Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2011
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 4

09. Mai 11

Von der Wetterfront gibt es nach wie vor nichts Neues zu berichten! Regen gab es immer noch nicht und die Tageshöchsttemperaturen pendeln nun schon seit Tagen zwischen 22 und 24 Grad hin und her. Heute war bei 23 Grad Schluss. Solche Wetterverhältnisse sind ja im Prinzip nicht schlecht, sie verlieren aber ein Stück Bonität dadurch, dass es für die Nahrungssuche bei den Storcheneltern sicher den einen oder anderen Engpass geben könnte. Doch im Augenblick deutet nach wie vor nichts darauf hin. Heute begann die Beringungsarbeit in Bayern und vielleicht sogar deutschlandweit. Norbert Sahliger, ein lieber Kollege aus Donauwörth, beringte in seiner Heimatstadt die ersten Jungstörche, die bereits ein Alter von 29 Tagen aufzuweisen hatten. Glückwunsch an die Donau! Von 5 abgelegten Eiern und dem Schlupf von 4 Jungen erreichten immerhin 2 das Beringungsalter.

Wie wird es an unserem Dinkelsbühler Nest weitergehen? Wie viele Junge werden insgesamt schlüpfen und wie viele werden überleben?

Die Nacht brachte noch keine Neuigkeiten. Ich will damit sagen, dass unsere Zwillinge noch keine Verstärkung erhalten hatten. Wie Sie sicher bemerkt haben, beenden die Eltern die Bebrütung des Geleges nicht, wenn sich die ersten Küken zeigen, sondern der Bruttrieb bleibt natürlich bestehen, so lange noch von den verbliebenen Eiern Signale ausgehen, die das Weiterbrüten in Gang halten. Natürlich muss der wachhabende, also Innendienst schiebende Altstorch im momentanen Verlauf der Brut auch andere Tätigkeiten ausführen, wie Nesthygiene, Füttern der zuerst Geschlüpften usw. Dadurch sind natürlich im Großen und Ganzen auch mal längere Brutpausen erforderlich als beim „Nur-Brüten“, aber seien Sie unbesorgt: So kurz vor Ende der Brut lässt kein intaktes Elternpaar noch nicht geschlüpfte Eier im Stich und versorgt diese nicht in gleicher Weise wie vorher. Man konnte heute während des ganzen Tages sehen, dass sich die Altvögel immer nur ganz kurz vom Nest erhoben, ihr Ding taten und sofort weiterbrüteten. Das immer noch angenehm warme und trockenen Wetter kam ihnen dabei bislang natürlich sehr gelegen.

Gegen Mittag – ein Altstorch hatte sich gerade zum Eierwenden erhoben und mit dem Schnabel die erforderlichen Schritte unternommen – zeigte sich beim dritten Ei ein riesiges Loch, so dass man mit der nächsten Storchengeburt an diesem 9. März durchaus noch rechnen konnte. Dass es aber danach so schnell ging, hatte ich letztlich nicht erwartet. Um 13:33 Uhr waren aus dem Zwillingspärchen Drillinge entstanden. Auf einigen Schnappschüssen konnte man dabei wunderschön erkennen, wie sauber und fast kreisrund das Küken die Kappe des Eies abgesprengt hatte. Nach 32 ½ Tagen Brutzeit – immerhin erneut einen halben Tag kürzer als bei Küken Nr. 2 - war auch Küken Nr. 3 geboren! Besser bekommen Sie es beim Köpfen Ihres Frühstückseies auch nicht hin! Nun ist man also schon zu dritt und die Aufgaben für die Eltern werden dadurch um ein weiteres Drittel schwieriger. Wie stark wärmebedürftig die Kleinen selbst bei strahlendem Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen sind, zeigte die Bildung der Wärmepyramide durch die Küken. Dabei kuschelten sich die Drei mehrmals eng mit den Körpern aneinander, Hals und Kopf aufgerichtet zu einem, einen möglichst kleinen Raum beanspruchenden Knäuel zusammengelegt, um so eine möglichst kleine Oberfläche zu bilden und den Wärmeverlust niedrig zu halten. Dass zumindest die beiden älteren Nestgeschwister gefüttert wurden, steht außer Frage. Man konnte mehrmals beobachten wie die „Alten“ Futter ins Nest würgten und dabei gab es auch diesen schon angesprochenen unstrukturierten Haufen zu erkennen, der wohl weitgehend aus mitgebrachten Regenwürmern, Egeln oder anderem „Gewürm“ bestand.

Allen SchnappserInnen heute mal wieder mein ganz herzliches „Dankeschön“! Ohne Ihr großes Engagement wäre die Tagebucharbeit weniger schön und effektiv. Ich bin auf Sie angewiesen! Also weitermachen! Ich mache ebenfalls weiter, auch wenn es nicht immer leicht fällt, sich aufzuraffen und einigermaßen Vernünftiges zu Papier zu bringen. Wenn dann immer noch ein Zweiter – unser Webmaster Wolfgang Horlacher nämlich – damit befasst wird, das Geschriebene und Bebilderte für Sie lesbar zu machen und auf die Website zu stellen, sollten wir dabei auch einmal lobend in Erwähnung bringen!


Guten Morgen,
ihr Zwei mit den drei Eiern

12:48 Uhr - Zwei Junge und
ein Riesenloch im dritten Ei
   

13:33 Uhr – Es ist da!
Küken Nummer 3

Drei Junge – die leere Eischale
ist rechts außen schön zu sehen
   

Wichtig ist, dass die Eltern weiterbrüten

Achten Sie noch einmal auf die Eischale!
   

Die Wärmepyramide:

Es gibt Futter! Einer würgt!
 
10. Mai 11

Trocken und sommerlich bei knapp 25 Grad Höchsttemperatur! So viel heute zum Wetter!

Im Nest auf dem Dach des alten Rathauses von Dinkelsbühl war heute das große Fressen angesagt! Ich habe selten so tolle Schnappschüsse zum Thema Futter und Fütterung gesehen wie heute. Natürlich waren viele Beutestücke eindeutig zu groß, aber was von den Jungen gefressen wurde, genügte deren Ansprüchen auf jeden Fall! Wahrscheinlich hat zumindest einer der Altstörche eine ergiebige Nahrungsquelle im Umfeld der Stadt aufgetan, die er immer wieder besucht und die alles bietet und die ohne großen Aufwand anzufliegen ist. Es könnte sich dabei um einen nicht oder noch nicht bespannten (eingelassenen) oder nur teilweise mit Wasser gefüllten Teich handeln, in dem in einigen Pfützen oder im seichten Wasser noch allerlei Fische unterschiedlicher Größe gefangen sind, so dass sie Gevatter Storch relativ leicht erbeuten kann. Darüber hinaus bestehen im weichen Substrat der Teichfläche gute Chancen für weitere Beutejagd. Wie schon gesagt, könnten im Übergangsbereich „feucht – weniger feucht“ auch zahlreiche Schlammbewohner, die in der Größe gut zum noch kleinen Nachwuchs passen, erbeutet werden.

Neuen Nachwuchs gab es an diesem Tag nicht zu bewundern. Werden aus den verbliebenen Eiern noch 2 Jungstörche entwachsen? Nach den Erfahrungen der letzten Schlüpftermine und Brutdauern können wir bei Ei Nummer 4 vielleicht ebenfalls von 32 Tagen ausgehen. Dann sollte morgen einem neuen Leben im Nest nichts mehr entgegenstehen. Am Rande sei noch vermerkt, dass auch wieder neuer Müll ins Nest geriet. Ob es wirklich die – wie Carola mutmaßt – Hundekotbeutel sind, die die Stadt Dinkelsbühl allen Hundehaltern im Umfeld der Gemeinde in kleinen Automaten anbietet, ist durchaus denkbar, aber so lange wir noch kein Beweisstück in Händen halten, bleibt diese Interpretation reine Spekulation.


Morgenstimmung mit
3 Jungen und 3 Beinen

Der komplette
Nestinhalt
   

Da gibt es passendes Futter

Ein kleiner Fisch
   

Wieder Müll im Nest – Hundekotbeutel

Zu großer Brocken!
   

Auf dem
Fischmarkt!

Das gehört den Eltern,
weil zu groß für den Nachwuchs!
   

Was kommt nun?

Schon wieder ist Fisch angesagt!
   

Passendes Futter

Ein Junges hat den Schnabel voll
 
11. Mai 11

Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,2 Grad war dieser Tag der bislang wärmste des Jahres. Verantwortlich dafür war die gemäßigte Tiefsttemperatur von 8 Grad bei einer Höchsttemperatur von knapp 25 Grad. Dass es erneut ein Tag ohne Niederschlag war, braucht nicht besonders erwähnt zu werden.

Dass es heute erneut zu einer Geburt, in diesem Falle zur Geburt des 4. Kükens, kommen würde, deutete sich bereits in den Morgenstunden an. Wie unschwer zu erkennen war, zeigte sich in Ei Nummer 4 ein sehr deutliches Loch. In dessen unmittelbarer Nähe war wohl die Hauptarbeitsstelle des kurz vor dem Schlüpfen stehenden künftigen Nestinsassen. Dass die Nestgeschwister andere Interessen entwickelten, als sich um die Ereignisse in ihrer nächsten Umgebung zu kümmern, lag auf der Hand. Da Fressen mal zu den Haupttätigkeiten heranwachsender Störche gehört, stand diese lebenswichtige Aufgabe im Vordergrund. Dabei waren natürlich die Eltern in erster Linie gefordert, denn für die galt es, die Beute ins Nest zu schaffen. Fressen können die Jungen dagegen schon alleine und zwar seit ihrer Geburt. Während vielen anderen Vögeln das Futter von den Eltern in mundgerechten Bissen regelrecht verabreicht wird, sind junge Störche gezwungen, sich das ausgewürgte Futter selbst einzuverleiben. Da bleibt es nicht aus, dass weniger große Junge (weil zuletzt geschlüpft) häufig beim Kampf um die Futterbrocken zu kurz kommen. Da greift kein Papa und keine Mama ein, um so vielleicht Leben zu retten oder die Nahrung gerechter zu verteilen. Bei Störchen gilt allein das Prinzip: Der Stärkere setzt sich durch! Und so sollten und so werden wir es auch stets halten.

Der Tag stand also zunächst ganz im Zeichen der Nahrungsbeschaffung und der Nahrungsaufnahme durch die Küken. Dabei blieben wieder zu große Beutestücke im Nest liegen und wurden erst nach einer Weile von den Eltern wieder verschluckt und bildeten so einen Teil der eigenen Ernährung. Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass bei den Ablösungen am Nest die Zeiten der gemeinsamen Anwesenheit der Altvögel nur von kurzer Dauer sind. Sofort nach der Landung des Ablösers erhebt sich der Partner, tritt auf die Seite und räumt das Feld für den anderen. Fast gleichzeitig macht sich ersterer auf die Socken und geht auf Nahrungssuche. So läuft das bei Storchens! Die Jungen wachsen und gedeihen, also gibt es bislang auch genug und ausreichend Futter. Einige Schnappschüsse konnten diese Vermutung auch unter Beweis stellen. Um die Mittagszeit entging aufmerksamen Beobachtern nicht, dass sich an Ei Nummer 4 Entscheidendes zu ereignen begann. Das Loch hatte sich so weit vergrößert, dass die Ei-Kappe abgesprengt war und Küken Nummer 4 die Außenluft schnuppern konnte. Um 13:37 Uhr spätestens war Nummer 4 geboren und komplett aus dem Ei gepellt.Wie anstrengend der gesamte Schlüpfvorgang war, zeigte sich eine knappe Stunde später an den Schwierigkeiten des Kleinsten, den Kopf mühelos hoch zu halten. Immer wieder sank er vor den Nestgeschwistern wieder zu Boden. Aber das wird schon noch! In einigen Stunden ist man voll auf der Höhe und kann danach umso erfolgreicher in den Kampf ums Futter eingreifen. Von der Ablage des vierten Eies am 9. April bis zum Zeitpunkt des Schlüpfens waren erneut 32 ½ Tage vergangen. Ich rechne deshalb für morgen Nachmittag spätestens mit dem Schlüpfen von Küken Nummer 5. Warum sollte dies nicht auch nach 32 ½ Tagen geschehen. Mit unverminderter Anstrengung unserer SchnappserInnen werden wir den entscheidenden Moment sicher wieder im Bilde festhalten!  Genießen Sie mit mir dabei vor allem die wunderbaren Belege der Nahrungszusammensetzung unserer Störche. Ich stelle mir vor, nach Abschluss der Jungenaufzucht ein „Best Of“ mit einer breiten Palette identifizierbarer, aber auch unidentifizierbarer Beutestücke zusammenzustellen. Deshalb nur weiter so fleißig Belege sammeln!

Das Tagesgeschehen kurz im Bilde:

7:12 Uhr – Ein großes
Loch in Ei Nummer 4

Wieder
Frischfisch!
   

Da kommt weiterer Nachschub

Fetter Brocken für das größte Küken!
   

Viel zu groß für die Junen

Auch Gras wird benötigt!
   

Da quält sich jemand aus der Eischale

13:37 Uhr – Küken Nummer 4 ist da!
   

14:28 Noch etwas schwach von der Anstrengung

Die Viererbande
   

Der Jüngste muss schon hinten anstehen

Alles drängt zum Fisch


Vier Rückseiten

 
12. Mai 11

Regen! Zwar nur 2 Liter/m², aber immerhin und das bei Höchstwerten von weniger als 20 Grad! Für die Jungen bedeutet dies, dass die Eltern in den Morgen- und Vormittagsstunden die ersten richtig umfangreichen Regenwurmmahlzeiten mit nach Hause brachten. Erstaunlich wie schnell die Eltern auf die neue Situation reagierten und somit auch unserem Junior zu seinen ersten Mahlzeiten verhalfen. Der Rest blieb wieder Fisch in allen Variationen und das nicht zu knapp. Als opportunistischer Jäger und Sammler erbeuten „Vater und Mutter Storch“ draußen im Gelände eben alles, was ihnen vor den Schnabel kommt. Da wird nicht überlegt: Ist das für meine Jungen zu groß zum Hinunterwürgen oder nicht? Es wird alles eingesammelt und anschließend am Nest wieder von sich gegeben. Da lagen heute mehrmals gut 20 cm lange Fische fein säuberlich ausgelegt wie im Fischladen, fanden aber bei den Kleinen keine Beachtung und wurden anschließend von den Eltern wieder aufgenommen und ein zweites Mal (und diesmal endgültig) verzehrt. Dass sich die Altstörche am Nest sehr schnell ablösen und keine Zeit für die Futtersuche verlieren wollen, bestätigte sich heute zwischendurch mal nicht. Wahrscheinlich der Storchenpapa nahm sich eine Auszeit und verbrachte einige Minuten auf dem Dach hinter dem Nest und begutachtete vom First aus den Zustand des Nestes. Solches hatte er schon regelmäßig während der Brutzeit versucht. Vielleicht sah er in diesen Minuten bei der Nahrungssuche keine Schwierigkeiten, so dass er sich die Verschnaufpause gönnen konnte. 

Ansonsten blieb es im Nest bei der Viererbande. So langsam können wir uns von 5 Jungen wohl verabschieden. Dann wäre auch die Frage vielleicht gelöst, weshalb das Schlüpfen des 1. Kükens sich so lange verzögerte. Ganz klar. Dieses erste Ei war möglicherweise unbefruchtet oder der Embryo starb während der Entwicklung im Ei ab. So war das vermeintlich erste Küken nicht dem 1. Ei entschlüpft, sondern dem 2. Ei. Küken Nr. 2 käme aus dem dritten, Küken Nr. 3 aus dem 4. und Küken Nr. 4 aus dem 5. Ei. Somit wäre dann die korrekte Rangfolge wieder hergestellt. Mag sein, dass sich die Ereignisse so abgespielt haben, aber letztlich ist es die Hauptsache, wenn die vier Jungen sich gut entwickeln. Und das tun sie im Moment. Regenwürmer fanden sich auf jeden Fall in ausreichender Menge unter den Beutetieren. Es gab nach dem Auswürgen der mitgebrachten Beutetiere einige Male einen „Haufen“ am Rande der Nestmulde, auf den die Jungen auch stets ihre ganze Aufmerksamkeit richteten und der Stück für Stück kleiner und kleiner wurde, bis er bald komplett abgebaut war. So kann es weitergehen!


Fischfrühstück
im Morgengrauen

Rechts am Nestrand
ein Regenwurmhaufen
   

Die zweite
Regenwurmmahlzeit

Kommt unter die Haube!
(Der Partner steht auf dem Dach)
   

Zeit für Außenarbeiten

Frisches Gras


Passt der Fisch?

Die Feuchtwanger Jungstörche in meinem Heimatort sind auch bis heute in einer guten Verfassung. Alle vier sind ebenfalls noch am Leben Ich konnte vom Turm der Stiftskirche eine Fütterung erleben und dabei auch das Verspeisen eines Wasserfrosches durch einen Jungstorch im Bild festhalten.


Feuchtwanger Viererbande


Ablösung am Nest


Bereit zur Fütterung

...
Froschmahlzeit

 
13. Mai 11

20 Grad und trocken sind für heute die wichtigsten Wetterdaten! Der mögliche Schlupf eines 5. Kükens blieb auch heute aus. So neige ich doch jetzt mehr und mehr zu der Überzeugung, dass es bei vier Jungen im Dinkelsbühler Nest bleiben wird. Nicht schlecht, Herr Storch! Da kann man wirklich nicht meckern und wir müssen uns schon einmal weniger aufregen und vielleicht einmal weniger traurig sein, wenn es einem der Viererbande nicht gut gehen sollte. Bemerkenswert blieb an diesem Tag die reichlich eingetragene Fischkost, die sich von Zeit zu Zeit im Nest wieder fein säuberlich aufgereiht zeigte.


Alles Fisch
 

An einem weiteren Nest meiner unmittelbaren Umgebung stellte ich heute einige Beobachtungen an. Das Nest im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach enthielt bei meinem letzten Besuch 5 Junge. Nun musste ich – weniger überraschend allerdings – feststellen, dass sich nur noch vier knapp 14 Tage – 3 Wochen alte Junge im Nest aufhielten.

Die Mosbacher Viererbande

 
14. Mai 11

Der groß angekündigte Regen entpuppte sich in Mittelfranken und um Feuchtwangen und Dinkelsbühl als regelrechte Seifenblase. Es fielen ein paar Tropfen, die sich schließlich zu einem knappen Liter aufsummierten. Bei 20 Grad Höchsttemperatur war es insgesamt ein recht angenehmer Frühlingstag.

Als Highlight des Tages erwies sich ganz eindeutig der Überrest eines alten und ziemlich porösen Düngersackes, den unsere fleißigen Storcheneltern zur Zierde des Nestes in selbiges eintrugen. Vom Umfang und Ausmaß dieses Mitbringsels konnte man unzweifelhaft erstaunt sein, war es doch groß genug, zeitweise die gesamte Jungenschar darunter zu verstecken. In manchen Situationen entsprach die Folie eher einem Modell des Zeltdaches des Olympiastadions in München. Als „es“ gegen 7 Uhr am Morgen auftauchte, konnte man noch nicht ahnen, dass uns dieses „Ding“ den gesamten Tag begleiten würde.

Dagegen erfüllten sich die nur noch vagen Hoffnungen auf das Schlüpfen des fünften Jungen erneut nicht. Wenn sich in dieser Beziehung dennoch etwas ereignen sollte, könnte man getrost von einem Wunder sprechen. Doch solche Wunder ereignen sich nun mal nicht allzu oft. Das mit dem Füttern ging in ähnlicher Weise seinen Gang wie schon seit einer Woche. Denn so alt – nämlich genau sieben Tage – wurde heute Küken Nummer 1. Wenn man es vergleicht mit unserem Benjamin, der am 11. Mai schlüpfte und somit gerade erst 3 Tage alt ist, sieht man den großen Entwicklungsrückstand bei lediglich 3 Tagen Altersunterschied. Man kommt halt beim Drängeln weiter vor, wenn man mehr Power und mehr Gewicht einsetzen kann. Da sind dann auch andere Strategien gefragt, um zu seinem Recht, sprich zu seinem Futter, zu kommen. Ich denke, dass Junior sich in dieser Beziehung bisher ganz gut schlägt. Wenn man in der Größe nicht so mitkommt, kann man auch mal einen Durchschlupf leichter bewältigen und somit ganz überraschend an die vollen Fleischtöpfe geraten. Die Fleischtöpfe allerdings glichen auch heute wieder eher Fischtöpfen. Denn dieser Nahrungsanteil hatte erneut ganz eindeutig die Oberhand, wobei nur ein kleiner Teil für die Jungen nutzbar war und somit den Eltern zugute kam. Regelmäßig – es ist ja auch noch ein Ei im Nest – liegen beide Elternteile bei ihren Nestschichten auf den Jungen und dem verbliebenen Ei! Keine Angst! Irgendwann - die Jungen wachsen ja rasant weiter und müssen dann auch nicht mehr in dem Maße gehudert werden – verlieren die Eltern das Interesse, das Ei weiter zu bebrüten. Es wird im Nest verbleiben und einfach ein Bestandteil der Familie werden. Dennoch wird es Ihr Tagebuchschreiber – sollte es zu dem Zeitpunkt noch unbeschädigt sein – anlässlich der Beringung bergen und einem Museum (das schon länger angefragt hat) zur Verfügung stellen. So viel zu Nesteingriffen durch Ihren Schreiber! Ich hoffe, Sie können sich mit diesem Eingriff abfinden!

Die Bilder des Tages:


Müll, Müll über alles

Weiter nur 4 Junge
   

Der Kampf mit dem Düngesack

Fisch, Fisch über alles
   

Wo sind die Jungen?

Könnte ein kleiner Karpfen sein
   

Zum Fisch drängt alles

Da schaut ja einer raus!


Modell Zeltdach Olympiastadion München

 
15. Mai 11

Weiterer leichter Regen von 2 Liter/m² und eine deutliche Abkühlung auf nur noch 15 Grad Höchsttemperatur kennzeichnen diesen Sonntag! Im Nest tat sich erfreulich wenig, schon gar nichts Dramatisches! Das fünfte Ei – in Wirklichkeit ziemlich sicher Ei Nummer 1 – bleibt wohl weiter und für immer ein Ei! Dass Altvögel das Ei durch Abwerfen entsorgen, habe ich bei einem selbst gelegten Ei noch nicht erlebt. Es bleibt halt einfach im Nest liegen und niemand stört sich daran. Und da ein Ei auch nicht bettelt und nicht wie ein Jungvogel aussieht, der sich nicht normal verhält, wird es auch nicht einfach aus dem Nest geworfen. Es wird uns also weiter begleiten und wenn es nicht unter hohem Druck einmal platzen sollte, wird es Ihr Tagebuchschreiber in einigen Wochen aus dem Nest entfernen und einem Museum zuführen (wie bereits berichtet!). Aber da es wirklich niemanden stört, ist es weiter Bestandteil unseres Nestes und keiner braucht auf die Idee zu kommen (ist bislang auch keiner!), es schon jetzt mit Hilfe eines Rettungseinsatzes aus dem Nest zu befördern (ich kenne da schon einige, die es in den Fingerspitzen juckt!). Dass es zwischen den zuerst geschlüpften Jungen und Küken Nummer 4 und ansatzweise auch bei Küken Nummer 3 schon deutliche Größenunterschiede zu beobachten gibt, liegt auf der Hand. Die nächsten Tage werden entscheiden, wohin der Weg läuft!? Dass alle vier Neubürger am Leben bleiben, habe ich von vorneherein schon sehr bezweifelt. Deshalb muss einem aber nicht bange sein, wenn es tatsächlich so kommt! Denken Sie an die vielen Tausenden von Amseljungen, die nie das Nest verlassen, weil entweder die Eltern oder sie selbst Opfer eines die Gärten durchstreifenden Räubers geworden sind. Denken Sie nur an die ungezählten Tieropfer, wenn ein Hochwasser im Frühjahr Äcker und Wiesen weitläufig überschwemmt! Einziger Unterschied zum Dinkelsbühler Storchennest besteht darin, dass man außerhalb des Blickwinkels der Kamera nichts davon mitbekommt. Also sehen Sie den kommenden Tagen entspannt und realistisch entgegen! Begleiten wir unser Quartett also weiter mit Staunen und Respekt! Nummer 1 hat heute den achten Lebenstag bewältigt, Benjamin dagegen bringt es heute gerade auf seinen dritten Lebenstag. Da heißt es natürlich, erst mal hinten anstehen! Die größeren Geschwister haben bei der immer noch herrschenden Trockenheit einfach die besseren Karten. Wenn eh schon die richtige Nahrungsgröße weniger häufig geboten wird und man dann noch warten muss, bis nichts mehr in der kleinen Größe vorrätig ist, schaut man halt oft durch die Röhre. Wir sehen zwar stets viele große Fische im Nest, aber fressen dürfen diese Beute stets die Eltern. Sie sehen also das Dilemma, das sicher auch an anderen Nestern in ähnlicher Weise herrschen wird. Fische von der Größe einer Schnabellänge der Erwachsenen und sogar noch etwas darüber stellen nach wie vor die Hauptbeute der jagenden Eltern dar. Dass Regenwürmer, Egel und anderes „Kleinzeug“ automatisch mit eingetragen wird, ist ebenso klar, könnte aber in der Relation zur großen Beute etwas zu wenig sein. Auch konnte man immer mal einen großen, schwarzen, kompakten „Klumpen“ erkennen, ein Hinweis auf  einen erbeuteten Nager. Auch diese Beutestücke konnten unsere Jungen (noch) nicht verschlingen. Noch etwas fällt auf: Das weiße Dunenkleid, das die Störche in den ersten beiden Lebenswochen tragen, hat beim dritten und vierten Küken schon eine Verfärbung erkennen lassen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht eintreten sollte. Vielleicht gibt diese Tatsache schon einen kleinen Hinweis auf ein beginnendes Gesundheitsproblem.


Man beachte den Größenunterschied der Jungen!

Es gibt Fisch! Wieder ein zu großer Brocken
   

Warten in der
2. Reihe!

Fisch..., Fisch...
drittes Küken wird auch schon grau!
   

Da werden nicht immer alle satt

Da hat einer aber den Schnabel voll
   

Zwerglein unter Riesen!

Die Drängler fahren am besten

 


Ein großer Nager 

 
16. Mai 11

Kühle 15 Grad, trocken, bei 5 Grad Tiefsttemperatur! Noch immer blicken wir in ein Nest mit vier munteren Jungen und 1 Ei. Die Großen werden größer, die beiden Jüngsten werden immer kleiner! Wenigstens scheint dies so im Verhältnis zu den beiden Nestgeschwistern. Die „Gnade der frühen Geburt“ kann nicht eindeutiger gezeigt werden als an manchen Vorgängen in Nestern von Vögeln, speziell von Störchen. Kein noch so intelligenter Versuch kann an diesen Vorgängen irgend etwas ändern, es sei denn... . Aber dieses Thema muss ich ja wirklich nicht noch einmal vertiefen! Denken Sie nur an die „Haustierwerdung“ des Weißstorchs. Das Quartett im Nest entwickelte sich auch heute verstärkt in die Richtung zweier ungleicher Zwillingspaare. Wie lange dies noch gut gehen wird, kann nur schwer vorhergesagt werden. So ganz gesund schauen die beiden Kleinsten nicht mehr aus! Der Kampf ums Futter ging in die nächste Runde. Viele eingetragene Beutestücke blieben von den Jungen zwangsläufig unbeachtet, weil zu groß. Darunter konnte man eine ganze Palette aalähnlicher Tiere ausmachen. Vielleicht handelte es sich auch um Aale. Ich bin mal gespannt, was so nach Abschluss der Aufzucht an identifizierbaren Nahrungstieren zu sehen und zu bestimmen sein wird. Wenn unter meinen Lesern Fischkenner sind, dürfen sie sich gerne an den Bestimmungen schon jetzt beteiligen. Auch Säugetierspezialisten seinen aufgerufen, bei Bedarf ihre Meinung im Gästebuch kundzutun. Ich zähle auf Sie und freue mich über jeden Helfer oder über Personen, die Experten kennen und die Schnappschüsse zur Bestimmung weiterleiten.

Die Bilder des Tages:



Das zweigeteilte Quartett

 
Die ungleichen Geschwister

Der Kampf ums Futter

Portion zu groß
   

Wohin wird die Reise gehen?

Benjamin wird immer dunkler


Gibt es heute Aal?

 
Gruppenbild

 
17. Mai 11

Erneut ein trockener und mit 19 Grad Höchsttemperatur wieder deutlich wärmerer Tag. Dass die Nacht mit 9 Grad relativ mild blieb, verstärkte diesen Eindruck.

Ein trauriger Tag für alle, die unsere Viererbande schon ein wenig in ihr Herz geschlossen hatten. Küken Nummer 4 hat den Tag nicht überlebt! Er starb in den frühen Nachmittagsstunden im Alter von genau 6 Tagen. Dass der Tod trotz aller Vorzeichen dann doch plötzlich und fast unbemerkt eintrat, muss niemand bedauern. Trotz bester Kameraeinstellung und gezoomter Bilder schied Benjamin aus dem Leben, leise, unbemerkt und ohne noch irgendeine Spur im Nest zu hinterlassen. So richtig am Nestgeschehen konnte oder durfte er schon seit dem Morgengrauen nicht mehr teilnehmen. Er wurde – soweit man sehen konnte – weder von den Eltern noch von den Geschwistern tätlich angegriffen, gepickt oder geschüttelt und dennoch sprachen alle Indizien gegen ihn. Gab es eine Fütterung, wandte er sich schon gar nicht mehr in Richtung der Futterquelle, sondern hielt seinen Kopf und seinen Körper in Gegenrichtung. Wurden die Geschwister gehudert, blieb Nummer 4 außen vor und musste ohne einen zusätzlichen Wärmeschutz auskommen. Dass ihm manchmal auch die Kraft fehlte, sich mehr mit seinen Geschwistern abzugeben, musste ebenfalls konstatiert werden. Dennoch blieben die Art seines Todes sowie das Verschwinden aus dem Nest unaufgeklärt. Natürlich kommt als mögliche Todesursache zuerst der Altersunterschied zu den älteren Nestgeschwistern als Erklärungsversuch in Frage. Mit dieser Ausgangslage waren seine Überlebenschancen unter den herrschenden Nahrungsbedingungen und der herrschenden Nahrungszusammensetzung denkbar ungünstig. Er geriet mit jedem Tag mehr und mehr ins Hintertreffen. Dies ist sicher nicht die alleinige Todesursache unter dem Motto „Tod durch Verhungern“, jedoch spielt dieser Faktor die ausschlaggebende Ursache für das Verschwinden von Nummer 4. Bei Mangelerscheinungen treten natürlich noch andere Erkrankungen parallel dazu auf. So weiß man, dass Erkrankungen der Atemwege (Lungenwürmer) und des Verdauungstraktes schnell zu einer zusätzlichen und dann oft tödlichen Schwächung des Nachwuchses führen. Dass ein lebloser und halbtoter Körper in einem Nest mit drei weiteren Geschwistern nicht zu jeder Zeit sofort sichtbar ist und ständig sichtbar bleibt, konnten wir im Verlauf des Nachmittages zur Genüge beobachten. Die letzte Sichtbeobachtung von Benjamin stammt nach Bildern von „EinStörchlein“ von 13:49 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt lebte der Kleinste noch und zeigte sich mit erhobenem Kopf im Kreise seiner Geschwister. Was danach geschah, blieb im Dunkel des Nestes zurück. Ob der tote Körper schließlich durch das Gewicht der auf ihm lastenden Geschwister in den Nestuntergrund gedrückt wurde und dort sein Grab fand oder ob ein Altstorch den leblosen Körper gefressen oder über den Nestrand entsorgt hat, werden wir nicht erfahren und auch nicht erfahren brauchen. Von vielen ähnlich verlaufenden Todesfällen wissen wir, dass die Art der Entsorgung nach diesen Musterfällen ablaufen kann. So kleine, erst wenige Tage alte Junge werden nicht im Nest belassen, sondern nach Möglichkeit in der beschriebenen Weise „entsorgt“. Da aber auch große Junge, die schon 2-3kg Gewicht auf die Waage bringen im Nest sterben können, lohnt sich auch noch ein kurzer Blick auf deren weiteres Schicksal. Große Junge, die zu schwer zum Hinauswerfen und zu schwer und zu groß zum Fressen sind, bleiben einfach im Nest, auch wenn weitere lebende Geschwister zu versorgen sind. Die Eltern und auch die noch lebenden Jungen werden sich weiterhin so verhalten wie ohne tote Körper im Nest. Die Fütterung und das Heranwachsen gehen weiter, der tote Körper verwest nebenbei im Nest und wird sich – bei hohen Außentemperaturen und den Einflüssen der Witterung – innerhalb weniger Tage zersetzen und von eingebrachtem Nistmaterial mehr und mehr überbaut werden, bis am Schluss nur noch ein feuchter Fleck im Nest vom Leben und Sterben eines großen Jungen zeugt. Dieses Schicksal mussten in alten Nestern, die jedes Jahr ein Stück in die Höhe wachsen und teilweise eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen, bereits zahllose Junge erleben. Dennoch finden alljährlich gerade solche Nester, die die Skelette von vielen Jungstörchen bergen, in der Storchenwelt besondere Beachtung und werden gegenüber „ausgeputzten“ und von Menschenhand bearbeiteten Nestern nicht selten bevorzugt.

Meine Anerkennung gilt unter anderem all denen, die ihre unaufgeregte und distanzierte Meinung zu den Vorgängen im Nest im Gästebuch geäußert haben. Sie sprechen ganz deutlich ihre Sicht der Dinge aus und die zeugt von einem hohen Verständnis der natürlichen Gegebenheiten bei der Aufzucht von Störchen. Wie wohltuend sich diese Stimmen doch von einem hysterischen Gehabe diverser Aktionisten aus dem Großraum Erlangen/Nürnberg unterscheiden!

Ansonsten gab es im Nest auch wieder viel zu große Futterbrocken für den Nachwuchs. Dennoch hat der Tod des Kleinsten auch eine gute Seite. Die Geschwister haben einen – wenn auch kleinen – Konkurrenten weniger, so dass die Überlebenschancen in Zukunft steigen werden. Dennoch sah man an den Bildern des späteren Nachmittags und Abends, dass auch Küken Nummer 3 noch nicht über den Berg ist und ähnliche Symptome zeigt wie sein verstorbenes Geschwisterchen.

Der traurige Tag:

Die Gesamtfamilie
am Morgen

Die beiden Großen gehen zum Fisch,
die Kleinen wenden sich ab!

 
Die Familie zweigeteilt!


Das gleiche Bild!

Benjamins letzte Stunde

 
Ein letzter Hilfeschrei


Ich darf nicht mehr unter Mamas Fittiche

 
Ich hau mal ab!


Das letzte Bild mit Benjamin: 13:49 Uhr

 
Auch Nummer 3 kränkelt


Wieder viel zu große Beute!

 
18. Mai 11

Nach frischer Nacht mit Tiefstwerten von 4 Grad erwartete uns ein weiterer Sommertag mit 25 Grad Höchsttemperatur und kein Tropfen Regen!

Ich muss leider erneut mit einer sehr traurigen, aber nicht unerwarteten Botschaft meinen Tagebucheintrag fortsetzen. Wie befürchtet, aber zu diesem Zeitpunkt keineswegs bereits erwartet mussten wir uns auch von Küken Nummer 3 verabschieden. Schon im Morgengrauen war klar, dass irgend etwas passiert sein musste. Über Stunden waren stets nur zwei gesunde und lebendige Jungstörche im Nest auszumachen. Bei genauerer Betrachtung glaubte man allerdings einen weiteren Körper auszumachen, der sich nicht mehr bewegte. Es konnte somit davon ausgegangen werden, dass ein weiteres Küken, wir nannten es bisher Nummer 3, in der vergangenen Nacht, also einen knappen Tag nach Küken Nummer 4, ebenfalls verstorben sein musste. Ob es in den frühen Morgen- und Vormittagsstunden noch irgendwelche Lebenszeichen von sich gab, halte ich für wenig wahrscheinlich, jedoch war es nach wie vor im Nest verblieben, wie auf einem späten Schnappschuss zu erkennen war. Die Uhr zeigte 13:39 Uhr. Die Eltern machten aber noch immer keine Anstalten, das tote Junge aus dem Nest zu befördern. Von der Größe her, wäre eine solche Aktion kein Problem und selbst das Fressen eines Kükens im Alter von etwas über einer Lebenswoche bedeutet für die Altstörche ein machbares Unterfangen. Da lag der Körper einfach so im Nest, ohne auch nur die geringste Beachtung zu finden, er wurde akzeptiert und alle weiteren Nestaktionen liefen ab wie sonst auch. Fütterungen in Form von kleinen Fischen fanden statt und überhaupt fiel auf, dass heute keine zu großen Beutetiere als Nahrungsgaben serviert wurden. Bereits am Vormittag musste registriert werden, dass erneut Müll ins Nest gebracht wurde und neue Folienteile sich fast wie eine kleine Tischdecke in Teilen der Nestmulde ausbreiteten. Die Situation mit einem toten Jungen veränderte sich auch bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht, so dass man auf den morgigen Tag in dieser Frage der ausbleibenden Entsorgung gespannt blicken kann. Noch eine bemerkenswerte Beobachtung brachte der Tag und diesmal galt sie nicht einer weiteren Hiobsbotschaft, sondern einem sehr erfreulichen Entwicklungsschritt eines Jungen, wahrscheinlich von Küken Nummer 1. Es machte seinen ersten, kurzen Stehversuch und das mit gerade mal 11 Lebenstagen. Eine durchaus frühreife Leistung! Bereits frisch geschlüpfte Storchenjunge sind stets bestrebt, das Nest oder die Teile des Nestes, in denen sie sich meist liegend aufhalten, sauber zu halten. Das Abgeben von Exkrementen ist eine der wichtigsten Ursachen für eine Verschmutzung der Liegefläche. Eine angeborene Verhaltensweise veranlasst die Störche zum Absetzen der Exkremente, sich mit der Kloake zum Nestrand zu wenden und danach mit dem nötigen Druck den Kot in Richtung Nestumrandung oder sogar und noch besser darüber hinaus abzugeben. Bei sehr kleinen Jungen ist diese Verhaltensweise bereits zu erkennen, denn sie rutschen vor jeder Kotabgabe auf ihren Fersengelenken hockend in Richtung Nestrand und platzieren die Kloake stets so, dass sie nach außen gerichtet ist. Unser Kleiner, der seinen ersten Stehversuch unternahm, war gerade auf dem Weg zur Toilette. Um einen besseren „Spritzwinkel“ bei der Kotabgabe zu erreichen und um eine weitere Strecke bei der Abgabe von Kot zu erzielen, versuchen die Jungen, sobald sie – wenn auch nur ganz kurz stehen können – diesen Prozess im Stehen durchzuführen. Dadurch werden versehentliche Verunreinigungen des Nestes noch besser vermieden und alle Spuren finden sich danach meist auf dem unter dem Nest befindlichen Dach. Dieses verfärbt sich im Verlauf der Jungenaufzucht mehr und mehr weiß und signalisiert einem kundigen Beobachter an Hand der Farbintensität, ob und wie viele Junge ungefähr im Nest sind. Schneeweißes Dach bedeutet dabei viele Junge.

Ich hoffe und bin einigermaßen überzeugt davon, dass nun die traurigen Meldungen aus dem Dinkelsbühler Nest der Vergangenheit angehören und die beiden verbliebenen Jungen mit etwas Glück auch das Ausfliegealter erreichen werden. Dieses Verhältnis „Fifty-Fifty“, also die Hälfte der Jungen überlebt, die andere Hälfte stirbt, gehört durchaus zu den Normalitäten im Leben der Störche. Das taube Ei können wir getrost vernachlässigen, gehört es doch sicher in den Bereich fehlgeschlagener, weil komplizierter Paarungen. 

Die Tagesbilder zeigen heute auch weniger Schönes und weniger Ermunterndes:


Das ist die Frage:
Nur noch 2 Junge?

Ein neues Tischtuch
für die nächste Futterübergabe
   

Da könnte mal jemand sauber machen!

Frischfisch mit 2 Jungen
   

Eindeutig: Ein toter Körper neben
den beiden Überlebenden und 1 Ei

Eine neue
Tragödie


Der erste Stehversuch

 
Bilder, die traurig stimmen!

 
19. Mai 11

Schwül warm und gewittrig! 26 Grad! Gewitter mit starkem Regen am frühen Nachmittag, der in Dinkelsbühl immerhin 17 Liter Regen brachte, während in Feuchtwangen gerade ein Liter/m² gemessen wurde.

Die erste Überraschung zeigte sich bereits im Morgengrauen! Der tote Körper von Küken Nummer 3 befand sich nach wie vor im Nest. Er hatte zwar die Position gewechselt, was für eine Umbettung durch die Eltern während der Nacht sprach, jedoch war er noch nicht aus dem Nest befördert worden. Doch dies sollte sich bald ändern. Schon vor der eigentlichen „Tat“ hatte der zwischen 8 und 9 Uhr Wache im Nest schiebende Altstorch immer mal Schnabelkontakte mit dem toten Jungen hergestellt. Es schien, als wolle er sich vergewissern, ob Nummer 3 noch Lebenszeichen von sich gäbe. Dabei wissen wir aber genau, dass auch durchaus noch lebende Junge aus dem Nest geworfen werden, die Eltern also nicht unbedingt auf den klinischen Tod ihres Nachwuchses warten. Dennoch ließ sich der Altstorch noch ein wenig Zeit, ehe er dann kurz vor 9 Uhr am Morgen seine Aufgabe anging und innerhalb von 2 Minuten auch erledigte. Unvermittelt nahm ein Elternvogel den leblosen Körper am Hals mit dem Schnabel auf, legte ihn noch einmal ab, wiederholte den Vorgang genauso, drehte im Nest – den toten Jungen weiter im Schnabel haltend – einen Halbkreis, trat weiter an den äußersten Nestrand und wandte sich kurz darauf wieder seinen beiden Jungen zu. Das verstorbene Küken trug er da nicht mehr im Schnabel. Er hatte es über den Nestrand gehalten und dort in die Tiefe fallen lassen. Das war's dann!

Die Zwillinge dagegen entwickeln sich unterdessen weiter sehr zufriedenstellend. Man kann in Seiten- und Rückenansicht die ersten Anzeichen für das Wachsen der schwarzen Hand- und Armschwingen sowie der schwarzen Schulterfedern erkennen. Diese ersten Federn des Großgefieders zeichnen einen schmalen schwarzen Saum an den Flügelchen sowie im Bereich der Schultern. An diesen Stellen werden wir den täglichen Wachstumsfortschritt am deutlichsten erkennen. Erst wenn die längste Handschwinge so knapp 50 cm Länge erreicht hat, wird der Flügel die erforderliche Tragfläche bilden und den Jungvogel in die Lüfte tragen. Ein weiteres besonderes Ereignis stellte das Gewitter mit Starkregen am frühen Nachmittag dar. Dabei konnte man erleben, wie perfekt der Altstorch seine noch wärmebedürftigen und nicht gerade bestens mit wasserabstoßendem Gefieder ausgestatteten Jungen vor der Nässe zu schützen versuchte und auch schützte. Da wurde hervorragend darauf geachtet, dass das Gröbste vom Nachwuchs ferngehalten wurde. Ein solches Verhaltensmuster muss einfach begeistern und alle menschlichen Versuche, hier in menschlicher Weise einzugreifen, an den Pranger stellen. Dass man nach dem Regen auch sofort wieder an die Trockenlegung des Nestes denkt und frisches Nistmaterial einträgt, versteht sich dann von selbst.
Das Tagesgeschehen zum Schluss noch im Bild, ohne die traurigen Bilder auszuklammern und ungeschehen machen zu können.


Tod
und Leben

Kontaktaufnahme
mit dem toten Jungen

 
Ungeachtet des Todes geht das Füttern weiter


Die Zwillinge mit dem toten Küken und dem tauben Ei

 
Chronologie der „Entsorgung“ von Küken 3
 


Auf die schwarzen Federsäume achten

Die Fütterungen gehen weiter

 
Während des Gewitters


Beitrag zur Trockenlegung

Das wünscht man sich für die Zukunft
 
20. Mai 11

Ein weiterer Gewittertag mit sehr unterschiedlichen Regenmengen, die an meiner kleinen Wetterstation in Feuchtwangen knapp 2 Liter Regen ergaben. Die Höchsttemperatur erreichte 24, die tiefste Temperatur 8 Grad.

Heute begann auch Ihr Tagebuchschreiber mit der alljährlichen Beringungssaison. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sollte sich der Arbeitsaufwand dabei knapp verdoppeln. Denn, wie es aussieht, stehen in diesem Jahr unglaubliche 40 Nester zur Bearbeitung an. In den vergangenen zehn Jahren pendelte ihre Zahl so zwischen 20 und 25 Nestern. Eine knappe Verdoppelung der erfolgreichen Storchennester in diesem Jahr käme also einer kleinen oder auch größeren Sensation gleich. Nicht dass Sie denken, ich hätte mein „Arbeitsgebiet“ vergrößert und käme deshalb auf dieses Traumergebnis. Nein, das Gebiet blieb und bleibt auf die Flussläufe Altmühl und Wörnitz beschränkt. Allein hier ist dieser tolle Anstieg zu verzeichnen. Dass bisher in jedem Nest gebrütet und in fast jedem bereits die Jungen geschlüpft sind, gehört ebenfalls nicht zu den Selbstverständlichkeiten. Das erste Nest, dem ich heute einen Besuch abstattete, liegt in der kleinen Hesselberggemeinde Wittelshofen. Dort brütet seit 1980 ein Storchenpaar auf dem hohen Kamin der ehemaligen Molkerei. Von 1996 bis 2001 gab es eine kleine Pause und die Störche blieben dem Ort und dem Nest fern, sie brüteten also in diesen Jahren nicht. Seit der „Wiederbesiedelung“ 2002 liegt die Betreuung von Nest und Störchen in den bewährten Händen von Hansjürgen Wölfinger. Auf der Website der Gemeinde führt er seitdem ein sehr interessantes Tagebuch, in dem die vergangenen 10 Brutjahre schriftlich und bildlich festgehalten wurden.  http://www.wittelshofen.de/storchentagebuch/cms/?Tagebuch:Tagebuch_2011:Tagebuch_2011_Seite_2&normal

Er durfte mich auch heute beim Feuerwehreinsatz begleiten und mit mir zusammen die 2 überlebenden Jungen einer Viererbrut im Alter von gut 4 Wochen beringen. Zwei weitere Jungstörche waren in den vergangenen 2 Wochen tot aus dem Nest geworfen worden und blieben danach im Schneefanggitter des Daches hängen. Genauere Informationen und viele Bilder – auch vom Beringungseinsatz – entnehmen Sie bitte dem angegebenen Link! Bitte auch einmal auf weiteren Seiten im Wölfinger Tagebuch von Wittelshofen blättern! Kann sicher eine schöne Begleitmelodie zu den Vorgängen im Dinkelsbühler Nest sein.


Die Zwillinge von Wittelshofen während der Beringung

Dort in Dinkelsbühl konnten wir einen normalen Tag erleben, der nicht von irgendwelchen Hiobsbotschaften gekennzeichnet war. Ein Gewitterregen am Nachmittag zeigte erneut die perfekte Regenschirmstellung der Altvögel, bei Bettelsignalen gab es stets Futter, zumeist in nun entsprechender Größe, was beim rasanten Wachstum der Jungen nun ja auch immer leichter zu bewerkstelligen ist. Größere Junge verschlingen eben schon fast alle, was Mama und Papa ins Nest bringen. Mit 12 bzw. 13 Lebenstagen haben unsere Zwillinge nun schon mehr Fassungsvermögen vorzuweisen und sind nicht mehr ganz so stark auf Kleinkost angewiesen. Für die kommende Woche habe ich mir vorgenommen, den Zoom-Faktor unserer Kamera wieder in Richtung totalere Einstellung zu verändern. Vielleicht gelingt es mir, eine Zwischenstellung zu schaffen zwischen der jetzigen und der Einstellung, die vor dem Schlüpfen der Jungen Anwendung fand! Lassen Sie sich einfach überraschen und lassen Sie sich mitnehmen mit dem neuen Angebot! Aus der Fülle wunderschöner Schnappschüsse des Tages, darf ich Ihnen wieder eine kleine Zusammenstellung präsentieren.


Aufstehen mit Abstützen

Zum Entleeren bereit
   

Einer macht sich aus dem Staub!

Was ist das
   

Der ist für Mama

Der passt für Junior

 
Optimaler Regenschutz


Mäuse zum Abendbrot..

 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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