Storchenkamera
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 5
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26. Apr. 04
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Das muntere Eierlegen geht weiter! Man darf sogar ein wenig träumen
und nach dem vierten Ei aus der vergangenen Nacht noch einen Schritt
weiter denken. Was wird oder könnte vielleicht am Mittwoch zu
vermelden sein? Ein fünfter Streich ist gar nicht mal mehr so
ausgeschlossen. Beschäftigen wir uns aber zunächst mit den
Gegebenheiten. Der morgendliche Gang zu Computer und Website ließ
schon früh eine gewisse Spannung und Erregung aufkommen. Da
verbrachte man doch gerne die Zeit des Frühstücks vor dem Monitor
und ließ die Restfamilie etwas genervt in der Küche zurück. Das wird
sich in den nächsten Wochen und Monaten im Hause Ziegler sicherlich
regelmäßig wiederholen. Nun habe ich es endlich auch geschafft, den
Erstnachweis des Vierergeleges zu erbringen. Karl folgt diesmal im
Sekundenabstand vor Gisela und Peter. Die nach mir genannten können
allerdings mit brillanten Dokumenten aufwarten, von denen ich einige
im Anschluss beilege.
Das Quartett ist komplett!
Mit welch skurrilen Gegenständen Papa Storch heute
einschwebte, verdeutlichen die nächsten Schnappschüsse. Wenn man
aber den Zustand des Nestes mit dem aus dem Vorjahr
vergleicht, muss eindeutig festgehalten werden, dass das
Baumaterial diesmal den Erwartungen an ein Storchennest
eher entspricht als das Kunststoffnest aus dem Jahre 2003. Am
Abend bekam ich so nach 21 Uhr schon ein wenig
Herzklopfen auf Grund der Tatsache, dass nur ein Storch im
Nest lag. Doch um 21:08 Uhr schwebte der lang Ersehnte
ein und beide gaben sich voll ihren Pflichten hin.
Hier habe ich für dich einen besonderen Blumenstrauß, liebe Frau!
Ein Ei beteiligt sich nicht an der Nestbeleuchtung! |
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28. Apr. 04 |
Auch wenn der allerletzte Beweis noch fehlt,
gab es an diesem Tag kein weiteres Ei mehr. Ich denke, es wäre
unseren aufmerksamen Sehern nicht entgangen. So dürfen wir uns
immerhin über vier Eier freuen. Dies hätte also schon einmal
geklappt. Ob nun damit auch vier Junge zu erwarten sind, bleibt bis
zum möglichen Schlupftermin ungewiss. Unbefruchtete Eier sind bei
Störchen nicht gerade häufig, doch kommen solche in jedem Jahr in
einigen Nestern vor, sie können aber in der Gesamtbilanz durchaus
vernachlässigt werden. Vergessen Sie aber auch weiterhin nicht, dass
alles, was unsere junge Störchin in den nächsten Wochen tut oder
lässt, für sie ständig Neuland bedeutet und echte Premieren
darstellen.
Vergewaltigung!
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Da steht ein
Ei doch auf dem Kopf,
zumindest für Sekundenbruchteile! |
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29. Apr. 04 |
Ein weiterer Tag im Leben unseres
Storchenpaares neigt sich dem Ende zu und auch heute konnte niemand
ein fünftes Ei entdecken. Ich bin mir deshalb relativ sicher, dass
es ein solches auch nicht gibt. Die Harmonie, die beide
Partner an den Tag legen, lässt zumindest für die nahe Zukunft
Gutes erwarten. Am Nachmittag kam es zu einer ernsten
Bedrohung unserer zwei Aufrechten, als zwei fremde Störche
über der Stadt erschienen und sich dem Nest bedrohlich näherten.
Um 16:07 Uhr nahm die Attacke ihren Anfang, doch war
es zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass „Er“ die Sache im Griff
hat. Pünktlich war er zur Stelle und leistete seiner
Partnerin, die die Brutgeschäfte zu diesem Zeitpunkt führte,
männlichen Beistand. So konnte man sich mit Drohgebärden
und Drohklappern begnügen und nach einigen
Verfolgungsflügen durch den männlichen Storch, gaben sich die
Angreifer nach gut einer halben Stunde geschlagen und
mussten abziehen.
Attacke abgewehrt! |
Denen hab ich es aber gezeigt! |
Ein ganz typischer Verlauf eines
Besuchs durch Fremdstörche. Hätten sie es wirklich ernst gemeint,
wäre die Sache sicher nicht so glimpflich abgelaufen, aber diese
niedrigen Überflüge werden auch in den nächsten Wochen und Monaten
immer wieder einmal für kurzes Aufsehen sorgen. Unser Gästebuch
entwickelt sich seit einigen Tagen wieder einmal zu einem
Diskussionsforum und beweist dabei erneut, wie wichtig
gerade in Bezug auf den Storchenschutz eine kritische
Auseinandersetzung und eine ungeschminkte Darstellung
verschiedener Ansichten ist. Dass dabei der eine oder andere verbale
Entgleisungen fabriziert, sollte nicht überbewertet werden,
schwingen doch immer auch eine ganze Reihe von Emotionen mit. Ich
denke, dass wir damit noch alle leben können. Ich freue mich bei der
überwiegenden Zahl der Beiträge über die hohe Qualität des
Geschriebenen und das umfassende Wissen meiner Leser. Und man
darf natürlich auch nicht verschweigen, dass solche
Diskussionen ein wenig Werbung für die Website
bedeuten und die Zahl der Zugriffe erhöhen. So hat sich unsere Seite
in den vergangenen Jahren ohne jegliche Werbung doch zu einem
viel beachteten und geliebten Informationszentrum über
(fast) alle Fragen zum Storch entwickelt. Über den Stand der
diesjährigen Besetzung der Weißstorchhorste im Landkreis Ansbach
werde ich in den nächsten Einträgen berichten und dabei aufzeigen
können, dass sich der Landkreis in Sachen Storch weiter positiv
entwickelt und sich auf einem Stand behaupten kann, den ich vor 20
Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Leider entwickeln sich die
Brutpaarzahlen im Raum Erlangen-Höchstadt-Neustadt in den letzten
Jahren deutlich zurück. Ein Grund für diese gegensätzliche
Entwicklung ist mir bislang nicht bekannt.
Die Dohlen sind nur noch stille Beobachter!
Ei, was ist denn das? |
Da schaff ich mal schnell Ordnung! |
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30. Apr. 04 |
Die kommende Nacht gehört den Hexen,
Geistern und Dämonen. Während sich diese Spezies von fliegenden
Lebewesen auf die Reise zum Brocken machte, gefiel es unseren beiden
Super-Vögeln an ihrem Nest besonders gut. Sie genossen das
wunderschöne Frühsommerwetter im Frühling, lösten sich beim
Brüten wie nach Vorschrift ab und dachten mit etwas Wehmut an den
letzten verregneten Tag, der nun auch schon eine ganze Weile hinter
ihnen liegt.
Brutablösung |
Nun kann ich zum Fressen fliegen! |
Einmal kamen für einen Augenblick beim
Betrachten des Geleges stille Zweifel auf, ob sich
nicht doch ein fünftes Ei ins Nest gezaubert hätte. Kurze
Zeit später hatte man aber den Eindruck, dass der weiße Fleck im
„Vorfeld“ der vier erkennbaren Eier deutlich außerhalb der Nestmulde
liegt und mehr eine kleine Mauserfeder verkörpert.
Ein 5. Ei? Oder eine kleine Mauserfeder
aus dem Brustgefieder?
Aus menschlicher Sicht kann man der
Trockenheit in diesem Stadium der Brut durchaus positive
Seiten abgewinnen, muss jeder Storch im Augenblick nur einen
Schnabel satt bekommen. Dies ist auf alle Fälle machbar!
In der reich strukturierten Landschaft um Dinkelsbühl
herum, in der schon seit Jahren Biotop verbessernde Maßnahmen
durchgeführt werden, gelingt es den Störchen noch, verschiedene
Nahrungsspektren zu nutzen und bei Ausfall eines
Nahrungstieres eine Alternativlösung zu finden. Größere
Wiesenflächen in der Wörnitzaue mit einer reichen
Grabenstruktur und leider immer noch zu wenigen staunassen
Bereichen wechseln sich ab mit eingestreuten, intensiv genutzten
Teichanlagen und ruhigen Weiherketten. Vertiefen sie
diese interessanten Aspekte aus dem Storchenleben mit dem Studium
des Links „Lebensraum“. Dermaßen kundig gemacht, verstehen
Sie vielleicht noch besser unseren Ansatz im Weißstorchschutz. Nach
einem Tiefpunkt im westlichen Mittelfranken (Landkreise
Ansbach und Gunzenhausen-Weißenburg), der den Storchenbestand in den
Jahren zwischen 1982 und 1993 konstant unter 10 Brutpaaren
hielt, hat sich in der Folge die Zahl der Brutpaare mehr als
verdoppelt und dürfte sich heuer bei 20 Paaren bewegen
(im Jahre 1965 waren es im gleichen Gebiet auch „nur“ 29 Paare, 1974
15 Paare, 1984 4 Paare). Sie sehen also, dass bei geeignetem
Nahrungsangebot und einer konsequenten
Naturschutzarbeit siedlungswillige Störche sich neuen
Lebensraum erschließen und verloren gegangenes Terrain
zurückerobern. In Mosbach – am Oberlauf der Wörnitz und rund
10 km nordwestlich von Dinkelsbühl – steht das Schlüpfen der
Jungen unmittelbar bevor. Wegen des schlechteren Blickwinkels
kann man das Nestinnere von keinem Punkt aus voll einsehen, so dass
über die Gelegegröße keine Aussagen möglich sind. Das dortige
Nest besteht seit 1960 oder 1961, eine genaue Datierung
ist nicht mehr möglich. In den Jahren von 1984 bis 1992 blieb das
Nest erstmals längere Zeit unbesetzt. Es war zu Beginn der Brutzeit
1993 bis auf kleine Reste „verschwunden“, ein neues Paar (das
Männchen kam damals aus Thüringen) begann mit der Wiederbesiedelung
des Ortes. Seitdem wurde in jedem Jahr erfolgreich
gebrütet, Ausnahme blieb das Katastrophenjahr 1997, als nur ein
Storch erschien. In diesem Zeitraum entwickelte sich das Nest zur
heutigen Größe. In keinem Jahr seit 1993 wurde am Nest irgendetwas
gerichtet oder Manipulationen vorgenommen. In keinem Jahr wurde
durch Zufütterungen, Aushorstungen und andere, dem Naturschutzgesetz
nicht entsprechende Maßnahmen geholfen. Dennoch wurde bei 10
erfolgreichen Bruten mit 30 ausfliegenden Jungen eine
stolze Bilanz erzielt. In jedem Jahr kam es dennoch zu
Todesfällen unter den Jungen im Nest, die immer überraschend und
ohne vorher erkennbare Anzeichen eintraten. Im letzten Jahr
überlebten zum Beispiel von sechs geschlüpften Jungen nur drei.
Gewachsenes Nest,
in diesem Zustand 12 Jahre alt,
im Inneren Große Haussperling-Kolonie
Mosbacher Storchenmann beim Eierwenden
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01. Mai 04 |
„Der Mai ist gekommen, der Regen setzt ein!“
So könnte man die Ereignisse dieses Feiertags in Abwandlung eines
beliebten Mailiedes charakterisieren. Bereits in der Nacht begann es
endlich einmal zu regnen, nicht sehr schlimm, aber doch in langen
Strömen. Und daran änderte sich auch bis in die späteren
Nachmittagsstunden nichts. Erst danach zeigte sich – noch schüchtern
– die Sonne wieder. Warum sollten unsere Störche damit nicht
zurechtkommen? Auch bei Temperaturen von gerade mal 12 Grad
funktionieren in solchen Fällen die angeborenen
Verhaltensmechanismen. War das heutige Ereignis schon ein
Starkregen oder erfüllte die Niederschlagsmenge dieses
Kriterium noch nicht? Für Horstbetreuer im Raum Erlangen
jeweils eine äußerst schwierige Entscheidung. Denn dieses
Ereignis macht zu der so und so durchzuführenden Routinekontrolle
unmittelbar nach dem Schlüpfen der Jungen weitere Kontrollen
erforderlich. Nur gut, dass unser Storchenpaar nicht solchen
Gefahren ausgesetzt ist, sondern ruhig und sicher seinen
Geschäften nachgehen kann. Während draußen vor meinem Fenster die
Apfel- und Birnbäume blühen, kommen mir seltsame
Gedanken. Eigentlich müsste doch aus jeder Apfelblüte und aus
jeder des Birnbaums ein Apfel oder eine Birne entstehen. Menschliche
Umwelteinflüsse hin und her! Aus dem Meisennistkasten meines
Nachbarn fliegt gerade ein Elterntier mit einem Kotballen im
Schnabel. Auch hier sind Junge geschlüpft. 10 Eier hat das
Weibchen gelegt. Im Inneren des Nestes sind keine Beeinträchtigungen
durch Starkregen zu erwarten, auch enthält das Nest keinerlei
Plastikmüll und anderen Unrat. Nur feinstes Moos, Haare, kleine
Halme. Eigentlich ideal. Im letzten Jahr kamen leider nur
4 Junge zum Ausfliegen. Das Zweitgelege erbrachte noch
einmal 8 Eier. Kein einziges Junges flog aus. Bei der Kontrolle des
Nistkasten im Frühherbst fanden sich mumifizierte Reste der Jungen.
Mir kommen starke Bedenken. Habe ich mich im Sinne des
Tierschutzgesetzes schuldig gemacht? Hätte ich die
Tragödien im Nistkasten nicht verhindern müssen? Eine unablässige
Kontrolle mit allen Schikanen wäre in diesem Falle sicher sogar ohne
Feuerwehreinsatz möglich gewesen. Ich hoffe, ich langweile Sie mit
meinem kleinen Exkurs nicht. Da gibt es doch Vogelarten, die
legen nur 1 Ei und das auch nur alle paar Jahre. Wie
soll eine solche Vogelart denn jemals überleben, wenn unsere Störche
mit 4 bis 5 Eiern angeblich nur unter massiver menschlicher Hilfe
(mindestens fünf Junge müssen aus jedem Nest ausfliegen!) überleben?
Albatrosse legen nur ein Ei und das nur alle paar
Jahre. Unsere manchmal zu Unrecht gescholtenen Tauben – ich
nehme hier die Straßentauben einmal bewusst aus – legen gerade
mal 2 Eier. Bei der Ringeltaube finden zum Beispiel 2
Jahresbruten statt, so dass ebenfalls von durchschnittlich vier
Eiern ausgegangen werden kann. Die genannte Taube hat meines
Wissens keine große Lobby, ihre Nester werden weder gepflegt noch
gerichtet, die Jungen weder beachtet noch bemerkt, die Vögel werden
auf dem Zugweg in ihre Überwinterungsgebiete aus allen Rohren
beschossen, sie sind im Brutgebiet den gleichen Umwelteinflüssen
ausgesetzt wie der Storch und Tausende anderer Tier und
Pflanzenarten, sie fressen vergiftetes Saatgut, ihre Nester werden
von zahllosen Räubern geplündert! Und trotzdem! Sie haben überlebt!
Sind es vielleicht doch biologisch tiefer begründete
Zusammenhänge, die die Größe eines Geleges bedingen? Würde aus
jeder Apelblüte ein Apfel entstehen, würde jeder Baum unter seiner
eigenen Last zusammenbrechen. Das wäre biologisch wenig sinnvoll.
Würde aus jedem Meisenei eine Jungmeise zum Ausfliegen
kommen, wäre die Nahrungskonkurrenz derart groß, dass durch
Revierstreitigkeiten und den dadurch hervorgerufenen Stress die
Population zusammenbrechen würde. Bei Mäusen kennt man
eine solche Entwicklung ja schon längst und bei zahllosen anderen
Tierarten läuft es nicht anders ab. Es liegt also einzig und
allein an der für eine Vogelart erreichbaren Nahrung, ob
in einem Jahr mal mehr oder weniger Junge zum Ausfliegen kommen.
Dies steht natürlich in engem Zusammenhang mit der jeweiligen
Wetterlage während der Brutzeit und der Jungenaufzucht, aber bitte
meine Damen und Herren: Was soll das Überleben einer
Vogelart mit dem Zustand des Nestes zu tun haben? Bei einem
Vierergelege im Durchschnitt und einer Lebenserwartung,
die bei 30 Jahren und mehr liegt und bei einem
durchschnittlichen Alter der bayrischen Weißstorchpopulation von 10
Jahren kann ein einzelner Storch durchschnittlich 32 Junge bis
maximal an die 100 Junge zum Ausfliegen bringen. Was bedeutet da ein
einmaliger Totalausfall der Brut? Was bedeutet da der Tod eines von
drei Nestgeschwistern? Ich wette mit jedem, dass es derlei Verluste
schon vor 150 Millionen Jahren gab, als der Vogel Storch seine
ersten Schritte tat. Ohne Plastik und damals schon versumpftem Nest.
In der Eiszeit waren die Verluste phänomenal, der Storch räumte
weite Teile seines Brutgebietes. Er kehrte danach zurück und
erschloss sich die durch die Besiedelung des Menschen frei
gewordenen, früher bewaldeten Flächen. Es gab neuen Lebensraum, der
die nötigen Nahrungsvoraussetzungen bot. Und als der Storch zwischen
1910 und 1920 in Bayern weitgehend das Feld räumte, lag es ebenfalls
mit Sicherheit nicht am Zustand der Nester und dem darin verborgenen
Plastikmüll. Es sollte doch einen Sinn machen, weshalb
Störche ihre Nester so bauen, wie man es im Landkreis Ansbach
noch weitgehend zu sehen bekommt. Dort werden diese Brutstätten
nicht nach menschlichem Gutdünken zurecht gestutzt. In den östlichen
Bundesländern stellen solche Nester ebenfalls die Regel dar, trotz
zahlloser Aldi-Tüten, die man auch dort seit fast 15 Jahren
reichhaltig im Angebot findet. Ganz zu schweigen von den Wohnstätten
der Störche in anderen Teilen ihres Verbreitungsgebietes. In
keiner Weise sehen Storchennester so aus, dass man schon
fast hindurchsehen kann. Warum bauen also Störche nicht Nester
wie Reiher? Die sind garantiert wasserdurchlässig, sehr
„schlampig“ und filigran gebaut, sehr zerbrechlich wirkend und man
glaubt es kaum, dass darin vier und fünf Junge Platz finden? Reiher
und Störche nisten sehr gerne auf Bäumen und trotzdem hat sich in
ihrer Stammesgeschichte eine völlig unterschiedliche
Nestbauweise herausgebildet. Warum tragen Störche so viel
Gras, Mist, Erde und leicht verrottendes Material
ein, das sich nach Wochen, Monaten und Jahren in einen regelrechten
Komposthaufen verwandelt? Ein altes Storchennest besteht
durch und durch aus stark verdichtetem, erdigem Material und das
liegt wahrlich nicht an einer eingelagerten Plastiktüte. Und dies
soll seit dem Wirken der NuH Erlangen nun ein Ende haben. Störche
haben sich an unser Regelwerk – so deren Macher - zu halten, Nester
müssen wasserdurchlässig sein. Und seit jemand in einem Storchennest
Plastikmüll gefunden hat, nimmt dieser Wahn kein Ende! In jedem Jahr
starren Millionen von Menschen in mittlerweile 30 Webcamnester und
mit Ausnahme des Dinkelsbühler Nestes im vergangenen Jahr gab es
keinen einzigen Fall, in dem ein Storch auch nur andeutungsweise
etwas Verwerfliches in sein Nest eingetragen hätte. Der Erfolg
waren vier Junge. Kritiker mögen mich korrigieren und mit den
entsprechenden Schnappschüssen beliefern. Es gibt keine, die den Tod
von Jungen an einem der Webcamnester mit darin befindlichen
Plastikteilen in Zusammenhang bringen können und auch an den anderen
180 000 Storchenestern wird ihre Zahl verschwindend gering bleiben
und niedriger liegen als die Verluste an Jungen an einem Kilometer
Stromtrasse bei Lerida in Spanien an einem Tag.. Ich konnte diesen
kleinen Ausflug mit biologischem Hintergrundwissen garnieren, weil
sich am Nest in Dinkelsbühl nichts Besonderes ereignete. Als Biologe
mit abgebrochenem Studium (Originalton Zimmermann!) beanspruche ich
für mich dennoch so viel Basiswissen, dass ich mich hinter den
Argumenten eines Technokraten nicht verstecken muss. Tropfnass
bewältigten unsere zwei Musketiere ihren Arbeitstag
und ließen sich durch noch so viel Regen nicht beirren.
Zwei begossene Pudel!
Dass trotzdem Flüge zur Nahrungssuche
anstanden, ist dabei selbstverständlich. Man weiß aber aus früheren
Beobachtungen, dass solche Flüge bei Regen und nicht vorhandener
Thermik nicht sehr weit vom Nest wegführen. Bei jeder
Ablösung brachte „Er“ wieder reichlich pflanzliches Material mit.
Vielen Dank für die Blumen!
Wurden beim Schichtwechsel die Eier
für kurze Zeit sichtbar, glaubte ich erneut fünf
erkennen zu können.
Vier oder fünf Eier, das ist immer noch die Frage!
Doch ein eindeutiger Beweis steht
nach wie vor aus. Deshalb bitte ich Sie auch weiterhin, diese
Möglichkeit nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Wir haben ja noch
locker drei Wochen Zeit, um über die Gelegegröße letzte Klarheit zu
gewinnen. Augen auf und Schnappschüsse schießen! Es wird bestimmt
gelingen. Am hinteren Nestrand hatte sich heute auch für einige
Minuten als Maifahne eine schwarze Mauserfeder aus dem
Bereich der Hand- oder Armdecken sehen lassen. Einer der beiden
Brütenden muss sie wohl verloren haben und wird dies ganz sicher
verschmerzen können.
Die Maifahne ist gehisst!
Vater Storch – wer sonst? –
machte sich am Nachmittag nach dem Ende des großen Regens auf einen
verspäteten Maiausflug. Dieser führte ihn für kurze Zeit
auf den Dachfirst des alten Rathauses. Nachdem er sein
Gefieder dort in Ordnung gebracht hatte und die Federn einigermaßen
trocken waren, sprang er wieder nüchtern zu seiner Partnerin ins
Nest.
Maiausflug auf den Dachfirst
Mit der Wiederkehr der Sonne
erstrahlten auch die Bilder der Webcam im neuen Glanz und bald
erinnerte nichts mehr an einen Maifeiertag der besonderen Art. Dass
auch der eine oder andere Maienstrauß als Begrüßungsgabe
gereicht wurde, versteht sich dabei von selbst.
Die Sonne hat sie wieder!
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02. Mai 04 |
Eigene und mir zugesandte Schnappschüsse ließen
heute wieder 5 Eier möglich erscheinen.
Wer zählt die Eier, nennt die Namen?
Das Suchen geht also immer noch
weiter und dauert wohl so lange, bis der endgültige Beweis
erbracht ist oder eben nicht. Ich werde eine Woche vor dem
Schlüpftermin noch ein wenig näher zoomen. Dann
sollten die letzten Unklarheiten beseitigt werden können. Die
Mauser geht weiter und schlug mit mindestens zwei
ausgefallenen Federn zu Buche.
Sind die Federn von mir oder von dir? |
Da muss ich doch erst nachzählen |
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Nun lass ich meinen Ehemann wieder ran! |
Vorsicht ist die Mutter der Eierkiste! |
Ansonsten blieb alles ruhig und frei von
irgendwelchen Aufregungen.
Mein kleiner Ausflug durch die Nester
des Landkreises Ansbach führt uns heute nach
Schopfloch. Die kleine Marktgemeinde liegt rund 6 Kilometer
nördlich von Dinkelsbühl hoch über dem Wörnitztal in rund
500 Metern Höhe. Damit ist dieser Storchenort der höchst
gelegene in ganz Mittelfranken und wird nur von
wenigen bayrischen Orten in dieser Beziehung überboten.
Dabei ist die Geschichte des Nestes im Gegensatz zu der von
Mosbach vor einigen Tagen (Tagebucheintrag vom
30. April 2004) noch ganz neu. Man schrieb das Jahr 1999,
als erstmals in der Geschichte des Ortes Mitte Juni ein
Storch erschien und regelmäßig auf der Sirene des Rathauses
nächtigte und auch sonst viele Stunden des Tages dort verbrachte. Im
Juli kam es im Ort immer wieder auch zur Sichtung eines zweiten
Storches. Am 3. August kam es zwischen Ihrem Tagebuchschreiber,
dem Bürgermeister und der Direktion für ländliche
Entwicklung zu einem Gespräch. Wir vereinbarten binnen
weniger Minuten, auf dem Rathaus eine Nisthilfe anzubringen. Die
Ermittlung des besten Standortes der Nisthilfe auf dem Dach sowie
ihre Gestaltung sollte ich übernehmen. Am 23. August 1999 kam
letztmals ein Storch auf der Sirene des Rathauses zur
Beobachtung. Mitte Februar des Jahres 2000 traten die
Nestbauarbeiten in ihre entscheidende Phase und am 16. März
wurde die Nisthilfe auf dem Dach des Rathauses
installiert. Alles klappte wie am Schnürchen. Am 25. April
wurde der erste Storch im neuen Nest beobachtet, dem sich im
Mai weitere Besuche anschlossen. In der Folgezeit wurde es ruhiger
und das gesamte Jahr 2001 blieb ohne weitere Nestinspektionen. Das
Jahr 2002 glich dem Jahr 2000. Immer wieder kamen von Mai
bis Juni einzelne Besuchsstörche, ein längerer Aufenthalt
blieb auch in jenem Jahr aus. Doch dies sollte sich im
vergangenen Jahr schlagartig ändern. Am 26. April
erschien der erste Storch, das Paar war am 28. April
komplett und was ich zwar gehofft, jedoch in der Kürze der
Zeit nicht zu träumen gewagt hatte, wurde Wirklichkeit. Das Paar
brachte 3 Junge zum Ausfliegen und erstmals stieg der Ort
Schopfloch damit in den illustren Kreis der Orte
mit einer erfolgreichen Storchenbrut auf. Und in diesem
Jahr findet die Erfolgsgeschichte ihre Fortsetzung. Am
15. April kam das beringte Weibchen, das auch schon im
Jahre 2003 für Nachwuchs gesorgt hatte, aus Schkeuditz bei Leipzig
stammt und nun 11 Jahre alt ist, als erste an. Am 20 April
war das Paar komplett. Nun ist die Eiablage im Gange.
Bei meinem Besuch heute konnte ich Zeuge einer Paarung
werden. Wenn man gut und regelmäßig beobachtet und die Vorlieben der
Störche für bestimmte Gebäude und Gebäudeteile richtig beurteilt und
einschätzt, können solche Träume einer Ansiedelung immer noch
wahr werden. Bei den weiteren Besuchen fränkischer
Storchenorte werden Sie mit mir noch häufiger auf
ähnliche Erfolgsgeschichten stoßen, die zu weiteren
Ansiedlungen geführt haben. An allen war Ihr fleißiger
Tagebuchschreiber beteiligt, indem er fachlich mit Rat und Tat
behilflich war und Privatpersonen, Kommunen und Verbände für diese
Art des Storchenschutzes offen und aufgeschlossen in die Arbeit mit
einband. Zahllose Veröffentlichungen in der Tagespresse haben im
Vorfeld der eigentlichen Ansiedelung den Boden bereitet für die
späteren „Hilfsaktionen“.
Das Schopflocher Rathausdach mit dem neuen Nest,
rechts die Sirene, die alles „ins Rollen“ brachte.
Ein glückliches Paar
Der Schopflocher Storchenmann |
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03. Mai 04 |
Ein ausgesprochen ruhiger Tag ging zu
Ende, der wieder nur als Spannungspunkt die Frage nach der
Eizahl beinhaltete. Auch ein aufziehendes Gewitter am
Abend brachte außer wenigen Regentropfen lediglich ein paar
ungemütliche Böen, größeres Unheil blieb allerdings aus.
Schon vorher sorgten angenehme Temperaturen verbunden mit viel
Sonnenschein für einen Ausgleich des im Süden so verregneten
Maifeiertages. So nutze ich die vorhandene Zeit, um meine
Reise entlang der Wörnitz durch die Storchenorte
fortzusetzen.
Schwer zu zählen, selbst für Papa Storch!
Ich kann warten und brüten!
Dunkel war's, nur die Eier leuchten! 4 oder 5?
Wenn wir die Wörnitz weiter
flussabwärts reisen, führt unser Weg nach 6 Kilometern durch
Dinkelsbühl. Über das dortige Storchennest existieren auf
dieser Website umfangreiche Darstellungen. Seit 2001
blieb fast kein Tag während der Brutzeit und Jungenaufzucht
ohne Eintrag im Tagebuch. Somit gehört dieses Nest
sicherlich in dieser Zeit zu denen, über die man am meisten in
Erfahrung bringen konnte und es dürfte in Bezug auf
Ausführlichkeit nichts Vergleichbares in der Präsentation geben.
Bedenken Sie bitte, wenn Sie unsere Website aufrufen, dass es in
dieser Form keine andere Storchenwebcam mit unserer aufnehmen
kann. So verwundert es nicht, dass sie über die Geschichte der
Störche in Dinkelsbühl unter dem Link „Historisches“
alles finden, was sich in den letzten Hundert Jahren an
Erwähnenswertem abgespielt hat. So verlassen wir die
wunderschöne historische Altstadt und reisen
weiter entlang der Wörnitz bis wir nach rund 8 Kilometern nach
Wilburgstetten gelangen, unserem nächsten Ziel.
Auf dem Turm der katholischen
Pfarrkirche St. Margareta befindet sich ein Wagenrad als
Unterlage, das seit dem Jahre 2002 wieder von einem
Storchenpaar bewohnt wird. Im ersten Teil der Beiträge über „Ciconia
ciconia (L.) als Brutvogel in Bayern“ stellt der bekannte bayerische
Ornithologe Dr. Josef Gengler in den Verhandlungen der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, Band IV, 1904 über
Wilburgstetten folgendes fest: „...1903 erschien hier ein
Paar, baute auf der Kirche ein Nest und brütete. Allem Anschein
nach ist dies das von Mönchsroth weggezogene Paar.“ Nach diesen
Aussagen gab es also unmittelbar vor dem Jahr 1903 keine Störche in
Wilburgstetten. Doch bald darauf muss dieser Standort wieder
aufgegeben worden sein, denn bei der nächsten großen
Bestandserfassung lesen wir bei DIETZ, J. (1935) in seiner
Veröffentlichung „Der Weiße Storch als Brutvogel im
rechtsrheinischen Bayern in den Jahren 1933 und 1934.“, erschienen
im Band XX der oben schon genannten Verhandlungen der
Ornithologischen Gesellschaft in Bayern, dass in den genannten
Jahren das Nest auf dem Kirchturm besetzt war, es aber erst im
Jahre 1932 nach längerer Vakanz wieder besiedelt wurde.
Danach dauerte es bis zum Jahre 1966 – bis dahin war das Nest
regelmäßig besetzt - ehe eine erneute Vakanz sich
abzeichnete. Brütete ein Paar im Jahre 1965 noch, ohne allerdings
für Nachwuchs zu sorgen, verhinderte eine Turmrenovierung
eine erneute Brut. Ein kurzes Intermezzo bildeten zwei
erfolgreiche Bruten in den Jahren 1979 und 1980,
doch danach war Wilburgstetten aus der Liste der Storchenorte
gestrichen. Es kam zwar in den Folgejahren immer wieder zu kürzeren
Besuchen einiger Störche, doch ein längerer Aufenthalt blieb aus.
Inzwischen hatten sich die Bemühungen der Kirchengemeinde
unter ihrem rührigen Ortspfarrer Sing so weit entwickelt, dass im
Rahmen einer Kirchenrenovierung auch das Projekt der
Erhöhung des Turmes um knapp 8 Meter angegangen werden
konnte. Die Rohbauarbeiten waren im Frühjahr 2002 abgeschlossen, so
dass über das Anbringen einer Nisthilfe auf dem nun 30 Meter hoch
gewordenen Turm nachgedacht werden konnte. Ihr Tagebuchschreiber
nahm sich der Sache an. Am 5. April 2002 wurde das Nest
gebaut, am 12. April wurde es auf dem Dach montiert,
am 22. April war der erste Storch zur Stelle, am 9. Mai
war ein Paar komplett. Obwohl während des gesamten Sommers
die Bauarbeiten weiter gingen und ein Gerüst den gesamten Kirchenbau
bis zur Spitze des Daches einschloss, blieb das Paar dem Nest treu,
eine Brut fand allerdings – Gott sei Dank – nicht statt. Im Jahr
2003 allerdings erschien in der ersten Aprilhälfte ein
anderes Paar und brachte zwei Junge zum Ausfliegen. 23
Jahre mussten vergehen, bis wieder junge Störche das Nest auf dem
hohen Turm in Wilburgstetten verließen. Sie sehen also, dass man
Geduld haben muss und dass es mit dem Anbieten einer Nisthilfe noch
lange nicht getan ist. Wenn der Lebensraum und damit auch die
Nahrungsgegebenheiten für ein Storchenpaar attraktiv sind oder
wieder attraktiv werden, kommt es spontan zu Neuansiedlungen oder zu
Wiederbesetzungen von lange verlassenen Neststandorten. Auch heuer
mussten die Bewohner von Wilburgstetten nicht lange warten und in
den ersten Apriltagen hatte sich ein Paar etabliert. Nun warten alle
gespannt, ob es auch im Jahre 2004 mit dem Nachwuchs klappt.
Pfarrkirche St. Margareta nach dem Umbau und
dem Aufstocken des Kirchturmes:
Dem Storch gefällt es in 30 Metern Höhe
und die Brut verläuft in diesem Jahr ohne Probleme. |
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04. Mai 04 |
Gleich als erstes muss ich mit einer
Entschuldigung und mit einer Korrektur starten, habe ich
Sie doch mit meinem kürzlich hier erschienenen Exkurs über junge
Brutstörche und deren Bruterfolge in einem Punkt nicht
richtig informiert. Nur gut, dass ich diesen Fehler heute
korrigieren kann und Sie (ich natürlich auch!) dadurch sicher
etwas gelöster und mit mehr Hoffnung in die weitere
Entwicklung am Dinkelsbühler Nest blicken können. Ich listete in
meinem Tagebucheintrag von Ostern 2004 alle Fälle von mir
bekannten zweijährigen Brutstörchen auf und kam zu dem Ergebnis,
dass bis heute noch kein derartig junger Storch mehr als zwei
Junge zum Ausfliegen brachte. Das gilt nun nicht mehr.
Bei der Beschreibung des Mosbacher Falles aus dem Jahre
2001 (hier brütete ein zweijähriges Weibchen) schlüpften,
wie ich richtig beschrieb, fünf Junge, von denen aber nicht
drei während der Jungenaufzucht verschwanden, sondern nur ein
einziges. Das bedeutet: Im Jahr 2001 brachte eine
zweijährige Storchendame v i e r Junge zum Ausfliegen.
Für diesen Fall liegen ungezählte Fotodokumente vor, doch ich
brachte die Ihnen an Ostern mitgeteilte Situation mit der aus dem
Jahre 2000 durcheinander. Damit beweist die genannte Störchin (sie
brütet heuer zum vierten Mal nacheinander in Mosbach), dass es ein
zweijähriger Storch durchaus schaffen kann, auch
vier Junge zum Ausfliegen zu bringen. Damit ist die
Mosbacherin in dieser Beziehung sicher Weltmeisterin
unter den Frühreifen. Damit steigen unerwartet auch die
Chancen unserer Dinkelsbühler Störchin, doch eine erfolgreichere
Brutzeit, als zuerst geunkt, hinzulegen. Und das mit einem fünften
Ei (wie damals in Mosbach) ist auch noch nicht ausgestanden. Ich
werde mir mit jedem Tag sicherer, dass tatsächlich fünf mittelgroße
Golfbälle im Nest liegen. Eine Neuerung tat sich während des Tages
auf. Zum ersten Mal wurde das Nest frisch begrünt.
Frisches Grün!
Das bedeutet, dass irgendwo im Dinkelsbühler
Umland der erste Grasschnitt eingesetzt hat. Prompt
dokumentieren die Störche dieses landwirtschaftliche Ereignis
mit einem „Nestbeleg“. Es gibt, wie schon erwähnt, auch heute
erneut den Verdacht auf ein fünftes Ei. Beide Störche des
Paares wechseln sich nach wie vor gekonnt und reibungslos beim
Brüten ab und verstehen es, mit der Situation umzugehen. Könnten sie
es nicht, hätten sie auch keine Brut in die Wege geleitet.
Brutablösung |
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05. Mai 04 |
Heute muss ich wieder einmal einige
Bemerkungen zum Wetter machen. Nach einer relativ warmen
Witterungsperiode wurde mit dem heutigen Tag eine feuchte
und kühle eingeleitet. Der erste Eindruck hielt, was er von
Anfang an versprach. Es regnete fast den gesamten Tag. Keine
großen Regenmengen ergossen sich da über das immer noch
ausgetrocknete Land, aber in Verbindung mit gerade noch
schattigen 10 Plusgraden (am Abend kurz vor Sonnenuntergang gab
es vor meinem Fenster lediglich 7 Grad) blieb man lieber zu Hause.
Ich tat dies aber trotzdem nicht, sondern machte mich nach fast
einer Woche Abstinenz nach Mosbach auf, sollten nach meinen
Berechnungen (Brutbeginn 29./30.3.), heute doch Junge im
Storchennest zu sehen sein. Von meiner erhöhten Position
auf dem Kirchturm wartete ich geduldig auf Aktionen
des im Nest liegenden Storches. Natürlich beschränken alle Vögel bei
kaltem und regnerischem Wetter die Brutpausen auf ein Minimum. So
auch Meister Storch. Eischalenreste am Rande der Nestmulde
verrieten mir allerdings sofort, dass sich Leben im Nest
regen müsste. Tief geduckt verharrte Papa Storch, wie sich später
herausstellte, im mächtig angebauten Nest. Nach einer viertel Stunde
erhob er sich für ganz kurze Zeit und fast im gleichen Augenblick
schnellten drei kleine hellgraue Köpfchen empor. Wenn
das erste Junge am 1.oder 2.Mai das Licht der Welt erblickt hat,
dann müssen Nummer 2 und 3 in kurzen Abständen danach der Eischale
entronnen sein. Einige vorsichtige Schnabelbewegungen in
Richtung der Kinderschar beendeten nach wenigen Sekunden meinen
ersten Blickkontakt mit den Jungen. Beinahe lautlos erschien das
beringte Weibchen, das als Zweijährige bereits vier
Junge zum Ausfliegen gebracht hatte, legte ein großes Packet
Gras ab und gab sich für eine ganze Weile der Gefiederpflege
hin. Nach einigen Minuten erhob sich das Männchen von den drei
Jungen und einer unbekannten Zahl von Eiern, trat auf die Seite und
überließ dem Weibchen das Feld. Dieses legte sich sofort ins Nest,
ohne zu füttern. Wenig später strich das Männchen ab und landete auf
einer benachbarten Scheune, wo es sich in aller Ruhe vom wieder
heftiger niedergehenden Regen nass machen ließ.
Verregnetes Mosbach im Mai
Vom Regen gezeichnetes Weibchen!
Im Dinkelsbühler Nest hielt heute die
Lust auf Grün weiter an. Bereits in den frühen Morgenstunden
fand sich eine neue Grasladung als gelungene Dekoration. Der Rest
ist schnell erzählt. Man ertrug den Regen, die Kälte und tat nicht
mehr als unbedingt nötig. Die Rückkehr des „Zweitstorches“
am Abend zog sich wieder einmal sehr in die Länge. Bei
dichter Bewölkung und leichtem Regen war es nach 21 Uhr im Prinzip
schon finster. Dennoch segelte „Er“ oder „Sie“ erst um 21:14 Uhr
ins Nest. Das heißt Navigation und Steuerung verliefen ähnlich
einem Blindflug.
Nest mit Dekoration
Das Eierzählen nimmt kein Ende: Sind es 5?
Trockenübungen |
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06. Mai 04 |
Schlimmer geht es nimmer! Ich spreche
vom Wetter! Dauerregen bei unter 10 Grad ist zwar nicht
gerade frühlingshaft, aber in der langen Wettergeschichte
sind solche Kälterückfälle die Regel und haben Eingang
in eine ganze Reihe von Bauernweisheiten und Sinnsprüchen gefunden.
Trostlos!
Somit muss es einen auch nicht verwundern, wenn
das Storchennest in Isny im Allgäu (700 Meter über dem
Meeresspiegel) heute während vieler Stunden ein eher winterliches
Bild bot. Dass ein Storchenpaar in dieser Höhenlage
mit durchschnittlichen Jahresregenmengen, die doppelt so hoch
liegen wie in Franken, größere Probleme hat, Junge groß zu ziehen,
liegt ja auf der Hand. Solche Ansiedlungen erweisen sich
meist als nicht dauerhaft und bringen vom Bruterfolg für die
Gesamtpopulation nichts. Sie werden auch als erste bei
sinkendem Bestand wieder verlassen, da sie nicht in
das optimale Biotopschema des Vogels Weißstorch passen.
So sind die unterschiedlichen Storchenzahlen in den alten und in den
neuen Bundesländern (ca. 750 Paare zu 3400 Paaren) nicht auf
bessere Schutzmaßnahmen in den neuen Bundesländern
zurückzuführen, sondern ausschließlich auf einen optimaleren
Lebensraum im östlichen Teil unserer Republik.
Leider gab es im Gästebuch diesbezüglich polemische Äußerungen, die
von fehlendem Wissen geprägt waren. Ganz sicher ist es sogar
umgekehrt: Im Westen wird ein vielfaches an Geld und persönlichem
Einsatz in Maßnahmen zur Sicherung und Optimierung des Lebensraumes
gesteckt, während im noch paradiesischen Osten dies nicht in
gleichem Maße nötig ist, aber sicher bald nötig werden wird. Wer
sich wundert, warum in Mecklenburg-Vorpommern sowie in
Brandenburg auf einer Fläche von etwas über 50000 qkm
fast 2500 Storchenpaare brüten, in Bayern auf einer
solchen von 70000 qkm gerade mal 100 und dies auf eine
verfehlte Artenschutzarbeit zurückführt, hat nicht die geringste
Ahnung von den Bedürfnissen, die eine Vogelart wie der Weißstorch an
seinen Lebensraum stellt. Es wird doch niemand ernsthaft behaupten
wollen, dass in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (man könnte
auch weite Gebiete Ostpolens anführen) der Bestand deshalb so hoch
ist, weil dort versucht wird, jedes einzelne Individuum durch
Eingriffe am Nest (treue Leser kennen die zahlreichen Varianten, die
uns da schon angeboten wurden) zu retten. Genauso wäre es falsch zu
behaupten, dass in Bayern die Zahl der Storchenpaare so niedrig ist,
weil in Teilen des Gebietes Nachwuchs auf Teufel kommt raus
produziert wird. Sie sehen also, dass zum Verständnis der
Zusammenhänge schon etwas mehr Sachverstand über biologische
Zusammenhänge nötig ist. Störche siedeln sich dort
an, wo der Lebensraum in Ordnung und damit die
Nahrungsgrundlage gegeben ist. Wird durch Fütterungen eine
zooähnliche Situation geschaffen, brüten an Orten, an denen sonst
nie und nimmer Störche ihr Auskommen finden würden, auch 10 bis 40
Paare (vor allem in Baden-Württemberg und der Schweiz). So beliefen
sich allein die Futterkosten für manche derartigen
Wiedereinbürgerungsversuche auf hohe sechsstellige Mark- bzw.
Frankenbeträge.
Dass unser Traumpaar auch den
nächsten Regentag unbeschadet überstanden hat, ist eine
Selbstverständlichkeit. Brutpausen gab es heute wirklich nur,
wenn es nicht anders ging. Auch die Übernahme des Geleges durch den
Ablösenden vollzog sich in rasantem Tempo. Das Wenden der Eier
geschah in viel längeren Intervallen als zuletzt bei trockenem und
wärmerem Wetter. Man sieht also sehr schön, wie sich die Vögel
den veränderten Bedingungen anpassen und entsprechend
reagieren. Das sollten sich alle Andersdenkenden hinter ihre Ohren
schreiben, statt bei schlechtem Wetter Nesteingriffe zu verlangen
und diese auch noch durchzuführen. Naturschutzgesetze hin oder her.
Ein so langlebiger Vogel wie der Weißstorch darf, ja muss, bei einem
Fünfergelege Verluste in der Zeit der Brut und Jungenaufzucht
hinnehmen, sonst hätte sich aus einem Vogel mit durchschnittlich
vier bis fünf Eiern schon längst einer „herausevolutioniert“, der
nur ein Zweiergelege zeitigt. Wie schnell veränderte
Umweltbedingungen bei Vögeln genetisch fixiert werden,
zeigen die dramatischen Anpassungen an neue
Überwinterungsgebiete bei zahlreichen Singvögeln (Paradebeispiel
Mönchsgrasmücke) sowie erste Anzeichen für eine derartige
Entwicklung beim Weißstorch. Vielleicht ist auch ein sinkendes
Erstbrutalter bereits eine Reaktion auf eine höhere
Zahl an Verlusten. Denn wenn eine Vogelart, die früher
frühestens mit dem dritten Lebensjahr geschlechtsreif wurde, meist
aber erst mit 4 oder 5 Jahren erstmals brütete, seit einigen Jahren
bereits mit 2 Jahren zur ersten Brut schreitet, ist dies eine
revolutionäre Entwicklung. Auch verbesserte Bedingungen
in den Überwinterungsgebieten und eine daraus folgende
Steigerung der Fitness könnte das Erstbrutalter in der
beschriebenen Weise drücken. Beide Erklärungsversuche würden
aber dafür sorgen, dass unter dem Strich ein Absinken des
Storchenbestandes vorläufig verhindert würde. Ob als weitere
Maßnahme in der Überlebensstrategie des Weißstorchs eine
Erhöhung der durchschnittlichen Gelegegröße im Gange
ist, werden zukünftige Untersuchungen auf diesem Gebiet
belegen. Wenn ich so die Reihe der Internet-Nester durchgehe,
die einen vollständigen Einblick in die Nestmulde erlauben, finde
ich meist ein Fünfergelege. Die Zahl 4 ist dabei eindeutig in
der Minderheit. Zufall oder ein weiterer Schritt in Richtung
Verlustausgleich bzw. ein Schritt momentane optimale Verhältnisse
optimal zu nutzen?
Sind es nun 5 Eier? |
Full House!? |
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07. Mai 04 |
Der Dauerregen setzte sich auch heute bis in die späten
Nachmittagsstunden fort, so dass die Wörnitz seit langem
wieder einmal über ihre Ufer trat.
Schlimmer geht es nimmer! |
Hoppla! |
Ob dieses Wetter nun für Störche vorteilhafter oder eher
nachteilig ist, bedarf einer kleinen Abhandlung. Im Augenblick
besteht für Landwirte keine Möglichkeit, das bereits
hoch stehende Gras großflächig zu mähen. Dazu ist es
einfach zu nass. Das bedeutet, dass es noch einige Tage
dauern wird, bis damit begonnen werden kann. Hohes Gras heißt
aber andererseits für Störche, dass selbst die Erbeutung von
Regenwürmern nicht einfach ist, da die optische
Lokalisierung der Beute erschwert ist. Gleiches
gilt natürlich für die Jagd nach Mäusen. Besser wäre es, wenn
im Nahrungsgebiet stets freie Flächen für den Nahrungserwerb
bereit gehalten werden. Deshalb wäre es in Sachen Storchenschutz
die billigste und effektivste Maßnahme, mit davon
betroffenen Landwirten eine sukzessive, das heißt eine
gestaffelte Mahd zu vereinbaren. So gäbe es über Wochen
stets freie Flächen, auf denen ein guter Jagderfolg
für Störche keine Probleme darstellt und auf der anderen
Seite Rückzugs- und Rekreationsflächen für
potentielle Nahrungstiere in den noch nicht gemähten
Abschnitten. Hier mit den Landwirten zu für beide Seiten akzeptablen
Lösungen zu kommen, sollte in allen Storchengebieten die
vordringlichste Aufgabe sein. So sollten auch bei Dauerregen
unbedingt im näheren Umkreis um das Nest
Wiesenstreifen abgemäht werden. Wenn es nicht maschinell
durchführbar ist, lohnt sich teilweise auch der alte „Handbetrieb“.
Hier könnten Naturschützer und Freiwillige vor Ort mit einbezogen
werden. Warme Eimer und anderer Unsinn würden damit
schlagartig der Vergangenheit angehören und Störche könnten auf
vorhandene Nahrungstiere zurückgreifen. Altstörche vermeiden
es bei dem momentanen „Sauwetter“ sehr weit zu fliegen. So sind die
Wiesenbereiche um das Nest wichtige Nahrungsquellen. Sehr kleine
Junge sind gegen kühles und nasses Wetter besser geschützt als
solche von über 6 Tagen. Im zarten Jungenalter erheben sich die
Altstörche kaum vom Nest. Deren Körperwärme von über 41 Grad wird
praktisch hautnah an die Jungen weitergegeben, so dass eine
Unterkühlung ausgeschlossen werden kann. Auch ist der Nahrungsbedarf
bei frisch geschlüpften Küken von unter 100 Gramm noch wenig
bedeutsam, da die Kleinen auch noch von Eiinhaltsstoffen zehren und
selbst bei schlechtem Flugwetter gibt es meist so viel Futter, dass
die Versorgung der Jungen gelingen sollte. Gravierender und
verlustreicher gestalten sich die Verhältnisse bei größeren Jungen.
Hier ist besonders die Altersklasse der 6 bis 10 Tage alten
Jungen gefährdet. Kann nun ein Altvogel wegen des Dauerregens
nicht sehr weit fliegen, ist der Nahrungsbedarf für die Jungen in
dieser Zeit relativ groß (bei Jungen der genannten Altersklasse
gibst es den steilsten relativen Gewichtszuwachs) und sind in Bezug
auf die Beutetiergröße enge Grenzen gesetzt, kommt es am ehesten
zu Jungenverlusten. Es besteht dann die Gefahr des Verhungerns,
auch wenn die Eltern genug Beute herbeischleppen. Es bringt aber
einem 8-tägigen Küken wenig, wenn man ihnen Mäuse vorlegt, aber
Regenwürmer von der Größe her die richtige Beute wären. Da ist es
auf alle Fälle die sicherste Lösung, wenn der Regen, so wie es in
den Vormittagstunden der Fall war, aufhört und nur noch relativ
kühles, aber trockenes Wetter vorherrscht. Da ergeben sich auch
wieder klarere Bilder, die uns die Videokamera liefert und niemand
gerät in Gefahr, um die Störche irgendwelche Sorgen haben zu müssen.
Auf neuen Bildern des Tages glaubte ich heute fast zweifelsfrei 5
Eier entdeckt zu haben. Auch wenn man nun nicht jedes einzeln und
klar gegliedert vor sich sehen kann, muss es sich bei einem so
großen weißen Fleck schon mindestens um 5 Eier handeln. Mauserfedern
verzieren immer noch das Nest.
Man beachte die Mauserfeder und viele, viele Eier!
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08. Mai 04 |
Kaum zu glauben! Am Morgen scheint die Sonne! Zwar nur ein
kurzes Intermezzo, aber dafür blieb es den Rest des Tages bei
bewölktem Himmel fast trocken.
Sonne! Kaum zu glauben!
Ein unangenehmer Wind ließ allerdings die gefühlten
Temperaturen noch niedriger erscheinen als die tatsächlich
gemessenen von knapp 10 Grad. Das spürte ich bei meinem
Ansitz auf dem Mosbacher Kirchturm ganz besonders heftig. Den
Störchen muss es ähnlich ergangen sein, sie erhoben sich nur
jeweils einmal in zwei Stunden. Dazwischen lag die Brutablösung.
Das einzige, was heute einen Hinweis auf Junge gab, war eine
Eischale, die die Storchenmutter aus der Nestmulde hob und an
den Nestrand legte. Junge zeigten sich diesmal in den Augenblicken,
in denen sich mir die Möglichkeit geboten hätte, nicht.
Wenigstens regnet es heute nicht!
Gefiederpflege muss bei jedem Wetter sein!
Mit Sicherheit blieben sie viel lieber tief in die kleine
Nestmulde gekuschelt. Eine Fütterung durch das ablösende
Weibchen fand auch heute nicht statt. Später entdeckte
ich das Männchen auf einer überschwemmten Wörnitzwiese zwischen
Mosbach und Tribur. Dabei sah ich, dass es tüchtig Regenwürmer
erbeutete. Bis sich bei unserem Nest Leben im Nest zu regen beginnt,
müssen wir noch über 14 Tage warten. Aber wenn wir den bisherigen
Verlauf der Brut betrachten, wird die Zeit bis dahin wie im Fluge
vergehen. Bei jedem Wenden der Eier, versuchte ich mein
Hauptaugenmerk auf die immer noch nicht geklärte Frage nach der
endgültigen Gelegegröße zu stellen. Mal sah es wie fünf Eier, dann
wieder mehr nach vier Eiern aus. Kein Grund aber, sich deswegen noch
mehr graue Haare wachsen zu lassen.
Eier, Eier, Eier
Dehnübungen
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09. Mai 04 |
Wir wollen unsere Reise zu den Störchen
an der Wörnitz heute weiter fortsetzen und fahren von
Wilburgstetten, unserer letzten Station, über Welchenholz ins rund
vier Kilometer entfernte Weiltingen. Gerade auf diesen
vier Kilometern mäandriert die Wörnitz in
besonders eindrucksvoller Weise und überall findet man Spuren
der Tätigkeit zweier Biberfamilien. Auf dem alten, nicht mehr
in Betrieb befindlichen Sägewerkskamin von Heinrich
Ströhlein - auch heute noch betreibt die Familie ein Sägewerk -
befindet sich seit etwa 75 Jahren ein Storchennest.
Vorher befand sich dieses auf dem Dach des Kirchturms. Schon
GENGLER schreibt in seiner Bestandsübersicht aus dem Jahre
1903:“...Weiltingen: Hier steht seit langer Zeit
ein alljährlich besetztes Nest auf der Kirche.“ Wann dann die
Übersiedelung auf den heutigen Standort erfolgte, bleibt im
Dunkeln. Nach Aussagen der Familie Ströhlein muss es aber wohl
Ende der 20er bis Anfang der 30er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, als mit der Umstellung der
mit Dampf betriebenen Säge auf elektrischen Antrieb der Kamin nicht
mehr gebraucht wurde. Seit diesen Jahren gehören Weiltingen und sein
Storchennest auf dem hohen Kamin zu den erfolgreichsten im
westlichen Mittelfranken. In den Jahren, in denen ich das Geschehen
dort durch persönliche Beobachtungen verfolge - das ist seit 1969
der Fall – war das Nest nur 1997, von Besuchen einzelner Störche
abgesehen, nicht besetzt. In 35 Jahren – bis einschließlich 2003 –
brüteten die Paare 29 Mal erfolgreich. Nur fünf Mal flogen keine
Junge aus. Das bedeutet die beste Bilanz von allen im westlichen
Mittelfranken in diesem Zeitraum besetzten 43 Storchennestern.
Insgesamt flogen in 29 erfolgreichen Brutjahren bis heute
76 Junge aus, was einen Schnitt von 2,62 Jungen pro Brut ergibt.
Blickt man noch auf die Jungenzahlen in den genannten 29 Jahren,
weist die Statistik 2 Mal 5 Junge, 7 Mal 4 Junge, 6 Mal 3 Junge, 6
Mal 2 Junge und 8 Mal 1 Junges auf. Die hohe Zahl von acht Fällen,
in denen nur 1 Junges flügge wurde, überrascht schon etwas. Gerade
der Zeitraum von 1996 bis 2003 fällt hinsichtlich des
Bruterfolges mit lediglich 13 Jungen in 8 Jahren gegenüber
der vorangegangenen Periode deutlich ab. Ein kleiner
Hoffnungsschimmer war das Brutjahr 2003, in dem wieder einmal 3
Junge ausflogen. 1998 wurde das Nest mit vier Jungen
bei einem Tornado, der zahllose Strommasten im Gebiet um
Weiltingen umknickte, teilweise vom Kamin geweht. Drei
Junge starben, das vierte überstand den Sturz
offenbar unverletzt und wurde mit Hilfe der Feuerwehr wieder
ins Nest gesetzt. Drei Wochen später verunglückte das
Männchen des Paares an einer Stromleitung. Es wurde
von mir eingefangen und in die Pflege- und Auffangstation für
verletzte Vögel, die der Landesbund für Vogelschutz in Ansbach
betreibt, gebracht. In der Zwischenzeit versorgte das verbliebene
Weibchen sein einziges Junges allein ohne jedes Problem und ohne
jede menschliche Hilfe. Nach 14tägiger Pflege brachte ich das
Männchen wieder zurück an seinen Brutort. Es
wurde vom Weibchen begrüßt und wie ein alter Bekannter zum Nest
geleitet. Anschließend beteiligte es sich wieder an der Aufzucht des
Jungen. 1979 wurde das Nest zum letzten Mal vor der
Brutzeit gekürzt, das es eine Höhe von über 1,50 Meter
erreicht hatte und abzustürzen drohte. Seitdem sind keine
Nestpflegemaßnahmen mehr erforderlich gewesen. Das Nest konnte
sich also – mit Unterbrechung durch die Sturmkatastrophe – seit 25
Jahren ungehindert entwickeln.
Der alte Sägewerkskamin von Weiltingen
Das „beste“ Nest ganz Westmittelfrankens
Die Sonne verzog sich den ganzen Tag erneut und
ließ ab Mittag dem Regen wieder breiten Raum. Da halfen nur noch
dicke Pakete aus frischem Gras, um etwas Abwechslung ins
Einheitsgrau zu bringen.
Frisch begrünt |
Gleich sind die Eier wieder verschwunden |
Tristesse! |
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Bitte helfen Sie den Störchen mit Ihrer
Spende.
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
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Thomas Ziegler
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