Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!

Teil 7

20. Mai 06

Der Spätfrühling kocht weiter auf Sparflamme! Kaum Sonne bei 15 Grad Höchsttemperatur, dazwischen immer wieder kurze, aber heftige Regenschauer vermiesen die Wochenendstimmung.

Bei unseren Schorschis geht alles seinen gewohnten Gang. Nach einer ruhigen Nacht tauchten sie im ersten Morgengrauen wieder ins Blickfeld der Webcam und blieben danach keine Minute allein und ständig von den wachsamen Augen unserer Sehergemeinde beobachtet. Das brachte abermals eine Reihe schöner und aussagekräftiger Schnappschüsse, deren gelungenste ich dem neuen Eintrag ins Tagebuch beilege. Man sah beide Störche stets in Harmonie und Eintracht, man kraulte und pflegte sich gegenseitig das Gefieder, besonders an den Stellen, zu denen man selbst nicht so leicht mit dem Schnabel Zugang findet. Dass auch in der siebten Woche nach der Paarbildung immer noch Kopulationen stattfinden (und dies so gut wie täglich), halte ich für sehr bemerkenswert und spricht für die weiter bestehende Bereitschaft zur Brut! Auf einem Schnappschuss erkennt man nach langer Zeit in bester Art und Weise, wie deutlich der Größenunterschied zwischen unseren Verliebten ausfallen kann, wenn sich der eine besonders groß, der andere besonders klein macht.


Guten Morgen, Schorschis!..

   
Man zeigt sich in bester Harmonie..


Frappierender Größenunterschied!


Man versucht es in allen erdenklichen Situationen und Stellungen
 
 

 
21. Mai 06

Wartungsarbeiten am Server unseres Gästebuchanbieters OneTwoMax erlaubten es über weite Strecken des Tages nicht, das Gästebuch zu öffnen und Nachrichten zu hinterlassen. In solchen Situationen merkt man besonders, wie sehr man diese Art der Kommunikation auf unserer Website lieb gewonnen hat und wie nett und zuvorkommend man dieses Forum nutzt. Das war nicht immer so, doch seit fast genau einem Jahr (morgen feiert das Gästebuch II seinen ersten Geburtstag) stimmen Ton und Umgangsformen und nicht zuletzt zeugt beides von einem hohen Niveau derer, die diese Plattform zur Kommunikation erwählt haben. In diesem einen Jahr sind 18250 Einträge ins Gästebuch geschrieben worden. Das bedeutet, dass täglich – auch in der storchenlosen Zeit von September bis März – im Durchschnitt 50 Meldungen eingegangen sind. Ich finde, dass sich diese Zahl durchaus sehen lassen kann. Im Augenblick können wir uns täglich über 50 bis 100 Einträge ins neue Gästebuch freuen. Lassen Sie deshalb in Ihren Bemühungen nicht nach, vielleicht lässt sich sogar noch eine Steigerung in der Akzeptanz erzielen. Deshalb möchte ich heute einen kleinen Aufruf starten und an alle, die bisher nur stille Beobachter waren, appellieren, ein kleines Lebenszeichen abzugeben. Dies könnte so aussehen, dass man einen Eintrag ins Gästebuch stellt, aus dem Name und Wohnort hervorgehen. Es muss ja nicht gleich ein Schnappschuss mit eingefügt werden. Ich bin gespannt, ob mein Aufruf Gehör findet und sich wenigstens einige aus dem großen Kreis der Sehergemeinde melden. Möglicherweise entwickelt sich ja dann sogar eine engere Beziehung zu einigen „alten Hasen“ unseres Beobachterkreises.

Fast hätte ich bei aller Begeisterung das Forum unserer Website vergessen, das vor einem Jahr fast gleichzeitig mit dem neuen Gästebuch eröffnet wurde. Die 13000 Beiträge, die bis heute darin veröffentlicht wurden, lassen damit dieses Veröffentlichungsorgan nur knapp hinter das Gästebuch zurückfallen. Selbstverständlich sind auch im Forum Beiträge noch nicht registrierter Benutzer jederzeit willkommen.

Zurück zu den wirklichen Stars! Die Mauser der Schorschis schreitet weiter voran. Heute bestaunten sie gemeinsam eine Feder des Großgefieders und man glaubte die Frage zu hören: „Wer hat die denn verloren? War ich es oder gehörte sie unlängst noch zu deiner Ausstattung, Schorsch?“ Bei den Kopulationen fällt weiter auf, dass seit langem unser Schorsch nur noch die Rolle des Weibchens, also die Unterfrau, spielt. Besteigungen durch ihn erfolgten nicht mehr! Ob sich daraus der Schluss ableiten lässt, dass er so langsam zu seiner eigentlichen Rolle als Frau findet und er somit der Grund für das Ausbleiben einer Brut ist, sollte zumindest ernsthaft erwogen werden. Beide taten es heute abermals im Fersensitz, einer Position also, die von Schorsch offenbar ganz deutlich bevorzugt wird. Der Tag war weiter geprägt von längeren Fehlzeiten der Schorschis am Nest. Sie verbrachten viele Stunden außerhalb ihrer Wohnung und ließen es sich im kühlen Wiesengrunde gut gehen. Das Thermometer erreicht nämlich mit knapp 19 Grad Höchsttemperatur erneut nicht die Schallmauer von 20 Grad.

Einige Schnappschüsse unserer treuesten Gästebuchautoren seien an den Schluss meines kleinen Beitrages angefügt.


Wer von uns hat diese schöne Feder verloren?

 
Unermüdlicher Einsatz in der Hoffnung auf Nachwuchs!


Schorsch, wo bist du?

Bin schon da!

 


Bleib doch bei mir,
Schorsch!

Die Nacht verbringen
wir doch gemeinsam!
 
22. Mai 06

Das leere Nest in der Morgensonne nehme ich einmal zum Anlass, über die bauliche Entwicklung desselben seit dem Auftauchen des ersten Storches in diesem Jahr am 18. Februar zu berichten.

Auffällig ist, dass sich in der Breite so gut wie nichts verändert hat, sondern der Zuwachs allein in der Höhe deutlich sichtbar ist. Inzwischen hat die obere Nestkante das Schneefanggitter der Paulskirche im Hintergrund mit einzelnen Ästen scheinbar erreicht, die Dachrinne des Kirchengebäudes also mehr als deutlich überschritten. Das haben die Paare der vergangenen Jahre nicht geschafft und bestätigt uns auch optisch die fleißige Bauarbeit unserer Schorschis. Nur leider wurde dieser Einsatz heuer nicht mit dem mehr als verdienten Nachwuchs gekrönt.

 
Nestvergleich

Die Paarungen wollen einfach kein Ende nehmen und so versuchte es die Nummer 6 abermals mehrfach, den Schorsch in Liebesfragen auf die Probe zu stellen. Er scheint es am liebsten zu mögen, wenn die vermeintliche Storchendame ihn im Fersensitz besteigt. In dieser Stellung muss er seine Partnerin nicht ausbalancieren. Er bevorzugt diese Stellung in jedem Fall ganz eindeutig.

 
 
Diese Stellung liegt mit weitem Abstand zur Zeit an erster Stelle

Eine weitere Schulterfeder war heute bereit, sich vom Rücken unserer Störche zu verabschieden. Sie hing nur noch an einem seidenen Faden und ging mit Sicherheit im Laufe des Tages verloren. Wer so viele Federn sein eigen nennen kann, darf sich ab und zu von einigen trennen.


Feder ade!

Nachdem der Wochenanfang überraschend mit sommerlichen Temperaturen von 26 Grad aufwarten konnte, begann bereits am Nachmittag eine rapide Abkühlung auf gerade noch 16 Grad. Zum Glück war dieser Abfall der Temperatur nicht mit Unwettern verbunden, sondern es blieb bei einem kurzen Gewitter mit mäßigem Regen.

Die Schorschis trudelten im letzten Licht des Tages kurz nach 21 Uhr wieder zu Hause ein und träumten von vier Jungen und jeder Menge Arbeit!


Schorsch landet

und gleich darauf gesellt sich Nr. 6 dazu


Gemeinsames Kuscheln ist angesagt

 
23. Mai 06

Schreck am Morgen! Die DSL-Übertragung hat pünktlich zum Neustart der morgendlichen Nestbeobachtung um 5 Uhr ihre Arbeit begonnen und sofort wieder beendet. Damit ergab sich ein Standbild von 5:01 Uhr, mit dem wir uns über die meiste Zeit des Tages begnügen mussten. Zu allem Überfluss war für heute an der Schule Ihres Tagebuchschreibers ein Betriebsausflug anberaumt, der uns ab Mittag ins benachbarte Baden-Württemberg führen sollte. Als Ziel war der Besuch des Hohenloher Freilandmuseums in Schwäbisch-Hall/Wackershofen vorgesehen. Das bedeutete somit gleichzeitig, dass eine Reparatur erst nach der Rückkehr aus Schwäbisch-Hall möglich sein konnte. So war es dann auch. Als ich kurz nach 20 Uhr wieder in Feuchtwangen zurück war, galt mein nächster Besuch sofort dem Dinkelsbühler Rathausnest. Schon bei der Einfahrt in die historische Altstadt begrüßten mich die Schorschis von ihrem erhöhten Aussichtsplatz herab, nicht wissend, dass sie heute 15 Stunden lang unbeobachtet geblieben waren. So ganz stimmt dies aber auch nicht, denn die Kamera hatte ihren Betrieb keineswegs eingestellt und wenigstens per Funk Livebilder ins Schaufenster der benachbarten Adler-Apotheke übertragen. Der Ausfall bezog sich ausschließlich auf eine kurze Störung in der DSL-Leitung, so dass auch unsere Technik von jeder „Schuldfreizusprechen war. Nur muss eben schnell jemand gefunden werden, der nach Dinkelsbühl fährt, einen Schlüssel organisiert, die gesamte Übertragungstechnik einmal kurz vom Netz nimmt und wieder anschließt. Das wäre es gewesen.

So dauerte es eben bis gegen 20:35 Uhr, ehe endlich das traute Paar wieder live zu beobachten war. Das Tagesprotokoll kann deshalb nur mit wenigen Schnappschüssen brillieren und kann konstatieren: Schorsch und Nummer 6 haben den Tag auch ohne unsere Mitschau gut überstanden. Etwas anderes wäre auch gar nicht in Frage gekommen!


Das Bild für 15 Stunden!

20:39 Uhr! Es wurde wieder Licht
   

Schön, dass ihr da seid!

Zum Schlafen bereit!
 
  Liebe Storchenfans,
sicher haben Sie in den letzten Wochen die Tagebucheinträge unseres Storchenexperten vermisst. Die Pause entstand dadurch, dass ich für zwei Wochen in Frankreich war. Als kleine Entschädigung habe ich aus dem Elsass etwas mitgebracht:

Die Einträge der letzten drei Wochen kommen nun in geballter Ladung.
Also, vergessen Sie WM und Terrassenwetter und tauchen Sie ein in die Welt unserer Störche.

Ihr Webmaster

 
24. Mai 06

Ein weiterer Tag ohne besondere Vorkommnisse. In der in letzter Zeit so selten scheinenden Sonne räkelten sich am Morgen unsere Schorschis. Der Tag blieb außerdem niederschlagsfrei und brachte eine nächtliche Abkühlung auf 3 Grad, während am Nachmittag die Quecksilbersäule einmal kurz bis auf 18 Grad kletterte. Unsere beiden eier- und kinderlosen Storcheneltern ließen es gemütlich angehen, zeigten sich zu allen Tageszeiten am Nest, ließen dieses aber auch über Stunden mal links liegen, um sich in den Wiesen um die Stadt umzuschauen. Vielleicht sind solche Unternehmungen eine wichtige Vorbereitung auf einen neuen Brutversuch im nächsten Jahr. Überleben unsere Schorschis nämlich die kommenden Monate, dann kann es schon passieren, dass man sich im Frühjahr 2007 erneut in Dinkelsbühl einfindet, dann aber ein Jahr älter und reifer und vielleicht mit einer eindeutigeren „Geschlechterpräferenz“ als in diesem Jahr. Oder sollten uns Schorsch & Co auch im nächsten Jahr als Schwulenpaar die Ehre geben? Ich will es nicht hoffen, aber ein Beinbruch wäre eine solche Entwicklung dennoch nicht. Die Mauser der beiden Arbeitslosen schreitet weiter voran und war man mal nicht vor Ort, dann besetzte das Dohlenvolk wieder die für sie fremde Wohnung. Abends kehrte 10 Minuten nach 21 Uhr wieder Ruhe am Nest ein. Unsere Dauergäste waren zum Schlafen eingeflogen.


Gefiederpflege in der Morgensonne

leeres Nest mit Mauserfedern
   

Dohlenbesuch

Man begrüßt sich!
   

Schorsch beim Bruststand?
Dient dies als Vorbereitung
zum Ausheben einer Nestmulde?

Abendliche Rückkehr

 
 
25. Mai 06

Das einschneidendste Ereignis dieses Tages waren die neuerlichen Ausflüge unseres Schorschs auf den Dachfirst des Nestgebäudes. Wenigstens zwei Mal begab er sich auf dieses dünne Parkett. Ob er dort mit uns nur Verstecken spielen oder ob er sich seinen „Prachtbau Nest“ mal wieder von außen betrachten wollte, bleibt sein Geheimnis.


Schorsch auf Abwegen
 

Diesmal dauerte die Dachpräsenz jeweils nur wenige Minuten, dann hatte er seine Inspektionsreise auch schon beendet. Das zweite Highlight des Tages waren die erneuten Nestbauaktivitäten, die in einer Reihe von An- und Abflügen gipfelten. Ein kleiner Funke namens „Bruttrieb“ steckt also noch in unseren Schorschis!

 
Ein Kommen und Gehen! Heute wird gebaut!
 

Dies unterstreicht insbesondere die Tatsache, dass Nummer 6 den vermeintlichen Schorsch in diversen Stellungen bestieg und mit ihm Liebe praktizierte. Allerdings merkte man dem Untermann dabei an, dass seine Sprödigkeit noch immer Schuld an der Erfolglosigkeit der Liebesbeziehung trägt.

 
Man gibt sich wenigstens Mühe!

Vor 21 Uhr beendeten Schorsch & Co ihren Tag, der sich sehr abwechslungsreich und reich an schönen Bildern gestaltet hatte.


Gute Nacht!

Leider spielte das Wetter abermals nicht recht mit. Bescheidene 13 Grad Höchsttemperatur, 3 Grad am Morgen und wenigstens nur 3 Liter Regen heißen die Werte der heutigen Wetterstatistik.

 
26. Mai 06

Die Temperaturspanne bewegte sich heute nur in engen Grenzen! Dass diese Grenzen allerdings wenig frühlingshaft zwischen 10 und 14 Grad lagen, unterstreicht diesen Eindruck. Erschwerend kam noch hinzu, dass gleich wieder 20 Liter Regen auf Feld, Flur und unsere Schorschis niederprasselten.

Leider gab es beim Gästebuchbetreiber auch heute immer wieder Schwierigkeiten, die unsere Nutzer auf Trab hielten. Insgesamt erhielt man aber dennoch einen kompletten Eindruck über den Tagesablauf unserer Helden. Regen, Regen und kein Ende! Wer hat denn da schon Lust, sich viel auf Reisen zu begeben? Da bleibt man lieber zu Hause und macht das Beste aus dieser verfahrenen Situation. So hatte das schlechte Wetter wenigstens für uns auch positive Seiten. Die Schorschis zeigten sich wenigstens lange am Nest, auch wenn die Sichtscheibe des Kameragehäuses meist mit Regentropfen benetzt war.


Man räkelt sich im Morgenlicht..

 
Regen, Regen, Regen
 


Nun brauch ich doch schnell was zum Fressen!..


Hallo, wo seid ihr alle!

Ist mir jetzt schlecht!


Für heute machen wir Schluss!

 
27. Mai 06

Leider blieben die Schwierigkeiten in der Erreichbarkeit des Gästebuches weiter bestehen! Danke, dass Sie dennoch so viel Verständnis aufbrachten und die Situation meistern halfen. Es kommt bestimmt der Tag, an dem alles wieder wie gewohnt funktionieren wird. Von der Wetterfront – dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen – gibt es eine kleinen Hoffnungsschimmer zu vermelden. Der Regen erbrachte heute nur noch 3 Liter pro Quadratmeter und bei den Temperaturen gab es einen eindeutigen Aufwärtstrend. Mit 19 Grad wurde die Schallmauer von 20 Grad nur knapp verpasst und auch die Nacht präsentierte sich bei 13 Grad regelrecht mild. So kann es weitergehen. Jedoch verkünden die Wetterprognosen nichts Gutes für die nächsten Tage! Es soll nämlich wieder kälter werden.!

Bei Sonnenschein und damit in Verbindung zu bringender guter Thermik wagte sich wieder einmal ein ungebetener Gast in den Luftraum über der Stadt! Oder waren es sogar mehrere derartige Gäste? Man konnte es nur an der Reaktion der Nestbesetzer ablesen, dass im wahrsten Sinne des Wortes etwas in der Luft lag.

 
Luftalarm

Dass man sich danach von Stress und Aufregung erholen musste, musste dabei nicht überraschen. Schorsch & Co. erweiterten ihren Stundenplan durch kreuzweises Kuscheln und konnten auch danach nicht so recht voneinander lassen.

 
Harmonie im Nest!

Wie gewohnt schwebte man nach langen Fehlzeiten am Nest gegen 20:45 Uhr wieder zur Übernachtung ein.


Abendliche Einkehr

 
28. Mai 06

Der Tag zeigte sich noch relativ warm mit seinen 10 bis 19 Grad. Was aber an Regen erneut vom Himmel kam, war alles andere als angenehm. 18 Liter auf den Quadratmeter in den Morgen- und Vormittagsstunden ließen keine Frühlingsgefühle aufkommen.

Das Gästebuch meldete heute Totalausfall! Keiner konnte einen Beitrag posten, so dass zum ersten Mal in der Geschichte dieses wichtigsten Kommunikationsorganes unserer User kein Eintrag passierte und Schorsch und Nummer 6 einen geruhsamen Tag begingen. Außer Regen nichts gewesen, könnte man als Motto dieses Sonntages herleiten. Man verpasste vor dem heimischen Ofen wirklich nicht viel. Unsere beiden Nestinhaber kehrten ihrer Wohnstube allerdings für die meiste Zeit den Rücken und trotzten im Gelände den Unbilden der Witterung. Bleibt zu hoffen, dass Sie (meine lieben Leser!) sich morgen in gewohnter Weise wieder melden können.

 
Regen, Regen, Regen
 


Regenschirm gefällig?

Rückkehr zum Nest!
 
29. Mai 06

Das Gästebuch läuft wieder! Man kann nur grob erahnen, welche Bedeutung dieses Kommunikationsorgan für unsere Seherinnen und Seher inzwischen gewonnen hat. Dass technische Störungen, die allein vom Gästebuchanbieter zu verantworten waren, uns für knapp zwei Tage vom Gästebuch ausschlossen, konnten die meisten nur schwer verkraften. Dafür waren die Reaktionen bei der „Wiedereröffnung“ umso herzlicher und ließen große Erleichterung aufkommen. In diesem Falle von ausgesprochenen Entzugserscheinungen zu reden, halte ich für durchaus legitim

Mein letzter Aufruf an die „stummen Leser“, durch einen Eintrag ins Gästebuch mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und neue Freundschaften zu knüpfen, hat erfreulicherweise schon zu ersten Erfolgen geführt und wir konnten einige „Neue“ im Gästebuch begrüßen. Vielleicht bringt ein zweiter Aufruf hier im Tagebuch noch einen weiteren Zuwachs in der Schar der Freunde unserer Website. Ich würde mich sehr freuen, wenn noch viele ihren inneren „Schweinehund überwinden und ein kurzes Lebenszeichen durch einen Eintrag im Gästebuch senden könnten. Wer die täglichen Einträge durchblättert, gewinnt unter anderem einen hervorragenden Überblick über die Geschehnisse an zahlreichen Webcam-Storchennestern und ist dadurch immer bestens informiert, erhält Anregungen, kann Fragen stellen und Antworten erwarten. Liest man dann noch das ausführliche und informative Tagebuch (dies soll kein Eigenlob sein!), sind Sie, werter Leser, im Vergleich zu anderen Angeboten dieser Art bestens bedient! Deshalb lohnt es sich, bei uns zu „landen“, auch wenn es keinen eigenen Nachwuchs im Dinkelsbühler Storchennest zu bestaunen geben wird.  

Spricht man von den Schorschis, darf man das Wetter erneut nicht außer Acht lassen. Die Temperaturen  bewegten sich im Verlauf des Tages zwischen 7 Grad in den Morgenstunden und gerade mal 13 Grad in den Nachmittagsstunden. Dazu gab es mit 15 Litern auf den Quadratmeter abermals reichlich Regen und dies machte den Tag in dieser Kombination für Mensch und Tier nicht gerade angenehm.

Von Schorsch und Co. gab es wenig zu sehen. Beide verbrachten die meiste Zeit des Tages außer Haus und zeigten sich nur am Morgen sowie beim abendlichen Einflug am Nest. Dabei fiel heute auf, dass sich Schorsch bei Übertragungsbeginn um 5 Uhr schon allein in der Storchenwohnung befand, Nummer 6 also schon zu dieser frühen Stund das Weite gesucht hatte. Ob es am aufkommenden Hunger oder an einer anderer Unwägbarkeit lag, sei dahingestellt. Dafür war man bereits um 19:45 Uhr bei strömendem Regen wieder im Nest vereint.


Schorsch zu früher
Stunde schon allein

Sie stehen schon
wieder im Regen!

Ich nutzte die Ruhe im Dinkelsbühler Storchennest, um meinem „Hausnest“ im Feuchtwanger Ortsteil Mosbach einen Besuch abzustatten. Mit der Freiwilligen Feuerwehr meiner Heimatstadt hatte ich kurzfristig für morgen einen Beringungstermin vereinbart. Nachdem ich zuletzt am 19. Mai dem Jungenquartett einen Besuch abgestattet hatte, wollte ich mich über die Verhältnisse vor Ort noch einmal kurz informieren. Im Tagebuch können Sie unter dem Eintrag vom 19. Mai einen Bericht mit Bildern zur damaligen Situation lesen.

Ob das Nesthäkchen die letzten 10 Tage unbeschadet überstanden hatte, war für mich mehr als fraglich. Deshalb begann ich mit etwas Herzklopfen den Aufstieg auf den Mosbacher Kirchturm, um von dort einen Einblick in das Nest auf dem Kamin der ehemaligen Molkerei zu gewinnen. Was ich dort schließlich zu sehen bekam, übertraf meine Befürchtungen bei Weitem. Im Nest stand das Weibchen des Paares. In der geräumigen Nestmulde lagen neben einem noch lebenden Jungen zwei tote Jungstörche, die nach dem Zustand ihrer Körper schon vor einigen Tagen verendet und in der Zwischenzeit ein Stückchen in den Nestboden eingesunken waren. Ihrem Entwicklungsstand nach zu urteilen, waren sie im Alter von knapp vier Wochen gestorben. Das Nesthäkchen vom 19. Mai dagegen konnte ich nicht ausmachen, es musste wohl schon vorher verendet oder über den Nestrand abgeworfen worden sein. Die nun tot im Nest liegenden Jungen waren wohl für beide Altstörche bereits zu schwer, um auf natürliche Weise entsorgt werden zu können. Bei etwa vier Pfund Gewicht gelang es den Eltern nicht mehr, die Kadaver an und über den Nestrand zu hieven. Dennoch nahm ich mir vor, die toten Störche bei meinem morgigen Beringungstermin aus dem Nest zu entfernen. Eine eigene Aktion, die lediglich die Entnahme der toten Störche zum Ziel gehabt hätte, hätte ich nicht unternommen. Solche Zwischenfälle gehören im Storchenleben sowie im Vogelleben ganz allgemein zu den Normalitäten und ereignen sich alljährlich in millionenfacher Weise. Kein Mensch käme dabei auf die Idee, derartige natürlichen Vorgänge in irgendeiner Weise beeinflussen zu wollen oder gar beeinflussen zu müssen. Bleibt ein toter Vogel im Nest, geht er eben den Weg allen Fleisches: Er verwest durch die Witterungseinflüsse, wird mit Nistmaterial langsam überbaut und wird bei hohen Temperaturen schon nach wenigen Tagen Teil des Nestes. Überlebende Junge – so wie in unserem Falle – werden weiter von den Eltern mit Nahrung versorgt, sie kümmern sich in gleicher Weise wie vorher um ihren Nachwuchs und nehmen in keiner Weise Anstoß an den toten Körpern. Warum sollte man da seinen menschlichen Reinigungsfimmel auf Wildtiere übertragen, nur weil es Herrn oder Frau Saubermann missfällt, mit einem Toten im selben Bett zu liegen? Bitte liebe Leser, unterscheiden Sie doch immer zwischen menschlichen und tierischen Verhaltensweisen. Nicht alles, was man aus menschlicher Sicht für richtig erachtet, stellt für Wildtiere einen Segen dar. Was ich da in Mosbach sah, passiert in jedem Storchennest irgendwann einmal. Bei vielen geschieht dies sogar in jedem Jahr. Häufig sind es kleinere Junge, die plötzlich sterben und – auch noch lebend - von Papa und Mama Storch über Bord geworfen werden. Ab einem Alter von drei bis vier Wochen fällt es den Eltern aber schwer, die Beseitigung auf beschriebene Wiese vorzunehmen. Dann bleiben die Leichen eben da, wo sie gerade sind. Millionen von Jungmeisen wachsen auf den Kadavern ihrer verstorbenen Geschwister zu putzigen und vor Gesundheit strotzenden Federbällchen heran und selten kam jemand auf die Idee, bei Schlechtwetter alle Meisennistkästen oder Baumhöhlen nach Kadavern abzusuchen und für deren Entsorgung zu sorgen. Erst nach der Brutzeit – wenn überhaupt – werden bei Reinigungsarbeiten im Meisenrevier die vertrockneten und mumifizierten Jungmeisen vorgefunden und bemerkt. Bei 99,9 Prozent aller Storchennester liegen die Verhältnisse ebenso. Wer bemerkt schon einen toten Jungstorch in einem Nest im südpolnischen Szcrywzce? Wen interessieren die Vorgänge in einer Storchenwohnung auf dem Kirchturm von Wilburgstetten, die keine Überwachungskamera Tag und Nacht beobachtet? Also lassen wir die Kirche doch bitte im Dorf und Papa und Mama Storch das tun, was sie tun können. Und wenn sie es nicht schaffen, ihre Jungen aus dem Nest zu werfen, bleiben diese eben drin. Da muss sich keiner aufregen und keiner Beschimpfungen über sich ergehen lassen oder solche von sich geben.

 
30. Mai 06

 Kaum hatte ich meinen gestrigen Eintrag verfasst, da überschlugen sich die Ereignisse am Storchennest von Isny, einem Standort, von dem seit Jahren Bilder einer Webcam das dortige Storchenpaar bei ihren meist vergeblichen Versuchen, Junge aufzuziehen, beobachten. Vier Junge in einem ähnlichen Entwicklungsstand wie die Mosbacher Jungen waren heute plötzlich allesamt im Nest verendet. Das geschieht nun schon seit Jahren immer wieder, es kommt jedes Mal zu heftigen Diskussionen und Beschimpfungen. Dabei ist es das Normalste von der Welt, dass dort ein Storchenpaar mit dem Nachwuchs kein Glück hat.

 
Hier gibt es kein Leben mehr!

Zum einen handelt es sich um ein vom Menschen abhängiges Storchenpaar, das den Ort nur deshalb nicht schon längst verlassen hat, weil es den ganzen Winter und auch regelmäßig während der Brutzeit gefüttert wird. Hätte man diese Unsitte schon längst beendet, gäbe es vielleicht kein Storchenpaar mehr in diesem idyllischen Ort im Allgäu. Aus dem dortigen Gästebuch zitiere ich einen Eintrag einer Isnyer Bürgerin:

Heute Mittag, Storchenspaziergang im Rotmoos: Von Weitem sehe ich unseren lieben Storchenvater zielstrebig mit dem Futtersack übers Feld marschieren - aber weit und breit kein Federtier zu sehen! Nur zwei weiße Hälse schaun aus der Ach raus, die Störche? Sie kommen aus dem Bach und entpuppen sich als Schwäne, die interessiert zum Futterplatz watscheln und bald wieder abdrehen, weil Schwanenmägen andere Speisen bevorzugen! Und die Störche? Unser lieber Storchenvater ruft laut: "Hansi, komm!" und entweder haben die beiden ein ausgezeichnetes Hörvermögen oder sehr gute Augen, denn sie waren grad noch im Nest und schwebten schon nach kurzer Zeit am Futterplatz im Rotmoos ein. Immer wieder ein tolles Schauspiel! Und ruck-zuck waren auch alle hungrigen Kollegen versammelt und zankten sich um die besten Stücke. Viel Appetit schienen mir Romeo und Julia heute nicht zu haben - leben die von Luft und Liebe? Und schon bald gings wieder zurück ins heimische Nest. Bei der Gelegenheit wurde gleich noch etwas Baumaterial mitgenommen, denn es gibt noch viel zu tun für die beiden...“

Zum anderen zählt das Storchennest von Isny mit rund 700 Metern über dem Meeresspiegel zu den höchstgelegenen Nestern Deutschlands. Mir ist im Moment kein einziges bekannt, das noch höher liegt. Die Höhenlage beinhaltet für mitteleuropäische Verhältnisse einen limitierenden Faktor bezüglich Ansiedlung und Bruterfolg. Erfolgen solche Ansiedlungen spontan und ohne tatkräftige Unterstützung des Menschen, sind sie meist nur von kurzer Dauer und zeitigen nur in optimalen Jahren, d.h. bei optimalen Klima- und Nahrungsbedingungen, einmal Erfolge. In Isny investierte man Tausende von Euros in den Irrglauben, der Unterbau, auf dem sich das Nest befindet, sei Schuld daran, wenn alljährlich die Jungen im Nest verendeten. Das Wasser könne nämlich nicht aus der Nestmulde abfließen, die Jungen müssten also jämmerlich ertrinken. Die Baumaßnahme wurde durchgeführt, doch der Erfolg bleib aus, das Jungensterben ging weiter. So wird es auch künftig bleiben! Isny ist auf Grund seiner Höhenlage in einer der niederschlagreichsten Gegenden Deutschlands kein Storchenort. Das leidige Füttern im Winter und Sommer suggeriert hier einem bemitleidenswerten Storchenpaar gute Bedingungen, die es mit Eiablage und Brut zu belohnen gilt. Kommt aber die Stunde der Wahrheit, d.h. Regen und Kälte, dann kommt es regelmäßig zum Fiasko, das Störche in anderen Gegenden in diesem unserem Lande auch nur mit Mühe abwenden können. Die Verantwortlichen der Stadt tragen an diesem Dilemma, wie in allen ähnlichen Fällen, keine Schuld. Vielleicht tragen sie indirekt Mitschuld, indem sie durch Ausweisung von Baugebieten oder weiteren Industrieansiedlungen den Störchen immer mehr Lebensraum und damit Nahrungsflächen entziehen.

Nun liegen also vier tote Störche im Nest von Isny. Wen stört es? Viele Seher der Webcam wollen ein sauberes Nest, obwohl kein einziger von ihnen dort oben in über 700 Metern über dem Meeresspiegel einziehen will. Die Wohnung ist nämlich schon besetzt und zwar von Papa und Mama Storch. Sie werden die toten Jungen selbst entsorgen und wenn dies wegen des großen Körpergewichtes der Jungen nicht gelingt, bleiben die Kadaver im Nest. Ich habe dies gestern in meinem Beitrag über die Mosbacher Katastrophe schon beschrieben. Was soll da ein Feuerwehreinsatz? Er würde keine neuen Erkenntnisse bringen! In beiden Fällen – im Mosbacher sowie im Isnyer – ist eine ganze Palette von möglichen Gründen des plötzlichen Todes anzuführen.

Die anhaltenden Regenfälle haben dazu geführt, dass an der Wörnitz so gut wie keine Wiese abgemäht werden konnte. In einer Zeit, in der in normalen Jahren bereits die Heuernte abgeschlossen war, konnte noch nicht einmal mit dem Silieren des Grases begonnen werden. Die Wiesen sind teilweise überschwemmt und hoch gewachsen. Kein Storch kann diese Bereiche im Augenblick zur Nahrungssuche nutzen. Bei reinen Wiesenstörchen sicher eine Katastrophe. Bei Dauerregen vermeiden es zudem Altstörche, weite Strecken zu fliegen. Dies wäre aber bei der vorliegenden Nahrungsknappheit eine wesentliche Voraussetzung, um weiter entfernt liegende Bereiche aufsuchen zu können und drittens – und dies ist sicher der gewichtigste Grund – benötigen zu allem Unglück Störche im Alter von etwa vier Wochen eine enorm hohe Nahrungsmenge pro Tag. In diesem Alter erreicht die Gewichtszunahme ihren stärksten prozentualen Anstieg. Störche dieser Größe benötigen neben Regenwurm und Co. auch handfeste Kost in Form größerer Säugetiere (Maus, Maulwurf...). Doch wo finden Mama und Papa Storch in einer großflächig überschwemmten Wiese von 50 cm Wuchshöhe ohne alternative Nahrungsplätze (Weiher) derartige Beute? Sie wissen es: Nirgends! So paradox es klingt, können mehrwöchige Junge bei der augenblicklichen Wetterlage in Verbindung mit bisher völlig ausgefallener Mahd verhungern. Kommen dann noch Faktoren wie Unterkühlung, Parasitenbefall, Atemwegserkrankungen und ähnliche Misslichkeiten hinzu, führt dies zu den bisher eingetretenen Verlusten. Störche kommen mit leblosen und toten Jungen im Nest zurecht. Man braucht sich nicht einzumischen, man tut es leider hin und wieder, um nervenden Zuschauern eines vermeintlichen Spektakels entgegenzukommen. 

Mein Gang nach Mosbach anlässlich der heutigen Beringung wurde durch die Ereignisse von Isny nicht gerade erleichtert. Ich wusste, was mich erwartete, suchte jedoch vor dem Eintreffen der Feuerwehr das Gelände um das Nest noch genauer ab. Dabei stieß ich an der rückwärtigen Hausfront im frisch gemähten Rasen auf das Nesthäkchen.


Das abgeworfene Nesthäkchen im Gras

Es konnte erst nach dem Mähen dorthin gelangt sein, also hatten es die Eltern vielleicht gestern erst entsorgt, sprich aus dem Nest geworfen. Im Vergleich zu den toten Geschwistern war es in seiner Entwicklung um Längen zurückgeblieben. Während ich das Eintreffen der Feuerwehr erwartete, ging noch ein letzter, schwerer Hagelschauer nieder, ehe sich für einige Minuten die Sonne zeigte. Bei Höchsttemperaturen von 12 Grad, einer Tiefsttemperatur von 4 Grad und weiteren 17 Litern Niederschlag konnte sich der Tag mit seinem Vorgänger durchaus messen.

Die Beringung glich mehr einer Beerdigung. Als erstes entsorgte ich die toten Jungen in einem mitgeführten Plastiksack, versah das einzige lebende Junge mit einem ELSA-Ring, unterzog das Nest einer genaueren Überprüfung, wobei es keinerlei „Beanstandungen“ gab und zog mich diskret zurück.


Das Drama von Mosbach


Die Kadaver sind beseitigt

Das Männchen hatte zu Beginn im Nest Wache geschoben und war durch mein Erscheinen auf das benachbarte Kirchenschiff ausgewichen. Dort blieb es während und auch nach der Beringung stehen. Kaum hatte sich die Drehleiter wieder zurückgezogen, erschien nichts ahnend das Weibchen des Paares, landete im Nest und übernahm nun den Innendienst, wobei es weiter vom Männchen auf dem Kirchendach beäugt wurde.


Die passende Stimmung zu den traurigen Ereignissen

Meine Reise führte mich anschließend von Mosbach den gesamten Lauf der Wörnitz entlang bis zu ihrer Mündung in die Donau. In Donauwörth hatte ich am Abend einen weiteren Termin am Storchennest auf einem Kamin des Klosters „Heilig Kreuz“. Unterwegs warf ich jeweils kurze Blicke auf die Nester der anderen Wörnitzstörche, doch das miese, sehr kalte Wetter ließ mich wenig Bemerkenswertes erfahren. Meist lag ein Altstorch im Nest und an kaum einem Ort waren Junge zu entdecken. Stets versuchte ein Altstorch seine Nachkommen vor den Unbilden der Natur zu schützen. In Schopfloch unweit von Mosbach sollte der Schlupf der Jungen in den kommenden Tagen bevorstehen. Bei einem solchen Brutverlauf kann man von Glück sprechen, wenn der Nachwuchs die kritische Zeit mit ihren schlimmen Witterungsbedingungen im Ei überleben kann. In Wittelshofen haben immerhin drei Junge bisher überlebt und blickten mir heute offenbar gesund ins Spektiv. Von einem Wassertrüdinger Nachwuchs war bei der Durchfahrt nichts zu erkennen, lediglich ein Altstorch lag tief geduckt im Nest. Ebenso lag der Fall in Oettingen. In Munningen kann sich das Storchenpaar über mindestens dreifachen Nachwuchs freuen, in Rudelstetten haben zwei Junge überlebt. Kurz vor Donauwörth überraschte mich endlich noch das Paar in Ebermergen. Hier konnte ich vier gesunde Junge zählen.

Die lange Fahrt entlang der Wörnitz hätte mich fast meinen Termin in Donauwörth gekostet. Doch kurz vor dem vereinbarten Termin fuhr ich vor der Klosteranlage vor. Pünktlich erschien dann auch die Freiwillige Feuerwehr der Donaustadt, die mit ihrer Besatzung für die gute Sache unentgeltlich zum Einsatz kam.


Dank an die Donauwörther Feuerwehr

Herr Luff, der rührige Horstbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz, hatte alles bestens organisiert, so dass die Beringung der drei Jungen zügig über die Bühne ging.


Annäherung an das Objekt

Die knapp fünf Wochen alten Nachkommen des Storchenpaares ließen die Prozedur in Akinese über sich ergehen. Derweil beobachtete das Männchen alles seelenruhig von einem Nachbarkamin, ehe es sich sofort nach Abschluss der Aktion wieder im Nest gemütlich machte. Zwei Auffälligkeiten verdienen noch eine besondere Erwähnung: Eines der abgelegten Eier erwies sich als unbefruchtet und wurde von ihrem Tagebuchschreiber für Museumszwecke geborgen. Außerdem fand sich im Nest eine Unzahl von Schnirkelschnecken, die wohl bei den letzten Fütterungen ausgewürgt, von den Jungen aber verschmäht wurden.


Die Drillinge, ein Ei und viele Schnecken

Nach diesem ersten Beringungstag der Saison 2006 fuhr ich die 80 Kilometer zurück nach Feuchtwangen, nicht ohne durch zwei gewaltige Gewitterfronten mit Starkregen fahren zu müssen, die das Vorwärtskommen zusätzlich erschwerten.

Zu Hause angekommen zeigte mir ein Blick ins Dinkelsbühler Nest, dass meine Freunde schon ihren Schlafplatz aufgesucht hatten und sich für die Nacht einzurichten begannen. Dies erfolgt schon seit geraumer Zeit in der Weise, dass bald nach der Landung einer der Partner die liegende Stellung einnimmt, während der andere im Stehen die Nachtruhe einläutet.

So war das ThemaRegen“ auch für die Schorschis das alles bestimmende Thema des Tages. Gelegentlich mochte man den stimmungsvollen Schnappschüssen sogar noch schöne Seiten abgewinnen, wusste man ja auch dabei, dass es die Alten nicht sonderlich beeinträchtigen würde. Was Regen, Kälte und deren Begleiter aber alles anrichten können, hatte der heutige Tag sehr anschaulich und überdeutlich sichtbar gemacht. Der einzige Ausweg – und ich hoffe, dass Sie meinen Zynismus in diesem Fall für berechtigt anerkennen – wäre es, alle Storchennester nach der Eiablage mit einer Drehleiter anzufahren, die Fortpflanzungsprodukte zu entnehmen, diese anschließend einigen Brutmaschinen zu übergeben, die später ausschlüpfenden Jungen von Hand aufzupäppeln und nach Erreichen der Flugfähigkeit an geeigneter Stelle auszuwildern. Ich garantiere Ihnen eine fast 100%-ige Überlebensrate. Sind doch prächtige Aussichten! Denken Sie einmal darüber nach und bedenken Sie auch, dass viele Reaktionen, die wir bisher bei Todesfällen im Nest schon erleben durften und mussten, ganz eindeutig in diese Richtung gehen.


Guten Morgen, ihr Langschläfer!..

 
Nasse Angelegenheit


Im strömenden
Regen

Nässe kann auch
schöne Bilder zeichnen


Es regnet Bindfäden..

 
Nestkorrekturen


Nummer 6 beim Stretchen

Da scheint doch glatt die Sonne!
   

In der
Regenpause

Vor dem Schlafengehen noch
ganz schnell zur Toilette!
 
31. Mai 06

Kein Tag ohne neue Hiobsbotschaft! Nun hat es die Jungstörche im Nest von Wangen, ebenfalls im Allgäu gelegen, erwischt. Es gibt seit gestern dort auch kein Leben mehr im Nest.


Kein Leben mehr im Nest von Wangen

Es gilt im Prinzip das Gleiche wie für die Nachbarstadt Isny. Lediglich waren die drei Jungen gut 14 Tage alt und damit deutlich jünger als ihre Nachbarn. 15 Kilometer westlich von Isny beträgt die Höhenlage der Stadt Wangen immerhin auch noch beachtliche 560 Meter über dem Meeresspiegel, eine Höhe also, die 99 Prozent der deutschen Storchennester nicht erreichen. So darf es nicht verwundern, wenn Störche dort häufiger ohne erfolgreiche Brut auskommen müssen als in den Niederungsgebieten und großen Flusstälern. Solche Pionierstandorte werden immer „exotisch“ bleiben und nur gelegentlich mit erfolgreichen Bruten aufwarten können. Bleiben die Verhältnisse schlecht, wird ein solcher Platz auch schnell wieder verlassen. Im Zeichen eines Populationsdruckes, wie er im Großraum um den Bodensee angesichts zahlloser Aufzuchtstationen zweifellos besteht (Salem etc.), sind die genannten Ausreißer in extrem suboptimale Lebensräume (Isny, Wangen) immer möglich. Dafür spricht auch die Tatsache, dass beide Orte erst in jüngerer und jüngster Zeit erstmals von Störchen entdeckt wurden.

Erfreulich entwickeln sich die Geschehnisse dafür an einigen anderen Orten. So kann in Bornheim/Pfalz von zwei bislang störungsfreien Brutabläufen berichtet werden, die heute in der Beringung von drei Jungen im Nest Bornheim 1 sowie in der Kennzeichnung von vier Jungen im Nest Bornheim 2 gipfelten. Walter Feldt, ebenfalls Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell nahm die Beringung vor.


Beringung der Jungen in Bornheim 1

Fällt Ihnen auch auf, dass unsere Schorschis seit einigen Tagen auf  den Vollzug des Geschlechtsaktes vollkommen verzichten? Die letzten derartigen Aktionen stammen vom 25. Mai. Seitdem hatten Schorsch und Nummer 6 keinen Sex mehr miteinander. Nimmt man den Ankunftstag von Nummer 6 – es war der 6. April – kommen beide immerhin auf 50 Tage eheliches Miteinander. Dies verdient die Bezeichnung „bemerkenswert“, aber leider, wie wir alle wissen, ohne Erfolg. Diese extrem lange Dauer sexueller Aktivität liegt dabei darin begründet, dass keine Eier produziert wurden und demnach bis zur Erschöpfung weiter gevögelt werden durfte. Im Normalfall ist mit der „Vögelei“ nach knapp drei Wochen Schluss, da nach Ablauf dieser Frist ein komplettes Gelege gezeitigt ist. So wurden die Schorschis über Gebühr gefordert, denn bei jedem Blick ins Nest sahen sie kein Ei dort liegen. Also galt es, solange weiter zu machen, bis die Hormone ihre Arbeit beendet hatten. Das war bei unserem Paar eben so um den 25. Mai herum. Hätte es mit einer Brut geklappt, hätte man nach gut 14 Tagen das erste Ei gelegt und nach weiteren 8 Tagen hätten wir dann das fast obligatorische Fünfergelege im Nest liegen sehen. Hätten!?...

Es kam ganz anders und die Schorschis hatten 50 Tage Gelegenheit!! Und dennoch oder gerade deshalb blieben sie erfolglos.

Im ersten Morgenlicht um 5 Uhr begann auch heute die Übertragung der Bilder aus dem Nest. Man sah sie einträchtig nebeneinander stehen.


Im ersten Morgenlicht

Es schien so, als ob Nummer 6 diesen Moment noch abwarten wollte, denn unmittelbar danach flog er bereits in die Nahrungsgründe ab und Schorsch konnte sich nach Herzenslust im Nest austoben. Dabei sah man ihn wie ein junges Fohlen aufgeregt im Nest herumhüpfen.

 
Den Schorsch sticht der Hafer!

Ein Luftalarm sei an dieser Stelle als Höhepunkt des Tages nicht unterschlagen. Zuerst gab Schorsch sein Bestes, bis Nummer 6 zur Unterstützung eintraf und schließlich die Gefahr gebannt wurde.

 
Schorsch in Aktion


Gemeinsam klappert es sich besser!

Der Abend senkte sich für unser Duo schon früh! Man hatte sich schon kurz nach 20 Uhr zur Übernachtung eingefunden. Eng aneinander gekuschelt sank man schließlich in den wohl verdienten Schlaf.


Frühzeitig zur Übernachtung zurück

Die Nacht kann kommen

Zur besseren Koordination der kommenden Beringungstermine unternahm ich nach der Schule eine Ausfahrt zu den Altmühlstörchen. Bei einigen Nestern waren mir die Brutverhältnisse noch nicht bekannt. Außerdem war es wichtig, das Alter vorhandener Junge zu ermitteln, um dann den geeignetsten Zeitpunkt für den Feuerwehreinsatz zu ermitteln. Diese Aufgaben sind überaus zeitraubend und erfordern oft mehrere Fahrten zu den Storchenorten. Da ist das eigentliche Beringen oft die leichteste Übung. Nach den gestrigen knapp 200 Kilometern (mit einigen Umwegen!) standen heute abermals rund 150 Kilometer auf dem Programm. Leider entwickelte sich das Wetter erneut nicht in meinem Sinne. Nach kalter Nacht mit nur 4 Grad kamen die Temperaturen nicht über 10 Grad hinaus. Wenigstens hielt sich die Regenmenge mit nur 1 Liter im bescheidenen Rahmen.

Gerade die Höchsttemperatur von nur 10 Grad brachte es mit sich, dass an allen Orten, die ich passierte, jeweils ein Altstorch die kleinen Jungen huderte. So sah ich lediglich in Triesdorf bei einer Brutablösung und der anschließenden Fütterung mindestens drei knapp 14 Tage alte Junge. Im benachbarten Ornbau lag einer der Alten ebenso im Nest wie der in Merkendorf. Die Liste lässt sich ruhig weiterführen. In Alten- und in Neuenmuhr sowie in Gunzenhausen und Gundelsheim ergab sich das gleiche Bild. Dort, wo man Junge sah, waren diese schon wesentlich größer und wurden deshalb auch nicht mehr von den Eltern gewärmt. In Windsfeld sind es mindestens zwei Junge und in Trommetsheim sollten es ebenfalls mindestens zwei Junge sein. An den letztgenannten Orten wird die Beringung innerhalb der kommenden Woche auf dem Programm stehen. Zum Glück darf ich einige Ferientage genießen, so dass diese Zeit wenigstens nicht vom Schulstress  belastet wird und ich den Kopf für meine Störche etwas frei bekomme. Natürlich wird Ihnen im Tagebuch nichts von meinen Unternehmungen entgehen und auch zu wichtigen Ereignissen in anderen Nestern werde ich an dieser Stelle immer wieder Stellung beziehen. Freuen Sie sich schon jetzt auf die weiteren Einträge im Tagebuch!

 
1. Jun. 06

Weitere gute Nachrichten sind zu vermelden! Im Horst von Vetschau ist das zweite Küken geschlüpft. Ein Schlüpfintervall von 5 Tagen ist dabei als ungewöhnlich zu betrachten und nur damit zu erklären, dass ein oder zwei weitere Eier des vermeintlichen Vierergeleges unbefruchtet geblieben sind. Hier bleibt es also weiterhin spannend, ob und wie viele Junge noch zum Vorschein kommen.

Die kalte Witterung erreichte am Tag des meteorologischen Sommeranfangs ein neues Rekordtief. Nur für wenige Minuten wurde an der 10-Grad-Marke gekratzt, sonst blieben die Werte deutlich darunter. Mit 4-8 Grad über die meisten Stunden des Tages wurden örtlich die tiefsten je an einem 1. Juni gemessenen Höchsttemperaturen erreicht. Ein Rekord der besonderen Art! Bei solchen Zahlen fallen die 5 Liter Regen auf den Quadratmeter kaum noch ins Gewicht.

So paradox es klingen mag, bedeutet dieser Witterungsverlauf für ganz kleine Storchenjunge keine so große Gefahr wie für die jetzt schon drei bis vier Wochen alten Jungtiere. Im Gegensatz zu letzteren werden die kleineren Jungen noch voll von den Eltern gehudert, während die größeren nicht mehr in den Genuss dieses lebenden Wärmespenders kommen. Außerdem ist der Nahrungsbedarf für das Jungvolk wesentlich geringer und die eingeschränkte „Fluglust“ der Eltern bei Regen und Kälte nicht von so dramatischen Begleiterscheinungen geprägt wie in den Fällen Isny, Wangen, Mosbach.....!

Nach ausführlicher Morgengymnastik flogen die Schorschis in die Nahrungsgebiete um die Wörnitzstadt. Sie trotzten dem Regen teilweise auch in luftige Höhe über den Dächern von Dinkelsbühl und wechselten dazwischen immer wieder in Bereiche außerhalb der Stadt. Zur Abendstunde kehrte man einträchtig zurück zum Nest und machte es sich im Doppelbett gemütlich.

 
Morgengymnastik


Der bekannte
Regen

Die Nässe kann
ganz schön nerven
   

Da richten wir doch lieber
unser Zuhause her...

...oder verduften
lieber


Im Doppelbett ist es besonders nett!

 
2. Jun. 06

Das Sterben geht weiter! Das, womit vor Tagen noch niemand rechnen konnte, geschah für alle überraschend dennoch. Als am 31.5. in Bornheim 1 das Storchentrio beringt wurde, konnte niemand ahnen, was sich heute an diesem Nest abspielte. Als schon am Vorabend ein Junges keine Regung mehr zeigte, musste man Schlimmes befürchten. Diese Befürchtungen fanden dann in den Morgenstunden ihre Bestätigung. Ein Mitglied der Dreierbande war tot. Mit 5 Wochen war es ohne Vorankündigung gestorben.


In Bornheim beginnt das Sterben!


Das erste Opfer ist entfernt


Das zweite Junge stirbt

 
Nach Entnahme des „Zweitopfers“ verbliebener Überlebender

Was auch ohne Webcam alljährlich in gleicher Weise an ungezählten Storchennestern passiert, nimmt nun unter der Mitschau Tausender eine Eigendynamik an, der sich die Verantwortlichen nun im Bornheimer Fall nicht entziehen konnten oder wollten. Wer will schon bei laufender Kamera seinen treuen Sehern den Verwesungsprozess eines Jungstorchs in bester Bildqualität zumuten? Also tut man, was man in einem anderen Fall sicher gelassen hätte oder überhaupt nicht bemerkt hätte: Man greift ein und beruft sich – sicher mehr als eine Schutzbehauptung – auf das Naturschutzgesetz. Als wenige Stunden später auch noch ein zweiter Jungstorch in diesem Nest das Zeitliche segnet, eskalieren die Ereignisse weiter und erhöhen den Handlungsbedarf der Betreiber einer großartigen Webcam und einer ausgezeichneten Homepage. Dass man für kurze Zeit die Übertragung weiterer Bilder aussetzte, ist verständlich, beweist aber, unter welchem Druck die Storchenfreunde vor Ort standen. Solche Situationen wünscht man sich sicher nicht herbei, sie beweisen aber auch, dass diese Art der Peep-Show für Anbieter und Seher mit einem enormen Druck verbunden sein kann.

 Nun werden mich sicher einige fragen, wie ich in einem solchen Fall im Dinkelsbühler Nest entschieden hätte?

Solange ein Storchenpaar uneingeschränkt handlungsfähig ist (beide Partner versorgen die Jungen, kein  Altvogel ist nachweislich tot oder kann das Nest nicht mehr anfliegen) – und das war beim Bornheimer Paar der Fall – hat es mit allen Vorgängen am Nest selbständig klarzukommen. Das bedeutet: Sterben ein oder mehrere Junge, kann es nur Aufgabe der Storcheneltern sein, die Situation zu meistern. Nachhilfe durch den Menschen in Form einer Beseitigung der Jungen ist nicht erforderlich. Die Kadaver werden von den Eltern über Bord geworfen oder – so wäre es in Bornheim passiert – verwesen in der Nestmulde. Nach mehr oder weniger Tagen wird man von den toten Jungen nichts mehr sehen, sie sind im Nest „verschwunden“. So schön, so gut, wäre da nicht die Webcam!

Man kann die Übertragung für die Zeit des Verwesungsprozesses einfach unterbrechen, dann beruhigen sich die Gemüter schnell wieder. Tut man dies nicht, gibt es unendliche Beschimpfungen! Räumt man auf, ist man schnell ein Held, wird mit Lobes- und Dankadressen überhäuft und man geht schnell zur Tagesordnung über. Kurzum: Ereignet sich ein ähnlicher Fall in Dinkelsbühl, wird nicht eingegriffen. Einzige Ausnahme: Wenn der Todesfall vor einer möglichen Beringung eingetreten ist und noch lebende Junge im Nest verblieben sind, können eventuelle Kadaver bei dieser Gelegenheit beseitigt werden.

So weit die Theorie!

Wie es dann sein wird, wenn der Fall X wirklich eingetreten ist, ist allerdings ein anderer Fall. In diesem Jahr sind wir ganz sicher vor solcher Unbill geschützt

Auch in Schrobenhausen geht das Sterben munter weiter! Von sechs (!) ausgeschlüpften Jungen lebten gestern gerade noch drei. Selbst bei dieser hohen Verlustquote ist das momentane Ergebnis immer noch überdurchschnittlich und sollte all die beruhigen, die bei unseren Lieblingen immer die Zahl der gelegten Eier mit der Zahl ausfliegender Jungen gleichsetzen wollen. Die Natur ist kein Zuchtbetrieb! Solche Erfolge lassen sich selbst unter Stallbedingungen nur im Idealfall erreichen und von intensiver Stallhaltung halten wir – und da spreche ich sicher im Namen vieler – auch nichts.

Im Schnitt der letzten 100 Jahre und ermittelt an Tausenden von Storchennestern bewegt sich die Jungenzahl, bezogen auf alle ein Nest während der Brutzeit besetzenden Störche,  um die 2! Selten leicht darüber, meist sogar leicht unter dieser magischen Zahl. Da Störche im Regelfall zwischen vier und fünf Eier legen, können Sie sicher selbst am besten abschätzen, was sich in den zwölf Wochen, die Bebrütung und Jungenaufzucht beanspruchen, in den Nestern so abspielt. Da passieren Dinge, die aus menschlicher Sicht schrecklich, grausam oder einfach unerhört sind. Wer allerdings solche Maßstäbe anlegt, hat schon verloren und sollte schleunigst sein Metier wechseln oder schnellstens lernen, dass man Vorgänge in der Natur auf keinen Fall mit menschlichen Denkweisen in Verbindung bringen sollte. Tiere sind nicht vernunftbegabt oder vernunftgesteuert, sondern handeln rein instinktiv. Ob Junge sterben oder überleben, ist den Eltern, mit Verlaub gesagt, dabei „schnurzegal“! Sie müssen es so nehmen, wie es kommt! In jedem Fall greifen sofort entsprechende Handlungsabläufe und Verhaltensmuster, die ihnen angeboren sind und gegen die sich kein Tier wehren kann.

Unsere beiden Alten in Dinkelsbühl haben damit in diesem Jahr keine Probleme. Sie kümmerten sich nach längerer Pause wieder einmal um das Nest, bauten an dieser oder jener Ecke etwas herum und an einem Hauch frischen Grüns konnte man erkennen, dass irgendwo im Umland Dinkelsbühls ein kleines Rasen- oder Wiesenstück trotz widrigster Umstände gemäht wurde.

 
Morgendliche Nestbauaktionen


Frisches Grün mit Schneeflöckchen!

Die Schorschis nutzen derweil die Zeit ihre Kleingefiedermauser auf Vordermann zu bringen. Das Nest präsentiert sich wie in den Vorjahren um diese Jahreszeit mit „Schneeflöckchen“ geziert. Ansonsten machten sich Georg und sein Partner rar im Nest. Mit Schorschs Abflug gegen 14:30 Uhr endete die heutige Präsenz und es begann ein langer Abend mit einer ebenso langen Wartezeit.


Das war es für heute am Rathausnest!

Als die gewohnte abendliche Anflugzeit schon längst verstrichen war, rechnete niemand mehr mit einem Auftauchen unserer Störche. Und so kam es auch. Zum ersten Mal seit Monaten blieb das Nest in der Nacht ohne einen Gast.


Das Nest blieb leer!

Die ersten Sorgen machten sich breit, jedoch gab es auch Stimmen, die mit einer Rückkehr der beiden am nächsten Tag sicher rechneten. Wo könnten sie aber abgeblieben sein? Eine Übernachtung auf einem Nachbarkamin oder Nachbarhaus im direkten Umfeld des Nestes, so wie es Störche beim Vorhandensein größerer Jungen stets praktizieren, konnte ausgeschlossen werden. Sie konnten also nur an einem anderen Ort gewesen sein. Und da hatte ich auch so eine Idee!

Im vergangenen Jahr erhielt ich von einem großen Autohändler, dessen Betrieb in Lehengütingen – etwa 4 km nordwestlich von Dinkelsbühl – angesiedelt ist, einen Anruf, ihn in Sachen „Nisthilfe für Störche“ auf seinem Gelände zu beraten. Er schlug damals vor, ein Wagenrad auf einem etwa acht Meter hohen Beleuchtungsmast installieren zu wollen. Ich wollte ihm nicht abraten, gab aber zu bedenken, dass die Storchenpaare im benachbarten Schopfloch sowie in Dinkelsbühl möglicherweise das künftige Nest und eventuelle Bewohner nicht so gerne dulden könnten. Nach einigen Modifizierungen wurde die Maßnahme durchgeführt und im Herbst des vergangenen Jahres auch an besagter Stelle installiert. Vor einigen Tagen bekam ich einen erfreuten Anruf von Ulrich Schülein, dem Chef der Autovertretung, dass sich heuer bereits ab und zu, meist nur für wenige Minuten, Störche im Kunstnest hätten blicken lassen. Vor einigen Tagen gab es sogar Besuch von zwei Störchen am Nest, die sich darüber hinaus mit zwei weiteren Fremdstörchen auseinander zu setzen hatten. Sollten Georg und Partner vielleicht?


Die mögliche Zweitwohnung in Lehengütingen

 
3. Jun. 06

Der erste Schnappschuss des beginnenden Tages bestätigte noch einmal, dass das Nest in der Nacht unbesetzt geblieben war.


Niemand zu Hause!

Der Aufenthaltsort der beiden Ausreißer konnte aber am Vormittag schnell aufgeklärt werden. Herr Schülein aus Lehengütingen hatte die Auflösung mittels ausführlichem Bildmaterial promt parat.

Unsere Schorschis hatten sich doch tatsächlich nach Lehengütingen begeben, um dort unbeobachtet Zärtlichkeiten und so manche Intimität auszutauschen. Ob es eine einmalige Stippvisite bleiben wird oder eine regelmäßige Gewohnheit werden kann, werden die nächsten Tage ergeben.


Die Schorschis auf fremdem Terrain!

Am Vormittag trudelte unser Duo reumütig auf dem Rathausnest wieder ein. Es war ihnen nichts von der nächtlichen Abstinenz anzumerken. So, als ob nichts gewesen wäre, traten sie uns mittels Webcam gegenüber.


Die
Rückkehrer

Hier kuschelt es sich
doch am besten!

Auch heute schienen sich erneut ungebetene Gäste im Luftraum über der Stadt aufzuhalten. Zuerst versuchte Schorsch alleine seine Ambitionen zu bekräftigen, ehe er durch Nummer 6 Verstärkung erhielt.


Schorsch als
Einzelkämpfer

Mit vereinten Kräften
geht alles leichter

Die abendliche Rückkehr ins Stammnest bestärkte die Hoffnung, dass die gestrige Abstinenz ein verzeihlicher Ausrutscher gewesen sein könnte.


So gehört es sich! Das ist euer Zuhause!

Am Vormittag durfte ich meine Beringungsreise fortsetzen. Mit der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl und ihrem „Mädchen für alles“, Günter Rödel, ging es nach Weiltingen an der Wörnitz. Im dortigen Nest, gleichzeitig das erfolgreichste des Landkreises Ansbach über die letzten 40 Jahre gesehen, hatte ein unberingtes Männchen mit einer beringten Partnerin Nachwuchs produziert.

Diese Ringstörchin kann bereits auf eine beachtliche Vergangenheit zurückblicken. 1993 geboren brütete sie in den Jahren von 1997 bis 2000 im Dinkelsbühler Rathausnest, ehe sie 2001 nach Weiltingen übersiedelte und nun schon ihre sechste Brutzeit dort verleben darf.

Vor gut vier Wochen waren fünf Junge geschlüpft, von denen das Nesthäkchen bereits im Alter von einer Woche den Kämpfen um die Nahrung zum Opfer fiel. Was ich bei meinem heutigen Besuch feststellen konnte, passte gut in die traurigen Ereignisse der letzten Tage. Von den vier überlebenden Jungen hatten schließlich nur zwei die schon früher geschilderten Ausnahmesituationen lebend überstanden. Erst in den letzten Tagen waren zwei Junge von ihren Eltern tot aus dem Nest geworfen worden. Ihre Körper fand ich am Fuß des hohen Sägewerkkamins in noch gutem Erhaltungszustand vor. Das verbliebene Jungenduo, das wohl das Schlimmste überstanden haben dürfte, beringte ich unter Mithilfe von Günter Rödel, der mir seit Jahrzehnten mit „seiner“ Drehleiter unersetzliche Dienste leisten konnte.


Beringungshelfer Günter Rödel im Einsatz


Das Weiltinger Storchenduo


Das größere der beiden Opfer


Das kleinere lag dicht daneben

Während ich in Weiltingen den  Storchentod unmittelbar vor Augen geführt bekam, ereignete sich in Vetschau schon die nächste Katastrophe. Ein Junges war gestorben und auch dem zweiten widerfuhr nichts Gutes. Einer der Altvögel hatte es wohl versehentlich aus der Nestmulde geschleudert, so dass das Ärmste am Nestrand zu liegen kam. Da es an dieser Stelle von den Altvögeln nicht mehr beachtet und als Fremdkörper angesehen wird, war auch hier guter Rat teuer.

Man hat einen guten Ruf zu verlieren, würde man nichts unternehmen. Die Folgen wären unabsehbar, würde man das arme Geschöpf seinem Schicksal überlassen und außerdem ist ein Nest mit wenigstens einem Jungen immer noch attraktiver (für die User der Website!) als ein gänzlich leeres (wie bei uns!). Also geschah das, was in solchen Fällen fast schon immer zu geschehen pflegt. Man greift eben ein! Ob es sinnvoll ist oder nicht, erliegt man dem Druck der Öffentlichkeit. So einfach geht das eben und anschließend erntet man nur Lob! Man hat wieder ein Storchenleben gerettet! Auf ein Neues also!

In diese Reihe passt ein weiterer Vorgang in einem Webcam-Storchennest. In Rieschweiler-Mühlbach/Pfalz entnahm man nach und nach alle geschlüpften Jungen dem Nest. Ob sie überlebten oder nicht, wollte und konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht ermitteln Sie dürfen nun in trockener Umgebung und sicher vor allen Umweltgefahren ihr Dasein fristen. Spätere Aushorstung, Umhorstung, Auswilderung oder welche Begriffe noch in Frage kommen nicht ausgeschlossen!

 
4. Jun. 06

Der Pfingstsonntag darf schnell abgehandelt werden. Auch für mich diente dieser mit acht bis fünfzehn Grad eher unfreundliche, auf jeden Fall aber viel zu kalte und trübe Tag der Erholung und dem Kräfte Sammeln für die kommenden Aufgaben.

Unsere Schorschis erinnerten sich abermals an ihre Pflichten und kamen nicht mehr auf den abwegigen Gedanken, im nahen Lehengütingen ein Päuschen einzulegen, um unseren Blicken für einige Stunden zu entkommen.

Beide zeigten sich nach dem nächtlichen Ausbleiben wieder von ihrer besseren Seite. So konnte man Schorsch & Co über Stunden im Nest beobachten und ihnen leise und voller Respekt über die Schulter sehen. Gab es da nicht einen kleinen Abschiedskuss und anschließend die Aufforderung schnell nachzufliegen? Man bewies weiter große Eintracht und zeigte sich in manchen Bewegungen auffallend synchron.


Ein Abschiedskuss?

Komm doch später einfach nach!
   

Eintracht

Synchron

Die abendliche Rückkehr ein paar Minuten nach 21 Uhr ließ den Abstecher in der Nacht vom 2. Juni auf den 3. Juni nach Lehengütingen endgültig als einmaligen Ausrutscher erscheinen.

 
Wieder vereint!

In Bornheim 1 sowie in Vetschau haben sich die Verhältnisse mit jeweils einem Jungen deutlich stabilisiert und man darf mit einiger Berechtigung annehmen, dass zumindest das einzig verbliebene Junge in Bornheim über dem Berg ist und wohl das Ausfliegealter erreichen wird.


Bornheim

Vetschau

In Schrobenhausen hat sich die Jungenzahl allerdings ein weiteres Mal reduziert und beträgt nun noch 2 Junge, ein durchaus normaler Wert, wie Sie in meinen letzten Ausführungen lesen konnten. 

 
5. Jun. 06

 Ein weiterer Tag, um zu regenerieren, Schreibarbeiten durchzuführen und dringende, organisatorische Arbeiten auf den Weg zu bringen. Dennoch blieben Schorsch & Co ständig im Blickfeld und auch die anderen Nester unter Beobachtung.

Erneut durfte man sich über die lange Nestpräsenz unserer beiden Dauerbrenner nicht beschweren.

Nach ausgiebiger Morgentoilette blieb man über Gebühr lange im Nest und genoss die ersten richtigen Sonnenstrahlen seit Wochen in vollen Zügen.


Morgentoilette

Sonne gefällig?


Nicht schlecht!

Aber irgendwann haben auch schöne Seiten eine Ende. Die Sonne verzog sich wieder und Nummer 6 blies zum Aufbruch.


Bereit zum Abflug!

Dass danach das Nest immer noch seinen Reiz versprühte, lag an einer großen gemauserten Schulterfeder und an den zahllosen, wie Schneeflöckchen wirkenden Federn des Kleingefieders.


Verschneites Nest!?

Am frühen Nachmittag gefiel es den Schorschis, ihren Luftraum gegen fremde Eindringlinge akustisch und durch angeborene Bewegungsabläufe zu verteidigen. Der dadurch bedingte erhöhte Platzbedarf führte dazu, dass beide Partner das Nest bis zum äußersten Rand ausnutzten.

 
Gefahr im Verzug!


„Grenzgänger“!

Um 21:37 Uhr endete der Tag der Schorschis mit dem letzten Anflug zum Nest.


Abendliche Rückkehr

Vor weiteren Unglücksmeldungen blieben die Webcam-Storchennestern auch heute wieder verschont. Das besser werdende  Wetter, vor allem das Ende der langen Niederschlagsperiode, trug dazu wesentlich bei. Ein Bild aus Bad Waldsee, in Oberschwaben gelegen und mit rund 590 Höhenmetern ebenfalls ein Storchenort im Grenzbereich des Verbreitungsgebietes, mag verdeutlichen, dass es auch Paare gibt, die den Witterungsunbilden erfolgreicher getrotzt haben als andere. Immerhin gibt es dort noch drei lebende Junge und so wird es aller Voraussicht auch bleiben.


Glückliches Bad Waldsee

Auch hier lag die Ausgangslage mit fünf Eiern natürlich besser. Aber Störche gehen zu Beginn der Brutzeit stets davon aus, eine maximale Eierzahl zu produzieren, um allen Eventualitäten begegnen zu können. Da sind dann bei schlechten Bedingungen Verluste mit eingeplant und durchaus zu verschmerzen.

 
6. Jun. 06

 Meine Beringungsreise wurde heute fortgesetzt. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Oettingen hatte ich einen Termin angesetzt. So startete ich am frühen Nachmittag in Richtung Nördlinger Ries, einer durch einen Meteoriteneinschlag entstandenen Landschaft. Dieses Ereignis fand vor etwa 15 Millionen Jahren statt und hinterließ einen der am besten erhaltenen großen Impaktkrater der Erde.

In Munningen, vier Kilometer südlich der Residenzstadt Oettingen, unmittelbar an der Wörnitz gelegen, stand der erste Feuerwehreinsatz bevor. Vor meiner Ankunft ging ein heftiger Wolkenbruch nieder, der kurzfristig alles unter Wasser setzte, bei Eintreffen der Drehleiter aber von Sonnenschein abgelöst wurde. Ein kleiner Schmankerl gibt es über das Brutpaar von Munningen zu vermelden. Während das 2003 in Emerkingen/Südwürttemberg geborene Männchen auch heuer wieder erfolgreich gebrütet hat, wechselte sein Weibchen. Auch „Sie“ trägt heuer einen Ring und es stellte sich heraus, dass es sich dabei um keine Unbekannte handelte. Die Munninger Storchendame verbrachte ihr erstes Brutjahr in Dinkelsbühl auf unserem Rathausnest. Damals bebrütet sie zweijährig mit einem unberingten Männchen ein Vierergelege, das nach der Hälfte der Brutzeit von einem Fremdstorch aus dem Nest geworfen wurde. Darauf verschwand die im Luisenpark Mannheim geborene Störchin und wurde nicht mehr gesehen. Im Jahr 2005 brütete sie jedoch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dinkelsbühl, nämlich auf dem Kirchturm von Wilburgstetten. Jedoch gab es auch dort während der Brutzeit Kämpfe, die abermals zum Verlust des Geleges führten. Daraufhin vagabundierte sie in der Gegend herum, tauchte zweimal auch am Nest in Dinkelsbühl auf, wurde in Oettingen im Ries abgelesen und hielt sich über Wochen in Tannhausen im Ostalbkreis auf. 2006 wurde sie erneut in Oettingen abgelesen, entschied sich aber noch zu einer Umsiedlung und hat nun in Munningen drei Junge großzuziehen. Dies scheint ihr zu gelingen, erwiesen sich die Drillinge beim Beringungstermin doch in bester Verfassung.


Das Nest vor dem schiefen Turm von Munningen

Mit vier Jahren hat sie damit erstmals mit einem dreijährigen Mann einen Bruterfolg aufzuweisen. Ein viertes Junge war bereits vor längerer Zeit tot aus dem Nest geworfen worden, ein Schicksal das Jungstörche fast in jedem Nest erleiden müssen.

Danach ging es 10 Kilometer weiter die Wörnitz abwärts. In Rudelstetten wurden wir schon vom dortigen Horstbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz, Hermann Metzger, erwartet. Er beobachtet die Störche seit Jahrzehnten und richtet schon über viele Jahre ein weit über die Grenzen des Ortes auf große Zustimmung stoßendes Storchenfest aus. Daneben ist er Verfasser mehrerer Gedichtbände in Rieser Mundart und darüber hinaus ein eifriger Verfechter und Bewahrer der Sitten und Gebräuche seiner Heimat. Es macht jedes Mal viel Freude, Hermann Metzger zu treffen und mit ihm zu plaudern. Seit dem vergangenen Jahr kann er von seiner ehemaligen Wirtschaft aus das Leben und Treiben der Störche auf dem nahen Kirchturmdach mittels Webcam verfolgen. Ob nun drei oder vier Junge in diesem Jahr geschlüpft sind, kann Herr Metzger wegen des ungünstigen „Blickwinkels“ der Kamera nicht sagen. Das beringungsfähige Alter erreichten wenigstens zwei und diesen beiden galt heute mein Besuch in Rudelstetten. Mit gut vier Wochen befanden sie sich außerdem im besten Alter für die Durchführung der Maßnahme. Faszinierend am Nest auf dem extrem steilen Dach des Turmes ist für mich immer wieder die ovale Nestform, die mir in dieser ausgeprägten Form von keinem Nest meines Bearbeitungsgebietes bekannt ist.


Das besondere Nest


Immerhin zwei gesunde Junge

Zu Hause in Dinkelsbühl ging alles seinen gewohnten Gang. Man freute sich über die Sonne, die sich immer mehr durchzusetzen beginnt, auch wenn es mit den Temperaturen nicht so recht klappen wollte. Bei 15 Grad Höchsttemperatur war bereits wieder Schluss und die Nacht sollte wieder sehr kalt werden. Um Mitternacht zeigte das Thermometer in meinem Garten gerade noch 4 Grad.

Die Morgenstunden strahlten im gleißenden Sonnenlicht und signalisierten den Schorschis, dass alles im grünen Bereich liegt und sie den Tag ruhig und gelassen angehen können. So bleiben viele Schnappschüsse unbeachtet, denn Ihr Tagebuchschreiber hat nun nicht mehr die Kraft, alles zu sichten und aufzubereiten. Deshalb genügen – praktisch als kleine Belege – ein Morgen- und zwei Abendbilder, mit denen ich mich für heute verabschieden möchte.


Im Morgenlicht zeigt sich
alles in bester Ordnung

Schorsch landet
um 21:17 Uhr


Gemeinsam träumt man in den Abend hinein!

Ein kleines Ereignis auf unserer Homepage, das sich vor genau einem Jahr ereignete, verdient noch eine abschließende Erinnerung. Am 6.6.2005 durften wir den millionsten Zugreifer“ auf der Internetseite des Dinkelsbühler Storchennestes begrüßen. Innerhalb Jahresfrist sind bis heute weitere 630.000 Besucher dazugekommen. Das ist eine stolze Zahl, für die wir uns bei Ihnen ganz herzlich bedanken wollen. Mit einer erfolgreichen Brut und einer damit verbundenen Jungenaufzucht hätte sich die Zugriffszahl von einer Million innerhalb eines einzigen Jahres sicher realisieren lassen. Was nicht ist, kann ja noch werden!

 
7. Jun. 06

Heute stand eine weitere Fortsetzung meiner Beringungsreise auf dem Programm. Sie sollte mich über fast 250 Kilometer zuerst ins Altmühltal bis an die Tore von Weißenburg führen und in einem zweiten Teil schließlich an die Donau nach Donauwörth und noch ein Stückchen weiter an den kleinen Nebenfluss Schmutter in die 10 km südlich von Donauwörth liegende Ortschaft Mertingen. Dort fand der Arbeitstag für mich gegen 20:30 Uhr ein Ende und eine über einstündige Heimfahrt stand erst noch bevor.

Doch lassen Sie mich der Reihe nach erzählen. Als ich mich aufmachte, schien noch die Sonne, doch bald zogen wieder kompakte Wolken auf und ließen die Temperaturen immer noch nicht über die 20-Grad-Marke klettern. Die magische Marke wurde gerade angekratzt, während die frühen Morgenstunden sogar noch einmal leichten Bodenfrost brachte. Dennoch zeigte sich in den Nestern auf meinem Weg schon etwas mehr Leben als zuletzt. Wer Junge vorzeigen konnte, versteckte sie heute nicht. So reckten sich mir in Triesdorf erneut mehrere Hälse entgegen, während ich in Ornbau und Altenmuhr immer noch vergeblich nach Leben im Nest Ausschau hielt. Dafür zeigten sich für mich erstmals in diesem Jahr in Merkendorf 3 Junge, in Neuenmuhr mindestens zwei sowie in Gunzenhausen ebenfalls drei. In diesen Nestern weist der Nachwuchs mit 10 bis 14 Tagen eine Altersspanne auf, die für eine Beringung noch nicht in Frage kommt. Ich werde diese Nester ab der zweiten Juniwoche in meine Planungen mit einbeziehen. Die Situation in Wolframs-Eschenbach sieht so aus, dass Störche regelmäßig am Nest anzutreffen sind, eine Brut jedoch nicht begonnen haben. In Gundelsheim lag bei der Durchfahrt ein Altstorch im Nest, es könnten sich bereits kleine Junge im Nest befinden oder kurz vor dem Schlüpfen stehen.

In Windsfeld stand der erste Einsatz mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Gunzenhausen an. Am Gasthaus Kleemann hatten sich viele Radtouristen eingefunden, die auf den Hinweis der Feuerwehraktion ein wenig länger verweilten und somit Zeuge eines Storchenberingung wurden. Schon vor drei Wochen hatten die Storcheneltern einen toten Jungstorch aus dem Nest geworfen, so dass danach nur noch drei Junge zu füttern waren. Dennoch muss es für das Trio knapp geworden sein, denn heute fand ich neben zwei scheinbar gesunden und lebenden Jungen ein drittes, vor einigen Tagen verstorbenes Junge im Nest vor. Ich warf es über Bord und trug somit zur Entsorgung bei. Dazu waren die Eltern nicht mehr in der Lage, da das Gewicht des Jungstorchs dies verhinderte. Einen alleinigen Einsatz zum Zwecke der Entnahme des Jungen hätte ich nicht durchgeführt, sein Tod wäre ohne die Mitwirkung der Drehleiter für alle gänzlich unentdeckt geblieben.


Annäherung an das Nest...


Zwei lebende und ein totes Junge im Nest..


Verabschiedung

Während meines Aufenthaltes am Nest sah sich der beringte Storchenmann von der Dunstabzugshaube einer Nachbarscheune das Treiben an. Ich kenne das Männchen seit dem Jahre 2001. Damals kam es zu einer Ansiedlung ohne Brut im benachbarten Trommetsheim. Mit drei Jahren hatte es der 1998 in Salem am Bodensee geborene, noch verhinderte Storchenpapa vorgezogen, auf Nachwuchs zu verzichten. Doch bereits ein Jahr später traf ich ihn wieder. Er war nach Windsfeld umgesiedelt. Von 2002 an bis heute blieb der Salemer Storch Windsfeld treu und hat es jeweils mit einem unberingten Weibchen auf fünf Bruten an diesem Ort gebracht, die allerdings nicht immer erfolgreich waren. Insgesamt brachte das Paar in den vergangenen Jahren neunfachen Nachwuchs zum Ausfliegen.

In Trommetsheim an der Altmühl traf ich auf die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr von Weißenburg. Nachdem ich bei meinem letzten Besuch vor knapp einer Woche noch mehrere Junge im Nest feststellen konnte, war heute doch ein wenig die Enttäuschung zu spüren. Lediglich ein Junges hatte die Unbilden der Witterung überstanden und freute sich auf seinen außergewöhnlichen Beinschmuck.

Ich setzte danach über die westlichen Ausläufer der Fränkischen Alb ins Wörnitztal über. Unweit von Harburg mit seiner malerischen und märchenhaften Burg erreichte ich den Fluss und den Ortsteil Ebermergen mit einem seit 10 Jahren besetzten Storchennest. Bereits im dritten Jahre brütet dort ein Weibchen, das von mir 2002 nestjung in Herrieden an der Altmühl beringt worden war. Heute begegnet ich ihr wieder und sie blieb während der Beringung ganz lange im Nest und ich konnte mich ihr bis auf wenige Meter nähern.


Das Wappen von Donauwörth


Drehleiter und Pfarrhaus


Mein Storchenkind mit seinen drei Jungen

Ob sie mich damit in besonderer Weise begrüßen wollte oder ob sie mich sogar erkannte, kann ich nicht beurteilen, es schien mir aber so zu sein. Auch ihr Gemahl trägt einen schwarzen ELSA-Ring und weist ihn als dreijährigen Brutstorch aus, dessen Wiege ebenfalls in Salem stand, so wie ich es von dem Windsfelder Männchen schon berichtet habe.

Beide bilden heuer zum zweiten Mal das Ebermergener Storchenpaar. Wieder schlüpften vier Junge aus, von denen eines vor einigen Tagen aus dem Nest geworfen wurde. Sein Körper hatte sich im Schneefanggitter verfangen und wurde mit Hilfe der Drehleiter geborgen. Der Rest der Jungenschar sah gesund und munter der Kennzeichnung entgegen und überstand diese bestens.

Die letzte Station, Mertingen an der Schmutter, erreichten wir gegen 20 Uhr. Noch mehr als durch sein Storchennest ist die Gemeinde Mertingen als Sitz der Großmolkerei „Zott“ bekannt. Wohl jeder von uns hat Produkte dieser Firma schon gesehen oder hat sie einem Supermarktregal entnommen. Dies soll aber auch schon als unbezahlter Werbeblock genügen.

Auch in Mertingen tragen beide Partner des Storchenpaares Ringe. Danach entstammen beide den schweizerischen Wiedereinbürgerungsversuchen. Der Storchenmann erhielt seinen Ring 1995 nestjung in Widnau, seine Partnerin den ihrigen 1998 in Muri. Schon im vierten Jahr brüten beide auf dem Wirtshauskamin. Während „Er“ im Winter stets abzieht, bleibt „Sie“ in der Gegend und schließt sich im Winterhalbjahr dem ebenfalls überwinternden Storchenmann von Donauwörth an.

In diesem Jahr gibt es aus Mertingen wieder eine erfolgreiche Brut zu vermelden. Bei meiner kurzen Horststörung gab es dreifachen Nachwuchs zu bestaunen und ein unbefruchtetes Ei zeigte eindeutig, dass es die beiden Schweizer mindestens auf ein Vierergelege gebracht hatten. Nebenbei darf noch vermerkt werden, dass es der erste Beringungstermin in Mertingen überhaupt war.


Über den Dächern von Mertingen

Bei so viel Unternehmungen während des Tages blieb mir für die Schorschis nur wenig Zeit übrig. Es reichte gerade mal für einen Blick am Vormittag und schließlich noch für das obligatorische Nachtbild, um sich zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei. Während es sich Schorsch zur gewohnten Stunde kurz nach 21 Uhr im Nest gemütlich gemacht hatte, dauerte es am Abend ungewöhnlich lange, bis auch Nummer 6 eintrudelte. An solch späte Termine sollten wir uns allerdings gewöhnen, liegen doch bald die kürzesten Nächte und damit die längsten Tage des Jahres vor uns und damit wird es bei klarem Himmel auch erst sehr spät dunkel. Heute war es immerhin schon 21:51 Uhr, bis das Paar für die Nacht bereit war.


Neuer Müll war für
einige Stunden zu sehen

Die Sonne lacht
schon wieder!
   

Jetzt könnte Nummer 6
so langsam eintreffen

 Da bin ich schon
 
8. Jun. 06

Ein verglichen mit den letzten Tagen sehr ereignisreicher Tag mit unseren Schorschis stand heute bevor.

Auch die klimatischen Voraussetzungen stimmten bei Temperaturen von 3° Grad am frühen Morgen bis 22°C in den Nachmittagsstunden und strahlendem Sonnenschein sehr optimistisch. Dass auch heute kein Regen fiel, muss dabei nicht mehr besonders erwähnt werden.

Unser Paar ließ es am Morgen zunächst sehr langsam angehen. Beide hatten keine Absicht, sich schon in aller Frühe mit Nahrung zu versorgen. Stattdessen rafften sie sich nach 14 Tagen endlich wieder einmal zu gemeinsamem Sex auf. Zumindest hat niemand von uns seit dem 25. Mai solches beobachten können. Dabei gilt es zu bedenken, dass Schorsch & Co ja nicht immer unter Beobachtung stehen und auch die eine oder andere Nachtstunde solches unbeobachtet geschehen lassen kann. Nummer 6 fungierte – und das ist nun keine Überraschung mehr – in der Position eines richtigen Storchenmannes, während Schorsch die Dame spielte. Wir werden es in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr in Erfahrung bringen, wer nun wer war oder ist. Der Trend geht jedenfalls in die Richtung, dass wir in Nummer 6 mehr den Schorsch sehen müssen und in unserem so heiß geliebten Schorsch doch eher eine Georgine!


Morgengruß

Wer sagts denn?


Alle Achtung!

Danach rauchte man keine Zigarette, sondern gab sich mit einigen Liebkosungen zufrieden, die mehr von Schorsch ausgingen und bei denen Nummer 6 die Rolle des Genießers übernahm.


Der verschmuste Schorsch!

Ein zweiter Höhepunkt blieb die erneute Attacke eines oder mehrerer Störche, die nach dem Verhalten der Nestbewohner zu urteilen in nächster Nähe am Nest vorbeigezogen sein mussten. Zu Gesicht bekam sie die Kamera aber leider nicht.

 
Erneut Luftalarm

 
Nummer 6 bei der alleinigen Feindabwehr

In den anderen Webcam-Nestern haben sich die Aufregungen der letzten Tage wieder gelegt und man konnte wieder zur Tagesordnung übergehen. Lediglich die Jungen des Nestes auf der Zeiskamer Mühle erhielten Besuch von „ihrem“ Beringer. Dass das Paar dort die gesamte Brutzeit in so prächtiger Weise überstanden hat und sich drei Junge bei bester Gesundheit dort präsentieren, ist eine der erfreulichen Geschichten im diesjährigen Storchensommer.


Besuch eines freundlichen Herren!

 
9. Jun. 06

Neue Ereignisse um den Neststandort in Vetschau. Dass ein Küken starb (Fußtritt des Altstorches!????), das zweite geschlüpfte Junge nach einer fadenscheinigen Aktion eines Elterntieres am Nestrand zu liegen kam und danach wieder in die Nestmulde gelegt wurde (durch Menschenhand) und außerdem noch mindestens zwei unausgebrütete Eier im Nest liegen, stellt dem Brutpaar alles andere als gute Verhaltensnoten aus. Ich kann mir nicht helfen, es scheint aber ganz eindeutig so, dass sich auch im Falle Vetschau zwei Störche gefunden haben, denen nicht alles so glückt, wie es von erfahrenen Störchen erwartet wird. Da erweisen sich nicht gleich mehrere Eier als unbefruchtet, da kommt es nicht schon nach kurzer Zeit zu einer ganzen Reihe von Fehlverhalten, die darauf schließen lassen, dass man mit der Aufzucht von Jungen etwas überfordert scheint.

Da hat man nun mühsam ein Küken mit tatkräftiger Mithilfe des ach so lieben Menschen fürs erste gerettet, da tun sich neue Gelegenheiten auf, die Sehergemeinde mit einem neuen Experiment zu überraschen und die Einschaltquoten bewusst hoch zu halten. Will man hier auf Kosten der Störche in einer von Medien begierig aufgenommenen Aktion Sensationsgelüste stillen? Fast scheint es so! Warum wagt man den Versuch, ausgerechnet in einem so kritischen Moment wie dem beschriebenen, in das Nest in Vetschau ein Findelkind einzuhorsten, um ihm so die Aufzucht durch Menschen zu ersparen? In einem der storchenreichsten Landstriche unserer Republik guckt man sich ausgerechnet diesen Horst in Vetschau aus, der über die größte Sehergemeinde innerhalb aller Storchencams verfügt. Reichlich ungeschickt und der Ärger ist schon vorprogrammiert! Warum eine Adoption nicht an anderer Stelle? Dort wo niemand die Folgen mit ansehen muss? Man sage ja nicht, man hätte keinen passenden anderen Horst gefunden! Dies wäre schlicht und einfach gelogen! Es ist die Sensationsgier! Panem et circenses! Bei den Römern war es doch nicht anders und so gerät man eben auch in Vetschau wiederholt in den Sog öffentlichen Drucks. Man baut vor und spricht bereits im Vorfeld von einer nur 85%-igen Erfolgschance. Dann aber bitte an einer Stelle, die nicht so öffentlich ist und an der sich kein Mensch um den Erfolg oder Misserfolg kümmert. Nun liegt also Hugo urplötzlich im Storchennest. Gegen die Maßnahme an sich gibt es sicher nichts Besonderes einzuwenden, angesichts der Vorgeschichte hätte man darauf verzichten sollen oder an anderer Stelle die Aktion heimlich, still und leise über die Bühne gehen lassen sollen. Nun steht man vor laufender Fernsehkamera und das Spiel kann beginnen.


Hugo ist im Anmarsch!

Ich warne schon seit Jahrzehnten vor den nun immer weiter um sich greifenden Eingriffen ohne Not und Zwang, vor Experimenten ohne entsprechende Begründung. Hier werden Exempel statuiert, die weiteren Eingriffen von Hinz und Kunz Tür und Tor öffnen. Schuld daran tragen einzig und allein die Einrichtungen einer Webcam am Storchennest. In Zukunft werden wir von einer Flut von Ereignissen überrollt werden, die sich das Vorgehen von Vetschau zum Vorbild nehmen oder – was fast noch schlimmer ist – sich darauf berufen werden. Damit ist Naturschutz endgültig zum Individualschutz verkommen und jeder darf und wird in Zukunft machen, was er will. Meine Erlanger Freunde halten dies seit Jahren so und im Nachhinein haben sie mit dieser Linie Erfolg. Man macht keinen großen Lärm mehr um die Angelegenheit und keine amtliche Stelle schert sich um Eingriffe und sonstigen Abstrusitäten am Nest. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem unsere lieben Störche zu Zuchtobjekten einer neuen Spezies von Naturschützern geworden sind. Dies kann nur verhindert werden, wenn man sämtliche Webcams – und die Flut an neuen Einrichtungen dieser Art reißt nicht ab – abschaltet oder mit einer konzertierten Aufklärungskampagne startet, die einmal deutlich macht, dass sich tierisches und menschliches Verhalten doch noch gelegentlich ein wenig unterscheiden und man deshalb sein menschliches Verhaltensmuster nie auf tierische Verhaltensabläufe übertragen darf. Gerade dies geschieht bei der Betrachtung der Bilder aus dem Storchennest immer stärker und führt dann zu Auswüchsen, bei denen man sich mit gesundem Menschenverstand nur an den Kopf langen würde. Wer sich über ein hustendes Storchenküken erregt oder nach einem Feuerwehreinsatz ruft, wenn ein Junges aus der Nestmulde an den Nestrand gerät oder wenn eines der Küken verendet, sollte sich einmal fragen lassen, ob er schon einmal die Polizei gerufen hat, wenn aus Nachbars Wohnung ungewöhnliche Geräusche gedrungen sind oder wenn ihm am Aussehen eines Mitmenschen etwas verdächtig vorgekommen ist? Sie sehen, wie sehr ich mich über das Vorgehen an manchen Storchennestern aufregen kann. Natürlich kann man sich auch anders verhalten und ich will keinem persönlich weh tun, jedoch halte ich es nicht für angebracht, sich wegen einzelner Störche so verrückt zu machen und eine ganze „Storchennation“ in Aufruhr zu bringen. Es gibt wahrlich noch viele Störche, die Art ist weltweit überhaupt nicht bedroht! Da spielt es keine Rolle, ob im Nest A drei, vier oder überhaupt keine Jungen ausfliegen. Im Gegenteil: Man kann sich nur wundern, an welchen Stellen und in welchen Gegenden Störche manchmal brüten und dies alles ohne Webcam und den dauernden Ruf nach Eingriffen. Aber wie oben schon gesagt: Wer einmal seine Linie verlassen hat (Vetschau und die AktionPfalzstorch haben dies in diesem Jahr leider in massiver Weise getan und sich damit auf die Stufe von Trittbrettfahrern begeben), tritt damit eine Lawine los, die nicht mehr zu stoppen ist.

Ich freue mich deshalb schon auf die neue Storchensaison 2007, diesmal vielleicht mit 100 neuen Webcams an Storchennestern, und auf den Tag, an dem das eine oder andere Storchenküken seine Augen verdreht oder als besondere Spezialität komisch furzt: Binnen weniger Stunden steht ein Großaufgebot des Betreibers der Einrichtung bereit, mit jeweils einem Fernsehteam, um der armen Kreatur zu helfen! Leider sind diese Visionen schon lange Wirklichkeit und das Groteske hat in vielfältiger Weise Eingang in die Storchenchroniken gefunden. Dieses Vorgehen wird sich weiter steigern und dem Weißstorch zu seiner verdienten Wandlung zum Hausstorch verhelfen. Der Verhausschweinung einer weiteren Spezies steht nichts mehr im Wege! (nach Professor Antal Festetics)   

Nun hat sich also das Vetschauer Storchenpaar doch wieder mit zwei Küken herumzuschlagen, nur weil jemand dort glaubte, es seinen Sehern zumuten und zeigen zu dürfen, was alles in dieser Welt machbar ist. Die Vetschauer Schorschis hat niemand gefragt! Die wollten dies vielleicht gar nicht! Aber es war einen Versuch wert, wie man lesen durfte. Ich schob einmal einem jungenlosen Paar, es war wohl 1980, einen extremen Spätling, der erst Ende Juni geschlüpft und dessen Vater tödlich verunglückt war, unter. In ganz Bayern gab es um diese Zeit kein Nest mehr, in dem Mitte Juli sich noch gerade mal 10-tägige Küken tummelten. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Aufzucht in einem Zoo oder „Unterschieben“ bei einem erfolglos brütenden Paar. Ich entschied mich für die zweite Lösung. So fand das Küken wenigstens noch eine sinnvolle Verwendung. Es gab für seinen Adoptivvater noch einen fetten Happen ab, als er es bei seiner Rückkehr zum Nest mit Appetit verspeiste. Es bekam wenigstens eine adäquate Beerdigung! So ist das Leben!

Im Zoo wäre es vielleicht später gegen einen Schwarzschwan eingetauscht worden und hätte sein Dasein in einem Freizeitpark im Fränkischen verleben müssen, Blasmusik und Bratwurstduft eingeschlossen.

Das Beste ist – und das rate ich allen, die mit Storchenschutz oder was davon noch übrig geblieben ist, zu tun haben – in Zukunft nicht mehr lange zu fragen oder sich mit Selbstzweifeln abzumühen, sondern stets zu machen, was man will. Ohne irgendwelche dummen Behörden zu fragen oder um Erlaubnis zu bitten. Geben wir den Storch doch endgültig zur Haustierhaltung frei! Bei geschickter Vermarktung lässt sich sein schmackhaftes Fleisch bei Kerners Köchen zu äußerst raffinierten Gerichten arrangieren. Weißstorchbrust in Kokosmilch mit Karotten-Mango-Confit

Oder wie wäre es damit? Weißstorchbrust in Sesam-Honig-Kruste mit Orangengraupen

Schon Appetit bekommen?

Ich zähle auf Sie, wenn es zum Feinschmeckertreffen kommen wird. Als Orte schlage ich die Storchenscheune in Bornheim oder das Infozentrum Vetschau vor. Natürlich würde einem Treffen in Dinkelsbühl, alleine schon wegen des großen Publikuminteresses, ebenfalls nichts im Wege stehen.

Wenden wir uns doch nun erfreulicheren Dingen zu! Die Schorschis brauchen sich bei uns nicht zu sorgen, das man mit ihnen umspringt wie mit Versuchskaninchen. Dafür gibt es zwar letztlich auch Prügel, jedoch gibt es die dann wenigstens für einen guten Zweck! Gar nicht auszudenken, ob unsere beiden Schwulis aus Angst vor solchen Umtrieben wie zuletzt gesehen auf eine Brut verzichtet haben? Ganz zu verdenken wäre es Ihnen nicht! Man könnte natürlich auch meinen, sie hätten darauf verzichtet, weil man ihnen hier nicht wegen „jedem Scheiß“ Drehleiter, Hubsteiger und Fernsehkameras auf den Hals hetzt! Sie sehen: Man kann die Dinge drehen und wenden, wie man will. Entscheiden Sie einfach nach Ihren Vorlieben! Sie dürfen sich auch gegen mich entscheiden! Deshalb bitte ich Sie aber auch, die Dinge einmal offen auszusprechen. Zur persönlichen Meinungsbildung können und sollten sie auf jeden Fall beitragen und mehr soll mein kleiner Exkurs auch gar nicht bewirken.

Bei bestem Sommerwetter hatte sich Nummer 6 schon vor 5 Uhr aus dem Nest verabschiedet. Schorsch verweilte noch ein Weilchen, bis auch er seine Stellung preis gab. Zwischendurch war man immer mal am Nest vertreten, die Nacht blieb – von einer einzigen Ausnahme bisher abgesehen – eine sichere Bank für die Anwesenheit der Schorschis. Der Jahreszeit entsprechend trudelte man erst kurz vor 22 Uhr am Nest wieder ein.


So früh und schon allein?

Hier sind wir!


Gute Nacht!

Beinahe hätte ich ja noch ein mehr oder weniger wichtiges Ereignis vergessen! Ich durfte erneut drei Junge Störche beringen. Mit der FFW Dinkelsbühl und ihrem hilfsbereiten Mitglied Günter Rödel kam es zum Treffen in Wittelshofen. Auf dem 30 Meter hohen Kamin der ehemaligen Molkerei hatte ein unberingtes Storchenpaar in diesem Jahr wieder dreifachen Nachwuchs. Ein viertes Junge wurde am 6. Juni aus dem Nest geworfen und tot aufgefunden. Alles, was sich in diesem Nest im Laufe eines Jahres ereignet, wird von Hansjürgen Wölfinger, Horstbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz in Wittelshofen, auf der Homepage der Gemeinde unter www.wittelshofen.de/stoerche.htm vermerkt und akribisch verzeichnet. Auch über den heutigen Beringungseinsatz finden Sie dort hervorragendes Bildmaterial. Lesen Sie dieses Tagebuch und bewundern Sie die herrlichen Bilder! Sie werden es nicht bereuen!

So kann ich mich auf das Nötigste beschränken und noch einmal der Feuerwehr und Günter Rödel herzlich danken.


Danke!


Günter Rödel


Abflug


Die Drillinge

 
10. Jun. 06

Vetschau, Vetschau und kein Ende! Hinterher ist man natürlich immer schlauer! Deshalb tut mir das, was sich in Vetschau ereignet hat, sehr Leid. Das gestern ins Nest gesetzte Adoptivkind lebt zwar immer noch, jedoch verstarb das leibliche Kind des Vetschauer Storchenpaares im Verlauf des Tages. Schon in den Vormittagsstunden lag es leblos im Nest, wurde von einem der Elternvögel immer wieder hochgenommen, im Schnabel gehalten, geschüttelt und danach wieder abgelegt.


Tod in Vetschau

Am Nachmittag schließlich folgte, was kommen musste. Papa oder Mama trennten sich von ihrem Nachwuchs. Ganz offenbar wurde es aufgefressen, also immer noch die beste Art der Verwendung als Energielieferant. Die Spekulationen und Beschimpfungen, aber auch Verständnis und Lob machten die Runde. Über die Todesursache wurde spekuliert, dabei ist es doch völlig egal, woran das Küken letztlich verstorben ist. Wer fragt denn bei der eigenen Oma oder dem eigenen Opa immer so vehement nach der eigentlichen Todesursache? Bei Störchen ist man da unnachsichtiger! Da will man es schon genau wissen. Ob Oma oder Opa oder man selbst an einem ärztlichen Kunstfehler gestorben oder ob man selbst etwas nachgeholfen hat, bleibt in 99% der Fälle unentdeckt oder wird nie Gegenstand einer Ermittlung.

Da bekommt man dann aber schon wieder ziemlich Abstruses zu hören! Die Gefahr geht von Pilzen aus (vielleicht Schimmelpilze), die sich im Nest verbreitet haben und zu Atemwegserkrankungen und damit zum Tod der Küken beigetragen haben. Das kommt einem doch bekannt vor. Der Fluch des Pharao war eine ähnliche Geschichte. Dabei wurden die Ausgräber von Pharaonengräber auf tragische Weise hinweggerafft. Könnte es nicht bei unseren unschuldigen Störchen auch so sein. Da hilft nur eins! Man muss sich endlich einmal richtig über das Nest hermachen. Dass es die Störche immer noch selbst bauen, war uns schon lange ein Dorn im Auge. Deshalb propagieren wir das keimfreie Storchennest! Wer seine Jungen mutwillig einer solchen Pilzgefahr aussetzt, muss bestraft werden und erhält sein Storchennest in Zukunft aus der Retorte. Da kann den Jungen endlich kein Ungemach mehr drohen! Weg mit allen nicht sterilen Storchennestern! Bestehende Nester werden ausgeräuchert oder mit der chemischen Keule nachhaltig bearbeitet! Weg mit Pilzen aus den Wohnstuben unserer Lieblinge!

Belassen wir es für heute bei diesem Kommentar! Diese Debatten ließen sich ein für allemal aus der Welt schaffen, wenn man endlich zur Stallhaltung bei Störchen überginge. Keine Pilze, ärztliche Betreuung rund um die Uhr, Massenvermehrung, geringste Verluste, Anstieg der Zahlen binnen eines Jahrzehntes auf über eine Million Individuen allein in der auf intensive Tierhaltung spezialisierten Region von Verden an der Aller, Vermarktung der Endprodukte in großen Biomarktketten! Bei so rosigen Aussichten kann einem um das Leben der Störche nicht bange sein!

In Dinkelsbühl herrschte erneut Luftalarm! Für kurze Zeit sah man sich genötigt, Präsenz und Abwehrverhalten zu demonstrieren. Die Nacht bei lauen Temperaturen lockte beide Schorschis zur Übernachtung ins wohnliche, von zahllosen Mauserfederchen gesäumte Nest. 

 
Unruhe am Nest


Gute Nacht, Deutschland!
  

 
11. Jun. 06

Während man in Vetschau ein Junges dem dortigen Brutpaar unterschob (siehe vorherige Einträge), wird aus einem anderen Nest zur Abwechslung mal wieder ein Junges entnommen. Der Vorgang ereignete sich zwar schon vorgestern, ist es aber Wert, in diesem Tagebuch vorgestellt zu werden, um in Zukunft Anleihen für ein ähnliches Vorgehen zur Hand zu haben. Dieses Mal war das Nest auf dem Verwaltungsgebäude des Zoos von Görlitz an der Reihe. Der Anlass des Eingriffes war derselbe wie vor einigen Tagen in Vetschau. Ein Küken war an den Nestrand geraten und kam aus eigener Kraft nicht mehr in die Nestmulde zurück. Die Eltern beachteten es nicht weiter. Das darf aber auch nicht verwundern, denn ohne die Mithilfe eines Elternteiles wäre das Junge auch nicht dorthin gekommen, es geschah also mit vollem Einverständnis der Eltern. Sicher wollten sie ihren Nachwuchs auf diese Weise nicht für irgendwelchen Ungehorsam bestrafen, eher waren sie gerade dabei, sich von ihm auf Storchenart zu trennen.

Doch da gibt es zum Glück noch eine Webcam und eine Sehergemeinde! Der Ruf nach Hilfe von Seiten der Seher wurde laut und lauter, die Verantwortlichen mussten handeln und durften das süße Schnuckelchen nicht seinem Schicksal überlassen. Man griff natürlich ein! Diesmal erlebten wir aber eine andere Lösung! Statt das Kleinkind einfach wieder in die Nestmulde zu setzen, war man in Görlitz noch vorsichtiger in der Bewältigung des sich abzeichnenden Dramas: Man entfernte den Storchenjunior, um ihn sicher außerhalb des Nestes aufzupäppeln und bald wieder zurückzusetzen!

 
Die Rettungsaktion von Görlitz

Da hätte ich an Stelle der Verantwortlichen aber gleich reinen Tisch gemacht und alle Jungen entfernt und unter Dach aufgezogen, dann hätte man sich weitere Kletterpartien sparen können. So wurde in früheren Jahren im Zoo Karlsruhe verfahren, um den Jungen dort das gefährliche Abfliegen vom Nest zu ersparen. Ein wenig mehr Kommunikation unter den Betreibern von Webcams hätte manche peinliche Situation schon in diesem Jahr vermeiden helfen. Deshalb meine dringende Bitte: Holt, wenn irgend möglich, jeweils am Tag des Schlüpfens eines Kükens dieses sofort aus dem unwirtlichen Nest und entzieht es bitte der wenig fürsorglichen Pflege durch die Rabeneltern! Wer ein putziges eigenes Kind am Nestrand liegen lässt, dem gehört das Sorgerecht aber komplett entzogen! In solchen Fällen muss niemand gefragt werden. Es geht ja auch gar nicht, denn bis eine Genehmigung einer Behörde vorliegt, ist der Unglücksvogel längst entschlafen. Also Mut zum Risiko und den trägen Behördenvertretern eins in den Hintern getreten!“

Ich hätte fast vergessen zu erwähnen, dass es sich beim vorstehenden Eintrag über die Vorgänge in Görlitz und über Hilfsmaßnahmen im Besonderen um ein Skript eines mir näher bekannten Storchenfreundes handelt, dessen Bitte um eine Veröffentlichung im Dinkelsbühler Tagebuch ich hiermit gerne nachgekommen bin. Für den Inhalt ist allerdings besagter Storchenfreund alleine verantwortlich.

Auch heute fand meine wissenschaftliche Arbeit, die die Kennzeichnung junger Störche als Voraussetzung beinhaltet, eine weitere Fortsetzung. In Triesdorf galt es drei Junge zu beringen, um dem Ziel wieder ein Stückchen näher zu rücken, die Jungen in allen Storchennestern der Landkreise Ansbach, Gunzenhausen-Weißenburg und Donau-Ries, d. h. alle Jungen der an Wörnitz und Altmühl brütenden Storchenpaare zu kennzeichnen. Das sind in diesem Jahr etwa 30 Nester mit vielleicht knapp 50 Jungen. In dieser Gesamtzahl sind allerdings auch Nester enthalten, in denen nicht (z.B. Dinkelsbühl) oder erfolglos gebrütet wurde (Altenmuhr). Es verbleiben damit etwas über 20 Paare mit Nachwuchs.

Das Triesdorfer Storchenpaar ist – immer eine schöne Ergänzung – beringt und somit kann die Lebensgeschichte von Papa und Mama Storch ein wenig nachgezeichnet werden. Der Storchenmann, der die Beringung vom Nachbarkamin aus beobachtete, gehört zu den alten Bekannten meines Forschungsgebietes. Seine Wiege stand 1998 in Riedhausen in Südwürttemberg. Seit 2002 kehrt er alljährlich zum Nest in Triesdorf zurück, in diesem Jahr also schon fünften Mal. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass der Storchenmann dabei einen großen Verschleiß an Weibchen hat. 2002 war seine Angebetete eine gebürtige Hessin, die folgenden drei Jahre handelte es sich um eine heißblütige Französin und heuer ist er wieder auf eine Hessendame gestoßen, die erstmals mit ihm eine Familie gründen konnte.

Ich kenne seine „Neue“ schon seit dem Jahre 2004. Damals hielt sich die Storchendame einjährig in den Wiesen um Ornbau auf (4 Kilometer von Triesdorf entfernt). Sie gehörte zu einem Trupp von bis zu 10 Störchen. Im Jahr darauf eroberte sie das Nest in der Stadt Ornbau, es kam zur Brut, Junge schlüpften, sie wurden aber bei Kämpfen aus dem Nest geworfen. Heuer nun hat die Störchin ihren Brutplatz gewechselt und ist die 4 Kilometer nach Triesdorf gezogen. Dort kann sie nun mit drei Jahren auf die erste erfolgreiche Brut zurückblicken. Beringt wurde sie nestjung 2003 im hessischen Biebesheim.


Die Freiwillige Feuerwehr Bechhofen am Einsatzort


Das herrliche Storchennest auf dem stillgelegten,
mit wildem Wein bewachsenen Kamin der Molkerei


Das Männchen beobachte die
Vorgänge vom Nachbarkamin


Die Triesdorfer Drillinge

Um 5 Uhr am Morgen traf man Schorsch bereits wieder allein im Nest an. Nummer 6 gehört damit schon seit vielen Tagen und Wochen zu den Frühaufstehern, die es vorziehen, schon bei einsetzender Dämmerung das Nachtquartier zu verlassen. Schorsch hält es da noch länger im Nest, er genießt dort die wärmenden Sonnenstrahlen oder hat das eine oder andere An der Behausung zu richten. Auch der abendliche Einflug zum Nest gestaltet sich so wie heute in Etappen. Zuerst kommt Schorsch und mit einigem Abstand Nummer 6. So sind sie eben, unsere Störche! Jeder hat seinen eigenen Kopf!


Schorsch ist
schon allein

Da genieße ich doch lieber
noch die Sonne...


...oder baue an unserer Wohnung!

 
Ab und zu macht die Arbeit zu zweit doch mehr Spaß


Kurzbesuch am Nachmittag


Schorsch wartet

Wieder vereint
 
12. Jun. 06

Die Zeiten, in denen unsere Schorschis nicht am Nest anzutreffen sind, werden langsam immer länger. Der morgendliche Abflug beider – meist bis spätestens 6:30 Uhr – bringt danach eine lange Durststrecke, die von kurzen Unterbrechungen abgesehen bis zum abendlichen Einflug dauern kann. Wo sind die beiden aber so lange und was treiben die da so?, wird mancher von Ihnen schon öfters gedacht haben.

Heute hatte ich einmal das Glück, mit Schorsch und Nummer 6 draußen im Gelände zusammenzutreffen. Es war gegen 13 Uhr bei 28 Grad im Schatten unmittelbar bei der Froschmühle an der Wörnitz, etwa 3 Kilometer nordwestlich des Rathausnestes. Auf der parallel zur Bundesstraße verlaufenden engen und kurvenreichen Staatsstraße durch das Wörnitztal bekam ich zwei ältere Radfahrer zu Gesicht. Sie waren von ihren Rädern abgestiegen und bewegten sich vorsichtig am Rande einer gemähten Wiese vorwärts. Beide hatten eine Kamera im Anschlag! Das Ziel ihrer Begierden war ein Storch, der sich langsam in einem kleinen Graben – gleichzeitig ein Zufluss zur Wörnitz – auf Nahrungssuche befand. Zunächst nahm dieser Adebar von den beiden Paparazzis keine Notiz, als der Vordermann jedoch de Fluchtdistanz unterschritten hatte, verließ der Verfolgte seinen Nahrungsplatz und lief unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes weiter über die gemähte Fläche. Am schmalen Ring oberhalb der Zehen des rechten Fußes war er schnell als unsere Nummer 6 identifiziert. Einer der Verfolger wollte jedoch in seinem Vorhaben nicht nachlassen und versuchte noch näher an sein Opfer heranzurücken. Schließlich machte Nummer 6 dem Verfolgungsrennen ein Ende und flog auf die andere Seite der Wörnitz. Dort stand im Schatten unter Bäumen der Schorsch persönlich. Dem Radfahrer auf Abwegen war es damit genug und er zog sich mit seinem Partner auf die Straße zurück. Unsere Schoschis jedoch ließen es sich am Gestade der Wörnitz gut gehen und genossen einen ihrer zahlreichen freien Arbeitstage.


Auf der Verfolgung von Nummer 6


Das Ende der Verfolgungsjagd

Der Tag begann reichlich unspektakulär mit einer ausgiebigen Morgentoilette. Dann suchte man sich sein Frühstück und hinterließ ein weiß gesprenkeltes Nest. Ein kurzer Nachmittagsbesuch war die einzige Begegnung nach dem morgendlichen Abflug, ehe man sich 10 Minuten vor 22 Uhr gemeinsam zur Übernachtung einfand.


Morgengymnastik

Leeres Nest im Federschmuck


Nachmittagsvisite

 
Die Heimkehrer

Die Aufregungen der letzten Tage in einigen Kameranestern haben sich wieder beruhigt, so dass man von einer gewissen Entspannung ausgehen kann. Im Falle von Isny, hier kam es zum Tod aller vier Jungen, haben die Verantwortlichen vollkommen richtig entschieden und auf eine völlig überflüssige Bergung der Toten verzichtet. Im Vetschauer Horst fristet ein Adoptivkind sein Dasein, nachdem die eigenen Jungen alle das Zeitliche gesegnet haben. So hält man wenigstens seine große Fangemeinde bei Laune, denn nicht an allen jungenlosen Kameranestern werden die Seher so umfassend über alles informiert wie auf unserer Website. Darüber hinaus findet bei uns auch im Gästebuch ein überaus liebevoller und auf hohem Niveau stehender Meinungsaustausch statt, der es in knapp einem Jahr auf bereits über 20.000 Einträge hat kommen lassen.

In Görlitz hat sich die Jungenzahl durch einen fraglichen Eingriff auf zwei reduziert, in Wolfsburg erfreuen ebenfalls zwei Junge, Überbleibsel eines Vierer- oder Fünfergeleges die Webcam-Welt, in Erlangen lugen drei Jungstörche über den Nestrand (liebe Grüße an die Erlanger Storchenfreunde unter ihrem Mentor Michael Zimmermann), in Höchstadt an der Aisch, ebenfalls im „Einzugsgebiet“ der rührigen Erlanger Storchenschützer, müht sich das Paar im Augenblick mit dem letzten verbliebenen Ei eines Nachgeleges ab, das mit ziemlicher Sicherheit zu keinem positiven Ergebnis mehr führen wird. In Adelsdorf blieben bis zum Ende der Bildübertragung am 30. Mai auch nur noch 2 Junge im Nest übrig. Seither bleibt die Aktualisierung der Bilder aus und man muss hoffen, dass nichts Schlimmeres passiert ist. In Schrobenhausen entwickeln sich beiden Überlebenden einer Sechserbrut großartig und dem Ausfliegen sollte nichts im Wege stehen. In Petershagen in Nordrhein-Westfalen freut man sich ebenfalls über ein Jungenduo.

So weit für heute eine kleine Rundreise durch das große und immer größer werdende Angebot unserer Storchen-Webcams. Die Reihe wird demnächst fortgesetzt.

Ein kleines Schmankerl füge ich noch an: In Bad Waldsee fand heute die Beringung der drei Jungstörche statt. Frau Ute Reinhart, Mitarbeiterin der Vogelwarte Radolfzell, erschien am Nest und wurde von eifrigen Sehern auf frischer Tat „ertappt“.


Beringung in Bad Waldsee

 
13. Jun. 06

Ziehen Sie mit mir heute noch ein wenig weiter durch das bunte Angebot an Webcams über und mit Störchen. Dabei gibt es allerdings mehr Masse als Klasse zu vermelden. Nach Hartmuts Liste „Webcams Störche“ auf seiner ausgezeichneten Homepage www.worldofanimals.de sind derzeit 41 solche Einrichtungen online. Auch in diesem Jahr kam ein Dutzend neuer Storchenorte dazu, doch insgesamt blieb es bei einem eher bescheidenen Häuflein, bei dem man echt informiert und mit einer guten Bildqualität verwöhnt wird. Gerade diese Verbindung von Bild und Hintergrundinfo muss bei der größten Mehrheit der Angebote schmerzlich vermisst werden. 

Aus der Pension am Storchennest in Biebersdorf sieht man, wenn überhaupt, gelegentlich Bilder eines Storchennestes. Das war's dann auch schon. Kein Wort weiter, die Qualität kann dabei auch in keiner Weise überzeugen. Lohnt nicht! Nur ärgerlich! Für diese Storchenkamera gibt es die Note 6! Kein Grund zum Jammern, handelt es sich doch in erster Linie um die Homepage eines Beherbergungsbetriebes und dafür gibt es keine Bewertung!

Mit den Nestern Bornheim 1, Bornheim 2 und mit dem auf derselben Seite sich präsentierenden Nest in Zeiskamer Mühle haben die Betreiber der Aktion Pfalzstorch einen ausgezeichneten Weg gefunden, hervorragende Bildqualität mit einer ausgezeichneten Präsentation und einer äußerst fachkundigen Hintergrundinformation zu verbinden. Hier sind Fachleute am Werk, die ihr Handwerk verstehen und viel zu einem gesunden Naturverständnis beitragen. Dafür gibt es von mir eine glatte 1. Wegen der diesjährigen, nicht konsequenten Haltung bei der Eingriffsproblematik bleibt allerdings ein fader Beigeschmack. Nehmen Sie die Seite www.pfalzstorch.de unbedingt in die Liste Ihrer Favoriten auf!

Der heutige Stand der Jungenaufzucht an den letztgenannten Nestern macht deutlich, dass Bornheim 2 mit vier großen Jungen unter allen Webcams hinsichtlich des Bruterfolges den Vogel abgeschossen hat, Zeiskamer Mühle folgt dichtauf mit drei Jungen, während die traurigen Ereignisse um Bornheim 1 mit einem verbliebenen Jungen schon früher Erwähnung fanden.

Die Reise führt uns nach Erlangen zum Storchennest auf dem Kamin der Steinbachbrauerei. In erster Linie handelt es sich dabei um die Homepage einer Brauerei mit angeschlossenem Lokal. Dafür erfüllt die Seite ganz sicher ihre Zwecke und sie ist auch gut gemacht. Ich bewerte aber nur ganz persönlich das, was zum Storchennest gesagt und gezeigt wird. Und dieser Bereich ist – und dies liegt auch mit in der Absicht des Betreibers – nur mit mangelhaft zu bewerten. Ein großformatiges Bild in schwarz/weiß gehalten erlaubt nur bedingt Einblicke ins Nest. Die Qualität der Bilder, die alle Minute erneuert werden, lässt sehr zu wünschen übrig, aber das Schmerzlichste sind die vollkommen fehlenden Kommentare oder gelegentliche Hilfen zum Ablauf des Brutgeschehens. Note 5! Für Storchenfreunde uninteressant, für Bierfreunde dagegen zu empfehlen.

Fliegen wir 15 Kilometer weiter nach Norden, gelangen wir in die Kreisstadt Forchheim. Auf dem Gelände des Beruflichen Schulzentrums hat man eine neue Nisthilfe installiert, auf der sich immer wieder mal Störche einfinden, stundenweise sich aufhalten und sogar hin und wieder dort übernachten. Ansonsten gibt es in der Innenstadt ein schon lange existentes und auch heuer besetztes Storchennest.

Hier gilt dasselbe wie bei der Erlanger Storchenwebcam. Die Übertragung ist nur als Beiwerk der Homepage der Schule zu sehen und ist nicht Hauptzweck. Deshalb fehlen auch hier jegliche Kommentare und jegliche Information zu den Störchen. Wegen der schönen Bildqualität möchte ich insgesamt eine knappe 4 vergeben. Kann bei Brut und Jungenaufzucht wegen der zu erwartenden schönen Bilder an Zuspruch gewinnen! Im Augenblick kein Favorit für Storchenbegeisterte. 

Wir ziehen weiter nach Thüringen. Unweit von Weimar erreichen wir das alte Rittergut Schloss Gebesee, auf dessen Gemäuer ein Storchennest steht. Heute dienen die Gebäude als Internat und als Internatsseite ist die gesamte Homepage auch gestaltet. Ein Link führt dabei logischerweise auch zu den prominentesten Bewohnern, den Störchen. Hier will man nur das Bild des Nestes zeigen und verzichtet auf jegliche weitere Erklärungen. Von gelegentlichen Besuchen einzelner Störche abgesehen ist das Nest in diesem Jahr verwaist. Von daher ist ein Blick darauf wenig lohnend. Außerdem sind Blickwinkel und Bildqualität wenig ansprechend, so dass auf diesen Teil der Homepage aus Storchensicht die Note 5 gegeben werden kann.

Von den Geschehnissen in Görlitz habe ich neulich berichten dürfen. Hier noch ein kleiner Nachtrag zur Webcam verbunden mit einer persönlichen Bewertung. Man versucht, eine schnelle Bildfolge zu realisieren und erreicht dabei fast Livestream. Dies ist anerkennenswert. Vielleicht kann man im nächsten Jahr noch an der Bildqualität etwas arbeiten. Weitere Pluspunkte dieses Anbieters aus dem Zoo Görlitz sind ein kleines, aber sehr informatives Tagebuch, das die Geschehnisse um das Nest in ausreichender Weise dokumentiert sowie eine schöne Linksammlung zu unseren Lieblingen. Gesamtnote 3.

Zurück nach Franken, zurück nach Höchstadt an der Aisch! Ein Ei des ursprünglich aus zwei Eiern bestehenden Nachgeleges wird im Moment noch bebrütet. Man darf gespannt sein, ob es noch zu verspätetem Nachwuchs kommt? Dass es in diesem Jahr nach starkem Regen zu einer Pfützenbildung kam, verwundert angesichts der Bemühungen der Natur- & Umwelthilfe Erlangen e.V. um saubere und wasserdurchlässige Storchenbehausungen schon etwas oder hat man im Falle Höchstadt seine Hausaufgaben nicht mit voller Kraft und Gewissenhaftigkeit gefertigt?

Die Bildqualität soll in der nächsten Saison verbessert werden. Vielleicht kann man dabei auch einer farbigen Übertragung Raum geben? Der Bildausschnitt, den die am Nestrand befestigte Kamera liefert, ist sehr interessant und würde bei stabiler Übertragung in Farbe noch sehr gewinnen. Leider versäumt man es, sein vorhandenes Potenzial in Sachen Storchenschutz und Information auch nur ansatzweise auszuschöpfen. Im Augenblick kann deshalb nur eine 5 vergeben werden. Die angekündigten technischen Verbesserungen sollten auch auf andere Bereiche der Homepage übergreifen. Jetzt nicht empfehlenswert!

Auf dem Rathausnest tat sich wieder einmal Besonderes! Dies zeigt, wie wichtig und interessant auch die Beobachtung eines häufig leeren Nestes sein kann. Zeitig kurz nach fünf Uhr präsentierte sich das Nest wieder jungfräulich, auch Schorsch war in die Nahrungsgründe abgedüst.


Ich verdufte jetzt auch gleich

Danach blieb dieser Zustand unverändert erhalten, bis urplötzlich – ich saß gerade am PC um den letzten Tagebucheintrag zu bearbeiten – ein Storch im Nest stand. Er wirkte riesig mit extrem langen Beinen und verhielt sich ganz anders als die Schorschis. Seine Körperstreckung war extrem, die Bewegungen ruckartig, immer voll konzentriert und es wirkte manchmal so, wie wenn man Kinder beobachtet, die wissen, dass sie etwas Verbotenes tun. Da mein erster Blick auch stets auf die hinteren Extremitäten gerichtet ist, stand schnell fest: Um 12:28 Uhr war ein fremder Storch im Nest gelandet. Links über den Zehen strahlte ein großer Aluring, so wie ihn die Vogelwarten vor der Einführung der ELSA-Ringe gemeinhin verwendeten.

   
Der fremde Besucher

Die Anspannung des Fremden blieb während seines gesamten Aufenthaltes von 7 Minuten erhalten, schon allein deshalb konnte es keiner der Schorschis gewesen sein. Um 12:35 Uhr war der Spuk vorbei, ohne dass unsere Störche irgendetwas von der kurzen Inbesitznahme des Nestes mitbekommen hatten. Als die Eigentümer um 13:30 Uhr erschienen und eine fast dreistündige Nestanwesenheit an den Tag legten, war klar, dass sie den Eindringling doch irgendwo wahrgenommen hatten und sie deshalb das Nest nicht mehr alleine lassen wollten.

   
Die Wohnungsinhaber sind zurück!

Ebenso überraschend kehrten sie gegen 19 Uhr noch einmal zurück und blieben erneut eine längere Strecke.


Da sind wir schon wieder!

Auch dies spricht ganz eindeutig dafür, dass sie den Fremden noch in der Gegend beobachtet hatten. Erst zur abendlichen Einkehr um 21:52 Uhr erschienen beide in kurzem Abstand nacheinander und der Spuk des Tages wurde abgelöst von der Ruhe der Nacht.

 
Gute Nacht!

 
14. Jun. 06

Begleiten Sie mich zum Anfang meines neuen Eintrages wieder ein Stück weit durch die Landschaft der Storchenwebcams! Ich führe Sie zuerst nach Hohenstein in Brandenburg. Dort überträgt eine Webcam seit 2004 Bilder aus dem Storchennest im 10-Sekunden-Takt. Kameraeinstellung, Bildausschnitt und Bildqualität können dabei nicht überzeugen. Dennoch erkennt man, dass in diesem Jahr drei Junge die kritischen ersten Wochen überstanden haben und gesund der Zukunft entgegen blicken. Die grafische Gestaltung der Website wirkt noch wenig ausgegoren, man findet sich nur schwer zurecht und erhält auch nur äußerst spärliche Informationen. Außerdem wird man von verwirrender Werbung nur so erschlagen. Dennoch Note 4, aber weiter nicht empfehlenswert für Storchengucker!

Kommen wir nach Isny, dem Ort, der in den letzten Jahren kein Glück mit der Aufzucht von Jungen hatte. In früheren Einträgen meines Tagebuches können Sie die Hintergründe noch einmal nachlesen. Die Website ist ansprechend gestaltet, man erhält reichlich Informationen, ein Gästebuch und eine Linksammlung sind vorhanden. Verbesserungen wären allerdings in der Qualität der Bilder anzustreben. Für den Blickwinkel der Kamera, der keine Einblicke in das Innere des Nestes erlaubt, ist niemand verantwortlich, dieser Minuspunkt ergibt aber bei der Gesamtbewertung entscheidende Abzüge, so dass insgesamt nur eine glatte 3 stehen bleibt. Dennoch: Fügen Sie diese Seite zu Ihren Favoriten hinzu!
www.isny.tv

Der Weg führt uns nach Kirchzarten in die Nähe von Freiburg. Auf dem Turm der Kirche befindet sich ein Storchennest mit angebauter Webcam. Seit diesem Jahr wird jede Stunde ein wunderschönes Bild aus dem Storchennest abgespeichert und ins Netz gestellt. Das ist für Süchtige vielleicht zu wenig, genügt aber den meisten Ansprüchen. Daneben bietet die Website www.regiowebcam.de einen kompetenten und sehr informativen Überblick über sämtliche Storchennester der Region und da kommen fast 40 zusammen. Vertiefen Sie sich einmal in diese hochinteressanten Informationen, denen – eine kleine Kritik – vielleicht nur gelegentlich die letzte Aktualität fehlt. Wer eine Storchenreise in den Raum Freiburg plant, kommt an diesen Informationen nicht vorbei. Unbedingt lesen! Für die Webcam, die nur alle Stunde ein Bild liefert insgesamt eine gute 3! Dennoch empfehlenswert!! Übrigens: Im Nest in Kirchzarten haben 2 Junge das Schlimmste überlebt!

Begleiten Sie mich nach Lindheim in Hessen. Dort sorgt eine kleine Initiative für die Übertragung von Bildern aus dem dortigen Storchennest. Von 5 geschlüpften Küken haben ebenfalls nur zwei überlebt und haben schon eine stattliche Größe erreicht. Die Seite gibt knappe Informationen zum Brutgeschehen, stellt ein Tages-Bildarchiv zur Verfügung und sorgt für mehrere Bildwechsel pro Stunde. Die Bilder reißen einen nicht vom Hocker, alles ist lieb aufgezogen, eine durchschnittliche Leistung ergibt die Note 3! Man muss sie nicht in seine Favoritenliste mit aufnehmen.
http://www.bimnet.de/naturpark/storch/2006/index.htm

Es gebt an die Ostsee nach Mecklenburg-Vorpommern! Die nächste Webcam kann schnell abgehandelt werden. Unter zahlreichen Webcams eines Tourismusverbandes zeigt eine Kamera eben das Storchennest auf dem Storchenhaus in Löbnitz! Das war es auch schon! Note 5! Keine Empfehlung, für Storchenfreunde völlig ungeeignet!


So präsentiert sich die Webcam von Löbnitz

Kommen wir nach Markt Schwaben im Großraum München. Die Übertragung der Bilder von dort ins Internet ist erst zwei Jahre alt. Dennoch hat sich eine solide Seite entwickelt, die liebevoll und mit Herzblut geschrieben und aufgemacht ist und alle Fragen zum Nest, seiner Geschichte sowie zum Brutgeschehen aktuell beantwortet. Das ist ein großer Pluspunkt, so wünschte man sich alle Seiten! Die Bilder werden alle 10 Sekunden aktualisiert, der Blickwinkel aus einer sehr steilen und hohen Position über dem Nest ist gewöhnungsbedürftig, aber originell, leider hat die Bildqualität gegenüber dem Vorjahr (ich kann mich auch täuschen) erheblich nachgelassen! Es sind so gut wie keine Einzelheiten zu erkennen und wenn man nicht wüsste, dass drei Junge im Nest liegen, würde man sie meist nicht auseinander halten können. Dies sollte Ziel einer zukünftigen Verbesserung sein. Dennoch eine knappe 2 und eine eingeschränkte Empfehlung für Storchenfreunde.
http://www.storch-in-bayern.de/index.htm

Kehren wir zum Schluss der Reise noch einmal nach Südbaden zurück. Das Bild, das eine Kamera vom Storchennest auf der Zehntscheune in Merdingen liefert, lässt ein heuer leeres Storchennest erkennen. Mehr gibt es nicht zu sagen Für Storchenfreunde: Nur ärgerlich! Keine Empfehlung!

 

Am Dinkelsbühler Nest hatten nur die Frühaufsteher Gelegenheit, Schorsch live zu erleben. Danach gab es nur „leeres Nest“ während des ganzen Tages und erst nach 16 Stunden gähnender Leere rührte sich zum Schluss des Tages wieder etwas


Schorsch schon allein

Da hält mich auch nichts mehr im Nest!

Punkt 21 Uhr schwebten unsere Ausflügler am Nest ein und richteten sich für eine weitere Übernachtung. Wie es scheint, werden nun die Sichtungen der Schorschis am Nest während des Tages immer seltener und Sie, liebe Gucker, werden auf harte Geduldsproben gestellt.


Gute Nacht, Schorschis!

Ganz toll finde ich es, wie sich die größer gewordene Gästebuchgemeinde während der nicht ganz so aufregenden Stunden am Nest austauscht und kommuniziert. Deshalb wiederhole ich hier noch einmal gerne meinen Aufruf an andere Seher unserer Webcam. Meldet euch und gebt ein kurzes Lebenszeichen im Gästebuch ab! Es wäre schön, wenn wir noch mehr kennen lernen könnten. Also Mut und ein kurzer Eintrag im Gästebuch ist geschafft!

Die Abendstunden gehörten noch einmal einem Beringungseinsatz. Dieser führte mich mit der Freiwilligen Feuerwehr Herrieden zunächst an den Storchenturm der Altmühlstadt, der seit Jahrhunderten von einem Storchennest gekrönt wird. Routiniert wurde die Leiter in Stellung gebracht und man hievte mich in etwas über 20 Meter Höhe. Das beringte Weibchen, aus dem Elsass stammend und zum drittem Mal in Herrieden mit einem unberingten Partner brütend, flog erst sehr spät ab und gab seine drei Jungen zum Beringen frei. Ein viertes Junge war bereits vor längerer Zeit aus dem Nest geworfen worden. Mit Drillingen haben die vierjährige Französin und ihr Partner eine erfreulich große Jungenzahl über die schlimme Witterungsperiode gebracht.


Die Drillinge von Herrieden

Die Fahrt führte uns 12 Kilometer weiter die Altmühl aufwärts in das malerische Städtchen Leutershausen. Auf dem Schlauchtrocknungsturm des Feuerwehrgerätehauses thront ein imposantes Storchennest. Beide Partner des Brutpaares sind auch hier beringt. Das Weibchen kann dabei mit einer kleinen Besonderheit aufwarten. Mit 22 Jahren gehört sie, ebenfalls aus dem Elsass stammend, zu den ältesten bekannten Störchen überhaupt. In Bayern erreichten nur ganz wenige ein noch höheres Alter. Meine Rekordhalterin steht momentan im 29. Lebensjahr und brütet nach wie vor in Erlangen-Frauenaurach.

Die Leutershausener Störchin brütet seit 2001 jeweils in der Altmühlstadt und hat in dieser Zeit immerhin schon 5 verschiedene Männchen verschlissen. Allein mit ihrem jetzigen Partner, einem 2002 in Wassertrüdingen am Hesselberg geborenen Männchen, verbringt sie nun eine zweite Brutzeit. Mit lediglich 6 ausfliegenden Jungen hat die alte Dame in ihren sechs Brutjahren in Leutershausen nur einen sehr mäßigen Erfolg zu verzeichnen.

Ob es an ihr liegt? Es ist sehr gut möglich! Ein so häufiger Männchenwechsel ist auch nicht häufig nachgewiesen. Zu dieser Zahl habe ich auch den einzigen Jungstorch gerechnet, der heuer das Beringungsalter erreicht hat. Mindestens ein weiteres Junge wurde in der letzten Woche aus dem Nest geworfen.


Die alte Dame mit ihrem Einzelkind


Nach der Beringung

 
15. Jun. 06

Reisen Sie mit mir durch das Land auf der Suche nach weiteren Storchenwebcams! In Schrobenhausen in Oberbayern, der Gegend mit einem hervorragenden Spargel, brütet ein Storchenpaar. Wir dürfen auf einer gut gemachten Homepage, auf der man ausreichend informiert wird (leider erhalte ich unter den Buttons News und Tagebuch keine Informationen!) , Einblicke in das Storchennest gewinnen. Die Position der Kamera ist exzellent, sie verbirgt nichts. Als weiteres sehr großes Pluszeichen läuft an diesem Nest ein flüssiger, technisch gelungener Livestream, der Spaß macht und immer wieder zum Schauen und Staunen anregt. Man sieht, dass die Ortsgruppe Schrobenhausen im Bund Naturschutz in Bayern e.V. ihr Handwerk versteht. Wegen des guten Livestreams und weiterer Pluspunkte vergebe ich die Note 2 und empfehle die Seite uneingeschränkt allen Storchenfreunden.
http://neusob.de/storch%2Dsob/

Blicken wir noch einmal in den Kreis Minden-Lübbecke nach Petershagen Vor einigen Tagen besuchte ich das Nest von Petershagen, dicht an der Grenze Nordrhein-Westfalens zu Niedersachsen im Tagebuch schon einmal. Auf der Website des Westdeutschen Rundfunks hat man mit der Storchenkamera Einzug gehalten. Sicher ein großer Vorteil, sich dort Platz verschaffen nd die technischen Kapazitäten des Senders in Anspruch nehmen zu können. Deshalb darf es nicht verwundern, wenn die grafische Gestaltung professionell ausfällt und das reiche Angebot mit vielen Videos überaus üppig ausfällt. Dass ein Livestream ebenso angeboten wird wie eine Live-FotoCam gibt dem Gesamtkonzept noch ein zusätzliches Highlight. Gesamtnote 1! Unbedingt zu den Favoriten nehmen und auf den Seiten blättern!
http://www.wdr.de/themen/forschung/zoologie/
storchencam_2006/index.jhtml?rubrikenstyle=forschung

Zurück in meine bayerische Heimat und in den Regierungsbezirk Schwaben. Hier stellt die Gemeinde Pfaffenhausen ihr Storchennest auf der gemeindlichen Homepage sehr ansprechend vor. Eine wunderschöne Einstellung vom Nest und seinen Bewohnern wird lediglich durch den als Fernsehgerät gestalteten Rahmen leicht verunstaltet. Hier könnte man schnell durch eine schönere Begrenzung mehr Leben in die Geschichte bekommen. Eindrucksvoll sind die vielen wunderschönen Fotos im Archiv sowie die Rückblicke auf mehrere Jahre Nestgeschichte. In diesen Punkten hat die Seite ihre Stärken, auch der 10-Sekunden-Takt in der Bildfrequenz genügt selbst anspruchsvolleren Storchenfreunden. Dennoch kann man in der bestehenden Form eine knappe 3 und damit eine Empfehlung für Begeisterte aussprechen.
http://www.pfaffenhausen.info

Schauen wir in die Uckermark nach Prenzlau zu Uwe Mirrs privater Homepage mit der Gelegenheit, das örtliche Storchennest zu beobachten. Unter dem Button „Aktuelles 2006“ erfährt man alles Wichtige über die diesjährige erfolgreiche Brut mit drei Jungen. Ebenso gibt es detaillierte Rückblicke in das Brutgeschehen bis ins Jahr 2000. Darüber hinaus erfährt man eine Menge über die Störche der Uckermark. Alles ist liebevoll gemacht, wenn auch die Gestaltung der Homepage einige Wünsche offen lässt und das Navigieren nicht sehr erleichtert. Dass eine Linksammlung ebenso zum Angebot gehört wie ein Gästebuch zeigt, dass sich Uwe Mirr mit seiner Homepage viel Mühe gibt und ein ansprechendes Ergebnis vorlegen kann. Die Bilder, die die Kamera überträgt, werden in einem mehrminütigen Intervall aktualisiert, sind in Farbe gehalten und erlauben allerdings vom Blickwinkel nur äußerst eingeschränkte Blicke ins Nest. Dennoch bieten sich vor allem während der Jungenaufzucht schöne und lohnende Einblicke. Vor allem unter dem Angebot „3-Minutenfotos“ gibt es immer wieder wunderschöne Einstellungen. Insgesamt hat sich Uwe Mirr von mir eine gute 3 verdient und ich rate jedem, der sich über die Störche in der Uckermark und im Besonderen über das Prenzlauer Storchenpaar informieren will, auf Uwes Homepage längere Zeit zu serven.
http://www.prenzlau.org/service/index_ges_sto.htm

Wir kommen nach Radensdorf in den Spreewald. Auch hier lässt sich über eine Webcam Einblick in das Familienleben der Störche gewinnen. Die Website ist grafisch gut gestaltet, man findet schnell das Gesuchte, alles ist sehr übersichtlich angeordnet. Lediglich wird die letzte Aktualität sehr vermisst! Vielleicht ist sie mir auch entgangen, aber zum Brutjahr 2006 habe ich nichts gefunden. Auch unter den Links zu den Störchen im Spreewald fehlen die dringend gesuchten aktuellen Zahlen. Dies ist ein kleiner Wermutstropfen auf die ansonsten sehr informativen Seiten. Die Bilder der Webcam bieten in der Normaleinstellung einen großen Bildausschnitt, der das Nest und die Gebäude des landwirtschaftlichen Betriebes zeigt. Von den Störchen ist dabei nur schemenhaft etwas zu erkennen. Eine wählbare Zoom-Einstellung ermöglicht aber einen Einblick, der die Einzelheiten erkennbar macht. Von kleinen Schwächen abgesehen insgesamt die Note 2 und eine Empfehlung, auf den Seiten gelegentlich zu blättern. Über das Brutgeschehen gibt es nur so viel zu erzählen. Es wurden vier oder fünf Eier gelegt. Die kritische Zeit der ersten Lebenswochen überstanden bis heute 2 Junge. Es besteht die Hoffnung, dass diese beiden vielleicht auch ausfliegen werden.
http://www.spreewaldstorch.de

Der NABU in Rathenow, ebenfalls in den neuen Bundesländern gelegen, bietet auf seiner Homepage ein Angebot in Sachen Storchenwebcam. Doch beim Angebot bleibt es auch schon. Kaum ein Wort zu dem, was man sieht, wenn es überhaupt einmal etwas zu sehen gibt. Einziges Plus: Das Paar zieht vier Junge auf und steht damit in Sachen Jungenzahl mit Bornheim 2 an der Spitze. Diese Seite lohnt sich nicht! Nicht empfehlenswert! Bewertung für den „Storchenanteil auf der Website: Note 5!

Wir bleiben noch in den neuen Bundesländern und gehen diesmal nach Sachsen, genauer gesagt nach Riesa. Die Webcam mit Bildern vom dortigen Storchennest erlaubt nur einen sehr ungenügenden, von schräg unten zum Nest gerichteten Blick. Daraus versteht sich von selbst, dass nur selten, bevorzugt bei größeren Jungen, überhaupt etwas zu erkennen ist. Jeder sonstige Hinweis zu den Störchen fehlt komplett. Das Nest ist wohl in diesem Jahr von einem Paar besetzt, das vielleicht im Augenblick kleine Junge versorgt. Bewertung: Eine glatte 5! Man kann sich diese Seite echt sparen.

Noch ein Nest in den neuen Bundesländern. In Helmuts Webcamliste ist es unter Rostock aufgeführt. Eine insgesamt leider ebenfalls ziemlich ärgerliche Seite, die außer einem brillanten Bild in Mobitx-Qualität lediglich eine künstliche Nisthilfe in einem Neubauviertel zeigt, die noch nie seit ihrer Installierung Storchenbesuch hatte und auch nie einen haben wird. Lediglich der Besuch eines Stockentenweibchens konnte bisher dort nachgewiesen werden. Eine kleine Linkliste und ein Hinweis auf den Pfeilstorch von Gut Bothmer entschädigen ein klein wenig. Gesamtbenotung 5. Kann aus der Liste der Storchenwebcams getrost gestrichen werden.

Ein schwülheißer Tag, der am Vormittag noch Sonne brachte. Am Nachmittag bewölkte sich der Himmel zusehends und die Temperaturen verloren ihre Schärfe etwas. Von 32 Grad ging es dann abwärts auf „angenehme“ 25.

Auf dem ersten Morgenschnappschuss konnte unsere fleißige Sylvia, der an dieser Stelle für die täglichen Frühaufsteher-Bilder, herzlichst gedankt sei, beide Schorschis nachweisen.


Gemeinsame Morgentoilette

Allzu lange blieb es dann nach 5 Uhr nicht bei der Zweisamkeit. Zuerst entschwand die Nummer 6 und nach einigen Lockerungsübungen folgte der liebe Schorsch nach.

 
Der Schorsch bei Lockerungsübungen

Vielleicht kam es draußen im schönsten Wiesengrunde auch heute wieder zu ähnlichen „Jagdszenen“ wie am 12. Juni (siehe unter dem gleichnamigen Tagebucheintrag), als Radtouristen unsere Schorschis über Stock und Stein verfolgten, letztlich aber nur zweite Sieger bleiben. Umso erfreulicher war es, als sich unsere Freizeitsportler überraschend am Nachmittag am Nest einstellten. Gut drei Stunden ließen sie uns unverhofft am Storchenleben teilhaben.


Die Überraschung
am Nachmittag

Nun mach ich mich dünn
bis zum Abend!

Dafür ließen uns die beiden Schlawiner am Abend umso länger warten. Ihre Rückkehr fand noch nie so spät statt wie heute. Die Uhr zeigte etwa 10 Minuten nach 22 Uhr! 

 
Gute Nacht, ihr beiden!

 
16. Jun. 06

Mit der Storchenwebcam in Vetschau/ Brandenburg kommen wir zur „Mutter“ aller vergleichbaren Einrichtungen. Seit 1997 berichtet man nun schon aus dem Storchennest und während all dieser Jahre stets in hervorragender Weise.

Diese Seite sollten sich alle zum Vorbild nehmen, denn nicht umsonst ist und bleibt sie weltweit die Nummer 1. Sowohl die Hintergrundinformationen wie der Aufbau der Seite und ihre leichte Manövrierbarkeit verdienen höchste Anerkennung. Hier ist wirklich an alles gedacht. Kein Wunsch bleibt offen und in puncto Übertragungstechnik kann ihr sowieso keine andere Storchenwebcam das Wasser reichen. Es gibt Angebote mit einer besseren Bildqualität, jedoch hat diese Qualität ihren Preis. Ein Live-Video ist damit nicht realisierbar. Es bleibt dann meist bei Aktualisierungen zwischen 10 Sekunden und einer Minute. Nicht in Vetschau: Hier ist man live dabei und sogar mit Ton. Einfach Spitze! Wer diese Seite nicht zu seinen Favoriten zählt, ist selber schuld. Gesamtnote 1 mit Stern! http://www.storchennest.de/de/index_index.php

Die BUND Ortsgruppe Volkertshausen in der Nähe des Bodensees hat auf ihrer Homepage seit Mai 2006 eine Möglichkeit geschaffen, mittels Webcam Einblick in das örtliche Storchennest zu gewinnen. In einer kleinen Einlassung gibt man als Begründung für die Installation der Kamera an, damit eine Möglichkeit zu haben, „den“, ich zitiere„Jungtieren bei Problemen zu helfen (zu viel Wasser oder Kunststoffe im Futter usw.)“. Das war es dann auch schon an Info über Störche und die Situation am Nest. Sehr dürftig und nur ärgerlich!

Damit dient diese Webcam lediglich den Belangen eines Aspektes des individuellen Tierschutzes und hat mit Naturschutz, wie wir ihn verstehen, absolut nichts mehr am Hut. Deshalb rate ich den Betreibern der Webcam Volkertshausen, das Nest und seine Bewohner komplett zu überdachen und sie durchgängig zu füttern. Damit hätte sich der finanzielle Aufwand für Einrichtung und Betrieb der Webcam erübrigt und die Spendengelder könnten noch wirksamer für die Fütterung der Jungen und die Einrichtung einer Großvoliere verwendet werden. Das übertragene Bild erlaubt einen Nahblick auf momentan drei Jungstörche. Benotung für den Storchenteil auf der Homepage: Gerade noch mangelhaft! Keine Empfehlung!

Hier steht es explizit ausformuliert, welch fadenscheinige Begründung – und Volkertshausen ist kein Einzelfall – für den Betrieb einer Webcam genannt wird. Ich will hier nicht näher auf die Problematik eingehen, außerdem habe ich meine Meinung dazu schon öfters geäußert. Nur so viel: Wann gibt es „zu viel Wasser“? Wer entscheidet dies? Woran erkennt man, dass ein Junges sich nicht wohl fühlt? Wie hält es den Kopf dabei? In welchem Winkel? Wann atmet ein Junges zu schnell? Hat es dann vielleicht Fieber? Wann gibt es zu viel Kunststoff? Doch nicht im Futter, liebe Volkertshausener! Oder füttern Sie die Störche sowieso schon?  Sie meinten vielleicht im Nest? Wer entscheidet, wann ein Plastikteil „zu viel“ ist? Sollte man es gleich entfernen oder lieber warten, bis mehr zusammengekommen ist? Was macht man, wenn man Kunststoffe entfernt hat und das dumme Storchenpaar bringt neue ins Nest? Geht das Ausräumen dann weiter? Wie lange und wie oft?

Spinnen Sie Ihre Gedanken selbst ein Stückchen weiter und Sie werden erleben, welches Kuriositätenkabinett dabei herauskommt. Deshalb „Hände weg“ vom Nest, solange die beiden Altstörche die Jungen versorgen, das Nest anfliegen und schlicht und einfach ihre Arbeit tun. Aber viele halten sich eben für viel intelligenter als ein dummes Storchenpaar! Dabei bin ich mir nicht immer sicher, ob diese Einschätzung in jedem Falle zutrifft?

Heute gibt es neuen Trouble um Hugo. Es ist das Adoptivküken des Vetschauer Storchenpaares. Nach dem Tod der beiden eigenen Kinder des Paares und nach der Ermittlung der Todesursache sorgt man sich weltweit nun um Hugo. Nachdem eine Atemwegserkrankung durch Schimmelpilze wohl zum Tod der Jungen geführt hat, hängt nun auch das Leben Hugos am seidenen Faden. Ich habe schon vor einigen Tagen berichtet, dass nur ein steriles Nest unter Verschluss weitere Todesfälle ausschließen hilft. Und diese Forderung gilt nicht nur für ein prominentes Webcamnest, sondern muss für alle Storchennester weltweit gelten. War es nun falsch, Hugo in ein derart verseuchtes Nest zu geben. Klar, es war von Anfang an falsch! Doch hinterher ist man meistens klüger, deshalb soll keine Schuldzuweisung erfolgen. Aus Fehlern lernt man eben. Im nächsten Jahr lässt man die Finger vor solchen spektakulären Aktionen, die vollkommen unnötig waren! Doch wie sich die Lage im Augenblick darstellt, wird man nicht mehr zurückrudern können!

Die Diagnose über die Todesursache ist keineswegs eine Überraschung. Sie gilt wohl für 90 Prozent aller Jungstorchverluste und lässt sich durch nichts in der Welt vermeiden, es sei denn man arbeitet eng mit der pharmazeutischen Industrie zusammen und versorgt die Jungen rechtzeitig mit entsprechenden Antibiotika. Das sollte – wenn man voraussetzt, dass der Nachwuchs so und so von Menschenhand gefüttert wird – leicht machbar sein. Die Schimmelpilzbildung erfolgt bevorzugt in einem feuchten Medium, wie es ein Storchennest vor allem bei Regenwetter darstellt! Deshalb muss in diesem Zusammenhang dringend darauf hingewiesen werden, dass Storchennester während der Jungenaufzucht auf keinen Fall der Nässe ausgesetzt werden dürfen. Inwieweit eine Schädigung der Altvögel durch Schimmelpilze erfolgen kann, muss die weitere Forschungsarbeit zeigen. Solange noch keine Ergebnisse vorliegen, gilt das Postulat „Kein Wasser auf ein Storchennest“ auch für die gesamte Zeit der Anwesenheit von Störchen, d.h. von März bis einschließlich September. Diese Frist ist gegebenenfalls um einige Wochen zu verlängern. Mit Regenüberdachungen in Gestalt eines überdimensionalen Regenschirms wäre erste Abhilfe zu schaffen, die Entwicklung solcher Schutzschirme ist eingeleitet und in Erlanger Forschungslabors bereits in der Erprobungsphase. Auf die ersten Bilder der in höchster Geheimhaltungsstufe entwickelten Hightech-Produkte wartet die Weltpresse schon sehr gespannt. Ob von Fall zu Fall denkmalschützerische Aspekte angebracht werden müssen, steht im Augenblick in einigen Expertengremien zur Diskussion. Hinter vorgehaltener Hand wird kolportiert, dass man sich einheitlich auf eine aspergillinfarbige Stoffbespannung geeinigt haben soll.

Warum man nun in Vetschau allerdings Helfer sucht, die die Plätze ausfindig machen sollen, an denen die Vetschauer Störche das verschimmelte Nistmaterial sammeln (!!???), entzieht sich komplett meiner Logik und beweist, wo wir in wenigen Tagen Intensivschutz schon gelandet sind.

Futterplätze zu kennen, ist sicher eine für Naturschutzzwecke ungeheuer wichtige Aufgabe, dazu mögen auch Sammelstellen für Nistmaterial gehören. Warum man diese Plätze nicht schon längst ausfindig gemacht hat und erst jetzt damit beginnt, kann ebenfalls nur verwundern, muss aber sicherlich mit den zeitaufwändigen Aktionen am Nest erklärt werden. Die Begründung für solche Unternehmungen schlägt dem Fass den Boden aus!

Es ist nur noch lächerlich und ein Zurück wird immer schwerer. Hört mit diesem Unsinn auf und kehrt zur Normalität zurück. Dies gelingt nur, wenn die Betreiber ihre Vorgehensweise schlagartig ändern, ehe es zu spät ist.

 

Die Schorschis dürfen von solchen Zuständen nur träumen! Und sie werden gerne darauf verzichten, denn was sich da offenbart, scheint sich zu wahren Angstträumen bei Störchen auszuweiten.

Ihre gemeinsame Morgentoilette verlief entspannt und ruhig.

 
Sommererwachen!

 Was unsere Dauerbrenner allerdings veranlasst hat, heute – beginnend gegen 10:40 Uhr – eine vierstündige Aufenthaltsdauer am Nest hinzulegen, muss offen bleiben. Waren es erneut andere Störche, die ihnen geboten, auf der Hut zu sein? So erfreuten die Schorschis über weite Strecken des Nachmittags immer noch unsere treue Seherschar.


Nestbesetzung
 


Nummer 6 zieht sich zurück

Dafür dauerte der abendliche Einflug etwas länger. Wenige Minuten vor 22 Uhr stellte sich Schorsch am Nest ein. Doch er und wir warteten an diesem Abend vergeblich auf die Rückkehr von Nummer 6. Sollte sie unverhofft auf einem Nachbardach gelandet sein? Oder vollzog sich ihre Landung erst nach 23 Uhr, dem Zeitpunkt, zu dem unsere Bildübertragung für einige Stunden ruht? Beide Möglichkeiten halte ich für denkbar. Der morgige Tag wird – so hoffe ich – darüber Auskunft geben können.


Einsamer Rückkehrer

 

Hinweise

  • Hier könne Sie sich über die Ziele und Möglichkeiten der
    Natur- und Umweltstiftung

    informieren.
     

  • Vom 19.Mai bis zum 28. Mai fand die 2. Ansbacher Artenschutzwoche mit zahlreichen Veranstaltungen statt.
    Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises Ansbach.

  Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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