Storchenkamera
Storchentagebuch 2005
...was bisher geschah
Unterstützt durch
Rotary-Club Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Der Umwelt verpflichtet!
1905-2005 Rotary internat. 100 Jahre
Teil 15
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22. Jul. 05 |
Die Dinkelsbühler Störche lassen mir
momentan fast keinen Freiraum mehr. Nach der
gestrigen
Beringung, bei der auch ein Kamerateam des Bayerischen
Fernsehens anwesend war, gab es heute für mich einen
weiteren Aufnahmetermin. Es ging um einen Beitrag für die
Sendung BürgerAktiv, die am kommenden Mittwoch, 27. Juli,
im Bayerischen Fernsehen zwischen 20.:15 und 21:00 Uhr
ausgestrahlt wird. Die Sendung kommt aus Dinkelsbühl und
schon allein aus diesem Grund sollten alle meine Leser diesen
Sendetermin nicht verpassen. Dass dabei unsere
Störche und am Rande Ihr Tagebuchschreiber auch ein
wenig mitspielen, soll nicht ganz verschwiegen werden. Wer mich
also einmal ganz im Bild sehen und mich auch reden hören
möchte, wird dies in der angesprochenen Sendung auch erleben
können. Was die Redakteurin letztlich aus einer Stunde
Dreh machen wird, kann ich natürlich nicht voraussagen?
Es wird erfahrungsgemäß nicht so sehr viel übrig bleiben und
wie es dann geschnitten wird, ist noch einmal eine andere Sache.
Aber ich will nicht jetzt schon jammern,
sondern freue mich natürlich riesig, dass auch das
Fernsehen wieder einmal von uns Notiz genommen hat und
unsere Arbeit einem größeren Publikum vorstellen
wird. Das soll demnach auch im Vordergrund stehen. Deshalb
unbedingt vormerken und im Kalender rot anstreichen: Bayerisches
Fernsehen, Mittwoch, 27. Juli, 20:15 Uhr bis 21:00 Uhr, Sendung „BürgerAktiv“.
Bereits am Sonntag, 24. Juli, sendet das
Südwestfernsehen SWR 3 von 20:15 Uhr bis 21:45 Uhr,
also satte 90 Minuten lang ein Porträt der Kinderzeche in
Dinkelsbühl. Wer die Stadt erleben will, wie sie sich
in der letzten Woche präsentierte, soll die Sendung auf keinen Fall
verpassen.
Zurück zu meinem Einsatz als Darsteller
eines Fernsehbeitrages. Wir, das Fernsehteam und ich, trafen
uns vor dem Schaufenster der Adlerapotheke, ich blickte durch
das Fernglas zum Nest auf dem alten Rathaus, begrüßte den
Apotheker, Herrn Milz, und ließ mich anschließend in seinem
Arbeitszimmer nieder. Vor laufendem PC verfasste ich einen neuen
Eintrag ins Tagebuch und durfte danach für ein Interview
zur Verfügung stehen.
Im Nest gab es dagegen keine
besonderen Vorkommnisse, so dass ich mich nach dem langen
Eintrag von gestern etwas kürzer fassen darf. Emma und
Fritz blieben auch in dieser Nacht ohne direkte Bewachung
durch einen Elternteil. Dies wird, wage ich zu behaupten, auch in
Zukunft so bleiben. Beide Jungen präsentierten heute
einige Male mit Stolz ihre neuen Ringe und haben mit dem
Tragen derselben überhaupt keine Probleme.
Fritz präsentiert
seinen neuen Ring |
Und nun zeigen beide
ihre neue Errungenschaft |
Das Wachstum der Federn an allen
Stellen des Körpers schreitet mit Macht weiter voran. Die
Hand- und Armschwingen haben eine beachtliche Länge
erreicht und nun treten auch die schwarzen Oberarmdecken
deutlich hervor. Markant und von der Länge im Augenblick noch alles
überragend entwickeln sich die Schulterfedern.
Ich will endlich fliegen können!
Wenn eine Fütterung vorbei ist, huschen die
Altvögel schnell wieder vom Nest.
Pauline nach der Fütterung, kurz vor dem Abstreichen |
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23. Jul. 05 |
Luftalarm! Mehrmals und zwar um die
Mittagszeit und in den frühen Nachmittagsstunden gab es
heftigen Ärger im Luftraum über unserem Nest. Ob es der von
mir am Donnerstag vor den Toren der Stadt beobachtete
Ringstorch war? Ich halte es für denkbar. Auf jeden Fall
funktioniert unser Storchenpaar in solchen Situationen
perfekt. Stets sind sie gemeinsam am Nest zurück
und können die Gefahr jeweils durch bloßes Drohen
abwenden. Zu richtigen Attacken und zu Landeversuchen der Angreifer
kam es bisher noch nie.
Eindrucksvolle Verteidigung!
Es wird im Gästebuch gefragt, warum
Georg und Pauline ihre Jungen während der
Beringung
nicht verteidigten? Wäre die Drehleiter und Ihr
Tagebuchschreiber ein fremder Storch gewesen, der sich im
Fluge dem Nest genähert hätte, wären wir wahrscheinlich nicht
unbemerkt geblieben. So schlichen wir durch die Hintertür, in
unserem Fall durch den Innenhof des alten Rathauses, und
waren für Georg und Pauline kein echtes Feindbild.
Georg hat mit Sicherheit nichts von alledem bemerkt, bei Pauline
kann ich es nicht eindeutig sagen. Da sie kurz vor dem Ausfahren der
Drehleiter im Nest stand, kann angenommen werden, dass sie dieses
kurz vor Unterschreiten der Fluchtdistanz verlassen hat. Das
machen 99 Prozent der Störche, wenn sich ein übermächtiger
Gegner in Gesellschaft einer Drehleiter, Hubsteigers
oder ähnlichem nähert. Steht ein Storch als Wachposten
im Nest und taucht eine Störung auf, wie
vorgestern bei der Beringung, verlässt der Wachhabende
bei Annäherung der Störung das Nest und kreist
zunächst in sicherer Entfernung um das Eigenheim. In
vielen Fällen landet dieser Storch dann auf einem Dach
oder einem anderen hohen Aussichtspunkt, den er vielleicht auch als
Schlafplatz regelmäßig einnimmt. In seltenen Fällen fliegt
er einfach weg und hält sich danach im
Nahrungsgebiet auf. So kann es bei unserer Pauline gewesen sein.
In den Anfangsjahren meiner
Beringungstätigkeit Ende der 60er Jahre sahen die
Verhältnisse noch ganz anders aus. Viele Narben an
meinen Händen legen ein beredtes Zeugnis meiner
damaligen Blessuren ab. Feuerwehrdrehleitern mit 30
Metern Länge gehörten in diesen Jahren noch nicht zur
Standardausrüstung der Stützpunktwehren. So ging ich regelmäßig
auf Beringungsreise, ohne die Hilfe einer Drehleiter
in Anspruch nehmen zu können. Entweder musste ich mich aus engen
Dachluken oder Dachfenstern zwängen oder sogar das
Dach aufdecken, um bis zum Dachfirst zu gelangen.
Danach ging es weiter, ein Stück den Dachfirst entlang, bis
zum Kamin, auf dem sich das Nest befand. Der nächste
Schritt hieß: Aufrichten auf dem First mit freiem
Stand. Oft begannen in diesem Stadium bei einer
Höhendifferenz von 20 Metern zum Erdboden die Knie
mächtig zu schlottern. Hatte man sich aufgerichtet,
war es mir bei meiner Körpergröße von fast zwei Metern möglich, mit
den Augen über den Nestrand zu blicken. Nun waren die
Hände an der Reihe. Für Storcheneltern
bedeutete ich in dieser Phase keine große Gefahr, da
sie ja nur meine Halt suchenden Hände erkennen
konnten, die nun von den Schnäbeln attackiert wurden. In
Gremsdorf bei Höchstadt an der Aisch traf mich frei auf
dem Dachfirst des Kirchenschiffes stehend ein mächtiger
Schnabelhieb eines Altstorches. Wie mit einem Dolch hatte
einer der Alten seinen Unterschnabel tief in meinen Daumen
gebohrt. Blut überströmt ging ich in die Hocke, glitt
vorsichtig durch das enge Dachfenster und ließ mich in der
Krankenstation der Barmherzigen Brüder, die in der Klosteranlage ein
Pflegeheim unterhielten, verarzten. Nachdem die Blutung nachgelassen
hatte, unternahm ich einen zweiten Versuch. Diesmal hatte ich
mir einen Besen ausgeborgt. Als ich mich erneut auf dem
Dachfirst aufgerichtet hatte, ließ ich den Besen über dem
Nest kreisen und drohte damit. Diese zusätzliche Maßnahme
half und der Storch strich vom Nest ab.
In einer aus meiner Sicht unterlegenen Position
heraus kam es auch oft vor, dass die Jungen begannen,
nach meinen Händen zu hacken und nicht in Akinese verfielen.
Da ich bei meinen Besuchen an den Nestern oft eine niedrigere
Position hatte als die Jungen und von meinem Körper nur die Arme,
Hände und ein Teil des Kopfes über das Nest hinausragten, wurde ich
oft attackiert. In einem anderen Fall wich der Altstorch
nur an den gegenüber liegenden Nestrand und wartete
dort ab, bis alles vorbei war. Mein Vorgänger als Beringer in
Franken erzählte von einem ähnlichen Fall. Als er in Neuhaus
im Fränkischen Weihergebiet die Jungen des dortigen Paares
beringte, wich der Altstorch ebenfalls nicht
vom Nest. Joachim Werzinger reagierte blitzschnell,
griff sich den Alten und beringte ihn. Kommt
nun die Feuerwehr zum Einsatz, haben es die Störche
mit einem Überfeind zu tun, der sie schon einige Meter vor
der Ankunft der Leiter am Nest zum Abflug veranlasst.
Meist baut sich das Ungetüm in überragender Größe am Nest auf und
lässt somit die Fluchtdistanz viel größer werden als
wenn einige Finger, die sich auch noch bewegen, um Halt zu suchen,
am Nest auftauchen. Angriffe auf Menschen sind daher
eindeutig in das Reich der Fabel zu verweisen. Kein Storch
greift, wenn er einmal das Nest verlassen hat, aus der Luft einen
Menschen an. Solche Attacken gelten nur für die oben beschriebenen
Fälle, wenn sich jemand in einer unterlegenen Position dem Nest
nähert.
Kaum einer der rezenten Beringer in Franken
wird heute noch sein Leben aufs Spiel setzen, um junge Störche zu
beringen. Als ich 1977 in Ornbau junge Störche
beringte, war von einer Drehleiter weit und breit nichts zu sehen.
Dort befindet sich das Nest auf einem Barockkamin eines
herrschaftlichen Hauses aus der Zeit um 1740. Man muss auch dort
zuerst die Dachziegel entfernen, um einen in die Dachlatten
gesägten Ausstieg öffnen zu können. Man schält sich dann durch die
Öffnung, erklimmt den Dachfirst, hat aber danach keine Chance,
stehend das Nest zu erreichen. Nun greift die zweite Variante
der akrobatischen Unternehmungen. Man braucht eine stabile Leiter.
Meist ist im Hause eine vorhanden. Sie sollte schon mindestens vier
Meter Länge haben. Stellt man diese auf den Dachfirst
und lehnt das obere Ende ans Nest, kann man
sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Auch in Ornbau ging
ich immer in der beschriebenen Weise vor. Doch im Jahre 1977
versagte mein neuer Begleiter. Er war dazu auserkoren,
mit mir durch die Dachöffnung zu schlüpfen, sich auf den Dachfirst
zu setzen und für mich die Leiter festzuhalten. Doch als er seinen
Kopf durch die Dachluke streckte, bekam er das eine oder andere
Schwindelgefühl und ich ein Problem mehr. So sang- und klanglos den
Rückzug antreten, wollte ich aber nicht. Nun stellte ich
ohne Helfer die Leiter frei auf den Dachfirst und begann
den Aufstieg. Stufe für die Stufe kletterte ich höher, nicht ohne
meinen „ausgefallenen Helfer“ zu bitten, die Dachziegeln genau zu
beobachten und mir bei einem Bruch eines Ziegels sofort die Gefahr
zuzurufen. Ich erreichte das Nest, die Beine
begannen erneut zu vibrieren. Vier Junge waren die Belohnung
für einige Minuten Angst. Der Abstieg gelang ebenfalls. Als ich den
rettenden Dachfirst erreicht hatte, war mir sehr viel wohler. Die
Reihe der leichtsinnigen und echt gefährlichen Aktionen könnte
beliebig lange fortgesetzt werden, aber es gibt auch noch einige
Aktualitäten aus unserem Nest zu berichten.
Nachdem Georg wieder jede Menge Gras
im Nest deponiert hatte, war es für die Jungen ein besonderes
Erlebnis, mit dem unverhofften Spielmaterial ein wenig
zu experimentieren.
Das sollte für heute aber reichen!
Schau Emma, mit dem Gras kann man schön spielen!
Auch ohne die Eltern gönnten sich
Fritz und Emma die eine oder andere Pause. Dabei hatte es
manchmal den Anschein, sie seien in Akinese gefallen. Jedoch
war weit und breit keine Gefahr im Anzug. Folglich war das
beobachtete Verhalten ausschließlich der Ruhe gewidmet.
Akinese ohne Gefahr!
Wenn Fritz oder Emma ihre
Flügel ausbreiten, überragen diese schon beträchtlich das
gesamte Nest. In solchen Situationen kann man leicht erkennen,
dass das Dinkelsbühler Storchennest ein sehr kleines
ist.
Wir sind doch schon richtige Prachtstücke!
Und noch ein Novum ist es wert, erwähnt
und im Bild festgehalten zu werden. Pauline ließ es
sich nicht nehmen entgegen ihrer sonstigen Hektik und ihren immer
nur kurzen Verweildauern am Nest, sich zu ihren Jungen zu legen.
Emma und Fritzl fanden dies eine feine Geste und ließen es
sich nicht nehmen, die ungewohnte Situation in vollen
Zügen zu genießen.
Mama fühlt sich aber kuschelig an!
Die Nacht verbrachten unsere beiden
Halbstarken abermals ohne direkte Bewachung im Nest.
Pauline hielt wieder Abstand und schlief auf einem der umliegenden
Dächer. |
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24. Jul. 05 |
Letzter Tag der Kinderzeche! Noch einmal
Übergabe der Stadt an die schwedischen Truppen, noch einmal Tänze
auf dem Weinmarkt und am Abend der „Große Zapfenstreich“
mit der Knabenkapelle Dinkelsbühl. Es waren zehn herrliche
Tage, in denen sich Dinkelsbühl und seine Bewohner ein Stück
selbst inszenierten. Und mit dem Ende der Festwochen beginnen
bereits die Planungen für die nächste Kinderzeche im Jahre 2006.
Emma und Fritz haben heute ihre 6.
Lebenswoche begonnen. Ihr 36. Lebenstag bedeutet
ungefähr Halbzeit der Nestlingszeit. Damit lehne ich mich nun
etwas aus dem Fenster und gebe eine kleine Prognose ab hinsichtlich
des Ausfliegedatums. Ende August sollten Emma und
Fritz schon das Nest verlassen haben. Es bleiben dann noch
ein bis zwei Wochen bis zu ihrem Abzug, so dass wir uns
spätestens um Mitte September von beiden verabschiedet haben
sollten. Wenn es etwas früher geschehen sollte, hätte auch
niemand was dagegen.
Das Wetter passte wunderbar zum
Abschluss der Kinderzeche und nur die Bezeichnung
Kaiserwetter kam der Realität nahe. Davon durften unser Duo
ebenfalls den ganzen Tag profitieren und es sich wieder einmal so
richtig gut gehen lassen. Es wird nun auch immer schwieriger,
Fritz und Emma auseinander zu halten. Wie schon am vergangenen
Donnerstag bei der
Beringung zu Tage getreten,
lagen gerade mal noch knappe 300 Gramm Gewichtsunterschied
zwischen beiden. Diese Diskrepanz sollte sich seitdem weiter
verringert haben. Fritz hat die eindeutig längeren Beine,
er wirkt aber auch im Sitzen, die bevorzugte Position im
Augenblick, etwas größer. Die Schulterfedern sind bei
unserem „Senior“ eine Spur weiter ausgebildet. Dieser
Bereich ist bei Betrachtung des verlängerten Rückens als an ein
Herz erinnerndes schwarzes Federabzeichen zu erkennen. Der
schwarze Saum der Arm- und Handschwingen bietet kaum noch eine
großes Unterscheidungsmerkmal, während die Entwicklung der
Oberarmdecken bei Fritz etwas weiter fortgeschritten ist. Sie
finden diese schwarzen Federn bei Betrachtung der
Rückansichten zwischen den Schulterfedern und den
Armschwingen als neuen schwarzen Saum durch das sich immer
weiter verlierende zweite Dunenkleid hindurchschimmern.
Sind wir nicht hübsche Kerle?
Als die Sonntagsglocken vom Münster
St. Georg sowie von der Paulskirche läuteten, hatten Emma
und Pauline gerade ihr Nickerchen beendet und beide
erhoben sich, um die Kirchgänger ein Stück über den Ledermarkt
zu verfolgen.
Emma, aufstehen!
Die Kirchenglocken läuten! |
Ich bin ja
schon so weit! |
Dass sich heute auch Angehörige der
schwedischen Truppen darunter befanden, dürfte unserem Duo reichlich
spanisch vorgekommen sein. Die Futtergaben erfolgten in
ausreichendem Maße und es blieb erneut zu beobachten, dass es
Georg und Pauline danach sehr eilig hatten und
binnen Minutenfrist auch schon wieder das Weite suchten.
Papa hat aber wieder reichlich Futter mitgebracht!
Nachdem sich Emma und Fritz mit
der ausgewürgten Kost gesättigt hatten, blieb für kurze Momente
ein richtig dicker Hals zurück. Nach der letzten Fütterung
bei Einbruch der Dunkelheit
Das war es an Futter für heute!
zog sich der Altstorch diskret zurück, Emma und
Fritz hatten erneut eine sturmfreie Bude.
Wir sind allein!
Zum Schluss sei mir noch einmal der Hinweis
gestattet, dass am kommenden Mittwoch, 27. Juli, in
der Zeit von 20:15 Uhr bis 21:00 Uhr im Rahmen der Sendung „BürgerAktiv“
im Bayerischen Fernsehen ein Beitrag über die
Storchenberingung sowie über unser Projekt „Storchenkamera
Dinkelsbühl“ läuft. Darin werden Sie Ihren Tagebuchschreiber
in voller Größe und mit Kopf erleben (nachdem dieser Kopf
während der Beringung leider nicht zu sehen war) und vermutlich auch
einige Wörter und Sätze reden hören. |
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25. Jul. 05 |
Am Tag, als der Regen kam!
Kaum ist die Kinderzeche gelaufen, schüttet Petrus die in den
letzten Tagen aufgesparte Feuchtigkeit über der Stadt aus.
Dass auch das Nest und seine Bewohner eine ganze
Menge davon mitbekamen, kann nicht verschwiegen werden.
Sie waren ja Augenzeuge, wie sich Emma und Fritz durch die
Dauerberieselung optisch veränderten. Vor dem Regen
wohl proportionierte Halbwüchsige, während und nach dem Regen
ziemlich dürre und bedauernswerte Geschöpfe! Welche Fülle
doch trockene und von Luft durchwehte Federn
suggerieren! Kaum hatte nämlich der Regen das Federkleid
durchnässt und die isolierende und die Temperatur regulierende
Luftschicht dazwischen verdrängt, sahen Emma und Fritz schon
fast nicht mehr wie Störche aus, sondern eher wie
verwahrloste und ausgemergelte Nichtsesshafte.
Nass und allein! |
Dinkelsbühler Clochards! |
Doch nach dem Regen folgt ja bekanntlich
wieder Sonnenschein und Zeit zum Trocknen gab es
dazwischen auch. Dass bei solchen Regenmengen vorübergehend
im Nestinneren eine kleine Pfütze entsteht,
verwunderte deshalb in keiner Weise.
Leichte Pfützenbildung gibt es zu vermelden!
Das passiert
in jedem Storchennest in dieser Phase der Jungenentwicklung
und hat beileibe nichts mit irgendwelchen Fremdkörpern
im Nest zu tun. Ich erinnere Sie nur an die leidige Diskussion um
den angeblich so fatalen Plastikmüll. Die Bewegungen der nun
beinahe schon drei Kilo wiegenden Jungen, ihr unablässiges
Hin- und Herrutschen von einer Seite des Nestes zur anderen und
wieder zurück, trägt dazu bei, dass der Nestboden mehr und
mehr verdichtet und eine harte lederartige Schicht
ausbildet. Klopft man mit dem Knöchel der Finger auf die Sitzfläche
der Jungen, meint man, man klopfe auf Pergament. Dass so eine
Schicht große Wassermengen nicht zügig durchlässt, versteht sich von
selbst. Fahren in Ihrem Garten schwere Baumaschinen eine Weile auf
und ab, werden sie auch bemerken, wie schlecht das Wasser nach einem
heftigen Regen sich wieder verflüchtigt. Außerdem entgehen Emma und
Fritz nun der Staunässe, indem sie sich einfach ins Nest stellen.
Doch für die Wochenmitte sind bereits tropische Temperaturen
angesagt, die uns schon bald wieder nach Regen rufen lassen und
dieser wird sich auch erneut einstellen. Kurzum: Nasse Störche
entsprechen nicht unserem Schönheitsideal, für andere Vögel
gilt diese Bemerkung ebenfalls. Was ich gestern über die
Unterscheidungskriterien von Fritz und Emma im Tagebuch geäußert
habe, kann man bei nassen Störchen ebenso anschaulich,
wenn nicht sogar noch besser demonstrieren. Unsere gar nicht
mehr so Kleinen präsentierten während des Regens dem Publikum
bevorzugt ihre Rückseite, weshalb wir alle in Ruhe die einzelnen
Federpartien studieren konnten. Ich füge die entsprechenden
Schnappschüsse vom späten Nachmittag bei.
Fritz als
Giraffenimitator! |
Kaum mehr wieder zu erkennen,
Fritz
und Emma! |
Im Forum wird heute gefragt, ob
denn die Ringe für unser Jungvolk überhaupt die richtige
Größe hätten und ob nicht mit dem Wachstum der Beine
die Ringe zu klein werden könnten? Zweifellos sind das
alles berechtigte Fragen, um deren Beantwortung ich mich
bemühen werde. Die Antworten dazu im Forum treffen
im Prinzip den Nagel schon auf den Kopf. Bei der
Konstruktion der Ringe wird an Hand eines umfangreichen
Datenmaterials der Durchmesser der Beine an
erwachsenen Vögeln ermittelt. Außerdem ergeben die
vorgenommenen Messreihen auch den geeignetsten Querschnitt
für den zu konstruierenden Ring. Es gilt nämlich nicht immer die
These, die Vogelbeine seien nur einfach rund. Nun kennt man den
benötigten Ringdurchmesser sowie den dazu passenden
Ringquerschnitt. Für die endgültige Fertigung muss der
Ring, in unserem Falle der schwarze ELSA-Ring, einen etwas
größeren Durchmesser aufweisen als der des dicksten gemessenen
Beines. Nun muss man keine Sorge mehr haben, dass der Ring
beim ausgewachsenen Vogel einwachsen kann. Das wäre geklärt!
Einem erwachsenen Storch passt der Ring auf
alle Fälle. Aber wie sieht es mit den Jungen aus? Da gibt es
allerdings eine kleine Einschränkung. Wollte man Nestlinge,
die jünger sind als 14 Tage in der Weise beringen, wie es bei
Emma und Fritz geschehen ist, bestünde die Gefahr, dass der
Ring über das Intertarsalgelnk nach unten rutschen könnte oder aber,
was wesentlich schlimmer wäre, im Bereich des genannten Gelenkes
sich verkanten und festsetzten könnte. Eine Beeinträchtigung
des Vogels wäre dann unausweichlich. Deshalb ist man bei der
Beringung von Jungstörchen an gewisse zeitliche Limits
gebunden, die auch den richtigen Sitz des Rings garantieren.
So sollte man erst im Alter von drei Wochen beginnen und mit
der sechsten Lebenswoche aufhören. Die obere Grenze findet
ihre Berechtigung aber weniger wegen des Rings (der passt auf alle
Fälle), sondern mehr wegen der Gefahr, dass die Jungen im genannten
Alter nicht mehr unbedingt die Akinesehaltung einnehmen und das Nest
vorzeitig verlassen können. Ab der dritten Lebenswoche - und
wir konnten das an unserem Nest beobachten und auch jetzt ist es
noch auffälliger – sind die Beine der Störche überdimensional
groß, das heißt zu diesem Zeitpunkt passt der Ring bereits
und später bleibt immer noch ein kleiner Spielraum.
Mit dem Ausfliegen der Jungen ist das Wachstum bei
Störchen abgeschlossen. Die Beine werden nicht mehr dicker, auch
nicht mehr länger, die Körpergröße ist festgelegt, lediglich das
Gewicht variiert je nach Jahreszeit und Ernährungszustand. Nestlinge
von 7 Wochen sind sogar so schwer wie nie mehr in ihrem Leben. In
der letzten Phase im Nest müssen die Jungen sogar noch einiges
Abspecken. Sie werden von ihren Eltern ein Weilchen auf Diät
gesetzt und nur noch ganz selten gefüttert. Dies soll die
Affinität, das Nest zu verlassen, entscheidend
fördern. Emma und Fritz werden ihre Ringe also bis zu ihrem
Lebensende tragen.
Georg brachte, der Nässe trotzend,
wieder einige Fuhren Gras mit, eine Maßnahme, die sicher
half, ein wenig von der Nässe zu binden und aufzusaugen.
Grasmann Georg!
Auch sorgt das eingetragene Pflanzenmaterial,
das Nestgefüge zu stärken und durch Verrottung für ein günstigeres
Nestklima zu sorgen. Der Abend brachte keinen Regen mehr, dafür
gesellte sich Pauline wieder einmal zu ihren Jungen,
um ihnen zu demonstrieren, dass sie auf jeden Fall in schlechten
Zeiten mit ihrer Unterstützung rechnen können und wenn diese
auch nur moralischer Art sein sollte.
Schön, dass Mama wieder da ist! |
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26. Jul. 05 |
Emma und Fritz sind wieder trocken! Etwas anderes sollten wir auch nicht
erwartet haben. Als frei lebende Tiere, die ihre
Nester ungeschützt vor Wind und Wetter anlegen,
sollte man schon eine gewisse Wetterfestigkeit erwarten und
die ist auch vorhanden. Nur, was sich in Millionen von
Jahren durchsetzt und bewährt, wird auch Bestand haben.
Alle Irrläufer und Fehlentwicklungen werden m Laufe der Evolution
wegrationalisiert.
Hatte heute „autowerkstadtmäßig“ in der
Kinderzechstadt zu tun. Ich fuhr den Weg entlang der
Wörnitz und stieß zuerst unterhalb von Schopfloch auf das
sehr spät eingetroffene und sich gefundene
Storchenpaar. Zu einer Brut auf dem Dach des Rathauses
kam es nicht mehr. Nun pendelt das Paar tagsüber auf den
Wörnitzwiesen hin und her und verbringt die Nacht stets im Nest. Das
beringte Weibchen aus der Nähe von Leipzig kam
erst spät an, der richtige Partner sogar erst um
Mitte Mai. Da „Sie“ eine alte Bekannte ist, kann
im nächsten Jahr, ihr Überleben und eine zeitigere Rückkehr
vorausgesetzt, vielleicht mit einer weiteren Brut gerechnet
werden. Zuerst traf ich „Sie“ in einer noch ungemähten Wiese
im Mündungsbereich der Wörnitz in die Zwergwörnitz beim
Aufsammeln von Insekten. „Er“ folgte 100 Meter
weiter einem Traktor bei der Mahd. Hier hatte es
der Storchenmann auf Mäuse abgesehen. Bei der Rückfahrt war
das Paar zusammen auf der gemähten Wiese anzutreffen.
Ich baute mein Stativ sowie mein Fernrohr auf und
konnte den Ring des Weibchens erneut ablesen. Nur
zwei Kilometer weiter, ich befand mich in Höhe der
Froschmühle vor den Toren Dinkelsbühls, hielt ich erneut an. An
der gleichen Stelle wie am 21. Juli konnte ich einen
weiteren Storch nahe der Straße in einer ungemähten Wiese
beobachten. Ein Blick durchs Fernglas zeigte mir, dass
es derselbe Storch wie vor knapp einer Woche war. Er trug
rechts über dem Fersengelenk einen schwarzen Elsaring. In
Windeseile hatte ich abermals mein Spektiv auf das
Stativ geschraubt und nahm den Ringstorch ins Visier. Dass die
neuen Ringe das Ablesen der Ringnummer sehr
erleichtern, fand ich in diesem Falle abermals bestätigt.
Säße der Ring oberhalb der Zehen, gäbe es keine Chance die
Ringnummer im hohen Gras abzulesen. Jetzt aber gelang es mühelos und
in relativ kurzer Zeit. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um
einen erst einjährigen Storch handelte, der von mir im
vergangenen Jahr in Herrieden an der Altmühl beringt
wurde. Zusammen mit einem kurzen Besucher, der sich in meiner
Heimatstadt Feuchtwangen vor einigen Tagen hat sehen lassen, bereits
der zweite einjährige Storch des Jahrganges 2004 aus
meiner „Feder“, der in die Nähe seines Geburtsortes zurückgekehrt
war. Über diese vor Jahren noch für unmöglich gehaltene
Entwicklung habe ich Sie schon früher ausführlich informiert.
Hier tut sich in Sachen Storch Dramatisches und es lohnt
sich schon allein, um diese äußerst spannende Geschichte
weiter zu verfolgen, auch in den nächsten Jahren viele
Jungstörche zu beringen. Ohne dieses Mittel könnten man diesen
gewaltigen Umbruch im Leben Meister Adebars nicht
verfolgen. Somit ist jeder beringte Storch in diesem Falle ein
großer Gewinn für die Wissenschaft und jeden Einsatz wert.
Da treibt sich doch nun schon fast eine
Woche ein einjähriger Storch, der sicher noch keine
Brutabsichten hat, vor den Toren Dinkelsbühls herum. Ist er
für die letzten Drohgebärden von Georg und Pauline
verantwortlich? Er wird ja doch den einen oder anderen
Ortwechsel vollziehen müssen und dann gelegentlich auch über dem
alten Rathaus zu sehen sein. Die Froschmühle liegt gerade mal
2500 Meter vom Nest entfernt, für Störche sicher eine
Kleinigkeit, diese Strecke mal schnell zu überwinden. Zu meiner
Beobachtung passt auch ein Anruf, der mich heute
Nachmittag erreichte. Ein Bürger aus Segringen meldete mir,
dass seit ein paar Tagen ein Storch im Ort
auftauche. Er stehe entweder auf dem Dach der Kirche oder auf
dem örtlichen Wirtshaus. Ob er dort auch übernachte, könne er
mir nicht sagen. Da die Froschmühle sowie der Dinkelsbühler Ortsteil
Segringen nicht weit voneinander entfernt sind, halte ich es für
sehr wahrscheinlich, dass der einjährige Storch aus Herrieden
und der Besucher in Segringen ein und dieselbe Person
sind. Ich werde der Sache noch nachgehen und sie auf dem Laufenden
halten.
Es bleibt im Nest dabei, dass nach den
Fütterungen die Alten sehr schnell das Weite suchen.
Es gibt keine langen Aufenthalte mehr.
Kampf ums Essen |
Tohuwabohu! |
Das Essen ist da!
Nur bei Gefahr funktioniert das
Abwehrverhalten von Georg und Pauline und beide stehen plötzlich
und ganz unvermittelt im Nest. Ist die Störung allerdings wieder
vorbei, verschwinden zuerst Georg (er wird den Eindringling aus dem
Luftraum hinaus eskortieren) und bald danach auch Pauline wieder.
Nach wie vor stehen die Fütterungen in
ihrer Wichtigkeit an erster Stelle. Das geht aber so schnell,
dass Einzelheiten nicht zu erkennen sind. Baumeister Georg
ließ es sich nach dem verregneten Vortag nicht nehmen, wieder
Einiges für den Ausbau des Nestes zu leisten. Man sah ihn mit
allerlei Geäst, aber auch mit dem einen oder anderen
Grasbüschel ins Nest schweben.
Georg als fleißiger Baumeister!
Welche Stellungen Emma und Fritz im
Laufe des Tages einnahmen, geht schon fast nicht mehr auf die viel
beschworene Kuhhaut. Da gab es alles. Vom toten Mann,
respektive toter Frau, über „Meterstabstellung“,
Nestausmessstellung bis zur fantastischen Federleiter.
Wenn man mal so kurz auf die Website sah, konnte man
meinen, Emma oder Fritz hätten bereits das
Zeitliche gesegnet. In so verdrehter und abstruser Stellung
hatte man sie selten gesehen. Es dauerte dann schon geraume Zeit,
bis sich die Federknäuel wieder entwirrten und alles in geordneten
Bahnen ablief.
Tote Frau!? |
Was gehört zu wem? |
Querliegen!
Mal links, mal rechts!
Messstellung!
Die Federleiter mit 33 Sprossen, nein Federn!
Die Nacht blieb unser Duo zur Abwechslung ohne
elterliche Direktbewachung. |
|
27. Jul. 05 |
Der Abschluss des Tages als positives
Highlight soll im Tagebuch an erster Stelle
stehen. Es gab nämlich auch noch Trauriges an diesem
Mittwoch.
Wie angekündigt lief die Sendung „BürgerAktiv“
im Bayerischen Fernsehen zwischen 20:15 Uhr und 21:00 Uhr. Als
erster Beitrag wurde der Unsrige ausgestrahlt. Man sah
Schorsch bei der Nahrungssuche, danach Bilder von der
Beringung und ein kurzes Statement Ihres
Tagebuchschreibers mit Kopf. Trotz der Kürze waren es
schöne Bilder, die einen kleinen Eindruck von unserer
Arbeit gaben. Mehr war von den Fernsehschaffenden gar nicht
beabsichtigt. Auf das Projekt der Storchenkamera wurde man ja auch
erst bei den Recherchen vor Ort aufmerksam und dass wir überhaupt
zum Zuge kamen, war mehr ein Zufallsprodukt als vorab
geplant. Dass mit einem Beitrag, wie wir ihn erleben durften, auch
ein Stück Werbung verbunden ist, bedeutet einen
schönen Nebeneffekt. Ich freue mich natürlich auch, dass
mein Auftritt im Arbeitszimmer unseres lieben Adlerapothekers
von Ihnen so positiv aufgenommen wurde und ich Sie durch mein
Geplappere nicht enttäuscht habe. Als Fazit
darf festgehalten werden: Es hätte ruhig ein wenig länger
dauern dürfen, aber unter den gegebenen Umständen konnte man
nicht mehr erwarten. Was gesendet wurde, konnte sich
aber rundum sehen lassen. In der Kürze liegt ja bekanntlich
oft die Würze.
Nun zum traurigen Teil des Tagesgeschehens.
Um die Mittagszeit, ich war noch in der Schule, ging bei mir
ein Anruf des in Nürnberg ansässigen überregionalen
Energieversorgers N-ERGIE ein, der zu unseren Hauptsponsoren
von Storchennest Dinkelsbühl zählt. Dort hieß es, dass Monteure
des Unternehmens zur Zeit damit beschäftigt seien, einen
toten Storch von einem Mast der 20-KV-Leitung im Ortsbereich
von Mosbach zu bergen. Die Arbeiten seien noch im Gange.
Der Todesmast, im Hintergrund der
Mosbacher Kirchturm, in dessen unmittelbarer Nähe das Storchennest
Ich machte mich deshalb nach Schulschluss
sofort auf den Weg in den nahe gelegenen Ort an der Wörnitz,
wo ich am 3. Juni die ersten Jungstörche des
Jahres 2005 beringt hatte. Das Paar hatte erfreuliche
4 Junge zum Ausfliegen gebracht und etwa seit 14 Tagen
sah man die Familie meist vereint in den Wiesen der Umgebung
auf Nahrungssuche. Doch ein Junges des hoffnungsvollen
Quartetts starb heute gerade mal 150 Meter vom Nest
entfernt einen schrecklichen Tod. Vom
Transformatorenhäuschen Mosbach, dieses steht unmittelbar
neben einer Scheune eines landwirtschaftlichen Betriebes, zweigt
eine 20- KV-Leitung in Richtung Tribur ab. Bereits am
ersten Mast nach der Trafostation geschah das
Unfassbare.
Augenzeugen des Geschehens sind
nicht bekannt, jedoch entbehrt die Entdeckungsgeschichte
nicht einer gewissen Brisanz. Mitarbeiter des
Energieversorgers N-ERGIE waren am Vormittag in der
Gegend um Mosbach zufällig mit Arbeiten beschäftigt. Als
sich ihr Fahrzeug dem Ort Mosbach näherte, entdeckte einer
der Beschäftigten am genannten Mast etwas Weißes
aufleuchten, was da nicht unbedingt hingehört. Er fuhr die Stelle
an, um sich ein genaueres Bild machen zu können. Der Landwirt, auf
dessen Grundstück sich der Mast befindet, wunderte sich, als er ein
Fahrzeug des Stromversorgers auftauchen sah. Er erkundigte
sich nach dem Grund ihres hier Seins und erhielt zur Antwort, dass
sich über ihm auf dem Mast ein toter Storch befände. Erst jetzt
blickte der Landmann nach oben und sah die Aussage bestätigt. Die
Rekonstruktion der Vorgänge am abgesicherten Unglücksmast
ergab möglicherweise folgenden Ablauf: Ein Jungstorch muss,
warum auch immer, auf der Traverse des besagten Mastes gelandet
sein oder eine Landung versucht haben. Nun gehört der
erwähnte Masttyp nicht gerade zu denen, die bevorzugt zu einer
Landung einladen. Die Traverse trägt drei Isolatoren.
Der
Mast in Nahaufnahme
Die Zwischenräume, die sich als Landeplatz auf
der Traverse ergeben, sind alles andere als geräumig und dennoch
muss es der Storch versucht haben. Ob es schon beim Landeversuch zur
Tragödie kam oder danach beim Abflug, muss offen bleiben. Auf jeden
Fall überbrückte der etwa 12 Wochen alte Jungstorch
mit dem rechten Flügel die durch eine Kunststoffhaube
gesicherten Strom führenden Teile des Mastes. Da der Masttyp
technisch bedingt mit einer verkürzten Isolatorhaube ausgerüstet
werden musste, konnte dies den Stromtod ermöglicht haben. Auf alle
Fälle geriet der Mosbacher Jungstorch, wie zwei
Strommarken verraten, mit der Hand sowie mit dem
Flügelansatz im Bereich der Schulter unter Strom.
Verkohlte Knochensplitter sowie verkohlte Haut und Fleisch sind
Beweis dafür, dass der Storch kurzzeitig in einem Lichtbogen unter
einer Spannung von 20 000 Volt stand. Die Einwirkungen des Stroms
ließen die Knochen im Bereich des Handgelenkes durchschmoren,
so dass dieser Teil des Flügels abgetrennt wurde.
Die abgetrennte Hand mit der Strommarke |
Die 11 Handschwingen |
Die Austrittsstelle des Stroms lief
durch das linke Bein. Die Zehen verbrannten,
der Knochen etwa zehn Zentimeter oberhalb der Zehen wurde
abgetrennt.
Der abgetrennte
Fuß |
Der Rest des linken
Beines mit dem Ring |
Abschließend
vermute ich, dass der Unglückliche beim Landeanflug
auf den Mast mit einem Flügel das Leiterseil und
gleichzeitig mit einem Fuß auf dem Mast aufsetzte oder
mit demselben Körperteil ein zweites Leiterseil berührte. Der
tote Storch blieb anschließend zwischen den Leiterseilen und
der Traverse hängen. Zur Bergung des Toten musste für
geraume Zeit der Strom in Mosbach abgeschaltet
werden, so dass sich die Todesnachricht im Ort wie ein
Lauffeuer verbreitete. Wahrscheinlich wäre das Unglück auch bei
längerer Haube nur schwer vermeidbar gewesen. Am ehesten hätte
wahrscheinlich das Anbringen einer Abweisstange geholfen,
aber meistens ist man hinterher immer klüger. Solange die
Energie in der bei uns verbreitetsten Form transportiert wird, sind
Verluste wie der beschriebene nicht zu vermeiden.
Trotzdem müssen die Bemühungen der Energieversorger
weiter gehen, gefährliche Masten und Stromtrassen
vogelsicher zu machen. In Franken leistet hier
N-ERGIE
Vorbildliches und sollte sich durch den bedauerlichen Fall
aus Mosbach nicht beirren lassen. In Gesprächen, die
regelmäßig zwischen dem Vogelschutzbeauftragten des Konzerns,
Ernst Silberhorn und Natur- und Vogelschützern
stattfinden, werden Problemfälle besprochen,
Lösungsvorschläge unterbreitet und nach Verbesserungen gesucht.
Vielleicht bringt der bedauerliche Tod des Jungstorchs zumindest
eine Optimierung in den
Absicherungsbemühungen, die
zumindest von Fall zu Fall statt einer Haube eine Abweisstange als
Sicherungsmaßnahme mit sich bringt.
Ich nahm den Kadaver des Jungstorches in
meine Obhut, wog das Opfer noch und bettete es in
meinem Garten unter einem Goldregen zur Ruhe. Mit genau
3600 Gramm zeigte sich der Storch sehr gut im
Futter und wäre sicher bald und gut konditioniert zur Reise ins
Winterquartier aufgebrochen.
Solches Ungemach droht Emma und Fritz
natürlich auch, sobald sie das Nest verlassen haben. Doch sich schon
jetzt verrückt zu machen, hilft keinem wirklich weiter.
Heute sind es genau 40 Tage, seitdem
Fritz und Emma das Licht der Welt erblickten. Ihre
Gewichtskurve steigt weiter an, wenn auch nicht mehr so steil
wie in den letzten Wochen. Sie dürften im Augenblick nur mehr
unwesentlich leichter sein als das Todesopfer aus Mosbach. So 3
Kilo sind es bei beiden inzwischen auch schon geworden. Im
Stehen wachsen sie bereits mühelos aus dem Bild, so dass
bald eine neue Kameraeinstellung ansteht.
Wo wachsen sie denn hin?“
Die heiße Witterungsperiode, die gestern
begann und heute bereits die 30-Grad-Marke fallen ließ,
bewirkte sehr schnell, dass unsere Alten zwecks
Thermoregulation ihre „weißen Strümpfe“ anlegten.
Weiße Strümpfe und dazu gab's noch Luftalarm
Schon beachtlich mit welcher Präzision
und mit welcher Schnelligkeit dieser „Spezialkot“
gezielt auf die Beine abgesetzt wird. Wenn man bedenkt, dass
vorgestern noch für kurze Zeit eine kleine Pfütze
im Nest stand, muss man noch mehr staunen. Georg blieb auch
weiterhin ein fleißiger Arbeiter.
Da unten passt
mir einiges noch nicht! |
Ich probiere es mal
auf der anderen Seite! |
Doch heute leistete er sich schon ein
kleines Kabinettstückchen. Wir wissen, dass im Nest nicht
sehr viel Platz ist und dass es Pauline und ihr Gemahl
vorziehen, sofort nach der Fütterung wieder zu verduften. Nun
geschah es, dass sich Schorsch mit einer größeren Fuhre
Ästen dem Nest näherte. Doch wie sollte er mit dem sperrigen
Gut landen, wenn Emma und Fritz schon die gesamte Breite des
Nestes einnehmen Da kam unser Nestbauer auf eine gelungene
Idee. Er landete einfach neben dem Nest auf dem
Dachfirst. In einer zweiten Runde schwang er sich dann den
kleinen Absatz zum Nest hoch und konnte nun gefahrlos und ohne seine
Jungen mit einer unkontrollierten Landung zu gefährden, das
Nistmaterial einbauen.
Da kommt einer durch die Hintertür!
Den Fütterungen fehlte erneut Nichts an
der schon oft beschriebenen Dynamik und Wildheit und
abermals hatten es Schorsch und Pauline gegen 13 Uhr sowie um 16:30
Uhr mit einem Fremdstorch im Luftraum über der Stadt zu tun.
Wir haben Hunger! |
Da würgt einer aber heftigst! |
Wie sich die Bilder doch gleichen, aber immer
noch funktioniert die Alarmierung auch ohne jede
Funkübertragung. In Abwesenheit ihrer Eltern gab es
für Emmi und Fritzchen reichlich Gelegenheit ihre schon mächtigen
Schwingen zu trainieren und den Muskelaufbau
positiv zu beeinflussen.
Ganz schön mutig!
Da hebt einer gleich ab! |
Storchentanz!
|
Die nächste Nacht verbrachten die
Heranwachsenden erneut ohne Begleitung der Eltern. Fritz
und Emma waren allein zu Hause!
Allein zu Hause |
|
28. Jul. 05 |
Die Hitze erreichte heute schon fast
extreme Werte. Auch über der Wörnitzstadt flimmerte die
Luft bei fast 35 Grad im Schatten. Man hatte
zwischendurch den Eindruck, als wollten Georg und Pauline
ihren beiden Nachkommen zeitweise etwas Linderung vor
der direkten Sonneneinstrahlung bieten, denn schon lange
hatte man sie nicht mehr so ausdauernd bei ihren Jungen verweilen
sehen. Die Schatten spendende Stellung, die sie dabei wieder
einzunehmen versuchten, unterstrich das Bemühen der Eltern um
zusätzliche Kühlung. Noch deutlicher zeigte sich diese Bemühen
im Bekoten der Beine. Wenn man nicht wüsste, dass Störche
rote Beine haben, würde man angesichts der Bilder eher auf eine
weiße Beinfärbung schließen. Was Georg und Pauline recht ist, sollte
ihrem Nachwuchs billig sein! Also ließen sich auch Emma und Fritz
nicht lumpen und begannen ebenfalls, ihre immer länger werdenden
hinteren Extremitäten von einem gelblichen Grau in ein weißliches
Beinkleid umzufärben.
Der Tag brachte keine besonderen
Vorkommnisse, sondern war geprägt von großer Routine. Es
gab – so weit kann Routine führen – abermals Luftalarm, wobei
vielleicht erneut der von mir im Wörnitztal seit über einer Woche
beobachtete einjährige Storch eine gewisse Rolle zu
spielen scheint.
Alarm!
Die Gesamtfamilie im Einsatz!
Georg steht links! |
Augen nach oben
und Imponiergehabe! |
Der Fersensitz ist für unsere
Youngsters eine sehr beliebte Ruheposition. Gerade wenn
das Stehen noch nicht so lange durchgehalten werden kann, bleibt
diese „Übergangslösung“ eine willkommene Variante. Was
für manche vielleicht eher aussieht, als wollten Emma und Fritz
eine kleine Kostprobe ihrer gesanglichen Fähigkeiten abgeben, ist
pure Notwendigkeit.
Einsame Rufer in der Wüste?
Vögel, und somit auch Störche, geben,
wie unsere Hunde, überschüssige Hitze durch Hecheln aus dem
Körper ab. Was Emma und ihr Bruder so dicht am Nestrand
wollten und sie sogar ihre Köpfe ein wenig über denselben
hielten, kann nur vermutet werden? Haben die Eltern bei der
letzten Fütterung Ungenießbares mitgebracht, so dass sich
nun ihr Nachwuchs übergeben musste?
Ist uns schlecht!
Keine Angst! Die Phantasie scheint mit mir ein
wenig durchgegangen zu sein.
Futtergaben erfolgten ausreichend. Was sollte
auch anderes geschehen? Wenn Eltern so gut funktionieren, braucht
man sich um das Wohlergehen des Nachwuchses keine Sorgen zu machen.
Fütterung mit
„weißen Strümpfen“! |
Als Betthupferl gibt es
noch einmal Maus! |
Am Abend nach der letzten Fütterung zog es
Pauline vor, der Einfachheit halber im Nest zu bleiben und an der
Seite von Emma und Fritz die Nacht zu verbringen.
Pauline bleibt über Nacht! |
|
29. Jul. 05 |
Der nächste heiße Tag stand an und damit
auch die Gefahr neuer schwerer Unwetter, wie sie am
Vorabend im Westen bereits gewütet hatten. Während des Tages
erreichte die Schwüle hohe Werte und ließ für den Abend
nichts Gutes erwarten. Um 20 Uhr hatte sich der
Himmel völlig überzogen und die ersten Blitze zuckten.
Doch danach ging es zwischen Feuchtwangen und Dinkelsbühl, wie auch
im restlichen Mittelfranken, hoch her. Ein kurzes, aber heftiges
Gewitter entlud sich, das neben schweren Windböen auch
starken Regen mit sich brachte. Kurzzeitig war von den Jungen
kaum mehr etwas zu erkennen. Auf dem Höhepunkt des
Unwetters gegen 20:45 Uhr konnte man glauben, die Welt
ginge unter.
Das Unwetter auf seinem Höhepunkt!
Doch nach einer halben Stunde war das
Schlimmste vorbei und die Witterung beruhigte sich von Minute zu
Minute wieder. Ein Blick zum Nest ließ schnell
Entwarnung aufkommen. Fritz und Emma hatten sich im
Nest flachgelegt und dadurch den Böen erfolgreich
getrotzt. Kein Wunder, dass während der stärksten Böen
die Jungen allein waren, denn kein Storch fliegt freiwillig
bei derart unberechenbaren Windverhältnissen. Doch mit dem
Abzug der Gewitterfront erschien, wahrscheinlich war es Pauline,
einer der Altstörche am Nest und wich für den Rest der Nacht
nicht mehr von der Seite der Jungen.
Pauline hat sich
zu ihren Jungen gesellt! |
Trockenübungen
nach dem Unwetter |
Ihr Tagebuchschreiber verbrachte die
Zeit des Gewitters bei einer wichtigen Probe des
Kirchenchores für das morgige Konzert. So bekam ich auch einen
Anruf von Thomas Joas erst zeitversetzt mit, in
dem er mir mitteilte, dass einer der Jungstörche aus dem
Nest in Wittelshofen während des Unwetters aus dem
Nest gestürzt sei und er sich nun auf den Weg mache, um bei
der Versorgung des Unglücksraben mitzuhelfen und mitzuberaten.
Interessenten sei die Homepage der Gemeinde unter
www.wittelshofen.de empfohlen, die ein hoch interessantes
Storchentagebuch enthält, in dem Hansjürgen Wölfinger die
Vorgänge um das Storchennest seiner Heimatgemeinde liebevoll
beschreibt. Auch die heutigen Ereignisse werden im Tagebuch ihren
Niederschlag finden.
Offensichtlich war es also an anderen
Storchenorten weniger glimpflich abgegangen. Da die Jungen aus dem
Wittelshöfener Nest schon seit 10 Tagen fliegen konnten, hatten sie
das Unwetter vielleicht in stehender Position aussitzen wollen. Dies
wurde einem von ihnen zum Verhängnis. Ebenso für möglich halte ich
auch folgenden Hergang: Die Jungen waren, es war noch
nicht dunkel, auf der Nahrungssuche außerhalb des Nestes. Als
sie zu Beginn des Unwetters das Nest ansteuerten,
verfehlte das Absturzopfer wegen der schwer zu
berechnenden Windverhältnisse den Landepunkt am Nest,
prallte gegen ein Hindernis, wahrscheinlich gegen den das
Nest tragenden Kamin und kam danach zum Absturz. Als
er am Boden liegend gefunden und geborgen wurde, zeigte er
äußerlich keine sehr schweren Verletzungen.
Abschürfungen und kleinere blutende Wunden im Bereich des
Brustbeins waren die einzig sichtbaren Verletzungen. Dass
der Junge auch leicht aus dem Schnabel blutete,
ließ dagegen nichts Gutes ahnen. Thomas Joas
verbrachte das Sturmopfer sofort uneigennützig nach
Ellwangen (nicht der nächste Weg) in die Vogelauffangstation
des NABU, geleitet von Reinhold Schuster, einem
erfahrenen Vogelpfleger. Morgen soll eine Röntgenuntersuchung
genauere Anhaltspunkte über die Verletzungen des Storches aus
Wittelshofen erbringen. Doch diese Hiobsbotschaft blieb
nicht die einzige. In Windsfeld an der Altmühl
südlich von Gunzenhausen hatte es ebenfalls einen Storch vom
Nest geblasen. Er verbringt die kommende Nacht in
einer Scheune und soll morgen wieder frei
kommen. Ein zweiter Storch lag in den Abendstunden
unweit des Dorfes in einer Wiese. Ob er ebenfalls Opfer des
Unwetters geworden war, steht noch nicht fest. Da er offensichtlich
verletzt war, wurde ein Fangversuch gestartet, jedoch erfolglos
abgebrochen. Der nächste Morgen soll schließlich Klarheit schaffen.
Da haben unser Fritz und unsere Emma aber Glück
gehabt. Und wenigstens Pauline ist ebenfalls nichts passiert. Ob
Schorsch die Unbilden des Wetters überstanden hat, ist zu hoffen und
anzunehmen, gesichtet hat ihn aber, wie auch, am Abend nach dem
Gewitter niemand mehr.
Dabei hatte der Tag noch so
hoffnungsvoll begonnen. Für mich stand heute der letzte
Schultag vor den großen Ferien auf dem Programm und es
hieß Abschied nehmen von meiner lieb gewonnenen Klasse 2a.
Auch für meine Schulschnecken war es nicht ganz leicht, sich von
ihrem Schulpapa zu verabschieden. Dass es nach langen Jahren auch
für die Zweitklässler wieder einmal Noten zu vergeben gab, machte
die Angelegenheit für Lehrer und Schüler noch eine Spur aufregender.
Im Nest durfte derweil Familie Storch
den Morgen gelassen und in Harmonie begrüßen. Georg
nahm sich sogar Zeit, einige Minuten bei seinen
Jungen zu verbringen,
Emma, schau! Papa bleibt etwas länger bei uns!
ehe er sich zwischendurch auf kurze Ausflüge
zum Sammeln weiterer Äste begab.
Aus der Bahn! Ich komme schwer bepackt!
Wie Drohgebärden und heftige
Klapperstrophen bewiesen, kreuzte mindestens ein fremder Storch
erneut den Luftraum über der Stadt.
Schon wieder ein Störenfried!
Die Fütterungen ließen an Wildheit
und Fressgier nichts zu wünschen übrig und es ist jedes Mal
überraschend, dass bei allem Sturm und Drang Georg und
Pauline die Gastspiele am Nest unbeschadet überstehen.
Futter! |
|
30. Jul. 05 |
Böses Erwachen am Morgen nach dem Unwetter.
Nein, keine Panik! Mit Emma, Fritz & Co. war alles in Ordnung.
Dies interessierte natürlich in erster Linie, aber man sah unser
Duo und seine Eltern nur mehr schemenhaft wie
durch einen Nebelschleier und dabei war das Wetter
über dem Nest recht annehmbar. Es gab zwar immer wieder kurze
Schauer, aber so eine schlechte Sicht herrschte weder in
Feuchtwangen noch in Dinkelsbühl. Je länger man das Bild der Webcam
beobachtete, umso schlechter wurde die Qualität. Da
wir vor drei Jahren schon einmal einen ähnlichen Fall
zu beklagen hatten, war die Diagnose nicht schwer. Während
des abendlichen Unwetters mit stürmischen Böen und
heftigstem Regen hatte es irgendwo durch das wasserfeste
Gehäuse einige Tropfen des Leben spendenden Nasses
gedrückt. Dieses Wasser begann nun durch die
Sonneneinstrahlung zu verdunsten, jedoch gab es für den
Dunst keine Möglichkeit aus dem Gefängnis zu
entweichen. Stattdessen beschlug die Scheibe, die vor dem
Kameraobjektiv angebracht ist, und machte uns Sehern das Leben
schwer.
Leichte Schleier ziehen auf!
Ich hatte zwar inständig gehofft, dass sich die
Situation im Laufe des Tages bessern würde, aber außer einem kurzen
Lichtblick in der rechten unteren Bildecke blieb es bei der
Hoffnung. Der Kreislauf Verdunstung – Kondensation – Verdunstung
konnte nicht unterbrochen werden.
Der kleine Lichtblick
Sollte sich auch bis morgen an der
Situation nichts Wesentliches verändert haben,
werden wir um einen Reparatureinsatz nicht herumkommen. Dabei
ist die Bezeichnung „Reparatur“ schon zu hoch
gegriffen, denn an der Kamera selbst ist mit Sicherheit
kein Schaden zu verzeichnen. Lediglich das Glas
vor dem Kameragehäuse muss abgeschraubt, das
Gehäuse selbst konsequent getrocknet (dies kann mit Hilfe
eines Föns erfolgen), danach ein Weilchen gewartet und
abschließend das Glas wieder angeschraubt werden. Vielleicht
wird mit einer Dichtungsmasse an den Stellen, an denen
diverse Kabel das Kameragehäuse verlassen, noch ein wenig
nachgelegt. Das wär's! Danach sollte wieder klarer
Durchblick herrschen. Ohne Feuerwehr kann diese Reparatur
allerdings nicht durchgeführt werden. Ich werde –
vorausgesetzt die Situation ändert sich nicht – mit den
hilfsbereiten Männern von der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl
für Montagnachmittag einen weiteren Einsatz planen.
Wir werden selbstverständlich das Nest nicht mehr anfahren,
sondern uns vorsichtig und umsichtig an die Kamera heranpirschen.
Natürlich werden uns die Jungen aus etwa fünf Metern Abstand
im Zustand der Akinese beobachten und außer einer kleinen
Aufregung keine Nachteile zu befürchten haben. Sie sind heute auf
den Tag genau 6 Wochen alt, am Montag sind eben es sechs Wochen
und zwei Tage. In diesem Alter würde ich es sogar noch ohne Bedenken
wagen, zur Beringung anzurücken. Da wir aber einen geziemenden
Abstand halten, wird für die Jungen keine Gefahr
bestehen. Ich versichere Ihnen auf diesem Wege, dennoch kein
Risiko einzugehen und für den Fall, dass die Jungen sich
anders verhalten als geplant, auf eine Reparatur zu
verzichten. Denn im Vordergrund steht in jedem Fall die
Unversehrtheit von Emma und Fritz.
Die beiden konnten sich hinter der
Dunstglocke im Kameragehäuse ganz gut im Nest verstecken
und sich teilweise unbeobachtet fühlen.
Ja wo sind sie denn? Die Einblicke sind wirklich betrüblich!
Dass es Fütterungen gab, konnte man dennoch
erkennen.
Das Mittagessen ist unterwegs
Mama lässt und allein, Fritzi! |
|
31. Jul. 05 |
Tag zwei nach dem Unwetter und Tag zwei nach
Eintrübung der Frontscheibe des Kameragehäuses.
Die Feuchtigkeit, die beim Unwetter vom 29. Juli in das
Gehäuse eingedrungen war, blieb auch am heutigen Tag
unverrückbar darin gefangen. Deshalb vereinbarte ich am
späten Vormittag mit unserem „Leiterfachmann“ der
Freiwilligen Feuerwehr Dinkelsbühl, Günter Rödel, einen
Termin für morgen 15 Uhr. Dann wird es so ablaufen,
wie gestern hier schon beschrieben. Es muss nur unser
Bestreben sein, die gesamte Feuchtigkeit aus dem
Gehäuse zu entfernen, damit nicht wenig später die gleiche
„Bescherung“ abermals auftritt. Diese Erfahrung mussten wir im
Jahre 2002 schon einmal machen, als zwei Einsätze bis zur
endgültigen Behebung des Schadens nötig waren.
Nach Einbruch der Dunkelheit
wollte ich mich wieder live vor Ort über die Schlafplätze
von Georg und Pauline informieren. Bei Pauline
lagen die Verhältnisse schon von vorne herein klar. Sie hatte sich
abermals entschlossen, die Nacht bei Fritz und Emma
zu verbringen.
Pauline übernachtet bei ihren Kindern
Und Georg stand, wie erwartet, auf dem
Giebel des ehemaligen Cafes Haagen schräg gegenüber
des alten Rathauses. Es war 22:45 Uhr, als ich mich noch ins
benachbarte Segringen, einem Ortsteil von Dinkelsbühl, begab.
Dort soll sich seit geraumer Zeit ebenfalls ein Storch aufhalten.
Die nächtliche Durchfahrt durch das menschenleere Dorf führte
mich auch an der Kirche des Ortes vorbei. Auf dem Dach des
Kirchenschiffes entdeckte ich den vermuteten Adebar.
So weit ich erkenne konnte, trug er einen ELSA-Ring, so dass
ich mir ziemlich sicher war, denselben Storch vor mir
zu haben, der seit fast zwei Wochen im Umkreis von
Dinkelsbühl zu beobachten ist und seitdem für reichlich
Luftalarm auch über unserem Nest sorgt. Er ist ein Jahr alt und
wurde im vergangenen Jahr von mir im Nest in Herrieden beringt.
Trotz der eingeschränkten Sicht konnten
wir uns ein Bild vom Wohlergehen unserer Jungen machen. Dass
beide nun auch schon mal längere Zeit im Nest stehen, wird in den
nächsten Wochen zu einem Dauerzustand werden.
Wer ist der Größte im ganzen Land?
Georg versuchte sich immer wieder als
Baumeister, da die Jungen nun verstärkt auch den Nestrand in ihre
Bewegungsspiel mit einbeziehen.
Die Kinderstube wird ständig ausgebaut!
Und mein Freund aus Segringen
sorgte erneut für einen kurzen, aber intensiven Luftalarm
über dem Nest.
Fast schon Routine – Alarm!
Da genügt es schon, wenn sich ein Fremdstorch
auf wenige Hundert Meter dem Nest nähert, um die Hausherren auf den
Plan zu rufen. Wie schlecht die Bildqualität durch die eingedrungene
Feuchtigkeit im Laufe des Tages wurde, soll der letzte Schnappschuss
verdeutlichen.
Endgültig kein Durchblick mehr!
Morgen wird dann, wenn alles wie geplant
verläuft, wieder ein einwandfreies Bild zu sehen sein. Den Jungen
wird nicht das Geringste passieren. |
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Bitte unterstützen Sie unsere
Spendenaktion zum
Erhalt und die Verbesserung des Lebensraumes der
Lebensgemeinschaft „Flussaue“
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Und noch zwei
kleine Hinweise in eigener Sache:
- Da wir auch immer wieder Rückmeldungen von Kindern und
Pädagogen bekommen, die unsere Website mit Interesse und
Freude verfolgen, möchten wir auch auf die verschiedenen Angebote
des Bund Naturschutz für Kinder und Jugendliche hinweisen.
Informationen und Programme für den Landkreis Ansbach
finden Sie hier:
Kinderzeit
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Auch in der storchenlosen Winterzeit sind weitere
Spenden
eingegangen. Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Beiträge zum
Erhalt der Webcam und zur Sicherung
des
Lebensraumes unserer Störche. |
Thomas Ziegler
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