Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2008
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 1

 

Ein neuer Tagebuchjahrgang öffnet sich heute! Es wird der insgesamt achte werden. Nachdem im vergangenen Sommer die Eintragungen plötzlich abbrachen, dachten viele von Ihnen sicher, dass Ihr Tagebuchschreiber entnervt aufgegeben und sich nun für immer zurückgezogen habe. Zugegeben! Manchmal musste ich mich schon wider alle Vernunft aufraffen, um die Ereignisse im und um das Nest zu kommentieren. Es besteht für mich ja keinerlei Verpflichtung! Es existiert kein Vertrag zwischen mir und dem Bund Naturschutz, dem Betreiber der Kamera. Und außerdem geschieht all das, was Sie hier auf diesen Seiten von mir lesen, ohne einen Cent Bezahlung. So, das musste auch wieder einmal erwähnt werden, um mich ein wenig zu rechtfertigen 

Dazu kam im vergangenen Sommer, dass in Verbindung mit den beginnenden Bauarbeiten im alten Rathaus der Stadt Dinkelsbühl häufig der Strom abgeschaltet wurde und damit auch der Betrieb der Kamera nicht mehr möglich war. Diese Ausfälle, für die letztlich niemand verantwortlich war, führten dazu, dass ein kontinuierliches Beobachten am Nest nicht mehr gewährleistet war. Da die Schorschis zudem weder Gelege noch Brut zu versorgen hatten, gestalteten sie ihre Anwesenheiten am Nest sehr unstet. Zum Glück hatten wir in der kameralosen Zeit in unserer lieben Carola eine eifrige und unermüdliche Beobachterin, die uns stets über den Aufenthaltsort unseres Paares im Umfeld der Stadt auf dem Laufenden hielt und außerdem noch durch wunderschöne Fotos einen kleinen Ersatz für die fehlenden Live-Bilder vom Nest lieferte. Dass dies alles am Ende noch von Carola mit der Herausgabe eines Storchenkalenders 2008 auf die Spitze getrieben wurde, muss ebenfalls ausdrücklich gewürdigt werden. Den Reinerlös (110 €) dieser Aktion ließ die fantastische (oder sollte es vielleicht fanatische heißen?) Carola zu guter Letzt noch unserem Spendenkonto zukommen. Sie sehen, dass es auch noch andere Zeitgenossen gibt, die etwas für die Natur und im besonderen Falle für die Störche übrig haben.

So liegen von den Schorschis bis gegen Ende August Beobachtungen vor, danach verliert sich ihre Spur. Dieser Termin spricht für die Tatsache, dass sie sich einem der um diese Zeit nicht ungewöhnlichen Storchentrupps angeschlossen haben und mit diesem Richtung Südwesten abgezogen sind. Schorsch persönlich hat nach seinem Schnabelverlust zu alter Stärke wiedergefunden. Nachdem er auch die angeknackste Hälfte des Oberschnabels „abgelegt“ hatte, funktionierte es mit der Nahrungsaufnahme wesentlich besser als vorher. Carola konnte ihn öfters beobachten und bestätigte diese Annahme. Somit hat Schorsch allen Unkenrufen zum Trotz gezeigt, zu welchen Leistungen ein Vogel fähig ist, auch wenn ihn die meisten unter uns schon abgeschrieben hatten und einige in diesen Tagen auch Ihrem Tagebuchschreiben ein baldiges Ableben wünschten.

Um allen möglichen Missverständnissen, die auch in dieser Storchensaison wieder auftreten könnten, schon ein wenig vorzubeugen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen: Alles, was ich schreibe, ist meine Meinung und bestätigt damit, dass ich wenigstens eine solche besitze! Gleichzeitig ist mir dabei klar, dass es dazu auch völlig andere Meinungen und Haltungen gibt! Wer sich also über die Existenz von Meinungsvielfalt aufregen muss, dem sei gesagt, dass die Zeiten in denen es nur ein Zentralorgan gab, wenigstens zu weiten Teilen vorbei sind. Sehen Sie also mein Tagebuch – wie übrigens auch viele andere Medien – als ein Organ, in dem jemand kostenlos Lese- und Diskussionsstoff  zum Thema „Storch“ liefert. Wer damit nichts anfangen kann, soll sich dies nicht antun und dorthin wechseln, wo er mehr Bestätigung und mehr persönlichen Zugang findet. Sie werden sich doch nicht eine Zeitschrift bestellen, die Sie überhaupt nicht interessiert oder ein Buch lesen, mit dem Sie nichts anzufangen wissen? Ich hoffe, wir verstehen uns! Wer sich so verhält, darf sich nicht wundern, wenn sich z.B. bei www.storch24.de überwiegend Menschen treffen, die sich im Grundsatz mit den Zielen und Absichten, die dort vertreten werden, arrangieren können. Wer es nicht kann, darf sich gerne davon distanzieren und den Ort wechseln, um an anderer Stelle „seine“ Haltung respektiert zu bekommen.

Lassen Sie mich nun endlich wieder zu unseren Hauptdarstellern kommen! Der häufige Stromausfall – oder lag es vielleicht an etwas anderem – führte dazu, dass die Kamera, die uns seit Mai 2001 ununterbrochen gute Dienste geleistet hatte, nicht mehr in Gang zu setzen war, auch wenn der Strom wieder einmal floss. Eine kleine Ersatzlösung mit einer Ersatzkamera lieferte mehr schlecht als recht einige Wochen Bilder vom Ledermarkt durch ein Dachbodenfenster im alten Rathaus. Doch auch dieser kleine Service für unsere treuen Seher war nicht von langer Dauer.

Mit dem Abbau der offensichtlich defekten Nestkamera musste weiter gewartet werden, da wegen der Bauarbeiten am Nestgebäude der Innenhof nicht befahren werden konnte. Am 21. Dezember war es schließlich so weit. Die FFW Dinkelsbühl fuhr einen weiteren Einsatz im Dienste eines großen Werbeträgers der Stadt, im Dienste unserer Störche! Xaver Lingel aus Fremdingen – aus seinem Hause stammte seiner Zeit die Kamera – war nun wieder zur Stelle, um den Patienten abzubauen. Nach wenigen Minuten war der Einsatz beendet und eine von Ihrem Tagebuchschreiber angeregte Inspektion des Nestes und der Nestunterlage ergab Erschreckendes. Die Speichen des Wagenrades hatten zum Großteil keine Verbindung mehr mit dem Metallreifen und hingen - ausgehend von der Nabe des Rades - weitgehend in der Luft. Der gesamte Holzrand des Rades war den Witterungseinflüssen der letzten mindestens 30 Jahre zum Opfer gefallen. Es bestand nun kein unmittelbarer Handlungsbedarf, jedoch wollten wir Kamerareparatur und Nestsicherheit kombinieren und so geschah es dann auch! Herr Lingel hatte schnell entdeckt, dass es bei unserer Kamera zu einem Stromausfall innerhalb des Gerätes gekommen war. Die Sache war umgehend behoben und damit die Kamera wieder einsatzfähig! Einem neuen Termin mit der Feuerwehr stand damit nichts im Wege.

Am 14. Januar 2008, pünktlich zur Einstimmung auf das gerade angebrochenen Jahr, war es so weit. Xaver Lingel montierte die Kamera an ihrem alten Standort fest und ein dabei durchgeführter Test ergab, dass sie wieder Bilder lieferte. Weit schwieriger gestaltete sich der Abbau des Nestes samt Unterlage. Dieser Schweiß treibenden Tätigkeit unterzogen sich zwei fleißige Mitarbeiter des Städtischen Bauhofes der Stadt Dinkelsbühl. Mit Mundschutz ausgestattet machte man sich an die Arbeit. Am Anfang ging die Zerstörungsarbeit am Nest noch zügig voran. Zweige, Äste und Staub rieselten in langen Strömen das steile Dach herab. Doch dem inneren Nestkern war einfach nicht beizukommen. Als fester, kompakter und durchgefrorener Block widerstand er den Attacken der Bauhofbediensteten. Man entschloss sich deshalb, den Hauptteil des Nestes am Stück abzunehmen. Ein Abwurf über das Dach kam wegen der Gefährdung von Leib, Leben und Sachwerten angesichts der rund 70 Kilogramm schweren Last nicht in Frage. Deshalb wuchtete man den Koloss auf den Korb der Drehleiter und fuhr danach vorsichtig nach unten. Mit vereinten Kräften legte man das „Nest“ schließlich auf den Pritschenwagen des Bauhofes. Eine erste Untersuchung ergab nur ganz vereinzelte Plastikreste, die aber auf eine mögliche Brut keinen Einfluss genommen hätten.

Eine noch schwierigere Prozedur bahnte sich danach mit der Entfernung der eigentlichen Nestunterlage an. Die Schraubverbindung zwischen der Nabe des Wagenrades und dem unter dem Dach verankerten Eisenstift erwies sich als sehr hartnäckig. Ebenso war die Schraube, an der der Blitzableiter mit dem Wagenrad verbunden ist, so festgerostet, dass ein Lösen nur schwer möglich war. Nach zwei Stunden war es aber doch geschafft und das Rad oder was davon noch übrig war, schwebte mit Hilfe der Drehleiter nach unten.

Ich bat die Mitarbeiter des Bauhofes, das alte Nest bis zum Bau eines neuen aufzubewahren, um Teile davon einer weiteren Verwendung im Neubau zuführen zu können. Ebenso gab ich konkrete Anweisungen, wie eine neue Unterlage schnell und billig zu fertigen sei. Statt rund 2000 Euro für eine feuerverzinkte Stahlkonstruktion mit einer Haltbarkeitsdauer von 2000 Jahren anzuschaffen (solche werden im Raum Erlangen in Serienproduktion angefertigt und sind bei einem Kostenaufwand von 1 Euro im Jahr dann schon wieder preisgünstig!), entschloss ich mich, auf das gute alte Wagenrad zurückzugreifen. Die Stadt Dinkelsbühl verfügt über ungezählte Exemplare im erweiterten Fundus für das alljährlich stattfindende Festspiel der Kinderzeche. Ein paar Rundeisen waren nur noch anzuschweißen, um den Aufbau des neuen Nestes zu erleichtern und fertig war die ganze Geschichte. Im Grunde waren die Kosten für die Aktion nahe Null anzusiedeln. An Materialkosten blieben rund 10 Euro, die Arbeitskosten für das Schweißen durch einen Mitarbeiter des Bauhofes trug die Stadt, ebenso die Kosten für die Drehleiter.

Am übernächsten Tag war das neue Wagenrad einsatzfähig. Lediglich das stürmische Wetter in den Tagen um den 20. Januar verhinderte einen früheren Einsatz. Doch nach einer Verschiebung eines geplanten Termins am 22. Januar wegen heftiger Winde, brachte der 23. Januar herrliches Wetter und Windstille. Die Aktion konnte steigen. Alles verlief wie am Schnürchen. Das neue Wagenrad wurde an gleicher Stelle wie das alte montiert. Danach trat ihr Tagebuchschreiber in Aktion. Das Grundgerüst des neuen Nestes bildeten frische Weidenruten. Ihr Einbau war nach 45 Minuten abgeschlossen. Bei der zweiten Fahrt zum Nest war der inzwischen aufgetaute und von Fremdkörpern befreite alte Nestkern mit von der Partie. Er wurde ins neue Nest gekippt und gut zur Hälfte verarbeitet. Am Ende gab es keinerlei Beanstandungen und das Nest sah nicht viel anders aus wie in den Jahren zuvor, nur viel schöner?!

Fehlt nur noch das Live-Bild aus dem Nest! Wie sich inzwischen herausstellte, liegt es immer noch am Strom! Der will einfach nicht an die Stelle gelangen, an der wir ihn brauchen! Also noch ein wenig Geduld, bis auch in dieser Frage eine positive Antwort gegeben werden kann. Bis dahin bleibt ja auf alle Fälle das neue Tagebuch.


"Ohoohoo,wann kommt ihr???"
Animation und Übersetzung der Rauchzeichen von Magdalena

 
6. Feb. 08

 Im Gästebuch wurde gefragt, ob denn schon Störche aus dem Winterquartier zurückgekehrt seien. Wer sich schon einmal auf die Reise durch das breit gefächerte Angebot an Storchenwebcams  gemacht hat, konnte sich bereits selbst ein Bild über die Besetzungsverhältnisse machen und dabei feststellen, dass einige der beobachtbaren Nester schon einen Einzelstorch bzw. ein komplettes Storchenpaar beherbergen. Ich empfehle Ihnen folgende Websites mit sehr umfangreichen Auflistungen von Storchenwebcams in die Liste Ihrer Favoriten aufzunehmen. (http://www.worldofanimals.de/html/world_of_animals_-_webcams_sto.html oder http://storchencam.eu/)

Durch ein tolles Tagebuch sind die Verhältnisse an den beiden Nestern in Bornheim/Pfalz auch bestens dokumentiert, so dass ich hier nur auf die Aufzeichnungen der Website verweisen kann. Fest steht, dass das langjährige beringte Weibchen auf dem Nest der Storchenscheune in Bornheim noch nie so früh aus dem Winterquartier zurückgekehrt ist wie in diesem Jahr, nämlich am 26. Januar. (http://www.pfalzstorch.de/bilder/live1.html) Inzwischen gab es schon Besuche mehrerer Männchen, ein männlicher Dauergast ist aber bisher ausgeblieben.


Storchenscheune

Auch das Nest auf  dem Kirchendach wird bereits von einem Einzelstorch in Besitz gehalten. (http://www.pfalzstorch.de/bilder/live_bornheim_kirche.html)


Nest auf der Kirche

Ein überwinterndes Paar ziert auch schon das Kameranest in Höchstadt an der Aisch (http://www.storchennest-hoechstadt.de/Live-Cam/live-cam.html), ebenso ein solches im benachbarten Adelsdorf (http://adelsdorf.kk-software.de/webcam-aktuell-1280.html).

Aus Bad Waldsee ist ebenfalls ein Einzelstorch zu vermelden (http://www.stoerche-bw.de/home.php) , dem ein Paar in Isny in nichts nachsteht (http://www.isny.tv/).

Wer gedacht hätte, dass ich mit meiner Aufzählung schon am Ende wäre, muss sich eines Besseren belehren lassen. Vom Kirchturm in Kirchzarten (http://www.regiowebcam.de/index.php?id=1928) grüßt ebenso bereits ein Storchenpaar wie aus dem hessischen Lindheim (http://www.bimnet.de/naturpark/storch/2007/index.htm)



Schauen wir zum vorläufigen Schluss noch nach Südeuropa. Dass wir auch in Arevalo in Spanien bereits Störche am Nest bebachten können, überrascht nun doch weniger, da die Bewohner südlicherer Gefilde mit Nestbesetzung und später auch mit dem Brutgeschäft schon seit jeher früher dran sind als die unsrigen. (http://arevalo.seo.org/webcam.htm)

Diese sicher noch unvollständige Aufzählung zeigt Ihnen auf alle Fälle, dass man von Jahr zu Jahr mit mehr Überwinterern und Frühheimkehrern unter den Störchen rechnen muss.

Auch einige Nester im Landkreis Ansbach – und nun komme ich zum heimatlichen Bezug – sind noch nie so früh im Jahr bezogen worden und dies nicht nur von Überwinterern. Zu einer seit Jahren überwinternden Storchendame in Leutershausen – sie steht heuer bereits im 24. Lebensjahr und stammt aus dem Elsass - gesellte sich bereits Ende Januar ihr „alter“ Gemahl hinzu. Von diesem Ehepartner weiß ich, dass er im Jahre 2002 in Wassertrüdingen geboren wurde, im Herbst dieses Jahres normal abzog, im schweizerischen Rheintal im September auf dem Zug abgelesen wurde und im Jahre 2003 in Oberitalien verbrachte. Seit 2004 brütet dieser Storch nun schon in Leutershausen jeweils mit der Seniorin aus dem Elsass. So früh kam er aber noch nie zum Nest zurück.

In Herrieden bezog bereits am 17. Januar der erste Storch das Nest. Auch bei diesem Frühheimkehrer handelt es sich um das langjährige Weibchen aus dem Elsass, das ebenfalls bereits seit 5 Jahren in Herrieden brütet. Im Januar ist es in dieser Zeit jedenfalls noch nie erschienen.

Auch an der Wörnitz – und nun nähern wir uns bereits unserem Dinkelsbühler Nest – tummeln sich bereits zwei komplette Storchenpaare. Auf dem Kirchturm in Wilburgstetten gab es eigentlich den ganzen Winter über „Storch satt“. Obwohl die Adebare auch einmal nicht beobachtet werden konnten, liegen doch aus den Monaten Oktober, November, Dezember und Januar eine Fülle von Sichtbeobachtungen vor. Sicherlich gesellten sich die Wilburgstettener von Zeit zu Zeit einem Trupp aus bis zu 15 Störchen zu, der im Winter den Landkreis Ansbach sowie das Ries im benachbarten Regierungsbezirk Schwaben bereiste. Interessant ist, dass auch der männliche Ringstorch aus Trommetsheim, im Landkreis WUG gelegen, aus dem Jahre 2004 im Jahr 2007 erstmals in Wilburgstetten brütete und dort auch überwinterte. Der weibliche Partner ist unberingt. In Wittelshofen und in Gerolfingen, beide Orte liegen an der Wörnitz und sind rund 10 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt, blieb jeweils einer der beiden Partner der Storchenpaare im Herbst zurück und verbrachte den Winter gemeinsam in den Wörnitzwiesen. Seit Ende Januar haben sie sich zu einem neuen Paar zusammengefunden und den Horst auf dem hohen Kamin der ehemaligen Molkerei in Wittelshofen als Stammplatz auserkoren. (http://www.wittelshofen.de/storchentagebuch/tagebuecher/2008/storchentagebuch_1.html) Der Gerolfinger Storch des Jahres 2007 ist eindeutig durch einen ELSA-Ring gekennzeichnet und weist ihn als nunmehr dreijährigen Storch aus, der in Möhlin in der Schweiz geboren ist. 

Ich hoffe, ich habe Sie mit diesem kleinen Gang durch die Storchennester nicht allzu sehr gelangweilt. Wer sich weiter und noch intensiver informieren möchte, sollte einen der vielen Links anklicken und viel Vorfreude genießen, bevor auch am Dinkelsbühler Nest wieder Leben einkehrt.

 
7. Feb. 08

Nach langen Wochen ohne Bilder aus dem Storchennest schien heute erstmals wieder ein Live-Bild vom Altrathausdach auf.

 
Aller Anfang ist schwer!

Doch lassen Sie mich von Anfang an berichten: Der Innenausbau des das Storchennest tragenden Gebäudes ist in den letzten Wochen enorm vorangekommen, so dass es heute an das Verlegen eines eigenen Stromanschlusses unter dem Dach des Rathauses gehen konnte. Ein mit diesen Arbeiten betrauter Elektriker tätigte in meinem Beisein die letzten Arbeiten und versprach, dass bis zum Nachmittag alles erledigt sei. So war es dann auch! Doch was da an Bildern zu sehen war, war wenig erfreulich. Statt das Storchennest bewundern zu dürfen, blickten alle auf ein strahlendes, weißes Feld, über dem neben der Adresse „storch24“ eine alle 5 Sekunden aktualisierte Uhr vom Vorhandensein eines Stromflusses zeugte. Doch wo war das Nest? Erst mit Einbruch der Dämmerung zeichnete sich dieses mehr und mehr ab und erbrachte bis zum Einbruch der Dunkelheit ein zwar unscharfes, aber doch annehmbares Bild. Diese Tatsache bewies, dass die Kamera zwar lief, die Blende aber – weshalb auch immer – bis zum Äußersten geöffnet war und somit erst in der Dämmerung richtig belichtete. So ein Pech! Nun war guter Rat teuer. War ein weiterer Feuerwehreinsatz erforderlich oder sollte man doch noch einen Tag warten und hoffen, ob sich die Blendeneinstellung vielleicht von selbst korrigieren würde? Alles hoffen half nichts!

 
8. Feb. 08 Es blieb so wie es auch gestern schon war. Die Blende weit geöffnet und ohne die Möglichkeit, diese zu regulieren, verbrachten wir erneut einen herrlichen Vorfrühlingstag, der nur am Morgen und am Abend ein Bild vom Nest lieferte. Störche konnte man – zum Glück – keine ausmachen. Wenigstens diese Tatsache ließ uns die ganze Misere etwas gelassener angehen. In einer solch prekären Lage konnte nur noch unser Kameraspezialist Xaver Lingel helfen. Nach Betrachten der Sachlage kam er zu einem ähnlichen Ergebnis wie Ihr Tagebuchschreiber und noch viele andere wohlmeinende Personen aus dem Umkreis der Kamera. Herr Lingel versprach, zu Beginn der neuen Woche einen Versuch zu starten, die Störung zu beheben.


Immer noch ein kurzes Vergnügen

 
11. Feb. 08

Geschafft! Dank Xaver Lingel begann heute am späten Vormittag die Liveübertragung aus dem Storchennest 2008 in gewohnter Qualität!


Der erste Blick!

Woran es schließlich genau lag, dass die Blende sich nicht mehr schloss, konnte selbst der Techniker nicht zweifelsfrei sagen. Hauptsache es funktioniert wieder alles! Für ein paar Stunden hatte man einen Weitwinkelblick auf Nest und Altstadt von Dinkelsbühl, dem danach ein etwas gezoomter aus der Hand Ihres Tagebuchschreibers folgte. In der jetzt gewählten Position ist es für jeden Betrachter möglich, bei Erscheinen des ersten Storches auch schon Details zu erkennen, die man bei einer totaleren Einstellung nicht bemerken würde. So gesehen ist der gewählte Blick ein Kompromiss, der Sie aber dennoch zufrieden stellen sollte. Bei den Einstellungsarbeiten ergaben sich für Sekunden interessante Naheinstellungen, die wir – eine Brut vorausgesetzt – im Laufe der nächsten Monate sicher auch einmal für längere Zeit wählen werden. Doch bis es so weit ist, werden wir uns noch öfter über diese Plattform unterhalten.


Die ersten Besucher


ganz nah!!


Geturtele!

Nun gelten unsere Blicke verstärkt dem Auftauchen des ersten Storches. Wem es gelingt, den ersten Schnappschuss ins Gästebuch zu stellen, wird mit einem Buchpreis belohnt! Es lohnt sich also, in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt unsere Website zu besuchen. Wer weiß...? In den letzten beiden Jahren passierte dieses Ereignis jeweils am 15. Februar!

 
13. Feb. 08

Eine wichtige Website möchte ich heute noch nachtragen. Auf ihr können Sie jederzeit den aktuellen Stand der Besetzungsverhältnisse aller bayrischen Weißstorchhorste nachlesen und darüber hinaus weitere interessante Informationen zum Thema Weißstorch einholen. (http://www.lbv.de/artenschutz/voegel/weissstorch/verbreitung.html)

Rundschreiben der vergangenen Jahre stehen ebenso zum Download zur Verfügung und lassen Sie auch rückblickend am Geschehen teilhaben.

Wenn Sie die aktuelle Karte studieren, werden Sie feststellen, dass heuer bis zur ersten Februardekade bereits über 40 bayrische Weißstorchnester von einem oder zwei Störchen besetzt sind. Anders ausgedrückt: Ein Viertel der bayrischen Störche haben ihre Nester schon bezogen. Ein Großteil hat dabei sogar das gesamte Winterhalbjahr in seinem Brutgebiet verbracht oder war nur für ganz wenige Wochen aushäusig. Hier hat sich in den letzten 40 Jahren – und so lange beobachte ich die Verhältnisse speziell in Mittelfranken schon – enorm viel verändert. Bis zu Beginn der 90er Jahre waren Storchensichtungen selbst im März große Ausnahmen, noch frühere Beobachtungen stellten eine ornithologische Sensation dar. Und nun diese markante Änderung, die den Storch im Grunde zu einem Vogel gemacht hat, der ganzjährig bei uns angetroffen werden kann. Auslöser für dieses neue Verhaltens- und Zugmuster unserer Störche waren die vor allem im Elsass, in der Schweiz und besonders in Baden-Württemberg durchgeführten Wiedereinbürgerungsmaßnahmen, die zum Ziele hatten einen nicht ziehenden Stamm von Hunderten von Störchen zu etablieren, der am Wegflug gehindert wurde. Diese Heerscharen blieben zunächst in großen Volieren eingesperrt, bis sich unter ihnen Paare zur Zucht zusammenfanden. Aus diesen Vögeln wurden schließlich Nichtzieher, die im weiteren Verlauf der Versuche auch ziehende „Wildstörche“ zum Verweilen und zum Hier-Bleiben animierten. Ihre Zahl wuchs immer weiter, bis eine klare Trennung durch die Bildung von Mischpaaren nicht mehr möglich war. Auch wenn die schlimmsten Sünden in dieser Frage Geschichte sind und die meisten Stationen zur Wiedereinbürgerung geschlossen wurden, existiert bundesweit eine nach Hunderten zählende Schar von Störchen, deren Mitglieder infolge der hohen Lebenserwartung von bis zu 30 Jahren das Problem erst in einigen Jahrzehnten von selbst lösen werden.

Vor allem die Verhältnisse in Baden-Württemberg mit einer besonders hohen Rate nicht selbstständig lebensfähiger und auf Fütterungen angewiesener Störche haben dazu geführt, dass die „Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz“ unter ihrem Vorsitzenden Dr. Christoph Kaatz in ihrem letzten Mitteilungsblatt 99/2007 den gesamten baden-württembergischen Storchenbestand nicht in die Gesamtzahlen für die Bundesrepublik Deutschland übernommen hat. Dabei handelt es sich immerhin um über 300 Paare. Grund für diese Maßnahme ist die Weigerung der Weißstorchschützer in Baden-Württemberg, eine Einteilung nach Wild- und zufütterungsabhängigen Störchen zu beachten. Außerdem wird von den dortigen Verantwortlichen sowohl schriftlich als auch mündlich einer fachlichen Klärung entgegengewirkt.

Wer das angesprochene Mitteilungsblatt und einige weitere aus früheren Jahren herunterladen oder lesen will, sei auf folgende Website verwiesen:  http://www.nabu.de/m05/m05_03/02755.html

Wer Störche also im Winter und vor allem während der Brutzeit und Jungenaufzucht füttert, sollte sich von jeglichem Naturschutzgedanken freiwillig  verabschieden und so ehrlich sein, sich zuzugestehen, dadurch Natur- und Storchenschützer in ihrer Arbeit zu behindern und eine „heile Welt“ vorgaukeln zu wollen.

Fütterungen werden sich deshalb an unserem Nest und mit unserem Paar nicht ereignen (sofern es überhaupt zur Brut kommt). Ebenso werden wetterbedingte Eingriffe während der Brut- und Jungenaufzucht unterbleiben, auch wenn dadurch das Leben des oder der Jungen gefährdet sein sollte.

 
18. Feb. 08

Gehofft habe ich ein wenig, aber es ist nichts passiert!“ So lässt sich meine Gefühlslage für den heutigen Tag knapp umschreiben. Gemeint war das Ausbleiben eines ersten Besuchers im Nest auf dem alten Rathaus zu Dinkelsbühl. In den vergangenen beiden Jahren war dies genau am 18. Februar der Fall. Wer sich ausführlicher über das damalige Geschehen informieren möchte, sei auf meine damaligen Tagebucheinträge zu diesem Ereignis verwiesen. (http://www.bnansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_01.htm und http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_06/chronik2006_01.htm)

Diese beiden Hinweise möchte ich nutzen, generell auf das Studium meines Tagebuches zu verweisen, dessen mehrere tausend Seiten die Wartezeit bis zur Ankunft der Störche sicher ein wenig überbrücken helfen.

Doch diesmal tat uns kein Nachfolger den Gefallen, sondern außer einiger Anflüge von Dohlen gab es wenig Leben am Nest.

 
Dohlenangriffe

Das schon seit einigen Tagen vereinte Paar auf dem Dach der evangelischen Kirche in Bornheim bewies, dass es durchaus die Absicht hat, sich für einen längeren Aufenthalt einzurichten.


Man liebt sich

 
22. Feb. 08

Der besagte Erstankunftstag 18. Februar“ ist leider ergebnislos verstrichen. Es war ja nur eine kleine Erinnerung an vergangene Zeiten. Nun kommen die Störche eben erst ein wenig später als gedacht! Das mit dem Buchgeschenk gilt aber nach wie vor! Wer als erster einen Schnappschuss im Forum oder Gästebuch vorweisen kann, wird entsprechend belohnt.

Bei diesem ersten Sichtnachweis eines Storches an unserem Nest in diesem Jahr muss es sich nicht unbedingt um einen möglichen späteren Brutstorch handeln, denn aus der Erfahrung wissen wir, dass es hier noch häufig zu einem Wechsel kommen kann. Einmal durften wir etwas 20 verschiedene Störche am Nest begrüßen, ehe sich das spätere Paar etabliert hatte. Solche Fälle lassen sich jedoch nur durch eindeutige individuelle Kennzeichen (ist sehr selten) oder aber durch das Vorhandensein eines Ringes nachweisen, wobei die Ablesung des jeweiligen Ringträgers mit dazugehört. Seit zu Beginn des neuen Jahrtausends neue Ableseringe europaweit eingeführt wurden und noch werden (ELSA-Ringe), hat sich die Zahl der späteren Feststellungen solcher Ringträger enorm erhöht und einen echten Boom ausgelöst. Die dadurch erzielten neuen Erkenntnisse werden erst in einigen Jahren voll zum Tragen kommen und sicherlich verstärkt zum Schutz der Störche beitragen. Die Veränderungen im Zugverhalten sowie die Vorverlagerung des Reifealters sind dabei an erster Stelle zu nennen, die ohne die Kennzeichnung einer großen Zahl von Störchen nicht erbracht worden wären.

An Wörnitz und Altmühl gelang es mir ab dem Brutjahr 2002, sämtliche Jungstörche zu beringen. Eine kleine Auswertung der Wiederfunde seit dem genannten Jahr werde ich heuer immer wieder mal in mein Tagebuch einstreuen.

Ob der Zustrom warmer Luft aus Südwesten zum Wochenende auch den einen oder anderen Storch zu uns spülen wird, werden die nächsten Tage erbringen. Bleiben Sie also weiterhin wachsam und genießen Sie die Ruhe vor dem Sturm auf dem Dach des alten Rathauses von Dinkelsbühl. Von einer solchen Ruhe ist im und um das Nestgebäude wenig zu verspüren. Der gesamte Gebäudekomplex ist bis zum Dachansatz von einem Gerüst umgeben und innen legen die Handwerker weiter Hand an, um den Räumen ein museumsgerechtes Aussehen zu verpassen. Der Einweihungstermin ist für Oktober 2008 vorgesehen! Das bedeutet, dass während der diesjährigen Brutzeit (falls es eine solche überhaupt gibt!) mit Beeinträchtigungen rund ums Storchennest zu rechnen sein muss. Das Stadtbauamt hat jedoch ohne Umschweife zugesichert, bei der Planung von Außenarbeiten die Dachbewohner stets mit zu berücksichtigen und keine Arbeiten durchzuführen, die das Brutgeschäft in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnten.

 
23. Feb. 08

Mit der warmen Luft aus südwestlicher Richtung und vorfrühlingshaften Temperaturen wurden gestern Nachmittag sowie heute weitere Störche in den westlichen Landkreis Ansbach gespült. Wie Sie sicher alle bemerkt haben, blieb das Dinkelsbühler Nest davon jedoch leider unberührt.

Dafür schloss sich der Kreis in den Nachbarorten mit Storchennestern etwas enger. So erschien der erste Storch - mit großer Sicherheit das unberingte Männchen der Vorjahre - an seinem Nest in Mosbach am Oberlauf der Wörnitz und etwa 10 Kilometer von „unserem“ Kameranest entfernt. Ebenso thront ein unberingter Erstankömmling seit diesem Wochenende auch in Weiltingen auf dem Kamin des Sägewerkes der Familie Ströhlein. Zu guter Letzt ist seit dem gestrigen Abend das Nest auf dem Storchenturm in Herrieden wieder von einem Paar besetzt. Auch hier spricht einiges dafür, dass das später eingetroffene unberingte Männchen sich erneut seiner langjährigen französischen Partnerin angeschlossen hat.


Das Herrieder Paar

Sie sehen, dass es munter weitergeht und auch in den nächsten Tagen mit weiteren Störchen zu rechnen sein kann. Bleiben Sie uns gewogen!

 
25. Feb. 08 Gegen 14 Uhr zuckte ich bei einer weiteren Erkundungsfahrt entlang der Wörnitz unweit der Stadtgrenze von Dinkelsbühl zwischen der Kläranlage und dem Ortsteil Neustädtlein ganz schön zusammen. Unmittelbar neben der Bahnstrecke Dinkelsbühl – Nördlingen stolzierten zwei Störche durch die Wiese. Für einen Moment schloss ich sogar Schorsch und Nummer 6 in meine Überlegungen mit ein, doch eine Sicherheitskontrolle mit dem Spektiv erbrachte schnell eine andere Lösung. Bei den beiden Störchen handelte es sich – wie es der Ring eines der beiden Adebare auswies – um das überwinternde Paar aus Wilburgstetten (etwa 8 Kilometer vom Dinkelsbühler Nest entfernt). Etwas zu früh gefreut!  
26. Feb. 08

Eilmeldung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Heute gegen 15.19 Uhr erschien der erste Storch des Jahres an unserem Nest.


Der erste Blick auf Schorsch

Das muss der Schorsch sein!


Das Nest gehört jetzt mir!

Grund dafür, einige Sektkorken knallen zu lassen. Kein Zweifel – und hier stimme ich mit den meisten Eintragungen im Gästebuch überein – besteht meiner Ansicht nach auch darin, dass es sich bei unserem Gast um Schorsch handeln muss. Da der Storch nicht beringt ist, heißt es in solchen Fällen, nach unveränderbaren Kennzeichen Ausschau zu halten. Diese Vorgehensweise kann wissenschaftlich betrachtet nicht so ganz überzeugen, jedoch sollte es bei unserem Besucher damit keine Probleme geben. Sieht man sich die Schnabelregion des Neuankömmlings einmal genauer an, muss man auch aus der Sicht über die Webcam zunächst klar davon ausgehen, dass dieser auf Grund der besonderen Ereignisse des letzten Jahres eine wenig überzeugende Länge vorweisen kann. Weiter verhielt sich der erste Besucher am Nest so, wie man es von einem alten Bekannten gewohnt ist. Er landete und war gleich zu Hause. Keine Unsicherheiten, keine Animositäten, kein Gezicke! Alle Verhaltensmuster liefen so ab, als ob man eben mal nur für einige Stunden verreist gewesen wäre. Dass Schorsch gar nicht mehr abflog und bereits die Nacht im Nest verbrachte, soll unsere Vermutung weiter bestärken!


Gute Nacht!

Fazit: Auch wenn sich Ihr Tagebuchschreiber demnächst vor Ort mit guter Optik genauer mit dem „Schorsch“ auseinandersetzen wird, sind Zweifel an seiner Identität kaum noch gegeben. Letzte Sicherheit wird aber erst noch ein Ortstermin ergeben müssen.

 
27. Feb. 08

Dank Carola und dank ihrer Fotobelege steht zweifelsfrei fest, dass es sich bei unserem ersten Besucher und offensichtlichen Dauergast um den alten (?) Schorsch handelt. Der Schnabel hat sich in den vergangenen Monaten nicht wesentlich verlängert, sondern ist auf dem Niveau geblieben, das sich bereits im vergangenen Sommer so präsentierte.


Kein Zweifel – der Schorsch!

Für alle, die von den dramatischen Ereignissen der letztjährigen Brutzeit noch nichts gehört oder gesehen haben, sei das Studium der betreffenden Tagebucheinträge sehr empfohlen. Es geschah am 30. April 2007! Einer der beiden Brutstörche - wir nannten ihn damals Schorsch – war zum Nest zurückgekehrt und konnte mehr als die Hälfte seines Unterschnabels nicht mehr vorweisen.
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_05.htm)

Es kam zu einem großen Aufschrei unter den Sehern der Webcam, die in Morddrohungen gegen Ihren Tagebuchschreiber gipfelten, weil dieser sich nicht in der Lage sah oder sehen wollte, Schorsch einzufangen und in Pflege zu nehmen. Allen Unkenrufen zum Trotz setzte sich die Haltung der Dinkelsbühler Storchenschützer auf der ganzen Linie durch. Schorsch überlebte seinen Unfall und geriet endlich auf die Gewinnerseite, als auch noch die ebenfalls betroffene Oberschnabelhälfte auf gleiche Länge wie der restliche Unterschnabel abbrach. Von da an – es war am 30. Mai 2007 - gelang es dem Unglücksraben immer besser, Nahrung aufzunehmen und auch alle weiteren „störchischen“ Tätigkeiten auszuführen.
(http://www.bn-ansbach.de/storchcam/Chronik_07/chronik2007_07.htm)

Die Rückkehr von Schorsch an sein altes Nest legt einen sichtbaren Beweis für seinen großen Selbsterhaltungstrieb dar und bedeutet eine kräftige Ohrfeige für die, die im letzten Jahr so vehement nach einem Eingriff gerufen haben. Wildtiere kommen auch ohne eine krankhafte Tierliebe mancher Zeitgenossen, die ihren Umgang mit Tieren ausschließlich aus der Sicht eines Haustieres beurteilen, gut zurecht.

Schorsch verbrachte den heutigen Tag erfreulich lange im Nest. So konnte man sich von der Morgendämmerung an stets von seinem Wohlbefinden überzeugen. Dass er hin und wieder auf Futtersuche ging, durfte dabei nicht überraschen. Ihr Tagebuchschreiber war ihm am Nachmittag auf der Spur, zu einer Sichtbeobachtung kam es an den bekannten Plätzen aber nicht.

Nicht auszuschließen, dass Schorsch  einen längeren Ausflug eingeplant hat, von dem er nicht in jedem Fall am Abend wieder zurückkehren muss.   


Abflug am Morgen

Morgensignal
   

Ab zum 2. Frühstück

Warten!
 
28. Feb. 08

Mein heutiger Eintrag beginnt erneut mit einem Dank an Carola. Im Gegensatz zu meiner Person konnte sie Schorsch in seinem Nahrungsgebiet gestern längere Zeit beobachten und dabei großartige Fotos erzielen, die sie in einer Diashow bereits im Gästebuch veröffentlichte. Ein Vergleich mit einem Foto Carolas aus dem Vorjahr im Storchenkalender 2008 – ich berichtete über dieses gelungene Werk vor einigen Wochen – zeigt eindeutig, dass sich die „Schnabelverhältnisse“ bei Schorsch in keiner Weise verändert haben, sie also immer noch in etwa den Stand wie vor 10 Monaten aufweisen.


Schorsch und Nummer 6 vor einem Jahr

 
Schorsch am gestrigen Tag in den Wörnitzwiesen
 

 

Die damaligen Prognosen mancher zwielichtiger Experten sprachen von einem Wachstum von etwa 3 Zentimetern in einem Monat oder so ähnlich. Selbst wenn es nur 1 cm in drei Monaten gewesen wäre, hätte Schorsch schon längst seine ursprüngliche Schnabellänge wieder erreichen müssen. Doch tatsächlich stellen sich nach fast einem Jahr die Verhältnisse so gut wie unverändert dar.

Wie gut, dass Schorsch nach seinem schlimmen Unfall so umsichtige Helfer vor Ort zur Hand hatte, die es ihm ermöglichten, sein Leben in Freiheit fortzuführen. Die Alternative sähe jetzt nämlich so aus: Ein Leben hinter Gittern mit einer hochwertigen Schnabelprothese am Entenweiher im Nürnberger Zoo! Doch hier hätte Schorsch auf Dauer sicher schlechte Karten besessen, wie ein Beitrag in der Dokusoap „Nürnberger Schnauzen“ des ZDF vor einigen Tagen auswies. Zu sehen war ein Schwarzstorch, der im Beisein des verantwortlichen Pflegers sowie eines Tiergartentierarztes wegen einer Gelenkverletzung am Bein behandelt wurde. Zu sehen war dabei auch ein ganz normaler Schwarzstorch, der beim Weglaufen schließlich unmerklich hinkte. Während der Behandlung ließ sich der Pfleger zu einer bemerkenswerten Äußerung hinreißen, die die Vorgehensweise eines Zoos in ähnlichen Fällen eindrücklich unterstreicht, die aber vom Nürnberger Zoo bislang immer abgestritten wurde. Im Nürnberger Dialekt stellte sich der Einwurf des Pflegers so dar. Ich übertrage ins Hochdeutsche: Wenn sich der Zustand beim Storch nicht bessert, tun wir ihn halt einschläfern! Ein solcher Vogel, der seiner Beute zu Fuß nachstellt, hätte dann in der Natur keine Chance mehr.

Stimmt! Warum denn nicht gleich so? Man darf es doch zugeben!

Schorsch wird auch diese Brutsaison überstehen!

Leider zeigt es sich, dass die abendlichen Bilder nach Sonnenuntergang nur noch kurze Zeit etwas erkennen lassen und sehr schnell in völlige Dunkelheit übergehen. Das wird es uns nicht in jedem Fall erlauben, die abendliche Heimkehr der Nestbesucher mitzubekommen. Im letzten Jahr ergaben sich selbst zu dieser Tageszeit noch eindeutige Konturen, nicht zuletzt auch, weil die gegenüber dem Nest liegende Paulskirche von Scheinwerfern angestrahlt wurde. Vielleicht plant die Stadt zu Beginn der Reisezeit eine solche Maßnahme erneut, so dass wir dann indirekt wieder in den Genuss der abendlichen Stimmung um das Storchennest kommen.

Gestern Abend war es für die Kamera schon zu dunkel, um die Rückkehr unseres Schorschs zum Nest noch verfolgen zu können. Als er jedoch heute Morgen aus dem Dunkel auftauchte, war klar, dass er am Abend – wie erwartet – doch noch zum Nest zurückgekehrt war. Das neue Nest hat er anstandslos akzeptiert und auch schon frisches Polstermaterial aus altem Grasschnitt herbeitransportiert. Der restliche Stundenplan beschränkte sich bis zum Nachmittag auf Fressen und das Zeigen von Präsenz am Nest.


Erwachen

Sonnenbad
   

Zaungäste

Große Klappe

Am späten Nachmittag tat sich zur großen Überraschung aller doch noch Erwähnenswertes: Ein zweiter Storch tauchte in Schorschs Luftraum auf und zwang ihn zu einer kurzen Attacke, die ausreichte, den Interessenten auf Distanz zu halten und ihm die Lust vor weiteren Anflügen zu nehmen. An diesem Ereignis sieht man, dass schon jetzt immer wieder Störche unseren Luftraum überfliegen.


Attacke!

Einer von ihnen erschien heute Nachmittag im nur sechs Kilometer entfernten Schopfloch auf dem Dach des dortigen Rathauses. Die Geschäftigkeit, mit der er gleich zu Werke ging und die Tatsache, dass er auch gleich dort übernachtete, lässt die Vermutung aufkommen, in dem unberingten Storch das Männchen des Vorjahres zu vermuten.

Die Begegnung mit dem Eindringling ließ es für Schorsch ratsam erscheinen, bis zum Einbruch der Nacht sein Nest nicht mehr zu verlassen.


Schorsch im Siegerkranz

29. Feb. 08

Erinnern Sie sich noch an die Außeninspektionen des Nestes, die unser Paar im vergangenen Jahr immer wieder mal durchführte? Für Schorsch gab es die erste derartige Kontrolle am heutigen Morgen. Nach einigen Minuten sprang er zurück ins Nest und er sah, dass alles gut war.


Nestinspektion

Carola blieb dem Dinkelsbühler Einzelstorch auch an diesem Tag auf der Spur. Sie konnte ihn nördlich der Stadt beim Ortsteil Maulmacher, etwas weniger als 2 Kilometer vom Nest entfernt, bei der Nahrungssuche überraschen. Ihr gelang dabei ein weiterer Schnappschuss, der unseren Schorsch mit einem vom Stochern im weichen Untergrund verschmutzten Schnabel zeigt. Auf diesem Foto glaubt man zu erkennen, dass der Schnabel vielleicht doch ein kurzes Stückchen gewachsen ist. Die Originallänge hat er jedoch auf keinen Fall erreicht, das sieht selbst ein Blinder.


Kurzschnabelstorch

Nachdem der Türmer der Kirche Sankt Georg in Nördlingen im Ries in dieser Woche bereits das Storchenpaar begrüßen konnte, durften sich die Einwohner aus dem benachbarten Löpsingen heute ebenfalls über die Rückkehr ihres Paares freuen.

 
1. Mrz. 08

Der meteorologische Frühlingsbeginn wurde heute von heftigen Stürmen begleitet, die in Westmittelfranken Spitzenböen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 130 Kilometer pro Stunde brachten. Da die Unwetterfront mit schweren Gewittern und kräftigem Niederschlag verbunden war, stellte sie eine erste Bewährungsprobe für die Storchenkamera dar. Es zeigte sich, dass sie selbst Orkanböen trotzen kann und kein Wasser eindringt. Nur eine kleine Störung ergab sich erneut bei der Regulierung der Blende. Doch dieses „Problemchen“ löste sich bis zum Nachmittag von selbst.

Schorsch schien die Unwetterfront zu ahnen, denn kurz bevor sie Dinkelsbühl erreicht hatte, war er abgeflogen und wartete vor den Toren der Stadt das Ereignis ab. Als die Sonne wiederkehrte, erschien er wieder und verlebte noch einen entspannten Tag. Zur Übernachtung flog er gegen 18:25 Uhr wieder an.


Das Unwetter naht

 
Auf dem Höhepunkt


Schorsch stellt sich wieder ein

Zurück zur Übernachtung
 
3. Mrz. 08

Der Frühling hat sich seit der Orkanfront vom 1. März entscheidend zurückgezogen und hat einem Spätwinter Platz gemacht. Dies entspricht nun schon eher den jahrezeitlichem Temperaturniveau.


Gefahr im Verzug?

So ein Sauwetter

Für Schorsch waren es ganz unspektakuläre Tage, die jeweils am Abend mit dem Anflug zum Nest endeten und nur ab und zu von Eskapaden des Nestbesitzers unterbrochen wurden. Dazu zähle ich einen erneuten Dachspaziergang Schorsch, der zufällig von Carola vor Ort unterhalb des Nestgebäudes fotografisch dokumentiert wurde. So ergaben sich schöne Belege sowohl durch die Nestcam wie durch die Digitalkamera der Dinkelsbühler Storchenfreundin.



Dachspaziergang aus gewohnter


...und aus ungewohnter Perspektive
 

 
4. Mrz. 08

Ich beginne meinen heutigen Eintrag mit einer Bemerkung in eigener Sache. Jede Dokumentation – und als solche verstehe ich auch mein Tagebuch – lebt nicht zuletzt durch die darin enthaltenen Bilder. Die Berichte über Schorsch bedürfen deshalb in besonderer Weise der Bilder in Form von Schnappschüssen über die Webcam als auch durch Aufnahmen direkt vor Ort oder aus dem Lebensraum der Störche. Deshalb möchte ich alle fleißigen Seher und Nutzer dieser Website bitten, in ihrem Bemühen, mich mit Bildern zu unterstützen, nicht nachzulassen. Sie machen es mir damit schon wesentlich leichter, eine Tageszusammenfassung zu erstellen und auch solche Ereignisse mit aufzunehmen, von denen ich sonst überhaupt nichts mitbekommen würde.

Viele Augen sehen eben mehr als ein einziges Augenpaar. Besonders loben möchte ich dabei unseren KaiserPingi, der mit seinen filmischen Tageszusammenfassungen das Geschehen in großartiger Weise zusammenfasst. Auch wenn ihm bei seinen Bemühungen technische Geräte behilflich sind, lohnt sich die Mühe, der er sich für uns unterzieht und ich möchte ihn dringend bitten, mit dieser Arbeit fortzufahren. Von mir schon im Voraus ein ganz herzliches Dankeschön!

In den vergangenen Tagen war an Hand der Reaktionen Schorschs im Nest der Verdacht aufgekommen, dass sich immer wieder einmal fremde Störche im Luftraum gezeigt haben mussten.


Ruhe vor dem Sturm

Die Blitzattacke vom 28. Februar, bei der ein Angreifer für Sekunden auf dem Nest Fuß gefasst hatte, war ein sichtbarer Beleg für die Vermutung. Doch heute konnte man einen neuen Besucher für längere Zeit in Augenschein nehmen. Es begann kurz vor Einbruch der Dämmerung. Schorsch war zum Nest zurückgekehrt und benahm sich auffallend unruhig. Er klapperte, sah mit schräg gelegtem Kopf immer wieder nach oben in den Himmel, spreizte die Flügel ab, machte dabei pumpende Bewegungen, knickte im Fersengelenk ein, stellte seine leuchtend weißen Oberschwanzdecken zur Schau und zeigte ein Zwischending zwischen Imponieren und Drohen. Um 17:56 Uhr wurde der Grund für die ganze Aufregung sichtbar. Ein zweiter Storch war auf dem Dachfirst gelandet. Schnell war ersichtlich, dass er einen ELSA-Ring, also einen Kennring von schwarzer Farbe, trug. An welchem Bein sich dieser allerdings befand, konnte nicht eindeutig erkannt werden. Schorsch drohte weiterhin in der beschriebenen Weise, ohne allerdings zur letzten Konsequenz zu schreiten, nämlich zu einer Attacke, die den Eindringling zur vorzeitigen Flucht veranlasst hätte. Dieses geduldete Miteinander dauerte über 10 Minuten, ehe der Fremdling ohne Grund, einfach so, wie er gekommen war, wieder verschwand. Schorschs Verhalten kehrte zur Normalität zurück und die Nacht zog über dem Nest auf.

 
Der heutige Besucher

Sehr weit konnte der Neue an diesem Abend sicher nicht mehr geflogen sein. Also verbrachte er die Nacht irgendwo im weiteren Umfeld des Nestes. Dass Ihr Tagebuchschreiber über diesen Besuch eines zweiten Storches so detailliert berichten konnte, ist einer Tageszusammenfassung von KaiserPingi zu verdanken.

 
5. Mrz. 08

Ein neuer Tag! Wird er neues Glück bringen?


Wenn Schorsch wüsste!!

Erst um die Mittagszeit konnte diese Frage einer Klärung nahe gebracht werden. Schorsch benahm sich erneut auffallend angespannt. Die Verhaltensmuster glichen in allen Einzelheiten denen des Vortages, als ein zweiter Storch auf dem Dach des alten Rathauses einschwebte.

   
Da liegt was in der Luft!

Dieses Mal kam es als Höhepunkt zu einer Landung im Nest, ohne dass Schorsch seinen Partner sogleich wieder daraus verjagen wollte. Man arrangierte sich kurzzeitig und duldete sich, es unterblieben aber auch dieses Mal aggressive Handlungen untereinander. Der Nestbesucher bewies, dass er ebenfalls mit einem ELSA-Ring links oberhalb des Fersengelenkes beringt war. Es besteht für mich kein Zweifel, dass der gestrige Gast und der heutige identisch waren.


Für kurze Zeit vereint

Gegen 14:30 Uhr – Schorsch hielt zu dieser Zeit Stellung im Nest – machte ich mich auf die Suche nach dem vermeintlichen Interessenten unseres Nestes. Gegen 15 Uhr fand ich ihn zwischen der Dinkelsbühler Kläranlage und der Neumühle. Ein schneller Blick durchs Fernglas zeigte einen schwarzen Ring links über dem Fersengelenk. Da Freund Adebar bei seiner Entdeckung durch mich günstig unweit der Straße nach Mönchsroth durch die immer noch überschwemmten Wörnitzwiesen watete, rechnete ich mir gute Chancen aus, die Ringnummer ablesen zu können. Bis das Equipment in Stellung gebracht war, verging etwas Zeit und bei meiner Annäherung bemerkte ich schnell, dass der Kinderbringer sehr nervös und scheu wirkte. Deshalb nutzte ich die Deckung einiger Büsche aus und hatte unseren Nestgast schnell im Blick. Doch kurz bevor ich die Nummer entschlüsselt hatte, war mein Freund auf Zeit abgeflogen. Schuld an dieser „Untat“ trug zu allem Pech ausgerechnet Thomas Joas, seines Zeichens Vorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz und damit Vater der Storchenkamera. Er hatte mich bei der Vorbeifahrt erkannt und wollte mich begrüßen, ahnte aber nicht, an welche Aufgabe ich mich gerade herangewagt hatte.

Ein Detail des Ringes konnte ich allerdings noch ermitteln. Bei der ausgebenden Vogelwarte handelt es sich um die in Radolfzell mit dem Kürzel „DER“, „DE“ für Deutschland und „R“ für Radolfzell.

Ich will Thomas Joas noch einmal verzeihen, kann aber beim nächsten Mal für nichts garantieren. Dennoch darf ich für sein Naturschutztagebuch hier in Storchentagebuch einmal kräftig Werbung betreiben und Ihnen seine Einträge auf das Herzlichste empfehlen. Klicken Sie einfach auf folgenden Link  (http://www.naturschutztagebuch.de)  und genießen Sie die vielfältigen Schilderungen aus dem Leben eines engagierten Naturschützers.

Doch noch einmal zurück zu Schorsch und seinem Gast. Letzterer blieb auch nach dem Auftritt von Thomas Joas im Gebiet am südlichen Stadtrand von Dinkelsbühl, er war aber mit dem Spektiv nicht mehr so günstig zu erreichen wie am Anfang der Geschichte. Die überschwemmten und sehr nassen Wiesenbereiche ließen ein Näherkommen nicht mehr zu. Während der gesamten Zeit und auch noch lange danach hielt Schorsch im Nest Stellung. Er wusste ganz sicher Bescheid, dass sein Besucher nach wie vor in der Gegend weilte und er wollte auf keinen Fall sein Nest verlassen und somit eine feindliche Übernahme riskieren. Erst gegen 17:30 Uhr sah man an Schorschs erneut aufkeimender Unruhe, dass der Ringstorch wieder deutlich im Blickfeld des Nestinhabers sein musste. Doch zu einer erneuten Landung im Nest kam es bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht mehr. So bleibt das Rätsel der Ringnummer bis auf Weiteres ungeklärt. Aber......!

 
Man hat hier keine Ruhe!

 
6. Mrz. 08

Schorsch blieb nach dem Sonnenaufgang für mehrere Stunden unsichtbar. Erneut stellte sich am Übertragungsgerät „Kamera“ ein mechanischer Defekt ein, der das Schließen der Blende bei gesteigerter Lichtintensität verhinderte. So dauerte es nicht lange, bis die Überbelichtung ein rein weißes Bild auf die Computermonitore zauberte.

Die Morgenbilder zeigten aber noch einen schmucken Schorsch, der sich schließlich in Nichts auflöste.


Alles noch in Ordnung

Ihr Tagebuchschreiber nahm sich nach der Schule sogleich der Problematik an und eilte an den Ort des Geschehens. Doch die alt bekannten Tricks brachten leider keine Besserung, der Bildschirm zeigte sich nach wie vor weiß. Da konnte nur noch unser rasender Kamerareparaturdienst in Gestalt von Xaver Lingel helfen. Keine 30 Minuten nach Melden des Schadensbildes war er im alten Rathaus zugegen und klopfte mehrmals heftig gegen das die Kamera tragende Gestänge. Die Blende löste sich aus ihrer Beklemmung und das Bild wurde in gewohnter Qualität sichtbar. Die in diesem Zusammenhang noch erfolgte Neueinstellung des Kamerabildes erbrachte kurzzeitig einige Nahaufnahmen von Schorsch, ehe man eine neue, etwas näher gezoomte Einstellung fand.


Naheinstellungen

Die Prozedur sah sich derweil Schorsch gelangweilt aus der liegenden Position an. Diese nimmt er in den letzten Tagen verstärkt und vermehrt ein, um somit allen überfliegenden Störchen schon von Weitem zu signalisieren: Dieses Nest ist besetzt und ich mache mich extra breit, um dadurch noch besser gesehen zu werden.

Übrigens: Ich erhielt am Abend noch einen Anruf aus Lehengütingen. Meine Stammleser können mit diesem Ort, etwa 4 Kilometer wörnitzaufwärts von Dinkelsbühl aus betrachtet, sicher etwas anfangen. Dort befindet sich auf dem Gelände eines großen Autohauses ebenfalls ein Storchennest, das der Besitzer vor einigen Jahren anbringen ließ. Das jungenlose Dinkelsbühler Storchenpaar verbrachte dort 2006 mehrere Wochen, kehrte aber stets wieder ans Stammnest in Dinkelsbühl zurück. Heute Abend – und deshalb der Anruf – erschien der erste Storch des Jahres, versuchte auf dem Nest zu landen, wurde aber von einer Reiterin, die auf dem Hof vor dem Nest ihre Runden drehte, gestört, so dass Adebar wieder abdrehte. Am Abend allerdings wurde er, bereit für die Übernachtung, auf einer der großen Lampen, die das Gelände beleuchten, vorgefunden. Wie Herr Schülein, ein begeisterter Storchenfreund und Chef des Hauses, weiter berichtete, trägt der Übernachtungsgast links über dem Fersengelenk einen schwarzen ELSA-Ring. Fällt Ihnen etwas auf: Der zweimalige Besucher am Dinkelsbühler Nest vom 4. und 5. März trug seinen Ring an genau der gleichen Stelle. Es steht ziemlich sicher fest, dass es sich bei der Beobachtung aus Lehengütingen um denselben Storch handeln muss.

Nun treibt sich der Unruhestifter also schon den dritten Tag in Schorschs Revier herum, konnte aber noch immer nicht bei ihm „landen“. Man darf gespannt sein, wie sich die Beziehung der beiden noch entwickeln wird.

Ein wenig später als der Ringstorch in Lehengütingen schwebte Schorsch in Dinkelsbühl zur Übernachtung ein.


Der Rückkehrer

 
7. Mrz. 08

Heute vor genau einem Jahr erschien unsere Nummer 6 am Nest und blieb während der gesamten Brutzeit ständiges Mitglied des Paares. Apropos Schorsch! Er trägt zwar einen männlichen Vornamen, kann aber genauso gut eine Storchendame, eine Georgine also, sein. Bisher hat er/sie noch keinerlei Beweise für eine eindeutige Geschlechtsbestimmung geliefert. Die Körpergröße im Vergleich zur Nummer 6 sowie die Schnabellänge (dafür kann er/sie aber seit vergangenem Jahr nichts) sprechen allerdings mehr für das weibliche Geschlecht. Auch die Eierlosigkeit in den vergangenen beiden Jahren lässt in mir den starken Verdacht aufkommen, dass es mit Schorsch auch weiterhin keine Eier geben wird, so sehr sich mögliche Partner auch noch bemühen werden. Bei einer geschätzten Lebenserwartung von etwa 30 Jahren und bei Schorschs respektabler Resistenz gegen allerlei Unbilden kann erst wieder mit dem Ableben unseres Haudegens um das 2030 mit Nachwuchs gerechnet werden (im schlechtesten oder besten Falle!?). Dennoch wird keiner Schorsch Schlechtes wünschen wollen, aber Fälle von Unfruchtbarkeit gibt es natürlich auch im Tierreich.

Alles Warten blieb am Jahrestag des Erscheinens von Nummer 6 vergeblich. Aus Schorschs Reaktionen war einige Male unschwer abzulesen, dass sich der nicht identifizierte Interessent immer noch im Dunstkreis des alten Rathauses bewegte.

Aus Lehengütingen gab es heute keine Beobachtung des gestrigen Übernachtungsgastes mehr, aber er könnte sich dennoch im weiteren Umkreis aufhalten.

Die Tageszusammenfassung unseres Spezialisten KaiserPingi erbrachte den Beweis für den Einbau von Nistmaterial durch Schorsch in Form von Ästen in mehreren Fällen. Kurz nach der Mittagsruhe kam es  - und dies war am Verhalten Schorsch abzulesen – zu einer „Begegnung“ mit einem weiteren Storch in Sichtweite von Dauergast Schorsch. Am Nachmittag verschwand Schorsch aus seiner Behausung, ohne dass man seine abendliche Rückkehr zum Nest noch beobachten konnte.


Ich bin noch da

Klappern ist angesagt
   

Punktlandung

Feind im Blick!

Während bei uns Schorsch noch auf den Partner wartet, waren andernorts wieder einmal fleißige Hände im Einsatz. Storchenfreund Edmund Lenz griff am Storchennest in Höchstadt erneut zu. Warum der dortige Eingriff gerade heute und in dieser Weise ablief, mag sein Geheimnis bleiben. Da das Storchenpaar das Nest schon den gesamten Winter in Beschlag hielt, stellte die durchgeführte Nestsanierung einen schweren Eingriff dar und war zudem völlig überflüssig. Die Vorgehensweise jedoch spielte sich jedoch in genau derselben Weise ab wie bei früheren Einsätzen dieser Art. Als Leitfaden und Richtschnur diente das Merkblatt zur Weißstorch-Horstbetreuung der „Natur- und Umwelthilfe e.V.“ in Erlangen. (http://www.natur-und-umwelthilfe.de/)

Überzeugen Sie sich an Hand der beigefügten Schnappschüsse über die Vorgehensweise! Man entnehme den Kern des Nestes und verfülle das entstandene Loch mit Stroh! Man sollte aber darauf achten, dass spätere Junge nicht durch das Loch nach unten durchrutschen! Schon blöd, dass die Störche noch nicht auf diesen Trichter gekommen sind und lieber ein napfförmiges Nest ganz nach Meisenart bauen und später den Hohlraum einfach mit Stroh auskleiden? Was noch nicht ist, kann ja noch werden!

Auf die gleiche Weise wurde bereits im vergangenen Jahr in Höchstadt der gewachsene Nestkern gegen eine Strohlage ausgetauscht. Dies führte im Mai – bei zugegeben heftigen Regenfällen – gerade im sanierten Innenbereich des Nestes – also genau dort, wo man den Abfluss des Wassern unterstützen wollte – zu einer sich mehr und mehr vergrößernden Pfütze, der die meisten Jungen zum Opfer fielen. Die Folge war eine neue Sanierung, der jetzt heute die nächste folgte. Diese ausführliche Schilderung soll nur beweisen, dass solche Eingriffe zu überhaupt nichts führen und deshalb, besonders bei Anwesenheit eines Brutpaares, unterlassen werden müssen.


Die Folgen einer Horstsanierung


Wasser, Wasser und kein Ende


Das neue Regensammelbecken ist bereitet


Das diesjährige Unheil bahnt sich an


Das Loch ist verfüllt, das Wasser wird hier zusammenlaufen!

 
8. Mrz. 08

Das Warten für Schorsch geht weiter! Dabei zeigte es sich, dass immer wieder Luftalarm ausgelöst wurde, ohne dass es zu einer direkten Begegnung zwischen Schorsch und einem möglichen Partner kam. Vor allem in den heutigen Vormittagsstunden erwies sich unser Kurzschnabelstorch besonders unruhig, was sich in häufigen Ab- und Anflügen in kurzen Abständen äußerte. Dazwischen schaltete Schorsch auch wiederum heftiges Drohen und Imponieren ein. Dies half, um alle Überflieger auf Distanz zu halten.

Schorsch im Anflug Da bin ich wieder!
   

Wer wird denn den Kopf
in den Sand stecken?

Später
Abflug
 

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Hinweise

 

Im Naturschutztagebuch von Thomas Joas finden Sie neben Einträgen zum Storchennest auch zahlreiche weitere Beiträge zur Naturschutzarbeit.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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