Storchenkamera
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 8
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8. Jun. 07 |
Ein abschließendes Resümee über die
Jungenverluste in den bayerischen Storchennestern ist natürlich noch
nicht möglich, es sollten aber ein paar Zahlen schon jetzt zurecht
gerückt werden!
Im letzten Jahr gab es in Bayern 143
Storchenpaare, die insgesamt 220 Junge zum Ausfliegen brachten. Dies
entspricht einem Durchschnittswert von 1,5 ausfliegenden Jungen pro
anwesendem Brutpaar (in unserem Falle also von 143). In dieser Zahl
143 sind natürlich auch die Paare enthalten, die im fraglichen Jahr
nur einen Brutversuch unternommen oder Gelege und/oder Eier verloren
oder – wie heuer ehr häufig vorkommend – ihre Jungen aus
verschiedensten Gründen nicht bis zum Flüggewerden betreuen konnten.
Diese Zahl ist für die Beurteilung der Vitalität einer
Teilpopulation die allerwichtigste und gibt Aufschluss über
Katastrophenjahre und über die Entwicklung und die
Entwicklungschancen, die sich für die Zukunft ergeben.
Rechenmodelle, die als Ergebnisse einer konsequenten
Beringungsarbeit erstellt werden konnten, haben kurz zusammengefasst
folgendes Ergebnis erbracht. Unter Berücksichtigung der Moralität
bei Weißstörchen muss die durchschnittliche Jungenzahl eines
Gebietes (hier Franken), bezogen auf alle anwesenden Brutpaare oder
brutwilligen Störche, den Wert 2,02 JZa erreichen. In sehr guten
Jahren wird dieser Wert knapp überschritten, in schlechten (2006:
1,52 JZa, 2007: unter 1,00 JZa??) mehr oder weniger deutlich
unterschritten. Ermittelt man einen durchschnittlichen JZa-Wert aus
den vergangenen Jahrzehnten für das westliche Mittelfranken
(1969-2006), erhält man einen Wert von 1,9 JZa (Extreme zwischen 0,7
und 3,0 JZa). Pro anwesendem Storchenpaar fliegen demnach 1,9
Storchenjunge im Durchschnitt jedes Jahr aus! Der Einfachheit halber
runde ich für meine weiteren Berechnungen auf 2,0 ausfliegende Junge
auf!
Nachdem es im letzten Jahr 143 Storchenpaare in
Bayern gab und es sicher 2007 deutlich mehr sein werden, erhöhe ich
die Werte der anwesenden Brutpaare auf 150. Um leichter rechnen zu
können eignet sich dieser Wert ganz gut. Auch wenn es vielleicht
sogar über 160 Paare sind, wird der Fehler dennoch kleiner sein, da
ich auch auf 2,0 JZa aufgerundet habe. Wetter hin oder her! Nach der
40-jährigen Statistik wären in diesem Jahr rund 300 Jungstörche in
Bayern ausgeflogen. Ein besseres Ergebnis wäre dabei ebenso möglich
gewesen wie ein schlechteres.
Nun gehen Zeitungsberichte, deren Verfasser mit
Zahlen aus dem Nürnberger und Erlanger Raum versorgt wurden, allein
von 500 toten Jungstörchen in Bayern aus! Sie sehen schon, wie wenig
seriös diese Zahlen sind, denn es waren überhaupt nur insgesamt 300
zu erwarten und dann sind 500 Tote schon ein kleines oder größeres
Kuriosum! Ich will die Katastrophe in diesem Jahr auf keinen Fall
schön reden, aber man sollte doch bei der Wahrheit bleiben!
Bei Stallhaltung von Weißstörchen kommen wir
schon auf entsprechende Zahlen, wie sie in den Medien verbreitet
werden. Da hat nämlich ein Storchenpaar – gerundet – 5,0 Eier pro
Jahr. Bei Stallhaltung und/oder einer Lebensweise, die von
Fütterungen abhängig ist und bei Regen und Kälte und bei anderen
Gelegenheiten Eingriffe zulässt, komme ich bei 150 Brutpaaren in
Bayern (100% Ausfliegeerfolg!) auf 750 Junge im Jahr. Da nähern wir
uns mit den 500 Toten schon der gewünschten, richtigen
Größenordnung!
Bleiben wir aber im Weiteren bei der Realität
und die geht von maximal 300 ausfliegenden Jungen aus. In den
Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen werden, wenn es von
nun an gut weiterläuft, 20 - 30 Junge ausfliegen. Damit käme ich für
Bayern auf 100-150 in diesem Jahr. Ich tendiere eher zu der unteren
Grenze von 100 und käme damit auf möglicherweise 200 tote
Jungstörche und einer hypothetischen JZa von gerundet 0,7. Ein
zugegeben schlechter Wert, der sich aber in den nächsten Jahren
wieder verbessern sollte. Da Störche seit kurzem regelmäßig im Alter
von zwei Jahren bereits in das Brutgeschehen eingreifen, könnte 2009
ein leichter Bestandseinbruch bei den Brutpaaren zu verzeichnen
sein. Wenn nicht?!
Das bisher Ausgeführte gilt, streng genommen,
für isolierte Teilpopulationen, die ein Abwandern oder eine
Zuwanderung aus anderen Gebieten nicht vorsehen. Nun haben wir ja
das Glück, dass unsere Störche an einem regen Austausch in alle
Himmelsrichtungen mit anderen Storchenpopulationen beteiligt sind
und nicht wie angewurzelt nur in der Nähe ihres Geburtsortes
siedeln. Dasselbe gilt natürlich auch für Störche in einem tausend
Kilometer um Dinkelsbühl zu ziehenden Radius. Wir entsenden also
Störche in diesem Umkreis, beziehen aber auf der anderen Seite auch
von dort Nachwuchskräfte und Verstärkung für die eigene Population.
Gerade das, was sich seit Jahren westlich unserer Landesgrenzen
ereignet, verdient die höchste Aufmerksamkeit. Ich spreche von einer
explosionsartig nach oben schnellenden Populationsentwicklung in
Spanien und nicht zuletzt auch in Frankreich. In diesen beiden
Ländern geschah mit dem Storchenbestand in wenigen Jahren
Gewaltiges. Während in Franken Störche gefönt, mit warmen Eimern am
Leben gehalten oder einfach wie Haustiere behandelt werden, schoss
der Bestand westlich unserer Landesgrenzen – ganz ohne solche
Spielchen und Kindereien - in die Höhe. In Spanien verdoppelte sich
der Bestand in den vergangenen 10 Jahren auf nunmehr fast 35 000
Paare – Tendenz weiter steigend – während in Frankreich die
jährlichen Wachstumsraten sogar bei 14% liegen und sich der Bestand
von nahe Null in den 70er Jahren bis auf über 1200 Paare im Jahre
2006 steigerte. Auch in Bayern konnte sich seit Mitte der 80er
Jahre, also in gut 20 Jahren, der Bestand von unter 70 Paaren auf
nunmehr über 150 Paare steigern und das trotz der vielen Spielchen,
die man mit unseren Störchen treibt. Wer angesichts einer solchen
Erfolgsgeschichte behauptet, vom Fönen und der Gabe von Rotlicht sei
das Überleben der Art abhängig, kann nur müde belächelt werden.
Die gestiegenen Bestände im Westen und unsere
hohen Bestandszahlen – die höchsten seit fast 50 Jahren – werden
einen weiteren Zuwachs in den nächsten Jahren bringen. Immer mehr
Störche aus dem Elsass, aus Lothringen und aus anderen Landesteilen
in Frankreich werden in Zukunft verstärkt nach neuen Lebensräumen
suchen und dabei weitere Nester bei uns in Bayern gründen oder
verlassene wieder besiedeln. Allein die Beobachtungen vieler
einjähriger Störche aus Frankreich und den Gebieten am Rhein in
kleinen Trupps in unserer Gegend sprechen dafür, dass die
Erfolgsstory „Weißstorch“ weiter anhält.
Die Schorschis hatten es heute Morgen nicht
sehr eilig, das Nest zu verlassen. Für unseren Schorsch kann der
Kurzschnabel die eine oder andere Nackenwirbelverkrümmung mit sich
bringen. Er muss die fehlenden, rund 8 Zentimeter ab sofort durch
eine Überdehnung der Halsmuskulatur ausgleichen. Sicher eine
Beeinträchtigung, die manchen Tierschützer erneut nach einem Arzt
rufen lässt und irreparable Schädigungen von Teilen des
Stützapparates nach sich ziehen sollte. Wie kann vorgegangen werden?
Für Ratschläge bin ich jederzeit aufnahmefähig! Dass Schorsch
wenigstens ausreichend Futter zu sich nimmt, beweist ein
Schnappschuss, der ihn beim Absetzen eines gewaltigen Kotstrahls
zeigt. Da kann man richtig durchatmen und stolz auf so viel Mist
sein! Ein Scherzkeks, wer dabei schon wieder an das Tagebuch denkt!
Guten Morgen, Schorschis! |
Das geht ins Kreuz |
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Verdauung funktioniert |
Schorschs Abflug |
Um 5:32 Uhr war es mit der Storchenherrlichkeit
am Nest vorbei, ehe Nummer 6 zunächst allein und entspannt eine
vorgezogene Siesta hielt. Weshalb er urplötzlich wie gestört im Nest
herumsprang, sogar kurz auf den Dachfirst auswich und danach im Nest
eine weitere Runde in ekstatischen Verrenkungen hinlegte, soll mal
sein Geheimnis bleiben. Vor einigen Tagen wurde bei ihm schon einmal
Ähnliches festgestellt.
Mittagssiesta |
Wilder Tanz |
Mit dem
Auftritt von Schorsch normalisierte sich der Zustand von Nummer 6
schnell.
Schorsch ist auch zurück
Als man gemeinsam ins Nahrungsgebiet startete
und nicht mehr das Nest und seine Umgebung im Auge hatte, landete
für kurze Zeit ein Fremder in Schorschis Appartement. Seine langen
Beine sowie das Fehlen eines Ringes waren eindeutige Kennzeichen,
ihn als „Nicht-Schorschi“ anzusprechen.
Der fremde Besucher
Wenn schon keine Störche gab es am Vorabend
Täubchen im Doppelpack. Sie nahmen ein nicht enden wollendes
Sonnenbad und schienen Gefallen an ihrem neuen Riesennest zu haben.
Turteltäubchen
Wie gehabt gestaltete sich schließlich noch der
Abendeinflug. Nummer 6 eröffnete den Reigen um 21:23 Uhr, Schorsch
mit dem kurzen Schnabel folgte im gleichen Atemzug.
Nummer 6 zurück |
Vereint |
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9. Jun. 07 |
An der Storchenfront scheint wieder Ruhe
eingekehrt zu sein. Auch in Teilen Spaniens hat es heuer
Jungenverluste durch Wetterkapriolen gegeben. Schade, kann man da
nur sagen! Dabei wäre es doch so einfach gewesen, Leben zu retten.
Man hätte sich nur an der Natur- und Umwelthilfe Erlangen
orientieren müssen und mehrere Tausend Storchenjunge hätten gerettet
werden können. Bei 35000 Storchenpaaren und ähnlichen Verlusten, wie
von der rührigen Umwelthilfe allein in Franken suggeriert (500),
käme man für Spanien hochgerechnet sogar auf 200 000 tote
Jungstörche. Unter solchen Umständen kann kein spanischer
Storchenschützer mehr ruhig schlafen. Doch keiner dort hat auch nur
eine Hand gerührt oder Junge ausgehorstet, sie gefönt, mit Futter
versorgt, mit Rotlicht gewärmt und in anderer Weise Hand angelegt.
Da ist es an der Zeit, unseren spanischen Freunden einmal die
wichtigsten Richtlinien im Storchenschutz näher zu bringen. Wann man
und wie man und wie oft man Horste anzufahren und dann zuzupacken
hat! Man sollte das Merkblatt schleunigst ins Spanische übersetzen
und in hoher Auflage (vorerst 50 000) herstellen und an alle
Horstbesitzer und/oder Horstbetreuer in Spanien abgeben. Oder hat
man Angst, dass man nach dem Lesen des Merkblattes dort Sätze hört
wie: „Das kommt mir aber spanisch vor!“ Wo sie Recht haben, haben
sie Recht, die Spanier!
Die Schorschis begrüßten alle Frühaufsteher in
alter geistiger und körperlicher Frische. Schorsch düste als erster
ab, dicht gefolgt vom Partner um 5:50 Uhr. Ein weiterer,
wunderschöner Frühsommertag hielt Einzug und brachte abermals
Temperaturen von knapp 30 Grad.
Der Morgen dämmert |
Nummer 6 vor dem Abflug |
In die mittägliche Ruhe platzte plötzlich ein
fremder Besucher, der durch einen Riesenschnabel sowie eine fehlende
Ringpracht sofort als solcher auffiel. Nach einem Weilchen, in dem
er der Ruhe nicht so recht trauen wollte, fand er Gefallen am
fremden Nest und begann sich häuslich einzurichten. So ging das eine
gute halbe Stunde. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Der fremde Riesenschnabelstorch
Um 12:52 Uhr kam es zum Angriff von Nummer 6,
die überraschend aufgetaucht war und mit einem kurzen Körperkontakt
den Eindringling aus dem Nest stieß.
Körperkontakt |
Im Gleichklang mit Schorsch |
Sekunden später trat auch Schorsch auf die
Bildfläche und gemeinsam gab es für den Nestinteressenten dann
nichts mehr zu erben. 15 Minuten währte das unaufhörliche Droh- und
Imponiergehabe der Schorschis, die damit zum Ausdruck brachten, dass
sich der Riesenschnabel während dieser Zeit auch weiter in der
näheren Nestumgebung aufhielt. Nach und nach wurde das
Abwehrverhalten der Unsrigen immer schwächer, bis es ganz erlosch,
Ruhe einkehrte und schließlich an den Abflug gedacht werden konnte.
Bis auf ein neues Maximum von drei
„Turteltäubchen“ erbrachte das Geschehen am Nest nichts Aufregendes
mehr, so dass mit den traditionellen Übernachtungsgästen gegen 21:26
Uhr ein weiterer Tag im Leben der Schorschis sein Ende fand.
Die Turteltäubchen |
Vereint für die Nacht |
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10. Jun. 07 |
Mein letzter Ferientag! Dass Sie so lange auf
eine Aktualisierung des Tagebuches warten mussten, lag ein wenig an
mir, vor allem aber a Webmaster Wolfgang, der seinen wohlverdienten
Urlaub antreten durfte und eben nicht „greifbar“ war.
So um den 20. Mai herum war ich nahe dran, die
Arbeit hinzuschmeißen, also auf Tagebuch und Ärger zu verzichten.
Nachdem ich meine Entscheidung ein wenig überschlafen hatte und mir
einige Freunde Mut gemacht hatten, entschloss ich mich, die
Berichterstattung fortzusetzen. Einzige Leidtragende wären ja nur
die gewesen, die stets niveauvoll und mit sachlicher Kritik meine
Ansichten über Naturschutz und Schutz der Störche im Speziellen
begleitet und kommentiert haben. Gerade für diese überragend große
Mehrheit unter den Sehern der Webcam und den Lesern des Tagebuches
wäre die Einstellung der Tagebucharbeit sicher auf viel Wehmut und
Trauer gestoßen. So schrieb ich nach keinem kurzen Burnout täglich
weiter und sandte das geballte Material nach Wolfgangs Rückkehr aus
den Ferien zur Veröffentlichung an ihn. So kam es zu diesem
gewaltigen Nachtrag ab dem 20. Mai oder ab Teil 7 des laufenden
Tagebuchjahrganges. Viel Lesestoff, aber die Ereignisse ergaben in
den vergangenen zwei Wochen so viel Zündstoff, dass die
entsprechenden Erklärungsversuche länger ausfallen und noch
eindringlicher ausgeführt werden mussten.
Die Tatsache, dass mancher bei der
Kommentierung im Gästebuch die Linie verlor und sich dabei gänzlich
diskreditierte, sei verziehen. Wer sich auf die Art und Weise
blamieren will, sollte aber wenigstens so viel Anstand besitzen, es
unter seinem wirklichen Namen zu tun. Dann wäre vielleicht manches
noch mehr nachzuvollziehen.
Der Tag der Schorschis kann schnell abgehandelt
werden und lässt mir damit auch ein wenig Luft, bis sich das
Geschehen der letzten Wochen gesetzt hat und wir vermehrt zur
Tagesordnung übergehen können.
Heute hatten wir Frühaufsteher im Nest, denn
als das erste Bild des Tages übertragen wurde, sah man die
Storchenwohnung bereits im leeren Zustand. Dafür gab es aber bereits
um 7 Uhr die Rückkehr der Schorschis, so dass - im Vergleich zu
Sylvia - die Spätaufsteher unter uns schon etwas geboten bekamen.
Die „dicke Luft“ am späten Vormittag wurde abermals von fremden
Störchen ausgelöst, die sich unerlaubt im Territorium der Schorschis
aufhielten. An Störchen gab es danach nur noch einen einsamen
Schorsch am Nachmittag zu bewundern, den Rest hüllte die Nacht in
das Reich des Schweigens! Ob einer der Schorschis oder beide im Nest
übernachteten, blieb an diesem Abend unentdeckt. Auflösung und
Aufklärung könnte morgen in aller Frühe durch Sylvias
Morgenschnappschüsse erfolgen.
Ein besonderer Gast verdient zum Schluss noch
eine kurze Erwähnung, da er hier nicht sehr oft in Erscheinung trat:
Ein männlicher Turmfalke nutzte am Abend das Storchennest als
vorzüglichen Ausguck.
Das späte Paar |
Synchronarbeit |
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In der Mittagspause |
Dicke Luft! |
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Nachmittägliche Zwischenlandung
von Schorsch |
Einsamer
Turmfalke |
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11. Jun. 07 |
Die frühen Morgenstunden brachten endlich die
lang ersehnte Abkühlung in Form eines Gewitters, das sich lange
hielt, aber zum Glück in keiner Weise zu einem Unwetter ausartete.
Es regnete kräftig, es blitzte und donnerte, aber dabei blieb es
auch schon!
Die Schorschis hatten es also doch getan!
Nämlich in dieser Gewitternacht im Nest zu übernachten. Die
Morgenbilder sprechen dafür eine eindeutige Sprache. Dass sie
gestern jedenfalls bis 22 Uhr nicht an ihrem Übernachtungsplatz
erschienen sind, steht außer Frage, aber man darf sich ja schon
verspäten! Und Störche können sich auch im Dunkeln zurechtfinden.
Doch wo ist es in unserer zivilisierten Gegend nachts schon
stockdunkel? Da der Gewitterregen bis gegen 7 Uhr anhielt, vorher
aber schon deutlich nachließ, hielten es unsere zwei Helden
wenigstens bis 6:30 Uhr im Regen stehend aus, ehe sie zum
Frühstücken abflogen.
Paar trotzt dem Regen |
Der Regen prasselt weiter |
Nummer 6 folgt ihrem Schorsch
Unsere Nesttaube kam abermals zum Besuch am
leeren Nest vorbei, sie suchte aber das Weite, als ein einsamer
Schorsch für eine knappe Stunde Siesta zu Hause hielt.
Taubenbesuch
Schorsch auf Besuch
Für Aufsehen sorgte um die Mittagszeit das
Storchenpaar von Ustron in Polen. Dieser in diesem Jahr in die Liste
der von einer Webcam beobachteten Storchenpaare aufgestiegene Ort
geriet unverhofft in die Schlagzeilen. Man hatte wohl
Auffälligkeiten an den beiden wenige Tage alten Jungstörchen
entdeckt. In der von Zeit zu Zeit von der dortigen Technik gewählten
Kameraeinstellung werden kleinste Details übertragen und damit
sichtbar, das beigegebene Mikrofon überträgt zusätzlich jedes
Geräusch aus dem Nest, jeder Husterer und jedes Niesen der Küken
gerät so in die Wohnzimmer der Webgemeinde. Damit ist das
vorliegende Nest nicht ein x-beliebiges von rund 40000
Storchennestern in Polen, sondern es ist „unser aller“ Nest. Somit
erhält es durch diese große Öffentlichkeit einen völlig anderen
Stellenwert! Wir kennen dies ja alles schon aus unserer eigenen
Erfahrung. Kein Mensch in Polen hätte je nach diesem Nest und seiner
Geschichte gekräht. Schon gar nicht wäre man dort auf die Idee
gekommen Hand anzulegen. Jetzt aber zieht man sich – bevorzugt
außerhalb Polens und besonders in diesem unseren Land – jedes Detail
– und solche gab es in bester Bildqualität – genüsslich, aber auch
sorgenvoll hinein. Und schon geschieht es. Heilende und helfende
Hände erscheinen am und im Nest, ein Junges verschwindet, ob es
verendet ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, einem zweiten
Jungen werden Medikamente verabreicht, ein Ei wird entnommen,
warten, der Altstorch erscheint wieder, Besorgnis, das Junge scheint
immer noch nicht in Ordnung zu sein, ob es durchkommt?
Rettung in Ustron
Eine Schimmelpilzerkrankung wird als mögliche
Ursache für das Geschehen in Umlauf gebracht, da kommen schlimme
Gedanken an das letzte Jahr auf, an Vetschau, an übelste
Beschimpfungen, an das Schließen des dortigen Gästebuches, alles
schon mal da gewesen. Es wird weiter gehen. Mit jeder zusätzlichen
Webcam wird es schlimmer und schlimmer werden, da die Intension zur
Errichtung einer Webcam immer mehr darauf abzielt, in einer Notlage
den Jungen helfen zu können. Unsere Webcam hat dagegen nur den
Zweck, die Betrachter quasi als Zaungäste an den Geschehnissen
teilhaben und an den Wundern der Natur partizipieren zu lassen.
Nicht mehr und nicht weniger!
Als in Dinkelsbühl ein Gewitter aufzuziehen
schien, sah man die Schorschis kurz vor 19 Uhr noch einmal im Nest.
Paar auf Kurzbesuch
Doch schnell hatte man sich wieder
verabschiedet und blieb auch bis zum Einbruch der Nacht
verschwunden. Nun sind wir erneut ein wenig auf Sylvia angewiesen,
die sich im Morgengrauen sicher abermals auf die Lauer legen wird!
Bis morgen also! |
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12. Jun. 07 |
Ein herrliches Standbild ergab sich ab 13:37:43
Uhr für den Rest des Tages.
Der Dauerbrenner
Ein Stromausfall führte dazu – so meine
Erklärung – dass die technischen Geräte für die Bildübertragung kurz
vom Netz gingen und danach sich nicht mehr von selbst in Gang setzen
konnten. Eine Stunde später stand ich bereits auf der Baustelle
„Altes Rathaus“ in Dinkelsbühl, doch ein neuerliches Betätigen des
Aus-Schalters und ein nachfolgendes „Ein“ erbrachte leider nicht den
erhofften Erfolg. Das Bild blieb, wie es war. Dass ausgerechnet ein
solch treffendes Bild uns die nächsten Stunden begleitete, war
symptomatisch für die letzten Wochen. Nummer 6 und Schorsch in enger
„Umarmung“! Wie könnte man die vergangenen Tage besser
symbolisieren. Da konnten viele das Ausbleiben einer
Bildaktualisierung leichter verschmerzen.
Ein zweites Trostpflästerchen steuerte
schließlich noch Carola bei, der ein Foto von Schorsch im „Felde“
gelang, das ihn etwas näher und genauer in seinem momentanen Outfit
zeigt.
Unser Kurzschnabel-Schorsch
Ich habe das Problem unserer Technik anvertraut
und hoffe, dass sie damit zu Rande kommt. Ohne Strom allerdings –
wenn dies weiterhin die Ursache bleiben sollte – tut sich natürlich
nichts.
Solange es aber noch etwas zu sehen gab,
entstanden einige Schnappschüsse, die ich Ihnen als kleinen Trost
für entgangene Sehfreuden hier noch anbieten kann. Am Morgen um 5
Uhr sah Sylvia als erste nur ein leeres Nest, danach währte es bis
13:00 Uhr, ehe Schorsch am Nest landete, dicht gefolgt von Nummer 6.
So standen sie die nächsten 30 Minuten. Den Rest kennen Sie! Das
letzte Bild stand am Anfang meines Berichtes und so blieb es, bis in
die Nacht.
Um 5 Uhr Nest leer |
Schorsch tritt auf |
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Rückansichten |
Liebkosungen |
Aus Schopfloch gibt es nach dem Tod des
langjährigen Storchenweibchens sowie seiner 4 Jungen durch
erbitterte Horstkämpfe und die Regenkatastrophe schon wieder
Erfreuliches zu vermelden. Kaum war die Dauerpartnerin des
Storchenmannes aus dem Leben geschieden, machte sich der Witwer
unvermittelt auf Brautschau. Diese hatte schon nach drei Tagen
Erfolg und eine neue Partnerin hatte zu ihm und seinem Nest
gefunden. Kurze Zeit später unterstrichen die beiden Neuvermählten
ihr Bündnis durch mehrere Ehe-Vollzüge. So schnell kann es gehen!
Sie sehen allein durch dieses Beispiel, welche Populationsreserve im
Augenblick bei unseren Störchen vorhanden ist. bei Verlust eines
Altstorches tritt unvermittelt ein neuer auf den Plan! Da das neue
Schopflocher Weibchen einen Elsa-Ring trägt, war es für Ihren
Tagebuchschreiber ein Leichtes, ihre Identität zu ermitteln. Keine
Überraschung stellte dabei das Ergebnis dar. Es war einer der
Störche, der auch schon dem Dinkelsbühler Nest auf dem alten Rathaus
seine Aufwartung gemacht hatte und sicher auch in der Folgezeit die
Schorschis in Aufregung versetzt hatte. Die Feststellung am dortigen
Nest erfolgte am 12. Mai. Im entsprechenden Tagebucheintrag können
Sie die genaueren Umstände nachlesen. Es handelt sich - und so viel
kann ich hier wiederholen - um einen von mir im Jahre 2003 in
Wilburgstetten beringten vierjährigen Storch. Sollte er überleben,
dürfte seine erste Anlaufstelle im nächsten Jahr sicher Schopfloch
heißen.
Auch aus Ustron - und damit von der dortigen
Storchenkamera – gibt es Neues. Das verbliebene Junge wurde
inzwischen ebenfalls dem Horst entnommen und in Pflege gegeben. Ob
es eine Überlebenschance hat, werden die nächsten Tage ergeben. Die
Schimmelpilzerkrankung hat jedenfalls auch dieses Junge befallen, so
dass man von identischen Abläufen wie im vergangenen Jahr in
Vetschau ausgehen kann. Damals starben alle Jungen, das Nest wurde
entfernt und neu wieder aufgebaut.
Das Nest wird geräumt |
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13. Juni 07 |
Der hoffnungsvolle Blick am frühen Morgen ins
Storchennest erbrachte leider die befürchtete unveränderte Lage!
Immer noch schien das Bild vom gestrigen frühen Nachmittag auf.
Sollte ein weiterer Tag ohne Live-Bilder stattfinden? Es gab einen
regen Austausch von Mails zwischen der Technik und mir über die Lage
im alten Rathaus. Doch der Stromausfall dort dauerte an und die
Arbeiten blieben weiter unterbrochen. Damit gab es auch für die
Übertragungstechnik keine Stromzufuhr und damit in logischer
Konsequenz für uns nichts Neues zu sehen. Schade, dass ich Ihnen
keine besseren Prognosen liefern konnte. Wir müssen uns eben in
Geduld üben.
Unsere Gästebuchbesucher konnten sich dafür
nach längerer Zeit wieder einmal ausgiebig dem Beobachten anderer
Nester (nicht nur Storchennester) widmen und wunderschöne
Schnappschüsse ohne Schorschis veröffentlichen.
Da es für mich ebenfalls keine Sichtung gab,
durften wir uns über Carolas Live-Beobachtungen aus Dinkelsbühl
freuen. Die Schorschis leben jedenfalls noch, auch wenn sie sich
unseren Blicken ungewollt entzogen haben.
In Ustron erfreut sich das gestern aus dem Nest
entfernte Storchenküken bester Gesundheit. Es frisst und macht
seinem Pfleger keinen Kummer.
Ustron-Baby |
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14. Jun. 07 |
Es wurde ein zweiter Tag ganz ohne
Schnappschüsse mit Schorsch und/oder Nummer 6! Die Probleme und
Schwierigkeiten im alten Rathaus dauern leider immer noch an, so
dass es zu keiner Aktualisierung des Bildes kommen konnte. Da war es
zu verschmerzen, dass ich einen neuen Beringungstermin vereinbart
hatte und deshalb nach der Schule „on Tour“ war.
Es zog mich erneut an die Altmühl. Dort halten
sich die Jungenverluste durch den Starkregen nach Pfingsten noch in
Grenzen. Vor allem die zum fraglichen Zeitpunkt noch kleinen
Jungstörche haben ihr Leben nicht gänzlich verloren.
Von Großenried ist zu berichten, dass die
zweiwöchige Wiederbesetzung eines lange leer stehenden Nestes wieder
der Vergangenheit anzugehören scheint. Seit zwei Tagen ist das
Storchenpaar abgezogen. Ich hätte es gerne zu Gesicht bekommen, um
nach Ringen zu forschen und die Herkunft der Besucher möglicherweise
zu klären. In Ornbau haben sich die beiden Jungen prächtig
entwickelt. Ihnen hat der Regen nicht zugesetzt, denn mit ihren etwa
30 Lebenstagen waren sie zum Zeitpunkt des Unwetters doch immerhin
schon 14 Tage alt.
Vorbeifahrt in Ornbau
Ebenfalls in bestem Zustand präsentierte sich
das Storchenduo auf dem Nest in Triesdorf. Während der Storchenvater
zunächst bei seinen Jungen Wache hielt, erschienen unvermittelt zwei
weitere Störche im Nestbereich. Einer, das beringte Weibchen löste
sich und landete zielgerichtet im Nest. Der sie begleitende Storch
versuchte eine Landung im Nest, zog aber im letzten Augenblick
zurück und strich niedrig über die Dächer davon. Das Weibchen folgte
ihm kurze Zeit danach, das Männchen blieb bei seinen beiden Jungen.
Weiter nach Merkendorf. Hier hat kein Junges überlebt, doch lag ein
Altstorch zur Abwechslung heute mal wieder im Nest. Erfreuliches
gibt es auch aus dem benachbarten Wolframs-Eschenbach. Rine
erfolgreiche Brut scheint hier nicht mehr in Zweifel zu stehen. Ich
entdeckte mindestens zwei Junge im Alter von gut 18 Tagen im Nest,
das beringte Weibchen bewachte sie im Augenblick meiner Kontrolle,
das Männchen erschien und der Abflug der Storchenmutter folgte auf
den Fuß. Seit über 40 Jahren wachsen damit in dieser historischen
Stadt wieder junge Störche heran. Die Reise ging weiter nach
Altenmuhr. Das Nest machte einen trostlosen Eindruck, nach dem Tod
der Jungen sind die arbeitslosen Eltern nur noch sporadisch am Nest
anzutreffen. Leben prall dagegen auf dem Kirchturm von Neuenmuhr.
Drei Junge wurden auch heute vom Storchenvater bewacht. Obwohl sie
bereits gute fünf Wochen alt sind, werden sie nach wie vor von einem
Altstorch bewacht.
Es hätte so gut weitergehen können, doch meine
nächste Station brachte einen weiteren, schmerzlichen Rückschlag.
Das Nest in Laubenzedel – eine Wiederbesiedelung nach 27jähriger
Unterbrechung – war verlassen. Nachfragen erbrachten folgende
Ereignisse an den Tag. Das Paar hatte mindestens drei Junge, die am
Wochenende ein Alter von drei Wochen erreicht hatten. Durch Angriffe
fremder Störche fanden die Jungen den Tod. Nun sei das Nest die
meiste Zeit des Tages verlassen und die Bevölkerung wegen der
Vorgänge sehr traurig. Die Geschehnisse unterstreichen meine schon
früher geäußerten Befürchtungen: Durch die zahlreichen Totalverluste
in den Storchennestern unseres Gebietes gibt es nun noch mehr
marodierende Trupps, die nichts Besseres zu tun haben, als sich über
die Junge enthaltenden Nester herzumachen und damit die Ausfälle
weiter zu erhöhen.
Kommen wir zum Schluss des kleinen
Reiseberichtes nach Gunzenhausen. Hier hat sich seit meinem letzten
Besuch an der Situation nichts mehr geändert. Von fünf geschlüpften
Jungen lebten heute immer noch zwei und diese durften auch mit Hilfe
der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Gunzenhausen beringt
werden. Sie hatten ein Alter von knapp vier Wochen erreicht und
sollten nun „über den Berg“ sein.
Das Nest in Gunzenhausen
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15. Jun. 07 |
Die Hoffnungen auf eine Rückkehr bewegter
Bilder aus dem Nest haben sich auch an diesem Vormittag zerschlagen!
Es blieb beim Standbild vom 12. Juni! Als ich mich am frühen
Nachmittag nach Dinkelsbühl auf den Weg machte, wurde ich auf der
Fahrt von unwetterartigen Regenfällen überrascht. Im Nu stand das
Wasser auf der Straße und an der Ampel am Stauferwall in Dinkelsbühl
hatte sich ein großer See gebildet, der von den Autos nur mit Mühe
durchfahren werden konnte. Danach gab es bis in die Abendstunden
immer wieder heftige kurze Gewitterschauer und so kamen Regenmengen
zustande, die weit über 50 Liter auf den Quadratmeter ergaben.
Einziger Trost: Während des Regens blieb es mit deutlich über 10
Grad wenigstens erheblich wärmer als bei der Regenkatastrophe vom
28./29. Mai.
Da war es schon wie ein Wunder, dass
ausgerechnet während des schlimmsten Regens der Strom im alten
Rathaus wieder zu fließen begann und damit die Bilder der Webcam
erneut das Laufen lernten. Was man da allerdings zuerst zu sehen
bekam, jagte einem schon einen gehörigen Schreck ein! Die
Wassermassen sorgten kurzfristig auch dafür. Dass sich im leeren
Nest eine kleine Pfütze bilden konnte.
Die Bilder laufen wieder
Die ersten Besucher waren zwei Tauben, die sich
in ihrer Farbgestaltung von unserem ehemaligen Dauergast deutlich
unterschieden, so dass man sicher sein durfte, es mit zwei neuen
Gästen zu tun zu haben.
Neues Taubenpärchen |
Übernachtungsgäste |
Ehe sich die obligatorischen
Übernachtungsgäste, wie gewohnt um 20:55 Uhr, einstellten, traf sie
Carola in ihrem Nahrungsgebiet an der Froschmühle an und ihr
gelangen einige hervorragende Aufnahmen, die ich Ihnen hiermit im
Tagebuch präsentiere.
Carolas Zauberbilder
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16. Jun. 07 |
Die Bilder laufen endlich wieder wie gewohnt,
doch nun hat uns der heftige Regen gestern erneut ein Problem
beschert, das auf unsere Schorschis einen negativen Einfluss haben
sollte. Man kann sie jetzt zwar sehen, doch im Lauf des Tages
verschlechterte sich die Bildqualität zusehends, so dass man nur
noch von einem Erahnen sprechen konnte. Eine alte Krankheit hat das
Kameragehäuse erfasst. Bei heftigem Regen, verbunden mit
orkanartigen Winden (so wie es gestern über Dinkelsbühl geschah),
wurde etwas Feuchtigkeit in das ansonsten sehr dichte Gehäuse der
Kamera geblasen. Diese geringe Feuchtigkeit kondensierte nun im
Verlauf des Tages auf der Innenseite der Frontlinse in winzig
kleinen Tröpfchen, die sich auf das Bild in der nun sichtbaren Weise
auswirken.
Vergleichbare Ereignisse traten im Verlauf der
Geschichte unserer Webcam schon einige Male auf. Wir konnten sie
stets mit Hilfe der Feuerwehr und ihrer Drehleiter beheben. Dabei
wurde die Frontscheibe des Kameragehäuses abgeschraubt, die
Feuchtigkeit abgewischt, das Gehäuse mit einem Föhn getrocknet (wozu
dieser Gegenstand doch alles gut ist) und danach die Kameraumhüllung
wieder geschlossen.
Im jetzigen Fall schlage ich vor, Ruhe zu
bewahren, sich in Geduld zu üben und den weiteren Verlauf einfach
abzuwarten. In einigen Tagen sollten wir überprüfen, ob sich eine
Verbesserung eingestellt hat oder im anderen Fall eine Entscheidung
treffen. Als Optimist vertraue ich auf die Selbstheilungskräfte der
Natur und erwarte, dass sich die minimale Restfeuchtigkeit auf dem
gleichen Weg wieder entfernt, auf dem sie auch eingedrungen ist.
Zwischendurch waren heute schon mal kleine Ansätze eines
Sich-Lichtens des Schleiers in der rechten unteren Bildecke
erkennbar. Warum sollten solche Lichtblicke nicht mit der Zeit
größer und größer werden?
Ich bitte meine Seher deshalb noch etwas um
Geduld. Auf den neuen Schnappschüssen ist ja meist sogar viel zu
erkennen, so dass sich die Beobachtung dennoch lohnen kann. Selbst
ein leeres Nest, wie heute morgen um 5:00 Uhr, zeichnete sich klar
und deutlich ab.
Es geht doch!
Ebenso der Kurzbesuch eines links oben mit
einem Elsaring beringten Eindringlings, der sofort von den
Schorschis unterbunden und damit auch beendet wurde.
Der Fremde
Nummer 6 übernimmt das Kommando... |
...und nun mit Hilfe von Schorsch |
Dazu erschien zuerst Nummer 6 auf dem Plan, die
sofort von Schorsch Unterstützung erfuhr. Die langen
Anwesenheitszeiten sowie damit verbundene Unruhe zeigen, dass sich
der oder die Fremden auch weiterhin am Nest interessiert zeigten.
Schade nur, dass die Weichzeichnung der Bilder – künstlerisch
besonders wertvoll – einer eindeutigen Ansprache der Geschehnisse
gelegentlich zuwider liefen.
Undurchsichtiges
mit Schorschis
Ohne Zweifel erkennbar blieb am Abend der
Einflug unserer Schorschis zur Übernachtung. Auch wenn es Nummer 6
zwischendurch etwas langweilig wurde und sie noch einmal den Abflug
machte, blieb man während der dunklen Stunden unter sich.
Gute Nacht! |
|
17. Jun. 07 |
Ein herrlicher, warmer Frühsommertag stand uns
erneut bevor. Nur teilweise konnten diese positiven Eindrücke von
der Webcam übermittelt werden, denn diese hatte noch immer mit den
Folgen des Regens von vorgestern zu kämpfen. Die eingedrungene
Feuchtigkeit zauberte einen Beschlag über die Frontlinse, der den
Bildern so manchen Reiz verlieh. Apropos Bilder!
Nachdem sich eine neue Klientel in unserem
Gästebuch über den Sinn und Unsinn von Bildern aufregt, darf ich
hierzu auch etwas sagen! Ich finde diese Form der Protokollierung
der Ereignisse um unser Storchennest ganz hervorragend, lebt doch
meine Tagebuch in großem Umfang von diesen Schnappschüssen. Viele
andere finden in diesen Darstellungen ein brauchbares Mittel, das
Tagesgeschehen noch einmal Revue passieren zu lassen. Und außerdem
bleibt es doch jedem benommen, ob er sich dieses Mitteilungsorgans
bedienen will oder nicht. Da ist doch jede Kritik gegenstandslos und
kann müde belächelt werden. Deshalb darf ich die Gästebuchschreiber
weiter darum bitten, in ihrem Bemühen fortzufahren, Schnappschüsse
zu veröffentlichen. Es hat in den vergangenen Jahren niemanden
gestört und die Versuche , die im Augenblick die Beobachter
verunsichern sollen, darf man in ihrer banalen und strategisch
leicht durchschaubaren Absicht nur bemitleiden. Es gibt eben auf dem
Gebiet der Störche kein einziges Gästebuch, das in dieser liberalen
Form geführt wird. Unter „World of Animals“ beispielsweise herrscht
schärfste Zensur und Webmaster Hartmut duldet keinerlei Widerrede.
Somit bleibt man eben ohne Widerspruch und hat mit Stänkerern keine
Probleme.
Bei uns hingegen darf sich jeder blamieren, der
das Zeug dazu hat. Unsere Website bleibt ein Sammelbecken
intellektueller Storchenfreunde, die sich sprachlich und geistig
deutlich von einer sehr kleinen Gruppe Berufsneurotikern abheben.
Damit sollten wir durch pure Ignoranz sehr leicht fertig werden und
dies geschieht ja in dieser Form auch schon bisher. Meine Einladung
an alle: Macht so weiter, sendet jede Menge Schnappschüsse, die tun
erstens niemandem weh, bereichern die Einträge und wems nicht passt,
verewigt sich in anderen Gästebüchern. Da diese aber nicht so
liberal geführt werden, dürfen ein paar Unentwegte auch weiter in
unser Gästebuch schreiben. Wer mit einem solchen Angebot immer noch
nicht zufrieden ist, sollte sich wirklich schämen und sich in der
Weise bei uns entschuldigen, dass er unserem Spendenkonto eine
kleine Zuwendung zukommen lässt. Es genügt, wenn Sie auf dem
Einzahlungszettel unter „Verwendungszweck“ einfach schreiben: „Ich
danke, dass ich in euer beschissenes Gästebuch schreiben darf und
mein Eintrag nicht gelöscht wird! Ich habe nämlich sonst keine
Freude mehr im Leben!“
Auch andere, individuelle Vermerke werden
natürlich akzeptiert.
Dank der Schnappschüsse, die für
wissenschaftliche Zwecke unerlässlich sind, sind wir trotz des auch
heute noch verschleierten Blicks unserer Webcam über den Tagesablauf
der Schorschis bestens informiert. Das ist doch etwas! Wir haben uns
nämlich auf unsere Fahnen eine liebevolle Begleitung der Schorschis
während ihrer Dinkelsbühler Zeit geschrieben. Da sind Wiederholungen
in Wort und Bild mit eingeschlossen. Wir können uns auch an kleinen
Details erfreuen und gewinnen so einen distanzierten, aber äußerst
liebenswerten Bezug zu unseren Helden. Da ist nichts von blindem
Aktionismus zu sehen, nichts von einer tierverachtenden
Vorgehensweise wie an anderen Webcamnestern, da werden
Storcheneltern nicht ihrer Jungen beraubt oder fremder Nachwuchs
untergeschoben.
Gerade in diesem Jahr hat sich der Storch ein
gewaltiges Stück in Richtung Haustier entwickelt. Die reißerischen
Zeitungsberichte über die so genannten Rettungsaktionen während des
Regens haben die Entwicklung in diese Richtung immens
vorangetrieben. In der Zwischenzeit häufen sich bei mit die
Nachrichten, dass an vielen Orten ebenfalls die Nester inspiziert
wurden, dass man einfach mal nachsehen wollte, ob der Nachwuchs
irgend etwas bräuchte, ob überhaupt Junge im Nest seien, wie groß
sie schon geworden sind oder einfach mal ein paar Fotos zu schießen
aus größter Nähe. Dies alles immer unter dem Deckmantel, dass man es
ja nur gut mit den Jungen meine und dann mache es ja auch nichts,
wenn man dabei einige Fotos „mitnehmen“ könnte.
In äußerst aggressiver Weise wurde ich darüber
hinaus auch mit Fragen angegangen, die sich auf die toten Jungen in
den Storchennestern bezogen. Es sei eine Schweinerei, wenn die nicht
aus den Nestern entfernt würden. Ich beende hier meine Einlassungen,
um nicht wieder als Tierverächter in Verruf zu kommen.
Die Anwesenheitsdauern der Schorschis am Nest
konnten sich heute wieder sehen lassen.
Am Vormittag gab es über weite Strecken
Anwesenheitspflicht, die sich erst am Nachmittag etwas abschwächte,
um beim Einbruch der Dämmerung mit einem gemeinsamen Einflug am Nest
zu einem vorläufigen Abschluss zu kommen.
Guten Morgen, Schorschis |
Nummer 6 startet |
|
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Zurück und gleich Arbeiten am Nest |
Schorsch gesellt sich dazu |
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Lonely Schorsch |
Gemeinsame Siesta |
Abendlicher Anflug
Als besonderes Schnäppchen sei noch ein Foto
von Gisela aus Hürth hier eingestellt, das unseren Schorsch auf
einfühlsame Weise in seinem Lebensraum zeigt.
Schorsch
An dieser Stelle danken wir auch
ganz herzlich den Spendern
der letzten Tage für die großzügige Unterstützung. |
|
18. Jun. 07 |
Und Gott sprach: „Es werde Licht und es ward
Licht!“ An diese Zeile aus Haydns Einleitung zur Schöpfung wurde ich
erinnert, als ich die heutigen Bilder aus dem Storchennest
betrachtete. Mit voller Kraft lichtete sich der Schleier im Verlauf
des Tages immer mehr, bis bei Einbruch der Nacht ein fast schon
wieder glasklares Bild aufschien. Mit Geduld erreicht man eben
manchmal mehr, dies hat sich an einem eher banalen Problem mit der
Kamera wieder einmal bewahrheitet.
Am Leben der Schorschis durften alle über die
gelungenen Schnappschüsse teilhaben. Wenn die Bildqualität anfangs
etwas zu wünschen übrig ließ, lag es wahrlich nicht an unseren
Sehern, sondern ausschließlich an dem vor Tagen schon ins Gehäuse
eingedrungenen Regen. Aber der Durchblick stellte sich bis zum Abend
ja ein.
Nach gemeinsamer Nacht verbrachte man weite
Teile des Vormittags bei der Nahrungssuche. Wie man sich diesen Teil
der Tagesgestaltung vorzustellen hat, erläutern neue Bilder von
Gisela, die diese bei ihrem Besuch der Wörnitzstadt vor einigen
Tagen aufnehmen konnte. Unser Paar hält nach diesen Beobachtungen
auch im Nahrungsgebiet sehr eng zusammen und wenn man Schorsch
gefunden hat, ist Nummer 6 auch in der Nähe.
Die Schorschis im Nahrungsgebiet |
Fußgänger Schorsch |
Um die Mittagszeit war gut die Hälfte des
Beschlags auf der Frontscheibe des Kameragehäuses verdunstet und es
blieb die Hoffnung, dass man den Rest ebenfalls noch in absehbarer
Zeit hinbekommt. Zur guten Nacht war es dann letztlich auch
geschafft und unsere Schorschis durften sich wieder in ganzer
Schönheit betrachten lassen.
Guten Morgen |
Geteilte Freude! |
|
|
Der Durchblick kommt |
Schorsch allein |
Paar bereit für die Nacht |
|
19. Jun. 07 |
Ein herrlicher Tag machte seine Aufwartung! Die
Temperaturen kletterten erneut nahe an die 30-Grad-Marke und dennoch
lag in der Luft (noch) kein Unwetterpotenzial! Da hatte ich Glück,
denn für heute Abend war eine neue Beringungsaktion angesetzt,
diesmal sollte mich der Weg mit der Freiwilligen Feuerwehr Herrieden
und ihrer Drehleiter nach Neunstetten und Rauenzell führen. Beide
Ortschaften gehören als Ortsteile zu Herrieden und standen im Falle
von Neunstetten nach langer Vakanz erstmals wieder auf dem Programm,
während es für Rauenzell die erste Aufzucht junger Störche in der
Ortsgeschichte überhaupt werden sollte. (Siehe
auch Karte der Storchenstandorte)
Die liebenswerten Feuerwehrleute bugsierten
zuerst ihr Fahrzeug in den vier Kilometer entfernten Ortsteil
Neunstetten. Dort hatten drei Junge die Schlechtwetterperiode
überlebt. Der Storchenvater legte in diesem Jahr als dreijähriger
Erstbrüter eine kesse Sohle aufs Parkett, soll heißen, dass er unter
diesen Umständen einen optimalen Bruterfolg gezeitigt hatte. Vom
unberingten Weibchen liegen dagegen keine Lebensdaten vor. Familie
Rupprecht, stolze Storchenbesitzer von Neunstetten, führt das sehr
gute Brutergebnis darauf zurück, dass sie während der Kälte- und
Regenperiode fleißig ihren Küchenherd heizte und damit für eine
zusätzliche Erwärmung des Storchennestes auf dem Kamin des Hauses
sorgte. Ich halte diese These für durchaus stichhaltig und kann es
mir gut vorstellen, dass dadurch das Jungvolk der Störche vor dem
Schlimmsten bewahrt wurde. Die knapp fünf Wochen alten Jungen
spulten während der kurzen Neststörung ihr angeborenes
Abwehrverhalten ab und fielen für die Zeit der Beringung in Akinese.
Die Neunstettener Drillinge
Die Feuerwehr im Einsatz
Gelegentlich dient die Anwesenheit der
Drehleiter auch dazu, das Dach und die Darunter befindliche
Dachrinne vom Storchendreck zu säubern. So geschah es auch
anlässlich unseres Ortstermines in Neunstetten. Diese kleinen
Serviceleistungen tragen in entscheidender Weise dazu bei, dass das
Verhältnis zwischen Storch und Hausbesitzer nicht durch den Faktor
„Verschmutzung“ in irgendeiner Weise getrübt wird. Letztmals gab es
in Neunstetten im Jahre 2000 Nachwuchs bei den Störchen zu
verzeichnen. Die Fahrt führte uns zurück nach Herrieden und
anschließend vier Kilometer stromabwärts nach Rauenzell. Hier
entstand durch eine Privatinitiative vor sieben Jahren eine
künstliche Nisthilfe. Schon einmal hatte sich ein Paar dort
eingestellt, die bereits geschlüpften Jungen verendeten damals aus
unbekannten Gründen. Auch heuer konnte man schon wieder mit dem
Schlimmsten rechnen, doch der relativ späte Brutbeginn des Paares –
die Jungen schlüpften gerade, als der große Regen kam -
verhinderten eine neue Katastrophe. Auch das Männchen von Rauenzell
gehört in die Kategorie Erstbrüter. Vor drei Jahren konnte ich ihn
im nicht weit entfernten Altenmuhr am Altmühlsee nestjung beringen.
Von seiner Partnerin wissen wir wie in Neunstetten ebenfalls nichts.
Auch im Rauenzeller Nest wachsen heuer drei Junge heran. Als ich sie
heute beringte war das kleinste gerade mal drei Wochen alt und
deutlich kleiner als seine beiden Geschwister.
Die Annäherung
Der Nachwuchs in Rauenzell
Nahaufnahme mit Ring
So ganz schien es mir noch nicht über den Berg
zu sein und die nächsten Tage werden entscheiden, ob es weiterleben
darf oder ob es der Konkurrenz der beiden anderen Nestbewohner
unterliegt. Diese sechs Jungen standen eigentlich anfangs des Jahres
nicht auf meiner „Storchenrechnung“. Es werden noch einige in den
nächsten Tagen folgen, so dass am Schluss der Saison, wenn Bilanz
gezogen werden wird, die Einbrüche gegenüber dem vergangenen Jahr
doch deutlich geringer ausfallen werden als zunächst befürchtet.
So sorgt die Natur doch insgesamt für einen
erstaunlichen Ausgleich. Wären die Verluste durch den Regen
allerdings ausgeblieben, wäre es gegenüber dem Vorjahr im besten
Falle zu einer Verdreifachung der Jungenzahlen gekommen, ein
irrwitziger Anstieg, der schon fast ans Irreale grenzen würde. Nun
ist er ausgeblieben, also warten wir eben auf eine ähnliche
Steigerung im nächsten Jahr.
Für kurze Augenblicke verschwanden unsere
Schorschis noch einmal hinter einem zarten Nebelschleier. Als der
sich allerdings verzogen hatte, war der Blick fortan komplett
ungetrübt und die Feuchtigkeit endgültig in Gänze aus dem
Kameragehäuse verschwunden. Doch kurz der Reihe nach! Sylvia konnte
in aller Herrgottsfrühe nur mehr Schorsch im Nest überraschen,
Nummer 6 war bereits abgedüst. Dafür trafen sich die Nestbesitzer zu
liebenvollen Umarmungen gegen 6:30 Uhr wieder in ihrem Domizil. So
blieb es während einiger Stunden am Vormittag. Und auch später
konnten man – mit etwas Glück – den einen oder anderen Schorschi im
Nest verweilen sehen. Dass man auch heute die Nacht gemeinsam
verbrachte, verstand sich von selbst. Als besonderes Schmankerl füge
ich an den Schluss ein weiteres Stimmungsbild von Gisela, das
während ihres Dinkelsbühler Aufenthaltes vor einer Woche entstand.
Schorsch sagt leise servus |
Schorsch schon solo |
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Anwesenheit |
Ein leichter Beschlag |
Synchronputzen |
bei klarem Blick |
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Schorsch, der einsame Rufer |
Abendbild |
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20. Jun. 07 |
Die Hitze steigerte sich heute noch einmal, so
dass erneut mit schweren Unwettern gerechnet wurde. Über
Mittelfranken blieb es jedoch während des gesamten Tages heiß und
trocken, der Regen mit heftigen Gewittern blieb der Nacht zum 21.
Juni vorbehalten.
So nutzte ich nach der Schule die noch günstige
Wetterlage aus, mir einen schnellen Überblick über den
augenblicklichen Stand in den Nestern entlang der Wörnitz zu
verschaffen.
Das einzig verbliebene Junge in Wittelshofen
stand heute neben einem Elternstorch in seinem Nest und ohne
Fernglas war es schon schwer, die beiden exakt auseinander zu
halten. Das Nest in Gerolfingen war zum Zeitpunkt meiner Durchfahrt
mit dem Paar besetzt, das heftigst klappernd einen Eindringling
abwehrte. In Wassertrüdingen wurde ich jedoch abrupt mit einer
überaus angenehmen Überraschung konfrontiert! Entgegen meiner
ursprünglich geäußerten Behauptung, dort seien alle Junge während
des heftigen Regens umgekommen, sah ich zu meiner großen
Überraschung doch tatsächlich einen schon gut fünf Wochen alten
Jungstorch im Nest. Den hätte ich in diesem Jahr doch glatt um ein
Haar übersehen.
Ich erreichte Munningen und konnte im dortigen
Storchennest einen Schatten spendenden Altvogel feststellen. Dass
sich Junge im Nest befinden, sollte außer Frage stehen, erst recht,
als sich zwei Fremdstörche niedrig über dem Nest zeigten und der
Wache schiebende Altstorch sich augenblicklich schützend mit leicht
ausgebreiteten Flügeln auf seine Jungen legte. Über Alter und Anzahl
kann ich in Anbetracht der beschränkten Zeit keine Aussagen machen.
Von einer Neuansiedlung mit nachfolgender Brut
in Löpsingen bei Nördlingen habe ich Ihnen bereits mehrfach
berichtet. Doch hier bot sich mir erneut ein sehr trauriges Bild.
Statt der erwarteten, etwa dreiwöchigen Jungen fand ich ein
verlassenes Nest vor. Nachfragen ergaben ein uneinheitliches Bild.
Ob überhaupt Junge geschlüpft waren und ob diese durch Kämpfe und
andere Ereignisse umkamen, konnte niemand stichhaltig sagen.
Bedauerlich ist auch hier auf jeden Fall, dass ohne Grund das Nest
mit der Feuerwehr angefahren wurde, um nachzusehen, was los sei.
Gefunden wurde bei dem ganzen Einsatz außer einem leeren Nest
nichts.
Erlangen lässt grüßen! Diese Fälle des
unbefugten Störens einer Brutstätte eines Wildvogels häufen sich in
diesem Jahr in einer Weise, die kaum noch ein Zurück gestatten. Die
teilweise unsachlichen und völlig überzogenen Presseberichte über
die Rettungsaktionen vermeintlicher Tierschützer nach den
Regenereignissen Ende Mai haben viele Nachahmer gefunden und werden
weitere Gleichgesinnte auf den Plan rufen. Man vermisst in diesem
Zusammenhang klare Aussagen der Höheren Naturschutzbehörde, die es
bisher tunlichst vermieden hat, Stellung zu beziehen oder wenigstens
in eindeutiger Weise auf die bestehende Rechtslage und die damit
verbundenen strafrechtlichen Konsequenzen hinzuweisen. Wenn man dort
die Rettungsaktionen für richtig und gesetzmäßig hält, sollte man es
offen aussprechen und die Rechtsunsicherheit hätte ein für allemal
ein Ende.
Solche Aktionen blieben dem Nördlinger Nest,
meiner letzten Station für heute, bisher erspart. Auch wenn mir der
direkte Blickkontakt mit möglichen Jungen im neuen Nest auf dem
ehemaligen Tanzhaus der Stadt verwehrt blieb, gibt es Nachwuchs. Da
das erste Ei am 24. April im Nest zu sehen war und die Brutdauer
etwa 32 Tage beträgt, sollte das erste Junge so um den 28 Mai
geschlüpft und damit rund drei Wochen alt sein.
Bei den Schorschis gab es nach überstandener
Nacht den Abflug bis 5:23 Uhr. Danach bezogen kurzfristig zwei
Elstern die Eigentumswohnung unseres Storchenpaares. Absoluter
Höhepunkt blieb aber die heftige Auseinandersetzung der beiden mit
mindestens einem Fremdstorch, die die frühen Nachmittagsstunden
beherrschte. Unser tapferer Schorsch, von dessen Behinderung durch
die fehlende Schnabelhälfte kaum noch jemand spricht, war als erster
zur Stelle und zeigte, wer der Herr im Hause ist. Nummer 6 trat kurz
darauf auf den Plan und half nach Kräften mit, den ungebetenen Gast
in die Schranken zu weisen. Dass dies auch gelang, konnte niemand
ernsthaft in Zweifel stellen. Eine lange Ruhephase am Nachmittag
diente dem Stressabbau und einer sichtbaren Demonstration des
Paarzusammenhaltes. Die Nacht konnte sich schließlich harmonisierend
über die immer noch Verliebten senken.
Schorsch verlässt das Nest im Morgengrauen |
Zwischenbesuch
|
|
|
Schorsch allein in Kampfhaltung |
Nummer 6 als Verstärkung tritt auf |
Der Kampf tobt
Ruhe ist eingekehrt |
|
21. Jun. 07 |
Schwere Gewitter setzten nach Mitternacht ein
und brachten erneut riesige Regenmengen mit sich. Dies setzte sich
am frühen Nachmittag noch weiter fort, so dass örtlich wieder 50
Liter auf den Quadratmeter zusammenkamen. Die Höchstwerte pendelten
sich bei 20 Grad ein, ein erträglicher Wert nach den schwülen Tagen
in dieser Woche. Trotz großer Regenmengen blieb ein Unwetter über
Dinkelsbühl und seiner Umgebung glücklicherweise aus.
Ob es am Wetter lag, dass sich die Schorschis
in den Morgenstunden ungewöhnlich unruhig zeigten? Es kam zu
regelrechten Tanzeinlagen, zu An- und Abflügen in kurzen Abständen
und dies alles, ohne dass ein Feind in Sicht gewesen wäre.
Es blieb so am Vormittag. Unruhe und
Alarmstimmung gaben sich die Klinke in die Hand. Für Abkühlung
sorgte dann gegen 13 Uhr ein heftiger Platzregen, der auch das
Storchennest und die Schorschis kurzfristig unter Wasser setzte.
Carola gelang in einer Wasserlandschaft an der
Wörnitz erneut ein wunderschöner Schnappschuss, der Schorsch in
seinem teilweise unter Wasser stehenden Nahrungsgebiet zeigt. Quasi
als Gegensatz dazu dürfen wir Giselas Foto verstehen, das unser Paar
in einer sonnendurchfluteten Landschaft vor den Toren Dinkelsbühls
ablichtet.
Schorsch unter Wasser
Sommerliches
Die Rückkehr der beiden Schorschis zur
abendlichen Übernachtung am Nest überraschte schließlich keinen
mehr.
Morgentanz
Guckt mal |
Schorsch verduftet |
|
|
Alarm?? |
Land unter |
Übernachtungsgäste |
|
22. Jun. 07 |
Zwei Regenfronten überquerten heute unseren
Raum. Am frühen Nachmittag sowie am späteren Abend regnete es
kurzzeitig heftig, die Temperaturen sanken in diesem Zeitraum
kräftig ab, erholten sich aber danach und erreichten schnell wieder
die 20 Grad.
Bei den Schorschis nimmt alles seinen gewohnten
Gang. Nichts, aber auch gar nichts scheint bei Schorsch an seine
Behinderung zu erinnern. Er lebt nun schon fast zwei Monate ohne die
Hälfte seines Schnabels und das ohne medizinische Unterstützung. Was
wäre wohl jetzt mit Schorsch, wenn er in Pflege gekommen wäre? Nicht
auszudenken, was hilfsbereite Menschen ihm alles hätten antun
können? Eines ist für mich inzwischen aber sicher! Schorschs
Schnabel wird so bleiben, wie er im Augenblick aussieht. Da wird
nichts mehr wachsen und gedeihen. Nehmen wir es, wie es kommt!
Um 5 Uhr am Morgen hielt sich der Kurzschnabel
bereits allein im Nest auf, Nummer 6 war also schon zur
Nahrungssuche gestartet. Doch die Einsamkeit währte nur kurz, da
stand der Partner schon wieder in der Storchenwohnung. Man fühlte
sich wohl und genoss den jungen Tag.
Dem Regen trotzte Schorsch allein im Nest, die
Nacht gehörte dafür erneut beiden Störchen zu gleichen Teilen.
Schorsch am Morgen schon allein |
Nummer 6 schon zurück! |
|
|
Knabberei |
Kreuzweise |
Schnabelgefecht
Schorsch trotzt dem Regen
Vereint am Nest |
Gute Nacht |
Storchenberingung war für mich am Nachmittag
wieder angesagt! Die erste Station führte mich nach Wassertrüdingen.
Das einzig verbliebene Junge im Alter von fast sechs Wochen erhielt
die obligatorische Markierung zum Wohle der Forschung und durfte
danach von den Eltern erneut umsorgt werden. Für Günter Rödel,
Fahrer der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl.
bedeutete dieser Einsatz möglicherweise die letzte Aktion dieser
Art. Aus Altersgründen scheidet er zum Jahresende aus dem aktiven
Feuerwehrdienst aus.
Hoch über den Dächern von Wassertrüdingen
1 Junges hat überlebt
Der nächste Halt stand mir anschließend in
Ornbau bevor. Auch hier gibt es wieder einmal Storchennachwuchs.
Zwei fünfwöchige Junge haben alle Unbilden der Witterung überstanden
und sehen einer positiven Zukunft entgegen.
Beringung in Ornbau
Die letzte Station und gleichzeitig erste
Storchenberingung seit vielen Jahrzehnten blieb der Minnesängerstadt
Wolframs-Eschenbach vorbehalten. Hier gab es zuletzt in den 60er
Jahren des vorigen Jahrhunderts Jungstörche. Die beiden Nachkommen
des diesjährigen Paares stellen somit eine echte Sensation dar. Mit
ihren vier Wochen sollten sie ebenfalls „aus dem Schneider“ sein. An
den beiden letztgenannten Orten durfte ich auf die Feuerwehr von
Bechhofen und ihre Drehleiter zurückgreifen.
Nest in Wolframs-Eschenbach
Die Zwillinge |
|
23. Jun. 07 |
Mit 18 Grad blieb es ausgesprochen kühl und bei
Schauerwetter. Ein Tag zum Faulenzen für Ihren Tagebuchschreiber.
Warum sich heute die Schorschis rar machten und dafür eine wahre
Dohleninvasion einsetzte, bleibt ungeklärt. Erst am frühen Abend
trat unser Paar zur gemeinsamen Übernachtung auf den Plan. Vorher
blieb es bei einem einzelnen Storch im Morgengrauen.
Ein Taubenpaar bereicherte die Palette der
Nestbesucher und besagte Dohlen erzielten mit 8 Exemplaren
gleichzeitig ein seit langem unerreichtes Maximum.
Schorsch allein |
Unser Taubenpärchen |
Dohlen, Dohlen und kein Ende
Paar da |
Blick in die Tiefe |
|
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24. Jun. 07 |
Traumwetter! Nach dem gestrigen Durchhänger war
der heutige Tag ein vom Wetter ungetrübter. Mit 9 Grad war die Nacht
frisch, jedoch bei einer Höchsttemperatur von 28 Grad leicht zu
verkraften. Dazu blieb es auch den ganzen Tag trocken! Für
Aktivitäten im Freien eine feine Sache, die von vielen intensiv
genutzt wurde.
Man hielt es in den Morgenstunden lange
gemeinsam im Nest aus. Doch als sich Nummer 6 unbeobachtet fühlte,
setzte sie ihren Kotstrahl mitten ins Nest, statt ihn nach
Storchenart über den Nestrand zu platzieren. Kann selbst in den
besten Familien einmal passieren! Was dann folgte war allerdings
kein Einzelfall. Es zeigten sich über dem Nest fremde Besucher, die
unsere Schorschis mit deutlichen Signalen in die Schranken wiesen
konnten. Bereits vor 21 Uhr traf man sich zur Übernachtung am Nest
und schlummerte in die Nacht hinein.
Paar im Morgengrauen |
Gemeinsame Aktivitäten |
Eine schöne Bescherung
Man zeigt, was man kann!
Nummer 6 zurück |
Vereint |
Gute Nacht |
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Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des
„Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen.
Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten
finden Sie hier einen ausführlichen
Bericht.
Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere
Spendenaktion.
-
Hier könne Sie
sich über die Ziele und Möglichkeiten der
Natur- und
Umweltstiftung
informieren.
Wenn Sie mehr über die Aktivitäten
der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen
Sie doch mal in das "Naturschutztagebuch"
von Thomas Joas.
-
Vom 12. bis 20.
Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit
zahlreichen Veranstaltungen statt.
Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises
Ansbach.
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Neu und für Storchenfreunde
sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden
Storchenstandorte,
dargestellt mit Hilfe von Google Maps. |
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch"
und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Translate this page with altavista BABEL FISH
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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