Storchenkamera

Storchentagebuch 2009
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 7

10. Jun. 09

Wetter stimmig! Alles läuft rund! Ihr Tagebuchschreiber im Einsatz!

Der Tag begann mit einer Fahrt nach Oettingen im Ries. Im Nest gab es ein Junges zu bestaunen, das sich der kurzen und schmerzlosen Prozedur der Beringung anstandslos unterzog. In zwei Minuten war alles vorbei und die Wache habende Storchenmutter sogleich wieder zur Stelle.


Einzelkind aus Oettingen

Die Beringung als wichtiges Instrument des Storchenschutzes ist heute dringlicher denn je. Die gute Ablesbarkeit der neuen Ringe bringt es mit sich, dass immer mehr Details aus dem Storchenleben und damit auch einmalige Lebensgeschichten einzelner Individuen bekannt werden, die wichtige Quellen für den Schutz oder die Ausweisung neuer, besonders wichtiger Rast- und Überwinterungsplätze liefern. Dabei ist es nicht mehr nötig, auf  den Fund eines toten Storchs zu warten, sondern über 90% der Meldungen betreffen jeweils Störche, die lebend und unversehrt vor das Spektiv einiger verrückter Zeitgenossen (Ihr Tagebuchschreiber eingeschlossen) geraten. Ohne die sehr zeitaufwändige Beringungsarbeit wüssten wir noch nichts von den dramatischen Veränderungen in der Storchenpopulation der letzten 20 Jahre hinsichtlich der Überwinterungsgebiete, des Reifealters, des mit dem Reifealter zusammenhängenden Bruterfolgs, des Populationsaufbaus sowie der Nutzung und der Sicherung verschiedener Rastgebiete einzelner Teilpopulationen.

Überhaupt keinen Einfluss auf die Storchenpopulation hat beispielsweise das Entfernen verstorbener Storchenküken oder das Trocknen und Föhnen ganzer Nestbesatzungen bei Schlechtwetter. Führen Sie sich deshalb wieder einmal das Merkblatt der Natur- und Umwelthilfe Erlangen zu diesem Thema zu Gemüte und bedenken Sie, dass das Brutergebnis in der Hugenottenstadt in diesem Jahr trotz perfekter Neststruktur wieder einmal als niederschmetternd bezeichnet werden muss.


Trauriger Anblick vom Nest in Erlangen

Woran das nur liegen mag? Hat hier die genannte Hubsteigerfraktion kläglich versagt? Bilden Sie sich selbst ein Urteil und machen Sie aus Ihrer Erfahrung Vorschläge, wie die Natur- und Umwelthilfe zukünftig ein solches Debakel vermeiden könnte?  Waren hier die 3000 Euro für eine Nirosta-Stahl-Edelnestunterlage mit feuerverzinkten Nippeln und Noppeln nebst integrierter Wasserstandsanzeige wirklich gut angelegt? Hätte man nicht besser in einen größeren warmen Eimer investieren oder auf Eintagskükenaktien setzen sollen? Schwamm drüber! So hat jeder sein Päckchen zu tragen! Das kann jedem mal passieren! Freuen wir uns eben über die Erfolge der Umwelthilfe, die es natürlich gibt und die aller Ehren wert sind! http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_merkblatt_z.html

 

Die nächste Station der Beringungsreise führte mich nach Trommetsheim an die Altmühl vor die Tore von Weißenburg. Hier hat ein 9-jähriges Männchen aus Salem mit einem dreijährigen Weibchen immerhin drei knackige Junge bis ins beringungsfähigen Alter gebracht.


Die Trommetsheimer Storchenmutter...


...und ihre Drillinge

Vor allem die bisherige Lebensgeschichte des Weibchens zeigt die Erfolgsgeschichte, die die Beringung erbringen kann. Geboren und beringt in Wilburgstetten, Kr. AN im Sommer des Jahres 2006, erreichte die junge Dame bereits am 29. August 2006 die Gemeinde Vich bei Barcelona in Spanien. Sicher zog sie noch etwas weiter ins Landesinnere, möglicherweise sogar bis Andalusien. Bereits im folgenden Jahr erschien sie mit anderen Störchen als Frühreife wieder in die Nähe ihres Geburtsgebietes. Zunächst hielt sie sich am 24. Mai 2007 mit 7 anderen Störchen in der Nähe von Rohrbach in Südwürttemberg auf. Wie lange sie dort blieb, wird nicht berichtet. Ende August konnte sie erneut mehrere Tage im Nördlinger Ries bei Alerheim in einem aus bis zu 26 Störchen bestehenden Trupp beobachtet werden. Am 31. August konnte sie letztmalig gesichtet werden. Danach verschwand der Trupp und man muss kein Hellseher sein, dass man Richtung Spanien verduftete. Am 31. März 2008 gab es die nächste Nachricht. In Gelnhausen-Hailer im Hessischen wurde meine Störchin beim Nestbau mit einem ebenfalls beringten Storchenmann gesichtet. Eine neue Nachricht vom 20. April 2008 bestätigte die Brutabsicht. Ob es dann zu einer erfolgreichen Brut kam oder nicht, kann Ihr Tagebuchschreiber nicht bestätigen. Die Umsiedlung in diesem Jahr nach Trommetsheim legt aber den Verdacht nahe, dass es in Gelnhausen-Hailer zu keiner erfolgreichen Brut kam. Am 7. April 2009 schließlich konnte ich die Störchin erstmals in Trommetsheim identifizieren. Sie musste ein paar Tage vorher angekommen sein.

Die drei Jungen befanden sich alle in bester Verfassung und es besteht die gute Hoffnung, dass sie auch alle Ausfliegen werden. Das kann man leider von anderen Jungstörchen nicht behaupten.

In Gunzenhausen lebten bei meinem letzten Besuch am 29. Mai noch drei Junge, heute waren sie alle verschwunden, das Nest verlassen.

In Aha lebt von mindestens drei Jungen nur noch eines.

In Laubenzedel ist ebenfalls nur noch ein Junges am Leben, die beiden Nestgeschwister hingen tot über den Nestrand und gammeln dort vor sich hin.


Trauriger Anblick in Laubenzedel

In Altenmuhr wird offensichtlich noch gebrütet.

In Wolframs-Eschenbach kam es ebenfalls zur Aufgabe der Brut oder zum Totalverlust der Jungen.

In Merkendorf hat sich das Paar verabschiedet und

in Heglau eine Brut gestartet, die mit dem Schlüpfen kleiner Junge bisher auch erfolgreich war.

In Gundelsheim – und das mal wieder ein erfreulicher Einwand – gibt es immerhin drei einwöchige Junge. Das Weibchen dort ist mit 14-Jahren ein Garant für erfolgreiche Bruten. Früher war die Sächsin Teil des Paares in Gunzenhausen. Als sie dort nicht mehr zum Zuge kam, ist sie erfolgreich nach Gundelsheim umgesiedelt.

Die beiden Jungen in Neuenmuhr leben noch, ebenso die drei in Triesdorf.

 

Nächste Station meiner Beringungsreise war Rauenzell, ein kleiner Ortsteil von Herrieden. Drei Junge bewiesen, dass es trotz Nässe und Kälte Nachwuchs geben kann und man sich die Sache im Einzelfall genau ansehen sollte, ehe man über die Ursache von Verlusten vollmundig palavert.


Die Storchenmutter von Rauenzell...


...und ihre Drillinge

Alle Feuerwehrleute, die bislang in ein Storchennest geblickt haben, sagten übereinstimmend: „Da können ja gar keine Jungen ertrinken!“

Das steht aber immer in der Zeitung! Richtig! Aber nicht alles, was in der Zeitung steht, muss stimmen!

Seien Sie also mit vorschnellen Äußerungen zur Todesursache sehr vorsichtig. Es ist manchmal sogar bei in ärztlicher Behandlung befindlichen Personen äußerst vage, wie schwer ist es aber dann, wenn man das Todesopfer überhaupt nicht gesehen, geschweige denn untersucht hat! Es gibt  sicher viele Störche, die im Nest einen anderen Tod gefunden haben als den durch Ertrinken. Dabei möchte ich es für heute belassen, bin mir aber sicher, dass es dazu später einmal noch Kommentare geben wird.

In Rauenzell gab es in diesem Jahr ein neues Männchen am Nest. Das ebenfalls beringte Männchen aus dem Vorjahr wurde durch einen anderen Ringstorch ersetzt. Seine Wiege stand 2006 in Aurach, Kr. AN, nur wenige Kilometer von Rauenzell entfernt. Aus seinem früheren Leben gibt es ebenfalls bereits eine Nachricht. Demnach hielt sich fraglicher Storchenmann Anfang September 2008 in der Provinz Girona in Spanien und Ende September 2008 in der Provinz Ciudad Real, ebenfalls in Spanien, auf. Es ist anzunehmen, dass er im Sommer 2008 unerkannt in seiner näheren Geburtsheimat zugebracht hat und er erst auf dem Heimzug in Spanien erfolgreich abgelesen wurde. Im Frühjahr 2009 startete er von dort erneut und erreichte mit Rauenzell den ganz engen Bereich um sein Geburtsnest. Eine Woche vor seiner Ankunft dort konnte ihn ihr Tagebuchschreiber schon einmal auf den Altmühlwiesen bei Gunzenhausen aufspüren.

Weiter führte mich die Fahrt mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Herrieden die Altmühl aufwärts nach Neunstetten. Auch dort hat im Vergleich zum Vorjahr ein Männchenwechsel stattgefunden. Während das Männchen der Vorjahre ins benachbarte Herrieden übersiedelte, musste die Dame des Hauses auf einen neuen Ehegespons hoffen und der stellte sich auch ein. Mit einem 2006 in Nidderau-Eichen, Regierungsbezirk Darmstadt, geborenen Partner zieht man augenblicklich drei Junge auf. Das Kleinste des Trios ist sicher noch nicht über den Berg, ein viertes Küken war schon im Vorfeld abgeworfen worden.


In Neunstetten

 

Zum Abschluss und als Krönung der ganzen Geschichte ging es nach Leutershausen. Dort brütet die derzeit älteste Störchin Bayerns, eine mittlerweile 25-jährige Französin aus Hunawihr im Elsass. Da sie erst im Jahre 2000 in unserer Gegend auftauchte (im alter von bereits 16 Jahren) ist es anzunehmen, dass sie in diesem Jahr aus der großen Storchenzuchtanstalt im Elsass entkam oder entflog. Seit 2001 bildet sie den weiblichen Part des Leutershausener Brutpaares, allerdings meist mit nur mäßigem Bruterfolg. Anfangs wechselte sie die Partner wie ihre Bluse, seit 2005 allerdings hält sie einem 2002 in Wassertrüdingen geborenen Männchen die Treue. Da sind ihre beiden heute beringten, fast sechswöchigen Jungen schon ein sehr überdurchschnittlicher Wert. Dass das hohe Alter hier ein Grund für die häufigen Nullnummern des Paares verantwortlich zeigen, kann nur vermutet werden. Während der Beringung wich die kleine Französin nicht vom Nest, sondern fiel wie ihre beiden Jungen ebenfalls in Akinese. Dennoch wollte ich mich vor möglichen gezielten Schnabelhieben etwas in Sicherheit bringen und schubste die Unerschrockene mit sanften Stockhieben vom Nest. Nach mehrmaliger „Aufforderung“ kam sie diesem Begehren widerwillig nach und schwebte unter laut hörbarem Drohklappern ab. Noch während die Drehleiter wieder eingefahren wurde, landete Madame bereits wieder bei ihren Jungen.


Die älteste Störchin Bayerns mit Nachwuchs...


...und in Akinese bei ihren Jungen

 

Die bislang älteste bayerische Storchendame, von mir 1977 in Oberreichenbach, Kr. ERH, beringt und fast drei Jahrzehnte in Erlangen-Frauenaurach beheimatet, wurde in diesem Frühjahr unweit ihres Nestes auf einer Wiese liegend gefunden. Sie starb wenige tage später im Tiergarten Nürnberg im gesegneten Alter von 32 Jahren. Damit aber noch nicht genug. Der älteste, derzeit noch lebende Storch, ebenfalls eine Störchin, brütet nach wie vor im Alter von 35 Jahren in Riedlingen in Oberschwaben erfolglos mit einem 30-jährigen Storchenmann. Hier besteht mehr als nur der Verdacht, dass dieses Paar wegen seines hohen Alters auch weiterhin ohne Nachwuchs bleiben wird. Der älteste Storch, der allerdings in der Aufzuchtstation Altreu in der Schweiz lebte, wurde 38 Jahre alt.

 

Das war mein heutiges Storchenprogramm. Doch nun noch kurz ans Dinkelsbühler Nest zurück, an dem sich heute wieder Normalkost einstellte, was aber durchaus kein Nachteil sein muss. „Er“ hatte erneut die erste Schicht übernommen und „Ihr“ das Vorrecht auf das Frühstück eingeräumt. Um 7:15 Uhr durfte schließlich „Er“ von dannen fliegen, nicht ohne dass er vorher noch kurz seinem geleibten Dachfirst einen Besuch abgestattet hätte. Zwei Stunden später traf man sich erneut am Nest, „Er“ glänzte zur Begrüßung mit dem mitgebrachten Nistmaterial, man wechselte sich ab, „Sie“ blieb noch ein Weilchen stehen, ehe „Sie“ sich um 9:41 Uhr verabschiedete. Fast vier Stunden benötigte „Sie“, um ihren Ausflug zu beenden und den Staffelstab an „Ihn“ zu übergeben. Er ließ seine Angebetete allerdings danach nur 100 Minuten warten, um schon wieder zur Stelle zu sein. Doch wer gedacht hätte, es bahne sich ein Wechsel an, sah sich getäuscht. Nicht „Sie“ durfte weichen, sondern „Er“ startete nach zwei Minuten Rast am Nest zu einem neuen Ausflug und der dauerte dann noch einmal sechs Stunden. Unsere geduldige Brüterin nutzte die letzten Minuten des Tages dann doch noch zu einem Abflug um 21:29 Uhr. So endete die Tageszusammenfassung im Dunkel der Nacht. 


Dachgänger

Begrüßung
   

Verdreht

Bestandsaufnahme


„Sie“ mit Mauserfeder

 
11. Jun. 09

Der Sommer kommt einfach nicht in die Gänge! 16 Grad und immer wieder Regenschauer lasse n einfach nicht die rechten sommerlichen Gefühle aufkommen. Hier ein kurzes Bulletin des heutigen 12. Brutttages:

5:03 Uhr Männchen brütet

7:54 Uhr Weibchen erscheint, Ablösung

               Weibchen übernimmt das Gelege

7:58 Uhr Männchen wechselt auf das Dach, fliegt um
8:24 Uhr von dort ab

9:41 Männchen da, wechselt erneut auf das Dach fliegt um

10:09 Uhr ab, ohne das Weibchen abzulösen

15:57 Uhr Männchen kommt zur Ablösung, immerhin erst nach 8 Stunden

15:58 Uhr Weibchen fliegt ab

21:13 Uhr Weibchen da, Ablösung nach 5:15 Stunden

21:15 Uhr Männchen auf Dachfirst
21:22 Uhr Männchen ab, Rückkehr im Dunkel der Nacht


Immer noch 2 Eier!

Wir können uns auch verteidigen
   

Abseits

Ablösung
 
12. Jun. 09

Sollte KaiserPingi diese Zeilen lesen, kann er unserer Sehergemeinde vielleicht auf die Sprünge helfen? Für den heutigen Tag liegen unter http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09 keine Bilder einer Tageszusammenfassung vor. Sie sind zwar angezeigt, es erscheinen aber unter dem Datum des 12.6. noch einmal die des Vortages, des 11.6. 2009. Dies bitte nur als kleiner verschämter Hinweis und als höfliche Bitte zu verstehen, ob der fleißigste Schnappser der Welt hier noch eine Möglichkeit sieht, das zu korrigieren und die entsprechenden Bilder nachzuliefern? Wenn nicht, bleibe ich Ihnen eben einen Tag im Leben des Dinkelsbühler Storchenpaares schuldig. Sie sehen aber daran, wie sehr das Tagebuch und sein Schreiber von dieser wichtigen Informationsquelle „KaiserPingi“ abhängig ist und ich hoffe in unser aller Namen, dass dies auch möglichst lange so bestehen bleibt.

Wie ich an meinen Lifebildern am Computer sehen konnte, brüten unsere Störche auch weiterhin, sie blieben vor Schaden und Gefahr bewahrt und nähern sich so langsam der Halbzeit ihres Brutgeschäftes. Für mich persönlich standen an diesem Freitag erneut mehrere Beringungseinsätze auf dem Programm.

Ich startete in Schopfloch auf halben Wege zwischen Feuchtwangen und Dinkelsbühl gelegen. Die Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl mit dem Cheffahrer der Drehleiter, Herrn Friedrich Hirsch, stellte Freizeit und Know-how in den Dienst der Störche. Die Zufahrt zum Rathaus von Schopfloch, hoch über dem Wörnitztal, bedeutet für jeden Chauffeur eine Herausforderung. Herr Hirsch meisterte alles mit Bravour, so dass die beiden, 5 Wochen alten Storchenkinder ihrer Kennzeichnung ohne Widerrede entgegensehen durften. Ein unbefruchtetes Ei gab einen späten Hinweis, dass die Storchendame wenigstens drei Eier hervorgebracht hatte.


In Schopfloch


Zwei Junge mit Ei

Apropos „Storchendame“! Regelmäßige Beobachter der Storchenkamera in Dinkelsbühl und regelmäßige Leser des Tagebuches werden die Schopflocher Storchendame sicher kennen. Sie erschien nämlich zuerst am Dinkelsbühler Nest. Dort tauchte, die durch einen besonderen Kennring markierte Störchin am 16. März auf und heiratete sofort den wartenden Storchenmann. Doch nach fünf Tagen endete diese Liebesbeziehung der jungen französischen Eroberung recht unspektakulär. Was diese Disharmonie ausgelöst haben mochte und den Wechsel der jungen Lothringerin „APIE“ (diese Buchstaben stehen auf ihrem Ring) ins benachbarte Schopfloch verursacht haben könnte, weiß niemand zu sagen. Festzustellen bleibt, dass mit dem Schopflocher Storchenmann immerhin eine erfolgreiche Brut mit hoffentlich zwei ausfliegenden Jungen gezeitigt wurde.

Der Tross der Feuerwehr sowie Ihr Tagebuchschreiber wechselten daraufhin den Standort und begaben sich in die Wörnitzgemeinde Weiltingen. Auf dem hohen, bereits ausgedienten Sägewerkskamin von Familie Ströhlein hat ein Storchenpaar ebenfalls zwei Junge erbrütet.


Weiltinger Duo


Aus luftiger Höhe

Während Papa Storch das Nest bereits im zweiten Jahr bewohnt (er wurde 2003 in Ostrach/Südwürttemberg geboren), hat „Sie“ ihr Nest gewechselt. Als sie 2004 in Trommetsheim, Kr. WUG von Ihrem Tagebuchschreiber beringt wurde, ahnte noch niemand, welch wechselvolle Geschichte einmal von „Ihr“ zu berichten sein würde. Das erste Lebenszeichen nach ihrem Abzug im August 2004 kam zwei Jahre später aus der Schweiz. Im Kanton Aargau, genauer gesagt in Möhlin, hatte sie mit einem Schweizer Ringstorche ein Paar gebildet und erfolgreich ein Junges erbrütet. Dieses kam jedoch bereits kurz nach dem Schlupf ums Leben. Im August trieb sie sich, ohne elterliche Aufgaben erfüllen zu müssen, in Süddeutschland herum. Bei Aulendorf in Südwürttemberg wurde sie erkannt und abgelesen, später noch einmal in Schötz, im Kanton Luzern. Hier schien sie sich bereits auf dem Flug ins spanische Winterquartier befunden zu haben. Das Jahr 2007 brachte neue Kontakt mit der Trommetsheimer Störchin. Nach den schlechten Bruterfahrungen im Vorjahr in der Schweiz zog sie diesmal weiter nach Osten und erreichte ihre nähere Geburtsheimat. In Wilburgstetten fand sie Gefallen an einem neuen Mann und einem neuen Nest. Leider schlug auch diese Brut fehl. Im Juni besuchte das Paar, weil „arbeitslos, auch einmal das Nest von Schorsch und seiner Partnerin, die in jenem Jahr ebenfalls kinderlos geblieben waren. Offenbar durch ihren Gemahl veranlasst, blieb die Dame auch im Winter 2007/08 in Wilburgstetten. Die neue Brutzeit des Jahres 2008 endete - wie die vorangegangenen - erneut ohne Bruterfolg. Den Winter über blieb man der Wörnitz treu und auch am Nest auf dem Kirchturm von Wilburgstetten konnte man beide den Winter über immer wieder beobachten. Es kam das Frühjahr 2009. Die Dame und ihr Mann standen auf dem Kirchturmnest und alles deutete auf eine beginnende Brut hin. Da entdeckte Ihr Tagebuchschreiber sie im benachbarten Weiltingen auf dem Kamin des ehemaligen Sägewerkes mit einem weiteren, neuen Partner. Was zunächst wie ein Kurzbesuch erschien, entwickelte sich zum Dauerbrenner und zu einer erfolgreichen Brut. Die Trommetsheimerin wurde zum ersten Mal in ihrem Leben Storchenmutter. Der Wilburgstettener Storchenmann blieb zunächst Single und zeitweise verschwunden. Seit etwa drei Wochen hat er sich allerdings eine „Neue“ Ringstörchin angelacht und verbringt mit ihr nun ruhige Sommermonate ohne den Stress der Jungenaufzucht.

Wie wird die Geschichte weitergehen? Wird die „Neu-Weiltingerin“ mit ihrem „Neuen“ im Herbst nach Spanien abziehen oder doch wieder zum „Ex“ zurückfinden? Sie werden es erfahren und miterleben! Wo? Es wird im Tagebuch zu lesen sein!

Ich fuhr weiter ins Altmühltal Richtung Altmühlsee. In Altenmuhr konnte ich erneut nichts Stichhaltiges über das dortige Nest in Erfahrung bringen. Offensichtlich hat sich nach blutigen Kämpfen und einem anzunehmenden Partnerwechsel doch noch eine Brut etabliert. Der im Nest befindliche Storch vollführte ganz offensichtlich Bewegungen im Nest, die sehr an Eirollbewegungen erinnerten. Danach nahm er vorsichtig auf dem Gelege (?) Platz. Eine Spätbrut, die vielleicht auch erst nach Mitte Mai begann, würde uns im Wissen um die Ereignisse in diesem Jahr überhaupt nicht mehr verwundern! Mal sehen!

In Gunzenhausen ist das Jungentrio nicht mehr am Leben. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai verschwanden nach nur mäßigen Regen die 2 bis 7 Tage alten Jungen aus dem Nest. Als man am Morgen des 17. Mai die Kamerabilder aus dem Nest aufrief, war das Nest leer. Auch unterhalb des Nestes gab es keine Spuren von abgeworfenen Jungen. Nun sind den Spekulationen Tür und Tor geöffnet! Was geschehen? Die Jungen sind ertrunken, erfroren und was sonst noch für ein Käse erzählt wird! Wenige Tage alte Junge werden an sich gehudert, also von den Eltern gewärmt! Dies gelingt bei drei sehr kleinen Jungen eigentlich mühelos, denn sonst gäbe es in keinem Storchennest der Welt jemals Junge oder nur ganz wenige. Ertrunken könnten sie noch sein! Aber über den Quatsch, den man da immer wieder hört, habe ich schon mehrfach berichtet. Nicht ertrunken, nicht erfroren, nicht verhungert? Keine Spur? Keine Anzeichen vorher, dass sich da was Schreckliches anbahnen könnte? Was sagen uns die Daten der Herkunft des Brutpaares? Das Männchen ist neu! Das Weibchen ist neu! Das Männchen war nach Horstkämpfen über und über mit Blut besudelt, hat sich aber durchgesetzt! In Gunzenhausen hat es noch nicht gebrütet, denn im Vorjahr war ein anderes Männchen am Nest und hatte Junge zum Ausfliegen gebracht. Mit dem Weibchen steht es ähnlich. Es trägt einen Ring! Demnach wurde es 2005 in Baiersdorf, Kr. ERH beringt. Beim ersten Wegzug konnte Ihr Tagebuchschreiber die jetzige Storchendame aus Gunzenhausen unweit ihres Brutnestes 2009 schon einmal ablesen. Sie gehörte damals, am 10. August 2005,  einem Trupp aus 11 Individuen an, der sich auf den Zug nach Spanien gemacht hatte. Dort wurde die Störchin im April 2006 in der Nähe von Lerida erneut abgelesen. On sie damals noch nach Mitteleuropa flog, ist nicht bekannt. Im folgenden Jahr tat sie es auf alle Fälle. Ende April 2007 trieb sie sich in einem größeren Nichtbrütertrupp in Fambach in Thüringen herum. 2008 blieb sie ganz verschollen. Nun sitzt sie also in Gunzenhausen und hat ihre gesamte Brut verloren. Warum? Sollte Unerfahrenheit eines oder beider Brutpartner eine Rolle spielen? Ich halte eine solche Möglichkeit stets für die plausibelste! Sie sollte mit vier Jahren schon in der Lage sein, erfolgreich zu brüten, aber war ihr Gatte vielleicht überfordert? War er ein junger Erstbrüter? Nicht ganz von der Hand zu weisen wären auch kämpferische Auseinandersetzungen in der Nacht des Tages des Verschwindens der Jungen? Haben fremde Störche, hat vielleicht der letztjährige Storchenmann (er  brütet heuer in Aha, in Sichtweite des Nestes) eine nächtliche Attacke geritten und reinen Tisch gemacht? Wir wissen es trotz Kamera und Kamerabeobachtung am Nest nicht! Vielleicht ist es auch gut so? Hat der Storchenpapa seine drei Jungen infolge einer Übersprunghandlung selbst aus dem Nest befördert oder einfach verschluckt? Zu groß für eine solche Aktion waren sie sicher noch nicht!

Es ging weiter nach Aha. Hier ist von ursprünglich mindestens drei Jungen ebenfalls nur noch eines am Leben. Diesem galt heute mein Besuch mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Gunzenhausen. Das verbliebene Storchenkind war in bester Verfassung und über 5 Wochen alt.


In Aha


Einzelkind

Der Storchenvater trägt einen Ring und auch seine Lebensgeschichte ist es wert, kurz aufgezeigt zu werden. Geboren wurde dieser Storch 2005 in Gremsdorf auf dem Dach der Kirche. 2007 stattete er dem Nest in Ornbau einen Kurzbesuch ab, brütete dann aber erfolglos in Laubenzedel (einige Kilometer entfernt). Im vergangenen Jahr zog er erneut einige Kilometer weiter und brachte in Gunzenhausen 2 Junge zum Ausfliegen. Nach heftigen Kämpfen im Frühjahr 2009 musste er nun abermals seinen Brutplatz wechseln und sich nach Aha begeben. Es hat sich gelohnt. 1 Junges wächst heran.

Auf dem Rückweg konnte ich in Heglau, erstmals in der Geschichte des Ortes überhaupt, im neuen Nest auf der Scheune von Familie Schindler mindestens zwei, etwa eine Woche alte Jungstörche beobachten. Hier wird sich der Besuch durch die Feuerwehr in einigen Wochen anmelden!

In Großenried sind die Störche noch da, aber sie haben sich nicht zu einer späten Brut mehr entschlossen, so dass in diesem Jahr dort keine Jungen ausfliegen werden.

Die Zusammenfassung des Tages aus Dinkelsbühl kann noch nachgereicht werden. Vielen Dank an unser fleißiges Heinzelmännchen im Hintergrund mit Namen KaiserPingi. Führen Sie sich in einer ruhige Minute immer mal einen Tag aus dem Leben unserer Störche zu Gemüte und lassen Sie die Bilder an sich vorbeiziehen! http://picasaweb.google.com/KaiserPingi09

Es lohnt sich in jedem Fall. Einiges habe ich aus den Tagesverläufen während der Bebrütung auch neu gelernt. Die Ablösungen erfolgen seltener als ich es bisher jedem erzählt habe, ohne dies je selbst über einen so langen Zeitraum beobachtet zu haben.

„So alle zwei bis drei Stunden lösen sich die Partner eines Paares während der Bebrütung am Nest ab.“, lautete bislang meine Antwort. Dies muss ich nun doch etwas korrigieren. Gerhardt Creutz schreibt zu diesem Thema in seiner „Storchenbibel“ „DER WEISS-STORCH“, erschienen als Band 375 in der feinen Reihe „Die Neue Brehm-Bücherei“, auf Seite 126:

...Beide Gatten sind am Brüten beteiligt., doch kann der Anteil im Hinblick auf Dauer und Tageszeit recht unterschiedlich sein und scheint keiner festen Regel zu unterliegen. Männchen und Weibchen lösen sich tagsüber mehrmals ab, so dass der freigewordene Partner der Nahrungssuche nachgehen kann. Eine Fütterung des Weibchens am Horst erfolgt nicht. Oftmals übernimmt es das Brüten während der Nacht und das Männchen trägt den Hauptanteil bei Tag.......

So weit das Zitat aus dem sehr zu empfehlenden Buch, auch wenn es bereits 1985 erschienen ist und zwangsläufig die neuesten Erkenntnisse nicht mehr aufnehmen konnte. Aber dafür haben Sie ja das Tagebuch und Ihren Tagebuchschreiber!

Nun also die Nachlieferung der Vorgänge an unserem Nest von heute:

 

5:01 Uhr   Weibchen brütet, Männchen in der Dämmerung abgeflogen

5:43 Uhr   Männchen erscheint mit Nistmaterial

                 Ablösung

5:44 Uhr   Weibchen ab

9:52 Uhr   Weibchen da, nach knapp 4 Stunden

10:00 Uhr  Ablösung, Weibchen nimmt die Eier unter ihre Fittiche

10:03 Uhr  Männchen ab

12:06 Uhr  Männchen da

12:14 Uhr  Männchen ab, keine Brutablösung

21:48 Uhr  Weibchen hat immer noch Brut-Dienst und diese Schicht dauert schon fast 12 Stunden

 

Männchen erscheint sicher erst im letzten Licht! Ob das Weibchen da noch einmal zur Nahrungssuche abgeflogen ist, darf sehr bezweifelt werden.

Sie sehen also – auch aus den Erkenntnissen der letzten Tage – dass zwischen den Brutablösungen auch mehr als 10 Stunden zusammenkommen können. Dass es heute nur drei Ablösungen gab, hätte ich früher für sehr unglaubhaft gehalten. Man lernt nun wirklich nicht aus, vor allem, wenn man sich mit Störchen beschäftigt!


Morgengruß

Lass mich bitte ran, Herr Storch!

 


Da hat jemand den Kopf ganz schön tief!

 
13. Jun. 09

So langsam kommt System in den Tagesablauf unserer beiden Marathonbrüter. Die Ablösungen bleiben äußerst spärlich, beschränken sich lediglich auf die Zeit bis Mittag und beinhalten danach eine acht bis neun Stunden dauernde Phase, in der sich nichts mehr ereignet und entweder „Er“ oder „Sie“ zum Dauerbrüter werden. Dass bei so viel Sesshaftigkeit auch der Kalorienbedarf sehr gering ausfällt, liegt auf der Hand. Da kann man schon mal 10 Stunden – und wenn man die Nacht noch mit einrechnet – vielleicht 20 Stunden ohne Nahrungsaufnahme aushalten. Vögel von der Größe eines Storchs können noch viel länger hungern. Nach Verlust seiner Partnerin blieb das Storchenmännchen des Jahres 2005 über 120 Stunden ununterbrochen auf dem Gelege sitzen, ehe es zum ersten mal zur Nahrungssuche abflog und die Eier im Stich ließ. Von ziehenden Störchen sind ebenfalls Hungerphasen von ein bis zwei Wochen belegt. Deshalb sollte – es tut ja auch keiner – niemand unsere beiden Brüter in irgendeiner Weise bedauern, wenn er oder sie nicht zum Fressen kommt und er oder sie keine geregelten Mahlzeiten einzunehmen in der Lage ist.

 

5:02 Uhr   Männchen brütet, Weibchen sicher im Morgengrauen abgeflogen

7:54 Uhr   Weibchen da, das Weibchen übernimmt, das Männchen bleibt am Nest

8:23 Uhr    Männchen übernimmt wieder das Gelege, ohne abgeflogen zu sein

8:52 Uhr    erneut Wechsel, Weibchen übernimmt die Eier

8:58 Uhr    Männchen fliegt ab, Weibchen brütet weiter

13:09 Uhr  Männchen da, Weibchen fliegt nach über vier Stunden ab

21:42 Uhr  Weibchen zurück, Männchen hat 8 ½ Stunden am Stück gebrütet

21:43 Uhr   Männchen steigt aufs Dach, scheint dort zumindest anfangs auch zu bleiben


Weibchen brütet

Eine der seltenen Ablösungen


„Er“ bei Lockerungsübungen

 
14. Jun. 09

Der schönste und auch wärmste Tag im bisherigen Verlauf des Monats Juni! Sehr interessant war schließlich an diesem Sonntag auch die Brutverteilung unter den Partnern des Paares. Weniger geht nimmer!, kann da als Tagesmotto gelten!

 

5:01 Uhr    Das erste Bild zeigt unser Männchen als Brutstorch am Nest, das Weibchen
                  sollte so um 4:30 Uhr die Storchenwohnung verlassen haben.

10:01 Uhr  Weibchen zurück, Ablösung, Weibchen brütet, Männchen wandert aufs Dach
10:05 Uhr   Männchen verlässt Dach

10:11 Uhr  Männchen bringt Nistmaterial

10:13 Uhr   Männchen ab

21:36 Uhr   Männchen da, Weibchen hat 11 ½ Stunden am Stück gebrütet

21:38 Uhr   Weibchen fliegt noch einmal ab, sie kehrt erst zurück, als es für Bilder schon zu
                    dunkel ist.


„Er“ beim Zählen

Da kommt sie ja!
   

Abstandssuche

„Er“ mit Nistmaterial
 
15. Jun. 09

Worauf ich bislang im Tagebuch noch keinen Bezug genommen habe, was aber im Nest nicht zu übersehen ist, ist die Saat, die dort aufgegangen ist. Im linken Teil des Nestes grünt und sprießt es vor sich hin. Samen, die mit dem Nistmaterial ins Nest getragen wurden, haben offenbar einen guten Nährboden gefunden und sich inzwischen zu einer grünen Wiese von beachtlicher Höhe entwickelt. Da auch schon auf Schnappschüssen aus dem April an gleicher Stelle ein grüner Fleck erkenntlich ist, dürfte es sich um eine „Altlast“ aus dem vergangenen Jahr handeln, die nun wieder ausgetrieben hat. Unser Paar hat an diesem zusätzlichen Schmuck nichts auszusetzen und kann ihn in den nächsten Tagen vielleicht sogar als zusätzlichen Schattenspender verwenden. Normalerweise haben solche Auswüchse im Nest bei Vorhandensein von Jungen keine Überlebenschance mehr und werden durch die Bewegungstätigkeit des Nachwuchses mehr und mehr verdrängt. Richten Sie also verstärkt ihr Augenmerk auf diesen Bereich des Nestes und beobachten Sie die weitere Entwicklung!

Die Zahl der Ablösungen war heute so niedrig wie nie! Fast den gesamten Tag brütete das Weibchen ununterbrochen und erst nach über 14 Stunden am Nest, es wurde langsam schon dunkel, kam „Er“ zurück und „Sie“ schwang sich von dannen. Für mehr als eine Stunde zur Nahrungssuche hat es da aber nicht mehr gereicht.

Zuvor konnte sie vom Morgengrauen bis 7:18 Uhr ihren Kalorienbedarf decken, bis sie anstelle des Männchens das Brutgeschäft übernahm. Das war es dann auch schon für den gesamten tag. Irgendwie schon etwas wenig Bereitschaft sein Ding zu machen. Wenn Junge im Nest sein sollten und die Ablösungen ziehen sich ebenso in die Länge, wird es mit einer erfolgreichen Jungenaufzucht schlecht bestellt sein. Hoffen wir also, dass bei Vorhandensein des Nachwuchses der durch das Betteln der Jungen ausgelöste Fütterungstrieb die Anflüge intensiviert und zahlenmäßig in die Höhe schnellen lässt. Wenn sich der Storchenmann in einer solchen Situation ebenso viel Zeit lässt, bis er wieder am Nest erscheint, gibt es sicher Probleme.


Alles da!
 
Warten
   

Lüften

Verfrühter Luftsprung
 
16. Jun. 09

Lassen Sie mich trotz aller „Wenn“ und „Aber“ ein wenig in die Zukunft blicken! Am 30. Mai wurde das erste Ei gelegt, aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht durchgehend bebrütet. Am 31. Mai war wenigstens immer einer der beiden Partner am Nest, das Ei aber auch noch nicht konsequent durchgängig gewärmt. Erst mit Ablage des zweiten Eis am 1. Juni setzte die Brut richtig ein. Aus dieser Erkenntnis heraus und im Wissen um eine etwa 32-tägige Brutzeit rechne ich mit dem Schlüpfen des ersten Jungen – immer vorausgesetzt es schlüpft überhaupt etwas – um den Monatswechsel Juni/Juli. Am 2. Juli sollte sich also spätestens etwas im Nest regen. Wir aber also in etwa Halbzeit im Brutgeschäft!! Beginnen wir mit Hälfte 2!

Heute ging es am Nest etwas turbulenter zu als gestern. Das Paar fand wenigstens ein paar Mal am Nest zusammen und gönnte sich wieder etwas Zweisamkeit.

5:02 Uhr   Männchen hat den ersten Innendienst, nachdem „Sie“ im Morgengrauen zur
                 Nahrungsaufnahme abgeflogen ist.

9:36 Uhr  Weibchen kommt zurück, löst ab

                 Männchen macht Zwischenstation auf dem Dach
10:02 Uhr Männchen kehrt ins Nest zurück

10:05 Uhr  Männchen fliegt ab

11:10 Uhr Männchen erscheint mit Nistmaterial am Nest

11:19 Uhr  Ablösung, Männchen übernimmt Gelege

11:20 Uhr  Weibchen fliegt ab

14:03 Uhr   Weibchen kommt ans Nest zurück

14:31 Uhr  Weibchen übernimmt nach über drei Stunden die Eier  

14:36 Uhr   Männchen fliegt ab

21:31 Uhr  Männchen da, es sind sieben Stunden vergangen

21:32 Uhr  Weibchen darf noch einmal Kalorien zu sich nehmen, sie fliegt ab
ca. 22:30 Uhr  Weibchen kehrt zurück, kein Bildbeleg mehr


Alle Neune, nein Zweie

Zeit für Ruhe
   

Ablösung

Begrüßung

 


„Er“ brütet und „Sie“ nimmt sich eine Auszeit

 
17. Jun. 09

Ein wunderschöner Tag, nicht zu warm, nicht zu kalt, kein Niederschlag!

Ich bin erneut unterwegs, um mein Beringungsprogramm weiter voranzutreiben. Es geht nun mit Volldampf in das letzte Viertel. Wie lange sich die Angelegenheit noch hinziehen wird, hängt vom weiteren Verlauf der Bruten in Feuchtwangen und Dinkelsbühl ab. Sollte es an beiden Orten noch zur Aufzucht von Jungen kommen – und damit rechnen wir aber felsenfest! – werde ich erstmals in meiner privaten Beringungsstatistik noch im August Jungstörche zu kennzeichnen haben. Dabei begann es in diesem Jahr schon in der zweiten Maihälfte mit den ersten Markierungen.

Erste Station war an diesem Mittwoch das Nest auf dem Tanzhaus der mittelalterlichen Stadt Nördlingen im Ries. Ich fahre immer gern in diese Stadt, vor allem seit in ihr Störche brüten. Vom 90 Meter hohen Turm der gotischen Hallenkirche Sankt Georg, dem so genannten „Daniel“, hat man einen wunderschönen Einblick ins Nest, den man aus halber Höhe auch im Internet erleben kann. (http://www.noerdlingen.biz/cms/front_content.php?idcat=24)

Dort hat ein Jungstorch bislang überlebt und wurde nun heute unter Mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen von Ihrem Tagebuchschreiber beringt


Altstorch in Nördlingen...


...beobachtet Ihren Tagebuchschreiber

Über die Herkunft der Storcheneltern ist leider keine Information zu geben, da sie als Jungstörche nicht das Glück hatten, in die Hände eines Storchenflüsterers zu geraten.

Unmittelbar im Anschluss an den Termin in Nördlingen wartete in 25 Kilometer Entfernung der nächste Einsatz auf mich. Die nagelneue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr aus Wassertrüdingen kam in ihrem Heimatort erstmals im Rahmen einer Storchenberingung zum Einsatz. Drei kräftige Junge bedeuteten eine feine Sache. Besonders wenn man bedenkt, dass zumindest das Weibchen zum erstenmal in der Stadt am Hesselberg brütete. Ihre Wiege stand 2006 in Holzhausen in Südbaden. Im Februar 2008 gab es eine erste Sichtung unseres Weibchens und zwar in Inneren Spaniens, in der Provinz Toledo. Bereits Mitte April erreichte sie Deutschland und wurde in Nidderau-Windecken im Regierungsbezirk Darmstadt festgestellt. Die näheren Umstände der Sichtung sind leider nicht bekannt. Und schließlich gab es den Nachweis am 7. April 2009 in Wassertrüdingen und die darauf folgende Brut.


Annäherung


Die Wassertrüdinger Drillinge

Das Brüten in Dinkelsbühl nahm seinen gewohnten Gang. Lange Brutphasen der einzelnen Partner bleiben in unserem Fall die Regel. Über diesen Aspekt haben ich in früheren Einträgen schon ausführlich berichtet.

5:00 Uhr    Männchen hat die erste Schicht

10:06 Uhr  Weibchen ist zurück, sie war über 5 Stunden auf Achse, es folgt eine Ablösung

10:10 Uhr   Weibchen übernimmt das Gelege

10:14 Uhr    Männchen fliegt ab

18:07 Uhr    Männchen zurück, Weibchen hat 8 Stunden gebrütet

18:08 Uhr    Weibchen ab

21:31 Uhr    Weibchen zurück, Männchen hat 3 ½ Stunden gebrütet


Bestandsaufnahme

Begrüßung


Randstand

 
18. Jun. 09

Der bislang schönste und wärmste Junitag des Jahres!

Ich habe wieder Nachricht von Schorsch erhalten und bin am Abend der Sache noch persönlich nachgegangen, ohne allerdings bereits zu einer Begegnung mit dem alten Haudegen gekommen zu sein.

Schorsch hat seit längerem ein neues Standquartier. Unmittelbar vor den Toren der Stadt, direkt an der B 25 und an der Abzweigung der Dinkelsbühler Nordumfahrung befindet sich die Ölmühle.

Zum Nest auf dem alten Rathaus sind es genau 1130 Meter Luftlinie. Wahrlich ein Katzensprung und außerdem mit Blickkontakt zu Schorschs früherer Behausung. Hier auf dem Wohnhaus der Ölmühle scheint Schorsch schon ein ganzes Weilchen seine Nächte zu verbringen. Die deutlichen Spuren unter seinem Standplatz auf dem Dach verraten weiter, dass er meist seinen Blick nach Norden richtet, also mit dem Rücken zur Stadt steht. Die Besitzerin der Ölmühle konnte ihren nächtlichen Gast sehr gut beschreiben. Sie schilderte ihn als sehr verschmutzt und hatte dafür sogar die plausibelste Erklärung parat. Wegen seiner Schnabelverletzung könne er sein Gefieder sicher nicht mehr so gut pflegen wie es vielleicht nötig wäre. Da kann ich ihr nur zustimmen!

Vielleicht kann sich Carola wieder einmal auf Schorschs Fersen heften und an der Ölmühle einmal vorbeischauen. Als ich gegen 21 Uhr den Ort verließ, war Schorsch noch nicht zum Übernachten eingetroffen und außerdem hatte ich keine Zeit mehr, noch länger zu warten. Es wartete zu Hause auch noch die strapaziöse Tagebucharbeit auf mich!

Während Ihr Tagebuchschreiber auf Achse war, konnte KaiserPingi erneut die besten Schnappschüsse für seine Tageszusammenstellung aufbereiten. Aus seinen Bildern ergibt sich folgender Ablauf des 17. Bruttages:

5:00 Uhr   Männchen brütet, Weibchen im Morgengrauen abgeflogen

8:55 Uhr   Weibchen nach mindestens 4 Stunden am Nest zurück

8:57 Uhr   Männchen fliegt ab

10:05 Uhr Männchen mit Nistmaterial zurück

10:12 Uhr  Männchen abermals ab

13:12 Uhr  Männchen da, Ablösung nach über 4 Stunden

13:15 Uhr Weibchen ab

21:34 Uhr  Männchen brütet mindestens 7 ½ Stunden


Immer noch 2 Eier

Punktlandung
   

Lass mich; Männe!

Nistmaterialtransport
 
19. Jun. 09

Der 20. Bruttag ist vergangen, an der Aufgabenverteilung hat sich nichts geändert. Nach wie vor überraschen die langen Zeitintervalle von einer Ablösung zur anderen.

In nackten Zahlen liest sich dieser Abschnitt in etwa so:

 

5:00 Uhr   Männchen brütet. Das Weibchen, das sicher wieder während der Nachtstunden
                 zum Brüten eingeteilt war, sollte sich ein ganzes Weilchen vor 5 Uhr zur

                 Nahrungssuche begeben haben.

10:18 Uhr Weibchen zurück, nach etwa 6 Stunden

10:19 Uhr Weibchen brütet, Männchen fliegt ab

10:28 Uhr Männchen erscheint mit Nistmaterial und fliegt um

10:29 Uhr erneut ab

21:12 Uhr Männchen da, es hat immerhin 11 Stunden bis zum nächsten Wechsel gedauert

21:13 Uhr Weibchen ab

21:40 Uhr Weibchen wieder zurück

Erneut lag an diesem Tag die Hauptlast des Brütens – auch tagsüber – beim Weibchen. „Er“ beteiligte sich bei einem 24-Stunden-Tag lediglich mit rund 6 Stunden am Brutgeschäft, das entspricht etwa 25%. Dem Weibchen können demnach 75% gutgeschrieben werden.


Männchen mit voller Ladung

Zwei Eier, kein Zweifel
   

Zwei Dohlen auf Tuchfühlung

Lange erwartet!
 
20. Jun. 09

Wie sich die Bilder doch gleichen! Man könnte schon fast die Uhr danach stellen, so ähnlich verlief auch dieser 21. Bruttag im Leben unseres Storchenpaares. Damit hat das dritte Drittel der Brutzeit begonnen und wir nähern uns mit Riesenschritten dem großen Ereignis! Beginnen Sie schon jetzt mit den Werbemaßnahmen für unsere Website. Während an einigen Nestern die Jungen drauf und dran sind, ihre Kinderstube zu verlassen, beginnt sich auf dem alten Rathaus neues Leben zu regen.

 

5.00 Uhr   Männchen brütet, Weibchen hat das Nest im Morgengrauen verlassen

10:07 Uhr Weibchen kommt, brütet, es war mindestens 5 ½ Stunden auf Nahrungssuche

10:12 Uhr Männchen fliegt ab

21:38 Uhr Männchen kommt zurück, es war 11 ½ Stunden auf Nahrungssuche

21:39 Uhr Weibchen startet noch einmal, vielleicht für ein knappes Stündchen?


Guten Morgen

So begrüßen sich zwei Verliebte
   

Lüftung

Beine vertreten



Endlich da!

Ich erzähle Ihnen dies, obwohl noch vieles passieren kann. Längst ist der Nachwuchs noch nicht geschlüpft und erst recht sind die Jungen noch nicht ausgeflogen! Spätbruten sind in dieser Hinsicht besonders gefährdet und nicht von ungefähr hat es mit dem Brutbeginn so lange gedauert. Dass es damit sogar fast Anfang Juni wurde, bezeichne ich weiterhin als eine Riesensensation. Besonders hohe Bruterfolge sind solchen Unternehmungen nie beschieden. Für Brutbeginne Ende Mai/Anfang Juni gibt es allerdings so gut wie kein Vergleichsmaterial. Wenn es an manchen Nestern stets keinen oder nur einen unterdurchschnittlichen Bruterfolg gibt, liegt dies so gut wie nie am Zustand des Nestes, sondern in der Regel am „Zustand“ der an der Brut beteiligten Eltern. In Leutershausen am Oberlauf der Altmühl brütet seit 2001 in ununterbrochener Reihe eine nunmehr 25-jährige Storchendame aus dem Elsass mit unterschiedlichen Partnern, seit 2005 jedoch mit demselben Männchen. In diesen 9 Brutjahren brachte „Sie“ lediglich  8 Junge zum Ausfliegen. Mit ihrem achtzehn Jahre jüngeren Partner gelang es in 5 Jahren, vier Junge großzuziehen. Bei zwei Totalausfällen gab es zweimal 1 Junges und in diesem Jahr mit zwei Jungen das bislang beste Ergebnis.

Lag es in den zurückliegenden Jahren am Nest, am Wetter oder an anderen Ursachen, dass es mit dem Nachwuchs so schlecht bestellt war? Viele Zeitgenossen machen es sich da sehr leicht! Man schiebt eben alles aufs Wetter! Fühlt man sich selbst nicht wohl, ist gereizt oder abgespannt, ist ja auch das Wetter schuld. Aber warum sollte eine Vogelart, die seit 150 Millionen Jahren schon manches Wetter überlebt hat, plötzlich nicht mehr in der Lage sein, einen einzigen Regentag ohne Totalausfall der Brut zu überleben? Da heißt es dann weiter, die Jungen seinen eben zu klein gewesen und im gleichen Atemzug verlautet auch schon, dass die Jungen bereits zu groß gewesen seien und von den Eltern nicht mehr entsprechend gehudert und gewärmt werden konnten. Sind solche Einschätzungen überhaupt realistisch? Gibt es dafür auch nur den geringsten Beweis?

Aber am Nest liegt es ganz bestimmt! Viele Millionen Jahre haben Störche ihre Nester gebaut und keiner hat ihnen dabei in irgendeiner Weise geholfen. Ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass Adebar sein Nest allemal am besten selbst baut. Aber er darf es seit einigen Jahren nur noch bedingt selbst bauen! Da gibt es Technokraten, die am Computer die ideale Storchennestunterlage konzipieren und auch in der Folge bestimmen, welches Nistmaterial Freund Adebar zu gebrauchen hat. Tut der Kinderbringer hier etwas aus eigenen Stücken und entspricht dies nicht den Vorstellungen der Macher, wird eben korrigierend eingegriffen.

Baut ein Storch ein Nest an einer Stelle, an der es aus menschlicher Sicht gar nicht stehen dürfte, wird es spätestens nach einer Brutzeit oder bereits während der Nestanlage versetzt, durch technische Unterstützung abgesichert oder andernorts neu gestaltet. Warum lässt man Freund Adebar nicht einfach gewähren?

Da besteht doch bei Sturm und Wind möglicherweise und sicher bald die Gefahr, dass das Nest abrutscht. Wir werden schnell mal wieder den Hubsteiger bemühen und ein Geflecht aus eloxiertem und feuerverzinktem Nickel-Cadmium-Draht anbringen und dadurch verhindern, dass der Storch mit dem Nest zu Boden stürzt. An anderer Stelle durfte Adebar wenigstens seinen Bau fertig stellen, aber dann wird dennoch nachgebessert. Es kann doch nicht sein, dass ein Nest ohne die passende Nisthilfe überhaupt existieren kann! Wir werden dies korrigieren und das Nest entfernen, an gleicher Stelle eine Edelstahlunterlage installieren und anschließend wieder neues Nistmaterial einbringen. Welche Gründe gibt es für solchen blinden, völlig sinnlosen Aktivismus? Keine! Halt! Natürlich gibt es Gründe! Aber nur zum Wohle der Aktivisten und nicht zum Wohle der Störche!

In den letzten Jahren gab es in Bayern und anderswo eine Reihe von Neubauten bei Storchens. Da waren Sachen dabei, die hätte vorher keiner für möglich gehalten. Zu welchen Nestbauleistungen Störche fähig sind, ist manchmal wirklich unglaublich. Doch man lässt sie leider nicht immer gewähren, weil es wohlmeinende Tierfreunde gibt, die alles so korrekt und kuschelig aufbereiten wollen, wie sie es für ihre liebsten Muschis zu Hause auch tun. Doch aufgepasst! Setzen Sie niemals die Liebe zu einem Haustier mit der zu einem Wildtier auf die gleiche Ebene. Das muss schief laufen und verursacht bei Ihnen nur schlaflose Nächte und ein unheimliches Bauchgrimmen. Wägen Sie bitte stets ab, ob Sie als Tierschützer oder als Naturschützer agieren wollen? Beides ist möglich, erfordert dann aber eine unterschiedliche Betrachtungsweise.

Bleiben wir noch etwas beim Nest. Lassen Sie die Störche ihre Nester doch bitte selbst bauen! Eine Nisthilfe ist dort, wo sie existiert, keine schlechte Sache, doch darf ein Storch ein Nest auch dann bauen, wenn keine solche Hilfe besteht. Oder vertrete ich da eine exotische Meinung? Ein Storch baut ein Nest nicht aus Spaß und aus reinem Forscherdrang! Er will darin seinen Nachwuchs heranziehen und solches ist die einzige Lebensaufgabe. Also wird er versuchen, das Nest so zu gestalten, dass dieses Vorhaben gelingt. Fallen die Zweige immer herunter, dann wird es zu keiner Brut an dieser Stelle kommen. Er wird es an einem anderen Ort probieren, bis es klappt. Schafft er es nicht, ein Brutnest zu etablieren, kann er sich nicht fortpflanzen und sein Genmaterial nicht weitergeben. Da sind in gewisser Weise auch Lernvorgänge impliziert, die ein Storch erleben muss, um zum Erfolg zu kommen. Wie soll er es aber lernen, wenn die Firma „Mensch“ ihm immer dazwischenpfuscht? Und schließlich hört man als Standartantwort bei Jungenverlusten: Die Jungen sind im Nest ertrunken! Ertrinken geht auf Grund der Nestkonstruktion gar nicht! Da hätte der Storch kaum Hundert Jahre seiner Existenz überstanden! Aber 100 Millionen Jahre! Da muss es noch eine Erklärung geben! Richtig! Das Nest besteht zum großen Teil aus Plastik- oder besser aus Kunststoffteilen. Da lernt man schon in der Grundschule, dass Plastik wasserundurchlässig ist, folglich gilt also, dass das auf das Storchennest einprasselnde Regenwasser nicht mehr abfließt und damit die Störche erneut ertrinken.

Unser Paar hat in diesem Jahr – KaiserPingis Zusammenstellungen des Tages sei Dank! – kein einziges Plastikteil eingetragen. Das, was da jetzt manchmal zum Vorschein kommt, sind Altlasten. Fetzen, die durch die Tätigkeit Adebars an die Nestoberfläche geraten und den einen oder anderen Farbtupfer setzen. Kann ein solches Teil von vielleicht maximal 10x10 Zentimetern ein oft mehrere Quadratmeter großes Nest hermetisch abdichten und wasserundurchlässig werden lassen? Nur große Optimisten können solches vermuten! Als unser Paar – und es gibt in dieser Plastiksache einzelne Störche, die darin eine gewisse Vorliebe entwickeln

(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/chronik_03/chronik2003_08.htm) – sein Nest mit Unmengen von Folien- und anderen Kunststoffteilen ausgestattet hatte, wurden 4 Junge flügge und auch in anderen Jahren gab es trotz „Plastik“ Nachwuchs. Wie passt das nun wieder zusammen?

Dies muss als reine Panikmache verstanden werden und dient als vorgeschützte Maßgabe, ins Storchenleben hemdsärmelig und forsch eingreifen zu können. Ich sage deshalb (nicht zum ersten mal): Hände weg vom Storchennest während der Brutzeit! Lassen Sie unseren Freunden doch einmal die Chance, ein echte Storchenburg zu schaffen, der über Generationen Storchengeruch anhaftet und die für Störche generell einen echten Anziehungspunkt darstellt. Dass es nicht an eingebauten Plastikteilen liegen kann, wenn es keinen Bruterfolg gibt, beweisen die Nester, an denen jährlich herummanipuliert und herumgedoktort wird und dennoch keine Jungen ausfliegen.

Da gibt es ja auch den Aspergillose-Schimmelpilz. Ist er der Feind der Störche? In Vetschau sterben zweimal hintereinander die Jungen! Man hat das Nest zwischen den beiden Brutzeiten entgiftet, jeden neuen Zweig mit Sagrotan mehrmals gewaschen und die Nisthilfe chemisch gereinigt. Trotzdem müssen die Störche wieder das falsche Nistmaterial gebracht haben, das die Jungen auf so grausame Art und Weise sterben lässt. Nur gut, wenn den Altstörchen dieser Pilz nichts anhaben kann oder sind es vielleicht doch nicht nur die Pilze, die Storchenleben töten? Wie kann man dies verhindern?

Man untersucht eben auf 20 Quadratkilometer Fläche um das Nest alle am Boden liegenden Zweige, Äste und anderes als Nistmaterial in Frage kommendes Gesträuch auf das Vorhandensein von Aspergillose. Sicher machbar! Ich schlage einen konzertierten Einsatz mit einem Hubschrauber vor, der das von der chemischen Industrie bereitgestellte Gegenmittel fein verteilt und gleichzeitig auf Empfehlung des Vogelprofessors Dr. Peter Berthold Vogelfutter in geeigneten Dosen auf derselben Fläche aufbringt. Für Störche kann da mit warmen Eimern gearbeitet werden, allerdings muss die Bevölkerung rechtzeitig vor dem Abwurf der Eimer gewarnt werden, um Todesfälle unter den Menschenkindern zu verhindern. Normalerweise werden als warme Eimer solche bezeichnet, die im Nestumfeld eines Storchenpaares im Boden eingegraben werden und während der Aufzucht der Jungen regelmäßig mit Zusatzfutter (Eintagsküken, Fischabfälle, auch mal schon darin versteckt das eine oder andere Antibiotikum!!) bestückt werden. Dies „warmen Eimer“ garantieren in ausgeräumten und nahrungsarmen Biotopen dennoch einen erstklassigen Bruterfolg bei Storchens. Hier bekommen Sie genauere Informationen über diese einzigartige Möglichkeit im Storchenschutz und dies sogar ohne jegliche satiristische Hintergedanken. Sachen gibt’s, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte! Doch manchmal ist die Wirklichkeit die bessere Fiktion: http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_merkblatt_z.html 

An die Hubschrauberfraktion ergeht die eindringliche Bitte: Vergesst bei diesen Fütterungen während der Sommermonate mir die Störche nicht. Vielleicht verhindern Plastikeimer eine größere Verletzungsgefahr beim Abwurf derselben?

Warum sterben Junge? Warum verschwinden einfach Junge? Werden sie gar nächtens aus dem Nest gestohlen? Ausschließen kann man dies nun auch nicht ganz. Die Beliebigkeit im Umgang mit einem Tier - wie dem Weißstorch - hat in den letzten Jahren mächtig zugenommen. Fast jeder kann mittlerweile zu jeder Zeit, sofern er nur einen plausiblen Grund für seinen Einsatz nennt, ein Storchennest mit Hubsteiger oder Feuerwehr besuchen:

  1. Ich möchte wissen, wie viele Junge im Nest sind?
  2. Ich möchte für meine Enkeltochter ein Foto machen.
  3. Ich glaube, ein Storch ist tot und muss aus hygienischen Gründen sofort entfernt werden, weil sich sonst die Geschwister anstecken könnten.
  4. Ich habe eine Aspergillose-Schimmelpilz am Nest entdeckt.
  5. Der Storch hat soeben eine Aldi-Einkaufstüte ins Nest getragen.
  6. Es hat in der Nacht geregnet und ich will wissen, ob ich Junge retten kann.
  7. Einer der Altstörche ist seit Stunden nicht mehr am Nest erschienen und es droht Gefahr, dass die gesamte Brut im Nest verhungert.
  8. Es regnet und die Temperatur ist gesunken. Die Jungen sind unterkühlt.
  9. Ich muss die Wärmflasche von gestern wieder aus dem Nest holen und das Wasser erneuern.
  10. Unsere neue Webcam  - die Lieferzeit hat länger gedauert – muss schnellstens installiert werden.
  11. Die Webcam ist defekt und muss aus dem Nestbereich abgebaut werden.
  12. Schon wieder liegt eine Plastiktüte im Nest.
         

Wer kann solchen Bitten schon widerstehen? Niemand kann und darf so herzlos sein! Ich wünschte mir wieder mehr Gelassenheit in Sachen Storchenschutz. Weniger Aufgeregtheiten und weniger Tierschutz! Ein Storch sollte wieder vermehrt als Wildtier gesehen werden und nicht als Schoßhündchen. Jede Webcam mehr – und hier ist der Markt noch nicht gesättigt – wird die Hysterie weiter anheizen und die Meinungen polarisieren.

Es lebe das webcamfreie Storchennest! Was waren das für schöne Zeiten, als Ihr Tagebuchschreiber jeden Tag das steile Dach des Münsters Sankt Georg erklomm (von innen), um im Sommer bei 50 Grad das Nest auf dem alten Rathaus zu beobachten. Da bekam man zum Glück nicht alles mit! Es war sehr beschwerlich und schweißtreibend.

Was ist daraus geworden? Behäbig sitze ich nun im Schreibtischstuhl, in der linken Hand die Kaffeetasse und in der rechten die frisch geschmierte Stulle! Wenn gerade nichts Besonderes los ist, zappe ich durch das grenzenlose Angebot der Storchencams. 129 Storchenkanäle stehen zur Verfügung. Sicher mehr Schrott als Qualität! Da gibt es zwei öffentlich rechtliche Anstalten, einige private Sender verdienen auch das Prädikat wertvoll, der große Rest ist eben da und mehr nicht. Warum auch nicht? Es kann doch jeder zeigen, was er will. Und wenn sich die eigene Ehefrau nicht ausziehen will, hängt man die Kamera an ein Storchennest. Das erfordert dann wenigstens keine peinlichen Erklärungsversuche bei der Nachbarschaft. 

Warum sterben die Jungen? Liegt es am Nest (Plastik oho!), am Wetter (Regen und Ertrinken der Jungen!), an den Schimmelpilzen und anderen Mikroben, Bakterien und Mitessern? Jeder hat seine für ihn passende Erklärung! Seit es Webcams gibt, hat sich die Zahl der möglichen Erklärungsversuche um ein Vielfaches gesteigert. Doch selten hört man das, was viel näher liegt und der gesamten Misere einen wichtigen Touch gibt.

Liegt es nicht einfach an den Eltern? Im Falle Leutershausen lässt die alte Dame aus Frankreich keine Wunderdinge mehr erwarten. Da sind zwei Junge momentan das Maximum und dies auch nur, wenn alle äußeren Komponenten stimmig sind. Da gibt es ein Paar in der Stadt Riedlingen in Baden-Württemberg mit 35 und 30 Lebensjahren, die seit nahezu 10 Jahren – von einer Ausnahme abgesehen – keine Junge großgezogen haben. Ich will damit sagen: Es gibt individuelle Hinderungsgründe (z.B. hohes Alter), die eine erfolgreiche Aufzucht von Jungen nicht mehr als selbstverständlich erscheinen lassen. Selbst ein plastik- und infektionsfreies Nest verbessern diesen Zustand keineswegs.

Genauso liegen die Verhältnisse umgekehrt: Einer oder beide Partner sind zu jung! Da sich das Reifealter bei Störchen in den letzten zwei Jahrzehnten in einer atemberaubenden Geschwindigkeit verringert hat und nun bereits zweijährige Brutstörche zu den Normalitäten gehören, darf es doch längst nicht mehr überraschen, wenn immer mehr Brutpaare plötzlich ihre Jungen verlieren und das Nest über Nacht leer ist. Wer als Frühreifer zur Brut schreitet, kann nicht mit allen ihm begegnenden Schwierigkeiten in seiner ersten Saison zurechtkommen (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Da klappt es ja noch mit der Bebrütung ganz gut, doch sobald Junge schlüpfen und diese komischen Dinger immer betteln und für die Nahrungsbeschaffung den kompletten Einsatz der Eltern benötigen, packt sie einer ihrer Erzeuger und frisst sie oder beseitigt sie auf andere Weise. Fallen Ihnen da nicht gewisse Parallelen mit menschlichen Verhaltensweisen auf? Auch Störche sind gelegentlich mit ihren Aufgaben überfordert und handeln dann für unsere Verhältnisse ebenfalls auf grausame Art und Weise. Da sind dann wieder Wetter und Nässe und Plastik und..... schuld.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass jüngere Störche geringere Nachwuchszahlen hervorbringen als ältere. Bei 20 Jahre alten und älteren Störchen liegen die Verhältnisse ähnlich. Da bleiben die Jahrgänge, die man als die besten bezeichnet, mit überdurchschnittlichen Ergebnisse übrig.

Seien Sie deshalb bei der Bewertung des Bruterfolges kritisch und beziehen Sie stets auch die Frage des Lebensalters von Storchenmutter oder Storchenvater mit ein! Es kann durchaus passieren, dass Anfang Juli die geschlüpften Jungen unseres Nestes spurlos verschwinden. Es hat nicht geregnet, das Wetter war warm und sonnig, kein Schimmelpilz weit und breit! Papa oder Mama Storch waren mit dem Vorhandensein von lebendigem Nachwuchs einfach überfordert. Die einzige Konsequenz für Gevatter Storch ist dann das Töten der Jungen. Kein böser Wille, keine Mordlust! Nur fehlende Reife! Biologisch waren Paarung und Eiablage machbar. Doch die eigentliche Aufgabe, die eine erfolgreiche Aufzucht erfordert, war für das betreffende Individuum (noch) nicht lösbar. Totalverlust!

Ein Totalverlust kann natürlich auch bei zwei 10jährigen Störchen vorkommen. Beide haben gemeinsam schon mehrere Bruten hochgebracht. Da erkranken die Jungen plötzlich. Mit dem Hauptbeutetier Regenwurm eingetragene Tracheenwürmer befallen die Atemwege der Jungstörche, führen zu Entzündungen der Bronchien und dadurch sehr schnell zum Tod. Dass solche Erkrankungen vor allem bei Regenwetter auftreten, liegt auf der Hand. In diesen Tagen werden fast nur Regenwürmer verfüttert! Die Gefahr einer Infektion ist dann besonders groß.

Lassen Sie mich für heute schließen! Bitte machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken und bedenken Sie bei der Beurteilung auch das, was ich Ihnen in verschiedenen Facetten dargestellt habe!

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21. Jun. 09

Im gestrigen Tagebucheintrag habe ich mich aus meiner Sicht mit den unterschiedlichen Bruterfolgen unserer Störche auseinandergesetzt. Die stets vorgebrachte Begründung, dass die verschwundenen Jungen wegen der in den Nestern verbauten Plastikfolien etc. ertrunken sind, kann zu den Akten gelegt werden. Dem Nest darf bei der gesamten Problematik sterbender oder toter Küken nur eine Randnotiz zuerkannt werden. Von viel entscheidenderer Relevanz ist jedoch die Fitness der an der Brut beteiligten Eltern. Hier spielt das Alter sowie die individuelle körperliche und auch geistige Entwicklung eine maßgebliche Rolle. In den letzten Jahren werden die Mitglieder der Storchenpopulation im Durchschnitt immer jünger, also auch unreifer für die kommende Brutzeit. Wer es mit 2 Jahren erstmals versucht, eine Familie zu gründen, scheitert eben öfter als normal an diesem Unterfangen.

In Donauwörth gibt es seit Jahren ein dort überwinterndes Storchenpaar, das in den letzten Jahren regelmäßig Junge produziert – meist sind es 5, die aus den Eiern schlüpfen – im Laufe der Jungenaufzucht aber so gut wie alle nach und nach verliert. Auffallende Hungerstreifen an den Federn der Jungen sowie komplett fehlende Federn im Großgefieder zeigen deutlich auf, dass das Jungvolk schlecht und sehr unregelmäßig gefüttert wird.

Unter diesen Prämissen komme ich nun zum wichtigsten Punkt in der Beurteilung des Bruterfolges, nämlich zum Lebensraum, den ein Storchenpaar bewohnt. Und dort, meine Damen und Herren, liegt der Hund, nein der Storch, begraben. Im Falle der verhungernden Jungen aus Donauwörth spielt allerdings noch ein weiterer Aspekt in der Thematik mit. Besagtes Brutpaar sollte nach Kenntnis der Lage durchaus fähig sein, im näheren Umfeld des Nestes Nahrung für seine Brut zu finden, auch wenn eine Wiese mal nicht rechtzeitig gemäht werden konnte oder wollte. Da ist der Lebensraum einfach zu reich strukturiert. Liegt es dann an den Altstörchen? Kann gut sein. Sie sind beide nicht beringt, aber auch nicht beringte Störche können ein hohes Alter erreichen. Ist dies ist vielleicht ein Grund für die fehlende Fitness. Oder liegt es daran, dass beide während des Winters gefüttert werden und dann bei beginnender Brut die Jagd nach Beute in so weit verlernt oder sich abgewöhnt haben, dass es zu einer ordnungsgemäßen Versorgung einer Brut nicht mehr reicht? Scheitern durch Verhätschelung! Ein sicher in Teilen Bayerns sehr stark zu beachtender Hinweis. Von anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Hessen) will ich gar nicht sprechen, da dort massiv das ganze Jahr hindurch zugefüttert wird.

Zurück zur Qualität des Lebensraumes und zur Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Ergiebigkeit eines Nestumfeldes bezüglich der Erreichbarkeit der Nahrung und einem geringen Bruterfolg oder liegt es stets daran, dass die bösen Folien im Nest die Jungen ertrinken lassen? Oder können Junge auch Verhungern? Für manche ein schrecklicher Gedanke! Dann schon lieber ertrinken! Das geht doch schneller und die arme Kreatur muss nicht lange leiden.

Wie Sie alle wissen, hat der Storchenbestand in den letzten Jahren enorm zugenommen! Das bedeutet für Störche, die den Winter nicht im Brutgebiet verbringen und außerdem nicht durch Dauerfütterungen herangemästet wurden, dass sie wegen ihres späteren Erscheinens im Brutgebiet die besten Plätze bereits besetzt vorfinden. Alles, was dann noch aus dem mehr oder weniger weit entfernten Brutgebiet heranrückt, muss mit schlechteren Lebensräumen und damit auch mit weniger ergiebigen Futterquellen auskommen. Dies erhöht die Probleme schon von vorneherein. Ein Bestandsanstieg hat außerdem zur Folge, dass sich die Abstände zwischen den einzelnen Nestern verringern, dadurch häufiger Kämpfe entstehen und die Nahrung nunmehr für zwei Paare reichen muss, wo früher nur eines sein Auskommen suchen konnte. Damit verbunden sind weitere Flüge vom Nest zur Futtersuche, dies geht wieder an die Substanz der Elterntiere und die bekommen bei der Jungenaufzucht so viele Probleme, dass eben keine fünf Jungen groß werden, sondern keines oder nur wenige. Was hat das mit dem Nest zu tun? Nichts und absolut nichts!

Der Lebensraum ist das A und O! Da sterben kleine Junge innerhalb von zwei Tagen der Reihe nach, obwohl die Eltern unermüdlich Nahrung herbeischleppen, aber leider die falsche Nahrung! Sie ist zu groß! Was machen die viertägigen Jungen mit 30 cm langen Fischen und jeder Menge Maulwürfen und anderer großer Nagetiere? Die Nahrungstiere bleiben unangetastet einfach im Nest liegen und werden von den Altstörchen wieder gefressen. Was machen die kleinen Jungen, wenn es sehr nass ist, die Eltern bei Regen aber auch nicht gerne fliegen und zudem die Wiesen noch nicht gemäht werden konnten? Richtig! Die Jungen sterben, weil sie Regenwürmer bräuchten und die unter den angesprochenen Voraussetzungen nicht erreichbar sind. Umgekehrt gilt Ähnliches.

Wenn Junge schon vier Wochen und älter sind – in dieser Zeit ist der Nahrungsbedarf immens – und wenn im Umfeld eines in einem suboptimalen Biotop gelegenen Nestes wegen ausbleibender Mahd und schlechtem Wetter die Versorgung mit entsprechender Nahrung schwieriger wird, kommt es ebenfalls zu Verlusten bei schon größeren Jungen. Auch sie verhungern dann. Ist das nun schlimm? Für den betroffenen Jungstorch kann dies fatale Folgen haben, für die Gesamtpopulation sind dies allerdings nur Peanuts.

Die Erhöhung des Bestandes hat nun nicht automatisch und in jedem Jahr auch eine Erhöhung der Jungenzahl zur Folge, sondern die Zunahme der absoluten Paarzahlen auf gleicher Fläche wie vor der Zunahme hat nicht selten eine insgesamt wenig bessere Gesamtjungenzahl oder sogar eine schlechtere zur Folge. Neu hinzugekommene Paare sind gezwungen, in schlechtere Lebensräume auszuweichen, in denen die Beschaffung der Nahrung viel schwieriger und zeitaufwändiger ist oder geeignete Nahrungstiere unzureichend oder zur falschen Zeit vorhanden sind.

Sie sehen, dass die Beurteilung eines schlechten Bruterfolges von vielen Faktoren abhängig ist und nicht immer das Wetter schuld ist.

Auf Wunsch ein besonderer Service für meine Leser: In Kursivschrift Geschriebenes darf durchaus auch als fiktive Realität oder reale Fiktion verstanden werden, ganz wie Sie wollen!

Einziger Ausweg aus der ganzen Misere mit den leidigen Jungenverlusten ist die Überdachung des Nestgebäudes. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Eiche rustikal oder in der bewährten Edelstahlausführung bleibt den finanziellen Möglichkeiten vor Ort überlassen. Da auch bei der besten Überdachung noch vereinzelt Verluste auftreten können, empfiehlt sich als  „ultima ratio“ die nestexterne Aufzucht durch so genannte Ammenstörche. Diese Subspezies von C. ciconia – einst mit warmen Eimern und Fön in Berührung gekommen – garantiert von nun an in klimatisierten Stallungen einen 100%igen Aufzuchterfolg, wenn kontinuierlich Antibiotika und Antidepressiva den Futtertieren beigemengt werden.

Ich sehe in den nächsten Jahren eine große Flut neuer Webcams auf uns zukommen und warne schon jetzt eindringlich davor, solche Unternehmungen unkontrolliert durchführen zu lassen. Hier muss – beim Storch handelt es sich um eine dem Naturschutzgesetz unterliegende Vogelart – eine staatliche Behörde oder eine der großen Naturschutzorganisationen regelnd eingreifen. Auch die leidige Frage von Nestreinigungsaktionen sind so unnötig wie ein Kropf, außerdem gefährden sie, wenn sie bereits nach dem Erscheinen der Störche im Frühjahr oder sogar erst nach Beginn der Brut durchgeführt werden, das Brutverhalten der Störche oder führen sogar zur Aufgabe der Brut und zum Verlassen des Nestes.

Ferner sollten Dacharbeiten, die als Vorbereitung für die Einrichtung einer Webcam dienen, nun wirklich nicht dann durchgeführt werden, wenn bereits Eier abgelegt wurden. Solches passiert leider verstärkt und jeder, ich wiederhole jeder. kann im Umfeld eines besetzten Storchennestes oder direkt an einem Nest tun und lassen, was er will! Nur nebenbei hört man von Planungen einer Gemeinde oder einer Einzelperson, die in den nächsten Tagen noch eine Webcam anbringen wollen und kann – ob auf Dauer sei dahingestellt – gerade noch das Schlimmste verhindern. Manches erfährt man aber nicht und wundert sich danach, warum das Storchenpaar überraschend ohne Nachwuchs blieb oder sogar das Nest verlassen hat.

Nach all dem Traurigen gibt es – zum Glück – auch einige Nester, in denen sich doch noch Leben regt und Junge ganz kurz vor den ersten Ausflügen stehen. Dabei schießen im Augenblick die Nester in Höchstadt an der Aisch und in Zusmarshausen in der Nähe von Augsburg mit jeweils vier Jungen den Vogel ab. In Isny und im Sportplatznest von Bornheim stehen drei Junge vor dem Flüggewerden, in Adelsdorf und Zeiskam sind es immerhin noch 2 Junge. Aber landauf ,landab sieht es nicht überall so positiv aus. Die Gründe kennen Sie ja aus meinen letzten Ausführungen hier im Tagebuch.


Adelsdorf

 


Isny



Zeiskam

 


Bornheim/Sportplatz



Höchstadt

Der Tag an unserem Nest ist schnell erzählt. Es gab insgesamt eine einzige Ablösung. Der Rest lag im Dunkeln. Es bleibt schon nach wie vor sehr merkwürdig, warum sich unser Paar so selten ablöst.

5:00 Uhr   Männchen brütet, Weibchen flog im Morgengrauen zur Nahrungssuche

                 Weibchen durfte sich knappe 7 Stunden anderweitig vergnügen. 

11:07 Uhr Weibchen da, Brutablösung

11:08 Uhr  Männchen ab

21:48 Uhr  Männchen noch nicht erscheinen, Weibchen 11 Stunden ohne Ablösung


Immer noch zwei Eier

Begrüßung


Graspolster als Ruhekissen

 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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