Storchenkamera
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 8
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17. Jun. 06 |
Bereits am Vormittag verließ ich unsere
Schorschis und machte mich auf die nächste Etappe
meiner Beringungsreisen. Diesmal führte mich der Weg
an die schöne blaue Donau nach Lauingen. In der
Geburtsstadt des berühmten Theologen und Kirchenlehrers
Albertus Magnus befindet sich auf dem imposanten Rathaus
ein Storchennest. Von fünf Jungen, die vor gut 4
Wochen geschlüpft waren, haben die ersten drei Wochen nur
zwei überlebt. Diesen galt mein heutiger Besuch. Mit der
Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Lauingen
durfte ich mich auf den Kamin zum Storchennest
hochhieven lassen. Diese Art der Beringung bedeutet heute
eine wesentliche Erleichterung gegenüber meinen früheren
Unternehmungen dieser Art. Damals gehörten Drehleiter mit einer
Länge von 30 Metern zu den großen Raritäten und gerade mal einige
Berufsfeuerwehren sowie die Freiwillige Feuerwehr von Herzogenaurach
hatte Ende der 60er Jahre eine DL 30. Da blieb es nicht aus, dass
man sich die meisten Storchennester in lebensgefährlichen
Kletterpartien über steile Dächer erarbeiten musste und
man war jedes Mal froh, wenn man mit heiler Haut wieder
festen Boden erreicht hatte.
Standbild des Albertus Magnus vor dem Rathaus von Lauingen
Das imposante Rathaus mit dem Storchennest
Die Beringung ist im Gange
Ihr Tagebuchschreiber (r.) ganz nah bei seinen Störchen
Den Rückweg nutzte ich, um in
Nördlingen die Neuschöpfung eines Storchennestes
zu inspizieren, die ein unberingtes Storchenpaar auf
einem hohen Kamin neben der Georgskirche ohne
menschliche Unterstützung geschaffen hatte. Der Bau glückte,
man legte zwei Eier, aus denen vor einigen Tagen zwei
Junge geschlüpft sind. Dies bedeutet gleichzeitig die erste
geglückte Brut eines Storchenpaares in der wunderschönen Stadt
im Ries seit über 60 Jahren.
Das neue Storchennest von Nördlingen
Die Schorschis zeigten sich heute
überaus häufig am Nest, sie kamen und gingen immer
dann, wenn man gar nicht damit gerechnet hatte und
gestalteten auf diese Weise für viele einen abwechslungsreichen
Tag.
Leider lässt uns das Gästebuch aus
unerklärlichen Gründen in letzter Zeit immer wieder einmal für
Stunden gänzlich im Stich. So geschah dies auch heute immer
wieder, sehr zum Leidwesen unserer treuesten
Schreiberinnen und Schreiber. Es liegt, wie Sie wissen, nicht
in unserer Hand. Hier darf man einfach nur hoffen,
dass der Betreiber die Probleme in den Griff bekommt.
Ein kleiner Trost am Rande! Wir sind nicht das einzige Gästebuch, zu
dem es von Zeit zu Zeit keinen Zugang gibt.
Die ersten Aufnahmen der sich wieder
zuschaltenden Kamera am Nest zeigten noch einen einsamen Schorsch.
Doch die Überraschung kam prompt, denn was die
nächsten Schnappschüsse der lieben Sylvia zum
Vorschein brachten, hatten nur wenige erwartet. Da landet
doch um fünf nach fünf Uhr die Nummer 6 im Nest und
wird von Schorsch stürmisch begrüßt. Um diese
Tageszeit konnte sie unmöglich weit entfernt übernachtet
haben. Wenn doch, wäre sie bestimmt zuerst zur Nahrungsaufnahme in
das Wiesengebiet abgedüst und hätte sich nicht in aller
Herrgottsfrühe im Nest sehen lassen. Ich neige deshalb dazu, dass
aus unbekannten Gründen unsere Nummer 6 von Schorsch Hausverbot
erteilt bekam und sie deshalb vielleicht auf dem
rückwärtigen Kamin übernachten musste. Später ließ man sich –
wie bereits kurz erwähnt – immer wieder mal länger mal kürzer am
Nest blicken, so dass man sich als Seher heute nicht beschweren
konnte. Am Abend gab es das erwartete oder doch
erhoffte Happyend, als beide um 21:53 Uhr kurz
nacheinander ins Nest einfielen.
Schorsch allein um 5 Uhr |
Nummer 6 landet: 5:05 Uhr |
Beide weg – 5:11 Uhr
Einsam im Nest |
Wiedersehensfreude |
Schwänzchen in die Höh
Gefiederpflege bei herrlichem Sonnenschein..
Lonely boy
Gute Nacht |
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18. Jun. 06 |
Wir nähern uns mit Riesenschritten dem
Sommerbeginn und damit auch dem längsten Tag und
der kürzesten Nacht. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass mit
dem Beginn des Kamerabetriebes am Morgen um
5 Uhr die Dämmerung schon so weit fortgeschritten ist,
dass in den letzten Tagen nur noch Schorsch im ersten Licht
zu sehen war und heute erstmals das Nest schon zu so
früher Stunde gänzlich verwaist war.
Schon alle ausgeflogen
Für alle Frühaufsteher beginnt somit die
Zeit (es werden sicher nur einige Tage werden!), in denen der
erste Blick zum Nest bei Tagesanbruch ein wenig
aufmunterndes Ergebnis präsentieren wird.
Aber mit dem Beginn des
kalendarischen Sommers werden die Tage auch schon wieder
kürzer und die Schorschis werden sich dann abermals nach den
herrschenden Helligkeitswerten bei ihren morgendlichen Abflügen
richten. Immerhin gab sich um die Mittagszeit ein
einzelner Storch für ein paar Augenblicke die
Ehre am Nest, bei dem ich mir nicht sicher war, ob es sich
dabei um einen unserer Schorschis gehandelt haben könnte.
Zeitpunkt und nähere Umstände deuten eher darauf hin,
dass es sich um einen „Fremden“ gehandelt haben könnte. Ein
Ring, der die Identität eingrenzen helfen könnte, war bei der
herrschenden Bildqualität nicht sicher auszumachen.
Kurzer Mittagsbesuch
Was solls? Hier gibt es eben keine
eindeutigen Erkenntnisse. Danach dauerte es den gesamten
Sonntag, ehe wieder Störche am Nest erschienen.
So sah dies heute meistens aus
Dieses Mal handelte es sich ganz eindeutig
um unsere Schorschis! Um 21:45 Uhr war man zur
Übernachtung bereit. Ob es unsere beiden zum Nest beim
Autohaus in Lehengütingen getrieben hat und sie sich ihre
Auszeiten dort nehmen, statt standesgemäß auf dem
Rathausnest ihre Zeit zu verbringen, werde ich noch in Erfahrung
bringen.
Man trifft sich wieder zur abendlichen Übernachtung
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19. Jun. 06 |
Abermals begann der Tag mit einem
leeren Nest. Die Schorschis waren bereits um 5:00 Uhr
verduftet.
Das war heute früh wieder nichts!
Für mich war heute nach einer 14-tägigen
Ferienpause der erste Schultag zu absolvieren und am
Nachmittag gab es außerdem noch gleich eine Lehrerkonferenz
zu überstehen. Da kam mir ein weiterer Beringungstermin zur
Ablenkung gerade recht.
Die Fahrt führte mich am Abend an
die schöne Altmühl. Bei der Anfahrt kontrollierte ich
noch einige Nester, deren aktuelle Brutergebnisse und
Besetzungsverhältnisse sich bisher als reichlich indifferent
erwiesen hatten.
So musste ich leider in Ornbau
feststellen, dass es heuer dort keinen Nachwuchs geben wird.
Das Nest war verlassen und sicher hält sich das
mögliche Brutpaar ebenfalls schon seit geraumer Zeit nur noch
sporadisch am Nest auf. Dafür hat sich die erfolgreiche Brut
in Merkendorf weiter entwickelt. Es ist hier zwar auch
nur noch ein Jungvogel am Leben, aber immer noch besser als
ein totaler Brutausfall. Dieser geschah in Altenmuhr einem
Ortsteil der Gemeinde Muhr am Altmühlsee. Das Nest auf dem
Pfarrhaus war heute zwar von einem unberingten, kopulierenden
Paar besetzt, jedoch waren mindestens zwei Junge vor Wochen
abgeworfen worden. Kein weiteres Junge hatte überlebt.
Einen Kilometer entfernt, im Ortsteil
Neuenmuhr, ziert eine Zinne des mächtigen Kirchturms
ein ebenso mächtiges Storchennest.
Ein malerisches Bild
Es ist für die Freiwillige Feuerwehr aus
Gunzenhausen immer eine Herausforderung, dieses Nest
mit ihrer 30 Meter hohen Drehleiter zu erreichen. Ich musste auf das
Eintreffen der Feuerwehr ein wenig warten und hatte
somit genug Zeit, mich mit den Gegebenheiten
vertraut zu machen. Danach hatte ich den besten Standplatz
für die Leiter gefunden und dieser deckte sich später auch
mit dem Eindruck des Leiterfahrers. Ich erreichte schon beim
ersten Versuch das Nest mit dem einzigen
verbliebenen Jungstorch.
Annäherung
Das Einzelkind hoch über dem Altmühltal
Das beringte Weibchen des Paares aus
Südbaden, das nunmehr achtjährig seit dem Jahre 2000
stets in Neuenmuhr ansässig ist, flog bei meiner Annäherung
ab. Nach der Aktion schwebte es sofort wieder am Nest ein und
kümmerte sich um ihren Nachwuchs.
Auch in der Stadt Gunzenhausen selbst
gab es noch Arbeit für die Feuerwehr und Ihren
Tagebuchschreiber. Auf dem Kamin der ehemaligen
Mälzerei Lehner, am südlichen Rand der Altstadt gelegen, brüten
Störche seit 1990, nachdem der alte Neststandort,
ebenfalls auf dem Kamin einer Brauerei und Mälzerei, ein Jahr
zuvor abgebrochen worden war. Die Umsiedlung gelang
in diesem Fall nahtlos und ohne Unterbrechung. Bis in die 70er
Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es in Gunzenhausen
regelmäßig zwei Storchenpaare. Doch das zweite auf einem Turm
der Stadtbefestigung wurde von den Störchen nach dem Neubau eines
mehrstöckigen Altenheimes in der Nestumgebung verlassen.
Auch das Weibchen im Gunzenhäusener
Storchennest trägt einen schicken Ring der Vogelwarte
Hiddensee und ist ebenfalls eine alte Bekannte. So wie
ich ihre Geschlechtsgenossin im nahen Altenmuhr schon seit dem Jahre
2000 verfolge, ergeht es mir mit der Dame aus Sachsen im Nest
auf dem Mälzereikamin. Ihre Wiege stand in Wildenhain,
Kreis Riesa-Großenhain, zwischen Leipzig und Dresden. Dort
wurde sie im Jahre 1995 geboren. Ihren ersten Brutversuch,
der mir bekannt geworden ist, unternahm sie mit 5 Jahren in
Trommetsheim (etwa 12 Kilometer südlich von Gunzenhausen). Ein
Jahr später steuerte die Sächsin erneut das Nest des
Vorjahres in Trommetsheim an, sie musste aber passen und wurde von
einer Artgenossin vertrieben. So kam sie erstmals nach
Gunzenhausen, eine Brut schlug aber erneut fehl. Erst 2002
und zwar mit 7 Jahren brütete sie erstmals in
Gunzenhausen erfolgreich und zog 2 Junge auf. Auch
2003 blieb sie der schönen Altmühlstadt treu, während
eines Gewittersturmes jedoch wurden große Teile des Nestes
und drei Junge zu Boden geweht. Alle drei Junge fanden
dabei den Tod. Ein Altstorch des Nestes fand sich später
zwischen zwei Häusern. Man geleitete ihn auf die Altmühlwiesen und
er flog zum Nest zurück. Im Jahre 2004 erschien das
Weibchen erneut und brachte zwei Junge zum Ausfliegen.
Kämpfe und Neststreitigkeiten führten im vergangenen Jahr zu
einer weiteren erfolglosen Brut und nun sehen drei Junge
ihrem Ausfliegen in vier bis fünf Wochen entgegen. In sieben
Brutjahren brachte es unser Weibchen aus Sachsen an zwei
Brutorten insgesamt auf 7 Junge. Allein an dieser kleinen
Lebensgeschichte, die ich hundertfach wiederholen könnte, sehen
Sie, wie schwer es manche Störche haben, erfolgreich
Nachwuchs großzuziehen. Man darf nicht von jedem Paar in jedem
Jahr vier oder fünf gesunde und kräftige Junge erwarten! Die
Realität sieht häufig so aus, wie ich sie im Falle der Störchin aus
Sachsen skizziert habe.
Die Super-Drehleiter bei der Anfahrt
Das Nest auf dem Mälzereikamin
Die Drillinge von Gunzenhausen
Nachdem uns die Schorschis – und damit
kehre ich zu unseren Hauptdarstellern zurück – bereits vor 5 Uhr
verlassen hatten, blieben sie erstmals den gesamten langen Montag
über aushäusig. Da kamen insgesamt 16 und eine halbe
Stunde zusammen, in denen sich storchenmäßig nichts im Nest
ereignete. Dafür gab es die erwarteten Abendbilder umso
sicherer. Der erste Storch fußte um 21:34 Uhr wieder
im Nest, sein Partner folgte um 21:35 Uhr. Einer weiteren Nacht über
den Dächern Dinkelsbühls stand nichts mehr im Wege!
Man hat sich
wieder gefunden!
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20. Jun. 06 |
Eine weitere Enttäuschung im ersten
Morgenlicht! Keiner der Schorschis erfreute
die Frühaufsteher mit ihrer Anwesenheit. Unser
Storchenpaar war bereits erneut vor 5 Uhr entschwunden.
Das Nest ist um 5 Uhr schon leer... |
...und so blieb es den ganzen Tag |
Dieser Zustand blieb während des
restlichen Tages so bestehen und erst zur abendlichen
Einkehr zeigten sich die beiden wieder einträchtig im
Nest. Die Uhr zeigte – und hier sind sie stets konsequent 10
Minuten nach 21 Uhr.
Nummer 6 erscheint |
Man ist vereint |
und arbeitet synchron
Um diesen Dreh spielt sich schon seit längerem
die Rückkehr zum Nest ab. Dazwischen – quasi als kleiner Ausgleich
für entgangene Storchenfreuden – sind die Dohlen vom Münster
St. Georg nun wieder häufiger zu sehen. Und eine
Plastiktüte tauchte in den Nachmittagsstunden über dem
Nest auf! Doch davon soll im Folgenden die Rede sein!
Der Wind frischt auf! |
Kurzer Dohlenbesuch vor dem Gewitter |
Wenn man die Schorschis schon nicht
mehr im Nest beobachten kann, so lohnt es sich für alle, die in
Dinkelsbühl und Umgebung wohnen, ihnen wenigsten ab und
zu im Gelände nachzuspüren. Da ich mich zu dieser
Personengruppe rechnen darf und ich außerdem einen weiteren
Beringungstermin in Wilburgstetten an der Wörnitz
vereinbart hatte, verband ich das Angenehme mit dem Nützlichen und
suchte die Schorschis auf dem Weg nach Wilburgstetten.
Ich wurde schnell fündig. Ungefähr 200 Meter weiter nördlich
als bei meinem letzten Aufeinandertreffen fand ich beide
nahe zusammen an den Gestaden der Wörnitz in unmittelbarer
Nachbarschaft zur Froschmühle. Diese Gegend scheint im
Augenblick ihr bevorzugter Aufenthaltsort zu sein. Von dort
ist es sogar ein gutes Stückchen näher zum ihnen bekannten Nest beim
Autohaus von Lehengütingen. Ob sie sich dort regelmäßig vergnügen,
habe ich immer noch nicht ermitteln können.
Schorsch schritt während meiner
Beobachtungen langsam an einem Graben entlang, dessen Umfeld
frisch abgemäht worden war. Das Gras hatte man bereits abgefahren.
Warum er sich kurzzeitig mit einem Büschel Altgras
beschäftigte, dieses in den Schnabel nahm und allem Anschein nach
damit abfliegen wollte, blieb unklar. Auf das Altrathausnest wurde
schon seit längerer Zeit kein Nistmaterial mehr eingetragen.
Schorsch blieb auf der Wiese,
erbeutete einige Regenwürmer, machte nach einigen
Minuten, ohne gestört worden zu sein, einen kleinen Luftsprung über
den Graben und schritt anschließend, weiter Regenwürmer fressend,
über die abgemähte Fläche, wobei er sich dort Nummer 6 näherte.
Beide hielten dabei aber dennoch deutlichen Abstand zueinander. Ich
kann mir gut vorstellen, dass der Bereich um die Froschmühle
regelmäßig und über viele Stunden von unseren Schorschis genutzt
wird.
Schorsch bei der Inspektion eines Grabens..
Schorsch mit Gras im Schnabel, das er aber wieder fallen ließ..
Schorsch vorne, Nummer 6 hinten
Inzwischen, es war schwülheiß, zeigten
sich die ersten dunklen Wolken am Himmel und mir war klar,
dass es jederzeit ein Gewitter geben könnte. Eine
solche Entwicklung würde aber die geplante Beringung in
Wilburgstetten zu einer großen Gefahr werden lassen. Der
32 Meter hohe Kirchturm kann von keiner Feuerwehr
angefahren werden, was zur Folge hat, dass man hier in
klassischer Weise über das Dach zum Nest klettern
muss. Ihr Tagebuchschreiber kennt solche Kletterpartien
aus seiner Jugendzeit zur Genüge, doch nun in die Jahre
gekommen, bedient er sich bei der Beringung in der
Wörnitzgemeinde eines Doubles. Dabei handelt es sich um
den Spenglermeister Michael Schmittlein, der den Turm bestens
kennt und das Turmkreuz nach der Renovierung vor vier
Jahren selbst montierte. Nur wenige Meter vom Turmkreuz
entfernt hatte sich gleich nach Beendigung der Bauarbeiten
2002 ein Storchenpaar neu eingestellt. Schon ein
Jahr später kam es zur ersten erfolgreichen Brut mit 2
Jungen nach fast 40 Jahren und auch das Jahr 2004 brachte
dreifachen Jungennachwuchs. Das Paar des
vergangenen Jahres dagegen scheiterte! Das Gelege
wurde bei Kämpfen zerstört, anschließend verließ man
den Ort und trieb sich in der Gegend herum. Das Weibchen trug
einen ELSA-Ring und war identisch mit dem Weibchen
unseres Paares vom Rathausnest in Dinkelsbühl, das 2004
ein Vierergelege bei Kämpfen verloren und anschließend Nest und
Partner verlassen hatte. Heuer gab es erneut einen Wechsel
am Wilburgstettener Storchennest. Eine neue Störchin
mit einem ELSA-Ring bebrütete ein Gelege, aus dem
zwei Junge schlüpften. Diese neue Storchendame erwies sich nach
der Ablesung der Ringinschrift als Nordbadenerin. Ihre
Wiege stand 2003 in Linkenheim. Der
Storchenmann kann sich leider über keine Ringzier freuen.
Um 15 Uhr begannen Helfer, die der
katholische Ortspfarrer Hans Sing engagiert hatte, das Dach
unterhalb des Storchennestes auf dem Kirchturm zu öffnen. Die
extreme Steilheit des Daches erforderte ein sehr
umsichtiges Arbeiten. Die Wetterlage zeigte sich immer noch
stabil, wenn auch noch ein Gewitter drohte. Herr Schmittlein war für
15:30 Uhr bestellt, er erschien jedoch schon einige Minuten früher
und der Turmaufstieg mit langer Leiter und Sicherungsausrüstung
stand bevor. Die Erfahrungen der vergangenen Beringungen an diesem
Ort kamen der Aktion sehr zu Gute, so dass zügig der Ausstieg
von Herrn Schmittlein angegangen werden konnte. Rittlings
auf dem Dachfirst sitzend griff er den ersten, gut
vier Wochen alten Jungstorch, ließ ihn in einem
Kartoffelsack verschwinden und reichte ihn unter das Dach, wo
Ihr Tagebuchschreiber die Beringung vornahm. Danach
schwebte der Jungstorch wieder in seine angestammte Kinderstube und
Jungstorch Nummer 2 trat den selben Weg an wie sein Vorgänger. Am
Schluss trugen beide Jungen des Jahrganges 2006 ihre
Kennzeichnung und werden vielleicht in den kommenden Jahren das
eine oder andere Geheimnis ihres Lebens preisgeben.
Der Ausstieg wird vorbereitet
Ein Jungstorch wird beringt
Als sich Michael Schmittlein wieder durch die
Dachöffnung ins Innere des Kirchturmes geschlängelt hatte, begann
es draußen leicht zu regnen. Doch was sich danach innerhalb
weniger Minuten ereignete, konnte einem schon Angst
einflößen. Ein Gewittersturm entwickelte sich, von dessen
Auswirkungen wir im Turm zunächst nicht sehr viel mitbekamen. Zum
Glück befindet sich der Ausstieg im Dach auf der Ostseite, das
Unwetter kam aus Nordwest! Deshalb bestand keine
unmittelbare Gefahr für den Kirchturm, außerdem verstanden es die
Helfer um Herrn Schmittlein, die Lücke im Dach schnell kleiner
werden zu lassen. Was jedoch keiner von uns in diesem Ausmaß
erwartet hatte, war der Umstand, dass durch sämtliche Ritzen
des Daches, aber auch an sämtlichen Nahtstellen des
Mauerwerkes, im Bereich des Glockenstuhles sowie an allen
Fenstern durch die Wucht des Windes Regen in das
Turminnere gepresst und gepeitscht wurde. Im Nu waren wir alle
bis auf die Haut durchnässt, obwohl wir während des gesamten
Unwetters im Turm ausharrten. Das Wasser lief die Treppen
hinunter, sammelte sich kurzzeitig auf den Zwischenböden, der Wind
heulte, Hagel mischte sich unter die Regentropfen. Man konnte
meinen, die Welt ginge unter. Nach 15 Minuten war das
Schlimmste überstanden. Als wir die Kirche verließen –
inzwischen hatte die deutsche Fußballmannschaft ihr letztes
Gruppenspiel gegen Ecuador begonnen – war es um 10 Grad
kühler und überall lagen abgebrochene Äste und die
Straßen waren übersät mit Blättern, die der Regensturm von den
Bäumen befördert hatte. Die Dinkelsbühler Feuerwehr musste
sogar in Wilburgstetten zu Hilfseinsätzen ausrücken.
Gleichzeitig verlief die Unwetterfront an anderen Orten harmlos. In
Feuchtwangen fiel gerade mal ein Liter Regen auf den Quadratmeter.
Dinkelsbühl und unser Nest wurde ebenfalls nur gestreift: Die
Plastiktüte war sichtbarer Beweis für den Wind, der gegen 16 Uhr
auch um unser Nest blies und selbst die Dohlen dazu veranlasste, das
sichere Münster als Schutzraum aufzusuchen. |
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21. Jun. 06 |
Ein weiterer Tag, der vielen
Frühaufstehern - allen voran Sylvia – um 5 Uhr ein
leeres Nest präsentierte. Die Schorschis hatten sich zu
diesem Zeitpunkt bereits wieder verzogen, so dass man nur ein
leeres Nest bewundern konnte. Dafür entschädigte der
Morgennebel wenigstens etwas für entgangene Storchenfreuden.
Leer |
Nebelig |
Unseren Schorschis bedeutet im
Augenblick das Nest nicht mehr allzu viel. Sie
kommen, ausgenommen zur Übernachtung, ganz gut ohne ihr Heim
aus. So verleben sie lieber ihre Abenteuer außerhalb
ihrer Behausung, sie pflegen und putzen sich auf der Wiese
stehend, sie suchen gemütlich und ohne Druck ihre Nahrung und
gelegentlich legen sich Störche, die von der leidigen Aufgabe einer
Jungenaufzucht entbunden sind, für ein Weilchen in der Wiese auf den
Boden. Dies muss nun nicht bedeuten, dass man sich um einen am Boden
liegenden Storch irgendwelche Sorgen zu machen braucht. Die meisten
Störche haben im Sommer für solche Eskapaden überhaupt keine Zeit.
Sie haben genug zu schaffen, um Nahrung für ihre Jungen zu finden.
Da bleibt keine Zeit für längere Ruhepausen. Wenn doch, dann ruht
man sich meist in Nestnähe aus, um die Kinder auch im Auge zu
behalten und an solchen Plätzen gibt es kaum eine Gelegenheit, sich
flach hinzulegen.
Hat man die Hoffnung schon fast aufgegeben,
ereignen sich doch verschiedentlich Überraschungen. So
auch heute! Da erschienen plötzlich gegen 16:30 Uhr
beide Schorschis am Nest und blieben fast drei Stunden.
Dann verschwand man zum Abendessen noch einmal für
zwei Stunden und stand schließlich ab 21:48 Uhr erneut auf
der Matte. So kann es manchmal gehen.
Unsere Schorschis machten heute reichlich Überstunden am Nest..
Das kennen wir nun schon!
Ich durfte am Nachmittag wieder ran!
Das heißt, ich hatte das letzte Treffen mit Günter Rödel von
der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl und „seiner“
Drehleiter. Der letzte Beringungstermin an der Wörnitz stand in
diesem Jahr in Schopfloch an. Dort, nur 6 Kilometer vom
Dinkelsbühler Rathausnest entfernt und in Sichtweite zueinander, gab
es seit der letzten Brut im Jahre 2003 heuer wieder Nachwuchs.
Auf dem Rathaus des 500 Meter hoch gelegenen Marktfleckens
über dem Wörnitztal hatte ein Storchenpaar ein Junges
ausgebrütet.
Millimeterarbeit
Die Sächsin mit ihrem Jungen
Bei Kämpfen während der
Osterfeiertage waren Eier über Bord gegangen, so
dass ich annehme, dass es zu einem Nachgelege des Weibchens kam und
dieses nicht mehr die erwartete Eizahl von drei bis vier Eiern
produzieren konnte.
Auch diese Weibchen hat eine hoch
interessante Lebensgeschichte hinter sich, die mit ihrer
Geburt und Beringung in Schkeuditz bei Leipzig im
Jahre 1993 begann. Erstmals trat die Frau aus Sachsen im
Jahre 1997 in meinen Gesichtskreis. Am 23. Mai 1997
tauchte sie in Gerolfingen am Hesselberg und an der
Wörnitz gelegen für einige Minuten auf und zog anschließend mit
ihrem unberingten Partner weiter. Einige Tage später kam sie in
Oettingen, Kreis Donau-Ries, für kurze Zeit zur Beobachtung. Das
Jahr 1998 brachte eine weitere Ablesung. Diesmal
suchte sie sich das schöne Weiltingen an der Wörnitz als
ihren ersten Brutort aus und brachte ein Junges zum
Ausfliegen. 1999 konnte ich die Lage nicht genau klären. In
Weiltingen ging es drunter und drüber, es gab mehrmals
Partnerwechsel von unterschiedlich beringten Weibchen und es kam ein
Junges zum Ausfliegen. Die Ringstörchin aus Sachsen konnte ich
allerdings nicht ablesen. Ob sie an den Auseinandersetzungen
beteiligt war, bleibt unbekannt, so dass ich sie in diesem Jahr
nicht sicher ansprechen konnte. Das Jahr 2000 brachte dagegen
wieder klare Verhältnisse. Sie war nach Weiltingen
zurückgekehrt und brachte 4 Junge zum Ausfliegen. Doch
schon 2001 kam sie nicht mehr in Weiltingen zum Zuge. Ein
neue Störchin war aufgetaucht und die Sächsin siedelte um. Sie wurde
in Ornbau an der Altmühl (etwa 20 Kilometer nordöstlich) als
Brutstörchin mit drei Jungen nachgewiesen. Doch auch
in Ornbau blieb sie nur ein Jahr. Sie kehrte 2002 wieder an
die Wörnitz zurück und eroberte sich das Nest auf dem Kirchturm
von Wilburgstetten. Mit einem unberingten Partner blieb sie –
nicht zuletzt wegen der Bauarbeiten am Turm – kinderlos.
2003 wechselte sie wieder den Brutort. Sie flog 13
Kilometer die Wörnitz aufwärts nach Schopfloch und sorgte
dafür, dass auf dem Nest, das ich heute zur Beringung besuchte,
erstmals überhaupt drei Junge ausflogen. Nun schien sie
endlich sesshaft zu werden, denn auch in den Jahren 2004
und 2005 brütete sie in Schopfloch jeweils mit einem
unberingten Partner. Junge blieben dem Paar aber nicht vergönnt. Es
wurde stets gebrütet, ein Erfolg stellte sich aber nicht ein. Erst
heuer gab es mit einem Jungen wenigstens wieder einmal
Nachwuchs. Die Beringung klappte wie am
Schnürchen, meine alte Bekannte flog bei meiner Annäherung erst sehr
spät ab und stand sofort nach der Markierung des einzigen Jungen
wieder im Nest. In den vergangenen 10 Jahren, seit ich diese
Störchin verfolge, konnte sie an vier verschiedenen Orten als
Brutvogel abgelesen werden (die Ablesungen des Jahres 1997
rechne ich nicht dazu!). Bis heute brachte es Dame auf
insgesamt 12 ausfliegende Junge. Bei 10 möglichen
Bruten abermals keine berauschende Bilanz. Aber Sie wissen ja! In
diesem Punkt wiederhole ich mich gerne. Störche sind keine
Brutmaschinen, von denen man alljährlich fünf propere Junge erwarten
darf. Sie unterliegen einer Fülle von Einflüssen, die sich auf ihre
Fitness und damit auf ihr Brutvermögen auswirken. Wer ständigen
Kämpfen und damit verbunden auch häufigen Ortswechseln unterliegt,
kann sein Potenzial nie ganz ausschöpfen. Dann sind die
beschriebenen mageren Ergebnisse vorprogrammiert. 12 Junge bei 10
möglichen Bruten oder Brutversuchen ergeben nun mal nur 1,2 Junge
pro Jahr. |
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22. Jun. 06 |
Ich führe mit diesem Eintrag meine kleine
Entdeckungsreise durch die Storchenwebcams weiter fort.
In Weiden in der Oberpfalz wird seit diesem Jahr
ebenfalls aus dem Storchennest live übertragen. Man bietet
auf der Homepage verschiedene Bildeindrücke der Stadt, einer davon
bezieht sich eben auf das Storchennest auf dem Rathaus. Man muss
diesen Blick nicht unbedingt haben. Man sieht das Storchennest, man
sieht auch drei Junge, aber recht viel mehr ist es nicht!
Die Qualität der Bilder ist außerdem nicht
berauschend und ständig unscharf. Somit reiht sich
diese Webcam in die große Flut derer, die es gibt, die aber
daneben nichts bieten. Note 5 aus Storchensicht!
Eine weitere neue Webcam berichtet aus
dem Storchennest auf dem Haflinger Hof bei Familie Kaufmann in
Wendeburg bei Peine. Auch diese Einrichtung muss man nicht in
die Liste seiner Favoriten aufnehmen. Sie existiert, man kann es
niemandem verbieten und damit ist es auch schon genug. Drei Junge
zieht das Paar dort auf, man bekommt alle fünf Minuten ein
aktualisiertes Bild serviert, das nicht mehr als zufrieden
stellen kann. Man kann in einem kleinen Archiv blättern und
erhält die wichtigsten Informationen zum Brutgeschehen.
Deshalb Note 4, aber kein Grund sich öfters auf dieser Seite
zu bewegen.
Die letzte Webcam mit Einblicken in ein
Storchennest in Deutschland besuchen wir im Wolfsburger
Ortsteil Warmenau. Man erreicht diese Seite über die
Homepage der Stadt Wolfsburg. Leider war der
Zugang auf diese Seite in dieser Brutzeit häufig gestört
und man sah deshalb zwangsläufig gar nichts. Zu loben
ist der schöne Einblick ins Nest, die flotte
Aktualisierung der Bilder innerhalb weniger Sekunden sowie die
knappen Angaben zur Brut sowie zur Herkunft der beiden Altstörche.
Außerdem bezieht sich ein kleiner Beitrag auf den Storchenschutz in
Wolfsburg. Diese Punkte insgesamt verhelfen der Storchencam zu einer
Gesamtnote 3. Dies macht sie unter Umständen
empfehlenswert und ein Blick auf diese Seite sollte von Zeit zu
Zeit erlaubt sein!
http://www.wolfsburg.de/verwaltung/buergerdienste/umweltamt/storchencam
Man soll nie aufgeben! Diese Devise fand
um 5 Uhr bei Tagesanbruch ihre Bestätigung. Schorsch
zeigte sich wieder einmal unseren Frühaufstehern.
Schorsch begrüßt Frühaufsteher... |
...und ist eine Minute später weg |
Dass das Vergnügen nur von kurzer Dauer war,
beweist der Schnappschuss von 5:01 Uhr. Zu dieser Zeit stellte sich
das Nest abermals in einem jungfräulichen Zustand vor. Dieser blieb
während des gesamten Tages erhalten, wenn man einmal von den sich
häufenden Dohlenbesuchen absieht. Es wird sich sicher lohnen,
die Verhaltensweisen der schwarzen Rabenvögel mit in seine
Beobachtungsstrategie aufzunehmen. Eine Dohle konnte auf
frischer Tat beim Storchenfederklau ertappt werden.
Schönes Flugbild |
Beim Federraub |
Sonst blieb alles ruhig, ehe die Schorschis
kurz hintereinander bereits um 20:54 Uhr zur Übernachtung
einschwebten.
Die Rückkehr |
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23. Jun. 06 |
Heute soll eine kleine Verschnaufpause
in der Berichterstattung eintreten. Eine ebensolche legte
auch die Schorschis ein. Unterbrochen wurde die Ruhe am
Nest erneut nur durch die häufigen Besuche der Dohlen, denen die
sonnenüberflutete Terrasse im Storchennest sichtlich gefällt. Um
5 Uhr bei Sendebeginn war das Nest bereits wieder
verlassen und dieser Zustand blieb bis zur Abenddämmerung
erhalten. „Storch“ gab es erst wieder ab 21:36 Uhr.
Wieder Leere im Morgengrauen |
Liebesgeflüster unter Dohlen |
Man kehrt zurück! |
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24. Jun. 06 |
Das Wochenende steht ganz im Zeichen der
Fußball-Weltmeisterschaft. An der Storchenfront bleibt es deshalb
heute und morgen umso ruhiger.
Die Schorschis hatten uns bereits vor
Beginn der täglichen Übertragung um 5 Uhr verlassen.
Ihre Rückkehr stand zwischen 21:28
Uhr (Schorsch) und 21:32 Uhr (Nummer 6) an. Dazwischen
ließen sie sich nicht blicken. Nur einige Jungdohlen übten
sich immer wieder in der Kunst des Sonnenbadens. Dazu legten
sie sich mit weit gespreizten Flügeln ins aufgeheizte
Storchennest und genossen die wohlige Wärme von unten und von oben.
5:00 Uhr –Nest leer |
Dohlen beim Sonnenbaden |
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Flugbild einer diesjährigen Dohle
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Schorsch ist zurück |
Er schafft Ordnung |
Nummer 6 und Schorsch begrüßen sich |
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25. Jun. 06 |
Eine kleine
Sonntagsüberraschung! Früh um fünf war die Welt
noch in Ordnung! Beide Schorschis präsentierten sich
im ersten Licht des Tages in voller Pracht im Nest. Und das
für glatte 90 Sekunden! Denn nach Ablauf dieser Zeitspanne
hatten sich beide bereits wieder den Blicken der Seher entzogen und
man konnte gerade noch das „Schwänzchen“ in Augenschein nehmen.
Beide um 5 Uhr erwischt |
Das war es schon wieder! |
Danach war für Stunden erst mal
Schluss und die Dohlen beherrschten den Luftraum
über dem Storchennest.
Dohlen bei der Arbeit!
Unvermittelt bescherten uns Schorsch & Co.
noch eine zweite Überraschung an diesem herrlichen Sonntag.
Sie landeten zu ungewohnter Stunde um 18:13 Uhr und
blieben bis zum Einbruch der Nacht ununterbrochen ihrem
Stammquartier treu. Was die beiden zu dieser für uns doch
unvermuteten Präsenz veranlasst haben könnte, bleibt ein großes
Geheimnis.
Früh heimgekehrt!
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26. Jun. 06 |
Der heutige Morgen verlief ohne die
gestrige Überraschung. Um 5 Uhr war man schon ausgeflogen
und hatte das Nest verlassen. Erst mit einsetzender
Dämmerung kehrte man zum Schlafen ins Nest zurück.
Nummer 6 flog um 21:06 Uhr an, Schorsch komplettierte die
Schlafgemeinschaft um 21:30 Uhr.
Das Nest ist um 5 Uhr schon leer!
Nummer 6 ist zurück! |
Vereint |
Mein Weg führte mich am Abend
noch zu einer weiteren Storchenberingung. Mit der
Freiwilligen Feuerwehr Bechhofen ging es ein Stück nach Osten
bis in den malerischen Ort Merkendorf. Dort gibt es
seit 2004 ein neues Storchennest auf dem Rathaus der
Stadt. Damals flogen gleich zwei Junge aus, denen
im vergangenen Jahr ein Einzelkind folgte. Auch
heuer brütete ein unberingtes Paar und brachte mindestens
drei Junge zum Schlüpfen. Während eines schlimmen
Unwetters mit Hagel kamen zwei der Jungen
ums Leben. Sie wurden vor knapp 14 Tagen tot aus dem
Nest geworfen. Nur ein Jungstorch überlebte und
präsentierte sich mir heute im Alter von 4 Wochen in guter
Verfassung.
Das malerische Rathaus von Merkendorf
Das Merkendorfer „Einzelkind“
Da unten kommt der Tagebuchschreiber! |
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27. Jun. 06 |
Der erste Tag seit Ende Februar, an dem es keinen
Schnappschuss unserer Störche aus dem Nest gibt. Was ist
passiert? Am Morgen um 5 Uhr waren sie bereits
ausgeflogen und am Abend kamen sie nicht mehr zurück. Das darf
uns allerdings nicht beunruhigen! Ein solcher Tag musste
einmal kommen und je länger das Jahr
fortschreitet, umso häufiger kann es solche Momente geben. Die
Nestbindung lässt im Laufe einer Saison bei
„arbeitslosen“ Störchen mehr und mehr nach. Wir konnten dies
ja schon erleben, wenn Schorsch und Nummer 6 am Morgen das Nest
verließen und erst bei Einbruch der Nacht zurückkamen. Da ist es
kein weiter Weg, die eine oder andere Nacht an anderer Stelle zu
verbringen. So muss für diesen Tag ein Bild des leeren
Nestes als Dokument für meine obigen Aussagen herhalten.
Die Schorschis übernachten an anderer Stelle!
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28. Jun. 06 |
Ein weiterer Tag ohne Storchensichtung!
Dass unsere Schorschis abgezogen sein könnten, halte
ich für reichlich unwahrscheinlich! Sie wissen ja! Die
Hormone die den Zugtrieb auslösen und von der Tageslänge gesteuert
werden, fließen Ende Juni noch nicht. Dies wäre ja bei Störchen, die
eine Brut zu versorgen hätten, fatal. Es käme zum Verlassen des
Nestes und damit zum Verlust der Brut. Das kann ja nicht Sinn eines
Storchendaseins sein. Unsere beiden Dauerbrenner können aber
schon in der Gegend herumziehen und dabei von Zeit zu
Zeit auch mal das Nest aus den Augen verlieren und
einmal an anderer Stelle übernachten, wie es in der vergangenen
Nacht passierte.
Auch für den heutigen Tag liegt
mir kein Schnappschuss vor, der Schorsch oder seine Nummer 6
am Nest zeigt. Dohlen gab es reichlich, doch Störche bekamen
wir erneut nicht zu Gesicht. Die zweite Nacht
senkte sich über dem Rathausnest und – ich muss gestehen – ein wenig
traurig war ich schon, dass Georg & Co. sich auch für eine
zweite Nacht einen anderen Schlafplatz ausgesucht hatten. |
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29. Jun. 06 |
Manchmal braucht man eben ein wenig Glück!
Ich hatte heute kurz in Dinkelsbühl zu tun und wählte
für die Anfahrt aus Feuchtwangen die enge Straße durch
das Wörnitztal. In Lehengütingen machte ich einen
Abstecher zum Nest auf dem Betriebsgelände des
Autohauses Schülein. Sie, liebe Leserinnen und Leser,
hatten ja schon immer vermutet, dass die Schorschis in der
Zeit, in der wir sie auf dem Rathausnest vermissten, ihre Nächte
dort zubringen. Auch ich hatte diese Vermutung, nachdem vor
einigen Wochen der Bildbeweis dafür erbracht werden konnte.
Ein Gespräch mit Herrn Schülein
bestätigte heute schließlich auch diese Annahme. In
den vergangenen beiden Tagen gab es in der Nacht ein
Storchenpaar auf der künstlichen Nisthilfe. Und auch
sonst könne ab und zu auch tagsüber dieses Paar
auf seinem Grundstück beobachtet werden. Kein Zweifel! Das
Dinkelsbühler Storchenpaar wählt als kleine Sommerfrische
zum Entspannen die nächstgelegene Möglichkeit dieser Art im 4
Kilometer vom Rathausnest entfernten Lehengütingen. Es gibt
also keinen Grund zur Annahme, dass die beiden Störche abgezogen
seien oder dass ihnen etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte. Sie
leben und entziehen sich unseren Blicken nur manchmal durch den
Wechsel auf ein benachbartes, leer stehendes Nest.
Ich verließ die Sommerfrische „Lehengütingen“
und fuhr hinab ins Wörnitztal. Unterhalb des Ortes
Burgstall in einer frisch gedüngten und gemähten
Wiesenfläche schritten zwei Störche. Einer trug
oberhalb der Zehen einen sehr schmalen Aluminiumring, der andere war
unberingt. Die Schorschis!
Die Schorschis im Nahrungsrevier bei Burgstall
Ich sah ihnen eine Weile beim Fressen
von Regenwürmern zu und machte einige Fotos. Vom Ort
der Beobachtung bis zur Froschmühle (dort kamen die Schorschis schon
öfters zur Beobachtung) sind es nur ein paar hundert Meter, zur
Nisthilfe auf dem Gelände des Autohauses in Lehengütingen sind es
gerade mal 1500 Meter. Wer kann es den Untreuen da verdenken, wenn
sie sich von Zeit zu Zeit einen langen Rückflug nach Dinkelsbühl
sparen und stattdessen einfach gleich in der Nähe ihres beliebtesten
Nahrungsgebiets übernachten? Die Karte zeigt Ihnen die
geografischen Verhältnisse des beschriebenen Gebietes
nordwestlich von Dinkelsbühl.
Die Karte des Gebietes
(aus Google Earth)
Nun stand es also fest, die Uhr zeigte 14
Uhr, dass die Schorschis immer noch in der Gegend
waren und wir uns um sie – auch wenn wir sie einmal nicht zu Gesicht
bekommen – keine Sorgen zu machen brauchen. Die
storchenlose Zeit hatten die Dohlen ausgiebig genutzt,
vom Nest Besitz zu ergreifen und das eine oder andere Stückchen
Nistmaterial davonzutragen. Diesem Umstand und einigen Windböen
war es heute zu verdanken, dass sich die von den Schorschis
eingetragene Abdeckfolie neu positionieren und sich
wieder mehr zum Nestinneren platzieren konnte. Deshalb sah es für
einige so aus, als ob neues Plastikmaterial eingetragen worden wäre.
Neues Nestoutfit
Dem war aber nicht so! Schorsch und Co. waren
nicht am Nest gewesen und von den Dohlen konnte es erst recht nicht
herbeigeschafft worden sein. Obwohl nur wenige von Ihnen damit
gerechnet hatten, geschah es an diesem Abend dennoch! Die
Schorschis hatten ihr Nachtquartier wieder gewechselt
und damit die Bitten vieler von uns erhört und kehrten am
Abend ins Blickfeld der Webcam zurück! Um 21:24
Uhr tauchte zuerst Nummer 6 wieder am Nest auf, nachdem
wir ihn rund 72 Stunden nicht mehr dort beobachtet hatten.
Zwei Minuten später komplettierte Schorsch die Nestbesatzung und
beide verbrachten eine ruhige Nacht über den Dächern von
Dinkelsbühl.
Nummer 6
kehrt zurück |
Was liegt denn da
schon wieder im Nest? |
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Die Plane stammt doch
nicht etwa von uns? |
Da bleiben
wir wieder! |
So haben wir es gerne! |
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30. Jun. 06 |
Frühaufsteher hatten heute die einmalige
Gelegenheit, unsere beiden Rückkehrer länger als
gewohnt zu beobachten. Dabei kam ihnen die vorherrschende
Wetterlage sehr gelegen, denn eine dicke Nebelsuppe
veranlasste die Schorschis, zunächst im Nest auszuharren, um einem
Blindflug zu entgehen. Darüber hinaus zeichnete der
Nebel weiche, pastellfarbige Bilder, die für die vielen
Stunden der „Storchenlosigkeit“ entschädigten.
Dicke Suppe!
Pastelltöne
Erst als sich der Nebel zu lichten
begann, wagten es unsere beiden Verlorenen, zum Abflug zu
blasen und um 6:48 Uhr zeigte sich uns das gewohnte Bild: Ein
leeres Nest.
Nebel gelichtet, Nest leer
Doch es schien so, als wollten uns die
Schorschis für den langen Entzug etwas entschädigen,
denn ganz unverhofft gab sich das Paar bereits vor dem
Mittagessen ein erneutes Stelldichein im Nest. Noch
erstaunlicher war die Dauer des Aufenthaltes, den
die beiden Verliebten danach hinlegten. Fünf Stunden am Stück
gab es schon lange nicht mehr zu bestaunen. Da ergaben sich
eine Fülle eindrucksvoller Schnappschüsse bei
wunderschönem Sommerwetter. Man hatte nach langer Zeit wieder einmal
den Eindruck, dass sich fremde Störche im
Luftraum über dem Nest bewegten und es nicht zuletzt deshalb zu
einer verstärkten Nestpräsenz gekommen war. Eindrucksvolle
Drohgesten und deutliches Abwehrverhalten unterstrichen
diesen Eindruck wirkungsvoll.
Drohgebärden
Erst als die deutsche
Fußballnationalmannschaft ihr Spiel gegen Argentinien
begann, verzogen sich die Schorschis, um an irgendeiner
Großleinwand dem Treiben der Fußballer zuzuschauen.
Ausgiebige Siesta!
Gleich beginnt das Spiel! Da verdufte ich auch!
Vorher beschäftigten sich die beiden
allerdings intensiv mit der Plastikfolie, doch die erwies
sich als ziemlich widerspenstig und wollte nicht an den
Platz, den ihr die Störche zuzuweisen gedachten.
Wer hat denn das
Ding hier hereingelegt? |
Ich setz mich mal, damit man
den Müll nicht so sieht |
Bei so viel Begeisterung um die
Schorschis überraschte die erneute abendliche Rückkehr
kaum noch. Auch dieser Einflug fand an diesem Freitag früher
als gewohnt statt. Um 20:44 Uhr standen beide Störche
im Nest und sahen einer weiteren Übernachtung an
gewohnter Stätte entgegen.
Abendliche Rückkehr
Als die Schorschis am späten Nachmittag
abgeflogen waren, bestieg ihr Tagebuchschreiber wieder
einmal das Auto, um zu einem neuen Beringungstermin an
die Altmühl zu starten. Das vorletzte Nest mit Nachwuchs an
diesem Flusslauf galt es anzusteuern. Zwischen Gunzenhausen und
Weißenburg gelegen thront hoch über dem Tal der Ort Gundelsheim.
Erst seit dem Jahre 2004 gibt es dort durch die
Initiative eines Hausbesitzers eine künstliche
Nisthilfe auf der Scheune des Anwesens. Nur wenige Tage
nach der Installation war sie von einem Paar bezogen worden, das
auch gleich 1 Junges zum Ausfliegen brachte. Im vergangenen Jahr
konnte ich dasselbe Ergebnis nachweisen und auch heuer war es wieder
nicht anders. Lediglich 1 Junges durfte ich mit Hilfe der
Freiwilligen Feuerwehr Gunzenhausen in Gundelsheim
beringen und damit meine Arbeit an der Altmühl für dieses
Jahr fast beenden. Lediglich der Nachwuchs in Aurach
wird mir in etwa einer Woche noch unter die Finger kommen.
Das Nest in Gundelsheim..
Das Gundelsheimer Einzelkind
Das Ergebnis muss aber jetzt schon
leider als sehr schlecht eingestuft werden. So wenige
Junge brachten die erfolgreich brütenden Storchenpaare selten
zum Ausfliegen. Rechnet man auch die Paare mit ein, die erfolglos
gebrütet haben, ergibt sich ein niederschmetterndes Ergebnis.
Hier eine erste Bilanz (die Orte erscheinen
flussaufwärts angeordnet):
Das sind bei 10 erfolgreichen Nestern nur 18
Junge, also nur 1,8 Junge pro erfolgreichem Brutpaar.
Rechnet man auch noch die Paare hinzu, die erfolglos oder überhaupt
nicht zur Brut geschritten sind und die gehören natürlich ebenso zur
Brutpopulation, dann werden die Zahlen noch viel schlechter. Ich
werde die Ergebnisse in nächster Zeit hier noch detaillierter
vorlegen und erläutern. |
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1. Jul. 06 |
Das Nest war um 5 Uhr bereits
wieder leer.
Abflug im Morgengrauen!
Die Schorschis hatten sich schon in ihre
Nahrungsgründe abgesetzt. Danach begann das Warten auf
weitere Ereignisse am Nest. Diese blieben aber bis zum Einbruch der
Nacht komplett aus. Schorsch & Co. hatten ihrem Hausnest
abermals einen Korb erteilt und sich nicht zum
Übernachten eingefunden. Wo sie wohl diesmal abgeblieben waren?
Herr Schülein, Besitzer der Storchen-Sommerfrische in Lehengütingen,
hatte mir versichert, sich telefonisch bei mir zu melden, wenn die
Störche bei ihm erscheinen sollten. Ein Anruf blieb aber aus.
Vielleicht hatte mich Herr Schülein vergessen oder er war einfach
nicht zu Hause. Nun wissen wir es heute Abend nicht, ob die
Schorschis noch ein weiteres Ausweichquartier besitzen oder nicht?
Es ereignete sich aber dennoch
Bemerkenswertes. Eine Dohleninvasion von ungeahnten
Ausmaßen brach über unser Storchennest herein und ließ alles bisher
in dieser Richtung Bekannte in den Schatten treten.
Es war am Abend gegen 21 Uhr, zu
einer Zeit, in der die Dohlen des Münsters und anderer Brutplätze
der Stadt zu ihren Flügen in Richtung ihrer Schlafplätze aufbrechen.
Diese liegen außerhalb der Brutzeit einige Kilometer vor den Toren
der Stadt in einem Wäldchen bei der Froschmühle. Was sich da im Nest
auf dem alten Rathaus abspielte, war wirklich sensationell.
Mehr als 10 Dohlen bevölkerten gleichzeitig die
Storchenwohnung. Einige der schwarzen Rabenvögel zeigten sich
als Diebe von Nistmaterial und konnten mit
Mauserfedern unserer Schorschis im Schnabel auf frischer Tat
ertappt werden.
Bemerkenswerte Dohlenansammlung im Nest
Doch genauso schnell, wie er begonnen hatte,
war der Spuk auch wieder zu Ende und das Dohlenvolk verschwunden.
Doch leider mussten wir auf die Schorschis
vergeblich warten. |
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2. Jul. 06 |
Nach dem nächtlichen Ausbleiben unseres
Paares war es nicht überraschend, das Nest um 5 Uhr in leerem
Zustand vorzufinden.
Nest immer noch leer!
Wo waren die Schorschis abgeblieben? Würden
sie erneut eine lange Abwesenheitsphase aufs Parkett legen?
Fast schien es so! Doch um 13:29 Uhr hatte das Warten
unvermittelt ein Ende!
Die Schorschis sind zurück! Es gibt doch wohl keinen Ärger?
Beide landeten kurz nacheinander im Nest und
begannen gleich mächtig ihr Imponiergehabe auszupacken.
Man bleibt ungewöhnlich lange!
Sicher hielten sie sich in der vergangenen
Nacht nicht weit von Dinkelsbühl entfernt auf. Und da spricht im
Grunde alles für das nahe Lehengütingen. Ich werde der Sache
nachgehen! Sie beruhigten sich bald und kehrten zur Normalität
zurück. Dass schließlich schlappe vier Stunden
Aufenthaltsdauer am Nest entstanden, war eine nette und feine
Überraschung für manch entgangenen Sichtkontakt. Erst um 17:24
Uhr hatten sich unsere beiden Sommergäste wieder entfernt.
Dann verschwinde ich auch schnell! |
Gesagt, getan! |
Danach dauerte es wieder über drei Stunden,
ehe das muntere Dohlenvolk pünktlich kurz nach 21 Uhr
eine kesse Sohle aufs Parkett legte und ihre schon fast
legendären Geheimversammlung abhielt.
Generalversammlung des Dohlenvolkes
Die Schorschis erschienen aber bis
nach 22 Uhr nicht mehr. Dieses abermalige Ausbleiben
bedeutete für mich das Signal, der Sache auf den Grund zu
gehen. Ich setzte mich ins Auto und brauste einmal kurz
nach Lehengütingen. Was ich erwartet hatte, bestätigte
sich mir sofort. Da standen tatsächlich die beiden
Ausreißer auf der künstlichen Nisthilfe auf dem
Betriebsgelände des Autohauses. Zum ersten Mal konnte ich
mit eigenen Augen sehen, was ja schon seit längerem bekannt
war. Unsere Schorschis haben sich tatsächlich eine
Zweitwohnung angelacht, in der sie sich dann aufhalten, wenn sie
nicht im Dinkelsbühler Nest aufkreuzen. |
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3. Jul. 06 |
Ein weiterer Tag ohne Storchensichtung
am Nest. Unsere beiden Schorschis haben es erneut
vorgezogen, in ihrer Zweitwohnung in Lehengütingen
zu nächtigen. Kurz nach 21 Uhr erhielt ich den schon
fast erwarteten Anruf von Herrn Schülein, Chef des
Autohauses und zugleich Anwohner am Lehengütinger Storchennest, dass
das Paar soeben in seiner Zweitwohnung gelandet sei und für
die Nacht sein Bleiben zugesichert hätte. So
kann es gehen! Schorsch & Co entziehen sich unseren Blicken über die
Webcam und Herr Schülein darf von seiner Wohnung einen grandiosen
Blick auf die Störche genießen und das wirklich live und in voller
Lebensgröße! Ein wenig neidisch kann man da schon werden,
aber wir wissen wenigstens unser Paar in guten Händen
und werden über den weiteren Verbleib regelmäßig
informiert. So müssen wir nicht allzu traurig
sein! Eine kleine Hoffnung besteht dabei jeden Tag, dass sich
die Rathausstörche wenigstens ab und zu an ihr
eigentliches Stammnest erinnern und wenigstens
gelegentlich dort aufkreuzen werden.
Die spektakulären Dohlenbilder
blieben heute aus und nur ab und zu zeigten sich einige
der Rabenvögel. Ansonsten stöhnte alles unter der Hitze, die sich in
den nächsten Tagen noch steigern soll! Lediglich ein frecher
Haussperling zeigte sich in der Morgensonne einmal kurz
am Nest, wo doch sein eigentliches Zuhause im Unterbau des Neste zu
suchen ist. Aber bei einer sturmfreien Bude, kann man auch mit
anderen Besuchern immer mal rechnen.
Das leere Nest im Morgengrauen!
Ein einsamer Haussperling bei der Nestinspektion
Die Besucher sind uns schon länger bekannt! |
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4. Jul. 06 |
Wer außerhalb seines Stammnestes
nächtig, kann am frühen Morgen um 5 Uhr auch nicht die
Frühaufsteher begrüßen. So geschah es auch heute.
Nest leer – 5 Uhr
Es blieb den ganzen Tag über bei diesem
Zustand, bis am frühen Abend abermals das Warten auf Schorsch & Co.
begann. Diesmal kamen beide wieder wie gewohnt ein
Viertelstündchen nach 21 Uhr. Na also! Es geht doch! Es
wäre doch schon merkwürdig, wenn unsere Schorschis ihr geliebtes
Rathausnest gegen ein - meiner Meinung nach - wenig attraktives Nest
auf dem Lande eintauschen würden. Aber was zählt schon meine
Meinung? Genau, nichts! Deshalb brauchen wir nicht hadern, wenn sie
mal nicht „bei uns“ übernachten! Heute taten sie es und darüber
haben sich alle ein wenig gefreut!
Paar
eingetroffen
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5. Jul. 06 |
Nun kommt die Jahreszeit – die Nächte werden
wieder länger und die Tage kürzer! – in der der morgendliche
Übertragungsbeginn aus dem Storchennest um 5 Uhr mit mehr Chancen
behaftet ist, die Schorschis oder wenigstens einen von ihnen noch zu
erwischen. Sylvia gelang dies mit dem Nachweis eines
der Nestinhaber. Doch schon wenige Sekunden später war das
Nest bereits leer. Schwein gehabt! Das war reichlich knapp!
Das hat ja gerade noch geklappt!
Dass beide am Nachmittag erneut
Einzug in der Storchenwohnung hielten, war ein kleines
Überraschungshäppchen, das außerdem noch mit heftigstem
Drohen und reichlich Abwehrverhalten garniert war. Ganz
sicher hatten sich ein oder mehrere Fremde dem Nest gewaltig
genähert und man konnte förmlich den Atem der
Angreifer spüren. Ich garniere diesen Eindruck deshalb gleich
mit ein paar Schnappschüssen mehr, weil sie mich selbst
regelrecht faszinierten.
Aggression pur!
Danach herrschte Ruhe, bis
Schorsch & Co. erneut das Rathausnest für ihre nächste
Übernachtung auserkoren. Um 21:30 Uhr kehrte Schorsch
als erster zurück, drei Minuten später gefolgt von seiner
Nummer 6.
Schorsch landet
Gute Nacht, Schorschis! |
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6. Jul. 06 |
Mit Spannung wurde auch an diesem Morgen
der Beginn der Übertragung erwartet. Als die Bilder
wieder laufen lernten, zeigten sich beide Störche zu dieser
frühen Stunde noch im Nest.
Guten
Morgen, Schorschis!
Doch schon nach 8 Minuten war der
Spuk vorbei und das Nest für den Rest des Tages
leer.
Das war es schon wieder!
Ob es das nahende Gewitter war, das
unsere Schorschis schon relativ früh zur Rückkehr ins
Nest bewegte, darf sicher angenommen werden, sondern hätten
wir nicht bereits um 20:13 Uhr mit dem Erscheinen
der beiden rechnen dürfen. Danach trotzten sie Wind, Regen, Blitz
und Donner, dass es nur so eine Pracht war.
Das Paar ist zurück
bei Blitz und Donner
Der Nachmittag war geprägt durch die
erwartete Flaute um das Nest, die nur durch
gelegentliche Besuche einzelner Dohlen gemildert
wurde. Dabei war zu beobachten, dass sich die schwarzen Gesellen
immer wieder mit der Plastikplane auseinander setzten.
Die Arbeit an der Folie!
Der Wind, aber vor allem auch die rege
Abbautätigkeit der Dohlen am Nest, haben dazu geführt, dass
sich die „Kuscheldecke“ erneut in eine andere Position
begeben hat, aus der heraus sogar der baldige „Abflug“ des
Fremdkörpers aus dem Nest möglich scheint. |
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7. Jul. 06 |
Die Schorschis waren erneut bereit,
alle Frühaufsteher – an der Spitze unsere Sylvia – mit ihrer
Morgenpräsenz zu erfreuen. Die Gewitter und
Regenfälle der letzten Nacht hatten für eine deutliche
Abkühlung gesorgt, dafür stieg allerdings auch die
Luftfeuchtigkeit deutlich an und lag während der Nachtstunden
bei über 90% und erreichte am Nachmittag als Minimum
gerade mal 80%. Das sind durchaus tropische Werte, die
bei knapp über 20 Grad Höchsttemperatur aber noch knapp im
erträglichen Bereich lagen.
Um 5:05 Uhr verabschiedete sich
Nummer 6 in die Nahrungsgründe, Schorsch
folgte eine Minute später nach. Dabei blieb es für den Rest
des Tages!
Vollzählig angetreten
Abflug Nr.6 |
Schorsch folgt |
Es kam zu keinen weiteren Storchensichtungen am
Rathausnest mehr, dafür traf Ihr Tagebuchschreiber seine
Schorschis heute noch zweimal an. Das erste Mal
stieß ich auf sie gegen 13:30 Uhr auf dem Weg zu einer
weiteren Storchenberingung in Nördlingen. Mein Weg
führte mich über Lehengütingen, wo ich die dortige
Storchen-Zweitwohnung um diese Tageszeit natürlich
unbesetzt vorfand. Aber nur fünfhundert Meter davon
entfernt traf ich beide an den Ufern der Wörnitz
einträchtig nebeneinander bei der Nahrungssuche an.
Die Schorschis unterhalb von Lehengütingen
Lehengütingen und das bekannte Autohaus mit dem
Storchennest liegt 485 Meter über dem Meeresspiegel, die Talsohle
mit der Wörnitz weist dagegen nur 445 Höhenmeter auf. Das bedeutet,
unsere Schorschis brauchen nur die Flügel
auszubreiten, sich von der lediglich 7 Meter über dem Erdboden
liegenden Nisthilfe abzustoßen und ins Tal hinabzusegeln. Diese
günstige Möglichkeit, schnell ins beliebte Nahrungsgebiet zu
gelangen, scheint unsere Schorschis immer wieder dazu zu verleiten,
dass sie gleich draußen vor den Toren Dinkelsbühls in ihrer
Zweitwohnung übernachten.
So geschah es auch in dieser Nacht
wieder. Nachdem bis 22 Uhr kein Anflug auf das
Rathausnest stattgefunden hatte, fuhr ich zur Kontrolle
erneut nach Lehengütingen und fand tatsächlich und auch
erwartet und erhofft unsere beiden „Seitensprüngler“ auf dem
Gelände des Autohauses vor.
Was den Schorschis allerdings in den
Abendstunden entgangen ist (wären sie im Nest gewesen, hätte
dies aber auch nicht stattgefunden!), war eine gewaltige
Dohleninvasion, die alles Bisherige noch einmal in den
Schatten stellte. So richtig los ging es gegen 19:40 Uhr.
Bis zu 10 Dohlen rupften und zerrten am Nest
umher, dass einem Hören und Sehen vergehen konnte. Vor allem die
Plastikteile im Nest unterstanden enormen
Belastungsproben. Die Dohlen schienen sich gerade für
diese Fremdkörper zu interessieren. Teile, die vorher noch im
Nest lagen, gerieten immer mehr über Bord und baumelten schließlich
nur noch am Nestrand, wo sie von den Rabenvögeln weiter bearbeitet
wurden. Diese hatte sogar regelrecht ihren Spaß daran (darf man
diese Vermenschlichung an dieser Stelle anbringen?), sich an der
Folie festzukrallen und ein Stückchen damit Karussell zu fahren. So
richtig turbulent wurde es dann gegen 20:30 Uhr, als
bis zu 15 Dohlen gleichzeitig ihr Unwesen am Nest
trieben. Doch mit einem Schlag war alles wieder vorbei und die
Unruhegeister zu ihren Schlafplätzen aufgebrochen.
Die Invasion
Die Schorschis – und das habe ich schon
erwähnt – blieben in dieser Nacht in ihrer Zweitwohnung
und besahen sich dort die Produktpalette des
Autoherstellers VW.
Von meiner Fahrt nach Nördlingen
zur nächsten Beringungsaktion habe ich schon gesprochen. Dort
baute in der Altstadt heuer ein Storchenpaar ohne
menschliche Mithilfe ein Nest auf einem Hauskamin. Erstmals
seit Jahrzehnten gab es auch gleich zweifachen Nachwuchs
in der Riesstadt, die sich nahtlos in die Reihe der romantischen
Städte Rothenburg und Dinkelsbühl einreiht. Es lohnt sich für jeden
einmal entlang der Bundesstraße 25 zu fahren, die von Würzburg nach
Füssen führt, Romantische Straße heißt und eine ganze Reihe von
kulturellen und naturkundlichen Glanzlichtern bietet. Für
Storchenfreunde eben auch das eine oder andere Storchennest in fast
schon kitschig anmutender, romantischer Umgebung.
Ein wenig fiel die heutige Beringung
schon aus dem Rahmen, denn es hatte sich ein Team des
Bayerischen Fernsehens angekündigt, das für die beliebte
Fernsehreihe im Dritten Programm „Unter unserem Himmel“ einen
einstündigen Bericht über das Ries zu drehen hatte.
Die Aufnahmen, die schon seit Wochen andauerten, sollten mit der
Beringung abgeschlossen werden. Um den Störchen einen größeren
Stress zu ersparen, waren zeitgleich zwei Drehleitern im Einsatz.
Großaufgebot am Nest
Die eine kam aus der Stadt Nördlingen selbst,
die andere stellte die 15 Kilometer entfernte Stadt Oettingen zur
Verfügung. So erregte man mitten auf dem Marktplatz vor der
ehrwürdigen Georgskirche mit dem als Wahrzeichen des
Rieses geltenden, 90 Meter hohen und „Daniel“
genannten Turm mächtig Aufsehen.
Nördlingens Wahrzeichen: Der Daniel
Während mich die Nördlinger Drehleiter
zum Nest brachte, wurde ich gleichzeitig von der zweiten
Drehleiter aus Oettingen gefilmt.
Das neue Nest mit den beiden Jungen
Zusätzlich hatte sich ein weiterer
Kameramann auf dem Daniel in 90 Meter Höhe platziert und
schaute mir von dort auf mein schütteres Haupthaar. Es klappte, ein
Interview wurde gegeben und nach knapp 20 Minuten erinnerte
nicht mehr an den Großeinsatz. Übrigens. Der Bericht soll im
Sommer des nächsten Jahres ausgestrahlt werden. Wenn Sie mir und dem
Tagebuch die Treue halten, werden sie rechtzeitig über den
Sendetermin informiert werden. |
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8. Jul. 06 |
„Wochenend´ und Sonnenschein!“, so
könnte man das Motto dieses Tages überschreiben.
Eigentlich gilt dieser Spruch schon seit Wochen und nicht nur an den
Wochenenden, sondern an allen Tagen der Woche. Mit 25 Grad
Höchsttemperatur blieb es heute sogar sehr erträglich.
Die Schorschis hatten den Beginn
des Wochenendes im nahen Lehengütingen eingeläutet und
konnten uns deshalb im Morgengrauen auch nicht auf dem
Rathausnest begrüßen.
Das leere Nest im Morgengrauen
Wer gedacht hatte, dass erst in den
Abendstunden mit der eventuellen Rückkehr zum Dinkelsbühler Nest
gerechnet werden könnte, sah sich um die Mittagszeit eines Besseren
belehrt. Die Schorschis waren schon zurück und
sonnten sich nach langer Zeit wieder einmal zur Mittagsstunde
im Stammnest.
Paar zur Mittagszeit |
Immer noch da |
Man kommt sogar am Nachmittag ins Nest
Daraus wurde eine lange Etappe, in der sich
alle wieder einmal an Störchen satt sehen konnten. Denn auch am
Nachmittag gab es einen weiteren Besuch des Paares, ehe
schließlich – und daran sind wir nun ja längst gewöhnt – der
abendliche Einflug, diesmal im „richtigen“ Nest, stattfand.
Um 21:07 Uhr erschien man zur Übernachtung kurz
nacheinander.
Kurz nacheinander kehrt man zurück...
...und genießt die Kühle der Nacht |
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Hier könne Sie
sich über die Ziele und Möglichkeiten der
Natur- und
Umweltstiftung
informieren.
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Vom 19.Mai bis zum 28. Mai fand die 2. Ansbacher Artenschutzwoche mit
zahlreichen Veranstaltungen statt.
Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises
Ansbach.
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Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im
Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch" und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Translate this page with altavista BABEL FISH
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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