Storchenkamera
Storchentagebuch 2002
...was bisher geschah
Teil 3
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23. Mrz.
02
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Nach einer morgendlichen
Beobachtung unseres „Neuen“ ließ sich heute den ganzen Tag über
kein Storch mehr am Nest blicken. Dies ist für den
Augenblick kein ganz gutes Zeichen, sondern spricht eindeutig dafür,
dass sich Neu-Adebar schon wieder anderweitig orientiert hat. Man
sieht an den Beobachtungen der letzten Tage prima, welche
Wechselbeziehungen in der Phase der Nestbesetzung zwischen den
einzelnen Storchenorten bestehen. So bedeutet ein einmaliges Übernachten
im Nest eben noch nicht, dass das Nest auch automatisch weiter
besetzt bleibt. Für den Dinkelsbühler Storch ergibt sich jederzeit
die Möglichkeit, in wenigen Stunden ein weites Gebiet zu befliegen
und somit andere, noch unbesetzte Horste vorzufinden, in denen er kürzer
oder länger verweilt, ehe er sich dann für ein Nest als sein
Brutnest entscheidet. Solche Wechsel finden regelmäßig statt,
werden aber kaum durch gesicherte Beobachtungen belegt. Dies liegt
vor allem daran, dass in den wenigsten Orten eine durchgehende
Beobachtung wie in unserem Falle mittels Webcam erfolgt oder
erfolgen kann. Auch wird selten auf Ringstörche geachtet und noch
seltener gelingt es in dieser frühen Phase, Ringstörche abzulesen
und deren Herkunft abzusichern. Heute um die Mittagszeit meldete ein
Einwohner aus Herrieden (Storchenort an der Altmühl im
Landkreis Ansbach, 23 Kilometer nordöstlich von Dinkelsbühl), dass
um die Mittagszeit der erste Storch eingetroffen sei. Könnte
es vielleicht sogar der Storch sein, der bis heute morgen unser Nest
besetzte? Ausgeschlossen kann dies nicht werden. Eine Bestätigung für
diesen Umstand muss ich Ihnen aber auch schuldig bleiben.
Nun noch einige Bemerkungen in
eigener Sache. In der nächsten Woche wird unser Webmaster Wolfgang
Horlacher bis einschließlich
Freitag nicht in der Lage sein, die Tagebucheinträge ins Netz zu
stellen. Das bedeutet, dass Sie sich auf diesem Wege leider nicht über
neue Geschehnisse ums Dinkelsbühler Storchennest informieren können.
Ich werde aber für die treuen Leser meines Tagebuches in dieser
Zeit einen Sonderdienst einrichten. Täglich werde ich in
einem etwas längeren Gästebucheintrag
das Wichtigste für Sie zusammenfassen. Öffnen Sie also in der
kommenden Woche immer wieder unser Gästebuch und erwarten Sie einen
Eintrag Ihres Storchenexperten. Ich denke, so lassen sich die
wenigen Tage ganz gut überbrücken. Am Wochenende wird dann alles
wieder seinen gewohnten Gang gehen.
Wie bereits angekündigt wurde
heute probeweise ein Chat
eingerichtet. Wir würden uns über einen regen Austausch unter den
Storchenfreunden freuen. Wenn der Chatraum leer ist, verweilen Sie
bitte für einige Minuten. Irgendjemand muss den Anfang machen. Live-Chats
mit unserem Storchenexperten werden noch gesondert angekündigt.
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24. Mrz. 02
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Das einzig Weiße, das man am
gestrigen Abend und heute morgen im Nest vorfand, war eine zarte Neuschneedecke.
Diese verzauberte für eine ganze Zeit das weiter verwaiste
Nest.
Neuschnee
legt sich wie ein weißes Tischtuch über das Nest |
Ein neuer Mieter blieb auch an
diesem Sonntag aus, auch wenn Ihr Storchenexperte wegen einer
Familienfeier tagsüber keinen Blick in die Storchenwohnung werfen
konnte. Bei der abendlichen Durchfahrt durch Dinkelsbühl machte er
noch einen kurzen Stopp, um das Nest auf einen möglichen Übernachtungsgast
hin zu kontrollieren. Es war leer.
Auch unser Chatraum
ist weiterhin leer. Wir sind schon gespannt auf die Entwicklung.
Wann wird sich die erste Runde von Storchenfreunden treffen?
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25. Mrz. 02
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Ein gänzlich ereignisloser Tag liegt
hinter uns. Kein Schnee, nicht einmal mehr Regen, aber auch kein
neuer Storch weit und breit. Nur die obligatorischen Dohlen
saßen einzeln und nicht selten paarweise am Nestrand und nutzten
die storchenlose Zeit.
Hoffentlich bleibt uns dieser
Aussichtsplatz
noch ein Weilchen!
Dafür hat es mächtig abgefrischt und ihr
Storchenexperte bekam bei seiner täglichen Exkursion ziemlich kalte
Ohren. Das Mosbacher Storchenmännchen (früher Dinkelsbühl!!!)
baut eifrig am Nest. Es flog in einer knappen halben Stunde vier Mal
an den Ortsrand, um von einem Reiterhof Stroh zur Auskleidung des
Nestinneren zu holen. Zwischendurch nahm er seine Partnerin gehörig
her, um damit seine ernsten Absichten zu zeigen.
Herr Wilfling von Wilfling-Moden, ein
begeisterter Computerfreak und einer der technischen Macher unseres
Storchenprojekts, plant, auch Bilder vom Mosbacher Storchennest
zu übertragen. Sie können schon einmal hineinschnuppern. Aber
erwarten Sie keine Wunderdinge. Man kann einen seitlichen Blick auf
das Nest genießen, die Bilder werden in Abständen von mehreren
Minuten aktualisiert, aber Sie erhalten einen kleinen Eindruck und
sehen, so lange in unserem Nest nichts los ist, auf alle Fälle Störche.
Die Adresse lautet: http://www.wilfling-mode.de/camera.html
Noch ein kurzer Ausblick auf die vor uns liegende Woche. Der
Wetterbericht verspricht steigende Temperaturen und eine sonnige
Witterungsperiode. Ich brauche Ihnen als fleißige Leser des
Tagebuches nicht erklären, was diese Prognose möglicherweise
erwarten lässt.
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26. Mrz. 02
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Heute mal wieder einen ganzen
Tag vor dem Computer verbracht. Nebenbei lief das Bild der Webcam
und wie sich später herausstellte, sollte es doch ein Tag voller
Überraschungen werden.
Es begann mit einer leichten
Schneehaube über dem leeren Nest.
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In der Folgezeit wetteiferten die Dohlen
um den besten Sitzplatz. Ein bis zwei Exemplare dieser
„vornehmen Vögel“ mit dem grau melierten Nackengefieder rückten
sich stets mit Macht ins Bild. Dabei fiel auf, dass mindestens
eine der „Storchennest-Dohlen“ beringt war. |
Thomas Joas, Vorsitzender der
Ortsgruppe Dinkelsbühl des Bund Naturschutz und mit verantwortlich
für diese Website, beringt seit zwei Jahren die nestjungen Dohlen
in der Stadt (besonders auch die aus dem benachbarten Münsters St.
Georg). Somit dürfte die Ringdohle auch in Dinkelsbühl beringt
worden sein und eine Ansiedlung an ihrem Geburtsort bewiesen
sein.
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Auf die Frage, wie viele Dohlen in ein
Storchennest passen, heißt das heutige Höchstgebot vier. So
verliefen die ersten Stunden am Nest nicht gerade
ereignisreich, jedoch auch nicht langweilig. |
Doch wie ein Blitz aus heiterem
Himmel stand um 11:13 Uhr – als das Bild der Kamera wieder
aktualisiert wurde – ein leibhaftiger Storch im Nest. Ja,
es stimmte! Er war aus dem Himmel gefallen und hatte die frechen
Dohlen vorübergehend verjagt.
Woher mag er stammen, würde er bleiben? Viele Fragen
schossen mir durch den Kopf. Mit zittrigen Fingern gelingen die
ersten Schnappschüsse und ein Blick auf die intensiv rot gefärbten
Beine des „Neuen“ zeigt, dass dieser Storch keinen Ring trägt.
Ich bin wohl nicht der erste
in diesem Jahr! |
Diesen Zweig hat aber mein
Vorgänger eingebaut! |
Schnell noch ein Eintrag ins Gästebuch,
damit die treue Internet-Storchengemeinde über die Ereignissen
ebenso informiert ist und wieder zurück zur Webcam: 11.20 Uhr, das Nest
ist leer.
Nun kann das Spiel der Dohlen
wieder von vorne beginnen. Kaum hat der „Blitzbesucher“ das Feld
geräumt, balgen sich die Dohlen allein, zu zweit oder in kleinen Grüppchen
um den besten Platz am und im Nest. Die Zeit vergeht wie im Fluge
und um 12:50 Uhr steht Meister Adebar wieder im Nest. Er
nimmt sich Zeit, sein Gefieder zu pflegen, er durchlüfte einige
Male den Nestboden, er rückt wieder einige Zweige zurecht und
streckt sich genüsslich die Beine.
Bin schon
wieder da! |
Bevor ich verschwinde, strecke
ich mich noch einmal durch! |
Doch auch dieser zweite Besuch
währte mit einer knappen halben Stunde nur sehr kurz. Um
13:16 war der Ausgangszustand „leeres Nest“ wieder erreicht. So
ganz wohl schien sich der „Neue“ nicht gefühlt zu haben. Sonst
hätte er es nicht so eilig gehabt, wieder das Weite zu suchen. Ganz
anders sahen das zwei Haustauben, die fortan Gefallen am Nest
fanden. Sie turtelten und liebten sich, dass es nur so krachte. Ein
Taubengelege demnächst im Storchennest? Keine abwegige Idee! Diesen
Fall konnte ich schon nachweisen. Im Storchennest von Großenried brütete
einmal ein Taubenpärchen. Als der eigentliche Nestbesitzer
erschien, flogen als erste Amtshandlung des Eigentümers die beiden
Eier aus dem Nest. Soweit sind unsere beiden noch nicht.
Wo bleibt denn
meine
Angebetete?
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Na endlich! Da bist du ja!
Mach dir ein paar schöne
Stunden im Storchennest!
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Das wars dann auch. Trotz weiterer Stunden
bangen Wartens und der einbrechenden Dunkelheit kam unser Freund
nicht mehr zurück. Ein sicheres Zeichen, dass er an einem anderen
Platz eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden haben dürfte. Uns
bleibt morgen ein weiterer Tag, der geprägt sein wird von der
Fragen: Wird es heute klappen? Wird heute ein Storch Einzug halten,
der es auf eine größere Verweildauer als 35 Minuten bringt?
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27. Mrz. 02
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Außer Dohlen und dem Taubenpärchen von gestern
bewegte sich nichts im Storchennest. Also heißt es weiter
warten. Doch mit jedem zusätzlichen Tag verkürzt sich auch die
Zeitspanne bis zum Eintreffen des ersten Storchs, der Ernst macht
und dem Nest treu bleibt. Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass
die nächsten Tage gutes Flugwetter bringen werden. Auch
heute schon beklapperte das Storchenpaar in Mosbach (hier hat sich
das Ex-Dinkelsbühler Paar niedergelassen) einen Fremdstorch, der längere
Zeit über dem Nest kreiste und schließlich nach Norden abdrehte,
ohne ernsthafte Absichten dem Nest gegenüber zu hegen. Wer die
Website www.storchenzug.de
neben der unsrigen (die ist Pflicht!!) regelmäßig besucht, weiß
über den Standort der drei noch sendenden Ostzieher Bescheid. Ein
Storch wird vom schlechten Wetter auf dem Balkan (er ist in Rumänien
) seit Tagen schon aufgehalten. Der zweite verharrt momentan in
Anatolien und der dritte kam gestern über die syrische Grenze und
rastet in der Nähe des türkischen Antakya.
Fazit: Die Ostzieher sind im Anmarsch, in
gut 14 Tagen wird die Hauptwelle ihr Brutgebiet erreichen. Spätestens
dann sollte auch Dinkelsbühl etwas abkriegen. In den letzten Jahren
brütete einmal ein Storch aus Brandenburg und einmal einer aus
Polen in unserem Nest. (Siehe auch: Herkunft
beringten Altstörche unter "Historisches")
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28. Mrz. 02
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: „The same procedure as every day“ –
Mit diesem leicht abgewandelten Sinnspruch lässt sich die heutige
Lage am Storchennest kurz und knapp beschreiben. Weiter warten, kein
Storch in Sicht, aber alles fest im Griff und guter Hoffnung. Wer
schon am verzweifeln ist, dem seien die Ankunftsdaten der Dinkelsbühler
Störche seit 1993 ans Herz gelegt und schon lässt sich ruhig und
zufrieden schlafen. (Siehe Das
Altrathausnest in Dinkelsbühl seit seiner Wiederbesetzung unter
"Historisches")
Nachtrag:
So ganz ereignislos scheint der heutige Tag doch
nicht gewesen zu sein. Herr Wilfling, er ist einer unserer Männer für
die Übertragungstechnik und verbringt dabei sehr lange Zeit ohne
Unterbrechung vor dem Monitor, konnte gegen 14.30 Uhr für etwa
zwei Minuten ein Storchenpaar im Nest beobachten. Genauere
Angaben oder sogar einen Bildbeweis kann Ihr Storchenexperte nicht
vorweisen. Ich erfahre dieses Ereignis eben erst durch einen Eintrag
im Gästebuch. Werde mich aber noch schlau machen. Wenn jemand aus
der Storchengemeinde zur fraglichen Zeit ebenfalls Störche im Nest
beobachtet hat, sollte er mir dies bitte mitteilen.
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29. Mrz. 02
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Heute war ein schwarzer – nein ein blauer Tag der
Übertragung aus dem Storchennest. Das Live-Bild war fast den ganzen
Tag von mehr oder weniger langen Phasen totalen Bildausfalls
gestört. Danke für Ihr Verständnis und Ihre große Geduld. Ich
hoffe, dass Sie für entgangene Freuden bald entschädigt werden und
statt „Blau“ demnächst „Schwarz-Weiß-Rot“ sehen können.
Zuerst muss aber das Bild wieder zum Laufen gebracht werden. Die Gründe
des Bildausfalls sowie die Chancen des Wieder-Erwachens sind von mir
nicht weiter zu kommentieren. So bleibt für heute vieles im
Dunkeln, aber zumindest eine Nachtkontrolle am Ort des Geschehens
brachte die erwartete Erkenntnis: Kein Storch am Nest! Also trösten
wir uns weiter mit ebenfalls nicht ganz zu verachtenden
Beobachtungen der schon obligatorischen Nestbesucher Dohle
und Taube.
Wenn
Sie wissen möchten, was vor einem Jahr im Dinkelsbühler Nest
abgelaufen ist, schauen Sie doch einfach in das Tagebuch
von 2001.
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30. Mrz.
02
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Die Tagebucheinträge der
letzten Woche sind wieder nachgeliefert. Dafür in aller Namen
unserem Webmaster, Wolfgang Horlacher, herzlichen Dank. Auch die Störungen
der letzten Zeit sind durch unseren Hobby-Techniker, Helmut Wilfling,
beseitigt worden. Alle Geräte und technischen Einrichtungsgegenstände,
die die Übertragung sichern helfen, stehen in einem Hinterzimmer
seines Modegeschäftes (siehe Link links neben dem Bild der Webcam)
und werden auch von dort überwacht. Da Helmut Wilfling an den
Feiertagen natürlich sein Geschäft geschlossen hält, gibt es
speziell an solchen Tagen manchmal mögliche Verzögerungen, obwohl
Herr Wilfling gerne auch an Feiertagen von seinem Wohnort
Feuchtwangen nach Dinkelsbühl fährt. Schwierigkeiten bereitet beim
gegenwärtigen Sonnenstand zu manchen Tageszeiten die von der Kamera
nicht leicht zu bewältigende Licht/Schatten Korrelation. Die
teilweise sehr hohen Gebäude im Umfeld des Nestes werfen jedes zu
seiner Zeit unangenehme Schatten, die die Bildqualität
beeinflussen. Wenn das Nest besetzt sein wird, werden wir eine
zufriedenstellende Lösung gefunden haben, die sicher auf einen
Kompromiss zwischen „zu hell“ und „zu dunkel“ hinauslaufen
wird.
Herr Wilfling ist auch
weiterhin bemüht, vom Storchennest in Mosbach eine Übertragung
möglich zu machen (siehe Tagebucheintrag
vom 25. Mrz. 02), jedoch gilt es, weitere Schwierigkeiten zu überwinden.
So lange diese noch bestehen, wird ein Bild der Storchenkamera aus
Dinkelsbühl eingespeist. Ich werde Sie auf alle Fälle über den
Fortgang der Arbeiten informieren.
Dass ich Sie heute so ausführlich
über Hintergründe und kleinere Probleme unterrichten kann, liegt
ausschließlich an der Tatsache, dass sich auch an diesem Samstag
vor dem Osterfest nichts Neues am Storchennest ergeben hat.
Die Abläufe gestalteten sich in gewohnter Manier: Häufige Dohlenbesuche,
auch die beiden Täubchen turtelten eine ganze Weile zu zweit
in der geräumigen Mulde des Storchennestes.
Doch von einem dramatischen
Ereignis, das in der Geschichte des Journalismus einzigartig
dastehen dürfte, muss ausführlich berichtet werden. Wer die
letzten Wochen eifrig unser Nest beobachtet hat, dürfte sicher die
seit gut 14 Tagen beobachtbaren Veränderungen bemerkt haben. Das
Reisigmaterial, das unser diesjähriger Frühheimkehrer neu
eingetragen und in den Nestrand eingebaut hatte, wurde in letzter
Zeit immer weniger und zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der oberste
Nestrand „nackt und bloß“
und lediglich der Kern steht mehr oder weniger alleine
da.
Aussehen des Nestes am 18. März |
.... und heute |
Dass die Dohlen bei
diesem Geschehen eine maßgebliche Rolle spielten und spielen, wurde
schon geraume Zeit in Ornithologenkreisen kolportiert und hinter
vorgehaltener Hand vermutet, stichhaltige Beweise konnten bisher
noch nicht erbracht werden. Doch heute gegen Mittag sollte sich
alles ändern. Von unserer Überwachungskamera auf dem Dach des
alten Rathauses aus konnte erstmals in der mehrhundertjährigen
Geschichte des Nestes ein fotografischer Beleg für das Treiben
zumindest einer der Münsterdohlen erbracht werden. Kurz vor dem
Abflug zu ihrem Nistkasten unter dem Münsterdach schnappte diesmal
die elektronische Falle zu. Über einen Monitor am heimischen
Schreibtisch erfolgte der Zugriff mittels eines Schnappschusses.
Ohne dass die Dohle etwas davon bemerkte, wurde sie eindeutig des
schweren Diebstahls von fremdem Eigentum in Gestalt von
Storchen-Nistmaterial ertappt.
Beim Diebstahl erwischt! Die Falle
schnappt zu!
Strafmildernd kommt allerdings
hinzu, dass die betreffenden, abhanden gekommenen Gegenstände nicht
verschlossen untergebracht und somit jedermann zugänglich waren.
Das Verfahren wird weiterhin wegen Nichtigkeit eingestellt, da das
Diebesgut keinen materiellen Wert darstellt, lediglich ein geringer
ideeller Wert konnte ermittelt werden. Außerdem hat der eigentliche
Besitzer seine Besitzansprüche durch die heimliche Flucht nach
Mosbach frühzeitig aufgegeben. (Verstehen Sie die obige Reportage
bitte richtig, sie soll ein kleiner Ostergruß zum Schmunzeln sein!)
Es gab aber sogar noch einen Star
am heutigen Tag, einen leibhaftigen. Sturnus vulgaris mit
lateinischem, wissenschaftlichem Namen stand fast 20 Minuten mitten
im Nest unbehelligt von Dohlen und balzte nach Leibeskräften.
Amsel. Drossel, Fink und STAR....
Letzterer war heute erstmals Gast im Storchennest
Selten hatte er eine so
exponierte Singwarte, um mit krächzenden, dann wieder sehr
melodischen, auch andere Tiere und Geräusche imitierenden Lautäußerungen
auf ein Weibchen aufmerksam zu machen. Vielleicht begutachtete der
Star auch die Möglichkeit, einmal im Inneren des Storchennestes zur
Brut schreiten zu können. Schnell konnte unser Neu-Gast aber sehen,
dass das gegenwärtige Nest dafür noch zu klein ist. Er muss wohl
noch einige Jahre warten, bis der Bau zu einer Storchenburg empor
gewachsen ist und Hohlräume im Inneren Nistmöglichkeiten bieten.
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Thomas
Ziegler
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