Storchenkamera
Dinkelsbühl
Storchentagebuch 2012
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 1
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11. Mrz. 12 |
Die Storchensaison 2012 ist hiermit offiziell mit
dem heutigen Tagebucheintrag eröffnet.
Ich muss gestehen, dass es mir dieses Mal besonders schwer fällt,
wieder in die Gänge zu kommen und den Anfang zu machen, der in
diesem Jahr ja gänzlich anders aussieht als in den 10 Jahren zuvor.
Erstmals hat unser Brutpaar aus der Brutsaison 2011 richtig
überwintert. Da spielt es auch keine Rolle, dass ein Partner des
Brutpaares in der Zeit vom 6. Februar bis 23. Februar 2012 das
unmittelbare Heimatrevier geräumt hat und erst am 24. Februar wieder
erstmals beobachtet wurde. Solche als „Winterflucht“ bezeichnete
Verhaltensweisen sind bei Störchen mittlerweile als Normalfälle
anzusehen und werden und wurden auch in der Vergangenheit auf dem
Höhepunkt von schneereichen Witterungsverhältnissen oder extremen
Kälteperioden (wie im Februar) praktiziert. Solche Fluchten führen
meist nicht sehr weit – im Extremfall vielleicht einige Hundert
Kilometer. Meist stoßen diese Winterflüchter irgendwo im
südwestdeutschen Raum auf von Fütterungen abhängige
Storchenpopulationen und werden dann dort mitversorgt, obwohl sie
eine solche Unterstützung überhaupt nicht nötig hätten und eine
solche auch nicht gewünscht ist. Aber da bin ich schon wieder bei
einem Thema, das hier lange diskutiert wurde und dem ich mich nicht
mehr neu stellen möchte.
Ein weiterer Grund für das Problem, als
Tagebuchschreiber wieder in Gang zu kommen, ist die Tatsache, dass
in den vergangenen 10 Storchenjahren hier schon (fast) alles über
das Thema Storch geschrieben wurde und ich mich mit jeder neuen
Saison nur allzu oft wiederholen wurde.
Unser Webmaster, Wolfgang Horlacher, der weiterhin ebenso im Boot
bleibt wie Andreas Kamm von der Technik und Thomas Joas vom Bund
Naturschutz als Betreiber der Website „Storchencam Dinkelsbühl“ hat
mir heute Mut gemacht doch wieder einen Neubeginn zu schaffen.
Ich tue dies hiermit gerne, muss aber gleich berichten, dass mein
Tagebuch 2012 nicht mehr die Ausführlichkeit früherer Jahre
erreichen wird, aber ich werde nach Lust und Laune – vor allem aber
bei besonderen Ereignissen im Nest – Sie über das Geschehen
informieren und auch sonst die Sache am Laufen halten.
Damit dies auch wieder gut gelingt, bin ich und sind wir auf die
Mithilfe der fleißigen GästebuchschreiberInnen angewiesen, die den
gesamten Winter über in liebenswerter und kundiger Weise unser
Storchenpaar bei seiner ersten Überwinterung begleitet haben. So
ging nichts Wesentliches verloren. So sollte es auch in Zukunft
bleiben.
Ansonsten habe ich die tagebuchlose Zeit gut überstanden und war
stets – auch ohne Tagebuch – „meinen“ Störchen eng verbunden. Es
gibt nämlich – Gott sei Dank! – noch viele andere Artgenossen, die
in ähnlicher Weise von mir beobachtet und begleitet werden wie unser
Dinkelsbühler Paar. So konnte ich in den Sommermonaten von Mitte
Juli bis Mitte September 2011 beispielsweise über 700 Ringstörche in
den Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen ablesen und
dabei wesentliche Erkenntnisse über die Zusammensetzung und den
Zusammenhalt der bis 50 Exemplare umfassenden Reisegesellschaften
gewinnen.
Nun nicht mehr gejammert und frisch ans Werk!
In Dinkelsbühl schickt sich das Paar aus dem Vorjahr – es gibt
keinen Anlass anderes zu vermuten, obwohl beide Störche keinen Ring
tragen – an, bald das erste Ei zu legen.
Einige Tage werden schon noch vergehen, darum sollten alle Seher ihr
Augenmerk in den nächsten Tagen verstärkt auf folgende Ereignisse
lenken:
Wie oft paaren sich die beiden Nestbewohner so am
Tage?
Wie entwickelt sich der Ausbau des Nestes weiter, denn so ganz in
Schuss ist es noch lange nicht?
Gibt es weitere Interessenten um das Nest? Werden Fremdstörche
gesichtet? Sind solche auch mal im Nest gelandet (Ringe!)?
Also weiter viel Freude und danke für Ihre Geduld und Ihr
Verständnis für meine Auszeit!
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18. Mrz. 12 |
Der Frühling hat nun doch endlich Einzug
gehalten! Die Storchennester im westlichen Mittelfranken wie auch im
gesamten Westen von Bayern sind fast ausnahmslos schon wieder
besetzt. Für einen stets aktualisierten Bericht über die
Verhältnisse in dem Bundesland, zu dem auch das Dinkelsbühler Nest
gehört, sei Ihnen folgender Link empfohlen. Dort erfahren Sie auch
Details zu den Nestern, die in meinem Arbeitsgebiet liegen, so dass
ich mich hier einige Arbeit sparen kann. Klicken Sie einfach einmal
hier und fügen Sie die Seite Ihrer Favoritenliste hinzu!
http://www.lbv.de/artenschutz/voegel/weissstorch/aktuelle-verbreitung.html
In den letzten Tagen seit meiner Rückmeldung
und dem erneuten Beginn meiner Tagebucharbeit für das Brutjahr 2012
hat unser Storchenpaar genau das getan, was wir von ihm erwarten
durften. Der Ausbau des Nestes schritt munter voran und geht nun
mehr und mehr dem für die Aufnahme des Geleges erforderlichen Ende
entgegen. Dass danach bei jeder Brutablösung weiteres Nistmaterial
in Gestalt von Ästen, Zweigen und Gras u.ä. eingetragen wird, muss
ich nicht weiter erwähnen. In diesem Zusammenhang kann ich von
einigen Nestgewichten sprechen, die mir persönlich bekannt geworden
sind, als Storchennester wegen einer möglichen Gefährdung für das
sie tragende Bauwerk oder für Leib und Leben seiner Bewohner oder
Anwohner außerhalb der Brutzeit abgetragen werden mussten. So
brachte vor knapp 3 Wochen das 15 Jahre alte Storchennest auf dem
Lagerhaus in Wassertrüdingen stattliche 500 kg auf die Waage,
während das größte Nest weit und breit auf dem Kirchturm von
Neuenmuhr im Landkreis WUG über 1 Tonne wog, als es bis auf einen
kleinen Rest entfernt wurde. In Mosbach, meinem mir besonders
verbundenen Nest in meiner unmittelbaren Wohnortnähe, scheiterte der
Versuch, das Nest noch kräftiger zu kürzen an der langen
Frostperiode im Februar. Der Nestkern war so durchgefroren, dass er
hart wie Beton war. Dennoch gelang es, auch dort, das Nest um einige
100 Kilogramm zu erleichtern.
Ein zweiter wichtiger Link sei an dieser Stelle
auch noch angefügt. Dort können Sie ohne langes Suchen durch die
weiter wachsende Zahl an Storchenkameras zappen und Ihre Sucht an
wunderschönen Einstellungen und Einblicken in die Wohnung Adebars
mühelos stillen.
http://www.storchencam.eu/
Dennoch werden Sie immer wieder nach
Dinkelsbühl zurückkommen, zumal es nur dort ein Tagebuch und einen
Tagebuchschreiber gibt, der Sie nun schon 12 Jahre durch die
Brutzeit führt. Ab Dienstag, 20. März, wird es eine weitere neue
Storchenkamera im Landkreis Ansbach geben. Auch wenn es erst ab
diesem Tag zu einem störungsfreien Bild kommen wird, darf ich Ihnen
den Link bereits exklusiv hier mitteilen. Ein Busunternehmer aus
Aurach als Sponsor machte es möglich, dass ab sofort das Leben der
Störche auf dem Auracher Rathausdach für jedermann erlebbar wird.
Klicken Sie doch Mal hier:
http://www.aurach.de/index1.htm
Nach so viel Werbung zurück an unser Nest! Sie
haben Ihre Hausaufgaben vorzüglich erfüllt und viele Schnappschüsse
ins Gästebuch gestellt, so dass jeder – auch ich – einen ungefähren
Eindruck vom Nestgeschehen gewinnen konnte: In den letzten Tagen
wurden die Anwesenheiten zumindest eines der beiden Altvögel immer
länger und die Zeiten, in denen das Nest gänzlich unbestorcht blieb,
im Umkehrschluss immer kürzen. Sie werden also weiter bemerken, dass
nun das Nest fast immer bewacht wird. Bei einigen Schnappschüssen
konnte man sich überzeugen, dass immer wieder Luftalarm ausgelöst
wurde und das sicher nicht zum Spaß. Alle Fremdstörche, die im
Luftraum und damit auch im Blickfeld des Storchenpaares erscheinen,
werden aus einem angeborenen Verhaltensmuster heraus mit deutlichem
Abwehrverhalten zum Abdrehen veranlasst. Vor einer Woche konnte ich
an der Nordumfahrung der Altstadt von Dinkelsbühl 6 Störche
beobachten. Zwei trugen keine Ringe.
Dabei handelte es sich mit Sicherheit um unser Storchenpaar
vom alten Rathaus in Dinkelsbühl. Die verbleibenden vier Störche
waren beringt. Darunter befand sich das Brutpaar aus Schopfloch (6
Kilometer entfernt), das damals erst einige Tage sein altes Nest auf
dem dortigen Rathausdach besetzt hatte und zu einem kleinen Ausflug
nach Dinkelsbühl gestartet war. Weiter gab es einen Ringstorch ohne
eine mir bekannte Nestzugehörigkeit, also ein Neuer sowie einen
vierten Ringstorch, bei dem mir die Ablesung allerdings nicht
glückte. Der kleine Trupp unmittelbar neben der Umgehungsstraße
verhielt sich ungemein aggressiv untereinander, es kam zu ständigen
Angriffsflügen auf der Wiese, so dass mehrmals innerhalb weniger
Minuten der Standort gewechselt und regelrechte Verfolgungsflüge
veranstaltet wurden.
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Brut
und ein Hinweis für eine erfolgte Synchronisation der
Verhaltensabläufe des Storchenpaares sind die Paarungen, die bei
Vögeln, speziell bei Störchen, in Ermangelung eines
Begattungsorganes ziemlich komplizierte Bewegungsabläufe darstellen.
Da klappt nicht alles gleich auf Anhieb und muss richtig geübt
werden, ehe man sich zufrieden zurücklehnen kann. Da kommen am Tage
(und auch in der Nacht) schon mal 10 Versuche oder mehr zustande.
Unser Paar lässt sich da schon seit 2 Wochen (erster Schnappschuss
mit Paarung stammt vom 1.3.12!) auch nicht lumpen. Immer wieder
kommt es seit diesem Zeitpunkt zu biologisch noch nicht unbedingt
erforderlichen Begattungen, aber Sie wissen ja: Übung macht den
Meister.
Der früheste gesicherte Brutbeginn bayrischer
Störche war im vergangenen Jahr der 8. März. Auch heuer begann
dasselbe Paar in Donauwörth am 10. März mit der Eiablage. Vorher
sollte in unseren Breiten mit dem Beginn des Brutgeschäftes aber
nicht gerechnet werden. Überwinterungen und eine immer weiter
vorgezogene Rückkehr aus dem nicht mehr weit entfernten Brutgebiet
verschoben allerdings diesen Termin in den vergangenen Jahren immer
weiter nach vorne. Auch in Feuchtwangen rechne ich mit dem
Brutbeginn in diesen Tagen, wenn er nicht schon verstrichen ist. Und
unser Dinkelsbühler Pärchen wird in nicht allzu ferner Zukunft
diesen Vorgängern nahtlos folgen.
Kurz vor der Eiablage wird sich – Achtung
aufgepasst! – ein Teil des Innenbereiches des Nestes markant ändern
und in einer gut ausgebauten und deutlich sichtbaren Nestmulde
münden. Danach legt das Weibchen das erste Ei. Wie so oft beim
Umgang und Beobachten von Tieren gibt es natürlich auch beim Storch
keine Regel ohne Ausnahmen und das erste Ei liegt unerwartet doch
auf einem auch gänzlich unvorbereiteten Nestuntergrund.
Die erste Paarung...
...der täglich weitere folgten
Alarmstimmungen
Jetziger Zustand des Nestes am 18.3.
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22. Mrz. 12 |
„Morgenstund hat...!“ Als es heute am
Morgen hell wurde, bemerkte unser Gästebuchschreiber Willi als
erster die höchst erfreuliche Veränderung im Nest unseres
Dinkelsbühler Storchenpaares. Es war wieder einmal passiert, worauf
wir jedes Jahr sehnsüchtig warten und doch jedes Mal aufs Neue
überrascht werden. Die Storchendame hatte ihr erstes Ei gelegt. Wann
genau solches passier, kann nur vermutet werden. Jedoch lag es mit
ziemlicher Sicherheit bis zum Einbruch der Nacht noch nicht im Nest.
Ich denke, dass der fragliche Termin in den frühen Morgenstunden
lag. Vor Jahren allerdings lag der Zeitpunkt der Ablage des ersten
Eies in den Abendstunden vor Einbruch der Dunkelheit. Dass es
allerdings am 22. März passierte, ist schon etwas Besonderes. Somit
gehört unser Nest in seiner bisherigen Geschichte bislang zu den
Nestern mit der spätesten Eiablage (Ende Mai) und jetzt – einige
Jahre später – zählt es zu denen, in denen die Eiablage extrem
frühzeitig in Gang gekommen ist. In Bayern und weit darüber hinaus
sind mir lediglich nur wenige Eiablagen vor diesem Termin bekannt.
In Donauwörth lag dieser im vergangenen Jahr am 8. März und heuer am
10. März, in Nördlingen gab es in den beiden vergangenen Jahren am
19. März das erste Ei und auch im Sportplatznest von Bornheim
(Rheinland-Pfalz) kam das erste Ei
ebenfalls stets in der zweiten Märzdekade. Die Liste ist
unvollständig, aber wir liegen mit unserem 22. März ganz weit vorne
im Rennen um das erste Ei. Obwohl das Ei in der grasigen Mulde immer
mal verschwinden wird, gibt es doch beim Wenden der Eier, also
nachdem sich der Brüter vom Nest erhoben hat, immer kurze Momente,
in denen ein freier Blick auf das Fortpflanzungsprodukt gegeben ist.
Der nächste Schritt gilt nun der Frage nach
weiteren Eiern. Am 24. März in der Frühe sollten wir Ei Nummer 2
begrüßen dürfen und im Zweitageabstand auch noch Nummer 3, 4 und
vielleicht auch 5. Dass sich
Störche nicht immer an die Regel oder an die Angaben Ihres
Tagebuchschreibers halten, sei nur am Rande erwähnt. Eine nur
eintägige Legepause bei einem Ei oder aber eine dreitägige kommen ab
und an auch schon mal vor. Also erst mal am 24.3. Augen weit auf und
wichtige Beobachtungen sofort melden (am besten mit Bild!)
Ich lege Ihnen einige Schnappschüsse von
Nestern bei, in denen es schon vor unserem ein Ei zu bewundern gab.
Großartig das Foto von Frau Källner, der Horstbeobachterin aus
Nördlingen, die vom Turm der Georgskirche das beiliegende Foto
geschossen hat, als – wie bei uns – das erste Ei gelegt war. Dies
passierte dort am 19. März.
Das Storchenpaar in Nördlingen
Im Nest am Bornheimer Sportplatz ist man schon ein wenig weiter
Gratulation an das Dinkelsbühler Paar!
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24. Mrz. 12 |
Mit Beginn eines weiteren, herrlichen
Frühlingstages konnte man ein zusätzliches Highlight in unserem
Storchennest bewundern. Es war Ei Nummer 2, das da – wie erwartet 48
Stunden nach Nummer 1 – im Nest anzutreffen war. Man hält sich also
bei Adebars in Dinkelsbühl an die wissenschaftlich ermittelte
Prozedur, dass alle zwei Tage ein neues Ei gelegt wird. Die
Voraussetzung, dass diese Eier dann auch befruchtet sind, war im
Vorfeld ganz eindeutig zu erkennen. Solange also tägliche Paarungen
– hoffentlich auch gelungene – in regelmäßiger Abfolge stattfinden,
ist die Familienplanung auch noch nicht abgeschlossen. Wenn sich
schließlich die biologisch fixierte Eizahl ihrem Ende entgegen
neigt, das geschieht so ab dem 4. oder 5. Nachwuchsprodukt, werden
auch die Paarungen immer seltener und werden schließlich gänzlich
eingestellt. Sie haben ja dann auch keine Bedeutung mehr für die
Fortpflanzung. Aus reinem Lustempfinden Samenzellen weiterzugeben,
bleibt lediglich einer Ihnen sicher bekannten Säugetierart
vorbehalten.
Es wurde richtig festgestellt, dass unsere
angehenden Storcheneltern das erste Ei scheinbar noch etwas
stiefmütterlich behandelten. Dies war kein Anzeichen einer
Geringschätzung oder Missachtung des ersten Eies, sondern ist
ebenfalls biologisch begründet und damit nicht von den Eltern
beeinflussbar. Störche bebrüten das Gelege nämlich erst ab dem
zweiten Ei so richtig, d. h. das erste Ei bleibt in der Regel zwar
bewacht, jedoch wird diesem nicht die eigentlich für die Entwicklung
erforderliche kontinuierliche Wärmezufuhr entgegengebracht. Wenn ich
davon ausgehe, dass Störche in der Regel vier bis fünf Eier legen,
zieht sich die Eiablage über einen Zeitraum von über einer Woche
hin. Dementsprechend zieht sich bei einer Bebrütung des Geleges ab
dem ersten Ei auch der Schlüpfvorgang über eine Woche hin. Dies
hätte und hat dann zur Folge, dass das erstgeschlüpfte Küken
gegenüber seinen Nestgeschwistern einen sehr großen
Entwicklungsvorsprung erhält. Um dies nun ein wenig zu korrigieren,
wird bei Meister Adebar deshalb erst mit dem zweiten Ei „richtig“
gebrütet. Ab jetzt wird nur zu einer kurzen Gefiederpflege, zum
Entleeren des Darms oder bei sehr warmem, trockenem Wetter auch so
mal zwischendurch eine kleine Brutpause eingelegt. Ebenso gibt es
beim Brutwechsel zwischen den Partnern des Paares immer mal eine
kurze Brutunterbrechung, die aber für den Bestand des Gelege ohne
Bedeutung ist. Wie geht es im Nest nun weiter? Wir dürfen also am
26.3. sowie am 28.3. mit weiteren Eiern rechnen. Ob es noch mehr
werden, sollten wir nicht erhoffen, denn mit jedem zusätzlichen Ei,
wird auch die (mit eingeplante) Gefahr größer, dass es zu (von der
Natur eingeplanten) Verlusten unter den Jungen kommt. Die Nestgröße
– ich meine damit den Durchmesser des Nestes – hat dagegen überhaupt
keinen Einfluss auf Gelegegröße oder Jungenanzahl. Das Dinkelsbühler
Nest gehört zwar nicht zu den größten seiner Art, aber vier Junge
sind darin bei noch weniger Durchmesser auch schon ausgeflogen. Und
die Sache mit den Plastikteilen im oder am Nest ist ein leidiges
Thema, das für unser Nest keine Rolle spielt. Die paar Fetzen, die
Adebar immer mal mitbringt haben eh keine lange Lebensdauer, sie
werden von den Alten stets mehr in den Außenbereich der Behausung
gezogen und gezerrt und gehen nicht selten danach durch
Windeinflüsse über Bord und bereichern danach mehr die Dinkelsbühler
Altstadt. Was sonst im Nest liegen bleibt, wird im Laufe der Zeit
eingebaut und bildet danach einen vertretbaren Bestandteil des
Nestes. Spektakuläre Geschichten um das Thema „Plastikmüll“ im Nest
rechtfertigen meist nur das forsche Vorgehen einiger Nestsäuberer.
Hier sollte eine umsichtige Handlungsweise oder sogar ein Verzicht
auf überflüssige Maßnahmen die Richtschnur darstellen. Welch
groteske Züge derlei Säuberungsaktionen annehmen können, soll das
folgende Kameranest belegen. Hier wurde gehandelt, jedoch hat das
Ergebnis mit einem Storchennest nur noch wenig zu tun. Einzig
bemerkenswert bleibt dabei die Tatsache, dass das Paar seine
Behausung zwar ein wenig irritiert, aber wenigstens wieder bezogen
hat.
http://www.neunburgvormwald.de/aktuelles/storchennest-webcam.html
Ein kleiner Blick nach Nördlingen sei mir an
dieser Stelle auch noch gestattet. Hier liegt seit dem 21. März
bereits das zweite Ei im Nest. Frau Källner, die dortige
Horstbetreuerin, hat wieder wunderschöne Fotos geschossen, von denen
ich eines beilege.
In Nördlingen
Auch das Storchenpaar in Höchstadt an der Aisch
hat seit dem 23. März 2 Eier im Nest.
Zwei Eier in Höchstadt
Ein letzter Hinweis möge meinen Beitrag weiter
abrunden. Nehmen Sie folgenden Link zu Ihren Favoriten.
http://www.aurach.de/index1.htm
Die Bilder vom Nest in Aurach, Lkr. AN, sind
meiner Meinung wunderschön. Das Paar dort steht kurz vor der Ablage
seines ersten Eies. Werfen Sie ab und zu auch einen Blick in dieses
Nest und schauen Sie, wie viele Eier dort abgelegt werden. In Aurach
tragen beide Störche einen Ring. Das Männchen zeigt seinen schwarzen
ELSA-Ring über dem rechten Intertarsalgelenk, das Weibchen seinen
gleichartigen Ring über dem linken Fersengelenk. Das Männchen steht
im achten Lebensjahr, das Weibchen im siebten. Beide Partner bilden
seit 2008 ein Paar an diesem Nest. Das Männchen hat bereits ein Jahr
früher eine erfolglose Brut hinter sich gebracht, damals allerdings
mit einer anderen Partnerin.
Die neue Storchenkamera mit Inhalt
Das Geschehen um unser Nest in Dinkelsbühl
mögen die beiliegenden Schnappschüsse noch verdeutlichen.
Kein Zweifel:
2 Eier! |
Das lässt noch mehr
Nachwuchs erwarten |
Abstand vor zu viel Zudringlichkeit!
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31. Mrz. 12 |
Respekt, Familie Storch! Was sich seit meinem
letzten Bericht an unserem Nest ereignet hat, verdient unsere
Anerkennung. Die Eiablage verlief bislang – und hier zögere ich
etwas – genau nach Vorschrift. Doch dass es bis zum 30. März sogar 5
Eier wurden, konnte so nicht ganz erwartet werden. Und ob es schon
Schluss ist mit dem Eierlegen, bleibt unserem Storchenpaar noch
vorbehalten. Da wäre sogar eine kleine Chance, dass wir am 1. April
(man beachte die Brisanz mit dem Datum!) das halbe Dutzend erleben
werden. Beschränken wir uns im Augenblick aber noch auf die
Tatsachen und die allein sind auch schon bemerkenswert:
Da lag also am 24. März Ei Nummer 2 im Nest,
was wir alle als erfreulichen, aber keineswegs überraschenden
Tatbestand erkannten. Wir schrieben den vergangenen Samstag und
freuten uns auf weitere Schritte. Ihr Tagebuchschreiber begab sich
in der Folgezeit immer mal auf Exkursion und ließ seine Störche
dabei nie aus den Augen, obwohl auch das restliche Vogelvolk
verstärkt im Blickfeld blieb. In den vergangenen Jahren – soweit
meine persönliche Erkenntnis – hatte ich kaum mehr Zeit und Biss,
auch andere Mitglieder der Tierklasse „Vögel“ eines Blickes zu
würdigen. Diesen Umstand wollte und will ich nun wieder etwas
zurechtrücken und meinen Blick verstärkt auf alle Nicht-Störche
richten. So kam ich am 25. März auf Vogelexkursion entlang der
Wörnitz zunächst auch nach Auhausen im benachbarten Landkreis DON
und hatte es schon wieder mit Störchen zu tun. Dort hatte sich im
vergangenen Jahr nach langer Unterbrechung ein Storchenpaar
niedergelassen, ohne zu brüten. Auf dem Dach der mächtigen
ehemaligen Klosterkirche des Ortes standen heute (25. März) 2
beringte Störche, die von einem dritten ohne Ring immer wieder
attackiert wurden und häufig den Standort wechselten, das nahe
gelegene Nest aber nie anflogen. Bei beiden Ringstörchen handelte es
sich um zweijährige Vertreter ihrer Art, die mir schon aus dem
Vorjahr bekannt waren und ihre Ringe von mir nestjung im Jahre 2010
in Franken erhalten hatten. Nach einigen Minuten hatte sich die
Szene wieder beruhigt und die Störche waren aus meinem Blickfeld
verschwunden. Zwei Stunden später kam ich durch Dinkelsbühl und sah,
dass auch dort Fremdstörche um das Nest kreisten. Carola war wohl
ein wenig früher vor Ort und konnte ebenfalls Fremdstörche
beobachten, die zwar für Aufregung bei unserem Paar sorgten, jedoch
keine ernsthaften Angriffe flogen. Carola war der Ansicht, dass 6
Störche an diesem Wechselspiel am Nest beteiligt waren (die
Nestbesitzer eingeschlossen). Auf ihren Fotos sind mindestens drei
verschiedene Eindringlinge erkennbar (zwei mit, einer ohne Ring!).
Meine Beobachtungen bestärkten diesen Eindruck, auch wenn die
Ablesung der Ringe nicht gelangt. Auch bei mir wechselten die
Angreifer immer mal kurz auf hohe Nachbardächer, so auch auf das
Dach der Georgskirche, blieben da aber immer nur kurz und flogen
auch ständig wieder ab. Solches war auch am hohen Wörnitztor sowie
am Rothenburger Tor zu beobachten, auf denen die Adebare immer
wieder fußten. Ich vermute, dass es sich bei dem Trio, das mir da
vor Augen gekommen war, um dasselbe gehandelt hat wie in Auhausen,
aber Beweise gibt es natürlich dafür keine, weil eine Ringablesung
in Dinkelsbühl nicht gelang.
Diese Aufregung hielt unsere Dinkelsbühler
Storchenehe nicht davon ab, pünktlich am 26. März für Ei Nummer drei
zu sorgen. In diesem Rhythmus ging es Schlag auf Schlag weiter:
Ei Nummer 4 am 28. März und schließlich sogar
Ei Nummer 5 erneut 48 Stunden später am 30. März.
Das dritte Ei
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Fleißiger Baumeister
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Eierwenden gehört zum Handwerk
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Ei Nummer 4
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Bei schwacher Beleuchtung
starker Kontrast |
Ei Nummer 5 hat
sich eingefunden |
Dass es auch anders gehen kann, bewies die
Storchendame von Aurach am neuesten Storchenkamera-Standort im
Landkreis Ansbach. Hier lag das erste Ei am 26. März im Nest, doch
anders als erwartet, folgte Ei Nummer 2 erst nach vier Tagen, also
am 30. März. Offenbar ging bei der Eiproduktion zum 28. März etwas
schief, was zum Ausfall des zweiten Eies nach 48 Stunden Legeabstand
führte. So bildet nun Ei Nummer 2 eigentlich schon Ei Nummer 3. Wer
sehen möchte, wie diese Geschichte weitergeht, sei nochmals an
diesen Link verwiesen.
http://www.aurach.de/index1.htm
In Aurach sind es bislang 2 Eier
In Nördlingen scheint das Gelege mit dem
vierten Ei vollzählig zu sein. Die Horstbetreuerin Frau Källner,
stellte mir noch ein Foto zur Verfügung, das den Fall wunderschön
belegt. Am 27. März gelang ihr das Foto vom Turm des Münsters St.
Georg in der mittelalterlichen Stadt Nördlingen im Ries.
Komplettgelege in Nördlingen
Es lohnt sich also für jeden von uns
Storchen-Süchtigen über den Tellerrand zu spitzen und das Geschehen
um uns herum zu bestaunen. Dass die Storchenkameras gerade wieder
wie Pilze aus dem Boden schießen, muss uns noch nicht sonderlich
beunruhigen. Wenn es beim Beobachten und bei der Freude am Erleben
bleibt, kann auch ich mich mit diesen Einrichtungen arrangieren. Sie
sind aber nicht dazu gemacht, bei jeder Art von Ungereimtheiten um
Brut und Jungenaufzucht nach Eingriffen zu rufen! Wenn beide
Elterntiere die Kontrolle am Nest haben und in der Lage sind, ihren
Nachwuchs zu versorgen, werden auch Verluste als Normalfall zu
betrachten sein und die biologischen Abläufe lediglich begleiten.
Bei einem 5er-Gelege muss man davon ausgehen, dass in 99 % aller
Fälle weniger als 5 Junge das Ausfliegealter erreichen. Diese
Tatsache darf dann nicht als schrecklich erkannt werden, sondern
unterliegt Jahrmillionen alten Entwicklungsprozessen, die das
Überleben der Art erst ermöglichten.
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23. Apr. 12 |
Die Brutzeit neigt sich ihrem Ende entgegen.
Damit ist es höchste Zeit, dass ich mich wieder einmal über das
Tagebuch an Sie wende. Zum Glück blieb es während der vergangenen
knapp 4 Wochen ruhig um das Brutpaar. Die beiden Partner des Paares
verrichteten ihre Aufgaben gekonnt und entspannt und auch vor allzu
großen Angriffen fremder Nestinteressenten blieb man verschont. Da
konnte man nicht meckern!
Ich nutzte heute die Gelegenheit, Sie für den
bald anstehenden Schlüpfvorgang bestens ins Bild zu rücken. Leider
bietet die Zoomfunktion unserer Kamera auf dem alten Rathaus
lediglich eine nicht mehr funktionsfähige stufenlose Einstellung der
Brennweite. So bleibt es mehr oder weniger dem Zufall überlassen,
welche Einstellung sich die Kamera und nicht der Mensch sucht.
Zwischen ganz nah und ganz weit weg gibt es nur wenige
Zwischenstufen. Ich entschied mich deshalb für eine extrem nahe
Einstellungsvariante und hoffe, Ihnen damit eine Freude bereitet zu
haben. Dass damit auch einige Nachteile verbunden sind, weiß ich
sehr wohl abzuschätzen, ich werde aber dennoch in den nächsten
Wochen auf alle Fälle diese Naheinstellung beibehalten und möchte
sie gegenüber der alten Lösung deutlich favorisieren. Beachten Sie
also in den kommenden Brut- und Huderpausen, also wenn sich einer
der Altvögel kurz vom Nest erhebt, was sich im Nestinneren ereignet.
Wann schlüpft das erste Junge? Wann folgen die nächsten? Was wird
gefüttert?
Da Meister Adebar so richtig erst nach Ablage des zweiten Eies mit dem
Brüten loslegt, ergibt sich für unser Storchenpaar der Brutbeginn
mit der Ablage seines zweiten Eies am 24. März. Veranschlagen wir
eine Brutdauer von etwa 32 Tagen, sollte das erste Junge also am 25.
oder 26. April das Licht der Welt erblicken. Also schnell aufgepasst
und fleißig Schnappschüsse schießen! |
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25. Apr. 12 |
In anderen Nestern hat sich in der Zwischenzeit
bereits Nachwuchs eingestellt, in Dinkelsbühl steht dies unmittelbar
bevor.
Schon fast traditionsgemäß war es in Donauwörth
in Bayern bereits am 12. April so weit, Das erste Küken pellte sich
aus dem Ei. Inzwischen sind vier Junge geschlüpft. Dieses Paar hält
sich schon seit Jahren – es überwintert regelmäßig – an eine
cicannuale Periodik, die zeitliche Verhaltensabläufe ,wie
beispielsweise den Brutbeginn, fast taggenau steuert. Der Brutbeginn
lag am 10. März und damit für mitteleuropäische Storchenverhältnisse
extrem früh. Einen ähnlichen Ablauf im Storchenjahr leistet sich
auch das Storchenpaar in Nördlingen. Hier kam das erste Junge am 24.
April auf die Welt. Frau Källner, die Horstbetreuerin in der
Riesstadt, konnte wieder großartige Fotos des Geschehens einfangen,
von denen ich eines beifüge. Noch am Tag zuvor, also am 23. April,
herrschte um das Nest große Aufregung, als ein Fremdstorch dem
Brutpaar stark zusetzte, aber letztlich erfolgreich in die Schranken
gewiesen werden konnte. Auch an Kameranestern, in die von jedermann
Einblick genommen werden kann, sind mittlerweile die ersten Jungen
geschlüpft (z. B. Bornheim/Sportplatz -
http://www.pfalzstorch.de/bilder/webcambild_sportplatz.htm).
Dass unser Dinkelsbühler Nachwuchs sich in diese
erste Reihe demnächst eingliedern sollte, steht unmittelbar bevor.
Dem Storch in Bayern – und nur hierüber kann ich teilweise auch aus
eigenem Erleben sprechen – geht es im laufenden Brutjahr 2012
abermals besser als ein Jahr zuvor. Dieser weitere Bestandsanstieg
lässt sich schon jetzt aus zahlreichen Nestneugründungen und
Wiederbesiedelungen lange unbesetzter Neststandorte ableiten. Im
Landkreis Ansbach trifft dies beispielsweise auf solche in Bechhofen
und Hetzweiler zu und auch in Roth bei Herrieden hat ein Storch ein
Nest auf einer geköpften Eiche gebaut, sich danach aber wieder
verabschiedet.
Unter
http://www.lbv.de/artenschutz/voegel/weissstorch/aktuelle-verbreitung.html
finden Sie stets aktuelle Daten über das erfreuliche
Geschehen in bayerischen Storchennestern.
Wann werden die Jungen schlüpfen?
In Nördlingen regt sich schon Leben!
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27. Apr. 12 |
Unser Storchenpaar ist immer für eine
Überraschung gut! Wenn es zudem noch eine positive ist, findet es
unser aller Wohlgefallen! Doch lassen Sie mich der Reihe nach
berichten. Ich kündigte den Schlupf unseres ersten Kükens für die
Tage des 25. oder 26. April an. Die Störche hielten sich jedoch
nicht ganz exakt an die Weisungen des Storchenexperten, denn dieses
Ereignis trat nun in Wahrheit erst am 27. April, also heute, ein. Am
Vorabend glaubte man zwar das eine oder andere Löchlein in der
Eischale erblickt zu haben, aber eine Geburt konnte noch niemand
ersehen. Als sich die Nacht zum 27. April über das Nest senkte,
schritt der Schlüpfvorgang eifrig voran und in den Vormittagsstunden
blickte man schließlich bereits auf ein Zwillingspärchen, das da in
das Dinkelsbühler Sonnenlicht blickte. Zwei hatten es also gemeinsam
ins Freie geschafft und die ersten Atemzüge als Jungstörche getan.
Dieser beinahe synchrone Schlüpfvorgang spricht nun eindeutig für
ein Bebrüten des Geleges nach dem zweiten Ei. Von der Ablage des
ersten Eies an gerechnet ergäbe sich für dieses eine Brutzeit von
schlappen 36 Tagen, für Ei Nummer zwei eine solche von 34 Tagen.
Dies würde bedeuten, dass für diese beiden Ersteier eine sehr lange
Brutzeit benötigt worden wäre und diese Erkenntnis alleine nach
einer Erklärung rufen muss. Doch es geschah an diesem Tage noch ein
weiterer Geburtstag im Storchennest. Kaum 12 Stunden nach der Geburt
der Zwillinge erblickte am gleichenTag auch noch Küken Nummer 3 das
Licht der Welt. Da dieses Ei erst am 26. März gelegt worden war,
ergibt sich für dieses eine Brutzeit von nur noch 32 ½ Tagen. Drei
Küken an einem Tag! Sicherlich kein alltägliches Ereignis in einem
Storchennest! Wir dürfen gespannt der weiteren Entwicklung folgen.
Alle 5 Eier sind noch da!
Lange kann es nicht mehr dauern! |
Die Zwillinge
sind da! |
...und nur wenige Stunden später sind es Drillinge!
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28. Apr. 12 |
Die Familie wird größer und größer! In
den frühen Abendstunden kam Küken Nummer 4 auf die Welt. Da das Ei
erst in der Nacht zum 28. März gelegt worden war, ergibt sich eine
weitere Brutzeitverkürzung auf nunmehr gerade noch 31 ½ Tage. Wozu
der ganze Zirkus? Es ist eine großartige Einrichtung der Natur, die
es gestattet, bei einem 5er-Gelege statt des rechnerisch denkbaren 8
–tägigen Schlüpfvorganges diesen auf wenige Tage zu komprimieren.
Bei den ersten drei Nestgeschwistern geschah dies schon mal im
Abstand von nur wenigen Stunden statt der denkbaren vier Tage. Mit
dem heutigen vierten Erdenbürger wurden aus den möglichen 6 Tagen
insgesamt 1 ½ Tage. Sie können sich denken, welche großartigen
Vorteile in dieser Verkürzung des Schlüpfens liegen. Der
Größenunterschied zwischen dem ältesten und dem jüngsten Küken ist
vom Start weg nun wesentlich geringer und die dadurch auftretenden
Rivalitäten bei den einzelnen Fütterungen schon mal auf ein
vertretbares Maß reduziert. Da in der letzten Phase der Bebrütung
die kommenden Jungstörche im Ei stimmlich miteinander in Verbindung
stehen und damit auch Kontakt sowohl untereinander als auch mit
ihren Eltern halten, werden die älteren zu einer gewissen
Wartehaltung animiert, während die zuletzt abgelegten Eier dadurch
zu einer Beschleunigung in der Entwicklung angeregt werden.
Das vierte Küken ist geschlüpft! |
Gibt es bald noch mehr Nachwuchs? |
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30. Apr. 12 |
Das große Ereignis tritt ein!
Gegen 11 Uhr schält sich auch Küken Nummer 5 aus der Eischale!
Erstmals seit Bestehen der Storchenkamera im
Jahre 2001 sind in unserem Nest auf dem alten Rathaus 5 Jungstörche
geschlüpft! Segen oder Fluch? Ich denke von allem etwas! Dass alle
fünf die nächsten 2 Monate überstehen werden, sollte von niemandem
fest eingeplant werden! Unser Storchenpaar jedenfalls hat die
Möglichkeit einer 5-Kinder-Familie fest eingeplant und wird alles
unternehmen, dieses Vorhaben möglichst lange am Leben zu halten. Mit
der Synchronisation in der Brutzeit, d.h. mit der Verständigung der
Jungen untereinander im Ei und einer damit perfekt komprimierten
Schlupfdauer, sind die Startbedingungen schon mal super gelungen.
Unser heutiges Nesthäkchen brauchte für seine Entwicklung im Ei nur
noch knappe 31 Tage. Der gesamte Schlüpfvorgang damit statt der
möglichen 8 Tage lediglich 3 Tage. Diese Zeitersparnis kann für das
weitere Leben der Jungen von entscheidender Wichtigkeit sein.
Dennoch dürfen wir uns schon jetzt keinen falschen Hoffnungen
hingeben. 5 ausfliegende Junge wären eine echte Riesensensation. Ich
spekuliere im besten Fall auf eine Familie mit vierfachem Nachwuchs,
respektiere aber auch jedes andere Ergebnis mit Achtung und
Bewunderung. Sie werden mit mir Zeuge sein können im Bemühen eines
erfahrenen Storchenpaares bei der Aufzucht oder beim Aufzuchtversuch
einer sehr großen Familie. Bleiben Sie schon jetzt recht entspannt
bei der Beobachtung der Ereignisse und bedenken Sie stets, dass Sie
das Erleben in keinem Fall mit menschlichen Maßstäben betrachten
dürfen. Bei unseren Störchen handelt es sich um Vertreter einer
Wildtierart, die nicht bei Krankheit oder Notsituationen einem
Tierarzt zugeführt werden kann und muss wie es bei Haustieren
geschieht. Aus dem Vorhandensein eines Kameraeinblicks kann und darf
deshalb auch kein Eingriff in die Brut- und Nestlingsabläufe eines
intakten und funktionierenden Elternpaares abgeleitet werden. Meine
Leser verstehen und wissen aus oft langjähriger Erfahrung mit dem
Tagebuch und seinem Schreiber, dass man an diesem Nest als Storch
noch Storch sein darf und das ist gut so!
Auf alle Fälle hat die Familie die ersten
Lebenstage gekonnt überlebt. Es gab zu fressen und man wurde immer
wieder gewärmt und gehudert, auch wenn bislang die Sonne sich
mächtig ins Zeug legte und seit Tagen für sommerliche Zustände
sorgte. Ein bisschen Regen wird und sollte kommen, ohne dass gleich
etwas Schlimmes damit verbunden werden muss! Regenwürmer sind gerade
jetzt für die Entwicklung kleiner Küken von ausschlaggebender
Bedeutung. Wer sehr gerne und lange den Störchen im Nest zusieht,
sollte sich um die Zusammensetzung der Nahrung bemühen. Gelingen
dabei auch noch Schnappschüsse, wäre Ihr Tagebuchschreiber noch
glücklicher.
Ein tolles Bild! 5 Mann an Bord!
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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