Storchenkamera
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 4
|
13. Apr. 06 |
Nach einer gewissen Phase der
Stagnation kam heute während des gesamten Tages wieder
mehr Zug in die Brutvorbereitung unseres Paares.
Guten Morgen, allerseits!
Am Wetter kann es nicht gelegen
haben, denn dieses präsentierte sich um keinen Deut besser
als in den vergangenen Tagen. Die Sonne
versteckte sich gänzlich und das Thermometer erreichte
gerade mal sieben Grad. Dazwischen gab es leichten
Nieselregen, der ab und zu vom heftigen Wind gegen die
Schutzscheibe des Kameragehäuses geblasen wurde und dabei
gelegentlich ein nebulöses Bild zeichnete. Dennoch
waren wir stets bestens im Bilde, so dass uns kein
Detail entgehen konnte.
„Mehr Zug“ soll heißen, dass
Schorsch und der zweite Storch – Sie sehen, ich halte mich bei der
Geschlechtszuordnung etwas heraus - sich wieder mehr wie Störche
verhielten, die möglicherweise am Anfang der Brutzeit
stehen. Dazu kamen zahllose Kopulationen in allen nur
möglichen Variationen, wobei immer noch nicht sichtbar
wurde, ob Schorsch ein Mann oder eine Frau ist.
Schorsch einmal als richtiger Mann!
Beim Nestbau zeigte er sich dagegen ganz
eindeutig als solcher, wenn man voraussetzt, dass
männliche Störche immer mehr am Nestbau beteiligt
sind.
Wo bleibt Georg nur? Er wollte doch lediglich Nistmaterial holen?
Nummer 6 hat sich an den Baumaßnahmen
bisher sogar noch in keiner Weise beteiligt. Während
Schorsch Nistmaterial herbeiholte, blieb „Sie“
meist alleine im Nest zurück, ebenfalls ein Bewies,
dass im Zusammenleben der beiden eine Veränderung
gegenüber gestern eingetreten ist.
Was hast du denn wieder alles mitgebracht, Georg?
Übrigens: Gestern vergaß ich, an ein
wichtiges Ereignis vor genau einem Jahr zu erinnern.
Damals legte unser Paar auf dem Altrathausnest sein 1. Ei.
Es war zugleich der 15. Tag nach dem Eintreffen
des Weibchens. Überträgt man die damalige zeitliche
Abfolge mit den Verhältnissen aus diesem Jahr,
könnte das erste Ei heuer spätestens bis zum 21. April
im Nest liegen. Sie sehen, dass unser Schorsch noch ein
ganzes Weilchen Bedenkzeit hat, in der er und sein/e
Partner/in sich entscheiden können, welcher Fraktion
sie sich zurechnen möchten.
Sie auf ihm! Georg als Frau!?
Heute änderte sich an der Unklarheit
über diesen Zustand nichts, unsere vermeintliche
„Sie“ führte ihre Kopulationen wieder routinierter
aus als der Schorsch. Alle anderen Verhaltensweisen sprachen
hingegen eindeutig für Schorsch als den Herren im Haus. Er flog
häufig allein zum Einholen weiteren Nistmaterials, während sie seine
Rückkehr meist im Nest abwartete.
Die vergleichsweise seltenen Momente ohne
Storch im Nest nutzten die Dohlen, um sich ihrerseits mit
qualitativ hochwertigem Postermaterial aus der Storchenburg
zu versorgen. Bei einem so kurzen Transportweg zum
benachbarten Münster Sankt Georg konnte man den Mund, sprich
Schnabel, schon einmal richtig voll nehmen.
Schnell! Gleich kommt Schorsch wieder!
Bei einsetzender Dämmerung wechselten
die Nestbewohner noch einige Male in kurzer Folge ihren
Standort und flogen in nahe gelegene Nahrungsgebiete ab. |
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14. Apr. 06 |
In den Mittelpunkt meiner
Betrachtungen möchte ich ein Ereignis rücken, das nur
durch gekonnte und genaue Beobachtung über die Webcam
erkennbar wurde. Ohne diese Einrichtung „Webcam“ gäbe es solche
Geschichten überhaupt nicht und niemand würde auf sie aufmerksam.
Selbst einem versierten und eifrigen Betrachter unseres Nestes
dürfte heute diese bemerkenswerte Entdeckung entgangen sein.
Am späten Nachmittag hatte sich das
Wetter vorübergehend etwas gebessert und zwischen einigen
Regenschauern war eine kleine Pause eingekehrt. Diese trockene
Wetterperiode nutzten Georg und Nummer 6, um das
Nest wieder einmal gemeinsam zu verlassen und
in die Nahrungsgründe an der Wörnitz zu fliegen. Kaum
war das Nest unbewacht, als auch schon die
diebischen Dohlen sich in unserem Nest breit machten und
einiges an Nistmaterial zur Auspolsterung ihrer Nester
still und leise entfernten und in die Nistkästen unter
dem Dach von Sankt Georg schleppten. Um 17:51 Uhr
– ich saß gerade am heimischen PC, um einen neuen Tagebucheintrag
vorzubereiten - landete ein unberingter Storch
im Nest.
Der Fremde!
Bei Anwesenheit eines Paares bedeutet ein
solcher Vorgang nichts Außergewöhnliches. Sofort schoss es mir durch
den Kopf, dass es sich bei einem unberingten Storch
eigentlich nur um Schorsch handeln könnte, der
von seinem Ausflug zurückgekommen war. Doch
Schorsch konnte es nicht gewesen sein, denn was da im
Nest stand, hatte so lange und wenig intensiv gefärbte
Beine, dass „Er“ es nicht sein konnte. Da auch Nummer 6
wegen des fehlenden Ringes ebenfalls ausschied, blieb
nur die Feststellung: Ein Fremdstorch stand da
reichlich unbehelligt in einer fremden Wohnung! Bei der
herrschenden Langbeinigkeit musste ich unvermittelt wieder an
unsere Pauline aus dem Vorjahr denken und ebenso
an den Angreifer vom 8. und 9. April, bei dem
ähnliche Kennzeichen festgestellt wurden. Ganz unbehelligt
hatte ein Fremdstorch vom Nest Besitz ergriffen. Hatte
er abseits auf diese Gelegenheit gelauert? Fast schien es so!
Von Schorsch & Co war weit und breit nichts zu
entdecken. Der Fremde bewegte sich sogleich sehr vertraut
in der ihm fremden Wohnung. Er zupfte das von Schorsch
eingetragene Gras zurecht, beugte sich weit über den
Nestrand und ordnete die Zweige neu. Später legte
er sich in aller Ruhe ins Nest und keiner der stillen
Beobachter hätte etwas Böses geahnt, wenn da nicht einige
unverwechselbare Kennzeichen zu entdecken gewesen wären.
Er fühlt sich wie zu Hause!
Von den alles überragenden Beine war schon die
Rede. Außerdem fehlte den Außenfahnen einiger schwarzer
Schwungfedern jegliche hellgraue Melierung , wie sie an
denen von Schorsch und Nummer 6 vorhanden ist und schließlich hatte
der fremde Besucher des Nestes am linken Flügel eine
auffällige Mauserlücke an einer der kleinen Handdecken,
also ziemlich weit vorne am Flügel am Übergangsbereich
der schwarzen und weißen Federpartien. Schorsch hat keine
derartige Mauserlücke, die sich wie ein kleiner schwarzer
Zacken in der sonst recht einheitlichen Linie auswirkt.
Bei Nummer 6 liegt eine solche Lücke im Bereich der
kleinen Armdecken, also ziemlich weit hinten am Flügel,
vor.
Der Neue mit der deutlich sichtbaren Mauserlücke!
Auch wenn sich diese Lücken im Laufe
der Monate verändern, können sie doch, am gleichen Tag
ermittelt, als eindeutiges Unterscheidungsmerkmal herhalten.
Ohne Frage handelte es sich um einen dritten
Storch, der sich für unser Nest interessierte und wohl oder übel
geduldet wurde. Die beiden Nestinhaber hatten sein
Erscheinen nicht bemerkt, sonst wäre die
Geschichte ganz anders verlaufen. Als sich Nummer 7
nach einer dreiviertel Stunde leise davonmachte, dauerte es
weitere 15 Minuten, ehe kurz hintereinander die richtigen
Hausbesitzer am Nest erschienen. Dass bald darauf
erstmals nach einigen Tagen wieder helle Aufregung im Nest
herrschte, lag sicher am von uns entdeckten Fremden.
Er muss bald nach seinem Verschwinden und der Landung des
rechtmäßigen Paares am Nest im Blickfeld von Schorsch & Co
aufgetaucht sein, denn keinem anderen als ihm galt nun die ganze
Aufregung. Die Intensität des Drohens und
Imponierens verriet, dass der Angreifer nicht sehr
weit vom Nest entfernt seine Runden drehen musste. Als
Schorsch und Number 6 mehrmals zu Verfolgungsflügen
gestartet waren, beruhigte sich die Lage sehr
schnell und es kam zu keiner Landung eines Fremdstorches mehr im
Nest.
Höchste Alarmstufe! Nummer 6 (l.)
zeigt deutlich mehr Power! |
Schorsch aber setzt
zur Verfolgung an! |
Mit seinen Kopulationen kam der
Schorsch erneut nicht viel weiter. Zählbares blieb dabei
abermals aus. Bei unserer vermeintlichen „Sie“ sah das in der
Männerposition schon viel ansehnlicher aus. Ist „Sie“ doch ein
„Er“?
So ganz ohne sieht das heute beim Schorsch auch nicht mehr aus!
Bei den heutigen Droh- und Imponiereinlagen
gebärdete sich „Sie“ sogar um Längen wilder,
mit einer höheren Amplitude in der Flügelschlagfrequenz,
also alles typische männliche Anzeichen bzw. typische
Anzeichen, die man bei Störchen als Kennzeichen eines Männchens
darstellt.
Die vermeintliche „Sie“ lässt es aber richtig krachen!
Allein beim Nestbau lässt der
Schorsch ganz den Macho raushängen, indem sein/e
Partner/in noch kein einziges Ästchen oder anderes Nistmaterial
beigebracht hat.
Schorsch hat wieder reichlich Gras mitgebracht!
Ich kann nur weiter den Rat geben, die
kommenden Tage die Augen ganz weit offen zu
halten. |
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15. Apr. 06 |
Ostern steht vor der Tür! Schorsch wird
mit seinem Anhang jedoch noch kein Osterei in das
selbstgebaute Nest legen. Dafür sind die Vorbereitungen
einfach noch nicht weit genug gediehen. Ein paar
Tage sind es schon noch bis zum lange ersehnten Moment.
Wenn überhaupt!?
Bei milden Temperaturen von 15 Grad
wehte heute für einen halben Tag ein Hauch von
Frühling durch das Land, doch gab die Sonne nur ein
kurzes Gastspiel und neue Regenwolken zogen auf. Es will
mit einer lang anhaltenden Schönwetterperiode in diesem Frühling
einfach nicht klappen!
Kurzes Frühlingserwachen
Das Wechselspiel zwischen Schorsch
und seiner Nummer 6 ging auch heute munter weiter.
Beide schlüpften abwechselnd in die Rolle des
Partners und sorgten damit erneut für ziemliche
Unklarheit bezüglich der Geschlechterfrage. Wenn es
dennoch zur Ablage von befruchteten Eiern kommt, kann
uns das „Wie“ ziemlich gleichgültig lassen.
Schorsch & Co taten es also in allen
Kombinationen, im Liegen, im Stehen und selbst im
Fersensitz war man voreinander nicht ganz sicher. Bei so
vielen Versuchen muss es einfach irgendwann einmal klappen!
Bei Vögeln ist es ja schon im Normalfall nicht
ganz leicht, den Samen des Männchens in der Kloake
des Weibchens zu platzieren. Da den Störchen, wie den
meisten anderen Vögeln auch, ein Begattungsorgan,
vergleichbar mit einem Penis, fehlt, sind Männchen und
Weibchen gezwungen, ihre Kloaken deckungsgleich aufeinander
zu pressen, um so dem Samen einen Übertritt in den weiblichen Körper
zu ermöglichen. Zieht man den damit verbundenen Balanceakt in
Betracht, gehen naturgemäß viele Versuche daneben, so dass es
nicht verwundert, wenn unser Schorsch mit seiner Liaison es auf 10
bis 20 Versuche am Tag bringen kann.
Thema mit Variationen: Georg als „Untermann“
Schorsch im Fersensitz,
wird von „Ihr“ begattet... |
...und nun wieder
umgekehrt! |
Nach dem Vollzug
bleibt nur noch ein kurzes Klappern!
Das durch die Kämpfe und den lang
andauernden Regen arg in Mitleidenschaft gezogene
Nest macht nun wieder einen einladenden Eindruck und
präsentiert sich allzeit für die Aufnahme der Storcheneier bereit.
Schorsch vom
Außendienst zurück! |
Schorsch hat den Schnabel
ganz schön voll genommen! |
Tschüss, ich hole noch mehr Nistmaterial!
Spähen Sie also ab sofort lieber einmal
öfter in die Nestmulde, ob sie darinnen vielleicht ein
verspätetes Osterei entdecken. Auch an meinen Aufruf ,
bei Erscheinen eines Partners an unserem Storchennest
ein kleines „Begrüßungsgeld“ auf das Konto unter dem
Link „Helft den Storchen“ einzuzahlen, darf ich an dieser
Stelle auch noch einmal verweisen. Für die bereits in dieser Saison
eingegangenen Spenden
möchte ich mich an dieser Stelle schon herzlichst bedanken. |
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16. Apr. 06 |
Weiter kein Ei in Sicht! Es sind ja
heute auch erst 10 Tage her, seit man zu zweit auf
dem Rathausdach thront! Im vergangenen Jahr geschah
das kleine Wunder am 15. Tag. Bei neuen Paaren
bzw. bei neuen Paarkonstellationen dauert es immer etwas
länger als bei alten Hasen. Die schaffen es schon in weniger als
einer Woche, mit der Eiablage zu beginnen. So kann ich mich
mit diesem österlichen Eintrag kurz fassen und
schlicht und einfach vermelden, dass es nichts Neues gibt.
Der gestrige Hauch von Frühling
ist nasser Tristesse gewichen und bei 11 Grad blieb die
Quecksilbersäule schon wieder stecken. Schorsch und
Partner wechselten sich in friedlicher Eintracht
bei ihren Paarungen ab und ließen weiteren Spekulationen
Tür und Tor offen. Georg gab beim Bauen weiter einzig
und allein den Ton an und offenbarte damit wenigstens eine
klare Männerrolle!
Die Bilder des Tages folgen hier als
kleine Zusammenfassung.
Diese Blicke werden bald
der Vergangenheit angehören |
Gemeinsame Nestbauhandlungen
im noch schönen Morgenlicht |
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Mund voll |
Das Bauen geht weiter |
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„Sie“ auf „Ihm“ |
„Er“ auf „Ihr“ |
Wenn man etwas zusammenrückt, reicht der
Platz für beide! |
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17. Apr. 06 |
Genau vor einem Jahr saß die
Internetgemeinde bangend vor dem Bild aus dem
Dinkelsbühler Storchennest und erwartete sehnsüchtig die
Rückkehr des damaligen Storchenweibchens. Am Abend
vorher war sie nicht zur Übernachtung am Nest
erschienen. Und sie erschien auch nicht mehr in
den nächsten Tagen. Eine Woche später wurden ihre
Überreste aus einem Klärbecken der Dinkelsbühler
Kläranlage gefischt. Ihr Tod musste also bereits am
16. April in den Abendstunden erfolgt sein. Wer sich
genauer über die Vorgänge des Jahres 2005
informieren möchte, sei an die entsprechenden Tagebucheinträge
erinnert. Suchen und lesen Sie einfach die packenden
Geschehnisse unter dem Link „Storchentagebuch“, dann
weiter unter Storchentagebuch 2005 und schließlich zu Teil
3!
Von unserem Paar mussten bisher solche
Horrorgeschichten nicht vermeldet werden und
ich hoffe, dass wir auch vor solchen weiterhin verschont
bleiben. Da muten die Probleme von Schorsch & Co
vergleichsweise harmlos an. Es sind schlicht und ergreifend
Potenzstörungen, bei beiden Partnern verbunden mit
homosexuellen Neigungen. Solange diese Tendenz erhalten bleibt,
sieht es mit der Ablage befruchteter Eier nicht
sehr günstig aus, aber die Hoffnung besteht nach wie vor und
wir lassen uns die Hoffnung in diesem Moment auch noch
nicht nehmen. Die Zeit arbeitet ganz sicher für
uns und für die Hoffnung auf späte Ostereier. Denn
solche gab es am Ostermontag nicht zu vermelden.
Warte auf mich,
ich will auch mitfliegen! |
Ich war erster am Nest,
Schorsch! |
Ansonsten haben sich die Paare im
näheren Umkreis um Dinkelsbühl entlang der Wörnitz
längst etabliert und ausnahmslos mit dem
Brutgeschäft begonnen. In Mosbach am Oberlauf des
Flusses brütet man schon eine ganze Weile, in Schopfloch,
Wilburgstetten, Weiltingen, Wittelshofen und
Wassertrüdingen sind die Paare ebenfalls mit der Brut
beschäftigt, lediglich im Rathausnest von Dinkelsbühl tut man
sich damit noch etwas schwer. Auch die Liebe muss
manchmal gelernt werden! Mit dem augenblicklichen
Storchenbestand an der Wörnitz im Landkreis Ansbach
liegen wir auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Es
sind dieselben Nester besetzt wie 2005, keines mehr,
aber auch keines weniger!
Und es bleiben uns doch noch gut 14
Tage, in denen vielleicht noch weitere brutwillige
Störche das Wörnitztal erreichen werden. Nisthilfen
existieren in Breitenau, Ungetsheim, Lehengütingen und
Gerolfingen und natürlich ist es jedem Storchenpaar
freigestellt, auch ohne Nisthilfe sich eine Storchenwohnung
einzurichten. Geeignete Plätze gibt es da sicher noch an vielen
weiteren Orten. Nur lässt sich durch das Angebot an
Nisthilfen der Storchenbestand nicht beliebig steigern
und beeinflussen. Es ist ausschließlich die Ausstattung des
Lebensraumes und damit verbunden das Vorhandensein von
Nahrung, das den Bestand reguliert.
Von Mosbach bis Wassertrüdingen –
einer Flussstrecke von etwa 30 Kilometern - sind in
diesem Jahr sieben Orte mit einem Storchenpaar
besetzt. Da die Paare von Mosbach und Wassertrüdingen auch noch
einige Kilometer zusätzlich beanspruchen – das Paar von
Mosbach flussaufwärts, das von Wassertrüdingen
noch den einen oder anderen flussabwärts – ergeben sich für
die genannten sieben Paare gut und gerne 35 bis 40
Flusskilometer, die unter anderem für die Nahrungssuche
genutzt werden. Somit beansprucht jedes Paar
durchschnittlich 5 Kilometer „Wörnitz“, um annähernd
zu überleben. Betrachtet man sich dabei allerdings die
Nahrungsgewohnheiten und Nahrungsgebiete der
Wörnitzstörche genauer, muss man erkennen, dass die Flussaue
nur zu einem kleinen Teil genutzt wird und dass es vielmehr
die kleinen Strukturen abseits des Hauptstromes
sind, an denen die Störche ihr Auskommen finden.
Ohne die zahlreichen kleineren Zuflüsse und Gräben
sowie ohne die besonders im Umkreis von Dinkelsbühl
liegenden Weiher (die neben dem Dinkelsbühler Paar auch den
Störchen von Wilburgstetten und Weiltingen als wichtige
Nahrungsgebiete dienen) würde es für unsere Adebare
wesentlich schlechter aussehen. So sind es nur Einzelfälle,
in denen die 5 Kilometer Flusslauf für ein Storchenpaar
unterschritten werden (Wilburgstetten-Weiltingen und
Weiltingen-Wittelshofen jeweils gute 4 Kilometer), meist sind es
deutlich mehr!
Deutlich schlechter liegen die
Verhältnisse, wenn wir der Wörnitz weiter folgen. Die
durchschnittlichen Entfernungen zwischen den einzelnen
Storchennestern werden größer, was darauf hindeutet,
dass bis Donauwörth die Lebensbedingungen, also die
Ausstattung des Lebensraumes mit genügend Nahrung, eher
schlechter werden. Auf etwas über 40 Kilometer
Flusslauf brüten in diesem Abschnitt der Wörnitz bis zu ihrer
Mündung lediglich 6 Paare.
Ab Wassertrüdingen folgt das Paar
in Westheim, das das Wörnitztal nur tangiert,
aber regelmäßig auch dort anzutreffen ist. Nach 7
Kilometern erreicht man mit Oettingen den nächsten
Storchenort. Bis Munningen sind es danach gute 4 Kilometer.
Von dort nach Rudelstetten muss man sich schon 8 Kilometer
gedulden, ehe man wieder auf Störche trifft. Zur Zeit einer „Storchenblüte“,
deren Höhepunkt in den 60er Jahren lag, gab es gerade
im Ries, einem der größten Meteoritenkrater, mit den
Hauptorten Nördlingen und Oettingen allein etwa 10 Storchenpaare.
Nach einer langen Durststrecke, die mit dem fast völligen
Verschwinden der Störche im Ries (nur Oettingen hatte sich
gehalten!) Ende der 80er Jahre ihren Tiefpunkt
erreicht hatte, ging es zuletzt wieder etwas aufwärts
und die drei „Riespaare“ machen dabei Hoffnung auf mehr. Die
hervorragende Bodengüte führte in dieser Landschaft dazu,
dass mit einer fortschreitenden Intensivierung der
Landwirtschaft verstärkt Trockenlegungen und
Wiesenumbrüche stattfanden, um auch weniger günstig erscheinende
Standorte bewirtschaften zu können. Eine gute Entwicklung für die
Landwirte, eine schlechte für die Störche. Inzwischen hat man aber
auch im Ries umgedacht und geht Wege, die wieder mehr
Rücksicht auf die Gegebenheiten der Natur nehmen.
Nachdem bei Harburg der Kraterrand
von der Wörnitz durchbrochen wird, weitet sich das Tal
wieder etwas und wir erreichen unser nächstes „Storchenziel“ mit der
Ortschaft Ebermergen. Von unserem letzten Halt in
Rudelstetetten sind wir immerhin schon 13 Kilometer
entfernt. Nach weiteren 8 Kilometern treffen wir in
Donauwörth auf unser letztes Storchennest, das nur wenige
hundert Meter von der Mündung der Wörnitz in die Donau liegt und
deshalb von mir auch noch der Wörnitz zugerechnet wird. Sie sehen,
es gibt gerade im Ries noch einige Möglichkeiten für
Freund Adebar, verlorenes Terrain wieder
zurückzuerobern. Orte wie Wechenheim, Fessenheim, Alerheim oder
Bühl klingen manchen alten „Storchenexperten“ noch in den Ohren. Die
blauen Punkte auf beiliegender Karte kennzeichnen die Storchenorte
des Jahres 2006 an der Wörnitz mit Mosbach ganz im Nordwesten und
Donauwörth ganz im Südosten.
Zur genaueren Lokalisierung der
Storchenorte empfehlen wir einen Routenplaner wie
Map24.
Suchen Sie dort Dinkelsbühl und wandern Sie in südöstliche
Richtung bis Donauwörth.
Nach diesem kleinen Ausflug führe ich
Sie wieder zurück nach Dinkelsbühl. Sie haben sicher
bemerkt, dass sich an unserem Nest an diesem
Ostermontag nichts Entscheidendes verändert hat.
Schorsch fiel wieder durch seine überragende Bautätigkeit
auf, die das Nest in einen vorzüglichen Zustand
versetzt hat, der es erlaubt, sofort mit der Eiablage zu
beginnen.
Da gibt sich einer aber große Mühe!
Letzteres passierte aber, wie Sie alle bereits
wissen, noch nicht. Die Anzeichen dafür werden
weiterhin durch die nicht eindeutig zu klärende Geschlechterfrage
etwas gedämpft. Dennoch hoffen wir weiter und erfreuen
uns an den nicht nachlassenden Versuchen,
Produktives geschehen zu lassen, um das Ziel, sich
fortzupflanzen, doch noch zu erreichen.
Schorsch in richtiger Position! |
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18. Apr. 06 |
Es wird Frühling! Nun scheint es mit
Macht voranzugehen. Die Sonne strahlte schon mal
zwischendurch und ließ die Temperaturen auf 16 Grad
ansteigen und wenn man den Wetterprognosen für Süddeutschland
glauben darf, wird in den nächsten Tagen noch ein wenig dazukommen.
Mit diesen Aussichten im Gepäck lässt
sich unser Paar auf dem Rathausdach noch
entspannter beobachten. Auch der 12. Tag nach Ankunft des
„Zweitstorches“ blieb eierlos. Schorsch und seine
Nummer 6 taten alles, was in ihrer Macht stand, um diesen
Zustand zu beenden. Ihre Indifferenz bezüglich
der Geschlechterfrage ließ allerdings noch keine Änderung
dieses Zustandes zu.
Schorsch probiert es in allen Lagen!..
„Sie“ auf „Ihm“! Nicht schlecht, Herr Specht!
Dennoch möchte ich so allmählich einen kleinen
Wettbewerb ausrufen, der unter folgendem Motto stehen könnte:
Wer liefert den ersten Schnappschuss mit Ei? Dabei appelliere
ich vor allem an unsere Frühaufsteherinnen, denn unter diesen
sollte der Gewinner ausgelobt werden, da die Eiablage (meist)
in den Nacht- oder frühen Morgenstunden erfolgt. Ausnahmen
bestätigen auch in diesem Falle die Regel. So legte
das zweite Weibchen des Vorjahres sein erstes Ei am
16. Mai kurz vor 21 Uhr.
Sie sollte uns mit einem Ei demnächst beglücken!
Ihr „Halsschmuck“ ist prächtig!
Für den 20 April, also am Donnerstag
dieser Woche, erwarte ich unseren 1.500.000.
Besucher unserer Website. Vielleicht kann jemand unter
Ihnen auch dieses Ereignis als Beleg „schnappsen“? Es
wäre ein willkommenes Schmankerl für unser Archiv.
Damit nähern wir uns so langsam auch der zweiten Zugriffs-Million.
Ob dies in dieser Saison realisierbar ist, werden die
nächsten Tage entscheiden. Kommt es nämlich zur
gewünschten Eiablage, halte ich dieses Ziel für durchaus
erreichbar. Werben Sie also auf jeden Fall in allen
nur erdenklichen Situationen für unsere Webcam! Denn
Sie wissen ja! Bei uns liegen Sie richtig! Hier werden Sie
bestens informiert! Hier erfahren Sie alles rund um den
Storch! Dazu gibt es alles gratis! Qualität in
Wort und Bild setzt sich eben durch!
Als kleiner Nebeneffekt ergab sich heute
ein seltener Schnappschuss einer Dohle mit weißen
Schwanzfedern.
Die besondere Farbabweichung
Die „Räuberin“ nutzte die Gelegenheit
eines leeren Nestes, um sich etwas Nistmaterial abzuholen.
Dabei offenbarte sie ihre ungewöhnliche Schwanzfärbung.
Von Schorsch & Co liegen wunderschöne
An- und Abflugbilder vor und auch die Schnappschüsse der
obligatorischen Begattungsakte (siehe oben!) dürfen an einem
solchen Tag nicht fehlen.
Liebe macht hungrig!
Ein stetes
Kommen und Gehen!
Wer sich mit der Begriffsfindung eines
solchen Tuns nicht ganz sicher ist, sei an die Auskunft
der Altmesnerin der Kirche von Mosbach erinnert, die
im schönsten fränkischen Dialekt die Begattungen
„ihres“ Storchenpaares auf dem Molkereikamin mir
gegenüber so wiedergab: Herr Ziechler, d´Stärch häbbä fei
scho motz gfläddärd!
Ins Deutsche übersetzt würde der Satz sinngemäß
so lauten: Herr Ziegler, die Störche haben sich schon oft gepaart. |
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19. Apr. 06 |
Der Frühling hat sich im Fränkischen
heute endgültig durchgesetzt! Am späten Nachmittag gab
es nach langer Zeit wieder einmal 18 Grad und man konnte
Jacke oder Pulli sogar für einige Stunden ausziehen. Ich stattete
nach einigen Tagen der Pause meinem nächstgelegenen Nest in
Mosbach einen längeren Besuch ab. Hier befindet sich
die Brut im letzten Drittel und Ende April
rechne ich hier mit dem Schlüpfen der Jungen, wenn – und
dieser Zusatz gilt für alle Bruten – alles gut geht und sich keine
Katastrophen ereignen. Schon aus der Ferne inspizierte ich
wie immer das Nest und die Umgebung, da von einem
Höhenzug herab die Verhältnisse besser zu erkennen
sind, als wenn man direkt unter dem Nest steht. Ich musterte also
Nest und Umgebung und sah einen Storch im Nest
liegen und einen zweiten auf der Giebelspitze des
Mosbacher Kirchendaches in unmittelbarer Nachbarschaft zum
Storchennest. Auch wenn es gelegentlich vorkommt, dass der Partner
schon während einer Brutpause das Nest meidet und sich an anderer
Stelle platziert, erschien mir dieses Verhalten doch ein
wenig sonderbar. Deshalb legte ich den letzten Kilometer mit
dem Auto etwas zügiger als sonst zurück und stand bald an der
Kirche, um den dort stehenden Storch zu inspizieren. Ich hatte
richtig vermutet! Ein Storch des Mosbacher Nestes zeigte sich
mir da nicht! Warum wurde dieser aber nicht attackiert und warum
flog der Eindringling keine Attacke gegen das Nest? Warum war vom
Mosbacher Männchen nichts zu sehen? Hatte er den Eindringling nicht
bemerkt, weil er zu weit vom Nest entfernt auf Nahrungssuche war? Da
der „Kirchenstorch“ einen Ring trug, mir die
Ablesung innerhalb weniger Sekunden gelang und ich
diesen Storch schon seit mehr als 10 Jahren bestens
kenne, wusste ich genau, wen ich da vor mir hatte. 1994 wurde
dieser Storch – ein Männchen, wie sich später
herausstellte – im Juli als nicht diesjähriger Storch verletzt
in der Nähe von Leutershausen an der Altmühl im
Landkreis Ansbach eingefangen und in den Zoo nach
Nürnberg verbracht. Er war zu diesem Zeitpunkt also mindestes
schon zwei, wahrscheinlich aber schon drei Jahre oder
älter. Im Zoo erhielt er seinen 15 mm hohen Ring mit
der Aufschrift ZOONÜRNBERG dem Kennbuchstaben A und
der Nummer 757. Im Jahr 1995 wurde dieser Storch dann
geheilt entlassen und im Frühjahr in den
Altmühlwiesen wieder freigelassen. Seitdem beobachte ich diesen
Storch jedes Jahr und die Liste der Ablesungen ist schon
stattlich angewachsen. Im Jahre 1996 verbrachte er die
Sommermonate, ohne zu brüten, in Aurach, von 1997
bis 2001 gehörte er zu einem erfolgreichen Brutpaar in
Leutershausen, 2002 und 2003 vagabundierte er
zwischen Neunstetten und Aurach hin und her, blieb
aber ohne Partner, 2004 kam er erfreulicherweise in
Herrieden mit einer Partnerin erfolgreich zum Zuge, blieb
aber im vergangenen Jahr erneut ohne Junge. Die meiste Zeit
konnte man das Paar wieder in Aurach beobachten, aber auch
für das Nest in Neunstetten zeigte man Interesse. Nun fand
ich das alte Männchen von mindestens 14 Jahren
erstmals in diesem Jahr ausgerechnet am Mosbacher Nest. Es
hatte aber keine bösen Absichten, sondern schien gerade auf
der Durchreise frisch aus dem Winterquartier zu sein.
Ich denke sicher, dass es sich auch heuer eher an die
Altmühl in den Raum Aurach/Neunstetten orientieren
wird. Mal sehen, ob ich recht behalte? Während das Mosbacher
Weibchen seelenruhig weiter brütete, putzte sich der
Besucher auf dem Kirchendach eine ganze Weile, flog
schließlich ab, umkreiste ein paar Mal das Nest, ohne
für besondere Aufregung zu sorgen und drehte dann ab.
Als ich nach einer guten halben Stunde noch einmal in
Mosbach vorbeischaute, stand allerdings der Mosbacher
Storchenmann an der gleichen Stelle wie vorher der
mir schon lange bekannte Ringstorch. Als ich die Kirchentüre
aufschloss, um auf den Turm zu kommen, flog er
Richtung Wörnitz ab. Von oben wartete ich, bis die
brütende Storchendame sich einmal vom Gelege erhob und
die Eier wendete. Alles ging wieder seinen gewohnten Gang,
nichts war passiert. Ich hatte lediglich Glück, im richtigen
Augenblick an der richtigen Stelle gewesen zu sein.
Das brütende Weibchen in Mosbach
Diese kleine Storchengeschichte zeigt, wie
wichtig und aufschlussreich die Markierung dieser wunderschönen
Tiere immer noch sein kann, auch wenn man glaubt, schon alles über
sie zu wissen.
Schorsch & Co arbeiteten inzwischen weiter an
sich und mit sich. Sie paarten sich, wobei ihre homosexuellen
Ambitionen nach wie vor an der Tagesordnung waren. Es gab wieder
fremde „Überflieger“ am Nest. Ohne dass wir einen zu Gesicht
bekommen hätten und unser Schorsch legte bei seinen Bauarbeiten
weiteres Nistmaterial zu.
So sähe es auch aus, wenn sich
bereits Eier im Nest befänden! |
Beide
im Fersensitz! |
„Er“ auf „Ihr“! Gleich zweimal, weil es so
schön ist!..
Vorsicht, Nistmaterial im Anmarsch!..
„Da oben sind wieder ein paar Fremde!“
Sie, liebe Leser, wissen am besten, mit welchen
Überraschungen wir in der nun beginnenden sechsten Brutzeit an
unserem Storchennest bisher schon leben mussten und es werden
weitere staunenswerte Episoden folgen. |
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20. Apr. 06 |
Heute muss ich Ihnen erneut von einer für mich
unheimlich schönen Begegnung mit Störchen erzählen und
Schorsch & Nummer 6 spielen diesmal höchstpersönlich
mit.
Das schöne Wetter ließ mich nach einiger
Büroarbeit abermals am Nachmittag einen kleinen Ausflug
planen. Was lag da näher, als ins benachbarte Dinkelsbühl zu
fahren. Schon lange vor 16 Uhr war mir vom heimischen PC aus
aufgefallen, dass unser Paar recht unruhig war, häufig
vom Nest abflog, um bald darauf wieder zu erscheinen. Es
wurde gedroht und geklappert und alles deutete erneut
auf Besuch fremder Störche hin.
Es herrscht wieder dicke Luft über dem Nest!
Gegen 16 Uhr hielt ich in Höhe des
Rothenburger Weihers vor der Toren der Stadt. Von dort hat man
über die Bleiche hinweg einen hervorragenden Blick auf Teile
der Dinkelsbühler Altstadt, besonders natürlich auf das alte
Rathaus mit unserem Storchennest. Schorsch und
Partner standen beide im Nest, es wurde
geklappert und gedroht, so wie ich es knapp 20 Minuten vorher zu
Hause schon beobachtet hatte. Wegen des besseren Überblicks war
zeitgleich auch der Grund der Aufregung zu erkennen. Auf
dem höchsten Wohngebäude am Altrathausplatz stand ein
weiterer Storch. Nun ging es um Sekunden, wenn ich den
Fremdstorch noch genauer betrachten wollte! Leider
darf man in der Altstadt von Dinkelsbühl nur 10 Stundenkilometer
schnell fahren. Eine durchaus vertretbare Einrichtung, nur
heute konnte ich mich damit nicht so recht anfreunden.
Einige hundert Meter bis zum „Tatort“ dauern eben in
Schrittgeschwindigkeit deutlich länger als in einem höheren
Geschwindigkeitsbereich. Ich entschied mich für die schnellere
Variante und donnerte über das Kopfsteinpflaster
der Altstadt Richtung altes Rathaus. Ausgerechnet wenn man es
gar nicht gebrauchen kann, sind besonders viele Touristen
unterwegs. Diese überqueren dann auch die Straße in dem Moment, in
dem man sich in schneller Fahrt nähert. Man bremst dennoch, zeigt
sich ausgesprochen freundlich und kramt das letzte Lächeln hervor.
Dass vor dem „Deutschen Haus“ gegenüber Sankt Georg auch noch
Plasterarbeiten eine zügige Fahrt beeinträchtigen, sei nur am Rande
erwähnt. Als ich schließlich nach zwei Minuten vom Ledermarkt
auf den Altrathausplatz bog, war zu meinem Erstaunen
die Situation unverändert. Schorsch und Nummer 6
standen klappernd im Nest, der Fremde thronte auf dem
Dachfirst des höchsten Gebäudes auf dem Platz.
Doch wo gibt es auf dem Altrathausplatz um
diese Tageszeit einen Parkplatz? Richtig! Nirgends! So parkte ich in
zweiter Reihe und hatte nun noch die schwierige Aufgabe, mein
optisches Equipment, bestehend aus Stativ und Spektiv,
auszupacken und aufzubauen. Unter zeitlichem Druck eine
komplizierte Angelegenheit. Da bleibt nur zu hoffen, dass man
nicht allzu sehr dabei beobachtet wird. Unter lautem Geklappere von
Schorsch und Nummer 6 beziehe ich Position, erkenne gerade noch,
dass der Fremde rechts über dem Fersengelenk einen
schwarzen ELSA-Ring trägt und sehe danach nichts mehr.
Ich vermute, dass es Schorsch war, der
gerade in dem Moment, in dem ich meine Optik in Position gebracht
hatte, einen Angriff auf den auf dem Dach stehenden
Ringstorch startete. Im letzten Moment hatte der seinen
Aussichtsplatz verlassen, beide Körper gerieten kurz
aneinander, sie verloren beträchtlich schnell an Höhe, trudelten
über das hoch aufragende Dach und gewannen kurz darauf wieder die
vorher verlorene Höhe. Schorsch kehrte darauf wieder ins
Nest zurück, während der Vertriebene noch zweimal kurz auf dem
Dach fußte, aber sofort von Schorsch attackiert und in die Flucht
geschlagen wurde. Als die Auseinandersetzung sich dem
Höhepunkt näherte, erschien ein zweiter Fremdstorch, der
in weiten Bögen das Nest umrundete und kurz darauf mit
dem Hauptangreifer hinter dem Dach der Georgskirche Richtung
Norden verschwand. Den beiden folgten wenige Augenblicke später
unsere Nestbesitzer, sicher in der Absicht, das fremde Paar
endgültig aus seinem Einflussbereich zu verabschieden und dabei ein
Stück mit ihnen zu fliegen. In der Hoffnung, dass das
Quartett vielleicht doch erneut in meinem Blickfeld
erscheinen würde, verlegte ich meine Beobachtungsposition auf
die Inselwiese vor den Toren der Stadt und umrundete
die große Freifläche einmal, wobei ein Auge immer über die
Dächer der Altstadt glitt, um jede Bewegung am Himmel rechtzeitig zu
erkennen und darauf zu reagieren.
Es geschah aber leider gar
nichts. Himmel und Nest blieben storchenfrei, so dass ich eine
knappe halbe Stunde nach meinem Eintreffen die Stadt wieder verließ.
Das Letzte, was ich von den Störchen sah, war, dass sie in Richtung
Norden, dem Lauf der Wörnitz folgend, abgeflogen waren.
Sollten sie vielleicht? Auf ihrem Weg liegen mit
Schopfloch und Mosbach zwei weitere Storchenorte.
Ich machte mich auf den Weg. Eine halbe Stunde fliegt man als
Storch von Dinkelsbühl nach Mosbach. Wenn man
sich ein Stück davon noch in unliebsamer Begleitung befindet,
nimmt der Flug noch ein gutes Stück mehr Zeit in
Anspruch. Ich fuhr auf der Straße, die sich entlang der Wörnitz
nach Norden schlängelt. Unterhalb von Schopfloch
verließ ich kurz den Flusslauf und kletterte die 50 Höhenmeter
zum Storchennest auf dem Schopflocher Rathaus empor.
Beide Störche des Brutpaares standen reichlich
erregt im Nest, wo doch nur einer zu brüten brauchte!
Sicher hatte es auch dort vor kurzem Ärger mit Fremden
gegeben. Das konnten nur die gewesen sein, die mir vorher in
Dinkelsbühl begegnet waren.
Sofort fuhr ich wieder hinunter zum Fluss und
setzte meinen Weg Richtung Mosbach fort. Und tatsächlich
tauchten am Ortsrand von Larrieden zwei Störche
vor mir auf. Sie kamen einen Hang herabgesegelt, kreuzten die
Straße, verloren rasch an Höhe und glitten niedrig
über die Häuser des kleinen Dorfes. Ich vermutete, dass sie
vielleicht sogar auf einem der Hausdächer gelandet seien. Die
augenblickliche Totalsperrung der Ortsdurchfahrt von
Larrieden verhinderte aber zuerst eine Kontrolle.
Deshalb umkreiste ich die Ortschaft in einem weiten
Bogen und suchte unterdessen die Dachsilhouetten
nach Meister Adebar ab. Als ich schon aufgeben wollte,
entdeckte ich am nördlichen Ortsrand in einer Wiese,
die von einem Aussiedlerhof teilweise verdeckt war,
zwei Störche. Kein Zweifel! Das waren die Gesuchten. Sie
hatten ihren Flug unterbrochen und gingen nun eifrig
der Nahrungssuche nach. Stativ und Spektiv
waren schnell in Stellung gebracht, die Entfernung zu den
Objekten meiner Begierde lag unter einhundert Metern und damit noch
gut im grünen Bereich. Einträchtig spazierten die beiden
Störche durch die feuchten Wörnitzwiesen und hatten bei der
Regenwurmjagd glänzenden Erfolg. Das beste jedoch war
die Tatsache, dass einer der Störche rechts
über dem Fersengelenk einen schwarzen ELSA-Ring trug. Der
Partner war unberingt. Da hatte ich mein Ziel ja doch noch
erreicht, sicher ein seltener Glücksfall, aber dem
Tüchtigen....! Na, Sie wissen, was ich meine!
Ohne zeitlichen Druck gelang die
Ablesung problemlos und gleich wusste ich, wen ich da vor mir
hatte. Im August 2004 konnte ich diesen Ring schon
einmal ablesen. Der dazugehörige Storch, der heute unser Nest
auf dem Rathaus zu Dinkelsbühl angegriffen und nun bei Larrieden an
der Wörnitz stand, befand sich damals in einer aus 17
Störchen bestehenden Reisegruppe bei Leutershausen an
der Altmühl im Landkreis Ansbach. Etwa zwölf Wochen vorher hatte er
in Ipsheim, im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim
das Licht der Welt erblickt. Im Alter von
zwei Jahren versucht er nun irgendwo im Fränkischen seine erste
Brut durchzuziehen. Wünschen wir ihm dazu viel Glück, vielleicht
gerät er mir bei meinen künftigen Recherchen noch einmal „unter die
Finger“. Ich ließ die beiden futtersuchenden Störche nach wenigen
Minuten zurück und fuhr mit stolz geschwellter Brust über meinen
Erfolg in Sachen Storch nach Hause.
Während ich mich in Dinkelsbühl auf der
Inselwiese herumtrieb, geschah auf unserer Website
Bemerkenswertes.
Sylvia schnappte sich den ersten
Preis unseres kleinen Wettbewerbes „Wer wird der
1.500.000. Besucher am Dinkelsbühler Storchennest?“. Mein
herzlicher Glückwunsch geht deshalb in den hohen Norden
unseres Landes.
Sylvias Siegerbeleg!
Ich füge die Glückwunschkarte von Helga
aus Freiburg aus dem Gästebuch ohne Erlaubnis einer der beiden
einfach bei.
Sylvia im Siegerkranz!
Wenn Sylvia mir oder Webmaster Wolfgang Ihre
Adresse mitteilt, geht postwendend ein kleines Päckchen mit
einer ebenso kleinen Überraschung an sie ab. Bitte melden,
liebe Sylvia!
14 Tage sind genau vorbei, seit
sich unsere Nummer 6 am Nest eingefunden hat. Im
Vorjahr vergingen 15 Tage! Nach Adam Riese sollte
morgen also das erste Ei im Nest liegen! Aber alles, was
man so von Schorsch & Co in Sachen Liebe beobachten
kann, lässt weiterhin berechtigte Zweifel am Erscheinen
eines Fortpflanzungsproduktes aufkommen. Während ich diese
Zeilen schreibe, kann ich im Wiederschein der Stadtbeleuchtung einen
stehenden Storch und seit Stunden auch einen liegenden Storch im
Nest erkennen. Sollte diese sehr lange „Liegephase“ einen
Hinweis darauf geben, dass eine Eiablage doch
unmittelbar bevorsteht? Wir werden sehen!
Beim Baumaterial, das abermals alleine
von Georg angeschleppt wurde, gab es eine Neuerung zu
vermelden. Schorsch legte in den Vormittagsstunden
etwas ins Nest, das aussah wie altes Laub vom
Komposthaufen.
Was hat denn Schorsch da aufgegabelt?
Es zerfiel beim Ablegen im Nest
und machte damit seine zweifellos organische Herkunft mehr
als deutlich. Im weiteren Verlauf des Tages sah man von der neuen
Struktur im Nest nichts mehr. Wind und eine zusätzliche Bautätigkeit
machten dem Spuk schnell ein Ende. Noch etwas fiel unseren fleißigen
GästebuchschreiberInnen auf. Schorsch hatte nach einer
Rückkehr von der Nahrungssuche bis knapp unterhalb des
Intertarsalgelenkes total verschlammte Beine. Er musste also
in einem ausgelassenen Weiher der Umgebung knapp 15
Zentimeter im Schlamm gesteckt haben oder besser gesagt
auf der Nahrungssuche dort herumgelaufen sein.
Aus dem Schlamm zurück!
Sie sehen, dass unseren aufmerksamen Usern
kein Detail entgeht, dass alle sehr aufmerksam und mit
sehr guter Beobachtungsgabe die Bilder kommentieren und gekonnt
bewerten. Weiter so!
Mit einigen Schnappschüssen hoffe ich auf den
morgigen Tag und erwarte mir schon das erste Ei!
„Sie“ allein zu Hause! |
Schorsch auf „Ihr“ |
Schorsch bewacht seine „Partnerin“ |
|
21. Apr. 06 |
Heute am Morgen fand die „Storchenverfolgung“
des gestrigen Tages eine unverhoffte Fortsetzung. Da
Lehrer während ihrer Ferien auch mal etwas länger
schlafen dürfen - bei mir bedeutet dies, gegen 8 Uhr
aufzustehen – war ich schon überrascht, als ein Bekannter
mich um diese Zeit aufsuchte und mir mitteilte, dass
auf verschiedenen Dächern der Feuchtwanger Altstadt
sich zwei Störche aufhalten würden. Da man nie genau weiß,
wie lange solche Aufenthalte dauern, ist es
ratsam, sich sehr zu beeilen. Dieser Maxime folgte ich
auch diesmal. Die Morgentoilette fiel überraschend kurz
aus, das Frühstück unterblieb und schon saß ich im
Auto und fuhr in den „Festsaal Frankens“, wie unser
herrlicher Marktplatz auch genannt wird. Dort angekommen fuhr
ich freiwillig Schrittgeschwindigkeit, um in Ruhe die in
Frage kommenden Dächer abzusuchen.
Ich suchte und suchte und durchfuhr den
kleinsten Winkel, jedoch ohne Erfolg. Richtige Störche
waren keine zu entdecken und ich hätte sie gesehen,
wenn es welche zu entdecken gegeben hätte. Nun zweifelte ich
keineswegs an der Informationsquelle, sondern die
Objekte meiner Begierde hatten ihren Standplatz
eben schon vor meiner Ankunft wieder verlassen.
Es gab noch eine Möglichkeit ihnen
vielleicht doch wieder auf die Spur zu kommen! Ich
fuhr ein Stück die Sulzach entlang, so heißt der
kleine Nebenfluss der Wörnitz, der durch meine
Heimatstadt fließt. Mein Riecher zeigte abermals Wirkung.
Am südlichen Stadtrand, beim Ortsteil Aichenzell,
standen zwei Störche. Für eine bessere Beobachtung
suchte ich in Aichenzell selbst nach einer günstigen Stelle,
von wo ich den Wiesenbereich leichter überblicken
konnte. Sie wissen, was nun kommt! Stativ und Spektiv
ausgeladen, ein Stück gelaufen und weg waren sie. Einfach dem
Storchenexperten ein weiteres Schnippchen geschlagen,
um ihn abermals ein wenig zu nerven. Nun sind Ornithologen
nicht so schnell klein zu kriegen und entmutigen
lassen sie sich noch schwerer. Also wird weiter gesucht! Ich
fand sie natürlich gleich darauf, als an der Kläranlage
der Stadt vorbeifuhr. Etwas abseits des Tales an einem Hang gab
es Regenwürmer in Hülle und Fülle und auf die hatten es die beiden
Besucher meiner Heimatstadt abgesehen. Nun bestand keine große Eile
mehr für mich und ich konnte ruhig mein optisches Equipment
auspacken. Einer der Störche trug rechts über
dem Intertarsalgelenk einen schwarzen ELSA-Ring, der
Partner zeigte sich unberingt! Wegen der doch großen Entfernung
und des noch fehlenden Frühstückes und wegen des häuslichen Friedens
verzichtete ich auf eine Annäherung zum Zwecke der
Ablesung, war mir aber 100%ig sicher, die beiden Angreifer
am Dinkelsbühler Nest von gestern erneut aufgespürt zu haben.
Als ich gegen 10 Uhr erneut die
Altstadt von Feuchtwangen aufsuchte, kam es zu einem
weiteren Wiedersehen mit den beiden und diesmal stand der
Ringstorch frei auf dem Dachfirst eines Hauses am
Marktplatz, während der unberingte Partner die
Sirene auf dem alten Rathaus als Standplatz aufgesucht
hatte. Die Ablesung - Stativ und Spektiv als unersetzliche
Utensilien zum Einsatz gebracht – räumte schließlich die
letzten Zweifel aus. Die Angreifer am Dinkelsbühler
Nest von gestern hatten sich ausgerechnet meine
Heimatstadt als weiteres Zwischenquartier ausgesucht und
schienen sich nach einem möglichen Nistplatz umzusehen. Auf
dem Kamin besagten Rathauses hatte im Jahre 2003
schon einmal ein Paar ein Nest gebaut, jedoch keine
Brut begonnen. Ein Jahr später war es aber mit der
Storchenherrlichkeit in Feuchtwangen schon wieder vorbei und es
erschienen keine Störche mehr. Da war das heutige Ereignis
doch schon etwas Besonderes und sorgte auch auf dem
Wochenmarkt am Marktplatz für einiges Aufsehen.
Das Beweisstück!
Der Partner des Ringstorches betrachtet die Szene!
Eine Stunde später begegnete ich
dem Paar erneut. Diesmal stand der Ringstorch auf dem
Kamin des Rathauses, dort wo sich das Nest des Jahres
2003 befand, die Partnerin auf dem Kamin des
benachbarten Hauses. Es wurde geklappert, der Ringstorch drehte
einige Runden und landete wieder an seinem alten Platz. Als die
Partnerin einmal versuchte, den frei gewordenen Platz auf dem
Rathauskamin zu übernehmen, wurde sie sofort wieder verjagt und vom
Chef in die Schranken gewiesen. Nach einer weiteren Stunde
des Hin und Her flogen beide ab, schraubten sich in
die Höhe und blieben daraufhin verschwunden. Eine nächtliche
Kontrolle vertrieb die letzte Hoffnung auf eine
Wiederbesiedelung Feuchtwangens zu diesem Zeitpunkt. Alle
Dächer im Bereich des Marktplatzes waren wieder storchenfrei.
Somit schließt sich die Akte „Verfolgungsrennen“
die auf Storchenart die beiden Nachbarstädte Dinkelsbühl und
Feuchtwangen miteinander verband.
Mein Storchenhunger war dennoch für
diesen Tag noch lange nicht gestillt. Ich begab mich
zu einer weiteren Kontrollfahrt an die Altmühl, um
dort noch letzte Lücken im Bestand zu schließen
und anwesende Störche auf mögliche Ringe zu
kontrollieren. Gerade in der Frage der Ringpräsenz
blieben die viele Wünsche offen, da die meisten Paare
bereits mit der Brut begonnen haben und beim liegenden Vogel
natürlich kein Blick auf das „Gebeine“ der Flugkünstler möglich ist.
Also blieb es lediglich bei einigen Zufallsbekanntschaften.
Die Nester in Großenried und Ornbau sind noch
zu vermieten. Von einzelnen Kurzbesuchen abgesehen tat sich
an diesen Orten noch nichts. In Merkendorf hat sich ein
Paar eingefunden, das sich zunächst bei meiner Ankunft in den
blauen Himmel schraubte. Später standen die Störche im Nest
und ich konnte sehen, dass sie keinen Ring tragen. Ein
Gelege hat dieses Paar bislang noch nicht. Im
benachbarten Wolframs-Eschenbach verteidigte ein
Einzelstorch sein Nest gegen zwei feindliche Störche.
Ob hier schon ein Paar eingetroffen ist, konnte ich nicht ermitteln,
die Spuren am Dach lassen aber eine solche Möglichkeit durchaus
berechtigt erscheinen. In Neuenmuhr und Altenmuhr am
Altmühlsee ist man mit dem Brutgeschäft schon weit
vorangekommen, während in Gunzenhausen erst vor kurzem
die ersten Eier ins Nest gelegt wurden. Das
Weibchen des dortigen Paares trägt einen Ring und
hält dem Nest seit 2001 ununterbrochen die Treue.
Seine Wiege stand in Landkreis Großenhain in
Sachsen. In diesem Falle wuchs buchstäblich zusammen, was
zusammen gehört!
Das Nest auf dem Bauereikamin
Wegen der günstigen Beobachtungsverhältnisse
vom nahen Stadtturm aus, nahm ich mir für dieses Nest ein
wenig mehr Zeit, um auch in Ruhe einige Fotos
durch mein Spektiv zu schießen. Dazu halte ich freihändig das
Objektiv meiner Digitalkamera ans Okular meines
Spektives und wenn mir der dabei auf meinem Kameradisplay
erscheinende Bildausschnitt gefällt, drücke ich
ab. Fertig!
Der Storchenmann aus Gunzenhausen
Aug in Auge!
Das Weibchen liegt, das Männchen macht sich noch hübscher!
Dabei entsteht natürlich viel Ausschussware,
aber man kann ja alles wieder löschen und die wenigen
Treffer werden aufbewahrt. Das Storchennest von
Gunzenhausen auf dem Kamin der ehemaligen Brauerei und des heutigen
Gasthauses Lehner wird ebenfalls von einer Webcam überwacht.
Deren Bilder werden allerdings nicht ins weltweite
Web übertragen, sondern lediglich in die darunter liegende
Gaststätte. In meiner Beobachtungszeit nutzten zahlreiche
in der Umgebung brütende Dohlen das Kameragehäuse als
vorübergehenden Sitzplatz. Ständig war dieser Punkt besetzt.
Nun bin ich richtig im Bilde!
Ähnlich liegen die Verhältnisse an unserem
Nest. Eine baugleiches Gehäuse muss auch bei uns öfters für
diese besondere Art der Verwendung herhalten.
Das benachbarte Aha wartet noch
auf seine Störche, während in Windsfeld,
Gundelsheim und Trommetsheim jeweils Paar ihr Nest
in Beschlag genommen haben.
Es sieht also gar nicht so schlecht aus,
wenngleich schon noch einige Lücken zu beklagen sind. Aber da
unter den Altmühlstörchen sicher einige Ostzieher
sind, rechne ich in den nächsten 14 Tagen schon noch mit der
Rückkehr einzelner brutwilliger Störche. Das Beispiel
von Prinzesschen bestätigt die Richtigkeit meiner
Einschätzung. Die wohl berühmteste Storchendame der Welt
erreichte heute, aus ihrem Winterquartier in
Botswana kommend, ihren Brutplatz in Sachsen-Anhalt. Eine
zweite Senderstörchin mit Namen Annamarie hielt sich
bei der letzten Datenübermittlung ihres Senders am 18.
April im Grenzgebiet von Israel und Jordanien
auf. Selbst bei optimistischem Verlauf ihrer Reise sind es
von dort doch noch reichlich 14 Tage, bis sie ihre
Brutheimat in den neuen Bundesländern erreicht.
Notieren Sie sich ganz dick am kommenden
Dienstag, den 25. April zur besten Sendezeit im ZDF um 20:15
Uhr den ersten Teil des zweiteiligen Beitrages „Die Reise der
Störche“, in dem oben genanntes Prinzesschen auf ihrem Flug nach
Südafrika von einem Filmteam begleitet wurde. Wer sich die Sendungen
dauerhaft sichern oder wer sich alles in Ruhe und wann er möchte
ansehen möchte, darf sich gerne die zeitgleich mit der Ausstrahlung
im Fernsehen erscheinende DVD zulegen. Ihr Tagebuchschreiber
hat schon eine „Scheibe“ geordert.
Angesichts meines heutigen Stundenplanes blieb
für Schorsch und Partner nur noch wenig Zeit.
Dank des Gästebuches wird man aber auch dann umfassend informiert,
wenn man sich anderen Dingen widmen muss, die aber bei mir meistens
ebenfalls einen Storchen-Hintergrund besitzen.
Das erhoffte Ei wurde auch 15 Tage
nach dem Erscheinen der Neuen nicht ins
Nest gelegt. So langsam muss sich aber jetzt
mal schon etwas tun, denn mit jedem Tag, der ungenutzt
verstreicht, schwindet die Hoffnung, dass Schorsch mit
„Ihr“, oder wie auch immer die Verhältnisse liegen, einen
zählbaren Erfolg vorweisen kann.
Während des Tages gab es das gewohnte
Programm. Bauarbeiten am Nest, Drohen und
Klappern bei Auftauchen einer Bedrohung in Gestalt fremder
Störche, wechselseitiges Kopulieren und schließlich in
Zeiten, in denen das Nest einmal unbesetzt war, massiver
Diebstahl von Nestmaterial durch die Münsterdohlen.
Bauarbeiten
Wer belästigt uns denn jetzt schon wieder?
Schorsch, so wird das
aber wirklich nichts! |
Die machen es sich
aber wieder sehr leicht! |
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22. Apr. 06 |
„Viel Wirbel um ungewöhnliches
Nistmaterial!“ So möchte ich meinen heutigen Eintrag ins
Tagebuch überschreiben.
Mit einem Ei hat es erneut
nicht geklappt. Auch der 16. Tag nach der Paarbildung
wurde nicht mit einem solchen gekrönt. Weder Schorsch
noch Nummer 6 zeigen sich im Moment dazu fähig oder bereit. Wenn
sich in dieser Richtung auch weiter keine Änderung abzeichnen
sollte, bin ich in der Tat geneigt zu glauben, dass wir es
mit zwei Männchen zu tun haben. Dies bleibt aber reine
Spekulation und sollte nur als kleine Denkanregung für
meine lieben Leser dienen. Ein Weibchen würde – vielleicht –
aus einer Art Legenot heraus Eier produzieren, ob sie
nun befruchtet sind oder nicht. Also die Sache bleibt nach
wie vor unheimlich spannend und ist in ihrer Form bei allen
mir bekannten Bruten, die von einer Webcam beobachtet wurden,
einmalig. Wer unseren Paaren bisher auf die Finger
geschaut hat, konnte stets sein blaues Wunder erleben.
Deshalb vertröste ich Sie auf morgen oder die nächsten Tage und
fordere Sie auf, alles so wunderschön in Gästebuch oder Forum zu
dokumentieren, damit es für alle jederzeit nachvollziehbar bleibt.
Zwischen 6:16 Uhr und 7:07 Uhr
muss es passiert sein! Als Täter kommt nur Schorsch
in Frage, als Tatort das Gelände im engeren Umfeld des
Nestes, als Opfer ein noch nicht genau
identifiziertes Gebilde aus – möglicherweise – Kunststoff,
das anfangs und somit auch beim Transport eng gefaltet,
bei der Bearbeitung im Nest sich jedoch als viellagiges,
zusammenhängendes und eine große Länge erreichendes
Etwas entpuppte.
Die „Entwicklung“ des weißen „Etwas“
Mehr lässt sich von meiner Seite zur
Beschaffenheit der neuen Nestausstattung nicht sagen. Es erinnert
mich in gewisser Weise an Müllbeutel, die in diesem Falle
nicht gerollt vorliegen, sondern gefaltet. Ich werde mich
bei meinem nächsten Besuch in Dinkelsbühl einmal um
die Identifizierung kümmern, sollte dies bis dahin noch
möglich sein. Aber wie es scheint, trotzte das weiße „Band“ Regen
und Wind und schnell hatte es sich im „richtigen“ Nistmaterial so
verhakt, dass es uns und dem Nest wohl erhalten bleibt. Und
Schorsch wollte es auch auf keinen Fall verlieren, so
sehr war er bemüht, es wieder an Bord zu hieven, wenn
Teile sich davonzustehlen drohten.
Rein oder raus?
Heute zeigt
man Flagge! |
Da weht Schorsch aber
einiges um die Ohren! |
Eine Gefahr für Leib und Leben der
Störche droht nun weiß Gott nicht von diesem „Ding“. Es
wird, wenn es nicht weggeweht wird, im Laufe der Zeit von
Schorsch in den Nestrand mit eingebaut werden und
darinnen mehr oder weniger komplett verschwinden. In diesem
Zusammenhang lohnt sich mit Sicherheit ein Blick ins Tagebuch
des Jahres 2003. Hier empfehle ich Ihnen ganz
besonders die Teile 4 und 5 einmal durchzublättern
und die damaligen Verhältnisse zu studieren. Hier glich das Nest
wirklich einer großen Müllkippe und dennoch durften
wir später die Aufzucht und das Ausfliegen von vier
Jungen erleben und bestaunen.
Nest mit Mauserfeder!..
Der Nestbau kam erneut nicht zu kurz!
Zum Ferienausklang gönnte sich Ihr
Tagebuchschreiber noch ein kulturelles Schmankerl. In der
Stuttgarter Liederhalle stand ein zweiteiliges Konzert
auf dem Programm. Zuerst Lieder aus dem „Schwanengesang“ (so
ganz ohne Vögel kann es Ihr Tagebuchschreiber scheinbar nicht
aushalten!) von Franz Schubert mit dem Tenor Christoph
Prégardien und anschließend Gustav Mahlers Sinfonie
Nr. 9 D-Dur mit den Stuttgarter Philharmonikern (mit
Sohn Tobias als zweitem Trompeter!). Ich weiß, dass die meisten
von Ihnen solche kleinen persönlichen Einwürfe meinerseits
nicht als Selbstdarstellung verstehen, sondern diese als
Gelegenheit sehen, ein wenig mehr über die Person und die Familie
des sonst sehr anonymen Tagebuchschreibers zu erfahren. Wenn es mir
danach ist – und die Familie ist von meiner Arbeit mit den Störchen
natürlich direkt „betroffen“ – werde ich weitere Einwürfe folgen
lassen. |
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Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im
Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch" und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Translate this page with altavista BABEL FISH
Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen.Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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