Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2006
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 1

 

Die Tagebuchpause währte genau 4 Monate! In dieser Zeit hat sich eine kleine Gruppe unermüdlicher Gästebuchschreiberinnen und Gästebuchschreiber gefunden, die in der storchenlosen Zeit wunderschön zusammen kommunizierte und sich so auf die neue Storchensaison am Dinkelsbühler Nest vorbereitete.

Mit dem heutigen Eintrag kann der neue Berichtszeitraum  beginnen. Es wird unser sechster gemeinsame Weg werden. In diesen Jahren ist so viel passiert, dass uns eigentlich nichts mehr erschüttern kann. Wir durchlebten schöne Zeiten, mussten aber auch verschiedene Ereignisse durchleben, die uns alle schon gewaltig an die Nieren gingen. Was werden uns die nächsten Monate bringen?

Von der Technik gibt es auch Neuigkeiten! Dass wir ohne Pause auch die Wintermonate aus dem Storchennest sendeten, dürfte keinem entgangen sein. Dies bot sich an, da unser Sponsor „Stadtwerke Dinkelsbühl“ den Telefonanschluss nicht abmeldete und die Grundgebühr weiter übernahm. Seit kurzem konnten wir auch unsere Haustechnik, vertreten durch Andreas Kamm von K&K Computer-Systeme, beauftragen, einen Live-Stream einzurichten. Dies wird noch ein wenig dauern, sollte uns aber nicht sonderlich belasten, da ja erst mit dem möglichen Schlüpfen der Jungen die ereignisreichste Zeit der Beobachtungen beginnt. Freuen Sie sich aber schon auf diese neue Möglichkeit, mit der wir versuchen werden, ihre Beobachtungen weiter zu optimieren und ihnen eine noch bessere Einsicht in das Leben von Familie Adebar zu gewähren.

Bliebe noch zu erwähnen, dass es auch während der vergangenen Wintermonate überwinternde Weißstörche im Landkreis Ansbach gab und nach wie vor noch gibt. So konnte ich selbst solche in Leutershausen, Herrieden und in Triesdorf beobachten. Immer wieder erhielt ich darüber hinaus Meldung von weiteren Wintergästen, die sich vor allem im Raum Ornbau bis in die Gegend von Wolframs-Eschenbach sowie im Gebiet um Lichtenau bei Ansbach aufhielten. Darunter befand sich ein beringter Altstorch, der im vergangenen Jahr in Aha bei Gunzenhausen erfolgreich gebrütet hatte. Überwinterer zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie von Zeit zu Zeit ihren Lieblingsplatz schon einmal kurz oder länger verlassen und dabei plötzlich an Stellen auftauchen, an denen sie vorher noch nie waren. So kann es passieren, dass es auch zu Doppelzählungen kommt, vor allem wenn der betreffende Storch nicht beringt und somit nicht eindeutig identifizierbar ist.

Um eine solchen Vertreter dürfte es sich im Falle des ersten Besuchers an unserem Nest im Jahre 2006 handeln.

 
18. Feb. 06

Gegen 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit (das ist 12:17 Uhr auf der etwas ungenauen Kamerauhr) fußte der erste Storch des Jahres 2006 im Nest. Und obwohl der Besucher nur eine Minute auf dem Rathausdach zu sehen war, blieb er den schnellen „Schnappschützen“ nicht verborgen. Neben Nina verdanken wir vor allem unserem „MeisterschützenWobbel die lückenlose Dokumentation der kurzen Stippvisite. Es wurde kurz geklappert und einige Dehnungsübungen durchgeführt, danach war der Spuk auch schon wieder vorbei.

 
 
 

Für alle Ungeduldigen als Gruß vom Frühheimkehrer!

Fast müßig zu erwähnen, dass das anschließende Warten bis zum Einbruch der Dunkelheit zu keinen weiteren Sichtungen mehr führte. Dennoch muss das erste Auftreten eines Besuchers als Mut machender Anfang einer noch folgenden Reihe weiterer Beobachtungen betrachtet werden. In dieser Frage sind wir sicher absolute Spitzenreiter, gab es doch schon Jahre, in denen über 20 verschiedene Besucher dem späteren Brutpaar vorausgingen. 

Trotz intensiver Betrachtung der Schnappschüsse konnte ich keinen Ring an den hinteren Extremitäten des Gastes ausmachen. Damit scheidet zumindest ein klassischer Vogelwartenring von etwa 3 Zentimetern Höhe aus. Einen solchen müsste man auf den Bildern zweifelsfrei erkennen. Nicht ganz auszuschließen wäre auf Grund der wenig brillanten Bildschärfe die „Anwesenheit“ eines sehr schmalen Ringes von 5 Millimetern Höhe, wie ihn Privatzoos oder private Gehegehalter an Störchen anbringen. So muss die Identität im Augenblick noch offen bleiben.

Gibt es keine Störche zu sehen, erfreuen uns verstärkt die Dohlen vom nahen Münster Sankt Georg mit ihrem Besuch oder das Männchen des dortigen Turmfalkenpaares nutzt das Storchennest als prächtige Sonnenterrasse.

 
Kontraste in Schwarz und Weiß


Anflug auf die Sonnenterrasse

In ganzer Schönheit!

Empfehlen Sie uns bitte weiter und freuen Sie sich mit mir auf eine erfolgreiche und an schönen Beobachtungen reichen Saison 2006. Die Aktualisierungen des Tagebuches werden ab sofort in kürzeren Abständen als zuletzt erfolgen (ist ja auch keine große Kunst!), tägliche Einträge müssen es aber zumindest im Augenblick noch nicht sein!

 
23. Feb. 06

Nur fünf Tage mussten wir auf Besucher Nr. 2 warten. Dann war es wieder soweit. Gegen 14:30 Uhr landete ein weiterer Vertreter der von uns so sehr geschätzten Vogelart „Ciconia ciconia“ auf dem Altrathausnest.


Besucher Nr. 2 im Anflug!

Zeichnete unsere Nummer 1/2006 keine besonderen Kennzeichen aus, so erwies sich Nummer 2/2006 als durchaus einmaliges Exemplar. Erstens prangte über dem linken Fersengelenk ein schwarzer ELSA-Ring, wie ihn die mitteleuropäischen Vogelwarten, beginnend mit dem Jahr 2000 probeweise und seit kurzem ausschließlich, verwenden und zweitens fielen an Hals und Brust schwarze Gefiederpartien auf, die unseren Zweitbesucher als ausgesprochenen „Dreckspatz“ auswiesen.


Schaut auf meinen schmucken Ring!

 
Zum Ausgehen werde ich mich schon noch etwas herrichten!

..
Bin ich groß!

Ob sich unser Zweit-Storch für einige Zeit einen stark rußenden Kamin als Rast- und Ruheplatz ausgesucht hatte und deshalb so verschmutzt an unserem Nest eintraf oder ob er sich sein Halsgefieder bei anderer Gelegenheit verunreinigte, wird sein Geheimnis bleiben. Er hielt fast eine halbe Stunde die Stellung am Nest und übertraf damit in zeitlicher Hinsicht seinen Vorgänger ganz erheblich.


Auf Wiedersehen, Dinkelsbühl!

Die beschriebenen Kennzeichen lassen mit einiger Sicherheit folgende Schlüsse zu: Der Besuchsstorch erhielt seinen Ring mit fast 100%-iger Sicherheit innerhalb der Gebietsgrenzen der BRD oder der Schweiz. Die Tatsache, dass der Ring über dem linken Fersengelenk angebracht war, bedeutet als Beringungsjahr eine ungerade Jahreszahl (entsprechend eine gerade Jahreszahl bei Beringung am rechten Bein). Bleiben also als mögliche, in Frage kommenden Jahre die Jahre 2001, 2003 oder 2005. Vorher war der ELSA-Ring noch nicht in Gebrauch. Ich tippe bei unserem Gast einfach mal auf das Jahr 2003. Vielleicht begegnet er mir in nächster Zeit an einem anderen Nest noch einmal. Für unser Nest blieb es bei diesem Kurzbesuch. Die folgenden Stunden und auch während der Nacht blieb das Nest wieder verwaist. Nur die Dohlen nutzten danach ihren Freiraum schamlos aus und besetzten ihrerseits die Storchenbehausung.

Heute erschien in einem der Nachbarnester Dinkelsbühl, nämlich in Mosbach, der erste Storch. Bei ihm handelte es sich, anders als in unserem Falle, um einen Stammgast des dortigen Nestes, der nicht gleich wieder das Weite suchte, sondern sich sofort als Hausherr aufspielte und die Nacht im Nest verbrachte. Auch wenn er keinen Ring trägt, vermute ich im Mosbacher Neuankömmling den männlichen Partner der letzten Brutjahre. Seit Jahren erschien dieser stets zwischen dem 15. Februar und der ersten Märzwoche, während es an anderen Nestern noch lange dauerte, bis sie von Störchen erobert waren.

 
26. Feb. 06

Die Nacht  brachte Frost und auch während des gesamten Sonntages herrschten Minusgrade mit Maximaltemperaturen von drei Grad unter dem Gefrierpunkt. Dazu schneite es leicht und der feine Pulverschnee überzuckerte die Dächer der historischen Altstadt von Dinkelsbühl und auch das Storchennest erhielt einen frischen weißen Anstrich. Alles sah mehr nach Weihnachten als nach Frühlingsbeginn aus. Der nun schon obligatorische Turmfalke vom benachbarten Münster sowie die Dohlen als Dauergäste am Storchennest brachten wenigstens vorübergehend etwas Leben in die Bude. 

 
Man wartet auf Schorsch!

Vom Frühling war also auch heute weit und breit nichts zu sehen und nichts zu spüren und dennoch bescherte der letzte Sonntag im Februar unserem Nest den dritten Besucher dieses Jahres. Es geschah gegen 15 Uhr!


Schorsch is landed!

Dass er mit seinen beiden Vorgängern nicht identisch sein konnte, bewiesen dem aufmerksamen Beobachter einige Details. Der „Neue“ erwies sich als unberingt und auffällig untersetzt und kurzbeinig. Besucher Nummer zwei dagegen präsentierte sich als beringt und auffällig groß, so dass er hoch aufgerichtet sogar ein Stück weit aus dem Kamerabild geriet. Wenden wir uns wieder der Nummer 3 zu. Betrachtete man die Beinfarbe fiel ein zarter Orange-Ton auf. All dies und das Verhalten, das der Neue sofort an den Tag legte, bestärkten mich unvermittelt in der Meinung, unseren Schorsch aus dem vergangenen Jahr vor mir zu haben.


Nestinspektion

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!


Man fühlt sich wie zu Hause!

Zum Glück stehe ich mit meiner Behauptung nicht alleine da, sondern weiß mich mit meiner Meinung bei den treuen Gästebuchschreiberinnen und -schreibern in bester Gesellschaft.

An dieser Stelle möchte ich mich ein weiteres Mal bei Ihnen für die lückenlose Beobachtung unseres Nestes und die schnellen Mitteilungen im Gästebuch sehr herzlich bedanken. Dadurch wird mir die Tagebucharbeit sehr erleichtert und es entgeht meinen Betrachtern im Hintergrund ebenfalls keine Einzelheit.

Ich glaube fest daran, dass es sich beim heutigen Gast auf dem Storchennest um den Schorsch des Vorjahres handelte. Er scheint sich außerdem bestens auszukennen. Steht im Nest, fliegt zur Nahrungssuche, erscheint bei Einbruch der Nacht und verbringt wie selbstverständlich am Tag seiner „Landung“ auch gleich die erste Nacht in seiner alten/neuen Behausung. Man wird sehen, ob der Eindruck der Untersetztheit und Kurzbeinigkeit auch nach dem Eintreffen eines zweiten Storchs bestehen bleibt oder ob wir unsere Meinung doch noch revidieren müssen.

Georg is back!, könnte deshalb die heutige Hauptüberschrift in den Gazetten Dinkelsbühls lauten. Sicher eine sehr schöne und erfreuliche Festsstellung, die Lust auf mehr macht und die Herzen der Freunde unserer Webcam höher schlagen lässt.

Beim Auftauchen unseres dritten Gasten war mir schon nach kurzer Zeit klar, dass er uns erhalten bleiben würde, so plausibel und durchdacht wirkten alle seine Aktionen. Als er dann nach einem längeren Aufenthalt erstmals das Nest verließ, war mir nicht bange, ihn am Abend wieder zu Gesicht zu bekommen. Und so war es auch. Pünktlich, wie von Schorsch nicht anders zu erwarten, schwebte er fünf Minuten vor 18 Uhr ein, klapperte zur Begrüßung seine imaginäre Pauline an und bekräftigte damit die Inbesitznahme seines Nestes. Anschließend legte er sich aufreizend nieder, wobei eine schneefreie Stelle seinen Ruheplatz eindeutig markierte. Die bei einer vorherigen Pause abgegebene Körperwärme hatte den Schnee zum Schmelzen gebracht.


Abendliche Rückkehr

Besitznahme des Nestes


Einsamer Rufer in der Nacht

Die Anzeichen stehen also nicht schlecht, dass wir auch in dieser Brutzeit wieder mit einem Storchenpaar rechnen dürfen und uns nicht nur mit ständig wechselnden Besuchern herumschlagen müssen. Obwohl auch dieses Geschehen durchaus seine Reize hat, gibt es natürlich nichts Reizvolleres als Zeuge der Jungenaufzucht zu sein. Dass das Wetter so gar nicht unseren Erwartungen entspricht, sollte uns nicht weiter beunruhigen. Die frühere Rückkehr unserer Freunde aus dem Winterquartier hängt in erster Linie mit ihrem geänderten Überwinterungsverhalten zusammen. So verbringen bereits Zehntausende von Störchen die Wintermonate in Spanien, eine Entwicklung, die vor etwa 15 Jahren ihren Anfang nahm und nun immer stärker in Erscheinung tritt. Die geringeren Gefahren, die mit einer Halbierung der Zugstrecke und dem „Verlust“ der Überquerung der Straße von Gibraltar sowie der Wüste Sahara einhergehen, wiegen die Gefahren eines verspäteten Wintereinbruchs bei weitem wieder auf. In der Summe ergeben sich für unsere Störche dennoch viel geringere Verluste als dies in früheren Jahren der Fall war. Die positive Entwicklung der Storchenzahlen der Westzieher belegen diese Annahme sehr deutlich.

Dass ich hier nicht nur phantasiere, sondern dass meine These auch belegt werden kann, sollen einige Fundmitteilungen von mir beringter Störche aus dem letzten Jahr beweisen. Leider ergaben bisher die von mir in unserem Kameranest beringten 6 Jungen noch keinerlei Wiederfunde. Doch sollten sich ihre Zugwege nicht wesentlich von denen der anderen Störche, die entlang der Wörnitz brüten, unterscheiden.

Die folgenden Rückmeldungen betreffen zunächst ausschließlich Störche, die an der Wörnitz beringt wurden: Ein Mosbacher Jungstorch im Januar 2006 bei Madrid, einer aus Wittelshofen Ende August in der Nähe von Montpellier, einer aus Donauwörth Ende August ebenda, einer aus Rudelstetten Ende August im Departement Ain in Frankreich, einer aus Ebermergen im September bei Barcelona tot, einer aus Oettingen bei Castellon, Spanien im November tot. Von Altmühlstörchen liegen folgende Funde vor, die ebenfalls allesamt nach Westen weisen. Ein Jungstorch aus Trommetsheim im Dezember in der Provinz Cadiz, Spanien, einer aus Windsfeld bei Lerida, Spanien, im August tot, einer aus Merkendorf im Dezember im Departement Ain, Frankreich. Auch weitere Funde aus den vergangenen Jahren zeigen, dass die fränkischen Störchen entgegen früherer Jahrzehnte nun ausschließlich den Westzug favorisieren und Funde nur noch aus diesem Raum vorliegen. Bis in die 70er Jahre war die Verteilung komplett anders und etwa die Hälfte unserer Storchenpopulation zog über die Ostroute ab.  

Die augenblickliche Wetterlage mit Nachtfrösten von um die 10 Grad unter Null und Höchsttemperaturen knapp über Null braucht uns aber nicht zu ängstigen. Vögel können nicht erfrieren, sondern allenfalls verhungern.

Kleinvögel müssen ständig am „Ball“ bleiben und die während der Nacht verlorene Körperwärme schnell wieder durch eine erfolgreiche Nahrungsaufnahme kompensieren. Bei fehlender Nahrung tritt der Tod meistens schon nach einem Tag ein. Je größer der Vogel umso länger kommt er ohne Nahrung aus. Bei unserem Storch sind locker 14 Tage ohne weiteres drin.

Aber selbst bei Kälte und Schneelage findet unser Vielleicht-Schorsch ausreichend Nahrung. Wer in diesen Tagen über mittelfränkische Wiesen stolziert, findet ein reichhaltiges Angebot an Mäusen vor und davon profitieren alle Winterstörche und Frühheimkehrer. Denken Sie doch einmal an die vielen Mäusebussarde, Turmfalken, Eulen und andere Nicht-Zugvögel, die den gesamten Winter bei uns zubringen und dennoch nicht aus unseren Breiten verschwinden und auch nur bei extremen Witterungs- und Schneeverhältnissen mehr oder weniger starke Verluste erleiden. Diese Verluste werden aber ebenso schnell durch erhöhte Nachwuchsziffern und erhöhte Überlebenschancen in milderen Wintern wieder ausgeglichen. Also bitte cool bleiben und auf die Findigkeit und Erfahrung von in freier Wildbahn lebenden Tieren vertrauen! Bei von Menschen geprägten und durch falsch verstandene Tierliebe verhätschelten Lebewesen sieht die Sache dagegen schon anders aus.

 
27. Feb. 06

Auch bei Temperaturen von minus 8° C verbrachte Georg eine ruhige Nacht, in der niemand um dessen Gesundheit fürchten musste. Sie wissen ja vom gestrigen Tagebucheintrag, dass Störche nicht erfrieren, sondern allenfalls verhungern können. So bedeuten die niedrigen Temperaturen für einen so großen und schweren Vogel keine Gefahr, sofern er bei der Nahrungsbeschaffung erfolgreich agiert und davon ist in der gegenwärtigen Situation auszugehen..

Nach der Morgendämmerung zog es unseren Frühheimkehrer auch nicht sofort auf die Mäusejagd in den Wörnitzauen. Stattdessen präsentierte er sich in voller Größe und Schönheit seinen Fans via PC und Internet. Keineswegs nutzte er das erste Licht, um seinen Hunger zu stillen, sondern hielt es für wesentlich wichtiger, sich ganz der Körperpflege und der Bewachung seines Nestes hinzugeben. Von Zeit zu Zeit gab er deutliche Signale, die durchaus den Anschein machten, dass sich ein fremder Storch im Luftraum über der Stadt aufhalten könnte.

So war es keine Überraschung, wenn Adebar eine große Nestpräsenz an den Tag legte und nur am Vormittag einmal für längere Zeit zur Futtersuche segelte. Das abendliche Futterholen ging dagegen ruckzuck und Schorsch konnte sich guter Dinge seiner zweiten Übernachtung widmen.


Guten Morgen,
Schorsch

Aufstehen!
Es ist höchste Zeit!
   

In der Sonne kann man
es schon aushalten!

Ob ich mit dem Nestbau
schon beginnen soll?

 
 
Was will der Kerl da oben? Dem zeig ich mal, wer der Herr im Hause ist!


Gute Nacht!

 
28. Feb. 06

Unser Schorsch machte sich heute sehr rar am Nest.


Morgenwäsche!

Nachdem er seine Behausung mit einigen Federn aus seinem Kleingefieder dezent markiert hatte,


Schneereste aus weißen Federchen

machte er sich schon in den frühen Morgenstunden aus dem Staub, um sich erst über die Mittagszeit erneut im Nest zu präsentieren.  


Siesta um die Mittagszeit!

Doch danach verließ er Haus und Hof und blieb schließlich über Stunden bei der kleinen Weiherkette unweit der Unsinnigen Mühle, wo ich ihn ab 14 Uhr dezent belauschte und seine Aktivitäten aus nächster Nähe studieren konnte.                     

Auffällig war, dass er nur wenig Aktivitäten zeigte. Er stand auf einem mit Altschilf bestandenen Damm eines kleinen Fischweihers, der im Westen unmittelbar an die Feuchtwiesen des Wörnitztals angrenzt. Östlich der kleinen Weiherkette verlaufen die still gelegte Bahnstrecke Dombühl-Nördlingen sowie die viel befahrene Bundesstraße B 25.          


 

Schorsch schaute, während er sehr ausgiebig sein Gefieder pflegte, über die nur teilweise mit Eis bedeckten kleinen Weiher. Er sah zwei Höckerschwänen bei der Nahrungssuche zu und beobachtet vier Stockenten, die es den Schwänen gleich taten.

Nach etwa 20 Minuten setzte er sich von seinem Ruheplatz aus in Bewegung und schritt den nächsten Weiherdamm ab. Dabei trat er mehrmals mit einem Bein vom sicheren Damm ins Wasser, tauchte kurz mit dem Schnabel ein und setzte seinen Rundgang fort. Einige Male nahm er Gammelfische, die seit dem Abfischen der Weiher im Herbst auf den Dämmen liegen, für kurze Zeit auf, prüfte sie mit dem Schnabel und legte sie danach wieder an besagter Stelle ab. Die Konsistenz dieser möglichen Nahrungstiere war lederartig, vergleichbar mit einem Dörrfisch. Manche zeigten bereits Spuren einer Bearbeitung durch andere Räuber. Schließlich hatte Schorsch ein geeignetes Exemplar gefunden und im Schnabel in die richtige Position gebracht. Durch kräftiges Kopfschütteln fielen daraufhin einige kleinere Haut- und Fleischteile ab, die er sich dann einverleibte. Der Rest des Gammelfisches fand keine Beachtung mehr. Ein weiterer Versuch, einen Altfisch aufzunehmen, war schließlich von mehr Erfolg gekrönt Es begann wieder mit heftigem Schütteln. Es fielen abermals Teile ab. Diese wurden einzeln aufgenommen und verschluckt. Am Ende wurde der Körper des etwa 20 cm langen toten Karpfens erneut aufgenommen und nach einigen mühsamen Versuchen ganz verschluckt.    

Schorsch marschierte zu seinem Ausgangspunkt zurück, verharrte auf dem mit Schilf bestandenen Weiherdamm und begann, eine weitere Ruhestunde einzulegen. Als ich mich gegen 16 Uhr verabschiedete, deutete nichts darauf hin, dass Schorsch schon bald zum Nest zurückfliegen würde. Wer sich nun etwas über diese Art der Nahrungsaufnahme wundert, darf nicht vergessen, dass Schorsch und mit ihm viele tausend andere Störche auf Spaniens Müllkippen den Winter verbringen und da kommt ihnen so mancher Unrat vor den Schnabel gegen den die Dinkelsbühler Gammelfische die feinsten Delikatessen darstellen.

Während Schorsch auswärts weilte, genossen es die Dohlen, sich einmal wieder in großer Besetzung im Nest zu zeigen. Wer weiß, wann die Gelegenheit wieder einmal so günstig sein wird?


Wenn man mal nicht zu Hause ist,
kommen gleich die Hausbesetzer!
  

Was lange währt, wird endlich gut. Wer dieses Motto beherzigte, sah seine Ungeduld gegen 18:13 Uhr für beendet. Schorsch schwebte an, zeigte zur Begrüßung seine Imponierstellung und begab sich unmittelbar darauf in die Liegeposition.


Abendliches Imponieren

Gute Nacht

Die dritte Nacht in Dinkelsbühl konnte ihren Anfang nehmen.

Auch an anderen Nestern um Dinkelsbühl herum erwacht verstärkt neues Storchenleben. In Mosbach ist heute das Weibchen erschienen und damit das Paar komplett. Wie erwartet ist auch das Weibchen eine alte Bekannte. Ihr Ring weist sie als Störchin aus, die seit 2001 in ununterbrochener Reihe das Mosbacher Nest zur Brut nutzt. Südlich von Dinkelsbühl stand gestern bereits ein Storch im Nest auf dem hohen Kirchturm von Wilburgstetten. Heute wurde der zweite Storch gemeldet, so dass hier ebenfalls eine Familienzusammenführung stattfand.

 
1. Mrz. 06

Selbst unsere Frühaufsteher konnten Georg nicht mehr im Nest überraschen. Bereits vor 7:30 Uhr, d.h. zu Beginn der Dämmerung, hatte er sein Nest verlassen und war aus dem Blickfeld der Kamera entschwunden. Und so sehr alle warteten, blieb unser Schorsch für den Rest des Tages auch verschwunden. Was ihn allerdings seit gestern zu einer solchen Tagesplanung bewogen haben könnte, bleibt sein Geheimnis. Sind es nahrungstechnische  oder klimatische Gründe, die ihn viel lieber draußen vor den Toren der Stadt sein lassen? Ich fand Georg – wie bereits gestern – an identischer Stelle an den kleinen Weihern bei der Unsinnigen Mühle. Abermals stand er auf dem mit Altschilf bestandenen Damm einer Fischzuchtanlage. Ich vermied es selbstverständlich, ihn zu stören und beobachtete ihn aus der Distanz mit dem Fernglas. Da mich mein täglicher Besuch im Krankenhaus Dinkelsbühl in zeitliche Nöte brachte, schloss ich die Beobachtung gegen 14:30 Uhr ab und nahm mir vor, auf dem Rückweg noch einmal vorbeizuschauen. Gegen 15:30 Uhr stand ich wieder an der Weiherkette und Schorsch begrüßte mich wieder. Diesmal hatte er sich ein Stückchen von seinem Standplatz entfernt und beschäftigte sich auf einem Damm zwischen zwei Weihern mit einem prächtigen „Gammelkarpfen“, der einst ein Lebendgewicht von einem Pfund erreicht haben dürfte, nun aber sicher nur noch die Hälfte des ursprünglichen Gewichts auf die Waage brachte. Innerhalb weniger Sekunden war der Fisch in Georgs Schlund verschwunden und hinterließ beim Abschlucken eine deutlich sichtbare Wölbung seitlich am Hals. „Zwei solche Brocken pro Tag sollten Georgs Energiebedarf decken!“, dachte ich im Stillen bei mir. Sicher ist das Verhalten unseres Einzelgängers mit Abflug am frühen Morgen und abendlicher Rückkehr ans Nest energetisch sehr effektiv. Ob es allerdings der einzige Grund ist, bleibt vorübergehend ein Rätsel.

Heute gelang mir noch eine auch für mich nicht alltägliche Beobachtung. Nur etwa einen Kilometer von Georgs „Arbeitsplatz“ entfernt, dicht bei der Froschmühle, entdeckte ich auf einer das Ufer der Wörnitz begleitenden Wiese während eines heftigen Schneeschauers ein Biberpärchen, das sich zu dieser ungewohnten Tageszeit auf  die Nahrungssuche begeben hatte. Mir gelangen einige Aufnahmen, von denen ich zwei Belege meinem Tagebuch beifüge. Sie sind technisch sicher höchst unbefriedigend, spiegeln aber die Begleitumstände deutlich wieder.


Biberpärchen im Storchenrevier

Um 18:13 Uhr – zeitgleich mit dem gestrigen Anflug – erschien unser Georg wieder am Nest und tröstete uns über viele Stunden vergeblichen Wartens hinweg. Eine kurze Klapperstrophe und Imponiergehabe waren weitere Begleitumstände, ehe sich Schorsch ins mittlerweile wieder schneefreie Nest legte.

 
Da bin ich wieder!


Da hat sich einer schnell zur Ruhe gelegt!

 
2. Mrz. 06

Schorsch näherte sich heute seinen alten Gewohnheiten, die da heißen:
Häufigere Besuche am Nest
und zeigen, wer der Herr im Hause ist. Sonst könnte man ja unversehens Gefahr laufen, von einem Interessenten für das Nest überrumpelt zu werden. Gemäß dieser Devise gab es für die Sehergemeinde den Schorsch doch weitaus häufiger zu sehen als in den vergangenen beiden Tagen. Gut so! Die meisten werden sich über diese Verhaltensnormalisierung sicher freuen.   


Mittagssiesta

Mein obligatorischer Besuch in Dinkelsbühl am Nachmittag zwischen 14:30 Uhr und 15:30 Uhr brachte mich abermals auf die Fährte unseres Noch-Einzelgängers. Er hielt sich erneut im Bereich um die kleine Weiherkette bei der Unsinnigen Mühle auf. Zum Nest sind es von dort etwas über einen Kilometer Luftlinie, ein direkter Blickkontakt mit der Storchenbehausung ist aber durch Bäume sowie durch den Damm der Umgehungsstraße verdeckt. Der Luftraum und damit feindliche Eindringlinge können von Schorsch aus dieser Position jedoch gut eingesehen werden, so dass er bei Gefahr schnell zur Stelle sein kann.

Heute arbeitete bei meinem Eintreffen der Teichwirt im Bereich der Weiherkette. Georg entging der Störung an seinem Lieblingsplatz dadurch, dass er unter Einhaltung der Fluchtdistanz in die angrenzenden Wörnitzwiesen auswich und dort der Nahrungssuche nachging. Die Tätigkeit des Berufsfischers an seinen Weihern könnte auch mit verantwortlich sein, dass Schorsch öfters das Nest anflog und uns somit dort Leben bescherte. Zu einer echten Bewährungsprobe entwickelte sich die Wetterentwicklung ab 17:30 Uhr. Heftiges Schneegestöber ließ unseren Georg allmählich im Schnee versinken.


Schorsch um 17:14 Uhr...

...um 17:33 Uhr...
   

...um 17:40 Uhr...

...um 17:57 Uhr...


...um 18:50 Uhr

Nachdem er sich nach  einer Stunde erstmals aus dem Schnee wieder erhoben hatte, zog er es vor, die Nacht im Stehen zu verbringen. Sicher eine richtige Entscheidung, entstehen durch diese Art des Nächtigens geringere Wärmeverluste. Der Schorsch kennt sich halt aus!  


So entstehen geringere Energieverluste!

Erinnern Sie sich an meine Äußerungen während der vergangenen Tage: Störche mussten schon immer mit solchen Wintereinbrüchen zurecht kommen. Von Uhu & Co. ganz zu schweigen, die ihre Brut regelmäßig beginnen, wenn noch Schnee die Landschaft dick bedeckt. Dieses Problem hat unser Schorsch im Augenblick noch nicht, doch würde er in einer solchen Situation die Eier dennoch so warm halten können, dass sie kurzfristige Schneefälle mit niederen Temperaturen aushalten und keinen Schaden nehmen.

 
3. Mrz. 06

Alle reden vom Wetter! Wir auch! Nach kalter, klarer Nacht mit neun Minusgraden, machte sich Schorsch in aller Herrgottsfrühe aus seinem Schneebett auf und davon. Um nicht unnötig viel Wärme zu verlieren, stand er in den dunklen Stunden immer mal für längere Zeit im Nest. So blieb die Schlafstelle trotz einsetzendem Schneefall noch ein Weilchen schneefrei.


Das schwarze Loch – Georgs Liegeplatz!

 Ein gutes Stück vor Mittag schwebte unser Solist wieder ein, um dem Schneegestöber zu Hause zu trotzen. Und wie er das tat! Wie selbstverständlich sah Schorsch die Schneedecke wachsen und zuckte dabei mit keiner Wimper. Kann er ja auch nicht, denn Vögel haben keine solchen, sondern dafür eine Nickhaut!  


Im Schneegestöber!

wachsende Schneedecke!
   

Der Höhepunkt ist erreicht!

Es wird heller!


Stiller Rufer in der Schneewüste!

Ebenso überraschend auch, wie schnell die mächtige Schneedecke mit dem Anstieg der Temperaturen wieder abschmolz. Zwei Stunden später zeigte sich Georgs Wohnstube ohne jeglichen Schneerest.


Zwei Stunden später:
Kein Schnee mehr im Nest!

Hier sieht man ganz offenkundig, was Storchennestbaukunst vermag! Vermoderndes und gärendes Nistmaterial in Verbindung mit Feuchtigkeit erzeugen einen kleinen Wärmeüberschuss, der ausreicht – wie in unserem Falle – den Schnee in kurzer Zeit zum Schmelzen zu bringen. Vergleicht man die Situation mit den Nestern der Aktion Pfalzstorch, die vor der Brutzeit allesamt einen neuen Innenausbau erhielten (müßig zu erwähnen, dass man sich die Aktion hätte sparen können!?), dann sieht man sehr schön, wie es um die Eigenwärme der verschiedenen Nester steht.

Mein Nachmittagsausflug führte mich traditionell wieder in meine Nachbarstadt. Gegen 14:35 Uhr thronte Schorsch noch immer im Nest. Eine Stunde später fand ich die Storchenbehausung leer vor. Sie dürfen raten, wo ich Freund Adebar suchte? Richtig, bei der Weiherkette an der Unsinnigen Mühle! Er stand auf dem Damm eines Weihers, den Rest kennen Sie ja längst.

Der Rest des Tages gestaltete sich dann wie gewohnt. Man wartet halt auf die Dämmerung und hofft, der Übernachtungsgast stelle sich ein. Doch diesmal blieb das Hoffen vergeblich. Georg kehrte nicht in sein Nest zurück. Der inzwischen einsetzende heftige Regen könnte ihn zu dieser unerwarteten Maßnahme veranlasst und einen Rückflug zum Nest verhindert haben. Oder..?! Wir sind ja Überraschungen gewohnt und können an der Sache eh nichts ändern. Dennoch werde ich mich morgen ins Gebiet begeben, in dem ich Schorsch gegen 15:40 Uhr zum letzten Mal noch gesehen hatte.

 
 

Überraschenderweise für alle fand die Geschichte um den ausgebliebenen Schorsch an diesem Abend noch eine Wendung. Längst war finsterste Nacht über Dinkelsbühl eingezogen, da stand der Ausreißer plötzlich doch wieder im Nest, um darin zu nächtigen. Es war so gegen 21:15 Uhr!  


Schorsch ist zurück!

Als ich in der Nacht gegen 23 Uhr noch einmal einen Blick ins Nest warf, sah man immer noch die Konturen seiner Gestalt im tief verschneiten Nest. Wo kam er um diese Zeit her? Vom schlechten Wetter habe ich schon gesprochen. Zur Zeit seiner Rückkehr nach 21 Uhr regnete oder schneite es nicht, doch schon bald darauf setzte erneut starker Schneefall ein. War Schorsch vielleicht doch zu normaler Abendzeit heimgekehrt und nur nicht im Nest, sondern etwas abseits auf dem Kamin des alten Rathauses gelandet? Von dort machte er dann den Katzensprung in sein auserwähltes Domizil. Wir wissen es nicht mit letzter Sicherheit. Dass unser Schneestorch bei bewölktem Himmel ohne unterstützende Beleuchtung durch den Mond aus seinem Nahrungsrevier eingeschwebt ist, halte ich für kaum möglich. Ich schränke allerdings zugleich ein, dass bei Storchens eigentlich alles möglich ist und man um die eine oder andere Überraschung nicht herumkommt. Hauptsache sollte allerdings sein, dass wir ihn überhaupt noch begrüßen durften und wir damit aller Sorgen und möglicher Suchmanöver ledig waren.

 
4. Mrz. 06

Das Schicksal unseres „Kurz-Vermissten“ veranlasste die treueste Sehergemeinde dazu, schon so früh wie möglich dem Spätheimkehrer erneut nachzuspüren. Doch selbst vor dem Einsetzen der Dämmerung kurz nach 6 Uhr war außer Schnee auf den Schnappschüssen unserer Meisterschnappserinnen nichts von Schorsch im Nest zu entdecken.

 
Zu so früher Stunde hat sich Schorsch bereits wieder verabschiedet!

Kein Zweifel! Er hatte sich erneut bei völliger Dunkelheit (soweit man in Mitteleuropa in der Nacht überhaupt von völliger Dunkelheit reden kann!) aus seiner Schneeburg entfernt und sich verabschiedet. So ganz erklärbar ist dieser neue Streich Georgs ebenfalls nicht. An einem einzigen Tag kommt er bei völliger Dunkelheit abends zum Nest zurück und verlässt dieses im Noch-Nicht-Morgengrauen bei völliger Dunkelheit wieder. Schon merkwürdig, aber die Tatsachen lassen eben keinen anderen Bericht zu. Wich Georg kurzerhand wieder auf den benachbarten Kamin aus? Warum sollte er? Flog er also doch bei schlechtesten Sichtverhältnissen an die Weiherkette bei der Unsinnigen Mühle vor den Toren der Stadt? Fliegen Störche etwa schlicht und einfach regelmäßig auch zu unerwarteter Nachtzeit das Nest an oder verlassen sie dieses auch öfters reichlich unerwartet bei schlechten Lichtverhältnissen? Horstkämpfe finden bekanntlich regelmäßig in den Nachtstunden statt. Da müssen Horstbesitzer und Angreifer auch bei Dunkelheit manövrieren und das Nestumfeld verlassen. Warum sollte es unser Schorsch bei der Ausnahmesituation mit dem Wetter nicht ähnlich halten? Er kennt sein Gebiet wie seine Westentasche! Da sollte schon mal eine Art von Blindflug möglich sein. Er hat mit Sicherheit das Landschaftsprofil im näheren und weiteren Horstbereich abgespeichert und kann sich bei Bedarf dieses Speichers bedienen, ähnlich einem Navigationsgerät in Ihrem Auto.

Schorsch war also wieder weg und der Schnee im Nest wuchs und wuchs. Die Nachttemperaturen bewegten sich bei Tiefstwerten von minus drei Grad! Man wird ja bescheiden und bezeichnet dies schon als Milderung! Der leichte Schneefall hielt den Tag über an und ließ die Temperaturen nicht über den Nullpunkt hinauskommen. Wegen eines Todesfalles in der Familie musste ich heute auf die lieben Eintragungen im Gästebuch zurückgreifen. Nicht nur deshalb halte ich diese Institution, in der Sie Ihre Beobachtungen und die treffenden Schnappschüsse ablegen, für eine sehr wichtige und sinnvolle Einrichtung. Ganz herzlichen Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz und die große Ausdauer bei der Beobachtung unseres „Schneemannes“ im Nest. Und bitte in dieser Beziehung nicht müde werden und weiterhin fleißig Bericht erstatten!

Als manche vielleicht schon mit dem abermaligen Ausbleiben von Georg am Nest gerechnet hatten – den ganzen Tag hatte er sich nicht ein einziges Mal in demselben blicken lassen – stand er doch wieder pünktlich wie gewohnt im Tiefschnee da. Die Uhr zeigte 18:10 Uhr. Es bleibt anzunehmen, dass Schorsch den Tag nahe an seinen „Fleischtöpfen“ bei der Unsinnigen Mühle zubrachte und er dieses Mal durch keinerlei Unbill von einem zeitigen Rückflug abgehalten wurde.

 
Heute verzichtet Schorsch, uns auf die Folter zu spannen!

So ganz kann einen allerdings der Winterzauber nicht ungerührt lassen! Es sieht einfach märchenhaft aus, wenn ein Storch in einer schneebedeckten Landschaft weilt. So wie in Dinkelsbühl sieht es im Augenblick an allen Kameranestern mit Storchenbesatzung aus (neben Dinkelsbühl sind dies im Augenblick die Nester in Isny, Bornheim 1 und Bornheim 2, Zeiskamer und Arevalo/Spanien!!) und in allen anderen Nestern ohne Kamera, aber mit Storch entstehen ähnliche Gefühle.

Auch die derzeitige Wetterlage wird sich wieder ändern und es werden uns die schönen Bilder und Eindrücke sicher länger im Gedächtnis bleiben als die unerfreulichen.

 
5. Mrz. 06

So kennt man unseren Schorsch! Wie er sich heute den ganzen Tag präsentierte, konnte keiner meckern oder wegen ihm ungeduldig werden. Er zeigte sich ganz klar von seiner Schokoladenseite. Dabei waren die Witterungsbedingungen nach wie vor winterlich, von Frühling weit und breit keine Spur. Die Temperaturspanne reichte von minus 5 Grad in der Nacht bis knapp über den Nullpunkt am frühen Nachmittag, nur der gelegentliche Sonnenschein ließ unterkühlte Frühlingsgefühle aufkommen.

Damit ist Georgs Tag auch schon beinahe abgehandelt. In dieser Form kann es weitergehen und wenn es erst einmal wärmer wird und sich die thermischen Verhältnisse entscheidend verbessern, werden auch neue Störche unser Gebiet erreichen und damit auch vielleicht Pauline oder eine andere Interessentin sich Schorsch anschließen und mit ihm Hochzeit feiern.

Die nachfolgenden Bilddokumente sollen einen kleinen Eindruck über die sonntäglichen Aktivitäten vermitteln.


Zurück vom Frühstück

Mittagspause
   

mit kurzem Sonnenschein

Gymnastikstunde
   

Abflug

Einkehr
 
6. Mrz. 06

Ganz langsam tauchte Georg im Morgengrauen aus dem Dunkel des Nestes auf. Binnen weniger Minuten zeichneten sich die Konturen immer deutlicher ab und Schorsch war in seiner ganzen Pracht zu bewundern.  

 
Der aus dem Dunkeln kommt!

Die Nacht zeigte sich mit leichten Minusgraden relativ mild und unser Dauerbrenner verlor infolge der Temperaturverhältnisse nur vergleichsweise wenig Energie. Als Schorsch schon vor sieben Uhr ins Nahrungsgebiet abgeflogen war, blieb es lange Zeit still am Nest. Von den obligatorischen Dohlenbesuchen abgesehen regte sich wenig am Nest. Ab und zu ließ sich an diesem Tag sogar die Sonne blicken, so dass das Quecksilbersäule kurzfristig schon mal die Nullgradmarke überschritt. Heftige Schneeschauer ließen zwischendurch jedoch noch keine Frühlingsgefühle aufkommen. 

Wie aus heiterem Himmel stand dann jedoch kurz nach 13 Uhr ein Storch im Nest. Schnell war ersichtlich, dass es sich nicht um unseren Stammgast handeln konnte, denn der oder die Neue trug links oberhalb der Zehen einen Aluring. Wie konnte es Schorsch zulassen, dass der fremde Storch im Nest landen durfte? Entweder hatte er ihn gar nicht bemerkt oder – und zu dieser These neige ich eher – er hatte mit dem Eindringling ein Stillhalteabkommen getroffen, das besagt: Wenn du mir nichts tust, tue ich dir auch nichts.


Der oder die Neue!

Unter den herrschenden Wetterbedingungen und den noch nicht fließenden Hormonen sicher eine kluge Entscheidung. Die Art des Ringes ließ mich sogleich an das beringte Weibchen aus dem Mosbacher Nest denken, das seinen Ring von der Art unseres Besuchers ebenfalls am linken Bein über den Zehen trägt.


Ist es vielleicht das Mosbacher
Weibchen auf Besuch?

In der Vergrößerung ist der
Ring sehr gut zu erkennen!

Aus Zeitgründen konnte ich diese These nicht überprüfen, jedoch neige ich sehr zu dieser Möglichkeit. Was sollte das Weibchen aus Mosbach angesichts der besonderen Wetterverhältnisse den ganzen Tag tun? Da sind Ausflüge ins nur 10 Kilometer entfernte Dinkelsbühl ohne weiteres eine gute Option. Außerdem kennt die Dame das hiesige Nest, hat sie dort doch vor Jahren immer mal eine kurze Stippvisite eingelegt und einmal schon im Nest übernachtet, ehe sie dann wieder nach Mosbach zog. Leider währte der Besuch nur wenige Minuten, ohne dass sich nähere Beobachtungen anstellen ließen. Dies genügte jedoch, um an Hand verschiedener Schnappschüsse einschließlich einiger Detailaufnahmen die Lage genau zu diagnostizieren.

Der abendliche Einflug verlief danach genau nach Plan. Schorsch schwebte kurz nach 18 Uhr ein und verlebte im Nest eine weitere Nacht bei Frostgraden von „nur“ 3 Grad. Man darf auf die weitere Entwicklung am Nest gespannt sein. 


Ich bin zurück!

Ich trotze Eis, Schnee und Kälte!
 
7. Mrz. 06

Eine kalter Tag folgte auf eine kalte Nacht. Die Temperaturen blieben während des gesamten Berichtszeitraumes deutlich unter dem Gefrierpunkt und sanken in der Nacht auf den 8. März erstmals seit einer längeren Pause sogar weit unter die 10-Grad-Marke ab. Für unseren Schorsch bedeutete dieser Umstand, sich zu verkriechen und verloren gegangene Energie wieder nachzuladen. Ohne unseren Georg persönlich in Augenschein genommen zu haben, vermute ich seinen Aufenthaltsort jedoch erneut bei der Unsinnigen Mühle. Wo sollte er denn sonst so einfach an Fisch gelangen? Und Störche orientieren sich erfahrungsgemäß immer an der einfachsten und effektivsten Form der Nahrungsbeschaffung. So blieb für seinen Stundenplan wenig Spielraum. Nach dem morgendlichen Abflug im ersten Licht des neuen Tages dauerte es bis zum Einbruch der Abenddämmerung, ehe Schorsch, der Eiserne, sein Nest zur Übernachtung wieder aufsuchte. Vom gestrigen Ringstorch, der uns für einige Minuten beehrte, war heute nichts mehr zu entdecken.


Aufstehen, bitte!

Bereit zum Frühsport
   

Punktlandung
am Abend

Hier bin ich! Jetzt muss ich
erst mal richtig einheizen!


Nun kommt der gemütliche Teil!

 

 

  Bitte unterstützen Sie auch 2006 wieder unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“. Über die Fortschritte im Biotopankauf werden wir Sie demnächst informieren.

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

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  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 
 

Hier geht es zu "Poetisches aus dem Gästebuch"

und hier zum Storchenbuch der Maischule Fürth.

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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