Storchenkamera
(oder Dohlenkamera...)

 
Storchentagebuch 2004
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

 

Es ist so weit! Ein neues Storchenjahr beginnt und somit öffnet sich ein weiterer Tagebuchjahrgang – mein vierter – in der Hoffnung, dass die treue Lesergemeinde sich erneut in großer Zahl einfindet und vielleicht noch weitere Storchenfreunde neu hinzustoßen. Ich verspreche auf alle Fälle eine fundierte, wissenschaftlich abgesicherte und ungeschminkte Berichterstattung, bei der Sie, liebe Leser, hautnah am Geschehen teilnehmen können und dort, wo es nötig erscheint, auch die erforderliche Begleitung erfahren. Ich möchte mich zunächst für Ihre große Geduld bedanken, die gerade in den letzten Tagen auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wurde. Es war für mich im Grunde von Anfang an klar, dass die Leitungen, die im Nestgebäude die Übertragung der Kamerabilder realisieren helfen, bis zum 20. Februar geschaltet sein würden. Damit wären Sie  von Anfang an bei der Nestbesetzung oder  bei den ersten Nestbesuchen mit dabei gewesen . Doch wenn man nur auf den guten Willen mancher Freiwilliger angewiesen ist, sieht es eben mit einer Terminierung sehr düster aus. So zog sich der Spätwinter nicht nur im meteorologischen Sinne stark in die Länge, auch was die Vorbereitungen für einen erneuten Nesteinblick anging, wurde auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Allein die Versuche eines Nachweises, ob die Kamera überhaupt noch funktionstüchtig sei und vielleicht repariert oder ausgetauscht werden müsste, zogen sich über einen Zeitraum von fast drei Wochen hin. Als feststand, dass unsere Videokamera auch für die vierte Brutsaison gerüstet ist, gab es weitere Schwierigkeiten. Die Wiederanmeldung des DSL-Anschlusses über die Stadtwerke Dinkelsbühl bei der Telekom verzögerte sich wegen Erkrankung der Sachbearbeiterin um Wochen, so dass wir heute, am 12. März, nur durch die Mithilfe unseres Freundes Helmut Wilfling, durch Andreas Kamm sowie nicht zuletzt durch unseren Webmaster Wolfgang Horlacher nach der langen Winterpause endlich wieder für Sie auch bildlich da sind. Die Übertragung läuft seit dem frühen Abend im 1-Minuten-Takt, bis zur endgültigen Betriebsaufnahme sicher eine akzeptable Lösung. Nun steht unsere Technik nicht mehr so unter Druck und das Eintreffen der Zugangsdaten, das in der kommenden Woche erwartet wird, muss nun nicht mehr so sehnlich herbeigewünscht werden. Danach dauert es immer noch einige Tage, bis Server und Router von unserem Techniker Andreas Kamm programmiert sind und eine Testphase erfolgreich durchgeführt ist. Vor dem 19. März wird es also wohl mit der verbesserten Übertragungsvariante aus dem Storchennest nichts mehr werden. Wenn doch, wird die Freude umso größer sein. Sie sehen also, dass die „Macher“ – und dieses Wort trifft den Zustand in keinster Weise – schon arg gebeutelt wurden und im wahrsten Sinne des Wortes nichts machen konnten, wenn es mit Bildern so lange nicht geklappt hat. Wir haben Ihnen diese wirklich nicht vorenthalten, um Sie ein wenig zu ärgern, sondern sind selbst am traurigsten darüber, dass es nicht wie geplant gelaufen ist. Dabei begann alles so positiv: Die Ortsgruppe Dinkelsbühl-Feuchtwangen des Rotary-Club Deutschland unter ihrem derzeitigen Präsidenten Heinrich Schabert wird drei Jahre lang, beginnend mit dem Storchenjahr 2004, das Projekt Storchenkamera Dinkelsbühl mit jeweils 500 Euro unterstützen.


Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Damit möchten die Rotarier ihre zahlreichen finanziellen Leistungen wieder einmal auch dem Naturschutz zukommen lassen. Nutzen Sie bei dieser Gelegenheit auch den neuen Sponsorenlink auf unserer Kameraseite und machen Sie sich mit der Arbeit der Rotarier ein wenig vertraut! Diese großartige Spende wird es uns ermöglichen, einen Teil der Übertragungskosten abdecken zu können. Ebenso muss an dieser Stelle den Stadtwerken Dinkelsbühl gedankt werden, die, wie schon im vergangenen Jahr, neben dem DSL-Anschluss auch die dazugehörende Flatrate übernehmen. Zum Trost für alle, die bisher auf Live-Bilder verzichten mussten: Sie haben nicht viel verpasst und alles, was in der Zwischenzeit passiert ist oder passieren wird, wird im Tagebuch nachgearbeitet.

 
22. Feb. 04 An diesem Sonntag kreist der erste Storch über der Stadt. Er verschwindet jedoch wieder, ohne einen Landeanflug zu wagen.  
10. Mrz. 04 Der erste Besucher landet im Nest. Helmut Wilfling – in seinem Haus am Ledermarkt laufen die über Funk übertragenen Bilder der Kamera schon seit Tagen über den Computer – sieht deshalb die Landung hautnah. Es geschieht gegen 17 Uhr. Als der Besucher wieder abgeflogen war, wartete der Modezar gespannt auf die Rückkehr. Und tatsächlich erschien um 18 Uhr der Ersehnte. Bei der Betrachtung des ersten Schnappschusses vom Nest mit Storch glaubte der Storchenexperte einen Ring oberhalb der Zehen erkannt zu haben. Leider konnte dies auf Grund der einsetzenden Dunkelheit nicht mehr live überprüft werden. So nimmt der Gast sein Geheimnis mit in die Nacht


Helmut, hast du alles gesehen?

Obwohl schon oft erlebt, bringt die erste Storchen-Landung an einem Nest nach Monaten der Vakanz immer einen erhöhten Adrenalinschub bei Ihrem Tagebuchschreiber mit sich. Sicherlich geht es dem einen oder anderen unter Ihnen ähnlich. Außer Helmut aus dem benachbarten Modehaus blieb dieser Augenblick wohl auch den meisten Dinkelsbühlern verborgen. So möchte ich Sie mit zwei weiteren Schnappschüssen dieses Momentes ein wenig entschädigen. Beide stammen – er hatte aber auch als einziger die Möglichkeit dazu – erneut von Helmut Wilfling.

Solche ersten Besuche an einem Storchennest sind sicherlich ein gutes Indiz dafür, dass der Nestsstandort sowie die Umgebung des Nistortes von Störchen entdeckbar, als potenzieller Nistplatz geeignet oder doch zumindest einen Besuch wert sind. Dass diese ersten Besuche nicht gleichzeitig in eine dauerhafte Nestpräsenz münden müssen, belegen viele Beispiele an Nestern, die dauerhaft unter Beobachtung stehen. So ergaben sich an unserem Nest in den vergangenen Jahren Besuche der verschiedensten Interessenten, – in einem Jahr waren es um die 20 – ehe sich schließlich ein Brutpaar etabliert hatte.

 
11. Mrz. 04

In einem Gästebucheintrag von Ulrich am frühen Morgen erfahren wir wieder Neuigkeiten aus dem Storchennest. Er berichtet Elke, dass er heute schon zwei Störche am Nest gesehen hätte. Bildbeweise dieser Beobachtung existieren naturgemäß nicht. Ihr Tagebuchschreiber und Winterschläfer außer Diensten machte sich deshalb am Nachmittag erstmals auf die Suche nach seinen Lieblingen im Dinkelsbühler Umfeld. Das Nest war zu diesem Zeitpunkt unbesetzt und auch in den Wiesen um die Stadt sowie an allen mir bekannten potenziellen Nahrungsplätzen zeigte sich unser Besucher nicht mehr. Auch am Abend ließ sich keine neue Spur mehr entdecken. Nun heißt dieses Ausbleiben natürlich noch lange nicht, dass es mit der Storchenherrlichkeit wieder vorbei sei. Eher spricht das Verschwinden für einen Gast, der sich noch andernorts versucht und mit großer Wahrscheinlichkeit einem anderen Nest zugehört. Dafür spräche auch die Tatsache, dass der Besucher einen Ring trug, während unser altes Paar vom vergangenen Jahr keine Kennzeichnung aufwies.

 
12. Mrz. 04 Eine konzertierte Aktion ermöglicht es heute ganz überraschend zu einer Lösung zu kommen, die eine Aufnahme der Live-Übertragung aus dem Storchennest bereits zum jetzigen Zeitpunkt erlaubt. Der eingestellte 1-Minuten-Takt ist angesichts der fehlenden Storchenpräsenz zu vertreten, wird uns doch auch in diesem Fall ein neuerlicher Besuch nicht entgehen. Das erste Bild, das in diesem Jahr über die Monitore der Computer in alle Welt flimmerte, zeigte zwar keinen Storch, dafür aber unsere schon lieb gewonnenen Dohlen aus dem nahen Münster St. Georg.


Es geht doch nichts über einen solchen Berg von Nistmaterial!

Die noch wenigen frühlingshaften Temperaturen der vergangenen Wochen haben auch bei den geselligen Rabenvögeln noch keine Brut- oder besser Nestbaustimmung ausgelöst. Dies könnte sich in den nächsten Tagen aber noch entscheidend ändern. Es ist ein Hauch oder mehr von Frühling angesagt. Also machen Sie sich schon jetzt auf Attacken von Dohlen gefasst, die unser Nest, das den Winter in erfreulich guter Kondition überstanden hat, zehnten werden. Aber solches sind wir ja schon längst gewöhnt. Allein im letzten Jahr blieb von der Storchenburg nach Abzug der Dohlen nichts, fast nichts mehr übrig. Dies wird auch heuer wieder nur zu verhindern sein, wenn sich ein Dauergast oder noch besser ein Brutpaar einstellt. Auf alle Fälle werden wir zusammen – auch bei Abwesenheit von Störchen – dem Treiben der Dohlen zusehen können. Es tut sich also etwas, auch wenn unsere eigentlichen Stars nicht zu beobachten sein werden. So lange dieser Zustand anhält – also die Zeit noch „storchenlos“ ist – werde ich Sie über benachbarte Nester und über das dortige Geschehen kurz informieren. Noch eines offenbarten die ersten Bilder: Die Sammelleidenschaft des letztjährigen Storchenmannes Georg ist am unteren linken Nestrand durch die Witterungseinflüsse des vergangenen Winterhalbjahres erneut zu Tage getreten. Irgendwann werden die Frühlingswinde der Nestzier entgegenwirken und diese ihrer ursprünglichen Aufgabe zuführen. Auf alle Fälle bedeuten die Überreste unserer Zivilisation in dieser Nestposition keinerlei Gefahr für die Bewohner, sie stellten ja auch für die gesamte Brut des Jahres 2003 entgegen vieler Befürchtungen keine Beeinträchtigung dar, was vier ausfliegende Junge in eindrucksvoller Weise belegten.


Die weiße Fahne ist gehisst! Dies ist aber kein Zeichen für eine Kapitulation!

 
13. Mrz. 04

Außer regelmäßigen Dohlenbesuchen blieb das Nest auch heute ohne Storch. Nicht traurig sein, somit kann die Spannung ein weiteres Mal aufgebaut werden und Sie, liebe Seher, sind doch von Anfang an dabei. Melden Sie jede Beobachtung, die Ihnen wichtig erscheint, ihrem Tagebuchschreiber! Besonders „spitz“ bin ich auf jeden Bildbeleg eines neuen Besuchers. Senden Sie mir diese Belege, sollte Ihnen ein solcher gelingen, zur Illustration der Tagebucheinträge! Ansonsten bin ich natürlich für jede Anregung dankbar. Sollten die Dohlen dem Nest erwartungsgemäß stärker zusetzen, besteht natürlich trotzdem kein Handlungsbedarf irgendetwas zu richten oder daran herumzufummeln. Ebenso besteht an keinem der anderen Nester – ob von einer Webcam beobachtet oder nicht – die Notwendigkeit, die Storchenbehausung in irgendeiner Form ohne triftigen Grund zu richten.  Die Identität des Besuchers vom 10. März scheint inzwischen geklärt. Bei ihm handelte es sich mit fast 100%-iger Sicherheit um eine „Sie“. Sie stattete schon zum wiederholten Male nach ihrer Rückkehr aus dem Winterquartier zuerst dem Dinkelsbühler Nest einen Besuch ab, um danach im rund 10 Kilometer entfernten Mosbach bei Feuchtwangen Fuß zu fassen und das Paar zu komplettieren. Dort wartete ihr männlicher Partner seit dem 4. März auf die Rückkehr seiner alten Liebe. Er trotzte in den letzten Tagen Schnee und Eis und war zur Futtersuche regelmäßiger Gast im Badeweiher, wo er am Zulauf die einzig eisfreie Fläche als bevorzugten Jagdplatz erwählt hatte.


Im rechten Bereich des Weihers konnte der Mosbacher Storch
regelmäßig bei der Futtersuche angetroffen werden.

Heute traf seine Partnerin ein, um zum vierten Mal in Folge mit ihm eine Brut zu beginnen. Da sie links beringt ist und nach dem Wilflingschen Schnappschuss ein solcher Storch dem Dinkelsbühler Nest am Mittwoch einen Besuch abgestattet hatte, vermute ich bei den beiden, drei Tage auseinander liegenden Beobachtungen ein und denselben Vogel. Heute durfte ich vom Mosbacher Kirchturm dem Paar eine Weile zusehen und dabei sowohl die Ringnummer ablesen und damit die Identität des Neuankömmlings bestätigen sowie mehrere Paarungen registrieren. Die frühe Ankunft des unberingten Männchens sowie die große Harmonie der beiden Störche lässt kaum einen Zweifel zu, dass sich das alte Paar erneut gefunden hat.

 
14. Mrz. 04

Nach leichtem Nieselregen verzogen sich nach dem Mittagessen die Wolken über der Stadt und die Sonne schien mit neuer Kraft. Dabei brachten es die wärmenden Sonnenstrahlen locker auf  13 Plusgrade. Die Stadt quoll in den Nachmittagsstunden von den Besuchern des Josefimarktes fast über und alle genossen die ersten Frühlingsgefühle. Nur am Storchennest erschien auch heute kein weiterer Besucher, wenngleich sich in den Nachbarnestern schon einiges tut. Daraus darf gefolgert werden, dass auch an unserem Nest bald Leben einkehrt (oder auch nicht). Nur gut, dass frei lebende Wildtiere hier sich nichts einreden lassen und alles auch ganz anders kommen kann und mag! Trotzdem begegnete ich auf meiner kurzen Erkundungstour an der Wörnitz heute schon mehreren Störchen. Vom Storchenpaar in Mosbach konnte ich schon berichten. Dieses ist seit dem 13. März komplett. In Wittelshofen am Südabhang des Hesselberges erschien der erste Storch am 10. März. Heute stand er zu meiner Überraschung nicht wie gewöhnlich im Nest, sondern hatte eine Zwischenlandung auf einem Transformatorenhäuschen in unmittelbarer Nestnähe eingelegt.

So ideal finde ich diesen Aussichtsplatz nun auch nicht..


 ...da verziehe ich mich doch lieber auf mein Kaminnest!

Als ihm meine Anwesenheit zu bedrohlich erschien, flog er ab, drehte eine Ehrenrunde und landete, wie es sich gehört auf dem 25 Meter hohen Kamin der ehemaligen Molkerei. Auch im benachbarten Weiltingen muss man nicht länger auf Störche verzichten. Dort stolzierte das bereits anwesende Paar in einer horstnahen Wiese einträchtig nebeneinander und zeigte sich in den staunassen Bereichen als überaus erfolgreich bei der Egel- und Regenwurmjagd.


Da können wir uns mal wieder ausgiebig den Bauch voll schlagen!

Bereits vor dem 10. März war hier das Männchen erschienen, dem sich am Donnerstag oder Freitag das Weibchen zugesellte. Da dieses seit Jahren dem Nest die Treue hält und links beringt ist und auch schon in Dinkelsbühl gebrütet hat, besteht – und nun neige ich eher zu dieser These – die Möglichkeit, dass der Besucher des Dinkelsbühler Nestes das Weiltinger Weibchen war. Von 1997 bis einschließlich des Jahres 2000 brütete es in unserem Kameranest, um ab 2001 im 10 Kilometer entfernten Weiltingen Junge groß zu ziehen. Wie Sie sehen, ermöglicht die genaue Beobachtung der Störche oft einmalige Einblicke in die Lebensgeschichte beringter Störche. Dass die Ablesung, d.h. das Erkennen der Ringnummer und der Ringinschriften, oft mit zeitraubenden und mühsamen Ansitzen verbunden ist brauche ich nicht besonders zu erwähnen. Heute kam mir das Glück zu Hilfe. Das Paar ging gemeinsam der Nahrungssuche nach. Bleibt man im Auto sitzen und fährt vorsichtig an die Störche heran, ist eine Annäherung auf 20 Meter keine Seltenheit. Mein Spektiv mit 60facher Vergrößerung erlaubt eine Ablesung bis auf knapp 100 Meter Entfernung, gute Lichtverhältnisse vorausgesetzt. Da bedeuten 20 Meter eine ideale Entfernung. Als das beringte Weibchen eine kurze Nahrungssuchpause einlegte und sich dabei ausgiebig der Gefiederpflege hingab, hatte ich für einige Sekunden auf der kurzrasigen Nahrungsfläche einen freien Blick auf den über den Zehen sitzenden Aluring der Vogelwarte Radolfzell. Die Ablesung bei herunter gekurbelter Autoscheibe und aufgelegtem Stativ gelang innerhalb kürzester Zeit. Mit einem Alter von mittlerweile 11 Jahren steht die Storchendame in der Altersstruktur fränkischer Störche im gehobenen Mittelfeld.

 
15. Mrz. 04

Auch an diesem Tag durften wir vergeblich auf das Erscheinen eines Adebars hoffen. Doch vergessen Sie bitte bei all der Vorfreude nicht, dass wir erst Mitte März haben und somit noch eine lange Strecke an Zeit bleibt, bis für eine erfolgreiche Brut keine Aussicht mehr besteht. Etwa acht Wochen umfasst der Spielraum noch dafür. Erst etwa um Mitte Mai müssen wir die Segel streichen. Dafür hielten unsere Dohlen wiederum einen regelrechten Pendelverkehr zwischen ihren Nistplätzen unter dem Dach der Georgskirche und der Storchenbehausung aufrecht. Auch wenn die Aktualisierungen des Bildes momentan im 3-Minuten-Takt erfolgen, gab es doch häufig Dohlenbesuch zu bestaunen. Aber als Fan des Dinkelsbühler Storchennestes kennen Sie diese Spezialität schon aus den Vorjahren. Ein Schnappschuss belegt die gleichzeitige Präsenz eines Dohlen-Septetts im und um das Nest.


Kommt alle mal zum Plausch ins Nest!

An den anderen Webcam-Storchennestern tut sich ja auch noch nicht schrecklich viel. Einzig Arevalo in Spanien bietet bereits sehenswerte Nest-Einblicke aus unterschiedlichster Kameraposition. In den Tagen, als noch mehr als nur ein kleiner Teil des Nestes zu sehen war, war der Nestbau in vollem Gang und mit der Eiablage dort kann somit auch bald gerechnet werden. Dieser frühe Zeitpunkt gilt allerdings speziell für südlichere Brutgebiete als es das unsrige darstellt. Leider gibt es zur spanischen Storchenkamera keinerlei Erläuterungen und Hilfen. Die Cam am Nest in Erlangen ist ebenfalls in Betrieb und ich konnte dort vor einigen Tagen auch schon einmal einen Besucher und Übernachtungsgast feststellen. Später bekam ich ihn allerdings nicht mehr zu Gesicht. Hier scheint die Lage also ähnlich zu liegen wie bei unserem Kurzbesucher. In Freistadt (Österreich) sieht man seit nunmehr fast drei Wochen das gleiche Bild. Hier hängt die Übertragung und mit Sicherheit gibt es dort auch keinen Storch. Seit dem 2. März laufen die Bilder aus Isny über das weltweite Netz. Das Paar komplettierte sich hier bereits in den letzten Februartagen, so dass dort auch ein früher Brutbeginn (sicher noch im März) erwartet werden kann. Vom Kirchturm in Kirchzarten wird alle halbe Stunde ein Bild übertragen. Wenn es keine technischen Schwierigkeiten gibt, ist dort die Beobachtung von Störchen möglich, ein Paar ist anwesend. Aus Vetschau, dem wohl berühmtesten Nest im Bereich des Internets, kommen seit dem 12. März wieder Bilder. Doch auch hier heißt es, sich noch in Geduld zu üben und zu warten. Schließlich bleiben noch die Nester in Wolfsburg-Warmenau und in Zwettl (Österreich), die ebenfalls online sind. Im ersteren Fall gab es auch schon Besuch eines kurzen Gastes. Alle anderen Webcams halten derweil noch Winterschlaf. Wenn Sie einen Rundgang zu den einzelnen Nestern starten, erfahren Sie am besten kurz vor Einbruch der Dunkelheit, ob Störche anwesend sind. Denn abends sucht man bei Storchens das Nest als Schlafplatz auf. Wenn es Neues gibt, werden Sie es auch im Tagebuch erfahren. Sie sehen also, dass Sie noch nichts Entscheidendes verpasst haben. Bleiben Sie aber unserer Seite mit dem Tagebuch und den anderen äußerst lesenswerten Zusatzinformationen treu, werden Sie umfassend über die Geheimnisse aus dem Leben der Störche und im Besonderen über alle Vorgänge aus dem Dinkelsbühler Storchennest genauestens unterrichtet. Dies bietet Ihnen weltweit keine andere Storchenkamera. Deshalb weitersagen! Wer etwas auf sich hält und qualitätsbewusst handeln will, kommt am Dinkelsbühler Storchennest nicht vorbei!  

 
16. Mrz. 04

Es ist unbestritten Frühling geworden. Die Tageshöchsttemperaturen erreichten mit 18 Grad über dem romantischen Dinkelsbühl überdurchschnittliche Werte. Das Zuggeschehen, das in den kühlen Wochen eher gebremst ablief, setzt nun mit aller Macht ein. Ob es in den nächsten Tagen auch den einen oder anderen Storch in das fränkische Land treibt, wird sich weisen. Auf alle Fälle herrscht zur Zeit von Spanien bis nach Franken eine ähnliche Wetterlage, die mit Temperaturen von durchweg an oder über 20 Grad auch gute Thermik garantiert. Seit heute – Dank an Darklord, der es als erster meldete – findet sich in einem der zahlreichen Storchennester in Arevalo das erste Ei. Auch das Paar in Isny könnte demnächst mit der Eiablage beginnen, habe ich doch schon längere Zeit das Nest nicht mehr gänzlich verlassen vorgefunden. Ein solches Indiz ( Nest wird nie mehr alleine gelassen, immer mindestens ein Partner im Nest) ist ein deutlicher Hinweis auf eine beginnende Brut. Da sich an unserem Nest auch heute kein weiterer Gast gezeigt hat, möchte ich Ihnen noch einen kleinen Beobachtungstipp mit auf den Weg geben. Stehen Sie unter einem Storchennest und wissen Sie nicht, ob dieses bewohnt ist oder ob in diesem Jahr schon einmal ein mehr oder weniger langer Besuch stattgefunden hat, richten Sie ihr Augenmerk auf die unter dem Nest befindliche Dachfläche! (Wenn es eine solche überhaupt gibt, in den meisten Fälle ist aber eine solche vorhanden.) Störche besitzen die Angewohnheit, in Abständen von 30 bis 60 Minuten (mindestens) einen Kotstrahl über den Nestrand zu spritzen. Dieser färbt dann das in der Schusslinie befindliche Dach mit einigen milchig weißen „Spuren“. Selbst ein einziger „Schuss“ bleibt bei trockener Witterung sehr lange erhalten und kann auf dem ansonsten „spurlosen“ Dach als sicherer Hinweis für einen Besuchsstorch gewertet werden. Waren die Besuche häufiger oder ist schon ein Dauergast anwesend, kann aus dem Grad der „Verfärbung“ auf  die Dauer der Anwesenheit eines oder zweier Störche geschlossen werden, selbst wenn sich der „Verschmutzer“ zum Zeitpunkt Ihrer Anwesenheit überhaupt nicht am Nest aufhält. Also: „Augen auf!“ und selbst ohne Fernglas lassen sich auf diese Art und Weise schlüssige Hinweise auf die augenblicklichen Besetzungsverhältnisse schließen. Befindet sich ein Paar sogar schon einige Tage (wie im Bild am Beispiel von Mosbach) vor Ort, sind die Spuren schon sehr massiv, obwohl im Falle von Mosbach ein Bekoten von drei Dachseiten möglich ist.

 „Spurensuche“ in Mosbach nach 3 Tagen Anwesenheit eines Paares!

          

 
17. Mrz. 04

Wetter traumhaft, wolkenlos und mit 22 Grad echt rekordverdächtig! Das Dohlenvolk bearbeitet nach wie vor unser Nest und ist an dessen sukzessivem Abbau sehr interessiert. Doch wiederhole ich mich gerne, wenn ich diesen Zustand als für Dinkelsbühl normal angebe. Es wird so lange weiter gehen, bis entweder ein Dauergast erscheint oder der Nestbau bei Dohlens beendet ist. Auf alle Fälle Schluss ist dann, wenn vom Nest nichts mehr übrig ist. Aber dann – Sie wissen es aus den Vorjahren – muss Meister Adebar eben etwas mehr schuften. Und wenn er den Willen mitbringt zur Brut zu schreiten, wird er auch vor einem Neubau nicht zurückschrecken. An den anderen Kameranestern tut sich ebenfalls noch nichts Überwältigendes, sehen wir einmal vom spanischen Arevalo ab, in dessen einem Storchennest seit heute zwei Eier liegen. Das Paar in Isny scheint noch nicht zu einer Brut bereit zu sein, zeigte es sich doch am Nachmittag für Stunden absent. Somit steht auf jeden Fall fest, dass es noch zu keiner Eiablage gekommen ist. Die Abwesenheit der Störche nutzte dagegen ein Graureiher zu einer langen Nestinspektion. Kurz vor Einbruch der Nacht gab es sonst nur noch in Kirchzarten ein Paar als Übernachtungsgast. Alle anderen Webcam-Nester (Linkliste bei "World of Animals") blieben ohne Schläfer, auch wenn im einen oder anderen schon einmal Besucher gesichtet wurden. Zu längeren Aufenthalten kam es aber bisher nicht. So heißt es auch dort wie in Dinkelsbühl auf einen neuen Tag zu warten und zu hoffen!

 
18. Mrz. 04

Es hat doch gelegentlich einen Vorteil, ein bereits 13 Jahre altes Auto zu besitzen, vor allem dann, wenn es den Arzt aufsuchen muss und dieser Arzt in Dinkelsbühl seine Praxis betreibt. Ihr Tagebuchschreiber hatte also heute  am Nachmittag einen Termin bei seiner Autowerkstatt, dem Autohaus Rauch. Was lag näher, als die Wartezeit mit einem kleinen Spaziergang durch die malerische Altstadt, vorbei am Storchennest und am Münster Sankt Georg zu verkürzen. Ich nutzte die Gelegenheit, den Dohlen live zuzusehen und ihr Treiben eine ganze Weile zu beobachten. Dass mir dabei auch noch Thomas Joas, Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz über den Weg lief, sei nur am Rande vermerkt. Während er einen kühlen Biergarten aufsuchte, suchte ich die besten Motive zur Bebilderung des Tagebuches aus. Etwa 15 Dohlenpaare nisten unter dem mächtigen Dach des Münsters. Zum Storchennest sind es Luftlinie rund 20 bis 50 Meter, ein Katzensprung für das Dohlenvolk. Da bei Dohlen beide Partner am Nestbau beteiligt sind, können also maximal 30 Exemplare unser Storchennest entblättern. Sie fliegen nach ihren Raubzügen mit Nistmaterial im Schnabel zurück zu ihren Nistkästen, die sich jeweils hinter den fehlenden Fensterscheiben der Gauben des riesigen Daches befinden. Nachdem unser letztes Storchenpaar sein Nest großartig ausgebaut hat und die Witterungseinflüsse des Winterhalbjahres auch keinen großen Schaden angerichtet haben, ist die Ausgangslage für das Überleben des Nestes recht günstig.


Die Heimat der „Nest-Dohlen" hinter den Dachgauben


Dachlandschaft mit Einflugöffnungen


Die Südfront des Münsters


In Erwartung neuer Gäste.
Die weißen „Spuren“ sind Reste aus dem Vorjahr!

An den anderen Storchenwebcams tut sich lediglich in Wolfsburg-Warmenau etwas Erfreuliches. Hier hat wohl endgültig ein Paar Einzug gehalten und mit Glück (vor allem vor Einbruch der Nacht) kann man einen herrlichen Blick auf die beiden werfen. Das Intermezzo mit dem Graureiher in Isny konnte ich schon im letzten Jahr mehrfach beobachten. Es gehört sicher nicht zu den regelmäßigen Erscheinungen, dass ein Graureiher in einem Storchennest angetroffen werden kann. Dieser Fall ereignet sich so und so nur bei Abwesenheit der eigentlichen Hausbesitzer. Möglicherweise nutzte der Fremde die Chance – ähnlich wie unsere Dohlen – sich auf bequeme Art nach Nistmaterial umzusehen. Sicher gibt es im weiteren Umfeld des Isnyer Nestes eine Graureiheransiedlung. Fürchten müssen sich beide – Storch und Graureiher – nicht voreinander. Allerdings kann sich ein Reiher nicht gegen einen Storch durchsetzen, wenngleich er der wendigere Flieger ist und einer Storchenattacke durch geschicktes Manövrieren ausweichen kann.

Nun noch eine kleine Bemerkung zum weiteren Fortgang in Fragen unserer Kameratechnik. Die Stadtwerke konnten mittlerweile verkünden, dass morgen der DSL-Anschluss im alten Rathaus wieder frei geschaltet sein wird. Unmittelbar danach werden unserer Technik auch die erforderlichen Zugangsdaten zur Verfügung stehen, so dass – ohne jetzt zu optimistisch zu sein - bis Ende nächster Woche die Notlösung Wilfling im Bereich der Bildübertragung der Vergangenheit angehören wird und wir dann richtig auf Sendung gehen können. Halten Sie uns also in den nächsten Tagen ein wenig die Daumen, dass alles so zu Ihrer Zufriedenheit realisiert werden kann - zum Betriebsbeginn dann natürlich auch mit einem bewohnten Storchennest (!?).

 
20. Mrz. 04

Eine Wetterumstellung von gestern auf heute hat ein wenig Regen gebracht und zumindest in den Vormittagsstunden die Scheibe unseres Kameragehäuses mit Tropfen benetzt. Wenn es wieder passiert, braucht sich keiner wegen des fehlenden Durchblicks zu sorgen. Sobald der Regen nachlässt oder der Wind nicht mehr so stark aus westlichen Richtungen bläst, perlt das Wasser von der Scheibe ab und im Nu besteht wieder eine klare Sicht. Das Warten auf einen dauerhaften Nestbesucher geht in die nächste Runde. Seit einer Woche kam kein weiterer Storch in unseren Landkreis, somit erhielt das alte Rathaus in Dinkelsbühl ebenfalls keinen Besuch. Es bleibt also vorläufig bei einem Einzelstorch in Wittelshofen, bei je einem Paar in Weiltingen und Mosbach sowie einem Einzelstorch in Leutershausen an der Altmühl. Für den Anfang schon mal nicht schlecht, sind wir damit doch ganz gut dabei. Wenn ich diese Situation mit der aus früheren Jahrzehnten vergleiche, gab es um diese Zeit noch gar keine Rückkehrer aus dem Winterquartier. Früheste Termine lagen da so um Ende März/Anfang April. Wenn der Notbetrieb der Kamera vielleicht Ende nächster Woche aufgegeben werden kann und die neue Betriebsstruktur installiert ist, wird die Bildfolge fast einem Live-Stream nahe kommen. Die Bildfrequenz wird dann nicht mehr im Minutentakt liegen, sondern im niedrigen Sekundenbereich. Lassen Sie sich einfach überraschen. Andreas Kamm (von unserem Mitsponsor K & K Computer Systeme – IT - Beratungsgesellschaft), unser glänzender Techniker, wird sein Bestes geben. Sollte es am Nest in den nächsten Tagen zu überraschenden Ereignissen kommen, wird schon vorab ein kürzeres Intervall geschaltet werden. Im Augenblick können wir sicher guten Gewissens ein wenig an Übertragungskapazität sparen. Seit gestern kann man mit etwas Glück – auf alle Fälle jedoch vor Einbruch der Dunkelheit – im Erlanger Storchennest einen Einzelstorch bestaunen. In Wolfsburg-Warmenau haben sich jetzt wohl endgültig zwei jeweils links oberhalb der Zehen beringte Störche niedergelassen. Paarungen, die ich heute beobachten konnte, sollten eine positive Entscheidung der beiden zu Gunsten des Nestes darstellen. In Arevalo wird weiter auf drei Eiern gebrütet, während das Paar in Isny  sich damit noch Zeit lässt. 

 
21. Mrz. 04

Wenn sich am Nest schon nichts tut, kann man ja sonstigen Naturbeobachtungen nachgehen! So nutzte ich die laue, aber wenig nasse Nacht auf den heutigen Sonntag, um den Gang der Krötenwanderung in meinem „Stammwald“ zu verfolgen. Offenbar hatte das Gros der Kröten noch keinen rechten Bock auf eine Ortsveränderung. So blieb die Ausbeute zweier Nachtstunden sehr bescheiden und die Zahl der Todfunde überstieg sogar die der Geretteten. Das lag aber weniger an Ihrem Tagebuchschreiber als vielmehr daran, dass in fraglichem Gebiet keine Krötenzäune existieren und somit bereits vor meinem Einsatz die eine oder andere Erdkröte ihr Leben ließ.


Hier kam der Einsatz zu spät!

Und auch während der kleinen Rettungsaktion kam es in meiner Anwesenheit zu deutlich hörbaren Tötungsdelikten der wenigen Autos auf dieser kleinen Verbindungsstraße. Hier lohnt sich sicher zu einem späteren Zeitpunkt – Regen und milde Nachttemperaturen vorausgesetzt – ein neuerlicher Besuch. So blieb es bei wenigen Erdkröten sowie einem Teichmolch, die mir ihr Leben – zumindest vorübergehend – verdankten.


Erfolgreiche Straßenüberquerung


Hat sich da schon ein Paar gefunden?


Der einzige Teichmolch des Abends!

Sollte jemand glauben ich tat dies, um meinen geliebten Störchen das Futter zu erhalten, muss ich Sie doch enttäuschen. Amphibien im allgemeinen stehen zwar auf dem Speisezettel der Störche, doch längst nicht in den von vielen gedachten hohen Anteilen. Unter den Fröschen spielen Braunfrösche eine bedeutendere Rolle (Gras- und Moorfrösche), während die grünen Wasserfroscharten wenig Beachtung finden. Bei den Kröten wird der prozentuale Anteil noch wesentlich geringer. Vermutlich macht die Ausscheidung von Hautdrüsen die Kröten bei Störchen unbeliebt (übrigens gilt das Gleiche auch für Salamander und Unken). So bleiben diese nach den ersten Begegnungen meist unbeachtet. Lediglich Wechselkröten und Knoblauchkröten können gelegentlich als Beute nachgewiesen werden.

 
22. Mrz. 04 Regen- und Graupelschauer läuten einen abermals kühlen Witterungsabschnitt ein, der auch in den nächsten Tagen nicht gerade günstige Zugbedingungen erwarten lässt und somit erneut keine guten Prognosen für ein baldiges Erscheinen unserer doch schon sehnlich erwarteten Störche abgibt. Außer Dohlen nichts gewesen! Wenn Sie jedoch einmal unter dem Link „Historisches“ nachlesen und dort ganz ans Ende blättern, werden Sie in der Tabelle „Das Altrathausnest in Dinkelsbühl seit der Wiederbesetzung“ auch die Ankunftsdaten der Störche seit 1993 finden. Der 16. März steht hier als frühester Ankunftstermin eines Storches, der später auch an der Brut beteiligt war. In den letzten Jahren fiel ein Phänomen ganz besonders auf: Bis sich ein Paar etabliert hat, treten – beginnend im Februar – schon mehr oder weniger ausdauernde Besucher auf, die aber meist wieder verschwinden und von anderen ersetzt werden. Dann folgt eine mehr oder weniger lange Vakanz, ehe dann das spätere Brutpaar einzieht. Unser Nest gehört in dieser Beziehung in die Reihe derer, die einen gewissen Vorlauf erleben, bis es dann richtig losgeht. So konnten in einem Jahr Besuche von bis zu 20 verschiedenen Störchen an unserem Nest beobachtet werden. Nach einigen Tagen Pause verbrachte ich heute eine Stunde auf dem Turm der Mosbacher Kirche, von wo man bei sehr guter Sicht das Segringer Tor der Dinkelsbühler Stadtbefestigung herüber blinken sieht. Zunächst lagen beide Altstörche einträchtig nebeneinander im Nest, ehe sich das Weibchen – den Insidern sei gesagt, dass es wieder Hugos Mutter ist – erhob und kurz darauf Richtung Autobahn abflog. Das Männchen blieb noch eine Weile liegen, erhob sich dann und putzte sich ausgiebig. Bei meinem Abstieg hatte sich an der Situation nichts geändert. Das Foto der fünfjährigen Storchenfrau schoss ich mit meiner Digitalkamera, indem ich diese einfach an das Okular meines Spektives hielt. Digiscoping in einfachster Form, aber es geht!


Wann wohl meine Freunde in Dinkelsbühl eintreffen?

 
23. Mrz. 04

Unser Hauptsponsor N-ERGIE, größter Stromversorger der Region mit Firmensitz in Nürnberg, lud am Nachmittag Vogelschützer (darunter auch Ihren Tagebuchschreiber sowie den Ortsvorsitzenden der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz, Thomas Joas, zu einem erneuten Erfahrungsaustausch mit Berichten über den Fortgang der Absicherungsmaßnahmen an gefährlicher Stromtrassen und Mittelspannungsmasten nach Ansbach ein. Unter dem Vorsitz des Vogelschutzbeauftragten des Konzerns, Ernst Silberhorn, wurde mit Freude die erfreuliche Jahresbilanz 2003 gezogen. Dabei konnten im Gebiet der Bezirksstelle Rothenburg insgesamt 316.000 Euro – und damit mehr als zu Jahresbeginn veranschlagt – in die Absicherung von rund 800 Masten investiert werden. Dabei fanden vorzugsweise Abdeckhauben Verwendung, die insgesamt den besten Schutz versprechen. Sie verhindern weitestgehend, dass auch kleinere Vögel als Störche in Berührung mit Spannung führenden Teilen kommen. In technisch schwierigeren Fällen wird allerdings weiterhin auf die Verwendung von Sitzstangen zurück gegriffen. Diese bewirken zwar einen sicheren Schutz großer Vögel (z.B. Storch), lassen aber bei kleineren Arten bis zur Größe eines Bussards das Sitzen direkt auf der Masttraverse nach wie vor zu. Dennoch bedeutet diese aus betriebswirtschaftlichen Gründen unumgängliche Maßnahme immer noch einen wirksameren Schutz als der Verzicht auf jegliche Sicherung. Auch im Gebiet der Bezirksstelle Weißenburg verlief das Berichtsjahr überaus erfolgreich. Die zugewiesenen Mittel von 185.000 Euro konnten fast vollständig verbaut werden. Ausschließlich Schwierigkeiten bei für die Arbeiten an den Masten erforderlichen Stromsperren ließen an verschiedenen Orten die geplanten Maßnahmen noch nicht zur Durchführung kommen. Auch für das laufende Kalenderjahr plant der Konzern erneut den Einsatz von 500.000 Euro zur weiteren Sicherung gefährlicher Stromanlagen vor allem im Gebiet des Altmühlsees, in den Räumen Windsfeld-Trommetsheim im Landkreis Gunzenhausen-Weißenburg sowie an der Aisch zwischen Neustadt und Gerhardshofen. Vor allem im Kerngebiet der Storchenpopulation an der Aisch sind zwischen Dachsbach-Oberhöchstädt und Gerhardshofen weiträumige Verkabelungen im laufenden Jahr vorgesehen. Die Vertreter der Naturschutzverbände sprachen einhellig ihren Dank an die Repräsentanten des Konzerns aus und begrüßten die guten Gespräche, die stets in einer sachlichen und entspannten Atmosphäre stattfänden. Daran sei ausschließlich die kompetente  und von beiden Seiten kompromissbereite Diskussion verantwortlich. Unter den gegebenen betrieblichen Möglichkeiten kann der Einsatz von N-ERGIE als beispielhaft für andere – auch größere – Energieversorger gelten.

Leider gibt es vom Nest selbst nichts Neues zu berichten.


Achtung! Dohlen im Anflug!

Auch mit der Technik sind wir bis heute noch keinen Schritt weiter gekommen, da uns die Zugangsdaten für den DSL-Anschluss noch immer nicht vorliegen. In beiden Fällen heißt es, sich in Geduld zu üben. Gegen 17 Uhr erreichte mich ein Anruf einer Schülerin aus meiner Nachbarschaft in Feuchtwangen, dass sich zwei Störche in den Sulzach - Auen knapp 200 Meter von meiner Wohnung entfernt, aufhielten. Zwei Minuten später war ich an Ort und Stelle, sah aber nichts mehr. Einige Passanten konnten mir nur noch melden, dass die Störche soeben weggeflogen seien. Ich suchte zwar noch eine Weile mögliche Aufenthaltspunkte ab, die Suche blieb leider erfolglos. Immerhin! Ein Silberstreif am Horizont zeichnet sich also doch noch ab und weitere Störche befliegen unseren Raum.

 
24. Mrz. 04

Immer nach kein Frühlingserwachen in Sicht. Statt dessen türmen sich dunkle Wolken über der Stadt, aus denen heraus sich fast sämtliche bekannten Niederschlagsformen ergießen. Da dies aber durchaus normal ist und schließlich sogar der April nicht immer weiß, was er will, sind frei lebende Tiere durchaus in der Lage, mit derartigen Wetterkapriolen fertig zu werden. So können Störche und viele andere Vogelarten mit Spätwintereinbrüchen durchaus zurecht kommen und selbst brütende Tiere (Störche, Uhus, große Greifvögel, Kreuzschnäbel und andere) werden häufiger von Schneefällen während der Brutzeit überrascht. Schlägt dabei die Brut fehl, ist die Saison dumm verlaufen, kein Nachwuchs kommt hoch. Geschieht dies über mehrere Jahre, heißt dies für die entsprechende Art: Schlecht gewählter Brutplatz, auf Dauer nicht zu halten, blase zum Rückzug. Die Folge ist, dass der Vorposten eben geräumt wird. Verändert sich die Situation wieder in die andere Richtung, gibt es erneut Pioniere, die in für die Art „unwirtliche“ Gebiete vordringen. Störche sind nun mal in Gebirgsregionen nicht anzutreffen, selbst in Mittelgebirgen fehlen sie in Deutschland so gut wie ganz. Einzig einige wenige Paare siedeln in Höhenlagen die zwischen 500 und 700 Metern liegen. Das Allgäu gehört schon allein deshalb nicht zu den klassischen Storchengebieten, auch wenn die Eindrücke im Sommer bei glücklichen Kühen und fetten Viehweiden einen anderen Eindruck vermitteln sollten. Spaziert man in diesen Tagen durch das Angebot der Storchen-Webcams, kann man die verschiedenen „Klimazonen“  schon allein an der Schneehöhe im Storchennest ablesen. Spitzenreiter in dieser Beziehung ist eindeutig das Nest in Isny. Bei 700 Metern über dem Meer kein Wunder. Ebenso mit Schnee können Zwettl und Freistadt aufwarten, beide in Österreich gelegen und ebenso im Grenzbereich dessen, was einen guten Storchenlebensraum ausmacht. In Dinkelsbühl, immerhin auch 440 Meter über dem Meeresspiegel und damit in Bezug auf die Höhenlage des Brutortes in der Spitze zu finden, bildete sich keine Schneedecke, ebenso wie an allen anderen Nestern, die allesamt zwischen wenigen Metern über dem Meer und rund 280 Metern (Erlangen) liegen. In Dinkelsbühl wartet man weiterhin auf das große Ereignis und musste sich mit Dohlen zufrieden geben. Ansonsten zeigte sich Helmut Wilflings Computer vom Trennungsschmerz überwältigt. Während sein „Herrchen“ außer Haus weilte, schmollte der PC und stellte seine Mitarbeit gänzlich ein. Was blieb war ein beruhigender Blick zum Nest vom frühen Nachmittag. Mit dieser Einstellung durfte man sich sogar in den Schlaf wiegen lassen. Ihr Tagebuchschreiber nutzte diese Lücke in der Bildübertragung und entschwand zu einem Storchenvortrag nach Herrieden. Auch dort steht man – von einem Kurzbesucher einmal abgesehen – vor einem noch unbewohnten Nest.

 
25. Mrz. 04

Die Technik lässt uns heute erneut hoffen und gibt eine Meldung heraus, die besagt, dass vielleicht schon morgen die Notlösung der Vergangenheit angehören könnte. Von der Wetterfront gibt es erneut nur Negatives zu berichten. Ebenso weiß niemand von einer Storchensichtung am Nest zu berichten.

 
26. Mrz. 04

Der euphorische Eintrag Ihres Tagebuchschreibers im Gästebuch am heutigen Abend erwies sich als Seifenblase, die im Laufe des Tages nur allzu schnell zerplatzte. Die Kündigung des DSL-Anschlusses und die erfolgte Wieder-Aufnahme scheinen dem Leitungssystem im alten Rathaus nicht so gut bekommen zu sein. Unser Techniker erhielt während des Tages keinen Kontakt, der es ermöglicht hätte, die Kamerabilder über „Leitung“ statt über Funk zu übertragen. Zudem bestehen im Hause Wilfling – hier ist die Funkzentrale – seit heute ebenfalls erhebliche technische Probleme, an deren Lösung gearbeitet wird, deren Behebung aber leider doch auch in den Sternen zu stehen scheint. Aus dieser neuen Situation habe ich auf jeden Fall gelernt, dass man mit Ankündigungen – welcher Art auch immer – sehr vorsichtig agieren sollte. Deshalb verkneife ich mir weitere Prognosen, sage aber , dass es wohl Anfang nächster Woche werden wird, bis wir Sie wieder ganz und gar zufrieden stellen können. Drücken Sie deshalb schon einmal sämtliche Daumen! Die Störche brauchen so ebenfalls erst ab kommender Woche erscheinen. Sollte es schon früher sein, bitte im Tage- und Gästebuch nachsehen! Dort werde ich Sie natürlich auf dem Laufenden halten.

 
29. Mrz. 04

Es ist geschafft! Zumindest laufen seit heute Nachmittag die Signale unserer Nest-Videokamera wieder über die Kabel der Telekom. Dies wurde in einträchtiger Weise durch die Zusammenarbeit unseres Technikers Andreas Kamm und einem Vertreter der Telekom vor Ort erreicht. Zwar befinden sich die Bild-Aktualisierungsraten noch in der Erprobungsphase und bewegen sich im Bereich einer Viertelstunde, doch in diesem Punkt ist baldige Verbesserung angesagt. Helmut Wilfling – genannter Modezar – sei an dieser Stelle für sein Notprogramm noch einmal herzlichst gedankt. Seine unkomplizierte und hilfsbereite Art hat uns zumindest bis heute die wesentlichen Begebenheiten rund um das Nest miterleben lassen. Nach der ersten Storchensichtung des Jahres am 10. März blieb es aber danach sehr ruhig und kein weiterer Anflug eines Storches konnte beobachtet werden. Um den Zustand des Nestes müssen wir nun auch nicht mehr bangen. Die Abbautätigkeit der Münsterdohlen blieb in diesem Frühjahr weit hinter den Erwartungen zurück. Zum Glück für unseren Freund Adebar, muss er doch nach seiner Ankunft (wenn überhaupt eine solche erfolgt!) beim Nestbau nicht ganz von vorne anfangen. Vielleicht liegt das Geheimnis der ausgebliebenen „Raubgier“ darin begründet, dass die Nistkästen unter dem Dach von St. Georg in den letzten Jahren so sehr mit Nistmaterial gefüllt wurden, dass für große Mengen neuer Baustoffe kein Platz mehr blieb. Den zweiten Grund für den noch weitestgehend intakten Zustand des Nestes findet man in der großen Bautätigkeit unseres vorjährigen Storchenpaares. Wo schon einmal mehr „Nest“ vorhanden ist, fallen Diebstähle nicht mehr so sehr auf. 

 
Der erste Blick mit Hilfe der Telekom! 

In Mosbach, dem Dinkelsbühler „Partnernest“, steht der Brutbeginn unmittelbar bevor.


Wann werden wir in unserem Nest ein Paar bewundern?

Ich beobachtete das Paar eine knappe Stunde vom Kirchturm aus und konnte dabei auch einige – ganz gut gelungene – Super-Teleaufnahmen mit der Digitalkamera durch das Okular meines Spektives schießen. Nicht häufig zu beobachten sind  kleine Kieferästchen, die unser Paar in diesem Jahr wieder frisch eingetragen hat, als Nistmaterial.


Zweige eines Nadelbaumes als Nistmaterial

Eine ungewöhnlich lange und innige Kopulation schloss die Beobachtung ab, der schließlich auch der Abflug beider Störche auf eine ortsnahe Wiese folgte.

  
Wer ist der Schönste im Storchenland?

 
30. Mrz. 04

Ein sonniger Tag, nur der Wind drückt ein wenig auf die heitere Stimmung. Das Storchenkamera-Team traf sich am Nachmittag unterhalb des Storchennestes beim „Surri“ zu einer Besprechung, bei der die nächsten Aktionen um unser Web-Nest besprochen wurden. Unsere Technik tastet sich so nach und nach an einen Takt in der Bildfrequenz heran, der sicher am Ende alle Seher zufrieden stellen dürfte, auch wenn es kein Livestream werden wird. Aber ein Bildwechsel im Rhythmus weniger Sekunden hat schließlich noch keinem geschadet und in Verbindung mit einem qualifizierten Tagebuch aus meiner Feder (Eigenlob tut in diesem Falle auch einmal gut und sollte an dieser Stelle mit Ihrer Erlaubnis angebracht sein) liegen wir damit voll im Trend. Sie haben sicher bei Ihrer Reise durch die Welt des Internets bemerkt, dass seit heute auch in Freistadt und Erlangen ein Storchenpaar am Nest beobachtet werden kann. Auch in Zwettl übernachtet seit einigen Tagen der erste Adebar. Dass die Horste in Kirchzarten, Karlsruhe, Görlitz, Isny und Wolfsburg ebenfalls belegt sind, gibt einen eindeutigen Beleg für das volle Einsetzen des Zuggeschehens. In diesem Sog werden auch weitere Nester „ihren“ Storch bald erwarten dürfen.

 
31. Mrz. 04 Es wird Nacht über Dinkelsbühl! Eigentlich nichts besonderes! Doch wenn es am frühen Nachmittag geschieht, erregt es schon ein wenig Aufmerksamkeit. Aus zunächst unerfindlichen Gründen dunkelt das Bild der Kamera in einer Weise nach, dass wirklich nur die Umrisse von Nest und Umgebung erkennbar sind. Eigentlich ein unzumutbarer Zustand für Sie, liebe Freunde der Storchenkamera Dinkelsbühl. Doch zunächst wartet man ab, dann hofft man, dass es sich ebenso von selbst wieder in ein Hell umkehrt und dann hat man keine Zeit mehr wegen anderer Verpflichtungen, der Sache auf den Grund zu gehen. Hätte ich keinen Elternsprechtag an meiner Schule halten müssen, wäre ich sofort um Schadensbegrenzung bemüht gewesen. So war ich – wie alle anderen des Teams – beruflich gebunden und am Abend wird es ja, wie sie alle wissen, so und so Nacht über Dinkelsbühl. Damit konnte eine weitere Nacht ohne Storch Einzug halten. Andreas Kamm, unser Cheftechniker, sieht den Grund der heutigen Misere im „Kabelsalat“ und diversen Steckverbindungen im Bereich von Router, Server und Funkanschlüssen. Vielleicht lässt sich das Problem durch Rütteln, Umstecken und Beten am morgigen Tag lösen. Übrigens: Heute wurden die Ankünfte zweier weiterer Störche gemeldet. In Herrieden und in Wilburgstetten, beide im Landkreis Ansbach gelegen, hielt sich heute über Stunden der erste Storch im Nest auf.  

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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