Storchenkamera
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 3
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10. Apr. 04 |
Auch diesen Eintrag
möchte ich wieder mit einer kleinen Diskussionsgrundlage einleiten
und dabei aus dem Leitfaden für Horstbetreuer/innen zum
LBV-Artenhilfsprogramm Weißstorch zitieren, das in einer
überarbeiteten Fassung vom März 2003 vorliegt. In diesem 12-seitigen
Papier werden an die bayrischen (und an alle außerbayrischen)
Nestbetreuer/innen Informationen weitergegeben, die sie bei ihrer
ehrenamtlichen Tätigkeit benötigen oder benötigen könnten. Unter dem
Punkt 3.4. „Aufgaben bei Unfällen“ wird z.B. die Vorgehensweise bei
Stromunfällen oder bei Ausfall eines Altvogels während der
Jungenaufzucht behandelt. Hier schließen sich folgende Bemerkungen
an: (Siehe Auszug aus dem
LBV-Artenhilfsprogramm) Dass es im
Storchenschutz natürlich auch andere Meinungen im Hinblick auf
die Problematik der Horstbetreung gibt und geben darf, soll
folgender Link auf Hartmuts Natur-Webcams-Seite verdeutlichen. Hier
sind andere Richtlinien zur Weißstorch-Horstbetreuung in
einem
Merkblatt der Natur- und Umwelthilfe e.V. in Erlangen
vorgestellt.
Jeder mag sich dazu selbst seine Meinung bilden. Wenige
Tierschützer werden das durchaus in Ordnung finden,
Naturschützer und biologisch geschulte Menschen werden die
Hände über dem Kopf zusammen schlagen und an eine Persiflage
oder einen schlechten Witz glauben. Doch dabei handelt es
sich um bittere Realität. Dass dabei auch noch unverblümt zur
Fütterung der Brutstörche während der Zeit der
Jungenaufzucht aufgefordert wird (warmer Eimer!), macht
deutlich, wie wenig Respekt den Störchen von dieser
Gruppe entgegen gebracht wird und in welch Tier
verachtender Weise hier offen auf die Produktion von
möglichst vielen Jungen hingearbeitet wird. Das Mastvieh „Storch“
auf dem Weg zum Mastschwein! Wenn du zu doof bist, selbst für
genug Futter zu sorgen, bringen wir es dir mehrmals täglich. Im
Nürnberger Zoo ist auch täglich um 11:30 Uhr am Entenweiher
Fütterung. Und jeder Horstbetreuer, der aus seinem Nest nicht
wenigsten 4 bis 6 Junge zum Ausfliegen bringt, hat
versagt und sollte zurücktreten. Um welchen Preis wohl die
Dannberger Störche ihre 6 Jungen zum Ausfliegen bringen mussten? Wie
viele Zentner „Zufutter“ waren nötig? Was macht ein Dannberger
Jungstorch im Winter in Erlangen? Warum ist er nicht abgezogen? Bei
der Wahl des Brutortes haben unsere Störche nach dem Studium
des Blattes die letzte Chance der freien Entscheidung. Danach
sind sie auf Gedeih und Verderb Machern ausgeliefert,
die mit ihnen treiben, was diesen Personen für erforderlich und
richtig erscheint. Und der Storch muss sich alles gefallen lassen,
weil seine Bindung zum einmal gewählten Nest, zu Eiern und erst
recht zu seinen Jungen derart groß ist, dass er diese nur selten der
Eingriffe wegen aufgibt (ist aber auch schon passiert, aber echt
kein Problem!). Er muss fressen, was er in warmen Eimern oder sonst
wie vorgesetzt bekommt, er muss mehr Junge groß ziehen, als er von
seiner Konstitution jemals schaffen könnte, er muss mit einem Nest
leben, das er in dieser Weise nicht im Traum selbst so gebaut hätte.
Bilden Sie nun hier Ihre Meinung! Die
Synchronisation zwischen unseren beiden Wonneproppen
läuft auf vollen Touren. In dieser Beziehung gaben sie sich
heute keine Blöße. Der Vormittag und die frühen Nachmittagsstunden
standen ganz im Zeichen der Liebe und des Zueinander-Findens.
Das Element der Gleichzeitigkeit in allen Bereichen der
Anwesenheit am Nest war kaum noch zu übertreffen.
Alles synchron! Gepaart
wurde sich immer wieder. Dabei scheiterten alle
Versuche des Männchens, seine liegende Partnerin zu
beglücken.
Alles muss gelernt sein! Sicher bedarf
es für diese Spielart, die durchaus Aussicht auf Erfolg haben kann,
Einiges an Erfahrung und sollte für eine Erstbrüterin noch außerhalb
ihrer Reichweite liegen. Dafür gelangen aber Paarungen in der
„herkömmlichen Storchen-Missionarsstellung“ durchaus
ansprechend und mit Aussicht auf Erfolg.
So gefällt es uns schon besser! Als ich
um 15:30 Uhr Dinkelsbühl durchfuhr, war das Nest leer.
Gut zwei Kilometer weiter in Fahrtrichtung Feuchtwangen
entdeckte ich unser Traumpaar zwischen der Bahnlinie und der Wörnitz
kurz vor dem Anstieg zum Ziehberg vor Lehengütingen bei der
Nahrungssuche. In diesem Bereich, der auch zur Froschmühle führt und
den Ortsteil Maulmacher umschließt, halten und hielten sich die
Dinkelsbühler Störche schon immer gerne auf. Das Augenmerk der
Storchenschützer richtet sich deshalb schon seit Jahren auf
diesen Wörnitzabschnitt. Kleinere Verbesserungen konnten dort
schon erreicht werden, doch gibt es immer noch viel zu tun. Auch
wenn die Osterfeiertage kurz vor der Tür stehen und der Osterhase
seine Eier reichlich über uns ausbreiten wird, wird er unsere
Störche mit seiner Fracht noch nicht bedenken. Die müssen schon noch
mindestens eine Woche warten, ehe auch ihnen der Osterhase
das erste Ei ins Nest legt. Ich möchte allen Lesern des Tagesbuches
„Frohe Ostern“ wünschen und hoffen, dass alle Störche
in dieser Brutzeit vor allzu großer Gefahr bewahrt
bleiben und dass sie mit dem Respekt und der Achtung
behandelt werden, die eines frei lebenden Tieres würdig ist.
Hier
seid ihr Storch, hier dürft ihr ´s sein! |
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Ostern 2004 |
Staus auf den Autobahnen, Hektik überall!
Da gibt es zur Entspannung nichts Schöneres als die
beruhigenden Bilder unserer Storchennestes in sich aufzusaugen.
Am Abend dauerte es in den letzten Tagen etwas
länger, ehe sich das Paar wieder am Nest einstellte. So gegen
20:15 Uhr, bei klarem Himmel sogar noch später, gab es
dann bis zum frühen Morgen mit Sicherheit „Storch am Nest“. Die
lange Nestpräsenz untertags erfordert natürlich schon auch
ausgiebige Zeit zur Nahrungsaufnahme. Die Partner müssen
gut gestärkt und körperlich fit in die lange Zeit der
Brut und Jungenaufzucht starten. Eiproduktion und
Eiablage sind Abläufe, die massiv die persönliche
Konstitution des Weibchens fordern. Wenn sie dann noch –
wie in unserem Falle – all diese Lebensvorgänge zum ersten Mal
mitmacht, bedeutet dies auch eine ungleich höhere Unsicherheit, was
Bruterfolg und Jungenproduktion angeht. Es ist eben leider nicht so
einfach, bei fünf gelegten Eiern auch fest mit fünf
ausfliegenden Jungen rechnen zu können. Hier spielen
persönliche Voraussetzungen der an der Brut beteiligten Störche
eine sehr wichtige Rolle. Man weiß aus langjährigen
Ablesungen beringter Störche sehr viel über die Zusammenhänge
zwischen Alter und Nachwuchsrate bei Störchen. So liegt diese
bei jüngeren Jahrgängen signifikant niedriger als bei
älteren. Bis einschließlich des Jahres 1999 – und in
meinen Untersuchungen kann ich den Nachweis von über 600
Ringablesungen allein in Franken erbringen – gab es keinen
einzigen Storch, der bereits zweijährig zur Brut
geschritten wäre, geschweige denn Junge großgezogen hätte. Erst
mit dem Jahre 2000 beginnt das „Zeitalter“ der
zweijährigen Erstbrüter. In weiter westlich gelegenen
Brutgebieten waren solche Einzelfälle aus vergangenen Jahren schon
gemeldet worden, aber auch dort gehörten sie zu den beachteten
Raritäten. Was sich seitdem entwickelt hat und was sicher noch in
weit stärkerer Art und Weise fortschreitet, ist die Tatsache, dass
immer mehr zweijährige Erstbrüter an Bruten, ja an
erfolgreichen Bruten, beteiligt sind. Allein in diesem Jahr
kenne ich schon drei Fälle von zweijährigen Störche (ein vierter ist
sehr wahrscheinlich), obwohl die Zeit meiner eigentlichen
Ablesearbeit noch gar nicht begonnen hat. Ich möchte damit nur zum
Ausdruck bringen, dass eine dramatische Entwicklung zur
früheren Reife beim Weißstorch eingesetzt hat, deren Ende noch
nicht absehbar ist. Dieses frühere Erreichen des Brutalters hat noch
eine andere Entwicklung zur Folge: Immer mehr einjährige Störche
werden bereits als Mitglieder von Trupps, als Störer an
besetzten Nestern oder als Übersommerer in der weiteren Umgebung
ihres späteren Brutortes beobachtet. Früher waren Ringfunde von
Störchen im zweiten Kalenderjahr nach ihrer Geburt innerhalb Europas
schon eine Seltenheit. Diese Frühreife scheint bisher nur die
so genannten Weststörche zu betreffen, also die Störche, die
ihr Überwinterungsgebiet immer mehr nach Südspanien zu verlagern
scheinen und den Flug in die Savannen Westafrikas überhaupt nicht
mehr antreten. Schuld an dieser Vorverlagerung der
körperlichen Entwicklung dürften die hervorragenden Bedingungen
in den jeweiligen Überwinterungsgebieten sein. Wer sich von
frühester Jugend an an den vollen Fleischtöpfen spanischer
Müllkippen satt essen kann und wenig Aufwand mit der
Futtersuche treiben muss, sich also dick und satt essen kann,
entwickelt sich schneller und erreicht schneller die
Geschlechtsreife. Ähnlichkeiten mit menschlichem
Verhalten drängen sich auf, auch hier verlagert sich seit
einem Jahrzehnt(?) der Eintritt der Geschlechtsreife und die
erstmalige Ausübung des Geschlechtsaktes immer weiter nach vorne!
Was allerdings die Lebenserwartung solcher Frühreifer
betrifft, muss abgewartet werden. Ich denke, dass sich der Storch
diese Verlagerung ins zweite Lebensjahr mit einer sinkenden
Lebenserwartung erkaufen wird. Zurück zu meinen zweijährigen
Erstbrütern. Den Anfang machten zwei Weibchen im Jahre 2000. Eine
Storchendame – geboren im Elsass – brachte in Gutenstetten 2
Junge zum Ausfliegen. Sie war auch 2001 am gleichen Nest, hatte
wieder 2 Junge. Im Jahr 2002 blieb ein Bruterfolg aus. Im
vergangenen Jahr siedelte sie in den Nachbarort Gerhardshofen und
wurde dort – vier Junge waren erbrütet worden – von einem Sanka
überfahren und Opfer des Straßenverkehrs. Dieser Fall erregte auch
in unserem Tage- und Gästebuch einiges Aufsehen. Auch der nächste
zweijährige Storch war ein Weibchen und brütete in diesem zarten
Alter in Herrieden an der Altmühl. Sie brachte ebenfalls zwei
Junge zum Ausfliegen . Ihre Wiege stand im südlichen
Baden-Württemberg. Im darauf folgenden Jahr wechselte sie den
Brutort und brütet seitdem erfolgreich in Rudelsteten im Ries. Der
dritte Fall des Jahres 2000 spielte sich in Neuenmuhr ab. Auch dort
war das Weibchen erst zwei Jahre. Zusammen mit einem
unberingten Storch erbrütete man 1 Junges. Die Liste geht
noch etwas weiter: 2002 Herrieden, ein Weibchen aus dem Elsass
erbrütet zweijährig 1 Junges, wechselte im darauf folgenden
Jahr den Brutort, hatte dort aber keinen Erfolg. Das erste
zweijährige Männchen brütete im vergangenen Jahr in Gerolfingen.
Der Geburtsort dieses Storches lag in der Wilhelma, dem Stuttgarter
Zoo, also wie alle anderen im Bereich der Westzieher. Das Paar hatte
keinen Bruterfolg. Ob Kämpfe die Ursache waren und ob Junge
abgeworfen wurden, konnte nicht einwandfrei geklärt werden. Ein
weiteres Männchen fand im vergangenen Jahr eine Partnerin in
Leutershausen. Dieses Männchen stammte aus Südbaden und brachte mit
einem 19jährigen Weibchen 2 Junge zum Ausfliegen. Und
heuer gibt es bereits 3, vielleicht sogar 4 neue Fälle! Die
höchste Zahl an ausfliegenden Jungen bei zweijährigen Brutstörchen
liegt bisher bei „meinen“ Störchen bei 2, auch wenn im Falle von
Mosbach das Weibchen im Jahre 2001 fünf Junge zum Schlüpfen brachte.
Danach verschwanden allerdings drei Junge. Gewisse Storchenschützer
würden jetzt sagen, dass in diesem Falle die Nestbetreuung versagt
hätte. Man hätte frühzeitig mit dem Nestausräumen und Nestumbau
beginnen müssen. Bei Regen eingreifen, die Jungen föhnen und auch
sonst dem Paar zeigen müssen, was eine Harke ist. Muss man nicht
spätestens im Wissen um das Alter mancher Störche an
dem praktizierten Verfahren der Jungenproduktion nach dem
Maximalprinzip zweifeln? Muss man nicht endlich so ehrlich sein
und Schluss machen mit der Panikmache um
ertrinkende Jungstörche. Dies immer als Persilschein für
Nesteingriffe bei Regen vorzubringen, ist in hohem Maße
unlauter! 28 Storchenkameras geben in diesem Jahr mehr oder weniger
gute Einblicke in ein Storchennest. Wer nennt mir ein einziges, in
dem Plastikmüll in einer Weise verbaut ist, dass um das Leben der
Jungen gebangt werden muss? Einzig in unserem Dinkelsbühler Nest
konnte (von Arevalo ganz abgesehen!) im letzten Jahr der Eintrag von
einer ganzen Menge Plastikmaterial beobachtet werden. Und wie zum
Hohn für alle Plastikfetischisten hatte das Paar dann dummerweise
mit vier Jungen seinen besten Bruterfolg. In jedem Storchennest
besteht die Möglichkeit, beim Abtragen desselben
mehrere Tüten mit Beweismaterial zu sammeln. Breitet man eine
solche Tüte oder mehrere solcher Tüten auf einer Präsentationsfläche
aus und sagt man weiter, dies habe man in einem Storchennest
gefunden, erlebt man natürlich bei völlig unkundigen Personen, die
ja gar nicht einmal wissen, dass ein Storchennest keine
Mulde hat, sondern so flach wie ein Kuchenteller ist,
erschrockene Gesichter. Verweist man dann noch auf die Tatsache,
dass Plastik Wasser undurchlässig ist, hat man sein Publikum schon
überzeugt. Wir konnten im letzten Jahr wunderschön sehen, wie Georg
und Paula mit dem Plastikmüll verfahren sind. Zuerst lag das „corpus
delicti“ im Bereich der Nestmulde. Doch mit jedem Tag gerieten alle
(!!) Plastikteile in den Außenbereich des Nestes, manche wurden vom
Winde verweht und flattern schließlich auch heuer noch teilweise am
Nest friedlich als Fahne, die signalisiert: Dieses Nest ist besetzt.
Wenn ich ein Nest auseinander nehme, finde ich alle möglichen
Fremdkörper, auch Plastikteile! Aber in welcher
Position im Nest sie vorgefunden wurden, wird natürlich nicht
erwähnt. Ein großes Storchennest misst einige Quadratmeter, ein
kleines aber auch noch einen. Nun legen Sie einmal ein solches Teil
formatfüllend ins Nest. Sie werden es ebenso wenig schaffen wie ein
Storch. Ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, ein solch großes
Teil ins Nest einzufliegen. Plastikmüll hat natürlich in einem
Storchennest nichts verloren. Die meisten Jungenverluste dieser
Ursache zuzurechnen, ist aber schlichtweg falsch. In
unserem Storchennest ist im Verlauf von 10 Jahren noch kein Junges
ertrunken, obwohl auch im letzten Jahr mit enormen Mengen
Plastikmüll und Starkregenfällen von 40 Litern in der kritischen
Phase der Jungenaufzucht einiges geboten war. Beachten Sie meinen
Tagebucheintrag vom 31. Mai 2003! Genauso sieht es bei allen
anderen Nestern aus und warum sollten achtwöchige Junge noch
ertrinken? Da müsste ja das Wasser im Nest einen Meter hoch stehen!
Ertrinken ginge also bei einigem Wohlwollen nur im
allerjüngsten Alter von einer bis zwei Wochen. Nun
ist das aber gerade die Zeit, in der die Jungen intensiv gehudert
werden. Bei starkem Regen bringen beide Elternteile bewusst
große Mengen Gras mit ins Nest. In der Folge entsteht in
Verbindung mit der hohen Körpertemperatur des hudernden Vogels, des
ausgeübten Druckes und der hohen Verdichtung im Nest eine
erhebliche Wärmeentwicklung seitens des Nistmaterials. Beim
Beringen fiel mir schon öfters auf, dass in normalen
Storchennestern, die nicht der Behandlung durch die Natur- und
Umwelthilfe Erlangen e.V. unterliegen, an der Stelle, wo die
Jungen liegen, eine wohlige Wärme aufstieg, die bei
kühlem Wetter wie ein Ofen wirkte und meine Hände im Nu
wieder auf normale Betriebstemperatur brachte. Werfen sie einmal
frisch gemähtes Gras auf den Komposthaufen (ist in
unserem Fall das Storchennest)! Lassen sie es regnen und schauen sie
dann gelegentlich wieder an die Stelle. Wenn sie Pech haben, ist das
Gras so heiß, dass ein Brand entstehen könnte. Manche
Scheune hat dadurch schon ihre Existenz verloren. Wie bewerten Sie
nun im Wissen um die Wärmeentwicklung frischen Grases in
einem stark verdichteten Nest folgenden Ratschlag: Bei Regen
entnehmen sie mehrere Eimer des gewachsenen Nistmaterials und
ersetzen es durch Stroh. Kein Storch käme auf diese Idee. Denn
dadurch wird dem Nest die Wärme spendende Auflage aus humösem und
gärendem Material entzogen mit der fatalen Folge, dass nun endgültig
bei schlechtem Wetter die Luft raus, der Kreislauf durchbrochen ist
und nun wirklich Handlungsbedarf besteht, um das schnell verrottende
Strohmaterial wieder nachzulegen.
Sollte unser Weibchen nun wirklich zwei Jahre
alt sein und Eier legen, werden wir beobachten, was danach passiert.
Legt sie möglicherweise fünf Eier, werden mit Sicherheit
keine 5 Junge ausfliegen. Das steht fest! Und wir werden
beobachten, wie vielleicht zwei oder drei Junge auf
die eine oder andere Weise ums Leben kommen. Ertrinken, und
das steht auch schon fest, wird keines der Jungen. Ich denke noch
ein wenig weiter voraus. Wären wir besagte Tierschützer, würden wir
bei einem Fünfergelege in den ersten Tagen drei Eier aus dem Nest
entfernen. Diese dürften dann im Nürnberger Zoo auf die Welt kommen.
In der Folge würden wir natürlich weiter beobachten. Bei starkem
Regen (nur was ist starker Regen? Wo fängt der an, wo hört der auf?)
würden wir zwei Eimer an Nistmaterial entnehmen und durch Stroh
ersetzen. Dies würde sich bei jedem starken Regen wiederholen! Sie
sehen, in welche Fahrbahn ich schon wieder gerate. Darum möchte ich
nun nicht weiter spekulieren, sondern mich auf die nächsten
Ereignisse konzentrieren. Ostereier hat unsere Storchendame noch
nicht bereit. Damit müssen wir uns natürlich weiter gedulden. Das
Paar hat auch während der Osterfeiertage fleißig an seiner
Synchronisation gearbeitet. Dabei wurde die Nestzeiten deutlich
verkürzt, um Kräfte für die beginnende Brut zu sammeln. Freuen Sie
sich mit mir auf weitere schöne Beobachtungen mit unseren Störchen.
Alle angeborenen Verhaltensweisen liefen auch über die
Osterfeiertage nach Plan:
Am Innenausbau des Nestes wurde durch den
Storchenmann massiv weiter gearbeitet.
So langsam bringe ich das Nest aber auf Schwung!
Luftattacken, die durch überfliegende Störche
ausgelöst wurden, wurde erfolgreich begegnet.
Es liegt was in der Luft! Nichts wie auf die Verfolgung!
Und schließlich taten beide im Hinblick auf zu
erwartenden Nachwuchs ihre Pflicht.
Nicht schlecht, Herr Storch!..
An diesen Anblick könnte man sich gewöhnen.
Nun reicht es! Ich suche mal wieder Futter |
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13. Apr. 04 |
Liebe Storchenfreunde! Mit dieser Anrede
meine ich bewusst alle, die sich in irgendeiner Form für Vögel
und in unserem speziellen Fall für die Störche interessieren.
Ich danke allen, die sich im Gästebuch zu den
verschiedenen Auffassungen in Fragen des Storchenschutzes
(Winterfütterung, Nesteingriffe) geäußert haben. Wir werden
in diesen Punkten nie zu einem Konsens in letzter
Konsequenz finden, dazu sind unsere Betrachtungsansätze der
Problematik zu unterschiedlich. Ich habe es schon wiederholt
versucht zu erklären. Hier stehen die reinen Tierschützer,
auf der anderen Seite sind es die Naturschützer. Den
Tierschützern geht es um jedes einzelne Individuum,
den Naturschützern in erster Linie um die Sicherung,
den Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes, in dem die
Tierart ihr Zuhause findet. Einen Storch mit einer
Beinprothese auf einem Hof zu halten, bringt weder dem
betreffenden Tier noch der Gesamtpopulation irgend etwas.
Seine Existenz ist aber für die Medien ein gefundenes Fressen, damit
lassen sich selbst im Spätnachmittag-Programm einige Zuschauer
ansprechen, die den Storch als bedauernswert einstufen und seinen
Retter als guten Menschen hinstellen. Da ist nichts dagegen
einzuwenden. Ich will beim besten Willen nicht erreichen,
dass alle Leser des Tagebuches meine Meinung teilen,
aber ich darf doch meine Meinung hier äußern. Etwas
anderes habe ich noch nie gemacht. Ein Kritiker – beispielsweise bei
einer Zeitung – schreibt seine subjektive Meinung über den Ablauf
eines Konzertes. Ob die Kritik in dieser Form berechtigt war oder
nicht, müssen die entscheiden, die ebenfalls Zuhörer waren und da
gehen die Meinungen nicht selten diametral auseinander. Meistens
äußern sich die am lautesten, die überhaupt nicht im beschriebenen
Konzert waren. So oder ähnlich komme ich mir bei meiner
Berichterstattung manchmal vor. Vor und nach der Brutzeit
können Nesteingriffe, wenn sie erforderlich sind,
durchgeführt werden. Das mache ich auch so. Junge, die
sich nachweislich in Bindegarn verfangen haben, werden
selbstverständlich befreit. Das mache ich auch so. Glauben
sie ja nicht, dass solche Fälle häufig vorkommen. Bei 1500 Jungen,
die ich in 30 Jahren beringte waren es gerade mal 2, die durch
Bindegarn beeinträchtigt waren und dafür hat sich das Beringen schon
gelohnt, konnten beide doch zumindest vorübergehend gerettet werden!
Nesteingriffe in der beschriebenen Form während der
Brutzeit finden nicht statt. Fütterungen der
Brutstörche während der Brut- und Jungenaufzucht finden
nicht statt. Winterstörche werden nicht gefüttert. So
weit die Position Ihres Tagebuchschreibers, die nichts anderes
besagt als die Stellungnahmen aller großen Naturschutzverbände. Ich
hoffe zumindest, dass ich durch meine Offenheit zur Meinungsfindung
beitragen konnte.
Damit ist dieser kleine Exkurs in Sachen
Weißstorchschutz, dessen Aufflackern in jedem Jahr nicht ganz
vermeidbar ist, zunächst abgeschlossen.
Nur gut, dass unsere beiden Brutwilligen
im Augenblick voll in den Vorbereitungen eines neuen
Lebensabschnittes stecken. Dass wir dabei als stille
Zuschauer mit respektvollem Abstand und der nötigen
Distanz agieren, ist für mich selbstverständlich. Wir können die
beiden nicht fragen, ob ihnen unser Einblick in ihr Privatleben
angenehm ist oder nicht. Wir werden sie aber in keiner Weise
bevormunden und ihnen unsere Sicht der Dinge nicht aufzwingen,
sondern ihnen staunend zusehen, wie „Sie“ erstmals in ihrem
Leben, mit dem Brutgeschehen klar kommt. Sollte sie Fehler machen,
brauchen „Sie“ und auch „Er“ keine Angst zu haben, dass von dritter
Hand eingegriffen wird. Aus Fehlern lernt man, sagt man gerne zu
Kindern. Das setzt aber voraus, dass man Fehler machen darf, ohne
dass die Erwachsenen gleich dazwischen funken und ihren Senf dazu
geben. Ich sehe schon den mahnenden Zeigefinger und höre die Worte:
„Ja, unsere Natur ist vom Menschen schon beeinflusst. Da muss man
natürlich eingreifen und die Dinge zurecht rücken!“.
Heute sieht man den Storchenmann auch in
Abwesenheit seines Weibchens immer wieder am Nest landen und
Nistmaterial einbauen. Das Paar geht nun nicht immer schön
gemeinsam auf Ausflug, sondern die Arbeitsteilung in der
Vorbrutphase hat eingesetzt. Während er im Nest weilt und Gras
und ab und zu auch Zweige einfliegt, geht sie über mehr als eine
Stunde allein zwischen dem Ortsteil Maulmacher und der
Froschmühle auf die Nahrungssuche. Ich konnte sie an
dieser Stelle eine ganze Weile belauschen und einige Fotos als
Nebenprodukt gewinnen.
Unsere neue Dame
im alt bekannten Nahrungsgebiet
Mit jedem Tag steigt nun die Spannung und die
Frage darf immer lauter gestellt werden: „Wann liegt das erste Ei
im Nest?“ Vor dem Wochenende wird es sicher noch nicht
passieren. Danach ist alles möglich. Aber bitte vergessen Sie
dabei niemals, das jugendliche Alter unseres Weibchens zu bedenken
und nicht gleich Unmögliches von ihm verlangen zu wollen. Ich
bereite Sie – wie aufmerksame Leser sicher bemerkt haben – durch
meine kritischen Anmerkungen der letzten Tage schon auf mögliche
unschöne Szenen vor, die sich hoffentlich nie ereignen mögen, die
aber bei ungeschminkter Betrachtung natürlicher Lebensabläufe ganz
normal sind, oft die Regel darstellen und nur vom lieben Gott
beeinflusst werden können.
Gemeinsamkeiten
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Männchen
liegt, Weibchen steht |
Beide stehen
(Weibchen rechts) |
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Beide liegen
nebeneinander |
Beide liegen
gegeneinander |
|
Beide
aufeinander |
|
|
14. Apr. 04 |
Manchen Lesern machen offenbar meine
ausführlichen Texte doch erhebliche Verständnisprobleme.
Man muss natürlich schon alles lesen. Am besten wäre es, wenn
Sie sich drei Tagebuchjahrgänge einmal genüsslich
einverleiben könnten und ich verspreche, es wird keine Langeweile
aufkommen. Vielleicht ein Tipp für die tristen Monate während einer
Zeit ohne Störche. Um das leidige Thema nun endgültig vom Tisch zu
schaffen – es macht wirklich keinen Spaß, jeden Tag das gleiche
erklären zu müssen – meine Haltung in Fragen
Storchenschutz. Ich kann dann wenigstens immer auf diesen
Eintrag verweisen.
1. Arbeiten am Nest (Ausbesserungen, in
Einzelfällen Reinigung) finden grundsätzlich nur außerhalb der
Brutzeit in begründeten Fällen statt, (Stabilität des Nestes ist
gefährdet etc.) d.h. in den Monaten Oktober bis Februar
2. Nesteingriffe während der Brutzeit
nur bei Ausfall eines Altvogels und Jungen bis zum
Alter von vier Wochen (bei älteren Jungen erst nach intensiven
Beobachtungen am Nest) und wenn nachgewiesen ist, dass sich einer
oder mehrere Junge durch Fremdmaterial im Nest
verletzt haben oder in ihrer Entwicklung behindert sind.
3. Nestveränderungen in jeder Form sind in
der Brutzeit verboten. (Dies gilt so und so!)
4. Winterfütterungen sollen unterbleiben.
Diese Einstellung ist seit Beginn meiner
Storchenarbeit die meine und daraus habe ich nie ein Hehl gemacht.
Wer anderes von mir gelesen hat, soll sich über
E-Mail bei
mir melden. Außer an den Nestern der Natur- und Umwelthilfe Erlangen
gelten die von mir aufgeführten Punkte in dieser Weise im gesamten
Verbreitungsgebiet des Weißstorches. Wer nun immer noch
Erklärungsbedarf hat, sei noch einmal auf die beiden Links im
Tagebuch vom 10. April 2004 hingewiesen. Die
Spannung steigt! Wann beginnt die Eiablage? Ich rechne am
Wochenende mit dem ersten Ei.
Die Ringnummer des Weibchens ist längst
abgelesen, doch liegt es jetzt einzig an der Vogelwarte
Radolfzell, mir die Beringungsdaten mitzuteilen. Aber an
Hand der Nummer gibt es eigentlich keinen Zweifel, dass es sich bei
„Ihr“ um eine zweijährige Störchin handelt. Sobald ich die
Informationen der Vogelwarte in Händen habe, werde ich Sie
unverzüglich unterrichten. Eine weitere Frage, die mich sehr
stark beschäftigt, lautet: Wie viele Eier wird das junge
Weibchen legen? Vom Mosbacher Weibchen des Jahres 2001,
ebenfalls damals 2jährig, weiß ich, dass es 5 befruchtete Eier
legte, aus denen dann auch 5 Junge schlüpften. Die Probleme begannen
erst danach in den ersten beiden Lebenswochen. Also können wir
annehmen, dass auch unser Weibchen die für sie maximale
Zahl an Eiern produzieren wird. Das sind im Schnitt
mehr als vier. Also bitte merken, dass nach Abschluss der
Eiablage vielleicht vier Eier im Nest liegen. Sollten es
weniger werden, bitte trotzdem nicht traurig sein. Es geht mit
weniger Eiern und demnach mit weniger Jungen sicher deutlich
leichter und entspannter für unser „Big Brother – Paar“.
Übrigens haben mich die letzten
Gästebucheinträge sehr gefreut, weil in ihnen zum
ersten Mal nach langer Zeit wieder Fragen zum Leben
und zum Verhalten der Störche gestellt wurden. Es wäre schön,
wenn diese Art des Gedankenaustausches im Gästebuch wieder
vermehrt Fuß fassen könnte. Wenn Fragen dann noch von Gästen in
so vorzüglicher Weise beantwortet werden, wie es geschehen ist, dann
macht es Spaß, meine Kraft verstärkt dem Tagebuch zu widmen. Eine
sehr interessante Frage richtete sich auf das Verhalten
der Dohlen, sobald unsere Störche mit der Eiablage
beginnen. Da es nachgewiesen ist, dass Dohlen gelegentlich als
Nesträuber auftreten, könnte ja auch für das Gelege der Störche
eine ernste Gefahr bestehen. Dieser Gefahr begegnen nun
unsere Störche damit, dass sie nach Ablage des ersten Eies
das Nest nicht mehr gemeinsam verlassen dürfen. Einer
muss ständig Wache schieben. Fliegen sie trotzdem einmal ab,
geschieht dies nur, wenn es wirklich nötig ist, z. B. wenn Kämpfe im
Gang sind. Bei derartigen Auseinandersetzungen mit Artgenossen
kommt es leider nicht selten zu Verlusten einzelner Eier
oder des gesamten Geleges. Sobald ein fremder Storch auf dem Nest
Fuß fassen kann, besteht seine erste Amtshandlung, darin, dass er
die nicht seine Gene enthaltenden Vermehrungsprodukte aus dem Nest
wirft. Für Dohlen wird es ungleich schwerer, wenn
nicht unmöglich sein, hier irgendwelchen Schaden
anzurichten. Am Ausräumen des Nestes sind sie nicht interessiert.
Das Wegtragen eines Eis ist rein technisch unmöglich, ebenso ist das
Aufhacken mit dem Schnabel nur theoretisch denkbar. Und außerdem
wird es schon gar keine Dohle wagen, bei besetztem Nest
in diesem zu landen. Deshalb: Keine Gefahr für die Eier durch
„räuberische“ Dohlen. Bitte das „räuberische“ nicht falsch zu
verstehen. Bei so intelligenten und findigen Vögeln sollte man
eigentlich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen, welch
fabelhafte Leistungen diese Rabenvögel vollbringen. Diesen Eindruck
musste jeder gewinnen, der den faszinierenden Film am
Ostersonntag über die Dohlen im Fernsehen gesehen hat. Ernst
Arendt und Hans Schweiger haben leider nur nicht über unsere Dohlen
berichtet, die fähig und in der Lage sind, ein ganzes Storchennest
abzubauen und ihrer Brutkolonie einzuverleiben. Hätten sie davon
gewusst, wer weiß? Also kurzum: Wenn das erste Ei im Nest
liegt, bleibt immer ein Altstorch „zu Hause“. Er legt
sich auch schon gelegentlich für längere Zeit ins Nest, nur so
richtig brüten die beiden noch nicht. Es gibt schon mal lange Pausen
dazwischen. Wenn zwei Tage später das nächste Ei gelegt wird, wird
es ernst und die „richtige“ Brut beginnt. Wer heute wieder beim
Nestbau zugesehen hat, wird erneut bemerkt haben, dass für das
Eintragen jeder Art von Nistmaterial ausschließlich das
Männchen verantwortlich zeichnet. Beim Einbau schließlich
darf auch sie mit ran. Erstaunlich welche Mengen an Gras da auf
einen Sitz gebracht werden. Eine Fuhre bestand sogar aus einer
Mischung aus Ästen und Gras.
Wer sich darüber noch genauer informieren
möchte, soll unter dem Tagebucheintrag vom
6. März 2002 bis
9. März 2002
(bitte mit Link
versehen!!) nachblättern. Dort finden sie viele Informationen
und auch sehr eindrucksvolles Bildmaterial zum Nestbau. Beides wird
Ihnen natürlich von Ihrem Tagebuchschreiber frei Haus geboten.
Nur einer baut! Und wie er den Schnabel voll nimmt!
Und auch heute gingen die Vorbereitungen
für einen baldigen Brutbeginn unbeirrt weiter. Die
Paarungen sehen nun alles andere als stümperhaft aus, sie
und er harmonieren bereits wie ein altes Ehepaar miteinander
und das Aufsteigen des Männchens, das Einknicken im Fersengelenk
sowie das Aufeinanderpressen der beiden Kloaken gelingt in der
Mehrzahl der Fälle. Die Paarungen werden natürlich bis zum Ende der
Eiablage anhalten und auch danach flammen sie nur langsam ab, auch
wenn sie dann keine biologische Notwendigkeit darstellen. Da fällt
mir noch eine im Gästebuch gestellte frage ein: Bekommen die
beiden Altstörche und mögliche Jungen auch heuer wieder
Namen? Wenn Sie mich zum jetzigen Zeitpunkt fragen,
lautet meine Antwort „nein“. Es wäre aus schriftstellerischen
Gründen sicher einfacher, unter Einbeziehung von Namen Abwechslung
beim Schreiben zu gewinnen. Wenn wir unseren Weg, die Geschehnisse
in und um das Nest nüchtern und sachlich zu betrachten, konsequent
gehen, passen einfach keine Namen. Ich habe mich in den vergangenen
zwei Jahren zu der Möglichkeit der Namensgebung hinreißen lassen,
möchte aber in diesem Jahr wieder darauf verzichten. Es entstehen
dadurch doch gewisse Assoziationen, die eine schmalzige Sichtweise
der Dinge zulassen, die wir aber auf unserer Homepage nicht
forcieren sollten. Ich meine, die mögliche Trauer um Susi, Sissi,
Georg und Co. wäre sicher größer und menschlicher Trauer und Leid
näher, als wenn es nur der „Storchenmann“ oder „Junges Nummer 2“
hieße. Lassen Sie sich meine Meinung einmal durch den Kopf gehen und
geben Sie einfach im Gästebuch Ihre Gedanken kund. Auch zu anderen
Wünschen und Anregungen erwarte ich gerne ihre Meinung. Zum Schluss
möchte ich noch einige gelungene Schnappschüsse von heute anfügen
und darauf verweisen, dass die normale Schnappschussfunktion mit
Klick auf die rechte Maustaste und „Bild speichern unter..“ wieder
funktioniert. Hier die Beweise:
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Alles
passt! |
Zur
Begrüßung wird geklappert! |
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Wann wird
dieses Bild zum
Normal-Zustand gehören? |
Synchronarbeit |
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Auch dies gehört in diese Rubrik! |
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15. Apr. 04 |
Der 5-Sekunden-Takt läuft nun seit Tagen
einwandfrei und er sollte dies auch weiter tun. Ob es in
allernächster Zeit zu einer weiteren „Verbesserung“ in diesem
Punkt kommen kann, muss noch ein wenig abgewartet werden. Mit
der vorhandenen Technik könnte es vielleicht noch ein bis zwei
Sekunden schneller gehen. Sie sehen, dass ein richtiger
Livestream, wie ich ihn im vergangenen Jahr für diese Saison
angekündigt habe, nicht ganz bewerkstelligt werden kann. Das
liegt ganz einfach daran, dass wir Spendengelder – so wie
versprochen – in den Kauf eines Grundstückes gesteckt haben
und diese Gelder natürlich nicht zweckentfremdet für die
Übertragungskosten und/oder für neue Technik eingesetzt
haben. Für dieses Jahr greift uns erstmals der Rotary-Club
Feuchtwangen-Dinkelsbühl unter seinem Präsidenten Herbert
Schabert mit 500 € unter die Arme. Die Unterstützung
durch unseren Hauptsponsor N-ERGIE, dem größten
Stromversorger unserer Region, ist noch nicht unter Dach und Fach.
Sie sehen also, dass unser Angebot, das wir Ihnen ohne alle
Kosten täglich frei Haus liefern, natürlich Geld kostet. Ich
will nicht betteln und bin auch von niemandem gebeten worden.
Dennoch möchte ich jeden, der kann und möchte, wieder in
Erinnerung rufen, dass Spenden unser Überleben sichern.
Störche schaffen dies auch nur, wenn möglichst viele dafür kämpfen,
den Lebensraum zu retten und wo es möglich ist, dies sogar durch
Kauf von Grundstücken zu realisieren. In diesem Punkt werden ab
sofort staatliche Zuschüsse längst nicht mehr in dem
Umfange fließen wie bisher. In manchen Bereichen werden sie
sogar gänzlich eingestellt. Auch wenn sie in diesem Jahr
keine Spende geben können, wird die Kamera nicht ausgeschaltet oder
auf Sparflamme laufen. Unser Betrieb läuft aber nur, weil sie
in den vergangenen Jahren insgesamt rund 6000 € gespendet
haben, wobei ein Drittel in den
Biotopkauf
floss. Mit 5000 € unterstützte uns bisher die N-ERGIE, so dass wir
in den drei Webcam-Jahren von einem Gesamtetat von 11000
Euro ausgehen konnten. Davon waren die Kamera, Server, Router
und einiges an Arbeitskosten zu begleichen. Vieles, was unser
Techniker Andreas Kamm leistete und leistet, geschah und geschieht
aus Freundschaft und Liebe zum Projekt. Alles, was Ihr Webmaster und
Ihr Tagebuchschreiber an Zeit aufwenden, geschieht völlig
ehrenamtlich. Bleiben noch die Stadtwerke, die seit dem
vergangenen Jahr den DSL-Anschluss sowie die Flatrate
für die Zeit der Übertragung bezahlen, immerhin im Monat
auch runde 50 €. Sie sehen also, dass im Monat an
die 300 Euro zusammen kommen, um eine Übertragung zu
ermöglichen. Da darf nichts dazwischenkommen, da darf noch
nichts kaputt gehen und die Kamera läuft seit fast drei
Jahren ohne eine einzige Sekunde Pause. Wenn ich also gut rechne,
komme ich während einer Saison auf 2500 Euro Kosten.
Im letzten Jahr wurde ein neuer Router, ein neuer Server angeschafft
und wenn unsere Einrichtung bestehen soll, müssen in nächster Zeit
im Technikbereich Neuerungen greifen. Hier können dann wieder einige
Tausend Euro fällig werden. Angesichts zu erwartender Sparmaßnahmen
muss man sich schon die Frage stellen: Muss das sein? Was
soll das? Gibt es nicht schon genug Einrichtungen dieser Art und
können wir uns da nicht zurückziehen? Ich war immer ein
Skeptiker solcher „Big – Brother – Geschichten“ und habe damals
nur zugestimmt, wenn es nicht nur bei den Bildern bleibt. Die Folge
war allerdings, dass mich diese Mitarbeit nun meine gesamte Freizeit
kostet und ich manchmal auch noch heftige Prügel einstecken muss.
Richtig! Ich bin selbst schuld! Das zeigt mir aber, dass in
Sachen Naturverständnis in unserem Lande noch ein erheblicher
Nachholbedarf besteht und um diesen etwas zu kompensieren,
engagiere ich mich weiterhin. Die unterschiedlichen Konzepte anderer
Cams mögen hier nicht weiter diskutiert werden. Wenn es nur bei
„süß“, „niedlich“ und „goldig“ bleibt und alles, was nicht in dieses
„Kindchenschema“ passt, ausgeklammert oder mit menschlichen
Verhaltensweisen gleichgesetzt wird, kann man alle Webcams getrost
ausschalten. Wir haben in unseren Dinkelsbühler Störchen noch
frei lebende Exemplare, die tun und lassen dürfen, was ihnen
gefällt. Beobachten wir sie weiter dabei, denn nicht jeder Storch,
kann das von sich behaupten. Weshalb ich dies heute einmal so
ausführlich schildere, liegt zum einen daran, dass im Nest im
Augenblick nichts Dramatisches passiert, zum anderen, weil ich Ihnen
beweisen wollte (wenn es eines solchen Beweises je bedurft
hätte), dass wir Ihre Gelder sparsam und stets zum Wohle
der Störche verwendeten. Möglicherweise gewinnt ja vielleicht
auch der „Betreiber“ der Kamera, der Bund Naturschutz, durch unsere
Arbeit Anerkennung und Zuspruch, er müsste aber bei schlechter
Haushaltsführung für die Mehrausgaben aufkommen und mögliche
Verluste ausgleichen. Das wollen wir aber auf keinen Fall. Im
Gegenteil: Es sollte immer ein kleiner Gewinn
erwirtschaftet werden, der dann in die Storchenarbeit mit
eingebracht werden kann. Darum meine Bitte an Sie – und ich
habe lange um den heißen Brei herum geredet – spenden Sie
auch in diesem Jahr wieder so fleißig für unsere Arbeit wie
im vergangenen. Die entsprechende Bankverbindung finden Sie
unter „Helft den
Störchen“.
Lassen Sie mich noch einen Blick auf die
Bestandssituation im westlichen Mittelfranken (siehe auch
Karte im
Storchentagebuch 8 von 2002) werfen, ein Gebiet, das ich am
besten kenne, liegt es doch in der Nähe meines Wohnortes
Feuchtwangen. Bis zum heutigen Tag sind bereits die meisten
Störche zurückgekehrt. Wenn ich aber bedenke, dass noch längst
nicht alle Ostzieher ihre Brutheimat erreicht haben siehe
Prinzesschen!), dürfen wir uns auf hervorragende
Besetzungsverhältnisse freuen. Verglichen mit dem vergangenen
Jahr müssen nur die Bewohner von Feuchtwangen, Schopfloch
und Gerolfingen auf die Ankunft von Störchen warten. Fast
ausgeglichen werden diese Lücken durch Neuansiedlungen bzw.
Wiederbesetzungen von Nestern, die noch nie oder schon länger
nicht mehr von Störchen bewohnt waren. So gibt es in Rauenzell
an der Altmühl, einem Ortsteil von Herrieden seit über
einer Woche ein Storchenpaar, das sich zu seiner ersten
Brut anschickt.
Rauenzell ist stolz auf seine Störche!
Eine weitere Überraschung zeichnet sich
in Heglau unweit des Altmühlsees ab. Hier befindet
sich seit 18 Jahren eine künstliche Nisthilfe, die in früheren
Jahren immer wieder Kurzbesuche erlebt hat. Heute, bei meiner
Inspektion, machte ich dort eine überraschende Entdeckung.
Ein Storch stand im Nest auf einer Scheune. Vom Besitzer der
Scheune erfuhr ich, dass Adebar schon einige Tage regelmäßig
gesichtet wurde. Als ich den Vogel näher kontrollierte, entpuppte er
sich als eine mir schon seit 20 Jahren bekannte Storchendame. Die
nun 24jährige Storchenfrau blieb im letzten Jahr verschollen.
Dass sie nun wieder aufgetaucht ist, stimmt mich froh.
Sie hat in ihrem langen Leben schon zahlreiche Stationen rund um den
Altmühlsee abgeklappert und häufig erfolgreich gebrütet. Nun, gegen
Ende ihres langen Lebens, kam sie an keinem ihrer alten Nester mehr
zum Zuge und muss nun im „schäbigen“ Horst von Heglau auf einen
Partner hoffen.
Die alte Dame von Heglau
Die kleine Bilderchronik soll meinen
heutigen Ausflug für Sie etwas nachvollziehbar machen.
In Trommetsheim wird fleißig gebrütet
Der Partner sucht derweil an diesem Graben nach Nahrung
Gunzenhausen freut sich über sein Storchenpaar
Das besetzte Nest von Neuenmuhr
Ein wenig Schlaf gefällig?
Wer kann bei solchen Bildern widerstehen? Der Storch ist ein schöner
Vogel!
Von der Rundreise zurückgekehrt landen
wir wieder am Dinkelsbühler Nest. Die Frage aus dem Gästebuch
zur Wahl des Bildausschnittes beantworte ich gerne. Dass die
Köpfe unserer Störche ab und zu teilweise aus dem Bild
verschwinden, ist mir auch schon einige Male unangenehm
aufgefallen. Diese Momente dauern aber immer nur ganz kurz, so dass
ich zu dem Schluss komme, dass 99% unseres Storchenpaares immer
zu sehen sind. Das Verstellen des Ausschnittes ist
keine ganz einfache Sache. Das Zoomen ist nicht
stufenlos möglich, sondern immer nur mit drei oder vier
verschiedenen „Einrastungen“ zu bewerkstelligen. Ich kann
also keine Feineinstellungen vornehmen, sondern nur in
größeren Sprüngen verändern. Wir haben im Team einmal
vereinbart, dass die Einstellungen Ihr Storchenexperte
und Tagebuchschreiber vornehmen darf und er auch entscheidet,
zu welchem Zeitpunkt eine Änderung erfolgt. Diese
Änderungen sind direkt im Nestgebäude in Dinkelsbühl
vorzunehmen und beinhalten die genannten Schwierigkeiten. Es geht
also schon mal nicht zu Hause vom Computer aus. Ginge technisch
natürlich schon, aber mit zusätzlichem finanziellem Aufwand. Ich
habe also bald eine Veränderung vor, aber nicht in den ferneren
Bereich, sondern im Gegenteil in den Nahbereich. Zur Eiablage
erwarte ich mir durch einen solchen Nahblick ein besseres
Erkennen des Geleges und eine genauere Ermittlung der Gelegegröße.
Das hieße, dass ab dem Wochenende oder zu Beginn der neuen
Woche eine Naheinstellung versucht wird. Diese hatten wir
auch im letzten Jahr immer wieder einmal und sie war gar nicht so
schlecht. Ist die Eiablage abgeschlossen würden wir wieder zu
einer ähnlichen Einstellung wie im Augenblick zurückkehren.
Lassen Sie sich einfach überraschen. Natürlich wären dann die
Störche lediglich bis zu ihrem Fersengelenk im Blick. Ich rate:
Einfach ausprobieren! Wem es nicht gefällt, dem sei gesagt, dass es
ja nicht für immer ist!
Der
Rest des Tages ist schnell erzählt. Man zeigt immer mehr Präsenz am
Nest. Die Dauer der Abwesenheit verkürzt sich immer mehr. Sie darf
dabei jedoch häufiger und länger unterwegs sein als er. Sicher eine
Maßnahme die dazu beiträgt, die Kondition für die bevorstehende
Eiablage zu verbessern. Er baut inzwischen weiter an der
Innenausstattung des Nestes und zeigt durch langes Liegen in der
Nestmulde, an welcher Stelle sich diese zum Schluss zu befinden hat.
Man sieht nach diesen längeren Liegephasen schon die kleine Mulde
sich abzeichnen, die in den nächsten Tagen die Eier aufnehmen wird.
So gegen 20 Uhr war wieder mal Turbulenz in und um das Nest
angesagt. Der Storchenmann hatte wohl in der näheren Nestumgebung
einen Eindringling ausgemacht. Anders sind seine wilden Drohungen,
die er mit seiner Partnerin im Nest zeigte, nicht zu interpretieren.
Danach folgten jeweils nur kurze Abflüge, die von Verfolgungsflügen
durch das Männchen begleitet wurden. Im letzten Licht der Dämmerung
hatte sich das Geschehen wieder beruhigt und eine wunderschöne Nacht
verzauberte die beiden Noch-Nicht-Ganz-Eltern in einem malerischen
Licht.
Sonnenplateau Storchennest!
Wenn ich mich ganz dünn mache, passen 5 von unserer Sorte ins Nest!
Im Sonnenstudio!
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16. Apr. 04 |
Nun hält das traumhafte Wetter schon
einige Tage an und endlich kann man auch auf wärmende
Kleidung verzichten. Bei knapp 20 Grad im Schatten und im Wissen
um viele besetzte Storchennester keine schlechten Aussichten für das
kommende Wochenende.
Zu Daniels Einwurf mit dem Storch,
der auf dem Gänseei brütet, kann ich nicht viel Erklärendes
beitragen. Da fehlen in dem Bericht einer Gütersloher Zeitung
einfach zu viele Details. Fest steht nur, dass der Storch beringt
ist (nicht durch die Natur- und Umwelthilfe Erlangen!), ein in einem
Bodennest abgelegtes Ei einer Pommerngans (!?) ab (siehe
Zeitungsbericht aus dem Westfalen Blatt) und zu bebrütet
und sich ansonsten merkwürdig verhält. Wir erfahren aber
nichts, ob sich das Ganze in einem Zoo oder einer ähnlichen
Einrichtung abspielt und ob der Storch überhaupt flugfähig und/oder
Bestandteil dieser „Geflügelhaltung ist. Also Sie sehen, da gibt es
noch zu viele Unbekannte. Doch eines ist auf alle Fälle
klar, dass dieser Storch einen „Batschä“ hat.
Mit diesem Attribut belegt man in Franken
alle Personen und Lebewesen, die sich sehr merkwürdig
verhalten und deshalb etwas bemitleidet und auf der anderen
Seite auch belächelt werden. Natürlich entstehen solche
Merkwürdigkeiten unter Lebewesen durch engen Kontakt mit Menschen
oder durch Psychosen, die durch das Eingesperrt-Sein
oder durch die Verhinderung einer artgemäßen Lebensführung
entstehen. Ein Storch, der nie etwas mit Menschen zu tun hatte, wird
nie auf diese zugehen, sich aus der Hand füttern lassen, im Winter
Futterstellen besuchen oder anderen Unfug machen ( er kann es
natürlich von Tieren lernen, die in ihrem früheren Leben allerhand
abstruse Erfahrungen machen mussten!). Besuchen Sie doch einfach
einmal Storchenparks, Storchenscheunen und andere derartige
Einrichtungen (Nein, lassen Sie es lieber sein!). Da wird bei
Bratwurst und Blasmusik einer zahlenmäßig großen Besucherschar
(überwiegend Rentnern und Familien mit kleinen Kindern) eine heile
Welt vorgegaukelt. Hungrige Schnäbel verlangen nach Bratwurst und
auch nach Eintagsküken, in jedem der trotz intensivsten Weinbaus
sehr zahlreichen Storchennester gibt es vier oder fünf Junge.
Wer geht da nicht glücklich und reich an Eindrücken nach Hause? Und
dann denkt man so still für sich: „Da erzählen uns die
Naturschützer, dass der Weinbau unsere Natur kaputt macht! Solche
Schaumschläger und Angstmacher! Wo wir heute waren, gab es sogar 10
besetzte Storchennester auf engem Raum mit ganz vielen Jungen. Da
sagen die Naturschützer, die Tiere seien bedroht und hier gibt es so
viele und die lassen sich sogar füttern!“ Genau das ist der
springende Punkt! Und hier kann man den Worten des bewundernswerten
„Storchenehepaares“ Dr. Christoph und Dr. Mechthild Kaatz,
ehemalige Leiter des Storchenhofes in Loburg nur anerkennend
zustimmen. Beide schreiben im jüngsten NABU Mitteilungsblatt
95/2003 der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz , deren
Sprecher Dr. Christoph Kaatz ist, auf Seite 11 folgendes, ich
zitiere „Wie bereits in vorhergehenden Mitteilungsblättern
festgestellt, steigt die Anzahl von Weißstorchpaaren, die in
menschlicher Pflege und/oder von zusätzlicher Nahrungsbereitstellung
abhängig sind, weiter an. Dieses birgt neben vielen
verhaltensbiologischen Problemen u.a. die Gefahr in sich, dass
Umwelt- und Naturschutz als nicht mehr so notwendig erachtet
werden.“ Deshalb nimmt Dr. Kaatz bereits knappe 10% des
deutschen Weißstorchbestandes (2002 waren es 4198 Brutpaare) aus
den Zählungen heraus, da dieser Prozentsatz der Gesamtpopulation (im
Jahr 2002 waren es 334 Paare) fütterungsabhängige Tiere sind, die zu
den zitierten Verhaltensabnormitäten und negativen Auswirkungen im
Naturschutz beitragen. Ich habe dies als Konterkarierung des
Naturschutzes bezeichnet und wurde deshalb von Jüngerinnen und
Jüngern der Natur- und Umwelthilfe übelst beschimpft. Was wohl der
Sprecher der Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz zu warmen Eimern,
Wärmflaschen und Haartrocknern in Storchennestern zu sagen hat?
Es gibt immer mehr Störche, die einen „Batschä“ haben.
Dass die eine oder andere Auffälligkeit angeboren sein kann, lässt
sich nicht widerlegen. Die weitaus meisten Fälle solcher
Verhaltensauffälligkeiten betreffen Störche, die mehr oder weniger
lang mit Menschen in Kontakt gelebt haben. Ein Storch, der sich in
Hitchcock-Manier auf Menschen stürzt (Herrieden 2002) und damit
Eltern um ihre Kinder bangen lässt (Hat der Tollwut?) hat dies an
seinem Geburtsort im Elsass auch immer so getan, wenn er die
Besucher um Wurst angebettet hatte. Die waren darauf vorbereitet,
doch im fernen Frankenland nimmt man vor solchen Störchen Reißaus
und bekommt es mit der Angst zu tun. Alle Winterstörche haben
einen „Batschä“. Hätte man mit Fütterungen gar nicht angefangen,
hätte sich eine solche Tradition nicht aufbauen können. Nun sind sie
eben da und müssen gefüttert werden und Störche können 30 Jahre alt
werden. Prost, Mahlzeit! Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern
e.V. rät deshalb auch von Winterfütterungen ab und
empfiehlt, solche Tiere durch Fang an den Futterstellen einem
Leben in einem Zoo zuzuführen. Dort gehören sie
nämlich hin. Dr. Kaatz nennt die Bundesländer, in denen das Problem
verhaltensauffälliger Störche besonders akut ist. Von den rund 250
Paaren in Baden-Württemberg (Stand 2002) gehören satte 70%
in diese Kategorie, von den rund 60 hessischen Paaren sind es
ebenfalls stattliche 60% (Schierstein, Groß-Gerau – Vogelpark
Biebesheim), in Rheinland-Pfalz bei rund 40 Paaren wieder
70%. In den restlichen Bundesländern sind es zusammen noch
einmal rund 100 Paare. Und wie hoch mag die Dunkelziffer aussehen,
wenn bei Bayern in diesem Bereich eine Null steht. Sie sehen, welch
interessante Erkenntnisse sich aus Gästebucheintragungen ergeben
können. Und das Thema ist mit meinen Bemerkungen sicher noch nicht
abgeschlossen.
Zum
Leben auf dem Dach des alten Rathauses gibt es
außer den üblichen Regularien nichts Wesentliches zu
erwähnen. Genau neun Tage währt nun die Zweisamkeit im
Nest und wir werden schon noch ein Weilchen warten
müssen, bis ein „weißer Golfball“ im Nest liegt. Diesen
Eindruck musste man zumindest im letzten Jahr aus Anlass der
Ablage des ersten Eis gewinnen. Lesen Sie einfach im
Tagebuch 2003, Teil 5 den Eintrag vom 21. April. An
diesem Tag geschah es damals. Allzu weit sind wir ja auch in diesem
Jahr nicht von diesem Termin entfernt. Vielleicht? Es wird sicher
knapp. Wir nehmen natürlich auch den 18. oder 19 oder 20 April! Bei
alten Hasen, sprich bei einem Paar, das seit Jahren zusammen
lebt und sich bestens kennt, sind die Intervalle zwischen
Eintreffen des zweiten Partner und dem Beginn der Eiablage kürzer
als bei Paaren, bei denen die Zusammensetzung neu ist,
so wie in unserem Falle. In Vetschau, hier weiß man über
Alter und Dauer der Zusammengehörigkeit nichts, vergingen zwischen
Ankunft des zweiten Storchs und der Ablage des ersten Eies
11 Tage. In Karlsruhe dauerte es immerhin 14 Tage
bis zum großen Ereignis, in Görlitz gings „ratzfatz“ und nach
9 Tagen war es vollbracht. Im letzten Jahr bei unserem
Nest in Dinkelsbühl betrug das Intervall ebenfalls 9 Tage.
Sie sehen, dass dieser interessante brutbiologische Aspekt
doch eine gewisse Streubreite besitzt. So zwischen einer
und zwei Wochen ist alles möglich. Dabei gilt als
Faustregel: Paare, die sich kennen, sind in der Beziehung schneller,
solche, die sich erst zusammenfinden müssen, brauchen erheblich
längere Zeit. Als Belohnung für Ihre Geduld lege ich wieder einige
Schnappschüsse von heute bei.
So wird es gemacht! Liebe Grüße aus Höchstadt!
Werden in dieser Kuhle bald Eier liegen
Das machen wir den Höchstädter Störchen nach!
Am Nest wird es bestimmt nicht liegen! |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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