Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2007
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 6

6. Mai 07

Schorsch lebt! Der 9. Tag seit der Schnabelverletzung bricht an und nach wie vor deutet nichts darauf hin, dass unser Einzelkämpfer kraftlos vom Stockerl fällt. Der braucht weder irgendeinen Experten noch viel weniger braucht er eine Pflegestation! Warum sollte man ihm denn das nun wieder antun? So lange er in Freiheit leben kann (und daran gibt es im Augenblick keine Zweifel), bleibt er da, wo er hingehört. Was gibt es Schöneres als die Umgebung von Dinkelsbühl? Ich brauche nun wirklich keine Vorschläge, wie man einen Storch einfangen kann! Viele wurden von mir bereits in verschiedene Pflegestationen eingeliefert und stets habe ich die Patienten mit bloßen Händen (sie dürfen ruhig ein wenig staunen!) gegriffen. Gelegentlich stand mir auch schon der eine oder andere Helfer aus dem familiären Umfeld zur Hand, aber im Alleingang ist eine solche Unternehmung immer am einfachsten durchzuführen, weil dann niemand im Wege steht, auf den man auch noch aufpassen muss. Da ich nach wie vor des Fliegens nicht mächtig bin (wäre aber schon mal zu überlegen, ob es mir einer beibringen könnte!?), gelingt das Einfangen (in der Regel!!) nur, wenn Storch und Mensch auf Augenhöhe agieren. Sie verstehen? Ihr Tagebuchschreiber hat bei knapp 2 Metern Körpergröße eine Augenhöhe von ca. 1,90 Meter. Ein Storch, der nicht fliegen kann, eine solche von rund einem Meter. In dieser Bandbreite sollte sich also die Begegnung in Augenhöhe abspielen. Damit hätten Storch und Fänger ungefähr die gleiche Ausgangsposition und eine solche ist fast zwingend notwendig.

Nun wissen kundige Leser von Aktionen, die anders abliefen und dazu führten, einem flugfähigen Storch an die Wäsche zu gehen. Eine begehbare Falle wurde aufgebaut, mit einem Köder versehen, gewartet, bis der Storch zur Stelle war und dann zugeschlagen! Ein wenig raffinierter gehen die zu Werke, die mit Kanonennetzen schießen. Auch Störche wurden damit schon zum Zwecke der Besenderung gefangen. Dies finde ich vollkommen in Ordnung und wegen der zu erwartenden Ergebnisse eine tolle Sache, die noch viel zu wenig eingesetzt wird (Geld!!)

Auch Gänse werden so regelmäßig gestellt. Nun rächt sich im Falle unseres Schorsch, dass in Dinkelsbühl bisher auf das Aufstellen „warmer Eimer“ im Nahrungsgebiet unserer Störche verzichtet wurde. Diese dienen dem Storchenpaar als eiserne Futterreserve in Notzeiten und werden während der Brutzeit „warm“ gehalten (deshalb die aparte Bezeichnung), d.h. regelmäßig mit reichlich Nahrung bestückt. Störche nehmen solche „Eimer“ (es sind auch welche!), die bis zum Rand in die Erde gegraben werden, sehr gerne an und ernähren sich und ihren Nachwuchs unterschiedlich intensiv mit dem darin angebotenen Futter. Das kann dazu führen, dass es zu einer ausschließlichen Nutzung der Eimer für die komplette Familie kommt. Wären solche Eimer nun weiträumig in der Flur um das Nest verteilt, wäre es ein Leichtes, z.B. im Falle des Schorsch, seiner an einer solchen Futterstelle habhaft zu werden. So ganz leicht wäre es auch nicht, aber man müsste nicht 100 km² absuchen und könnte sich gezielt auf wenige Plätze konzentrieren. In Dinkelsbühl kennt man solche Einrichtungen leider nicht! Also scheidet diese Methode aus. Deshalb kehre ich zur Augenhöhe zurück! Spielen wir den Fall Schorsch doch einmal durch! Momentan ist er für keine der beschriebenen Maßnahme zu verwenden, also kein Grund, nervös zu werden. Er befindet sich, wie Sie sicher täglich mehrmals feststellen, deutlich über der Augenhöhe Ihres Tagebuchschreibers. Von dessen Augen bis zum Nest auf dem alten Rathaus sind es geschätzte 18 Meter. Auf dem Flug von der Wiese zur Storchenbehausung steigert Schorsch seine Flughöhe locker in den Bereich von 100 bis 300 Meter. Definitiv keine Augenhöhe! Und das ist gut so, denn dann besteht auch keine Veranlassung, an Pflegestation, Tod und Teufel zu denken.

Hält sich der Gewichtsverlust eines Tieres mit dem durch die Nahrungsaufnahme erzielten Gewichtszuwachs einigermaßen die Waage, überlebt ein Tier, wie ein Storch, ausgesprochen lange, sogar etwa 38 Jahre. Ist das Gewichtsverhältnis einmal nicht so ausbalanciert, dann kann es ein großer Vogel, wie Schorsch einer ist, locker 14 Tage aushalten und dabei immer noch munter daher- und davonfliegen, immer über Augenhöhe!

Viele Tausend Störche müssen solches zweimal im Jahr durchmachen! O, je! Wenigstens die, die noch über die Sahara fliegen und das machen wegen der Müllberge des Menschen (danke Mensch!, würde Schorsch wieder sagen, denn der haust im Winter auch an den Mülltöpfen Spaniens!!) immer weniger Störche. Da kommen bei ungünstigen Wind- und Wetterverhältnissen für die knapp 2000 Kilometer Flugstrecke (Luftlinie) schon mal 14 Tage zusammen ohne jegliche Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Wer bejammert all die, die in dieser Zeit an die Grenze ihres Existenzminimums stoßen und bei etwa 4 Kilo Ausgangsgewicht, dann nur noch knapp 2 Kilo wiegen. Ich schätze, dass da niemand etwas dagegen hat. Da ist es nämlich komplett schnurzegal, ob ich mit oder ohne Unterschnabel in eine solche Situation gerate. Da einige von den Saharafliegern auch wieder die Rückreise antreten dürfen, ergibt sich gleicher Stress ein zweites Mal.

Was hat das nun mit unserem Schorsch zu tun. Vielleicht hat Schorsch keine 7 bis 8 Pfund mehr an Gewicht. So 4 bis 5 sind und waren es bestimmt noch. Offenbar konnte er sogar wieder an Gewicht zulegen, denn anders ist seine Verhaltensänderung nicht zu erklären. Für Fangversuche ist dies schlecht, deshalb wird auch auf absehbare Zeit keiner mehr stattfinden. So erspart man Schorsch schon mal unnötige Zeit in der Pflegestation.

Im besten Krankenhaus ist es nicht so schön wie zu Hause! Das sollte auch für Schorsch gelten! Und so lange er fliegt, ist seine Konstitution ausreichend gut. „Ist mir doch egal, ob ich mit oder ohne ganzem Unterschnabel meine Beute fange“, raunzt Schorsch schon wieder im Hintergrund.

Und nun noch die Fanggeschichte auf Augenhöhe. Bei Schorsch hat sich das Gewicht weiter reduziert, es liegt knapp unter 2 Kilo. Zum Fliegen hat er jetzt nicht mehr den Mumm. Er steht nun etwas abseits im Wörnitzgrund, liegt auch mal stundenweise am Boden, fliegt nachts auch nicht mehr auf einen erhöhten Punkt zur Übernachtung und wird von einem Jäger der Nacht erwischt und getötet! Das wäre das schlechteste Ende der Geschichte, aber auch eines, über das sich nachzudenken lohnt! Mit Sicherheit wäre damit keine Katastrophe für die ganze Menschheit verbunden. Denken Sie ruhig an das, was uns Schorsch gestern über seine Erfahrungen mit Pfleglingen in Zoos und ähnlichen Einrichtungen erzählt hat. Ein solches Ende kann ihm auch im besten Falle noch drohen.

Schorsch fliegt nicht mehr. Er wirkt apathisch. Ihr doofer Tagebuchschreiber tritt wieder auf den Plan. Ruhig und mit scharfem Auge nähert er sich dem sichtlich geschwächten Opfer. Dieses erwidert die Blicke, man taktiert. Schorsch bleibt immer noch stehen oder liegen. Die Entfernung zum Retter (!!??) verkürzt sich. Schorsch reagiert. Er steht auf und läuft zwei Schritte. Er verharrt erneut. Diesen Moment hat der versierte Fänger genutzt, um sich noch einmal zwei Schritte (Schrittlänge 1,20 Meter) zu nähern. Nun erfolgt ganz überraschend der schnelle Antritt der fangenden Person. Obwohl mit null Kondition ausgestattet, kurzatmig und von beträchtlicher Leibesfülle (da habe ich etwas übertrieben!) gelingt es mit wenigen Schritten, aber hoher Geschwindigkeit, sich Schorsch weiter zu nähern. Dieser hat mit einer solchen Attacke nicht gerechnet. Er versucht nun mühsam in Tritt zu kommen. Unter Zuhilfenahme einiger Flügelschläge und unterstützender Schritte sieht er sich für einen kurzen Moment im Vorteil, doch der Fänger hat seine hohe Geschwindigkeit beibehalten, gerät auf gleiche Höhe mit dem Flüchtling. In diesem Moment sieht Schorsch die Aussichtslosigkeit seiner Lage ein. Ein kurzes, hölzern klingendes Schnabelklappern, bei dem die eineinhalb Schnabelhälften kastagnettenartig aufeinander geschlagen werden, erklingt, ein Fauchen ist zu hören, Schorsch klappt schlagartig im Intertarsalgelenk ein, wirft sich zu Boden und spreizt die beiden Flügel extrem auseinander. Wenn nicht schon einige Sekunden vorher als unterstützendes Fangelement zum Einsatz gekommen, senkt sich nun eine weiche Decke über Schorschs Körper. Zum Schluss greifen zarte Hände (bitte fragen Sie meine Frau!) den abgemagerten Schorsch, die Decke wird wieder vorsichtig zur Seite gezogen und Schorsch findet in einem ausgedienten britischen Postsack eine behagliche und angenehme, nicht drückende und belastende, provisorische Bleibe. Neugierig und keineswegs verzweifelt oder traurig ergibt sich der Gerettete in sein Schicksal. Ein mitgeführtes Automobil nimmt Sack samt Schorsch auf und danach streben alle einer Pflegestation zu. Ob Schorsch dort glücklicher oder sonst was ist, können wir nicht beurteilen. Wer sich von Ihnen, liebe Leser, schon heute auf das Altersheim und die Pflegestation freut, wird Schorsch um sein Schicksal sicher beneiden. Alle die, die einer Pflegestation, in die man sie später einmal einweisen wird, wenig Sympathie entgegenbringen, können Schorsch nur bedauern und mit mir weiter hoffen, dass die Geschichte ein positiveres Ende nimmt. Es besteht nach wie vor die beste Aussicht dazu.         

 
 

Wie in besten Zeiten! Beide Schorschis leisten es sich, sich so lange wie seit Wochen nicht mehr am Nest aufzuhalten. Zur Freude aller Schorsch-Fans - und da gibt es mittlerweile Millionen - zeigt der Verletzte keinerlei Anzeichen einer Schwäche mehr und hat sich scheinbar weiter erholt. Über all dem Trubel um unseren Schorsch ging ein unbedeutendes Jubiläum in den Wirren der Ereignisse regelrecht unter. Ich meine unseren 2.000.000. Besucher unserer Homepage. Da ist der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz ein wahrer Millionenhit gelungen. Wer vor sechs Jahren so etwas für möglich gehalten hätte, wäre sicher ausgelacht worden. Mittlerweile ist unsere Einrichtung in der Flut der Storchen-Webcams an herausragender Stelle wieder zu finden und gehört somit zu den renommiertesten im weltweiten Internet. Ein großer Teil der neu hinzugekommenen Storchenkameras verdient diesen Namen nicht, sie schaden aber auch niemandem. Im Gegenteil: Man sieht wegen der teilweise katastrophalen Bildqualität fast nichts. Aber dies hat sogar ungeahnte Vorteile, denn abgebrochene Schnäbel, geschwollene Augen, tote Junge bleiben selbst den aufmerksamsten Sehern für immer verborgen. Ein nicht vorhandenes Gästebuch macht das Waschen schmutziger Wäsche unmöglich und das Nicht-Vorhandensein jeglicher Zusatzinformationen erspart jeglichen Ärger. Da liegen Sie bei uns aber goldrichtig! An unserer Website kommt niemand mehr vorbei. Selbst zarte Kritiker stürzen sich mit Genuss auf jeden neuen Eintrag im Tagebuch und setzen Teile desselben gleich nach ihrer Veröffentlichung in verschiedenen Gästebüchern und Foren ab. Das macht natürlich Interessenten neugierig, so dass durch diese kostenlose Werbung für die Website www.storch24.de die Besucherzahlen weiter erfreulich ansteigen. Danke dafür! Einzige Schwierigkeit bei der ganzen Sache: Es fällt manchen Zeitgenossen nicht leicht, das sinnentnehmende Lesen meines Tagebuches zur vollen Zufriedenheit zu praktizieren. Hier offenbaren sich bei einigen (oder ist es sogar immer derselbe?! Dann wäre es nämlich nicht so schlimm!) erhebliche Lücken. Ich muss zugeben, dass mein Schreibstil die betreffende Klientel schon überfordern kann, aber mein Rat: Besser zweimal lesen, dann lässt sich die eine oder andere Peinlichkeit vermeiden! Deshalb abschließend noch so viel: Vom ersten Augenblick an, stand nichts anderes zur Debatte als Schorsch einzufangen. Bisher war dies nicht möglich, auch nicht mit einer 20-köpfigen Fangmannschaft. Weiter – und zwar nach dem Einfangen – schlug ich vor, Schorsch von einem Tierarzt einschläfern zu lassen. In diesem Punkt habe ich mich korrigiert und habe eine Behandlung in einer Pflegestation zuletzt für richtig erachtet. Was soll an dieser Haltung kritisiert werden? Wer mir anderes unterstellt, sollte bitte die Tagebucheinträge in Zukunft etwas aufmerksamer lesen und nicht nur Halbwahrheiten wiedergeben (siehe sinnentnehmendes Lesen weiter oben!!).

Jetzt äußere ich mich zu diesem Thema nicht mehr, sondern schließe den Fall Schorsch in diesem Tagebuch. 

Wer Erfolg hat, muss und darf auch mit dem einen oder anderen Neider rechnen. Deshalb nur Mut und weitere Storchenkameras installiert! Vielleicht gelingt Ihnen dann ein ähnlicher Coup wie den Machern aus Dinkelsbühl und Umgebung. Mein Tipp: Achten Sie auf eine gewisse Unschärfe des Objektes, nehmen sie einen Blickwinkel aus großer Distanz und von schräg unten und verzichten Sie darauf, Tagebuch oder Gästebuch anzubieten. Ein zweiter Schorsch wird es Ihnen danken!

Ich glaube, dass sich unsere Helden heute wegen des seltenen Jubiläums so gerne in voller Größe am Nest zeigen. Bis 5:27 Uhr waren beide bereits vom Nest abgeflogen. Dann gab Nummer 6 eine Solonummer und anschließend Schorsch. Offensichtlich trieben Fremdstörche um die Mittagszeit das Paar erneut zum Nest. Nummer 6 bestieg seinen Schorsch, der Spaß war kurz und heftig. So ging es weiter. Schorsch blieb eine ganze Weile nach der Mittagspause noch im Nest. Ab 15 Uhr gab es das Paar abermals zu bestaunen und Schorsch zeigte keine Müdigkeit und Schwäche.

Abschließend ein kleiner Bildersalat:


Guten Morgen

Der 2. Storch fliegt ab
   

Einzelbesuch von Nr. 6...

...und Abflug

 
Schorsch allein


Man paart sich weiter

Alarm
   

Schorsch wieder allein

Beide da
 
 

Die lange Anwesenheit von Schorsch überraschte schon etwas! Es ging sogar noch bis 17 Uhr munter weiter. Zwischendurch startete er einen imposanten Angriff auf imaginäre Luftfeinde, an dem man beim besten Willen nichts von seiner Behinderung bemerkte.

 
Schorsch bläst zur Attacke...


...und macht sich auf und davon

Nach seinem Abflug spannte uns unser Paar dann aber gehörig auf die Folter! Es wurde 21:24 Uhr, bis man gemeinsam der Zukunft entgegensah.


Zurück!!!

Markt Schwaben in Oberbayern hat noch keine Sorgen um das Überleben eines Elterntieres oder Jungstorchs. Aber die Zeiten werden mit Sicherheit kommen, wenn aus sechs Eiern sechs Jungvögel ausschlüpfen sollten! Durchaus machbar, aber dass aus sechs Eiern sechs Junge flügge werden, ist an diesem Standort aussichtslos! Deshalb beim Zuschauen schon schlimme Bilder mit einplanen, damit die Enttäuschungen über das Leiden und Sterben nicht allzu heftig ausfallen.


Markt Schwaben – 6 Eier

Die schlimmsten Befürchtungen über das Sterben der gesamten Brut in Ebermergen, Kreis Donau-Ries, haben sich bestätigt. Der Tod der Jungen hängt mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Unfalltod von Ringstorch A1956 zusammen, der heuer zum vierten Mal in der kleinen Wörnitzgemeinde gebrütet und erfolgreich Junge zum Schlupf gebracht hatte Nur hat zum Zeitpunkt seines Verschwindens kein Mensch von dieser Möglichkeit Notiz genommen, keine neugierige Webcam ließ sein Verschwinden rechtzeitig öffentlich werden. Wie Herr Sahliger aus Donauwörth mitteilte, konnten entlang der Bundesstraße 25 zwischen Harburg und Ebermergen an einer Stelle Storchenfedern und weitere Storchenreste aufgefunden werden, die auf eine Kollision des Storchs mit einem Fahrzeug hindeuten. Vom Rest-Storch wurde nichts mehr entdeckt, wahrscheinlich haben vor allem vierbeinige Räuber die Stelle eines Totengräbers übernommen. Mit dem Unfallopfer starben – und hier muss ich leider Vermutungen anstellen – mindestens vier etwa 14 Tage alte Junge. Straßenverkehrsopfer haben in den letzten Jahren unter den Störchen erheblich zugelegt. Solche Fälle, wie beschrieben, gibt es alljährlich in Bayern einige. Umgehungsstraßen, auf denen mit hoher Geschwindigkeit gerast wird, durchschneiden vielerorts die Nahrungszonen der anwesenden Störche. Wenn Störche nach einem Aufenthalt in einem bestimmten Wiesenabschnitt nur mal kurz die Seite wechseln wollen, müssen sie nicht selten eine der hervorragend ausgebauten Verkehrswege überfliegen. Sie tun dies in den meisten Fällen energiesparend gerade in der Höhe, die das Überfliegen der Straßenböschung erfordert, d.h. in ein bis zwei Metern Höhe, da ja die nächste Landung fest eingeplant ist und noch kein Rückflug zum Nest ansteht.  Störche und andere Tiere unterschätzen dabei nicht selten die Geschwindigkeit, in der sich ein „Feind“ in Gestalt eines Autos oder LKWs nähert. Leider gibt es nur selten Gelegenheiten, aus den schlechten Erfahrungen mit derartigen Begegnungen etwas zu lernen. Sie enden meist tödlich! Ausweichmanöver führen dann leider nicht in jedem Fall zum Erfolg. Schwere Verletzungen mit Todesfolge sind dabei leider einzukalkulierende Folgen von Kollisionen. 

 
7. Mai 07 Bis heute gab es über Dinkelsbühl immer noch keinen messbaren Regen und auch am Nachmittag ist es zwar bei 14 Grad deutlich kühler geworden als an den Vortagen, aber die angekündigte Kaltfront brachte nur ein Nieseln mit, das nicht einmal dafür ausreichte, den total ausgetrockneten Boden zu befeuchten. Schorsch und Nummer 6 zeigten sich nach ihrem fast gemeinsamen Abflug vom Nest um 5:28 Uhr bis in die Abendstunden hinein kein einziges Mal am Nest. Nach den gestrigen Dauerbesuchen fällt die Abstinenz natürlich besonders markant ins Auge!
 

Beide noch da...

...und das leere Nest!
 
 

Unsere beiden Helden machen sich im Augenblick sehr rar. Kein Wunder, gibt es doch in Sachen Nest nichts Großartiges auszurichten. Ohne Eier oder gar Junge kann man sich der Umgebung Dinkelsbühls in vollen Zügen widmen. Es schien mir für einige Momente so, als ob sich Schorsch und Nummer 6 der ständigen Beobachtung aller Seherinnen und Seher entziehen wollten oder haben sie sogar heimlich ins Gästebuch geguckt und dabei einen Schock fürs Leben bekommen? Am frühen Nachmittag durfte ich mich Schorsch erneut ein gutes Stück nähern! Ein Verfolgungsrennen wollte ich auf keinen Fall veranstalten und so blieb es bei einer kurzen Beobachtung. Laufen konnte er ausgezeichnet, das Fliegen schien heute etwas weh zu tun, aber ansonsten macht er mir immer noch nicht den Eindruck, als wolle er unbedingt in den britischen Postsack und danach in die Pflegestation wandern. Er durfte also noch einen weiteren Tag am Gestade der Wörnitz verbringen, so richtig nach Storchenart. Die Stunde zwischen 20 und 21 Uhr war wieder geprägt vom Warten auf Schorsch und Nummer 6. Obwohl der Himmel bewölkt blieb und die Dämmerung deshalb schon früher einsetzte, dauerte das Warten wieder sehr lange.. Als schließlich einer doch noch auftauchte, es war nicht zu erkennen, ob es Schorsch oder Nummer 6 war, blieb es offen, ob man sich freuen oder ob man weinen sollte? War es Schorsch, der sich gestern zu später Stunde am Nest zeigte, erhebt sich natürlich sofort die Frage nach unserer Nummer 6. Solange nicht eindeutig geklärt ist, wer der heutige Übernachtungsgast war, kann die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass Nummer 6 etwas zugestoßen sein könnte. Morgen ist die nächste Gelegenheit, eine neuerliche Storchenkatastrophe am Horizont heraufziehen zu sehen.


Schorsch oder nicht Schorsch?

Ein wichtiges Detail habe ich noch vergessen! Beim Betrachten unseres Schorschs konnte ich - ich tu mich bei der Formulierung schwer – sehen, wie er seinen Darm entleerte. Grandios! Er hat also geschissen!!

Da nehme ich doch mal stark an, dass er vorher auch etwas gefressen hat. Was folgern wir daraus? Richtig! Schorsch möchte uns noch ein Weilchen bei Laune halten und solange diese gute Laune anhält, schälen sich noch viele heimliche Storchennestgucker aus ihrer Pseudoanonymität und geben in diversen Gästebüchern kund, wes Geistes Kind sie sind. Und wenn wir Schorsch in guten Händen wissen, gibt es ja auch noch die Nummer 6 und da habe ich schon so einen Verdacht! Aber lassen Sie mich vorerst wieder zur Tagesordnung übergehen!

Aus Kirchzarten gibt es weiter traurige Kunde. Weshalb man aus dem Nest vor einiger Zeit nur zwei Junge ausgehorstet hat, bleibt mir ein Rätsel. Man riskiert hier in storchenfeindlicher Weise das Leben weiterer unschuldiger Küken und setzt sie heftigen Regenfällen aus. Die bestürzende Bestätigung lautet also ganz lapidar: Das tote Junge, das heute in einem letzten Todeskampf vor unser aller Augen sein Leben lassen musste, ist den herzlosen Experten vor Ort anzukreiden! Im Wissen um die Gefahren, hat man drei schutzlose Geschöpfe zurückgelassen und ihnen nicht die Möglichkeit verschafft, in einen geschützten Bereich innerhalb der Storchenpflegestation aufgenommen zu werden. Nun fristen noch zwei Junge  schutzlos bei Dauerregen und kalten Temperaturen ein bemitleidenswertes Dasein. Dennoch hoffe ich, dass Naturschutzbehörden des Landes und des Bundes sowie alle Pflegestationen im Badischen von rechtlichen Schritten noch absehen und auch mit dem dortigen Storchenexperten nicht kurzer Prozess gemacht wird. Es wäre nun zu schön, wenn wenigstens 2 Junge die nächsten Wochen überleben könnten.


Das Drama von Kirchzarten

 
8. Mai 07

Schorsch lebt! Zusammen mit Carola konnte ich mich heute Nachmittag am Anblick Schorschs erfreuen. Er zeigte sich in bester Kondition, flog in hervorragender Manier und widmete sich ausgiebig einer kleinen Weiherkette vor den Toren der Stadt. Carola stellte mir dankenswerterweise einige Fotos unserer gemeinsamen, dem Wohle Schorschs dienenden Unternehmung zur Verfügung 

Auf Schorschs Spuren!

Ein Fangen mit der Hand schied wegen der erstaunlich großen Fitness des Freigängers auch heute aus. Er flog mehrmals aus dem Stand, also ohne unterstützende Schritte, von Weiherdämmen auf und landete erst weit außerhalb seiner Fluchtdistanz in benachbarten Wiesen. Ehe wieder jemand Anstoß nimmt, dass wir den Schorsch verfolgt haben, breche ich die Verfolgung ab und vertröste sie auf ein anderes Mal. 

War es vielleicht doch der Schorsch, der gestern im Nest übernachtet hatte? Wo ist Nummer 6? Braucht sie vielleicht unsere Hilfe noch viel mehr als der ohnehin schon geschundene Partner? Ich möchte mich noch zurückhalten, aber die Pechsträhne scheint an unserem Nest in diesem Jahr nicht abreißen zu wollen…

Bisher liegen nur Bilder in etwas schlechter Qualität vor, obwohl manch wohlmeinender Zeitgenosse darin unsere Nummer 6 zu erkennen glaubte! Respekt, Herr Specht!


Machen Sie sich ein Bild!

Schorsch oder nicht Schorsch, das ist hier die Frage? Wer einen eindeutigeren Bildbeleg zur Klärung beisteuern kann, sollte mir diesbezügliche Beweise bitte anonym oder auch unter Nennung seines Künstlernamens übersenden.

 
 

Beachtlich, wer und was sich alles Sorgen um Schorsch macht! Dabei werden Sie in diesem Tagebuch in einer Form seit 7 Brutzeiten informiert, die weltweit keinen Vergleich zu scheuen braucht und die außerdem nichts unter den Teppich kehrt. Vielleicht liegt gerade in dieser Offenheit auch ein Grund, weshalb die Wogen so hoch schlagen und Ihr Tagebuchschreiber auch bei stürmischer See Sie stets lückenlos informiert Es besteht für keinen meiner Leser auch nur der geringste Anspruch, eine einzige Tagebuchzeile zu lesen zu bekommen. Wenn ich schweige, wird keiner mehr etwas zum Aufregen haben und Schorschs Schicksal wird bald kaum noch jemanden berühren. So ist das eben! Aber keine Angst! Wir lassen uns von niemandem unterkriegen und sie dürfen an meiner und unserer Seite weiter Einblick gewinnen, wie Schorsch sein Schicksal meistert.

Nachdem wir Schorsch am Nachmittag zurückgelassen hatten, befand er sich am Ufer der Wörnitz, etwa 2 Kilometer vom Nest entfernt. Überhaupt kein Grund zur Aufregung. Und wie schon erwähnt: Schorsch frisst immer mal etwas, nicht die großen Mengen, aber er hält sich über Wasser. Er hat ja nur für sich zu sorgen und das sollte für alle ein kleiner Trost sein. Für 11 Tage Hungern hält er sich doch ganz wacker und der Schnabel wächst ja auch in Freiheit nach, wenn er nachwächst.

Das Warten auf Godot, in unserem Falle auf Schorsch und/oder Nummer 6, hielt auch diesen Abend unvermindert an. Wer jedoch mit einem von beiden gerechnet hatte, sah sich um 20:19 Uhr unvermittelt aus der angespannten Ruhe gerissen. Ein Storch stand im Nest, aber er hatte weder die Eigenschaften eines Schorschs noch die einer Nummer 6! Es war ein äußerst langbeiniger und schlanker Vogel, der außerdem über dem linken Intertarsalgelenk mit einem schwarzen ELSA-Ring gekennzeichnet war.


Gelandet
 


Aufräumarbeiten

Kopfüber

Diesen Storch hatten wir doch schon einige Male in unserem Nest beobachten können. Hatte er heute in den Abendstunden die Gunst der Stunde genutzt und hoffte er vielleicht auf das Ausbleiben der angestammten Übernachtungsgäste? Es wurde immer dunkler und am Nest trat keine Veränderung auf. Der beschriebene Ringstorch verbrachte die Nacht allein im Nest. Schorsch erschien möglicherweise zum zweiten Mal nicht zur Übernachtung, Nummer 6 ebenso. So ganz sicher war die Identifikation des Storchs in der vergangenen Nacht aber nicht! Heute hat sich unser Stammpaar aber nicht zu einer Übernachtung im Nest entschlossen.

Erhebt sich die Frage, wo beide abgeblieben sein können? Nummer 6 – und da kann man nur spekulieren – hat sich vom Acker gemacht. Das soll heißen, dass sie Ort und Umgebung verlassen hat. Ob es nun schon wieder nach Unfall aussieht, möchte ich nicht ausschließen, kann es aber auch in keiner Weise bestätigen. Ich glaube nicht, dass Schorschs Partner in die Kläranlage geraten, Opfer eines Verkehrsunfalls oder - wie Schorsch - Opfer einer Falle geworden ist. Damit ist aber die Liste der möglichen Ursachen längst noch nicht erschöpft. Denken wir aber positiv und stellen fest: Nummer 6 ist abgetaucht! Liegt es an Schorschs Verletzung? Aber so ganz plausibel klingt das nicht! Warum hat sie Schorsch dann nicht begleitet? Im Umkreis von 10 bis 20 Kilometern könnte sich Schorsch bei guter Thermik immer noch bewegen. Was helfen alle Spekulationen? Wir müssen uns mit den Realitäten eben befassen und die sehen im Augenblick einen Ringstorch im Nest übernachten sowie Schorsch und Nummer 6 außer Reichweite der Kamera. Schorsch hat sich bei Einbruch der Nacht sicher einen erhöhten Platz als Übernachtungspunkt ausgesucht. Dieser sollte sich nicht weit vom Stadtzentrum Dinkelsbühls entfernt befinden. Kam Schorsch wegen des neuen Storchs nicht mehr zum Nest oder ist er bereits zu schwach zum Fliegen? Nach der heutigen Begegnung schließe ich die zweite Vermutung aus. Aus flugtechnischen Gründen gab es nämlich keinen Grund, das Nest zu meiden.

 
9. Mai 07

Um 7 Uhr am Morgen läutet bei mir das Telefon: Der Anrufer meldet einen Storch unmittelbar an der Bundesstraße 25 zwischen Lehengütingen und der Abzweigung nach Dickersbronn. Der Regen prasselt hernieder, die Schule ruft und nicht jedem Hinweis kann und muss nachgegangen werden. Schorsch ist ja schließlich nicht doof und wird sich schon wieder auf sichereres Terrain begeben.

Der neue Übernachtungsgast war mittlerweile bereits in dunklen Zeiten vom Nest gestartet und war bis in die Nachmittagsstunden nicht mehr gesehen. Bei Schorsch lagen die Verhältnisse etwas anders. Ich war um 13:30 Uhr wieder zur Stelle. Ich musste nicht lange nach ihm suchen. Er hatte sich in seinem Lieblingsgebiet drei Anglern aus der Großstadt angeschlossen, die ihn mit einigen hingeworfenen Fischen anlocken konnten. Schorsch nahm das Futter gierig auf und man merkte ihm seine Verletzung nur an, wenn er reichlich geschickt die Beute mit schräg gehaltenem Kopf und damit auch so gehaltenem Schnabel vom Boden aufnahm. Legte man die Fische „hochkant“ ins Gras, verschwanden sie blitzartig im Schlund und von Beeinträchtigung war nichts zu bemerken. Bei der Aufnahme toter Beutetiere oder „unbeweglicher“ Nahrung entwickeln sich bei Schorsch keine Schwierigkeiten. Er ist damit geradezu prädestiniert, an spanischen Müllkippen zu überwintern. Die geringe Fluchtdistanz angesichts von reichlicher Beute konnte somit nicht überraschen, bei verschiedenen Fangversuchen mit Hilfe der Anglergruppe mussten wir aber feststellen, dass wir die Rechnung ohne die enorme Reaktion von Schorsch gemacht hatten. Die mitgeführte Decke erwies sich bald als „rotes Tuch“ und Schorsch blieb auf Distanz, ein mitgeführter Käscher erwies sich als zu klein, um Schorsch in den Griff zu bekommen. Die heutige Begegnung brachte aber Klarheit in einer Frage: Wenn es nötig sein wird, Schorsch zu fangen, wäre die geschilderte Vorgehensweise eine Erfolg versprechende Alternative. Ich verabschiedete mich von Schorsch nach einer Stunde heftigen Platzregens in der Gewissheit, dass er heute sicher ein wenig leichter seine Futterration einnehmen konnte. Eine Rücksprache bei einem der führenden Dinkelsbühler Teichwirte erbrachte eine Bestätigung der bisherigen Vorgehensweise um Schorsch. Er habe Schorsch in letzter Zeit häufig beobachtet und sehe keine Notwendigkeit, unseren Liebling unbedingt in die Hände zu bekommen. Er habe ihn sogar schon bei der Jagd nach Mäusen beobachten können. Das klingt doch alles ganz gut. Ich werde weiter beobachten

 
 

Danach tat sich nichts mehr am Nest. Ich wusste, dass Schorsch für heute genug zu fressen bekommen hatte und dass ich mir um ihn mal keine Sorgen zu machen brauchte. Und Schorsch belohnte meine Erwartungen, indem er nach zweitägiger Abstinenz unverhofft um 18:46 Uhr zur Landung ansetzte.


Schorsch ist gelandet

Obwohl in den vergangenen 36 Stunden 45 Liter Regen über dem Wörnitztal niedergegangen waren, hatte die Nässe keine Spuren in Schorschs Federkleid hinterlassen. Dass er dazu noch intensive Gefiederpflege betrieb, ließ die Freude noch etwas größer werden. Auch in dieser Beziehung scheint er die Experten immer wieder zu überraschen. Er ist eben ein findiges Kerlchen, in jeder Beziehung. Er leistete es sich sogar, vor Einbruch der Nacht noch einmal vom Nest zu starten. Von 20 Uhr bis 20:45 Uhr durfte ein weiteres Mal gezittert werden. Schorsch erschien und blieb die Nacht über in vertrauter Umgebung.

 
Gefiederpflege


Zweite Abendlandung

Übernachtung
 
10. Mai 07

Der Regen hat aufgehört! Es ist bei den 45 Litern geblieben. Als der Morgen graute und Sylvia wieder ihre Position am PC bezogen hatte, war Schorsch bereits gestartet. Die Uhr zeigte 5:19 Uhr.


Das Nest ist schon leer

Ein sehr früher Abflugtermin, aber Schorsch muss jede Minute ausnutzen, um auf seine Kosten, sprich auf seine erforderliche Nahrungsmenge, zu kommen. Als die Wolken sich am Morgen bald verzogen hatten, wurde es ein windiger und mit 23 Grad Höchsttemperatur auch deutlich wärmerer Tag als gestern. Schorsch wird diese Wetterlage nicht ganz unrecht sein, verbraucht er – anders als bei kaltem Regenwetter – weniger Kalorien für die Aufrechterhaltung der erforderlichen Körpertemperatur, also auch weniger Nahrung.

Nach der Schule begab ich mich erneut – wie seit fast zwei Wochen – auf die Suche nach unserem Sorgenkindes. Schnell wurde ich zwischen der Froschmühle und Lehengütingen fündig. Schorsch hatte sich somit einen Kilometer weiter von seinem Nest entfernt als in den vergangenen Tagen. Während einer Stunde Beobachtungszeit legte er eine Riesenstrecke zu Fuß zurück. Keine Spur von einem apathischen Herumstehen. Er stolzierte strammen und festen Schrittes durch eine gemähte , aber noch nicht abgeräumte Wiese, verharrte dabei einige Male wie angewurzelt auf der Jagd nach Mäusen, hatte aber keinen sichtbaren Erfolg dabei. Die Technik allerdings stimmte optimistisch, Schorsch hatte dabei die Rechnung  ohne die Mäuse gemacht. Diese zogen es vor, nicht an die Oberfläche zu kommen und Schorsch schaute in die Röhre. Anschließend wechselte Schorsch in einen Graben, so dass er für den Beobachter einige Zeit unsichtbar blieb. Dieser führt nach den Regenfällen reichlich Wasser. Ob Schorsch während seiner Grabenrunde etwas Essbares fand, muss offen bleiben. Es folgte ein Gang über eine gemähte und abgeräumte Wiese, die Straße wurde ohne Rücksicht auf den Verkehr überquert und abschließend sah man ihn in einer herrlichen, hoch stehenden Wiese fast komplett verschwinden. Ich schätze, dass seine Laufstrecke ohne große Pausen (außer beim „Mäuse-Hören“) einen knappen Kilometer betrug. Das macht kein Storch, der fast am Verhungern ist. Allerdings muss ich auf der anderen Seite auch einräumen, dass er – soweit ich ihn sehen konnte - nichts zu sich genommen hat. Schorsch wird sich weiter auf einem schmalen Pfad bewegen, dennoch sollte er noch auf unbestimmte Zeit in Freiheit bleiben können. Ein Einfangen bleibt die letzte Option!

Der Tag durfte für mich entspannt weitergehen. Erst recht, als sich – wie meist in den vergangenen Tagen um diese Zeit – 10 Minuten vor 19 Uhr Unerwartetes tat. Da erschienen urplötzlich und ohne Vorwarnung 2 Störche am Nest.


Überraschungsgäste

So ganz richtig ist diese Aussage allerdings auch nicht! Ein Storch landete im Nest, der andere fußte auf dem Dachfirst auf der Westseite des Daches. Beide mussten gleichzeitig erschienen sein! Der Storch, der im Nest landete, entpuppte sich schnell als unsere, seit vielen Tagen verschollene Nummer 6! Unschwer war sie am Ring und an weiteren, uns zur Genüge bekannten Merkmalen zu erkennen. Der zweite Storch war nicht so leicht identifizierbar, unser Schorsch war es wohl nicht! Der „Dachstorch“ war ganz offensichtlich mit Nummer 6 frisch eingeflogen und wie sehr häufig in solchen Fällen erwies sich auch hier der „Platzhirsch“ als etwas spröde.

   
Eine neue Situation am Nest!

Wäre Schorch in diesem Falle mit Nummer 6 eingeflogen, hätte er ganz sicher sofort ins Nest gedurft. So spricht alles dafür, dass Schorschs „Ex“ sich einen neuen Gespielen/in angelacht hat, der mit einiger Verspätung, aber möglicherweise morgen – sollte er /sie einen neuen Annäherungsversuch starten – mit ins Nest einziehen darf. Damit wäre dann die Liaison mit Schorsch wohl endgültig beendet. Aber leider sind diese Gedanken nach wie vor reine Spekulation und da wir in dieser Saison schon manche Überraschungen überstehen mussten, werde ich Sie auf den nächsten Tag vertrösten müssen.

Die Annäherungsversuche zwischen den beiden Störchen hielten fast zwei Stunden an. Doch urplötzlich startete Nummer 6 eine Attacke auf seine Neue, vertrieb sie vom Dach und schien sie zu verfolgen. Vorher hatte man den Eindruck, dass beide einen weiteren Storch im Luftraum über Dinkelsbühl androhten.

   
Was sich liebt, das neckt sich?

War es Schorsch, der sich am Himmel über dem Nest zeigte, aber nicht mehr die Konstitution aufweisen konnte, die ihm eine Attacke ermöglicht hätte? Nach wenigen Minuten kehrte Nummer 6 alleine zum Nest zurück und riskierte eine weitere Übernachtung. Freuen Sie sich mit mir auf die Ereignisse, die der morgige Tag bringen wird? Was wird von Schorsch zu berichten sein, der sicher irgendwo in der Nähe die Nacht verbringen wird und um den wir uns nicht zu sorgen brauchen.


Rückkehr

Übernachtung allein
 
11. Mai 07

Ein ungemein windiger, dabei allerdings trockener und gar nicht so unfreundlicher Tag stand uns bevor. Er brachte immerhin 20 Grad Höchsttemperatur und somit angenehme Verhältnisse für Mensch und Tier. Für Schorsch stand der 14. Tag mit Schnabelfraktur an. Ob am gestrigen Abend ein fremder Storch den Dachfirst besetzte und schließlich von Nummer 6  vertrieben wurde, stellt sich mir nach weiteren Studien an Schnappschüssen nicht mehr so klar dar! Ich möchte es deshalb nicht ganz ausschließen und als Option dennoch offen halten. Unbestritten war und bleibt die Anwesenheit unserer Nummer 6 während der gesamten Nacht. Sie machte sich um 5:21 Uhr vom Nest


Morgengruß

und bewohnte danach das Nest noch einmal über einen längeren Zeitraum. Ich sah sie auf alle Fälle nach 9:30 Uhr noch im Nest.


Vormittagsbesuch

Ein zweiter Storch konnte über die Webcam nicht gesichtet werden. Dafür durfte ich am frühen Nachmittag abermals Schorsch und Nummer 6 in seiner Begleitung begegnen. Solches ereignete sich zuletzt vor einigen Wochen! Seit der Schnabelverletzung ist mir ein solcher Nachweis im Zweierpack  Nicht mehr gelungen. Im Bereich der Froschmühle wurden gestern und heute weitere Wiesenparzellen gemäht. Und in solchen stolzierte unser Traumpaar. Ich kann es immer nur wiederholen: Schorsch marschiert und kämpft um jede Möglichkeit, Nahrung aufzunehmen. Da gab es heute eine unglaubliche Beobachtung. Schorsch hatte etwas gefunden und es dauerte eine ganze Weile, bis er den Regenwurm – das stellte sich erst ganz zum Schluss heraus – in die richtige Richtung bugsiert hatte. Inzwischen war Nummer 6 ganz dicht an ihn herangelaufen. Als Schorsch schließlich den Wurm vom Boden vorsichtig aufnahm, schoss der Schnabel von Nummer 6 heran und schnappte ihm den fetten Bissen regelrecht aus dem Schnabel. Mundraub in der eigenen Familie! Dramatischer kann es nicht zugehen. Nun stiehlt der eigene Partner dem findigen Schorsch auch noch das mühsam eroberte Futter! Tragisch! Meine tägliche Stunde in Sachen Schorsch gestaltete sich als weiterer Beleg, dass Schorsch noch immer über genügend Kräfte verfügt. Seine Fluchtdistanz hat sich deutlich reduziert, er bleibt dabei aber immer höchst aufmerksam und reaktionsschnell. Ich verzichte auch an diesem Tag auf jeden Fangversuch, um Schorschs Kräfte nicht zu sehr zu strapazieren. Seit Tagen betrachte ich mir ein Kopfskelett eines Storches, das ich mir vor vielen Jahren einmal präpariert hatte. Wenn ich mir dabei den Unterschnabel immer wieder zu Gemüte führe, komme ich zu dem Schluss, dass es an ein Wunder grenzen würde, wenn Schorschs Fanggerät jemals wieder zu voller Länge und zu voller Funktionsfähigkeit finden sollte. Aber ich bin lernfähig und halte bei Störchen alles für möglich. Wenn es aber wirklich nur ein Wunschtraum bleiben sollte, hat Schorsch wenigstens noch eine ganze Zeit auf Storchenart leben können. Anfangs schritten beide Hand in Hand über die frisch gemähte Fläche. Sowohl Nummer 6 als auch Schorsch zeigten sich dabei wenig bis gar nicht erfolgreich bei der Jagd. Das änderte sich auch nicht, als Nummer 6 einmal kurz über die kleine Fahrstraße wechselte und auf einer Ackerfläche landete. Unweit des Straßengrabens entdeckte Schorschs Partner eine weggeworfene Plastiktüte, mit der er sich eine ganze Weile beschäftigte, bis sie schließlich der heftige Wind aus seiner Reichweite blies. Daraufhin gab er auf und zog es vor, in die Wiese zu wechseln. Schorsch blieb immer in Reichweite und als Nummer 6 einem Traktor folgte und etwa 500 Meter weiter flussaufwärts geflogen war, setzte Schorsch freiwillig und ohne Zögern nach und landete erneut in unmittelbarer Nähe seines Lebensabschnittsgefährten. Zwei Traktoren hielten sich in unmittelbarer Nähe der beiden Störche auf. Als mich die Besatzung  eines Traktors, die aus zwei Jugendlichen bestand, bemerkte, hielt sie an und wir sprachen miteinander. Sie hätten in letzter Zeit schon mal versucht, Schorsch näher zu kommen, er sei aber stets rechtzeitig ausgewichen und mache keinen schlechten Eindruck. Natürlich kann man sich täuschen und jeder Tag kann Schorschs letzter gewesen sein. Da verhält es sich bei ihm nicht wesentlich anders als bei allen Lebewesen. Einige Aufnahmen vom heutigen Nachmittag sollen meine Beobachtungen etwas bereichern und ihnen einen Eindruck von der beschriebenen Situation geben.


Schorsch allein


Schorsch (l.) und Nummer 6 im Gleichschritt


Schorsch (r.) u. Nummer 6 (l.)


Schorsch wieder solo


Nummer 6 als Fußgänger, Schorsch am Straßenrand


Was gibt es da zu fressen?


Schorsch sucht Kontakt zum Tagebuchschreiber


Der Kampf mit der Plastiktüte

Am Abend stieg die Spannung wie jeden Tag merklich an. Was würde er Neues bringen. Würde sich der gestrige Fremde wieder zu Nummer 6 gesellen. Nach den Beobachtungen des Nachmittags durfte diese Möglichkeit schnell verworfen werden. Wer unseren Schorsch so innig mit seiner Nummer 6 gesehen hatte, konnte nur eines erwarten. Sie müssen wieder einmal zusammen im Nest übernachten! Und so kam es schließlich: Um 20:58 Uhr landete, wie in guten, alten Zeiten Schorsch als erster im Nest. Ihm folgte eine Minute später die Nummer 6. Endlich sah man beide seit dem 6. Mai wieder einmal zu einer gemeinsamen Übernachtung im Nest.


Schorsch landet

und legt sich nieder
   

Nummer 6 taucht auf!

Endlich vereint!
 
12: Mai 07

Es weht erneut ein ausgesprochen böiger Wind und alle Störche & Co können deshalb aus dem Stand auffliegen. Sie müssen nur ihre Tragflächen ausfahren und schon werden sie wie von selbst nach oben gezogen. Mit 20 Grad konnte man es auch aus der Sicht der Temperatur ganz gut aushalten und trocken blieb es außerdem.

Schorsch und Nummer 6 schälten sich im Morgengrauen aus der Dunkelheit der Nacht. Wie ein altes Ehepaar tauschten sie Zärtlichkeiten aus, um zu guter Letzt eine komplette Kopula aufs Parkett zu legen.


Der Morgen graut!

 
Die „spitze“ Nummer 6!

Die Zigarette danach gab es allerdings wegen erhöhter Brandgefahr nicht im Nest, sondern man flog dazu in die Wörnitzwiesen. Ein Blick auf die Uhr zeigte 5:32 Uhr und das Nest hatte sich geleert.


Treffpunkt Froschmühle!

Eine Elster fand sich im herrlichen Morgenlicht als erster Gast nach dem Abflug von Schorsch und Nummer 6 in der Storchenwohnung ein.  


Damit es etwas zum Sehen gibt

Zur Freude aller Seher blieb es nicht bei diesem Kurzbesuch, sondern Nummer 6 erwies sich als sehr häuslich und stattete unserem Nest zwischen 9:30 Uhr und 11:30 Uhr einen längeren Besuch ab.


Landung Nummer 6

Nummer 6 zeigt Präsenz

Danach gelang Ihrem Tagebuchschreiber das nächste Date mit unseren Wieder-Verliebten. Diesmal musste es nicht überraschen, dass Schorsch abermals sich einem Angler angeschlossen hatte. Aber auch Nummer 6 scheint lernfähig zu sein und hielt sich mit leicht vergrößertem Abstand zum Petrijünger, aber immer noch bei geringer Fluchtdistanz in unmittelbarer Nähe zu Schorsch auf. Nach Aussage der angelnden Person dauerte dieser Zustand schon seit Stunden an. Er habe in dieser Zeit zwei Brachsen als Futter hingeworfen. Während Schorsch die kleinere der beiden sofort aufnahm und verschlang, gelang dies bei der größeren nicht auf Anhieb. Mehr gab es für unseren Überlebenskünstler am 15. Tag nach seiner Schnabelverletzung nicht. Als der Angel von dannen zog, wechselten beide auf die andere Wörnitzseite und durchkämmten hier eine abgeräumte, gemähte Wiese.


Begegnung im Grünen


Annäherung?


Nahrungssuche


Schorsch führt das Duo an


Bis später, Schorsch!

Für das Paar, besonders aber für Schorsch, gab es nichts mehr zu tun, er darf weiter in Freiheit bleiben. Warum sollte er sich jetzt schon einer Schnabeloperation mit ungewissem Ausgang unterziehen. Die OP-Tische sind hergerichtet und warten auf ihren prominenten Patienten. Doch man kann auch in letzter Minute den Eingriff noch abblasen. Vielleicht wird es Schorsch in Zukunft noch besser gelingen, mit der für ihn neuen Situation zurechtzukommen? Wir Experten hätten ihm diese 15 Überlebenstage anfangs auch nicht zugetraut. Vielleicht werden es ja noch viel mehr?

Während ich auf Schorschs Spuren weilte und dieser mit seiner Nummer 6 dreieinhalb Kilometer vom Nest entfernt auf Nahrungssuche weilte, landete im Nest auf dem Altrathausdach abermals unser links oben beringter ELSA-Storch. Gute 10 Minuten dauerte sein Aufenthalt, ehe er ohne sichtbaren Grund einfach das Weite suchte. Von alledem hatten die eigentlichen Nestbesitzer, wie auch Ihr Tagebuchschreiber, überhaupt nichts mitbekommen.

 
Ringstorch ist gelandet

Ich verließ die Wiese an der Froschmühle und machte noch einen kleinen Abstecher zu anderen, in der Nähe liegenden Nestern an der Wörnitz. In Wilburgstetten konnte ich eine Wachablösung mit anschließender Fütterung beobachten. Also sind dort auf dem hohen Kirchturm schon kleine Junge im Nest. In Weiltingen lugte ein mindestens dreiköpfiges Trio von etwa 14-tägigen Jungen ihrem Tagebuchschreiber entgegen, während in Wittelshofen wenigstens ein Duo zu bewundern war. Hier war bei heftigen Kämpfen um das Nest während der Brutzeit mindestens ein Ei abgeworfen worden. In Gerolfingen – hier tauchten die Störche erst am 7 April auf – wird weiter gebrütet, gleiches gilt auch für Wassertrüdingen. Ob hier schon Junge geschlüpft sind, konnte ich bei der Vorbeifahrt nicht eindeutig ermitteln.

Zurück zum Nest nach Dinkelsbühl! Offenbar hatte am späten Nachmittag wenigstens Nummer 6 vom Wiesenbummel genug und flog für gut eine Stunde zum Nest.

 
Nummer 6 auf Kurzbesuch

Seinen Schorsch konnte oder wollte er nicht zum Mitfliegen veranlassen. Als ich mich über meinen neuen Tagebucheintrag hermachte und dabei mit einem Auge unser Nest betrachtete, erschien um 20:19 Uhr überraschend ein Storch.


Der war heute schon mal am Nest!

Es handelte sich weder um Schorsch noch um Nummer 6, sondern um unseren altbekannten, links oben beringten, langbeinigen Besucher von heute Nachmittag. In den letzten Tagen gab es immer mal eine Begegnung mit diesem Storch, die aber fast immer sehr schnell und urplötzlich beendet wurde. Ebenso schnell wie er erschienen war, verließ ich diesmal meine Bleibe und Feuchtwangen und flitzte mit dem Auto die 13 Kilometer nach Dinkelsbühl. Zu gerne hätte ich gewusst, was auf dem Ring stehen könnte. Als ich durchs Wörnitztor Richtung Ledermarkt rollte, der im Moment wegen Straßenbauarbeiten komplett gesperrt ist, sah ich mit einem Auge unseren Besucher noch im Nest stehen. Bis man anhält, das Fernrohr samt Stativ in Stellung bringt und schließlich den besten Ableseplatz am Kirchhöflein bezogen hat, vergehen doch zwei Minuten.

Schnell durchs Okular geguckt, das Objekt anvisiert, fokussiert und....! In diesem Augenblick – als ob er mich bewusst ärgern wollte – schwang er sich vom Nest und entschwand schnell in Richtung Nordost. Das sind die Momente, in denen ich mich schon ärgern kann. Da ich aber schon wieder mal in Dinkelsbühl war, machte ich einen abendlichen Besuch bei Schorschens. Ich fand die eier- und kinderlose Familie im selben Gebiet wie 6 Stunden vorher. Immer noch war auf den Wiesen eine Menge los, die Mahd in vollem Gange. Nicht schlecht für Störche in jeder Lage. Für die Heimat wählte ich zur Abwechslung mal einen anderen Weg, denn der entflogene Ringstorch ließ mir nach wie vor keine Ruhe. Ich suchte einen Weiher auf, der auf dem Weg nach Lohe liegt. Die Sonne war bereits untergegangen, die Lichtverhältnisse nicht optimal. Und tatsächlich! Im der Straße abgewandten Teil des nur teilweise mit Wasser gefüllten Teiches stand ein Storch neben fünf Graureihern. Das mit dem Spektiv kennen Sie ja schon! Es war mir zunächst nicht möglich, auf die relativ große Entfernung eine Ablesung der Ringinschrift zu tätigen. Doch diesmal hatte ich zur Abwechslung einmal Glück. Unser Fremder setzte sich auf der Suche nach Nahrung in Bewegung und kam nun entlang des Weiherauslaufes immer näher auf mich zu, die Inschrift wurde immer deutlicher und schließlich stand sie in großen Lettern vor mir. Geschafft! Um 21:12 Uhr hatte ich den erhofften Erfolg. Nach einem kurzen Archivstudium stand die Identität des Storches fest. Es handelt sich um einen von mir im Jahre 2003 beringten Jungstorch aus dem Dinkelsbühl (8 Kilometer) benachbarten Ort Wilburgstetten. Ihn hat es also ganz nah an seinen Geburtsort herangeführt. Mit vier Jahren sollte er auch bereits jetzt im brutfähigen Alter sein, also durchaus eine Option, Schorsch oder Nummer 6 zu ersetzen, wenn sie bis zum nächsten Frühjahr nicht überleben sollten. Dasselbe gilt natürlich auch für den Wilburgstettener Jungen des Jahres 2003.

Als ich mich nach der Rückkehr nach Feuchtwangen an den Computer gesetzt hatte, konnte ich den Anflug von Schorsch und Nummer 6 miterleben und die betreffenden Schnappschüsse schießen. Einer weiteren Nacht mit unserem Noch-Liebespaar stand nun nichts mehr im Wege. 


Landung

Beide da!
 
13. Mai 07

Zustrom subtropischer Warmluft! 29 Grad Höchsttemperatur! Einfach Klasse! Trocken

Schorsch und Nummer 6 verlebten einen herrlichen Muttertag, auch wenn ich ihnen nur kurz auf der Spur bleiben konnte. Ich werde ab sofort das intensive „Watching“ nach Schorsch einstellen und ihn nicht mehr gezielt suchen. Er hat inzwischen 16 Tage ohne meine Hilfe überstanden und er ist selbständig in der Lage zu fressen, auch wenn ihm der eine oder andere Brocken zugeworfen wurde und wird. Wenn er in den nächsten Tagen und Wochen dennoch das Zeitliche segnen sollte, dann hat man ihm wenigstens auch einiges ersparen können.

Die Schreier im Gästebuch und auf anderen Ebenen sind urplötzlich verstummt, offensichtlich hat es ihnen wegen Schorsch komplett die Sprache verschlagen. Vielleicht haben sie sich auch aus Wut und Trauer über ihren Misserfolg auf der ganzen Linie so schnell in ihre Löcher zurückgezogen. Schorsch darf nun wieder seine Ruhe finden und sein Dasein in der Weise fortführen, die er allein bestimmen wird.

Bisher hat sich aber noch kein einziger der genannten Zeitgenossen bei mir für die unflätigen Beschimpfungen und Beleidigungen entschuldigt. Ich werde aber – das sei ein kleiner Trost – vorerst von Anzeigen und damit von rechtlichen Schritten absehen. Mein Tagebuch werden sie aber weiterhin in unveränderter Weise verschlingen und mit wahrer Begeisterung Zeile für Zeile studieren. Es gibt nichts Besseres im Internet und daran zerbrechen eben einige! Nicht so schlimm!

Die ersten Morgenbilder zeigten unser Paar in friedlicher Eintracht. Zuerst startete Schorsch, ihm folgte um 5:16 auch unsere Nummer 6. 


Im Morgengrauen

Nun startet gleich Nummer 6

Der links beringte Storch machte ebenfalls in Abwesenheit der Schorschis unserem Nest seine Aufwartung. Kurz vor sieben Uhr erschien er, unterbrochen von einem wenige Minuten dauernden Zwischenabflug, für eine gute halbe Stunde. Das war es dann auch für den Rest des Tages mit seiner Person. 

   
Der Ringstorch gibt sich die Ehre

Gleich zwei der aparten Dinkelsbühler Stadttauben bevölkerten nach dem Abflug des Ringstorches das Nest. 


Taubengeflüster

Ihnen folgte Schorsch für ein erstaunlich langes Weilchen um die Mittagszeit. 

 
Schorsch überraschend zu Besuch

Gemeinsam klapperten Schorsch und Nummer 6 gegen 17 Uhr drohend in den Himmel.


Paar klappert

Der abendliche Einflug von Nummer 6 stieg um 20:42 Uhr, Schorsch stieß um 20:48 Uhr dazu. Gekrönt wurde der Abend von einer weiteren Kopula zwischen unserem Paar.


Nummer 6 zurück

Paar

 
Kopula

Die abendliche Exkursion führte mich heute nach langer Zeit wieder einmal nach Mosbach. Dieser Feuchtwanger Teilort beherbergt das nördlichste Storchennest an der Wörnitz. Ich konnte vier Junge im Alter von rund drei Wochen ausmachen. Lediglich ein Jungstorch ist in der Größe deutlich zurückgeblieben und damit noch nicht über den Berg.


Das Mosbacher Quartett

Bei der Weiterfahrt beobachtete ich eine Brutablösung in Schopfloch und stieß schließlich bei Maulmacher auf Schorsch. Die Uhr zeugte 20:10 Uhr.  


Schorsch bei Maulmacher

Am Weiher, an dem ich gestern unseren Dauerbesucher mit dem ELSA-Ring abgelesen hatte, gab es nur wenig Leben.


Da schmeckt es Meister Adebar

Der Nachmittag gehörte mal wieder den Störchen an der Altmühl. So langsam beginnen die ersten Überlegungen für den Start meiner Beringungsarbeit. So viele besetzte Nester gab es seit 40 Jahren nicht mehr in „meinem“ Gebiet. Auch waren die Jungen in einzelnen Nestern noch nie so früh beringungsreif wie in diesem Jahr. Mein bislang frühester „Auftritt“ an einem Storchennest seit 1969 war bisher der 30. Mai. Heuer wird es der 18. Mai sein. Und danach folgen weitere Termine, so dass noch einige Nester bis zum 30.5. folgen werden. Es ist schon verrückt, was ich noch alles erleben darf. So kommen in  fast 40 Jahren „Einsatz für den Storch“ ungezählte Höhen und Tiefen zusammen. Aus Zeitgründen werde ich meinen Ausflug einmal später genauer beschreiben. Nur so viel: An allen Nester, die ich heute zwischen Ornbau und Trommetsheim besuchte - es sind 11 – wird entweder gebrütet oder es werden schon Junge versorgt. Die größten Jungen fand ich in Windsfeld und in Trommetsheim. Ihr Alter so um die 3 Wochen. Ein neuer Ort kam auch hier wieder dazu: Neben Wolframs-Eschenbach freut sich auch die Bevölkerung von Laubenzedel über die Wiederbesiedelung ihres Ortes nach rund 25 Jahren. Eine Brut mit ausfliegenden Jungen hat hier vor etwa 45 Jahren das letzte Mal stattgefunden. 


Laubenzedel wieder besetzt
 

 
14. Mai 07

Ein sehr unbeständiger Witterungscharakter kennzeichnete den heutigen Tag. Gegen Abend zog eine heftige Gewitterfront herauf und brachte stärkeren Regen und einen Temperatursturz von 23 auf 10 Grad.

Die Schorschis konnten auch heute am 17. Tag nach der Schnabelverletzung des Namensgebers überzeugen. Immer wieder ließ sich der eine oder andere mal kurz oder länger am Nest blicken, beide überstanden ein kräftiges Gewitter mit schweren Windböen und kurzem kräftigen Regen ohne Blessuren und machten keinerlei Anstalten, an diesem Zustand etwas ändern zu wollen.

Unser Ringstorch, ein regelmäßiger Besucher in den vergangenen Tagen, ließ sich nicht im Nest blicken. Er war aber nach den Reaktionen der Schorschis zu urteilen immer wieder mal in der Nähe der Storchenwohnung. Der Unterschied lag jedoch darin, dass Schorsch und Nummer 6  mehr auf der Hut waren und bei Gefahr schnell zur Verteidigung erschienen. Ich füge eine Auswahl der schönsten Schnappschüsse am Ende an und lasse dadurch den Tag noch einmal Revue passieren.


Paar im Morgengrauen 5:18 Uhr

Nummer 6 fliegt gleich ab 5:19 Uhr
   

Nummer 6 im Morgenlicht

Gefahr im Verzug!

Wieder beruhigt 11:11 Uhr

Erneut Unruhe
   

'Paar am Nachmittag 15:21 Uhr

Nummer 6 kurz vor Abflug 15:41 Uhr

 ..
Vorbeiflug

 
Nummer 6 und ihr Kampf mit dem Gewitter


Schorsch landet, Paar vereint

 
15. Mai 07

Nun müssen wir den herrlichen April mit seinen hohen Temperaturen doch noch ein wenig büßen. Heute wurde es nämlich gerade mal 15 Grad warm, viel zu wenig für die Jahreszeit. Da konnten nur 2 Liter Regen auf den Quadratmeter das Schlimmste noch verhindern. Unser Paar hält zusammen wie Pech und Schwefel. Das ist das einhellige Fazit dieses Tages. Da mag es um Schorsch stehen, wie es will! Er macht alles mit und hat weiterhin Kraft und Biss und weicht seiner Nummer 6 nicht von der Seite. Am 18. Tag seiner Verletzung lässt sich keine Verschlimmerung seines Zustandes erkennen, deshalb ist er nach wie vor in Freiheit und kann es auch ungestraft bleiben. Wenn der Schnabel nachwächst, tut er dies auch unter natürlichen Bedingungen in einer ihm vertrauten Umgebung.

Schorsch blieb es vorbehalten im Morgengrauen als erster zu starten, dicht gefolgt von Nummer 6 um 5:09 Uhr.  


Im Morgengrauen

Abflug von Nummer 6

Bereits gegen 7 Uhr hatte Schorschs Partner sein erstes Frühstück eingenommen, um für ein Weilchen im Nest Wache zu halten und dieses vor vermeintlichen Übergriffen weiterer Interessenten zu verteidigen.

 
Nummer 6 als einsamer Wachmann

Nummer 6 leistete auch um die Mittagszeit den Sehern Gesellschaft und bekräftigte seine Anwesenheit mit einem Schnabel voll frischen Grüns.


Nummer 6 und frisches Grün

Spannendes ergab sich unverhofft durch die Landung des Ringstorches, der nun schon längere Zeit Nest und Umgebung zu belagern scheint.


Ringstorch Elsa ist gelandet

Zwei Minuten später stieg die Spannung, denn ein zweiter unberingter Storch fand Gefallen an Schorschs Behausung und landete neben dem Ringstorch. Sie schienen auch gemeinsam das Nest angeflogen zu haben und während der beringte Storch als Vorhut schon mal die Lage klären musste, wartete der Partner im Luftraum über der Stadt und landete erst, als Entwarnung gegeben werden konnte. Da standen also urplötzlich zwei Fremde im Nest.


Zwei Fremde im Nest!

Mit dieser Entwicklung konnte man rechnen, denn den aufmerksamen Besuchern unserer Website war längst nicht entgangen, dass es neben dem ELSA-Ringstorch auch einen weiteren, unberingten Storch gibt, der ebenfalls schon früher einmal im Nest gesichtet wurde. Die Erkennungsmerkmale wiesen ihn ebenfalls als ungemein schlank und langbeinig aus. Dass aber gerade diese beiden heute im Nest zusammenfanden und sich wie ein Paar präsentierten, überraschte schon etwas. Doch die Freude währte nur kurze Zeit. Drei Minuten nach der Landung flogen sie Hals über Kopf ab.


Schon wieder ab!

Die Ursache ihres Abflugs wurde schnell klar. Es lag an Schorsch! Ehe er ins Blickfeld der Kamera tauchte, musste er vom „Fremdpaar“ entdeckt worden sein. Zu zweit sahen sie keine andere Möglichkeit, als vor einem entkräfteten, dem Tode nahen und mit nur einem halben Unterschnabel versehenen Schorsch Reißaus zu nehmen. Wie in besten Zeiten hielt er nach seiner Landung die Eindringlinge auf Distanz.

   
Schorsch ganz allein als Herr der Lage!

Die Show, die er dabei abzog, ließ keinen Zweifel an seinem Besitzanspruch sowie seiner körperlichen Unversehrtheit. Die ganze Aufregung kompensierte er anschließend in einer ausführlichen und intensiven Gefiederpflege. Schorsch pflegt sein Gefieser

Nach knapp 20 Minuten war das Intermezzo vom Auftauchen des Ringstorchs bis zum Abflug Schorsch wieder beendet. Als Nummer 6 am Abend um 20:58 Uhr auftauchte, waren innerhalb eines halben Tages vier verschiedene Störche am Nest gelandet. Auch bei Nummer 6 schienen sich dem Verhalten nach die Wogen noch immer nicht geglättet zu haben, denn auch bei ihr stand das Drohgehabe weiter im Vordergrund.

   
Nummer 6 als Verteidiger des Nestes!

Erst um 21:45 Uhr tauchte Schorsch aus dem Dunkel der Nacht auf. Schorsch „was landed“!

Nun brach für alle eine ruhige Nacht an.


Vereint für eine weitere Nacht!

 
16. Mai 07

Ein kleiner Lichtblick für den heutigen Tag! Es war wenigstens ein wenig wärmer als an den Vortagen. 17 Grad konnten etwas befriedigen, so dass die 6 Liter Regen nicht allzu schwer wogen.

Alles Weitere fast wie gehabt! Schorsch und Nummer 6 kommen immer noch miteinander aus. Durch das umsichtige Verhalten Ihres Tagebuchschreibers und vieler mitfühlender Naturfreunde konnten wir Nummer 6 eine schmerzvolle Trennung von ihrem Partner Schorsch ersparen. Man denke nur an das Leid, das wir dadurch diesem armen Geschöpf zugefügt hätten! So durfte Schorsch weiter in ihrer Nähe bleiben und damit den Leidensdruck etwas mindern. Man stelle sich nur vor, was passiert wäre, wenn man dem Druck der Öffentlichkeit nachgegeben hätte und Schorsch der Natur entnommen hätte? Ein einziger Aufschrei wäre durch die Welt des Internets gegangen und die „Entführung“ Schorschs wäre mit Schimpf und Schande belegt worden. Ganz zu Recht, wie ich meine! So konnte man wenigstens bis jetzt weiteres Ungemach von unseren Verliebten abwenden. Geteiltes Leid, ist halbes Leid!

Während ich diese Zeilen schreibe, beginnt in Deutschland der große erste Heckenschnitt! Viele Kilometer Hecke erhalten das, was sie so dringend brauchen: Eine Komplettrasur!

Einer der Ausführenden – nennen wir ihn der Einfachheit halber Herr Schmidt - ist erster Vorsitzender des Tierschutzvereines und einer der größten Verfechter einer Schnabelprothesenlobby und uneingeschränkter Förderer einer Winterfütterung im Sommer. Der Schnitt der immergrünen Hecke ist nach Stunden prächtig gelungen und Meister Schmidt  begutachtet sein Werk! Er bemerkt nicht, dass durch seinen Einsatz ein Amselnest mit vier Jungen „freigelegt“ und von der Hauskatze des „Schnitters Tod“ genüsslich geplündert wurde. Am Abend kuschelt sich dann Muschi wieder eng an den Körper des Tierschützers und wird mit allerlei Leckereien verwöhnt. Dass im gleichen Heckenabschnitt die Brut einer Mönchsgrasmücke zum Abbruch kam, muss nicht gesondert erwähnt werden. Solches oder Ähnliches geschieht in den nächsten Wochen an Millionen Hecken bundesdeutscher Vorgärten.

Kommen wir wieder zu den Schorschis, die das unheimliche Glück haben, vor einer Webcam zu posieren. Der Morgen graute, Sylvia war zur Stelle und konnte den Abflug des Traumpaares dokumentieren.


Das Morgenpaar

Abflug

Während Schorsch sich draußen vor den Toren der Stadt der Beobachtung erfolgreich entziehen konnte, wie es sich für einen Wildvogel auch schickt, stand Nummer 6 derweil schon wieder drohend im Nest. „Solls doch mal die (gemeint ist die Nummer 6!) richten!“, dachte sich Schorsch. „Gestern musste ich die Kohlen aus dem Feuer holen!“


Morgenglanz

Drohungen


Nummer 6 auf dem Dachfirst

So geschah es dann schließlich auch. Der Grund der Aufregung wurde alsbald sichtbar. Ringstorch Elsa hatte für Augenblicke die Gunst der Stunde genutzt und war um 8:11 Uhr im Nest gelandet.


Ringstorch Elsa tritt auf den Plan

Der Spaß dauerte jedoch nur 10 Sekunden, da schob sich Nummer 6 erneut auf die Bühne. Um Elsa war es geschehen.


Der Nestverteidiger

Nichts wie weg! Elsa gab aber nicht klein bei! Sie war schließlich für ein weiteres Auftreten am Nest in Kompaniestärke verantwortlich. Kurz nach 10 Uhr veranlasste sie Schorsch und Co. zu einer weiteren Abwehrschlacht, die sich in einer an Drohhaltungen und Klapperstrophen reichen Viertelstunde abspielte. Schorsch hatte danach genug, während Nummer 6 noch ein Weilchen die unruhigen Stunden des jungen Tages Revue passieren ließ.

 
Helle Aufregung


Nummer 6 traut dem Frieden noch nicht

Der abendliche Einflug gestaltete sich wie erwartet. Den Anfang machte Nummer 6. Ihr folgte spät, aber nicht zu spät, um 21:23 Uhr unser Schorsch. Der hatte sich länger im „Freien“ aufgehalten, denn er beansprucht für die Nahrungsaufnahme ein Mehr an Zeit im Vergleich zur Nummer 6.


Nummer 6 zurück

Vereint für die Nacht
 
17. Mai 07

Feiertag und Christi Himmelfahrt! Schorschs Himmelfahrt lässt dagegen weiter auf sich warten! 20 Tage harrt die ganze Republik (mit einigen Ausnahmen!) nun schon auf die Bekanntgabe dieser Nachricht! Sollte sie je publik gemacht werden? Ich habe mir diesbezüglich noch keine endgültige Meinung gebildet. Nur so viel sei schon verraten! Wenn Schorsch nicht mehr am Nest zu beobachten sein wird (und da muss dieses Nicht-Erscheinen schon ein paar Wochen am Stück andauern) ist ein Ereignis mit Todesfolge nicht mehr auszuschließen. In seltenen Fällen könnte er dann aber bereits vorzeitig abgezogen oder in die Wildvogelpflegestation eingewiesen worden sein. Es müsste aber auch in Betracht gezogen werden, dass er sich einen neuen Schnabel hat wachsen lassen und dann irgendwo unerkannt untergetaucht sein könnte. Sie sehen an diesen wenigen Bemerkungen, wie schwer es sein wird, das weitere Schicksal Schorschs im Auge zu behalten.

Das Wetter des Tages ließ wenig Raum zur Freude. Die Temperaturen dümpelten um die 10 Grad, immer wieder regnete es und bei 15 Litern auf den Quadratmeter nicht zu knapp. Im Mai sind seit Monatsanfang immerhin schon 65 Liter zusammengekommen.

Viel Freude macht weiter unser Gästebuch, dessen zweiten Geburtstag ich gestern glatt verschwitzt habe. (Nach dem Schreiben dieser Zeilen bemerkte ich, dass ich mich im Datum um knapp eine Woche vertan habe!). Mit über 52.000 Einträgen kann auch in dieser Beziehung eine tolle Annahme dieser Kommunikationsmöglichkeit verzeichnet werden. Wie Sie sicher schon in Erfahrung bringen konnten, verfügen nur die wenigsten Websites mit Storchencams über ein solches Kommunikationsorgan. Man fürchtet sich schrecklich vor Beschimpfungen, die immer dann zu hören sind, wenn im Nest Tragisches passiert und man sich nicht mehr zu helfen weiß. In solchen Ausnahmesituationen sind die Tierschützer einfach komplett überfordert und verwechseln Haustier immer mit Wildtier. Mein Rat: Schalten Sie einfach ab und tun Sie sich solches bitte nicht an! Jeder Mensch hat die Freiheit, das aus dem reichen Medienangebot auszuwählen, was er für richtig hält!

Wann geht man endlich dazu über, Wildtiere gänzlich abzuschaffen und unter die menschliche Knute zu nehmen? Da stets kolportiert wird, dass es keine vom Menschen unbeeinflusste Natur mehr gibt, gibt es doch genauso keine Wildtiere mehr. Warum müssen immer noch Störche sterben und sich an menschlichen Einrichtungen verstümmeln lassen, wenn es doch viel einfacher ist, sie in Gehegen zu halten, ihnen die nötige Nestwärme in großen Stallungen zu gewähren und sie vor jeder Falle (Schorsch) oder jedem gestörten Tagebuchschreiber zu bewahren?

Übrigens: Was macht man, wenn man sich über den Zustand der Jungen in einem Storchennest informieren will und kein Auto besitzt? Antwort: Man bestellt die Drehleiter der Feuerwehr und lässt sich hinfahren. Und wenn man dann schon mal da ist, fährt man gleich hoch, vertreibt bei Regen den Wache schiebenden Altstorch, erkennt, dass alles in bester Ordnung ist und zieht wieder von dannen. Geschehen jüngst in Baiersdorf bei Erlangen! Täter: ein ortsbekannter Storchenvater!

Mutig gehandelt und hervorragend durchgeführt! Leider muss ein solches Vorgehen noch vielerorts angemahnt werden, denn es ließen sich so an vielen Standorten vermeidbare Verluste an armen Jungtieren vermeiden. Wann können endlich alle bayerischen Horste jeweils fünf ausfliegende Junge pro Paar vermelden? Es wäre längst an der Zeit, der Natur zu erkennen zu geben, was der Mensch mit seinem Geist und seiner Willenskraft erreichen kann.  Nun habe ich mich doch glatt wieder ein wenig verplaudert. Ich freue mich aber schon jetzt wieder auf ihre kompetenten Meinungen zu dieser sicher kaum Irritationen hervorrufenden Sichtweise. Ich kam auf dieses Thema durch das Jubiläum unseres Gästebuches und durch die dort hinterlassenen Einträge.

So schloss vor einem Jahr das Vetschauer Gästebuch wegen einer unrühmlichen Diskussion über den Tod der Jungen. Ähnliches geschah vor zwei Jahren mit unserem. Es ist stets das gleiche Strickmuster! Man beauftragt aus gewissen Kreisen einige wenige, die unter verschiedenen Namen, aber selten mit dem richtigen, Einträge streuen. Diese werden zigmal kopiert und völlig gleichlautend ins Netz gesetzt, weil man selbst nicht in der Lage ist, eigene Gedanken zu Papier zu bringen. Wenn es doch geschieht, zeigen viele eindeutig, dass es gut war, sie unter falschem Namen zu veröffentlichen. 

Der Morgen graute auch heute und ließ unser Paar allmählich sichtbar werden. Schon zu so früher Stunde zeigte man sich erregt und schien sich eines Eindringlings erwehren zu wollen.


Das Paar erwacht

Das Paar droht


Schorsch verschwindet

Bereits um 5:23 Uhr endete mit dem Abflug der Nummer 6 die erste Anwesenheitsphase. Danach prägten der Dauerregen und die lange Anwesenheit des Storches mit intakten Schnabelhälften die Szene. 


Nummer 6 schüttelt sich im Regen...

...steht im Regen...
   

...sitzt im Regen...

...erbricht sich im Regen?

Ein lustiges Intermezzo lieferte sich ein Duo der Rabenvogelfamilie. Ich spreche von Dohle und Elster. Was sich mehrere Vertreter dieser beiden Vogelarten am Nest zu sagen hatten, sollen einige Schnappschüsse aufzeigen. Da tummelten sich gleichzeitig zwei Elstern, eine Elster mit zwei oder drei Dohlen und zwischendurch lieferte man sich kleine Verfolgungsjagden, die ein wenig die Verspieltheit der Rabenvogelfamilie aufblitzen ließ.

 
Thema mit Variationen

 

Höhepunkt für uns wie auch für Schorsch und seinen Partner stellte eine vollendete und unglaublich lange Kopula dar. Von Schwäche seitens unseres Schorsch war dabei aber schon gar nichts zu bemerken. Er balancierte Nummer 6 über 15 lange Sekunden auf seinem Rücken reichlich breitbeinig aus.

 
Eine lange Kopula

Dass Nummer 6 vorher das Nestinnere mit frischem Grün schön ausgeschmückt hatte, verdiente besondere Anerkennung.


Frisch begrünt!

Über 90 Minuten blieb Schorsch nach dem Abflug seiner Nummer 6 allein im Nest, ihm schien es überhaupt nicht zu eilen und er machte während des gesamten Tages einen blendenden Eindruck. Es sollte abermals 21:23 Uhr werden, bis sich Schorsch entschloss, zum Partner unter die Decke zu schlüpfen.


Nummer 6 zurück

Beide da!
 
18. Mai 07

Die Sonne zeigte sich nach längerer Durststrecke heute wieder einmal für längere Zeit. Zuvor musste sie sich allerdings erst durch eine dichte Nebelsuppe drängeln. Die Nacht blieb mit 3 Grad sehr frisch, der Tag brachte es auf immerhin auf 21 Grad!

Stimmungsvolle Aufnahmen lieferte die Webcam am frühen Morgen, indem sie pastellfarbene Eindrücke des Storchennestes samt Bewohner übermittelte. Schorsch und Nummer 6 riskierten aber dennoch mutig einen halben Blindflug in die Ungewissheit ihres Nahrungsgebietes. Das war es dann auch schon für den Rest des Tages.


Zwei Verliebte im Nebel

Gleich ist das Nest wieder verlassen!

Es gab für mich aber zuvor noch einmal eine Begegnung mit Schorsch der besonderen Art. Ein Anruf eines geschätzten Feuerwehrmannes aus Dinkelsbühl riss mich nur wenige Minuten nach meiner Rückkehr von einer anstrengenden Beringungstour aus allen Träumen. Der Platzwart des „Campingpark Romantische Straße“, vor den Toren der Stadt gelegen, meldete einen Storch auf seinem Gelände, der sich von Kindern füttern ließe. Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang ich in mein „Rettungsfahrzeug“ und war in knapp 15 Minuten wieder einmal in Dinkelsbühl. Das große Gelände mit einer ebenso großen Wasserfläche zierte in den Abendstunden unser Schorsch. Es war nicht schwer, den Vagabunden zu finden. Er stand dort, wo eine große Menschentraube versammelt war und machte gute Miene zum bösen Spiel. Wortführer und offensichtlich der fantasievollste in der Gruppe, die überwiegend aus Rentnern bestand, war ein etwa 15-jähriger, der während Schorschs Anwesenheit schon einige Experimente mit ihm angestellt hatte. Zunächst gab es reichlich Brot in allen Variationen, auf das sich Schorsch begeistert stürzte und das er gierig verschlang. Er nahm es anstandslos vom Boden auf und verschluckte es ohne Schwierigkeiten und ohne Murren. Zweiter Höhepunkt auf Schorschs Speisezettel war eine tief gefrorene Alaskascholle, von der der altkluge Junge Streifen abbrach, sie Schorsch zuwarf und dieser sie anstandslos vom Boden aufhob. Ob es sich bei den angesprochenen Leckereien um artgerechtes Futter gehandelt hat, mag ernsthaft bezweifelt werden, doch Schorsch war nicht davon abzuhalten, die Köstlichkeiten aufzunehmen. Ihr Tagebuchschreiber konnte wenigstens im Anschluss an die ersten Futterrationen ein wenig Aufklärungsarbeit über die artgerechte Ernährung von Störchen geben, doch meine Einlassungen brachten bei den hilfsbereiten Campern wenig Erfolg. Nachdem ein zögerlicher Fangversuch von meiner Seite mit dem Abflug von Schorsch geendet hatte – dieser verzog sich etwas seitwärts auf eine Liege- und Spielwiese – musste ich mir eine Reihe gut gemeinter Anregungen über die beste Fangmöglichkeit anhören. Als eindeutiger Favorit schälte sich schnell die Betäubung mit einem Schlafmittel heraus. Hurtig ein paar Schlaftabletten in eine Stück Brot gesteckt und schon ist Schorsch gefangen! Auch Betäubungspfeile spielten während der Unterhaltung immer eine Rolle. Da kamen die Bilder von Nashörnern zum Vorschein, die in manchen Safarifilmen auf diese Art gefangen werden. Wenn man schon die Feuerwehr zu Rate zieht, wäre es doch auch möglich, mit einem scharfen Strahl aus einem C-Rohr Schorsch in die Knie zu zwingen. Natürlich kamen auch die verschiedensten Netzvarianten in Betracht. Nachdem ein zweites, etwas energischeres Herantreten durch mich von Schorsch antizipiert wurde und er sich davon schwang und auf der Toilettenanlage des Campingparks landete, machte ich mich so langsam auf den Rückweg. Es bleibt zu hoffen, dass Schorsch in Zukunft dieses Gelände meidet, denn ein Cocktail aus Tiefgefrorenem, Schlaftabletten, Brot und Grillfleisch haut den stärksten Neger um. Dabei sollte man den Schorsch doch einfach in Ruhe lassen und ihn allenfalls nicht beachten. Er kann Nahrung aufnehmen, er stellt sich recht geschickt dabei an, da muss er sich eben ein bisschen anstrengen und auf die Suche gehen.

Die Stunden vorher war Ihr Tagebuchschreiber aushäusig! Er befuhr den Lauf der Wörnitz fast vom Ursprung bis zur Mündung in die Donau in Donauwörth. An seinem Wege lagen 15 Storchennester, in denen entweder gebrütet wird oder kleine Junge zu versorgen sind.


In Löpsingen wird erstmals gebrütet!!

Einzige Ausnahmen stellen die beiden Nester von Mosbach und Donauwörth. Letzterem Ort galten heute meine gesammelten Kräfte. Mit 31 bis 33 Tagen gehören die Jungen dieses Nestes zu den größten ihrer Art in Bayern und darüber hinaus. Bis die Feuerwehr eintraf, hatte ich noch etwa Zeit. Als mich die beiden Elterntiere der immerhin 4 Jungen im Nest durch Klappern aufmerksam machten und ich den Himmel über dem Nest absuchte, traute ich kaum meinen Augen. Acht Fremdstörche kreisten über Donauwörth und schienen das Nest aufmerksam zu beäugen. Eine Viertelstunde dauerte dieses für unsere Verhältnisse seltene Spektakel. Mal etwas weiter entfernt, mal wieder näher kommend segelten sie lautlos und ohne Flügelschlag ihre Kreise. Eindrucksvollste Szene dieses Storchenballetts war ein Anflug des gesamten Oktetts in einer langen Reihe hintereinander dicht über das Nest, aber ohne jegliche Angriffsabsicht. Dies schien die Abschiedsvorstellung gewesen zu sein, denn nach diesem grandiosen Vorbeiflug sah man die Fremden nicht mehr.

Die Beringung erbrachte keine besonderen Vorkommnisse, außer dass einer des Jungenquartetts meine Hand mit aller Kraft malträtierte und mir blutende Wunden zufügte. Der genannte „Hacker“ – er hatte sich zu diesem Zweck im Nest aufgestellt – war erst zu beruhigen, als ich ihn mit einem mitgeführten Spazierstock sanft zu Boden drückte und den Stecken anschließend auf seinem Hals ruhen ließ. Schlecht meinende Zeitgenossen mögen nun schon wieder Schlimmes vermuten. Was macht dieser tierverachtende Tagebuchschreiber mit einem Stock? Züchtigt er damit die böse Brut? Mitnichten! Dieses Multifunktionsgerät hat drei Aufgaben zu erfüllen. Die erste haben Sie schon kennen gelernt! Die zweite dient dem Heranziehen von Jungen, die von der Drehleiter der Feuerwehr mit den Händen nicht gegriffen werden können (zu große Entfernung!) und drittens durchstoße ich damit an verschiedenen Stellen den Nestboden, um die Storchenwohnung  prophylaktisch noch besser wasserdurchlässig zu halten. Somit wird allen Kritikern der Wind aus den Segeln genommen, die ein Nicht-Abfließen des Wassers nach starken Regenfällen für die Jungenverluste in Storchennestern verantwortlich machen.


Donauwörth


Jungenquartett

Ein interessantes Detail erzählte mir Norbert Sahliger, Storchenbetreuer der Gegend um Donauwörth, über den Vorfall in Ebermergen. Dort war es nach dem Verschwinden des Storchenweibchens zur Brutaufgabe mit dem Verlust aller Jungen gekommen. Zunächst fand man nur einige Federn und andere Kleinspuren an der Bundesstraße 25 zwischen Harburg und Ebermergen. Durch intensive Recherchen stieß man schließlich auf einen Straßenwärter, der den toten Storch nahe der Straße vergraben hatte. Man nahm Kontakt mit ihm auf, man ließ sich die Stelle des Grabes zeigen, buddelte das Opfer wieder aus, entnahm den Ring und hatte die Bestätigung. Das Storchenweibchen war tatsächlich Opfer des Straßenverkehrs geworden. Unser Traumpaar gab es nebenbei auch noch! Am Morgen verschwand man – wie gewohnt – im ersten Licht. Am Abend fand man sich in aller Eintracht am Nest ein und verlebte eine weitere Nacht in friedvoller Eintracht.


Schorsch schwebt ein

Alles paletti!
   

Wer wird sich denn schon
wieder so aufführen?

Wieder
vereint!

Bei Schorsch mag die tiefgefrorene Alaskascholle zusammen mit verschiedenen Brotsorten aus heimischer Herstellung ein leichtes Bauchgrimmen hervorgerufen haben, so dass er in Zukunft vor derartigen Nahrungsbrocken etwas Abstand gewinnt. Aber vielleicht handelt er ja nach der Devise: Besser als nichts!?

 
19. Mai 07

Herrliches Frühsommerwetter! Die Temperatur kletterte nach kalter Nacht mit 3 Grad heute wieder auf 28 Hitzegrade.

Als man die Schorschis in der Morgendämmerung auftauchen sah, konnte man sie schon wieder in hellster Aufregung erleben. Gab es bereits Sichtkontakte mit den beiden Fremden, die sich schon geraume Zeit in Dinkelsbühl herumtreiben? Es schien so, denn bald flogen Schorsch und Nummer 6 erregt dem imaginären Eindringling nach.


 Aufregung in aller Frühe

Abflug

Ihre Zusammengehörigkeit unterstrichen die beiden, als sie sich gemeinsam kurz vor 11 Uhr am Nest vorstellten. Sofort herrschte Unruhe, man klapperte, drohte und zeigte, wo der Hammer hängt!


Vom Frühstück zurück

Verliebte

 
Alarmstufe 1


Abflug

Das blieb es dann aber für den Rest des Tages sowie für die Nacht. Erstmals seit längerem blieb das Nest in der Nacht unbesetzt. Daraus sollte man aber nicht gleich den Abzug der Schorschis in Verbindung bringen. Die Nestbindung muss ja zwangsläufig nicht den ganzen Sommer über auf höchstem Niveau gehalten werden. Da sind dann Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung schon mal drin und die abendliche Rückkehr zum Nest nicht immer leicht möglich. Was solls! Schorsch hat auch den 22. Tag seit seiner Verletzung anstandslos überlebt!

Von der oberen Altmühl gibt es weiterhin nur Positives zu berichten. In Herrieden gibt es mindestens zweifachen Nachwuchs, in Neunstetten sollten – dem Verhalten der Alten nach zu urteilen – ebenfalls Junge geschlüpft sein und in Leutershausen konnte ich ein nur wenige Tage altes Junge ausmachen. Für eine endgültige Bilanz ist es aber noch zu früh, da keines der Nester einsehbar ist. Auf dem Nebengebäude des Schlosses Rammersdorf bei Leutershausen hat es der mir bekannte Ringstorch geschafft, ein doch schon ganz ansehnliches Nest auf der künstlichen Nisthilfe zu installieren. Seit meinem letzten Besuch hat sich der Haufen aus Zweigen deutlich vermehrt.


Rammersdorf

 

Es ist so weit!!! Das Ankaufprojekt des „Storchen- und Biberlebensraums Wörnitzwiesen“ ist abgeschlossen. Über die Hintergründe und den weiteren Verlauf mit ähnlichen Projekten finden Sie hier einen ausführlichen Bericht.

Bitte unterstützen Sie auch 2007 wieder unsere Spendenaktion.

Weitere Hinweise

  • Hier könne Sie sich über die Ziele und Möglichkeiten der
    Natur- und Umweltstiftung

    informieren.


    Wenn Sie mehr über die Aktivitäten der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz erfahren wollen, schauen Sie doch mal in das "Naturschutztagebuch" von Thomas Joas.


  • Vom 12. bis 20. Mai 2007 findet die 3. Ansbacher Artenschutzwoche mit zahlreichen Veranstaltungen statt.
    Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises Ansbach.

 

Neu und für Storchenfreunde sicherlich interessant ist die Karte der umliegenden Storchenstandorte, dargestellt mit Hilfe von Google Maps.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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