Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 19

19. Aug. 05

Er will immer noch nicht! Die Rede ist von Fritz und seinen nach wie vor vergeblichen Versuchen das Nest zu verlassen. Kommt Zeit, kommt Flug! Da darf nichts überstürzt werden und alles geschieht ja so und so ohne jegliche Planung und Logik. Der Fritz tut nicht mehr und nicht weniger als er tun muss.

Wenn ich mir die Störche an Wörnitz und Altmühl betrachte – und heute hatte ich Gelegenheit, einen Großteil von ihnen zu besuchen – halten die meisten auf ihren Nestern auch am heutigen Tag noch die Stellung. Lediglich einige Jungstörche aus den frühesten Bruten sind bereits abgereist und sogar in einem solchen Falle bestätigen Ausnahmen die Regel. Gestern konnte ich Ihnen schon berichten, dass die Familie von Mosbach komplett anwesend ist, einschließlich mindestens eines Jungen, der schon in 20 Kilometer Entfernung gesichtet war, aber erneut in sein Geburtsnest zurückkehrte.

Das jungenlose Paar aus Großenried hält nach wie vor dem Ort die Treue und befand sich heute vor den Toren der kleinen Altmühlgemeinde bei der Nahrungssuche. Deutliche Spuren auf dem Hausdach unter dem Nest zeugen von einer regelmäßigen Anwesenheit der Adebare. In Ornbau begrüßte mich klappernd ein Storch des Paares, das seine Jungen im zarten Babyalter verloren hatte. In Neuenmuhr und Altenmuhr – auch hier gab es keinen Nachwuchs – blieb eine unvollständige Suche nach den „Alten“ ohne Erfolg. Vielleicht haben sich diese Paare doch schon auf Wanderschaft begeben. In Gunzenhausen fand ich das Paar bei der Gefiederpflege in den Wiesen vor der Stadt. Im benachbarten Aha übten die beiden Jungstörche, so wie es Emma und Fritz im Augenblick tun, den Gebrauch ihrer Flugapparate. Ein Abflug hat auch hier noch nicht stattgefunden. In Windsfeld fand ich nur noch die beiden Altstörche in friedlicher Eintracht nebeneinander auf einer ortsnahen Wiese. Südlich der Ortschaft stieß ich, und dies hatte ich gehofft, auf einen Zugtrupp aus 10 Störchen. Die Zusammensetzung war erneut hoch interessant. Es befanden sich lediglich der einzige Jungstorch aus dem benachbarten Gundelsheim sowie ein unberingter diesjähriger Storch in der Reisegruppe. Alle anderen waren Erwachsene, besser gesagt mindestens einjährige Störche. Darunter erneut unser alter Bekannter, den ich im Juli vor den Toren Dinkelsbühls abgelesen und als Übernachtungsgast in Segringen nachweisen konnte. Auch am 10. August befand sich dieser Storch schon an der selben Stelle. Auch ein nicht diesjähriger Storch mit einem Ring der Vogelwarte Hiddensee hielt mindestens seit 9 Tagen dort die Stellung. Neu war ein mehrjähriger Storch mit einem Ring der Vogelwarte Radolfzell sowie einer mit einem Aluring, der über dem Fersengelenk angebracht ist. Solche Ringträger gab es in diesem Jahr an der Altmühl einige, so dass der Verdacht nahe liegt, es könne sich um einen solchen handeln. Die Ablesung dieses Storches gelang aber leider nicht. Fehlen noch vier Altstörche, die allesamt ohne Ring waren und die Gruppe vervollständigten.

In Oettingen, Westheim und Wittelshofen fand ich keine Störche mehr, während mich die vierköpfige Familie in Wassertrüdingen noch vollzählig begrüßen konnte. Sie sehen also, dass es uns um das Schicksal von Emma und Fritz nicht bange zu sein braucht, auch sie werden den Abflug in den Süden ganz sicher bewältigen.

Das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite, wenn es auch am Abend eintrübte und der eine oder andere Regenschauer niederging. Kräftig duschte es dann aber während der Nacht auf Samstag. Kein gutes Flugwetter also in Aussicht!

Fritz legte eine kleine Verschnaufpause ein. Man sah ihn weniger oft hüpfen und springen.

   
Hochsprünge!
 

Dafür stand er die meiste Zeit zusammen mit Emma, die in dieser Hinsicht während der letzten Tage sicher die größten Fortschritte erkennen ließ. Wenn sie so weiter macht, wird sie sich demnächst ebenfalls vom Nest schwingen. Solches ist auch an diesem Tag noch nicht passiert. 62 Tage halten es die beiden Jungen nun schon in ihrer Kinderstube aus und lange wird es nicht mehr dauern, bis unser Nest zumindest zeitweise leer ist. Wenn sich Emma etwas groß macht und Fritzi weniger aufrecht im Nest steht, fällt es sogar schon schwer, beide auseinander zu halten.


Who is who?

Werden wir nicht müde und freuen uns auf das Wochenende, das vielleicht den ersten Abflug, ganz sicher aber ein Wiedersehen mit Storchenfreunden in Dinkelsbühl bringt.

 
Landung!
Tretet zurück, Fritz und Emma!  Ich habe wieder Futter mitgebracht!

 
20. Aug. 05

Es ist passiert! Fritz hat es getan! Doch bevor ich auf die Geschehnisse des heutigen Mittags näher eingehe, erlauben Sie mir, noch einige Bilder meines gestrigen Ausfluges an Wörnitz und Altmühl vorzustellen. Zu sehen ist der beschriebene Trupp aus 10 Störchen, der sich in unterschiedlicher Zusammensetzung schon längere Zeit im Gebiet zwischen Windsfeld und Gundelsheim aufhält.


In den Wiesen vor Windsfeld!..


Ausschnitt des Trupps

Fritz hat sein erste Runde gedreht. Sie dauerte zwar nur wenige Sekunden, doch wurde sie von Sylvia perfekt protokolliert und in Schnappschüssen festgehalten. Gegen 12:49 Uhr erfolgte der Abflug, um 12:49:30 Uhr sah man bereits wieder die Zehen am oberen Bildrand auftauchen und um 12:49:35 landete Fritz wieder bei Schwester Emma.


Emma definitiv allein

Fritz im Landeanflug


Punktlandung!

Nach diesem Protokoll zu urteilen, bestand für Fritz keine Gelegenheit irgendwo zu landen. Er flog einen Kreis um das Nest und landete danach postwendend wieder. Da hat er die meisten von uns schon ein wenig überrascht und wäre Sylvia nicht so aufmerksam gewesen, wäre die kleine Runde gänzlich unbemerkt vonstatten gegangen.

Nun warten wir weiter auf Emmas erste Runde und auf Fritzis ersten größeren Ausflug. Mal sehen, wie lange der dauern wird. Leider machte das Wetter den weiteren Flugabsichten unseres Großen einer gewaltigen Strich durch die Rechnung. Ab 16 Uhr rauschte der Regen in wahren Sturzbächen hernieder und unterdrückte jede Fluglust.


Sie stehen im Regen!

Da waren weitere Abflüge nicht mehr zu erwarten und sie geschahen dann auch nicht mehr. Man scheint also bei „Storchens“ doch wirklich auf die getreuen Storchenfreunde zu warten, die morgen der Stadt und dem Nest einen Besuch abstatten wollen.   

Vor und nach dem „großen Moment“ gingen die Hüpfer und Sprünge unvermindert weiter.

 
Jetzt geht es aber ab!
 

Erst mit dem Regen blieben sie ziemlich aus. Und die ganze Nacht hindurch öffnete der Himmel weiter seine Schleusen.

Gefüttert wurde natürlich trotz Regens und obwohl Georg und Pauline ihre Kinder aus dem Nest locken wollen dennoch. Der fleißige Schorsch ließ es sich mindestens einmal nicht nehmen, mit Nistmaterial zu erscheinen. Ob Fritz und Emma auf dem abschließenden Schnappschuss Papa oder Mama am Himmel nachsehen?


In Erwartung
des Futters

Georg hat wieder etwas
im Schnabel mitgebrach


Kommt da oben jemand angeflogen?

 
21. Aug. 05

Die ganze Nacht regnete es in Strömen und auch in den frühen Vormittagsstunden öffnete der Himmel immer mehr seine Schleusen. Je näher der Zeitpunkt des Storchentreffens in Dinkelsbühl rückte, desto besser wurde aber das Wetter. Einen Regenschirm benötigten die Teilnehmer während des gesamten Tages nicht mehr. Petrus zeigte damit großes Verständnis für Fritz und Emma sowie für die anreisenden Storchenfans.

Ein Blick ins morgendliche Storchennest brachte keine Überraschung. „Land unter!“, meldeten die Webcamgucker beim ersten Anblick der augenblicklichen Situation.


Kneippsche Anwendung

In meiner Badewanne bin ich Kapitän!

Sie wissen ja längst, dass im jetzigen Stadium der Jungenaufzucht der Nestboden so sehr verdichtet ist, dass ein schneller Abfluss nicht möglich ist und oberflächlich für längere Zeit eine Pfütze stehen bleibt. Besuchen Sie einmal eine Baustelle, auf der Baufahrzeuge regelmäßig ein- und ausfahren! Sie werden ähnliche Bedingungen im großen Maßstab vorfinden wie in unserem und in allen anderen Storchennestern mit flugfähigen oder fast flugfähigen Jungen. Es bildet sich auch dort bei Starkregen eine regelrechte Seenlandschaft, während sich in den nicht befahrenen Bereichen keine Pfützenbildung zeigt.


Bleib so! So werde ich wenigstens nicht nass!

Da standen nun beide Flugschüler und erweckten so gar nicht den Eindruck als ob sie in den nächsten Stunden zu ihren heiß ersehnten Rundflügen starten wollten.

Ihr Tagebuchschreiber stand fünf Minuten vor 11 Uhr auf dem Altrathausplatz in Dinkelsbühl. Trotz der angekündigten Sonntagssperre in der Innenstadt stand der Weg zur Einfahrt um diese Tageszeit noch offen. Das Markttreiben in den Seitenstraßen der Altstadt hatte erst spärlich eingesetzt, die Feiern zur 50-jährigen Städtepartnerschaft mit der Weingemeinde Edenkoben in der Pfalz waren wegen der schlechten Witterung zunächst im Inneren der Schranne platziert. Es gab noch Parkmöglichkeiten direkt unterhalb des Storchennestes und darum nützte ich die günstige Gelegenheit. Noch schnell einen Blick zu Fritz und Emma! Beide bewegten sich in schnellen Schritten im Nest umher, ein sicheres Zeichen, dass es mit weiteren Sprüngen nicht mehr lange dauern würde. Die ersten Besucher, denen ich bereits auf dem Altrathausplatz in die Hände lief, waren Elke und Reinhold Schuster aus Ellwangen. Kein Wunder, hatten sie doch keine allzu lange Anreise! Herr Schuster betreibt in der Stadt im Ostalbkreis die im Tagebuch schon öfters angesprochene Aufzucht- und Pflegestation für Vögel, in die vor drei Wochen ein Jungstorch aus Wittelshofen im Landkreis Ansbach eingeliefert wurde. Beim anschließenden Treff vor dem „Wilden Mann“, am Wörnitztor, einem der vier Einfallstore in die Stadt gelegen, konnte ich gleich bekannte und weniger bekannte Gesichter von Storchenfreuden unserer Website begrüßen.

Die Bildersammlung zum Storchentreffen ist noch im Aufbau!


Begrüßung vor dem „Wilden Mann“

Von links waren dies: Herr Schuster und Elke (beide aus Ellwangen), Katharina mit dem Rücken zur Kamera und mit oranger Bluse (aus Frankfurt), neben ihr und mit dem Rücken zur Kamera Gisela (aus Köln-Hürth), gegenüber Carola (aus Dinkelsbühl), Peter (aus Neu-Isenburg), Bernd, Ehemann von Carola (aus Dinkelsbühl), Ulrich (aus Dinkelsbühl und Taunusstein), Thomas J., Ortsvorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz (aus Greiselbach) und nicht auf diesem Foto zu sehen noch Helga mit Hund Moritz aus Donauwörth/Kaisheim.

Diese illustre Gesellschaft, die im Laufe des Tages weiter anwuchs, begab sich nach der Begrüßung die wenigen Schritte durch das Tor bis zum Storchennest, in dem sich Emma und Fritzi in voller Größe zeigten. Dabei entstanden einige der nachfolgenden Bilder, die in eindrücklicher Weise die Möglichkeiten zeigen, mit Hilfe eines Spektives und einer vor das Okular gehaltenen Digitalkamera ansprechende Teleaufnahmen zu erzielen. Selbst die Ringnummer von Fritz war mühelos abzulesen und im Bild festzuhalten.


Jetzt kann jeder die Nummer lesen!

Dass wir live eine Fütterung von Schorsch erleben konnten, war ein erstes Highlight unserer Exkursion. Er kam mit Nistmaterial aus Richtung Wörnitztor angeflogen, drehte dann nach Süden ab, vollführte eine weite Kurve und steuerte das Nest von Westen her an, um gegen den Ostwind zu landen.


Georg bei Fritz und Emma!

Nach der kurzen Fütterung schwebte er rund sieben Meter weiter und machte auf dem Kamin unmittelbar neben unserer Webcam eine längere Ruhepause.


Kommt, dreht schon einige Runden für unsere Gäste! ..


Ich schau euch dann vom Kamin aus zu.

Dermaßen eingestimmt gab es den ersten Ausflug vor die Tore der Stadt. Vorbei an einigen der nach Hunderten zählenden Karpfenweiher standen wir nach fünf Fahrminuten auf dem historischen Friedhof von Segringen, der, wie auch die romanische Kirche, unserem Treffen eine kulturelle Note gab und deutlich machte, dass Natur und Kultur zwei eng zusammengehörende Bereiche bilden und sich gegenseitig in keiner Wiese ausschließen.


Der historische Friedhof

Thomas Joas führte die Reisegruppe im Anschluss daran in den „Garten der Sinne“, in dem Besucher durch einfach konzipierte Geräte physikalischen Phänomenen auf die Spur kommen und sich selbst ein wenig „erfahren“ können. Die Stadt Dinkelsbühl stellte dafür ein prächtiges, mit Obstbäumen bestandenes Grundstück zur Verfügung, die beiden großen Kirchen, der Bund Naturschutz und andere Organisationen sorgten für die Konzeption sowie die Durchführung der Planung und den Aufbau der Geräte.


Thomas Joas bei seiner Selbsterfahrung

Gegen 13 Uhr näherten wir uns dem Ausgangspunkt des Tages und der eingetretene Kalorienverbrauch musste durch ein Mittagessen wieder ausgeglichen werden. Der „Wilde Mann“ bot dazu reichlich Gelegenheit. Von Schweinebraten über Krenfleisch mit Meerrettichsoße oder Bauernente waren die Rahmenbedingungen schnell abgesteckt und einer erfolgreichen Kalorienerneuerung stand nichts mehr im Wege. Getrübt wurde der Essensvorgang durch die Nachricht, dass Fritz soeben das Nest verlassen hätte und nach einer Runde wieder gelandet sei.


Fritz macht sich davon

Emma, verlassen und allein!

Deshalb sah sich keiner der Storchenjüngerinnen und – jünger bereit, die Pause länger als nötig auszukosten, sondern alle strebten mit Macht dem Ausgang und Emma und Fritz zu. Inzwischen war die Gruppe weiter gewachsen. Mit Webmaster Wolfgang und Frau Edith waren zwei weitere potente Mitglieder des Teams dazugekommen und schließlich komplettierten Barbara und Jürgen aus Pforzheim die Besucherschar.


Das Objekt der weiteren Begierden

Nun umlagerten wir den Ledermarkt, der sich nun von Menschen dicht bevölkert zeigte und auch die Sonne wagte es erstmals, ihre Strahlen über das geschehen zu senden. Daran musste unser Fritz so sehr Gefallen gefunden haben, dass er vor unseren Augen seinen ersten Abflug wagte.


Da staunen sogar Peter, Thomas und Gisela!

Zahlreiche Zeugen des Vorganges klatschten spontan Beifall als Fritz das Wörnitztor umflog, eine Runde drehte und dann wie ein Alter gegen den Wind eine auf den ersten Anflug gekonnte und erfolgreiche Landung fabrizierte.


Umlagert zur besseren Einsicht: Das Schaufenster der Adlerapotheke

Auch Mama Pauline schien ihre Jungen zum Ausflug animieren zu wollen, stand sie doch eine ganze Weile scheinbar teilnahmslos auf dem Kamin des ehemaligen Cafes Haagen. 


Bald fliegen meine Kinder aber richtig!

Auch Papa Schorsch hatte sich eingefunden und grüßte seine mutigen Jungen vom Giebel des Wörnitztores. Bei so viel Fluglust fiel die Entscheidung leicht, als nächstes Ziel den Turm der Georgskirche zu besteigen, ohne sich nicht vorher im Eiscafe „Venezia“ schadlos gehalten zu haben. Von keinem anderen Punkt (gemeint ist der genannte Turm!!) der Stadt hat man einen großartigeren Überblick über die Stadt und ihre Umgebung. Wenn dann noch ...! Alters- und konditionsbedingt gelang der Aufstieg mehr oder weniger zügig, doch alle erreichten schließlich das Ziel. Doch nicht nur Storchenfanatiker wählten an diesem Sonntag den Turm als Aussichtsplattform, so dass mit allerlei Gedränge und Stößen zurechtgekommen werden musste. Aber ein echter „Storch“ nimmt derlei Unannehmlichkeiten gerne in Kauf. Und alle wurden über Maßen für ihren Einsatz entschädigt. Fritz flog und flog.


Originalbild vom Turm aus mit Anflug Fritzens!

Immer wieder startete er zu seinen kurzen Runden um das Wörnitztor und wieder zurück. Jedes Mal klappte der Landeanflug sowie die Landung auf Anhieb.


Fritz startet!

 
Emma allein!

Nie musste er durchstarten und die Landung abbrechen. Eine Außenlandung erfolgte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In der Euphorie des Gesehenen glaubte ich einmal sogar Emma zu den Fliegern rechnen zu können, ich musste aber bei der Durchsicht der Schnappschüsse meine Meinung doch wieder revidieren. Emma lässt sich eben noch etwas Zeit und folgt ein wenig später ihrem Bruder bei dessen Unternehmungen.


Bald können wir
es beide

Beinahe hätte es heute
schon geklappt!

Schweren Herzens wagte die Gruppe nach über 30 Minuten atemlosen Staunens den Abstieg. Ein Teil der Storchenfreunde verabschiedete sich, die besonders hart Gesottenen starteten nach diesen herrlichen Eindrücken zu einer nächsten Ausflugsfahrt die Wörnitz abwärts. Vorbei ging es an den Nestern von Wilburgstetten (hier war das jungenlose Paar bereits verschwunden, dafür entschädigte uns die Vorbeifahrt der Museumsbahn Nördlingen-Dinkelsbühl),


Die Museumsbahn rauscht vorbei

Weiltingen (die Eltern standen im Nest), Wittelshofen (die Eltern mit einem Jungen standen auf einer Wiese vor dem Ort), Gerolfingen (das Nest war heuer nicht besetzt) bis zu unserem Biotop „Wörnitzaue“, für das Sie, liebe Leser, in so großzügiger Weise gespendet haben. Ein Fußmarsch in das wegelose Gebiet wurde angesichts der Bodenverhältnisse nicht in die Planungen mit einbezogen, sondern es blieb bei einem Augenschein aus größerer Distanz und von einer kleinen Anhöhe herab. In der nahe gelegenen Schmalzmühle wurden die privaten Bemühungen des Müllers, ein altes Gebäude wieder in einen wohnlichen Zustand zu verwandeln, mit Anerkennung bedacht und abschließend der „Berg der Franken“, der Hesselberg, mit 689 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung Mittelfrankens, mit dem Auto bestiegen. Ein über Wassertrüdingen aufziehendes Gewitter ließ die 500-köpfige Schafherde, der auch einige Ziegen angehörten, in einem malerischen Licht aufleuchten.


Alle Schäfchen beisammen

Die 20 Kilometer nach Dinkelsbühl zurück wurden schnell zurückgelegt, es folgten Verabschiedungen mit Wehmut. Doch man versprach, sich nach diesem wunderschönen, an Erlebnissen reichen Tag spätestens im nächsten Jahr wieder zu treffen. Gegen 19 Uhr befand ich mich wieder vor dem heimischen PC und durfte die Schnappschüsse der Daheimgebliebenen sowie die netten Einträge Revue passieren lassen.


Der Regen setzt am Abend wieder ein!

 
22. Aug. 05

Ohne Fleiß, kein Preis! So oder ähnlich heißt ein altes Sprichwort. Als ich neulich einen Anruf der „Funk Uhr“, einer renommierten, seit über 50 Jahren erscheinenden Fernsehprogrammzeitschrift aus dem Hause Springer erhielt, konnte ich mir zuerst keinen Reim darauf machen und es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Tragweite der Nachricht begriff.

Ihr Tagebuchschreiber und damit auch unsere Aktion „Storchencam Dinkelsbühl“ sind für den „Deutschen Tierschutzpreis 2005“ nominiert. Dieser erstmals ausgeschriebene und  zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund und den Marken Whiskas und Pedigree von der „Funk Uhr“ durchgeführte Wettbewerb wandte sich vor einigen Wochen an alle, die sich „zum Wohle der Tiere“ einsetzen. Auch mein Name wurde ins Spiel gebracht und kam in einer Vorauswahl durch eine unabhängige Jury unter 2000 eingegangenen Bewerbungen und Nominierungen unter die letzten 10.

Unter diesen „letzten Mohikanern“ wird schließlich der Preisträger ermittelt. Zu diesem Zwecke werden alle 10 Nominierten in den nächsten Ausgaben der „Funk Uhr“, es sind dies die am Freitag, dem 26. August erscheinende Nr. 35 sowie die am Freitag, dem 2. September erscheinende 36. Ausgabe des Jahrgangs 2005, mit ihrer Arbeit vorgestellt und anschließend von den Lesern gewählt. Die Bekanntgabe des/r Preisträgers/in erfolgt anlässlich einer Gala am 1. Oktober in Bremen, zu der alle Nominierten geladen sind.

Ich lade Sie natürlich ebenso herzlich ein, an der Abstimmung teilzunehmen. Die genauen Modalitäten können Sie sicher in den genannten, in den nächsten beiden Wochen erscheinenden Nummern der Zeitschrift nachlesen oder Sie werden sie auf unserer Website zu gegebener Zeit erfahren.

Sicher bedeutet die Nominierung bereits einen phantastischen Erfolg für unsere Arbeit und macht diese und unsere Website einem weiteren Millionenpublikum bekannt. Die damit verbundene Werbung kann sicher nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ob letztlich dabei ein Preis für uns vergeben wird, steht gar nicht so sehr im Vordergrund.

Verfolgen Sie einfach das Geschehen rund um die „Funk Uhr“ und weil unser Webmaster ab Donnerstag ein paar Tage nicht im Lande weilt, orientieren Sie sich bitte der Einfachheit halber, wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit auch schon, im Gästebuch. Hier werden Ihnen in der Zeit der Abwesenheit alle Neuigkeiten mitgeteilt.

Selbstverständlich führe ich das Tagebuch in gewohnter Weise weiter. Sie erhalten

es als Lesestoff in geballter Form nach der Rückkehr des Webmasters.

Wer gedacht hätte, nach den gestrigen Flügen unseres Fritz gäbe es keine Steigerung mehr, musste sich heute eines Besseren belehren lassen. Das Wetter spielte zeitweise bei den Flügen ein wenig mit, doch in der Restzeit ergoss sich neuer Regen über Dinkelsbühl und Franken, dass einem Hören und Sehen verging.


Regen und kein Ende

Die Folge war, dass die angehenden Flugkünstler weite Teile des Nachmittags und Abends eng aneinander gekuschelt im Nest. An Fliegen war ab diesem Zeitpunkt nicht zu denken.


Kuscheln bei Regen!

Fritz bewältigte an diesem Tag dennoch einen weiteren Entwicklungsschritt und ist nun seiner Schwester Emma im Flugvermögen eine ganze Menge voraus. Er hat mit Sicherheit seine erste Außenlandung hingelegt, denn anders ist seine zweimalige lange Abwesenheit vom Nest nicht zu erklären. Fast eine halbe Stunde hielt sich Fritz heute einmal außer Haus.


Jetzt lässt mich Fritz aber
schon lange allein

Wo warst du,
Bruderherz?

Die hat er bestimmt nicht nur in der Luft kreisend verbracht, sondern irgendwo vor den Toren der Stadt. Da er ja stets wieder am Nest erschien, müssen auch die Starts bestens geklappt haben. Die ersten Etappen am Vormittag verliefen dagegen genauso wie am gestrigen Tag. Abflug, eine Runde bis zum Wörnitztor und wieder zurück zum Nest. Dauer der Flüge jeweils unter einer Minute, meistens etwa 20 Sekunden.


Fritz ist verschwunden...

...und schon wieder da!

Emma hat es auch heute nicht gewagt, das Nest zu verlassen. Sie bekam während der langen Abwesenheiten ihres Bruders schon mal einen dicken Hals und wirkte sichtlich indigniert. Hier klaffen Wollen und Können deutlich auseinander. Aber was ein richtiger Storch werden will, muss schon mal über sich hinauswachsen und nicht alles nur dem lieben Brüderlein überlassen. Also nur Mut, Emma! Es kommen sicher bald bessere Tage.


Ich krieg einen Brass! Wo bleibt denn
der Fritzl jetzt schon wieder so lange?

Derweil gönne ich mir
einen Storch am Stiel!


Der feine Pinkel spricht wohl nicht mehr mit mir?
Da stecke ich mein Köpfchen ins Wasser und das Schwänzchen in die Höh!

Auch wenn unser Duo schon das Fliegen beherrscht, wird es dennoch gefüttert. Selbst bei weitgehender Selbstversorgung bedarf es weiterhin eines „Zuschlages“ durch die Eltern.


Georgs Zweig findet wenig Interesse: „Wir wollen Futter!“

Abschließend erinnere ich an die „Ausflugprämien“ für Fritz und in Bälde auch für Pauline. Überweisen Sie bitte eine solche in beliebiger Höhe (mein Vorschlag waren einmal jeweils 10 €) auf unser Konto unter dem Stichwort Storchennest. Alle Modalitäten hierzu finden Sie unter „Helft den Störchen“ auf der Seite mit dem Kamerabild.

Die Bildersammlung zum Storchentreffen wurde erweitert!

 
23. Aug. 05

Sie fliegen beide!! Nach durchregneter Nacht und einem regnerischen Vormittag nutzte heute kurz vor Mittag auch Emma eine kurze Regenpause, um sich in die Lüfte zu erheben und ohne große Vorankündigung das Nest zu verlassen. Sie war ihrem Bruder, der eine ganze Weile vor ihr auf Ausflug gegangen war, gefolgt. Die Bewegungen des Kopfes, die Emma vor ihrem ersten Abflug ausführte, deuteten darauf hin, dass entweder ein Elternstorch oder sogar Fritz in ihrer Nähe Runden drehte und sie zum Abflug zwang. Im Falle von Emma sieht man auch ganz drastisch, wie wenig aussagekräftig ein fleißiges „Üben“ vor dem ersten Ausflug ist. Fritz erwies sich in diesem Punkt als wahrer Weltmeister. Er hüpfte und sprang, dass es nur so eine Freude war. Er zeigte auch sonst eine ständige innere Unruhe. Schwester Emma sah sich dagegen alles sehr genau aus der Distanz an. Ihre Sprünge konnte man fast an einer Hand abzählen und trotzdem gelang ihr erster Abflug sowie die erste Landung im Nest nach 27 Minuten Abwesenheit perfekt. Anders als Bruder Fritz verband Emma ihren ersten Ausflug gleich mit einer Außenlandung, sicher an der Stelle, an der sich auch der Rest der Familie aufhielt. Vögel müssen – und das ist die Quintessenz meiner Einlassungen – müssen das Fliegen nicht lernen, sondern sie beherrschen diese Technik, wenn sie das Nest verlassen (dies gilt natürlich nur für die Nesthocker unter den Vögeln).

Nun sehen wir also ab und zu wieder einmal ein komplett leeres Nest.


Das Nest erstmals wieder leer!

Bei Regenwetter verstärkt sich dieser Wehmut hervorrufende Anblick umso mehr. Nun heißt es also so langsam Abschied nehmen von den Bewohnern, die uns in diesem Jahr ganz schön auf Trab gehalten haben und die wir durch Freud und Leid begleiten durften und manchmal auch begleiten mussten. Zuletzt sahen wir ein verlassenes Nest am 16. Mai, wenige Stunden bevor Pauline ihr erstes Ei abgelegt hatte. 99 Tage blieb fortan immer mindestens ein Altstorch am Nest und nun werden die Anwesenheiten sich täglich ein wenig reduzieren, doch wird es auch in den nächsten Wochen stundenweise „Storch“ zu sehen geben. Mal Emma und Fritz gemeinsam, mal Fritz oder Emma allein, mal Pauline alleine, mal Georg alleine und später auch mal wieder Pauline und Georg gemeinsam. Sie sehen, wie groß die Variationsbreite der möglichen Kombinationen ist. Deshalb bleibt es auf unserer Website bis weit in den September hinein spannend und aufregend. Jeden Abend werden wir beobachten, ob Emma und Fritz noch im Lande sind und die gleichen Festsstellungen werden in der Folge auch für Pauline und Georg gelten.

Vom Regen war in den letzten Tagen vermehrt die Rede! Man brauchte sich deshalb nicht wundern, wenn am Morgen Fritz und Emma wenig unternehmungslustig wirkten. Erst als der Pizzamann eintraf, war es mit der Trübsal vorbei und beide Kinder stürzten sich auf ihre Lieblingsspeisen.


Pizzaservice

Danach hieß es Körperpflege zu betreiben, wollte man doch noch gepflegt ausgehen. Dazu mussten die nassen Federn wieder geordnet, eingefettet und als wichtigstes Unterfangen das überflüssige Wasser aus dem Gefieder geschüttelt werden.


Nasse Angelegenheit, meine liebe Emma!

Man wollte ja nicht den ganzen Tag auf die Sonne warten und ihr den Trockendienst alleine überlassen. So präpariert ging es dann zur Einkaufstour vor die Tore der romantischen Stadt. Fritz war wie immer der Vorreiter oder besser Vorflieger. Er hatte sich schon geraume Zeit vorher aus dem Staube gemacht, ehe Emma genau um 11:53:09 Uhr den Nestboden unter den Füßen verlor.


Emma allein zu Hause

Emmas erster Start

Damit war es also verbracht. Um 12:20 Uhr – man beachte die lange Abwesenheit beim ersten Mal! -  war sie wieder im Nest sicher gelandet.


Emma kehrt zurück!

Es vergingen weitere 14 Minuten und Fritz erschien.

 
Das Duo wieder vereint!

Er benötigte eine längere Landebahn, um die mitgebrachte Geschwindigkeit rechtzeitig zu minimieren. Emma tat ihm den Gefallen und wich einen Schritt auf die Seite. Danach erholte man sich von den mitgebrachten Eindrücken aus der „Außenwelt“ und verschlief ein wenig, hatte der Regen doch gänzlich aufgehört. Den ganzen Nachmittag über ging es am Nest zu wie auf dem Frankfurter Flughafen. An- und Abflüge wurden zur Regel, es gab kurze Rundflüge und nicht wenige Abflüge von längerer Dauer, also Zwischenlandungen eingeschlossen.


Fritz ist unterwegs...

...und nach einer Runde wieder da!

Wer hatte das der Emma gestern noch zugetraut? Sie blieb zwar die Vorsichtigere und die mit weniger Abflügen, doch einen großen Unterschied konnte man nicht mehr erkennen.

Für die nächsten zwei Wochen hat unser Tagebuch Sommerpause. Über besondere Ereignisse werden Sie in der Zwischenzeit durch  Einträge im Gästebuch auf dem Laufenden gehalten.

 
24. Aug. 05

Eine neue Pfütze hat sich im Nest gebildet! In den frühen Morgenstunden ergoss sich ein weiterer Platzregen über Stadt und Nest. Nach den Wetterprognosen könnte es der vorläufig letzte gewesen sein. Deshalb standen Emma und Fritz erneut zu Tagesbeginn im Wasser, für einen Bewohner feuchter Wiesen und staunasser Bereiche durchaus ein vertrautes Gefühl. Deshalb sollte niemand die beiden Flieger allzu sehr bedauern, gehört das Element „Wasser“ doch zu denen, mit denen Störche umzugehen verstehen. Nach der Mittagspause, die Emma und Fritz bei längeren Ausflügen von bis zu einer Stunde im Nahrungsgebiet verbrachten, brach endlich die Sonne wieder einmal für längere Zeit durch die Wolkendecke.


Ab zum Frühstücken

Nun geht’s zum Mittagessen!


Bereit zum Sonnenbad!

Für Fritz und Emma endlich Gelegenheit, ihr durchnässtes Gefieder zu trocknen und auf Vordermann zu bringen. Vom ersten Abflug der beiden Geschwister an gerechnet verlängern sich die Ausflüge der Jungflieger von Tag zu Tag. War es Fritz der den Anfang machte und alleine losdüste, begleitet ihn nun Emma auf seinen Wegen und die Abflüge und das Zurückkehren ans Nest geschehen fast gemeinsam.

Eine Fahrt nach Dinkelsbühl erbrachte hinsichtlich des Aufenthaltes von Fritz und Emma im Nahrungsgebiet keine Erkenntnisse. Dort, wo ich sie am ehesten vermutet hätte, nämlich an der Wörnitz zwischen Lehengütingen und Dieterstetten oder zwischen Dinkelsbühl und Segringen, konnte ich sie nicht auffinden. Natürlich gibt es in  dieser Richtung noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, die von mir aber nicht kontrolliert wurden.

Auch wenn Pauline und Schorsch kaum noch zur Fütterung erscheinen und Emma und Fritz ganz bestimmt schon selbst Heuschrecken und andere Insekten außerhalb des Nestes erbeuten oder erbeutet haben, funktioniert das Auswürgen unverdaulicher Beutereste, von Gewöllen also, ohne Probleme. Dies geschieht an den Stellen, an denen sich die Alten oder Jungen gerade aufhalten. Sehr häufig entledigen sich Vögel an ihren Ruheplätzen der unverdaubaren Kost. Heute Morgen lagen zwei dieser „schwärzlichen Würstchen“ im noch feuchten Nest.


Feuchte Angelegenheit mit Gewöllen

Später waren sie durch die Umtriebigkeiten am Nest nicht mehr erkennbar. Nach einer Fütterung, zu der Schorsch erneut mit reichlich Nistmaterial angeflogen war, verfing sich eines der Stöckchen auf Emmas Rücken. Doch bevor man sich aufregen konnte, war der Fremdkörper wieder abgerutscht und an seinem eigentlichen Platz gelandet.


Vorsicht, Georg! Lege das
Nistmaterial an den richtigen Platz!

Irgendetwas kitzelt
auf meinem Rücken, Fritzl!

Es tut sich also etwas am Nest! Wer von Ihnen einmal Pech hat und  ein leeres Nest vorfindet, muss nicht traurig sein und verzweifeln. Es dauert nicht sehr lange, bis Emma und Fritz abermals erscheinen. Manchmal vergehen gerade mal 30 bis 60 Sekunden und das Jungvolk kehrt nach einer großen Runde um das Nest wieder zurück.   

Dass Fliegen müde machen kann – vor allem, wenn man noch nicht alle Feinheiten beherrscht – darf nicht erstaunen. So legten sich Fritz und Emma wie in besten Tagen der Nestlingszeit kurzer Hand nebeneinander ins Nest und behielten diesen Zustand über längere Zeit bei.


Ruhepause

Vor Einbruch der Dunkelheit schwang man sich noch einmal vom Nest und genehmigte sich ein schmackhaftes Abendessen im Umland.


Lass uns noch einmal verschwinden!

Gestern Abend durfte ich bei einem unserer Sponsoren, dem Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen, mit einem Vortrag zum Dinkelsbühler Storchennest, zu Pauline und Georg sowie Fritz und Emma gastieren. Die anwesenden Mitglieder zeigten sich sehr erfreut und waren angenehm überrascht über die hohen Zugriffszahlen unserer Homepage. Der amtierende Präsident sicherte zu, ohne einem Vorstandsbeschluss vorgreifen zu wollen, das Sponsoring auch weiterhin in bisheriger Höhe fortzuführen.

 
25. Aug. 05

Das Wetter bleibt durchwachsen! Nach dem kleinen Hoffnungsschimmer des gestrigen Tages folgte heute bereits ein weiterer Rückschritt. Am Morgen und in den Nachmittagsstunden gab es neue Regenschauer, die bei Fritz und Emma dagegen keinen Grund darstellten, auf Ausflüge zu verzichten.

Das Thema „Fliegen“ wird die Jungen in der nächsten Zeit nicht mehr loslassen. Ihr täglicher Stundenplan bezieht diese für sie neue Fortbewegungsart immer mehr in ihren Lebensablauf mit ein und Sie, liebe Besucher der Webcam,  konnten von Anfang an dabei sein.

Ein neues Ereignis muss in diesem Tagebucheintrag erwähnt werden und die aufmerksamen Seher haben darüber auch im Gästebuch minutiös berichtet. Ich spreche vom erstmaligen Auftauchen eines Altstorches am Nest in Abwesenheit der Jungen. Das Ergebnis war, dass Schorsch zur Abwechslung wieder einmal allein am Nest zu beobachten war. Ob er dies beabsichtigt hatte oder er eigentlich zur Fütterung erscheinen wollte und das Nest leer vorfand, kann nur Georg beantworten.

   
Da hat der Schorsch den Schnabel mal wieder ziemlich voll genommen!

Er brachte jedenfalls einen Schnabel voll Altgras mit, das sich ein wenig störrisch verhielt und gar nicht so recht vom Schnabel wollte. Er nutzte seinen Freiraum anschließend zur intensiven Nestkontrolle und zum ausgiebigen Hausputz. Man fühlte sich an längst vergangene Tage erinnert, als Schorsch sein Nest für die kommende Brut einrichtete. So verwunderte es nicht, dass der Hausherr kleine akrobatische Kunststückchen zeigte, um überhängendes Nistmaterial zu richten oder ganz einfach Aktionismus zu beweisen.

 
 
Renovierungsarbeiten am Haus

Georg wurde in seiner Arbeit durch das Auftauchen eines seiner Kinder jäh unterbrochen.


Man kann doch kaum einmal in Ruhe etwas erledigen!

Für das Junge war es eine ungewohnte Situation, Papa Georg im Nest anzutreffen. Sofort nahm dieses die Bettelstellung ein, so dass nicht gesagt werden konnte, ob Emma oder Fritz die Situation instinktiv zu nutzen wusste. Ehe Schorsch jedoch reagieren konnte, erschien das zweite Junge und Georg zog es vor, doch lieber zu verduften und die Jungen ihrem „Schicksal“ zu überlassen.


Nun hat Papa aber Angst bekommen und ist verduftet!

Die Ausflüge ließen wie auch an den vergangenen Tagen am späten Nachmittag schlagartig nach, es gab lange Ruhephasen im Nest mit Kuscheln im Liegen oder im Fersensitz.

 
Kuscheln in allen Variationen!

Ein kleiner Ausflug brachte neben den obligatorischen Naturbeobachtungen auch jede Menge Kultur mit sich. Der erste Halt galt der Storchenfamilie in Mosbach, einem Stadtteil von Feuchtwangen. Die fünfköpfige Familie stand einträchtig in der Nähe der Kläranlage in den noch leicht überschwemmten Wörnitzwiesen.


Die Mosbacher Familie hält es aber lange aus!

Ich fuhr auf dem Flurbereinigungsweg Richtung Reichenbach ganz langsam an den im Regen stehenden Störchen vorbei und als ich anhielt, vermied ich es, auszusteigen. Wer sich in dieser Weise Störchen nähert, kann dadurch die Fluchtdistanz deutlich herabsetzen. Dabei sollte die oberste Maxime sein, die Störche auch dann nicht zum unnötigen Auffliegen zu bewegen. Wer aus dem Auto steigt und sich in voller Größe zeigt, wird eher als Feind angesprochen und deshalb nicht in großer Nähe geduldet. Also bitte nicht bei Entdecken eines Storches oder eines größeren Trupps aus dem Auto springen und sich den Störchen in aufrechter Position nähern! Viel erfolgversprechender ist es da, ruhig sitzen zu bleiben und sich per Auto anzunähern. Unser Wegesystem ist selbst in ausgesprochenen Wiesengebieten so dicht, dass es möglich ist, sich entsprechend heranzupirschen. Dass dabei die Straßenverkehrsordnung einzuhalten ist, sei am Rande ebenfalls noch vermerkt. Ich werde Sie über den Abzug der Familie auf dem Laufenden halten. Inzwischen sind seit der Flugfähigkeit der Jungen bereits stolze sechs Wochen vergangen und an einen Abzug will das verbliebene Trio, respektive Quintett, nicht denken. Sicher werden sie wie ihre Mutter den Winter im Süden Spaniens verbringen und bis dahin ist es ja nicht gar so weit. Gut 14 Tage Flug und die Reise ist geschafft.

Über die Auffahrt Feuchtwangen/Crailsheim der A7, ganz in der Nähe von Mosbach, erreichte ich mit meinem Sohn Lucas nach kurzer Fahrt die Wallfahrtskirche „Unsere Liebe Frau auf dem Schönenberg“ oberhalb der Stadt Ellwangen, wo Reinhold Schuster seine Auffang- und Pflegestation für verletzte Vögel betreibt.

Der Bauentwurf zur Wallfahrtskirche stammt von Michael Thumb aus Au in Vorarlberg, einem der bedeutendsten Architekten aus dem Bregenzer Wald. Michaels Bruder Christian Thum führte den Bau in den Jahren 1682-1695 mit Unterbrechungen aus. Die Weihe verzögerte sich durch allerlei Misslichkeiten, darunter war auch der Brand der Kirche, bis 1729.


Detail aus einem Seitenaltar

Die Schönenbergkirche gilt als älteste Verkörperung des Typs des Vorarlberger Münsterschemas, einer Wandpfeilerkirche mit Kapellen und umlaufenden Emporen und einem Querschiff vor dem Chor oder in der Mitte des Langhauses.


Wallfahrtskirche Schönenberg

Nicht weit von der Ausfahrt Aalen/Westhausen wurde die Jagst in Stauseen gestaut. Der Bucher Stausee, ein Naturschutzgebiet, bietet für Ornithologen zu jeder Jahreszeit etwas. Da aber gerade bei unserem Besuch ein heftiger Regenschauer niederging, verzichteten wir auf den etwa 15-minütigen Anmarsch zu Fuß.

Wenn kunstgeschichtlich die Barockkirche auf dem Schönenberg eine Vorspeise darstellt, bildet die Kirche der Benediktinerabtei von Neresheim im Ostalbkreis ein mehrgängiges Hauptgericht. Die Kirche, die Weltruhm genießt, bedeutet für mich persönlich jedes Mal einen überwältigenden Raumeindruck. Dieses Gefühl überkommt mich nicht sehr oft und deshalb freue ich mich, wenn ich Zeit finde, dort vorbeizuschauen. Der damalige Abt des Klosters konnte 1747 den besten Architekten seiner Zeit für den Neubau der Kirche gewinnen, den Würzburger Balthasar Neumann. Nach drei Jahren eifriger Planungen erfolgte in Gegenwart Neumanns am 4. Juli 1750 die Grundsteinlegung. Ob Neumann danach noch einmal in Neresheim vorbeikam, ist nicht überliefert. Als er 1753 starb, war die Kirche aus dem Fundament heraus und in „etwas ansehnlicher Höhe avanciert“. Streitigkeiten innerhalb des Konvents, Geldmangel, Pfusch am Bau und das Fehlen eines geeigneten Bauleiters, brachten enorme Verzögerungen mit sich. Nach langen Anlaufschwierigkeiten berief man endlich 1755 Neumanns Sohn Franz Ignaz Michael. Erst 1769 war die Kuppel nach langwierigen Umplanungen in Holz (die billigste Lösung!) ausgeführt und geschlossen. Erst danach ging man an die Ausgestaltung des Innenraumes. Den Auftrag für die Deckenfresken erhielt der Südtiroler Maler Martin Knoller. Dieser schuf sieben Fresken zwischen 1770 und 1775.


Blick nach Osten: Hauptkuppelfresko (teilweise), Kuppelfresko Chorraum – Auferstehung Christi, Fresko über Hochaltar, Abendmahl


Kuppelfresko im Chorraum, Auferstehung Christi, 1771

Im Jahr 1782 konnte der Konvent in die einigermaßen vollständige Kirche einziehen, jedoch erst weitere 10 Jahre später stand ihre Weihe an. In dieser Zeit wandelte sich auch der Baustil. Auf übermäßige Stuckaturen wurde verzichtet, Barock und Rokoko gehörten der Vergangenheit an und die weiße Kühle des beginnenden Klassizismus hielt Einzug.

Mein heutiger Besuch der wunderschönen Kirche galt auch der nicht minder berühmten Orgel. Da Sohn Lucas ein begabter Organist ist, war es ein besonderer Glücksfall, die Orgel auch spielen zu hören. Kein Besucher außer uns durfte daran teilhaben. Als letztes Ausstattungsstück der Kirche stellte es der Orgelbauer Nepomuk Holzhey aus Ottobeuren in den Jahren zwischen 1792 und 1798 auf. Er galt als „der in Schwaben berühmteste Orgelmacher“.


Die Orgel umbaut die Fensterfront

Nach einem halbstündigen „Exklusivkonzert“ machten sich Vater und Sohn wieder auf den Heimweg.

 
26. Aug. 05

Der heutige Weckruf kam um 7:30 Uhr aus Windsfeld zwischen Gunzenhausen und Weißenburg an der Altmühl gelegen. Dort kam es im Gebiet um den Hahnenkamm vor einigen Tagen zu heftigsten Regenfällen mit weit über 100 Litern Regen auf den Quadratmeter während weniger Stunden. Die Folge war, dass in Wassertrüdingen und umliegenden Orten rund um den Hesselberg, vor allem in Schobdach, zahllose Keller unter Wasser standen und große Schäden verursacht wurden. Auch um Windsfeld waren heute noch Straßen überflutet und weite Wiesenbereiche überschwemmt. Die Bahnstrecke Ansbach-Treuchtlingen stand bei Windsfeld komplett unter Wasser und war mehrere Tage komplett gesperrt. Auch heute war erst ein Gleis wieder befahrbar und ICE-Züge fuhren im Schritttempo vorbei.

Die frühe Anruferin teilte mit, dass sich 17 Weißstörche und 2 Schwarzstörche zur Zeit im Gebiet um die kleine Altmühlgemeinde aufhalten. Das musste man mir nicht zweimal sagen, um eine große Unruhe in mir wachzurufen. Nach dem Mittagessen überbrückte ich die etwa 50 Kilometer und begab mich auf die Suche nach diesem beachtlichen Storchentrupp. Wenn man in etwa den Aufenthaltsort kennt, dann sollte es für niemanden ein Problem darstellen, eine solche Reisegesellschaft zu finden. Ich fand sie auch zwischen den Ortschaften Unterasbach und Windsfeld. Auf engem Raum am Rande einer Überschwemmungsfläche gingen 15 Störche der Nahrungssuche nach. Immer wieder nahm einer des Trupps Mäuse auf, die dort in großer Zahl vorkamen. Beim Durchschreiten von ungemähten Wiesenbereichen verleibte man sich zahllose Heuschrecken ein. Zwei weitere Störche liefen als Einzelgänger nördlich und südlich von Windsfeld rastlos umher. Insgesamt kam ich somit genau auf die angesprochene Zahl von Adebaren. Zunächst konnte man keine Schwarzstörche entdecken.


Trupp Ausschnitt

Als nach einer Weile einige Weißstörche ständig nach oben blickten und ich es ihnen gleichtat, sah ich in großer Höhe zwei Schwarzstörche auf uns zukommen. Sie kreisten eine Weile und setzten zur Landung an. Leider war der Landeplatz von meinem Beobachtungspunkt nur teilweise einsehbar. Einer der „Schwarzen“ war auf alle Fälle ein Diesjähriger, den anderen bekam ich am Boden leider nicht zu Gesicht.

Die Hochwasserlage ließ ein schnelles Handeln nicht zu und außerdem beschäftigte mich der Trupp Weißstörche zunächst ausschließlich. Ein Storch, der ständig auf dem Boden lag, schien mir verletzt zu sein. Beobachtungen in dieser Richtung waren mir schon vorher von Ortsansässigen mitgeteilt worden. Fünf Storche trugen schwarze Elsa-Ringe und zwei Aluringe über den Zehen. Der Rest war unberingt. Alle 15+2 Störche waren keine Diesjährigen, also samt und sonders über ein Jahr alt. Drei Ringe konnte ich ablesen. Bei ihnen handelte es sich um Bekannte, die ich schon in den Wochen vorher in der Nähe abgelesen hatte, ein dritter war mir als Brutstorch im etwa 10 Kilometer entfernten Ornbau schon mehrmals vor das Spektiv gekommen. Die Alu-Träger waren nicht ablesbar, stammten aber mit Sicherheit aus der Umgebung (Aha, Windsfeld).


Noch einmal ein Blick auf den Trupp

Als sich der Trupp etwas von meiner Position entfernt hatte und nur der liegende Storch zurückgeblieben war, näherte ich mich ihm vorsichtig. Doch bereits etwa 50 Meter vor Erreichen der Stelle stand er auf, flog mühelos ab und landete nach vielleicht 300 Metern wieder bei seinen Artgenossen. Der kurze Moment des Aufstehens machte deutlich, dass eine Beinverletzung vorlag, die ein Laufen unmöglich machte. Als der verletzte Storch sehr vorsichtig wieder gelandet war, nahm er sofort die Liegeposition ein, ein Zeichen, dass er im Stehen sicher Schmerzen hat und hatte.

In seinem momentanen Zustand ist an ein Einfangen zunächst nicht zu denken. Ich halte es auch nicht für sehr sinnvoll. So wäre ihm ein schneller Tod in der Nacht durch die Mithilfe eines nächtlichen Jägers in Gestalt eines Fuchses schon eher zu wünschen. Mal gucken, ob sich in dieser oder jener Hinsicht in den nächsten Tagen etwas tut. Auch die Einwohner von Windsfeld werden ein Augenmerk auf den verunglückten Storch werfen und ihm helfen, wenn sie seiner habhaft werden.

Während der Trupp immer weiter nach Norden zog und auch mal einige Hundert Meter im Flug zurücklegte, gerieten die beiden Schwarzstörche überraschend in mein Blickfeld. Sie waren aufgeflogen und schraubten sich nun bei guter Thermik über dem Altmühltal in die Höhe. Ich verließ danach ebenfalls den Beobachtungsposten und fuhr an Aha ( ein Jungstorch stand im Nest) und Gunzenhausen (beide Altstörche im Nest) vorbei, kam nach Neuenmuhr, wo bei meiner Durchfahrt beide Altstörche im Nest landeten, durchfuhr das Naturschutzgebiet „Wiesmet“ bei Ornbau (kein Storch) und gelangte am frühen Abend wieder zu Hause an.

Da Sie, liebe Seherinnen und Seher, in meiner Abwesenheit alles fein säuberlich beobachtet hatten, brauchte ich mir wegen Emma, Fritz & Co. keine Sorgen zu machen.

Es gab noch etwas Besonderes: Ihr Tagebuchschreiber wurde, wie Sie sicher schon gelesen haben, aus 2000 für den „Deutschen Tierschutzpreis 2005“ Vorgeschlagenen ausgewählt und kam in die Runde der letzten 10. Diese werden in der Programmzeitschrift „Funk Uhr“, sie führt die Wahl durch, vorgestellt. In der heutigen Ausgabe Nr. 35 werden die ersten fünf Nominierten kurz vorgestellt und das Prozedere der Wahl beschrieben. Thomas Ziegler erhielt von der Redaktion der „Funk Uhr“ die Nummer 4. Wer ihm seine Stimme geben möchte, soll bitte eine Postkarte an „Funk Uhr“, Kennwort „Tierschutzpreis“ in 20753 Hamburg senden. Auf der Rückseite der Postkarte sollte „4. Thomas Ziegler“ stehen. Wer lieber anrufen möchte, wähle folgende kostenpflichtige Telefonnummer (0,62 Euro/Min.): 0190/241404 und gebe seine Stimme der Kennnummer 4, Thomas Ziegler!


Bericht in der „Funk Uhr“

Ein schöner Erfolg für unsere Arbeit, der natürlich Mut macht zu mehr und die Vorbereitungen dafür laufen in den nächsten Tagen an.

Am Nest ging es derweil ziemlich turbulent zu und keiner konnte über Langeweile klagen. Es gab „Storch“ in allen nur erdenklichen Variationen. Ein leeres Nest kam ebenso vor wie ein volles Haus mit vier Störchen. Emma und Fritz machten viel gemeinsam. Flog der eine ab, dauerte es nicht lange, bis der andere folgte.


Noch zu Hause!

 Emma dreht gerade ihre Runden!


Da flieg ich schnell hinterher!

Mit Glück konnte man sie am Morgen noch gemeinsam im Nest sehen. Danach wechselten sich beide im Kommen und Gehen ab, bis Schorsch erschien und einen Landeanflug versuchte, der fehl schlug. Er rettete sich auf den Dachfirst hinter dem Nest und blieb dort für einige Sekunden.


Da musste Papa
eine Notlandung machen!

Das Jungvolk besetzt das Nest,
Papa muss draußen bleiben

Als auch Fritz auftauchte, hielt es Georg nicht länger auf seinem vermeintlichen Ruheplatz und segelte davon.

Bald darauf hatten Fritz und Emma genug vom Nest und flogen ab. Dies nutzte abermals Georg, um sich der Hausrenovierung zu widmen. Pauline tat es ihm bald darauf, ebenfalls als Einzelkämpferin, gleich.


Platz für Schorsch

und für Pauline

Turbulent und richtig dramatisch wurde es jedoch gegen 11:30 Uhr. Pauline räumte gerade im Haus auf, als sie ihren Kopf seitwärts drehte und nach oben blickte.


Was ist da oben los?

Das ist immer ein sicheres Zeichne für eine Beunruhigung aus der Luft. Kurz darauf erschien Georg auf der Bildfläche und komplettierte das Paar, das nun gemeinsam alle Register an Drohgebärden abspulte.


Georg landet

Gemeinsames Drohklappern

Dies mussten auch Fritz und Emma mitbekommen haben, denn nun erschienen auch sie noch auf der Bildfläche.


Da machen wir doch schnell einmal Platz!

Dabei überließen die Alten kurzfristig das Nest ihren Jungen als Landefläche, um gleich darauf zurückzukehren und mit ihren Abwehrhandlungen fortzufahren. Wunderschöne Schnappschüsse mit viel Dynamik und Dramatik gelangen dabei unseren „Berufs-Schnapserinnen“.


Erneuter Anflug der Eltern

 
Die gesamte Familie wieder einmal im Nest! Es droht Gefahr!

Erst allmählich beruhigte sich die Szene und alle gingen zur Tagesordnung über. Wie immer am späten Nachmittag fand man Emma und Fritzl in trauter Eintracht im Nest liegend vor.


Abendliches Ruhen!

 
27. Aug. 05

Heute gab es Probleme mit unserem Provider. Einer seiner Server, über den unsere Bilder der Webcam laufen,  hatte mit kleinen Unterbrechungen von 10:30 Uhr an einen Defekt. Nachdem unsere Technik und Ihr Tagebuchschreiber zuerst vor Ort versuchten, die Ursache zu finden, ergab ein Anruf beim Provider den tatsächlichen Sachverhalt. Man versprach innerhalb weniger Stunden wieder auf Sendung sein zu können und so geschah es auch. Gegen 15:30 Uhr waren die storchenlosen Stunden längst vergessen. Helmut Wilfling bastelte sogar noch eine Notlösung und stellte kurzfristig die über Funk bei ihm auflaufenden Bilder ins Netz. Dafür möchte ich mich bei ihm nachträglich herzlich bedanken.

Ich nutze meine Anwesenheit in Dinkelsbühl, um nach Emma und Fritz zu sehen. Im Nest hielt sich während meiner Anwesenheit nur Emma auf. Von Fritz war nichts zu sehen. Pauline stand gegen 13:15 Uhr auf dem Giebel eines Hauses am Altrathausplatz.

 
Pauline auf Gebäude abstehend

Als ich kurze Zeit später, es könnte so gegen 13:20 Uhr gewesen sein, von der Klostergasse aus zum Storchennest sah, flog Emma gerade Richtung Süden ab. Ich fuhr anschließend mit dem Auto durch das Nördlinger Tor aus der Stadt und wandte mich hinter dem Neubau der Sparkasse dem Wiesengebiet „Brühl“ zu. Ich war nicht überrascht, dort auf Emma und Ihren Vater Georg zu stoßen, die eifrig Heuschrecken aufsammelten. Dabei schritt Georg voraus und Emma im Schlepptau dahinter.


Emma und Georg im Brühl

Auch im traditionellen Nahrungsgebiet der Dinkelsbühler Familie war von Fritz nichts zu sehen. „Schon seltsam?!“, dachte ich bei mir. Wenn Fritz noch vor Ort gewesen wäre, hätte er ganz bestimmt an der gleichen Stelle nach Nahrung gesucht wie Emma. Am gestrigen Abend haben die Jungen noch zusammen im Nest übernachtet. Seit den Morgenstunden fehlt jedoch jede Spur von Fritz. Hat er sich bereits nach dem ersten Abflug am Morgen davon geschwungen? Auszuschließen ist dies keinesfalls. Er hat seinen ersten Ausflug vom Nest genau eine Woche hinter sich. In dieser Zeit, vor allem wenn es so spät im Jahr ist, kann man sich einem Trupp anschließen und etwas von zu Hause wegdriften. An etwas anderes mag ich nicht so recht denken, auch wenn es nie auszuschließen ist. Kann Fritz das Opfer eines Unfalls geworden sein? Dies ist immer möglich, aber es liegt näher, dass er sich schon verabschiedet hat oder zumindest heute einmal auswärts nächtigt. Eine Rückkehr in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen!

Warten wir einfach ab und freuen uns an der Noch-Anwesenheit Emmas, die das Nest heute zieren durfte. Wegen des Ausfalls der Bildübertragung zwischen 10:30 Uhr und 15:30 Uhr konnten wir ja nicht alle Nestbesuche miterleben, es wäre aber eine Überraschung, wenn während des Tages einmal zwei Junge im Nest beobachtet worden wären. Fritz ist weg! Da beißt die Maus keinen Faden ab.

So endete auch der Tag mit einem etwas faden Beigeschmack. Zuerst konnten wir es gar nicht erwarten, dass unsere Hübschen das Fliegen erlernten und nun sind wir bereits wieder traurig, dass uns einer früher als erwartet schon verlassen hat. Es muss ja nicht für immer gewesen sein. Vor 14 Tagen trieb sich ein Mosbacher Jungstorch knapp 20 Kilometer von seinem Nest entfernt herum und heute ist er wieder und immer noch in seinem Geburtsnest.

Deshalb nicht verzagen und abwarten, was uns der morgige Tag an Überraschungen bringen wird? Fritz ist schon nichts zugestoßen!

Ich kann an diesem Samstag nur mit wenigen Bildern unserer Webcam dienen. Entweder gab es keine Bilder (siehe oben) oder das Nest war leer. Bei der Morgengymnastik konnte man Georg und Pauline eine ganze Weile schmusend und in gewohnter Eintracht im Nest beobachten. Schon kurz nach  11 Uhr stand allein Emma im Nest, kein Bruder in der Nähe, auch gegen 13 Uhr zeigte sich der Notkamera von Helmut und Ihrem Tagebuchschreiber vor Ort am Nest und im Nahrungsgebiet nur ein Jungstorch gegen 16:30 Uhr und beim Abflug um 17:44 Uhr offenbarte sich die gleiche Situation und das Ende der Geschichte kennen Sie ja bereits.

 
 
Das Paar
bei der Morgengymnastik..


Emma ohne Fritz

Immer noch allein
   

Wo ist Fritz?

Ich suche ihn mal!
   

Auch Pauline macht ihre
Aufwartung im Nest

Der kommt heute
nicht mehr!
 
28. Aug. 05

Die Situation zeigt sich am Morgen immer noch undurchsichtig. Wenigstens erweist sich das Wetter erstmals nach einigen Wochen wieder sommerlich und auch die Temperaturen sollten am Nachmittag annähernd der Jahreszeit entsprechende Werte aufweisen. Lange blieb es am Nest ruhig. Selbst Frühaufsteher fanden das Nest um 6:30 Uhr schon verwaist vor.


An diesen Anblick müssen wir uns langsam gewöhnen!

Emma, die die Nacht in ihrer Geburtsstätte zugebracht hatte, war sicher schon im Morgengrauen zur Nahrungssuche gestartet und deshalb selbst den Blicken von Nicht-Langschläfern entgangen.

Erst um 10:30 Uhr regte sich erstmals Leben am Nest. Der erste Storch des Tages war erschienen. Dabei handelte es sich nicht um den heiß ersehnten Fritz oder die flotte Emma, sondern Papa Georg durfte sich für Sekunden am Nest erfreuen, ehe eines seiner Kinder erschien und ihn flugs vom Nest vertrieb.


Georg besucht das leere Nest...

...und erhält prompt Besuch von Emma!

 Da ist nichts zu machen!, dachte der Storchenmann bei sich und suchte sich ein anderes Plätzchen für die vorgezogene Mittagspause in wärmender Sonne. Zwei Störche gleichzeitig im Nest sah man einige Male, wobei aber immer einer Papa Schorsch war.


Ein weiteres Zusammentreffen von Papa und Tochter!

Es bleibt dabei, dass Fritz auch heute nicht auftauchte und lediglich Emma öfters mal länger, mal kürzer vorbeischaute.


Emma gibt sich ein Stelldichein!

Ich denke, dass sich unser Ältester gestern auf die Abreise oder wenigstens auf einen längeren Ausflug begeben hat, über dessen weiteren Verlauf nur spekuliert werden kann. Er könnte mit einigen anderen Storchen in der Umgebung Dinkelsbühls Kontakt bekommen haben und mit ihnen ein Stückchen weiter gezogen sein. Ob dieses Vagabundieren gleich in den Wegzug mündet oder noch einmal zum Geburtsnest zurückführen wird, werden die nächsten Tage zeigen. Aber auch Georg und Pauline waren seit dem Morgen des 27. August nicht mehr gemeinsam am Nest. Es kann sehr gut sein, dass Pauline zusammen mit Fritz abgereist ist. Es ist denkbar, dass die überfliegenden Störche, die am 26. August Luftalarm ausgelöst hatten, danach im Gebiet von Dinkelsbühl rasteten und am nächsten Tag, dem 27. August, mit unserer Pauline und Fritz weiterzogen. Eine durchaus glaubhafte Geschichte, könnte sie für uns das Schicksal Fritzens und das gleichzeitige Verschwinden Paulines erklären helfen.

Im Laufe des Tages wurde also mehrmals Schorsch und immer nur ein Jungstorch, wahrscheinlich Emma, am Nest beobachtet. Als ich mich am Abend noch einmal in der Gegend um Dinkelsbühl umsah, konnte ich keine anderen Feststellungen machen. Nirgends gab es irgendwelche Spuren von Fritz und Pauline. Auch vom „Rest“ gab es nichts zu sehen. Lediglich vor den Toren von Schopfloch entdeckte ich das dortige Storchenpaar in den Wiesen an der Wörnitz.

Gegen 19:15 Uhr erschien Emma allein zur Übernachtung und sie blieb auch solo. Fast zeitgleich tauchte, allerdings nicht durch die Webcam beobachtbar, Schorsch auf. Er landete nicht am Nest, sondern bezog zunächst Posten auf der östlichen Zinne des Wörnitztores. Vom gleichen Standpunkt aus hatte er schon die Beringung beobachtet. Emma legte sich, wie sie es immer zu tun pflegt, ins Nest, so dass ich ihren Ring nicht ablesen konnte. Ich brach kurz vor 20 Uhr die Beobachtung vor Ort ab und versäumte dadurch den Abflug Georgs vom Wörnitztor und die anschließende 10-Sekunde-Visite bei Emma.

 
Georgs Kurzbesuch vor dem Schlafengehen!

Danach verschwand er vom Nest, um mit großer Sicherheit auf dem Giebel des ehemaligen „Cafe Haagen“ zu übernachten.

Der Zustand am Storchennest stellt sich heute am Abend wie folgt dar: Ein Jungstorch übernachtet im Nest, ein zweiter ist seit gestern Morgen nicht mehr am Nest beobachtet worden. Genauso verhält es sich mit Pauline. Auch sie verschwand in den Vormittagsstunden des gestrigen Tages. Warum sollte ihr Verschwinden und das von Fritz nicht ganz einfach in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen? Dass Geschwister nicht gemeinsam reisen, kommt immer wieder vor. Die Regel sieht zwar anders aus, aber bei Störchen gibt es eben viele Ausnahmen von der Regel. Und eine solche liegt in unserem Falle eben vor. Nicht mehr und nicht weniger! Dass die Partner eines Paares getrennte Wege gehen, ist da schon eine andere Sache.

 
29. Aug. 05

Adebar macht sich rar! Die Besetzungsverhältnisse um unser Storchennest bleiben nach wie vor undurchsichtig. Selbst für Experten – und davon gibt es unter unseren Seherinnen und Sehern eine ganze Menge – ist es ungemein schwer, einen einzelnen Storch, den wir im Nest zu Gesicht bekommen, eindeutig zu identifizieren. Auch mir gelingt dies natürlich auch nicht immer zweifelsfrei. Alt- und Jungstorch zu unterscheiden sollte und müsste aber kein Problem darstellen. Wenn man sich nicht ganz sicher ist, muss man eben nur einige Bilder abwarten, bis man Schnabelfarbe und Schnabellänge sowie die Färbung der Beine aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Danach ist eine Einteilung in „alt“ und „jung100%-ig gewährleistet. Wer aber nun wer ist, ist ein viel schwierigeres Problem und sicher kaum lösbar, ohne beide Alten oder beide Jungen im direkten Vergleich nebeneinander beobachten zu können. Dies ist seit dem Morgen des 27. August aber nicht mehr möglich, da seit diesem Tag nie mehr zwei Altstörche und zwei Jungstörche gemeinsam im Nest anzutreffen waren. Ich bin mir sicher, dass ab diesem Zeitpunkt auch ein Jungstorch und ein Altstorch nicht mehr in Dinkelsbühl am Nest oder anderswo aufgetaucht sind.

Beim Altstorch war ich mir im Prinzip von Anfang an sicher: Pauline ist verschwunden! Am Samstag, den 27. August,  konnte ich sie noch in Gesellschaft eines Jungen im „Brühl“ beobachten. Bald darauf muss sie abgezogen sein. Der seitdem gelegentlich am Nest erscheinende Altstorch ist also unser aller Schorsch! Warum er aber so selten ans Nest kommt und heute den ganzen Tag überhaupt nicht erschien, bleibt sein Geheimnis.

Erstes Fazit: Georg hält allein die Stellung!

Schon schwieriger ist die Identifizierung des noch vor Ort befindlichen Jungstorchs.

 

Das ist immer nur der Fritze!

Bisher ging ich davon aus, dass es Emma sei. Fritz traute ich einen Abflug nach einer Woche Flugfähigkeit schon eher zu als Emma, da sie doch erst zwei Tage später als Brüderchen diesen Schritt wagte. Für eine eindeutige Identifizierung wäre aber die Ablesung des Kennringes eine wichtige Voraussetzung und die war mir bis heute nicht geglückt. Bereits um 8 Uhr stand ich erstmals vergeblich vor dem alten Rathaus, doch Emma oder Fritz waren schon wieder verschwunden. Ähnlich erging es mir am frühen Nachmittag. Nachdem sich ein weiterer Jungstorch am Nest gezeigt hatte, ergriff ich zum zweiten Mal die Gelegenheit und düste geschwind nach Dinkelsbühl. Doch bei meiner Ankunft hatte sich der „Delinquent“ abermals verabschiedet. Die gleiche Situation stellte sich mir schließlich gegen 17:15 Uhr.


Wieder zeigt sich Fritz am Nest!

Wieder hatte sich Leben am Nest in Gestalt eines Jungen gezeigt. Also begab ich mich zum dritten Male in meine Nachbarstadt. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei! So auch bei mir. Ich hatte Erfolg. Wer stand da also im Nest? Die Ringnummer wies den Storch eindeutig als Fritz aus. Wer hätte das gedacht? Nicht Fritz hatte sich vorgestern mit Mama Pauline auf Reisen gemacht, sondern unsere Emma. Beide Frauen haben uns an diesem Tag verlassen. Ihr Tagebuchschreiber lag also mit seiner Einschätzung daneben.

Dass abwechselnd mal Emma und mal Fritz in den letzten Tagen am Nest erschienen sind, ist ausgeschlossen. Wenn beide Jungen noch vor Ort gewesen wären, wären sie im Laufe eines Tages ganz sicher auch gemeinsam einmal am Nest aufgekreuzt und hätten auf alle Fälle auch gemeinsam dort übernachtet. Man darf sich doch täuschen! Das gilt für mich genauso wie für alle, die sich überaus fleißig und konstruktiv um Unterscheidungskriterien bemüht und immer wieder neue Varianten gefunden haben. Aber ohne direkte Vergleiche kann man eigentlich nur scheitern. Ein Storch, in diesem Falle nun unser Fritz, kann sich innerhalb weniger Minuten von einem schlanken Störchlein in einen kräftigen und gänzlich anderen Storch verwandeln. Je nach Körperspannung, je nach Standpunkt im Nest und je nach Blickwinkel, den er zum Betrachter einnimmt, sehen Körpermerkmale mal so und dann wieder anders aus. Die Sonneneinstrahlung tut ein Übriges und dann kann ein Schnabel schon schwärzlich glänzen, auch wenn er in Wirklichkeit rot ist oder umgekehrt. Es steht definitiv fest (Ringablesung!), dass der heutige Abendstorch Fritz war. Aus dieser Tatsache folgert nun fast zwangsläufig, dass auch die anderen Festsstellung der letzten 48 Stunden Fritz betrafen.

Immer, wenn Sie oder ich Emma sagten, war es in Wirklichkeit der Fritze. Ansonsten waren unsere Einschätzungen richtig. Wünschen wir also ab heute Emma und Pauline einen guten Flug und dem Fritze wünschen wir, wenn er sich eines Tages aus dem Staub macht ebenfalls das Beste.

Was sich abends und in den Stunden nach Einbruch der Dunkelheit abspielte, kann ich ebenfalls nur schwer erklären. Auch schon gestern verhielt sich Fritz nach seiner abendlichen Einkehr im Nest sehr unruhig. Diese Unruhe wiederholte sich heute allerdings in nicht erklärbarer Weise und um vieles intensiver als am Vortag. Ständig machte Fritz einen langen Hals, lief unruhig hin und her, blickte nach links und rechts und auch nach unten. Als „Krönung“ ging er in seiner Unruhe so weit, dass er Hals über Kopf abflog.


Sehr unruhig heute!

Der erste nächtliche Abflug
   

Wieder zurück

Immer noch große Unruhe

Dies wiederholte er einige Male, wobei er nach wenigen Minuten erneut am Nest zur Stelle war. Gegen 21:20 Uhr, eine gute halbe Stunde war vergangen, flog Fritzi ein letztes Mal ab und kehrte danach nicht wieder zum Nest zurück.


So blieb es die ganze Nacht!

Dieses eigenartige Verhalten des Jungstorchs in Verbindung mit ständigen Abflügen war für mich Signal, die Lage vor Ort zu kontrollieren und so fuhr ich ein letztes Mal nach Dinkelsbühl. Bei meiner Ankunft gab es lediglich Kontakt mit Georg. Der thronte, wie gewohnt, auf dem Dachfirst des Hauses gegenüber dem Storchennest. Doch Fritz war nirgends in der Nähe zu entdecken.  An einem Haus neben der Schranne am Weinmarkt stieß ich auf die Drehleiter der Feuerwehr. Für die anstehende neue Illumination des Münsters St. Georg, die offizielle „Einweihung“ findet am 10. September statt, wurde auf dem Dach eines Hauses ein Scheinwerfer montiert. Vielleicht gab es eine halbe Stunde vorher auch in der Nähe des alten Rathauses eine durch eine Scheinwerferinstallation bedingte Störung, die unseren Fritz zum Abflug und schließlich zum gänzlichen Verschwinden bewogen hatte. Ich durchfuhr an diesem Abend noch viele Straßen Dinkelsbühls mit meinem Auto, eine Spur von Fritz fand sich aber leider nicht. Was käme noch als Störfaktor in Frage? Waren es die Leute von der Feuerwehr? Kaum zu glauben! Waren es die Versuche am Münster, die vielen Strahler in die richtige Position zu bringen? Georg jedenfalls schien dies nichts auszumachen, denn er saß ruhig und wie immer an seinem Schlafplatz. Störte Fritz vielleicht ein Steinmarder, der sich vom Dachboden des alten Rathauses aus Zugang zum Dach verschafft hatte? Auch kaum glaubhaft!

Fest steht: Fritz flog gegen 21:20 Uhr letztmals vom Nest und übernachtete nicht darin. Wo sein zweiter Übernachtungsplatz war, konnte ich nicht ermitteln.

Georg aber verbrachte die Nacht auf dem Dachfirst des Cafes Haagen. Von Pauline und Emma konnte ich ebenfalls keine Spuren finden, das bedeutet, dass sie mit Sicherheit nicht mehr da sind.

Ein ereignisreicher Tag, der eigentlich langweilig begonnen hatte, ging überaus ungewöhnlich zu Ende.

Dabei gönnte ich mir zwischen all den Ereignissen noch einen kleinen Ausflug in eine ebenfalls sehr romantische Stadt im Landkreis Ansbach. Statt ihren Namen zu nennen, füge ich zwei Bilder bei. Damit sollte es vielen meiner Leser möglich sein, mein Ausflugsziel zu benennen.


Romantik pur?!

 
30. Aug. 05

Nach seiner nächtlichen Flucht blieb Fritz heute den ganzen Tag dem Nest fern, so dass dieser gestrige Abflug zu unbotmäßiger Zeit wohl das Signal für die Abreise war. Bleibt uns schließlich nun als einziger Verbliebener der Familie der Schorsch zum Beobachten übrig. Und er bot uns heute genug Gelegenheit, ihn von allen Seiten und nach allen Regeln der Kunst zu betrachten.

Schorsch musste nach seinem morgendlichen Abflug vom Dach des Cafes bald zum Nest zurückgekehrt sein, denn im ersten Licht der aufgehenden Sonne stand er schon im Nest.


In voller Größe bei der morgendlichen Toilette!

Vielleicht nutzte er auch gleich den dortigen „Leerstand“ und wechselte als erste „Amtshandlung“ ins nach Wochen wieder einmal unbesetzte Nest, um sich dort auszubreiten. Kein quengelnder Nachwuchs mehr, keine Pauline, die ebenfalls ihr Recht fordert! So zeigte er sich heute – mit Unterbrechungen – über viele Stunden am Nest und zur Krönung verbrachte es die ganze Nacht – und dies war nach langer Zeit ein weiteres Novum – in der nun leeren, ehemaligen Kinderstube.


Schon wieder Schorsch

am Vormittag
   

am Mittag

Einflug zum Übernachten


Nachtaufnahme mit Schorsch

Die schnelle Familienauflösung mag viele, mich eingeschlossen, schon überrascht haben. Aber eine günstige Wetterlage in den vergangenen Tagen und die fortgeschrittene Zeit sollten den Drang zum Abzug in dieser Weise beschleunigt haben. Dass eine Familie derart zerteilt auf die mehr der weniger lange Reise geht, ist nicht ungewöhnlich, im Falle von Fritz und Emma dagegen schon ein bisschen. Häufig reisen Geschwister zumindest den ersten Teil der Strecke gerne zusammen. Das weiß man aus den Ergebnissen der Satellitentelemetrie. In welcher Richtung die „Teilfamilien“ nun abgezogen sind, bleibt spekulativ. Fränkische Störche verfügen beim Zug über zwei Varianten. Diese sind genetisch festgelegt und entscheiden über die Abzugrichtung. Die eine Fraktion zieht Richtung Südwesten (Westzieher) ab. Über Baden-Württemberg wird der Rhein zwischen dem Bodensee und dem Schwarzwald angesteuert, das Schweizer Mittelland durchquert und ab dem Genfer See der Rhone gefolgt. Über Lyon führt der Weg südsüdwestwärts und trifft westlich der Camargue auf die Küstenregionen des Mittelmeeres. In südwestlicher Richtung wird die Gebirgskette der Pyrenäen erreicht  und über eine Passhöhe in den östlichen Gebirgsausläufern überquert. An Lerida vorbei halten sich die meisten Störche ein gutes Stück von der Küste entfernt. Diese erreichen sie erst wieder am Ende ihrer Reise. An den großen Mülldeponien von Cadiz, Sevilla und Huelva in Andalusien verbringen immer mehr Störche die Wintermonate. Wer dennoch den Sprung nach Afrika wagt, tut dies in der Nähe von Tarifa an der Meerenge von Gibraltar. Auf spanischer Seite schrauben sich die Störche bei guter Thermik und Schiebewind in die Höhe, um im Segelflug die etwa 15 Kilometer Meer zu überwinden. Anschließend halten unsere Störche eine konstant südliche Richtung ein, die sie in etwa einer Woche ohne Nahrungsaufnahme in jeweils 300 Kilometer langen Tagesetappen über die größte Wüste der Erde in die westafrikanischen Winterquartiere zwischen Senegal, Mauretanien, Mali, Niger und Nigeria bringt.

Die andere Fraktion zieht von Dinkelsbühl in südöstlicher Richtung (Ostzieher) ab. Wie der Zug hier verlaufen könnte, habe ich unter der Rubrik „Reisebericht“, diesen Button finden Sie unter dem Bild der Webcam aus dem Storchennest, einmal zusammengestellt. Das Ende des Weges fehlt zwar noch, aber sie erhalten dennoch einen schönen Eindruck der langen Reise. Endstation ist für die meisten unserer Störche, die uns auf der Ostroute verlassen, das Mündungsgebiet von Weißem und Blauem Nil im Sudan. Dass von dort aus auch „Abstecher“ in den Tschad, nach Äthiopien, Eritrea und weitere Länder möglich sind, darf nicht verschwiegen werden. Und selbst bis Südafrika kann der Weg führen, wie uns Prinzesschen ja schon einige Male demonstriert hat. Den bisher einzigen Beweis der eingeschlagenen Route eines Dinkelsbühler Ringstorches liefert ein Fund aus dem Jahr 1959. Damals wurde ein Junges tot aus dem spanischen Teil der Pyrenäen zurückgemeldet.

Junge sollten sich nun, da sie das gleiche Genpotenzial besitzen, in der Wahl der Zugrichtung einheitlich verhalten, auch wenn sie zu unterschiedlichen Zeiten abfliegen. Bei den Alten sehen die Verhältnisse schon wieder anders aus. Hier kann der Fall eintreten, dass „Er“ nach Spanien fliegt und „Sie“ in Südafrika ihre Reise beendet. Diese konnte über Jahre hinweg bei den einen Satellitensender tragenden Störchen Jonas (Spanien) und Prinzesschen (Südafrika) nachgewiesen werden.

Für mich galt es – es sind ja schließlich Ferien – zusammen mit Sohn Lucas erneut, einen kleinen kulturellen Ausflug zu „überstehen“. Mach ich sehr gerne und tut nach so viel Storch auch mal gut. Wir besuchten die Klosterkirche in Maihingen, im Landkreis Donau-Ries zwischen Dinkelsbühl und Nördlingen gelegen. Vor allem die berühmte „Baumeister-Orgel“, fertig gestellt 1737, hatte es uns angetan. Sie ist diejenige barocke süddeutsche Orgel mit dem höchsten Originalitätsgrad und daher ein einzigartiges Klangdenkmal mit einem strahlenden, weich-schwebenden Klangeindruck in dem akustisch exzellenten Kirchenraum.


Die Baumeister-Orgel

Danach war es fast selbstverständlich, das interessante, liebevoll und nach modernsten museumspädagogischen Gesichtspunkten eingerichtet Rieser Bauernmuseum zu durchstreifen.


Im Rieser Bauernmuseum: Viehmarkt

Wer von Ihnen während eines Storchenaufenthaltes in Dinkelsbühl nach Sehenswertem verlangt, ist mit diesen knapp 20 Kilometer entfernten Maihinger Juwelen bestens bedient.

 
31. Aug. 05

Schorsch befindet sich kaum wieder einmal längere Zeit – eine Übernachtung eingeschlossen - im Nest, schon hinterlässt er zahllose Federn seines Kleingefieders. Wir kennen dies schon vom Beginn der Brutzeit. Auch damals mauserten sich Georg und Pauline über Gebühr. Danach trat während der achtwöchigen Jungenaufzucht eine Pause ein, um unnötige Energien zu sparen. Nachdem diese Energieersparnis nun nicht mehr notwendig ist, entledigt sich Schorsch einiger verbrauchter Federn. Da es sich hierbei nicht um solche des Großgefieders handelt, ist die Flugfähigkeit durch diese Maßnahme nicht beeinträchtigt. So beglückt uns unser treuer Georg zum Abschluss seines Sommeraufenthalts mit einem schmucken Federteppich, der schon eher an die Verhältnisse nach dem ersten Schneefall erinnert.

 
Bei der Morgentoilette umgeben von „Schnee“

Auch tagsüber hielt unser „Letztstorch“ über viele Stunden die Stellung im Nest und fleißige Körperpflege – hier eifriges Durchknabbern zahlloser Federn – bescherte uns dann den einen oder anderen Zuwachs an „Schneeflöckchen“. Die Hoffnung stirbt zuletzt! So bezog unser Dauergast zu Beginn der Dämmerung sein Nest und legte eine weitere Übernachtung hin.


Guten Abend, Schorsch!

Wie lange wird Schorsch noch die Stellung halten?


Auch das Nest braucht ein
wenig Auffrischung!

Tschüss,
erst mal!

Das Wetter bescherte uns und ihm einen traumhaften Tag mit Sonne pur und angenehmen Temperaturen von annähernd 30 Grad. Es wäre nur zu verständlich, wenn sich Schorsch bei hervorragender Thermik demnächst verabschieden würde, um die ersten Tagesetappen verhältnismäßig zügig hinter sich zu bringen.

So lange allerdings werden sich unsere Blicke jeden Abend aufs Nest richten und die bange Frage einschließen: Kommt er oder kommt er nicht?

Hatte Schorsch heute noch einmal Besuch im Luftraum über dem Nest? Sein Verhalten deutete allerdings auf gewisse Misslichkeiten hin.

 
Hat man hier nicht mal seine Ruhe?

Im nur 6 Kilometer von Dinkelsbühl entfernten Nachbarort Schopfloch harrt das Storchenpaar immer noch aus. Könnten  es die beiden gewesen sein, derer Schorsch ansichtig wurde? Die Beruhigung folgte jedoch schnell und er widmete sich fortan der Gefiederpflege.

 
01. Sep. 05

Schorsch gab uns auch zum meteorologischen Herbstanfang noch einmal die Ehre. Dass er sich nach Sonnenaufgang den interessierten Frühaufstehern in aller Schönheit auf einem Federbett präsentierte, konnte noch nicht überraschen.


Schorsch zu
Herbstbeginn!

Da macht sich einer schick für den
ersten Tagesausflug

Da war es dann aber doch ein feiner Zug, ihn auch untertags ab und an im Nest anzutreffen. Wollte er sich noch einmal vor der Abreise von allen bewundern lassen.


So sah es zwischendurch aus!

So hatten wir es schon lieber!

Fast hatte es den Anschein! Doch kurz nach 20 Uhr erblühte eine weiße Rose, Schorsch war ein weiteres Mal zurückgekehrt und richtete sich auf eine neue Nacht ein.


Abendlicher Einflug

Nachtschläfer

Auch in den Nachbarnestern von Dinkelsbühl, nämlich in Schopfloch und Mosbach, regte sich an diesem Abend ebenfalls noch Leben. Obwohl das Schopflocher Paar gar keinen Nachwuchs groß zu ziehen hatte, hält es dem Ort die Treue. Sage noch einmal einer, dass erfolglos brütende Paare sich früher auf die Rückreise machen!

Da liegt der Fall in Mosbach schon ein wenig anders. Das Paar war bereits Mitte März komplett und begann Ende März mit der Eiablage. Fünf Junge schlüpften in der ersten Maiwoche, vier flogen Mitte Juli aus und nachdem einer am 25. Juli tödlich verunglückte, blieben drei für den Abzug ins Winterquartier übrig. Dieser Abflug erfolgte am 26. August. Die Eltern harren aber unentwegt am Nest aus und legten heute eine weitere Übernachtung hin. Auch dieses Paar könnte schon längst auf Wanderschaft sein.

 
2. Sep. 05

Es wurde der (vorläufig?!) letzte Tag, an dem es an unserem Nest einen Storch zu sehen gab: Abzugstermin von Schorsch demnach am 2. September in den Vormittagsstunden. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn das Nest plötzlich leer steht und leer bleibt. Seit dem 8. März durften wir das Geschehen beobachten und Freude und Leid mit unseren Bewohnern auf dem alten Rathaus teilen. Dass das Brutgeschäft erst am 16. Mai begann, war einen kleine Sensation. Dass der Abzug der Störche ins Winterquartier so schnell erfolgte, war eine nicht minder große Überraschung. Eher tendierte ich zu der Auffassung, dass sich der Abzugstermin der Storchenfamilie bis weit in den September hineinziehen würde. Damit lag ich falsch und das war auch gut so.

Der Trennungsschmerz sollte aber dennoch bald behoben sein. Es geht auf unserer Website weiter. Sie werden auch in der storchenlosen Zeit über Störche informiert und vielleicht müssen wir ja gar nicht bis zum Frühjahr warten, bis ein neuer Storch am Nest erscheint. In den letzten Jahren gab es regelmäßigen Storchenbesuch auch in den Wintermonaten. Dennoch möchte ich einen imaginären Wettbewerb ausrufen mit der Überschrift: Wer sieht den nächsten Storch im Nest?

Heute wurden in der Ausgabe Nr. 36 der Fernseh-Programmzeitschrift „Funk Uhr“ die restlichen fünf nominierten Kadidaten für den „Deutschen Tierschutzpreis 2005“ veröffentlicht. Damit ist die Kandidatenliste komplett, so dass Ihr Favorit gewählt werden kann. Wer sich für Ihren Tagebuchschreiber, er ist einer der Nominierten, entscheiden kann und seine Stimme für ihn abgeben will, kann dies auf zweierlei Art und Weise tun.

  1. Er kann unter der Rufnummer 0190/241404 anrufen.
  2. Er kann eine Karte senden an
    „Funk Uhr“, Kennwort „Tierschutzpreis“,
    20753 Hamburg
    und auf die Rückseite „Vorschlag Nr.4, Thomas Ziegler“ schreiben

Einsendeschluss ist der 16. September 2005.

Sollte es, nicht zuletzt auch mit Ihrer Hilfe, für einen Preis reichen, fließt das Geld selbstverständlich in die Arbeit mit der Storchenkamera.

Unser Schorsch verbrachte also die letzte Nacht in seiner Behausung. Im noch schwachen Licht der Morgendämmerung gelangen unseren versierten Schnappschießerinnen die ersten Belege der Noch-Anwesenheit unseres Schorschs.


Erwachen in der Dämmerung

Ob ich heute abreisen soll?

Doch danach ging es rasend schnell. Nach einer letzten Nestinspektion und einer letzten Schicht in Gefiederpflege breitete er um 6:55:55 Uhr seine Flügel aus und sagte leise Servus.


Das letzte Bild mit Schorsch

Er kam nicht wieder! Alles Warten half diesmal nichts mehr. Auch am Abend blieb Schorsch aus. Damit hatte er sich endgültig verabschiedet und Dinkelsbühl den Rücken gekehrt.


Das leere Nest nach Einbruch der Dunkelheit

Anders verhält es sich weiterhin in Mosbach: Beide Elternstörche verbrachten eine weitere Nacht in ihrem Nest auf dem Kamin der ehemaligen Molkerei.

 
03. Sep. 05

Der erste Tag ohne eine Storchensichtung am Nest. Schorsch hat sich also endgültig verabschiedet. Wer noch gehofft hatte, dass er es sich anders überlegen könnte, musste enttäuscht werden.


Mit Federn geschmückt!

Carola schrieb im Gästebuch, dass sie über Dinkelsbühl gegen Abend drei Störche haben fliegen sehen. Sicher ein Zeichen für umfangreiche Zugbewegungen, die im Augenblick im Gange sind und die auch unseren Schorsch mitgerissen haben.

In Mosbach konnte sich das Storchenpaar aber immer noch nicht zu diesem Schritt bewegen lassen. Beide Partner des Paares konnten kurz nach 20 Uhr in den Wiesen vor dem Ort auf der Nahrungssuche angetroffen werden. Sicher flogen sie danach zum Nest, um darin eine weitere Nacht zuzubringen.

Unser Nest steht also leer. So ganz stimmt diese Aussage aber nicht, denn schon heute fanden – keineswegs überraschend – die ersten Dohlenbesuche statt. Doch eine Haustaube aus einem Taubenschlag aus der Umgebung machte eine Zwischenlandung bei Storch & Co.


Taubenbesuch!

Es werden weitere folgen und auch aus diesem Grund lohnt sich ein gelegentlicher Blick ins Storchennest. Und Sie wissen ja! Das Tagebuch wird auch in der Zeit ohne Störche nicht versiegen, sondern mit Neuigkeiten aufwarten!

 
04. Sep. 05

Thomas Joas, Ortsvorsitzender der Ortsgruppe Dinkelsbühl im Bund Naturschutz, wandte sich neulich im Gästebuch mit nachfolgendem Aufruf an meine Leser. Ich möchte diesen Aufruf hiermit am Ende des Eintrages noch einmal in Erinnerung rufen und um fleißiges Abstimmen bitten. Ich weiß, dass die meisten dem Aufruf bereits nachgekommen sind und für Ihren Tagebuchschreiber votiert haben.

Vielleicht kennen Sie jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis, dem Sie ein ähnliches Abstimmungsverhalten noch nahe bringen können.

Störchisches Leben existierte auch am heutigen Sonntag nicht mehr im Nest auf dem alten Rathaus. Dagegen halten die Störche in Mosbach ( gut 10 Kilometer von Dinkelsbühl entfernt) ihrem Nest die Treue. Auch am einen oder anderen Webcamnest gibt es noch Störche zu bewundern, so dass für die Süchtigen unter Ihnen doch noch Möglichkeiten bestehen, nach dem Besuch auf unserer Website dorthin zu wechseln. Ich denke da im Augenblick vor allem an die Kameranester in Schrobenhausen (http://www.neusob.de/storch-sob/index.htm), Rieschweiler-Mühlbach (http://www.pfalzstorch.de/bilder/live3_a.html) und Isny (http://www.isny.tv/). Dort harren nach wie vor die Horstpaare an ihren Nestern aus, während die Jungen (soweit es überhaupt Nachwuchs gab) schon abgezogen sind.  

Hier folgen nun, wie versprochen, die Modalitäten zur Wahl Ihres Kandidaten für den Deutschen Tierschutzpreis, wie sie Thomas Joas im Gästebuch erfasst hat.

Hallo Storchenfreunde,

nachdem nun alle Kandidaten für den Deutschen Tierschutzpreis bekannt sind, möchte ich noch einmal für den 4. Kandidatenvorschlag werben: Thomas Ziegler.

Wer ihn unterstützen möchte, kann dieses mit dem Anruf folgender Nummer tun: 0190 24 14 04 (0,62 Cent/Min.)

Es geht auch eine Karte mit Vorschlagsnummer (Nr. 4) und Namen Thomas Ziegler an...
FUNK UHR
Kennwort "Tierschutzpreis"
20753 Hamburg.

Dabei kann eine Kreuzfahrt gewonnen werden. Einsendeschluss ist der 16. September.

Wer möchte, kann in seinem Bekanntenkreis die Werbetrommel rühren

Wer nicht über die Ausgabe Nr.35 der „Funk Uhr“ verfügt, kann unter dem folgenden Link den ersten Teil der Kandidatenvorstellung noch einmal nachlesen.

Tierschutzpreis

 
5. Sep. 05

Es fällt nicht ganz leicht, meine Stimmungslage nach dem Ausbleiben unserer Storchenfamilie zu beschreiben. Da hilft es schon ein wenig weiter, sich über die Nominierung zum Deutschen Tierschutzpreis zu freuen. Diese Tatsache wird morgen auch die Lokalausgabe unserer Heimatzeitung „Fränkische Landeszeitung“ zum Anlass nehmen, über ihren Tagebuchschreiber zu berichten. Die „Funk Uhr“ und die Modalitäten der Abstimmung werden dabei aber keine Rolle spielen und auch nicht weiter erwähnt.

Das tolle Wetter lässt mich in der Zwischenzeit auch mal auf der faulen Haut liegen und die letzten Ferientage genießen.

In den nächsten Einträgen darf ich Sie hin und wieder durch die schöne Stadt Dinkelsbühl führen und Ihnen die Lebensgeschichte des einen oder anderen Storches einmal kurz vorstellen. Mit beiden neuen Serien möchte ich heute beginnen.

Werfen Sie mit mir einen ersten Blick in das Innere des Münsters Sankt Georg, das als Namensgeber unseres Storchenpapas Georg diente. Wenn man den Kirchenraum betritt, und sich nach Westen wendet, wird man auf die wunderschöne, neue Orgel der Firma Rieger aus Schwarzach in Vorarlberg aufmerksam. Seit 1997 hat sich die Neuschöpfung in den Gottesdiensten sowie in zahllosen Konzerten bestens bewährt und deutlich gemacht, dass die Disposition dem großen Kirchenraum bestens angepasst wurde. Bei drei Manualen verfügt die Orgel über 58 Register.


Rieger-Orgel

Vom Altrathausplatz aus baut sich das mächtige, aus dem 14. Jahrhundert stammende und damit auch älteste Steingebäude der Stadt – das alte Rathaus – vor dem Betrachter auf. Als besondere Zier trägt es seit Menschengedenken ein Storchennest. Das heutige Nest wurde nach einer Vakanz von 25 Jahren im Jahre 1993 wieder besiedelt.


Abschied mit Wehmut

Wendet man sich nach Osten blickt man auf das Wörnitztor der Stadt, das von den Fassaden der Bürgerhäuser malerisch umschlossen wird. Als ältester Torturm der Stadtbefestigung besticht er durch seine Bossenquader aus dem 13./14. Jahrhundert sowie durch seine Spätrenaissancegiebel.


Am Wörnitztor...


Giebelspiele

In Mosbach hat unsere Storchendame ihren Gemahl im Laufe des Tages verlassen. Der Mann schlief erstmals in dieser Nacht alleine im Nest. Mal sehen, wie lange er uns noch die Ehre gibt. Im Nachbarort Schopfloch übernachtet das Storchenpaar erneut gemeinsam im Nest.

Die Lebensgeschichte der Störchin ist es wert, hier etwas näher beschrieben zu werden.

Ihre Wiege stand 1993 im sächsischen Schkeudiz. Wer auf der A9 von Nürnberg nach Berlin reist, wird das Schkeuditzer Kreuz ganz in der Nähe des Flughafens Leipzig/Halle schon einmal passiert haben. Unweit dieses Kreuzes beringte am 30. Juni 1993 ein sächsischer Ornithologe einen Jungstorch mit der Ringnummer Hiddensee KA 2224. Es dauerte danach drei Jahre, bis wieder etwas von diesem Storch in Erfahrung zu bringen war. Ihr Tagebuchschreiber konnte diesen Ringstorch am 23. Mai 1997 in Gerolfingen, Kreis Ansbach zusammen mit einem unberingten Partner ablesen. Die beiden besuchten für zwei oder drei Tage die neu errichtete Nestanlage, blieben aber nicht und verschwanden, so schnell wie sie gekommen waren, wieder. Am 26. Mai 1997 tauchte dasselbe Paar für einige Stunden in Oettingen, Kreis DON auf. Es hatte sich also weiter wörnitzabwärts orientiert, blieb aber auch dort nicht sesshaft, sondern verschwand. Die nächste Feststellung dieses Storches gelang mir im darauf folgenden Jahr. In Weiltingen, ebenfalls ein Ort an der Wörnitz, hatte sich 1998 ein Paar eingefunden, dessen Partner beringt waren. Im Vorjahr gab es keinen Ringstorch im Nest, also waren jetzt zwei neue Störche an der Brut beteiligt. Wie die Ablesung ergab, trug das Weibchen den Ring Hiddensee KA 2224.


Die Störchin bei ihrer ersten Brut in Weiltingen

Im Alter von 5 Jahren schickte es sich nun an, die erste Brut zu zeitigen. Das Unterfangen gelang und ein Junges wurde großgezogen. Doch am 28. Juni verunglückte ihr Partner in der Nähe des Nestes, wurde von mir flugunfähig eingefangen und in Pflege gebracht. In der Zwischenzeit versorgte das Weibchen ohne Probleme das einzige, etwa vier Wochen alte Junge. Am 10. Juli, die Flügelverletzung des Männchens war auskuriert, brachte ich den Storchenmann von der Pflegestation zurück an seinen Brutort. In den Wiesen vor dem Ort, mit Blick zum Nest, entließ ich den Rekonvaleszenten aus seiner Transportkiste. Was sich danach ereignete, gehörte mit zu den schönsten Erlebnissen. Kaum hatte „Er“ die ersten Schritte getan, schwang er sich in die Lüfte und nahm schnurstracks Kurs auf das etwa 1 Kilometer entfernte Nest. Vom Partner war zu diesem Zeitpunkt nichts zu sehen. Doch kaum hatte er die Hälfte der Strecke bewältigt, erschien wie aus dem Nichts der Storchenmann. Während Eindringlinge ansonsten massiv angegriffen und aus dem Gebiet verjagt werden, geschah nichts dergleichen. Im ruhigen Flug nahmen nun beide Kurs auf das Nest und landeten kurz nacheinander in demselben. Großartig! Sie hatte ihn sofort als ihren Partner erkannt und deshalb ganz anders reagiert als beim Erscheinen eines Fremdstorches.

Im nächsten Jahr suchte ich nach Hiddensee KA 2224 vergeblich. In Weiltingen brütete ein anderes Weibchen und auch im weiten Umfeld hatte die Storchendame kein Nest bezogen. War sie im Winterhalbjahr auf der Strecke geblieben oder war sie weit außerhalb meines Beobachtungsgebietes heimisch geworden?

Die Antwort brachte das Jahr 2000. Unsere Storchendame hatte sich erneut in Weiltingen niedergelassen. Als mir am 1. Mai 2000 die Ablesung gelang, brütete sie mit einem unberingten Partner. Später flogen vier Junge aus, von denen eines in Nestnähe Opfer eines Strommasten wurde.

Für eine weitere Überraschung sorgte die Sächsin ein Jahr später. Sie siedelte ein weiteres Mal um, denn in Weiltingen, ihrem alten Brutplatz, war sie nicht mehr erschienen. Ich entdeckte sie ein gutes Stück entfernt am 17. April 2001 mit einem beringten Partner in Ornbau an der Altmühl. Sie war also in ein anderes Flusstal gewechselt, blieb aber dem Landkreis Ansbach treu. Ihre Brut am neuen Ort verlief erfolgreich und drei Junge konnten ausfliegen. Doch mit dieser kurzen Visite am neuen Ort war es dann auch schon wieder vorbei.

 
Bei ihrer Brut in Ornbau auf Nachbargiebel abstehend

Offenbar war unser Weibchen 2002 auf der Suche nach einem Brutplatz in die Gegend von Weiltingen zurückgekehrt, fand aber das dortige Nest Ende April schon besetzt vor und wich deshalb auf den Nachbarort Wilburgstetten aus. Dort war auf dem Kirchturm mit meiner Unterstützung eine Nisthilfe angebracht worden, die Bauarbeiten jedoch weiter im Gange. Dennoch trotzten die Sächsin und ihr später erscheinender Gemahl den Unbilden der Bauarbeiten, hielten das Nest den ganzen Sommer besetzt, brüteten aber nicht.


Störchin arrangiert sich sogar mit Baugerüst

Ich staunte nicht schlecht, als ich Hiddensee KA 2224 am 28. April 2003 in Schopfloch entdeckte. Auch dieser Ort zählt erst seit wenigen Jahren zu den Storchenorten des Landkreises Ansbach. Zu einer Brut war es dort bisher noch nie gekommen. Da stand sie nun wieder an einem anderen Nest in einem anderen Ort mit einem unberingten Partner und beabsichtigte, eine Brut zu beginnen. Das Unterfangen glückte und einige Wochen später konnte ich erstmals in der Schopflocher Geschichte drei Junge beringen, die auch alle ausflogen.


Zur Brut in Schopfloch bereit! Das Weibchen steht links

Nun endlich schien die Storchenfrau sesshaft geworden zu sein. Auch im vergangenen Jahr 2004, im Alter von nunmehr 11 Jahren, kehrte sie nach Schopfloch zurück, doch aus unerfindlichen Gründen kam es zu keiner erfolgreichen Brut. Das gleiche Schicksal muss nun auch für das Jahr 2005 vermeldet werden. Am 11. Mai, es hatten schon viele Kämpfe stattgefunden, konnte ich sie abermals in Schopfloch nachweisen. Zusammen mit einem unberingten Partner hält sie nun seit Mai die Stellung, mit einer Brut klappte es aber wieder nicht. Heute Abend übernachteten die Sächsin und ihr Mann erneut im Nest und sie erhoben nicht den Anschein, als dass sie demnächst ihre Brutheimat verlassen würden.

Die Störchin hat bis heute schon ein recht unstetes Leben hinter sich und es ist nicht auszuschließen, dass ich ihren Lebenslauf noch weiter fortschreiben kann.

Mit vier Jahren, durchaus im erwarteten Rahmen, machte sie sich erstmals auf, eine Familie zu gründen. Mit fünf gelang es ihr erstmals. Mit sechs Jahren legte sie offenbar eine Brutpause ein, denn in Franken hat sie sicher nicht gebrütet. Mit sieben Jahren kehrte sie an ihren alten Brutplatz zurück, den sie aber im nächsten Jahr schon wieder wechselte. Auch am neuen Platz blieb sie nur ein Jahr, ebenso hielt sie es ein Jahr später. Erst mit 10 Jahren wurde sie sesshaft und blickt nun schon auf drei Jahre Schopfloch zurück.

In neun Brutzeiten gelangen der Sächsin allerdings nur vier erfolgreiche Bruten mit zusammen 11 ausfliegenden Jungen. Nicht besonders gut und nicht besonders spektakulär. Es bleibt zu hoffen, dass KA 2224 noch möglichst lange nach Schopfloch zurückkehrt und ihr noch reichlich Nachwuchs beschieden sein möge.

 
06. Sep. 05

Wie versprochen erschien heute der angekündigte Bericht über Ihren Tagebuchschreiber in der „Fränkischen Landeszeitung“. Ich lege Ihnen diesen zum Studium bei und hoffe, dass er Ihnen gefallen wird.

Mit einer weiteren Medienpräsenz konnte am 1. September unsere Storchenkamera aufwarten, der ich in diesem Tagebucheintrag mit der Veröffentlichung des Artikels nachträglich meine Referenz erweise. Die WIB (Woche im Blick), eine mit einer Auflage von 86 000 Exemplaren wöchentlich erscheinenden Werbezeitung, erinnerte an das Storchentreffen sowie an die ersten Flugversuche von Fritz und Emma.

Beide Ereignisse liegen nun schon eine ganze Weile zurück und in einer Woche werde ich wieder von neuen Schulanfängern umschwärmt werden. Dieser Schritt bedeutet nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihren Lehrer eine nicht unbedeutende Umstellung und ziemlich stressreiche Zeit. Packen wir es gemeinsam an!

Storchenkamera und Tagebuch werden in den darauf folgenden Wochen einen schönen Ausgleich für den Schulalltag darstellen und auch die Planungen und die notwendigen Arbeiten für die Neuerungen auf dem Gebiet der Technik und der Übertragungen aus dem  Storchennest werden für das Team nicht ohne zusätzliche Arbeit verstreichen.

Nachdem nun der Hauptansturm auf unsere Website etwas nachgelassen hat, möchte ich es dennoch nicht versäumen, noch einmal an Ihre Spendenbereitschaft zu erinnern.

Unsere Storchenfamilie befindet sich in ihrer Gesamtheit auf Reisen. Wie wäre es da mit einem kleinen Reise- und Verpflegungszuschuss in Gestalt einer beliebigen Zuwendung auf unser Konto mit der Nummer 130 236 128 bei der Sparkasse Ansbach BLZ 765 500 00 unter dem Stichwort „Storchennest“?  Georg, Pauline, Fritz und Emma sowie das Team der Storchenkamera werden es Ihnen zu danken wissen.

Geben Sie sich noch einmal einen Ruck! Mit Ende der Urlaubszeit sollten die einen oder anderen pekuniären Reserven nach Verteilung rufen! Bei uns sind diese bestimmt nicht schlecht angelegt.

 
07. Sep. 05

Das Nest hatte heute wieder einmal Besuch eines munteren schwarzen Gesellen. Eine Dohle hatte sich, ohne Schaden anzurichten, für kurze Zeit das Storchennest als Sonnenterrasse ausgesucht. Nach wie vor hält das Traumwetter mit hohen Temperaturen an und veranlasste den Storchenmann aus Mosbach dennoch nicht, die Abreise anzutreten. Heute Nachmittag stand er seelenruhig im Nest und genoss die sommerliche Wärme.

Begleiten Sie mich ein wenig durch die schöne Stadt Dinkelsbühl und lassen Sie mich mit einigen Aufnahmen aus der Vogel-, sprich Storchenperspektive aufwarten.


Blick nach Westen mit Segringer Tor..


Blick nach Westnordwest zum Grünen Turm,
dem höchsten Turm der Stadtbefestigung..


Dinkelsbühls schönstes Fachwerkhaus, das Deutsche Haus


Der Barockgiebel des Gasthauses „Zur Glocke“

Über einen weiteren Besucher des Nestes wurde im Gästebuch kontrovers diskutiert. Dabei handelte es sich, wie viele richtig vermutet hatten um einen Greifvogel. Seine Identifizierung gelang und so wurde er als Turmfalke richtig bestimmt. Bei einem deutlich kleineren Besucher handelte es sich eventuell um eine Amsel. Der längere Schwanz lässt diese Vermutung als sehr gut möglich erscheinen. Ein Star, der ebenfalls in Frage käme, hat einen relativ kurzen Schwanz. Sie sehen, welch bunte Mischung an Besuchern heute zu Tage trat. Diese Tatsache sollte Mut machen, auch in den nächsten Tagen und Wochen nach derlei „Getier“ Ausschau zu halten.


Amsel oder Star?

Ein Turmfalke gibt sich die Ehre!
 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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