Storchenkamera
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
Teil 7
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20. Mai 06 |
Der Spätfrühling kocht weiter auf
Sparflamme! Kaum Sonne bei 15 Grad Höchsttemperatur,
dazwischen immer wieder kurze, aber heftige Regenschauer
vermiesen die Wochenendstimmung.
Bei unseren Schorschis geht alles seinen
gewohnten Gang. Nach einer ruhigen Nacht tauchten sie
im ersten Morgengrauen wieder ins Blickfeld der
Webcam und blieben danach keine Minute allein und ständig von
den wachsamen Augen unserer Sehergemeinde beobachtet.
Das brachte abermals eine Reihe schöner und aussagekräftiger
Schnappschüsse, deren gelungenste ich dem neuen Eintrag ins
Tagebuch beilege. Man sah beide Störche stets in Harmonie
und Eintracht, man kraulte und pflegte sich
gegenseitig das Gefieder, besonders an den Stellen, zu denen
man selbst nicht so leicht mit dem Schnabel Zugang findet. Dass auch
in der siebten Woche nach der Paarbildung immer noch
Kopulationen stattfinden (und dies so gut wie täglich), halte
ich für sehr bemerkenswert und spricht für die weiter
bestehende Bereitschaft zur Brut! Auf einem
Schnappschuss erkennt man nach langer Zeit in bester Art und
Weise, wie deutlich der Größenunterschied zwischen unseren
Verliebten ausfallen kann, wenn sich der eine besonders groß, der
andere besonders klein macht.
Guten
Morgen, Schorschis!..
Man zeigt sich in bester Harmonie..
Frappierender Größenunterschied!
Man versucht es in allen erdenklichen Situationen und Stellungen
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21. Mai 06 |
Wartungsarbeiten am Server
unseres Gästebuchanbieters OneTwoMax erlaubten es über weite
Strecken des Tages nicht, das Gästebuch zu öffnen
und Nachrichten zu hinterlassen. In solchen Situationen merkt man
besonders, wie sehr man diese Art der Kommunikation auf
unserer Website lieb gewonnen hat und wie nett und
zuvorkommend man dieses Forum nutzt. Das war nicht immer so,
doch seit fast genau einem Jahr (morgen feiert das Gästebuch
II seinen ersten Geburtstag) stimmen Ton und Umgangsformen
und nicht zuletzt zeugt beides von einem hohen Niveau derer, die
diese Plattform zur Kommunikation erwählt haben. In
diesem einen Jahr sind 18250 Einträge ins Gästebuch
geschrieben worden. Das bedeutet, dass täglich – auch in der
storchenlosen Zeit von September bis März – im Durchschnitt
50 Meldungen eingegangen sind. Ich finde, dass sich diese
Zahl durchaus sehen lassen kann. Im Augenblick können wir uns
täglich über 50 bis 100 Einträge ins neue
Gästebuch freuen. Lassen Sie deshalb in Ihren Bemühungen
nicht nach, vielleicht lässt sich sogar noch eine
Steigerung in der Akzeptanz erzielen. Deshalb möchte ich
heute einen kleinen Aufruf starten und an alle, die
bisher nur stille Beobachter waren, appellieren, ein
kleines Lebenszeichen abzugeben. Dies könnte so aussehen, dass
man einen Eintrag ins Gästebuch stellt, aus dem
Name und Wohnort hervorgehen. Es muss ja nicht gleich ein
Schnappschuss mit eingefügt werden. Ich bin gespannt, ob mein
Aufruf Gehör findet und sich wenigstens einige
aus dem großen Kreis der Sehergemeinde melden. Möglicherweise
entwickelt sich ja dann sogar eine engere Beziehung zu
einigen „alten Hasen“ unseres Beobachterkreises.
Fast hätte ich bei aller Begeisterung das
Forum unserer Website vergessen, das vor einem
Jahr fast gleichzeitig mit dem neuen Gästebuch
eröffnet wurde. Die 13000 Beiträge, die bis heute darin
veröffentlicht wurden, lassen damit dieses Veröffentlichungsorgan
nur knapp hinter das Gästebuch zurückfallen. Selbstverständlich sind
auch im Forum Beiträge noch nicht registrierter Benutzer jederzeit
willkommen.
Zurück zu den wirklichen Stars! Die
Mauser der Schorschis schreitet weiter voran.
Heute bestaunten sie gemeinsam eine Feder des Großgefieders
und man glaubte die Frage zu hören: „Wer hat die denn verloren?
War ich es oder gehörte sie unlängst noch zu deiner Ausstattung,
Schorsch?“ Bei den Kopulationen fällt weiter auf, dass
seit langem unser Schorsch nur noch die Rolle des
Weibchens, also die Unterfrau, spielt. Besteigungen
durch ihn erfolgten nicht mehr! Ob sich daraus der Schluss ableiten
lässt, dass er so langsam zu seiner eigentlichen Rolle
als Frau findet und er somit der Grund für das
Ausbleiben einer Brut ist, sollte zumindest ernsthaft
erwogen werden. Beide taten es heute abermals im
Fersensitz, einer Position also, die von Schorsch
offenbar ganz deutlich bevorzugt wird. Der Tag war weiter
geprägt von längeren Fehlzeiten der Schorschis am Nest. Sie
verbrachten viele Stunden außerhalb ihrer Wohnung und ließen
es sich im kühlen Wiesengrunde gut gehen. Das Thermometer
erreicht nämlich mit knapp 19 Grad Höchsttemperatur erneut
nicht die Schallmauer von 20 Grad.
Einige Schnappschüsse unserer treuesten
Gästebuchautoren seien an den Schluss meines kleinen Beitrages
angefügt.
Wer von uns hat diese schöne Feder verloren?
Unermüdlicher Einsatz in der Hoffnung auf Nachwuchs!
Schorsch, wo bist du? |
Bin schon da! |
Bleib doch bei mir,
Schorsch! |
Die Nacht verbringen
wir doch gemeinsam! |
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22. Mai 06 |
Das leere Nest in der Morgensonne
nehme ich einmal zum Anlass, über die bauliche Entwicklung
desselben seit dem Auftauchen des ersten Storches in diesem
Jahr am 18. Februar zu berichten.
Auffällig ist, dass sich in der Breite
so gut wie nichts verändert hat, sondern der Zuwachs
allein in der Höhe deutlich sichtbar ist. Inzwischen hat die
obere Nestkante das Schneefanggitter der Paulskirche
im Hintergrund mit einzelnen Ästen scheinbar erreicht, die
Dachrinne des Kirchengebäudes also mehr als deutlich überschritten.
Das haben die Paare der vergangenen Jahre nicht
geschafft und bestätigt uns auch optisch die fleißige Bauarbeit
unserer Schorschis. Nur leider wurde dieser Einsatz heuer nicht mit
dem mehr als verdienten Nachwuchs gekrönt.
Nestvergleich
Die Paarungen wollen einfach kein
Ende nehmen und so versuchte es die Nummer 6 abermals mehrfach,
den Schorsch in Liebesfragen auf die Probe zu stellen. Er scheint es
am liebsten zu mögen, wenn die vermeintliche Storchendame ihn im
Fersensitz besteigt. In dieser Stellung muss er seine Partnerin
nicht ausbalancieren. Er bevorzugt diese Stellung in jedem Fall ganz
eindeutig.
Diese Stellung liegt mit weitem Abstand zur Zeit an erster Stelle
Eine weitere Schulterfeder war heute
bereit, sich vom Rücken unserer Störche zu verabschieden. Sie hing
nur noch an einem seidenen Faden und ging mit Sicherheit im Laufe
des Tages verloren. Wer so viele Federn sein eigen nennen kann, darf
sich ab und zu von einigen trennen.
Feder ade!
Nachdem der Wochenanfang überraschend
mit sommerlichen Temperaturen von 26 Grad aufwarten
konnte, begann bereits am Nachmittag eine rapide Abkühlung
auf gerade noch 16 Grad. Zum Glück war dieser Abfall der
Temperatur nicht mit Unwettern verbunden, sondern es blieb bei einem
kurzen Gewitter mit mäßigem Regen.
Die Schorschis trudelten im letzten
Licht des Tages kurz nach 21 Uhr wieder zu Hause ein und
träumten von vier Jungen und jeder Menge Arbeit!
Schorsch landet |
und gleich darauf gesellt sich Nr. 6 dazu |
Gemeinsames Kuscheln ist angesagt |
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23. Mai 06 |
Schreck am Morgen! Die
DSL-Übertragung hat pünktlich zum Neustart der morgendlichen
Nestbeobachtung um 5 Uhr ihre Arbeit begonnen und sofort
wieder beendet. Damit ergab sich ein Standbild von
5:01 Uhr, mit dem wir uns über die meiste Zeit des Tages
begnügen mussten. Zu allem Überfluss war für heute an der Schule
Ihres Tagebuchschreibers ein Betriebsausflug
anberaumt, der uns ab Mittag ins benachbarte
Baden-Württemberg führen sollte. Als Ziel war der Besuch
des Hohenloher Freilandmuseums in Schwäbisch-Hall/Wackershofen
vorgesehen. Das bedeutete somit gleichzeitig, dass eine Reparatur
erst nach der Rückkehr aus Schwäbisch-Hall möglich sein
konnte. So war es dann auch. Als ich kurz nach 20 Uhr
wieder in Feuchtwangen zurück war, galt mein
nächster Besuch sofort dem Dinkelsbühler Rathausnest.
Schon bei der Einfahrt in die historische Altstadt
begrüßten mich die Schorschis von ihrem erhöhten
Aussichtsplatz herab, nicht wissend, dass sie heute 15
Stunden lang unbeobachtet geblieben waren. So ganz stimmt dies
aber auch nicht, denn die Kamera hatte ihren Betrieb
keineswegs eingestellt und wenigstens per Funk Livebilder
ins Schaufenster der benachbarten Adler-Apotheke
übertragen. Der Ausfall bezog sich ausschließlich auf eine kurze
Störung in der DSL-Leitung, so dass auch unsere Technik von
jeder „Schuld“ freizusprechen war. Nur muss eben
schnell jemand gefunden werden, der nach Dinkelsbühl fährt, einen
Schlüssel organisiert, die gesamte Übertragungstechnik einmal kurz
vom Netz nimmt und wieder anschließt. Das wäre es gewesen.
So dauerte es eben bis gegen 20:35 Uhr,
ehe endlich das traute Paar wieder live zu beobachten
war. Das Tagesprotokoll kann deshalb nur mit wenigen
Schnappschüssen brillieren und kann konstatieren: Schorsch
und Nummer 6 haben den Tag auch ohne unsere
Mitschau gut überstanden. Etwas anderes wäre auch gar
nicht in Frage gekommen!
Das Bild für 15 Stunden! |
20:39 Uhr! Es wurde wieder Licht |
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Schön, dass ihr da seid! |
Zum Schlafen bereit! |
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Liebe Storchenfans,
sicher haben Sie in den letzten Wochen die Tagebucheinträge unseres
Storchenexperten vermisst. Die Pause entstand dadurch, dass ich für
zwei Wochen in Frankreich war. Als kleine Entschädigung habe ich aus
dem Elsass etwas mitgebracht:
Die Einträge der letzten drei Wochen
kommen nun in geballter Ladung.
Also, vergessen Sie WM und Terrassenwetter und tauchen Sie ein in
die Welt unserer Störche.
Ihr Webmaster |
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24. Mai 06 |
Ein weiterer Tag ohne besondere
Vorkommnisse. In der in letzter Zeit so selten
scheinenden Sonne räkelten sich am Morgen unsere Schorschis.
Der Tag blieb außerdem niederschlagsfrei und brachte
eine nächtliche Abkühlung auf 3 Grad, während am
Nachmittag die Quecksilbersäule einmal kurz bis auf 18 Grad
kletterte. Unsere beiden eier- und kinderlosen
Storcheneltern ließen es gemütlich angehen, zeigten sich
zu allen Tageszeiten am Nest, ließen dieses aber auch über Stunden
mal links liegen, um sich in den Wiesen um die Stadt umzuschauen.
Vielleicht sind solche Unternehmungen eine wichtige
Vorbereitung auf einen neuen Brutversuch im nächsten
Jahr. Überleben unsere Schorschis nämlich die kommenden
Monate, dann kann es schon passieren, dass man sich im Frühjahr
2007 erneut in Dinkelsbühl einfindet, dann aber ein Jahr
älter und reifer und vielleicht mit einer eindeutigeren
„Geschlechterpräferenz“ als in diesem Jahr. Oder sollten uns
Schorsch & Co auch im nächsten Jahr als Schwulenpaar
die Ehre geben? Ich will es nicht hoffen, aber ein Beinbruch
wäre eine solche Entwicklung dennoch nicht. Die
Mauser der beiden Arbeitslosen schreitet weiter voran
und war man mal nicht vor Ort, dann besetzte das Dohlenvolk
wieder die für sie fremde Wohnung. Abends kehrte 10
Minuten nach 21 Uhr wieder Ruhe am Nest ein. Unsere Dauergäste
waren zum Schlafen eingeflogen.
Gefiederpflege in der Morgensonne |
leeres Nest mit Mauserfedern |
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Dohlenbesuch |
Man begrüßt sich! |
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Schorsch beim Bruststand?
Dient dies als Vorbereitung
zum Ausheben einer Nestmulde? |
Abendliche Rückkehr
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25. Mai 06 |
Das einschneidendste Ereignis dieses
Tages waren die neuerlichen Ausflüge unseres Schorschs
auf den Dachfirst des Nestgebäudes. Wenigstens zwei
Mal begab er sich auf dieses dünne Parkett. Ob er dort
mit uns nur Verstecken spielen oder ob er sich seinen
„Prachtbau Nest“ mal wieder von außen betrachten wollte, bleibt sein
Geheimnis.
Schorsch auf Abwegen
Diesmal dauerte die Dachpräsenz jeweils
nur wenige Minuten, dann hatte er seine Inspektionsreise
auch schon beendet. Das zweite Highlight des Tages
waren die erneuten Nestbauaktivitäten, die in einer Reihe von
An- und Abflügen gipfelten. Ein kleiner Funke namens
„Bruttrieb“ steckt also noch in unseren Schorschis!
Ein Kommen und Gehen! Heute wird gebaut!
Dies unterstreicht insbesondere die Tatsache,
dass Nummer 6 den vermeintlichen Schorsch in diversen
Stellungen bestieg und mit ihm Liebe praktizierte.
Allerdings merkte man dem Untermann dabei an, dass seine
Sprödigkeit noch immer Schuld an der Erfolglosigkeit der
Liebesbeziehung trägt.
Man gibt sich wenigstens Mühe!
Vor 21 Uhr beendeten Schorsch & Co ihren
Tag, der sich sehr abwechslungsreich und reich an schönen Bildern
gestaltet hatte.
Gute Nacht!
Leider spielte das Wetter abermals nicht
recht mit. Bescheidene 13 Grad Höchsttemperatur, 3 Grad am
Morgen und wenigstens nur 3 Liter Regen heißen die Werte
der heutigen Wetterstatistik. |
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26. Mai 06 |
Die Temperaturspanne bewegte sich heute
nur in engen Grenzen! Dass diese Grenzen allerdings wenig
frühlingshaft zwischen 10 und 14 Grad lagen, unterstreicht
diesen Eindruck. Erschwerend kam noch hinzu, dass gleich wieder
20 Liter Regen auf Feld, Flur und unsere Schorschis
niederprasselten.
Leider gab es beim Gästebuchbetreiber
auch heute immer wieder Schwierigkeiten, die unsere Nutzer
auf Trab hielten. Insgesamt erhielt man aber dennoch einen
kompletten Eindruck über den Tagesablauf unserer Helden. Regen,
Regen und kein Ende! Wer hat denn da schon Lust, sich viel auf
Reisen zu begeben? Da bleibt man lieber zu Hause und macht
das Beste aus dieser verfahrenen Situation. So hatte das schlechte
Wetter wenigstens für uns auch positive Seiten. Die Schorschis
zeigten sich wenigstens lange am Nest, auch wenn die
Sichtscheibe des Kameragehäuses meist mit Regentropfen benetzt war.
Man räkelt sich im Morgenlicht..
Regen, Regen, Regen
Nun brauch ich doch schnell was zum Fressen!..
Hallo, wo seid ihr alle! |
Ist mir jetzt schlecht! |
Für heute machen wir Schluss! |
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27. Mai 06 |
Leider blieben die Schwierigkeiten in
der Erreichbarkeit des Gästebuches weiter bestehen!
Danke, dass Sie dennoch so viel Verständnis aufbrachten und
die Situation meistern halfen. Es kommt bestimmt der Tag, an dem
alles wieder wie gewohnt funktionieren wird. Von der Wetterfront
– dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen – gibt es eine
kleinen Hoffnungsschimmer zu vermelden. Der Regen
erbrachte heute nur noch 3 Liter pro Quadratmeter und bei den
Temperaturen gab es einen eindeutigen Aufwärtstrend.
Mit 19 Grad wurde die Schallmauer von 20 Grad nur knapp verpasst und
auch die Nacht präsentierte sich bei 13 Grad regelrecht mild. So
kann es weitergehen. Jedoch verkünden die Wetterprognosen
nichts Gutes für die nächsten Tage! Es soll nämlich wieder
kälter werden.!
Bei Sonnenschein und damit in Verbindung
zu bringender guter Thermik wagte sich wieder einmal ein
ungebetener Gast in den Luftraum über der Stadt! Oder
waren es sogar mehrere derartige Gäste? Man konnte es nur an der
Reaktion der Nestbesetzer ablesen, dass im wahrsten Sinne
des Wortes etwas in der Luft lag.
Luftalarm
Dass man sich danach von Stress und Aufregung
erholen musste, musste dabei nicht überraschen. Schorsch & Co.
erweiterten ihren Stundenplan durch kreuzweises Kuscheln und
konnten auch danach nicht so recht voneinander lassen.
Harmonie im Nest!
Wie gewohnt schwebte man nach langen Fehlzeiten am Nest gegen
20:45 Uhr wieder zur Übernachtung ein.
Abendliche Einkehr
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28. Mai 06 |
Der Tag zeigte sich noch relativ warm
mit seinen 10 bis 19 Grad. Was aber an Regen erneut
vom Himmel kam, war alles andere als angenehm. 18 Liter auf
den Quadratmeter in den Morgen- und Vormittagsstunden ließen keine
Frühlingsgefühle aufkommen.
Das Gästebuch meldete heute
Totalausfall! Keiner konnte einen Beitrag posten, so dass zum
ersten Mal in der Geschichte dieses wichtigsten
Kommunikationsorganes unserer User kein Eintrag passierte und
Schorsch und Nummer 6 einen geruhsamen Tag begingen. Außer Regen
nichts gewesen, könnte man als Motto dieses
Sonntages herleiten. Man verpasste vor dem heimischen Ofen
wirklich nicht viel. Unsere beiden Nestinhaber kehrten ihrer
Wohnstube allerdings für die meiste Zeit den Rücken und trotzten im
Gelände den Unbilden der Witterung. Bleibt zu hoffen, dass Sie
(meine lieben Leser!) sich morgen in gewohnter Weise wieder melden
können.
Regen, Regen, Regen
Regenschirm gefällig? |
Rückkehr zum Nest! |
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29. Mai 06 |
Das Gästebuch läuft wieder! Man kann nur
grob erahnen, welche Bedeutung dieses Kommunikationsorgan
für unsere Seherinnen und Seher inzwischen gewonnen hat. Dass
technische Störungen, die allein vom Gästebuchanbieter zu
verantworten waren, uns für knapp zwei Tage vom Gästebuch
ausschlossen, konnten die meisten nur schwer verkraften. Dafür
waren die Reaktionen bei der „Wiedereröffnung“ umso
herzlicher und ließen große Erleichterung aufkommen. In
diesem Falle von ausgesprochenen Entzugserscheinungen zu
reden, halte ich für durchaus legitim.
Mein letzter Aufruf an die „stummen
Leser“, durch einen Eintrag ins Gästebuch mit
Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und neue
Freundschaften zu knüpfen, hat erfreulicherweise schon zu
ersten Erfolgen geführt und wir konnten einige „Neue“ im
Gästebuch begrüßen. Vielleicht bringt ein zweiter Aufruf hier im
Tagebuch noch einen weiteren Zuwachs in der Schar der
Freunde unserer Website. Ich würde mich sehr freuen,
wenn noch viele ihren inneren „Schweinehund“
überwinden und ein kurzes Lebenszeichen durch einen
Eintrag im Gästebuch senden könnten. Wer die täglichen
Einträge durchblättert, gewinnt unter anderem einen
hervorragenden Überblick über die Geschehnisse an
zahlreichen Webcam-Storchennestern und ist dadurch immer
bestens informiert, erhält Anregungen, kann Fragen
stellen und Antworten erwarten. Liest man dann noch das ausführliche
und informative Tagebuch (dies soll kein Eigenlob sein!),
sind Sie, werter Leser, im Vergleich zu anderen Angeboten dieser Art
bestens bedient! Deshalb lohnt es sich, bei uns zu
„landen“, auch wenn es keinen eigenen Nachwuchs im Dinkelsbühler
Storchennest zu bestaunen geben wird.
Spricht man von den Schorschis, darf man
das Wetter erneut nicht außer Acht lassen. Die
Temperaturen bewegten sich im Verlauf des Tages zwischen 7
Grad in den Morgenstunden und gerade mal 13 Grad in den
Nachmittagsstunden. Dazu gab es mit 15 Litern auf den
Quadratmeter abermals reichlich Regen und dies machte den Tag
in dieser Kombination für Mensch und Tier nicht gerade angenehm.
Von Schorsch und Co. gab es wenig zu
sehen. Beide verbrachten die meiste Zeit des Tages
außer Haus und zeigten sich nur am Morgen sowie beim
abendlichen Einflug am Nest. Dabei fiel heute auf, dass sich
Schorsch bei Übertragungsbeginn um 5 Uhr schon
allein in der Storchenwohnung befand, Nummer 6
also schon zu dieser frühen Stund das Weite gesucht
hatte. Ob es am aufkommenden Hunger oder an einer anderer
Unwägbarkeit lag, sei dahingestellt. Dafür war man bereits um
19:45 Uhr bei strömendem Regen wieder im Nest vereint.
Schorsch zu früher
Stunde schon allein |
Sie stehen schon
wieder im Regen! |
Ich nutzte die Ruhe im Dinkelsbühler
Storchennest, um meinem „Hausnest“ im Feuchtwanger Ortsteil
Mosbach einen Besuch abzustatten. Mit der Freiwilligen
Feuerwehr meiner Heimatstadt hatte ich kurzfristig für
morgen einen Beringungstermin vereinbart. Nachdem ich
zuletzt am 19. Mai dem Jungenquartett einen
Besuch abgestattet hatte, wollte ich mich über die
Verhältnisse vor Ort noch einmal kurz informieren. Im
Tagebuch können Sie unter dem Eintrag vom 19. Mai einen
Bericht mit Bildern zur damaligen Situation lesen.
Ob das Nesthäkchen die letzten 10
Tage unbeschadet überstanden hatte, war für mich mehr als
fraglich. Deshalb begann ich mit etwas Herzklopfen den
Aufstieg auf den Mosbacher Kirchturm, um von dort einen
Einblick in das Nest auf dem Kamin der ehemaligen
Molkerei zu gewinnen. Was ich dort schließlich zu sehen bekam,
übertraf meine Befürchtungen bei Weitem. Im Nest
stand das Weibchen des Paares. In der geräumigen Nestmulde
lagen neben einem noch lebenden Jungen zwei tote
Jungstörche, die nach dem Zustand ihrer Körper
schon vor einigen Tagen verendet und in der Zwischenzeit
ein Stückchen in den Nestboden eingesunken waren.
Ihrem Entwicklungsstand nach zu urteilen, waren sie im
Alter von knapp vier Wochen gestorben. Das Nesthäkchen
vom 19. Mai dagegen konnte ich nicht ausmachen, es musste
wohl schon vorher verendet oder über den Nestrand
abgeworfen worden sein. Die nun tot im Nest liegenden
Jungen waren wohl für beide Altstörche bereits zu
schwer, um auf natürliche Weise entsorgt werden zu
können. Bei etwa vier Pfund Gewicht gelang es den Eltern
nicht mehr, die Kadaver an und über den Nestrand zu
hieven. Dennoch nahm ich mir vor, die toten Störche bei meinem
morgigen Beringungstermin aus dem Nest zu entfernen. Eine eigene
Aktion, die lediglich die Entnahme der toten Störche
zum Ziel gehabt hätte, hätte ich nicht unternommen. Solche
Zwischenfälle gehören im Storchenleben sowie im
Vogelleben ganz allgemein zu den Normalitäten und ereignen
sich alljährlich in millionenfacher Weise. Kein Mensch
käme dabei auf die Idee, derartige natürlichen Vorgänge in
irgendeiner Weise beeinflussen zu wollen oder gar
beeinflussen zu müssen. Bleibt ein toter Vogel im Nest,
geht er eben den Weg allen Fleisches: Er verwest durch
die Witterungseinflüsse, wird mit Nistmaterial langsam
überbaut und wird bei hohen Temperaturen schon nach
wenigen Tagen Teil des Nestes. Überlebende
Junge – so wie in unserem Falle – werden weiter von den
Eltern mit Nahrung versorgt, sie kümmern sich in gleicher
Weise wie vorher um ihren Nachwuchs und nehmen in keiner Weise
Anstoß an den toten Körpern. Warum sollte man da
seinen menschlichen Reinigungsfimmel auf Wildtiere
übertragen, nur weil es Herrn oder Frau Saubermann missfällt,
mit einem Toten im selben Bett zu liegen? Bitte liebe Leser,
unterscheiden Sie doch immer zwischen menschlichen und
tierischen Verhaltensweisen. Nicht alles, was man aus
menschlicher Sicht für richtig erachtet, stellt für Wildtiere
einen Segen dar. Was ich da in Mosbach sah, passiert in
jedem Storchennest irgendwann einmal. Bei vielen geschieht dies
sogar in jedem Jahr. Häufig sind es kleinere Junge, die
plötzlich sterben und – auch noch lebend - von Papa und Mama Storch
über Bord geworfen werden. Ab einem Alter von drei bis vier Wochen
fällt es den Eltern aber schwer, die Beseitigung auf beschriebene
Wiese vorzunehmen. Dann bleiben die Leichen eben da, wo sie
gerade sind. Millionen von Jungmeisen wachsen auf den
Kadavern ihrer verstorbenen Geschwister zu putzigen
und vor Gesundheit strotzenden Federbällchen heran und selten kam
jemand auf die Idee, bei Schlechtwetter alle Meisennistkästen oder
Baumhöhlen nach Kadavern abzusuchen und für deren Entsorgung zu
sorgen. Erst nach der Brutzeit – wenn überhaupt – werden bei
Reinigungsarbeiten im Meisenrevier die vertrockneten und
mumifizierten Jungmeisen vorgefunden und bemerkt. Bei 99,9
Prozent aller Storchennester liegen die Verhältnisse
ebenso. Wer bemerkt schon einen toten Jungstorch in einem
Nest im südpolnischen Szcrywzce? Wen interessieren die
Vorgänge in einer Storchenwohnung auf dem Kirchturm von
Wilburgstetten, die keine Überwachungskamera Tag und Nacht
beobachtet? Also lassen wir die Kirche doch bitte im Dorf und Papa
und Mama Storch das tun, was sie tun können. Und wenn sie es nicht
schaffen, ihre Jungen aus dem Nest zu werfen, bleiben diese eben
drin. Da muss sich keiner aufregen und keiner
Beschimpfungen über sich ergehen lassen oder solche von sich
geben. |
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30. Mai 06 |
Kaum hatte ich meinen gestrigen
Eintrag verfasst, da überschlugen sich die Ereignisse
am Storchennest von Isny, einem Standort, von dem seit
Jahren Bilder einer Webcam das dortige Storchenpaar bei ihren
meist vergeblichen Versuchen, Junge aufzuziehen,
beobachten. Vier Junge in einem ähnlichen
Entwicklungsstand wie die Mosbacher Jungen waren heute
plötzlich allesamt im Nest verendet. Das geschieht nun schon
seit Jahren immer wieder, es kommt jedes Mal zu heftigen
Diskussionen und Beschimpfungen. Dabei ist es das Normalste von
der Welt, dass dort ein Storchenpaar mit dem Nachwuchs
kein Glück hat.
Hier gibt es kein Leben mehr!
Zum einen handelt es sich um ein vom
Menschen abhängiges Storchenpaar, das den Ort nur deshalb nicht
schon längst verlassen hat, weil es den ganzen Winter und
auch regelmäßig während der Brutzeit gefüttert wird. Hätte
man diese Unsitte schon längst beendet, gäbe es
vielleicht kein Storchenpaar mehr in diesem idyllischen Ort im
Allgäu. Aus dem dortigen Gästebuch zitiere ich einen
Eintrag einer Isnyer Bürgerin:
„Heute
Mittag, Storchenspaziergang im Rotmoos: Von Weitem sehe ich unseren
lieben Storchenvater zielstrebig mit dem Futtersack übers Feld
marschieren - aber weit und breit kein Federtier zu sehen! Nur zwei
weiße Hälse schaun aus der Ach raus, die Störche? Sie kommen aus dem
Bach und entpuppen sich als Schwäne, die interessiert zum
Futterplatz watscheln und bald wieder abdrehen, weil Schwanenmägen
andere Speisen bevorzugen! Und die Störche? Unser lieber
Storchenvater ruft laut: "Hansi, komm!" und entweder haben die
beiden ein ausgezeichnetes Hörvermögen oder sehr gute Augen, denn
sie waren grad noch im Nest und schwebten schon nach kurzer Zeit am
Futterplatz im Rotmoos ein. Immer wieder ein tolles Schauspiel! Und
ruck-zuck waren auch alle hungrigen Kollegen versammelt und zankten
sich um die besten Stücke. Viel Appetit schienen mir Romeo und Julia
heute nicht zu haben - leben die von Luft und Liebe? Und schon bald
gings wieder zurück ins heimische Nest. Bei der Gelegenheit wurde
gleich noch etwas Baumaterial mitgenommen, denn es gibt noch viel zu
tun für die beiden...“
Zum anderen zählt das Storchennest von Isny mit rund
700 Metern über dem Meeresspiegel zu den höchstgelegenen
Nestern Deutschlands. Mir ist im Moment kein einziges bekannt,
das noch höher liegt. Die Höhenlage beinhaltet für
mitteleuropäische Verhältnisse einen limitierenden Faktor
bezüglich Ansiedlung und Bruterfolg. Erfolgen solche
Ansiedlungen spontan und ohne tatkräftige Unterstützung des
Menschen, sind sie meist nur von kurzer Dauer und zeitigen
nur in optimalen Jahren, d.h. bei optimalen Klima- und
Nahrungsbedingungen, einmal Erfolge. In Isny
investierte man Tausende von Euros in den
Irrglauben, der Unterbau, auf dem sich das Nest befindet,
sei Schuld daran, wenn alljährlich die Jungen im
Nest verendeten. Das Wasser könne nämlich nicht
aus der Nestmulde abfließen, die Jungen müssten also
jämmerlich ertrinken. Die Baumaßnahme wurde
durchgeführt, doch der Erfolg bleib aus, das
Jungensterben ging weiter. So wird es auch künftig
bleiben! Isny ist auf Grund seiner Höhenlage in einer der
niederschlagreichsten Gegenden Deutschlands kein Storchenort.
Das leidige Füttern im Winter und Sommer suggeriert
hier einem bemitleidenswerten Storchenpaar gute
Bedingungen, die es mit Eiablage und Brut zu belohnen gilt.
Kommt aber die Stunde der Wahrheit, d.h. Regen und
Kälte, dann kommt es regelmäßig zum Fiasko, das
Störche in anderen Gegenden in diesem unserem Lande auch nur mit
Mühe abwenden können. Die Verantwortlichen der Stadt tragen
an diesem Dilemma, wie in allen ähnlichen Fällen, keine
Schuld. Vielleicht tragen sie indirekt Mitschuld, indem sie
durch Ausweisung von Baugebieten oder weiteren Industrieansiedlungen
den Störchen immer mehr Lebensraum und damit Nahrungsflächen
entziehen.
Nun liegen also vier tote Störche im Nest von Isny. Wen
stört es? Viele Seher der Webcam wollen ein sauberes Nest,
obwohl kein einziger von ihnen dort oben in über 700 Metern
über dem Meeresspiegel einziehen will. Die Wohnung ist
nämlich schon besetzt und zwar von Papa und Mama Storch. Sie werden
die toten Jungen selbst entsorgen und wenn dies wegen des
großen Körpergewichtes der Jungen nicht gelingt, bleiben
die Kadaver im Nest. Ich habe dies gestern in meinem Beitrag
über die Mosbacher Katastrophe schon beschrieben. Was soll da ein
Feuerwehreinsatz? Er würde keine neuen Erkenntnisse bringen! In
beiden Fällen – im Mosbacher sowie im Isnyer – ist eine ganze
Palette von möglichen Gründen des plötzlichen Todes
anzuführen.
Die anhaltenden Regenfälle haben dazu geführt, dass an der
Wörnitz so gut wie keine Wiese abgemäht werden
konnte. In einer Zeit, in der in normalen Jahren bereits die
Heuernte abgeschlossen war, konnte noch nicht einmal mit dem
Silieren des Grases begonnen werden. Die Wiesen sind
teilweise überschwemmt und hoch gewachsen. Kein
Storch kann diese Bereiche im Augenblick zur
Nahrungssuche nutzen. Bei reinen Wiesenstörchen sicher
eine Katastrophe. Bei Dauerregen vermeiden es
zudem Altstörche, weite Strecken zu fliegen. Dies wäre
aber bei der vorliegenden Nahrungsknappheit eine
wesentliche Voraussetzung, um weiter entfernt liegende Bereiche
aufsuchen zu können und drittens – und dies ist sicher der
gewichtigste Grund – benötigen zu allem Unglück Störche im
Alter von etwa vier Wochen eine enorm hohe
Nahrungsmenge pro Tag. In diesem Alter erreicht die
Gewichtszunahme ihren stärksten prozentualen Anstieg.
Störche dieser Größe benötigen neben Regenwurm und Co. auch
handfeste Kost in Form größerer Säugetiere (Maus, Maulwurf...).
Doch wo finden Mama und Papa Storch in einer großflächig
überschwemmten Wiese von 50 cm Wuchshöhe ohne alternative
Nahrungsplätze (Weiher) derartige Beute? Sie wissen es: Nirgends!
So paradox es klingt, können mehrwöchige Junge bei der
augenblicklichen Wetterlage in Verbindung mit bisher völlig
ausgefallener Mahd verhungern. Kommen dann noch Faktoren wie
Unterkühlung, Parasitenbefall, Atemwegserkrankungen
und ähnliche Misslichkeiten hinzu, führt dies zu den bisher
eingetretenen Verlusten. Störche kommen mit leblosen und
toten Jungen im Nest zurecht. Man braucht sich nicht einzumischen,
man tut es leider hin und wieder, um nervenden Zuschauern eines
vermeintlichen Spektakels entgegenzukommen.
Mein Gang nach Mosbach anlässlich der heutigen
Beringung wurde durch die Ereignisse von Isny
nicht gerade erleichtert. Ich wusste, was mich erwartete,
suchte jedoch vor dem Eintreffen der Feuerwehr das Gelände
um das Nest noch genauer ab. Dabei stieß ich an der
rückwärtigen Hausfront im frisch gemähten Rasen auf das
Nesthäkchen.
Das abgeworfene Nesthäkchen im Gras
Es konnte erst nach dem Mähen dorthin gelangt sein, also
hatten es die Eltern vielleicht gestern erst
entsorgt, sprich aus dem Nest geworfen. Im Vergleich zu den
toten Geschwistern war es in seiner Entwicklung um Längen
zurückgeblieben. Während ich das Eintreffen der Feuerwehr
erwartete, ging noch ein letzter, schwerer Hagelschauer
nieder, ehe sich für einige Minuten die Sonne zeigte. Bei
Höchsttemperaturen von 12 Grad, einer Tiefsttemperatur von
4 Grad und weiteren 17 Litern Niederschlag konnte sich
der Tag mit seinem Vorgänger durchaus messen.
Die Beringung glich mehr einer Beerdigung. Als erstes
entsorgte ich die toten Jungen in einem mitgeführten
Plastiksack, versah das einzige lebende Junge mit einem
ELSA-Ring, unterzog das Nest einer genaueren Überprüfung, wobei es
keinerlei „Beanstandungen“ gab und zog mich diskret zurück.
Das Drama von Mosbach
Die Kadaver sind beseitigt
Das Männchen hatte zu Beginn im Nest Wache geschoben
und war durch mein Erscheinen auf das benachbarte Kirchenschiff
ausgewichen. Dort blieb es während und auch nach der Beringung
stehen. Kaum hatte sich die Drehleiter wieder zurückgezogen,
erschien nichts ahnend das Weibchen des Paares, landete im Nest und
übernahm nun den Innendienst, wobei es weiter vom Männchen auf dem
Kirchendach beäugt wurde.
Die passende Stimmung zu den traurigen Ereignissen
Meine Reise führte mich anschließend von Mosbach den
gesamten Lauf der Wörnitz entlang bis zu ihrer Mündung
in die Donau. In Donauwörth hatte ich am Abend
einen weiteren Termin am Storchennest auf einem Kamin
des Klosters „Heilig Kreuz“. Unterwegs warf ich jeweils kurze
Blicke auf die Nester der anderen Wörnitzstörche,
doch das miese, sehr kalte Wetter ließ mich wenig Bemerkenswertes
erfahren. Meist lag ein Altstorch im Nest und an kaum einem Ort
waren Junge zu entdecken. Stets versuchte ein Altstorch seine
Nachkommen vor den Unbilden der Natur zu schützen. In Schopfloch
unweit von Mosbach sollte der Schlupf der Jungen in den
kommenden Tagen bevorstehen. Bei einem solchen Brutverlauf kann
man von Glück sprechen, wenn der Nachwuchs die kritische Zeit mit
ihren schlimmen Witterungsbedingungen im Ei überleben kann. In
Wittelshofen haben immerhin drei Junge bisher überlebt
und blickten mir heute offenbar gesund ins Spektiv. Von einem
Wassertrüdinger Nachwuchs war bei der Durchfahrt nichts zu
erkennen, lediglich ein Altstorch lag tief geduckt im Nest. Ebenso
lag der Fall in Oettingen. In Munningen kann sich das
Storchenpaar über mindestens dreifachen Nachwuchs freuen, in
Rudelstetten haben zwei Junge überlebt. Kurz vor
Donauwörth überraschte mich endlich noch das Paar in Ebermergen.
Hier konnte ich vier gesunde Junge zählen.
Die lange Fahrt entlang der Wörnitz hätte mich fast meinen Termin in
Donauwörth gekostet. Doch kurz vor dem vereinbarten Termin fuhr ich
vor der Klosteranlage vor. Pünktlich erschien dann auch die
Freiwillige Feuerwehr der Donaustadt, die mit ihrer Besatzung für
die gute Sache unentgeltlich zum Einsatz kam.
Dank an die Donauwörther Feuerwehr
Herr Luff, der rührige Horstbetreuer des Landesbundes
für Vogelschutz, hatte alles bestens organisiert, so dass die
Beringung der drei Jungen zügig über die Bühne ging.
Annäherung an das Objekt
Die knapp fünf Wochen alten Nachkommen des
Storchenpaares ließen die Prozedur in Akinese über sich
ergehen. Derweil beobachtete das Männchen alles seelenruhig von
einem Nachbarkamin, ehe es sich sofort nach Abschluss der Aktion
wieder im Nest gemütlich machte. Zwei Auffälligkeiten verdienen noch
eine besondere Erwähnung: Eines der abgelegten Eier
erwies sich als unbefruchtet und wurde von ihrem
Tagebuchschreiber für Museumszwecke geborgen. Außerdem
fand sich im Nest eine Unzahl von
Schnirkelschnecken, die wohl bei den letzten Fütterungen
ausgewürgt, von den Jungen aber verschmäht wurden.
Die Drillinge, ein Ei und viele Schnecken
Nach diesem ersten Beringungstag der Saison 2006 fuhr
ich die 80 Kilometer zurück nach Feuchtwangen, nicht ohne
durch zwei gewaltige Gewitterfronten mit Starkregen fahren zu
müssen, die das Vorwärtskommen zusätzlich erschwerten.
Zu Hause angekommen zeigte mir ein Blick ins Dinkelsbühler
Nest, dass meine Freunde schon ihren Schlafplatz
aufgesucht hatten und sich für die Nacht einzurichten begannen.
Dies erfolgt schon seit geraumer Zeit in der Weise, dass bald
nach der Landung einer der Partner die liegende Stellung
einnimmt, während der andere im Stehen die Nachtruhe einläutet.
So war das Thema „Regen“ auch für die Schorschis
das alles bestimmende Thema des Tages. Gelegentlich mochte man den
stimmungsvollen Schnappschüssen sogar noch schöne
Seiten abgewinnen, wusste man ja auch dabei, dass es die Alten
nicht sonderlich beeinträchtigen würde. Was Regen, Kälte und deren
Begleiter aber alles anrichten können, hatte der heutige Tag sehr
anschaulich und überdeutlich sichtbar gemacht. Der einzige Ausweg
– und ich hoffe, dass Sie meinen Zynismus in diesem Fall für
berechtigt anerkennen – wäre es, alle Storchennester nach
der Eiablage mit einer Drehleiter anzufahren, die
Fortpflanzungsprodukte zu entnehmen, diese
anschließend einigen Brutmaschinen zu übergeben, die
später ausschlüpfenden Jungen von Hand aufzupäppeln
und nach Erreichen der Flugfähigkeit an geeigneter Stelle
auszuwildern. Ich garantiere Ihnen eine fast 100%-ige
Überlebensrate. Sind doch prächtige Aussichten! Denken
Sie einmal darüber nach und bedenken Sie auch, dass viele
Reaktionen, die wir bisher bei Todesfällen im Nest schon erleben
durften und mussten, ganz eindeutig in diese Richtung gehen.
Guten Morgen, ihr Langschläfer!..
Nasse Angelegenheit
Im strömenden
Regen |
Nässe kann auch
schöne Bilder zeichnen |
Es regnet Bindfäden..
Nestkorrekturen
Nummer 6 beim Stretchen |
Da scheint doch glatt die Sonne! |
|
|
In der
Regenpause |
Vor dem Schlafengehen noch
ganz schnell zur Toilette! |
|
|
31. Mai 06 |
Kein Tag ohne neue Hiobsbotschaft! Nun
hat es die Jungstörche im Nest von Wangen, ebenfalls
im Allgäu gelegen, erwischt. Es gibt seit gestern dort
auch kein Leben mehr im Nest.
Kein Leben mehr im Nest von Wangen
Es gilt im Prinzip das Gleiche wie für die
Nachbarstadt Isny. Lediglich waren die drei Jungen gut 14
Tage alt und damit deutlich jünger als ihre Nachbarn. 15
Kilometer westlich von Isny beträgt die Höhenlage der Stadt
Wangen immerhin auch noch beachtliche 560 Meter
über dem Meeresspiegel, eine Höhe also, die 99 Prozent der
deutschen Storchennester nicht erreichen. So darf es
nicht verwundern, wenn Störche dort häufiger ohne
erfolgreiche Brut auskommen müssen als in den
Niederungsgebieten und großen Flusstälern. Solche
Pionierstandorte werden immer „exotisch“ bleiben und nur
gelegentlich mit erfolgreichen Bruten aufwarten
können. Bleiben die Verhältnisse schlecht, wird ein solcher Platz
auch schnell wieder verlassen. Im Zeichen eines
Populationsdruckes, wie er im Großraum um den Bodensee
angesichts zahlloser Aufzuchtstationen zweifellos besteht
(Salem etc.), sind die genannten Ausreißer in extrem
suboptimale Lebensräume (Isny, Wangen) immer möglich.
Dafür spricht auch die Tatsache, dass beide Orte erst in jüngerer
und jüngster Zeit erstmals von Störchen entdeckt wurden.
Erfreulich entwickeln sich die
Geschehnisse dafür an einigen anderen Orten. So kann in
Bornheim/Pfalz von zwei bislang störungsfreien
Brutabläufen berichtet werden, die heute in der Beringung
von drei Jungen im Nest Bornheim 1 sowie in der Kennzeichnung von
vier Jungen im Nest Bornheim 2 gipfelten. Walter Feldt,
ebenfalls Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell nahm die Beringung
vor.
Beringung der Jungen in Bornheim 1
Fällt Ihnen auch auf, dass unsere Schorschis
seit einigen Tagen auf den Vollzug des Geschlechtsaktes
vollkommen verzichten? Die letzten derartigen
Aktionen stammen vom 25. Mai. Seitdem hatten
Schorsch und Nummer 6 keinen Sex mehr miteinander. Nimmt man
den Ankunftstag von Nummer 6 – es war der 6. April – kommen beide
immerhin auf 50 Tage eheliches Miteinander. Dies
verdient die Bezeichnung „bemerkenswert“, aber leider, wie
wir alle wissen, ohne Erfolg. Diese extrem lange Dauer
sexueller Aktivität liegt dabei darin begründet, dass keine Eier
produziert wurden und demnach bis zur Erschöpfung weiter gevögelt
werden durfte. Im Normalfall ist mit der „Vögelei“
nach knapp drei Wochen Schluss, da nach Ablauf dieser Frist
ein komplettes Gelege gezeitigt ist. So wurden die Schorschis
über Gebühr gefordert, denn bei jedem Blick ins Nest sahen
sie kein Ei dort liegen. Also galt es, solange weiter zu machen, bis
die Hormone ihre Arbeit beendet hatten. Das war bei
unserem Paar eben so um den 25. Mai herum. Hätte es mit einer Brut
geklappt, hätte man nach gut 14 Tagen das erste Ei gelegt und nach
weiteren 8 Tagen hätten wir dann das fast obligatorische
Fünfergelege im Nest liegen sehen. Hätten!?...
Es kam ganz anders und die Schorschis hatten 50
Tage Gelegenheit!! Und dennoch oder gerade deshalb blieben sie
erfolglos.
Im ersten Morgenlicht um 5 Uhr begann
auch heute die Übertragung der Bilder aus dem Nest. Man sah sie
einträchtig nebeneinander stehen.
Im ersten Morgenlicht
Es schien so, als ob Nummer 6 diesen Moment
noch abwarten wollte, denn unmittelbar danach flog er bereits in die
Nahrungsgründe ab und Schorsch konnte sich nach Herzenslust
im Nest austoben. Dabei sah man ihn wie ein junges Fohlen
aufgeregt im Nest herumhüpfen.
Den Schorsch sticht der Hafer!
Ein Luftalarm sei an dieser Stelle als
Höhepunkt des Tages nicht unterschlagen. Zuerst gab Schorsch
sein Bestes, bis Nummer 6 zur Unterstützung eintraf und schließlich
die Gefahr gebannt wurde.
Schorsch in Aktion
Gemeinsam klappert es sich besser!
Der Abend senkte sich für unser Duo
schon früh! Man hatte sich schon kurz nach 20 Uhr zur
Übernachtung eingefunden. Eng aneinander gekuschelt sank man
schließlich in den wohl verdienten Schlaf.
Frühzeitig
zur Übernachtung zurück |
Die Nacht kann kommen |
Zur besseren Koordination der kommenden
Beringungstermine unternahm ich nach der Schule eine
Ausfahrt zu den Altmühlstörchen. Bei einigen Nestern
waren mir die Brutverhältnisse noch nicht bekannt.
Außerdem war es wichtig, das Alter vorhandener Junge
zu ermitteln, um dann den geeignetsten Zeitpunkt für den
Feuerwehreinsatz zu ermitteln. Diese Aufgaben sind
überaus zeitraubend und erfordern oft mehrere Fahrten
zu den Storchenorten. Da ist das eigentliche Beringen
oft die leichteste Übung. Nach den gestrigen knapp 200
Kilometern (mit einigen Umwegen!) standen heute abermals rund
150 Kilometer auf dem Programm. Leider entwickelte sich
das Wetter erneut nicht in meinem Sinne. Nach kalter Nacht
mit nur 4 Grad kamen die Temperaturen nicht über 10 Grad
hinaus. Wenigstens hielt sich die Regenmenge mit nur 1
Liter im bescheidenen Rahmen.
Gerade die Höchsttemperatur von nur
10 Grad brachte es mit sich, dass an allen Orten, die ich
passierte, jeweils ein Altstorch die kleinen Jungen
huderte. So sah ich lediglich in Triesdorf bei einer
Brutablösung und der anschließenden Fütterung mindestens drei
knapp 14 Tage alte Junge. Im benachbarten Ornbau
lag einer der Alten ebenso im Nest wie der in
Merkendorf. Die Liste lässt sich ruhig weiterführen. In Alten-
und in Neuenmuhr sowie in Gunzenhausen und
Gundelsheim ergab sich das gleiche Bild. Dort, wo man
Junge sah, waren diese schon wesentlich größer und wurden deshalb
auch nicht mehr von den Eltern gewärmt. In Windsfeld sind es
mindestens zwei Junge und in Trommetsheim sollten es
ebenfalls mindestens zwei Junge sein. An den
letztgenannten Orten wird die Beringung innerhalb der
kommenden Woche auf dem Programm stehen. Zum Glück darf ich
einige Ferientage genießen, so dass diese Zeit wenigstens
nicht vom Schulstress belastet wird und ich den Kopf für
meine Störche etwas frei bekomme. Natürlich wird Ihnen im
Tagebuch nichts von meinen Unternehmungen entgehen
und auch zu wichtigen Ereignissen in anderen Nestern
werde ich an dieser Stelle immer wieder Stellung beziehen.
Freuen Sie sich schon jetzt auf die weiteren Einträge im
Tagebuch! |
|
1. Jun. 06 |
Weitere gute Nachrichten sind zu
vermelden! Im Horst von Vetschau ist das zweite Küken
geschlüpft. Ein Schlüpfintervall von 5 Tagen ist dabei
als ungewöhnlich zu betrachten und nur damit zu erklären,
dass ein oder zwei weitere Eier des vermeintlichen Vierergeleges
unbefruchtet geblieben sind. Hier bleibt es also weiterhin
spannend, ob und wie viele Junge noch zum Vorschein kommen.
Die kalte Witterung erreichte am Tag des
meteorologischen Sommeranfangs ein neues Rekordtief.
Nur für wenige Minuten wurde an der 10-Grad-Marke gekratzt,
sonst blieben die Werte deutlich darunter. Mit 4-8 Grad über
die meisten Stunden des Tages wurden örtlich die tiefsten je an
einem 1. Juni gemessenen Höchsttemperaturen erreicht. Ein Rekord der
besonderen Art! Bei solchen Zahlen fallen die 5 Liter Regen auf den
Quadratmeter kaum noch ins Gewicht.
So paradox es klingen mag, bedeutet
dieser Witterungsverlauf für ganz kleine Storchenjunge
keine so große Gefahr wie für die jetzt schon drei bis vier Wochen
alten Jungtiere. Im Gegensatz zu letzteren werden die kleineren
Jungen noch voll von den Eltern gehudert, während die
größeren nicht mehr in den Genuss dieses lebenden
Wärmespenders kommen. Außerdem ist der Nahrungsbedarf
für das Jungvolk wesentlich geringer und die
eingeschränkte „Fluglust“ der Eltern bei Regen und Kälte nicht
von so dramatischen Begleiterscheinungen geprägt wie in den Fällen
Isny, Wangen, Mosbach.....!
Nach ausführlicher Morgengymnastik
flogen die Schorschis in die Nahrungsgebiete um die
Wörnitzstadt. Sie trotzten dem Regen teilweise auch in
luftige Höhe über den Dächern von Dinkelsbühl und wechselten
dazwischen immer wieder in Bereiche außerhalb der Stadt. Zur
Abendstunde kehrte man einträchtig zurück zum Nest und
machte es sich im Doppelbett gemütlich.
Morgengymnastik
Der bekannte
Regen |
Die Nässe kann
ganz schön nerven |
|
|
Da richten wir doch lieber
unser Zuhause her... |
...oder verduften
lieber |
Im Doppelbett ist es besonders nett! |
|
2. Jun. 06 |
Das Sterben geht weiter! Das, womit vor
Tagen noch niemand rechnen konnte, geschah für alle überraschend
dennoch. Als am 31.5. in Bornheim 1 das Storchentrio beringt
wurde, konnte niemand ahnen, was sich heute an diesem Nest
abspielte. Als schon am Vorabend ein Junges keine Regung
mehr zeigte, musste man Schlimmes befürchten. Diese
Befürchtungen fanden dann in den Morgenstunden ihre
Bestätigung. Ein Mitglied der Dreierbande war tot.
Mit 5 Wochen war es ohne Vorankündigung gestorben.
In Bornheim
beginnt das Sterben!
Das erste Opfer ist entfernt
Das zweite Junge stirbt
Nach Entnahme des „Zweitopfers“ verbliebener Überlebender
Was auch ohne Webcam alljährlich in
gleicher Weise an ungezählten Storchennestern passiert, nimmt
nun unter der Mitschau Tausender eine Eigendynamik an, der sich die
Verantwortlichen nun im Bornheimer Fall nicht entziehen konnten oder
wollten. Wer will schon bei laufender Kamera seinen treuen
Sehern den Verwesungsprozess eines Jungstorchs in
bester Bildqualität zumuten? Also tut man, was man in einem
anderen Fall sicher gelassen hätte oder überhaupt nicht bemerkt
hätte: Man greift ein und beruft sich – sicher mehr als eine
Schutzbehauptung – auf das Naturschutzgesetz. Als
wenige Stunden später auch noch ein zweiter Jungstorch in
diesem Nest das Zeitliche segnet, eskalieren die
Ereignisse weiter und erhöhen den Handlungsbedarf
der Betreiber einer großartigen Webcam und einer
ausgezeichneten Homepage. Dass man für kurze Zeit die
Übertragung weiterer Bilder aussetzte, ist
verständlich, beweist aber, unter welchem Druck die
Storchenfreunde vor Ort standen. Solche Situationen wünscht man sich
sicher nicht herbei, sie beweisen aber auch, dass diese Art der
Peep-Show für Anbieter und Seher mit einem enormen Druck
verbunden sein kann.
Nun werden mich sicher einige fragen, wie
ich in einem solchen Fall im Dinkelsbühler Nest entschieden hätte?
Solange ein Storchenpaar uneingeschränkt
handlungsfähig ist (beide Partner versorgen die Jungen, kein
Altvogel ist nachweislich tot oder kann das Nest nicht mehr
anfliegen) – und das war beim Bornheimer Paar der Fall – hat es mit
allen Vorgängen am Nest selbständig klarzukommen. Das
bedeutet: Sterben ein oder mehrere Junge, kann es nur Aufgabe der
Storcheneltern sein, die Situation zu meistern.
Nachhilfe durch den Menschen in Form einer Beseitigung
der Jungen ist nicht erforderlich. Die Kadaver werden
von den Eltern über Bord geworfen oder – so wäre es in
Bornheim passiert – verwesen in der Nestmulde. Nach
mehr oder weniger Tagen wird man von den toten Jungen nichts mehr
sehen, sie sind im Nest „verschwunden“. So schön, so gut, wäre da
nicht die Webcam!
Man kann die Übertragung für die Zeit
des Verwesungsprozesses einfach unterbrechen, dann
beruhigen sich die Gemüter schnell wieder. Tut man dies
nicht, gibt es unendliche Beschimpfungen!
Räumt man auf, ist man schnell ein Held, wird mit
Lobes- und Dankadressen überhäuft und man geht schnell zur
Tagesordnung über. Kurzum: Ereignet sich ein ähnlicher
Fall in Dinkelsbühl, wird nicht eingegriffen. Einzige Ausnahme:
Wenn der Todesfall vor einer möglichen Beringung eingetreten ist und
noch lebende Junge im Nest verblieben sind,
können eventuelle Kadaver
bei dieser Gelegenheit beseitigt werden.
So weit die Theorie!
Wie es dann sein wird, wenn der Fall X wirklich
eingetreten ist, ist allerdings ein anderer Fall. In diesem Jahr
sind wir ganz sicher vor solcher Unbill geschützt
Auch in Schrobenhausen geht das
Sterben munter weiter! Von sechs (!) ausgeschlüpften
Jungen lebten gestern gerade noch drei. Selbst bei
dieser hohen Verlustquote ist das momentane Ergebnis immer
noch überdurchschnittlich und sollte all die beruhigen, die
bei unseren Lieblingen immer die Zahl der gelegten Eier mit der Zahl
ausfliegender Jungen gleichsetzen wollen. Die Natur ist kein
Zuchtbetrieb! Solche Erfolge lassen sich selbst unter
Stallbedingungen nur im Idealfall erreichen und von intensiver
Stallhaltung halten wir – und da spreche ich sicher im Namen vieler
– auch nichts.
Im Schnitt der letzten 100 Jahre
und ermittelt an Tausenden von Storchennestern bewegt sich
die Jungenzahl, bezogen auf alle ein Nest während der
Brutzeit besetzenden Störche, um die 2! Selten leicht
darüber, meist sogar leicht unter dieser magischen Zahl. Da
Störche im Regelfall zwischen vier und fünf Eier
legen, können Sie sicher selbst am besten abschätzen, was sich in
den zwölf Wochen, die Bebrütung und Jungenaufzucht beanspruchen, in
den Nestern so abspielt. Da passieren Dinge, die aus menschlicher
Sicht schrecklich, grausam oder einfach unerhört sind. Wer
allerdings solche Maßstäbe anlegt, hat schon verloren und sollte
schleunigst sein Metier wechseln oder schnellstens
lernen, dass man Vorgänge in der Natur auf
keinen Fall mit menschlichen Denkweisen in Verbindung bringen
sollte. Tiere sind nicht vernunftbegabt oder vernunftgesteuert,
sondern handeln rein instinktiv. Ob Junge sterben oder überleben,
ist den Eltern, mit Verlaub gesagt, dabei „schnurzegal“! Sie müssen
es so nehmen, wie es kommt! In jedem Fall greifen sofort
entsprechende Handlungsabläufe und Verhaltensmuster, die ihnen
angeboren sind und gegen die sich kein Tier wehren kann.
Unsere beiden Alten in Dinkelsbühl haben
damit in diesem Jahr keine Probleme. Sie kümmerten sich nach
längerer Pause wieder einmal um das Nest, bauten an
dieser oder jener Ecke etwas herum und an einem Hauch frischen
Grüns konnte man erkennen, dass irgendwo im Umland
Dinkelsbühls ein kleines Rasen- oder Wiesenstück trotz
widrigster Umstände gemäht wurde.
Morgendliche Nestbauaktionen
Frisches Grün mit Schneeflöckchen!
Die Schorschis nutzen derweil die Zeit
ihre Kleingefiedermauser auf Vordermann zu bringen. Das
Nest präsentiert sich wie in den Vorjahren um diese Jahreszeit
mit „Schneeflöckchen“ geziert. Ansonsten machten sich Georg
und sein Partner rar im Nest. Mit Schorschs Abflug gegen 14:30
Uhr endete die heutige Präsenz und es begann ein
langer Abend mit einer ebenso langen Wartezeit.
Das war es für heute am Rathausnest!
Als die gewohnte abendliche Anflugzeit schon
längst verstrichen war, rechnete niemand mehr mit einem Auftauchen
unserer Störche. Und so kam es auch. Zum ersten Mal seit
Monaten blieb das Nest in der Nacht ohne einen
Gast.
Das Nest blieb leer!
Die ersten Sorgen machten sich breit,
jedoch gab es auch Stimmen, die mit einer Rückkehr der
beiden am nächsten Tag sicher rechneten. Wo könnten sie aber
abgeblieben sein? Eine Übernachtung auf einem Nachbarkamin oder
Nachbarhaus im direkten Umfeld des Nestes, so wie es Störche beim
Vorhandensein größerer Jungen stets praktizieren, konnte
ausgeschlossen werden. Sie konnten also nur an einem anderen Ort
gewesen sein. Und da hatte ich auch so eine Idee!
Im vergangenen Jahr erhielt ich von
einem großen Autohändler, dessen Betrieb in Lehengütingen
– etwa 4 km nordwestlich von Dinkelsbühl – angesiedelt ist, einen
Anruf, ihn in Sachen „Nisthilfe für Störche“ auf seinem
Gelände zu beraten. Er schlug damals vor, ein Wagenrad auf
einem etwa acht Meter hohen Beleuchtungsmast installieren zu
wollen. Ich wollte ihm nicht abraten, gab aber zu bedenken, dass die
Storchenpaare im benachbarten Schopfloch sowie in Dinkelsbühl
möglicherweise das künftige Nest und eventuelle Bewohner nicht so
gerne dulden könnten. Nach einigen Modifizierungen wurde die
Maßnahme durchgeführt und im Herbst des
vergangenen Jahres auch an besagter Stelle installiert.
Vor einigen Tagen bekam ich einen erfreuten Anruf von Ulrich
Schülein, dem Chef der Autovertretung, dass sich heuer bereits ab
und zu, meist nur für wenige Minuten, Störche im Kunstnest hätten
blicken lassen. Vor einigen Tagen gab es sogar Besuch von
zwei Störchen am Nest, die sich darüber hinaus mit zwei weiteren
Fremdstörchen auseinander zu setzen hatten. Sollten Georg und
Partner vielleicht?
Die mögliche Zweitwohnung in Lehengütingen |
|
3. Jun. 06 |
Der erste Schnappschuss des
beginnenden Tages bestätigte noch einmal, dass das Nest in der
Nacht unbesetzt geblieben war.
Niemand zu Hause!
Der Aufenthaltsort der beiden
Ausreißer konnte aber am Vormittag schnell aufgeklärt
werden. Herr Schülein aus Lehengütingen hatte die
Auflösung mittels ausführlichem Bildmaterial promt parat.
Unsere Schorschis hatten sich doch
tatsächlich nach Lehengütingen begeben, um dort
unbeobachtet Zärtlichkeiten und so manche Intimität
auszutauschen. Ob es eine einmalige Stippvisite bleiben wird oder
eine regelmäßige Gewohnheit werden kann, werden die nächsten Tage
ergeben.
Die Schorschis auf fremdem Terrain!
Am Vormittag trudelte unser Duo
reumütig auf dem Rathausnest wieder ein. Es war ihnen nichts
von der nächtlichen Abstinenz anzumerken. So, als ob nichts gewesen
wäre, traten sie uns mittels Webcam gegenüber.
Die
Rückkehrer |
Hier kuschelt es sich
doch am besten! |
Auch heute schienen sich erneut
ungebetene Gäste im Luftraum über der Stadt aufzuhalten.
Zuerst versuchte Schorsch alleine seine Ambitionen zu
bekräftigen, ehe er durch Nummer 6 Verstärkung
erhielt.
Schorsch als
Einzelkämpfer |
Mit vereinten Kräften
geht alles leichter |
Die abendliche Rückkehr ins Stammnest bestärkte
die Hoffnung, dass die gestrige Abstinenz ein verzeihlicher
Ausrutscher gewesen sein könnte.
So gehört es sich! Das ist euer Zuhause!
Am Vormittag durfte ich meine
Beringungsreise fortsetzen. Mit der Drehleiter der
Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl und ihrem „Mädchen für
alles“, Günter Rödel, ging es nach Weiltingen an
der Wörnitz. Im dortigen Nest, gleichzeitig das
erfolgreichste des Landkreises Ansbach über die letzten 40 Jahre
gesehen, hatte ein unberingtes Männchen mit einer beringten
Partnerin Nachwuchs produziert.
Diese Ringstörchin kann bereits auf eine
beachtliche Vergangenheit zurückblicken. 1993 geboren brütete
sie in den Jahren von 1997 bis 2000 im Dinkelsbühler Rathausnest,
ehe sie 2001 nach Weiltingen übersiedelte und nun schon ihre sechste
Brutzeit dort verleben darf.
Vor gut vier Wochen waren fünf Junge
geschlüpft, von denen das Nesthäkchen bereits im Alter
von einer Woche den Kämpfen um die Nahrung zum Opfer
fiel. Was ich bei meinem heutigen Besuch feststellen konnte, passte
gut in die traurigen Ereignisse der letzten Tage. Von den
vier überlebenden Jungen hatten schließlich nur zwei die
schon früher geschilderten Ausnahmesituationen lebend
überstanden. Erst in den letzten Tagen waren zwei Junge
von ihren Eltern tot aus dem Nest geworfen worden. Ihre Körper fand
ich am Fuß des hohen Sägewerkkamins in noch gutem Erhaltungszustand
vor. Das verbliebene Jungenduo, das wohl das Schlimmste
überstanden haben dürfte, beringte ich unter Mithilfe von
Günter Rödel, der mir seit Jahrzehnten mit „seiner“
Drehleiter unersetzliche Dienste leisten konnte.
Beringungshelfer Günter Rödel im Einsatz
Das Weiltinger Storchenduo
Das größere der beiden Opfer
Das kleinere lag dicht daneben
Während ich in Weiltingen den Storchentod unmittelbar vor Augen
geführt bekam, ereignete sich in Vetschau schon die
nächste Katastrophe. Ein Junges war gestorben und
auch dem zweiten widerfuhr nichts Gutes. Einer der Altvögel hatte es
wohl versehentlich aus der Nestmulde geschleudert, so dass
das Ärmste am Nestrand zu liegen kam. Da es an dieser Stelle
von den Altvögeln nicht mehr beachtet und als Fremdkörper angesehen
wird, war auch hier guter Rat teuer.
Man hat einen guten Ruf zu verlieren, würde man nichts
unternehmen. Die Folgen wären unabsehbar, würde man das arme
Geschöpf seinem Schicksal überlassen und außerdem ist ein Nest mit
wenigstens einem Jungen immer noch attraktiver (für die User der
Website!) als ein gänzlich leeres (wie bei uns!). Also geschah das,
was in solchen Fällen fast schon immer zu geschehen pflegt. Man
greift eben ein! Ob es sinnvoll ist oder nicht, erliegt man dem
Druck der Öffentlichkeit. So einfach geht das eben und
anschließend erntet man nur Lob! Man hat wieder ein Storchenleben
gerettet! Auf ein Neues also!
In diese Reihe passt ein weiterer Vorgang in einem
Webcam-Storchennest. In Rieschweiler-Mühlbach/Pfalz entnahm
man nach und nach alle geschlüpften Jungen dem Nest. Ob sie
überlebten oder nicht, wollte und konnte ich aus zeitlichen Gründen
nicht ermitteln Sie dürfen nun in trockener Umgebung und sicher vor
allen Umweltgefahren ihr Dasein fristen. Spätere Aushorstung,
Umhorstung, Auswilderung oder welche Begriffe noch in Frage kommen
nicht ausgeschlossen!
|
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4. Jun. 06 |
Der Pfingstsonntag darf schnell
abgehandelt werden. Auch für mich diente dieser mit acht bis
fünfzehn Grad eher unfreundliche, auf jeden Fall aber
viel zu kalte und trübe Tag der Erholung und dem
Kräfte Sammeln für die kommenden Aufgaben.
Unsere Schorschis erinnerten sich
abermals an ihre Pflichten und kamen nicht mehr auf den
abwegigen Gedanken, im nahen Lehengütingen ein Päuschen
einzulegen, um unseren Blicken für einige Stunden zu entkommen.
Beide zeigten sich nach dem nächtlichen
Ausbleiben wieder von ihrer besseren Seite. So konnte man
Schorsch & Co über Stunden im Nest beobachten und
ihnen leise und voller Respekt über die Schulter sehen. Gab es da
nicht einen kleinen Abschiedskuss und anschließend die
Aufforderung schnell nachzufliegen? Man bewies weiter
große Eintracht und zeigte sich in manchen Bewegungen auffallend
synchron.
Ein Abschiedskuss? |
Komm doch später einfach nach! |
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Eintracht |
Synchron |
Die abendliche Rückkehr ein paar Minuten
nach 21 Uhr ließ den Abstecher in der Nacht vom 2. Juni auf
den 3. Juni nach Lehengütingen endgültig als einmaligen Ausrutscher
erscheinen.
Wieder vereint!
In Bornheim 1 sowie in Vetschau
haben sich die Verhältnisse mit jeweils einem Jungen deutlich
stabilisiert und man darf mit einiger Berechtigung annehmen,
dass zumindest das einzig verbliebene Junge in Bornheim über dem
Berg ist und wohl das Ausfliegealter erreichen wird.
Bornheim |
Vetschau |
In Schrobenhausen hat sich die
Jungenzahl allerdings ein weiteres Mal reduziert und
beträgt nun noch 2 Junge, ein durchaus normaler Wert,
wie Sie in meinen letzten Ausführungen lesen konnten.
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5. Jun. 06 |
Ein weiterer Tag, um zu
regenerieren, Schreibarbeiten durchzuführen und
dringende, organisatorische Arbeiten auf den Weg zu bringen.
Dennoch blieben Schorsch & Co ständig im Blickfeld und auch
die anderen Nester unter Beobachtung.
Erneut durfte man sich über die lange
Nestpräsenz unserer beiden Dauerbrenner nicht beschweren.
Nach ausgiebiger Morgentoilette blieb
man über Gebühr lange im Nest und genoss die ersten
richtigen Sonnenstrahlen seit Wochen in vollen Zügen.
Morgentoilette |
Sonne gefällig? |
Nicht schlecht!
Aber irgendwann haben auch schöne Seiten eine
Ende. Die Sonne verzog sich wieder und Nummer 6 blies
zum Aufbruch.
Bereit zum Abflug!
Dass danach das Nest immer noch seinen Reiz
versprühte, lag an einer großen gemauserten Schulterfeder und an den
zahllosen, wie Schneeflöckchen wirkenden Federn des Kleingefieders.
Verschneites Nest!?
Am frühen Nachmittag gefiel es den
Schorschis, ihren Luftraum gegen fremde Eindringlinge
akustisch und durch angeborene Bewegungsabläufe zu verteidigen.
Der dadurch bedingte erhöhte Platzbedarf führte dazu, dass beide
Partner das Nest bis zum äußersten Rand ausnutzten.
Gefahr im Verzug!
„Grenzgänger“!
Um 21:37 Uhr endete der Tag der
Schorschis mit dem letzten Anflug zum Nest.
Abendliche Rückkehr
Vor weiteren Unglücksmeldungen blieben
die Webcam-Storchennestern auch heute wieder verschont. Das
besser werdende Wetter, vor allem das Ende der langen
Niederschlagsperiode, trug dazu wesentlich bei. Ein Bild aus Bad
Waldsee, in Oberschwaben gelegen und mit rund 590 Höhenmetern
ebenfalls ein Storchenort im Grenzbereich des
Verbreitungsgebietes, mag verdeutlichen, dass es auch Paare gibt,
die den Witterungsunbilden erfolgreicher getrotzt haben als andere.
Immerhin gibt es dort noch drei lebende Junge und so wird es
aller Voraussicht auch bleiben.
Glückliches Bad Waldsee
Auch hier lag die Ausgangslage mit
fünf Eiern natürlich besser. Aber Störche gehen zu Beginn
der Brutzeit stets davon aus, eine maximale Eierzahl zu
produzieren, um allen Eventualitäten begegnen zu
können. Da sind dann bei schlechten Bedingungen Verluste mit
eingeplant und durchaus zu verschmerzen. |
|
6. Jun. 06 |
Meine Beringungsreise wurde
heute fortgesetzt. Mit der Freiwilligen Feuerwehr
Oettingen hatte ich einen Termin angesetzt. So startete
ich am frühen Nachmittag in Richtung Nördlinger Ries,
einer durch einen Meteoriteneinschlag entstandenen
Landschaft. Dieses Ereignis fand vor etwa 15 Millionen Jahren
statt und hinterließ einen der am besten erhaltenen großen
Impaktkrater der Erde.
In Munningen, vier Kilometer südlich der
Residenzstadt Oettingen, unmittelbar an der Wörnitz
gelegen, stand der erste Feuerwehreinsatz bevor. Vor meiner
Ankunft ging ein heftiger Wolkenbruch nieder, der kurzfristig
alles unter Wasser setzte, bei Eintreffen der Drehleiter aber von
Sonnenschein abgelöst wurde. Ein kleiner Schmankerl gibt es
über das Brutpaar von Munningen zu vermelden. Während das
2003 in Emerkingen/Südwürttemberg geborene Männchen auch
heuer wieder erfolgreich gebrütet hat, wechselte sein
Weibchen. Auch „Sie“ trägt heuer einen Ring und es
stellte sich heraus, dass es sich dabei um keine Unbekannte
handelte. Die Munninger Storchendame verbrachte ihr erstes
Brutjahr in Dinkelsbühl auf unserem Rathausnest. Damals
bebrütet sie zweijährig mit einem unberingten Männchen ein
Vierergelege, das nach der Hälfte der Brutzeit von einem
Fremdstorch aus dem Nest geworfen wurde. Darauf
verschwand die im Luisenpark Mannheim geborene Störchin
und wurde nicht mehr gesehen. Im Jahr 2005 brütete sie jedoch
in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dinkelsbühl, nämlich auf
dem Kirchturm von Wilburgstetten. Jedoch gab es auch
dort während der Brutzeit Kämpfe, die abermals zum Verlust
des Geleges führten. Daraufhin vagabundierte sie in der Gegend
herum, tauchte zweimal auch am Nest in Dinkelsbühl
auf, wurde in Oettingen im Ries abgelesen und hielt
sich über Wochen in Tannhausen im Ostalbkreis
auf. 2006 wurde sie erneut in Oettingen abgelesen, entschied sich
aber noch zu einer Umsiedlung und hat nun in Munningen
drei Junge großzuziehen. Dies scheint ihr zu gelingen,
erwiesen sich die Drillinge beim Beringungstermin doch in bester
Verfassung.
Das Nest vor dem schiefen Turm von Munningen
Mit vier Jahren hat sie damit erstmals
mit einem dreijährigen Mann einen Bruterfolg
aufzuweisen. Ein viertes Junge war bereits vor längerer Zeit tot aus
dem Nest geworfen worden, ein Schicksal das Jungstörche fast in
jedem Nest erleiden müssen.
Danach ging es 10 Kilometer weiter die
Wörnitz abwärts. In Rudelstetten wurden wir schon vom
dortigen Horstbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz,
Hermann Metzger, erwartet. Er beobachtet die Störche
seit Jahrzehnten und richtet schon über viele Jahre ein weit
über die Grenzen des Ortes auf große Zustimmung stoßendes
Storchenfest aus. Daneben ist er Verfasser mehrerer
Gedichtbände in Rieser Mundart und darüber hinaus ein
eifriger Verfechter und Bewahrer der Sitten und Gebräuche seiner
Heimat. Es macht jedes Mal viel Freude, Hermann Metzger zu treffen
und mit ihm zu plaudern. Seit dem vergangenen Jahr kann er von
seiner ehemaligen Wirtschaft aus das Leben und Treiben der Störche
auf dem nahen Kirchturmdach mittels Webcam verfolgen. Ob nun drei
oder vier Junge in diesem Jahr geschlüpft sind, kann Herr Metzger
wegen des ungünstigen „Blickwinkels“ der Kamera nicht sagen. Das
beringungsfähige Alter erreichten wenigstens zwei und
diesen beiden galt heute mein Besuch in Rudelstetten. Mit gut
vier Wochen befanden sie sich außerdem im besten Alter für die
Durchführung der Maßnahme. Faszinierend am Nest auf
dem extrem steilen Dach des Turmes ist für mich immer wieder die
ovale Nestform, die mir in dieser ausgeprägten Form von keinem
Nest meines Bearbeitungsgebietes bekannt ist.
Das besondere Nest
Immerhin zwei gesunde Junge
Zu Hause in Dinkelsbühl ging
alles seinen gewohnten Gang. Man freute sich über die Sonne,
die sich immer mehr durchzusetzen beginnt, auch wenn es mit den
Temperaturen nicht so recht klappen wollte. Bei 15 Grad
Höchsttemperatur war bereits wieder Schluss und die Nacht sollte
wieder sehr kalt werden. Um Mitternacht zeigte das Thermometer in
meinem Garten gerade noch 4 Grad.
Die Morgenstunden strahlten im
gleißenden Sonnenlicht und signalisierten den Schorschis, dass
alles im grünen Bereich liegt und sie den Tag ruhig und gelassen
angehen können. So bleiben viele Schnappschüsse unbeachtet, denn Ihr
Tagebuchschreiber hat nun nicht mehr die Kraft, alles zu sichten und
aufzubereiten. Deshalb genügen – praktisch als kleine Belege – ein
Morgen- und zwei Abendbilder, mit denen ich mich für heute
verabschieden möchte.
Im Morgenlicht zeigt sich
alles in bester Ordnung |
Schorsch landet
um 21:17 Uhr |
Gemeinsam träumt man in den Abend hinein!
Ein kleines Ereignis auf unserer
Homepage, das sich vor genau einem Jahr ereignete,
verdient noch eine abschließende Erinnerung. Am 6.6.2005
durften wir den millionsten „Zugreifer“ auf der
Internetseite des Dinkelsbühler Storchennestes begrüßen.
Innerhalb Jahresfrist sind bis heute weitere 630.000 Besucher
dazugekommen. Das ist eine stolze Zahl, für die wir uns bei
Ihnen ganz herzlich bedanken wollen. Mit einer erfolgreichen
Brut und einer damit verbundenen Jungenaufzucht hätte sich die
Zugriffszahl von einer Million innerhalb eines einzigen Jahres
sicher realisieren lassen. Was nicht ist, kann ja noch werden! |
|
7. Jun. 06 |
Heute stand eine weitere Fortsetzung
meiner Beringungsreise auf dem Programm. Sie sollte mich über
fast 250 Kilometer zuerst ins Altmühltal bis an die Tore von
Weißenburg führen und in einem zweiten Teil schließlich an die Donau
nach Donauwörth und noch ein Stückchen weiter an den kleinen
Nebenfluss Schmutter in die 10 km südlich von Donauwörth liegende
Ortschaft Mertingen. Dort fand der Arbeitstag für mich gegen 20:30
Uhr ein Ende und eine über einstündige Heimfahrt stand erst noch
bevor.
Doch lassen Sie mich der Reihe nach erzählen.
Als ich mich aufmachte, schien noch die Sonne, doch bald zogen
wieder kompakte Wolken auf und ließen die Temperaturen
immer noch nicht über die 20-Grad-Marke klettern. Die
magische Marke wurde gerade angekratzt, während die
frühen Morgenstunden sogar noch einmal leichten Bodenfrost
brachte. Dennoch zeigte sich in den Nestern auf meinem Weg
schon etwas mehr Leben als zuletzt. Wer Junge vorzeigen
konnte, versteckte sie heute nicht. So reckten sich mir in
Triesdorf erneut mehrere Hälse entgegen, während ich in
Ornbau und Altenmuhr immer noch vergeblich nach
Leben im Nest Ausschau hielt. Dafür zeigten sich für mich
erstmals in diesem Jahr in Merkendorf 3 Junge, in
Neuenmuhr mindestens zwei sowie in Gunzenhausen
ebenfalls drei. In diesen Nestern weist der Nachwuchs mit
10 bis 14 Tagen eine Altersspanne auf, die für eine Beringung
noch nicht in Frage kommt. Ich werde diese Nester ab der zweiten
Juniwoche in meine Planungen mit einbeziehen. Die Situation in
Wolframs-Eschenbach sieht so aus, dass Störche regelmäßig am
Nest anzutreffen sind, eine Brut jedoch nicht begonnen
haben. In Gundelsheim lag bei der Durchfahrt ein
Altstorch im Nest, es könnten sich bereits kleine Junge im Nest
befinden oder kurz vor dem Schlüpfen stehen.
In Windsfeld stand der erste Einsatz
mit der Freiwilligen Feuerwehr aus Gunzenhausen an. Am
Gasthaus Kleemann hatten sich viele Radtouristen
eingefunden, die auf den Hinweis der Feuerwehraktion ein wenig
länger verweilten und somit Zeuge eines Storchenberingung wurden.
Schon vor drei Wochen hatten die Storcheneltern einen
toten Jungstorch aus dem Nest geworfen, so dass
danach nur noch drei Junge zu füttern waren. Dennoch muss es
für das Trio knapp geworden sein, denn heute fand ich
neben zwei scheinbar gesunden und lebenden Jungen ein
drittes, vor einigen Tagen verstorbenes Junge im Nest
vor. Ich warf es über Bord und trug somit zur Entsorgung bei. Dazu
waren die Eltern nicht mehr in der Lage, da das Gewicht des
Jungstorchs dies verhinderte. Einen alleinigen Einsatz zum Zwecke
der Entnahme des Jungen hätte ich nicht durchgeführt, sein Tod wäre
ohne die Mitwirkung der Drehleiter für alle gänzlich unentdeckt
geblieben.
Annäherung an das Nest...
Zwei lebende und ein totes Junge im Nest..
Verabschiedung
Während meines Aufenthaltes am Nest sah sich
der beringte Storchenmann von der Dunstabzugshaube
einer Nachbarscheune das Treiben an. Ich kenne das
Männchen seit dem Jahre 2001. Damals kam es zu einer
Ansiedlung ohne Brut im benachbarten Trommetsheim. Mit
drei Jahren hatte es der 1998 in Salem am Bodensee
geborene, noch verhinderte Storchenpapa vorgezogen, auf Nachwuchs zu
verzichten. Doch bereits ein Jahr später traf ich ihn wieder. Er war
nach Windsfeld umgesiedelt. Von 2002 an bis heute
blieb der Salemer Storch Windsfeld treu und hat es jeweils
mit einem unberingten Weibchen auf fünf Bruten an
diesem Ort gebracht, die allerdings nicht immer erfolgreich waren.
Insgesamt brachte das Paar in den vergangenen Jahren neunfachen
Nachwuchs zum Ausfliegen.
In Trommetsheim an der Altmühl traf ich
auf die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr von
Weißenburg. Nachdem ich bei meinem letzten Besuch vor knapp
einer Woche noch mehrere Junge im Nest feststellen
konnte, war heute doch ein wenig die Enttäuschung zu
spüren. Lediglich ein Junges hatte die Unbilden der
Witterung überstanden und freute sich auf seinen
außergewöhnlichen Beinschmuck.
Ich setzte danach über die westlichen
Ausläufer der Fränkischen Alb ins Wörnitztal über.
Unweit von Harburg mit seiner malerischen und märchenhaften
Burg erreichte ich den Fluss und den Ortsteil Ebermergen mit
einem seit 10 Jahren besetzten Storchennest. Bereits im dritten
Jahre brütet dort ein Weibchen, das von mir 2002
nestjung in Herrieden an der Altmühl beringt worden
war. Heute begegnet ich ihr wieder und sie blieb während
der Beringung ganz lange im Nest und ich konnte
mich ihr bis auf wenige Meter nähern.
Das Wappen von Donauwörth
Drehleiter und Pfarrhaus
Mein Storchenkind mit seinen drei Jungen
Ob sie mich damit in besonderer Weise begrüßen
wollte oder ob sie mich sogar erkannte, kann ich nicht beurteilen,
es schien mir aber so zu sein. Auch ihr Gemahl trägt einen
schwarzen ELSA-Ring und weist ihn als dreijährigen
Brutstorch aus, dessen Wiege ebenfalls in Salem
stand, so wie ich es von dem Windsfelder Männchen schon berichtet
habe.
Beide bilden heuer zum zweiten Mal das
Ebermergener Storchenpaar. Wieder schlüpften vier Junge
aus, von denen eines vor einigen Tagen aus dem Nest
geworfen wurde. Sein Körper hatte sich im
Schneefanggitter verfangen und wurde mit Hilfe der Drehleiter
geborgen. Der Rest der Jungenschar sah gesund und munter der
Kennzeichnung entgegen und überstand diese bestens.
Die letzte Station, Mertingen an der
Schmutter, erreichten wir gegen 20 Uhr. Noch mehr als durch
sein Storchennest ist die Gemeinde Mertingen als Sitz der
Großmolkerei „Zott“ bekannt. Wohl jeder von uns hat Produkte
dieser Firma schon gesehen oder hat sie einem Supermarktregal
entnommen. Dies soll aber auch schon als unbezahlter Werbeblock
genügen.
Auch in Mertingen tragen beide
Partner des Storchenpaares Ringe. Danach entstammen
beide den schweizerischen Wiedereinbürgerungsversuchen.
Der Storchenmann erhielt seinen Ring 1995 nestjung in
Widnau, seine Partnerin den ihrigen 1998 in Muri.
Schon im vierten Jahr brüten beide auf dem Wirtshauskamin.
Während „Er“ im Winter stets abzieht, bleibt „Sie“ in der Gegend und
schließt sich im Winterhalbjahr dem ebenfalls überwinternden
Storchenmann von Donauwörth an.
In diesem Jahr gibt es aus Mertingen wieder
eine erfolgreiche Brut zu vermelden. Bei meiner kurzen
Horststörung gab es dreifachen Nachwuchs zu bestaunen und
ein unbefruchtetes Ei zeigte eindeutig, dass es die beiden
Schweizer mindestens auf ein Vierergelege gebracht hatten. Nebenbei
darf noch vermerkt werden, dass es der erste Beringungstermin in
Mertingen überhaupt war.
Über den Dächern von Mertingen
Bei so viel Unternehmungen während des Tages
blieb mir für die Schorschis nur wenig Zeit übrig. Es
reichte gerade mal für einen Blick am Vormittag und
schließlich noch für das obligatorische Nachtbild, um sich zu
überzeugen, dass alles in Ordnung sei. Während es sich
Schorsch zur gewohnten Stunde kurz nach 21 Uhr im Nest
gemütlich gemacht hatte, dauerte es am Abend ungewöhnlich lange, bis
auch Nummer 6 eintrudelte. An solch späte Termine sollten wir
uns allerdings gewöhnen, liegen doch bald die kürzesten Nächte und
damit die längsten Tage des Jahres vor uns und damit wird es bei
klarem Himmel auch erst sehr spät dunkel. Heute war es immerhin
schon 21:51 Uhr, bis das Paar für die Nacht bereit war.
Neuer Müll war für
einige Stunden zu sehen |
Die Sonne lacht
schon wieder! |
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Jetzt könnte Nummer 6
so langsam eintreffen |
Da bin ich schon |
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8. Jun. 06 |
Ein verglichen mit den letzten Tagen sehr
ereignisreicher Tag mit unseren Schorschis stand heute bevor.
Auch die klimatischen Voraussetzungen
stimmten bei Temperaturen von 3° Grad am frühen Morgen bis 22°C in
den Nachmittagsstunden und strahlendem Sonnenschein sehr
optimistisch. Dass auch heute kein Regen fiel, muss dabei
nicht mehr besonders erwähnt werden.
Unser Paar ließ es am Morgen
zunächst sehr langsam angehen. Beide hatten keine Absicht,
sich schon in aller Frühe mit Nahrung zu versorgen. Stattdessen
rafften sie sich nach 14 Tagen endlich wieder einmal
zu gemeinsamem Sex auf. Zumindest hat niemand von uns seit
dem 25. Mai solches beobachten können. Dabei gilt es zu bedenken,
dass Schorsch & Co ja nicht immer unter Beobachtung stehen und auch
die eine oder andere Nachtstunde solches unbeobachtet geschehen
lassen kann. Nummer 6 fungierte – und das ist nun keine Überraschung
mehr – in der Position eines richtigen Storchenmannes, während
Schorsch die Dame spielte. Wir werden es in diesem Jahr
wahrscheinlich nicht mehr in Erfahrung bringen, wer nun wer war oder
ist. Der Trend geht jedenfalls in die Richtung, dass wir in Nummer 6
mehr den Schorsch sehen müssen und in unserem so heiß geliebten
Schorsch doch eher eine Georgine!
Morgengruß |
Wer sagts denn? |
Alle Achtung!
Danach rauchte man keine Zigarette, sondern gab
sich mit einigen Liebkosungen zufrieden, die mehr von Schorsch
ausgingen und bei denen Nummer 6 die Rolle des Genießers übernahm.
Der verschmuste Schorsch!
Ein zweiter Höhepunkt blieb die
erneute Attacke eines oder mehrerer Störche, die nach dem
Verhalten der Nestbewohner zu urteilen in nächster Nähe am Nest
vorbeigezogen sein mussten. Zu Gesicht bekam sie die Kamera aber
leider nicht.
Erneut Luftalarm
Nummer 6 bei der alleinigen Feindabwehr
In den anderen Webcam-Nestern haben sich
die Aufregungen der letzten Tage wieder gelegt und man
konnte wieder zur Tagesordnung übergehen. Lediglich die
Jungen des Nestes auf der Zeiskamer Mühle erhielten
Besuch von „ihrem“ Beringer. Dass das Paar dort die
gesamte Brutzeit in so prächtiger Weise überstanden hat und sich
drei Junge bei bester Gesundheit dort präsentieren, ist eine der
erfreulichen Geschichten im diesjährigen Storchensommer.
Besuch eines freundlichen Herren! |
|
9. Jun. 06 |
Neue Ereignisse um den Neststandort in
Vetschau. Dass ein Küken starb (Fußtritt des
Altstorches!????), das zweite geschlüpfte Junge nach
einer fadenscheinigen Aktion eines Elterntieres am Nestrand
zu liegen kam und danach wieder in die Nestmulde gelegt wurde
(durch Menschenhand) und außerdem noch mindestens zwei
unausgebrütete Eier im Nest liegen, stellt dem
Brutpaar alles andere als gute Verhaltensnoten aus. Ich kann mir
nicht helfen, es scheint aber ganz eindeutig so, dass sich auch im
Falle Vetschau zwei Störche gefunden haben, denen nicht
alles so glückt, wie es von erfahrenen Störchen
erwartet wird. Da erweisen sich nicht gleich mehrere Eier
als unbefruchtet, da kommt es nicht schon nach kurzer Zeit
zu einer ganzen Reihe von Fehlverhalten, die darauf schließen
lassen, dass man mit der Aufzucht von Jungen etwas
überfordert scheint.
Da hat man nun mühsam ein Küken mit
tatkräftiger Mithilfe des ach so lieben Menschen fürs erste
gerettet, da tun sich neue Gelegenheiten auf, die
Sehergemeinde mit einem neuen Experiment zu überraschen und die
Einschaltquoten bewusst hoch zu halten. Will man hier auf Kosten
der Störche in einer von Medien begierig aufgenommenen Aktion
Sensationsgelüste stillen? Fast scheint es so! Warum wagt man
den Versuch, ausgerechnet in einem so kritischen Moment wie dem
beschriebenen, in das Nest in Vetschau ein Findelkind
einzuhorsten, um ihm so die Aufzucht durch Menschen zu ersparen?
In einem der storchenreichsten Landstriche unserer Republik guckt
man sich ausgerechnet diesen Horst in Vetschau aus, der über die
größte Sehergemeinde innerhalb aller Storchencams verfügt.
Reichlich ungeschickt und der Ärger ist schon
vorprogrammiert! Warum eine Adoption nicht an anderer
Stelle? Dort wo niemand die Folgen mit ansehen muss? Man sage ja
nicht, man hätte keinen passenden anderen Horst gefunden! Dies wäre
schlicht und einfach gelogen! Es ist die Sensationsgier!
Panem et circenses!
Bei den Römern war es doch nicht anders und so gerät man eben
auch in Vetschau wiederholt in den Sog öffentlichen Drucks. Man baut
vor und spricht bereits im Vorfeld von einer nur 85%-igen
Erfolgschance. Dann aber bitte an einer Stelle, die nicht so
öffentlich ist und an der sich kein Mensch um den Erfolg oder
Misserfolg kümmert. Nun liegt also Hugo urplötzlich im
Storchennest. Gegen die Maßnahme an sich gibt es sicher nichts
Besonderes einzuwenden, angesichts der Vorgeschichte hätte man
darauf verzichten sollen oder an anderer Stelle die Aktion heimlich,
still und leise über die Bühne gehen lassen sollen. Nun steht man
vor laufender Fernsehkamera und das Spiel kann beginnen.
Hugo ist im Anmarsch!
Ich warne schon seit Jahrzehnten
vor den nun immer weiter um sich greifenden Eingriffen
ohne Not und Zwang, vor Experimenten ohne entsprechende
Begründung. Hier werden Exempel statuiert, die weiteren
Eingriffen von Hinz und Kunz Tür und Tor öffnen.
Schuld daran tragen einzig und allein die Einrichtungen einer
Webcam am Storchennest. In Zukunft werden wir von einer
Flut von Ereignissen überrollt werden, die sich das Vorgehen von
Vetschau zum Vorbild nehmen oder – was fast noch
schlimmer ist – sich darauf berufen werden. Damit ist
Naturschutz endgültig zum Individualschutz verkommen
und jeder darf und wird in Zukunft machen, was er will. Meine
Erlanger Freunde halten dies seit Jahren so und im
Nachhinein haben sie mit dieser Linie Erfolg. Man macht
keinen großen Lärm mehr um die Angelegenheit und keine
amtliche Stelle schert sich um Eingriffe und sonstigen
Abstrusitäten am Nest. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem unsere
lieben Störche zu Zuchtobjekten einer neuen Spezies von
Naturschützern geworden sind. Dies kann nur verhindert werden, wenn
man sämtliche Webcams – und die Flut an neuen Einrichtungen
dieser Art reißt nicht ab – abschaltet oder mit einer
konzertierten Aufklärungskampagne startet, die einmal deutlich
macht, dass sich tierisches und menschliches Verhalten
doch noch gelegentlich ein wenig unterscheiden und man
deshalb sein menschliches Verhaltensmuster nie auf tierische
Verhaltensabläufe übertragen darf. Gerade dies geschieht bei der
Betrachtung der Bilder aus dem Storchennest immer stärker und führt
dann zu Auswüchsen, bei denen man sich mit gesundem Menschenverstand
nur an den Kopf langen würde. Wer sich über ein hustendes
Storchenküken erregt oder nach einem Feuerwehreinsatz ruft, wenn ein
Junges aus der Nestmulde an den Nestrand gerät oder wenn eines der
Küken verendet, sollte sich einmal fragen lassen, ob er schon einmal
die Polizei gerufen hat, wenn aus Nachbars Wohnung ungewöhnliche
Geräusche gedrungen sind oder wenn ihm am Aussehen eines Mitmenschen
etwas verdächtig vorgekommen ist? Sie sehen, wie sehr ich mich über
das Vorgehen an manchen Storchennestern aufregen kann. Natürlich
kann man sich auch anders verhalten und ich will keinem persönlich
weh tun, jedoch halte ich es nicht für angebracht,
sich wegen einzelner Störche so verrückt zu machen
und eine ganze „Storchennation“ in Aufruhr zu bringen. Es gibt
wahrlich noch viele Störche, die Art ist weltweit
überhaupt nicht bedroht! Da spielt es keine Rolle, ob
im Nest A drei, vier oder überhaupt keine Jungen ausfliegen. Im
Gegenteil: Man kann sich nur wundern, an welchen Stellen
und in welchen Gegenden Störche manchmal brüten und dies alles ohne
Webcam und den dauernden Ruf nach Eingriffen. Aber wie oben schon
gesagt: Wer einmal seine Linie verlassen hat (Vetschau
und die AktionPfalzstorch haben dies in diesem Jahr leider in
massiver Weise getan und sich damit auf die Stufe von
Trittbrettfahrern begeben), tritt damit eine Lawine los, die
nicht mehr zu stoppen ist.
Ich freue mich deshalb schon auf die
neue Storchensaison 2007, diesmal vielleicht mit 100 neuen
Webcams an Storchennestern, und auf den Tag, an dem das eine oder
andere Storchenküken seine Augen verdreht oder als besondere
Spezialität komisch furzt: Binnen weniger Stunden steht ein
Großaufgebot des Betreibers der Einrichtung bereit, mit jeweils
einem Fernsehteam, um der armen Kreatur zu helfen! Leider sind diese
Visionen schon lange Wirklichkeit und das Groteske hat in
vielfältiger Weise Eingang in die Storchenchroniken gefunden. Dieses
Vorgehen wird sich weiter steigern und dem Weißstorch zu
seiner verdienten Wandlung zum Hausstorch verhelfen. Der
Verhausschweinung einer weiteren Spezies steht nichts mehr im
Wege! (nach Professor Antal Festetics)
Nun hat sich also das Vetschauer
Storchenpaar doch wieder mit zwei Küken herumzuschlagen,
nur weil jemand dort glaubte, es seinen Sehern zumuten und zeigen zu
dürfen, was alles in dieser Welt machbar ist. Die Vetschauer
Schorschis hat niemand gefragt! Die wollten dies vielleicht gar
nicht! Aber es war einen Versuch wert, wie man lesen durfte. Ich
schob einmal einem jungenlosen Paar, es war wohl 1980, einen
extremen Spätling, der erst Ende Juni geschlüpft und dessen Vater
tödlich verunglückt war, unter. In ganz Bayern gab es um diese Zeit
kein Nest mehr, in dem Mitte Juli sich noch gerade mal 10-tägige
Küken tummelten. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Aufzucht
in einem Zoo oder „Unterschieben“ bei einem erfolglos
brütenden Paar. Ich entschied mich für die zweite Lösung. So fand
das Küken wenigstens noch eine sinnvolle Verwendung.
Es gab für seinen Adoptivvater noch einen fetten
Happen ab, als er es bei seiner Rückkehr zum Nest mit Appetit
verspeiste. Es bekam wenigstens eine adäquate Beerdigung! So
ist das Leben!
Im Zoo wäre es vielleicht später gegen einen
Schwarzschwan eingetauscht worden und hätte sein Dasein in einem
Freizeitpark im Fränkischen verleben müssen, Blasmusik und
Bratwurstduft eingeschlossen.
Das Beste ist – und das rate ich allen,
die mit Storchenschutz oder was davon noch übrig geblieben ist, zu
tun haben – in Zukunft nicht mehr lange zu fragen
oder sich mit Selbstzweifeln abzumühen, sondern stets zu machen,
was man will. Ohne irgendwelche dummen Behörden zu fragen oder
um Erlaubnis zu bitten. Geben wir den Storch doch endgültig
zur Haustierhaltung frei! Bei geschickter Vermarktung
lässt sich sein schmackhaftes Fleisch bei Kerners Köchen zu
äußerst raffinierten Gerichten arrangieren. Weißstorchbrust in
Kokosmilch mit Karotten-Mango-Confit
Oder wie wäre es damit? Weißstorchbrust in
Sesam-Honig-Kruste mit Orangengraupen
Schon Appetit bekommen?
Ich zähle auf Sie, wenn es zum
Feinschmeckertreffen kommen wird. Als Orte schlage ich die
Storchenscheune in Bornheim oder das Infozentrum Vetschau vor.
Natürlich würde einem Treffen in Dinkelsbühl, alleine schon wegen
des großen Publikuminteresses, ebenfalls nichts im Wege stehen.
Wenden wir uns doch nun erfreulicheren
Dingen zu! Die Schorschis brauchen sich bei uns nicht zu
sorgen, das man mit ihnen umspringt wie mit Versuchskaninchen. Dafür
gibt es zwar letztlich auch Prügel, jedoch gibt es die dann
wenigstens für einen guten Zweck! Gar nicht auszudenken, ob unsere
beiden Schwulis aus Angst vor solchen Umtrieben wie zuletzt gesehen
auf eine Brut verzichtet haben? Ganz zu verdenken wäre es Ihnen
nicht! Man könnte natürlich auch meinen, sie hätten darauf
verzichtet, weil man ihnen hier nicht wegen „jedem Scheiß“
Drehleiter, Hubsteiger und Fernsehkameras auf den Hals hetzt! Sie
sehen: Man kann die Dinge drehen und wenden, wie man will.
Entscheiden Sie einfach nach Ihren Vorlieben! Sie dürfen sich auch
gegen mich entscheiden! Deshalb bitte ich Sie aber auch, die Dinge
einmal offen auszusprechen. Zur persönlichen Meinungsbildung können
und sollten sie auf jeden Fall beitragen und mehr soll mein kleiner
Exkurs auch gar nicht bewirken.
Bei bestem Sommerwetter hatte sich
Nummer 6 schon vor 5 Uhr aus dem Nest verabschiedet. Schorsch
verweilte noch ein Weilchen, bis auch er seine Stellung preis gab.
Zwischendurch war man immer mal am Nest vertreten, die Nacht blieb –
von einer einzigen Ausnahme bisher abgesehen – eine sichere Bank für
die Anwesenheit der Schorschis. Der Jahreszeit entsprechend trudelte
man erst kurz vor 22 Uhr am Nest wieder ein.
So früh und schon allein? |
Hier sind wir! |
Gute Nacht!
Beinahe hätte ich ja noch ein mehr oder weniger
wichtiges Ereignis vergessen! Ich durfte erneut drei Junge
Störche beringen. Mit der FFW Dinkelsbühl und ihrem
hilfsbereiten Mitglied Günter Rödel kam es zum Treffen in
Wittelshofen. Auf dem 30 Meter hohen Kamin der ehemaligen
Molkerei hatte ein unberingtes Storchenpaar in diesem Jahr wieder
dreifachen Nachwuchs. Ein viertes Junge wurde am 6. Juni
aus dem Nest geworfen und tot aufgefunden. Alles, was sich in
diesem Nest im Laufe eines Jahres ereignet, wird von Hansjürgen
Wölfinger, Horstbetreuer des Landesbundes für Vogelschutz in
Wittelshofen, auf der Homepage der Gemeinde unter
www.wittelshofen.de/stoerche.htm vermerkt und akribisch
verzeichnet. Auch über den heutigen Beringungseinsatz
finden Sie dort hervorragendes Bildmaterial. Lesen Sie dieses
Tagebuch und bewundern Sie die herrlichen Bilder! Sie werden es
nicht bereuen!
So kann ich mich auf das Nötigste
beschränken und noch einmal der Feuerwehr und Günter Rödel
herzlich danken.
Danke!
Günter Rödel
Abflug
Die Drillinge |
|
10. Jun. 06 |
Vetschau, Vetschau und kein Ende!
Hinterher ist man natürlich immer schlauer! Deshalb tut
mir das, was sich in Vetschau ereignet hat, sehr Leid.
Das gestern ins Nest gesetzte Adoptivkind
lebt zwar immer noch, jedoch verstarb das leibliche
Kind des Vetschauer Storchenpaares im Verlauf des Tages. Schon
in den Vormittagsstunden lag es leblos im Nest, wurde
von einem der Elternvögel immer wieder hochgenommen, im Schnabel
gehalten, geschüttelt und danach wieder abgelegt.
Tod in Vetschau
Am Nachmittag schließlich folgte, was
kommen musste. Papa oder Mama trennten sich von ihrem
Nachwuchs. Ganz offenbar wurde es aufgefressen, also
immer noch die beste Art der Verwendung als
Energielieferant. Die Spekulationen und Beschimpfungen, aber auch
Verständnis und Lob machten die Runde. Über die Todesursache wurde
spekuliert, dabei ist es doch völlig egal, woran das Küken
letztlich verstorben ist. Wer fragt denn bei der eigenen Oma oder
dem eigenen Opa immer so vehement nach der eigentlichen
Todesursache? Bei Störchen ist man da unnachsichtiger!
Da will man es schon genau wissen. Ob Oma oder Opa oder man
selbst an einem ärztlichen Kunstfehler gestorben oder ob man selbst
etwas nachgeholfen hat, bleibt in 99% der Fälle unentdeckt oder wird
nie Gegenstand einer Ermittlung.
Da bekommt man dann aber schon wieder ziemlich
Abstruses zu hören! Die Gefahr geht von Pilzen aus
(vielleicht Schimmelpilze), die sich im Nest verbreitet haben und zu
Atemwegserkrankungen und damit zum Tod der Küken
beigetragen haben. Das kommt einem doch bekannt vor. Der Fluch
des Pharao war eine ähnliche Geschichte. Dabei wurden die
Ausgräber von Pharaonengräber auf tragische Weise hinweggerafft.
Könnte es nicht bei unseren unschuldigen Störchen auch so sein. Da
hilft nur eins! Man muss sich endlich einmal richtig über das
Nest hermachen. Dass es die Störche immer noch
selbst bauen, war uns schon lange ein Dorn im Auge.
Deshalb propagieren wir das keimfreie Storchennest!
Wer seine Jungen mutwillig einer solchen Pilzgefahr
aussetzt, muss bestraft werden und erhält sein
Storchennest in Zukunft aus der Retorte. Da kann den
Jungen endlich kein Ungemach mehr drohen! Weg mit allen
nicht sterilen Storchennestern! Bestehende Nester werden
ausgeräuchert oder mit der chemischen Keule nachhaltig
bearbeitet! Weg mit Pilzen aus den Wohnstuben unserer Lieblinge!
Belassen wir es für heute bei diesem Kommentar!
Diese Debatten ließen sich ein für allemal aus der Welt
schaffen, wenn man endlich zur Stallhaltung bei Störchen
überginge. Keine Pilze, ärztliche Betreuung rund um die Uhr,
Massenvermehrung, geringste Verluste, Anstieg der Zahlen binnen
eines Jahrzehntes auf über eine Million Individuen allein in der auf
intensive Tierhaltung spezialisierten Region von Verden an der
Aller, Vermarktung der Endprodukte in großen Biomarktketten! Bei so
rosigen Aussichten kann einem um das Leben der Störche nicht bange
sein!
In Dinkelsbühl herrschte erneut
Luftalarm! Für kurze Zeit sah man sich genötigt, Präsenz
und Abwehrverhalten zu demonstrieren. Die Nacht bei
lauen Temperaturen lockte beide Schorschis zur Übernachtung ins
wohnliche, von zahllosen Mauserfederchen gesäumte Nest.
Unruhe am Nest
Gute Nacht, Deutschland!
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11. Jun. 06 |
„Während man in Vetschau ein
Junges dem dortigen Brutpaar unterschob (siehe vorherige
Einträge), wird aus einem anderen Nest zur Abwechslung mal
wieder ein Junges entnommen. Der Vorgang ereignete
sich zwar schon vorgestern, ist es aber Wert, in diesem Tagebuch
vorgestellt zu werden, um in Zukunft Anleihen für ein ähnliches
Vorgehen zur Hand zu haben. Dieses Mal war das Nest auf dem
Verwaltungsgebäude des Zoos von Görlitz an der Reihe.
Der Anlass des Eingriffes war derselbe wie vor einigen
Tagen in Vetschau. Ein Küken war an den Nestrand
geraten und kam aus eigener Kraft nicht mehr in die Nestmulde
zurück. Die Eltern beachteten es nicht weiter. Das darf aber auch
nicht verwundern, denn ohne die Mithilfe eines Elternteiles wäre das
Junge auch nicht dorthin gekommen, es geschah also mit vollem
Einverständnis der Eltern. Sicher wollten sie ihren
Nachwuchs auf diese Weise nicht für irgendwelchen Ungehorsam
bestrafen, eher waren sie gerade dabei, sich von ihm auf Storchenart
zu trennen.
Doch da gibt es zum Glück noch eine
Webcam und eine Sehergemeinde! Der Ruf nach
Hilfe von Seiten der Seher wurde laut und lauter, die
Verantwortlichen mussten handeln und durften das süße
Schnuckelchen nicht seinem Schicksal überlassen. Man griff
natürlich ein! Diesmal erlebten wir aber eine andere
Lösung! Statt das Kleinkind einfach wieder in die Nestmulde zu
setzen, war man in Görlitz noch vorsichtiger in der Bewältigung des
sich abzeichnenden Dramas: Man entfernte den
Storchenjunior, um ihn sicher außerhalb des Nestes
aufzupäppeln und bald wieder zurückzusetzen!
Die Rettungsaktion von Görlitz
Da hätte ich an Stelle der Verantwortlichen
aber gleich reinen Tisch gemacht und alle Jungen
entfernt und unter Dach aufgezogen, dann hätte man sich weitere
Kletterpartien sparen können. So wurde in früheren Jahren im
Zoo Karlsruhe verfahren, um den Jungen dort das
gefährliche Abfliegen vom Nest zu ersparen. Ein wenig mehr
Kommunikation unter den Betreibern von Webcams hätte manche
peinliche Situation schon in diesem Jahr vermeiden helfen. Deshalb
meine dringende Bitte: Holt, wenn irgend möglich,
jeweils am Tag des Schlüpfens eines Kükens dieses sofort
aus dem unwirtlichen Nest und entzieht es bitte
der wenig fürsorglichen Pflege durch die Rabeneltern!
Wer ein putziges eigenes Kind am Nestrand liegen lässt, dem gehört
das Sorgerecht aber komplett entzogen! In solchen
Fällen muss niemand gefragt werden. Es geht ja auch gar nicht, denn
bis eine Genehmigung einer Behörde vorliegt, ist der Unglücksvogel
längst entschlafen. Also Mut zum Risiko und den trägen
Behördenvertretern eins in den Hintern getreten!“
Ich hätte fast vergessen zu erwähnen, dass es
sich beim vorstehenden Eintrag über die Vorgänge in Görlitz
und über Hilfsmaßnahmen im Besonderen um ein Skript eines mir
näher bekannten Storchenfreundes handelt, dessen Bitte
um eine Veröffentlichung im Dinkelsbühler Tagebuch ich
hiermit gerne nachgekommen bin. Für den Inhalt ist allerdings
besagter Storchenfreund alleine verantwortlich.
Auch heute fand meine wissenschaftliche
Arbeit, die die Kennzeichnung junger Störche als
Voraussetzung beinhaltet, eine weitere Fortsetzung. In
Triesdorf galt es drei Junge zu beringen, um dem Ziel
wieder ein Stückchen näher zu rücken, die Jungen in allen
Storchennestern der Landkreise Ansbach, Gunzenhausen-Weißenburg und
Donau-Ries, d. h. alle Jungen der an Wörnitz und Altmühl brütenden
Storchenpaare zu kennzeichnen. Das sind in diesem Jahr etwa 30
Nester mit vielleicht knapp 50 Jungen. In dieser
Gesamtzahl sind allerdings auch Nester enthalten, in denen nicht
(z.B. Dinkelsbühl) oder erfolglos gebrütet wurde (Altenmuhr). Es
verbleiben damit etwas über 20 Paare mit Nachwuchs.
Das Triesdorfer Storchenpaar ist – immer
eine schöne Ergänzung – beringt und somit kann die
Lebensgeschichte von Papa und Mama Storch ein wenig
nachgezeichnet werden. Der Storchenmann, der die
Beringung vom Nachbarkamin aus beobachtete, gehört zu den alten
Bekannten meines Forschungsgebietes. Seine Wiege
stand 1998 in Riedhausen in Südwürttemberg. Seit
2002 kehrt er alljährlich zum Nest in Triesdorf
zurück, in diesem Jahr also schon fünften Mal. Bemerkenswert
dabei ist die Tatsache, dass der Storchenmann dabei einen großen
Verschleiß an Weibchen hat. 2002 war seine Angebetete eine gebürtige
Hessin, die folgenden drei Jahre handelte es sich um eine
heißblütige Französin und heuer ist er wieder auf eine
Hessendame gestoßen, die erstmals mit ihm eine Familie
gründen konnte.
Ich kenne seine „Neue“ schon seit dem Jahre
2004. Damals hielt sich die Storchendame einjährig
in den Wiesen um Ornbau auf (4 Kilometer von Triesdorf
entfernt). Sie gehörte zu einem Trupp von bis zu 10 Störchen. Im
Jahr darauf eroberte sie das Nest in der Stadt Ornbau,
es kam zur Brut, Junge schlüpften, sie wurden aber bei Kämpfen aus
dem Nest geworfen. Heuer nun hat die Störchin ihren Brutplatz
gewechselt und ist die 4 Kilometer nach Triesdorf gezogen. Dort kann
sie nun mit drei Jahren auf die erste erfolgreiche Brut
zurückblicken. Beringt wurde sie nestjung 2003 im hessischen
Biebesheim.
Die Freiwillige Feuerwehr Bechhofen am Einsatzort
Das herrliche Storchennest auf dem stillgelegten,
mit wildem Wein bewachsenen Kamin der Molkerei
Das Männchen beobachte die
Vorgänge vom Nachbarkamin
Die Triesdorfer Drillinge
Um 5 Uhr am Morgen traf man Schorsch bereits wieder
allein im Nest an. Nummer 6 gehört damit schon seit
vielen Tagen und Wochen zu den Frühaufstehern, die es
vorziehen, schon bei einsetzender Dämmerung das Nachtquartier zu
verlassen. Schorsch hält es da noch länger im Nest, er genießt dort
die wärmenden Sonnenstrahlen oder hat das eine oder andere An der
Behausung zu richten. Auch der abendliche Einflug zum Nest gestaltet
sich so wie heute in Etappen. Zuerst kommt Schorsch und mit einigem
Abstand Nummer 6. So sind sie eben, unsere Störche! Jeder hat seinen
eigenen Kopf!
Schorsch ist
schon allein |
Da genieße ich doch lieber
noch die Sonne... |
...oder baue an unserer Wohnung!
Ab und zu macht die Arbeit zu zweit doch mehr Spaß
Kurzbesuch am Nachmittag
Schorsch wartet |
Wieder vereint |
|
|
12. Jun. 06 |
Die Zeiten, in denen unsere Schorschis nicht am
Nest anzutreffen sind, werden langsam immer länger. Der morgendliche
Abflug beider – meist bis spätestens 6:30 Uhr – bringt
danach eine lange Durststrecke, die von kurzen
Unterbrechungen abgesehen bis zum abendlichen Einflug
dauern kann. Wo sind die beiden aber so lange und was treiben die da
so?, wird mancher von Ihnen schon öfters gedacht haben.
Heute hatte ich einmal das Glück, mit
Schorsch und Nummer 6 draußen im Gelände
zusammenzutreffen. Es war gegen 13 Uhr bei 28 Grad im
Schatten unmittelbar bei der Froschmühle an der Wörnitz, etwa
3 Kilometer nordwestlich des Rathausnestes. Auf der parallel zur
Bundesstraße verlaufenden engen und kurvenreichen Staatsstraße durch
das Wörnitztal bekam ich zwei ältere Radfahrer zu Gesicht.
Sie waren von ihren Rädern abgestiegen und bewegten sich
vorsichtig am Rande einer gemähten Wiese vorwärts. Beide hatten
eine Kamera im Anschlag! Das Ziel ihrer Begierden war ein Storch,
der sich langsam in einem kleinen Graben – gleichzeitig ein
Zufluss zur Wörnitz – auf Nahrungssuche befand.
Zunächst nahm dieser Adebar von den beiden Paparazzis keine Notiz,
als der Vordermann jedoch de Fluchtdistanz unterschritten hatte,
verließ der Verfolgte seinen Nahrungsplatz und
lief unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes weiter über die
gemähte Fläche. Am schmalen Ring oberhalb der Zehen des
rechten Fußes war er schnell als unsere Nummer 6
identifiziert. Einer der Verfolger wollte jedoch in seinem Vorhaben
nicht nachlassen und versuchte noch näher an sein Opfer
heranzurücken. Schließlich machte Nummer 6 dem
Verfolgungsrennen ein Ende und flog auf die andere
Seite der Wörnitz. Dort stand im Schatten unter
Bäumen der Schorsch persönlich. Dem Radfahrer auf Abwegen
war es damit genug und er zog sich mit seinem Partner auf die Straße
zurück. Unsere Schoschis jedoch ließen es sich am Gestade
der Wörnitz gut gehen und genossen einen ihrer zahlreichen
freien Arbeitstage.
Auf der Verfolgung von Nummer 6
Das Ende der Verfolgungsjagd
Der Tag begann reichlich
unspektakulär mit einer ausgiebigen Morgentoilette. Dann
suchte man sich sein Frühstück und hinterließ ein weiß
gesprenkeltes Nest. Ein kurzer Nachmittagsbesuch war die
einzige Begegnung nach dem morgendlichen Abflug, ehe man sich 10
Minuten vor 22 Uhr gemeinsam zur Übernachtung
einfand.
Morgengymnastik |
Leeres Nest im Federschmuck |
Nachmittagsvisite
Die Heimkehrer
Die Aufregungen der letzten Tage
in einigen Kameranestern haben sich wieder beruhigt,
so dass man von einer gewissen Entspannung ausgehen kann. Im
Falle von Isny, hier kam es zum Tod aller vier Jungen,
haben die Verantwortlichen vollkommen richtig entschieden
und auf eine völlig überflüssige Bergung der Toten verzichtet. Im
Vetschauer Horst fristet ein Adoptivkind sein Dasein,
nachdem die eigenen Jungen alle das Zeitliche gesegnet haben. So
hält man wenigstens seine große Fangemeinde bei Laune, denn nicht an
allen jungenlosen Kameranestern werden die Seher so umfassend über
alles informiert wie auf unserer Website. Darüber hinaus findet bei
uns auch im Gästebuch ein überaus liebevoller und auf hohem Niveau
stehender Meinungsaustausch statt, der es in knapp einem Jahr auf
bereits über 20.000 Einträge hat kommen lassen.
In Görlitz hat sich die Jungenzahl
durch einen fraglichen Eingriff auf zwei reduziert, in
Wolfsburg erfreuen ebenfalls zwei Junge, Überbleibsel
eines Vierer- oder Fünfergeleges die Webcam-Welt, in Erlangen
lugen drei Jungstörche über den Nestrand (liebe Grüße an die
Erlanger Storchenfreunde unter ihrem Mentor Michael
Zimmermann), in Höchstadt an der Aisch, ebenfalls im
„Einzugsgebiet“ der rührigen Erlanger Storchenschützer, müht sich
das Paar im Augenblick mit dem letzten verbliebenen Ei eines
Nachgeleges ab, das mit ziemlicher Sicherheit zu keinem
positiven Ergebnis mehr führen wird. In Adelsdorf blieben bis
zum Ende der Bildübertragung am 30. Mai auch nur noch 2 Junge
im Nest übrig. Seither bleibt die Aktualisierung der Bilder aus und
man muss hoffen, dass nichts Schlimmeres passiert ist. In
Schrobenhausen entwickeln sich beiden Überlebenden einer
Sechserbrut großartig und dem Ausfliegen sollte nichts im Wege
stehen. In Petershagen in Nordrhein-Westfalen freut man sich
ebenfalls über ein Jungenduo.
So weit für heute eine kleine Rundreise durch
das große und immer größer werdende Angebot unserer Storchen-Webcams.
Die Reihe wird demnächst fortgesetzt.
Ein kleines Schmankerl füge ich noch an:
In Bad Waldsee fand heute die Beringung der drei
Jungstörche statt. Frau Ute Reinhart, Mitarbeiterin der
Vogelwarte Radolfzell, erschien am Nest und wurde von eifrigen
Sehern auf frischer Tat „ertappt“.
Beringung in Bad Waldsee |
|
13. Jun. 06 |
Ziehen Sie mit mir heute noch ein wenig
weiter durch das bunte Angebot an Webcams über und mit
Störchen. Dabei gibt es allerdings mehr Masse als Klasse zu
vermelden. Nach Hartmuts Liste „Webcams Störche“ auf seiner
ausgezeichneten Homepage
www.worldofanimals.de sind derzeit 41 solche Einrichtungen
online. Auch in diesem Jahr kam ein Dutzend neuer Storchenorte dazu,
doch insgesamt blieb es bei einem eher bescheidenen Häuflein,
bei dem man echt informiert und mit einer guten
Bildqualität verwöhnt wird. Gerade diese Verbindung von
Bild und Hintergrundinfo muss bei der größten
Mehrheit der Angebote schmerzlich vermisst werden.
Aus der Pension am Storchennest
in Biebersdorf sieht man, wenn überhaupt, gelegentlich Bilder
eines Storchennestes. Das war's dann auch schon. Kein Wort weiter,
die Qualität kann dabei auch in keiner Weise überzeugen. Lohnt
nicht! Nur ärgerlich! Für diese Storchenkamera gibt es die
Note 6! Kein Grund zum Jammern, handelt es sich doch in
erster Linie um die Homepage eines Beherbergungsbetriebes
und dafür gibt es keine Bewertung!
Mit den Nestern Bornheim 1, Bornheim 2
und mit dem auf derselben Seite sich präsentierenden Nest in
Zeiskamer Mühle haben die Betreiber der Aktion Pfalzstorch
einen ausgezeichneten Weg gefunden, hervorragende
Bildqualität mit einer ausgezeichneten Präsentation und
einer äußerst fachkundigen Hintergrundinformation zu
verbinden. Hier sind Fachleute am Werk, die ihr Handwerk
verstehen und viel zu einem gesunden Naturverständnis
beitragen. Dafür gibt es von mir eine glatte 1. Wegen der
diesjährigen, nicht konsequenten Haltung bei der
Eingriffsproblematik bleibt allerdings ein fader Beigeschmack.
Nehmen Sie die Seite
www.pfalzstorch.de unbedingt in die Liste Ihrer Favoriten
auf!
Der heutige Stand der Jungenaufzucht an den
letztgenannten Nestern macht deutlich, dass Bornheim 2 mit vier
großen Jungen unter allen Webcams hinsichtlich des Bruterfolges den
Vogel abgeschossen hat, Zeiskamer Mühle folgt dichtauf mit drei
Jungen, während die traurigen Ereignisse um Bornheim 1 mit einem
verbliebenen Jungen schon früher Erwähnung fanden.
Die Reise führt uns nach Erlangen
zum Storchennest auf dem Kamin der
Steinbachbrauerei. In erster Linie handelt es sich dabei
um die Homepage einer Brauerei mit angeschlossenem
Lokal. Dafür erfüllt die Seite ganz sicher ihre Zwecke und sie ist
auch gut gemacht. Ich bewerte aber nur ganz persönlich das, was zum
Storchennest gesagt und gezeigt wird. Und dieser Bereich ist
– und dies liegt auch mit in der Absicht des Betreibers – nur mit
mangelhaft zu bewerten. Ein großformatiges Bild in
schwarz/weiß gehalten erlaubt nur bedingt Einblicke ins Nest.
Die Qualität der Bilder, die alle Minute erneuert werden,
lässt sehr zu wünschen übrig, aber das Schmerzlichste
sind die vollkommen fehlenden Kommentare oder gelegentliche
Hilfen zum Ablauf des Brutgeschehens. Note 5!
Für Storchenfreunde uninteressant, für Bierfreunde dagegen zu
empfehlen.
Fliegen wir 15 Kilometer weiter nach Norden,
gelangen wir in die Kreisstadt Forchheim. Auf dem Gelände des
Beruflichen Schulzentrums hat man eine neue Nisthilfe
installiert, auf der sich immer wieder mal Störche einfinden,
stundenweise sich aufhalten und sogar hin und wieder dort
übernachten. Ansonsten gibt es in der Innenstadt ein schon lange
existentes und auch heuer besetztes Storchennest.
Hier gilt dasselbe wie bei der
Erlanger Storchenwebcam. Die Übertragung ist nur als Beiwerk der
Homepage der Schule zu sehen und ist nicht Hauptzweck. Deshalb
fehlen auch hier jegliche Kommentare und jegliche Information zu den
Störchen. Wegen der schönen Bildqualität möchte ich
insgesamt eine knappe 4 vergeben. Kann bei Brut und
Jungenaufzucht wegen der zu erwartenden schönen Bilder an Zuspruch
gewinnen! Im Augenblick kein Favorit für Storchenbegeisterte.
Wir ziehen weiter nach Thüringen. Unweit
von Weimar erreichen wir das alte Rittergut Schloss Gebesee, auf
dessen Gemäuer ein Storchennest steht. Heute dienen die
Gebäude als Internat und als Internatsseite ist die gesamte
Homepage auch gestaltet. Ein Link führt dabei logischerweise auch zu
den prominentesten Bewohnern, den Störchen. Hier will man nur das
Bild des Nestes zeigen und verzichtet auf jegliche
weitere Erklärungen. Von gelegentlichen Besuchen einzelner
Störche abgesehen ist das Nest in diesem Jahr verwaist.
Von daher ist ein Blick darauf wenig lohnend. Außerdem sind
Blickwinkel und Bildqualität wenig ansprechend, so dass auf diesen
Teil der Homepage aus Storchensicht die Note 5 gegeben werden
kann.
Von den Geschehnissen in Görlitz
habe ich neulich berichten dürfen. Hier noch ein kleiner
Nachtrag zur Webcam verbunden mit einer persönlichen
Bewertung. Man versucht, eine schnelle Bildfolge zu realisieren
und erreicht dabei fast Livestream. Dies ist
anerkennenswert. Vielleicht kann man im nächsten Jahr noch an
der Bildqualität etwas arbeiten. Weitere Pluspunkte dieses
Anbieters aus dem Zoo Görlitz sind ein kleines, aber sehr
informatives Tagebuch, das die Geschehnisse um das Nest in
ausreichender Weise dokumentiert sowie eine schöne
Linksammlung zu unseren Lieblingen. Gesamtnote 3.
Zurück nach Franken, zurück nach
Höchstadt an der Aisch! Ein Ei des ursprünglich aus zwei
Eiern bestehenden Nachgeleges wird im Moment noch bebrütet.
Man darf gespannt sein, ob es noch zu verspätetem Nachwuchs
kommt? Dass es in diesem Jahr nach starkem Regen zu einer
Pfützenbildung kam, verwundert angesichts der Bemühungen
der Natur- & Umwelthilfe Erlangen e.V. um saubere und
wasserdurchlässige Storchenbehausungen schon etwas oder hat man
im Falle Höchstadt seine Hausaufgaben nicht mit voller
Kraft und Gewissenhaftigkeit gefertigt?
Die Bildqualität soll in der nächsten
Saison verbessert werden. Vielleicht kann man dabei auch
einer farbigen Übertragung Raum geben? Der Bildausschnitt,
den die am Nestrand befestigte Kamera liefert, ist sehr
interessant und würde bei stabiler Übertragung in Farbe noch
sehr gewinnen. Leider versäumt man es, sein vorhandenes
Potenzial in Sachen Storchenschutz und Information auch
nur ansatzweise auszuschöpfen. Im Augenblick kann
deshalb nur eine 5 vergeben werden. Die angekündigten
technischen Verbesserungen sollten auch auf andere Bereiche der
Homepage übergreifen. Jetzt nicht empfehlenswert!
Auf dem Rathausnest tat sich wieder
einmal Besonderes! Dies zeigt, wie wichtig und interessant
auch die Beobachtung eines häufig leeren Nestes sein kann. Zeitig
kurz nach fünf Uhr präsentierte sich das Nest wieder
jungfräulich, auch Schorsch war in die Nahrungsgründe abgedüst.
Ich verdufte jetzt auch gleich
Danach blieb dieser Zustand unverändert
erhalten, bis urplötzlich – ich saß gerade am PC um den letzten
Tagebucheintrag zu bearbeiten – ein Storch im Nest stand. Er wirkte
riesig mit extrem langen Beinen und verhielt
sich ganz anders als die Schorschis. Seine
Körperstreckung war extrem, die Bewegungen ruckartig, immer voll
konzentriert und es wirkte manchmal so, wie wenn man Kinder
beobachtet, die wissen, dass sie etwas Verbotenes tun. Da mein
erster Blick auch stets auf die hinteren Extremitäten gerichtet ist,
stand schnell fest: Um 12:28 Uhr war ein fremder Storch im Nest
gelandet. Links über den Zehen strahlte ein großer
Aluring, so wie ihn die Vogelwarten vor der Einführung der
ELSA-Ringe gemeinhin verwendeten.
Der fremde Besucher
Die Anspannung des Fremden blieb während seines
gesamten Aufenthaltes von 7 Minuten erhalten, schon
allein deshalb konnte es keiner der Schorschis gewesen sein. Um
12:35 Uhr war der Spuk vorbei, ohne dass unsere Störche
irgendetwas von der kurzen Inbesitznahme des Nestes mitbekommen
hatten. Als die Eigentümer um 13:30 Uhr erschienen und
eine fast dreistündige Nestanwesenheit an den Tag legten, war
klar, dass sie den Eindringling doch irgendwo wahrgenommen hatten
und sie deshalb das Nest nicht mehr alleine lassen wollten.
Die Wohnungsinhaber sind zurück!
Ebenso überraschend kehrten sie gegen 19 Uhr
noch einmal zurück und blieben erneut eine längere
Strecke.
Da sind wir schon wieder!
Auch dies spricht ganz eindeutig dafür, dass
sie den Fremden noch in der Gegend beobachtet hatten. Erst zur
abendlichen Einkehr um 21:52 Uhr erschienen beide in
kurzem Abstand nacheinander und der Spuk des Tages wurde abgelöst
von der Ruhe der Nacht.
Gute Nacht! |
|
14. Jun. 06 |
Begleiten Sie mich zum Anfang meines neuen
Eintrages wieder ein Stück weit durch die Landschaft der
Storchenwebcams! Ich führe Sie zuerst nach Hohenstein in
Brandenburg. Dort überträgt eine Webcam seit 2004 Bilder aus
dem Storchennest im 10-Sekunden-Takt. Kameraeinstellung,
Bildausschnitt und Bildqualität können dabei nicht
überzeugen. Dennoch erkennt man, dass in diesem Jahr drei
Junge die kritischen ersten Wochen überstanden haben und gesund
der Zukunft entgegen blicken. Die grafische Gestaltung der Website
wirkt noch wenig ausgegoren, man findet sich nur schwer zurecht und
erhält auch nur äußerst spärliche Informationen. Außerdem
wird man von verwirrender Werbung nur so erschlagen. Dennoch Note
4, aber weiter nicht empfehlenswert für Storchengucker!
Kommen wir nach Isny, dem Ort, der in
den letzten Jahren kein Glück mit der Aufzucht von Jungen hatte. In
früheren Einträgen meines Tagebuches können Sie die Hintergründe
noch einmal nachlesen. Die Website ist ansprechend
gestaltet, man erhält reichlich Informationen, ein
Gästebuch und eine Linksammlung sind vorhanden.
Verbesserungen wären allerdings in der Qualität der
Bilder anzustreben. Für den Blickwinkel der Kamera, der keine
Einblicke in das Innere des Nestes erlaubt, ist niemand
verantwortlich, dieser Minuspunkt ergibt aber bei der
Gesamtbewertung entscheidende Abzüge, so dass insgesamt nur eine
glatte 3 stehen bleibt. Dennoch: Fügen Sie diese Seite zu
Ihren Favoriten hinzu!
www.isny.tv
Der Weg führt uns nach Kirchzarten in
die Nähe von Freiburg. Auf dem Turm der Kirche
befindet sich ein Storchennest mit angebauter Webcam.
Seit diesem Jahr wird jede Stunde ein wunderschönes Bild
aus dem Storchennest abgespeichert und ins Netz gestellt.
Das ist für Süchtige vielleicht zu wenig, genügt aber den meisten
Ansprüchen. Daneben bietet die Website
www.regiowebcam.de einen kompetenten und sehr
informativen Überblick über sämtliche Storchennester der
Region und da kommen fast 40 zusammen. Vertiefen Sie
sich einmal in diese hochinteressanten Informationen, denen –
eine kleine Kritik – vielleicht nur gelegentlich die
letzte Aktualität fehlt. Wer eine Storchenreise in den
Raum Freiburg plant, kommt an diesen Informationen
nicht vorbei. Unbedingt lesen! Für die Webcam, die nur
alle Stunde ein Bild liefert insgesamt eine gute 3! Dennoch
empfehlenswert!! Übrigens: Im Nest in Kirchzarten
haben 2 Junge das Schlimmste überlebt!
Begleiten Sie mich nach Lindheim in
Hessen. Dort sorgt eine kleine Initiative für die
Übertragung von Bildern aus dem dortigen Storchennest.
Von 5 geschlüpften Küken haben ebenfalls nur zwei überlebt
und haben schon eine stattliche Größe erreicht. Die Seite gibt
knappe Informationen zum Brutgeschehen, stellt ein
Tages-Bildarchiv zur Verfügung und sorgt für mehrere
Bildwechsel pro Stunde. Die Bilder reißen einen nicht vom
Hocker, alles ist lieb aufgezogen, eine durchschnittliche
Leistung ergibt die Note 3! Man muss sie nicht in seine
Favoritenliste mit aufnehmen.
http://www.bimnet.de/naturpark/storch/2006/index.htm
Es gebt an die Ostsee nach
Mecklenburg-Vorpommern! Die nächste Webcam kann schnell
abgehandelt werden. Unter zahlreichen Webcams eines
Tourismusverbandes zeigt eine Kamera eben das Storchennest
auf dem Storchenhaus in Löbnitz! Das war es auch schon!
Note 5! Keine Empfehlung, für Storchenfreunde völlig
ungeeignet!
So präsentiert sich die Webcam von Löbnitz
Kommen wir nach Markt Schwaben im
Großraum München. Die Übertragung der Bilder von dort ins Internet
ist erst zwei Jahre alt. Dennoch hat sich eine solide Seite
entwickelt, die liebevoll und mit Herzblut geschrieben
und aufgemacht ist und alle Fragen zum Nest, seiner Geschichte sowie
zum Brutgeschehen aktuell beantwortet. Das ist ein großer
Pluspunkt, so wünschte man sich alle Seiten! Die Bilder werden
alle 10 Sekunden aktualisiert, der Blickwinkel aus einer sehr
steilen und hohen Position über dem Nest ist gewöhnungsbedürftig,
aber originell, leider hat die Bildqualität gegenüber dem
Vorjahr (ich kann mich auch täuschen) erheblich nachgelassen!
Es sind so gut wie keine Einzelheiten zu erkennen und
wenn man nicht wüsste, dass drei Junge im Nest liegen, würde
man sie meist nicht auseinander halten können. Dies sollte Ziel
einer zukünftigen Verbesserung sein. Dennoch eine knappe 2
und eine eingeschränkte Empfehlung für Storchenfreunde.
http://www.storch-in-bayern.de/index.htm
Kehren wir zum Schluss der Reise noch einmal
nach Südbaden zurück. Das Bild, das eine Kamera vom
Storchennest auf der Zehntscheune in Merdingen liefert, lässt ein
heuer leeres Storchennest erkennen. Mehr gibt es nicht zu
sagen Für Storchenfreunde: Nur ärgerlich! Keine Empfehlung!
Am Dinkelsbühler Nest hatten nur die
Frühaufsteher Gelegenheit, Schorsch live zu erleben.
Danach gab es nur „leeres Nest“ während des ganzen Tages und
erst nach 16 Stunden gähnender Leere rührte sich zum
Schluss des Tages wieder etwas
Schorsch schon allein |
Da hält mich auch nichts mehr im Nest! |
Punkt 21 Uhr schwebten unsere Ausflügler am
Nest ein und richteten sich für eine weitere Übernachtung. Wie es
scheint, werden nun die Sichtungen der Schorschis am Nest während
des Tages immer seltener und Sie, liebe Gucker, werden auf harte
Geduldsproben gestellt.
Gute Nacht, Schorschis!
Ganz toll finde ich es, wie sich die größer
gewordene Gästebuchgemeinde während der nicht ganz so
aufregenden Stunden am Nest austauscht und kommuniziert.
Deshalb wiederhole ich hier noch einmal gerne meinen
Aufruf an andere Seher unserer Webcam. Meldet
euch und gebt ein kurzes Lebenszeichen im Gästebuch ab!
Es wäre schön, wenn wir noch mehr kennen lernen könnten. Also Mut
und ein kurzer Eintrag im Gästebuch ist geschafft!
Die Abendstunden gehörten noch einmal
einem Beringungseinsatz. Dieser führte mich mit der
Freiwilligen Feuerwehr Herrieden zunächst an den Storchenturm
der Altmühlstadt, der seit Jahrhunderten von einem
Storchennest gekrönt wird. Routiniert wurde die Leiter in Stellung
gebracht und man hievte mich in etwas über 20 Meter Höhe. Das
beringte Weibchen, aus dem Elsass stammend und zum
drittem Mal in Herrieden mit einem unberingten Partner
brütend, flog erst sehr spät ab und gab seine drei Jungen zum
Beringen frei. Ein viertes Junge war bereits vor längerer Zeit aus
dem Nest geworfen worden. Mit Drillingen haben die
vierjährige Französin und ihr Partner eine erfreulich große
Jungenzahl über die schlimme Witterungsperiode gebracht.
Die Drillinge von Herrieden
Die Fahrt führte uns 12 Kilometer weiter die
Altmühl aufwärts in das malerische Städtchen Leutershausen.
Auf dem Schlauchtrocknungsturm des Feuerwehrgerätehauses
thront ein imposantes Storchennest. Beide Partner des
Brutpaares sind auch hier beringt. Das Weibchen kann
dabei mit einer kleinen Besonderheit aufwarten. Mit 22 Jahren
gehört sie, ebenfalls aus dem Elsass stammend, zu den
ältesten bekannten Störchen überhaupt. In Bayern
erreichten nur ganz wenige ein noch höheres Alter.
Meine Rekordhalterin steht momentan im 29. Lebensjahr und
brütet nach wie vor in Erlangen-Frauenaurach.
Die Leutershausener Störchin brütet
seit 2001 jeweils in der Altmühlstadt und hat in dieser
Zeit immerhin schon 5 verschiedene Männchen verschlissen.
Allein mit ihrem jetzigen Partner, einem 2002 in Wassertrüdingen
am Hesselberg geborenen Männchen, verbringt sie nun eine zweite
Brutzeit. Mit lediglich 6 ausfliegenden Jungen hat die
alte Dame in ihren sechs Brutjahren in Leutershausen nur
einen sehr mäßigen Erfolg zu verzeichnen.
Ob es an ihr liegt? Es ist sehr gut möglich!
Ein so häufiger Männchenwechsel ist auch nicht häufig nachgewiesen.
Zu dieser Zahl habe ich auch den einzigen Jungstorch
gerechnet, der heuer das Beringungsalter erreicht hat.
Mindestens ein weiteres Junge wurde in der letzten Woche aus dem
Nest geworfen.
Die alte Dame mit ihrem Einzelkind
Nach der Beringung |
|
15. Jun. 06 |
Reisen Sie mit mir durch das Land auf der Suche
nach weiteren Storchenwebcams! In Schrobenhausen in
Oberbayern, der Gegend mit einem hervorragenden Spargel,
brütet ein Storchenpaar. Wir dürfen auf einer gut gemachten
Homepage, auf der man ausreichend informiert wird (leider
erhalte ich unter den Buttons News und Tagebuch keine
Informationen!) , Einblicke in das Storchennest gewinnen. Die
Position der Kamera ist exzellent, sie verbirgt
nichts. Als weiteres sehr großes Pluszeichen läuft an diesem
Nest ein flüssiger, technisch gelungener Livestream, der Spaß
macht und immer wieder zum Schauen und Staunen anregt.
Man sieht, dass die Ortsgruppe Schrobenhausen im
Bund Naturschutz in Bayern e.V. ihr Handwerk versteht. Wegen des
guten Livestreams und weiterer Pluspunkte vergebe ich
die Note 2 und empfehle die Seite uneingeschränkt
allen Storchenfreunden.
http://neusob.de/storch%2Dsob/
Blicken wir noch einmal in den Kreis
Minden-Lübbecke nach Petershagen Vor einigen Tagen besuchte
ich das Nest von Petershagen, dicht an der Grenze
Nordrhein-Westfalens zu Niedersachsen im Tagebuch schon einmal. Auf
der Website des Westdeutschen Rundfunks hat man mit
der Storchenkamera Einzug gehalten. Sicher ein großer
Vorteil, sich dort Platz verschaffen nd die technischen
Kapazitäten des Senders in Anspruch nehmen zu können.
Deshalb darf es nicht verwundern, wenn die grafische Gestaltung
professionell ausfällt und das reiche Angebot mit vielen
Videos überaus üppig ausfällt. Dass ein Livestream ebenso
angeboten wird wie eine Live-FotoCam gibt dem Gesamtkonzept
noch ein zusätzliches Highlight. Gesamtnote 1!
Unbedingt zu den Favoriten nehmen und auf den Seiten
blättern!
http://www.wdr.de/themen/forschung/zoologie/
storchencam_2006/index.jhtml?rubrikenstyle=forschung
Zurück in meine bayerische Heimat und in
den Regierungsbezirk Schwaben. Hier stellt die Gemeinde
Pfaffenhausen ihr Storchennest auf der gemeindlichen
Homepage sehr ansprechend vor. Eine wunderschöne
Einstellung vom Nest und seinen Bewohnern wird lediglich durch
den als Fernsehgerät gestalteten Rahmen leicht verunstaltet. Hier
könnte man schnell durch eine schönere Begrenzung mehr Leben
in die Geschichte bekommen. Eindrucksvoll sind die vielen
wunderschönen Fotos im Archiv sowie die Rückblicke
auf mehrere Jahre Nestgeschichte. In diesen Punkten hat die
Seite ihre Stärken, auch der 10-Sekunden-Takt in der Bildfrequenz
genügt selbst anspruchsvolleren Storchenfreunden. Dennoch kann man
in der bestehenden Form eine knappe 3 und damit eine
Empfehlung für Begeisterte aussprechen.
http://www.pfaffenhausen.info
Schauen wir in die Uckermark nach
Prenzlau zu Uwe Mirrs privater Homepage mit der
Gelegenheit, das örtliche Storchennest zu beobachten. Unter
dem Button „Aktuelles 2006“ erfährt man alles Wichtige über
die diesjährige erfolgreiche Brut mit drei Jungen. Ebenso
gibt es detaillierte Rückblicke in das Brutgeschehen
bis ins Jahr 2000. Darüber hinaus erfährt man eine Menge über
die Störche der Uckermark. Alles ist liebevoll gemacht, wenn
auch die Gestaltung der Homepage einige Wünsche
offen lässt und das Navigieren nicht sehr
erleichtert. Dass eine Linksammlung ebenso zum Angebot
gehört wie ein Gästebuch zeigt, dass sich Uwe Mirr mit seiner
Homepage viel Mühe gibt und ein ansprechendes
Ergebnis vorlegen kann. Die Bilder, die die Kamera überträgt,
werden in einem mehrminütigen Intervall aktualisiert, sind in
Farbe gehalten und erlauben allerdings vom Blickwinkel nur
äußerst eingeschränkte Blicke ins Nest. Dennoch bieten sich
vor allem während der Jungenaufzucht schöne und
lohnende Einblicke. Vor allem unter dem Angebot „3-Minutenfotos“
gibt es immer wieder wunderschöne Einstellungen. Insgesamt
hat sich Uwe Mirr von mir eine gute 3 verdient und ich rate
jedem, der sich über die Störche in der Uckermark und im Besonderen
über das Prenzlauer Storchenpaar informieren will, auf Uwes Homepage
längere Zeit zu serven.
http://www.prenzlau.org/service/index_ges_sto.htm
Wir kommen nach Radensdorf in den
Spreewald. Auch hier lässt sich über eine Webcam Einblick
in das Familienleben der Störche gewinnen. Die
Website ist grafisch gut gestaltet, man findet schnell
das Gesuchte, alles ist sehr übersichtlich angeordnet.
Lediglich wird die letzte Aktualität sehr vermisst!
Vielleicht ist sie mir auch entgangen, aber zum Brutjahr 2006 habe
ich nichts gefunden. Auch unter den Links zu den Störchen im
Spreewald fehlen die dringend gesuchten aktuellen
Zahlen. Dies ist ein kleiner Wermutstropfen auf die
ansonsten sehr informativen Seiten. Die Bilder der
Webcam bieten in der Normaleinstellung einen großen
Bildausschnitt, der das Nest und die Gebäude des
landwirtschaftlichen Betriebes zeigt. Von den Störchen ist
dabei nur schemenhaft etwas zu erkennen. Eine wählbare
Zoom-Einstellung ermöglicht aber einen Einblick, der die
Einzelheiten erkennbar macht. Von kleinen Schwächen
abgesehen insgesamt die Note 2 und eine Empfehlung,
auf den Seiten gelegentlich zu blättern. Über das Brutgeschehen
gibt es nur so viel zu erzählen. Es wurden vier oder fünf Eier
gelegt. Die kritische Zeit der ersten Lebenswochen
überstanden bis heute 2 Junge. Es besteht die Hoffnung,
dass diese beiden vielleicht auch ausfliegen werden.
http://www.spreewaldstorch.de
Der NABU in Rathenow, ebenfalls
in den neuen Bundesländern gelegen, bietet auf seiner
Homepage ein Angebot in Sachen Storchenwebcam. Doch beim Angebot
bleibt es auch schon. Kaum ein Wort zu dem, was man sieht, wenn es
überhaupt einmal etwas zu sehen gibt. Einziges Plus: Das Paar
zieht vier Junge auf und steht damit in Sachen Jungenzahl mit
Bornheim 2 an der Spitze. Diese Seite lohnt sich nicht! Nicht
empfehlenswert! Bewertung für den „Storchenanteil auf der
Website: Note 5!
Wir bleiben noch in den neuen Bundesländern
und gehen diesmal nach Sachsen, genauer gesagt nach Riesa.
Die Webcam mit Bildern vom dortigen Storchennest erlaubt nur einen
sehr ungenügenden, von schräg unten zum Nest
gerichteten Blick. Daraus versteht sich von selbst, dass nur selten,
bevorzugt bei größeren Jungen, überhaupt etwas zu erkennen ist.
Jeder sonstige Hinweis zu den Störchen fehlt
komplett. Das Nest ist wohl in diesem Jahr von einem Paar besetzt,
das vielleicht im Augenblick kleine Junge versorgt. Bewertung: Eine
glatte 5! Man kann sich diese Seite echt sparen.
Noch ein Nest in den neuen Bundesländern.
In Helmuts Webcamliste ist es unter Rostock aufgeführt. Eine
insgesamt leider ebenfalls ziemlich ärgerliche Seite, die
außer einem brillanten Bild in Mobitx-Qualität
lediglich eine künstliche Nisthilfe in einem Neubauviertel zeigt,
die noch nie seit ihrer Installierung Storchenbesuch
hatte und auch nie einen haben wird. Lediglich der Besuch eines
Stockentenweibchens konnte bisher dort nachgewiesen werden. Eine
kleine Linkliste und ein Hinweis auf den
Pfeilstorch von Gut Bothmer entschädigen ein klein wenig.
Gesamtbenotung 5. Kann aus der Liste der
Storchenwebcams getrost gestrichen werden.
Ein schwülheißer Tag, der am
Vormittag noch Sonne brachte. Am Nachmittag bewölkte sich
der Himmel zusehends und die Temperaturen verloren ihre Schärfe
etwas. Von 32 Grad ging es dann abwärts auf „angenehme“ 25.
Auf dem ersten Morgenschnappschuss
konnte unsere fleißige Sylvia, der an dieser Stelle für die
täglichen Frühaufsteher-Bilder, herzlichst gedankt
sei, beide Schorschis nachweisen.
Gemeinsame Morgentoilette
Allzu lange blieb es dann nach 5 Uhr nicht bei
der Zweisamkeit. Zuerst entschwand die Nummer 6 und nach einigen
Lockerungsübungen folgte der liebe Schorsch nach.
Der Schorsch bei Lockerungsübungen
Vielleicht kam es draußen im schönsten
Wiesengrunde auch heute wieder zu ähnlichen „Jagdszenen“ wie am 12.
Juni (siehe unter dem gleichnamigen Tagebucheintrag), als
Radtouristen unsere Schorschis über Stock und Stein verfolgten,
letztlich aber nur zweite Sieger bleiben. Umso erfreulicher war es,
als sich unsere Freizeitsportler überraschend am
Nachmittag am Nest einstellten. Gut drei Stunden
ließen sie uns unverhofft am Storchenleben teilhaben.
Die Überraschung
am Nachmittag |
Nun mach ich mich dünn
bis zum Abend! |
Dafür ließen uns die beiden Schlawiner
am Abend umso länger warten. Ihre Rückkehr fand
noch nie so spät statt wie heute. Die Uhr zeigte etwa 10
Minuten nach 22 Uhr!
Gute Nacht, ihr beiden! |
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16. Jun. 06 |
Mit der Storchenwebcam in Vetschau/
Brandenburg kommen wir zur „Mutter“ aller vergleichbaren
Einrichtungen. Seit 1997 berichtet man nun schon aus dem
Storchennest und während all dieser Jahre stets in hervorragender
Weise.
Diese Seite sollten sich alle zum Vorbild
nehmen, denn nicht umsonst ist und bleibt sie weltweit die Nummer
1. Sowohl die Hintergrundinformationen wie der Aufbau
der Seite und ihre leichte Manövrierbarkeit verdienen
höchste Anerkennung. Hier ist wirklich an alles gedacht.
Kein Wunsch bleibt offen und in puncto Übertragungstechnik
kann ihr sowieso keine andere Storchenwebcam das Wasser
reichen. Es gibt Angebote mit einer besseren Bildqualität,
jedoch hat diese Qualität ihren Preis. Ein Live-Video ist damit
nicht realisierbar. Es bleibt dann meist bei Aktualisierungen
zwischen 10 Sekunden und einer Minute. Nicht in Vetschau: Hier ist
man live dabei und sogar mit Ton. Einfach Spitze!
Wer diese Seite nicht zu seinen Favoriten zählt, ist selber schuld.
Gesamtnote 1 mit Stern!
http://www.storchennest.de/de/index_index.php
Die BUND Ortsgruppe Volkertshausen in
der Nähe des Bodensees hat auf ihrer Homepage seit Mai 2006
eine Möglichkeit geschaffen, mittels Webcam Einblick in das
örtliche Storchennest zu gewinnen. In einer kleinen
Einlassung gibt man als Begründung für die Installation
der Kamera an, damit eine Möglichkeit zu haben, „den“, ich
zitiere„Jungtieren bei Problemen zu helfen (zu viel Wasser
oder Kunststoffe im Futter usw.)“. Das war es dann auch schon an
Info über Störche und die Situation am Nest. Sehr dürftig und nur
ärgerlich!
Damit dient diese Webcam lediglich den
Belangen eines Aspektes des individuellen Tierschutzes
und hat mit Naturschutz, wie wir ihn verstehen, absolut
nichts mehr am Hut. Deshalb rate ich den Betreibern der Webcam
Volkertshausen, das Nest und seine Bewohner komplett zu
überdachen und sie durchgängig zu füttern. Damit hätte
sich der finanzielle Aufwand für Einrichtung und Betrieb der Webcam
erübrigt und die Spendengelder könnten noch wirksamer für die
Fütterung der Jungen und die Einrichtung einer Großvoliere verwendet
werden. Das übertragene Bild erlaubt einen Nahblick
auf momentan drei Jungstörche. Benotung für den Storchenteil
auf der Homepage: Gerade noch mangelhaft! Keine Empfehlung!
Hier steht es explizit ausformuliert,
welch fadenscheinige Begründung – und Volkertshausen ist kein
Einzelfall – für den Betrieb einer Webcam genannt
wird. Ich will hier nicht näher auf die Problematik eingehen,
außerdem habe ich meine Meinung dazu schon öfters geäußert. Nur so
viel: Wann gibt es „zu viel Wasser“? Wer entscheidet dies? Woran
erkennt man, dass ein Junges sich nicht wohl fühlt? Wie hält es den
Kopf dabei? In welchem Winkel? Wann atmet ein Junges zu schnell? Hat
es dann vielleicht Fieber? Wann gibt es zu viel Kunststoff? Doch
nicht im Futter, liebe Volkertshausener! Oder füttern Sie die
Störche sowieso schon? Sie meinten vielleicht im Nest? Wer
entscheidet, wann ein Plastikteil „zu viel“ ist? Sollte man es
gleich entfernen oder lieber warten, bis mehr zusammengekommen ist?
Was macht man, wenn man Kunststoffe entfernt hat und das dumme
Storchenpaar bringt neue ins Nest? Geht das Ausräumen dann weiter?
Wie lange und wie oft?
Spinnen Sie Ihre Gedanken selbst
ein Stückchen weiter und Sie werden erleben, welches
Kuriositätenkabinett dabei herauskommt. Deshalb „Hände weg“
vom Nest, solange die beiden Altstörche die Jungen
versorgen, das Nest anfliegen und schlicht und einfach
ihre Arbeit tun. Aber viele halten sich eben für viel
intelligenter als ein dummes Storchenpaar! Dabei bin
ich mir nicht immer sicher, ob diese Einschätzung in jedem Falle
zutrifft?
Heute gibt es neuen Trouble um Hugo. Es
ist das Adoptivküken des Vetschauer Storchenpaares.
Nach dem Tod der beiden eigenen Kinder des Paares
und nach der Ermittlung der Todesursache sorgt
man sich weltweit nun um Hugo. Nachdem eine
Atemwegserkrankung durch Schimmelpilze wohl zum Tod
der Jungen geführt hat, hängt nun auch das Leben Hugos am
seidenen Faden. Ich habe schon vor einigen Tagen berichtet,
dass nur ein steriles Nest unter Verschluss weitere
Todesfälle ausschließen hilft. Und diese Forderung
gilt nicht nur für ein prominentes Webcamnest, sondern
muss für alle Storchennester weltweit gelten. War es
nun falsch, Hugo in ein derart verseuchtes Nest zu geben.
Klar, es war von Anfang an falsch! Doch hinterher ist man
meistens klüger, deshalb soll keine Schuldzuweisung
erfolgen. Aus Fehlern lernt man eben. Im nächsten Jahr
lässt man die Finger vor solchen spektakulären
Aktionen, die vollkommen unnötig waren! Doch wie sich die
Lage im Augenblick darstellt, wird man nicht mehr zurückrudern
können!
Die Diagnose über die Todesursache
ist keineswegs eine Überraschung. Sie gilt wohl für 90
Prozent aller Jungstorchverluste und lässt sich durch nichts in
der Welt vermeiden, es sei denn man arbeitet eng mit der
pharmazeutischen Industrie zusammen und versorgt die Jungen
rechtzeitig mit entsprechenden Antibiotika. Das sollte – wenn
man voraussetzt, dass der Nachwuchs so und so von Menschenhand
gefüttert wird – leicht machbar sein. Die Schimmelpilzbildung
erfolgt bevorzugt in einem feuchten Medium, wie es ein
Storchennest vor allem bei Regenwetter darstellt! Deshalb muss in
diesem Zusammenhang dringend darauf hingewiesen werden, dass
Storchennester während der Jungenaufzucht auf keinen Fall
der Nässe ausgesetzt werden dürfen. Inwieweit eine
Schädigung der Altvögel durch Schimmelpilze
erfolgen kann, muss die weitere Forschungsarbeit zeigen.
Solange noch keine Ergebnisse vorliegen, gilt das Postulat „Kein
Wasser auf ein Storchennest“ auch für die gesamte Zeit
der Anwesenheit von Störchen, d.h. von März bis
einschließlich September. Diese Frist ist gegebenenfalls um
einige Wochen zu verlängern. Mit Regenüberdachungen in
Gestalt eines überdimensionalen Regenschirms wäre erste
Abhilfe zu schaffen, die Entwicklung solcher
Schutzschirme ist eingeleitet und in Erlanger
Forschungslabors bereits in der Erprobungsphase. Auf die
ersten Bilder der in höchster Geheimhaltungsstufe
entwickelten Hightech-Produkte wartet die Weltpresse schon
sehr gespannt. Ob von Fall zu Fall denkmalschützerische Aspekte
angebracht werden müssen, steht im Augenblick in einigen
Expertengremien zur Diskussion. Hinter vorgehaltener Hand wird
kolportiert, dass man sich einheitlich auf eine
aspergillinfarbige Stoffbespannung geeinigt haben soll.
Warum man nun in Vetschau allerdings
Helfer sucht, die die Plätze ausfindig machen sollen, an
denen die Vetschauer Störche das verschimmelte
Nistmaterial sammeln (!!???), entzieht sich komplett meiner
Logik und beweist, wo wir in wenigen Tagen Intensivschutz
schon gelandet sind.
Futterplätze zu kennen, ist sicher eine
für Naturschutzzwecke ungeheuer wichtige Aufgabe,
dazu mögen auch Sammelstellen für Nistmaterial gehören. Warum man
diese Plätze nicht schon längst ausfindig gemacht hat und erst jetzt
damit beginnt, kann ebenfalls nur verwundern, muss aber sicherlich
mit den zeitaufwändigen Aktionen am Nest erklärt werden. Die
Begründung für solche Unternehmungen schlägt dem Fass den Boden aus!
Es ist nur noch lächerlich und ein
Zurück wird immer schwerer. Hört mit diesem Unsinn
auf und kehrt zur Normalität zurück. Dies gelingt nur,
wenn die Betreiber ihre Vorgehensweise schlagartig ändern, ehe es zu
spät ist.
Die Schorschis dürfen von solchen
Zuständen nur träumen! Und sie werden gerne darauf verzichten, denn
was sich da offenbart, scheint sich zu wahren Angstträumen
bei Störchen auszuweiten.
Ihre gemeinsame Morgentoilette verlief
entspannt und ruhig.
Sommererwachen!
Was unsere Dauerbrenner allerdings
veranlasst hat, heute – beginnend gegen 10:40 Uhr – eine
vierstündige Aufenthaltsdauer am Nest hinzulegen, muss offen
bleiben. Waren es erneut andere Störche, die ihnen geboten, auf der
Hut zu sein? So erfreuten die Schorschis über weite
Strecken des Nachmittags immer noch unsere treue
Seherschar.
Nestbesetzung
Nummer 6 zieht sich zurück
Dafür dauerte der abendliche Einflug
etwas länger. Wenige Minuten vor 22 Uhr stellte sich
Schorsch am Nest ein. Doch er und wir warteten
an diesem Abend vergeblich auf die Rückkehr von Nummer 6.
Sollte sie unverhofft auf einem Nachbardach gelandet sein?
Oder vollzog sich ihre Landung erst nach 23 Uhr, dem
Zeitpunkt, zu dem unsere Bildübertragung für einige Stunden ruht?
Beide Möglichkeiten halte ich für denkbar. Der morgige Tag
wird – so hoffe ich – darüber Auskunft geben können.
Einsamer Rückkehrer |
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Hier könne Sie
sich über die Ziele und Möglichkeiten der
Natur- und
Umweltstiftung
informieren.
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Vom 19.Mai bis zum 28. Mai fand die 2. Ansbacher Artenschutzwoche mit
zahlreichen Veranstaltungen statt.
Nähere Informationen zu den Aktionen finden Sie auf der Seite des Landkreises
Ansbach.
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Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im
Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch" und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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