Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2011
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

16. Feb. 11

Es gibt ihn noch, den Tagebuchschreiber – Euren Tagebuchschreiber! Als die Konversation zwischen mir und Ihnen abbrach, war dies allein meiner Faulheit und Trägheit zuzuschreiben. In den vergangenen Jahren gab es Situationen, in denen ich Sie über einen wesentlich längeren Zeitraum während einer Brutsaison begleitet habe als im Jahre 2010. Auf jeden Fall sind unsere beiden Jungstörche gesund und munter ausgeflogen und erfreuen sich hoffentlich bester Gesundheit. Von schlimmen Vorkommnissen ist mir jedenfalls nichts bekannt geworden. Auch die Eltern verließen ganz „normal“ ihren Brutort und machten sich ziemlich sicher Richtung Spanien auf den Weg. Das ebenfalls erfolgreich brütende Storchenpaar in meiner Heimatstadt Feuchtwangen verhielt sich im Gegensatz dazu ganz anders. Die beiden ausgeflogenen Jungen verschwanden am 25. August 2010, die Eltern am 1. Dezember des Vorjahres. Wenige Tage zuvor hatte eine geschlossene Schneedecke die Landschaft überzogen. Als sich die Schneedecke nicht wieder verzog, machte man sich doch noch in westlicher Richtung davon und genauso verfuhren eine ganze Reihe weiterer Storchenpaare bzw. Einzelstörche, die so lange wie irgend möglich in Bayern ausgeharrt hatten.

Seit 2001 berichte ich nun schon ununterbrochen über das Dinkelsbühler Storchengeschehen. Und fast alles wurde in diesen Jahren über Störche schon geschrieben, so dass ich mich sicher schon öfter wiederholte. Dies war und ist sicher auch ein Grund, weshalb ich mich seit langem hier nicht mehr gemeldet habe.

Dennoch bleibe ich Ihnen in der neuen Brutzeit treu und werde über Neues und Wichtiges  regelmäßig berichten, sicher aber nicht mehr mit der Ausführlichkeit der letzten Jahre. Dabei werde ich auch etwas über den eigenen Tellerrand blicken und Sie auf andere wichtige Ereignisse an anderer Stelle hinweisen. So bereits auch schon heute. Unter dem unten angeführten Link können Sie in einem Tagebuch blättern, dessen Schreiber, Dr. Holger Schulz, als ausgewiesener Storchenexperte im Auftrag von „Storch Schweiz“ der Frage nachgeht, weshalb von unseren Störchen spanische Mülldeponien der afrikanischen Savanne vorgezogen werden?  (http://projekt-storchenzug.com/) Verfolgen Sie aktuell die ersten Ergebnisse und auch überraschenden Einblicke. Eine ganz tolle Seite! Erfahren Sie hier aus erster Hand vielleicht eine Antwort auf die gestellte Frage!

Inzwischen sind bereits an vielen Nestern in Bayern die ersten Störche eingetroffen, die teilweise alle Anfang Dezember als Winterflüchtlinge abgezogen waren und nun bereits wieder zurück sind. Die ersten Rückkehrer erschienen bereits in der zweiten Januarwoche wieder, ein größerer Schwung kehrte in der zweiten Februarwoche zurück. Dazu gehörte am 14. Februar auch „mein“ Storchenmann des Feuchtwanger Nestes. Da dieser über dem rechten Fersengelenk einen schwarzen ELSA-Ring mit einer weißen Nummer und Beschriftung trägt, konnte ich ihn bereits sicher identifizieren. Da sehe ich doch heute einen Schnappschuss im Gästebuch, aufgenommen von Dinki, auf dem um 13.14 Uhr ein rechts beringter Storch im Dinkelsbühler Nest zu sehen ist.

Ich hielte es für keine Überraschung, wenn es sich bei dieser Beobachtung um den Feuchtwanger Storchenmann gehandelt hat. Auch dieser Besucher auf dem alten Rathaus trägt den Ring genauso wie der Feuchtwanger und da noch nicht ganz so viele Störche im Umfeld von Dinkelsbühl anwesend sind, die einen Ring rechts tragen, sollte kein Zweifel über seine Identität bestehen. Zuletzt sah ich den Frühheimkehrer bei beginnendem Sonnenschein und guter Thermik um 11.30 Uhr im Nest in Feuchtwangen stehen. Dass Störche in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft und vor allem als Solisten weite Ausflüge im Nestumfeld unternehmen, ist es für sie kein Problem, mal schnell in die Nachbarstadt (12 Kilometer) zu segeln und sich dort umzusehen.

Es heißt aber ab sofort für alle, die Augen noch weiter offen zu halten und verstärkt die Website der Dinkelsbühler Storchenkamera zu öffnen, um sicher noch weitere Besucher am Nest in Dinkelsbühl zu erhaschen und im Bild festzuhalten. Andreas Kamm hat die immer noch alte Technik im 5-Sekunden-Takt im Griff. Für den kurzzeitigen Totalausfall der Bilder trägt allein der unerklärliche Stromunterbruch im Quartier der technischen Einrichtungen, dem Haus der Geschichte, die Schuld. Der Bund Naturschutz trägt auch weiterhin die Oberaufsicht über die Einrichtung und schließlich wird Webmaster Wolfgang Horlacher auch im 11. Storchenjahr dafür sorgen, dass die Einträge des Tagebuchschreibers bei Ihnen am Computer lesbar werden. Uns allen wünsche ich ab sofort eine hoffentlich schöne Brutzeit 2011 und hoffe auf eine gute und entspannte Zusammenarbeit, durch die die alten Bekannten und auch viele neue Mitarbeiter das Storchenleben weiter vertiefen oder neu entdecken werden. Hiermit erkläre ich das Storchentagebuch 2011 offiziell für eröffnet!
 
19. Feb. 11

Offenbar lag ich mit meiner Einschätzung, dass es sich bei unserem Besucher am Altrathausnest vom 16. Februar um das Feuchtwanger Storchenmännchen gehandelt hat, absolut richtig. Über viele Stunden (auch am fraglichen 16. Februar) konnte ich es am Feuchtwanger Nest beobachten, nur eben nicht in der Zeit vom späten Vormittag bis zum Einbruch der Dämmerung. Übernachtet wurde an diesem Tag wie auch an den Tagen davor und danach stets im Feuchtwanger Storchennest, das sich sinnigerweise ebenfalls auf dem dortigen alten Rathaus befindet. Seitdem blieben Sichtungen von Störchen auf dem Dinkelsbühler Altrathausdach aus. Das heißt natürlich nicht, dass in diesem Jahr Meister Adebar gänzlich ausbleibt. Aus der Erfahrung des vergangenen Jahrzehnts wissen wir, dass die ersten Nestbesetzungen ab Mitte Februar erfolgten, die spätesten mit anschließender erfolgreicher Brut sogar bis nach Mitte Mai. Wenn sich bis dahin noch kein festes Paar etabliert hat, wird es mit dem Nachwuchs höchstwahrscheinlich nichts mehr.

Wer sich über die Storchensituation in Bayern informieren möchte, sei auf folgende Website des Landesbundes für Vogelschutz verwiesen, auf der Sie die augenblicklichen Besetzungsverhältnisse in Bayern verfolgen können. Die Aktualisierungen erfolgen im Augenblick nicht so häufig wie in späteren Zeiten.
http://www.lbv.de/artenschutz/voegel/weissstorch/aktuelle-verbreitung.html

Wer bereits jetzt über eine Webcam Einblicke in besetzte Storchennester erhalten möchte,  klicke auf folgenden Link!
http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_webcams_sto.html

Unter den Ortsnamen Bornheim, Höchstadt, Mannheim beispielsweise sehen Sie mit Glück auch tagsüber, mit Sicherheit aber in der Dämmerung und Nacht echte Störche im Nest. Oder stöbern Sie selbst einmal in der umfangreichen Liste und entdecken Sie weitere Frühheimkehrer. Im Landkreis Ansbach konnte ich bislang folgende Störche beobachten und dies ist keine vollständige Liste: Feuchtwangen (Einzelstorch), Mosbach (Einzelstorch), Aurach (Paar, hat größtenteils überwintert), Leutershausen (Weibchen hat überwintert, 27 Jahre alt), Wittelshofen ( Paar, einzelner Storch war lange da, auch mal weg, seit 8.2. Paar, siehe unter
http://www.wittelshofen.de/storchentagebuch/cms/?Tagebuch:Tagebuch_2011&normal)

 
23. Feb. 11

Nach kalter Nacht mit Tiefstwerten von minus 11 Grad wurde es ein herrlicher Sonnentag mit einer Höchsttemperatur von knapp über dem Gefrierpunkt. Ich hatte das Glück, den An- und Abflug unseres zweiten Nestbesuchers live am Computer zu erleben. Ja, es gab erneut „Nestbesuch“! Landung um 14:36 Uhr – Abflug 14:45 Uhr

Er dauerte abermals nur recht kurz und nach 9 Minuten war die Stippvisite auch schon wieder vorbei, dennoch für alle, die es erlebten und für alle, die jetzt meinen Tagebucheintrag aufgerufen haben, eine feine Sache. Die unermüdliche Carola war ebenfalls – natürlich – fix zur Stelle und postete die ersten Schnappschüsse ins Gästebuch. Danke für die schnelle Mithilfe. Da kann ich nur sagen: Weiter so!

Wie wichtig es sein kann, Lage und Sitz eines Ringes am Storchenbein mit zu erfassen, kann am heutigen Besucher erklärt und gezeigt werden. Während Besucher Nummer 1 vom 16. Februar seinen ELSA-Ring eindeutig am rechten Bein trug (mit großer Sicherheit ein Besuch durch das Männchen des Feuchtwanger Nestes), konnte man heute einen ELSA-Ring am linken Storchenbein ausmachen. Somit steht fest, dass es auf alle Fälle ein anderer Besucher war als vor einer Woche.


Gefiederpflege

 
Man beachte den schwarzen ELSA-Ring über dem linken Intertarsalgelenk


14:45 Uhr Gleich geht es wieder ab!

Da außerdem im vergangenen Jahr keiner der Dinkelsbühler Brutstörche beringt war, konnte es auch keiner der letztjährigen Störche gewesen sein. Die Bestätigung gab der Besucher indirekt auch dadurch, dass er nach wenigen Minuten wieder verschwand und auch am Abend nicht mehr auftauchte. Ein alter Bekannter des Nestes wäre mit großer Sicherheit abends erneut erschienen und wäre nach Möglichkeit seinem Nest auch in den kommenden Tagwen treu geblieben. Somit vermute ich, dass es entweder ein Storch aus einem Nest der näheren oder weiteren Umgebung Dinkelsbühls war oder ein „Durchreisender“, dessen eigentliches Ziel auch in weiter Entfernung liegen kann.

So einfach geht das, wenn man aufmerksam und lückenlos das Nest im Visier behält. Also freuen wir uns schon jetzt auf weitere, angenehme Beobachtungen aus dem Storchennest.

An anderen Kameranestern ist man bezüglich der Besetzungsverhältnisse schon ein Stückchen weiter und man kann dort bereits über jeweils ein Paar berichten. Ich lege dazu einige Beispiele heute bei.


Höchstadt an der Aisch


Bornheim-Sportplatznest


Nördlingen

Dennoch dauert es aus hormonellen Gründen schon noch ein Weilchen, bis wir das erste Fortpflanzungsprodukt in einem der Nester erblicken werden. Da ist der 10. März in gewisser Weise ein „Stichtag“. Selbst Paare, die den gesamten Winter, also praktisch auch das gesamte Jahr miteinander verleben, begannen bisher mit der Brut nie vor dem genannten Termin. Mal sehen, ob mich die Adebare auch bei dieser Feststellung einmal eines Besseren belehren!

 
25. Feb. 11

Besucher Nummer 3 erwies heute unserem Nest seine Referenz. Die Abstände, in denen die Besuche nun jeweils stattfanden, scheinen sich zu verkürzen, doch auch diesmal blieb es bei einer erneuten Stippvisite. Von 7:29 bis 7:35 Uhr, also knappe 6 Minuten, dauerte diesmal die Nestpräsenz. Dieses Wissen haben wir unserem treuen Gästebuchschreiber Rolf aus Berlin zu verdanken, der den frühen Gast sogar in einem kleinen Filmchen für die Ewigkeit festhielt.


Geschichte eines Besuchs

Der Unterschied zu den Besuchen 1 und 2 lag nämlich im Zeitpunkt des Auftauchens. Zu so früher Stunde hatten sich die Vorgänger von Nummer 3 nicht blicken lassen. Wir sehen daraus, dass der fragliche Storch von seinem Übernachtungsplatz aus maximal 45 Minuten geflogen sein konnte. Wahrscheinlicher ist es aber, dass die Flugdauer von dort deutlich unter diesem Wert liegen dürfte. Somit spricht alles dafür, dass es sich beim heutigen Gast mit großer Sicherheit um einen aus einem Nest der näheren Umgebung von Dinkelsbühl handeln sollte. Als weiteres Erkennungszeichen kann bei der Betrachtung der in Frage kommenden Kandidaten das Fehlen eines Ringes beim heutigen Storch herangezogen werden. Besetzt sind die Nester von Weiltingen (hier hat sich ein Paar eingestellt, beide Altstörche sind beringt, deshalb kommt kein Storch aus Weiltingen in Frage). Seit kurzem gibt es in Schopfloch (6 km von Dinkelsbühl entfernt) einen unberingten Einzelstorch. Dieser könnte also locker in Frage kommen und unser – zugegeben kleines – Problem lösen. Auch in Wilburgstetten sind Störche am Nest, über die Frage einer möglichen Beringung liegen mir aber noch keine Erkenntnisse vor und auch dem Storch aus Mosbach würde ich einen Kurzausflug nach Dinkelsbühl ebenfalls zutrauen. Ein Besucher in Gerolfingen konnte dagegen ebenfalls noch nicht auf das Vorhandensein eines Ringes überprüft werden. Der Februar ist noch nicht einmal vorbei und im Gebiet um Dinkelsbühl ist fast jedes Storchennest mit mindestens einem „festen“ Storch besetzt. Da dürfen wir auf die Fortsetzung gespannt sein! Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis auch unser Nest mit einem Dauergast ausgestattet sein wird?!

So lange müssen wir eben mit anderen Gästen vorlieb nehmen. Haustauben und Dohlen sind zumindest jetzt bereits regelmäßige Besucher, die die Nestplattform als kleine Sonnenterrasse nutzen.

 

 
27. Feb. 11

Es geht munter weiter! Nach dem letzten Storchen-Kurzbesuch vor zwei Tagen, blieb es auch am heutigen Sonntag nicht ruhig. Nachdem es seit gestern Abend wieder mal 5 Liter Niederschlag bis zum Sonntagmorgen gegeben hatte, wollte ich mit einer solchen Entwicklung, wie nun geschehen, nicht mehr rechnen. Es blieb zwar tagsüber trocken, doch bei lediglich 5 Grad Höchsttemperatur wollten noch keine Frühlingsgefühle aufkommen. So ganz haben wir und die Störche den Winter noch nicht überstanden. Die kalte Jahreszeit hat den Kampf noch nicht aufgegeben, wobei wir im Westen überhaupt nicht meckern sollten, wenn wir den kalten Osten unserer Republik dagegensetzen!

Ich spreche vom fast gleichzeitigen Erscheinen zweier Störche in unserem Nest! Nach drei Einzelgästen in den vergangenen Tagen nun der erste „Zweier“ und damit gleichzeitig Besucher Nummer 4 und 5 in der diesjährigen Statistik! Der erste Storch landete offenbar um 9:49 Uhr mit einer eindeutigen „Nestbesitzer-Drohgebärde“.


Storch Nummer 4 landet

Doch bereits nach 15 Sekunden war klar, dass dieses Verhalten durch einen zweiten Storch ausgelöst worden war, der unmittelbar nach der Landung des ersten am Nest auftauchte und ebenfalls ohne größere Attacken darin Fuß fasste.


Wird es was?

Dass es sich um ein Paar handeln musste, war gleichfalls sofort ersichtlich, unterschieden sich die beiden Neuankömmlinge in Körpergröße und Mächtigkeit des Schnabels ganz eindeutig. Ebenso klar zeigte ein Blick auf die vier Beine der Probanden, dass keines einen auch irgendwie gearteten Ring trug. Sollte es sich gar doch um unser letztjähriges Brutpaar handeln?


Alte Bekannte?

Waren doch damals ebenfalls beide Partner ringlos? Doch nach 10:07 Uhr gab es keinen Beleg mehr dafür, dass die beiden Adebare noch einmal am Nest auftauchten. Sollten die neuen Nestbesucher echte Ambitionen für das Nest hegen, wäre es angezeigt gewesen, dass sie im Laufe der nächsten Stunden doch weitere Male am Nest aufgetaucht wären. Da dies jedoch nicht der Fall war und auch die einsetzende Dämmerung keine weitere Sichtung am Nest ergab, heißt es erneut, auf weitere Nestinteressenten zu warten und unverdrossen die Augen vor dem Nest weit offen zu halten. Ich bedanke mich auf diesem Wege erneut für die Mithilfe bei der Bebilderung meines Tagebuches durch alle, die ihre Schnappschüsse im Gästebuch für jedermann zugänglich machten und hoffentlich auch weiter machen.

Mindestens neue Storchenpaare kamen mir während des Tages auch noch unter. Zu den bereits vorhandenen Einzelstörchen in Leuterhausen und Zeiskamer Mühle gesellte sich mittlerweile jeweils ein Partner.


Die Neuen auf der Zeiskamer Mühle


Auch in Leutershausen gibt es ein Paar!
   

 
4. Mrz. 11

Nun sind fünf Tage seit der letzten Storchensichtung im Nest auf dem alten Rathaus der Wörnitzstadt vergangen und am Vormittag erschien zu aller Freude unser Besucher Nummer 6 am Dinkelsbühler Nest. Marga lieferte dazu die entsprechenden Schnappschüsse, so dass Ihr Tagebuchschreiber seinen heutigen Eintrag wieder entsprechend bebildern konnte. Unschwer war zu erkennen, dass Gast Nummer 6 links einen ELSA-Ring trug. Dies allein lässt noch keinen Rückschluss auf seine Identität zu, jedoch konnte es weder der Feuchtwanger Storchenmann sein (rechts beringt) und auch kein anderer Storch aus der näheren Umgebung von Dinkelsbühl kommt als „Täter“ in Frage. Also bleibt es erneut bei einem „Durchreisenden“. Dieser Verdacht wurde am Abend auch noch dadurch bestätigt, dass kein Übernachtungsgast einzog. Dies wäre zumindest ein kleines Indiz dafür gewesen, dass man vielleicht doch mehr als nur auf Durchreise war. Mit knapp einer Minute Nestanwesenheit war der Gast zudem Rekordhalter in der Kürze der Anwesenheit am Nest.


Chronologie eines Kurzbesuches

An anderen Orten in der Umgebung Dinkelsbühls blieb es dagegen alles andere als ruhig, zumindest was die Beobachtung weiterer Störche anging.

In Schopfloch (6 km nordöstlich) hat sich ein Paar gefunden und macht den Anschein, hier eine Familie gründen zu wollen. Am 25. Februar war der erste Adebar aufgetaucht, dem bereits wenige Tage später der Partner folgte. Nur einige Kilometer wörnitzaufwärts – im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach – ging es bereits drunter und drüber. Dass solches schon Anfang März geschieht, erlebt man auch nicht alle Tage. Hier war das Paar auf dem Kamin der ehemaligen Molkerei bereits von einem Paar besetzt worden. Bei meiner letzten Kontrolle traf ich die Verliebten am 28. Februar im Nest an. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass das beringte Weibchen der letzten 10 Brutjahre von einem unberingten Storch ersetzt worden war. War die ältere Dame auf der Strecke geblieben oder war sie noch unterwegs zum alten Nest. Darum verwunderte es mich nicht, dass ich am 3. März durch eine Anwohnerin davon unterrichtet wurde, dass gerade heftige Kämpfe um das Nest tobten. Bei meinem Auftauchen vor Ort knapp 20 Minuten später hatte sich die Situation wieder beruhigt und zwei Störche standen seelenruhig im Nest, ein dritter Storch war nirgends zu erkennen. Vom Turm der nahe gelegenen Kirche aus konnte ich mich anschließend überzeugen, dass inzwischen ein Partnerwechsel stattgefunden und die „Alte“ sich letztlich durchgesetzt hatte und sich wohl anschicken wird, ihre 11. Brutzeit in Folge zu beginnen. Geboren wurde die treue Dame 1999 in Waldbeuren in Südwürttemberg. Das Männchen und seine alte Partnerin trugen bei meinem Besuch noch deutliche Blutspuren am ganzen Körper, die von den heftigen Kämpfen einen eindrucksvollen Eindruck hinterließen. Noch ein erfreuliches Geschehen wäre zu erzählen. In meinem Heimatort Feuchtwangen gesellte sich am 2. März zum bereits längere Zeit anwesenden Männchen eine Partnerin. Nachdem die Paarbindung so reibungslos funktionierte, ist fest damit zu rechnen, dass dieses Weibchen mit dem vorjährigen identisch ist. Eine Ring trägt die Dame allerdings nicht, so dass ich einen Beweis für meine Behauptung schuldig bleiben muss. Wir werden weiter auf die kommenden Ereignisse warten und ich möchte Sie erneut bitten, Schnappschüsse von Nestbesuchern unbedingt ins Gästebuch zu stellen oder mir direkt zuzumailen (Ziegler-Feuchtwangen@t-online.de).
 
06. Mrz. 11

Erneut machten an diesem kalten Vorfrühlingstag zwei Besucher dem Nest auf dem alten Rathaus ihre Aufwartung. Es handelte sich um die Besucher 7 und 8 in der diesjährigen Storchensaison. Wie Sie bereits sicher vermuten, blieben die Gäste abermals nur kurze Zeit im Nest. Die Aufenthaltsdauer währte – Dank der konsequenten Beobachtertätigkeit von Carola, Marga und Storchenfan – von 12:30 Uhr bis 12:48 Uhr. Mit dem Abflug der beiden Adebare endete auch  jegliche weitere „Storchensichtung“ für den Rest des Tages.


12:30 Uhr
Der erste Storch landet

Achtung!
Gleich erscheint der zweite Storch!
   

Werden sie bleiben?

12:47 Uhr Es wird ein Kurzbesuch bleiben!


12:48 Uhr Allein bleibe ich nicht!

Auch bei Einbruch der Dunkelheit blickten wir in ein leeres Nest, das tagsüber – von dem Blitzbesuch des Storchenpaares abgesehen – immer wieder von Tauben und Dohlen bevölkert war.

Seit einigen Tagen hat sich in Schopfloch ein Storchenpaar auf dem Rathaus der Marktgemeinde eingenistet. Da beide Störche dort keinen Ring tragen, läge es sicher nahe, in unseren heutigen Besuchern das Schopflocher Storchenpaar zu vermuten. Einzig die Tatsache, dass die Gäste von heute Mittag ebenfalls unberingt waren, lässt mich diese Möglichkeit ins Kalkül ziehen. Bei guter Thermik und selbst ohne diese ist es für Störche kein Problem, die 6 Kilometer zwischen beiden Orten mühelos zu überbrücken.

Nun beginnt so langsam die Zeit, in der sich bei den Dinkelsbühler Dohlen Frühlingsgefühle regen. Dies bedeutet, dass sie nun verstärkt in Brutstimmung geraten und an den Ausbau ihrer Nester in den Nistkästen unter dem Dach der großen Georgskirche denken. Als „Nistmaterialspender“ hat sich in den vergangenen Jahren unser Storchennest bestens bewährt. Wer schon länger Gast unser Website und damit auch Leser meines Tagebuchs ist, wird sich sicher an manche Brutzeit erinnern, in der das Storchennest von bis zu 15 Dohlen gleichzeitig im Verlauf von wenigen Wochen fast komplett „abgebaut“ wurde. Sie brauchen sich aber nicht zu sorgen! Je früher die Störche zurückkehren umso weniger Gelegenheit zum Diebstahl von Nistmaterial bleibt den Dohlen. Und selbst nach verspäteter Rückkehr von Meister Adebar aus dem Winterquartier ist es für diese ein Leichtes, den Schwund in wenigen Tagen wieder auszugleichen.

Wussten Sie, dass im vergangenen Jahr 2010 bereits am 4. März unser erster Dauergast am Nest erschien, dem 10 Tage später der Partner folgte? Wussten Sie außerdem noch, dass genau heute vor einem Jahr ein später Wintereinbruch eine dicke Schneedecke über das Nest zauberte? Nachzulesen unter

http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_10/chronik2010_01.htm

 
08. Mrz. 11

Nach einer kalten Nacht bei minus 5 Grad und einer schnellen Erwärmung auf plus 10 Grad in den späten Nachmittagsstunden standen die Voraussetzungen für einen echten Vogelzugtag sehr günstig. Dazu kam noch eine starke Brise aus vorwiegend südlichen Richtungen. Viele Kiebitze waren in den weiten Wiesenflächen an Altmühl und Wörnitz zu beobachten. Über meiner Heimatstadt Feuchtwangen kreisten um 12 Uhr mittags zwei Fremdstörche niedrig über das Storchennest auf dem alten Rathaus. Das ortsansässige Paar machte seine Sache ausgezeichnet, war punktgenau zur Stelle und einige Klapperstrophen reichten aus, die Fremden zum Abdrehen in nördliche Richtung zu veranlassen. Diese Beobachtung zeigte mir, dass vielleicht heute oder wenigstens noch in dieser Woche etwas in der Luft liegen könnte, was unserem Dinkelsbühler Storchennest zugute kommen könnte.

Taube und Dohle waren während des Tages regelmäßige Besucher am Nest und es schien, als würden sie die Sonnenstrahlen in der Storchenbehausung besonders genüsslich auskosten. Als es schon den Anschein hatte, dass auch der Faschingsdienstag ohne einen Storchenbesuch enden sollte, gab es doch noch die Überraschung des Tages und damit einen prächtigen Abschluss der Faschingssaison und einen gelungenen Einstieg in die vor uns liegende Passionszeit.

Als schon niemand mehr mit einer unerwarteten Wendung rechnen konnte, geschah mit einbrechender Dunkelheit doch noch ein kleines Wunder. Wie aus dem Nichts stand im letzten Abendlicht und nur noch schemenhaft zu erkennen ein leibhaftiger Storch im Nest. Ganz anders als seine bisherigen acht „Vorgänger“ wirkte Besucher Nummer 9 auf mich gleich wie ein alter Bekannter. Wer zu so später Stunde noch einem Nest einen Besuch abstattet, hat auch die Absicht, dort zu übernachten. Und wer einmal in (s)einem Nest die Nacht verbracht hat, für den steigen auch die Chancen, dass er länger bleibt und vielleicht diese Bleibe aus früherer Zeit kennt. Ich meine, dass Besucher Nummer 9 mit großer Sicherheit einen Teil des Brutpaares aus dem letzten Jahr verkörpert. Dafür spricht auch die Tatsache, dass das angesprochene Exemplar unberingt ist. Sollten wir also mit dem heute Abend eingetroffenen Adebar den Beginn einer kontinuierlichen Besetzung unseres Storchennestes erlebt haben? Wir werden die weitere Entwicklung mit Spannung und Freude erleben. Ich meine, dass es im Augenblick wirklich gut aussieht. Aus Erfahrung weiß ich aber auch, dass ich in dieser Beziehung auch schon des Öfteren enttäuscht worden bin. Für die Bebilderung meines Eintrages greife ich erneut auf Schnappschüsse aus Ihren Reihen zurück und verweise dabei zusätzlich ausdrücklich auf den Film von Karola, den sie unter dem Eintrag Nr. 65076 ins Gästebuch gestellt hat. Sie konnte nämlich die Ankunft von Storch Nr. 9 leibhaftig als Besucherin der Innenstadt von Dinkelsbühl erleben und in bewegten Bildern festhalten. Wenn das kein gutes Omen ist, Carola?

 
Besucher Nummer 9 ist gelandet


:.. und scheint Gefallen zu finden!

Heute wird im Gästebuch wieder einmal nach Schorsch gefragt? Für alle, die Schorsch nicht kennen, sei gesagt, dass wir diesen Namen einem wahren Unglücksraben gaben, der sich aber schließlich zu einem echten Helden entwickelte. Am 30. April 2007 erschien Schorsch, er war das Männchen des damaligen Paares, mit einer schrecklichen Verletzung nach der Nahrungssuche wieder am Nest. Über die Hälfte des Unterschnabels fehlte. Wie es zu dieser Verletzung kam, bleibt Spekulation. Dennoch neige ich zur Ansicht, dass Schorsch in eine Falle geriet (Bisamrattenfalle), die ihm zunächst den Unterschnabel abschlug. Später fiel auch noch der Oberschnäbel auf fast gleicher Höhe ab, ein Zeichen dafür, dass dieser auch durch das angesprochene Ereignis vorgeschädigt war, nicht mehr durchblutet wurde und durch Aktionen bei der Futtersuche schließlich ganz abbrach. Lesen Sie alles darüber im Tagebuch nach. Als Schorsch auch noch seinen Oberschnabel verlor, schrieben wir den 30. Mai. Das Dinkelsbühler Paar blieb in diesem Jahr ohne Nachwuchs. An der Verletzung von Schorsch lag es mit Sicherheit nicht. Es ging in diesem Mai drunter und drüber am Nest. Stets waren auch Fremdstörche in das Geschehen involviert und auch seine mit einem Züchterring markierte Partnerin verhielt sich wenig kooperativ. Man hatte zeitweilig den Eindruck, bei unseren Adebaren des Jahres 2007 handle es sich um ein Schwulen- oder Lesbenpaar.

Es waren für mich damals die schlimmsten Tage und Wochen in meiner Tagebucharbeit. Die Emotionen kochten hoch und ich wurde mehrfach mit dem Tode bedroht. Aber am Schluss stellte es sich heraus, dass meine Haltung in diesem Drama doch nicht ganz verkehrt war. Das Drama zum Nachlesen beginnt hier:
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_05.htm

Die Sensation war perfekt, als Schorsch – er hatte Dinkelsbühl Ende August verlassen – am 26. Februar 2008 erneut am Nest auftauchte. Obwohl unberingt, konnte man ihn auf Grund seines unverwechselbaren Kennzeichens „Schnabel“ sofort erkennen.
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_08/chronik2008_01.htm (hier steht alles!)

Es schien so, als sollte der Schnabel ein kleines Stückchen nachgewachsen sein, aber zur einstigen Größe reichte es – und das wusste man von Anfang an – nicht mehr. Am 13. April heiratete Schorsch. Seine neue Partnerin (ohne Ring) ließ sich auf eine Brutzeit mit Schorsch ein und am 23. April lag das erste Ei im Nest, ein Junges flog aus. Am 30. August sah man Schorsch zum letzten Mal.

Als sich bereits in den ersten Märzwochen 2009 wieder ein neues Paar einstellte, sah jedermann auf die Schnäbel der beiden Adebare. Sie waren ganz normal! Doch eines Tages, in einer Stunde, in der beide Nestbewohner auf Nahrungssuche waren, tauchte erneut ein Fremder am Nest auf! Es war am 20. März. Schorsch stand unerwartet im Nest. Er war etwas zu spät zurückgekehrt und musste nun gegen die neuen Nestbesitzer kämpfen. Schorsch verlor und musste weichen. Am 25. März trieb sich Schorsch immer noch vor den Toren der Stadt herum, am Nest selbst tauchte er jedoch zunächst nicht mehr auf! Carola entdeckte ihn ein weiteres Mal am 1. April, nur wenige Kilometer vom Nest entfernt und am 23. April fast an der gleichen Stelle. Hatte Schorsch keine Kraft mehr, sein altes Nest zurückzuerobern? Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich dort immer noch kein festes Paar niedergelassen. Da geschah doch noch etwas! Am 27. April versuchte es Schorsch erneut, sein altes Territorium zu besetzen. Er war zurück am Nest! Hatte sich seine Hartnäckigkeit ausgezahlt? Doch der Konkurrent am Nest ließ Schorsch auch am Folgetag keine Chance und er musste abermals weichen. So endete der 28. April. Nicht Schorsch, sondern der Rivale übernachtete im Nest. Am 30. April traf Carola unseren Schorsch erneut vor den Toren der Stadt und diesmal hielt sich sogar ein zweiter Storch in seiner Begleitung auf. Die Begegnungen mit Schorsch nahmen damit noch kein Ende. Am 1. Mai hielt sich der Gesuchte unmittelbar an der Wörnitz bei der Froschmühle auf. Dort saßen einige Angler und Schorsch (Kennzeichen Schnabel!) erinnerte sich an die Tage vor zwei Jahren, an denen er nach seinem Schnabelunfall aus diesem Personenkreis den einen oder anderen Fischköder oder Beifang zugeworfen erhielt. Einigen Personen riss Schorsch damals manchen Futterhappen sogar aus der Hand. Und diese Praxis schien er auch jetzt noch zu nutzen. Am 8. Mai schließlich erhielt ich einen Anruf aus der Kobeltsmühle, einem Dinkelsbühler Ortsteil, mit der Information, dass sich dort schon seit Tagen ein sehr zutraulicher Storch herumtreibe und auch schon auf dem Dach des Wohnhauses genächtigt hätte. Kein Zweifel auch hier! Es war wieder ein Lebenszeichen unseres Schorschs. Am 22. Mai hatte erneut Carola ein weiteres Date mit Schorsch. Abermals gab er ein Lebenszeichen aus dem Umfeld der Stadt. Sie traf ihn in Botzenweiler – einem Dinkelsbühler Ortsteil – im Vorgarten eines Wohnhauses und konnte spektakuläre Bilder schießen.
http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_09/chronik2009_05.htm

Es kann davon ausgegangen werden, dass Schorsch auch danach noch die Gegend um Dinkelsbühl unsicher machte. Gebrütet hat er aber auf Grund seiner Lebensgeschichte im Jahre 2009 weder in Dinkelsbühl selbst noch irgendwo anders. Danach verliert sich allerdings die Spur von Schorsch. Er sollte aber auf alle Fälle im Herbst 2009 abgezogen sein. Für die darauf folgende Zeitspanne gibt es aber von Schorsch kein verlässliches Lebenszeichen mehr. Nachrichten im vergangenen Jahr, dass sich abermals ein Storch Anglern an der Wörnitz in ungewöhnlicher Weise genähert haben soll, sind nie bestätigt worden und konnten auch nicht überprüft werden. So endet die Geschichte von Schorsch, einem Tier, das seine Situation in unglaublicher Weise meistern konnte. Oder gibt es vielleicht doch noch eine Fortsetzung?

Viel Spaß beim Lesen in alten Tagebuchjahrgängen!

 
09. Mrz. 11

Ein Anfang ist geschafft! „Mann“ (?) hat tatsächlich im Nest übernachtet und damit den Grundstein für weitere positive Entwicklungen gelegt. Besucher Nummer 9 schälte sich im Morgengrauen aus dem Dunkel der Nacht.

 
Im Morgenlicht

Er gehört ganz sicher hierher und kennt das Nest zumindest aus einer früheren Brutzeit. Dass er sich heute nur sehr wenige „Auszeiten“ gönnte, unterstreicht diese Einschätzung überaus deutlich. Blieben unsere vorherigen Gäste (Nummer 1 bis 8) stets nur wenige Minuten im Nest, ist es bei Besucher Nummer 9 geradezu umgekehrt. Ich sitze im Augenblick um 16:45 Uhr am Schreibtisch über diesem Eintrag, durfte mich auch seit den Morgenstunden fast ununterbrochen in der Nähe meines Notebooks aufhalten und erlebte dabei nur einen Abflug von Adebar und eine „Abwesenheit“ zwischen rund 13:00 Uhr und 14:30 Uhr.


Vom Ausflug zurück

Da darf ich aber noch einiges ausbauen

Als sich die Dämmerung über das Nest senkte, stand unsere „treue Seele“ nach wie vor eisern in der Wohnung und ließ diese keine Minute aus dem Auge. Doch gegen 18:15 Uhr kam es noch einmal zu einem Abflug. Ein kleines Abendessen stand noch aus! Die zweite Nacht als uneingeschränkter Hausherr ließ unser Hausherr aber sicher nicht aus. Obwohl ihn die Webcam nicht mehr zeigen konnte, kam er im letzten Tageslicht zurück.
 
10. Mrz. 11

Ein insgesamt sehr ruhiger Tag, der unserem Nest wenig Neues brachte. Die Anwesenheit unseres ersten Dauergastes währte unverändert und mit etwas Glück durfte man Adebar ausgiebig im Nest bewundern.

 
Die Nummer 9!

Dass er natürlich auch außerhalb des Nestes weilte und damit nicht zu sehen war, sollte in dieser Phase der Brutzeit keinesfalls überraschen. Erstens muss jeder Storch auch mehrere Stunden am Tag nach Nahrung suchen. Gerade dieser Aspekt ist im Augenblick besonders zu beachten. Seit Anfang Februar sind in unserem Raum gerade mal 16 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. Für die letzten 6 Wochen ein sehr niedriger Wert und es steht in naher Zukunft auch keine große Regenperiode zu erwarten. Da es Adebar gerne etwas feuchter hätte, muss er wohl statt der erwarteten Regenwürmer verstärkt auf Kleinsäuger, wie Mäuse, ausweichen. Zudem dürfte unser Gast auch heute wieder den starken Wind zu einem größeren Ausflug genutzt haben. Wer weiß? Vielleicht begegnet ihm ja bei derlei Wanderlust einmal die oder der Richtige, wenngleich ich mir ziemlich sicher bin, dass Nummer 9 ein männlicher Storch sein dürfte.

In dieser Phase der Brutzeit kommen auch noch andere Kriterien zum Tragen. Da der Zuzug der Störche noch weitere Wochen anhalten sollte, ist stets damit zu rechnen, dass Paare, die sich bereits gebildet haben, aber nicht die angestammte Nestbesatzung darstellen, in nächster Zeit noch von den rechtmäßigen Eigentümern aus dem Nest verjagt werden. So vor einigen Tagen in Mosbach geschehen: Die alte Störchin fand bei ihrem Eintreffen an ihrem langjährigen Nistplatz ihren Platz besetzt. Einige Attacken, bei denen auch reichlich Blut floss, genügten, um sich ihre angestammte Stellung zurückzuerobern. Oder als zweites Beispiel: In Gunzenhausen hatte sich am 26. Februar ein Paar eingestellt, dessen Partner beide unberingt waren, während im vergangenen Jahr zwei Ringstörche dort erfolgreich brüteten. Man baute in der Zwischenzeit das Nest gewaltig aus, paarte sich regelmäßig, bis sich ohne Vorankündigung die Situation am 6. März zu ändern begann. Das unberingte Paar war nur noch in den Vormittagsstunden anwesend, am Nachmittag stand plötzlich ein mit einem Elsa-Ring gekennzeichneter Storch im Nest, der in der Nacht allein im Nest verblieb. Am 7. März blieb es in Gunzenhausen ziemlich ruhig, nur einmal ließ sich ein Storch ohne Ring kurz im Nest sehen. Einen Tag später suchte man am Morgen und am Abend vergeblich nach Störchen. Am 9. März taucht nachmittags der schon erwähnte Ringstorch wieder auf und übernachtete erneut. Und schließlich blieb auch heute das Nest in der Hand des Ringstorchs. Das scheinbar bereits fest etablierte Paar der vergangenen 14 Tage blieb verschwunden. Nun wartet er oder sie auf einen Partner, so wie im Falle Dinkelsbühl. Werfen Sie doch mal einen Blick auf die dortige Situation!
http://www.lehner-zumstorchennest.de/storchennest.html


Eine neue Situation in Gunzenhausen

 
11. Mrz. 11

Es ließ sich so schön an! Doch lassen Sie mich die Ereignisse der Reihe nach schildern! Nummer 9 hielt in den Vormittagsstunden eisern die Stellung im Nest.


Ein schöner Rücken am Morgen

Schon da hatte man den Eindruck, als beobachte unser „Platzhirsch“ seine Umgebung ganz genau und es schien, als ob er etwas oder jemanden erwartete. Einige Minuten vor 12:30 Uhr bewiesen die Reaktionen des Nestbesitzers ganz eindeutig, dass er etwas sah, was wir (noch) nicht erblicken konnten. Hefiges Flügelpumpen, Drohklappern, Abspreizen der Flügel, all diese Verhaltensweisen liefen ab.


Da kündigt sich etwas an!

Wenig später – die Kamerauhr zeigte 12:30 Uhr – stand wie aus dem Nichts Storch Nummer 10 neben der Nummer 9. Größenverhältnisse, Schnabelstruktur und die gesamte Erscheinung ließen keinen Zweifel: Ein Weibchen war gelandet!


Das Paar für eine gute Stunde

Dass es dabei zu keinen Raufereien und Nicklichkeiten gekommen war, erhärtete in mir den Verdacht, dass sich die beiden kennen könnten! Vielleicht war die Partnerin des letzten Jahres gelandet? Man sah in der Folge ein harmonisches Paar, das sich nun nicht Hals über Kopf ineinander verliebte, aber auch keine Aversionen an den Tag legte. Ich muss gestehen, dass ich in diesem Moment schon ein wenig daran dachte, unser diesjähriges Paar könne sich gefunden haben. Als rund 70 Minuten später Nummer 10 aus mir nicht bekannten Gründen aus dem Nest verschwunden war, konnte man an den Reaktionen von Nummer 9 (unserem bisherigen Dauergast) ersehen, dass sich seine Stimmung geändert hatte und er abermals sein Droh- und Abwehrverhalten abspulte. Ganz sicher muss ein weiterer, für uns nicht sichtbarer Storch dieses ausgelöst haben.

 
Neue Aufregung und Ende der Hoffnung!

Hatte es sich Nummer 10 anders überlegt? War sie ohne Grund abgeflogen oder war ein weiterer Storch die Ursache für den gesehenen Verhaltensablauf? Egal! Am Schluss blieb Nummer 9 wieder allein und wir alle mussten die kurz zuvor geweckten Erwartungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Nummer 10 blieb für den Rest des Tages verschwunden und lediglich Nummer 9 fand sich nach der Nahrungssuche um 18 Uhr am Nest ein und blieb dort eine weitere Nacht.

 
12. Mrz. 11

Nach frostiger Nacht gab es zum Sonnenaufgang bei minus 4 Grad die niedrigste Temperatur, doch schnell erwärmte sich an diesem Tag die Luft auf über 0 Grad. Schließlich wurden in den Nachmittagsstunden mit 16 Grad die vorläufig höchsten Tageswerte des Jahres erreicht. So viel zum Wetterbericht!

Von der Storchenfront dagegen gibt es an diesem herrlichen Samstag wenig Neues zu vermelden. Dass Storch Nummer 9 nun schon ein Weilchen für Belebung und Belegung am Nest sorgt, darf ja schon als Teilerfolg im Hinblick auf ein sich bildendes Paar betrachtet werden. Doch so glatt läuft die ganze Angelegenheit noch nicht über die Bühne. Gestern hatte es erstmals so richtig den Anschein, ein Paar könne sich gefunden haben haben, doch heute tat sich auf diesem Gebiet schon wieder gar nichts mehr. Ich meine damit, dass ein zweiter Storch nicht erschien und unser „Platzhirsch“ das Nest alleine in Beschlag hielt. Er ließ uns auch tagsüber häufiger in ein leeres Nest blicken und stellte sich erneut zum Einbruch der Dunkelheit gegen 18 Uhr zur Übernachtung ein. Mit dem wahrscheinlichen Männchen können wir also schon mal fest rechnen!

So sah es die
meiste Zeit heute aus!.

Soll ich mit dem Ausbau
des Nestes noch warten?

 
Da landet er wieder!

 
13. Mrz. 11

Kein Nachtfrost mehr, kaum noch Sonne wie in den letzten Tagen und nur 13 Grad Höchsttemperatur, so präsentierte sich heute in Kurzform der Wetterbericht. Durch die Straßen Dinkelsbühls wälzten sich an diesem Sonntag Tausende von Besuchern des traditionellen Josephi-Marktes. In den  Straßen der Altstadt pulsierte das Leben und auch im Storchennest herrschte Hochbetrieb. Ob es die Besucher des Marktes mitbekamen? Ich denke, dass nur wenigen Gästen der Stadt das Geschehen über ihren Köpfen auffiel. So bleibt es mir vorbehalten, Ihnen und allen, die es nicht sehen konnten, das Tagesgeschehen in Wort und Bild vorzustellen. Beim Bildmaterial waren mir wieder die zahlreichen „Schnappser“ aus dem Gästebuch behilflich. An den Anfang darf ich jedoch zwei großartige Bilder von Carola als kleinen Nachtrag meiner Schilderungen aus dem Leben unseres Storches Schorsch stellen. Nachzulesen sind diese Aufzeichnungen im Tagebucheintrag vom 8. März.


Das war Schorsch im Mai 2007

Nummer 9, unser diesjähriger Dauergast – oder besser - der Storch, der bisher am längsten kontinuierlich dem Nest die Treue hielt, tat in den Vormittagsstunden etwas, was wir aus dem Vorjahr von einem Vertreter unseres Storchenpaares zur Genüge kannten, nämlich eine Vorliebe für Dachspaziergänge.

 
Das kommt uns doch alles bekannt vor!

Sollte dies ein weiterer Beweis sein für die Identität des momentanen Nestinhabers? Ich denke schon, dass diese Verhaltensweise zumindest einen Anhaltspunkt dafür liefert, dass Nummer 9 das Männchen aus dem Vorjahr ist. Wenn wir noch ein wenig weiter blicken, kommt noch ein nicht unwesentlicher Aspekt hinzu. Auch im letzten Jahr verwies der Storchenmann reihenweise Partnerinnen aus dem Nest und erst am 30. März, nach einer ganzen Serie von Verlobungen und Anbandelungsversuchen, hatte er die richtige Gespielin gefunden und danach ging alles rasend schnell.

Ähnliches passierte also heute erneut! Sehr überraschend stellte sich – nach einem Tag Pause – abermals ein zweiter Storch, mit Sicherheit eine potentielle Partnerin ein. An ihr fiel zunächst die gegenüber dem Männchen blassere Beinfärbung auf. Außerdem sah ein geübter Blick sogleich, dass auch sie unberingt war.


Nummer 10 ist gelandet!

Beginnende Harmonie der Bewegungen


Der erste Paarungsversuch!

Da nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden kann, dass der neue Besucher schon vorgestern das Nest und seinen Inhaber besucht hatte, fahre ich in meiner Nummerierung fort und gebe der „Neuen“ die Nummer 11 in der laufenden Reihenfolge. Die Uhr zeigte kurz nach der Landung 11:16 Uhr. Die scheinbare Harmonie des Paares mochte gleich verblüffen, sind doch parallel ausgeführte Bewegungen ein erstes Indiz für eine Abstimmung aufeinander auch auf sexuellem Gebiet. Als schließlich das Erwartete um 11.34 Uhr eintrat und die erste Paarung, sicher aber der erste Paarungsversuch anstand, schien die Welt noch in Ordnung. Jedoch hatte ich die Rechnung ohne unser Storchenpaar gemacht. Vielleicht spielte – ohne in den Blick der Kamera zu geraten – ein dritter Storch ebenfalls noch eine Rolle. Jedenfalls blieben die Neu-Verliebten nicht ungestört und der Neuankömmling wollte einfach nicht dauerhaft am Nest verweilen oder wurde von „Ihm“ einfach nicht kontinuierlich geduldet. „Sie“ startete von 12:30 Uhr bis um 12:47 Uhr dem Männchen noch einmal einen Besuch ab, es kam aber erneut zum unvermittelten Abflug unseres Hoffnungsträgers.


Nach kurzer Abwesenheit noch einmal vereint!

Als wolle „Er“ noch demonstrativ lange im Nest als „Wieder-Single“ ausharren, hielt er weiter die Stellung, ehe er dann gleichfalls zur Nahrungssuche abflog. Doch die letzte „Lichtstunde“ des Tages brachte ein weiteres Hin- und Her. So traf man unser Gespann gegen 17:30 Uhr noch einmal für drei Minuten in der Storchenbehausung und erneut erfolgte ein reichlich unmotivierter Abflug.


Noch ein Versuch!

Als dann „Er“ zur Übernachtung einflog, ging das Wechselspiel weiter. Im letzten Tageslicht hatte man den unbestätigten Eindruck, dass „Er“ nach einigen vergeblichen Landeversuchen des Weibchens allein die Nacht im Nest verbrachte.


Da lässt eine nicht locker!

 
14. Mrz. 11

Weiterhin ein Hauch von Frühling! Verbunden mit einer steifen Brise lässt solches Wetter für alle Vögel, die die Absicht haben, eine weite Strecke zu fliegen, ein gutes Gelingen erwarten. Zwischen 3 Grad und 14 Grad bewegte sich die Temperaturspanne. Jedoch der Regen blieb bislang aus. Im Monat März konnten wir in Feuchtwangen und damit auch in Dinkelsbühl gerade einen Liter Niederschlag auf den Quadratmeter, verteilt auf einige Tage, verbuchen. Das war es mit der Herrlichkeit. Auf diesem Gebiet besteht somit dringender Nachholbedarf!

Unser Storchenmännchen der vergangenen Tage konnte sich auch heute nicht so recht entscheiden, wohin sein Weg führen soll? Er bekam in den Vormittagsstunden abermals Besuch von (s)einer Storchendame, die von den Körperproportionen zierlicher ausfällt und über die schon früher erwähnte zart rosafarbene Beinfärbung verfügt. Diese blasse Farbe kann natürlich auch von einem dünnen Erdfilm herrühren, den sie sich beim Waten durch schlammhaltiges Substrat geholt haben könnte. Nach dem Antrocknen des erdigen Materials überzogen sich die Beine mit einem graubraunen Film, der nun die Beine in dieser Weise zieren. Auf alle Fälle ist das Weibchen an dieser Eigenschaften ganz gut von anderen Besuchern zu unterscheiden. Obwohl ich fest davon ausgehe, dass besagte Störchin uns schon mehrmals die Aufwartung machte, fahre ich in unserer Gäste-Nummerierung fort und vergebe dem heutigen Besucher die Nummer 12. Denn nachweislich im Nest übernachtet hat dieses Exemplar noch nicht und erst ab einem solchen Zeitpunkt wissen wir genau, dass die Paarbildung endgültig vollzogen ist und das Bäumchen-Wechsle-Dich-Spiel beendet ist (meistens). Dass das heutige Aufeinandertreffen der beiden Hoffnungsträger erneut von einer offenbar erfolgreichen Paarung gekrönt war, bedeutet schon einen Pluspunkt in der Beziehung untereinander.


Am Morgen
alleine im Nest

Besuch von einer möglichen
Partnerin um 10:17 Uhr


Die Krönung!?

Das, was sich gerade an unserem Nest abspielt, ist nun nichts Besonderes im Zusammenleben der Störche. Hier gilt es einfach zuzuwarten, bis bestimmte angeborenen Verhaltensabläufe aufeinander abgestimmt und synchronisiert sind. Da sind weder Gefühle noch Vorlieben oder Abneigungen im Spiel. Die vielleicht neue Partnerin muss ihre Signale erst auf den Storchenmann abstimmen und umgekehrt. Mit Ausnahme einer kurzen gemeinsamen Zeit am Nest sah man „Ihn“, wenn überhaupt, allein am Nest. Die Nacht verbrachte er ebenfalls ohne eine Partnerin im Nest. Dass sich die Noch-Verschmähte dennoch im Umkreis der Stadt aufhält und nur auf die nächste Gelegenheit wartet, darf zudem angenommen werden.


Gute Nacht!

 
15. Mrz. 11 Vom Wetter ein Traum! Der bisher wärmste Tag des Jahres mit 17 Grad Höchsttemperatur und strahlendem Sonnenschein. Ansonsten glichen sich die Storchen-Ereignisse im Vergleich zum Vortag fast haargenau. Der Hausherr begann den Tag allein im Nest, er erhielt wiederum Partner-Besuch in den Vormittags- und Mittagsstunden mit dem üblichen „Programm“. Auch Paarungen gehörten dazu, nur dass diese diesmal weniger überlegt ausgeführt wurden und man den Eindruck gewann, sie glichen mehr Vergewaltigungsszenen. Beendet wurden solche Versuche nicht selten mit dem Abflug des Weibchens. Das Männchen ließ sich darauf im Nest nieder und erweckte den Anscherin, als wolle es sich gar nicht mehr erheben. Die heutige Besucherin erhält von mir die Nummer 13. Der Tag endete so wie die vergangenen Tage ebenso mit einer weiteren Nacht mit einem Single-Storch.


Aufstehen, guten Morgen!

 
Auf Besuch

 
16. Mrz. 11

Der Vorfrühling macht eine Pause! Bei 11 Grad beendete das Thermometer seinen Höhenflug. Und auch in den nächsten Tagen liegen wir mehr auf der kälteren Seite des Frühlings. 0,4 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter bedeuten noch keine Entspannung der prekären Niederschlagssituation der letzten Wochen.

Unser Dauergast – und hier gleichen sich die Ereignisse erneut – verlebte die Nacht und die Vormittagsstunden allein im Nest. Kurz vor 10 Uhr erschien abermals ohne große Aufregung, ohne großes Drohen und Geklapper durch den Hausbesitzer die Storchendame der letzten Tage, der ich dennoch die Nummer 14 in der Reihe unserer Besucher gebe.

 
Das sind sie wieder!

Die Begrüßung verlief unterkühlt, sie war aber durch keine Aggressionen geprägt. Lediglich unser Männchen versuchte, einige Paarungen an die „Frau“ zu bringen, er erfuhr aber keine Bereitschaft zum Mitmachen, so dass er die Versuche jedes Mal abbrechen musste oder wenig motiviert vom Rücken der Dame abglitt. Dass sie nach der Nestlandung des Männchens selbst in Platzschwierigkeiten geriet, konterte sie durch einen überstürzten Abflug vom Nest, der den verhinderten Liebhaber danach allein im Nest zurückließ. Natürlich muss auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass das Weibchen danach möglicherweise - für uns unsichtbar – auf dem Dachfirst des Nestgebäudes oder in unmittelbarer Nähe desselben zu stehen kam. Auffällig war an diesem Mittwoch außerdem, dass es in den Nachmittagsstunden noch mindestens zweimal zu „Paarfindungen“ unseres merkwürdigen Paares kam.

 
Heute bleiben sie mal länger zusammen!

Man stand dann meist mehr oder weniger teilnahmslos nebeneinander, tat sich nichts Gutes und auch nichts Böses und bewahrte einen imaginären Status Quo. Zwischendurch waren aber auch beide für mehr oder lange Zeit unterwegs. Bei allem Verständnis für die Storchensituation muss doch gesagt werden, dass der richtige Zug im Verhaltensrepertoire noch nicht erkennbar ist! Man trödelt umeinander, verhält sich reichlich indifferent, weiß nicht so recht, was als nächstes angesagt ist und lebt ziemlich nebeneinander her! Meine Herrschaften: Wenn es mit euch beiden nicht klappen will, sucht euch doch mal schnell einen neuen Partner!

Am frühen Nachmittag hatte man den Eindruck, ein gut harmonierendes Paar vor sich zu haben. Der Mann lag in der Nestmulde, sie stand daneben und ein unbedarfter Beobachter hätte ein solches Bild als den Beginn der Eiablage eingestuft. Doch weit gefehlt! Kurz darauf flog man getrennt voneinander wieder ab. Die Dämmerung zog auf und bald war über die Webcam nichts mehr zu erkennen. Kamen abseits der Blicke der Kamera vielleicht sogar beide Partner zur Übernachtung? Ich nutzte die Gelegenheit, um mir vor Ort noch schnell ein Bild der augenblicklichen Lage zu machen.

Hatte ich in Schopfloch (6 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt) mit einem besetzten Storchennest gerechnet, fand ich dagegen keine Übernachtungsgäste im dortigen Nest vor. Eigentlich ungewöhnlich, dachte ich, hatte ich doch schon häufiger ein Storchenpaar in diesem Jahr dort beobachtet. Sollte am Dinkelsbühler „Kuddelmuddel“ in diesen Tagen vielleicht sogar das Paar aus Schopfloch beteiligt sein? Dies würde einiges erklären und unberingt waren die Schopflocher Störche bislang auch. Sollte also zumindest einer, wahrscheinlich jedoch beide Schopflocher, immer mal nach Dinkelsbühl hinunterfliegen und dort für Unruhe sorgen. Sollten sich die beiden Auswärtigen auch ab und an um den Solisten in Dinkelsbühl kümmern und damit mehr „Storch“ vortäuschen als im Grunde vorhanden ist? Im Schopflocher Nest stand heut gegen 20:00 Uhr kein Adebar. Dass sie dort ganz verschwunden sind, glaube ich aber auch nicht! Also könnte doch!?

In Dinkelsbühl angekommen, erkenne ich schnell, dass zwei Störche im Nest übernachten. Also hat die lange Zweisamkeit während des Tages im Dinkelsbühler Nest, beide in der Nacht erstmals wieder dort zusammengeführt. War es gar das Schopflocher Paar, das da im Nest stand? War es wenigstens ein Partner aus Schopfloch, der sich unserem Solisten angeschlossen hat oder haben die Schopflocher Störche überhaupt nichts mit unseren beiden Recken zu tun und bilden doch ein eigenständiges Paar, das nur noch etwas Zeit braucht, um sich zu finden? Ich muss die Antwort schuldig bleiben. Auch heuer gab es – allein durch Webcambilder und beringte Störche gesichert – Beobachtungen desselben Storchenpaares an zwei verschiedenen Nestern. Ich lege Ihnen die entsprechenden Schnappschüsse bei, auch wenn wegen der geringen Bildgröße Details hier nicht erkennbar sind. Das genannte Paar wechselte innerhalb weniger Stunden zwischen den Nestern von Merkendorf (http://www.maag-electronic.de/StorchenCam/) und Wolframs-Eschenbach hin und her (http://www.really.de/kunden/kamera/webcam.html) her. Seine Wahl dürfte in der Zwischenzeit auf das Nest in Wolframs-Eschenbach gefallen sein, denn dort hält es sich in den letzten Tagen ausschließlich auf und übernachtet auch in ihm.


Dasselbe Paar in Merkendorf ...


... und in Wolframs-Eschenbach

Hier noch zum Schluss einige. Bemerkungen zum bestehenden Nest auf dem alten Rathaus. Von großer Bauwut wurde es bislang noch nicht ergriffen. Auch unser Platzhirsch hält sich mit dem Eintrag von neuem Nistmaterial reichlich zurück. Ein Paar Äste aus dem Vorjahresbestand sind neu geordnet und vielleicht eine Handvoll neues Material eingetragen worden, einige Grashalme sollten es auch noch gewesen sein. Das war es!
 
17. Mrz. 11

Das Wetter macht im Augenblick keinen Spaß! Da ich etwas kränkle, macht es mir deshalb persönlich nicht so viel aus, wenn ich zu Hause bleiben muss und nicht so intensiv auf den Spuren der Störche wandeln kann.

Da kam mir unser Adebar in dieser Beziehung auch noch ungewollt entgegen. Im Nest tat sich nichts! „Er“ hielt zwar seiner Behausung weiterhin die Treue und war über die längste Zeit des Tages auch darin anzutreffen. Besuch erhielt er – von wem auch immer – nicht. Kein Angreifer, keine verschmähte Liebe und selbst die Dame der Vortage ließ sich nicht blicken. Nichts zu machen! Wir müssen vielleicht auf die nächsten schönen Tage hoffen und bei besserer Thermik mit Neuankömmlingen und weiteren Nestinteressenten rechnen. Keine schlechten Aussichten! Und heute ist doch erst der 17. März.


Nach ruhiger Nacht allein zu Haus

Kein Besuch heute!


Einflug zur Übernachtung
18. Mrz. 11

Noch ein kühler und windiger Tag! Die Quecksilbersäule bewegte sich innerhalb von 24 Stunden gerade mal zwischen 3 und 5 Plusgraden. Ähnliche Verhältnisse (sehr unterkühlt) legte auch unser Alleinunterhalter an den Tag. Bereits wie gestern ließ sich offensichtlich seine vorübergehende Liebschaft nicht mehr blicken, so dass er den Tag (und natürlich auch die Nacht) wieder solistisch verbringen musste. Einziger Lichtblick in dem momentanen Übergangsstadium war, dass ganz augenscheinlich eine gewisse Bauwut erwacht ist. Erstmals in dieser Saison konnte man in den Vormittagsstunden Freund Adebar beim Eintrag von Nistmaterial beobachten und auch der Zustand des Nestes ließ erkennen, dass man in dieser Beziehung tätig geworden war.


Da wird gebaut!

Alles paletti?


Warten!

 
19. Mrz. 11

Nach frostiger Nacht mit minus 3 Grad ein immer noch kalter Vorfrühlingstag mit Höchsttemperaturen von 7 Grad. Am Nachmittag gab es dafür endlich die ersehnte Sonne, so dass es auch in der nächsten Woche mit den Temperaturen wieder aufwärts gehen sollte!

Das Highlight des Tages war ganz eindeutig Besuchsstorch Nummer 15! Auch wenn unser Adebar den neuen Gast nicht ins Nest ließ (zu bedrohlich waren wohl seine Abwehrreaktionen), so gestattete uns der Besucher, einen Blick vom Dachfirst aus auf ihn zu werfen. Dort hinter dem Nest stand er für einige Minuten und zeigte dabei sein rechts mit einem ELSA-Ring markiertes Bein.

 
Der heutige Besucher

Also ganz eindeutig ein anderer Storch als die Besucherin der vergangenen Tage, die sich danach so klang- und sanglos verabschiedete. Ob noch andere Störche bei dieser Aktion mitspielten, kann nicht sicher bestätigt werden, ein weiterer Gast könnte sich schon noch im Umfeld des Nestes oder im Luftraum über demselben aufgehalten haben. Nach dieser Stippvisite war es dann auch schon wieder für den Ret des Tages vorbei. Übernachtet wurde alleine.


Der Übernachtungsgast

Übrigens! Von allen Kameranestern zeigte heute das Bild aus dem Nest in Nördlingen, dass die Brutzeit begonnen hat. Jedes Jahr gibt es diese Beobachtung nun schon so um die Monatsmitte März herum. In den vergangenen Jahren standen die Paare von Donauwörth und Bornheim/Sportplatz an erster Stelle. Von Donauwörth weiß ich im Augenblick noch nichts, in Bornheim lässt das erste Ei noch auf sich warten. Dort hat im Gegensatz zum Vorjahr auch mindestens der Wechsel eines Partners stattgefunden, also müssen sich die „Neuen“ erst finden und das dauert eben ein wenig länger!


Das Nördlinger Nest mit dem ersten Ei!

 
20. Mrz. 11

Nach 6 Minusgraden in der Nacht wurde es ein strahlender Vorfrühlingstag mit 9 Plusgraden, sehr trockener Luft und nach wie vor kühlem und steifem Wind. Die Tradition der Kurzbesuche, die unser Dauerbrenner „Storchenmann“ stets erhält, setzte sich auch heute fort. Für insgesamt rund 5 Minuten hatte er wieder Damenbesuch, insgesamt stattete damit Besucher Nummer 16 dem Nest einen meist nur sehr kurzen Besuch ab. Es will und will einfach nichts werden! Heute spielte sich die Szene ungefähr so ab: 12:08 Uhr Weibchen landet, es ist unberingt, man begrüßt sich, stochert gemeinsam im Nest herum bleibt bis 12:12 Uhr vereint, dann sieht man nur noch „Ihn“, ehe um 12:23 Uhr „Sie“ noch einmal unvermittelt landet. Das letzte Bild stammt von 12:24 Uhr, also bereits eine Minute später. Man erkennt, dass er sie mit einer scharfen Drohgebärde so sehr verschreckt hat, dass sie fast aus dem Nest gestürzt wäre. Danach ließ sich die Storchendame für den Rest des Tages nicht mehr blicken. Der Rest lief unspektakulär ab. Er war mal da, mal auf Nahrungssuche und bei Einbruch der Dämmerung wieder zum Übernachten im Nest.

Chronik eines Kurzbesuches
 

 

 
21. Mrz. 11

Frühlingsanfang!! Und das Wetter tat alles, um dies eindrücklich zu unterstreichen. Am frühen Morgen minus 5, am Nachmittag plus 10 Grad! Und erneut gab es als Krönung einen kurzen Besuch eines Weibchens, das durchaus mit dem gestrigen Besucher identisch gewesen sein kann, aber da es unberingt ist und war, lassen sich keine gesicherten Erkenntnisse ableiten. Fakt ist, dass die Dame erneut für lediglich 5 Minuten das Nest mit dem Hausherren teilen durfte und anschließend für den Rest des Tages verschwand und „Ihn“ abermals alleine zurückließ. Carola hat von den Schnappschüssen dieses Ereignisses unter dem Gästebucheintrag Nr. 65 206 ein bezauberndes Filmchen gebastelt! (http://476139.guestbook.onetwomax.de/)

In Nördlingen wurde in in der Nacht Ei Nummer 2 gelegt!


Das Beweisfoto aus Nördlingen

 
22. Mrz. 11

Das Wetter machte auch heute da weiter, wo es gestern aufgehört hatte. Kalte Nacht mit minus 4 Grad, angenehme Höchsttemperatur bei 14 Grad. Wolkenlos, weiter trocken! Aus dem Nest und vom Nest gibt es nichts Neues. Es geht nun schon ein Weilchen nicht voran. Auf einen Schritt nach vorne, folgt sofort ein neuer Rückschritt. Viele Besucher, die unserem Nest einen Besuch abstatten, aber noch immer kein Paar. So der Stand auch an diesem Dienstag! Ich nutzte heute die Zeit, um mich – wie schon am Samstag und am Montag – über die Besetzungsverhältnisse bei Freund Adebar in Kenntnis zu setzen. Am Samstag klapperte ich die Altmühl ab, am Montag das Ries im Bayrischen Schwaben und heute galt mein Interesse der Aisch. Es sieht zu diesem frühen Zeitpunkt durchweg schon sehr positiv aus. Mein Hauptaugenmerk galt der Feststellung und Ablesung möglichst vieler der vorhandenen Brutstörche. Einen großen Teil konnte ich erfassen und ablesen, aber da stehen sicher noch einige weitere Fahrten auf dem Programm. Rund 40 Ringträger wären auf alle Fälle schon einmal identifiziert. Meine langen Ausflüge ließen es nicht zu, viel Zeit am Computer zu verbringen und auch im Gästebuch herrschte heute hinsichtlich besonderer Ereignisse am Nest Fehlanzeige.

 
23. Mrz. 11 Sollte heute der Tag der Entscheidung gekommen sein? Da taucht doch kurz nach Mittag Besucher Nummer 17 am Nest auf und diese Storchendame soll es nun gewesen sein? Weshalb nun gerade die. Sie sieht für unsere Augen nicht gerade recht viel anders aus als ihre Vorgängerinnen, aber irgend etwas muss sie aber an sich haben, dass sie anders behandelt wird und sich anders verhält als andere. Macht es die Chemie? Welche Chemie? Es gibt Signale, die ein Sender sendet und ein Empfänger empfängt, bei denen zum Glück menschliche Maßstäbe nicht anzulegen sind, die eben rein störchisch zu sehen sind. Solches scheint also heute kurz nach dem Mittagessen passiert zu sein. Schon vorher war es unserem Platzhirsch anzumerken, dass für ihn ein anstrengender Tag bevorzustehen schien. Er hatte zu drohen, mit den Flügeln zu pumpen, ständig gen Himmel zu schielen – einfach Stress pur. Das Szenario rundum kann man sich leicht ausmalen. Von seiner hohen Warte über der Stadt Dinkelsbühl sah Meister Adebar etwas, was kein menschliches Auge aus dieser Distanz erkennen würde: Artgenossen eben! Selbst aus einigen Kilometern Entfernung zeichnen sie sich am azurblauen Himmel deutlich und scharf ab. Gehen von diesen Silhouetten gar optische Reize aus, die unseren Hausherren sogar die alte Partnerin suggerieren? Es besteht kein Zweifel, dass sich Storchenpaare im nächsten Jahr mit Sicherheit an solchen Reizen wiedererkennen und sich sodann wieder ineinander verlieben. Bei allen anderen Interessenten unterbleiben diese Reize und führen damit eben nicht zu Paarbildung oder wenigstens viel schwerer und mühsamer als im Idealfall. Über eine Stunde währte diese Unruhe. Bereits in den späten Vormittagsstunden steigerte sich die Unruhe mal mehr, mal weniger und jeden Augenblick schien der große Moment gekommen zu sein. 12:50 Uhr stand sie endlich da! Ich glaube sicher, dass es nicht die Besucherin war, die unseren Dauergast in den letzten Tagen schon immer mal für kurze Zeit beglückt hatte. Die war anders. Klein und zierlich stand sie da neben „Ihm“. Während „Er“ mit dem Kopf stets aus dem Bild ragte, stößt sie mit dem Kopf gerade an die Oberkante des Webcambildausschnittes, aber keinesfalls darüber hinaus. Also schon ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal unseres ungleichen Paares. Einen Ring lässt die neue Dame des Hauses jedenfalls vermissen, so dass wir uns dieses Merkmals nicht bedienen dürfen. Ist es vielleicht die Partnerin aus dem Vorjahr? Ist es überhaupt der Storchenmann des letzten Jahres? Wir können nur spekulieren. Wollen wir es doch einfach einmal glauben! Das Gegenteil kann ebenfalls nicht bewiesen werden. Über Stunden hielt man miteinander im Nest die Stellung, wir konnten synchrones Verhalten sehen, wir sahen Kopulationen, darunter auch mindestens eine absolut perfekt gelungene. Was will man mehr? Die können es und werden es nun miteinander versuchen. Auch Abflüge nur eines Partners kamen ebenfalls bereits vor und in den Nachmittagsstunden war die neue Dame allein zu Hause, ohne gleich in Panik zu geraten und mit „Ihm“ das Weite zu suchen. Als um 18:45 Uhr der Herr des Hauses zu ihr zur Übernachtung ins Nest schlüpfte, war der Anfang einer gemeinsamen Zukunft abgemacht. Wir werden noch viel Freude haben mit den beiden Turteltäubchen und dürfen uns auf die nächsten 14 Tage freuen, in deren Verlauf mit der Ablage des ersten Eies zu rechnen sein wird. Einen kleinen Wermutstropfen möchte ich abschließend auch noch eingießen: Ich habe Ihnen den Idealfall dargestellt! Sollte sich alles anders zutragen, seien Sie mir bitte nicht böse! Störche sind halt auch nur besondere Menschen! Danke für die Schnappschüsse, ohne die meine Einträge doch etwas trocken daherkämen!

Da droht aber einer schon wieder!

„Sie“ ist gelandet!
   

Annäherungsversuche!

Klasse!
   

Wir wollen es probieren!

Ob er heute noch heimkommt?


Erste gemeinsame Nacht!

 
26. Mrz. 11

Drei Tage ist es heute her, dass sich unser Paar etablierte! Seit dieser Zeit läuft alles genauso wie es nach Lehrbuch verlaufen muss. Von den Schwierigkeiten der vorangegangenen Wochen ist nichts mehr geblieben und nichts mehr zu spüren. Es haben sich eben die Richtigen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort getroffen! Dabei steht gar nicht mit letzter Sicherheit fest, ob unser „Platzhirsch“ wenigstens einen Teil des Paares verkörpert oder ob er ohne großes Aufsehen mal schnell einem Neuen weichen musste. Die Partnerin jedenfalls sollte bei wohlmeinender Prüfung neu zu „Ihm“ gestoßen sein! In diesem Fall ist es ein wenig schade, dass wieder keiner unserer angehenden Brutstörche beringt ist. So können wir über das Wechselspiel in der Nestbesetzung nur ungenaue Angaben machen. An Hand der zahllosen, durch Ringfunde belegten Beobachtungen wissen wir jedoch, dass die Besetzungsverhältnisse zu Beginn der Rückkehr der Störche alles andere als stabil sind! Da geben sich die Störche regelrecht die Türklinke in die Hand. Wenn es bei uns auch nicht ganz 17 verschiedene Besucher waren, bis man sich gefunden hatte, so gibt die genannte Zahl dennoch einen gewissen Größenrahmen vor.

Das Geschehen in diesem Jahr in Gunzenhausen, das mittels Webcam und einem vorhandenen Bildarchiv sehr genau nachverfolgt werden kann, lässt einen fast atemberaubenden Wechsel von verschiedensten Gästen und Besuchern am Nest sichtbar werden. Wer Lust hat, kann einmal die verschiedenen hinterlegten Bilder der Anfangszeit am Nest durchstöbern und wird dabei sein blaues Wunder erleben.
http://www.lehner-zumstorchennest.de/storchennest.html

Wenn einmal ein Paar gelandet ist, muss dies keineswegs das endgültige Brutpaar sein, selbst an einem einzigen Tag ließen sich manchmal bis zu 6 verschiedene Störche ausmachen. Die Storchengeschichte von Gunzenhausen liest sich in Kurzform ungefähr so! Den Anfang Ende Februar machte ein unberingtes Paar. Nach etwa 14 Tagen konnte man stattdessen 2 Ringstörche erkennen. Bei einer Nachkontrolle stellte ich fest, dass nur ein Teil des Paares auch schon im vergangenen Jahr am Nest ansässig war. Der Partner war neu. In einem solchen Fall ist stets Ärger vorprogrammiert. Sollte der alte Nestbesitzer noch eintreffen, käme es mit großer Sicherheit zu einem erneuten Wechsel. Dies passierte denn auch. Nach weiteren Tagen war der alte Partner erschienen und die Neuverpaarung nahm ihren Lauf. Doch damit war das Wechselspiel immer noch nicht vorbei. Nun mischte innerhalb von Stunden mindestens noch ein weiterer Ringstorch mit (französischer Ringstorch), mit großer Wahrscheinlichkeit sogar ein vierter, die sich am Nest ablösten. Bei meinem letzten Besuch vor Ort heute stand das alte Paar im Nest und dürfte dort auch wohl bleiben. Doch es wurde ständig von einem zweiten Paar bedrängt, das sich aus zwei weiteren Ringstörchen zusammensetzte, die vorher noch nicht am Nest zu sehen waren. Offenkundig hat dieses Paar die Absicht in ungefähr 200 Meter Entfernung einen seit über 30 Jahren verwaisten Standort in Gunzenhausen wieder zu besiedeln. Sie sehen also, welche Szenen sich um ein Storchennest abspielen. Auch das Dinkelsbühler Nachbarnest in Schopfloch ist und war in den vergangenen Wochen von solchen instabilen Verhältnissen betroffen. Ein Einzelstorch war über Wochen mehr oder weniger regelmäßig vor Ort und erhielt sporadisch mal von dem einen oder anderen Partner Besuch. Als diese Besuche nachließen, zog sich auch der Einzelgast zurück und das Nest stand einige Tage komplett leer. Nun hat sich die Lage seit heute erneut gewandelt. Ein komplett neues Paar, bei dem beide Partner beringt sind, hat sich eingestellt und trifft bereits Vorbereitungen für weitere Schritte am Nest. Doch wenn vielleicht die rechtmäßigen Besitzer des Vorjahres zurückkehren, sollte der nächste Wechsel vorprogrammiert sein! Oder?


Daran kann man sich gewöhnen!

Paarung einmal im Liegen
   

Werkeln & Co

Immer mal Alarm!
   

Nichts wie hinterher!

Mit uns klappt es nach wie vor
   

Begrüßung oder ...?

Da liegt wieder was in der Luft!


Verteidigung ist ratsam!

Was macht man so als Paar am Dinkelsbühler Nest? Man zeigt Präsenz! Erster Schritt, um Hausherr zu bleiben. Also empfiehlt es sich, möglichst lange am Nest zu bleiben. Das Fressen nimmt dabei nun mal keinen so überragenden Stellenwert ein, denn außerdem ist ja sowieso Fastenzeit und wenn man abfliegt, verbleibt nicht selten einer am Nest zurück, denn sicher ist sicher! Aber es gehört dennoch zum Repertoire, auch gemeinsam auf Erkundung zu gehen und Absprachen für eine kommende Brutzeit zu treffen. Sie wissen schon: Synchronisation! Man muss als Storch abwägen, ob es im Augenblick besser ist, gemeinsam abzufliegen oder ob dies ein Risiko bedeutet? Danach wird das Verhalten abgestellt! Man kann mit seiner Entscheidung auch mal falsch liegen! Dann hat man eben mit Schwierigkeiten zu rechnen und diese müssen dann gemeinsam gemeistert werden. Im schlimmsten Fall bedeutet dies dann Kampf und vielleicht auch den Verlust des Nestes. Somit beginnen alle Verhaltensabläufe erneut, man sammelt Erfahrung und lernt aus Fehlern. Sind wir da nicht schon wieder bei allzu menschlichem Verhalten. Zur Paarfindung und Paarbildung gehört zwangsläufig und vielleicht sogar als wichtigste Prämisse das Instrument der Paarung! Da man als Storch in Ermangelung eines Begattungsorgans oder Penises mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, die Gleichgewichtssinn und damit auch Balance erfordern, sind Begattungen mit einer erfolgreichen Überführung der Spermien in die Kloake der Weibchen keine Selbstläufer, d. h. die Fehlquote bei derlei Vorgängen ist sehr hoch. Störche und andere Vögel gleichen dieses Manko durch eine erhöhte Zahl von Paarungsversuchen aus. 10 pro Tag sind dabei keine Seltenheit. Dass es dabei manchmal auch reichlich rustikal zuzugehen scheint, ist der angeborenen Zwanghaftigkeit der Akte geschuldet. Also das mit dem Sex klappt bei unserem Paar sehr gut. Als nächsten Schritt können wir dem Beginn der Eiablage entgegensehen. So um die Monatswende sollten wir unsere Augen besonders auf dieses Ereignis einstimmen. Vielleicht reicht es ja sogar zu einem Aprilscherz. Da es aber auch nach diesem Termin noch einige Tage Toleranz geben wird, sollte es spätestens bis zum Ende der ersten Aprilwoche auf alle Fälle klappen. Vom 24. März gibt es nun aus weiteren Nestern die ersten Eier zu vermelden. Ich nenne nur 1 Fortpflanzungsprodukt aus dem Nest Bornheim/Scheune und je 2 aus Höchstadt/Aisch und aus Wittislingen in Schwaben. Bald sieht unser Nest ähnlich geschmückt aus!


Bornheim/Scheune


Höchstadt/Aisch


Wittislingen
 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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