Storchenkamera
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 7
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20. Mai 07 |
Eine Nacht ohne Übernachtungsgäste! An eine
solche Situation muss man sich von nun an immer wieder einmal
gewöhnen.
Das leere Nest
Die Schorschis haben in und um das Nest nur
wenige Aufgaben zu erfüllen, sie können es sich sogar erlauben, die
Nacht woanders zu verbringen, ohne befürchten zu müssen, dass sie
die Kontrolle über das Nest verlieren. Bei Auseinandersetzungen
blieben sie bisher stets die eindeutigen Sieger. So zeigt Sylvias
erster Morgenschnappschuss ein leeres Nest! Dies hatte sich am
Vorabend schon angedeutet, als keiner der Schorschis mehr
aufgetaucht war.
Dass es später ausgerechnet unser aller
Schorsch war, der um 11 Uhr am Vormittag wieder antanzte, musste
schon ein wenig überraschen.
Schorsch ist da!
In seinem Zustand – ausgehungert, fast
besinnungslos vor Durst und Hitze – sicher eine tolle Leistung! Oder
ist es eigentlich doch nicht so schlimm, wie manche stets behaupten?
Schorschs Schnabelverletzung geht in die vierte Woche, dafür hält er
sich wirklich wacker. Ob es ihm letztlich etwas hilft, werden die
nächsten Wochen zeigen. Vielleicht bleibt ihm wenigstens das
Schicksal unseres „Fritz“ vom Hof unseres Jens erspart! Das Foto
zeigt besagten „Fritz“ als Stopfpräparat im Storchenpflegehof in
Papendorf. Damit ist er dort die Attraktion, zumal er seine Prothese
mit Anstand trägt.
Armer Fritz!
Nun mal ehrlich! Da wäre es doch wirklich
besser gewesen, ihm die Giftspritze zu setzen und ihm eine solche
Groteske zu ersparen. Nun reiht er sich wenigstens nahtlos in die
Jagdtrophäensammlung des Jens vom Storchenpflegehof in Papendorf
ein. Fehlt nur noch die passende Schnabelprothese und ein echter
Wolpertinger wäre beisammen. (Sollte nur als kleine Anregung
dienen!)
Experten für solche Schnabelersatzhilfen gibt
es im Internet unheimlich viele, da wäre es doch gelacht, wenn man
Jens nicht ein wenig behilflich sein könnte. Passend zum Stützbein
könnte da eine Schnabelprothese in weißer Keramikverblendung zur
Anwendung kommen. Bestellnummer bei mir bitte anfragen, Versand nur
gegen Vorauskasse! Zahlt aber nicht die Krankenkasse!
Bei aller Begeisterung um Schorsch darf eines
nicht verschwiegen und vergessen werden: Solche
Schnabelverletzungen, wie sie unser Schorsch davongetragen hat,
scheinen, nachdem, was alles an Unsinn darüber im Gästebuch verzapft
wurde, eine sehr häufige Verletzung zu sein und die Zahl der Fälle
sollte sich nach Hunderten oder Tausenden bewegen! Da wird
vollmundig von 1 bis 2 Zentimetern „Nachwuchs“ pro Monat erzählt,
aber leider kein einziges Belegfoto und auch kein einziges
Beobachtungsprotokoll darüber vorgelegt. Ohne den immensen
Erfahrungsschatz mancher Pflegestationen in Zweifel ziehen zu
wollen, kann ich mit solchen unbelegten Hinweisen absolut nichts
anfangen.
Sollte der Schnabel nicht nachwachsen – diese
Meinung vertrete ich persönlich nach wie vor – und sollte Schorsch
den Sommer überleben, dann darf er meinetwegen auch den Abflug
machen. Und wenn er dabei auf der Strecke bleibt, wird ihn niemand
daran hindern. Er wird dann ein weiteres Opfer in einer unendlich
langen Todesliste während des Zuges verkörpern. Was soll's? Wer sich
wegen eines solchen Verlustes groß aufregt, ist selber schuld und
muss sich um die Verhältnismäßigkeit solchen Tuns ernsthafte Fragen
gefallen lassen. Sehen Sie doch die Natur etwas entspannter! Das ist
eine völlig andere Kategorie als bei Mutti auf der Couch! Es gilt
das Prinzip „Fressen und Gefressenwerden“. Da wäre es doch ein
feiner Abschluss, wenn Schorsch einem Räuber – sei es in Dinkelsbühl
oder sonst wo auf der Welt – als Proteinreserve dienen könnte!
Welches Leid hat Schorsch anderen Tieren in seinem Leben zugefügt
und bislang ist er straffrei ausgegangen. Ungezählte Mäusemamas und
Mäusepapas haben durch ihn ihr Leben verloren und damit auch
ungezählte Jungmäuse, die vergeblich auf die Rückkehr ihrer Ernährer
warten mussten und jämmerlich den Hungertod starben. Man denke nur
an das Große Heupferdweibchen, das ungezählte legereife Eier
gebildet hatte und kurz vor der Ablage derselben vor den noch
intakten Schnabel Schorschs geriet und ohne Gnade verspeist wurde.
Ich denke an das Heer prächtiger Laufkäfer und ungezählter
Grasfrösche, die einen qualvollen Tod durch die Untaten unseres
Schorsch starben.
Nehmen Sie sich doch nicht wichtiger als Sie
sind, verehrte Tierschützer! Das Heer in Storchenhöfen und
Storchenhinterhöfen gehaltener Adebare geht in die Hunderte,
vielleicht sogar in die Tausend und mehr! Dem einen Betreiber dienen
sie als Schauobjekte mit guten Einnahmequellen, dem anderen zur
Belustigung für Kind und Kegel. Lassen Sie ganz einfach diese
perversen Spielchen und schließen sie die zum Himmel stinkenden und
durch nichts zu rechtfertigenden Tierverwahranstalten! In einer
Pflegestation haben Dauergäste – zu welchem Sinn und Zweck auch
immer – erst recht keine Aufenthaltsberechtigung. Somit haben Fritz
und Co. in einer Storchenpflegestation - oder wie diese Dinger auch
immer heißen mögen – nichts verloren.
Schorsch stand also ab 11 Uhr bei Fuß!
Großartig! Ob er einen Feind ausgemacht hatte? Sein Verhalten
deutete ganz darauf hin.
Feind in Sicht?
Der Vorbeiflug eines Storches am Nest, von der
Webcam festgehalten, wurde von Schorsch anstandslos toleriert. Man
konnte schon an das Erscheinen von Nummer 6 denken, doch nichts
dergleichen geschah.
Der Vorbeiflug
Als eine gute halbe Stunde auf dem Dachfirst
vor dem Nest ein Storchenkopf erschien, war das Rätsel teilweise
gelüftet. Ein Storch, wahrscheinlich ein Fremder, war neben dem Nest
gelandet, wurde aber von Schorsch in dieser Position toleriert.
Nummer 6 sollte es nicht gewesen sein, denn der hätte sich sicher zu
seinem Partner ins Nest begeben. Dieser Status – Schorsch im Nest,
ein zweiter Storch auf dem Dachfirst – hielt über eine Stunde an,
ehe Bewegung in das Ganze geriet.
Wer hat den Zaungast entdeckt?
Um 13:09 Uhr zitterte die Erde und die ganze
Situation blieb leicht undurchsichtig. Während einer heftigen
Kampfszene, an der wohl drei Störche beteiligt waren (unser
Traumpaar und ein Fremder, der versuchte, im Nest Fuß zu fassen).
Ein vierter Storch beobachtete die Auseinandersetzungen während des
gesamten Zeitraums seelenruhig vom Dachfirst aus. Meine Vermutung
geht in die Richtung, dass es heute zu einer weiteren
Auseinandersetzung zwischen den Schorschis und dem „zweiten Paar“
gekommen ist, das uns schon seit Wochen in Trab hält.
Während sich zwei streiten, freut sich der dritte auf dem Dachfirst!
Nummer 6 außer Rand und Band!
Schorsch eilt herbei...
...und landet zur Luftunterstützung
Totale Aufregung!
Nach gut 5 Minuten hatte sich alles wieder
beruhigt und zur Belohnung und auch zum Abbau angestauter Spannungen
vollzogen Schorsch und Nummer 6 den Liebesakt in sehr guter Manier.
Das tut gut!
Die gesehenen Kampfhandlungen machten hungrig,
so dass sich die beiden Sieger in die Nahrungsgründe aufmachten und
erst nach 21 Uhr am Nest erschienen. Es gab eine neue gemeinsame
Nacht zwischen unseren Traumpartnern. Das gestrige Ausbleiben blieb
also ein einmaliger Ausrutscher.
Nummer 6 landet |
Herrliches Nachtbild! |
Wo zumindest Schorsch versuchte, etwas Essbares
zu finden, konnte Rolf-Dieter in Erfahrung bringen. Schorsch
erinnerte sich an seinen Ausflug zum Campingplatz (siehe Tagebuch
vom 18.5.) vom Freitag. Wieder hielt er sich eng an Angler am Ufer
des Sees in der weiträumigen Anlage des Platzes. Die beiliegenden
Fotos von Schorschs Ausflug stellte mir dankenswerterweise
Rolf-Dieter zur Verfügung!
Camping-Schorsch
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21. Mai 07 |
Es gab ein friedliches Erwachen unserer beiden
Schorschis. Mit Sylvias Schnappschüssen konnten alle – auch die
Langschläfer – hautnah dabei sein.
Erwachen!
In der ersten Stunde gab es ein ungewöhnliches
Hin und Her von Nummer 6. Diese häufigen An- und Abflüge dienten dem
Transport von Nistmaterial. Dabei kamen neben Gras auch einige Äste
zum Vorschein. Schorsch beteiligte sich an derlei Arbeit nicht,
sondern er verabschiedete sich gegen 5:30 Uhr zunächst einmal. Nach
den morgendlichen Turbulenzen trafen sich die Nestbewohner am
Vormittag zu einer weiteren Runde Gemeinsamkeit, der auch am
Nachmittag eine solche folgte. Sage noch einmal einer, dass Schorsch
jede freie Minute für die Nahrungssuche verwenden müsse. Über
Stunden verschleuderte er seine kostbare Zeit, um mit Nummer 6 der
Ruhe im Nest zu frönen. Relativ früh stellte sich dieser am Abend
zur Übernachtung ein und erhielt zu später Stunde – es war gegen
21:40 Uhr – Nachtbesuch von Schorsch.
Schorsch allein |
Nummer 6 beim Nestbau |
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Schorsch allein |
Nummer 6 beim Nestbau |
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Am Vormittag |
am Nachmittag |
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Nummer 6 am Abend |
Paar vereint zur Übernachtung |
Für mich stand am Nachmittag die Beringung der
Störche von Mosbach an. Gerade mal 5 Kilometer von meiner Wohnung in
Feuchtwangen entfernt, gehört dieses Nest zu meinen
Lieblingsnestern, von dem ich seit fast 40 Jahren lückenlose, von
mir erhobene Aufzeichnungen besitze.
Auch heuer gehörte dieses Paar – das Weibchen
brütet seit 2001 ununterbrochen in der kleinen Wörnitzgemeinde – zu
den ersten Rückkehrern meines Bearbeitungsgebietes. Die Vorgänge um
unseren Schorsch verhinderten es in diesem Jahr, dass ich mir einen
genaueren Einblick in das Brutgeschehen verschaffen konnte. So
liegen mir erst wieder Daten vor, als die Jungen bereits geschlüpft
und etwa 15 Tage alt waren. Damals gab es vierfachen Nachwuchs. Von
abgeworfenen toten Jungen wurde mir aber nichts gemeldet, so dass
die Zahl vier wohl auch der Zahl der geschlüpften Jungen entspricht.
Diese vier – sie haben auch die kalten Tage der
vergangenen Woche anstandslos überstanden - galt es also heute zu
beringen. Mit rund 23 bis 26 Tagen hatten sie sich schon zu properen
Storchenjungen entwickelt, so dass man hoffen kann, sie würden auch
die nächsten vier bis fünf Wochen bis zum Ausfliegen gut überstehen.
Da mir bis zum Eintreffen der Feuerwehr noch
etwas Zeit blieb, konnte ich die Angriffe von zwei Fremdstörchen
längere Zeit beobachten. Sie waren der Anlass für heftigste
Klapperstrophen der beiden, zur Verteidigung des Nestes
bereitstehenden Nestinhaber. Besonderes Bonmot: Bei einem der
Fremden handelte es sich zweifelsfrei um die Dinkelsbühler Nummer 6.
Ihr kleiner, einmaliger Ring ließ an der Identifizierung keinen
Zweifel aufkommen. Ein Storch mit teilweise fehlendem Unterschnabel
konnte in der Gruppe von mir nicht ausgemacht werden. Also war
Schorsch doch lieber vor den Toren Dinkelsbühls geblieben und hatte
sich die 10 Kilometer Flugstrecke gespart. Nach rund 15 Minuten
verabschiedete sich das Trio wörnitzaufwärts und beendete damit die
wenig bösartigen Belästigungen der Mosbacher Störche.
Bilder aus Mosbach
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22. Mai 07 |
Schorsch und Nummer 6 begrüßten gemeinsam einen
neuen Morgen, um sich bereits um 5:06 Uhr aus dem Nest zu
verabschieden.
Paar erwacht
Sicher gaben fremde Störche erneut den Anlass,
dass es für die Schorschis ein unruhiger Vormittag wurde. Ab 10 Uhr
stellten sich die Eigentümer der Wohnung „Altes Rathaus“ ein. Die
Anwesenheit entwickelte sich zu einer Dauereinrichtung, wobei Nummer
6 immer mal zwischendurch die „Fliege“ machte und für kurze Zeit das
Nest verließ. Als sich die Angelegenheit beruhigt hatte, verzog man
sich zur Futtersuche.
Morgenimpressionen
Schorsch ist auch 25 Tage nach seiner
Schnabelverletzung noch längst nicht tot, sondern er erfreut sich
nach wie vor bester Gesundheit. Ein Einfangen wird weiterhin nicht
erfolgen, was sollte man denn danach mit ihm anstellen? Auch noch
den Oberschnabel abschneiden? Er frisst doch bislang selbständig und
muss nicht gefüttert werden! Also keine Sorge, alles bleibt wie es
ist!
Vielleicht kann uns Jens ja mal ein paar
aussagekräftige Fotos seiner zahlreichen, schnabelverletzten Störche
vorlegen, damit wir uns einmal ein Bild seiner Pflegeleistungen
machen können. Es sollen von ihm schon einige Störche mit fehlendem
Unterschnabel geheilt worden sein. Das wäre doch endlich eine echte
Hilfe für unsere Bemühungen, einmal vor Augen geführt zu bekommen,
wie die Heilungsergebnisse im Falle eines Schorschs in einigen
Monaten aussehen könnten. Bloße Behauptungen in den Raum zu stellen,
ist stets mit einem faden Beigeschmack zu genießen. Also: An alle
Storchenpflegestationen und ähnliche Einrichtungen sei die Bitte
gerichtet, mir Bildmaterial von schnabelverletzten Störchen mit
einer ähnlichen Verletzung wie bei unserem Schorsch zu übersenden.
Es zählen nur Lebendfunde und unbearbeitete Fotos. (Man kann jedes
Storchenfoto digital so aufarbeiten, dass man einen Schorsch dabei
erhält!)
Wünschenswert wären dabei Datensätze mit
Bildbeleg, die die wöchentlichen Zuwachsraten verdeutlichen. Seriöse
Pflegestationen sollten eine solche lückenlose Dokumentation im
Sinne einer wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise locker zur Hand
haben. Liegen solche Belege nicht vor oder werden sie gar nicht
erhoben, sollte man von einer weiteren Förderung absehen und die
Einrichtung schließen.
Auf baldige Nachricht freut sich Ihr
Tagebuchschreiber! Ach, bald hätte ich es vergessen! Wann ist die
Anfertigung einer Schnabelprothese angebracht und zwingend
notwendig? Auch hierüber wäre ich um eine kurze Antwort sehr
dankbar. Damit wäre für das nächste Jahr eine Rückfrage nicht mehr
nötig und den zukünftigen Bewohnern des Dinkelsbühler Rathausnestes
wäre 2008 dann schneller geholfen!
Es macht also Freude, den Schorsch nach wie vor
in gutem Zustand zu erleben. Immer noch erreicht er das Nest in
luftiger Höhe ohne fremde Hilfe und kann immer noch nur den Kopf
schütteln über die Aufschreie um sein Schicksal. Zugegeben: Ich
hätte auch nicht damit gerechnet, dass er das erste Monat so gut
übersteht, aber man lernt stets dazu und die Haltung vor Ort,
abzuwarten und zu beobachten, war ein echter Volltreffer. Vier
Wochen konnte ich nun schon Schorsch davor bewahren, in einer
Pflegestation hinter Gittern zu verbringen. Da kann man doch auch
ein wenig stolz sein!
Auch der Nachmittag war wieder geprägt von
einem Storchenduo im Nest. Besonders rührend nahm sich dabei die
sorgsame Gefiederpflege der Nummer 6 bei Partner Schorsch aus. Man
hatte den Eindruck – natürlich unter vermenschlichenden
Gesichtspunkten – sie würde Schorsch bei der Gefiederpflege helfen.
Natürlich alles Blödsinn! Das machen Störche häufig so. Das hat
nichts mit Liebe oder Hilfsbereitschaft zu tun. Dazu sind Vögel und
natürlich auch unsere Lieblinge einfach zu blöd und dies meine ich
in keiner Weise beleidigend oder abwertend.
Liebevolle Körperpflege
Offensichtlich hatte danach Schorsch genug von
den Liebkosungen seines Partners und wollte diesen nicht auch noch
während der Nacht ausgesetzt sein. Deshalb zog er es vor, nicht im
Nest zu übernachten, sondern diese Plattform ganz seiner Nummer 6 zu
überlassen. Schorsch war unerkannt entkommen.
Nummer 6 allein zu Haus
Während sich das oben Beschriebene ereignete,
begab sich Ihr Tagebuchschreiber auf große Fahrt. Erstmals in der
Geschichte des Ortes Höchstädt an der Donau stand die Beringung der
Jungen im Nest auf dem Schloss bevor. Seit gestern befand sich – ein
glücklicher Umstand – dort ein großer Autokran im Einsatz, mit
dessen Hilfe Sturmschäden am Dach des Schlosses behoben wurden. Am
frühen Nachmittag waren diese Arbeiten beendet und der Kranwagen
stand für die Beringung zur Verfügung.
Der Autokran
Der Käfig – noch ohne Inhalt
Kein alltäglicher Einsatz, selbst für Ihren
Tagebuchschreiber bedeutete es höchste Konzentration. Auch an diesem
Nest gab es vor und nach der Beringung Alarm und drei Fremdstörche
(davon mindestens einer mit einem ELSA-Ring) umkreisten Nest und
Schloss und machten auch immer wieder Zwischenlandungen auf dem Dach
des imposanten Gebäudes. Die Verteidigung durch die Altstörche
funktionierte auch in Höchstädt bestens, so dass keine Gefahr für
die beiden Jungen bestand, die im übrigen mit fast vier Wochen schon
prächtige Burschen waren. Die zwei noch im Nest befindlichen Eier
gaben einen Hinweis, dass sie entweder unbefruchtet waren oder
abgestorbene Embryonen enthielten. Ein wenig stolz durfte ich die
Heimreise antreten.
Die Nestbesatzung in froher Erwartung
Stehe ich so richtig?
Ein auf der Rückfahrt eingeplanter Beringungstermin mit der FFW
Dinkelsbühl in Weiltingen fiel einem aufziehenden Gewitter zum Opfer
und wurde vertagt. |
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23. Mai 07 |
Auch dieser Tag brachte wie die vergangenen
einen strahlend blauen Himmel mit Höchsttemperaturen von 28 Grad.
Der Regen der letzten Woche hat sich längst verflüchtigt und Feld
und Flur können wieder als reichlich trocken bezeichnet werden.
Ob es an seinem Junggesellenstatus lag, dass
Nummer 6 es am Morgen richtig langsam angehen ließ?
Nummer 6 hält lange die Stellung
Sie wollte zunächst das Nest gar nicht
verlassen! Jedoch wenn es ans Eingemachte, sprich an die Signale des
Magens geht, wird selbst der beste Hungerkünstler einmal schwach.
Doch allzu lange blieb es im Nest nicht leer! Ein Fremder stand kurz
vor 9 Uhr für einige Augenblicke auf feindlichem Terrain.
Der große Unbekannte
Der Rest sei kurz erzählt: Auch abends blieb es
bei einem einsamen Übernachtungsgast in Gestalt von Nummer 6. Von
Schorsch sah ich persönlich an diesem Tag nichts. Keine Spur von
unserem geschätzten Kämpfer! Er wird sich halt ein wenig
verspekuliert haben oder er genießt ganz einfach eine sehr ergiebige
Nahrungsquelle und hat es vorgezogen, bei den vollen Fleischtöpfen
zu bleiben.
Nummer 6 allein
Für das Kollegium meiner Schule stand ab Mittag
unser traditioneller Betriebsausflug auf dem Programm. Er führte uns
in das Gebiet um den Hesselberg. Von dessen Spitz in 689 Metern über
dem Meeresspiegel blickt man auf den Lauf der Wörnitz und hat die
Storchennester von Wilburgstetten, Weiltingen, Wittelshofen,
Gerolfingen und Wassertrüdingen vor sich liegen. Bei der Abfahrt von
der Bergspitze konnten wir gerade noch erleben, wie in Gerolfingen
zwei Fremdstörche um das Nest kämpften. Da bedauerte ich, dass wir
im Bus saßen und ich außerdem weder Fernglas noch Spektiv zur Hand
hatte. Nach dem Besuch des neu geschaffenen Römerparks bei
Ruffenhofen mit den Überresten eines Reiterkastells, gab es noch
eine Brotzeit in den Wörnitz-Stuben in Wittelshofen. |
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24. Mai 07 |
Der Sommer im Mai macht immer noch keine Pause.
Traumwetter pur, Temperaturen um 30 Grad und trotz angekündigter
Unwetter blieb es auch heute trocken. Was konnte Nummer 6 in aller
Frühe schon veranlasst haben, sich im Nest wie von der Tarantel
gestochen aufzuführen? Da Taranteln nicht zur heimischen Fauna
gezählt werden, lag es sicher nicht an diesen Tieren. War es die
reine Lebensfreude, die da aus Nummer 6 heraussprudelte?
Von der Tarantel gestochen?
Warum es eine Elster Nummer 6 gleich tat, als
diese endlich abgezogen war, muss leider ebenfalls offen bleiben.
Die Elster kann es auch!
Wer geglaubt hatte, dass damit die
ungewöhnlichen Tanzeinlagen beendet seien, sah sich nach der
Rückkehr von Nummer 6 eines Besseren belehrt. Das Tänzchen ging
munter weiter und wuchs sich zu einem prächtigen Intermezzo im Stile
einer Primaballerina aus.
Das Tänzchen geht weiter
Die Folgezeit brachte neue Aufregungen um das
Nest. Schorsch gesellte sich zur „Vor-Tänzerin“ und es kam verstärkt
Unruhe auf. Die üblichen Szenarien wurden abgespult und Schorsch
hielt sich dabei in keiner Weise zurück. Man hatte im Gegenteil den
Eindruck, er wolle jetzt erst recht seine Kampfbereitschaft unter
Beweis stellen. Dass die ablaufenden Verhaltensweisen auch wirklich
begründet waren, bewies ein dritter Storch, der für kurze Zeit auf
dem Dachfirst des alten Rathauses Platz gefunden hatte.
Unruhe und ein unbekannter Dritter |
Man ist Herr der Lage! |
Für Schorsch und Nummer 6 schien es
auszureichen, den Eindringling auf Distanz gehalten zu haben und ihn
von der Besitznahme des Nestes abgehalten zu haben. Ohne attackiert
zu werden, machte der große Unbekannte schließlich den Abflug und
Ruhe kehrte über den Dächern der Stadt ein. Der nachmittägliche
Aufenthalt unseres Paares am Nest galt dann wieder der gegenseitigen
Körperpflege und man genoss die Streicheleinheiten, die jeder nach
bestem Wissen und Gewissen verteilte. Der eine ein bisschen mehr,
der andere ein bisschen weniger.
Kuscheleinheiten
Die Übernachtung erfolgte nach so viel
Gemeinsamkeit während des Tages ebenfalls gemeinsam. Um 21:32 Uhr
sah man die Schorschis so langsam im Dunkel der beginnenden Nacht
versinken.
Die Schorschis schlummern dahin
Gleich nach einem anstrengenden Schultag war
Ihr Tagebuchschreiber zu einer weiteren Beringungsfahrt gestartet.
In dem riesigen Gebiet entlang der Donau, der Altmühl sowie der
Wörnitz mit seinen etwa 35 bis 40 Brutpaaren erfordern der
unterschiedliche Brutbeginn und damit auch die zeitlich versetzte
Jungenaufzucht oft mehrere Fahrten ins gleiche Gebiet, um alle
Jungen im Nest beringen zu können. Ich hatte für den Nachmittag
jeweils Termine mit den Feuerwehren von Gunzenhausen und Weißenburg.
Ich verband die Fahrt mit der Kontrolle der Nester, in denen eine
Beringung noch nicht erfolgen konnte oder musste. Dabei stellte ich
fest, dass jedes Brutpaar bereits mit Nachwuchs gesegnet war. Das
Alter der Nestlinge reichte dabei von knapp vier Wochen bis zu
wenigen Tagen. Es sieht also bombig aus und bedeutet für mich in den
anstehenden Ferien viel Arbeit und viele Hundert Kilometer
Fahrtstrecke.
In Windsfeld, südlich von Gunzenhausen, hatte
ich ein Date mit der Drehleiter aus Gunzenhausen. Dort konnte ich
bereits vor 38 Jahren zusammen mit meinem Vorgänger, dem leider
schon verstorbenen Joachim Werzinger, die ersten Jungstörche
beringen. In meinen Anfangsjahren bedeutete jede dieser Aktionen
über brüchige Dächer, mit auf dem Dachfirst aufgesetzten Leitern
einen Einsatz unter Lebensgefahr. Drehleitern, wie sie die
Feuerwehren größerer Gemeinde heute besitzen, gab es damals schlicht
und einfach nur höchst selten. Mit großem Leichtsinn ausgestattet,
allerdings noch ohne eigene Familie, konnte man nur von Glück
sprechen, wenn ich ohne schweren Unfall die Anfangsjahre überstand.
Danach – es geschah in den 70er Jahren – stattete man viele
Feuerwehren mit 30 Meter Drehleitern aus, so dass lebensgefährliche
Einsätze immer seltener wurden und heute gänzlich der Vergangenheit
angehören.
So war es an diesem Tag auch in Windsfeld. Die
vorausgegangen Fahrten hatten gezeigt, dass dort im Augenblick das
Jungvolk der Störche im besten Beringungsalter stand. Mit vier
Wochen lassen sich die Jungen am besten „bearbeiten“, so dass ich,
wenn möglich, bei Erreichen von etwa 30 Lebenstagen das Beringen
vornehme. Nach oben besteht für mich eine Grenze bei sechs Wochen.
Danach kann es mit dem Eintritt der Akinese Schwierigkeiten geben
und man will ja auf keinen Fall, dass ein Junges durch die Beringung
zu Schaden kommt.
Vorfahrt am Nest
Wir kommen
Das Trio
Drei prächtige Junge erhielten ihre ELSA-Ringe
und dürfen sich nun über ihre neuen Aufgaben im Dienste der
Wissenschaft freuen. Die Storchenmama hielt bei der Anfahrt der
Leiter lange im Nest aus, ehe sie sich dezent zurückzog und
unmittelbar nach Einfahren des Leiteraufbaus wieder bei ihren Jungen
Platz bezog. Der beringte Storchenmann bekam von der ganzen Sache
nichts mit und suchte derweil weiter nach bester Nahrung für die
Jungen.
Rund 10 Kilometer weiter gab es nur wenig
kleineren Nachwuchs zu kennzeichnen. Für Trommetsheim in der Nähe
von Weißenburg war die Drehleiter der dortigen Feuerwehr im
Einsatz.
Das riesige Nest auf dem hohen Kamin der
ehemaligen Molkerei barg – wie vorher in Windsfeld – ebenfalls drei
kräftige Junge. Auch sie ließen die Prozedur klaglos über sich
ergehen und auch hier blieb das Männchen bis zum letzten Augenblick
im Nest, ehe es sich auf umliegende Gebäude verzog und sofort nach
Einfahren der Leiter wieder im Nest landete.
Am Nest in Trommetsheim
Das Männchen harrt lange aus
Das Trio nach der Beringung
Die Rückfahrt gehörte danach noch der Kontrolle der Nester an der
Wörnitz von Wassertrüdingen bis Schopfloch. Auch in diesem Gebiet
werden in allen Nestern ebenfalls mehr oder weniger große Junge
versorgt. |
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25. Mai 07 |
Immer noch zeigt sich an der Wetterfront im
westlichen Mittelfranken kein Ungemach! Während anderswo heftigste
Gewitter niedergingen, blieb es bei den Schorschis ausgesprochen
ruhig und bei Nachttemperaturen von 12 Grad und Höchsttemperaturen
von 31 Grad richtig heiß.
Sylvias Morgenbild präsentierte unsere
Schorschis in gewohnter Eintracht. Man war gerade dabei, sich
stadtfein zu machen und dann zu verduften.
Die Schorschis
erwachen |
Wer ist der Schönste
im ganzen Land |
wir verduften
Um 5:20 Uhr hatte unsere Dauergäste ihr Domizil
verlassen . Während Schorsch dem Nest längere Zeit den Rücken
kehrte, machte Partner Nummer 6 uns vermehrt seine Aufwartung. Er
ließ sich nicht davon abhalten, schon nach einer relativ kurzen
Frühstückspause um 6 Uhr mit Nistmaterial am Nest aufzukreuzen und
dieses über 90 lange Minuten unter Beschlag zu halten. Beide
Schorschis nahmen dann kurz nach 9 Uhr ihre Zwischenmahlzeit in der
Storchenburg ein und verwöhnten die User mit herrlichen Bildern
trauter Zweisamkeit.
Nummer 6 mit Nistmaterial |
Tanz um eine Feder |
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Stressfreie Zone |
Abflug Nummer 6 |
Schon seit Tagen fallen die weiß bekalkten
Beine von Nummer 6 besonders ins Auge. Diese – meine Leser wissen
längst Bescheid – Verfärbung ist auf das Absetzen eines der
Thermoregulation dienenden Spezialkots direkt auf die langen
Stelzbeine der Vögel zurückzuführen. Die Verhaltensweise greift,
sobald hohe Temperaturen einen erhöhten Wärmeabfluss aus dem Körpern
erforderlich machen. In Ermangelung von Schweißdrüsen bedienen sich
Störche – neben dem Hecheln – dieser Art des Wärmeentzugs aus dem
Körper. Der sehr dünnflüssige „Spezialkot“ entzieht dem Körper im
Bereich der gut durchbluteten hinteren Extremitäten durch
Verdunstungskälte überschüssige Wärme und macht damit die Hitze
erträglicher. So einfach funktioniert das! Bei Schorsch ist diese
Weißfärbung nicht vorhanden. Offenbar verzichtet er auf Grund seiner
nicht optimalen Ernährungslage auf eine Verschleuderung seiner
Ressourcen und behält lieber die Körperwärme da, wo er sie im Moment
dringender braucht. Wenn man einen leeren oder nur teilweise
gefüllten Magen vorweisen kann, neigt man eher zum Frösteln und
schwitzt natürlich weniger leicht. Weiter fällt auf, dass seit
kurzem auch wieder die eine oder andere Feder aus dem Großgefieder
unserer Helden zum Ausfall kommt und mehr oder weniger lang im Nest
zu beobachten ist. Keine Angst! Schorsch und Nummer 6 werden deshalb
nicht gleich flugunfähig. Solche Mauserstadien dauern sehr lange und
führen immer nur zum Ersatz einzelner Feder. In einem Zeitraum von 1
bis 2 Jahren werden allerdings alle Federn ersetzt, so dass eine
Federn längstens knapp 1,5 Jahre gebrauchsfähig sein muss.
Am Abend verhinderte die schlechte Beleuchtung
der Dinkelsbühler Altstadt eine sichere Aussage, ob das Paar
gemeinsam im Nest übernachtet hat. Nummer 6 war auf alle Fälle an
Ort und Stelle. Bei Schorsch sind wir uns für dieses Mal nicht so
ganz sicher. Macht nichts! Wir werden ihm bestimmt morgen im Nest
erneut begegnen.
Nummer 6 ist zur Übernachtung bereit
Beringung die Fünfte! Große Schwüle am
Nachmittag machte den fünften Beringungstag zu einer Schweiß
treibenden Angelegenheit. Immer wenn es mit der Dinkelsbühler
Drehleiter auf Reise geht, macht es besonders Spaß. Mein
langjähriger Begleiter und gleichzeitig auch der Fahrer des
Feuerwehrfahrzeuges, Günter Rödel, nahm sich über viele Jahre Zeit,
mir zu helfen. Nie klagte er, stets fragte er bei meinen Anrufen
nur: „Wann?“
Ein Termin wurde vereinbart und Günter war
stets pünktlichst zur Stelle. Leider wird dieses Jahr die
Zusammenarbeit mit ihm zu Ende gehen, weil er altersbedingt aus dem
aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden wird. Die Zusammenarbeit mit der
FFW Dinkelsbühl wird dennoch weitergehen – so hoffe ich – aber
Günter hat hierfür besonders hohe Maßnahme angesetzt.
Da mir ein fahrbarer Untersatz an diesem Tage
nicht zur Verfügung stand, bestieg ich das Leiterfahrzeug am
Dinkelsbühler Gerätehaus und Günter Rödel chauffierte mich gen
Weiltingen. Dort hatte das Paar – das beringte Weibchen brütete von
1997 bis 2000 auf dem Rathausnest in Dinkelsbühl und seit 2001
ununterbrochen in Weiltingen – vier Jungen ans Licht der Welt
verholfen. Nun brachten sie es bereits auf ein Alter von knapp vier
Wochen und durften ihre Ringe in Empfang nehmen. Günter assistierte
in gewohnt gekonnter Weise und die Viererbande ließ alles
anstandslos und in Akinese verfallen mit sich geschehen.
Die Mutter harrt bei ihren Jungen aus.
Das Quartett
Auf dem Rückweg nahmen wir gleich noch das Nest
in Wittelshofen mit. Die Anfahrt auf den Hof der ehemaligen
Molkerei wurde bereits vom örtlichen Nestbetreuer Hansjürgen
Wölfinger beobachtet, der anschließend zum Nest auf den hohen Kamin
mitfahren durfte. Das einzige Junge, das die vierte Lebenswoche dort
erreicht hatte, wurde von Ihrem Tagebuchschreiber gekennzeichnet. In
Wölfingers Tagebuch können Sie die Ereignisse um das Nest in
Wittelshofen umfassend nachlesen und gerade den heutigen Einsatz
noch einmal Revue passieren lassen. Schauen Sie einfach unter
www.wittelshofen.de/storchentagebuch/tagebuecher/2007/storchentagebuch_2.html
im Internet auf der Homepage der Gemeinde Wittelshofen nach!
Kurz vor dem Ziel
Das einzige Junge von Wittelshofen
Zurück in Dinkelsbühl hatte ich noch weitere
zwei Stunden Zeit, bis mein fahrbarer Untersatz in der Werkstatt
wieder fahrtüchtig war und für mich ein ereignisreicher Tag zur
Neige ging. |
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26. Mai 07 |
Das Pfingstwochenende hält seinen Einzug! Für
mich bedeutet dieses Datum, dass ich etwas Kraft schöpfen kann,
Büroarbeiten erledigen und auch der Familie sowie den musikalischen
Neigungen in Kirchenchor und Posaunenchor nachgehen werde. Die
vergangenen Wochen seit Schorschs Schnabelverletzung brachten auch
für mich einen zeitweiligen Ausnahmezustand. Mit den mir
entgegengebrachten Gehässigkeiten immer richtig umzugehen, war
manchmal sehr schwer und machte mich schon betroffen. Dass
Zeitgenossen sich dabei unterster Schubladen bedienen, entspricht in
vollem Maße ihrer Geisteshaltung sowie ihrer Niveaulosigkeit. Das
gab mir wieder Mut und bestärkte mich in der Gewissheit, jetzt erst
recht mit meiner Arbeit fortzufahren und weiter dafür zu kämpfen,
dass Tiere stets das Recht haben, in einer artgerechten Umgebung zu
existieren und vor jedem überflüssigen Eingriff geschützt werden
müssen. Störche sind nicht dazu geschaffen, von dubiosen
Storchenpflegehöfen zu Schauzwecken missbraucht zu werden. Pflege
auf Zeit muss geleistet werden. Hoffnungslose Fälle sowie solche,
die nie mehr in Freiheit gesetzt werden können und dürfen, sind
einer Wiederverwertung als Futter oder einer Eingliederung in die
allgemeine Nahrungskette zuzuführen. Über Rezepte zur Zubereitung
von Störchen für den heimischen Herd ist mir noch nichts Relevantes
bekannt, wer welche kennt, darf sich mit mir in Verbindung setzen.
Gemäß dem Motto: „Da brat´ mir doch einer einen Storch!“
Bevor das Geschrei meiner heimlichen
Tagebuchleser wieder losbricht, bedenken Sie doch bitte, dass dies
nur unserer Einschaltquote dient! Wer möchte sich dieser Schuh aber
schon anziehen wollen?
Sie wissen doch (und die immer wieder
ausbrechende Erregung gibt mir Recht), dass ich mit dieser Haltung
genau den Kern der Problematik getroffen habe. Rehe, Hasen,
Wildschweine, Gänse, Enten & Co. werden von vielen von uns mit
großer Begeisterung gegessen, nachdem sie vorher vom braven Waidmann
mit der Kugel erlegt oder ermordet wurden. Ich habe aus diesem
Grunde noch von keinen Morddrohungen oder Anzeigen gegen die Täter
gelesen. Wer aber einen schnabelverletzten Storch, dem es gut geht,
der uneingeschränkt flugfähig ist und der mit Bravour sein Nest
verteidigt, in Freiheit lässt, wird mit Mord und Totschlag
bedroht!
Also bewahren Sie Augenmaß und überlegen Sie
beim nächsten Mal genau, was Sie schreiben, bevor Sie es schreiben.
In diesem Sinne wünsche ich schöne Pfingsttage und nichts für ungut!
Am Nest auf dem alten Rathaus war der Teufel
los! Was sich hier über Stunden ereignete, war mehr als man in
seinen kühnsten Träumen erwarten durfte. Und Schorsch war stets
mittendrin im Geschehen. Es ging bereits um 5:00 Uhr los, allerdings
recht unspektakulär mit einem leeren Nest.
Keiner mehr zu Hause
Doch schon die nächste Runde ab 7 Uhr
offenbarte in herrlichstem Morgenlicht Schorsch mit seiner Nummer 6
als glückliches Ehepaar.
Zeit füreinander
Diese Ruhe und Besinnlichkeit hielt den
gesamten Vormittag an, sie wurde aber immer wieder unterbrochen von
heftigstem und anhaltendem Abwehr- und Drohverhalten der beiden
Nestbesitzer. Dass zwischendurch die Paarbindung durch gegenseitiges
Kraulen und Knabbern intensiviert wurde, verdient angesichts der
Behinderung von Schorsch höchste Anerkennung.
Dicke Luft
Gegen 13 Uhr gab es die erste Unterbrechung in
der langen Nestpräsenz.
Es war um 16:54 Uhr, als ich wie elektrisiert
an meinem Schreibtisch hochfuhr. Zwei Störche waren gelandet und es
war mir im selben Augenblick klar, dass es sich um zwei fremde
handeln musste. Beide erwiesen sich als sehr langbeinig (das kennen
wir ja schon), einer trug einen ELSA-Ring!
Das fremde Paar |
Die Fremden, der Ringstorch steht links |
Einen derart beringten Storch konnten wir vor
einigen Wochen schon einmal am Nest über mehrere Tage beobachten und
mir gelang damals die Ablesung. Er war nestjung im Jahre 2003 in
Wilburgstetten von Ihrem Tagebuchschreiber beringt worden. Doch im
Gegensatz zu dem Storch aus Wilburgstetten trug der neue
Nestbesucher seinen Ring nicht über dem linken Fersengelenk, sondern
über dem rechten. Kein Zweifel, so schnell wechseln selbst Störche
nicht ihre Ring! Also kann es nur ein anderer Ringstorch sein. In
solchen Fällen zögere ich keine Sekunde, um ins Auto zu springen,
nach Dinkelsbühl zu brausen, zu hoffen, dass der Ringträger so lange
am Nest aushält und eine Ablesung zu versuchen. Es gelang!! 13
Minuten nachdem das Paar im Nest gelandet war, hatte ich die
Entfernung nach Dinkelsbühl überbrückt, sah das Paar noch im Nest
stehen, packte mein Equipment aus, bezog Stellung und hatte binnen
Minutenfrist ein Ergebnis vorliegen. Auch dieser Storch gehörte zu
meinen „Kindern“ und war von mir in Trommetsheim an der Altmühl im
Jahre 2004 beringt worden. Erfreulicherweise liegen von diesem
Storch aus den vergangenen Jahren schon einige Wiederfunde vor, zu
einer Brut konnte er sich aber bisher noch nicht entschließen. Auf
seinem ersten Wegzug wurde der Jungstorch am 29.8. 2004 zusammen mit
anderen Jungen im Kloster Schlehdorf in Oberbayern abgelesen. Am
24.9.2004 befand er sich bereits auf der berühmten Mülldeponie von
Medina Sidonia in der Provinz Cadiz in Spanien. Im darauf folgenden
Sommer konnte ich den Storch in meiner Heimatstadt Feuchtwangen
ablesen. Am 3.7.2005 stand er auf dem alten Rathaus von Feuchtwangen
und verschwand danach still und leise. Am 1.12.2005 kam er erneut in
der Nähe von Medina Sidonia zur Beobachtung und verbrachte dort
seinen zweiten Sommer. Schließlich erbrachte eine Ablesung vom
24.6.2006 aus Raisting in Oberbayern erneut einen Nachweis über
seinen unsteten Lebenswandel während der Sommermonate. Nach einem
weiteren, allerdings unbelegten Aufenthalt im Süden Spaniens gelang
mit nun heute in Dinkelsbühl eine weitere Beobachtung.
Während der Ablesung wechselte der Ringstorch
vom Nest auf den benachbarten Kamin, in dessen unmittelbarer Nähe
die Kamera für die Nestaufnahmen befestigt ist. Dort blieb er
schließlich stehen, bis ich meine Beobachtungen beendet hatte. Der
unberingte Partner hielt unterdessen im Nest Stellung. Während
dieser Zeit war von den Schorschis weit und breit nichts zu
entdecken.
Die Nestbesetzung dauerte etwas über eine
Stunde. Nach Ablauf dieser Frist bahnte sich eine dramatische Wende
an. Man sah plötzlich unsere Nummer 6 alleine im Nest auftauchen und
heftigst drohen. Es kam zu richtigen Kampfhandlungen, bei denen
nicht immer klar ersichtlich war, wie viele und welche Störche an
den Auseinandersetzungen beteiligt waren. Am Ende ging auf alle
Fälle das Stammpaar als Sieger vom Platz. Wenn man davon ausgeht,
dass der unberingte Fremde das Männchen war und unsere Nummer 6
ebenfalls ein Vertreter des starken Geschlechts darstellt, hielten
sich die jeweiligen Partner der beiden Männchen etwas zurück und
überließen es ihren Männern, den Gewinner zu präsentieren. Die
Bilder, die während der Kämpfe entstanden, lassen an Dramatik nichts
zu wünschen übrig.
Einzelkämpfer in Abwehrstellung |
Das fremde Paar |
Nummer 6 tritt auf den Plan
Der eigentliche Kampf
Der erste Teilerfolg |
Schorsch setzt nach |
Nummer 6 geht auf die Verfolgung
Erst in den späten Abendstunden ließen die
Angriffe nach und die Schorschis kamen zur Ruhe. Da man gemeinsam
stärker ist, blieb man während der Nacht zusammen im Nest.
Vereint |
|
27. Mai 07 |
Heute Nachmittag hat der Regen auch unseren
Raum erfasst. Es gab nur einzelne kräftige Schauer, dazwischen
zeigte sich aber immer wieder die Sonne und zum Abend hin strahlte
sie noch einmal von einem wolkenlosen Himmel. Mit 24 Grad
Höchsttemperatur blieb es dabei erfreulich mild. Doch dies soll sich
bis morgen gewaltig ändern. Man mag es kaum glauben, doch es wird
sicher wahr werden!
Auch am heutigen Pfingstsonntag herrschte ein
munteres Treiben an unserem Nest. Schorschs 30. Tag seit seiner
Schnabelverletzung und keine Anzeichen von Müdigkeit. Im Gegenteil:
Er konnte erneut über mehrere Stunden am Nest und bei der aktiven
Feindabwehr beobachtet werden.
Bei Einbruch der Dämmerung ging es erneut
ziemlich drunter und drüber am eier- und jungenlosen Nest. Das Paar
war vor 5 Uhr bereits abgeflogen, aber schon nach wenigen Minuten
zurückgekehrt und nun war es nicht mehr schwer, den wahren Grund des
frühen Abflugs zu erkennen.
5 Uhr schon ausgeflogen |
Was ist denn da los? |
Es gab Alarm, der sich auch in den nächsten
Stunden ungebremst fortsetzte, dann aber unter alleiniger
Beteiligung von Nummer 6.
Alarm! |
Wer fliegt denn da hinten? |
Erst ab 10 Uhr konnte man Schorsch im
Kampfeinsatz bewundern. Er hatte sich seinem Partner angeschlossen
und unterstützte diesen nach Kräften. Für einige Minuten sah man
neben dem Nest auf dem Dachfirst des alten Rathauses den Fremdstorch
stehen, ehe dieser dann doch das Weite suchte.
Landung der Nummer 6
Das Paar und der Eindringling auf dem Dachfirst
Beendet wurden die unruhigen Stunden durch
einsetzende Regenfälle, die jegliche Aktivität aus den Schorschis,
aber auch aus dem Angreifer entfernten.
Die Attacken nehmen kein Ende
Sie stehen im Regen!
Kaum setzte sich die Sonne wieder durch, ging
es erneut los. Für die Beobachter hatten die Geschehnisse einen
großen Vorteil: Fast während des gesamten Tages war das Nest
besetzt!
Mit der Sonne steigt die Kampflust |
Schorschs tolle Landung |
In den Abendstunden erwachte der Nestbautrieb
unserer Nummer 6 abermals zu neuem Leben und sie landete mit einer
großen Portion Gras.
S07052760
Nistmaterialtransport
Wenige Minuten nach 21 Uhr gesellte sich
Schorsch dazu und beide verbrachten eine weitere Nacht vereint.
Vereint
Carola konnte auch noch ein Foto beisteuern,
das möglicherweise einen der Störenfriede des heutigen Tages zeigt.
In der Nähe ihres Dinkelsbühler „Nestes“ traf sie diesen links
ELSA-beringten Storch bei der Grasernte an.
|
|
28. Mai 07 |
Wer hätte vor zwei Tagen noch gedacht, dass
sich die Wetterverhältnisse in dieser kurzen Zeitspanne so
gravierend ändern können. Die Höchsttemperatur ging um sage und
schreibe 20 Grad zurück und erreichte an diesem Pfingstmontag nur
noch kümmerliche 9 Grad. Die Regenmengen hielten sich in Grenzen,
doch von Flugwetter konnte keine Rede sein.
Zehn Minuten nach 5 Uhr hatten Schorsch und
Nummer 6 das Nest bereits wieder verlassen. Das war einen ganzen
langen Tag über die letzte Sichtbeobachtung der Schorschis am Nest.
Kurz zum Genießen
Am Nachmittag verstärkte sich der Regen bei
einem böigen Wind noch und machte die Stimmung nicht besser, wenn
auch Regenbilder durchaus ihre Reize haben. Für die Schorschis
bringen die heutigen Regenfälle so und so keine dramatischen
Folgeerscheinungen mit, müssen sie sich doch nicht um Junge im Nest
kümmern.
In solchen Momenten fallen mir sofort die
Ereignisse der vergangenen Jahre ein, als bei vergleichbaren
Wetterlagen mein befreundeter Storchenvater aus Erlangen und seine
unermüdlichen Helfer von der Feuerwehr von Nest zu Nest fuhren, um
die durchnässten Jungen trocken zu legen, zu fönen, auszuhorsten
(aus dem Nest zu entfernen), in die warme Stube zu nehmen und nach
dem Regen erneut zurückzubringen. Klingt doch wunderbar!
Wer mit einer solchen Tierliebe ausgestattet
ist, ist ein Mensch mit Herz! Solche finden sich auf unserem von
Grausamkeiten nur so triefenden Globus nur ganz wenige! Man nehme
zum Vergleich Ihren Tagebuchschreiber! Was der sich mit Ihrem
Schorsch so alles erlaubt hat und weiter erlaubt! „Pfui, Teufel“,
kann man da nur rufen. Er überlässt diese arme, jämmerliche Kreatur
einfach ihrem Schicksal. Er sieht weiter zu, wie sie sich vor
Schmerzen krümmt, bei Wind und Wetter draußen unter freiem Himmel
verbringen muss und nicht einmal einem Tierarzt vorgestellt werden
darf. Skandalös!!
Entscheiden Sie doch bitte selbst, wessen
Handlungen sie für die richtigen und besseren halten?
Kurz vor 18 Uhr hatte es Nummer 6 vorerst
einmal satt, durch die nasse Wiese zu waten. Sie zog es vor, sich am
Nest wieder einmal umzusehen.
Nummer 6 zurück |
Drohend |
Ich kann mir gut denken, dass sie ihre innere
Unruhe an diesen Ort geführt hat, denn sie zeigte sich sehr erregt
und flog mehrmals an und ab. Ein fremder, unberingter Storch landete
einmal für 5 Sekunden im Reich der Schorschis und war ebenso schnell
wieder weg.
Wer da? |
Durchgestartet |
Trotz Regenwetters konnte ich es nicht lassen,
vor Einbruch der Nacht noch einmal in Richtung Dinkelsbühl zu
starten. Schorsch hat seit Tagen ganz offensichtlich einen neuen
Nahrungsplatz gefunden, den Ihr Tagebuchschreiber noch nicht kennt.
Jedenfalls kann ich ihn seit einiger Zeit nicht mehr an seinem
angestammten Platz entdecken. Spielt keine Rolle, denn es geht ihm
ja augenscheinlich immer noch gut, so dass er sein Nest stets ohne
fremde Hilfe erreichen kann.
Das Nest auf dem alten Rathaus war kurz vor 20
Uhr leer. Ich wollte danach im Gebiet um Lohe auf die Suche gehen,
als mein Auto von einem Storch, der aus Richtung Altstadt kam, in
niedriger Höhe überflogen wurde. „Schorsch oder Nummer 6?“, dachte
ich bei mir. Ich änderte meine Planungen und fuhr in die Richtung,
in die Meister Adebar geflogen war, es war die Richtung zur
Froschmühle. Einige Minuten später hatte ich ihn vor meinem
Fernglas. Er trug als leuchtendes Abzeichen über dem rechten
Intertarsalgelenk einen weißen Kunststoffring mit einer Folge aus
vier Großbuchstaben. Über dem linken Fersengelenk sah man einen
nicht abzulesenden, sehr kleinen Metallring. Hat es sich also doch
gelohnt, dem Storch zu folgen, denn derartige Ringe gehören zum
Programm der französischen Storchenkollegen. Also hat sich heute –
und vielleicht auch schon in den vergangenen Tagen – auch ein echter
Franzose für unser Storchennest interessiert. Wenn ich einmal die
Sichtungen fremder Störche der letzten Wochen am und um das
Dinkelsbühler Nest zusammenfasse, kommt doch ein interessanter
Cocktail zustande. Da hätten wir den heutigen Besucher aus
Frankreich, die beiden von mir beringten Störche aus Wilburgstetten
und Trommetsheim (jeweils mit ELSA-Ringen), deren jeweilige
unberingte Partner und vielleicht noch weitere, die wegen fehlender
Kennzeichen nicht nachzuweisen sind und waren. Da sage noch einmal
jemand, an unserem Nest sei es langweilig! Von wegen!
Nachdem die Schorschis bereits um 20:37 Uhr ihr
Domizil in luftiger Höhe bezogen hatten, kam es in der Folge
nochmals zu mehreren Abflügen unserer Nummer 6. Möglicherweise
standen diese ja sogar mit dem französischen Ringträger in
Zusammenhang. Ab 21:09 Uhr gab es wieder Ruhe und vereint träumte
man in die Nacht.
Nummer 6 in Aufregung |
Kurz vereint |
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Schorsch fliegt erneut an |
Gute Nacht |
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29. Mai 07 |
Das Wetter spielt verrückt.! Der nächste Tag
mit einer Höchsttemperatur von 9 Grad, dazu aber leider mit rund 80
Liter Regen auf dem Quadratmeter ein extrem nasser. Diese Mischung
aus Regen und Kälte wird für eine nicht unerhebliche Zahl von Vögeln
das Todesurteil bedeuten. Da sind sicher auch einige Storchenjunge
dabei, aber dies ist uns als langjährige Nestgucker hinlänglich
bekannt und schadet der Gesamtpopulation unserer Störche überhaupt
nicht!
Ich hatte es gestern kaum ausgesprochen, da
greift heute Nachmittag schon die große Storchenrettungsmaschinerie
„Marke Erlangen“ mit zahllosen blindwütigen Nachahmern. Hoffentlich
habe ich jetzt niemanden beleidigt! Die Nester von Höchstadt und
Adelsdorf wurden als erste leer geräumt. Da lagen doch einmal vier
und einmal zwei Junge im Nest und wollten sich nicht so recht
rühren. Beide Nester waren außerdem einer großen Zahl von Sehern
schon lange sehr suspekt. Und ehe man sich durch gezielte
Beobachtung von der Unversehrtheit der Jungen überzeugt hatte, griff
man zum Handy und holte doch glatt einen Experten aus einer
wichtigen Besprechung. Bald darauf war das erste Nest leer, die
Jungen in Sicherheit. Ähnlich lief es auch in Adelsdorf. Man sah
gerade noch zwei putzmuntere Jungstörche, dann keine Jungen mehr,
einen Plastiksack mit Nistmaterial, dann ein leeres Nest und zum
Schluss einen sichtlich irritierten Altstorch, der seine Jungen zu
suchen schien.
Adelsdorf unter Wasser |
Höchstadt unter Wasser |
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Höchstadt nach der Bergung |
In Adelsdorf wird Hand angelegt |
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In Adelsdorf zwei irritierte Altstörche |
In Erlangen stimmt es auch nicht! |
Auch jenseits der bayerischen Landesgrenzen
greifen die ersten Rettungsaktionen. In Volkertshausen entschließen
sich helfende Hände zum zweifachen Jungenraub.
Der Volkertshauser Jungenraub
Wenn sich herumspricht, dass man mit
Storchenküken reichlich Geld verdienen kann, werden in absehbarer
Zeit Hubsteiger und Drehleitern durch unsere Lande fahren und
bevorzugt bei Starkregen an Storchennestern erscheinen, um Junge zu
retten. Später werden sie zum Stückpreis von 500 Euro an viele neu
entstandene Vogelparks als Attraktion verkauft. Es heißt auf
Nachfrage lapidar: Leider sind die Jungen nicht mehr zu retten
gewesen. Sie haben es nicht geschafft! Heile Welt!
Wer entscheidet eigentlich über Kompetenz? Da
gibt es einen Tagebuchschreiber mit einem abgebrochenen
Biologiestudium. Obwohl dieser Vorgang nun schon 31 Jahre
zurückliegt, wurde der fleißige Schreiberling neulich beim
intensiven Studium des Gästebuches wieder daran erinnert. Es ehrt
ihn sehr, dass sich die Eleven eines Storchenvaters aus Erlangen
immer noch an dieses Großereignis erinnern. Diese verbinden
gleichzeitig die kühne Behauptung, dadurch sei jegliche Kompetenz in
Storchenfragen erloschen. Sie folgen viel lieber den Ansichten eines
Gurus, der sich über viele Jahre als Helfershelfer der Atomlobby
mehr der Naturzerstörung gewidmet und durch ein spätes Coming-out,
an dem Ihr Tagebuchschreiber nicht ganz schuldlos war, zur Natur
gefunden hat. Ich durfte als Ziehvater in Storchenfragen meinen
damaligen Freund in die Geheimnisse der Störche einweisen, er durfte
mich an viele Storchennester begleiten und zum ersten Mal Einblicke
in Storchennester gewinnen. Da er selbst kein Auto hatte und hat,
durfte er in meinem sogar mitreisen. Bei halsbrecherischen
Kletterpartien über fränkische Dächer hielt sich der Familienvater
bewusst zurück und spendete dafür nach erfolgter Aktion von unten
laut Beifall. Leider müssen seine angestauten Gewissensbisse
hinsichtlich seiner naturverachtenden Berufsausübung derart schwer
gewogen haben, dass er fortan gelegentlich das nötige Augenmaß
vermissen ließ, wenn es um biologische Grundsätzlichkeiten geht,
z.B. in der Frage, wann, wo, wie oft, warum, wieso an Nestern, in
denen beide Altstörche die volle Kontrolle über das Brutgeschehen
innehaben, eingegriffen und ausgehorstet (also Junge entnommen
werden) und sonstiger Schabernack betrieben wird! Nicht mehr und
nicht weniger sei an diesem Tag einmal wiederholt.
Angesichts mancher Schreckensnachricht kann man
nur froh sein, dass unsere Schorschis sich entschlossen haben, auf
die gefährliche Aufzucht von Jungen zeitlebens zu verzichten. Da
müssen bei Wetterkatastrophen keine populären und schon gar keine
unpopulären Entscheidungen getroffen werden und alles verläuft recht
harmonisch. Na, den Schnabel kann man sich noch wegoperieren lassen,
das sorgt natürlich auch für Aufsehen.
Wie gesagt – heute stand der Regen im
Vordergrund und dem waren die Schorschis genauso ausgesetzt wie alle
Störche der Umgebung und die anderen Vögel in Wald, Wiese und Flur.
Nur eine Lobby für all die uninteressanten Vogelarten um uns herum
existiert leider nicht. Da gibt es millionenfachen Tod und keiner
geht hin. Niemand erwähnt die Wiesenbrüter oder die Vogelarten, die
ausschließlich von Fluginsekten leben. Niemand denkt an die Vögel in
Hecke oder an Ackerrandstreifen, die wirklich bei solchen
Regenfällen ertrinken. Ein Storch, schon gar nicht solche im Alter
von vier Wochen und mehr kann in einem Storchennest ertrinken. Wer
immer davon redet, hat noch niemals ein Storchennest aus nächster
Nähe gesehen! Das geht gar nicht, es sei denn ein Jungstorch
vergräbt sich bis über die Nasenlöcher in einer sich kurzzeitig im
Nest entstehenden Pfütze, begeht also regelrecht Selbstmord!
Die Schorschis verspürten am Morgen noch wenig
Lust, in aller Herrgottsfrühe das Nest zu verlassen. Man blieb
deshalb ein wenig länger und trotzte den Wetterverhältnissen. Bis 7
Uhr praktizierte man diese Übung, schwang sich aber dann doch davon.
Paar harrt im Regen |
Man will nicht weichen |
Da probiert man es mit Klappern
Keine Regung zeigte sich fortan bei Dauerregen
am Nest. Es fielen fast 80 Liter auf den Quadratmeter. Erst um 19:44
Uhr erschien Nummer 6 und blieb zur Übernachtung. Der Regen ließ in
den Abendstunden nach und hörte bald ganz auf!
Nummer 6 zurück
Alles ist nass!
Von Schorsch war nichts mehr zu sehen. Kam er
oder kam er nicht? Dies blieb für diese Nacht mal wieder sein
Geheimnis. Solches steht ihm ja durchaus zu! Er will sicher, dass
wir nicht hinter jedes seiner Geheimnisse blicken. Da kenne ich
Schorsch mittlerweile doch zu gut!
Während Nummer 6 und sicher auch unser Schorsch
sich vor den Toren Dinkelsbühls nass regnen ließen, spielten sich
während des Tages andernorts Tragödien ab, die für viele nicht so
leicht hinnehmbar waren und den einen oder anderen sichtlich
überforderten. Dass man in Isny zum wiederholten Male den Tod aller
Jungen vermelden musste, überraschte dabei überhaupt nicht und
bestätigt allenfalls biologische Gesetzmäßigkeiten. In einer der
regenreichsten Gegenden Deutschlands ist für Meister Adebar kein
optimaler Lebensraum. Hier wird er sich auf Dauer nicht halten
können. Man hat den Neststandort saniert, damit das Wasser schön
abfließen kann und dennoch sterben nach der Sanierung die Jungen
genauso wie vorher. Das Sterben hat einen feuchten Kehricht mit den
nassen Stellen im Nest zu tun! Die Nässe kommt von oben und führt im
Gefolge mit niedrigen Temperaturen zu einer Unterkühlung und wegen
fehlender Fütterungen zu einer zusätzlichen Schwächung. Akute
Atemwegserkrankungen treten unvermittelt auf und so kommt es, dass
binnen weniger Stunden alle Jungen eines Nestes sterben. Nicht mehr
und nicht weniger! Was kann man da schon empfehlen? Ich rate zuerst
einmal, dass man mit jeglicher Art von Fütterungen (im Winter, aber
auch im Sommer) aufhört und den Störchen auf diese Art und Weise
Isny als Storchenstandort möglichst unattraktiv macht. Wenn dies
nicht gelingt, wird eben in 9 von 10 Fällen das passieren, was heute
geschehen ist. Man regt sich unheimlich auf, dass die Toten im Nest
bleiben sollen. Tote Junge aus dem Nest zu entfernen, ist so
überflüssig wie ein Kropf.
Nie in der Evolution der Tiere haben Menschen
Tierkadaver aus Nestern entfernt. Wenn es die Eltern nicht schaffen,
dies zu tun, dann bleiben tote Tiere eben im Nest liegen und nach
relativ kurzer Zeit wird man in den Sommermonaten nichts mehr von
den Überresten entdecken. Der Kadaver wird schnell Teil des Nestes.
Die Altvögel versuchen aus einem angeborenen Verhalten heraus, Tote,
die zum Verschlingen schon zu groß sind, einfach an den Nestrand zu
zerren. Das gelingt häufig und nicht selten, wenn die Bemühungen
schon tagelang andauern, fallen Reste größerer Kadaver danach immer
wieder einmal über Bord, da sie ja mit der Zeit auch immer leichter
werden. Fazit: Isny ist kein typischer Storchenstandort! Mit
Verlusten muss eigentlich in jedem Jahr gerechnet werden. Man sollte
deshalb die Altstörche ab sofort zu keiner Jahreszeit mehr füttern
und ansonsten einfach abwarten! Spätestens wenn Romeo und Julia aus
Altersgründen verstorben sind, wird sich das Problem „Isny und seine
Störche“ erledigt haben. Dies kann aber noch eine ganze Weile
dauern. Nicht lamentieren, wenn es Verluste gibt! Am Nest und seiner
Konstruktion liegt es nicht. In das Nest auch nur einen Euro zu
investieren ist vergeudetes Geld. Stattdessen sollte die Gemeinde
bei der Gestaltung und Bewahrung des Lebensraumes richtig klotzen,
denn es gibt neben den Störchen Tausende anderer Tier- und
Pflanzenarten, die an die in der Voralpenlandschaft herrschenden
klimatischen Bedingungen besser angepasst sind. Und für die alle
lohnt sich der Einsatz und das geht ganz ohne Fütterung oder den
großflächigen Abwurf von Vogelfutter aus Hubschraubern, wie er von
Peter Berthold in seinem neuen Buch gefordert wird.
Mit diesem Werk ist Berthold eine glänzende
Persiflage auf die Fütterungsproblematik gelungen. Dass er sich so
nebenbei noch die Vogelfutterindustrie zum Freund gemacht hat, mag
ein lukratives Nebenprodukt des schmalen Büchleins sein, aber man
liest es trotzdem mit viel Freude, weiß man doch mit welcher
Schelmerei hier Berthold zu Werke geht. Dass es in Bertholds Vita
heißt, der Verfasser gehöre „zu den zehn weltweit führenden
Ornithologen“, stimmt aus meiner Sicht ganz uneingeschränkt, man
hätte nur zu gerne gewusst, welche Ornithologen ebenfalls zu diesem
illustren Kreise gezählt werden. „Vögel füttern – aber richtig“
entstand nach Bertholds Ausscheiden aus dem Amt als Direktor der
Vogelwarte Radolfzell. Er setzt sich damit gleichzeitig ein Denkmal,
das nur er, mit seiner geschliffenen Art zu formulieren und
aufzuzeigen, zu Papier bringen kann. Würde man die Absicht Bertholds
nicht von Anfang an durchschauen, könnte man beim Studium des
Bändchens den Eindruck gewinnen, ein unzufriedener Pensionär würde
aus Gram und Frust über seine Berufserfahrungen nun zu einem großen
Rundumschlag gegen alle Naturschutzbehörden und Naturschützer
ausholen, indem er Ansichten propagiert, die einer längst
verflossenen Zeit angehören und die eines Wissenschaftlers seines
Schlages gänzlich unrühmlich wären. Doch wer ihm solches
unterstellen wollte, wäre selbst ein Narr und sollte dies tunlichst
unterlassen.
Nun bin ich doch etwas vom Thema abgewichen,
aber ich denke, dass es von Zeit zu Zeit immer wieder angebracht
ist, über herausragende Publikationen zu informieren.
Was passierte nach an diesem schaurigen
Dienstag? In Höchstadt und Adelsdorf ging man als nächstes zu Werke.
Eigentlich seltsam, dass ausgerechnet im Gebiet der rührigen Natur-
und Umwelthilfe Erlangen, zwei Nester (die einzigen, in die man
direkten Kameraeinblick hat) eine so miserable Wasserdurchlässigkeit
besitzen. Hat man das eigene, immer wieder groß propagierte
Merkblatt nicht gelesen? Das wäre fatal und würde zeigen, dass man
seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Man wollte der Natur nicht
ihren Lauf lassen und kam deshalb in Krisenzeiten zu folgender
Empfehlung an alle Horstbetreuer.
"Im vernachlässigten Storchennest sterben ca.
60% der Jungtiere (Reihenfolge mit abnehmender Häufigkeit)
. an Unterkühlung (Horstvernässung, verstärkt
durch den Eintrag von Plastikfetzen)
. an Nahrungsmangel (besonders in trockenen
Jahren bei Abwesenheit des Regenwurms)
. durch Beinabschnürung (Eintrag von
Plastikschnüren)
Die NUH hat jahrzehntelange Erfahrung in der
Horstbetreuung und schlägt zur Verringerung der
Nestlingsverluste folgendes vor:
Erstes Horstanfahren,
nachdem dieser aufgetaut ist (in der ersten
Märzwoche, also vor der Rückkehr der Störche). Mit einem
geeigneten Werkzeug (Misthaken) wird der innere Horstbereich
auf einem Durchmesser von ca. 60 cm und einer Tiefe von ca.
40-50 cm bzw. bis zur Horstunterlage entnommen (1-2 Säcke).
Das entstandene Loch wird mit Stroh vollgestopft. Der Horst
ist jetzt wasserdurchlässig.
Zur Erleichterung des Weiterbaus des
Reisigrings (äußerer Horstbereich), kann man in diesen
Eichenreisig schräg einschieben.
Zweites Horstanfahren,
kurz nach dem Schlüpfen der Brut, ca. 10-12
Tage nach dem ersten Futterwürgen (bei Starkregen auch
früher).
Diesmal indirektes Anfahren, damit der
wachhabende Altstorch die "Gefahr" kommen sieht und ohne Panik
abstreicht.
Die Jungtiere (4-6) werden auf die mitgebrachte
Gummiwärmflasche gelegt, die in ein Handtuch eingewickelt ist.
Der Brut wird Futter angeboten (kleingeschnittenes
Rindfleisch, mit Warmwasser an gewärmt).
Falls die Brut stärker vernässt ist, abfahren
und trocken föhnen! Beinchen auf Abschnürungen untersuchen.
Entnahme des Nistmaterials unter der Horstmulde
bis zum Stroh des ersten Horstbesuches und Formen einer neuen
Horstmulde mit Stroh (unten) und Heu (oben).
Einsammeln von Plastik (Fetzen und Schnüre) und
anderem Unrat, soweit oberflächlich erkennbar. Brut in die
neue Horstmulde legen!
Weitere Horstkontrollen sind in der Regel nicht
nötig, allenfalls nach Starkregen und die Brut noch jünger als
6 Wochen. Später nicht mehr, da dann die Gefahr des
Abspringens besteht." |
Soweit die
entsprechenden Passagen aus dem Merkblatt und nun heute diese
Katastrophen. Da muss sich jeder Außenstehende schon fragen, warum
ein solches Merkblatt existiert, wenn nicht danach gehandelt wird.
Da gab es lange Gesichter, als das Wasser im Höchstädter
Storchennest einige Zentimeter hoch stand. Der Lokalreporter wird
später schreiben, dass die Jungen im Nest ertrunken seien. Was soll
diese Polemik? Wir haben es alle gesehen: Die Jungen sind keineswegs
ertrunken! Und wenn man das Nest in alle seine Einzelteile zerlegen
würde, käme nichts Absonderliches zum Vorschein, was dies Aussage in
irgendeiner Form stützen könnte. Man braucht bei der NUH Erlangen
aber diese Polemik, geht es doch nach wie vor um den Eintrag von
Plastikmüll und damit um die Berechtigung beziehungsweise
Legitimierung der albernen Punkte „Horstanfahren“ im obigen
Merkblatt.
Am Abend
sah man in Adelsdorf und Höchstadt zwei leere Nester, irritierte
Altvögel sowie neues Nistmaterial in den ausgeräumten
Storchenwohnungen. Sie wissen, was in den nächsten Stunden passiert:
Fönen, Wärmen und Fressi, Fressi geben! Übrigens: Die beiden
Adelsdorfer Jungen machten im Moment des Aushorstens keinen
lebensbedrohlichen Eindruck, aber im Falle eines Falles nimmt man
alles mit, was man bekommen kann.
Der Storch
auf dem besten Wege zum Hausschwein! Auf mich will man bei der NUH
nicht hören. Ich predige schon seit Jahren, dass es unverantwortlich
ist, Offenbrüter (im Gegensatz zu Höhlenbrütern) immer noch
schutzlos der Witterung auszusetzen. Ein Alteleve aus Höchstadt
fragte mich einmal, als er seinen Kofferraum mit Jungstörchen
vollgeladen hatte: „Würdest du deine Kinder bei diesem Wetter auch
da oben (und er deutete auf das Storchennest in 17 Metern Höhe)
liegen lassen?“ Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Nein, aber..!“
Weiter kam ich nicht mehr, denn mit einem „Siehst du!“ hatte sich
der Retter schon im Auto davongemacht. In der warmen Stube erholten
sich die Jungen schnell und dienten den Kindern des Helfers in der
Not kurzzeitig als exquisite Spielkameraden.
Warum die
Jungen danach aber – soweit möglich – wieder ins Freie entlassen
werden, mag mir nicht mehr einzuleuchten. Man setzt sie erneut den
Unbilden einer immer extremeren Witterung aus und missachtet
wiederum die Gefahren, die in allernächster Zeit auf die Brut
einstürmen können. Deshalb gilt meine ganze Kraft zu erreichen, dass
in Mittelfranken (auch in anderen Gegenden ist dies überall denkbar)
zentral zwei bis drei Stationen errichtet werden, an denen in
luftdurchlässigen Stallungen, etwa 50 bodenständige
Störchennestimitate aus Kunststoff in 2 Metern Abstand zueinander
errichtet werden. Die Bedeckung der Anlage kann aus weißem
Leinenstoff bestehen, der wie im Zeltbau über die Nester platziert
wird. Das Ausgangsmaterial bilden die Eier aller in den betreffenden
Regionen brütenden Storchenpaare, die man den „Freiluftnestern“ nach
Fertigstellung des Geleges entnimmt. Alles Weitere ist ein
Kinderspiel. Die Eier kommen bis zum Schlüpfen der Jungen in eine
Brutmaschine, die geschlüpften Jungen danach – wie beschrieben - in
die stoffüberspannte Halb-Freianlage. Die Schlüpfrate beträgt
annähernd 100 Prozent, die Ausfliegerate ebenfalls. Statt weniger
als 50% können dann endlich die angestrebten 100% ausfliegenden
Jungstörche ausgewildert werden. Eine fest angestellte Kraft sowie
eine Aushilfskraft können eine „Anlage 50“ betreiben (50 = für 50
Nester oder rund 250 Jungstörche), die sich durch die Möglichkeit
der Besichtigung aus den Eintrittsgeldern selbst trägt. Der immense
Gewinn, der vor allem durch den Besuch von ungezählten Schulklassen
erzielt wird, stellt einen unermesslichen Wert für eine positive
Einstellung unserer Jugend zur Natur und ihrer komplexen
Zusammenhänge dar.
Ein Narr,
wer solches nicht wollte! In der weiteren Entwicklung wäre
schließlich auch an eine Vermarktung des Nachwuchses zu denken, da
die vielen Jungen, die nun alljährlich die Landschaft überschwemmen,
zu erheblichen Problemen mit verständnislosen Zeitgenossen führen.
Kerners Kochsendung und dabei bekannt gemachte Rezepte (siehe
früherer Eintrag) könnten in der Folge die Überhandnahme des
Weißstorchs und seine anschließende Verwertung als Braten durch die
Einrichtung einer befristeten Jagd in geordnete Bahnen lenken. Somit
würden in der Jagdstatistik neben den momentan allein in der
Bundesrepublik getöteten 2,1 Millionen Vögeln auch einige Tausend
Störche aufscheinen.
Sie haben
sicher bemerkt, dass ich in Obigem etwas überzeichnet und karikiert
habe, aber für ein besseres Verständnis dessen, was bereits alles
möglich ist und durchgezogen wird, habe ich die Geschichte einfach
ein wenig vorausblickend weiterentwickelt. |
|
30. Mai 07 |
Die Sonne
lacht am Morgen, als ob nichts geschehen wäre. Dabei werden sich die
gesamten Auswirkungen erst in den nächsten Tagen und Wochen in ihrer
vollen Tragweite zeigen. Es blieb den ganzen Tag trocken, das
Thermometer erreichte schon wieder 20 Grad! Ich machte mich erneut
auf große Beringungstour und konnte mich dadurch hautnah über die
Auswirkungen des Wetters auf den Storchenbestand machen. In
Wittelshofen – meiner ersten Durchfahrtstation – hatte ich am 25.
Mai das einzig verbliebene Junge dort beringt. Es hat den
vergangenen Dienstag überlebt und erfreute sich heute bester
Gesundheit. In Gerolfingen war ich mir schon nicht mehr so sicher.
Auch wenn die Jungen hier höchstens zwei Wochen alt sein konnten,
sah ich in den wenigen Minuten meiner Beobachtungszeit keine Spuren.
Ähnlich verhielt es sich in Wassertrüdingen. Ein Altvogel flog ab,
der zweite legte sich ins Nest, offenbar um zu hudern. In Oettingen
sind die Jungen ebenfalls noch sehr klein, so dass eine kleine
Überlebenschance besteht. In Munningen gab es abermals einen
Männchenwechsel. Das alte beringte Männchen hat erneut den Platz von
seinem Kampfgenossen und Vorgänger übernommen. Offenbar gab es ein
Nachgelege, das im Augenblick bebrütet wird. In Rudelstetten stand
ein Feuerwehrtermin zum Zwecke der Beringung an. Zwei Junge im Alter
von knapp vier Wochen haben überlebt, ein dritter Jungstorch war vor
Einsetzen des Starkregens am 28. Mai um die Mittagszeit verendet.
Eine Kamera gibt Einblick über die Geschehnisse im Nest.
Dieses
Bild bot sich mir in Rudelstetten
Nach der Beringung
Ich fuhr
weiter nach Gunzenhausen. Dort wird ebenfalls noch gebrütet. In
Laubenzedel konnte ich eine Ablösung am Nest beobachten und
anschließend eine Fütterung erleben. Außerdem kam mindestens ein
etwa 10 Tage altes Junge zum Vorschein. In Altenmuhr lebt ebenfalls
noch mindestens ein Junges im Alter von knapp drei Wochen. Im
benachbarten Neuenmuhr wartete ich auf die Feuerwehr aus
Gunzenhausen. Das richtige Aufstellen des Leiterfahrzeuges gelang
erst beim zweiten Versuch. Und selbst danach erwiesen sich die 30
Meter als fast zu wenig für den fast 30 Meter hohen Kirchturm. Drei
Junge entschädigten für die Mühen und zeigten mir, dass nicht alle
Junge während der Regenfälle gestorben waren. Ein viertes Junge war
bereits vor 14 Tagen aus dem Nest geworfen worden und im Friedhof
gelandet.
Das Neuenmuhrer Trio
Weiter fuhr
ich nach Wolframs-Eschenbach. Ein Altstorch lag im Nest, so dass man
glauben durfte, er hudere noch Junge. Die gleiche Situation stellte
sich in Merkendorf dar. In Triesdorf gab es einen Termin mit der
Feuerwehr aus Bechhofen. Im Triesdorfer Nest konnte ich zwei Junge
beringen. Die fast vertrockneten Körper zweier weiterer, sehr
kleiner Junge hatten sich im äußersten Zweigkreis des Nestes
verfangen und verwesten nun vor sich hin.
Das Triesdorfer Nest
2 Junge haben überlebt
Zum Schluss
machte ich noch in Herrieden Halt. Die etwa drei Wochen alten Jungen
waren nicht mehr zu entdecken. Hier scheint es zu einem Totalausfall
gekommen zu sein.
Wie ging es
an den Nestern, die gestern für Aufsehen gesorgt hatten, weiter. In
Höchstadt hat ein Junges nicht überlebt, die beiden Nestgeschwister
wurden wieder erfolgreich zurückgehorstet. In Adelsdorf dürfen sich
die beiden Jungen über die gewonnene Freiheit freuen. Sie waren
gestern aber auch ohne Not einfach mitgenommen worden. In
Volkertshausen am Bodensee verschwanden vorübergehend die beiden
Jungen aus dem Nest, eines zeigte sich heute als Überlebender in der
Eigentumswohnung. Totalverluste sind aus Isny, Bad-Waldsee und
Pfaffenhausen sowie aus Diedorf zu vermelden.
Da hat man
auf dem Steinbachbräu in Erlangen in diesem Jahr einen
Hightech-Storchenhorst installiert für einige Tausend Euro! Wer für
diesen Unfug einen einzigen Euro aufgebracht hat, hat selber Schuld!
Heute sah man einen reichlich indignierten Storchenvater Zimmermann
in Aktion, ohne allerdings zu erfahren, was der Grund seines
Einsatzes war. Dieser nach allen Regeln der Kunst und der Technik
gebaute Horst schien nun leider nicht das zu halten, was man sich
vorher von ihm versprochen hatte. Garantiert rostfrei, ferner
garantiert ohne einen Plastikanteil im Nistmaterial hatte der Regen
auch dort sein Unwesen getrieben. Am Ende waren von fünf kräftigen
Jungen nur mal eines noch im Nest. Ob der Rest von vier Jungen tot
oder lebendig abtransportiert wurde, konnte bislang nicht in
Erfahrung gebracht werden. Ist ja letztlich unerheblich und es
interessiert auch niemanden.
Nur noch ein Junges ist am Leben?!
Wer
allerdings glaubt und kolportiert, sie seien im Nest ertrunken, wie
es die Presse meldet, liegt falsch oder spricht die Unwahrheit. Hier
würde ich doch dringend bitten, wieder einmal die Kadaver einer
tierärztlichen Untersuchung zuzuführen. Bei toten Störchen hat man
damit ja keine Schwierigkeit. Nur durch eine klare Diagnose der
Todesursache könnten schließlich Maßnahmen ergriffen werden, die
solches verhindern helfen. Meine Lösungen kennen Sie ja durch meine
Einlassungen weiter oben schon zur Genüge. Dennoch wäre es eine
feine Sache, auch die Meinung eines Tierarztes zu hören. Bei
Schorsch war es ja nicht so leicht, ihn einem Tierarzt vorzustellen,
lag er doch nicht reglos in einem Nest, sondern flog munter umher
und freute sich seines Lebens.
Apropos
Schorsch! Es war genau um 9:52 Uhr, als Schorsch zum ersten Mal an
diesem Tag an seinem so geliebten Nest erschien.
Paar vereint! Schorsch mit kurzem Schnabel
An diesen Anblick muss man sich erst gewöhnen
Was da zum
Vorschein kam, ließ die Seher in großes Erstaunen ausbrechen. Es ist
passiert! Schorsch war beim Tierarzt! Sein Oberschnabel war exakt
auf die Länge des Unterschnabels eingekürzt. Man sprach von einer
fachmännischen, sprich tierärztlichen Arbeit, die Schorsch seit dem
gestrigen Nachmittag irgendwo unerkannt über sich ergehen lassen
musste. Nach seiner Freilassung am heutigen Morgen muss er dann
sofort sein Nest wieder angesteuert haben? War dies der Ablauf des
Geschehens? Oder können Sie sich mit der folgenden Lösung
anfreunden?
Der Regen
prasselte den gestrigen Tag unablässig auf unseren Schorsch herab.
Er hatte sich deshalb unter einen Busch außerhalb der Stadt
zurückgezogen. Ihr Tagebuchschreiber kannte dieses ungewöhnliche
Versteck und hatte sich bereits Stunden vorher mit einigen
Lachsforellen dort halb eingegraben. Als der hoffnungsfrohe Retter
in spe bereits seine Gliedmaßen kaum noch spürte und der Regen die
Haut durchweicht hatte, näherte sich Schorsch auf leisen Sohlen. Er
war es. Ihr Tagebuchschreiber wagte nicht zu atmen. Wie lange hatte
er auf diesen Moment warten müssen? Er tat es. Als Schorsch in
Reichweite kam, streckte der heimliche Fänger seine Fänge aus,
ergriff Schorsch an den langen Stelzbeinen und zwang ihn in die
Knie. Nachdem die mitgeführten Forellen verspeist waren
(Storchenväter nehmen immer Leckereien mit, wenn sie sich an
Storchennestern oder Störchen zu schaffen machen. Sie hinterlassen
dann Opfergaben, die die bösen Geister gnädig stimmen mögen.),
entnahm der Tagebuchschreiber seinem Spezialrucksack einen
batteriebetriebenen Trennschleifer und trennte damit den
Oberschnabel in Höhe des abgebrochenen Unterschnabels
millimetergenau ab. Eine gekonnte Meisterleistung, die selbst einem
Amtstierarzt auf Regierungsebene gut angestanden hätte. Das
abtropfende Blut wurde für weitere kultische Zwecke gesammelt und in
einem Glasröhrchen sichergestellt. Nach einer warmen Nacht unter
Rotlicht (Rotlichtmilieu) und erstmals mit einem Dach über dem Kopf
kam Schorsch am nächsten Tag in seiner gewohnten Umgebung wieder in
Freiheit. Alles Weitere konnten Sie, werte Leser, live im Internet
verfolgen.
Oder
verlief die Geschichte vielleicht so?
Eine Gruppe
militanter Tierschützer begab sich bei heftigstem Regenwetter am
gestrigen Dienstag auf fremdes Terrain. Ausgerüstet mit einem
unauffälligen Leihwagen der Marke Nissan reiste man aus der
kleinsten Großstadt aufs flache Land und erreichte nach 90-minütiger
Fahrt abseits der Fernstraßen das Revier unseres Schorsch. Als sich
die zweiköpfige Gruppe mit ihrer Angelausrüstung aus dem Auto
schälte, hätte keiner geahnt, mit welchem Auftrag sie an die Wörnitz
kam. Es galt Schorsch zu fangen, da ein örtlicher Dummschwätzer
selbst nicht in der Lage oder Willens schien, ein solches
Unternehmen auszuführen. Man ließ sich an den Gestaden des kleinen
Heimatflusses nieder und tat so, als wolle man angeln. Schorsch ließ
sich nicht lange bitten. Das Schema „Angler“ signalisierte ihm
Futter. Im Nu hatte er sich bis auf wenige Meter den Eindringlingen
genähert. Und schon bald flog ein Weißfisch, aus dessen Maul noch
eine Schlaftablette ragte, Schorsch entgegen. Mit einem wahren
Heißhunger sprang er dem Leckerbissen entgegen und verschlang ihn in
Sekundenschnelle. Danach passierte nichts mehr. Schorsch wartete auf
weiteres Futter, doch zusätzliche Futtergaben erfolgten nicht. Nach
10 Minuten knickte Schorsch urplötzlich im Fersengelenk ein und eine
weitere Minute später legte er sich gänzlich ins Gras und schien zu
schlafen. Darauf musste das Paar nur gewartet haben. Langsam
näherten sie sich unserem Schorsch, der Mann ergriff den leblosen
Körper, die Frau holte ein zangenartiges Werkzeug aus der
mitgeführten Bereitschaftstasche und machte sich eine kurze Zeit am
Schnabel zu schaffen. Nach wenigen Augenblicken war das Werk
vollendet und Schorsch hatte einen Kurzschnabel wie die gleichnamige
Gans. Eine halbe Stunde wartete man noch ab und als Schorschs
Lebensgeister wieder erwachten bestieg das fremde Paar seinen
fahrbaren Untersatz und verschwand über die nahe Autobahn. Schorsch,
sichtlich geschwächt, blieb alleine zurück.
Oder gibt
es für Schorschs Genesung folgende Geschichte?
Dass
Schorsch in eine Falle geriet, steht sicher außer Zweifel. Dass er
dabei die Hälfte seines Unterschnabels verlor, hat jeder ebenfalls
gesehen. Dass aber auch der Oberschnabel durch die Einwirkung des
Fanggerätes eine Beeinträchtigung erfuhr, war bereits kurz nach dem
Unglück ersichtlich. Auffällig war, dass ungefähr ab der Mitte bis
zur Spitze des Oberschnabels (genau ab der Höhe der Bruchstelle des
Unterschnabels) bald eine deutliche Verfärbung eintrat, die darauf
hinwies, dass auch der Oberschnabel nicht mehr normal durchblutet,
also auch beeinträchtigt, schien. Er begann sich über ein Rotbraun
bis hin zu einem grauen Farbton farblich wie auch sicher von der
Stabilität her zu verändern. Am 33. Tag des auslösenden Ereignisses
verlor schließlich auch die entsprechende Hälfte des Oberschnabels
den Kontakt zur Basis und fiel einfach so von selbst ab. Als
Schorsch danach am Nest erschien, präsentierte er sich in einem
völlig neuen Outfit.
Welcher der
drei Geschichten geben Sie nun persönlich den Vorzug? Halten Sie
eine vierte oder fünfte für glaubhafter? Mal sehen, was Sie noch an
Ideen entwickeln?
Im Nest war Schorsch am Vorabend nicht
erschienen und auch in der Nacht gab es keinen Sichtnachweis von
ihm. Als erste trat nach dem morgendlichen Abflug wieder die Nummer
6 auf den Plan.
Nummer 6 eröffnet das Morgenkonzert
Um 9:34 Uhr stand sie im Nest eine knappe
Viertelstunde später besagter Schorsch mit ganz neuer Schnabelgröße.
Irgendwo habe ich es gelesen: Schorsch, der Storch mit dem weltweit
kürzesten Storchenschnabel. Die Dinkelsbühler lassen es also wieder
krachen!
Auch um die Mittagszeit sowie am Nachmittag gab
es noch weitere Male Gelegenheit, den neuen Schorsch samt Partner
ausgiebig am Nest zu beobachten und ab 21:07 herrschte wieder die
bekannte Zweisamkeit am Nest.
Dauerbesuch am Nest |
Kleiner Schorsch ganz groß |
Für die Nacht vereint
Die Hiobsbotschaften dagegen rissen auch in den
folgenden Stunden nicht ab, Herr Norbert Sahliger aus Donauwörth,
Betreuer der dortigen Störche, sandte mir ein ungemein
ausdrucksstarkes Bild seines Storchennestes. Von vier Jungen dort
hat eines den gestrigen Regentag nicht überlebt.
Drama in Donauwörth
Ebenso musste er von Brutaufgaben wegen
Totalverlusten aus Mertingen und Rennertshofen berichten. Ein
Großteil der bayerischen Störche hat diesen Katastrophentag nicht
überlebt. Und dennoch bleibt eine Stückchen Hoffnung im Wissen
darum, dass es in der 150 Millionen Jahre alten Geschichte der
Störche schon viele solche Ereignisse gegeben hat. Störche haben –
auch ganz ohne uns böse Menschen – Eiszeiten und Warmzeiten und
Regenzeiten schon viele Male überlebt, ohne dass man in ihre
Lebensabläufe eingegriffen und darin herumgefummelt hätte. Noch
relativ viele Störche kann man zu den Wildtieren rechnen und für
diese gilt uneingeschränkt und für jeden Fall: Ins Brutgeschehen
wird nicht eingegriffen!!!! Wer sich auf unsere Website einlässt,
weiß das und muss dies respektieren! Wer anderes bevorzugt, findet
dazu ebenfalls Vorbilder.
Ich höre schon wieder die gebetsmühlenartigen
Klagegesänge vom süßen Störchlein, das von einer vom Menschen
gebeutelten Natur derart geschlagen und gepeinigt wurde, dass es gar
jämmerlich im Nest verenden musste. Warum greift der Mensch nicht
ein, der mächtige Alleskönner? Zuerst den Störchen die Nahrung
entzogen, das Klima verändert, Plastikabfälle ins Nest gepackt,
Fallen aufgestellt und noch mehr Untaten angeleiert! Da ist es doch
die reine Pflicht und der reine Anstand, sich für diese Schandtaten
bei Meister Adebar zu entschuldigen und Abbitte zu leisten, bis man
ihn endlich vollends verhausschweint hat. |
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31. Mai 07 |
Das Telefon stand heute nicht still! Aus vielen
Orten meldeten sich besorgte Einwohner. Viele hatten wohl den
Zeitungsbericht über die heldenhaften Rettungstaten meiner Erlanger
Freunde gelesen. Die Presse titelte mit der Falschaussage.
„Jungstörche ertranken im Nest“. Nebenbei erfährt man alles über
Rinderhack und Eintagsküken, Fön und Heizlüfter sowie Rotlicht und
Heu. Man erfährt aber leider nichts darüber, warum man die Jungen
offensichtlich ungeniert abermals in die unwirtliche Umgebung eines
Storchennestes setzt. Kein Wort, keine Andeutung! Über diese
Herzlosigkeit kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Da fällt mir ein, dass ich neulich einen
Bericht über eine Beringungsaktion in Baiersdorf – die Orte sind
beliebig austauschbar – gelesen habe, die von dem bekannten
Storchenvater Michael Zimmermann durchgeführt wurde und die mich
wegen der Dreistigkeit wieder einmal in Staunen versetzt hat.
Ähnlich oder genauso laufen übrigens alle Aktionen Zimmermanns ab.
In den Richtlinien für Beringer heißt es sinngemäß: ..“die Störung
durch den Eingriff am Nest ist so kurz wie möglich zu halten!“
Da passiert stets folgendes. Brit schildert den
Ablauf so:
„Unser Storchenvater Michael Zimmermann fuhr
dann hinauf um die 4 kleinen Storchenkinder herunter zu holen. Sind
es mehr als 2 oder 3 macht er das lieber unten als oben in der Enge
des Horstes. Schließlich möchte er die kleinen Störche auch genau
anschauen, ob sie nicht irgendwo “verkabelt“ sind, d.h.
Abschnürungen durch Plastikfäden und dgl. haben. Die Storchenmutter
hatte derweil nicht weit entfernt auf dem Dachfirst Platz genommen,
- schließlich will man ja schon alles im Auge behalten!“
Soweit das kurze Zitat.
Statt einmal das Nest anzufahren, die Jungen im
Nest zu beringen und anschließend wieder abzurücken – das dauert
keine fünf Minuten – verlängert sich bei Zimmermann die gleiche
Prozedur um ein Vielfaches:
Nest anfahren, Drehleiter ausfahren, alle Junge
entnehmen (das Einpacken und das Hantieren mit den Jungen ist eine
völlig überflüssige Geschichte), Drehleiter einfahren, alle Jungen
wieder auspacken, Gespräche führen, streicheln lassen, eine
Schulklasse hat viele Kinder, wieder einpacken, Leiter wieder
ausfahren, am Nest Junge auspacken usw.
Eine halbe Stunde ist da schnell vorbei. Man
mag sich gar nicht ausdenken, welchem Stress die hilflosen Geschöpfe
in diesen Minuten ausgesetzt sich. Viermal von schweißnassen Händen
gequetscht und „gehandelt“ zu werden und völlig ohne plausible
Begründung. Tierschützer sollten Protestnoten verfassen, Petitionen
an den Bundesbeauftragten für Tierschutz sowie an die
Bundeskanzlerin verschicken sowie in Mails an Amnesty International
ihre Besorgnis zum Ausdruck bringen.
Auch in meiner direkten Nachbarschaft ließen
die Schreckensmeldungen nicht nach. In Mosbach starben alle vier
Junge im Alter von fast sechs Wochen, in Schopfloch flog ein
Jungstorch tot aus dem Nest, wahrscheinlich liegen weitere
Todesopfer noch in der Storchenbehausung. Einwohner sprachen auch
hier von vier Jungen, die vor dem Regen im Nest waren. In Herrieden
ist die Lage identisch. Es rührt sich nichts mehr. Mal sehen, wie
lang die Liste noch werden wird.
Sicher darf man aber schon jetzt von einem
Jahrhundertereignis sprechen, so dass man damit für 100 Jahre vor
einem ähnlichen Schicksalsschlag verschont sein würde. Der Mai 2007
war der niederschlagreichste seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Da
muss man sich nicht wundern, wenn es sich so fatal für unsere
Störche ausgewirkt hat.
Tag 2 im Leben unseres Kurzschnabelstorches
Schorsch. Sylvia hat zwei Schnappschüsse aufbereitet, die zeigen,
dass unser Nest auf dem Altrathausdach um 23:00 Uhr des 30.5., dem
Zeitpunkt des Abschaltens, bereits geräumt war. Also müssen sich die
Schorschis zwischen 21 und 23 Uhr von dort verabschiedet haben. Da
die Tage immer länger, die Nächte damit auch immer kürzer werden,
passiert es in den nächsten Wochen naturgemäß häufiger, dass beim
Einschalten der Bildübertragung um 5 Uhr unsere Schorschis schon
abgedüst sind.
Schon abgedüst!
Vielleicht richte ich demnächst an unsere
Technik mal eine Petition mit der Bitte, den Termin des
Übertragungsbeginns auf 4 Uhr vorzuverlegen. Nummer 6 erschien nach
kurzem Nestleerstand erneut als erster um 6:30 Uhr und blieb mit
kleinen Unterbrechungen bis in die Mittagsstunden.
Nummer 6 zum Ersten... |
...und zum Zweiten |
Vor 10 Uhr gesellte sich Kurzschnabel-Schorsch
hinzu und beide zogen über Stunden ihr komplettes Nestprogramm
durch, ehe Schorsch am frühen Nachmittag als erster wieder abzog. Am
Abend das gleiche Bild. Nummer 6 erschien zuerst, flog zwischendurch
noch einmal ab, dann erschien Schorsch und am Ende träumten beide in
die Nacht hinein.
Wie sich Schorschs Klappern wohl anhört?
Nummer 6 da |
Nummer 6 ab |
Paar da und gute Nacht |
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1. Jun. 07 |
Ein neuer Morgen, gefüllt mit
niederschmetternden Nachrichten. Meldung Nummer 1 kam aus
Gundelsheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Hier führte zur
Abwechslung mal nicht der Dauerregen zum Tod der beiden Küken im
Storchennest, sondern der Verlust des Weibchens, das sich
ausgerechnet am Montag vor der Regenkatastrophe aus seinem Brutnest
verabschiedet hatte und seitdem verschwunden blieb. Das allein
zurückgebliebene Männchen war danach völlig überfordert und konnte
schließlich nur noch den Tod der beiden Jungen betrauern oder eben
zur Kenntnis nehmen. Das mit der Trauer ist natürlich genauso
Quatsch und Unsinn wie alles andere, das im Augenblick über Störche
so im Umlauf ist (einzige Ausnahme das hier vorliegende Tagebuch!!).
Entfallen die Schlüsselreize, die von lebenden Jungen ausgehen,
heißt das für die Altstörche, dass sie kein Futter mehr auswürgen
müssen und dass das, was sich da im Nest befindet, einen Fremdkörper
darstellt, den man nach Möglichkeit aus dem Nest bugsiert (wenn es
von der Größe her noch geht).
Die Tagespresse berichtet heute abermals von
der Mediengeilheit engagierter und herziger Retter zwischen Erlangen
und Höchstadt. Statt solche Aktionen still und leise über die Bühne
zu bringen, scheuen sich die besagten Storchenschützer nicht, mit
ihrem Tun die Naturschutzbehörde – in diesem Fall die bei der
Regierung von Mittelfranken – lächerlich zu machen und sie an den
Pranger zu stellen. Wer sich an das geltende Recht hält, gilt als
blöd und sollte sich was schämen!
Dabei wäre es eine Kleinigkeit, jeglichen Ärger
zu vermeiden, wenn die bestehenden Gesetze angewandt und bei
Übertretungen Strafen ausgesprochen werden würden. Aber da bin ich
eher skeptisch, sondern in den nächsten Jahren werden die Rufe immer
lauter, die bei Regen und Kälte ein Eingreifen, d.h. ein Aushorsten
aller Jungen, explizit fordern. Es wird kein Tag vergehen, an dem
nicht Horstbetreuer oder wie die Dinger auch immer heißen mögen
ausfahren, um Leben zu retten. Ich appelliere deshalb schon jetzt,
folgendes für jeden Neststandort ins Auge zu fassen und stets parat
zu haben: Statt unhandlicher Feuerwehrdrehleitern tun es locker
etwas aufwändigere Hubsteiger aller Couleur, die bei Bedarf gemietet
werden können. Da muss niemand nachfragen oder eine Genehmigung
einholen, sondern wer glaubt, dass es nötig ist zu helfen, der
hilft! Da mag es in der Definition von Starkregen unterschiedliche
Auffassungen geben, aber im Zweifel sollte es immer für den Storch
gut enden. Sicher ist in jedem Falle sicher! Lieber dreimal zu oft
als einmal zu wenig geholfen. Eine Rückführung in die entsprechenden
Spendernester ist mit großem Vorbehalt zu sehen. Lieber behält man
den geretteten Nachwuchs ein paar Tage länger in menschlicher Obhut,
vor allem wenn der Wetterbericht für die nächste Zeit noch keine
Entspannung signalisiert. Sollten die Nahrungsverhältnisse im
Umgriff der jeweiligen Nester weniger günstig erscheinen, verlängert
sich die Phase der Aushorstung um einige weitere Tage oder auch
Wochen.
Eine Fahrt entlang der Wörnitz im Landkreis
Ansbach erbrachte folgendes Ergebnis nach der Katastrophe: 8 Nester
waren von einem Paar besetzt, in sieben Nestern waren Junge
geschlüpft (Ausnahme Dinkelsbühl), 9 Junge waren vor dem Regen
beringt worden (in Mosbach, Weiltingen und Wittelshofen), in
Schopfloch, Wilburgstetten, Gerolfingen und Wassertrüdingen waren
mindestens 10 Junge geschlüpft, wahrscheinlich noch einige mehr.
Diese letzten 10 standen im Alter von etwa 3 Wochen, während die
beringten 3 Wochen bis 5,5 Wochen alt waren. Heute lebte von den
rund 20 Jungen allein das bereits beringte Einzelküken von
Wittelshofen, alle anderen waren tot! Damit starben bei der
Katastrophe 95% aller Jungen an der Wörnitz im Landkreis Ansbach!!
Morgen bereise ich noch die Altmühl im
Landkreis Ansbach. Auch hier sollten ähnliche Ergebnisse zum
Vorschein kommen. Totalverluste melden bereits Leutershausen und
Herrieden.
Während ich mir das Trauerspiel in Schopfloch
besah, gab es Luftalarm über dem Nest. Vier Fremdstörche
attackierten mehrmals das jungenlose Nest, ehe sie sich Richtung
Süden entfernten. In Lehengütingen thronte zu meiner Überraschung
seit langem wieder einmal ein Adebar im Nest.
Die Lage in Schopfloch.
In Lehengütingen tut sich auch mal wieder was
Kurz hinter Dinkelsbühl an der Straße nach
Diederstetten stieß ich unverhofft auf einen Trupp von sage und
schreibe neun Weißstörchen. Die Reisegruppe setzte sich aus zwei
Störchen mit französischen Ringen (einer war mir bereits am 28.5.
bei der Froschmühle begegnet), aus 2 Störchen mit ELSA-Ringen und 5
unberingten Störchen zusammen. Einen Elsa-Ring konnte ich ablesen.
Sowohl bei diesem als auch bei den beiden Franzosen handelt es sich
um Störche, die vielleicht einjährig oder höchstens zweijährig
waren.
Der 9er-Trupp bei Dinkelsbühl
Nun zu etwas ganz Erfreulichem, unseren
Schorschis nämlich! Unser „Kurzschnabel“ kommt mit seiner neuen
Situation offenbar gut zurecht. Er zeigt weiterhin keine Schwäche,
erscheint stetig am Nest, bearbeitet sein Gefieder und sollte mit
der Nahrungsaufnahme ebenfalls keine Schwierigkeiten haben. Um 5:11
Uhr stand die erste Storchensichtung des Tages an, nachdem das Nest
vorher schon verlassen war. Schorschs Partner befand sich zu diesem
frühen Zeitpunkt bereits in heller Aufregung. Sicher gab es irgendwo
einen Nebenbuhler. Bei den zahlreichen Sichtungen von Fremdstörchen
wäre dies keine Überraschung. Dem Nest galt Nummer 6 später die
volle Aufmerksamkeit, ehe sich Schorsch wieder meldete und vom
Partner freudig in der gemeinsamen Wohnung begrüßt wurde. Dass es
Schorsch auch alleine im Nest gut aushalten kann, bewies er auch
noch zur Genüge. Der Abend war geprägt von viel Zärtlichkeit und
Gemeinsamkeit und schließlich von einer gemeinsamen Nacht.
Nummer 6 in Aufregung |
und beim Nestbau |
...und mit Partner Schorsch
Schorsch kann es auch ohne Begleitung
Bei der Gefiederpflege |
Begrüßungszeremonie |
Vereint |
|
2. Jun. 07 |
"Hallo Hartmuth
und alle anderen,
jetzt ist es ja schon wieder kräftig am regnen..., die armen Knilche
kriegen ja gar keine Zeit...!
Einfach melden bei benötigter Hilfe..., und wenn ich nur den Fön
halten soll!!!
Da hab ich ja leider was mit den "Experten" gemeinsam.., nämlich
keine praktische Erfahrung!
Aber macht ja nix...wo ein Wille ist usw.....
Eine Frage: Ist vielleicht bekannt wie es den Baiersdorfer Störchen
geht?
Meine Frau schaut täglich Richtung Nest...die interessiert das
brennend, ob es dort besser steht als
im den restlichen Horsten!!
So.., hoffentlich bleibts mal bißchen trocken und wird bißchen
wärmer..!
lg Stefan"
Brit nimmt Stellung:
"In einem Schreiben vom Mai 2006 der oberen
Naturschutzbehörde, Bezirksregierung von Mfr., gez. von
Regierungsamtsrat Herbert Nagel steht u.a. folgendes geschrieben:
1.7: Es darf keinerlei „Pflege“ der Jungstörche, wie z.B.
Herausnehmen aus dem Nest, Trockenföhnen oder Füttern stattfinden.
Die Durchführung der hier verbotenen Aktivitäten haben vielen
mittelfränkischen Störche das Leben gerettet!
Pfingstdienstag Morgen bei Dauerregen hat unser Storchenvater
Michael Zimmermann die Horste angefahren, für die eine
Feuerwehrleiter zur Verfügung stand. Und was er da vorfand waren
Horste in einem unbeschreiblich faulig-nassen Zustand, teilweise mit
Wasserpfützen in der Nestmulde. Die bereits toten Jungen hat er zu
dem Zeitpunkt belassen, die noch lebenden Todeskandidaten
mitgenommen zum Trockenföhnen, wärmen mit den
mitgebrachten Wärmflaschen und füttern. Bei Einbruch
der Dunkelheit mussten die Arbeiten eingestellt werden und bei
unseren Storchenvätern zu Hause, Edmund Lenz hatte am Nachmittag
auch mit der Feuerwehr Horste abgefahren, ging die Arbeit weiter,
die ganze Nacht wurde um das Leben der Pfleglinge gerungen.
Am nächsten Morgen schien unglaublicher Weise die Sonne und alle
Jungen wurden wieder in ihre Horste zurückgebracht, deren Schlamm in
der Horstmulde natürlich durch ein trockenes Strohbett ersetzt und
natürlich auch die toten Jungen herausgenommen worden waren.
In allen Fällen wurde die Brutpflege von den Storcheneltern
sofort wieder aufgenommen!
Bei den Horsten die erst am Mittwoch angefahren werden konnten,
waren bei den Bruten mit den Schwungfedern noch in den Blutkielen
nur noch tote Junge festzustellen. Nur die Bruten, die über 6 Wochen
alt sind, d.h. mit vollständig ausgebildetem Gefieder, haben
überlebt.
Im Horst auf dem Steinbachbräu hat keiner der 5 Jungstörche
überlebt. Die beiden Alttiere waren deshalb sehr glücklich, als
ihnen ein Adoptivkind zugeführt wurde! Letzteres war der
schwierigste Patient. Bei ihm war schon eine Art Totenstarre
eingetreten, als er im Wärmebad wieder Reaktionen zeigte.
Ein Verstoß gegen die behördlichen Vorschriften aus Ansbach, die
unsere beiden Storchenväter Edmund Lenz und Michael Zimmermann nicht
zögern ließen zum Wohl der Störche das Richtige zu tun.
Ich persönlich möchte dazu nur sagen, dass das, was ich die letzten
beiden Tage erlebt habe wahre Wunder bei der Rettung der kleinen
Störche sind. Die Wunder hießen Wärme und nachdem die
Todeskandidaten zum Leben zurückgefunden hatten, füttern.
Jeder der Michael Zimmermanns „Merkblatt zur Weißstorch
Horstbetreuung“ verunglimpft, der hat nichts, aber auch gar nichts
verstanden! Wahrscheinlich auch mit eigenen Augen das Elend nicht
gesehen oder begriffen.
Dem würde ich dringendst empfehlen auch jegliche Parolen v.w.“ kein
Eingriff in die Natur“ für sich zu behalten und nicht die Umgebung
damit zu verpesten.
Mein Dank gilt Michael und Rosi Zimmermann und Edmund Lenz für
ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Störche!"
Soweit einige Passagen zu den Ereignissen der
letzten Tage, die ich unverändert – also auch mit Fehlern – aus dem
Internet übernommen habe. Sie stammen aus anderen Foren und
Gästebüchern. Das oben erneut erwähnte „Merkblatt“ möchte ich weiter
massiv „verunglimpfen“, denn es fordert zu Eingriffen heraus, die an
Perversität kaum noch zu überbieten sind und dem Storch ein Leben
als Wildvogel komplett absprechen. Für alles und jedes gibt es da
konkrete Vorgehensweisen, die den Weißstorch zum Spielzeug
renitenter Ex-Technokraten degradieren. Ich weiß sehr wohl, dass
meine Kritik eine prächtige Werbung für diese Handreichungen
darstellt, nehme dies aber billigend in Kauf.
Der neue Horst in Erlangen, nach neuesten
Erkenntnissen der Technik mit Stand des Jahres 2007 entwickelt und
garantiert wasserdurchlässig, hat in keinem Falle auch nur
ansatzweise die Geschehnisse verhindern können. Trotz Merkblatt ein
5-facher Totalverlust.
Wer es sich nicht vorstellen kann: 10 tote Jungstörche aus dem Raum
um Erlangen
Da scheute man auch nicht davor zurück, allen
Webcamsehern dort ein Kuckuckskind unterzuschieben, um nicht ein
leeres Nest präsentieren zu müssen. Wie macht man dieses Vorgehen
plausibel? Was ist mit den leiblichen Eltern des Jungstorchs
passiert? Hält die Natur- und Umwelthilfe diese nicht mehr für
kompetent genug, um der Aufzucht nachzukommen? Oben steht, dass die
Storcheneltern vom Steinbachbräu „sehr glücklich waren, als ihnen
ein Adoptivkind zugeführt wurde“. Zugeführt klingt ja wirklich wie
die Unschuld vom Lande. Sollte es nicht besser „aufgezwungen“,
untergeschoben“ oder „aufgenötigt“ heißen? Wie stellen sich
eigentlich die leiblichen Eltern zu diesem Fall? Sie weinen seit
Dienstag über den Kindesraub und haben bereits eine Audienz beim
Papst beantragt, die dazu führen soll, dass ihnen der Nachwuchs
wieder ausgehändigt wird. Alle wahren Tierschützer sind deshalb
hiermit aufgerufen, eine Petition bei der Höheren Naturschutzbehörde
der Regierung von Mittelfranken einzureichen mit folgendem Inhalt:
„Wir fordern, dass der Jungstorch vom Steinbach-Bräu in Erlangen
sofort an seine rechtmäßigen Eltern zurückgegeben wird. Er hat nicht
das Recht, von unfähigen Eltern erzogen zu werden, die bereits ihre
gesamte Brut auf dem Gewissen haben.“
In welchen Nestern kam es noch zu Umsiedlungen?
Denn warum sollte man ein in einem anderen Nest überlebendes
Jungtier ausgerechnet in Erlangen einsetzen und nicht in seinem
Geburtsnest? Sind überlebende Junge auch an Zoohaltungen und
Vogelstationen abgegeben worden oder zum Zwecke des Einhorstens von
dort angefordert und fremden Paaren unterschoben worden?
Im weiteren Verlauf des Tages tat sich noch
einmal Überraschendes im Steinbach-Bräu! Ein weiteres Junges ist aus
den Schlammpfützen aufgetaucht, nachdem es vorher dort regelrecht
übersehen worden war. Der Text in obiger Petition ist deshalb
entsprechend abzuändern! Ich denke, Sie schaffen das schon!
Es geschehen also immer wieder Zeichen und
Wunder durch helfende Hände. Oder ist man im Lenzschen Schuppen in
Höchstadt noch auf ein Findelkind gestoßen? Nun weinen ganz
offensichtlich neue Eltern über den Verlust eines Kükens und das
Erlanger Storchenpaar kommt so langsam auf seine vor dem Regen
ermittelte Jungenzahl von 5. Seien wir also gespannt, mit welchen
Überraschungen wir noch rechnen dürfen?.
Nach diversen Trauerspielen machte ich mich am
Nachmittag auf die Suche nach überlebenden Jungen im Bereich der
Altmühl. Ich steuerte zuerst Herrieden an. Von dort war schon vor
Tagen der Verlust der gesamten Brut gemeldet worden. Die beiden
Altstörche standen heute etwas außerhalb ihres Brutortes auf dem
Firmengelande der Baywa in Mühlbruck.
Das Herrieder Paar an seinem Ausweichplatz
Offenbar vermeiden sie es im Augenblick, das
Nest, das zum Grab für die Jungen geworden ist, anzufliegen, wenn es
nicht unbedingt nötig ist. Im benachbarten Rauenzell muss Ihnen eine
klare Stellungnahme zum Zustand der Jungen schuldig bleiben. Ein
Altstorch lag im Nest und wollte während meiner Beobachtungszeit
auch nicht aufstehen .Es ist aber gut möglich, dass hier Junge
überlebt haben. Das Highlight des Tages war die Beobachtung am Nest
in Neunstetten. Hier gibt es dreifachen Nachwuchs im Alter von 3
Wochen. Nicht nur, dass es die erste erfolgreiche Brut seit dem
Jahre 2000 ist, sondern ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass es
trotz der Regenkatastrophe mit Jungen geklappt hat.
Die Störche von Neunstetten
Von Leutershausen war Trauriges schon vorher
bekannt geworden. Nichts rührte sich mehr im Nest, die beiden
Altstörche standen auf dem benachbarten Museum und scheuten sich
sichtlich davor, die Storchenwohnung anzufliegen. Gestern bekam ich
einen Anruf aus Meuchlein, etwa 5 Kilometer nördlich von
Leutershausen und ebenfalls an der Altmühl gelegen. Dort hatte vor
10 Jahren ein Storchenpaar ein Junges zum Ausfliegen gebracht. Das
war es dann auch schon mit der Storchengeschichte dieses Ortes. Als
das Nest auf einem Dunstabzugskamin im Lauf der Jahre wieder
verfallen war, errichtete man unweit des alten Standortes eine
künstliche Unterlage. Seit einer Wochen nun regt sich erstmals
wieder Storchenleben im kleinen Altmühlort. Ein Paar erschien und
begann sofort mit dem Nestbau auf dem Wagenrad. Dieser glückte und
nun präsentiert sich die Unterlage in einem brutfähigen Zustand.
Neugründung in Meuchlein
Trotz zahlreicher Kopulationen in den
vergangenen Tagen, wird es nicht mehr zu einer Brut kommen, aber was
nicht ist, kann ja im nächsten Jahr noch werden. Heute traf ich das
Paar in den ausgedehnten Wiesen im Umfeld des Ortes an. Unter dem
Trillern der Brachvögel konnte ich beide Störche ein ganzes Weilchen
beobachten. Während ein Storch ohne Ring war, zeigte der männliche
Storch am rechten Bein oberhalb der Zehen einen sehr schmalen
Aluring mit Lasche. Auch ohne dass mir die Ablesung gelang, wusste
ich sofort Bescheid, wen ich da vor mir hatte. Es konnte sich nur um
den letztjährigen Brutstorch von Aurach handeln, der in diesem Jahr
dort nicht mehr zum Zuge kam, danach nach Aichau, einem Feuchtwanger
Ortsteil, auswich und ungefähr 14 Tage blieb, danach in Schloss
Rammersdorf bei Leutershausen auf einer künstlichen Nestunterlage
ein Nest baute und ebenfalls 14 Tage die Stellung hielt und nun nach
Meuchlein umgesiedelt ist und mit einem Weibchen drauf und dran ist,
hier länger Station zu machen.
Ein Besuch zum Abschluss in Rammersdorf
bestätigte meine Vermutung. Dort ist der Ringstorch seit etwa einer
Woche wieder verschwunden. Wir wissen jetzt auch wohin!
Unsere Schorschis räumten erneut vor 5 Uhr ihr
Nest, um nach gut einer Stunde wieder präsent zu sein. Die
Synchronität bei vielen Bewegungen verdeutlichte erneut, dass sie
immer noch gut zusammen harmonieren und von Trennungsschmerz
überhaupt nicht die Rede sein kann. Auf alle Fälle gelingt es
Schorsch mit kurzem Schnabel besser, sich und andere im Gefieder zu
kraulen. Er und Nummer 6 gaben davon sehr eindringliche Kostproben
ab. Dass Schorsch so nebenbei auch zu Futter kommt, beweist ein
eindeutiger Kotstrahl, den unser Kurzschnabel gezielt über den
Nestrand abgab. Um die Mittagszeit wurde es still schließlich still
um unser Nest. Nummer 6 erschien um 21:06 Uhr, Schorsch, wie
gewohnt, etwas später um 21:16 Uhr. Damit schließt sich ein neuer
Tagebucheintrag!
Die Bilder des Tages folgen in loser Abfolge am
Ende.
Nest leer um 5 Uhr |
Paar wieder zurück |
|
|
Synchronarbeit |
Gegenseitige Gefiederpflege |
|
|
Schorsch beim Entleeren des Darms |
Schorsch
solo |
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|
Eine neue Runde am Nest |
Nummer 6 zurück |
Vereint zur gemeinsamen Übernachtung |
|
3. Jun. 07 |
Ein Blick nach Schopfloch. Dort war nach der
Regenkatastrophe ein Junges aus dem Nest geworfen worden. Heute früh
erschienen erneut mehrere Fremde, die immer wieder im Nest Fuß
fassen konnten und dabei zwei weitere Junge tot aus dem Nest
beförderten. Unweit von Lehengütingen stieß ich auf einen Trupp, der
aus vier Störchen bestand. Neben drei unberingten Langschnäbeln
gehörte erneut ein französischer Weißstorch, der 2006 im Elsass
beringt wurde, zu der kleinen Reisegruppe. Bei der Froschmühle
hatten sich die Schorschis wieder einer kleinen Anglergruppe
angeschlossen, hielten aber dabei doch einen kleinen Respektabstand.
Ob sie von den Petrijüngern gefüttert wurden, konnte ich nicht
ermitteln.
Die Schorschis bei der Froschmühle
In Wilburgstetten – hier starben ebenfalls alle
Jungen – gelang mir die Ablesung des ELSA - beringten Weibchens.
Dabei stellte es sich heraus, dass es sich dabei um die Schwester
des zuletzt im Nest auf dem alten Rathaus als Besuchsstorch
abgelesenen Ringstorchs handelt. Wie dieser wurde auch das
Wilburgstettener Weibchen 2004 in Trommetsheim im Landkreis
Weißenburg-Gunzenhausen beringt. Drei Ablesungen aus dem vergangenen
Jahr beweisen, dass sich dieses Weibchen 2006 im Grenzgebiet von
Südwürttemberg und der Schweiz herumgetrieben hat. Am 30. Mai wurde
es in Möhlin, Kanton Aargau in der Schweiz als Brutstorch abgelesen.
Mit einem Schweizer Männchen hatte es ein Junges erbrütet, das aber
am Ablesetag bereits tot war. Danach ließ die Horstbindung nach. Am
22. August 2006 wurde es in einem Zugtrupp in Aulendorf,
Südwürttemberg abgelesen. Und ein letztes Mal am 26. August in einer
aus etwa 40 Störchen bestehenden Gruppe in Schötz, Kanton Luzern in
der Schweiz beobachtet. Heuer blieb die Störchin nicht schon in der
Schweiz am Rhein hängen, sondern zog in die Nähe ihres
Geburtsgebietes, um in Wilburgstetten wieder ohne Erfolg zu brüten.
Über das Oettinger Storchennest erhielt ich
heute auch eine weitere traurige Nachricht. Danach wurde alle vier
geschlüpften Jungen Opfer des Regens.
Und nun noch einmal zu den Schorschis: Die
gemeinsame Nacht beendeten beide bis 5:40 Uhr. Erst um die
Mittagszeit konnten wir sie im Nest beobachten, es folgte die oben
schon beschriebene nachmittägliche Beobachtung bei der Froschmühle
und schließlich spannten unsere Adebare die Seher am Abend auf eine
lange Folter. Es wurde 21:40 Uhr, bis Nummer 6 erschien und 21:51,
bis auch Schorsch seinen Übernachtungsplatz angesteuert hatte.
Aufregung am frühen Morgen |
Schorsch hält noch die Stellung |
|
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Mittagsbesuch |
Nummer 6 zurück |
Vereint |
|
4. Jun. 07 |
Die Erlanger Nestfummelei macht Schule. Nur
durch Zufall erfuhr ich heute, dass die Gemeinde von Aurach für den
morgigen Tag eine Nestkontrolle angeordnet hatte, um nachzusehen,
was mit den Storchenjungen in der vergangenen Woche geschehen sei.
In der Zeitung habe man gelesen, dass jeder, der es gut mit den
Störchen meine, zu solchen Aktionen berechtigt, ja sogar
verpflichtet sei. Zwei Dachdecker aus der Gemeinde wurden deshalb
für den morgigen Vormittag bestellt, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
Viele Anrufe von besorgten Anwohnern hätten diese Maßnahme nicht
mehr verschieben lassen. Wäre da nicht Ihr Tagebuchschreiber
gewesen, hätte es zu einer nicht vom Regen verursachten Katastrophe
kommen können. Denn das Auracher Storchenpaar bebrütete während der
Regentage noch sein Gelege und das erste Junge, frisch geschlüpft,
konnte ich heute im Nest ausmachen. Eine Störung durch eine
unsinnige Nestkontrolle hätte das Leben dieses Kükens sowie das
restliche Gelege gefährden können. Dies alles dank unserer
Storchenfreunde aus Erlangen.
Solche Eingriffe, auch auf bloßen Verdacht hin,
werden in den nächsten Jahren verstärkt um sich greifen. Letztlich
wird sich keiner mehr abschrecken lassen, in das Brutgeschehen
einzugreifen.
Deshalb noch einmal mein Appell an alle: Junge
Störche haben in Storchennestern nichts, aber auch gar nichts mehr
verloren. Wenn die Storcheneltern zu blöde sind, ihren Nachwuchs
selbst großzuziehen, gehört ihnen das Sorgerecht entzogen. So macht
man es ja schließlich bei Menschen auch. Und was im menschlichen
Bereich greift, ist buchstabengetreu auch auf Störche anzuwenden.
Lassen wir uns überraschen, ob sich die Behörden meinen Aufruf zu
Herzen nehmen und endlich ein Herz für Tiere zeigen. Es wird langsam
Zeit zu handeln, ehe es zu spät ist. Die Arbeiten für die
artgerechte Unterbringung des zu erwartenden Nachwuchses sind ab
sofort in die Wege zu leiten, damit im nächsten Frühjahr alles zur
Aufnahme großer Mengen an Storchenmaterial bereitsteht. Ein kleiner
Testlauf kann bereits im Herbst über die Bühne gehen. Ich denke da
an einen Storchenhof „Marke Papendorf“, der ein wenig Werbung sicher
gut gebrauchen könnte. Machen Sie sich also schon jetzt Gedanken und
überlegen Sie rechtzeitig, wie Sie sich dann jeweils in die
kommenden Arbeiten mit einbringen wollen. Übrigens: Die zentrale
Trauerfeier für die während der Regenkatastrophe verblichenen
Storchenjungen findet nicht, wie geplant, an der Froschmühle bei
Lehengütingen, sondern im niederbayrischen Regen statt. Es ergeht
herzliche Einladung für morgen, den 5. Jun. 2007.
Wir können uns doch entspannt zurücklegen und
uns von Herzen freuen, dass wir zu den „Storchenbesitzern“ gehören,
die in diesem Jahr keine Jungenverluste zu verzeichnen hatten. Dafür
gab es bei uns wenigstens einen Schnabelverlust! Können Sie sich
noch an die übelsten Beschimpfungen vor 5 Wochen erinnern, als eine
gesteuerte Kampagne auf unterstem Niveau hier ablief? Ich vermisse
seither Dankadressen an den umsichtigen Tagebuchschreiber, der es
gekonnt zu verhindern wusste, dass Schorsch in einer „Pflegestation“
dahinvegetieren musste. Nun regt sich wirklich niemand mehr auf,
obwohl der Schnabel immer noch nicht gewachsen ist und Schorsch
vielleicht immer noch mit oder ohne Schnabel auf die große Reise
gehen muss und niemand weiß, ob er diese jemals gesund überleben
wird? So ändern sich die Sichtweisen innerhalb weniger Wochen. Aber
zum Glück gab es ja den Regen in der vergangenen Woche und damit
viel Diskussionsstoff! Dankenswerterweise war Ihnen hier erneut eine
Plattform geboten, sich nach Wochen des Entzuges mal wieder nach
Herzenslust auszuschleimen! Vergelt´s Gott! So etwas bekommen Sie
nur hier auf
www.storch24.de geboten. Machen Sie deshalb weiterhin so fleißig
Werbung wie bisher, denn neben dem Tagebuch, das allein schon einen
Besuch wert ist, gibt es ebenfalls vollkommen gratis noch den Storch
mit dem weltweit kürzesten Schnabel exklusiv nur bei uns. Und dass
wir Ihnen dies bieten können, ist der Umsicht des Tagebuchschreibers
und den Webcam-Verantwortlichen zu verdanken, die es ermöglichten,
dass dieser sensationelle Kurzschnabelstorch ein Leben in Freiheit
genießen konnte und weiterhin kann.
Dennoch sei allen Storchenfreunden dringend
angeraten – wer weiß, wie lange die Schorschis unserem Nest noch die
Treue halten? – auf unsere Website
www.storch24.de zu schauen und unseren Schorsch einmal live zu
bewundern! Was dem Berliner Zoo mit Knut gelang, sollte uns mit
unserem Schorsch doch auch gelingen! Dinkelsbühl wird überschwemmt
von Tierfreunden, die alle nur Schorsch, den kürzesten
Kurzschnabelstorch der Welt, bewundern und zu Gesicht bekommen
wollen. Die Rechte an Schorsch hat sich klugerweise bereits die
Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz sichern lassen und nicht,
wie vielleicht viele denken, Ihr Tagebuchschreiber. Der hat, außer
dass er für diese Website das Tagebuch verfasst, nichts mit dem Bund
Naturschutz zu tun, er ist nicht einmal Mitglied dieser
Naturschutzorganisation.
Die ersten Merchandising-Artikel sind bereits
in Planung, T-Shirts, Tassen, Teller sind schon mit Schorschs
Konterfei auf den Weg gebracht. Ein in Giengen ansässiger, namhafter
Stofftierproduzent hat die ersten Prototypen des „Kurzschnabels“ in
Arbeit. Das bisherige Storchenmodell dieser Firma fand wegen des
langen Schnabels noch nicht den gewünschten Absatz. Nachdem es nun
aber ganz offiziell einen kurzschnäbligen Vertreter dieser Spezies
gibt, kann auch – wie bei Knut – in die leicht veränderte Variante
investiert werden. Die ersten Versuche mit Kindern bewiesen ganz
eindeutig die Präferenz der kurzschnäbligen gegenüber der
langschnäbligen Version. Neun von zehn Kindern griffen spontan nach
Schorsch, wie das neue Modell offiziell auch heißen soll. Nun hoffen
natürlich alle Dinkelsbühler, dass ihr Schorsch noch möglichst lange
im Nest auf dem historischen Rathaus einziehen wird. Wenn die
Umbauarbeiten zum Museum dort einmal abgeschlossen sein werden,
werden die betreffenden Merchandising-Artikel im Foyer des
Kulturtempels erhältlich sein und die bis dahin modernste,
interaktive Übertragungskamera auf dem Dach des alten Rathauses wird
Bilder liefern, die an Brillanz und Komfort keine Wünsche offen
lassen. Eines sei aber an dieser Stelle schon zum wiederholten Mal
versichert: In das Brut- und Nestlingsgeschehen wird auch dann nicht
eingegriffen, so lange beide Elternteile ihrer Sinne mächtig sind
und sich nicht durch Tod aus der Jungenbetreuung verabschiedet
haben.
Was machte nun Schorsch an diesem Tag? Es war
der 38. Tag nach seiner Schnabelverletzung und der sechste nach dem
Verlust des halben Oberschnabels. Zum Beginn der Übertragung der
ersten Bilder aus dem Nest präsentierte sich unser Paar in voller
Größe und komplett im Nest. Es folgte der Abflug von Nummer 6, dem
anschließend der von Schorsch folgte.
Das Paar lässt grüßen und verzieht sich still und leise
Nach der ersten Frühstückspause begegnete man
unseren beiden Prachtstücken bereits kurz nach 8 Uhr erneut im Nest.
Sie gaben sich der gegenseitigen Körperpflege hin. Besonders
anrührend wirkte dabei eine Szene bei der Nummer 6 Schorsch
ausdauernd beknabberte.
Liebesbeweise?
Die tägliche Aufregung, ausgelöst durch einen
Luftalarm ließ ebenso nicht lange auf sich warten. Doch die
Schorschis blieben hier spielend Herren der Lage.
S
Ein schöner Rücken kann auch entzücken
Helle Aufregung
Um die
Mittagszeit ließ man es ruhiger angehen und verabschiedete sich zur
weiteren Nahrungsaufnahme aus dem Nest. Dass Schorsch durchaus
seinen eigenen Kopf durchsetzen kann, zeigte er am Nachmittag. Ohne
Begleitung demonstrierte er seine gute Verfassung durch eine lange
Siesta.
Ruhe sanft, Schorsch!
Um 21:40 Uhr zeigte sich das Paar zur
Übernachtung vereint im Nest.
Vereint
Kurz vor Einbruch der Dämmerung bereiste Ihr
Tagebuchschreiber noch einmal den Wörnitzabschnitt zwischen
Lehengütingen und Dinkelsbühl. Unseren Schorsch erneut dort zu
entdecken, fiel nicht besonders schwer. Er bleibt nämlich auch
weiterhin seiner Masche treu, sich Personen anzuschließen, die von
ihrem Habitus nach Angler aussehen: Grünes Outfit, Eimerchen,
fahrbarer Untersatz genau im rechten Winkel zur Angelstelle geparkt.
Gerade diese letzte Feststellung gilt für 99 Prozent aller
Petrijünger. Die Strecke zwischen dem Abstellplatz des Autos und der
Stelle, an der man schließlich seiner Leidenschaft nachgeht, ist
meist millimetergenau die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten.
Sie sehen also, dass sich diese Sportler darauf verstehen, mit ihren
Kräften pfleglich umzugehen und keinen Schritt zu viel machen. Da
wird auch schon mal über Wiesen gefahren oder dort geparkt, wo
Nicht-Angler nicht im Traum parken würden. Aber man gönnt sich ja
sonst nichts!
Schorsch stand also wieder mal da, wo er sich
eine leichte Beute versprach. Ob er etwas abbekam, ließ sich nicht
feststellen. Die Angler an der Froschmühle, aus der nahen Großstadt
stammend, nahmen jedenfalls keine Notiz von ihm.
Schorsch und seine Angler
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5. Jun. 07 |
Weiter reißen die Schreckensnachrichten nicht
ab! Dass man nach wie vor ungeniert Nester anfährt, ohne
irgendjemanden zu fragen oder gar – wie erforderlich – eine
Genehmigung bei der Höheren Naturschutzbehörde einzuholen, darf nach
den Vorfällen in und um Erlangen keinen mehr verwundern und weitet
sich langsam zu einer neuen und beliebten Sportart aus. Welche
Behörde hätte schon den Mut, in den angesprochenen Fällen klar
Stellung zu beziehen und ist der Karren, hier die Drehleiter, schon
einmal in den Dreck gefahren worden, macht man sie nur schwer wieder
flott. Außerdem hat man ja schon deswegen genug Prügel eingesteckt
und muss sich nicht noch weitere abholen. Man hält eben still und
lässt gewähren, um aus Tätern nicht noch Märtyrer werden zu lassen.
Ich will sagen, dass es für die Höhere
Naturschutzbehörde nicht mehr möglich ist, irgendetwas gegen die
laufenden und weiter ausufernden Eingriffe zu unternehmen.
Die „ESW“ genannte Variante ist für die ganze
Familie geeignet und dient einem besseren Verständnis der Natur und
ihrer Zusammenhänge. Das ESW oder auch „Extreme Stork Watching“ wird
von Drehleitern oder Hubsteigern ausgeführt und beinhaltet das
Aushorsten durchnässter und unterkühlter Jungen und die damit
zusammenhängenden, weiter erforderlichen Hilfsmaßnahmen (siehe
frühere Einträge).
Besonders beliebt ist das „XXL Extreme Stork
Watching“, bei dem ausschließlich tote Jung- und Altstörche geborgen
werden dürfen. Gerade letztere Variante erfreute sich in der
vergangenen Woche großer Beliebtheit.
Die Gemeinde Schopfloch unterzog das Rathaus,
den Sitz der Verwaltung, mit der Drehleiter der Feuerwehr einer
ausgiebigen Inspektion. Zuerst entfernte man die drei toten
Storchenküken aus den Schneefanggittern, um anschließend auch noch
dem Nest selbst seine Aufwartung zu machen. Was dort zu Tage trat,
konnte selbst Hartgesottene nicht ganz kalt lassen. Im Nest stieß
man auf das Schopflocher Storchenweibchen, das dort wohl schon
einige Tage liegen musste. Unter dem Körper der Storchenmutter barg
man noch die Leiche eines vierten Kükens, das wohl zum Zeitpunkt des
Todes noch gehudert wurde und vielleicht durch einen rechtzeitigen
Feuerwehreinsatz hätte gerettet werden können. Somit hätten wir ein
neues Argument, das eindeutig gegen das Brüten von Störchen im
Freien spricht. Mutter und Kind wären noch a, Leben, wenn die Eier
rechtzeitig aus dem Nest entfernt und in sicherem Gewahrsam gehalten
worden wären.
Vielleicht hat eines der Küken im Schopflocher
Nest den Regen überlebt und fiel später den heftigen Attacken
zahlreicher Fremdstörche – diese warfen schon mal drei Junge aus dem
Nest – mit seiner Mutter zum Opfer. Offenbar schützte das Weibchen
sein Junges, erhielt am Hals eine durch einen Schnabelhieb
hervorgerufene klaffende Wunde und verblutete anschließend im Nest.
So könnte sich der Vorgang in Wirklichkeit zugetragen haben. Wer
sich unangenehme Bilder nicht zumuten will, schließe jetzt ganz
schnell die Augen und blättere auf die nächste Seite.
Bilder einer
Katastrophe in Schopfloch
Dieses jüngste Horrorerlebnis ließ mir keine
Ruhe und ich startete zu einer weiteren großen Rundfahrt an die
Altmühl. Sechs Stunden sollte ich dabei auf Achse sein und Schönes,
aber auch wieder Schreckliches erleben müssen. Die Störche
Herriedens waren bei der Durchfahrt durch das Storchentor gerade
wieder aushäusig. Sterben alle Jungen eines Nestes – so wie hier –
und verbleiben sie, wie seit Jahrmillionen immer, im Nest, meiden
die Alten sehr gerne für einige Zeit das Nest und warten quasi ab,
bis sich die Jungen zu Kadavern und schließlich zu Humus
weiterentwickelt haben. Wenn einer der Alten dennoch im Nest landet,
vermeidet er es, sich dort hinzustellen, wo die Kadaver sich gerade
in Wohlgefallen auflosen. Wer stellt sich schon gerne in die
Verwesungsbrühe seines Nachwuchses? Also hält man sich in dieser
Zeit bevorzugt am Nestrand auf oder wartete, bis die Natur wieder
für reinen Tisch gesorgt hat. Sie müssen sich deshalb keine Sorgen
machen! Dies läuft, ohne dass wir es sehen und davon Notiz nehmen,
an Tausenden weiterer Nestern m gesamten Verbreitungsgebiet des
Weißstorchs so oder ähnlich ab. Bei rund 200 000 Brutpaaren in
Europa sicher keine zu niedrig angesetzte Zahl. Und denken Sie bitte
erst recht an den Winteraufenthalt unserer Weißstörche an spanischen
Müllkippen! Der Gestank dort ist mindestens genauso groß wie in den
Nestern, in denen einige Jungstörche vor sich hin gammeln.
In Rauenzell, einem Ortsteil von Herrieden,
reckte sich mir der Kopf eines etwa 10 Tage alten Jungstorchs
entgegen. Kommt er durch, wäre dies die erste erfolgreiche
Storchenbrut in der Geschichte des Ortes.
Mein Weg führte mich nach Großenried. Dort hat
sich seit dem Jahre 1999 in Sachen Storch nur wenig getan. Heute
leuchtete das Dach unterhalb des Nestes in einem strahlenden Weiß,
sicher halten sich dort seit mehr als einer Woche zwei Störche auf.
Zu Gesicht bekam ich heute leider keinen. Dafür gibt es frohe Kunde
aus Ornbau. Auch dort hat mindestens ein Jungstorch überlebt, er war
bei einsetzendem Regen aber auch gerade erst geschlüpft. Dies hat
ihm das leben gerettet. In Triesdorf hatte ich am Tag nach dem Regen
zwei größere Junge beringt. Sie lebten heute zum Glück noch. In
Merkendorf, meiner nächsten Station, rührte sich am und im Nest
nichts mehr. Die bereits geschlüpften Jungen waren tot. Dagegen
Freude in Wolframs-Eschenbach! Mindestens ein Junges – ebenfalls
zwischen einer und zwei Wochen alt – reckte den Kopf über den
Nestrand. Seit über 40 Jahren erbrachte dieses Brutjahr den ersten
Nachwuchs für die Stadt des Parzival-Dichters.
In Altenmuhr lebte vor einer Woche, also einen
Tag nach dem Regen, mindestens noch ein Junges. Nun regt sich kein
Leben mehr. Das Nest war heute verlassen, der Inhalt tot. In
Neuenmuhr dagegen wieder Freude! Die drei Jungen, die ich dort genau
vor einer Woche beringt hatte, waren putzmunter und haben allesamt
überlebt. Auch in Laubenzedel gibt es mindestens zweifachen
Nachwuchs. Auch an diesem Ort könnten – wenn alles gut verläuft –
nach über 40 Jahren wieder junge Störche zum Ausfliegen kommen. In
Gunzenhausen hat nach schweren Horstkämpfen ein neues Weibchen ein
neues Gelege gezeitigt. Zwei Junge von 18 Tagen tummelten sich an
diesem Nachmittag im Nest und machten die anderen schrecklichen
Bilder für ein Weilchen vergessen.
Der Rest gehörte wieder in die Kategorie „Tod“!
Alle Junge in den Nestern von Windsfeld und Trommetsheim – dort
hatte ich vor knapp 14 Tagen jeweils drei Junge schon beringt – sind
der Witterung zum Opfer gefallen. In Windsfeld stand der
Storchenpapa weit außen am Nestrand und schien es sichtlich zu
vermeiden, in die Verwesungsbrühe im Nestinneren zu treten.
Vor einigen Tagen hatte ich aus Gundelsheim den
Tod der Jungen und das Ausbleiben eines der Altstörche vermeldet.
Die Jungen sind auch jetzt noch tot, doch konnte ich heute beide
Altstörche am Ortsrand in einer frisch gemähten Wiese bei der
Nahrungssuche beobachten.
Ein Ereignis in Oberfranken erregte inzwischen
die Gemüter neu. Das Webcamnest am Beruflichen Schulzentrum in
Forchheim ließ das Verschwinden des einzigen Jungstorches
beobachtbar werden. Diesmal lag es aber nicht an den
Wetterverhältnissen, sondern am Ausfall des männlichen Brutstorches.
Dieser wurde flugunfähig im Bereich des Sportgeländes der
Berufsschule entdeckt und eingefangen. Bevor jemand fragt, weshalb
man hier den Storch gefangen hat und man es bei Schorsch nicht in
gleicher Weise getan hat, sei folgendes geantwortet. Schorsch konnte
immer fliegen, das Forchheimer Storchenmännchen hat sich einen
Flügel gebrochen! Dreimal dürfen Sie raten, was dann mit dem Storch
los ist!
Im nächsten Schritt entnahm man dann den
Jungstorch aus dem Nest und beide – jung und alt – kamen zur
Betreuung und ärztlichen Versorgung in den Tiergarten Nürnberg.
Diese Rettungsaktion ist in ihrer ganzen
Tragweite und Durchführung mit den gesetzlichen Bestimmungen
vereinbar und würde in gleicher Weise auch durch Ihren
Tagebuchschreiber so durchgeführt. Nesteingriffe während der Brut
und Jungenaufzucht finden nicht statt, es sei denn, einer der
Altstörche fällt durch Tod oder Unfall in der kritischen Zeit der
bewachten Jungenaufzucht aus. Dies war im Forchheimer Fall gegeben,
da das Junge noch nicht 4 Wochen alt war. Also Anerkennung an
Michael Zimmermann und seine Helfer von Feuerwehr und Fahrdienst.
Mit den Bildern des Tages aus dem Nest auf dem
alten Rathaus zu Dinkelsbühl möchte ich mich heute wieder von Ihnen
verabschieden. Wenn ich in den letzten Tagen gelegentlich etwas
deutlicher wurde, dann nur deshalb, weil mir die Störche seit 40
Jahren sehr am Herzen liegen und ich bis heute in jedem Jahr meine
gesamte Freizeit für diese Tiere geopfert oder sollte ich besser
sagen, meine gesamte Freizeit diesen Tieren gewidmet habe. Lesen Sie
doch in einer ruhigen Minute die in den Teilen 16 und 17 des
Tagebuchjahrganges 2002 niedergeschriebenen Bemühungen Ihres
Tagebuchschreiber, die Störche Hugo 1 und Hugo 2 zu retten.
Vielleicht müsste dann doch der eine oder andere Giftzwerg seine
Meinung revidieren. Der Einfachheit halber füge ich die Links gleich
hier bei. Viel Spaß beim Lesen.
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_02/chronik2002_16.htm
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_02/chronik2002_17.htm
Am Nest ereignete sich heute nichts
Spektakuläres. Wir können auch so ganz gut mit unserem Pärchen
leben. Dass sich unter diesem der einzige Kurzschnabelstorch der
Welt, der in freier Wildbahn lebt, befindet, kann nicht hoch genug
geachtet und beachtet werden.
Um 5:14 Uhr befand sich unser Nest nach einer
gemeinsamen Übernachtung wieder in einem jungfräulichen Zustand. Den
Vormittag verbrachten die Schorschis teilweise und in bester
Harmonie im Nest, ehe am Abend bis 21:40 Uhr die
Familienzusammenführung anstand.
Guten Morgen |
Schorsch startet als letzter |
Man hält Hof
Vereint |
|
6. Jun. 07 |
Anrufe am Morgen bedeuten schon seit Tagen
nichts Gutes für mich. So war es auch an diesem neuen Tag. Nachdem
für den kommenden Samstag ein größerer Beringungstermin ausgemacht
war, wartete ich auf eine endgültige Nachricht über den genauen
Ablauf. Die Nestbetreuerin von Lauingen an der Donau hatte schon
alles in die Wege geleitet und mich tatkräftig unterstützt. Doch nun
hatte sie ausnehmend schlechte Nachrichten. Beide Jungstörche an
ihrem Nest haben die Regentage nicht überlebt und auch in den
Nachbarorten Gundelfingen und Bächingen sind alle Jungen gestorben.
Die von mir schon vor dem Regen beringten Jungen in Höchstädt leben
allerdings noch und machen die ganze Katastrophe nur noch
unerklärlicher. Warum starben nicht alle Jungen? Was verhinderte in
einigen Nestern ihren Tod, während einen Kilometer weiter drei
gesunde Nachkommen am Leben blieben. Ich denke, dass hier noch ganz
andere Faktoren beteiligt waren, die über die reinen
Wettergeschehnisse hinausgehen. Das neueste und beste Nest Marke
Zimmermann, extra heuer für mehrere Tausend Euro entwickelt, um
Verluste durch Regen auszuschalten, hat der gesamten Brut den Tod
gebracht. Das größte und mächtigste Nest meines näheren
Bearbeitungsgebietes, nämlich das auf dem Kirchturm von Neuenmuhr,
beherbergt nach dem Regen (da waren sie über drei Wochen alt) immer
noch drei Junge, während gleichzeitig im nur einen Kilometer
entfernten Nest von Altenmuhr sich kein Leben mehr regt, ich aber
dort im Februar das gesamte Nest auf Fremdkörper und Grasbewuchs
untersucht habe und zusätzlich mit einem Spazierstock viele Male das
Nestinnere bis zur Basis durchstoßen habe. Außerdem hat das Nest
gerade mal ein Höhe von knapp 30 Zentimetern.
Welche Parameter spielen also für die Verluste
noch eine Rolle? Macht es auch die Erfahrung der Eltern, mit solchen
Extremsituationen fertig zu werden? Die Weibchen von Leutershausen,
Mosbach, Schopfloch und Weiltingen sind beispielsweise 23, 8, 14 und
noch einmal 14 Jahre alt und alle schon 6 und mehr Jahre am gleichen
Ort und sie haben alle ihre Jungen verloren. Also kann es nicht an
der Erfahrung liegen.
Am Nest selbst kann es ebenfalls nicht liegen,
auch wenn solches immer wieder behauptet wird und in Adelsdorf und
Höchstadt sich kurzzeitig regelrechte Pfützen gebildet hatten. Wie
sollen aber vierwöchige Junge in dieser Pfütze ertrinken? In
Pfaffenhausen sind ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt die Jungen
verendet, ohne dass sich vorher eine Pfütze gebildet hatte. Bleibt
also nur die Vermutung, dass es der Regen in Verbindung mit der
Kälte und daraus resultierendem Nahrungsmangel gewesen sein könnte?
Ich betone ausdrücklich „könnte“!
Die Ereignisse am Dinkelsbühler Nest sind es
heute wert, dass man dabei etwas ausholt, um die Tragweite der
Geschehnisse entsprechend einzuordnen. Wie ich Ihnen leider in den
letzten Tagen mitteilen musste, sind in vielen Nestern an Altmühl
und Wörnitz Totalverluste zu verzeichnen. Dennoch brachten im besten
Falle (es stehen noch einige Schlüpftermine aus!) 14 Paare ihre
Jungen über die Regentage hinweg, so dass es im Vergleich zum
Vorjahr (20 Paare) mit dem Rückgang auf dieser Ebene nicht ganz so
schlimm aussieht (30%). Diese nun arbeitslosen Paare – an Wörnitz
und Altmühl sind es momentan 16 – haben in der Tat nichts mehr zu
tun. So können sie getrost mal für Stunden oder auch Tage auf
Wanderschaft gehen und dort auftauchen, wo sie sonst um diese Zeit
nie und nimmer beobachtet werden könnten. Bei der Jungenaufzucht
entfernen sich die Eltern selten weiter als 5 Kilometer vom
Brutnest. Nun aber sind Flügen über größere Distanz keine zeitlichen
und energetischen Zwänge mehr auferlegt. Das muss man wissen, wenn
wir uns dem Altrathausnest zuwenden.
Was da zwischen 9 Uhr und 10 Uhr ablief,
verdient den Zusatz „bemerkenswert“!
Da beehrten unser Nest – einschließlich der
Schorschis – mindestens sechs verschiedene Störche. Doch lassen Sie
mich am Morgen beginnen! Um 5:00 Uhr, dem Zeitpunkt der
Live-Übertragung aus dem Storchennest, war Schorsch schon allein,
Nummer 6 bereits zum Frühstücken abgeflogen.
Schorsch schon allein
Ihr folgte der Kurzschnabel auf dem Fuß, so
dass wieder Warten angesagt war. Es wurde 9 Uhr und dann ereignete
sich durchweg Sehenswertes! Ein fremdes Paar hatte im Nest Station
gemacht. Das Männchen trug keinen Ring, während das Weibchen einen
Aluring über den Zehen des linken Storchenbeines sein Eigen nennen
konnte.
Paar 1 macht einen Kurzbesuch
Nun wissen Sie vielleicht, weshalb ich oben so
ausführlich die Lebensgewohnheiten jungenloser Paare beschrieben
habe und von den weiten Flügen, die sie dabei zurücklegen. Es gibt
im Umkreis von Dinkelsbühl im Augenblick nur zwei Paare mit dieser
Ringkonstellation. Bei beiden trägt das Weibchen einen Aluring
oberhalb der Zehen des linken Beines und bei beiden kam es in der
letzten Woche zu Totalverlusten der Jungen. Folglich kann es sich
bei diesem ersten Paar im Nest nur um die Störche aus Weiltingen
oder aus Mosbach handeln.
Die Freude währte nicht lange, denn fünf
Minuten später waren die ersten, fremden Besucher des Tages von
einem weiteren, neuen Paar abgelöst. Dies war unschwer an der
andersartigen Beringung der daran beteiligten Störche zu erkennen.
Paar 2 hat das Nest erobert
Diesmal landete ein rechts oben mit einem
ELSA-Ring versehenes Weibchen und ein unberingtes Männchen im Nest.
Im prächtigen Sonnenschein des Tages ergaben sich herrliche
Schnappschüsse. Während der gesamten Zeit gab es immer wieder
Luftalarm und die seitlichen Blicke nach oben unterstrichen diesen
Eindruck nachhaltig. Über eine halbe Stunde lang hielt das Paar die
Stellung, wobei es zwischendurch z einen Abflügen und neuen
Landungen kam.
Elsa allein |
Das Männchen allein |
Woher könnte dieses Paar stammen. Es gibt dazu
nur eine reelle Variante, bei der das Weibchen rechts oben einen
Elsaring trägt, das Männchen unberingt ist und beide ihre Jungen
verloren haben: Es kann nur das Paar aus Wilburgstetten sein!
Beendet wurde der Spuk nach etwa 40 Minuten
durch den explosiven Auftritt unseres Schorschs, der zeigte, wer der
Herr im Hause ist. Nummer 6 flog unmittelbar darauf an.
Schorsch tritt auf den Plan |
gefolgt von Nummer 6 |
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Beim Nestbau |
Bei der Gefiederpflege |
Alarmstimmung
In der Folge ließen die Schorschis nichts mehr
anbrennen. Sie hielten die Stellung, bis sich die Lage am Himmel
über Dinkelsbühl wieder beruhigt hatte. Gegen 11 Uhr zog man wieder
ab und überließ einem anderen, unberingten Storch für wenige Minuten
das Terrain. Danach dauerte es bis zum Abend, ehe sich Leben auf dem
Rathausdach einstellte. Es war im letzten Licht des Tages, als
Schorsch auftauchte. Über die Nummer 6 legte sich das nächtliche
Dunkel. Ob es zu einer gemeinsamen Übernachtung kam, Nummer 6 also
unerkannt in der Dunkelheit anflog, muss bis morgen früh offen
bleiben.
Eine Nachsuche nach den fremden Besuchern vor
Ort um die Mittagszeit erbrachte nur wenige Spuren. Einzig ein
unberingter Storch mit komplettem Schnabel hielt sich unweit der
Dinkelsbühler Kläranlage auf. Er ruhte auf einem mit weißer Folie
eingepackten Siloballen und nutzte diesen als künstlichen Ausguck.
Ansonsten erbrachte meine Rundreise wenig Greifbares. In
Wilburgstetten sah ich keinen Storch im Nest stehen, in Weiltingen
stand ein Altstorch hart am Nestrand, um ja nicht zu viel mit den
toten Jungen in Kontakt zu kommen, in Wittelshofen hielt einer der
Altvögel Wache beim überlebenden Jungen und in Gerolfingen kämpften
zwei Fremde mit dem ortsansässigen Paar um die Vorherrschaft am
Nest. Am Abend kam noch ein Anruf des „Nestbesitzers“ aus
Gerolfingen, der davon sprach, dass die Attacken den ganzen Tag über
anhielten und nun die beiden Angreifer auf Dächern in der
Nachbarschaft Platz genommen hätten, beide seien unberingt. Da
musste ich gleich an das Paar aus Wassertrüdingen denken, das
ebenfalls alle Jungen verloren hat und nun ebenso wie die Paare in
ähnlicher Situation herumzigeunern und andere Paare, Nester und
Junge attackieren. Wer weiß, wie sich diese Gefahr auf Nestern
auswirkt, in denen Junge überlebt haben. Es könnte nämlich in den
nächsten Tagen passieren, dass solche „arbeitslosen“ Paare die
überlebenden Jungen angreifen und das eine oder andere von ihnen
noch töten werden. |
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7. Jun. 07 |
Fronleichnam
Traumhaftes Wetter, starker Wind, nahe 30 Grad warm, trocken!
Die Morgenbilder bewiesen, dass Nummer 6 doch im Nest oder
jedenfalls in unmittelbarer Nähe desselben übernachtet haben musste,
stand sie doch kurz nach 5 Uhr noch mit Schorsch zusammen im Nest.
Beide gemeinsam am Morgen |
Schorsch vor dem Abflug |
Wenige Minuten später überließen die Schorschis
das Feld freiwillig den Rabenvögeln. Eine Elster sowie mehrere
Dohlen gaben sich ein Stelldichein. Letztere bemühten sich, eine
echte Storchenfeder in ihren Gewahrsam zu bringen. Diese Absicht war
jedoch nicht von Erfolg gekrönt.
Rabenvogel Elster |
Rabenvogel Dohle |
Ein Ruck durchfuhr mich beim Betrachten der
Live-Bilder, als kurz nach 9 Uhr – ich erinnere nur an die
Geschehnisse von gestern – erneut ein fremdes Paar im Nest stand.
„Männchen ohne Ring, Weibchen oben rechts Elsaring“, so lautete die
Kurzdiagnose.
Das fremde Paar
In solchen Fällen pflegt mich dann die
Jagdleidenschaft zu packen und ich lasse alles liegen und stehen,
schwinge mich in mein Auto und brause in die Nachbarstadt. Von
meiner Haustür bis zum alten Rathaus von Dinkelsbühl beträgt die
einfache Fahrtstrecke rund 14 Kilometer. Eine viertel Stunde vergeht
schon – vorausgesetzt die Verkehrsverhältnisse lassen dies zu – bis
ich vor dem Nest stehe. Heute war diese Vorgabe leicht zu erfüllen,
denn wegen des Feiertages gab es keinen Schwerlastverkehr auf der
sonst sehr stark befahrenen Bundesstraße 25. Ein Blick vom
Kirchhöflein zum Nest genügte, um Klarheit über die Identität zu
erlangen. Der Elsaring trug dieselbe Nummer wie der Ring des
Weibchens aus Wilburgstetten, den ich erst vor wenigen Tagen dort
abgelesen hatte. Also darf man jetzt mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit auch davon ausgehen, dass das Paar Nummer 2 von
gestern ebenfalls aus Wilburgstetten kam, wie ich ja auch schon
vermutet hatte. Kleines Bonmot am Rande. Das Geschwisterchen des
heutigen Ringstorchs, ebenfalls 2004 in Trommetsheim von Ihrem
Tagebuchschreiber beringt, stand am 26. Mai im Rathausnest. Damit
liegt der seltene Nachweis vor, dass zwei Geschwisterstörche im
selben Jahr am selben Nest auftauchen! Wieder mal etwas Neues und
Einmaliges! Solche Fälle ereignen sich bevorzugt am Dinkelsbühler
Rathausnest. Was da in den letzten Jahren an Katastrophen, an
Skurrilem und Einmaligem ablief, zeigte die ganze Bandbreite
störchischen Lebens komprimiert auf wenige Jahre.
Abflug der Fremden
Auf der Rückfahrt – das fremde Paar war
inzwischen wieder abgeflogen – entdeckte ich die Schorschis, die von
der Inbesitznahme ihres Nestes nichts mitbekommen hatten, auf einer
frisch gemähten Wiese unterhalb von Lehengütingen unmittelbar an der
Wörnitz. Ein weiteres Bild aus dem Nahrungsgebiet steuerte heute
auch Carola bei, die die Schorschis südöstlich von Dinkelsbühl in
Richtung Wassertrüdingen antraf. Die Bevorzugung gemähter
Wiesenflächen lässt sich dabei eindeutig erkennen.
Im Nahrungsgebiet unterhalb von Lehengütingen.
Carolas Schnappschuss der Schorschis
Ab 10:30 Uhr zogen es die Altrathausbewohner
vor, ihrem Nest vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken und der
Fronleichnamsprozession beizuwohnen, die vor ihrer Behausung an
einem prächtigen Altar Station machte.
Der prächtige Altar am alten Rathaus
Auch das bunte Treiben danach rings um die
Georgskirche fand bei den Schorschis Gefallen und führte dazu, dass
sie kaum mehr gewillt waren, ihren hohen Ausguck zu verlassen. So
wurde aus ihrem Besuch ein mehr als vier Stunden dauernder
Langzeitaufenthalt.
Die Schorschis beim Langzeitaufenthalt
Erst bei Einbruch der Dunkelheit schwebte man
am Übernachtungsplatz und verbrachte eine geruhsame und laue Nacht.
Vereint zur Nacht |
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8. Jun. 07 |
Ein abschließendes Resümee über die
Jungenverluste in den bayerischen Storchennestern ist natürlich noch
nicht möglich, es sollten aber ein paar Zahlen schon jetzt zurecht
gerückt werden!
Im letzten Jahr gab es in Bayern 143
Storchenpaare, die insgesamt 220 Junge zum Ausfliegen brachten. Dies
entspricht einem Durchschnittswert von 1,5 ausfliegenden Jungen pro
anwesendem Brutpaar (in unserem Falle also von 143). In dieser Zahl
143 sind natürlich auch die Paare enthalten, die im fraglichen Jahr
nur einen Brutversuch unternommen oder Gelege und/oder Eier verloren
oder – wie heuer ehr häufig vorkommend – ihre Jungen aus
verschiedensten Gründen nicht bis zum Flüggewerden betreuen konnten.
Diese Zahl ist für die Beurteilung der Vitalität einer
Teilpopulation die allerwichtigste und gibt Aufschluss über
Katastrophenjahre und über die Entwicklung und die
Entwicklungschancen, die sich für die Zukunft ergeben.
Rechenmodelle, die als Ergebnisse einer konsequenten
Beringungsarbeit erstellt werden konnten, haben kurz zusammengefasst
folgendes Ergebnis erbracht. Unter Berücksichtigung der Moralität
bei Weißstörchen muss die durchschnittliche Jungenzahl eines
Gebietes (hier Franken), bezogen auf alle anwesenden Brutpaare oder
brutwilligen Störche, den Wert 2,02 JZa erreichen. In sehr guten
Jahren wird dieser Wert knapp überschritten, in schlechten (2006:
1,52 JZa, 2007: unter 1,00 JZa??) mehr oder weniger deutlich
unterschritten. Ermittelt man einen durchschnittlichen JZa-Wert aus
den vergangenen Jahrzehnten für das westliche Mittelfranken
(1969-2006), erhält man einen Wert von 1,9 JZa (Extreme zwischen 0,7
und 3,0 JZa). Pro anwesendem Storchenpaar fliegen demnach 1,9
Storchenjunge im Durchschnitt jedes Jahr aus! Der Einfachheit halber
runde ich für meine weiteren Berechnungen auf 2,0 ausfliegende Junge
auf!
Nachdem es im letzten Jahr 143 Storchenpaare in
Bayern gab und es sicher 2007 deutlich mehr sein werden, erhöhe ich
die Werte der anwesenden Brutpaare auf 150. Um leichter rechnen zu
können eignet sich dieser Wert ganz gut. Auch wenn es vielleicht
sogar über 160 Paare sind, wird der Fehler dennoch kleiner sein, da
ich auch auf 2,0 JZa aufgerundet habe. Wetter hin oder her! Nach der
40-jährigen Statistik wären in diesem Jahr rund 300 Jungstörche in
Bayern ausgeflogen. Ein besseres Ergebnis wäre dabei ebenso möglich
gewesen wie ein schlechteres.
Nun gehen Zeitungsberichte, deren Verfasser mit
Zahlen aus dem Nürnberger und Erlanger Raum versorgt wurden, allein
von 500 toten Jungstörchen in Bayern aus! Sie sehen schon, wie wenig
seriös diese Zahlen sind, denn es waren überhaupt nur insgesamt 300
zu erwarten und dann sind 500 Tote schon ein kleines oder größeres
Kuriosum! Ich will die Katastrophe in diesem Jahr auf keinen Fall
schön reden, aber man sollte doch bei der Wahrheit bleiben!
Bei Stallhaltung von Weißstörchen kommen wir
schon auf entsprechende Zahlen, wie sie in den Medien verbreitet
werden. Da hat nämlich ein Storchenpaar – gerundet – 5,0 Eier pro
Jahr. Bei Stallhaltung und/oder einer Lebensweise, die von
Fütterungen abhängig ist und bei Regen und Kälte und bei anderen
Gelegenheiten Eingriffe zulässt, komme ich bei 150 Brutpaaren in
Bayern (100% Ausfliegeerfolg!) auf 750 Junge im Jahr. Da nähern wir
uns mit den 500 Toten schon der gewünschten, richtigen
Größenordnung!
Bleiben wir aber im Weiteren bei der Realität
und die geht von maximal 300 ausfliegenden Jungen aus. In den
Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen werden, wenn es von
nun an gut weiterläuft, 20 - 30 Junge ausfliegen. Damit käme ich für
Bayern auf 100-150 in diesem Jahr. Ich tendiere eher zu der unteren
Grenze von 100 und käme damit auf möglicherweise 200 tote
Jungstörche und einer hypothetischen JZa von gerundet 0,7. Ein
zugegeben schlechter Wert, der sich aber in den nächsten Jahren
wieder verbessern sollte. Da Störche seit kurzem regelmäßig im Alter
von zwei Jahren bereits in das Brutgeschehen eingreifen, könnte 2009
ein leichter Bestandseinbruch bei den Brutpaaren zu verzeichnen
sein. Wenn nicht?!
Das bisher Ausgeführte gilt, streng genommen,
für isolierte Teilpopulationen, die ein Abwandern oder eine
Zuwanderung aus anderen Gebieten nicht vorsehen. Nun haben wir ja
das Glück, dass unsere Störche an einem regen Austausch in alle
Himmelsrichtungen mit anderen Storchenpopulationen beteiligt sind
und nicht wie angewurzelt nur in der Nähe ihres Geburtsortes
siedeln. Dasselbe gilt natürlich auch für Störche in einem tausend
Kilometer um Dinkelsbühl zu ziehenden Radius. Wir entsenden also
Störche in diesem Umkreis, beziehen aber auf der anderen Seite auch
von dort Nachwuchskräfte und Verstärkung für die eigene Population.
Gerade das, was sich seit Jahren westlich unserer Landesgrenzen
ereignet, verdient die höchste Aufmerksamkeit. Ich spreche von einer
explosionsartig nach oben schnellenden Populationsentwicklung in
Spanien und nicht zuletzt auch in Frankreich. In diesen beiden
Ländern geschah mit dem Storchenbestand in wenigen Jahren
Gewaltiges. Während in Franken Störche gefönt, mit warmen Eimern am
Leben gehalten oder einfach wie Haustiere behandelt werden, schoss
der Bestand westlich unserer Landesgrenzen – ganz ohne solche
Spielchen und Kindereien - in die Höhe. In Spanien verdoppelte sich
der Bestand in den vergangenen 10 Jahren auf nunmehr fast 35 000
Paare – Tendenz weiter steigend – während in Frankreich die
jährlichen Wachstumsraten sogar bei 14% liegen und sich der Bestand
von nahe Null in den 70er Jahren bis auf über 1200 Paare im Jahre
2006 steigerte. Auch in Bayern konnte sich seit Mitte der 80er
Jahre, also in gut 20 Jahren, der Bestand von unter 70 Paaren auf
nunmehr über 150 Paare steigern und das trotz der vielen Spielchen,
die man mit unseren Störchen treibt. Wer angesichts einer solchen
Erfolgsgeschichte behauptet, vom Fönen und der Gabe von Rotlicht sei
das Überleben der Art abhängig, kann nur müde belächelt werden.
Die gestiegenen Bestände im Westen und unsere
hohen Bestandszahlen – die höchsten seit fast 50 Jahren – werden
einen weiteren Zuwachs in den nächsten Jahren bringen. Immer mehr
Störche aus dem Elsass, aus Lothringen und aus anderen Landesteilen
in Frankreich werden in Zukunft verstärkt nach neuen Lebensräumen
suchen und dabei weitere Nester bei uns in Bayern gründen oder
verlassene wieder besiedeln. Allein die Beobachtungen vieler
einjähriger Störche aus Frankreich und den Gebieten am Rhein in
kleinen Trupps in unserer Gegend sprechen dafür, dass die
Erfolgsstory „Weißstorch“ weiter anhält.
Die Schorschis hatten es heute Morgen nicht
sehr eilig, das Nest zu verlassen. Für unseren Schorsch kann der
Kurzschnabel die eine oder andere Nackenwirbelverkrümmung mit sich
bringen. Er muss die fehlenden, rund 8 Zentimeter ab sofort durch
eine Überdehnung der Halsmuskulatur ausgleichen. Sicher eine
Beeinträchtigung, die manchen Tierschützer erneut nach einem Arzt
rufen lässt und irreparable Schädigungen von Teilen des
Stützapparates nach sich ziehen sollte. Wie kann vorgegangen werden?
Für Ratschläge bin ich jederzeit aufnahmefähig! Dass Schorsch
wenigstens ausreichend Futter zu sich nimmt, beweist ein
Schnappschuss, der ihn beim Absetzen eines gewaltigen Kotstrahls
zeigt. Da kann man richtig durchatmen und stolz auf so viel Mist
sein! Ein Scherzkeks, wer dabei schon wieder an das Tagebuch denkt!
Guten Morgen, Schorschis! |
Das geht ins Kreuz |
|
|
Verdauung funktioniert |
Schorschs Abflug |
Um 5:32 Uhr war es mit der Storchenherrlichkeit
am Nest vorbei, ehe Nummer 6 zunächst allein und entspannt eine
vorgezogene Siesta hielt. Weshalb er urplötzlich wie gestört im Nest
herumsprang, sogar kurz auf den Dachfirst auswich und danach im Nest
eine weitere Runde in ekstatischen Verrenkungen hinlegte, soll mal
sein Geheimnis bleiben. Vor einigen Tagen wurde bei ihm schon einmal
Ähnliches festgestellt.
Mittagssiesta |
Wilder Tanz |
Mit dem
Auftritt von Schorsch normalisierte sich der Zustand von Nummer 6
schnell.
Schorsch ist auch zurück
Als man gemeinsam ins Nahrungsgebiet startete
und nicht mehr das Nest und seine Umgebung im Auge hatte, landete
für kurze Zeit ein Fremder in Schorschis Appartement. Seine langen
Beine sowie das Fehlen eines Ringes waren eindeutige Kennzeichen,
ihn als „Nicht-Schorschi“ anzusprechen.
Der fremde Besucher
Wenn schon keine Störche gab es am Vorabend
Täubchen im Doppelpack. Sie nahmen ein nicht enden wollendes
Sonnenbad und schienen Gefallen an ihrem neuen Riesennest zu haben.
Turteltäubchen
Wie gehabt gestaltete sich schließlich noch der
Abendeinflug. Nummer 6 eröffnete den Reigen um 21:23 Uhr, Schorsch
mit dem kurzen Schnabel folgte im gleichen Atemzug.
Nummer 6 zurück |
Vereint |
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Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des
„Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen.
Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten
finden Sie hier einen ausführlichen
Bericht.
Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere
Spendenaktion.
-
Hier könne Sie
sich über die Ziele und Möglichkeiten der
Natur- und
Umweltstiftung
informieren.
Wenn Sie mehr über die Aktivitäten
der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen
Sie doch mal in das "Naturschutztagebuch"
von Thomas Joas.
-
Vom 12. bis 20.
Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit
zahlreichen Veranstaltungen statt.
Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises
Ansbach.
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Neu und für Storchenfreunde
sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden
Storchenstandorte,
dargestellt mit Hilfe von Google Maps. |
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch"
und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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