Storchenkamera
 
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah

Unterstützt durch

Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre

Teil 16

31. Jul. 05

Tag zwei nach dem Unwetter und Tag zwei nach Eintrübung der Frontscheibe des Kameragehäuses. Die Feuchtigkeit, die beim Unwetter vom 29. Juli in das Gehäuse eingedrungen war, blieb auch am heutigen Tag unverrückbar darin gefangen. Deshalb vereinbarte ich am späten Vormittag mit unserem „Leiterfachmann“ der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl, Günter Rödel, einen Termin für morgen 15 Uhr. Dann wird es so ablaufen, wie gestern hier schon beschrieben. Es muss nur unser Bestreben sein, die gesamte Feuchtigkeit aus dem Gehäuse zu entfernen, damit nicht wenig später die gleiche „Bescherung“ abermals auftritt. Diese Erfahrung mussten wir im Jahre 2002 schon einmal machen, als zwei Einsätze bis zur endgültigen Behebung des Schadens nötig waren.

Nach Einbruch der Dunkelheit wollte ich mich wieder live vor Ort über die Schlafplätze von Georg und Pauline informieren. Bei Pauline lagen die Verhältnisse schon von vorne herein klar. Sie hatte sich abermals entschlossen, die Nacht bei Fritz und Emma zu verbringen.


Pauline übernachtet bei ihren Kindern

Und Georg stand, wie erwartet, auf dem Giebel des ehemaligen Cafes Haagen schräg gegenüber des alten Rathauses. Es war 22:45 Uhr, als ich mich noch ins benachbarte Segringen, einem Ortsteil von Dinkelsbühl, begab. Dort soll sich seit geraumer Zeit ebenfalls ein Storch aufhalten. Die nächtliche Durchfahrt durch das menschenleere Dorf führte mich auch an der Kirche des Ortes vorbei. Auf dem Dach des Kirchenschiffes entdeckte ich den vermuteten Adebar. So weit ich erkenne konnte, trug er einen ELSA-Ring, so dass ich mir ziemlich sicher war, denselben Storch vor mir zu haben, der seit fast zwei Wochen im Umkreis von Dinkelsbühl zu beobachten ist und seitdem für reichlich Luftalarm auch über unserem Nest sorgt. Er ist ein Jahr alt und wurde im vergangenen Jahr von mir im Nest in Herrieden beringt.

Trotz der eingeschränkten Sicht konnten wir uns ein Bild vom Wohlergehen unserer Jungen machen. Dass beide nun auch schon mal längere Zeit im Nest stehen, wird in den nächsten Wochen zu einem Dauerzustand werden.


Wer ist der Größte im ganzen Land?

Georg versuchte sich immer wieder als Baumeister, da die Jungen nun verstärkt auch den Nestrand in ihre Bewegungsspiel mit einbeziehen.


Die Kinderstube wird ständig ausgebaut!

Und mein Freund aus Segringen sorgte erneut für einen kurzen, aber intensiven Luftalarm über dem Nest.

   
Fast schon Routine – Alarm!

Da genügt es schon, wenn sich ein Fremdstorch auf wenige Hundert Meter dem Nest nähert, um die Hausherren auf den Plan zu rufen. Wie schlecht die Bildqualität durch die eingedrungene Feuchtigkeit im Laufe des Tages wurde, soll der letzte Schnappschuss verdeutlichen.


Endgültig kein Durchblick mehr!
 

Morgen wird dann, wenn alles wie geplant verläuft, wieder ein einwandfreies Bild zu sehen sein. Den Jungen wird nicht das Geringste passieren.

 
1. Aug. 05

Fritz und Emma durften sich heute über etwas Abwechslung in ihrer Nähe freuen. Erst während der Kinderzeche zogen unter ihnen schwedische Kürassiere, Landsknechte oder auch die Dinkelsbühler Knabenkapelle vorbei. Die Stadtübergabe direkt unter dem Nest musste ebenso „ertragen“ werden wie in der letzten Woche die Serenade des Dinkelsbühler Gymnasiums im Innenhof des alten Rathauses mit Big Band und viel Blech rund 20 Meter vom Storchennest entfernt.


Idyll im Innenhof des alten Rathauses

Dann kam der Besuch des Beringers und schließlich heute ein sehr umsichtiger „Reparaturdienst“ mit dem Feuerwehrkameraden Richard Hoch und Ihrem Tagebuchschreiber als Aufpasser für Emma und Fritz. 

Wenn ich mir Fritz und Emma so die letzten Tage betrachte, sah man sie oft minutenlang mit seitlich verdrehtem Kopf regungslos im Nest liegen. Kein Feind weit und breit und dennoch zeigten sie in dieser Zeit Akineseverhalten. Sie tun dies auch, wenn ein fremder Storch in der Nähe ist, sie tun dies, wenn ein Heißluftballon am Himmel auftaucht, sie tun dies während ihrer Nestlingszeit sehr oft. Sind sie einmal ausgeflogen, dann müssen sie ununterbrochen Gefahrensituationen begegnen. Sie müssen vor streunenden Hunden ausweichen und auf der Hut sein, sie müssen mit lärmenden Maschinen auskommen, die sich ihnen auf wenige Meter nähern, aber ihnen auch Nahrungsressourcen erschließen helfen, sie müssen auf dicht an ihnen vorbei rasende Autos achten, vor Spaziergängern flüchten, die ihnen zu nahe kommen. Das Leben außerhalb des Nestes ist ein ununterbrochenes Reagieren auf Störungen. Da halten es die Jungen schon aus, wenn sie einmal zusätzlich auf eine Störung durch das Akineseverhalten reagieren müssen.

Die von mir angeprangerten Eingriffe am Nest sind etwas völlig anderes und ich entnahm Ihren Kommentaren im Gästebuch, dass der Großteil der Tagebuchleser das auch kapiert hat. Unter Eingriffen am Nest verstehe ich ausschließlich Eingriffe in die biologischen Vorgänge an einer Brut, die von einem Storchenpaar, das im Besitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte steht, eingeleitet und durchgeführt wird. Da müssen keine Jungen zusätzlich gefüttert, keine Nestlinge vor Regen geschützt oder aus den Nestern geborgen werden und da muss während der Brutzeit an den Brutstätten nicht manipuliert werden. Nicht mehr und nicht weniger habe ich in den letzten Jahren immer wieder angemahnt. Wenn unser Schorsch sich eines Jungen entledigt, dann darf er das tun. Wie sollte man es verhindern? Wann sollte man das Nesthäkchen entnehmen? Nach einem Tag, nach einer Woche? Das verstehe ich unter Nesteingriffen und damit soll es genug sein!

Zurück zum heutigen Geschehen!
(Hier haben wir eine umfangreiche Fotoreportage für Sie zusammengestellt.)
Die Freiwillige Feuerwehr Dinkelsbühl hatte sich erneut kostenlos in den Dienst der guten Sache gestellt und war um 17 Uhr mit ihrer Drehleiter angerückt. Bereits vorher war sie mehrere Stunden im Einsatz, um Unwetterschäden vom vergangenen Freitag im Stadtgebiet beheben zu helfen. Deshalb hatte sich ihr Einsatz am alten Rathaus auch  etwas verzögert. Die Einfahrt in den Innenhof ist für den Fahrer Günter Rödel schon längst Routine und gelingt stets mühelos. So auch diesmal.


Günter Rödel am Steuer der DL 30!

Nachdem noch das benötigte Werkzeug bereit gestellt war, bestiegen Richard Hoch und der Tagebuchschreiber den Korb der Drehleiter und der Einsatz konnte starten. Als wir uns der Kamera näherten, wurden wir auf Firsthöhe von Pauline beäugt, die gerade ihre Jungen fütterte.


Pauline bei der Fütterung

Wir warteten die Fütterung in geziemendem Abstand ab und steuerten danach die Kamera an. Die Storchenmama flog ab, die Jungen bewegten sich nicht mehr und wir konnten die kleine Reparatur durchführen.


Die kenn ich doch schon! Da hau ich lieber ab!

Pauline kreiste einmal um das Nest und landete auf dem Wörnitztor, einem der vier Stadttore der ehemaligen Freien Reichsstadt.


Zaungast in sicherer Entfernung

Durch dieses Tor gelangten gemäß der Sage um die Kinderzeche auch im Jahre 1632 die schwedischen Truppen in die Stadt. Heute hatte das Tor einen störchischen Beobachter gefunden, der während der gesamten Zeit und auch noch eine Weile nach Beendigung der Arbeiten die Szene neugierig beäugte.

Der „Schaden“, der für die schlechte Bildqualität verantwortlich war, war schnell erkannt. Es handelte sich um einen etwa 2 cm im Durchmesser großen, zentral gelegenen Wasserfleck auf der etwa 10 cm Durchmesser betragenden Frontscheibe des Kameragehäuses.


Die Frontscheibe des Gehäuses – Ausgangspunkt der kleinen Reparatur!

Vier Befestigungsschrauben wurden gelöst, die Frontscheibe entfernt, die feuchte Stelle getrocknet, die Scheibe mit Glasputzmittel gesäubert, das Gehäuse nach weiteren feuchten Stellen abgesucht (Fehlanzeige!) und abschließend alles wieder verschraubt. Für die Webcamseher gab es während der Reparaturarbeiten einmal ungewohnte Bilder zu bestaunen:


Richard Hoch voll im Bild...

...und noch einmal


Der lange Arm

Ein letzter Blick galt noch den besonders empfindlichen Kabelaustrittsstellen an der Rückseite des Gehäuses. Dieser zeigte aber, dass dort alles in Ordnung war.


Blick nach Westen


Blick nach Süden zum Nördlinger Tor


Die Paulskirche


Die Georgskirche

Nach einer knappen Viertelstunde ging es ohne Verzögerung wieder hinab auf den sicheren Boden. Richard Hoch bewies sich als potenter Feinmechaniker, der Tagebuchschreiber trug die Verantwortung, Günter Rödel und Hoch junior betätigten sich als Fahrer bzw. Einweiser und Wolfgang Horlacher, unser Webmaster, begleitete die Aktion als Reporter und Fotograf.


Das Team im Einsatz (v.l.): Richard Hoch (Reparateur), Günter Rödel (Fahrer, Mädchen für alles), Wolfgang Horlacher (Webmaster, Reporter), Thomas Ziegler (Verantwortlicher), Hoch junior (Einweiser, Auszubildender)

Abschließend durfte man sich bei Helmut Wilfling am Computer über den gelungenen Abschluss des Feuerwehreinsatzes freuen.

Der erste Blick am Morgen zeigte mir leider, dass sich die Kamerasituation nicht gebessert hatte. Wie an den Vortagen gab es zwischendurch mal einen kleinen, hoffnungsvollen Lichtblick, doch wirklich dauerhaft blieb die Verbesserung nicht.


Keine Besserung!

Also mussten wir doch am Nachmittag in den sauren Apfel beißen und unter Abwägung aller Eventualitäten eine Reparatur durchführen. Bei meiner Ankunft in Dinkelsbühl gegen 16:30 Uhr grüßte mich Georg vom Dach des schon oft als Ruhe- und Schlafplatz genannten „Cafe Haagen“, während Emma und Fritz in der Nachmittagssonne vor sich hindösten.

Weil Ihr Tagebuchschreiber schon einmal in Dinkelsbühl zu tun hatte, nutzte er die Gelegenheit, zusammen mit Thomas Joas, die Kameraeinstellung abermals zu ändern und einen größeren Bildausschnitt anzusteuern.


Ungetrübter Blick in neuer Umgebung!

Emma und Fritz machten diese Maßnahme erforderlich, legten sie doch in den vergangenen 14 Tagen erheblich an Größe zu und drohten schon einige Male dem Bild zu entwachsen. Der neue Bildausschnitt garantiert nun einige Zeit, dass die beiden Halbwüchsigen sich in voller Größe präsentieren können. Wie groß sie heute an ihrem 44. Lebenstag schon sind, beweisen sie am besten beim Ausbreiten ihrer Flügel, die schön längst den Durchmesser des Nestes überragen.


Da zeigt einer aber Flügel!

Pauline scheint in letzter Zeit doch vermehrt Gefallen an einer Übernachtung im Nest gefunden zu haben. Auch heute zog sie dieses jedem anderen Platz vor.


Emma und Fritz mit Aufpasser Mama!

 
2. Aug. 05

Der Sommer macht eine weitere Pause. Nachdem sich gestern unverhofft ein fast strahlender Tag eingestellt hatte, ziehen heute doch zahlreiche Wolken vorüber, die Temperatur erreicht kaum noch 20 Grad und zwischendurch fällt der eine oder andere Regenschauer.


Wann wird´s wieder richtig Sommer?

Die gestrige „Kamerareparatur“ hat offensichtlich keine Restfeuchtigkeit zurückgelassen, so dass sich kein neuerlicher Beschlag bilden konnte und das Bild seine Klarheit auch über die Nacht behielt. Diese Tatsache sollte Gewähr dafür sein, dass für dieses Jahr und hoffentlich auch noch für weitere, kein Feuerwehreinsatz zu diesem Zweck mehr erfolgen muss. Unwetter, wie das vom vergangenen Freitag, gehören aber auch zu den nicht alljährlich stattfindenden Ereignissen.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Leser meines Tagebuches sowie alle Storchenfreunde darüber in Kenntnis setzen, dass es ab sofort keine Übertragungspause aus dem Storchennest geben wird. Sie werden also auch über den September hinaus, wenn uns unsere Storchenfamilie verlassen wird, immer ein Livebild aus dem Storchennest erleben. Die Dinkelsbühler Stadtwerke, einer unserer Sponsoren, haben zugesagt, den Telefonanschluss im alten Rathaus nicht mehr wie bisher nach dem Abzug der Störche zu kündigen, sondern beizubehalten. Damit sind auch die Probleme mit der Wiederinbetriebnahme der Bildübertragung im Frühjahr nach der Ankunft der Störche aus der Welt und es findet ab sofort ein reibungsloser Übergang statt. Lediglich die Bildfrequenz wird in der „stillen Zeit“ natürlich heruntergefahren, um keine unnötigen Kosten auflaufen zu lassen. Freuen sie sich also auch in den Monaten Oktober bis Februar auf Bilder aus dem Storchennest, die uns möglicherweise dennoch den einen oder anderen Storch zu Gesicht kommen lassen. Freuen sie sich auf neblige Tage aus dem Storchennest, auf mit Schnee überzuckerte Giebel der Altstadthäuser, auf andere Besucher des Nestes, ich denke hier gerade an unsere Dohlen, an Stare, Tauben, Elstern und ähnliche Überraschungen. Sehen Sie zu, wie sich das Nest durch Witterungseinflüsse während des Herbstes und der Wintermonate verändert. In dieser storchenlosen Zeit wird Ihr Tagebuchschreiber in etwas abgespeckter Form das Tagebuch weiterführen. Es lohnt sich also, auch bei einem leeren Storchennest nach neuen Einträgen zu suchen oder sich an der malerischen Kulisse Dinkelsbühls zu erfreuen. Dies wäre die erste erfreuliche Nachricht aus dem direkten Nestumfeld. Die zweite möchte ich Ihnen ebenfalls nicht verschweigen: Wir werden unter der bewährten Federführung unserer Technik, die ich Ihnen bei dieser Gelegenheit für ähnliche Projekte wärmstens empfehlen möchte, in der neuen Storchensaison einen Livestream ins Auge fassen. Mit dieser technischen Verbesserung sollten wir endgültig in die erste Liga der Storchenwebcams aufgestiegen sein. Andreas Kamm, seit Bestehen unserer Einrichtung für einen reibungslosen Ablauf der Bildübertragung verantwortlich, hat es heuer geschafft, ohne Ausfall über Monate hinweg den Betrieb aufrecht zu erhalten. Er wird dies mit seiner Firma „K&K Computer-Systeme IT Beratungsgesellschaft“ auch weiterhin tun. Vielleicht kann Ihnen Andreas Kamm ebenso kompetent helfen, wie er es für unsere Zwecke schon so perfekt realisiert hat. Wenn Zugriffszahlen ein Spiegelbild der Akzeptanz einer Website sind, dürfen wir uns mit dem bisher erzielten Erfolg schon mehr als zufrieden geben und wie Sie gehört haben, ist die diesjährige Saison erst am 31. Dezember vorbei. Bis dahin werden noch viele User auf unsere Seite stoßen, wir werden weiterhin zufriedene Freunde finden, die sich von den Bildern ebenso gefangen nehmen lassen wie von der kompetenten Berichterstattung, die keine Fragen unbeantwortet lässt und stets aktuell über alles informiert. Seit dem 8. März 2005 haben uns 410.000 Besucher die Ehre erwiesen. Damit konnten wir in der Statistik schon jetzt das Ergebnis des Vorjahres verdoppeln. Sicher tragen an diesem überragenden Erfolg unser Konzept mit zahllosen Hintergrundinformationen und ungeschminkten Kommentaren ebenso bei wie ein durch Gästebuch und Forum umfassender Meinungsaustausch zwischen den verschiedensten Freunden unserer Website. Nun bedeutet eine höhere Besucherzahl leider nicht automatisch mehr Einnahmen, sondern im Gegenteil entstehen dadurch mehr Kosten. Unsere Sponsoren N-ERGIE, der Rotary Club sowie die Stadt Dinkelsbühl – beteiligen sich unabhängig von den Zugriffszahlen mit jeweils festen Beträgen an den Übertragungskosten. Der Rest muss sich aus Spenden sowie aus Mitteln des Bund Naturschutz finanzieren. Das tat er bisher und das wird auch so bleiben.

Ein Großteil der von Ihnen geleisteten Spenden, in diesem Jahr sind es rund 1000 Euro, floss und fließt in unser Projekt „Wörnitzaue. Dort bestehen aber immer noch Finanzierungslücken, die sich in einer Größenordnung von 2000 Euro bewegen. Im Herbst werden die Grundstücksverhandlungen abgeschlossen und anschließend kann die endgültige Verteilung über die Bühne gehen. Zurück zu den Übertragungskosten. Da der bisherige Server für die gestiegenen Zugriffe nicht mehr ausreichend dimensioniert war, wechselte die Technik auf einen leistungsstärkeren um. Da damit auch ein Mehr an Übertragungskontingent gebucht werden musste, erhöhten sich diese Kosten automatisch mit. Sie haben es sicher schon längst bemerkt, warum ich Ihnen diese Details so ausführlich schildere. Ich bin ehrlich und gebe zu, dass ich es auch zum Teil getan habe, um damit einen erneuten Spendenaufruf zu starten, der nicht ganz ungehört verhallen sollte. Neben den 2000 Euro für unser Lebensraumprojekt kommt für die Übertragungskosten ein Mehr von 500 bis 1000 Euro auf uns zu. Denken sie einmal nach, ob Ihre Urlaubskasse den einen oder anderen Euro noch entbehren kann. Überlegen Sie weiter, wie viel Sie für ein häufig miserables Fernsehprogramm ausgeben. Bei uns dagegen erhalten Sie alles (fast) zum Nulltarif. Auch wenn mancher Gefahr läuft, durch übermäßigen Storchenkamera-Konsum süchtig zu werden, so garantiere ich, dass diese Sucht durch eine Vielzahl an schönen Erlebnissen und Eindrücken rund um das Storchennest wieder wett gemacht wird. Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit kleinen und weniger kleinen Spenden unterstützen würden.

Meine Spende kann ich gerne beziffern. Es sind mindestens zwei bis drei Stunden täglich, die ich mit der Arbeit am Tagebuch und im Umfeld für die gute Sache verbringe. Müsste ich dafür bezahlt werden, komme ich locker auf 60 Arbeitsstunden im Monat, meist sogar noch mehr. Meine Familie muss deshalb auf ihren Mann oder Papa häufig verzichten, die Mittagsschläfchen nach der Schule entfallen schon lange und das eine oder andere abendliche Fernsehstündchen fällt – und ich mache es ja sehr gerne – für die Tagebuchgestaltung aus. Nur so lässt sich die Storchenzeit überbrücken. Rechne ich mal sparsam 10 Euro für die Arbeitsstunde, dann macht das im Monat leicht 600 Euro, die ich dem Bund Naturschutz und Ihnen allen spende. Da unsere Störche 7 Monate in Dinkelsbühl weilen, ergibt das im Jahr 4200 Euro, die allein Ihr Tagebuchschreiber für Sie ausgibt und dem Bund Naturschutz spendet.

Wie wäre es, wenn wir uns diese – zugegeben fiktive - Summe als kleine Richtschnur an die Hand geben und versuchen, bis zum Abzug der Störche noch einmal diesen Betrag aufbringen. Es wäre doch gelacht, wenn nicht viele ihrem Herzen einen zarten Stoß versetzen und für unsere Projekte spenden könnten. Unter allen Spendern des Jahres 2005 werden zwei Preise ausgelost beziehungsweise ausgeschrieben.

Der größte Einzelspender darf mit mir persönlich – vorausgesetzt es gibt eine erfolgreiche Brut an unserem Nest im nächsten Jahr – bei der Beringung auf dem alten Rathaus dabei sein und im Korb der Feuerwehr zum Nest hochfahren. Unter allen anderen wird einer ausgelost, der mit mir an einem beliebigen Nest an Altmühl oder Wörnitz in gleicher Weise mitwirkt. Wer es nicht mehr weiß, wo die entsprechende Kontonummer sich verbirgt, klicke bitte auf den Button „Helft den Störchen“ unterhalb des Bildes der Webcam oder gleich auf den blau unterlegten Link einige Wörter vorher.

Lassen Sie mich bitte nicht hängen und sorgen Sie dafür, dass mein Appell nicht ungehört verhallt. Vergessen Sie nicht, dass Sie keinen Tag mehr auf Ihre so geliebte Webcam verzichten müssen und wir rund um die Uhr für Sie und Ihre Liebe zu den Störchen zur Verfügung stehen.

Während an anderen Webcam-Storchennestern die Jungen ausgeflogen sind und nur noch sporadisch am Nest zu beobachten sind, werden wir dieses Erlebnis noch einige Wochen genießen. Emma und Fritz – und da bestand und besteht nie ein Zweifel – werden das Nest und ihre Geburtsstadt verlassen wie alle anderen Jungstörche auch. Die Gefahren beginnen sich erst nach dem Verlassen des Nestes zu vergrößern. Dass Pauline und Georg ihre Kinder flugunfähig im Nest sitzen lassen und sich aus dem Staube machen, kann in den Bereich der Fabel oder des Märchens verwiesen werden. Welche biologische Spitzfindigkeit sollte sich denn dahinter verstecken? Das Betteln und das Miauen hungriger Störche werden Georg und Pauline stets daran erinnern, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die Kinder sitzen zu lassen und zu verschwinden, kennt man bevorzugt nur aus menschlichen Verhaltensstrukturen. Also befreien Sie sich von solchen Gedanken! Emma und Fritz werden das Nest verlassen und danach noch einige Zeit mit ihren Eltern verbringen. Wenn es September wird, macht das weder den Alten noch den Jungen etwas aus. Sie wissen durch eine genetische Festlegung, in welche Richtung sie zu ziehen haben und wie lange ihr Flug dauert. Die Jungen brauchen keine Führer oder Vorbilder, Pauline und Georg schon gar nicht. Sie werden den Winter dort verbringen, wo sie in den letzten Jahren auch schon waren. Emma und Fritz tun dies auf ihre Weise, aber sicher nicht an der gleichen Stelle wie ihre Eltern.

Heute vollenden unsere Heranwachsenden ihren 45. Lebenstag. So viel scheint ja nicht mehr zu fehlen bis zur Flugfähigkeit?

Immer öfters sieht man vor allem Fritz seine Flügel ausbreiten und Unruhe demonstrieren. Aber 14 Tage müssen wir mindestens noch rechnen, ehe sich der erste des Duos in die Höhe erhebt. Eher aber wird es ein bisschen länger dauern, bis es so weit ist. Da ist der Tag des Treffens einiger Storchenfreunde in Dinkelsbühl am 21. August gar nicht schlecht gewählt. Sollte vielleicht gerade an diesem Tag als große Belohnung für die Treue zum Nest der erste Abflug von Emma und Fritz passieren? Ich halte den Termin für extrem gut gewählt und werde, soweit ich meine persönlichen Planungen überblicke, selbstverständlich anwesend sein. Als kleine Hausaufgabe für die nächsten Tage bitte ich, auf folgendes zu achten und in Schnappschüssen festzuhalten. Wann hebt unser Duo zum ersten Mal vom Boden ab? Vielleicht zuerst mit einem Bein, nur wenige Millimeter oder Zentimeter? Es gilt also, besonderes Augenmerk auf diesen interessanten Entwicklungsschritt zu legen. Ich lege Ihnen eine kleine Auswahl von Schnappschüssen bei, die einige der heutigen Aktivitäten verdeutlichen.

 
„Flugbilder“
 

Hin und weg!“, hieß es bei den Fütterungen.


Papa mit Futter!

Georg und Pauline verschwanden in Windeseile nach jeder Fütterung. Einmal konnte Georgs schnelles Verschwinden damit erklärt werden, dass er nur mal schnell zum Holen von Nistmaterial abgeflogen war. Nach rund 5 Minuten stand er nämlich mit reichlich Geäst wieder im Nest. Emma und Fritz staunten nicht schlecht und versuchten sich danach schon selbst einmal mit Nestbau.


Ein wenig kann ich es schon wie Papa!

Dies musste aber noch ein kläglicher Versuch bleiben. Man konnte schließlich auch nicht meckern, als sich Pauline entschloss, die Nacht bei Emma und Fritz zuzubringen.


Pauline bleibt über Nacht im Nest!

 
3. Aug. 05

Das Wetter hat zumindest gewisse Reize! Ich unternahm am späten Nachmittag mit meinen beiden „kleinen“ Kindern einen Spaziergang ins benachbarte Mosbach. Im Landgasthaus Förster mit Blick auf das dortige Storchennest lässt sich besonders gut vespern oder essen. Nach einem verregneten Tagesbeginn hatte sich die Sonne doch wieder durch die Wolken gekämpft und machte die Unternehmung zu einem herrlichen Erlebnis, bei dem die Kinder ihren Papa nach längerer Durststrecke für sich alleine hatten. Wir trafen anschließend die nur mehr fünfköpfige Storchenfamilie unweit der Ortschaft Reichenbach in einer ungemähten Wörnitzwiese. Papa Storch schritt voran, es folgten die drei Jungen, den Abschluss bildete die Storchenmutter. So oder ähnlich präsentieren sich Familienverbände nach dem Ausfliegen der Jungen. Stets sind die Nachkommen in Begleitung eines oder, was häufiger vorkommt, beider Elternteile. Leider endete ein solcher Ausflug für einen Jungstorch am 27. Juli an einem gesicherten Strommasten tödlich. Das Tagebuch berichtete darüber ausführlich.

Im Schnelldurchlauf möchte ich es nicht versäumen, auch das Tagesgeschehen am Nest Revue passieren zu lassen. Es war der 46. Lebenstag, dem sich Fritz und Emma zu stellen hatten. Sie hatten teils mit Regen zu kämpfen, hielten sich aber dann in der zweiten Tageshälfte mit Sonne schadlos.


Feuchte Angelegenheit!

Ein typisches Beispiel für den Ablauf einer Fütterung sollen die nachfolgenden Bilder liefern.

Pauline ist gelandet!
 

Hungrige Kinder

Sofortiger Abflug!
   

Georg ist gelandet!

Und ab geht die Post!

Kaum sind Papa oder Mama Storch gelandet und haben ihren gierigen Jungen die Nahrung vorgewürgt, kommt es auch schon zum Abflug. Wie mir zahlreiche Besuche in Dinkelsbühl während der letzten Tage zeigten, stand immer wieder einmal ein „Alter“, es war wohl meistens der Schorsch, auf dem Dach des dem Nestgebäude benachbarten „Café Haagen“. Also bedeutet ein rascher Abflug nicht automatisch einen Abflug in die weiten Nahrungsgründe, sondern es besteht für Georg oder Pauline durchaus die Möglichkeit, ein wenig zur Ruhe zu kommen und sich zu pflegen. Auch dem Ausbau des Nestes galt die Aufmerksamkeit des Storchenmannes.

 
Georg hat wieder Nistmaterial mitgebracht!

Und schließlich bleibt noch zu berichten, dass Emma und Fritz die Nacht alleine im Nest verbrachten. 


Emma und Fritz sind in der Nacht allein!

 
4. Aug. 05

Wie einige von Ihnen sicher bemerkt haben, gab es heute einen neuen Kameraausschnitt, der sich nur unwesentlich von dem seit dem 1. August bestehenden unterscheidet. Er erlaubt nun aber für einige Tage einen etwas intensiveren Einblick in das Geschehen. Stehen doch Emma und Fritz bisher nur für wenige Augenblicke aufrecht im Nest und entwachsen damit nur immer kurz dem oberen Bildrand. Sichtbares Zeichen der neuen Einstellung ist das graue Haus in der rechten oberen Bildecke. Nun ist lediglich die Giebelfront im Blick der Kamera statt wie vorher auch noch Teile des Daches mit dem Kamin.


Flugübungen vor der
Umstellung des
Bildausschnittes

Emma und Fritz sonnen sich!
Die Einstellung hat sich
ein wenig verändert!

Seien Sie mir nicht böse, dass ich schon wieder an verschiedenen Knöpfen gedreht habe! Ich versprach mir halt noch schönere Bilder. Vor der Rückfahrt sah ich noch einmal in Segringen, zwei Kilometer vor den Toren Dinkelsbühls gelegen, vorbei. Mein Interesse galt zunächst dem Übernachtungsplatz eines Storches auf dem Dach des Kirchenschiffs. Die Kotspuren bewiesen, dass es an dieser Stelle regelmäßig zu Besuchen Meister Adebars kam.


Der Schlafplatz auf dem Kirchendach

Die prächtige Kirche ist auch ohne Storch einen Besuch wert. Der romanische Turm vom Ende des 12. Jahrhunderts überragt weithin sichtbar das Umland.


Der romanische Turm

Als Urpfarrei Dinkelsbühls kann die Kirche auf eine lange Geschichte zurückblicken. Als bemerkenswertestes Ausstattungsstück gilt der Flügelaltar aus der Schwäbisch-Fränkischen Schule aus der Zeit zwischen 1450 und 1480.


Der Flügelaltar


Detail aus dem Altar (v.l.):
Stephanus, Mutter Gottes mit Jesuskind,
Christophorus

Ein Geheimtipp ist die Rückseite des Altares, auf der in dramatischen Szenen das jüngste Gericht dargestellt ist.

Um die Kirche gruppiert sich der denkmalgeschützte historische Friedhof. Einheitliche Holzkreuze und eine einheitliche Bepflanzung geben der letzten Ruhestätte eine beeindruckende Harmonie.


Der Friedhof

Wer nach Dinkelsbühl reist, sollte unbedingt den Abstecher nach Segringen nicht versäumen.

Nachdem diese Aktion am Vormittag erfolgreich gelaufen war, erschrak ich einige Stunden später doch, als – erstmals in der gesamten Saison – die Aktualisierung der Kamerabilder ausblieb. Alles Aktualisieren über meinen Browser hatte ebenso wenig Erfolg wie ein Neustart des Computers. Hatte ich die Technik am Vortag zu sehr gelobt?

Da sprach ich noch von einem störungsfreien Betrieb und nun das? Sofort nahm ich Kontakt mit Andreas Kamm von der Technik auf. Er meinte, dass wohl ein kurzzeitiger Ausfall der DSL-Leitung als Ursache in Frage kommen könnte. Zur Heilung der Krankheit schlug er mir vor, die Übertragungsgeräte im alten Rathaus einmal kurz vom Netz zu nehmen und anschließend wieder anzuschließen. Ich begab mich, so schnell ich konnte, abermals in mein geliebtes Dinkelsbühl, waren doch seit der letzten Aktualisierung schon über eine Stunde vergangen. Sie sollten doch nicht noch länger auf aktuelle Bilder verzichten müssen. Eine knappe halbe Stunde später hatte ich die Geräte von der Stromzufuhr getrennt, ein aktuelles Bild ergab sich aber noch nicht. Erst als ich erneut mit Andreas Kamm kommuniziert hatte, war die Störung behoben. Wir werden auf alle Fälle bemüht sein, solche kleinen Pannen schnellstens zu beheben.

„Wann verliert der erste unseres Duos bei seinen Flügelschlägen den Kontakt zum Boden?“, fragte ich in meinem Eintrag vom 2. August. Heute gab es zu dieser Frage häufig Gelegenheit, Fritz und Emma bei ihren Versuchen genau zu beobachten.

 
Wann verliert Fritz den Bodenkontakt?

Wir nähern uns dem Ende der siebten Lebenswoche. In diesem Alter ist das Gefieder nahezu fertig entwickelt und die Größe des Altvogels beinahe erreicht. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal bleibt der immer noch schwarze Schnabel. Dieser verfärbt sich in den nächsten Wochen mehr und mehr nach braunrot. Weiterhin ergeben sich in der Beinfärbung gravierende Unterschiede zu den Altvögeln. Fritz und Emma werden auch weiterhin an ihren graublauen bis fleischfarbenen „Stelzen“ zu erkennen sein.

Nichts Neues bei den Fütterungen! Landung, Auswürgen, Abflug!


Wildes Gerangel


Fritz, wir bekommen nichts mehr! Papa ist schon wieder weg!

Mit diesen drei Begriffen lässt sich das Fütterungsgeschehen schnell zusammenfassen. Häufig sind Georg und Emma schon wieder unterwegs, bis Fritz und Emma ihre normale Position eingenommen haben.


Wer lässt sich denn da so hängen?

Keine Überraschung war, dass Pauline die Nacht außer Haus verbrachte.


Fritz und Emma allein zu Haus!

Wenn Sie jetzt immer noch nicht genug über unsere Störche gelesen haben, empfehle ich noch die Lektüre des Presseberichts aus der heutigen Ausgabe der WIB.
Dort finden Sie unter anderem eine Chronik des bisherigen dramatisch verlaufenen Storchenjahres.

 
  Bitte unterstützen Sie unsere Spendenaktion zum Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der Lebensgemeinschaft „Flussaue“

 
 

Und noch zwei  kleine Hinweise in eigener Sache:

  • Unterstützen Sie unsere Biotopankäufe mit dem Kauf von
    BN-Souvenirs


  • Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
    Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach finden Sie hier:

Kinderzeit

 

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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere Spenden eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum Erhalt der Webcam und zur Sicherung des Lebensraumes unserer Störche.

Thomas Ziegler

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