Storchenkamera Dinkelsbühl

Storchentagebuch 2010
...was bisher geschah

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Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 4

23. Jun. 10

Im Gästebuch wurde neulich einmal das Geschehen um das Nest und die Storchenkamera von Forchheim angesprochen. Ich möchte diese Frage gerne aufnehmen und – hoffentlich korrekt - beantworten, da es sich schon um eine Ausnahmebrut handelt. Im vergangenen Jahr war es gerade das Dinkelsbühler Storchennest, das sich in Fragen eines späten Brutbeginns einen Namen machen konnte und in rekordverdächtige Höhen aufstieg. Das erste Ei im Jahre 2009 lag am 30. Mai im Nest auf dem alten Rathaus.
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_09/chronik2009_06.htm).

Nun zurück nach Forchheim. Am Stadtrand, auf dem Kamin des beruflichen Schulzentrums, befindet sich eines von zwei besetzten Nestern der oberfränkischen Stadt. Das zweite steht mitten in der Stadt auf einem hohen Brauereikamin. Doch was ich da am 9. Juni „schnappsen“ konnte, verwunderte mich schon.


Das Nest am 9.6.

Die genaue Eierzahl lässt sich auf dem Bild zwar nicht erkennen (3?), aber so viele wie am 18. Juni im Nest lagen (4), waren es am 9.6. auf keinen Fall. Daraus folgt, dass am 9.6. das Gelege noch nicht vollzählig war, also mindestens noch 1, maximal aber noch 2 Eier fehlten. Somit errechnet sich ein möglicher Legebeginn zwischen dem 4. Juni und 5. Juni, ein neues Rekorddatum weit und breit.


Das Nest am 18.6.

Da die Brutdauer 32 bis 33 Tage dauert, sollte um den 6. Juli das Schlüpfen der Jungen beginnen. Klicken Sie bitte immer mal auf folgenden Link und helfen Sie mit über das Schlüpfen der Jungen den möglichst exakten Termin für den Beginn der Eiablage herauszufinden.  (http://www.bszfo.de/webcam_storch/livebild_storch.html)

Dass es in Forchheim mit einer Brut noch klappen könnte, haben sicher nicht viele unter Ihnen vermutet. Dagegen hat sich die Situation an den neuen Kameranestern von Merkendorf und Wolframs-Eschenbach nicht mehr zum Positiven gewendet. Gerade in Merkendorf hätte man mit einer erfolgreichen Brut locker rechnen können. Nachdem am 13. April erstmals Störche und sogar gleich ein Paar aufgetaucht waren, hätte wohl jeder (Ihr Tagebuchschreiber eingeschlossen) mit einer sicheren Brut gerechnet. Danach gab es aber häufige Wechsel und Kämpfe mit anderen Störchen, das Merkendorfer Paar (Ringe!) stand immer mal im Nest von Wolframs-Eschenbach, dann waren beide Nester zwischendurch wieder unbesetzt und danach wiederholte sich das Ganze erneut. Dass man das Merkendorfer Paar in dieser Zeit nicht gesehen hat, lag auch daran, dass es die Störche vorzogen, viel Zeit und auch die Nächte auf dem Dach der Stadtkirche zu verbringen.


Schnappschuss vom Merkendorfer Paar am 27.5.

Sicher tun sie das auch heute immer mal. Seit Ende Mai/Anfang Juni tut sich auch in Wolframs-Eschenbach fast durchgehend wieder etwas. Ein unberingtes Paar hält dort ziemlich wenig beunruhigt die Stellung und hat inzwischen auch das Nest kräftig ausgebaut.

 
Wolframs-Eschenbach jetzt wieder regelmäßig besetzt!

Zu einer Brut kam es in Wolframs-Eschenbach dennoch nicht mehr. Leider bleibt es in jedem Jahr nicht aus, auch von schmerzlichen Verlusten zu reden, bei denen immer wieder das Wetter herhalten muss. So musste ich Totalverluste an folgenden Nestern im Landkreis Ansbach bzw. WUG und DON verzeichnen. Es begann in Löpsingen, Kr. DON. Bei einem Besuch dort am 21. Mai verzeichnete ich in meinem persönlichen Tagebuch: „Paar im Nest stehend, kein Brutverhalten mehr. Keine Hinweise aus der Bevölkerung, ob Eier oder Junge aus dem Nest geworfen wurden. Lediglich Hinweise auf heftige Kämpfe!“ Für meinen Nachbarort Schopfloch, Kr. AN ergab sich Ende Mai ein erschütterndes Bild. Ein Anruf aus dem Rathaus berichtete, dass ein totes Junges im Schneefanggitter unterhalb des Nestes liege und das Storchenpaar auch schon gemeinsam das Nest verlassen hätten. Ein ganz sicheres Zeichen, dass sich kein Leben mehr im Nest regen konnte. Denn Störche verlassen ihr Nest nie gemeinsam, so lange es noch Leben im Nest gibt!! Ich fuhr sofort nach Schopfloch, um mich von der herrschenden Situation zu überzeugen. Ich fand das Nest tatsächlich verlassen vor und außerdem im Umgriff des Rathauses mindestens 3 Junge tot im Schneefanggitter. Dies geschah am 25. Mai. Den Todeszeitpunkt vermutete ich vielleicht zwei Tage vorher. Das Alter der Jungen schätzte ich auf etwa 14 Tage. Einen weiteren herben Verlust muss ich aus dem wunderschönen Herrieden an der Altmühl vermelden, ebenfalls im Landkreis Ansbach gelegen. Nur einen Tag später als in Schopfloch änderten die Altstörche von Herrieden ihr Verhalten. Sie standen nun wie teilnahmslos im Nest und flogen auch gemeinsam ab. Sicher war es unmittelbar zuvor zur Brutaufgabe gekommen. Hinweise über tote Junge gab es allerdings nicht. Jedoch müssen kleine Junge geschlüpft gewesen sein.

In einem weiteren Webcam-Nest, das in diesem Jahr seine Übertragung von Bildern aufgenommen hatte, gab es den nächsten Totalverlust und zwar in Leutershausen, ebenfalls im Landkreis Ansbach. Mindestens 2 Junge waren - über die Webcam sichtbar - bis zum 1. Juni geschlüpft. Sie waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls 2 Wochen alt. Am 1. Juni sah man nur noch ab und zu ein Köpfchen, das dann ebenfalls nicht mehr auftauchte.


Kein Leben mehr in Leutershausen

Unmittelbar danach kehrte das Paar dem Nest den Rücken und versuchte, auf einem hohen Kamin eines Industrieunternehmens in Sichtweite zum Nest auf dem Feuerwehrschlauchtrocknungsturm eine neue Bleibe zu errichten.  

In Dinkelsbühl bleiben die Zwillinge nun mehr und mehr allein, lediglich zu den Fütterungen erscheinen die Eltern und halten sich im Anschluss gerne noch ein Weilchen bei ihrem Nachwuchs auf. Dieser nutzt seine Freiräume auch intensiv mit immer länger währenden Stehversuchen und dem Trainieren der Flugmuskulatur, auch wenn es schon noch eine ganze Weile dauern wird, bis die Hand- und Armschwingen die für das Fliegen benötigte Läge aufweisen werden. Heute kann Senior auf ein Alter von genau 7 Wochen zurückblicken, Junior bringt es mit dem heutigen Tag auf 40 Lebenstage. Wir nähern uns also mit Riesenschritten den spannenden Momenten des ersten Fluges. Ich denke, dass es in zwei bis drei Wochen so weit sein wird.


Sieht doch alles bestens aus!
 

 
03. Jul. 10

Lassen Sie mich zunächst noch einmal nach Forchheim blicken. Dort vermutetet ich zunächst die späteste Storchenbrut, von der genaue Aufzeichnungen vorliegen. Offenbar habe ich mich dabei jedoch in der genauen Eizahl auf einem Schnappschuss getäuscht, so dass ein etwas abweichendes Datum für die Fertigstellung des Geleges an den Tag kam. Nachdem nun der genaue Schlüpftag der Küken genau feststeht, lässt sich die Ablage des ersten Eies zurückrechnen und wir kommen damit auf den 24. Mai.


Das ging aber schneller als von mir prognostiziert!

Sicher auch ein sehr spätes Datum für einen Brutbeginn beim Weißstorch, aber mit dieser Feststellung bleibt das Storchenpaar von Dinkelsbühl aus dem letzten Jahr nach wie vor alleiniger Rekordhalter in Sachen Brutbeginn. Damals lag das erste Ei auf dem alten Rathaus am 30. Mai im Nest.

Seit meinem letzten Tagebucheintrag vor 10 Tagen hat das Wetter einiges aufgeholt. Es gab seitdem keinen Tropfen Regen mehr und die Tageshöchsttemperaturen lagen durchwegs deutlich über 20 Grad und seit Juli sogar konstant über der 30-Grad-Marke. Da muss man nicht mehr meckern, auch wenn inzwischen die Trockenheit schon wieder bedrohliche Ausnahme anzunehmen beginnt.

Unsere beiden Jungen auf dem Altrathausnest hat dieser Umstand nicht geschadet. Im Gegenteil haben sie deutlich zugelegt und wachsen immer mehr aus dem Bild, wenn sie im Nest stehen. In solchen Fällen sind sie dann - zumindest von der Größe her - nicht mehr von den Alten zu unterscheiden. Die Anwesenheit der Altvögel beschränkt sich mehr und mehr nur noch auf den eigentlichen Vorgang der Futterabgabe und diese Zeitspanne umfasst dann lediglich ein paar Minuten. Danach startet man sofort zum Abflug. Es kann durchaus passieren, dass eine Zwischenlandung auf einem Nachbardach, das nicht in Sichtweite der Storchenkamera liegt, eingeschoben wird, aber dem Drängen der Jungen im Nest zu entgehen, ist in dieser Phase der Jungenaufzucht oberstes Gebot.

Rolf konnte im Berichtszeitraum beobachten und filmisch belegen, dass – wahrscheinlich – Senior am 25. Juni – seinem 44. Lebenstag zum ersten Mal einige Millimeter vom Nestboden löste und damit den Beginn für weitere Unternehmungen dieser Art setzte. Für alle Schnappser ist es deshalb ein Muss, sich dieser Entwicklung mit vollster Aufmerksamkeit zu widmen.


Abheber am 25. Juni?

Junior uns Senior sind mit dem heutigen Tag ( 3. Juli ) 50 bzw. 52 Tage alt. In rund 14 Tagen werden sie vermutlich in der Lage sein, ihr Nest erstmals zu verlassen. Eine spannende Phase steht uns nun noch einmal bevor und es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis ein weiteres Storchenjahr zu den Akten gelegt werden kann, aber......

 


Schattenspender am 27.6

Die Gesamtfamilie am 27.6...
   

...und am 1.7

Ein großer Brocken am 1. Juli
   

Kampf ums Futter am 3. Juli

Kopflos

Seit längerem ist übrigens das verbliebene Storchenei aus dem Nest verschwunden. Wie und wann dies geschah konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Vielleicht verfügt jemand in dieser Beziehung noch über Bilddokumente? Ich finde im Augenblick einfach nicht die Zeit, in meinen Unterlagen darüber Belege zu finden. Am 9. Juni, dem Tag der Beringung, lag das Ei auf alle Fälle noch im Nest und auch in den unmittelbar darauf folgenden Tagen verhielt es sich ebenso! Also so um die Mitte Juni könnte es interessant werden! Bei der enormen Hitze der vergangenen Tage überrascht es nicht, dass sowohl bei den Jungen als auch bei den Altvögeln sich die Beinfarbe von einem schwarzgrau bzw. rot so langsam in ein leuchtendes Weiß verfärbt. Zur Thermoregulation, d. h. um Wärme aus dem überhitzten Körper zu entziehen, bespritzen alle Störche ihre hinteren Extremitäten mit einem Spezialkot, dessen folgende Verdunstungskälte dem Körper etwas Wärme entzieht und somit für Linderung sorgt. Dies ist erforderlich, da Vögel über keine Schweißdrüsen verfügen.

Die zweite Möglichkeit besteht, durch Hecheln (ähnlich Hunden) über die Mundschleimhäute (geöffneter Schnabel) aus dem Körper überflüssige Wärme abzugeben. Achten Sie also jetzt auf die Beinfärbung sowie auf die Häufigkeit, dass die Jungen mit geöffneten Schnäbeln im Nest stehen oder liegen. Die Gründe hierfür kennen Sie nun! Einige Schnappschüsse meiner Leserinnen und Leser sollen die letzten 10 Tage kurz Revue passieren lassen.

Am 28. Juni – also einen knappen Monat nach dem Beginn in diesem Jahr – beringte ich meine letzten Jungstörche 2010. Es war ein durchschnittliches Brutjahr! So schlecht, wie es an manchen Orten schien, war es im westlichen Mittelfranken nicht. Von den Totalverlusten, die nicht nur dem Wetter geschuldet waren, habe ich Ihnen bereits ausführlich berichtet. Es gab sie erneut, wie es in jedem Jahr passiert, auch wenn die klimatischen Bedingungen scheinbar keinen Anlass zu Befürchtungen geliefert hatten. Die Zahl der Brutpaare legte dabei abermals zu, in Bayern ergab sich ein Plus in der Zahl der Brutpaare von annähernd 20 Prozent. Und das in nur einem Jahr! Da kann man nicht meckern. Für die Landkreise Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen sowie für das Ries im Landkreis Donau-Ries (meinem Arbeitsgebiet!) ergaben sich in diesem Jahr folgende vorläufige Ergebnisse: Die Zahl der brütenden oder einen erfolglosen Brutversuch startenden Paare belief sich auf 35 Paare. Rechnet man die Paare ab, die keinen Brutversuch starteten (4) und diejenigen, deren Brut fehlschlug (5), verbleiben noch 26 erfolgreich brütende Paare.  Diesen entsprossen 63 Junge, die ich allesamt beringen konnte. Nach der Beringung verstarb – meines Wissens – noch ein Junges in Mosbach bei Feuchtwangen. Bei einer durchschnittlichen Jungenzahl von rund 2,4 Jungen pro erfolgreich brütendem Paar und einer solchen von 1,8 Jungen pro anwesender Paare liegen die Zahlen etwas unter dem für den Erhalt der Population erforderlichen Werten. Ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen ( 2,7 bzw. 2,1 JZm bzw. JZa ) und das Glück wäre noch perfekter. Wir können es nicht ändern! Während die Zahlen der Brutpaare in den vergangenen Jahren in meinem Gebiet deutlich nach oben gingen, sich also auf der gleichen Fläche nunmehr mehr Paare aufhalten, konnte und kann das Nahrungsangebot nicht in gleicher Weise Schritt halten. So hat ein Anstieg der Brutpaare häufig auch mit einem Rückgang der Nachwuchszahlen zu kämpfen.

Nun zu weiteren erfreulichen Gegebenheiten. Nach 41 Jahren konnte ich am 28. Juni in meiner Heimatstadt Feuchtwangen die ersten beiden Jungstörche beringen. Das letzte Mal brachte ein Paar im Jahre 1969 dort Junge zum Ausfliegen. Mein Beringer-Vorgänger Joachim Werzinger – inzwischen leider schon verstorben – kam damals zum Beringen nach Feuchtwangen und ich, der ich damals gerade mein Abitur bestanden hatte, durfte erstmals als Helfer dabei sein und ich blieb für den bisherigen Rest meines Lebens dabei. 41 Jahre später gab es in Feuchtwangen den nächsten Nachwuchs im Storchennest. Diesmal nahm ich meine 1. Klasse der Volksschule Feuchtwangen-Stadt mit und wir veranstalteten auf dem Marktplatz der Stadt ein kleines Storchenfest. Die Kinder waren „störchisch“ hergerichtet, wir umrundeten den großen Stadtbrunnen und sangen dabei Storchenlieder. Zwischendurch stieg Ihr Tagebuchschreiber aufs Storchennest, beringte eines der beiden Nestjungen im Beisein der Schulkinder und setzte es danach gleich wieder zu seinem Geschwisterchen ins Nest. Sofort nach dem Einfahren der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Feuchtwangen nahm Papa Storch die Brutpflege wieder auf.

 
Storchenkinder der Klasse 1c beim Aufbruch


Das Feuchtwanger Nest mit den beiden Jungen


Storchentanz um den Brunnen

Wenn alles, wie geplant läuft, wird ab dem nächsten Jahr auch mein Heimatnest eine Storchenkamera zieren! Sie werden es als erste erfahren, also lesen Sie auch im Herbst ab und zu mein Tagebuch. Wer weiß?

Meine Schüler Felix, Luisa und Annalena haben ihre Sicht der Geschehnisse der Feuchtwanger Beringungsaktion künstlerisch verarbeitet.


Luisa


Annalena


Felix

Die beiden letzten Jungen des Storchenjahres 2010 durfte ich heuer in Großenried beringen. Auch von diesem Nest mit seinen Jungen lege ich Ihnen zwei Bilder bei.


Die erfolgreich Brut in Großenried


 

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Hinweise

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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