Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 9

09. Jun. 05

So schnell kann es manchmal gehen! Man freut sich, dass alles so glatt verläuft, da kommt schon wieder ein kleiner Dämpfer! Ihr Tagebuchschreiber war vom frühen Nachmittag bis zum späten Abend auf der Walz, das heißt er unternahm eine weitere größere Beringungstour. So war er nicht unmittelbarer Zeuge der Geschehnisse, die am Nachmittag über unser Nest hereinbrachen. Wie schön, dass es dabei ein sehr gut funktionierendes Gästebuch gibt, in das auch sehr fleißig aktuelle Beobachtungen einfließen können. Ich denke, dass es bisher mit der Aktivierung Ihrer Beiträge gut geklappt hat und niemand  sehr lange warten musste, bis der entsprechende Eintrag im Gästebuch auch lesbar wurde. In den Nachtstunden passiert in der Regel keine Aktivierung, so dass zwischen Mitternacht und dem Morgen schon zu einer kleinen Pause kommt.

 Zurück zu den Geschehnissen: Elly berichtete erstmals über die Turbulenzen um das Nest, die von mindestens einem Fremdstorch ausgelöst wurden. Dass in dieser Phase der Bedrohung – es war 16 Uhr – für kurze Zeit das Nest sogar leer stand, spricht für eine Attacke, die den Einsatz beider Altstörche erforderte. Nach wenigen bangen Minuten besetzte dann wieder ein Partner unseres Paares das Nest. So wie es aussah, kam es nicht so weit, dass der Angreifer im Nest Fuß fassen und sich über die Eier hermachen konnte. Dafür spricht auch das anschließende normale Brutverhalten und man durfte inzwischen auch beobachten, dass das Gelege unversehrt ist. Der Abflug beider Störche hat sicher dazu beigetragen, die Hausrechte massiv darzustellen und dem Angreifer zu signalisieren, dass er es hier mit zwei tüchtigen Abwehrrecken zu tun habe. Im letzten Jahr, als etwa im gleichen Brutstadium die Sache nicht so gut ausging und das Gelege bei Kämpfen zerstört wurde, beteiligte sich das Storchenweibchen nicht an den Kämpfen und räumte das Feld für den Angreifer, der dann sein Werk vollendete. Dieses besagte Weibchen – es  brütete im letzten Jahr in unserem Rathausnest und stammt aus dem Luisenpark in Mannheim entwickelt sich auch in dieser Saison im immer noch zarten Alter von drei Jahren zu einem wahren Pechvogel und Störenfried. Zuerst pendelte es nach Gelegeverlust am diesjährigen Brutplatz im benachbarten Wilburgstetten mit seinem Partner nach Dinkelsbühl und sorgte dort für Kämpfe mit unserem Schorsch, aus denen der tapfere Georg als Sieger hervorging. Dann hielt sich die Mannheimerin mit Gemahl im württembergischen Ostalbkreis auf  und sorgte in der Gemeinde Tannhausen für Aufregung unter der Bevölkerung. Störche sind dort eine große Rarität und als gleich zwei zusammen auftauchten, war die Überraschung perfekt. Zuerst interessierten sich die beiden für das riesige Kirchendach, ehe sie auf ein Nachbarwohnhaus wechselten. Eine schnell angebrachte Nisthilfe interessierte nur kurz, dann war der Spuk wieder vorbei und das Paar wieder regelmäßig in Wilburgstetten. Doch am 4. Juni gab es erneut Aufregung um unser vorjähriges Weibchen. Am Storchennest von Oettingen herrschte Großalarm. Vier Fremdstörche kreisten niedrig über dem Nest und landeten immer wieder auf den Nachbardächern. Einer dieser Eindringliche entpuppte sich schließlich als unser Ringstorch aus Wilburgstetten, respektive Dinkelsbühl 2004. Ist dieses nach dem Gelegeverlust arbeitslose Paar verantwortlich für eine ganze Reihe von Kämpfen mit zahlreichen Opfern unter den Jungen oder Gelegen? Der Aktionsradius erstreckt sich mittlerweile über einen Großteil des Mittel- und Unterlaufes der Wörnitz von Dinkelsbühl bis Oettingen. Da kann man nur hoffen, dass unser Nest vor solchen Angriffen „arbeitsloser“ Paare verschont bleibt, ausschließen lassen sich solche Besuche aber nicht. Auf alle Fälle haben Georg und Pauline heute bewiesen, dass sie für solche Eventualitäten gut gerüstet sind und keine Angst vor fremden Störchen zu haben brauchen.

Während sich also die beiden Nestbesitzer einiger Attacken erwehren mussten, befand sich Ihr Tagebuchschreiber in charmanter Begleitung einer Kollegin seiner Schule auf großer Storchenfahrt. Erstes Ziel war in der Nähe von Weißenburg der kleine Ort Trommetsheim, in Sachen Storch eine feste Größe entlang der Altmühl.


Der Kamin der ehemaligen Molkerei

Die Beringung mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr der Großen Kreisstadt Weißenburg gelang natürlich problemlos und erbrachte als stolze Bilanz weitere vier Junge in das bisherige, sehr erfolgreiche Gesamtbild.


Blick in die Tiefe!

Natürlich wurde an diesem sehr alten und mächtigen Nest eine umfassende Drainage durchgeführt, die für den Fall eines schlechten Wasserabflusses diesen umfassend verbessern helfen sollte.


In froher Erwartung der Dinge, die da kommen!

Bei vier Jungen sollten die Nestverhältnisse in jedem Fall optimal sein


Lässt sich da jemand vom Storch zwicken?

Der hilfsbereiten Feuerwehr blieb nur ein Dank, ebenso ein Dank an den Oberbürgermeister, der diese Aktion genehmigt und unentgeltlich im Rahmen einer Bewegungsfahrt durchführen ließ. 20 Kilometer weiter wartete bereits eine Stunde später die nächste Wehr aus Oettingen auf ihren Einsatz.


Der prächtige Neststandort von Oettingen  


Vom Marktplatz aus ins Nest geblickt!

Für die Männer unter ihrem Kommandanten Thomas Fink gilt das gleiche wie für die Kollegen aus Weißenburg. Sie verrichten ihren Dienst an der „Storchenfront“ ohne Bezahlung und in ihrer Freizeit. Es ist jedes Mal ein besonderes Erlebnis, mit welcher Begeisterung und sichtbarer Freude hier ans Werk gegangen wird und auch die informativen Gespräche mit Anwohnern und Passanten, die das Geschehen neugierig verfolgen, bringt immer wieder kleine Histörchen und überlieferte Anekdoten ans Licht, die nicht immer von wissenschaftlichen Erkenntnisse n gestützt werden können. So scheinen Störche nach landläufiger Meinung etwas gegen ungerade Zahlen zu haben. Es werden immer so viele Junge aus dem Nest geworfen, bis die Zahl gerade ist. So war es auch heute in Trommetsheim und weiter auch in Oettingen und Munningen. In den beiden erstgenannten Orten traf die Annahme zu, gab es doch jeweils 4 Junge, das tote fünfte hing in Oettingen sogar als Beweisstück noch im Schneefanggitter und wurde durch die Feuerwehr entsorgt. Es war etwa vor knapp einer Woche verstorben und anschließend von den Altvögeln aus dem Nest gezerrt worden. Es wies eindeutige Entwicklungsrückstände auf, die ein Sterben schon vorprogrammiert erscheinen ließen. Vom nahen Oettinger Schloss wehte während der Beringung die Fahne des Fürsten zu Oettingen. Die vier noch lebenden Jungen waren gut 4 Wochen alt und sollten eine große Chance haben, in weiteren vier bis 5 Wochen das Nest zu verlassen.


Quartett mit Schloss

Die Drehleiter machte sich danach auf ins nur wenige Kilometer entfernte Munningen. Dort haben sich im letzten Jahr spontan auf dem Kamin eines Wohnhauses Störche niedergelassen und ein neues Nest ohne menschliche Hilfe gebaut. Leider verunglückte das Männchen während der Brut tödlich bei einem Verkehrunfall. Junge wurde deshalb nicht geboren.  Eine weitere Brut im Jahre 2003 auf einem Baum am Ortsrand scheiterte ebenfalls. Während eines Unwetters war damals der Baum umgestürzt. Nur ein Junges überlebte damals verletzt die Katastrophe. Ansonsten muss man lange zurückblicken, bis man von einem Storchenpaar in Munningen berichten kann. Man schrieb das Jahr 1972, als das letzten Störche auf dem Kamin der Dorfwirtschaft brüteten. Heute war Ihr Tagebuchschreiber an der Reihe, für die Ortschronik ein klein wenig Geschichte zu schreiben.


Das neue Nestgebäude in Munningen

Die drei gesunden und mit dreieinhalb Wochen im günstigsten Beringungsalter stehenden Jungstörche haben gute Chancen nach 33 Jahren Unterbrechung als erste wieder Munningen Süden zu verlassen.


Das Weibchen mit seinem Nachwuchs

Überragt wird das Storchennest vom Wahrzeichen der Gemeinde, dem schiefen Turm der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul, von den Munningern auch der „Schiefe Peter“ genannt. Dieser Bau macht seinem Namensvettern in Pisa schon alle Ehre.


Der schiefe Turm mit Feuerwehr

Zum Abschluss des Tages stand noch die Fahrt nach Rudelstetten an. Hier wurde ich vom Horstbetreuer Hermann Metzger wärmstens begrüßt und empfangen. Er kümmert sich rührend um seine Störche und veranstaltet jedes Jahr ein großes Storchenfest, bei dem die Kinder des Kindergartens die Hauptrolle spielen. Ein kleiner Festzug mit einem Storchenwagen, der von einer ganzen Reihe großer Holzstörche gesäumt wird, zieht durch den Ort. Am letzten Wochenende im Juli ist es wieder so weit. Das alte und geräumige Nest befindet sich auf dem Turm der Dorfkirche. Seit diesem Jahr werden über eine kleine Webcam per Funk Bilder aus dem Nest ins Haus von Herrn Metzger übertragen. So kann das Brutgeschehen und die Jungenaufzucht problemlos verfolgt werden. Dennoch scheiterte hier die Ermittlung der genauen Eizahl.Es kam zum Schlupf von drei Jungen. Eines wurde abgeworfen, so dass mir heute auf dem Kirchturm lediglich zwei Junge ihre Beine entgegenstreckten. Die einmalige Besonderheit des Rudelstettener Nestes liegt in seiner Form. Während alle Storchennester, die ich kenne, ziemlich einheitlich eine runde Form aufweisen, ist das Turmnest komplett oval. Dies mag an der Steilheit des Daches liegen, wodurch Meister Adebar einen Knick in der Optik bekam, der zu dieser eigenartigen Formgebung führte.


Das ovale Nest

Die Nestbeobachtung musste wegen meiner langen Aushäusigkeit notgedrungen bruchstückhaft bleiben. Ich habe aber zum Glück in einer großen Zahl von Ihnen kompetente Mitstreiter und Mitbeobachter, so dass wir Besonderheiten und außergewöhnliche Ereignisse am und um unser Nest auf alle Fälle mitbekommen. Machen Sie deshalb bitte so weiter. Lieber ein Eintrag im Gästebuch zu viel als einer zu wenig. Zu früher Morgenstund zeigte sich das Storchennest mit einer ganzen Fuhre Heu und Gras frisch begrünt.


Zugebaut!

Was für Pauline und Georg ein sanftes Ruhekissen bedeutete, macht uns dagegen das Leben, sprich den Einblick ins Nest, schwerer.


Suchet, so werdet ihr finden!

Man hatte nur selten einmal Gelegenheit, einen kurzen Blick von Teilen des Geleges zu erhaschen.


Das muss nun wieder für eine Weile genügen

Der Abend bis zum Einbruch der Dunkelheit war geprägt vom Warten auf Pauline. Sie kam spät, aber sie kam. Die Kamerauhr zeigte 21:53 Uhr.


Vereinigung

 
10. Jun. 05

Der Tag am Dinkelsbühler Nest blieb ruhig. Georg und Pauline haben ihr Gelege gestern erfolgreich gegen mindestens einen Eindringling verteidigt und gezeigt, wer Herr im Hause ist. Die Grasbedeckung der Nestmulde und damit auch die teilweise Bedeckung des Geleges hielt unser Schorsch auch weiterhin aufrecht.


Frisch begrünt!

Man sieht daran augenfällig, dass im Dinkelsbühler Umland mal kräftig Gras gemäht wird.


Eier, wo seid ihr?

Schorsch ist fündig geworden!

Eigentlich gute Voraussetzungen für den bald anstehenden Schlüpftermin, gibt es dann damit weitere offene Flächen, die zur Nahrungssuche genutzt werden können.

Kurios mutete ein Schnappschuss an, der unser Paar in einer eigenwilligen Position ablichtete. Die Schwingen Paulines bedeckten dabei für einen kurzen Augenblick die Augen Georgs komplett. Wollte Pauline damit Schorsch etwas vorenthalten oder hatte sie eine Überraschung für ihren Gemahl bereit, die dieser nicht sehen sollte? Machen Sie sich ihren eigenen Reim darauf! Zum Schmunzeln gibt das Bild auf alle Fälle Anlass.


Schorsch mit beidseitiger Augenklappe


Schorsch mit „Durchblick“ verlässt seine Pauline

Unterdessen ging die Beringungstour weiter durch den Landkreis Ansbach. Die Jungenzahlen liegen erfreulich hoch und jedes Paar, das mir dabei unter die „Finger“ kam, brachte es bisher auf wenigstens drei Junge. Lediglich an einem einzigen Ort – in Rudelstetten im Landkreis Donau-Ries – gab es immerhin zwei Junge zu bewundern. In diese imposante Nachwuchsreihe passte auch das heutige Nest in Wittelshofen am Südhang des mit 689 m Höhe höchsten Berges von Mittelfranken. Drei Junge haben die ersten 25 bis 30 Tage ihrer Nestlingszeit gesund und munter überstanden, lediglich ein viertes Küken war vor einer Woche tot aus dem Nest geworfen worden und wurde von Anwohnern aus dem Schneefanggitter geborgen.


Wittelshofens Drillinge in 30 Metern Höhe

Die Freiwillige Feuerwehr aus Dinkelsbühl stellte ihre Drehleiter zur Verfügung und Günter Rödel, die gute Seele der Wehr, steuerte den Korb der Leiter in gewohnt sicherer Manier auf den fast 30 Meter hohen Kamin der ehemaligen Molkerei.


Der Stolz der Dinkelsbühler Feuerwehr

Dass auch in diesem Fall der Einsatz kostenfrei und in vollem Umfange ehrenamtlich durchgeführt wurde,  versteht sich fast schon von selbst. Neben drei gesunden Jungen konnten die Aktivisten den einmaligen Blick auf den Mündungsbereich von Sulzach und Wörnitz genießen und den Hesselberg aus der Vogelperspektive betrachten. Bei dieser Schau kam einem die Erhebung schon gar nicht mehr so mächtig vor.


Blick über das Neubaugebiet von Wittelshofen zum Hesselberg

Ich nutzte die Gelegenheit, im Anschluss an die Beringung noch Vorbereitungen für die morgen anstehende Exkursion im Rahmen der Ansbacher Artenschutzwoche durch die Wörnitzaue durchzuführen. Darüber werde ich dann im nächsten Tagebucheintrag berichten.

 
11. Jun. 05

Morgenstund hat Gold im Mund!, heißt ein altes Sprichwort! Und als sich heute rund 35 Exkursionsteilnehmer um 9 Uhr morgens unter dem Storchennest von Wassertrüdingen versammelten, konnte der Veranstalter mit der hohen Akzeptanz sehr zufrieden sein. Im Rahmen der Artenschutzwoche, die der Landkreis Ansbach sowie die Kreisgruppe Ansbach im Bund Naturschutz und die Kreisgruppe Ansbach im Landesbund für Vogelschutz veranstaltet, werden und wurden im Rahmen von 11 Veranstaltungen die schönsten FFH (Flora-Fauna-Habitat)-Gebiete und Vogelschutzgebiete im Landkreis Ansbach bei Exkursionen vorgestellt. Da ging es ins Wiesenbrütergebiet Wiesmet an der Altmühl bei Ornbau, einer über 1000 ha großen Fläche, in der noch – einzigartig für ganz Süddeutschland – alle Wiesenbrüterarten vorkommen. Ich nenne hier nur große Bestände des Großen Brachvogels, der Uferschnepfe, der Bekassine, des Wiesenpiepers sowie einige Paare des Rotschenkels.

Weitere Highlights während der Artenschutzwoche bildeten unter anderem der Besuch des Naturschutzgebietes „Scheerweiher“ bei Ansbach, die Wälder der Frankenhöhe bei Burgbernheim, der Besuch der Steilhänge im Taubertal mit verschiedenen „pflanzlichen Kostbarkeiten“ auf kargem Boden und schließlich die Begegnung mit Fledermäusen, den lautlosen Jägern der Nacht.

Die vorletzte Veranstaltung am heutigen Tag galt dem Storchenlebensraum „Wörnitzaue“ bei Wassertrüdingen.

Ihr Tagebuchschreiber führte die Gruppe zusammen mit Norbert Körber von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Ansbach durch das Reich von Meister Adebar. Leider scheint am Nest in der Wörnitzgemeinde Wassertrüdingen nicht alles in Ordnung zu sein. Eigentlich wäre nach Beginn der Brut in der zweiten Aprilhälfte mit Jungen zu rechnen gewesen, doch das Dienst habende Männchen interessierte sich über lange Zeit nicht für das Nest und stand die meiste Zeit reichlich teilnahmslos in der Behausung. Von Jungen war nichts zu bemerken.

Den Exkursionsteilnehmern wurde zuerst die Storchengeschichte der Stadt erläutert und die betreffenden Gebäude, auf denen sich in den vergangenen 200 Jahren Störche niedergelassen hatten, vorgestellt. Ein weiteres wichtiges Kapitel bildeten die durchgeführten Absicherungsmaßnahmen des Energieversorgers N-ERGIE an den die Wörnitzaue durchquerenden Stromtrassen dar. Im weiteren Verlauf wurde an Hand von Beispielen vor Ort aufgezeigt, welche Anstrengungen von Seiten der Landwirtschaft, verschiedenen Verbänden und den Kommunen sowie dem Staat zur Lebensraumsicherung und -verbesserung unternommen werden. Nach drei Stunden und vier Kilometern Fußmarsch bildete der Besuch beim Schmalzmüller in der Schmalzmühle den Abschluss der Veranstaltung. Mit selbsterzeugtem Käse aus Milch der Wörnitzwiesen gestärkt, trat jeder die Heimriese an, nicht ohne zu versichern, dass man wieder kommen wolle, um diesen herrlichen Lebensraum weiter zu studieren und die gewonnenen neuen Erkenntnisse in Eigenregie anzuwenden.

Das Schlüpfen der Jungen rückt immer näher! Deshalb möchte ich heute noch einmal den vorausberechneten Geburtstermin bekannt geben. Pauline legte ihr erstes Ei am 16. Mai, es folgten die Eier Nummer zwei am 18. und Nummer drei am 20. Mai. Die Brut dauert bei unserem Weißstorch – alte Daten sprachen immer von 33 bis 34 Tagen – nur noch 32 bis 33 Tage. Vielleicht hat sich hier in den letzten 100 Jahren eine Veränderung von gut einem Tag ergeben. Ähnlich wie beim Eintritt der Brutreife, die noch vor 30 Jahren bei 3 bis 4 Jahren lag und heute eindeutig um ein gutes Jahr nach vorne gerutscht ist, scheinen auch die Brutabläufe schneller zu verlaufen. Hier passt sich der Vogel Storch offenbar an unsere von Hektik geprägte Lebensweise an. Also gehen wir einmal von 32 Bruttagen aus. Georg und Pauline saßen nach unserer Beobachtung schon nach der Ablage des ersten Eies fest auf ihrem „Teilgelege“. Also beginne ich die Zählung der Bruttage auch schon vom Abend des 16. Mai an. Ich käme dann nach Adam Riese bei 32 Bruttagen als Schlüpftermin auf den 17. Juni in den späten Abendstunden. Wenn man aber noch etwas zugibt und die Brut erst mit dem 17. Mai beginnen lässt, schlüpft das erste Küken am 18. Juni. Nun sind Sie wieder informiert und können Ihre Planungen für das nächste Wochenende schon einmal vornehmen. Sollten sogar drei Küken schlüpfen (wir wissen es ja noch nicht einmal vom ersten mit Gewissheit!), dann folgen diese meist etwas zügiger als in einem Zwei- Tage-Abstand.

Wer entdeckt als erster das erste Küken? Wer sendet den ersten Schnappschuss, der das Junge von der „Eischale befreit“ zeigt? Es wird erneut kleine Überraschungen für die ersten Einsender geben. Nähere Einzelheiten gibt es in den kommenden Einträgen im Tagebuch. Auch zur Namensgebung für unseren Nachwuchs sollten Sie sich schon Gedanken machen. Ich möchte Sie in keiner Wiese dabei beeinflussen, jedoch wären Namen, die zu Pauline und Schorsch ein wenig passen, für Ihren Tagebuchschreiber angenehmer zu verwenden. Mit CleoPa und Bibi würde ich mich nur schwer anfreunden können. Wie wäre es mit Fritz, Ernstl, Marie, Emma oder Lina? Auch Michael, Brit und Hartmuth kämen für mich noch in die engere Wahl. Also nur Mut und nachgedacht!

Alles blieb während des Tages ruhig am Nest.


Der souveräne Georg!

Das Wetter blieb unterkühlt, aber in unserem Landkreis ziemlich trocken. Die Wiesen können bereits längst wieder Regen vertragen. Die Erde ist von tiefen und breiten Rissen durchzogen und das, obwohl vor drei Wochen diese Bereiche unter Wasser standen und kein Traktor auch nur einen Meter vom befestigten Weg abkommen durfte. Heute könnte man bereits mit dem Auto kreuz und quer durch die Wiesen fahren.

Georg und Pauline umsorgten ihr Gelege während des Tages in vorbildlicher Weise.


Der tüchtige Hausmann Georg bei Aufräumarbeiten

Georg brachte wieder Nachschub an Gras und räumte in den Brutpausen das Nest ein wenig auf.


Hoffentlich zerbricht nichts!

Die abendliche Zweisamkeit im Nest stellte sich diesmal schon um 21:27 Uhr in Gestalt von Pauline ein. Es durfte Nacht werden auf dem Dach des alten Rathauses.


Pauline ist gelandet!

 
12. Jun. 05

Es scheint endlich Sommer zu werden.


Seggenblüte

Die Sonne setzte sich im Laufe des Tages mehr und mehr durch und schon kletterte das Thermometer bis nahe an die 20- Grad-Marke. Aber wenn man bedenkt, dass es schon fast Mitte Juni ist, relativieren sich die Werte wieder.

Ich nutzte einen beringungsfreien Tag, um in Mosbach nachzuschauen, ob bei Storchens alles in Ordnung sei. Dort hatte ich vor 9 Tagen die ersten vier Jungen des Jahres 2005 beringt. Inzwischen sind sie schon um die 40 Tage alt, das älteste sogar schon leicht über die sechs Wochen.


Bald bin ich so groß wie Papa!

Bei meiner Ankunft stand das Weibchen im Nest, während die Jungen wenig Aktivitäten zeigten. Dies änderte sich aber gewaltig, als Papa Storch mit Nahrung erschien. Bereits kurz vor seiner Landung hatte sich die Storchenmutter von den Jungen verabschiedet und war in die Wörnitzwiesen abgestrichen. Dann ging es Schlag auf Schlag und der Kampf um den besten Futterplatz begann. Das gesamte Quartett schnappte hungrig nach dem Schnabel des Männchens und bereits dort wurde den Jungen das meiste in deren Sachnabel übergeben.


Der Kampf ums Futter!

Was dennoch auf den Nestboden fiel, verschwand in Sekundenschnelle. Nach einer knappen Minute war der Spuk vorbei, das Männchen flog ab und ließ den Nachwuchs bis zur nächsten Fütterung allein.


Wir sind Pappsatt!

Von zwei anderen Nestern gibt es ebenfalls frohe Kunde. In Herrieden an der Altmühl reckten sich mir mindestens drei Hälse aus dem Nest auf dem Storchentor entgegen. In Leutershausen sieht es offensichtlich nicht ganz so gut aus. Trotz längerer Beobachtung blieb es nur bei einem Sichtkontakt mit einem einzigen Jungen. In  der nächsten Woche wird an diesen Neststandorten beringt und damit entgültige Klarheit geschaffen.


Nächste Woche komme ich wieder!

Von Georg und Pauline gibt es weiterhin nur Gutes zu berichten. Sie lassen uns im Moment eine kleine Verschnaufpause, denn in der nächsten Woche wird sich alles grundlegend ändern. Bereiten Sie, liebe Leser, alle Freunde und Bekannte auf das Großereignis schonend vor und melden Sie sich von Ihrer Arbeitsstelle ab, damit Sie ununterbrochen dabei sein können, wenn es heißt: Nachwuchs im Nest!


Sonnenblende
 

Immer noch drei Eier! (Pauline links)
 

Wo ist Georgs zweites Bein?

Schrägblick


Pauline Filigrano!

Um 21:38 Uhr landete Georg im Nest und trotz einsetzender Dunkelheit strich eine Minute später Pauline noch einmal ab. Sie hatte wohl noch mächtig Kohldampf und ließ sich den verspäteten Abflug nicht nehmen. Mal sehen, wann sie schließlich nach Hause kommen wird?  Bei Erlöschen der Stadtbeleuchtung um 22:30 Uhr war Pauline immer noch nicht zurück. Dennoch kein Grund zur Aufregung, scheint heute in der Nacht ein heller Mond und außerdem zählen wir im Augenblick die längsten Tage des Jahres. Als ich meinen Tagebucheintrag schon versandt hatte, erschien Pauline doch noch. Es war genau um 22:37 Uhr. Glücklich vereint!

 
13. Jun. 05

Wenn ich ganz ehrlich bin, hat mich das lange Ausbleiben von Pauline am gestrigen Abend doch ziemlich beunruhigt. Auf der anderen Seite stimmt es natürlich, dass im Augenblick der Mond scheint, die jetzigen Tage die längsten des gesamten Jahres sind und Störche auch in der Nacht fliegen können und sie dies auch hin und wieder tun. Aber es ist eben doch immer eine gewisse Anspannung da, wenn ich auf den abendlichen Einflug von Partner Nummer 2 warte. Möglicherweise hat das Verschwinden von Weibchen Nummer 1 im April und das Nicht- Mehr-Auftauchen bei mir eine Haltung aufgebaut, die ähnliche Ereignisse auch ein zweites Mal erwarten lassen. Das wäre aber ein Zufall hoch zwei, wenn in einem Jahr gleich zwei Störche eines Nestes den Unfalltod sterben. Lehnen wir uns also entspannt zurück, wenn es wieder einmal so lange dauert wie gestern.

Sind einmal Junge da – und wir nähern uns diesem Moment mit Riesenschritten – werden wir öfters erleben, dass nur ein Storch nachts im Blickfeld der Kamera zu sehen ist. Am Ende der Nestlingszeit können dann sogar die Jungen komplett allein bleiben, während die Eltern auf benachbarten Dächern die Nacht verbringen.

Meine Anregung, den möglicherweise bald im Nest zu sehenden Jungen Namen zu geben, habe ich weitergegeben, da ich den Eindruck hatte, damit für Sie einen engeren Bezug zu den Jungen herstellen zu können. Von meiner Einstellung der Natur und den Tieren gegenüber läuft dieser Vorschlag natürlich total konträr. Ich würde dieses Wagnis aber gerne eingehen wollen, möchte aber keinem hier etwas aufzwingen. Es sind freie Lebewesen, die unabhängig vom Menschen sind. Da ändert freilich ein Name auch nichts. Vielleicht wäre eine kleine Stimmungsmache über eine neue aktuelle Umfrage ein wenig hilfreich, so nach dem Motto: Möchten Sie, dass die Jungen im Dinkelsbühler Rathausnest nach ihrer Geburt einen Namen erhalten oder lieber nicht. Der Einwurf, dass man sie später so und so nicht mehr auseinander halten kann, stimmt auch und zeigt auf, dass eine Benennung der Jungen mehr symbolischen Charakter hat. Die streng wissenschaftlichen Betrachter und Leser meines Tagebuches werden eine Namensgebung weniger befürworten als die größere Mehrheit derer, die mehr aus Freude an den Kamerabildern und mehr aus einer innigen Tierliebe heraus die Vorgänge um unser Nest betrachten. Ich gehöre sicher zur ersten Gruppe, kann mich aber mit Namen durchaus anfreunden, wenn die Mehrheit eine solche Vorgehensweise begrüßt. Zu sehr dramatisieren sollte man die ganze Angelegenheit. Und außerdem schadet es niemandem, ob nun Namen vergeben werden oder nicht. Meine Einstellung kennen Sie, aber ich würde es ebenso gerne für Sie tun und mich in keiner Weise ärgern, wenn Sie für Namen sind. So weit zu diesem Thema.

Die Rundreise anlässlich der Kennzeichnung der Jungstörche im Landkreis Ansbach führte mich heute in den malerischen Ort Herrieden an der Altmühl. Hier trägt das einzige noch erhaltene Stadttor der Stadtbefestigung seit Urzeiten ein Storchennest. Im Heimatmuseum von Feuchtwangen hing oder hängt noch ein alter Stich, der das Tor mit einem Storchennest als Bekrönung zeigt. Der Stich stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts, ist also über 200 Jahre alt. Dass diese Zier nicht eine Erfindung des Künstlers darstellt, kann mit Sicherheit angenommen werden. Auch heute zählt das besagte Storchennest zu den attraktivsten und erfolgreichsten des Landkreises. Erst wenn kein Storch mehr nach Herrieden findet, ist es um die Bestandssituation schlecht bestellt. Ich meine also, dass dieser Standort in Bezug auf die Nahrungssituation und die gute Ausstattung mit geeigneten Lebensräumen fast optimal ist. Auch die Herrieder Feuerwehr war nach meiner Anfrage zur Hilfe beim Ersteigen des Stadttores sofort bereit, ihre Drehleiter zur Verfügung zu stellen. Und so geschah es heute. Ich hatte noch einige Minuten Zeit und fand Gefallen an kleinen fotografischen Versuchen, die das wunderbare Ambiente von Tor, Altmühl, Altmühlbrücke und den dort angebrachten Brückenheiligen abgeben.


Die Skyline von Herrieden

Wenn dann noch Licht und Sonne mitmachen – und das taten sie – gelingen doch recht ansprechende Bildbelege, die den einen oder anderen meiner Leser vielleicht zu einer Reise nach Herrieden bewegen könnten, natürlich in Verbindung mit einem Besuch von Dinkelsbühl. Dieses Nest genießt auf alle Fälle oberste Priorität.

Was ich auch schon bei meiner letzten Beobachtung gestern von unten beobachten konnte, halten sich im Augenblick vier Junge im Nest auf. Ein fünftes – so weit meine Recherchen – war vor etwa 14 Tagen aus dem Nest geworfen worden. Diese Erkenntnis sollte sich beim direkten Nesteinblick auch schnell bestätigen. Vier Junge lagen, nachdem der Storchenvater das Nest verlassen hatte, in Akinese (Bewegungslosigkeit) im Nest. Eines fiel dabei in der Körpergröße gegenüber seinen drei Geschwistern eindeutig zurück. Die nächsten Tage werden es erweisen, inwieweit diese Feststellung zu negativen Auswirkungen beitragen wird. Im Augenblick der Beringung bestand jedoch keinerlei Lebensgefahr, auch machte das Junge keinen kranken Eindruck. Dieser bloße Augenschein sagt, wie im Horst in Vetschau auf grausame Weise zu beobachten war, nicht viel aus. Ich bin aber auf alle Fälle recht optimistisch, wenn ich an die Zukunft des Herrieder Nesthäkchens denke.

Hoffentlich zögert sich bei „uns zu Hause“ die Rückkehr von Georg oder Pauline heute nicht so lange hinaus. Trotz Mondschein und sehr langer Tage möchte ich nicht jedes Mal auf die Folter gespannt werden. Der Countdown läuft in Richtung Schlüpfen der Jungen. Sind es noch vier Tage oder noch fünf? Die Meldung im Gästebuch, dass bereits heute ein Küken geschlüpft sei, beruhte ganz eindeutig auf einer optischen Täuschung. Wir werden es ganz bestimmt und ganz genau erkennen, wenn das Schlüpfen begonnen hat. Da gibt es sicher keinerlei Probleme wegen Gras und anderer Sichtbehinderungen. Nach 28 Tagen Brutzeit ist auch bis jetzt noch nie ein Storchenküken aus dem Ei gekrochen. Da beißt die Maus keinen Faden ab! Also seien Sie noch ein wenig geduldig und lassen Sie sich in den nächsten Tagen nicht von eigenen Erwartungen täuschen. Es dauert schon noch ein bisschen. Das Schlüpfen deutet sich schon ein wenig vor dem eigentlichen Vorgang an. Die Eltern wirken, ausgelöst durch Laute aus dem Ei schon ein oder zwei Tage vordem Schlüpfen , sehr unruhig, erheben sich öfters als normal von den Eiern und scheinen sehr intensiv und stärker als sonst das Nestinnere (mit dem Gelege) zu prüfen und darin herumzustochern. Mal sehen, ob der Schorsch und seine Pauline ebenso reagieren. 


Schorsch hält Frühschicht

Pauline als Schattenspender


Diese Beine! Sie faszinieren immer wieder!

Danke, Georg! Der zweite Partner erschien zur rechten Zeit, es war 21:56 Uhr! Da kann nun niemand mehr meckern und ich kann beruhigt mein Tagebuch für heute schleißen.


Georg ist zurück!  Gute Nacht!

 
14. Jun. 05

Ich nutze die Ruhe vor dem Sturm, um Ihnen heute wieder einmal ein Storchenbuch vorzustellen, das eine nähere Betrachtung wert ist und in dem ich auch gerne blättere, vor allem dann, wenn mich im Herbst ein wenig Wehmut befällt und ich am liebsten mit meinen Störchen in die Ferne schweifen möchte. Es ist ein reines Bilderbuch, das zwei international renommierte Tierfotografen herausgebracht haben, deren Namen schon allein durch die bloße Nennung Qualität garantieren. Ich meine Fritz Pölking und Uwe Walz. Als Ausgangspunkt für ihre Veröffentlichung aus dem Jahre 1996 diente ihnen die größte Storchenkolonie der Welt in der Welthauptstadt der Störche mit Namen Alfaro. Dieses kleine spanische Provinzstädtchen am Mittellauf des Ebro in der Provinz La Rioja gelegen bietet für Storchenenthusiasten ein einmaliges Schauspiel. Mitten in der Stadt, auf der Kathedrale San Miguel, brüten – die letzten mir bekannten Zahlen stammen aus dem Jahre 1996 – 109 Storchenpaare und weitere 22 auf anderen Gebäuden der Stadt, für uns Mitteleuropäer eine schier unglaubliche Zahl. Auf einem zwar größeren Bauwerk, aber doch sehr überschaubar, wird jede Zinne, jedes nur denkbare Stück Dach, ob schräg oder gerade für die Anlage eines Nestes genutzt. Im Sommer, wenn über 200 Altstörche und vielleicht noch einmal so viele Junge nach dem Ausfliegen um die Kathedrale kreisen, möchte man am liebsten nicht mehr weg. Wer sich für ein Wochenende noch nichts vorgenommen hat, sollte folgende Empfehlung der Autoren befolgen und schnell mal nach Alfaro düsen. Freitagabend vom Frankfurter Flughafen mit der AVIACO nonstop in 105 Minuten nach Zaragoza und von dort mit dem AVIS-Mietauto in einer Stunde ans Ziel seiner Träume. Aufenthalt den gesamten Samstag und Sonntag vor Ort und Rückflug am Montag. Vielleicht testet einmal jemand diesen Reiseplan und informiert uns anschließend über das Erlebte. Ich werde es wohl nicht so schnell auf die Reihe bringen, obwohl es mich seit Jahren ungemein reizen würde.

Für alle, die wie ich etwas vor dieser Unternehmung zurückschrecken, bieten Pölking und Walz mit ihrem Buch „Störche – Leben auf der Kathedrale“, erschienen im Tecklenborg Verlag, einen kleinen Ersatz. Nach einem Vorwort des Storchenexperten Dr. Holger Schulz können sie in Bildern schwelgen, die einen einfach nicht mehr loslassen. Man erfährt auf wenigen Seiten allgemeine Informationen zum Thema Storch, jedoch immer passend mit Bilddokumenten aus Alfaro unterlegt. In verschiedenen Kapiteln geht es dann um „Balz und Paarung“, „Nistmaterial und Nestbau“, „Nachbarschaft“, „Brut“, „Verhalten“ und „Abend in der Kolonie“. Wer sich mit hoch wissenschaftlichen Texten nicht auseinandersetzen will und kann, findet in den kurzen Textpassagen des vorgestellten Buches immer noch genug Information zum Bildmaterial. Über die Lebensweise, die biologischen Parameter der Störche sowie Generelles zum Storch erfährt man im Buch (fast) nichts. Die Bilder sind klar und eindeutig die Botschaft, die die Autoren, allesamt Tierfotografen, an die Käufer weitergeben wollen. Auf 77 Buchseiten sind das immerhin 83, einige sogar doppelseitig. An diesen Details allein wird schon deutlich, dass es sich nicht um ein Lesebuch handelt. Trotz dieser Einschränkung wegen des „schmalbrüstigen“ Textes ergeht volle Kaufempfehlung Ihres Tagebuchschreibers und als Vorbereitung für einen Trip nach Alfaro ist es allemal unerlässlich. Bei einem Kaufpreis von 24,50 Euro über jede Buchhandlung zu beziehen und eindeutig billiger zu haben als ein Wochenende am Ort selbst.  

Pauline und Georg sind schon etwas unruhiger als in den letzten Tagen. Es kann sein, dass der eine oder andere Ton schon an das Ohr der Eltern gedrungen ist und weiter dringen wird. Über Lautäußerungen synchronisieren beispielsweise die Jungen der Nestflüchter den Termin des Schlüpfens. Schon im Ei geben ungeborene Entenküken und viele andere Vogelarten Laute ab, die den späteren Geschwistern signalisieren sollen: „He! Wie weit bist du mit dem Schlüpfen? Ich bin in einem Tag aus dem Ei und wenn du mit mir gleichzeitig fertig sein willst, musst du noch einen Eizahn zulegen! Beeil dich also!“ Diese Unterhaltung dient dazu, dass alle Jungen eines 10er-Geleges zum Beispiel innerhalb weniger Stunden, also so gut wie zeitgleich, schlüpfen, eine wichtige Voraussetzung für das Überleben eines Großteils der Brut.

Bei Störchen spielt das gleichzeitige Schlüpfen keine so große Rolle, da die Jungen danach noch 60 Tage und länger ans Nest „gefesselt“ bleiben, bis sie den ersten Freiflug unternehmen. Aber es kann schon entscheidend sein, wenn durch Kontaktaufnahme der Jungen untereinander die zeitliche Abfolge des Schlüpfvorganges etwas komprimiert wird und das wird durch Töne aus dem Inneren des Eies gefördert. Somit holen die zuletzt gelegten Eier den einen oder anderen Tag schon mal auf. Bei einem Vierergelege sind es eben dann nicht 6 Tage, die zwischen dem Schlüpfen des ersten und des letzten Jungen vergehen, sondern vielleicht nur 4 Tage. Das sind eindeutig bessere Voraussetzungen für das Nesthäkchen gleich vom Start weg!

Die Temperaturverhältnisse haben sich eindeutig mit dem heutigen Tag gebessert, auch wenn die Wetterlage immer wieder eine Gewitterstimmung hervorzauberte. Außer einigen Tropfen blieb das ersehnte Nass aber aus und die Regenwurmjagd wird in den nächsten Tagen wenig Erfolge bringen. Aber dieses Problem müssen einzig Pauline und Georg lösen. Ihre Findigkeit muss für die Jungen die richtige Beutegröße bereithalten. Mit Mäusen ist den Jungen in der ersten Lebenswoche wenig geholfen, doch sollten Insekten die Stelle der Regenwürmer übernehmen können. Mal sehen, was uns die Kamera in dieser Zeit alles vor Augen führt. Damit wäre ich bei der nächsten ständigen Hausaufgabe.

Während der Zeit der Jungenaufzucht bin ich natürlich brennend interessiert, mit welcher Nahrung unsere möglichen Neubürger konfrontiert werden und was sie so alles in sich hineinschlingen. Beobachten Sie also bitte alle Fütterungen peinlich genau und schießen Sie in diesen Minuten möglichst viele Schnappschüsse. Auch wenn es nur alle fünf Sekunden eine Bildaktualisierung gibt, werden immer wieder einzelne Beutetiere erkennbar werden. Auch nach den Fütterungen gibt es eine zweite Gelegenheit, zu Erkenntnissen zu kommen und zwar, wenn der Altvogel den Rest der Mahlzeit Stück für Stück, sich wieder einverleibt. Trainieren Sie ab sofort Ihre Schnappschussfinger und steigern Sie die Beweglichkeit Ihrer vorderen Extremitäten! Wir alle werden sicher davon profitieren. Es sollte am Ende der Nestlingszeit möglich sein, ein Fotoalbum anzulegen, mit dem Titel: „Was wir so alles gefressen haben! Eure Pauline, Georg...“.

Am Nest blieb es auch heute den ganzen Tag ruhig und beschaulich und Georg und Pauline nutzten die Stunden, sich auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten und noch ein wenig Kraft zu tanken.


Georgs stechender Blick!
Von Angesicht zu Angesicht!


Georg versunken in
einem Meer aus Gras!


Seitlich aus dem Bilde gerutscht!

Die Ablösungen gerieten harmonisch und ohne Hast. Mal blieb er etwas länger am Nestrand stehen, mal sie.


Pauline, geh bitte von mir runter!


Jetzt ist es aber gut! Der Druck lässt wieder nach!


Pauline brütet und Schorsch baut!

Das Warten auf die Rückkehr am Abend ist stets eine spannende Angelegenheit, auch wenn „Nicht-Storch-Süchtige“ diese Haltung nur mit einem mitleidsvollen Lächeln quittieren mögen.


Breit aus,
die Flügel beide!

Pauline hat mal wieder einen Helfer
fürs Eierzählen angestellt!

Schorsch zeigte sich abends von der angenehmen Seite. Er schwebte um 21:46 Uhr zu Pauline ins Nest und bereitete allen Wartenden einen stressfreien Abend. So kann es weitergehen!


Schorsch ist eingetroffen!

 
15. Jun. 05

Mancher dürfte sich heute Morgen vielleicht gefragt haben, welche Schokoladeneier denn da am Nestrand liegen? Dass sie nicht bebrütet wurden, sah man sofort, hatten Schorsch und Pauline doch wenig dafür getan, sie ins Nestinnere zu rollen. Aber gestern am Abend lagen sie ganz sicher nicht an der besagten Stelle. Hatte in der Nacht ein Kuckuck versucht, seine Eier in ein fremdes Nest zu legen und war dabei auf den Widerstand unserer beiden Eltern in spe gestoßen? Nichts von alledem ist wahr. Bei den „Gebilden“ von dunkler bis schwarzer Farbe handelte es sich auch nicht um Emueier, denn wie könnte dieser in Australien beheimatete flugunfähige Vogel das alte Rathausdach erklimmen? Für Eier dieses Straußenvogels aus dem australischen Outback schienen die Fremdkörper im Nest auch zu klein und nicht schwarz glänzend wie bei Emus. Des Rätsels Lösung sei an dieser Stelle doch verraten: Es handelt sich um Speiballen, auch Gewölle genannt, die Georg und Pauline in den Nacht, während sie auf den Eiern saßen und brüteten, auswürgten.


Keine Schokoladeneier!

Diese walzenförmigen, in der Farbe von schwarz bis rotbraun variierenden etwa 3 bis 5 x 6 bis 10 cm großen Ballen enthalten die unverdaubaren Nahrungsreste. Auch Jungstörche würgen solche Gewölle aus, nachdem sie im Magen zu Speiballen geformt wurden. Die Hauptbestandteile eines Gewölls setzen sich aus  verfilzten grauen Mäusehaaren, Flügeldecken und Chitinpanzer zahlloser Insekten (Laufkäfer etc,) erdigen Bestandteilen (vor allem aus dem Darm von Regenwürmern) sowie pflanzlichen Reste, die „versehentlich“ bei der Jagd mit verschluckt werden oder an feuchten Regenwürmern und Mäusen anhaften, zusammen. Bei meinen Analysen stieß ich schon auf den einen oder anderen „Fremdkörper“. Dazu zählten Kronkorken, Steine, Glassplitter, Plastiksplitter oder Gummiteile. Alle Vögel, die Insekten- oder Kleinsäugernahrung zu sich nehmen, geben unverdauliche Nahrungsbestandteile in Form von Gewöllen ab. Am bekanntesten sind wohl die Speiballen der Eulen, lassen sich doch durch ihre Analyse wichtige Schlüsse über die Nahrung der jeweiligen Eulenart ziehen. Voraussetzung ist hierbei, dass bei Eulen, jeder Knochen des gefressenen Tieres fein säuberlich im Gewölle vorzufinden ist. Die Magensäure der Nachtjäger ist nicht so „scharf“, um die Knochen aufzulösen. Durch die Untersuchung von Eulengewöllen lassen sich nebenbei noch wichtige Erkenntnisse über die Kleinsäugerfauna eines Gebietes ziehen. Otto Uttendörfer hat auf diesem Gebiet in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bahnbrechende Forschungen angestellt und 1952 in seinem Buch „Neue Ergebnisse über die Ernährung der Greifvögel und Eulen“ die Untersuchungen weiter aktualisiert. Sein Mitarbeiter Robert März konnte in den 60er Jahren auf diesem Gebiet weitere Arbeiten durchführen, die in seiner berühmten „Gewöll- und Rupfungskunde“ von 1969 ihren Niederschlag fanden.

Eulen sind also, wie oben erwähnt, die Paradepferde der Gewöllkunde. Mit einigem Abstand folgen die Greifvögel. Ihre Speiballen enthalten aber in nur sehr geringer Anzahl die Knochen der gefressenen Beutetiere, da die Magensäure kalklösend ist. Auch die Rabenvögel liefern noch ergiebiges Material für die Gewöllanalyse. Aber auch kleine Sperlingsvögel, die Insektenkost bevorzugen und das sind sehr viele, entledigen sich unverdaubarer Nahrungsteile in Form von Gewöllen. Das Gewölle eines Rotkehlchens ist dabei nur ein Hauch und kleiner als ein Apfelkern. Das Aufsammeln und Untersuchen gerät bei dieser Größenklasse zu einem hoffnungslosen Unterfangen.

Entledigt sich ein Storch eines Gewölles, dann kann man beobachten, wie er würgende Bewegungen macht. Das kann eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Rutscht der Ballen dann die Speisröhre hoch und das mit einigem Druck, befördert Adebar das Unverdaubare  mit einigen Schleuderbewegungen von Kopf und Schnabel ins Freie. Wo es dann letztlich landet, kommt auf den augenblicklichen Standort an. Größere Jungstörche würgen die Nahrungsreste ins Nest, wo man sie dann beim Beringen manchmal in größerer Zahl einsammeln kann. Es lohnt sich auch ab und zu die Zone unterhalb des Nestes in einem Radius von einigen Metern nach diesen „Dingern“ abzusuchen. Altstörche entledigen sich dieser unverdaulichen Reste häufig auch bei der Nahrungssuche, so dass sie meist nicht gefunden werden können. Ihr Tagebuchschreiber hat immer einige dieser Objekte zu Hause. So ist dies auch im Augenblick.


Einige Beispiele für Storchengewölle

Meine mitgebrachten Gewölle sind im trockenen Zustand graubraun bis dunkelbraun. Im frischen Zustand fühlen sie sich richtig feucht und schwer an, die Farbe ist meist (bedingt durch die in den Gewöllen enthaltene Feuchtigkeit) schwarz und erst mit dem Trocknen und dem verdunsten der Flüssigkeit härten sie etwas aus und nehmen eine hellere Farbstufe an. Auch in den Gewöllen von Anfang Juni sind bereits Chitinteile von Käfern enthalten sowie als Hauptbestandteil Mäusehaare und erdige Substanzen aus den Därmen der verspeisten Regenwürmer.

So viel zu meinem Exkurs zum Thema „unverdaubare Nahrungsbestandteile“ beim Weißstorch. Wir werden es, wenn die Jungen erst einmal geboren sind und dann vielleicht auch größer werden, sicher noch häufiger erleben, dass Gewölle im Nest als zunächst schwarze Walzen oder fränkische „Längsknödel“ zu sehen sind. Um die Mittagszeit war der Gewöllspuk schon wieder vorbei und die Objekte meiner Begierde bereits verschwunden. Entweder waren sie durch die Bewegungen von Schorsch und Pauline in den Nestboden getreten oder durch die gleiche Ursache zertreten worden oder mit Gras überbaut und somit in das Nest integriert worden.

Neben der eifrig fortschreitenden Kleingefiedermauser (davon rühren die vielen, wie Schneeflöckchen wirkenden Tupfer her, die gleichmäßig über das gesamte Nest verstreut sind) hat sich einer unserer beiden angehenden Elternteile heute einer großen weißen Schwanzfeder entledigt, die in verschiedenen Ansichten (je nach Windverhältnissen) den rückwärtigen Teil der Nestmulde zierte und dort auch zunächst verblieb.


Georg (vorne) mit großer gemauserter Schwanzfeder

Ganz auffällig und damit komme ich zur wichtigsten Beobachtung, war die weiter gestiegene Unruhe von Georg und Pauline. Beide erhoben sich ungewöhnlich oft von den Eiern und standen auch schon mal für einige Minuten abseits der Nestmulde, so als ob die Alten signalisieren wollten: Kommt, Nachwuchs, macht mal zu! Pellt euch schon mal aus der Schale!

Es dauert bestimmt nicht mehr allzu lange, bis sich sichtbares Leben im Nest tummelt. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass unsere Zwei nicht auf Gipseiern sitzen. Ab sofort also Augen weit auf und nach Bewegungen in der Nestmulde Ausschau halten. Ist ein Junges geschlüpft, kommt der Kopf sofort in die Höhe und das genügt, um die Bestätigung zu erhalten. Ein zweiter untrüglicher Hinweis für Leben im Nest, ist das Füttern durch Georg und Pauline. Am ersten und zweiten Tag brauchen die Jungen aber noch kein Futter. Sie zehren in der Regel noch vom Dottervorrat aus dem Ei.  

Noch eine Festsstellung gelang mir während meiner Beobachtungen. Es sind zweifelsfrei drei Eier. Das häufige Wenden derselben sowie die lange Dauer der „Standübungen“ Georgs und Paulines, ließen lange Zeit Blicke aufs Gelege zu.

 
Eindeutig! 3 Eier!

21:50 Uhr! Schorsch ist zurück! Die Nacht beginnt sich auf das Nest zu legen.


Man beginnt gemeinsam die Nacht!

 
16. Jun. 05

Die Spannung knistert und steigt weiter an. Ein wenig müssen wir schon noch warten. Vielleicht, und diesen Termin habe ich schon vor fast vier Wochen vorhergesagt, passiert es morgen Abend oder doch erst am Samstagmorgen. Ich spreche, Sie haben es längst bemerkt, vom Schlüpfzeitpunkt des ersten Kükens. Dass es schon am Freitag so weit sein könnte, halte ich für möglich, aber für eher unwahrscheinlich. Ist ja auch weniger entscheidend, Hauptsache es gibt überhaupt Nachwuchs und gesund soll er sein! Das andere bekommen wir dann gemeinsam schon in den Griff. Aufmerksamen Sehern ist nicht entgangen, dass sich abermals zwei Gewölle im Nest eingefunden haben. Dieses Mal wurde als „Abladeplatz“ der linke obere Nestrand gewählt, in Magdalenas Diktion müsste ich sagen um 10 Uhr. Daran anschließend hat die große Schwanzfeder für den Augenblick ihren Ruheplatz gefunden. Des weiteren lassen sich erneut „Schneeflöckchen“ in Gestalt zahlloser Federn aus dem Bereich des Kleingefieders im Nest finden. Je nach Wind konnte man bis zu 100 Einzelfedern rund um die Storchenwohnung verteilt erkennen. Eine unglaubliche Zahl, die deutlich macht, dass es Georg und Pauline eilig haben, sich rundum zu erneuern.

 
 Schnee aus Federn!

Die Zeitabstände, in denen sich Georg und Pauline vom Gelege erheben, werden in der Tat immer kürzer. Das bedeutet, dass sich der große Augenblick mit Riesenschritten nähert und die Kontaktaufnahme zwischen ungeborenen Küken und Elternvogel angelaufen ist.


Wo seid ihr, meine lieben Küken?
Ich kann euch schon hören!

Nach einer kleinen Pause in Sachen Beringung gab es heute einen kleinen Nachschlag. Die Gesamtsituation stellt sich in meinem Bearbeitungsgebiet im Augenblick so dar. Die Jungen der Paare, die mit der ersten Welle zeitig im Verlaufe des März an ihre Brutstätten zurückgekehrt sind, konnten bis heute von mir ausnahmslos beringt werden. Die Jungen der zweiten Ankunftswelle Ende April/Anfang Mai sind noch so klein oder noch gar nicht geschlüpft wie in unserem Fall Dinkelsbühl, so dass eine Beringung erst später in Frage kommt.

Leutershausen an der Altmühl, mein heutiger Einsatzort, spielt in dieser Einteilung eine kleine Zwischenrolle. Hier kam es zu einer Brut zwischen einem 21-jährigen Weibchen aus dem Elsass und einem dreijährigen Männchen aus Wassertrüdingen an der Wörnitz im Landkreis Ansbach gelegen. Obwohl beide Störche schon Ende März eingetroffen waren, dauerte es ungewöhnlich lange, bis sie Anstalten machten, eine Brut zu beginnen. Lag es am hohen Alter der Dame oder am jugendlichen des Mannes? Vielleicht an beiden! Auch später machte das Paar mir einen unausgeglichenen, wenig harmonischen Eindruck. Ein Junges wurde mindestens tot aus dem Nest geworfen. Ob noch weitere Opfer zu beklagen waren, konnte mir niemand mitteilen. Es steht nur fest, das wenigstens zwei Junge schlüpften. Immerhin verlangte ein strammer Jungvogel nach seinem Ring, nachdem mich die Feuerwehr aus Herrieden zum Nest gehievt hatte. Trotz seines durchaus durchschnittlichen Alters von dreieinhalb Wochen hielt es Jung-Adebar mit der vorgeschriebenen Akinese nicht so genau und malträtierte die Hand Ihres Tagebuchschreibers mit einigen kräftigen Schnabelhieben. Diese Hiebe verhindern allerdings nicht, mit dem Schreiben des Tagebuches in bewährter Weise fortzufahren.


Die Drehleiter der Herrieder Feuerwehr in Leutershausen


Die 21-jährige Französin mit dem einzigen Jungen


Der einzige Jungstorch im Nest

Wenn ich die aktuelle Umfrage einmal betrachte, zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für eine Namensgebung der Jungen ab. Diesem Wunsche werde ich mich natürlich nicht verschließen. Wer nun letztlich Männlein oder Weiblein bei den schlüpfenden Küken ist, wird sich selbst bei der Beringung nicht feststellen lassen. Das äußere Erscheinungsbild lässt keine eindeutige Zuordnung nach dem Geschlecht zu. Hier würde nur eine Blutuntersuchung oder eine Endoskopie eine Klärung bringen und beide Methoden der Geschlechtsbestimmung sind im Augenblick anlässlich der Beringung nicht vorgesehen. Der berühmteste, noch lebende Senderstorch aus dem Schweizer Satellitentelemetrie-Projekt erhielt 1999 Ring und Sender und gleichzeitig seinen Namen  „Max“. Als er ins brutfähige Alter kam und zum ersten Mal eine Brut unternahm, entpuppte er sich als eine „Sie“. Der Name blieb und damit gab es ein Weibchen mit Namen Max.

So darf es bei unseren Jungen eigentlich auch laufen. Sollte sich später eine Sissi als Siggi herauskristallisieren oder umgekehrt, wäre es doch nicht so schlimm. Also scheuen Sie sich deshalb nicht, auch geschlechtsspezifische Namen in Ihre Kalkulation mit einzubeziehen.

Heute am Abend blieb es Pauline vorbehalten, zu ihrem Gemahl ins Nest einzuschweben und damit den vielleicht letzten Tag ohne Kinderschar in der zukünftigen Kinderstube zu verbringen. Die Uhr zeigte kurz nach 21 Uhr. Für manchen von uns eine kleine Überraschung, dauerte es doch die letzte Woche schon immer bis fast 22 Uhr oder sogar einmal deutlich später. Na ja, die Frauen sind in dieser Beziehung eben doch ein bisschen solider! Freuen Sie sich mit mir auf den morgigen Tag!


Danke, Pauline, dass du so früh da bist!
Dann ist es gleich nicht mehr so langweilig!

 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 

Translate this page with altavista BABEL FISH

Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

Home ] Nach oben ] Storchentagebuch 1 ] Storchentagebuch 2 ] Storchentagebuch 3 ] Storchentagebuch 4 ] Storchentagebuch 5 ] Storchentagebuch 6 ] Storchentagebuch 7 ] Storchentagebuch 8 ] [ Storchentagebuch 9 ] Storchentagebuch 10 ] Storchentagebuch 11 ] Storchentagebuch 12 ] Storchentagebuch 13 ] Storchentagebuch 14 ] Storchentagebuch 15 ] Storchentagebuch 16 ] Storchentagebuch 17 ] Storchentagebuch 18 ] Storchentagebuch 19 ] Storchentagebuch 20 ]

Storchentagebuch 2001 ] Storchentagebuch 2002 ] Storchentagebuch 2003 ] Storchentagebuch 2004 ] Storchentagebuch 2005 ] Storchentagebuch 2006 ] Storchentagebuch 2007 ] Storchentagebuch 2008 ] Storchentagebuch 2009 ] Storchentagebuch 2010 ] Reisebericht ]

Webmaster