Storchenkamera
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 2
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8. Mrz. 06 |
Starr vor Kälte bot sich mir am
Morgen gegen 8:30 Uhr das Nest. Man spürt bei der
Betrachtung des Bildes förmlich die 13 Frostgrade, die kurz
zuvor noch herrschten.
Vor Kälte erstarrt!
Die Sonne tat dann bis in die
Mittagsstunden das, was sie konnte und trieb die
Quecksilbersäule bis fast zum Nullpunkt. Doch
leider verschlechterte sich das Wetter am
Nachmittag immer mehr und es setzte erneut heftiger
Schnellfall ein, der in kurzer Zeit eine Menge
Neuschnee brachte, ehe in den Abendstunden einsetzendes
Tauwetter, vermischt mit Regen, der weißen Pracht ein
baldiges Ende zu setzen begann.
Gut, dass unsere „Nachteulen“ aus dem
Gästebuch auch dann schon munter sind, wenn unser
Schorsch sich auf leisen Sohlen aus seinem
Nachtquartier verabschiedet. So entgeht uns „Länger-Schläfern“
(fast) nichts.
Sanftes Erwachen im Morgengrauen |
Bereit zum Abflug |
Der weitere Tag brachte uns kurz nach 13 Uhr
die erste kleine Sensation der bisherigen Storchensaison.
Auf eine Kontaktanzeige hin, die Schorsch bei seinen langen
Ausflügen möglicherweise in Auftrag gegeben hatte, meldetet
sich heute ein zweiter Storch. Dazu möchte ich zu bedenken
geben, dass unser „Bisher-Solist“ Georg natürlich auch
eine Georgine sein kann und somit keinerlei Verbindung
zu unserem Männchen aus dem Vorjahr zu haben braucht.
Aus vermeintlich erkennbaren Eigenschaften und Verhaltensweisen hat
Ihr Tagebuchschreiber rein spekulativ die
Möglichkeit offen gehalten, in unserem bisherigen Dauergast den
Schorsch vor uns zu haben. Sollte es sich im weiteren
Verlauf unserer Beobachtungen herausstellen, dass es sich
nicht um Schorsch gehandelt hat, sollten Sie nicht
allzu enttäuscht sein. So weit dazu!
So stand also, wie schon erwähnt heute
plötzlich ein Storchenpaar im Nest. Irgendwie
mussten sich die beiden schon draußen vor den Toren
Dinkelsbühl getroffen haben und von dort aus gemeinsam
das Nest angesteuert haben. Anders ist es nicht
erklärlich, dass - wie in solchen Fällen üblich – die
Landungen im Abstand von wenigen Sekunden
nacheinander erfolgten. Es war wohl Georg oder Georgine
als der momentane Platzhirsch, der oder die zuerst im
Nest Fuß fasste, ehe dann der oder die Neue dort landete.
Alles verlief sehr harmonisch, es gab keine Drohgebärden
oder gar Attacken, sondern beide ließen das ganz normale
Begrüßungsritual ablaufen.
Was ist los?
Schorsch ganz aufgeregt! |
Zum ersten
Mal in dieser
Saison: Zweisamkeit |
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Der/die Neue ist
aber sehr groß |
Nach 5 Minuten geht es
zu einem Rundflug! |
Der Wunsch, dass Pauline
ebenfalls wieder das Dinkelsbühler Nest ansteuern
würde, wurde mit der Landung der Neuen allerdings
vorerst vereitelt. Denn einen Ring hatte die
Angetraute Georgs im Vorjahr nicht vorzuweisen,
die Gelandete aber schon! Auffällig, dass sich Art und
Ort der Beringung am Storchenbein mit der unseres
Besuchsstorches vom 6. März 06 deckten. So scheint fast
100%ig sicher zu sein, dass die beiden Exemplare
identisch sind und der Ringstorch erneut in
unserem Nest gelandet ist, mit einer Neuerung:
Diesmal hat ihn Schorsch bemerkt und sich mit ihm
zum Nest begeben. Als beide nebeneinander
standen fiel auf, dass der Ringstorch deutlich größer
ist als Schorsch. Demnach könnte der Ringstorch ein
Männchen sein und Georg das Weibchen. Aus dem
Vorjahr wissen wir aber zur Genüge, dass die
Größenverhältnisse beim damaligen Paar konträr zur
allgemeinen Meinung ausfielen und Pauline ihren
Schorsch um Haupteslänge überragte.
Das erste Intermezzo war nach wenigen
Minuten mit dem Abflug der beiden abgeschlossen, es folgte
bald darauf noch ein zweiter Nestbesuch von etwa 20
Minuten Dauer, der in gleicher Weise ablief, wie oben bereits
berichtet.
Das sind sie schon wieder!
Bald darauf begann es im westlichen
Mittelfranken heftig zu schneien und fast keiner
hätte mit einer abendlichen Rückkehr gerechnet.
Erfreulicherweise lieferten unsere Jungverliebten eine
weitere Überraschung. Um 18:36 Uhr erfolgte im
Sekundenabstand die Landung der beiden, die uns den
Tag trotz weiter winterlicher Witterung ein wenig versüßen
konnten. Synchron wie zwei Zinnsoldaten verbrachten
Storchens ihre erste gemeinsame Nacht im Nest.
Schorsch ist zurück |
Storch zwei folgt sogleich |
Die romantische Beleuchtung der Altstadt
von Dinkelsbühl in Verbindung mit der eher an Weihnachten
erinnernden Schneedecke tauchte das Geschehen in ein
unwirkliches Licht, ehe um 22:30 Uhr – wie jeden Tag – in
Dinkelsbühl die Beleuchtung abgeschaltet wird.
Wird die „Noch-Nicht-Ehe“ halten oder müssen
wir bald schon wieder mit einer neuerlichen Wende im
Eheanbahnungsinstitut rechnen? Die nächsten Tage werden
uns jedenfalls weiter auf Trab halten und Ihr
Tagebuchschreiber wird nicht nachlassen, die Geschehnisse zu
kommentieren.
Eine erfreuliche Mitteilung ist noch zu
machen: Auf dem Konto des BN sind die ersten
Spenden der Saison
eingetroffen. Herzlichen Dank im Namen unserer Störche.
Gute Nacht! |
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9. Mrz. 06 |
Am Tag, als der Regen kam!
Regen, Regen und kein Ende!
Und mit dem Regen begann
verständlicherweise ein rasantes Tauwetter bei bis zu
sechs Plusgraden, das auch im Nest seine Spuren
hinterließ. Es stand über Stunden eine riesige Seenplatte
in der Storchenbehausung, der gegenüber sich unser Neu-Paar
sehr reserviert verhielt.
Land unter im Nest!
So vermieden es unsere Verliebten,
sich in die Pfütze zu stellen, sondern zogen es
stattdessen vor, mehr die Randbereiche des Nestes zum
Ruhen zu nutzen.
Der Neue hat dem Nest
schon den Rücken gekehrt!
Kein Wunder, wenn bei diesem Wetter das
Wasser nicht so rasch abläuft wie nach einem
Sommergewitter. Der Nestkern ist momentan nämlich noch
durch und durch gefroren, so dass an ein geregeltes
Abfließen des Wassers überhaupt nicht zu denken
ist. Dies ändert sich jedoch während der Brutzeit und der
Jungenaufzucht erheblich, da in dieser Zeit mit längeren
Frostperioden nicht zu rechnen ist. Es muss also nicht auf Teufel
komm raus an jedem Nest ein Eingriff in der Art stattfinden, dass
wohl meinende Natur- und Storchenschützer das Nest in seinem
Kernbereich entfernen und durch frisches, artfremdes
Material ersetzen. So entschied sich unser Neu-Paar wenig
überraschend doch lieber dem nassen Nest längere Zeit die Treue zu
halten als bei strömendem Regen ins Nahrungsgebiet zu fliegen. Die
Bildqualität ließ über weite Strecken sehr zu wünschen
übrig, allein der auf die Scheibe des Kameragehäuses
prasselnde Regen verhinderte zeitweise den klaren
Durchblick. Bis 9:30 Uhr, also für Storchens sehr lange,
verzichtete man auf einen Abflug ins Nahrungsgebiet.
Doch irgendwann hat auch die schönste Gemeinsamkeit
ein Ende und das Nest präsentierte sich wieder mal in
allergrößter Tristesse. Das Wasser verschwand aus der
Storchenburg, der Nachschub von oben ließ dagegen nur
langsam nach.
Der See im Nest ist verschwunden!
Als Schorsch kurz vor 17 Uhr sein
Nest erneut angesteuert hatte, warteten mit mir sicher viele
auf das Erscheinen seines Partners.
Schorsch ist zurück |
Hier bin der Herr im Haus |
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Ein Prachtkerl |
Ich steh im Regen |
Doch der blieb aus! So verstärkte
sich in diesem Moment meine Vermutung von gestern und vom
6.3.06, die besagte, dass es sich beim zweiten Storch um das
Weibchen des Mosbacher Nestes gehandelt haben dürfte. Der
halbstündige Aufenthalt von Georg zu Hause machte dennoch
Hoffnung auf eine Wiederkehr am Abend, doch diese fand
ebenfalls nicht mehr statt.
Das war es für heute, meine Leute!
Erstmals seit dem 26. Februar
fand keine Übernachtung im Horst auf dem Altrathausdach
statt. Dass zumindest Georg dennoch im näheren Umfeld
„stationiert“ sein musste, verrät allein schon sein später
Abflug kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Wo sollte er denn sonst
abgeblieben sein als im unmittelbaren Umgriff der Stadt. Vielleicht
fand die Übernachtung sogar auf dem Nestgebäude statt, nur der
Blickwinkel der Kamera ließ ihn nicht zu Gesichte kommen.
Es gibt deshalb keinen Grund, um
Georg Angst zu haben. Er ist nur weiter auf der Suche
nach einem Partner und der kommt bestimmt, sobald die
ersten Frühlingswinde wehen. |
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10. Mrz. 06 |
Georg lebt! Wir haben ja auch nichts
anderes vermutet. Er blieb eben mal eine Nacht
aushäusig. Das sei jedem gestattet, gerade wenn man noch
keine eheliche Verbindung abgeschlossen hat. Wie
vermutet, konnte Schorsch nicht weit von seinem
Nest genächtigt haben, denn er stand bereits vor 8 Uhr
wieder im Nest und ließ sich nichts von seinem Fehltritt
anmerken.
Ich verrate nicht, wo ich die Nacht verbracht habe!
Dabei hatte der Schlingel im
Morgengrauen seinen uns unbekannten Übernachtungsplatz
verlassen, war ins Nahrungsgebiet geflogen und thronte nun
wieder in seiner angestammten Behausung. Danach entwickelte
sich ein fast ganz normales Tagesprogramm. Der Partner
bzw. die Partnerin unseres Hauseigentümers blieb
jedoch den gesamten Tag über verschollen. Dies muss
als sicheres Indiz gewertet werden, dass er oder sie es
vorgezogen hat, sich an anderer Stelle neu zu
orientieren. Schade! Aber kein Grund zur Panik! Der
nächste Storch kommt bestimmt!
Das normale Programm! Das bedeutete Besuche um
die Mittagszeit, am Nachmittag sowie der
obligatorische Anflug zur Übernachtung. Es geht also
doch, lieber Schorsch! Nach diesem Muster kann es weitergehen, dann
aber mit einem Partner für mindestens eine Brutzeit!
Ein Besuch am Vormittag... |
...mit kleiner Nestinspektion |
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Schorsch als Nachmittagsgast |
Schorsch, der Heimkehrer |
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Schorsch, der Hausherr |
Schorsch, der Müde |
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11. Mrz. 06 |
Wir müssen wieder vom Wetter sprechen
und wenn man die Wetterprognosen für die nächste Zeit
betrachtet, werden auch meine weiteren Tagebucheinträge nicht ganz
ohne solche Betrachtungen auskommen. Von Mitternacht bis Mitternacht
war alles geboten. Es begann noch moderat mit Temperaturen
ganz knapp über dem Nullpunkt und jeder Menge Regen.
Es steigerte sich am frühen Abend mit dem Einsetzen
von heftigen Schneefällen und einem Absinken der Temperatur
auf schon minus 6 Grad. Für Schorsch ein wahres Wechselbad
der Gefühle, dem er dennoch standhaft trotzte.
Gegen 6 Uhr konnten unsere
FrühaufsteherInnen Georg einen Morgengruß
entgegenbringen.
Guten Morgen, Schorsch!
Er
schälte sich aus dem Halbdunkel seiner Behausung und
machte gute Mine zum bösen Wetterspiel. Bis auf ein kleines
Schneekränzchen hatte sich das Nest vom Eise befreit. Nach
seinem ersten Abflug gab es auch in den Vormittagsstunden
einen echten Storch im Nest zu bewundern und sogar in den
Mittagsstunden ließ er sich vor der Webcam auf einen
Fototermin ein.
Scheußlicher Vormittag! |
Regen, Regen und kein Ende |
Der Blick durch das Kameraauge
wurde vom Regen leider zeitweise sehr getrübt, doch
dies war harmlos gegen das, was nach Einbruch der Dunkelheit folgen
sollte.
Seht ihr einen Nest-Interessenten? |
War wohl doch ein Fehlalarm! |
Im Gefolge einer Kaltfront – Georg hatte
sich um 18:44 Uhr zu Hause eingestellt
Der Rückkehrer sollte sich noch wundern!
– begann es immer kräftiger zu
schneien, so dass binnen weniger Minuten aus einer fast
schneefreien Wohnung eine echte Schneeburg reifte.
Der Schnee macht unserem Schorsch zu schaffen!
Der sehr feine Schnee zauberte
dabei immer stärker ein unwirkliches Bild und überdeckte
unseren ins Nest gekauerten Schorsch wie mit einem
Leichentuch. Ob Georg in dieser Nacht das Nest verlassen hat,
kann nicht mit 100%-iger Sicherheit gesagt werden. Gegen 22 Uhr lag
er auf jeden Fall noch darinnen. |
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12. Mrz. 06 |
Ein klassischer Wintertag! Herrlicher
Sonnenschein bei Temperaturen zwischen minus 8 und
minus 2 Grad! Leider mussten unsere Seher konstatieren,
dass doch etwas Feuchtigkeit ins Kameragehäuse
eingedrungen war und zeitweise der rechte Durchblick fehlte.
Der vernebelte Schorsch!
Zum Glück machte sich Schorsch
heute sehr rar und kam nur am Vormittag für kurze Zeit
zum Vorschein. Den Rest verbarg der strenge Frost.
Um sechs Uhr am Morgen präsentierte
sich das mächtig verschneite Nest recht jungfräulich!
Vielleicht doch ein sicheres Indiz, dass unser Solist
in der Nacht das Weite gesucht haben könnte.
Am Morgen um 6 Uhr
ein leeres Bett |
Da lag schon seit Stunden
niemand mehr im Nest |
Das soll nicht heißen, dass er weit weggeflogen
war, sondern ich halte es für eher wahrscheinlich, dass er sich
lediglich auf den Kamin des alten Rathauses in unmittelbarer
Nestnähe verzogen haben könnte. Jedoch lassen die Bildbelege
am Morgen einen solchen Schluss auf jeden Fall
zu.
Das mit dem fehlenden Durchblick am Nest
änderte sich am Nachmittag zusehends und als Georg wie nach
Fahrplan um 18:43 Uhr von seinem Ausflug zurückkehrte,
bot sich das Bild wieder klar und ungetrübt.
S
Gute Nacht, Schorsch!
Eine weitere Winternacht stand Schorsch bevor,
in der das Thermometer bis Mitternacht erneut auf minus 8 Grad
gesunken war. |
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13. Mrz. 06 |
Im Morgengrauen gab es seit langem
wieder rekordverdächtige Temperaturen im zweistelligen
Minusbereich. Im Garten Ihres Tagebuchschreibers
kündete die Wetterstation minus 10,1 Grad Celsius.
Der Standort in Feuchtwangen ist von der Höhenlage mit 460 Metern
durchaus vergleichbar mit Georgs Aussichtsplattform. Bei 440 Metern
über Normalnull an der Wörnitzbrücke in Dinkelsbühl kommen noch
einmal etwa 20 Meter Gebäudehöhe dazu und schon sind wir im selben
Höhenbereich. Da die Wärmespeicherung in der Altstadt von
Dinkelsbühl bei dichterer Bebauung etwas höher zu liegen kommt als
im lockerer bebauten Siedlungsgebiet von Feuchtwangen, sollten die
Werte im Storchennest ein bisschen weniger grimmig ausfallen.
Schorsch bei minus 10 Grad |
„Bodenpflege“ im Nest |
Hört mich denn keiner?
So weit zum heutigen Wetterbericht.
Einziges Plus in diesem Zusammenhang war der strahlende
Sonnenschein. Dennoch gab es erneut über einige Stunden nicht
ganz den gewünschten klaren Blick zum Storchennest.
Abermals trübte ein gleichmäßiger Beschlag auf der
Innenscheibe des Gehäuses die Seherfreuden. Jedoch verzog
sich die Beeinträchtigung stets von selbst. Am Morgen
und am Nachmittag herrschte freie Sicht. Ich denke aber, dass sich
die verursachende winzige Feuchtigkeitsmenge demnächst
verflüchtigt, jedoch bleibt eine Wiederholung der
Beschwerden nicht ganz ausgeschlossen. Warten
wir also getrost auf den Frühling und damit auf die nötige
Wärme, um die winzigen Wasserspuren noch zu beseitigen.
Dennoch blieb uns für den Zeitraum von
wenigen Minuten der Besuch eines zweiten
Storches nicht verborgen. Kurz hintereinander – gegen 13:40 Uhr
- war Schorsch oder Schorschine mit einem Partner am
Nest gelandet.
Wieder ein Paar am Nest – leider nur für wenige Minuten!
Sie vertrugen sich, wie schon in den
Fällen vorher, problemlos, standen ein Weilchen
einträchtig nebeneinander und flogen auch wieder
zusammen ab. Auch in diesem Fall blieb es bei einer sehr
kurzen Zweisamkeit, die anschließend in die gewohnte
Einsamkeit umschlug. Nun schon zum wiederholten Male war
der Kurzbesucher der uns schon bekannte, links unten
beringte Storch. Er kam, sah und verschwand wie in den Fällen
zuvor ebenfalls.
Vorausgegangen war ein langer
Morgenputz unseres Georgs, der bei minus 10 Grad sich und das
Nest auf Vordermann zu bringen versuchte. Vielleicht ahnte er
schon nach dem Erwachen, dass er heute Besuch erwarten würde.
Doch wie sich herausstellte, war es nur vergebliche Liebesmüh.
Ich bin bereit für eine Partnerschaft!
Als man sich auf leisen Schwingen nach
Irgendwo verabschiedet hatte, kam, Wegelagerern
gleich, ein Dohlensextett ans Nest. Wollten Sie die einmalige
Gelegenheit nutzen, ihre Ansprüche auf das Nistmaterial
geltend zu machen?
Dohlenverschwörung!
So richtige Balzstimmung herrscht beim
Dohlenvolk aber auch noch nicht, so dass das Storchennest
im Augenblick noch vor allzu großen Räubereien durch die
geselligen Rabenvögel verschont bleibt.
Am Abend konnte man die Uhr
stellen, so pünktlich landete Georg im Nest. Jedoch
hatte es sein Kurz-Partner vom frühen Nachmittag vorgezogen, an
anderer Stelle die Nacht zu verbringen.
Nun muss ich die Nacht wieder alleine verbringen!
So geht das Warten eben weiter! Wir sind
solche Leidenszeiten aus den Vorjahren schon hinlänglich
gewohnt. |
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14. Mrz. 06 |
Die Nachttemperaturen eilen von einem Rekord
zum anderen. Heute zeigte die Quecksilbersäule satte 12 Grad unter
Null. Dass sie dann am Nachmittag einmal für kurze Zeit über den
Gefrierpunkt kletterte und sagenhafte drei Plusgrade erreichte, kam
schon einer kleinen Sensation gleich. Diese Werte sind jedoch nur
dann richtig zu werten, wenn man weiß, dass die Nacht klar und der
Tag sonnig waren.
Nun in knapper Form zu unserem Dauerbrenner im
Nest. Er hält und hielt eisern die Stellung, von einem Partner war
weit und breit nichts zu sehen.
Nach eisiger Nacht im immer noch von
einem hohen Schneerand gesäumten Nest verduftete
er relativ spät gegen 8:30 Uhr.
Jetzt hau ich mal wieder ab!
Seit geraumer Zeit bleibt es sein
Geheimnis, an welchen Fleischtöpfen er sein Auskommen
sucht. Beweise für den einen oder anderen Nahrungsplatz
liegen mir im Augenblick nicht mehr vor. Die Schneedecke
draußen vor den Toren der Stadt beginnt allerdings schon wieder
kleine Lücken vorzuweisen, so dass auch eine Mäusejagd
erfolgversprechende Ergebnisse erzielen könnte und Schorsch nicht
nur von Gammmelfisch leben braucht. Seine Anwesenheitszeiten
lagen am heutigen Tag etwas über dem Durchschnitt
und wer Glück hatte, konnte Georg am frühen und
späten Nachmittag für längere Zeit im Nest
bewundern. Dass er natürlich in seinem angestammten Nest
übernachtete, war eine sichere Bank. Nur einmal versetzte
er uns in den Tagen seiner Anwesenheit und die begann immerhin schon
am 26. Februar.
Langschläfer Schorsch! |
Schorsch, eisgekühlt |
Zurück mit Geklappere!
Intensive Nestkontrolle!
Während der „heißesten“ Stunden
entwickelte sich abermals eine kleine Trübung auf der
Scheibe des Kameragehäuses, die auf einen Rest von
Feuchtigkeit in demselben hindeutete. Kein Grund zur
Panik, haben sich doch die Intensität und die
zeitliche Ausdehnung in den letzten Tagen immer weiter
reduziert! Kurzzeitig kam etwas Spannung an diesem
„stinknormalen“ Storchentag auf, als Schorsch unter heftigem
Drohen am Nest gelandet war und man meinen konnte, ein
zweiter Storch befinde sich ebenfalls im Anflug.
Leicht vernebelt
Zum zweiten musste er sich kurz einer
Dohlenattacke erwehren, ob die beiden „Angreifer“
versehentlich in den Luftraum über Schorsch gerieten oder
eher zufällig, bleibt offen. Georg ließ sich deshalb kaum
aus seiner Mittagsruhe bringen, lediglich Kopf und Hals
erfuhren eine kurzzeitige Streckung.
Schwarze Eindringlinge am Nest!
Wer seine Uhr stellen möchte oder muss,
kann dies beim abendlichen Anflug tun. Es ist immer zwischen
18:43 Uhr und 18:46 Uhr. So auch an diesem immer noch
hochwinterlichen Abend.
Schorsch ist wieder da! |
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15. Mrz. 06 |
Erneut herrschte während des gesamten Tages
Dauerfrost! Jedoch nahm die Intensität des Frostes
weiter ab. Am Morgen gab es immerhin noch minus
sieben Grad, am Tage erreichte die Quecksilbersäule an
die Null Grad, danach sank sie allerdings nur noch bis minus
zwei Grad.
Ob sich da schon ein kleiner Silberstreif
am Frühlingshorizont abzeichnet? Vor genau einem Jahr gab es
den Frühling bereits mit über 10 Plusgraden, aber ebenfalls nur
einem Dauergast am Nest. Wie sich die Bilder doch gleichen!
Unser Schorsch blieb heute komplett
außer Haus. Der erste Abflug passierte kurz
vor 7:30 Uhr und anschließend war tote Hose.
Morgentoilette |
Langer
Hals |
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Gefiederpflege |
Breit aus die Flügel beide! |
Erst beim abendlichen Anflug wenige
Minuten vor 19 Uhr herrschte erneut Leben im Nest.
Der Rückkehrer richtet sich zum Schlafe! |
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16. Mrz. 06 |
Erneut ein Tag, an dem das
Quecksilber nicht über die Null-Grad-Grenze
hinauskam. Zwischen minus 3 Grad und dem ominösen
Nullpunkt blieb die Temperatur hängen und das alles erneut bei
hochnebelartiger Bewölkung und ohne Sonnenstrahl.
Der Schnee hat sich deshalb nur
minimal verringert, er bedeckt immer noch mit zugegeben
abnehmender Tendenz Feld und Flur.
Ihr Tagebuchschreiber kann heute wieder
nur sehr wenig aus dem Nest berichten. Das
Gästebuch jedoch funktioniert großartig und alle,
die aus Zeitgründen selbst wenig zur direkten Beobachtung unseres
Georgs kommen, werden durch das Studium der erfreulich
zahlreichen und sehr fundierten Einträge stets auf dem
Laufenden gehalten. Danke an dieser Stelle nochmals für Ihren
Eifer und die große Geduld bei der Dokumentation
zum Dinkelsbühler Storchennest.
Was werden wir auf diesem Gebiet noch alles
erleben, wenn es erst mal richtig losgeht? Ich freue mich schon
jetzt mit jedem Tag mehr auf das Erscheinen und Bleiben eines
zweiten Storchs.
Zurück zum Schorsch! So richtig spannend
verlief auch dieser Tag nicht! Georg betrieb eine ausführliche
Morgengymnastik und verzog sich gegen 7:30 Uhr. Am
Nachmittag hielt er es doch wieder einmal für gegeben, sich am
Nest zu zeigen und eine knappe Stunde seinen
Besitzanspruch zu bekräftigen. Eine kleine Überraschung
stellte danach aber der ungewöhnlich frühzeitige Einflug um
17:41 Uhr dar, also über eine Stunde früher als
gewohnt! Er blieb danach und verlebte eine einsame Nacht.
Stretching |
"Fluttering" |
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„Bücking“ |
Flying |
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Wo bleibt meine Freundin nur? |
Auf zur Futtersuche |
So früh schon zurück? |
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17. Mrz. 06 |
Es lag was in der Luft! Das Verhalten
unseres Schorschs änderte sich im Verlauf des
Tages ganz deutlich. Hatten da vielleicht die sich
anbahnenden Frühlingslüftchen oder auch die hormonelle
Ausgangslage unseres Dauerbrenners Schuld? Ich denke, dass
beide Einschätzungen ein wenig an Georgs Erregungskurve
beteiligt sind.
Ganz sicher beginnen angesichts der
fortgeschrittenen Jahreszeit nun körpereigene „Säfte“ zu
fließen, die auf die bevorstehende Brutzeit
einstimmen. Dennoch konnte ich bislang noch nicht beobachten,
dass unser Schorsch Nistmaterial eingetragen hätte.
Diese Verhaltensweise könnte – muss aber nicht – darauf hindeuten,
dass er doch eine „Sie“ ist. Mal abwarten! Vielleicht lässt sich
diese Frage doch eines Tages klären.
Der morgendliche Aufbruch vollzog
sich wenig spektakulär! Da wurden verschiedenste
Lockerungsübungen ausprobiert und abschließend ins Nahrungsgebiet
durchgestartet. Aber Schorsch hielt dennoch immer wieder Kontakt zum
Nest.
Jetzt wird es aber Zeit zu frühstücken!
Die spannendsten Minuten des Tages
liefen zwischen 15:30 Uhr und 16 Uhr ab. Georg war, wie auch
schon vorher und auch noch eine ganze Weile nach diesem Zeitpunkt,
zu Hause. An seinem Drohverhalten war ganz klar zu
erkennen, dass sich ganz in seiner Nähe ein zweiter
Storch befunden haben musste. Seine Reaktionen schienen
aber zu genügen, um den Eindringling aus dem näheren
Nestumfeld fernzuhalten. Zu Verfolgungsflügen oder
kurzen Attacken am Nest kam es nicht. Schorsch wich
eben nicht von der Stelle, doch was er sich so an eindrucksvollen
Posen leistete, war schon beachtlich. Aus allen
Positionen heraus versuchte er, sich möglichst groß zu
machen und besonders Furcht einflößend zu erscheinen.
Feindabwehr!!
Den Fremdstorch im Luftraum über
Dinkelsbühl schien das zu beeindrucken. Er näherte
sich nicht zu sehr und Schorsch konnte danach schon
fast wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Vorausgegangen
war ein Tag, der weitaus längere Anwesenheitszeiten
unseres Georgs am Nest brachte als alle Tage bisher.
Sicher auch ein Indiz für die sich langsam anbahnende
Brutbereitschaft. Wenn das mit dem Wetter ebenfalls so
weitergeht und sich die Milderung verstärkt durchsetzt,
sind in den nächsten Tagen erneut sichtbare Zeichen eines
einsetzenden Bruttriebes zu erwarten.
Die Wetterbilanz sah bei bedecktem
Himmel Nachttemperaturen von minus drei Grad und Höchstwerte
von plus drei Grad. Immer noch viel zu kalt, aber es kann ja
nur noch besser werden!
Noch eine deutliche Änderung im
Verhalten konnte beobachtet werden: Georg interessierte
sich sehr intensiv um den Zustand seines Nestes.
Statikprüfung am Nest!
Er nutzte jede Gelegenheit, das vorhandene
Nistmaterial mit dem Schnabel zu prüfen und wo es
ging, auch zu ordnen. Aber wie bereits erwähnt, gab es noch
keinen Eintrag von Nistmaterial.
Am Abend spannte uns der Einzelstorch
doch abermals etwas auf die Folter. Als er zur Übernachtung
einschwebte, zeigte die Uhr gerade 19 Uhr.
Da hätte ich doch fast meine Taschenlampe gebraucht!
Bei bedecktem Himmel konnte man um diese
Zeit schon mehr von Dunkelheit als von Dämmerung
sprechen. Eines hat sich in den vergangenen Tagen jedoch stets
bewahrheitet: Spät kommt er, doch er kommt! |
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18. Mrz. 06 |
Gegenüber dem Vortag konnte man erneut
eine Steigerung in den Anwesenheitszeiten unseres
Nestbewohners konstatieren. Erstmals hatte seine Nestpräsenz
gegenüber seinen Fehlzeiten am Nest deutlich den Sieg davongetragen.
Genau vor einem Monat eröffneten
wir unsere sechste Webcam-Saison, als kurz nach Mittag der
erste Storchenbesuch am Dinkelsbühler Nest zu vermelden war. Es
kann gut möglich sein, dass dieser erste Gast ebenfalls schon
unseren Schorsch betraf . Danach machte er sich rar und erschien
wieder am 26. Februar. Seitdem gibt es alltäglich „Storch“ zu
bewundern. Heute kommt es mir schon wie eine kleine Ewigkeit vor,
als ich meinen ersten Tagebucheintrag ins Netz stellen konnte. In
der Zwischenzeit sind bereits wieder knapp 50 Seiten an
Berichterstattung dazu gekommen und ich hatte mir doch selbst
vorgenommen, heuer etwas kürzer treten zu wollen. So geht es eben
gelegentlich mit guten Vorsätzen.
Warf man während des Tages einen Blick auf das
Nest, konnte man fast sicher gehen, den Schorsch darinnen
anzutreffen! Mit reichlich Sonnenschein begann bereits der Tag.
Ein herrlicher Sonnentag kann beginnen!
Die Nacht erbrachte erneut drei Minusgrade und
am Nachmittag ergab ein Blick auf die Quecksilbersäule immerhin
schon 6 Plusgrade. Es wird also langsam mit dem Frühlingserwachen.
Georg zeigte wieder ein ungebremstes
Interesse an der Beschaffenheit des Nestes und
hatte sich auch heute eines imaginären Angreifers zu
erwehren, über dessen Existenz wir lediglich an den
Reaktionen Georgs etwas erfahren konnten.
Schorsch zeigt immer mehr Interesse am Nest!
Erneuter Luftalarm!
Aufmerksamen Beobachtern sind im
Nestinneren heute einige kleinere Teile ins Auge
gefallen, die da nicht immer lagen. Da sie niemand von unten ins
Nest geworfen haben konnte, kommt nur Schorsch als Urheber
in Frage. Im Gästebuch wurden diese wurstartigen
Gebilde richtig als Gewölle identifiziert. Dabei handelt
es sich um unverdauliche Nahrungsreste, die der Storch
ein- bis zweimal täglich durch den Schnabel nach draußen
befördert. Wenn man die Jahreszeit bedenkt dürfte der
Gewölleinhalt zum größten Teil aus Mäusehaaren,
erdigen Bestandteilen als Überbleibsel der Regenwurmnahrung
sowie der einen oder anderen Fischschuppe bestehen.
Gewöllesammlung
Nach einer längeren Pause befuhr ich am
Nachmittag das Wörnitztal. Mein erster Halt galt dem
Storchenpaar aus Mosbach (ca. 10 Kilometer
nordwestlich von Dinkelbühl). Das dortige Paar, seit dem 28. Februar
komplett, kocht derzeit ebenfalls auf „Sparflamme“. Die meiste Zeit
verbrachte es in den letzten Wochen außerhalb des Nestes, um jede
Minute für die beschwerliche Nahrungssuche zu nutzen. Bei meinem
Besuch traf ich beide Störche bei der Wörnitzbrücke von
Tribur an. Die Wiesen präsentieren sich wieder schneefrei, so
dass die Nahrungsfindung keine Probleme mehr bereitet.
Unterhalb von Schopfloch schritt
ein weiterer Adebar durch das überschwemmte Flusstal. Er trug
keinen Ring und ist mit Sicherheit mit dem regelmäßigen
Besucher des Nestes auf dem Schopflocher Rathaus identisch.
Im Nahrungsgebiet von Schorsch
bei der Unsinnigen Mühle sah ich besonders gründlich nach.
Ich entdeckte zwar den Gesuchten nicht persönlich,
fand aber eine Reihe von Spuren. Auf dem Eis
eines der kleinen, noch komplett zugefrorenen Weiherchen
lag nicht weit vom Ufer ein toter, vielpfündiger Karpfen.
Die zahlreichen Storchenspuren im das Eis bedeckenden
Schnee und die Fraßspuren am riesigen Fisch
machten deutlich, dass Schorsch hier schon seit
Tagen einen Teil seines Kalorienbedarfs decken
konnte. Die Sachlage machte aber auch deutlich, dass der Fisch
sicher nicht von sich aus auf das Eis gelangte, sondern vom
Teichwirt bewusst an dieser Stelle platziert
wurde.
Acht Kilometer flussabwärts gelangte ich
nach Wilburgstetten. Das Dach unterhalb des Nestes
zeigte deutliche Spuren einer Besetzung mit einem
Storch. Die Bestätigung bekam ich anschließend unweit des Ortes mit
der Beobachtung eines weiteren, ebenfalls
unberingten Weißstorchs. Keine schlechte Bilanz also! Ein links
beringter Storch, wie wir ihn schon mehrmals im Dinkelsbühler Nest
beobachten konnten, kam mir nicht vor das Fernglas.
In Dinkelsbühl kehrte selbst am Abend
noch keine Ruhe ein.
Wann ist denn endlich Ruhe?
Georg klapperte und drohte weiter und entfernte
sich spät noch einmal vom Nest. Wen wunderte es dann, dass er noch
später als gestern zurückkehrte. Um 19:11 Uhr landete
unser Schorsch endlich im Nest.
Hurra, ich bin da! |
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19. Mrz. 06 |
Es ist soweit! Der Frühling ist
heute mit aller Macht eingezogen. Nach kalter,
wolkenloser Nacht, die noch einmal Frost von minus vier
Grad brachte, kletterten die Temperaturen erstmals seit vier
Monaten wieder einmal über die 10-Grad-Marke. Da kann man
doch gleich nicht mehr meckern!
Wie ich telefonisch erfuhr, haben sich
heute gleich an mehreren Orten Neuankömmlinge gezeigt,
darunter auch alte Bekannte aus den Vorjahren. Unser
Dinkelsbühler Weibchen des Jahres 2004 (geboren 2002 in
Mannheim), das damals bei Kämpfen mit einem Fremdstorch sein Gelege
verloren hatte und dem ein Jahr später in Wilburgstetten
dasselbe Schicksal widerfuhr, kam heute in Oettingen
an der Wörnitz zur Beobachtung. Zusammen mit einem
unberingten Männchen stand es, ohne zu attackieren, auf einem
Hausdach neben dem Oettinger Storchennest. Zeitgleich hielt sich im
Nest selbst ebenfalls ein Ringstorch auf, der im letzten Jahr im
fünf Kilometer von Oettingen entfernten Munningen erfolgreich
gebrütet und drei Junge aufgezogen hat. Bleibt abzuwarten,
wie sich die Situation in den nächsten Stunden und Tagen
entwickelt, ob der Nestbesetzer in den Nachbarort weiterzieht
und ob unsere alte Dame mit Partner sich bald in Wilburgstetten oder
Dinkelsbühl zeigen wird. Vielleicht verursachten die erwähnten
Störche die Aufregungen der vergangenen Tagen bei
Überflügen über das Nest auf dem Dach des alten Rathauses von
Dinkelsbühl. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass man
sich im Vorfeld der Brutzeit an seinen angestammten Nestern einmal
blicken lässt, um schließlich den für sich geeignetsten
Brutplatz zu beziehen. Da das Wetter noch ein
oder zwei Tage eine gute Thermik bieten wird, werden
weitere Störche, bevorzugt aus westlicher Richtung, ihre
Brutgebiete erreichen.
Für Schorsch begann der Tag
erneut reichlich unterkühlt. So schälte er sich missmutig
aus seinem „Federbett“, das sich eine ganze Weile mit Reif
bedeckt präsentierte. Auch das Rückengefieder unseres
Hausherren glitzerte im Morgengrauen, von Eiskristallen
überzuckert. Dass mancher Hausbesitzer in der Nachbarschaft
zu früher Stunde kräftig die Heizung hochfuhr bewiesen – wie
schon so oft in den vergangenen Tagen und Wochen – die aus den
Kaminen aufsteigenden Rauchsäulen. Man konnte glauben,
dass sich Schorsch daran Füße und Rücken kräftig
erwärmte oder er sich wenigstens ein paar warme Gedanken
machte.
Reif überzieht Nest und Schorsch |
Da muss man kräftig einheizen |
Häuptling „Qualmende Socke“
Was ich gestern noch zu vermissen
glaubte, hat sich heute erstmals in kleinen Schrittchen
angebahnt. Schorsch hat gebaut. Er tat dies sehr heimlich
und es ist nicht einmal sicher, ob er die plötzlich in
der Nestmulde aufgetauchten Zweigchen selbst
eingetragen oder ob er sie bei seinen Stochereien am Nestrand
aufgenommen und etwas zentraler neu platziert hat.
Da hat doch einer heimlich zu bauen begonnen!
Ich neige eher zur zweiten Vermutung,
denn unseren fleißigen Schnappserinnen wäre ein Anflug
Schorschs mit Nistmaterial kaum entgangen. Fakt ist auf jeden
Fall: Es lagen und liegen heute Zweige im
Nestinneren, die sich vorher dort nicht befanden. Beinahe schon
alltäglich waren auch an diesem wunderschönen Tag die
gelegentlichen Drohgebärden des Einzelgängers und häufige
An- und Abflüge.
Schon wieder kommt Unruhe auf |
Haut ab! Das Nest ist besetzt! |
Ein spektakulärer Abflug!
Dabei war erneut festzuhalten, dass Georg
längere Zeit zu Hause verbrachte als außerhalb
seines Nestes. Damit geht er weniger Gefahr, von einem
weiteren Interessenten überrumpelt und um seine
Behausung gebracht zu werden. Der oder die Richtige
darf natürlich im Nest landen und mithelfen, eine Familie zu
gründen. Ich bin sicher, dass wir diesen Moment in nicht
allzu ferner Zukunft auch erleben werden.
Als Georg sein Nachtquartier gegen
18:45 Uhr anflog, führte er erneut keine Braut mit nach
Hause. Zur Vervollkommnung des Glücks fehlt nur noch
ein obligatorischer Partner!
Wieder allein zu Haus!
Wie Sie sicher schon gelesen haben
(unter dem Link „Helft den Störchen“), konnten wir bereits
die ersten Spenden in diesem Jahr aus der Schar
unserer Seher verbuchen. Ich finde das eine großartige
Sache, ohne die eine Übertragung kaum in der
bisherigen Weise möglich wäre. Da wir unser Hauptaugenmerk
nach wie vor auf die Biotopgestaltung an der Wörnitz
legen, sind weitere Spenden ganz sicher gut angelegt.
Ich hätte da so eine kleine Idee: Wie wäre es, wenn sich eine
möglichst große Schar aus meinem Leserkreis mit dem
Gedanken anfreunden könnte, nach dem Erscheinen eines
zweiten Storches eine kleines „Begrüßungsgeld“ auf das
Konto des Bund Naturschutz zu überweisen? Mit 10 Euro
wären Sie dabei (es darf natürlich auch weniger oder mehr sein!) und
unser Schorsch könnte seiner Partnerin oder seinem
Partner (das ist immer noch nicht eindeutig entschieden) ein
schickes Häuschen bauen. Durchforsten Sie bitte in einer
ruhigen Minute Ihre Rücklagen und geben Sie Ihrem
naturfreundlichen Herzen einen kleinen Stoß. Mit 10
Euro helfen Sie mit, Ihnen in Kürze die Möglichkeit eines
Livestreams anbieten zu können! |
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20. Mrz. 06 |
Georg oder Georgine haben ihren Nestbautrieb
entdeckt. Noch kein Brüller, aber in kleinen Häppchen
wird etwas eingetragen. Ein Schnappschuss belegt diese
Tatsache in eindrucksvoller Weise. Schorsch hat sich um einen
kleinen grünen Teppich in Gestalt einer Fuhre Gras
verdient gemacht und damit auch seinen Frühlingsfarbtupfer
zum Frühlingsanfang beigebracht.
Grasschmuck für das Nest!
Apropos Frühlingsanfang! Heute war es soweit.
Nach eisiger Nacht mit Frühtemperaturen von minus sechs
Grad schwangen sich die Temperaturen am Nachmittag auf
sagenhafte 15 Grad in die Höhe. Das kann so bleiben!
In den Morgen- und Vormittagsstunden
kümmerte sich unser Nestbesetzer intensiv um sein Nest.
Da wurde gezupft und gezogen und an allen möglichen
und unmöglichen Stellen der Schnabel angelegt.
Baumeister im Raureifnest! Mal links... |
...mal rechts... |
...mal in der Mitte!
Zu welch kuriosen Verrenkungen Georg
dabei fähig war, können nur wir Insider nachvollziehen. Sein
Bauen und Werben wurde aber bis jetzt immer noch nicht
erhört. Auch dann nicht, als sich vermutlich hoch über dem
Rathausnest ein Fremdstorch zeigte und Georg diesen durch einige
Klapperstrophen gar nicht auf andere Gedanken kommen ließ.
Besitzansprüche!
Das lange Fernbleiben in den Nachmittagsstunden
lässt darauf schließen, dass Schorsch heute einen weiten Suchflug
startete, der ihn das Wörnitztal ein gutes Stück entlang segeln
ließ, in der Hoffnung, unterwegs auf einen geeigneten Partner zu
stoßen. Doch den traf er wieder nicht oder wollte ihn nicht treffen.
Nach 18 Uhr flog unser Schorsch noch einmal in
seine Jagdgründe und kam im letzten Licht gegen 19:10 Uhr in sein
Heim zurück.
Ab zum Abendessen! |
Späte Rückkehr! |
Eine kleine Ergänzung zum gestrigen
Eintrag sei an dieser Stelle noch gestattet. Ein fleißiger Seher und
stiller Genießer unserer Webcam, nämlich Helmut aus
Ellwangen, ließ mir zwei von ihm aufgenommene Fotos vom
19. März zukommen. Er hielt sich sonntags zu Besuch in
Dinkelsbühl auf und konnte Georg außerhalb seines
Nestes entdecken. Mit seiner Beobachtung ist ein
neuer Nahrungsplatz gefunden und es bleibt nicht nur bei
Gammelfisch an der Unsinnigen Mühle. Während einer kompletten
Stunde suchte Schorsch in einem Obstbaumgrundstück,
das sich zwischen dem Parkplatz an der Bleiche und dem
Wörnitzstrandbad befindet nach Nahrung.
Ein nestnaher Nahrungsplatz
Zur Zeit der Beobachtung waren dort durch die
Schneeschmelze einige Pfützen entstanden, die der
Schorsch besonders intensiv beackerte. Die Entfernung zum
Nest beträgt gerade mal 300 Meter. Dies nenne ich
effektiv! Für Schorsch ergibt sich bei einem derart kurzen Anflug
kein Energieverlust. |
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21. Mrz. 06 |
Wer heute glaubte, in Dinkelsbühl werde
es gar nicht richtig hell, sei eines Besseren
belehrt! Es war zwar bedeckt und zu keiner Minute
schien die Sonne, doch so dunkel, wie es uns die Webcam
vermitteln wollte, war es definitiv nicht. Ein nicht weiter
erklärbarer Fehler in der Bildübertragung, der seine
Ursache auf dem Weg von der Kamera zum Server zu haben schien,
vermittelte den Eindruck frühzeitig einsetzender
Dämmerung. Andreas Kamm, unser Techniker, riet deshalb, einfach
die Kamera kurzzeitig vom Stromnetz abzuschalten,
danach wieder anzuschließen und darauf zu hoffen, dass
das Bild am Schluss wieder die gewohnten Helligkeitswerte
aufweise.
Da die Kamera nicht vom heimischen Computer zu
steuern ist, bedarf es eines „Eingriffes“ vor Ort. Ist
man erst einmal am alten Rathaus angekommen, heißt es, mit
logistischem Geschick in den Besitz des
Schlüssels zu gelangen. Dies ist nicht ganz einfach.
Steht man dann vor der „Technikzentrale“ unter dem Dach, muss
man auf sein Glück vertrauen oder ganz einfach bei
unserem Webmaster Wolfgang anrufen, der über seinen PC die
Auswirkungen der Eingriffe beobachten und
kommentieren kann. Gesagt, getan!
Obwohl ich den vermeintlich richtigen Stecker
aus der Steckdose gezogen hatte, hörte die Kamera nicht auf, Bilder
zu senden. Leider blieben diese denn auch so dunkel wie vorher. Um
nicht die gesamte Übertragung außer Gefecht zu
setzen, verzichtete ich auf das Entfernen weiterer
Stromkabel und begnügte mich mit einer kleinen Veränderung
des Bildausschnittes. Ich denke, dass mir hierbei ein ganz
ordentlicher Zufallstreffer gelungen ist, denn die
Veränderung kann nicht stufenlos durchgeführt werden, sondern
nur in Sprüngen. Feineinstellungen gelingen deshalb
nur nach minutenlangen Zoombewegungen und dann auch nicht so,
wie man es sich eigentlich wünscht. Die Schärfe ist
brillanter als vorher. Ein kleiner Nachteil, den Sie
sicherlich verschmerzen können, liegt nun darin, dass Freund
Adebar ab und zu mit dem Kopf aus dem Bild
gerät. Da dies aber nur relativ selten vorkommt und 99% der Bilder
„vollständig“ übertragen werden, kann man die Einstellung im
Augenblick sicher so belassen.
Sehen Sie es also gelassen und verstehen Sie,
dass es nicht ganz einfach ist, die Einstellungen nach Lust und
Laune zu verändern. Am Neigungswinkel der Kamera lässt sich
ebenfalls nichts ändern, es sei denn man arbeitet mit einer
Drehleiter an der Befestigungsschraube des
Übertragungsgerätes. Als die Kamera vor 5 Jahren installiert wurde,
richtete man diese nach der damaligen Nesthöhe aus.
Inzwischen ist das Nest schon einiges höher geworden und man könnte
die Kamera ein wenig nach oben schwenken. Vielleicht passiert dies
ja auch irgendwann einmal.
Soviel also einmal zu ganz profanen Dingen,
die vielleicht dem einen oder anderen helfen, um zu verstehen, wenn
auftretende Kameraprobleme nicht sofort behoben werden
können. Ich hoffe dennoch zuversichtlich, dass sich das Dunkel
morgen von selbst lichten wird, so wie es bei ähnlichen
Fällen in der Vergangenheit auch geschehen ist. Es wird
dennoch ein kleines Geheimnis bleiben, warum heute nur wenig
Licht in die Dunkelheit drang.
Die Vorgänge am Nest – und das war das
Wichtigste – konnten dennoch einwandfrei beobachtet
werden. Schnappschüsse konnten von technisch versierten
Personen sogar so bearbeitet werden, dass Helligkeit und
strahlender Glanz wieder hergestellt werden konnten. Nach
kalter Nacht und frostigem Morgen bei minus drei Grad war
auch später von der so heiß ersehnten Partnerin nichts zu sehen.
Schorsch drohte zwar einige Male, aber es sah nur halbherzig aus.
Auch bei 10 Grad Höchsttemperatur am Nachmittag blieb Schorsch
leicht unterkühlt. Wir schreiben heute den 21. März, deshalb besteht
noch überhaupt kein Grund, an einer Verpaarung in
irgendeiner Weise zu zweifeln. Die warmen Winde in den
nächsten Wochen werden weitere Störche in unser Land spülen
und da wird unser Schorsch schon noch die Dame des Herzens
abbekommen. Vergessen Sie bei aller Ungeduld nicht, dass das
Paar im vergangenen Jahr erst am 5. Mai vereint
war und dennoch eine erfolgreiche Brut durchführen konnte. Da
bleiben uns noch satte 45 Tage!
So kann ich mich nur noch auf die Präsentation
einiger schöner Schnappschüsse konzentrieren, die das Tagesgeschehen
kurz Revue passieren lassen.
Mich gibt es nach wie vor
als Einzelkämpfer! |
Stressfreie
Zone! |
Das war es schon wieder mit der Ruhe!
Ein wenig schimmert es im Nest schon grün!
Mit neuem Kameraausschnitt, wenngleich noch
nicht in der gewünschten Helligkeit präsentieren sich (etwas
nachbearbeitet) die folgenden Bildbelege.
Bei den ersten Zoomversuchen unter dem Dach
Der Rückkehrer
am Abend |
Da scheint mir doch schon ein
ungetrübter Blick zu bestehen! |
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Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im
Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Hier geht es zu "Poetisches
aus dem Gästebuch" und hier zum
Storchenbuch der Maischule
Fürth. |
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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