinsehen entpuppte sich das Überraschungsei als reichliche profane Mülltüte. Dumm gelaufen!


Ein Riesenei! Wer hat es da hingelegt?

Zu allem Überfluss – oder sollte ich doch „Gott sei Dank!“ sagen – widerstand das Kunstprodukt nur kurze Zeit den lauen Frühlingslüftchen dieses klassischen Ausflugstages und entschwand über die Nestkante in das Gewirr der Altstadtgässchen.


Die natürliche Entsorgung hat wieder für klare Verhältnisse gesorgt!

Für unser Paar war damit das Kapitel „Ei“ beendet und Schorsch und Nummer 6 müssen sich schon etwas Subtileres ausdenken, um uns beim nächsten Mal in Aufregung versetzen zu können.


Damit begann die Überraschung! Es war 8:06 Uhr.

 


Schorsch zeigt sich sehr geschäftig!

Ein leibhaftiges Ei sollte es dann schon sein, doch mit jedem Tag, den wir länger darauf warten müssen, schwindet die Hoffnung. Auch der 25. Tag brachte nicht die ersehnte Nachricht von der Ablage eines Storcheneies.

Dafür schleppte Nummer 6 außer besagter Mülltüte noch allerlei Nippes in Form von Gras und Blattwerk herbei, so als ob wir damit für andere Ausfälle etwas entschädigt werden sollten.

 
Volle Ladung!


Simultaner Einbau!

Nun will ich zwar nicht behaupten, dass ich Schorsch wegen seiner bisherigen Erfolglosigkeit in Sachen „Nachwuchsarbeit“ in irgendeiner Form tadeln wollte, ein wenig traurig bin ich aber schon!

Wollte ich doch meinen Lesern auch in dieser Brutzeit über ein Nest mit einer großen Jungenschar berichten und nach Lage der Dinge müssen wir uns so langsam von dieser Vorstellung verabschieden. Ich werde aber erst am 20. Mai – wenn es bis dahin nicht doch noch passiert – offiziell ein mögliches Ausbleiben der Brut bestätigen. Bis dahin sollten wir uns auf alle Fälle ein kleines Hintertürchen offen halten.

Schorsch ließ auch am „Tag der Arbeit“ in seinen Bemühungen um Nachwuchs nicht nach, wenn er auch darin von „Ihr“ abermals übertroffen wurde. Dass „Sie“ dabei einen fast perfekten Mann abgab macht unser Problem wahrlich nicht einfacher.

Dass beide auch ganz gerne kuscheln, bewiesen sie heute beim Doppelsitz im Nest.


Schmusestunde!

Ab in die Nahrungsgründe!
 
2. Mai 06

Heute lohnt es sich, dass ich das Wetter wieder einmal kurz ins Spiel bringe. Die 20-Grad-Marke wurde erneut geknackt und die Nacht verlief erstmals ausgesprochen mild. Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich von meinem nächtlich erhellten Arbeitszimmer aus das Konzert der Laubfrösche aus einem einige hundert Meter entfernten Weiher. Damit ist die für mich schönste Jahreszeit endlich eingeläutet und in dieser Form könnte es so weiter gehen.

In Sachen Storch – und dies ist ebenfalls wetterbedingt – gab es wieder einige Male Luftalarm zu vermelden. Aus dieser Tatsache lässt sich der Schluss ableiten, dass immer noch und jetzt auch wieder (Thermik!) fremde Störche in den Dinkelsbühler Luftraum eindringen und nach einer beziehbaren Wohnung Ausschau halten. Unser merkwürdiges Paar focht dies aber nicht an und konnte allein durch angeborene Verhaltensweisen die Eindringliche auf Distanz halten. Eine Attacke oder gar eine Nestbesetzung stand außer Frage. Tag 26 nach der Paarbildung brachte kein Ei und keine neuen Erkenntnisse. Man liebte sich ausgiebig in allen erdenkbaren Variationen, man widmete sich dem Nestbau, man wehrte feindliche Besucher durch die bloße Nestpräsenz ab, man verbrachte einige Stunden, auch gemeinsam, außerhalb des Nestes, um sich in ausgeprägter Weise die Beine mit Schlamm zu beschmutzen, man schlief gemeinsam in die erste, richtig angenehme Frühlingsnacht hinein und genoss das noch stressfreie Leben.

Für uns brachte der Tag ohne Ei allerdings eine neue Enttäuschung.


Morgenglanz!

Nummer 6 und das Eier-Lege-Gefühl!

 
Schorsch mal wieder in „oberer“ Position..


Abflug mit Schlammbeinen

Schorsch mit Ast!
 

 

  Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

Translate this page with altavista BABEL FISH

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

Home ] Nach oben ] Storchentagebuch 1 ] Storchentagebuch 2 ] Storchentagebuch 3 ] Storchentagebuch 4 ] [ Storchentagebuch 5 ] Storchentagebuch 6 ] Storchentagebuch 7 ] Storchentagebuch 8 ] Storchentagebuch 9 ] Storchentagebuch 10 ] Storchentagebuch 11 ] Storchentagebuch 12 ] Storchentagebuch 13 ]

Storchentagebuch 2001 ] Storchentagebuch 2002 ] Storchentagebuch 2003 ] Storchentagebuch 2004 ] Storchentagebuch 2005 ] Storchentagebuch 2006 ] Storchentagebuch 2007 ] Storchentagebuch 2008 ] Storchentagebuch 2009 ] Storchentagebuch 2010 ] Reisebericht ]

Webmaster